Darmstädter Tagblatt 1892


25. Januar 1892

[  ][ ]

Abonnementspreis
dienteliſthrlich 1 Mark 50 Pf. halb=
jährlich
3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſlauiſichlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Uuterhaltungsblatt.

Inſerate
für das
wochentl. Gmal erſcheinende Tagblatt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Eppeditionen.
A.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.

l.

Montag den 25. Januar.

1892.

.

50

Betanntmachung.
Betr.: Wiederbeſetzung der Stelle des Bürgermeiſters der Haupt= und
Reſidenzſtadt Darmſtadt.
Die durch den Tod des bisherigen Inhabers erledigte Stelle des Bürgermeiſters
hieſiger Stadt ſoll neu beſetzt werden. Die Wahl erfolgt durch die Stadtverord=
neten
=Verſammlung gemäß Art. 31 der Städteordnung für das Großherzogthum
Heſſen auf 12 Jahre. Gewählt können nach Beſchluß der Stadtverordneten= Ver=
ſammlung
nur ſolche Bewerber werden, welche die Befähigung zum Richteramt oder
für den höheren Verwaltungsdienſt nachzuweiſen vermögen.
Der Bürgermeiſter iſt gemäß Art. 59 der Städteordnung penſionsberechtigt.
Auch wird er Mitglied der Wittwen= und Waiſen=Anſtalt der ſtädtiſchen Ange=
ſtellten
mit den Pflichten und Rechten wie ſie die Satzungen dieſer Anſtalt be=
ſtimmen
.
Der Gehalt betrug ſeither 8000 Mark und es wurde ein Averſum für Koſten
von Dienſtreiſen im Betrag von 1000 Mark vergütet. Entſprechende Vereinbarung
bleibt vorbehalten. Die Feſiſetzung der Bezüge erfolgt nach Art. 58 der Städte=
Ordnung vor der Wahl.
Bewerbungen wolle man bis zum 15. Februar d. 33. bei unterzeichneter
Stelle einreichen.
Darmſtadt, den 18. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Niedlinger, Beigeordneter.
1072
Geffentliche
Aufarderung.
Forderungen und ſonſtige Anſprüche an den Nachlaß der Katharine Arnet,
geboren zu Dalsheim, zuletzt wohnhaft dahier, ſind
binnen einer Woche
bei unterzeichnetem Gericht bei Meidung der Nichtberückſichtigung bei der Nachlaß=
ordnung
anzumelden.
Darmſtadt, den 16. Januar 1892.
(153
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
HornYerkeigerung.
Nächſten Dienstag den 26. d. Mts., Vormittags 10 Uhr,
werden in Großherzoglicher Hofmeierei
eine Partie Korn
öffentlich meiſtbietend verſteigert werden.
Darmſtadt, den 19. Januar 1892.
Administration
der Großherzoglichen Hofmeiereigüter.
Müller.
[241

Brenn= und Nutzholz=
Verſteigerung.
Die am 18. und 19. lſd. Mts. ſtatt=
ſgehabte
Verſteigerung von Brenn= und
Rutzholz aus dem ſeitherigen Beſſunger
Laubwald iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können von Montag
den 25. d. Mis. an bei unſerer Stadt=
kaſſe
in Empfang genommen werden.
Die Ueberweiſung des Holzes findet
an dem erſten Abfuhrtage Dienstag den
26. Januar l. Js. ſtatt.
Darmſtadt, den 22. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Niedlinger, Beigeordneter. 1238
Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung vom 20. d.
Mts. iſt genehmigt.
Darmſtadt, 22. Januar 1892.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
[1356
Eckſtorm.
Achon dem Verzeichniß der Ortſchaften
der Provinz Heſſen=Naſſau, des
Furſtenthums Waldeck, des Kreiſes Wetzlar
und des Großherzogthums Heſſen, aus=
ſchließlich
des Amtsgerichtsbezirts Wim=
pfen
, aus dem der Kreis, der Amtsge=
richtsbezirk
und die Beſtellungs=Poſtanſtalt
der Ortſchaften zu erſehen iſt, wird dem=
nächſt
eine Neuausgabe erſcheinen.
Hiervon können auch Privatexemplare
bezogen werden, deren Preis zur Zeit
jedoch noch nicht bekannt iſt.
Beſtellungen auf dieſes Ortſchaftsver=
zeichniß
werden durch das Poſtunterbeam=
ten
=Perſonal und an den Poſtſchaltern
bis zum 1. Februar angenommen.
Darmſtadt, den 23. Januar 1892.
Kaiſerliches Poſtamt I.
(369
Andreß.

ſFi

ine junge und eine alte Ziege, tra=
= gend, zu verkaufen.
1142
Näheres Expedition.
38

[ ][  ][ ]

256
Nr. 20
Bekanntmuchung.
Betreffend: Ortsbauſtatut für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt.
Nach Beſchlüſſen der Stadtverordneten=Verſammlung vom 19. März 1891,
bezw. 7. Januar 1892 und mit Genehmigung Großherzoglichen Miniſteriums des
Innern und der Juſtiz vom 9. November 1891 zu Nr. M. J. 29939 erhalten die
88 6, 7, 8 und 9 des Ortsbauſtatuts die unten aufgeführte Faſſung.
Außerdem werden nach Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom
21. November 1889 und zufolge Genehmigung Großh. Miniſteriums vom oben=
erwähnten
Datum in dem 8 46 des Orisbauſtatuts folgende Stellen geſtrichen:
8. Frankſurterſtraße, 9. Heidelbergerſtraße
Wir bringen dies mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntniß, daß die ge=
troffenen
Abänderungen ſoſort in Kraſt trelen.
Darmſtadt, den 13. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter.
(1000
8 6. In den im Stadtbauplan ſeſtgeſtellten einzelnen Bauquartieren ſoll das
Bebauen an noch nicht eröffneten Straßen nur im Anſchluß an ſchon eroffnete
Straßen und unter folgenden Vorausſetzungen erſolgen:
1) Die Lage und Form der Grundſlücke muß eine zweckmäßige Bebauung zu=
loſſen
oder es muß durch Verſtändigung der betheiligten Eigenthümer eine
Regulirung und Eintheilung der Grurdſtücke in angemeſſene Bauplätze er=
folgt
ſein.
2) Die Stadt muß im Beſitz und Eigenthum des ganzen Geländes der das
Quartier ringsum begrenzenden Straßen ſein, und zwar frei von allen Laſten.
3) Die noch nicht eroffnete Straße, an welche gebart werden ſoll, muß von der
Stadt für den Anbau vorläufig hergeſtellt ſein. Unter dieſer vorläufigen Her=
ſtellung
iſt verſtanden:
a. die Bildung des Straßenkörpers in der für die demnächſige endgültige
Herſtellung der Straße gebotenen Höhenlage, ſei es durch einſache Ebenung
oder durch Erdtranzporte für Auf= und Abträge;
b. die Abgrenzung des Straßenkorpers in Fahrbahn und Trotoirs mittelſt
geeigneter Vorrichtungen:
c. die für den Ablauf des Regenwaſſers der Straße erforderliche proviſoriſche
Einrichtung.
4) Liegen die unter 1 bis 3 bezeichneten Vorausſehzungen vor, ſo ſoll das Be=
bauen
der unter 2 erwähnten Straßen an beiden Seiten geſtattet ſein.
6) Durch die Beſtimmungen des gegenwärtigen Paragraphen werden die Vor=
ſchriften
in Art. 20 Abſ. 2 der allgemeinen Bauordnung, ſowie in Art. 20
Abſ. 1 daſelbſt und 8 35 der Ausführungsverordnung zur allgemeinen Bau=
ordnung
nicht berührt.
8 7. An den Enden, woſelbſt uneröffnete Straßen auf eröffnete aufloßen,
kann das Bebauen der Eckplätze auch ohne die Vorausſetzungen des 8 6 geſtattet
werden, wenn die Stadt wenigſtens auf die Länge des Beſitzthums des Bauenden
ſich im Beſitz und laſtenfreien Eigenthum des Straßengeländes in ganzer Breite der
unerbffneten Straße befindet.
88. Inſoweit die Stadt zufolge der 886 und 7 Eigenthum für Straßen=
gelände
erwirbt, hat ſie dafür 70 Pfg. pro Meter an den Veräußerer zu be=
zahlen
.
8 9. Sobald der größere Theil einer vorläufig hergeſtellten Straße als
bebaut anzuſehen iſt, ſoll die Straße eröffnet und befeſtigt, ſowie die Pflaſterung
der Goſſe und der Waſſer= und Gaszuleilung bewirkt werden. Die Herſtellung der
Straßenkanäle kann nicht eher beanſprucht werden als die bezüglichen Haupt= und
Sammel=Kanäle des fraglichen Bauquartiers vollendet ſind.

Bei mir erſchien:
Horvosität und Uhe
von
Dr. B. Cutenberg,
prakt. Arzt.
Preis 1 Mark.
Johs. Waitz,
Darmstadt. 11208

A. naAlA MN,
Weinhandlung,
18 obere Schützenſtraße 18,
empfiehlt:
Selbſtgekelterte, ſowie direkt vom
Produzenten bezogene
Weissweine,
Deutsche, französ., ungar. I.
ſalien. Rothweine,
Tokayer, Halaga, Sherry,
Madeira & Portweine,
veutschen Cognas,
Cognae
von Jules Robin & Co., Cognac.
direct bezogen,
Schaumweine
von
d. &amp Hl. Eraeges, Hochheim a. M.,
L. Oppmann, Würzburg
Mattheus Rüller,
(16844
Champagner,
von E. Merçior & Co, Epernay.

Australsches
Fleisoh-Eztraot,
an Güte den beſten Marken gleich,
empfiehlt in Töpfen ¼⁄ Pfd. engl.
2 M. Pſd. engl. - M. 3.60, 1 Pfd.
6 M.
engl.
dio Hinhorn- Apothoke,
gegenüber der Stadtkirche. (086

Bekanntmachung.
In der General=Verſammlung vom 9. Januar 1892 wurde die Auflöſung
der Actien=Geſellſchaft Ultramarinfabrik Wilhelm Büchner von Pfungſtadt
beſchloſſen.
Die Liquidation geſchieht durch den Vorſtand, welcher aus ſolgenden Herren:
Dr. Ernſt Büchner zu Pfungſtadt und Wilhelm Büchner daſelbſt, beſteht.
Die Bilanz iſt zu dem Handelsregiſter eingereicht.
Die Gläubiger werden aufgefordert, ſich bei der Geſellſchaft zu melden.
Eintragung in unſer Handelsregiſter (Geſellſchafts=Regiſter) hat heute ſtatt=
gefunden
.
Darmſtadt, 14. Januar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
1997
Dr. Weiß.

Gegen Huſten und
Heiſerkeit,
empfehle Gummi-Ronbons u. meine
ſehr wirkſamen Brust-Ronbons
nuch eignem Rezept.
Friedeioh Rhbors.
nur 16 Rheinſtr. 16.
Fine rothbraune Plüſch=Garnitur:
C. neu, preis würdig zu verkaufen.
G. Steingäſſer, Tapezier,
Heinichſtr. 45. (791

[ ][  ][ ]

Nr. 20

257

habon sich als die besten und verdaulichsten Huston- und ſatarrhmittol bewährt 8ie sind in allon
Apothekon und Oroquenhandlungen zu habon. Man verlange aber Looflundst. 116037

2

109

Meime gebranmtem Haſſees
in allen Preislazen zeichnen sich aus durch E- vollste Entwicklung des
Aromas, bosonders kräftigen Wohlgoschmack, erhebliche Ersparniss durch
grössere Ausgiebigkeit im Vorbrauch, -E infolge Einrichtung meiner
Maffee-Röstorol nuch neuestem System.-

Jiahonheit
Von
Pat. Oudhl woils Rodlb. Pat. Haſſoküll Apparat mit Sicherheils-Regulator zur Sicherung des bei der fuür stets gleich ausgezeich- alten Methode in Menge nete Röstung und volle verflüchtenden Aromas. Entwieklung des Aromas. Seg2

Loito-Rsgter

Ein Versuch wird überzeugen.

[1210

A. J. Supp am Markt (im Bathhaus).

8
S. J
S 8.

3

2.
30

25
5

S.
2
He.
J...
2

; ½
=
2
50
28

iiet mit der Königlieh Preussis
ldenen Staats- Medaillo, gowie mit
che=
den
höchsten Anszeichnungen auf allen Welt- und vielen anderen Aussiellungen

Verkauf zu Fabrikpreisen
bei
L. B. Müller, Darmstadt.
Alleinige Niederlage.
Eegante Ausfuhrung aller Drucksachen:
Facuren, Circulaiſe, Rrieſhtopſe, Firmnacouverts, Aemoranden, Frachibricko Avis.
und Adresskarten, Preiscourante, Packet- und Begleitadressen, Wechsel und
Ouittungen, Verlobungs, Hochaeits, Geburts und Tkauoranizeigen, Visit, Tische,
fanz. und Menukarten.
Grosses Lager in Schul., Schreib, Leichen., Mal- und Bureau-Artikeln,
Schr eib, Post- und Packpapieren, Leder., Holz- und Broncewaaren.

W. Dervolkonnneter Melal. Jraſl.-Einbaud. 2 W. Verkauf zu Fabrikpreiſen. W
Bücher mit Fatent-Rohhaut-Sprungrücken!
Die Firma J. C. König ≈ Ebhardt ist die oinzige Geschäftsbüchor.
Fabrik Hannovers, welche sowohl für ihre besseren Lagersorten als auch
fur sämmtliche Extra-Anfertigungen die neuen Patent=Kohhaut-Rücken in
Anwendung bringt. Diese Rohhaut-Rücken, welche den bisher üblichen
Papprücken ersetzen, sind bei viel grösserer Haltbarkeit weit elastischor
und ermöglichen durch ihre federkraft ein vollkommen ſlaches Aufschlagen
der Bücher.
[10917

Tannen- und Buchen Brennholz,
Kleingeschnitten und gezpalten,
liefert bei freiem Transport die Dampf=Holzſchueiderei
Emd. Schifer,
117229
Martinsſtraße 14.

Wer ſich eine
Mdsken-
Garderobe
einrichten will, erhält 50 verſchie=
dene
, dauerhafte Masken=Coſtüme
für M. 330.
S. Haiser,
Fahnenfabrik,
Ballplatz 7. Mainz.

P r i m a
RuhrAohlom;
Fettſchrot,
Stückkohlen,
Nußkohlen,
Anthracitkohlen,
Briquettes,
Buchenholz,
Eichenholz.
Tannenholz gehackt,
Tannenklötzchen,
Tannenſcheibchen,
(1347
empfiehlt billigſt
CCopöla Ralnbarä.
Nieder=Ramſtädterſtraße 28.
Russschaler Eztradl
zum Färben blonder, rother und grauer
Kopf= und Barthaare aus der Fabrik v.
C. D. Wunderlich in Nürnberg prämiirt
1882. Rein begetabiliſch, ohne jede metal=
liſche
Beimiſchung, garantirt unſchädlich.
Dr. Orſilas Haarfärbe=Nußöl, zur
Stärkung und Wachsthum des Haares
und zum Dunleln desſelben; zugleich ein
feines Haaröl. Beide 70 Pfg. Aecht
färbendes und garantirt, unſchädliches
Haarfärbemittel, für ſchwarz, braun
und blond, Carton Mk. 150.
Adolt Walehner, (636
vormals E. Scharmann,
Hoflieſerant, Ludwigsplatz I.
Vor Residennkalender
für 1892
iſt erſchienen und 40 Pfg. bei
der Expedition d. Bl. zu beziehen.

[ ][  ][ ]

256

Nr. 26

Hl. Stade d Veer Hachlolgok,
13 Judwigsstrasse I3. DARESTAUI. l3 Juduigsstrasse l3.
Eugros. & Detail-Geschäft.
(1357
Wünder.
Jabots.
4

Spitzen.
Passementrion.
RKnöpfke. Agraſſen.
Sammte. Peluche.
Seid. Besatz-Stoſſe.
189½
Aode=Arkißel.
4
Cachemire-=Plaids.
Thoater=Tücher.
Fantasie-Echarpes.
Gürtol.
Handschuhe.
Glaçés.

Hämmtliche Arkikel
zutr Hchreiderei.

lur bosto ſualitäten!
mnmmnllm
mnnnnnnnnn
nmnnnnnm
4.

Uuerreichbar
n
ſmnunn
um
AIIIZO Preisee
4
Coulante Bedienung!
unmmnnnnnnnnnnnmmnnnmnnnſunm

mmnnnn
munn
un

Chemissetes.
Blumen.
Aigrettes.
Putz- Artikel.
)½
Tricot=Taillen.
Blousen.
Tricot-Keidchen.
Unter- Röcke.
Strumpkwaaren.
15
Specialitzt!
Corsetten.
Geradehalter.

Schürzen.

Fabriklager wollener &L. bwollener Unterkleider.

Arhe
42)

Die ſo ſchnell beliebt gewordene
C Lauterbach'ſche 1
Hühneraugen-Coiſe
beſeitigt in wenigen Tagen ſicher und
radical Hühneraugen und Hornhaut.
Anwendung weit angenehmer, als
Pinſelungen. Löpſchen 75 Pfa. bei
Christian Sohwinn,
Darmstadt,
Wilhelminenſtraße. (842

A

103) Eine neuhergerichtete Woh=
nung
, 3 Zimmer, geräumiger Vorplatz,
Küche, Waſchküche, Keller und Garten, an
ruhige Miether abzugeben. Näheres Hein=
richſtraße
114 zwiſchen 2 u. 4 Uhr Nchm.
104) Liebigſtr. am Wilhelmspl. Part.-
Wohng., 7 Im., Gartenanth. u. Zugehör
per 1. April. Näh. Wilhelminenſtr. 8.
1006) Forſtmeiſterſtraße 20 eine
Manſarde für 1 bis 2 Perſonen.

1007) Gervinusſtr. 42 Wohnung
für eine Dame oder ruhige Familie.
1105) Wohnung für einen Arbeiter.
Näh. Caſinoſtraße 2 im Schuhladen.

Jäden, Magazine elo.
1358) Hügelſtraße 13 eine große u.
kleine Werkſtätte mit Wohnung.

H4

E

158) Schwanenſtr. 26, 1. St., ein ſchön
möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
Ph. Sturmfels.
227) Louiſenſtr. 14 zwei fein möbl.
Zimmer (Wohn= und Schlafzimmer) ſof.
281) Wienerſtr. 54, 3. St., elegant/
möbl. Zimmer per ſofort.
1008) Hofſtallſtr. 6 ein kl. möbl.
Zimmer für 8 M. monatlich zu verm.
1009) Saalbauſtr. 17, 1 Stiege h.,
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion ſof.
1212) Steinſtr. 5 gut möbl. Zimmer.

1291) Bleichſtr. 13 ein ſchön möbl
Zimmer an 1 oder 2 Herren zu verm
und per 15. Februar zu beziehen.
1359) Grafenſtr. 41 ein freundlich
möbl. Zimmer mit ſeparatem Eingang.
2
Dür eine gutgehende Wirthſchaft wird
TF ſofort ein kautionsfähiger
Läpfer
geſucht. Näheres bei
122
lakob Mlohr, Heidelbergerſtr. 42.
Gesmcht
eine Parterre Wohnung od. Beletage
in Mitte der Stadt für ein feineres
Confectionsgeſchäft.
Offerten mit Preisangabe unter L. V.
Nr. 100 an die Exped. d. Bl.

824 Jahrel unübertroffen zum

bewährt ſich als
tägl. Gebrauch ſtatt Oel od. Pomade das
ſtaatl. gepr. und begutachtete Haarwaſſer
von Retter in München. Zu haben
um 40 Pfg. und M. 1.10 bei M. W.
Prassel, Rheinſtraße 16.

[ ][  ][ ]

v96
b9i3s
44

Nr. 20

259

25. Wilhelminenstrasse 2b,
Ex- zunächſt der ſlatholiſchen Kirche. 20

Original-Fabrikpreisen.

n jeder Preislage.
Bei Entnahme ganzer Ausstattungen
reducirte Preise.
E Drelhährige Garantie.O
Preis-Courant und Musterbuch nach auswärts franco.

Brenntannäpfel,
Restaurant ,8inger Weinstube

Hoffmannsſtraße 4,
empfiehlt vorzügliche reine Maardt. & Rheinweine,
ſowie
vorzüglichen Mittags= und Abendtiſch,
im Abonnement billiger.
Ausgowählte Speisekarte zu jeder Tageszeit.

Weinhandlung
H. Halllerber,
früher Moch.
[1222

Unterricht im Zitherſpiel
nach leichter Methode wird billig ertheilt.
Wo? ſagt die Expedition.
(687

Woxterrier, echt engliſche, ein Wurf
8 Wochen alter Hunde, werden ver=
11215
kauft. Döngesborngaſſe 2.

liefern nur auf Beſtellung 55 Pf., bei
Entnahme von 10 Hektoliter 50 Pf.
frei ins Haus
Forſt= und Landwirthſchaftliche
Etabliſſements
[1081
A. Le Cog & Co.
Alter Griesheimer Weg 19.
Civil= und Uniforms=
Kleidungsſtücke
werden verändert, gereinigt, reparirt und
neu angefertigt in und außer dem Hau'e
(1366
Roßdörferſtraße Nr. 3.

[ ][  ][ ]

26

Nr.

900000000000000coo0e0000000000000000000
dl4
AERTGaGU ETAUIIO
CEmg-Vereim).
Siebentes Vereinsjahr.
armsfä
Karrhallat
Mehrfach geäußerten Wünſchen unſerer Mitglieder entſprechend, wird
Sugdereins
unſere
1
Herren=Otung
Crst imn Homat Felruar
abgehalten. Dagegen findet unſere
Aolo Loss0 Damoh-Cialle
ſchon Sommtag dem S. Februar I. J. imn Saalbam
ſtatt und verweiſen wir auf die ſpäter zu erläſſenden Bekanntmachungen.
Der kleine Rath der Darmſtädter Narrhalla
(Zug=Verein).
(1361

1120) Fräul. m. flott. Handſchr. ſ. St.
als Caſſirerin u. f. leichte Comptoirarbeiten.
Off. unter S. E. an die Exped. d. Bl.
1362) Mehrere geſde. Schenkammen
können nachgewieſen werden durch Frau
J. Trietſch. Eberſtadt, Hügelftr. 36.
1363) Ein im Maſchinengeſchäft be=
wanderter
und erfahrener Mann ſucht
Stellung als Heizer. Näheres Exped.
1314) Eine alleinſtehende junge Wittwe
ſucht Stelle in kl. Haush. oder bei älterem
Herrn oder Dame. Zu erfragen in der
Expedition d. Bl.

t½Ub
HuxuA
10

Tüchtiges Mädchen
mit beſten Zeugniſſen zum 1. März, auch
durch Vermiethfrau geſucht.
WoL ſagt die Expedition.
(1130
1328) Dieburgerſtr. 22 wird ein br.
Mädchen ſofort oder für ſpäter in Dienſt
geſucht zu ruhiger Familie.

972) Ein Müdchen für alle Haus
erbeit geſucht. Hügelſtraße 27.
1058) Ich ſuche für ſofort ein an=
ſtändiges
Mädchen mit guten Zeug=
ſniſſen
, das kochen kann und alle Haus=
arbeiten
verſteht.
Frau Eſchborn, Heidelbergerſtraße 31.
152) Delicht ver ſofor oder Oiern
gegen guten Lohn nach Mannheim ein
Mädchen für Küche und Hausarbeit,
ſowie ein Kindermädchen. Offerten unt.
G. E W. an die Expedition d. Bl.

Ao

1333) Eine gewandte mit der Kurz=
u
. Modewaarenbranche durchaus vertraute
Verkäuferin zum baldigen Eintritt zu
lengagiren geſucht. Bewerberinnen, die im
Putzfach erjahren, bevorzugt. Schriftliche
Offerten unt. J. 100 an d. Exp. d. Bl.
70=
Aroissageschmitter
wird geſucht. Tüchtige Schreiner wer=
den
geſucht. Eintritt ſofort.
Polyt. ArbeitsInstitut
L. Sohröder, L.-C.

Parket-Loge.
links, rothe Karte, abzugeben. Näheres
Heidelbergerſtraße 35, I.
[1063

44
552)
9½
9½
60 6
113 ½
4½

1364) Ordentliche Lauffrau ſofort
geſucht. Näheres Expedition.

vin tüentiger Vagnor,
ſofort auf dauernd geſucht.
1365
Chr. Hlepper, Schloßgartenſtr.
1018) Ein anſtänd. geſitteter Junge
von braven Eltern wird in die Lehre ge=
nommen
.
L. Nachtigall, Hoffriſeur.

Lehrling
mit guter Schulbildung für das kaufm.
Blreau eines größeren Verſandtgeſchäfts
unter günſtigen Bedingungen geſucht.
Offerten unter W. L. 101 an die Expe=
dition
d. Bl.
[1055

4
2.
23
99)

4

2.

81
10
½
1.
³8³
90 1

1118
121
61
⁄₈
74
2⁄₈
8½
His
1085
11 9
14

6.

Masken=Coſtüme,
Bettwerk, Möbel und Kleider kauft
Frau Wräckmann Wwe.
Langgaſſe 33.
[118.

8
725
8 2
848
900
111
12189
129 ke,
252
410
510
61¹ b
62
720
2.
80)
Hubls e.
106
1115
116

un
eten
lten=
xe
.

me
dey
48)

[ ][  ][ ]

Nr. 20

26)

13
24 32 40 e= r. der
9)
2. in ſch o9
Wio ſen
n. lla 8 r. 9 n 5.
WGr 32 6r. tt
3e 8iſt gi1 . 96 ka= W16 V0 ger) e. Ppi
Hw.
gebi te
uf fuͤ.t n Po
gar in, WIf ri. el
W3 lſ 1 5 1 11

Darmstadt's beste Seiſe ist die
Doering
Seife mit der Cule,
bekanntlich die mildeste, reinste und gecignetste Seiſe zur
Haut= und Schönheitspflege,
ist von jolzt an in allen besseren Parfümerien, Droguerion und Colonial-
waarongeschäften
orhältlich.
Diese Soife giobt der Haut ein jugendliches, frisches Aussohon,
und erhält dieselbe bis ins hohe Alter
rart und glatt.
W. Doering's Seife ist nicht allein in den hiesigen
WT-Ieinsten Damen-Bondoirs, sondern in Fu-t allen
He
W Haushaltungen Darmstadt's u. Imgogond
W ausschliesslich im Gebrauch.
W-Sie vird von Jedermann benütat. dem daran
W gelegen ist, eine schöne, gesunde und


S reine Haut zu haben.

Weil Doerings Seife mit der Eule nur Seiſe ist, d. h. nur aus
Fett und Lauge besteht, ferner weder Wasserglas, Soda, noch andere
unnütze Lusätze enthält, wascht sle sich auch nur gehr wonig
ab, ist bis auf den kleinsten Rest zu verwenden und obgleich als die
beste und die der Haut am zuträglichste anerkannt, doch

die billigste Follette Seike der Welt!
Ex Jedem Stüek Doering's Seife muss unsere Sehutzmarke die Eule
aufgeprägt sein, dahor die Bezeichnung; Voering's Seifo mit der Eule.
Preis 40 Pſg. pro Stück.
13272

Cognac, ächt französisoh,
Cogmae, deutschen, garant. weindestillirt,

Samitäts-CogmaC,
Aechter alter Jamaica-Wum,
Hochfeiner Eatavia-Arac und
Handarim-AraC,
Altes Schwarzwälder Kürschvusser.
[7074
Alles in ganzon und halben Flaschen.
Wriedr. Schaefer,
Grossh. Hoflieferant.

9aAnſtreitiger Vortheil! Um die
Haut des Geſichtes und der Hände
weich, weiß und geſchmeidig zu
machen, gibt es in aller Welt kein
ſo ſicheres und billiges Mittel, wie die
Creme Simon. Man achte auf die
Unterſchrift: Simon, rue de Provence 36,
Paris.
Vorräthig bei all. renommirten Coiſſeurs,
Parfümerien und Droguiſten. (16889

Lahrer Reichswaiſenhaus=
Silber=Lotterie. ſ990
Liohung am 15. Fobruar 1892.
Looſe 1 Mk. bei allen Verkaufsſtellen.
Der Schnelldampfer Havel', Kapitän Th.
Jünaſt, vom Nordd. Lloyd in Bremen,
welcher am 12. Jan. von Bremen und am
13. Jan. von Southampton abgegangen war,
iſt am 20. Jan. wohlbehalten in New=York
angekommen.

Frauok
Hüle. -Grépe, Flor, Federn,
Schleier, Bänder.
Reiche Auswahl. 6831
Sehr billlige Preise.
H. Stade ≈ Beer Hachf.

Iugvertiaueur
per Flaſche M. 160 und 1.25,
Getreidekümmel
(dem Berliner nicht nachſtehend)
per Literflaſche M. 1.35,
Deutschen Cognae
per Literflaſche M. 2.
Cölmer Cognae
per Flaſche M. 2.-, 2.50 und 3. alle ſonſtigen Sorten
Spirituosen und Liqueure
in ganzen und halben Flaſchen und offen
im Ausſchank empfiehlt
A. REEO,
Lud. Heyl Sohn Nachk.,
17 Holzſtraße 17. (1367

Ball-Blumen,
Ball-Garnituren,
Ball-Fächor,
Ball-Handschuhe,
Ball-Strümpfe,
Spitzon, Tülle, Rüschen,
Balayeusen, Jabots, Bünder,
Gold- und Silber=Besätze,
Gold. und Silber=Spitzen,
Gold. und Silber-Lahnband,
Fütter, Münzen, Schellen, Schmuok,
Masken=Sammet & 1tlas,
Aflas Domino-Masken,
ſowie alle übrigen
Masken-Artikel.
Billigſte Preiſel Größte Auswahl!
AAt0 vGumc,
Lndwigsſtraße 8.
Prachtvolle Domino's ſind ſehr
[1368
billig zu verleihen.

errenmaske (Jokay) zu verleih. od.
) zu verk. Kaſernenſtr. 62, 3. St. (1302

[ ][  ][ ]

Nr. 20

Gobrüder Hoo, 9

Vach beendeter Imvemtur
haben wir lolgonde Waren dem Ausverkauf ausgesetzt:
Serie 1 Cbreite rein wollene helle Sommerstoſe .. M. I.- u. M. 1.20.
do.
I
uni Cachemires foulés in allen Parben. N. 1.40.
do.
H
Clogante Sommer-Carreaux
N. 1.60
do.
IV.
uni Cachem. Germania, streng solides Tragen A. 1.60.
do.
V
sohwere Plaidstoſke.
M. 1.70.
V Cbreite halbwollene Heiderstoſſe in dunkler goschmackvoller Ausfihrung
von I. - 80-1.20.
Sonstige Henheiten in Sommer. u. Winterstoſſon zu jedem anvehmbaren Preise.
Reste und Roben knappen Maasses zur Hälfte des Werthes.

8 Roigende Nonneiten in orsme Joſten mir Leiaeonen Sroion ur Menaamegre.
von M. 1.60 an.
3 Abgepassste Ballroben, sovie helle Woll Mousolines in grosarüiger Auswall
von 1 II. an.
N. 1.20 per Aeter
Abreite Ballerdpes in allen Lichtkarben
Looecooooooooooooooooooooooooooooooeooooooeoooooooooooooeooocooooeoooooes
M. 1.50. u. M. 1.70.
Schwarze, rein wollene, elegante Fantasiestoffe
Alle übrigen Artikel unseres Lagers als:
Weisse Homdentuche, 160 em breiten Gretonno für Bettücher, Bettdamaste,
gestroikte Satins kür Bettwäsche, Decken Cattunes in prachtvoller Auswahl,
Baumwollſlanelle für Kleider, Hegligés und Hemden, Handtüchor ete.
mit einem Nachlass von 10 pCt. Sconto!
Hervorragend billig: ein Pöstohen prima Küchenhandtücher 33 Pfg. per Aeter.

4½


Vorrüthige Winter-Conſectlions as:
Winter Mäntol, Jaquets, Capes, Abendrüder ete. zu aultallend emüsigten Proion.
Vorjährige Staubmäntel zu 5-8 M. das Stück.
Promenade Müntel zur Hälfte des Werthes.
Reinvollene, kostbhare Tricottalllon, vogen Auſgabe dieses Artkels, Ml. 350
bis M. 4. -, früherer Preis M. 5-8.-.
Dor Vorkauf zu vorsdchenden Preien vorstelte dich nor gogon Baar und danert bis
[111*
Ende dieses Monats.
Gobrüder Holl, 9 Indnigplath 9.

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 20 des Darmſtädter Tagblatt: vom 25. Januar 1892.

Nachrichten des Standesamts Darmſtadt IL (Beſſungen)
vom 1. bis 13. Januar 1892.
Geborene: Am 23. Dezember 1891: Dem Königlich Vreuß.
Geſandten Baron Ludwig von Pleſſen eine T., Gabriele Henriette
Alice Franziska Friederike Auauſta Marquerite. Am 27.: Dem
Sergeant Friedrich Wilhelm Paul Blank eine T., Louiſe Mar=
garetha
Emma. Am 29.: Dem Taalöhner Chriſtian Zitzmann eine
T., Eliſabethe Babette. Am 6. Januar 1892: Dem Metzgermeiſter
Ludwig Wolff eine L., Karoline. Dem Zimmermann Friedrich
Klier ein S., Philipp. Dem Bankbeamten Heinrich Appun eine T.
Antonie Martha Wilhelmine. Dem Weißbinder Johannes Kumpf
eine T., Maria. Tem Apotheker Chriſtoph Johannes Braun eine
Tochter. Am 7.: Ein unehelicher Sohn Heinrich. Am 8. Dem
Fabrikarbeiter Theodor Karl Kitzinger ein S., Johannes Dietrich.
Am 9.: Dem Privatdiener Johann Hühnergarth eine T., Anna
Marie Eliſabeth. Am 11.: Dem Großh. Realaymnaſiallehrer Dr.
Albert Lucius eine T., Martha Ottilie Johanna Margarethe
Marie Eliſabeth.
Aufgebote: Der Schreiner Wilhelm Karl Dillmann und
Sophie Eckel, Tochter des verſtorbenen Handarbeiters Peter Eckel
dahier.
Eheſchließungen: Am 10. Januar 1892: Der Formſtecher
Valentin Ganßmann, Witwer, und Marie Margarethe Wolf, geb.
Noͤller. Witwe, dahier.
Geſtorbene: Am 1. Jan. 1892: Die Ehefrau des Schloſſers
Balthaſar Ehrhardt, Eliſabethe, geb. Darmſtädter, 42 J. 29 T.
alt. ev. Am 3.: Die Kleidermacherin Dorothea Garth, ledig, 27 J.
7 M. 20 T. alt, ev. Am 6.: Der Handarbeiter Georg Breuler,
42 J. 11 M. 10 T. alt, ev. Am 8.: Die Ebefrau des Landwirts
Georg Wilhelm Maurer, Katharine, geb. Löffler, 64 J. 2 M. 17T.
alt, ev.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Bundesrat hat in ſeiner am 22. unter
dem Vorſitze des Schatzſekretärs Frhrn. v. Maltzahn abgehaltenen
Sitzung dem Uebereinlommen mit Italien über den gegenſeitigen
Patent=, Muſter= und Markenſchutz zugeſtimmt.
Im Reichstag leitete am 23. Staatsſekretär Frhr. v. Marſchall
die erſte Beratung des deutſch=ſchweizeriſchen Handelsvrtrages mit
einer allgemeinen Betrachtung über den Wert derartiaer Verträge
ein, erläuterte die Schwierigkeiten, unter welchen dieſer Vertrag
mit der zum Schutzzoll übergehenden Schweiz abgeſchloſſen ſei, und
erklärt zum Schluß, die Regierung verfolge den Kurs, den ſie nach
Pflicht und Gewiſſen für den richtigen halte. Graf Kanitz ſpricht
ſich gegen den Vertrag aus, weil er das Reich wirtſchaftlich zu ſehr
binde und einzelne Induſtrien zu ſehr ſchädige. Bamberger iſt
für den Vertrag. Frhr. v. Stumm verteidigt die Schutzzölle.
Dem Reichstag ging das am 18. Januar in Rom abgeſchloſſene
Uebereinkommen zwiſchen dem Reich und Italien über gegenſeitigen
Patent= Muſter= und Markenſchutz, ſowie eine dasſelbe erläuternde
Denkichrift des Reichskanzlers zu.
Die Tranſitlager=Kommiſſion des Reichstags beſchloß mit 17
gegen 3 Stimmen die Ausdehnung des Termins bis zum 30. April 1892
und nahm mit 15 gegen 5 Stimmen die Ausdehnung des Geſetzes
auf Bauholz, Nutzholz und Wein an. Ferner genehmigte die Kom=
miſſion
einſtimmia die Aufnahme der Mühlenprodukte, ſowie des in
Mühlenlägern befindlichen Getreides in das Geſetz.
In der Fortſetzung der Etatsberatung erklärte am 22. Miniſter=
präſident
von Caprivi die Kodiſikation des Volksſchulgeſetzes far
notwendig. Die katholiſchen Bürger ſollten möglichſt zufrieden=
geſtellt
werden. Die jetzige Regierung habe den Kulturkampf nicht
geführt. In der jetzigen Zeit ſei die Schule ein hervorragendes
Mittel, die Schule brauche Religion und damit Konfeſſion, und für
dieſe die entſprechenden Religionsgeſellſchaften. Nach dem Miniſter=
präſidenten
vertrat der Abg. Sattler nochmals den nationalliberalen
Standpunkt, worauf der Kultusminiſter der Behauptung entgegen=
tritt
, daß er ein Handelsgeſchäft mit dem Centrum treibe. Er habe
mit Mitgliedern aller Parteien, außer dem Centrum, Fühlung ge=
nommen
. Zur Ernennung des Erzbiſchofs von Poſen bemerkt der
Miniſter, wenn Herr v. Stablewski erklärt habe, er wolle ein
lohaler Preuße ſein, einſtehen mit Gut und Blut für die Kultur
und Woylfahrt des Landes, ſo könne er ſich nicht ablehnend ver=
halten
. Den Oſtprovinzen müſſe das Gefühl der Selbſtändigkeit
gegeben werden, dann werde das Polenphantom verſchwinden. Nach
kurzen Erklärungen des Finanzminiſters Miquel und des Juſiz=
miniſters
v. Schelling werden die üblichen Etatstitel an die Kom=
miſſion
verwieſen.
Oeſterreich=Ungarn. Die Beratungen zwiſchen Weckerle und
Steinbach, beireffs des Gouverneurpoſtens der Oeſterreichiſch=
Ungariſchen Bank, ſowie wegen der Valutafrage haben am 22. früh
begonnen.
In dem Vericht der Herrenhaus=Kommiſſion über die Handels=
verträge
wird die erfreuliche Thatſache hervorgehoben, daß es Oeſter=

reich=Ungarn gelungen ſei, mit dem politiſch eng verbündeten Deutſch=
land
die Führung zur Herſtellung eines neuen mitteleuropäiſchen
Handelsſuſtems zu übernehmen. Zu dem deutſchen Vertrage äußert
der Bericht die Befriedigung über die Beſtimmung der gegenſeitigen
Unterſtützung betreffs des Eiſenbahntarifs. Da der freie Verkehr
des öſterreichiſchen Viehtransports in Deutſchland erſt dann ein=
trete
, wenn die öſterreichiſchen Verſügungen des Seuchengeſetzes den
deutſchen Vorſchriften gleichgeſtellt werden, ſo wünſcht der Bericht,
daß die hierfür nötigen geſetzlichen Maßregeln ſobald als möglich
in Wirkſamkeit treten. Ferner wird die baldige Regelung des Geld=
weſens
für wünſchenswert erklärt. In Erwägung, daß in der
Stetigkeit lohnender Arbeit ein ſegensreiches Ereignis zu erblicken
ſei, daß die Regierung entſchloſſen ſei, Vertragsverhandlungen mit
anderen Staaten baldigſt aufzunehmen, daß die Ausdehnüng des
mit Deutſchland und Italien geſchloſſenen engen politiſchen Bünd=
niſſes
auf handelsvolitiſchem Gebiete als eine neue Bürgſchaft der
Erhaltung des Friedens mit voller Befriedigung begrüßt werden
könne, welche durch die Verträge mit Belgien und der Schweiz
noch erhöht werde, beantragt die Kommiſſion einſtimmig die An=
nahme
der Verträge.
Das Herrenhaus dürfte kommenden Montag die Handelsverträge
genehmigen, welche dann ſogleich ſanktioniert und in Wien ratifiziert
und ausgelauſcht werden. Nur der Vertrag mit Italien dürſte
etwas ſpäter, jedoch immerhin vor Anfang Februar in Rom ratifiziert
werden.
Frankreich. Das Journal Offiziels wird demnächſt einen
Erlaß veröffentlichen, wonach der Generalſtab und das Kabinett
des Marineminiſters neugeſtaltet wird. Der Chef des Generalſtabs
ſoll zugleich Direktor des Kabinetts ſein und unter Vexantwort=
lichkeit
des Miniſters ſich mit allem beſchäftigen, was die Vorbe=
reitung
zum Kriege betrifft. Unter ſeinem direkten Befehle werden
ſämtliche Generäle und Offiziere der Marine ſtehen.
Die zweite Abteilung des Mittelmeergeſchwaders, drei Panzer
und ein Kreuzer, ſind vom Golf von Juan nach Alexandrien ab=
gegangen
.
Die Kammer nahm mit 389 gegen 2 Stimmen den Staats=
haushalt
für 1892 mit Veränderungen an. Der Geſetzentwurf wird
alſo an den Senat zurückgehen.
Der Deputierte Hubbard wird eine Intervellation über die
Erklärung der Kardinäle einbringen.
England. Nach amtlicher Meldung bleibt Morier Botſchafter
in Petersburg, da ſich ſein Geſundheitszuſtand gebeſſert hat. Ir=
folge
deſſen ernannte die Königin Lord Vivian zum Botſchafter
in Rom.
3talien. Miniſterpräſident Rudini legte am 22. d. dem Senat
die Handelsverträge mit Oeſterreich Ungarn und Deutſchland vor
und verlangte die Dringlichkeit der Beratung, welche beſchloſſen
wurde.
In der Kammer erklärte Rudini am 22. d. in Beantwortung
der Interpellation Diligenti, die Regierung ſei jedem Tarifkriege
abgeneigt; ſie werde die wirtſchaftlichen Intereſſen des Landes
wahren und nach dem Abſchluſſe des Handelsvertrages mit der
Schweiz entſprechende Anträge ſtellen. Er., der Miniſter, habe
keinerlei politiſche oder wirtſchaftliche Animoſität gegen Frankreich,
er müſſe jedoch die Würde des Landes und ſeine Stellung aufrecht
erhalten.
Auf eine Anfrage Camporeales bezüglich der Geſundheit des
Papſtes erklärte der Miniſter des Innern Nicotera, es ſei richtig,
daß die Nachrichten über das Befinden des Papſtes ſeit einigen
Tagen nicht günſtig lauteten, augenblicklich ſei indeſſen keine Ge=
fahr
vorhanden. Die in dieſer Hinſicht in italieniſchen wie in aus=
ländiſchen
Blättern verbreiteten Nachrichten beruhten nicht auf
Wahrheit. Er habe deshalb die Telegraphenverwaltung angewieſen,
derartige Nachrichten nicht zu befoͤrdern. Die Berichterſtatter der
Blätter könnten im Miniſterium des Innern zuverläſſige Nachrichten
über die Geſundheit des Papſtes erhalten.
Spanien. Nach Meldungen aus San Fernando (Provinz
Cadir) werden dort anarchiſtiſche Ruheſtbrungen befürchtet. Es
ſeien umfaſſende Vorſichtsmaßregeln getroffen worden. Wie aus
4eres gemeldet wird, herrſchte daſelbſt infolge des Gerüchtes, daß
von anarchiſtiſcher Seite Unruhen vorbereitet würden, große Er=
regung
. Die Truppen ſeien zum ſofortigen Einſchreiten bereit.
Portugal. Der Finanzminiſter erklärte in den Cortes, die
Lage ſei ernſt, der Geldumlauf müſſe um jeden Preis ſofort geregelt
und das Vertrauen des Auslandes wieder gewonnen werden. Die
Cortes hätten feſtzuſtellen, welche Opfer den Inhabern von portu=
gieſiſchen
Obligationen aufzuerlegen ſeien, die Gläubiger der
ſchwebenden Schuld würden nicht belaſtet. Der Finanzminiſter
wird einen Geſetzentwurf einbringen, welcher ihn ermächtigen ſoll,
ab 1. Februar auf alle vertragloſen Nationen den Generaltarif zur
Anwendung zu bringen.
Rußland. Bei der Regierung wurde die Frage angeregt, ob
die allgemeine Krankenpflegerpflicht für Frauen im Kriege einzu=
führen
ſei. Zur Vorbereitung dazu ſoll ein Elementarkurſus für
Verwundetenpflege in allen Mädchenſchulen gebildet werden.
39

[ ][  ][ ]

6.
Nr. 21

Die Regierung beabſichtigt, in den Gouvernements Sſamara
und Sſaratow probeweiſe den Gemeinden Grundſtücke zu gemein
ſamer Bearbeitung anzuweiſen. Der Ernteertrag iſt zur Füllung
der Gemeindemagazine und zur Rückzahlung der Gemeindeſchulden
an den Stiatsſchaz beſtimmt. Dieſe Maßregel ſoll, wenn ſie ſich
als erfolgreich erweiſt, auf das ganze Reich ausgedehnt werden.
Das Miniſterium des Innern iſt mit einem endailtigen Oraa
niſationsentwurf des Auswanderungs=Kemites der Juden aus Ruß
land beſchäftigt. Gegenwärtig wird die Auswanderung jüdiſcher
Militärpflichtiger erörtert.
Nach den neueſten, dem Finanzminiſter zugegangenen, bis Mitt=
Januar reichenden Berichten der Steuerinſpektoren ſoll ſich der
Saatenbeſtand bedeutend gebeſſert haben und ungleich günſtiger als
im vorigen Jahre ſein.
Das neue Geſetz über die Städteordnung, ſowie die Einführung
der Landſchaftsinſtitutionen in den baltiſchen Provinzen und die
Beratungen über ein neues Judengeſetz ſind verſchoben, da man ſick
jetzt ausſchließlich den Maßregeln zur Bekämpfung des Notſtandes
loidmet. Um die Beförderurg, den Empfang, die Aufbewahrung
und Verteilung des Getreides zu leiten, das von dem Moskauer
Stadthaupt Alexejew, der vom Kaiſer nach den öſtlichen Gouver=
nements
entſandt iſt, angekauft wurde, ſind 25 Garde=Offiziere nach
Ufa, Orenburg und andern Orten entſandt worden.
Türkei. Nachrichten aus Konſtantinopel zufolge hat der Bot=
ſchafter
Frankreichs der Pforte angezeigt, daß die franzöſiſche R=
gierung
die Faſſung des Entwurfs der an Lanel zu richtenden
Note annehme. Damit iſt der Zwiſchenfall Chadourne geſchloſſen.
Vereinigte Staaten. Der Herald: meldet aus Waſhinaton,
der Londoner Geſandte der Vereinigten Staaten, Lincoln, ſei be
auftragt, England zu der internationalen Konferenz, betreffend di=
Silberflage, einzuladen, wenn er die Stimmung der engliſchen
Regierung hierfür für günſtig erachte.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Januar.
Se. Königl. Hoh. der Großherzog empfingen am Samz=
tag
den Oberſt v. Voiot, Kommandeur, ſowie die Sekondlieutenants
Pariſh und Frhr. v. Maſſenbach vom 2. Großh. Drag.=Regt. Nr. 24,
den Oberſt Langenmayr, Kommandeur, ſowie die Sekondlieutenants
Herrmann und Hildebrand vom 4. Großh. Inf. Regt. Nr. 118, den
Sekondlieutenant Albert Vrinz zu Schleswig=Holſtein. H. vom 1
Großh. Drag. Regt. Nr. 23. den Oberſtlieutenant v. Witzendorff,
Kommandeur, ſowie den Major Mertens und den Sekondlieutenant
v. Heuſer vom Großh. Feld=Artillerie=Regt. Nr. 25 die Sekond,
lieutenants der Reſerve Seibert und Zeh vom 3. Großh. Inf. Regt
Nr. 117, den Kultur Ingenieur Mangold, den Gymnaſialdirektor
Mangold von Worms; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger,
den Jägermeiſter Muhl, den Major v. Groß gen. v. Schwarzhoff,
den Hoftheaterdirektor Wünzer, den Kabinettsſektetär Römheld.
- Se. Königl. Hohe t der Großherzog und Se. Großh.
Hoheit Prinz Heinrich werden am Montag abend zur Teilnahme
der Feier des Allerhöchſten Geburtsfeſtes Sr. Majeſtät des Kaiſers
nach Berlin abreiſen.
Im Gefolge werden ſich Generaladjutant Generalmajor Wern=
her
und Flügeladjutant Major Frhr. v. Graney befinden. (D. 3tg.)
Mit Allerhöchſter Genehmigung Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs hat des Großh. Miniſterium der Finanzen an
die Stände des Großherzogtums, zunächſt an die Zweite Kam=
mer
das Anſinnen gerichtet: die Zuſtimmung dazu zu erteilen,
daß zur Herſtellung einer Ladeſtraße am Rheinufer vor Nierſtein
der Betraa von 44000 M. und zwar zu. Laſten der Ueberſchüſſe
vorderer Finanzperioden verwendet werde.
Desgleichen erſuchen die Großh. Miniſterien des Innern und der
Juſtiz und der Finanzen die Zuſtimmung dazu zu erteilen, daß
zu Laſten der Ueverſchüſſe früherec Firanzverioden ein Betrag von
8200 M. zur Vornahme von Verſuchen mit Torfſtreu verwendet
werde.
- Das Großh. Regierungsblatt Nr. 5 enthält nachſtehende
Bekanntmachung, die Entwertung der Beitragsmarken bei der
Invaliditäts= und Altersverſicherung betr.:
I. Verpflichtung und Lejugnis zur Eatwertung der Beitrags=
marken
. 1) 8rankenkaſſen, Staats= und Hofbehörden, ſowie Gemeinde.
behörden, bezw. örtliche Invaliditäts= und Altersverſicherungsſtellen,
welche die Beiträge einziehen, ſind verpflichtet, die den eingezogenen
Beiträgen entſprechenden Marken alsbald nach deren Einklebung
zu entwerten. 2) Die Beitragsmarken in den Quittungskarten der=
jenigen
Verſicherten, welche nicht in einem regelmäßigen Arbeite
verhältnis zu einem beſimmten Arbeitgeber ſtehen - vorübergehend
beſchäftigte (unſtändige) Arbeiter - ſind zu entwerten, ſobald die
Verwendung der Beitragsmarke durch den Arbeitgeber, oder, falls
der Verſicherte ſelbſt nach 8 28 des Statuts der Verſicherungs=
anſtalt
Gr. Heſſen' (8 111 des Geſetzes) die Marke im voraus
verwendet hat, ſobald die Rückerſtattung der dem Arbeitgeber zur
Laſt fallenden Beitraashälfte durch dieſen ſtattfindet. Zur Ent=
wertung
der Marke verpflichtet iſt in dieſem Falle der Arbeitgeber,
hat dieſer aber die Entwertung der Marke bei Rückerſtattung der

Beitraashälfte verſäumt, ſo hat der Verſicherte noch an dem nän
lichen Tage, an welchem die Beitraashälfte zurückerſtattet wurde,
die Entwertung vorzunehmen. 3) Die Selbſiverſicherten und di
freiwillig ſich weiter Verſichernden ſind, ſofern ſie die Marken ſelbſt.
verwenden, befugt, die Marken ſelbſt zu entwerten. 4) Wenn in
den unter 2) und 3) bemerkten Fällen die Entwertung der Beitrags
marken bis zum Umlauſche der Quittungskarte unterblieben iſt, ſ
iſt die Entwertung von der Stelle, bei welcher die Karte zun
Umtauſch eingereicht wurde, zu vollziehen. 5) Sollten an die Ver
ſicherungsanſtalt Gr. Heſſen; Karten gelangen, in welchem ſich
nicht entwertete Marken befinden, ſo hat der Vorſtand der Ver=
ſicherungsanſtalt
die Entwertung zu bewirken.
II. Form der Entwertung. 1) Die Entwertung geſchieht
abgeſehen von der nachſtehend unter 2) bezeichneten Ausnahme
in allen Fällen nur in der Weiſe, daß auf den einzelnen Marker
der Eatwertungstag, handſchriftlich oder unter Anwendung eine
Stempels, in Ziffern angegeben wird, z. B. 15. 3. 92. Andere En=
wertungszeichen
ſind unzuläſſig. Bei der Entwertung dürfen di
Marken nicht unkenntlich gemacht werden. Insbeſondere müſſe
der Geldwert der Marke, die Lohnklaſſe und die Verſicherung=
anſtalt
, bei Doppelmarken auch die Kennzeichen der Zuſatzmark.
erkennbar bleiben. 2) Soweit die Entwertung dem Vorſtande d
Verſicherungsanſtalt oblieat (. 5), bleibt ihm die Form der En
wertung überlaſſen. Auf die Außenſeite der Karte iſt der Verme
nentwerter, handſchriftlich oder unter Verwendung eines Stempel=
ſowie
die Bezeichnung der Verſicherungsanſtalt zu ſetzen.
III. Strafbeſtimmung. Wer den vorſtehenden Anordnunge
zuwiderhandelt, kann für jeden Fall, ſofern nicht nach anderen Vo=
ſchriften
eine höhere Strafe verwirkt iſt, von dem zuſtändigen Krei=
amte
mit einer Ordnungsſtrafe bis zu 100 M. beſtraft werden. Di=
Haftung für den durch die Zuwiderhandlung verurſachten Schade=
bleibt
hierdurch unberührt.
IV. Aufhebung früherer Beſtimmungen. Alle von den vor
ſtehenden Anordnungen abweichenden ſeitherigen Vorſchriften, ins
beſondere diejenigen in 88 3, 5 Abſ. 2 und 6 der Bekanntmachun,
vom 10. Dezember 1890 (Reabl. Nr. 50), ſowie in Ziffer 2 und
der Bekanntmachung vom 31. Dezember 1890 (Regbl. Nr. 1 von
1891) ſind aufgehoben.

Militärdienſtnachrichten. Eyring, Vizefeldn
vom Landw=Bezirk Altonn, zum Sek.=Lt. der Reſ. des 1. Großh.
Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 115. Gahen, Vizewachtm. vom Landw.
Bezi k Altona, zum Sek.=Lt. der Reſ. des l. Großh. Heſſ. Draa=
Regts. Nr. 23. Feilgenhauer, Vizefeldw. vom Landw.Bezirk I.
Darmſtadt, zum Sek. Lt. der Reſ. des Inf.=Regts. von Goeben
Nr. 28. Lavdig, Vizewachtm. vom Landw.Bezirk Frankſurt a. M.
zum Sek. Lt. der Reſrve des l. Großh. Heſſ. Drag.=Reats. Nr. 23
Boxbeimer, Vizewachtm. vom Landw. Bezirk II. Darmſtadt
zum Sek=Lt. der Reſ. ds Großh. Heſſ. Train=Bats. Nr. 25,
befördert: Bonhard, Vremierlieutenant von der Infanterie 2.
Aufgebots des Landw.=B. zirks Worms. der Abſchied bewilligt.
- Die ſtädtiſche Sparkaſſe Darmſtadt hat ihr
Geſchäftslokal in dem Sprlaſſegebäude Hügelſtraße Nr. 22. Das=
ſelbe
iſt an allen Werktiien vormittags von 9 bis 12 Uhr den
Verkehr mit dem Publikum geöffnet. Bei der Sparkaſſe können
Einlagen von 1 Mark an zemacht werden, welche in ein koſtenfre
abzugebendes Enlagebüchl in eingetragen und von dem Rechner und
dem Kontrolleur quittiert werden. Kein Einleger kann für ſich mehr al
ein Einlagebuchlein beſitzes. Für in der erſten Hälſte eines Monat=
(1. bis einſchließlich 15) asnachte Einlagen beginnt die Verzinſung
vom 1. des folgenden Mo ats. für Einlagen in der zweiten Hälft=
des
Monats vom 1. des zweitaächſten Monats. Einlagen bis zum
Geſamtbetrage von 2000 M. werden dermalen mit 3½ pCt., ſolch
über 2000 M. mit 3 vCt. jährlich verzinſt. Mit Ende des letzten
Monats vor d r Rückzahlung hört die Verzinſung zurückgenommene
Beträze auf. Für die Zurücknahme von Geldern ſind Kündigungs=
termine
feſtzeſ tt, und zwar bis zum Betrage von 200 M. acht Tage
von 200 bis 1000 M. vier Wochen und von größeren Summen dre
Monate. Wenn der Kaſſ beſtand dies geſtattet, was in der Rege
der Fall iſt, können Einlagen auch ohne vorherige Kündigung zurück
bezahlt werden. Die durch ein beſonderes Kuratorium verwaltet,
Pfennigſparkaſſe nimmt an 22. nach allen Richtungen in der Stad
verteilten Erhebungsſtationen wöchentlich einmal Einlagen von 1
bis zu 90 Pf. entgegen, deren Geſamtbeträge, wenn ſie auf voll=
Mark abaerundet ſind, vierteljährlich in die ſtädtiſche Sparkaſſe=
bücher
übertragen werden. Aus verfügbaren Geldern der Spar=
kaſſe
können, gegen gerichtliche Verſchreibung von Immobilien ( Hypo=
theken
oder Kaufſchilling mit Eigentumsvorbehalt) in doppeltem
Schätzungswert, Darlehen gemacht werden. Geſuche um ſolche, bei
pünkticher Zinszahlung gegenwärtig mit 4 Prozent zu verzinſenden
Darlehen, ſind an den Verwaltungsrat der Sparkaſſe zu richten,
deſſen Vorſitzender täglich, in der Regel zwiſchen 9 und 12 Uhr
vormittags, in ſeinem Geſchäftslokal, im Sparkaſſegebäude zu
ſprechen iſt. Die Stadtgemeinde Darmſtadt leiſtet vollſtändige Ga=
rantie
für die Sparkaſſeanſtalt.
L. In der am vorigen Freitag ſtattgehabten Verſammlun=
des
hieſigen Ortsgewerbevereins, welche außerordentlich
gut beſucht war, hielt nach einigen geſchäftlichen Mitteilungen des

[ ][  ][ ]

Vorſitzenden. Land stagsaba. Dr. Schröder, Profeſſor Dr. Ad am y
den in Ausſicht geſtellten Vortrag über das älteſte deutſche
Kunſtgewerbe (die metallotechniſche Kunſt der Franken und
Alemannen). Wir teilen daraus folgendes auszugsweiſe mit: Als
in den erſten Jahrhunderten unſerer Heitrechnung die germaniſchen
Völker an die Pforten des im Niedergang begriffenen römiſchen
Reichs klopften, war dies nicht mehr in der Lage, dauernd zu
widerſtehen, vielmehr wurde ſein Untergang beſchleunigt. Die
Truppen mußten aus den fernen Landen zurückgezogen werden,
was den dortigen Völkern geſtattete, ſich nun wieder in ihrer
eigenen Kultur zu entwickeln. Das geſchah bei den Germanen in
der Weiſe, daß ſie fremde Jdeen aufnahmen und mit ihren eignen
verſchmolzen. Durch reiche Funde ſind wir beſonders über die
Zeit vom 5. bis 8. Jahrhundert unterrichtet; damals wohnten in
unſerer Gegend Franken und Alemannen, welche bei Eberbach an
einanderſtießen. Häuſer und Wohnungen derſelben ſind zwar nicht
erhalten, auch nur wenige häusliche Einrichtungen, wohl aber finden
wir viele Thonwaren und beſonders ſehr feine und ſchöne Glas=
waren
, unter dieſen letzteren auch Trinkbecher von erheblichem
Umfana, welche ſich jedoch nicht aufſtellen laſſen. Waffen ſind viele
vorhanden, dagegen die Kleiderſtoffe zumeiſt vernichtet, Scheeren
und andere in Frauenaräbern gefundene Sachen beweiſen aber, daß
es damals auch eine Textilinduſtrie gab. Die Technik der Gold=
ſchmiedekunſt
war, begünſtigt durch die unermeßlichen Schätze,
welche die Barbaren im römiſchen Reiche trotz der vielen Aus=
raubungen
der Gräber fanden, ſchon ſehr entwickelt, ebenſo die Be=
arbeitung
des Eiſens. Das Faſſen von Steinen verſtand uan
damals beſſer als ſeäter im 11. Jahrhundert. Weil nicht hand=
werksmäßig
ſondern nur individuell Stück für Stück angefertigt
wurde, begeenet man zwar überall demſelben Stil, nirgends aber
derſelben Form. Im Vergolden, Verſilbern, Niellieren
und in den Filigranarbeiten leiſtete man ſchon Schönes. Bei den
Edelſteinen ſah man auf die Farbenwirkung, nicht darauf, ob die=
ſelben
echt oder unecht ſeien. Was die Ornamentik angeht, ſo
zeigen aufgeſundene Gewandnadeln, Gürtelſchnallen, Beſchläge ꝛc.
eine reiche Mannigfaltigkeit. Man ſieht Ornamente römiſcher Art
bei Verwenduna von Vunkten und Linien, ſchlangenförmige und
naturaliſiiſche Ornamente. Tier= und Menſchenmotive ſind ſehr
zahlreich. Pflanzenmotive nicht vorhanden. Bei den erſteren beſtrebte
ſich der Künſtler ſtets, ſolche möglichſt beweglich darzuſtellen.-
Wir haben hier die erſte deutſche Kunſt und die Grund=
elemente
des romaniſchen Stils, den man beſſer den deut=
ſchen
nennen würde, vor uns. Die Gotik, welche man fälſchlich
deutſch nennt, ſtammt aus Frankreich. St. Denis bei Paris zeigt
das erſte fertige Werk derſelben. Die Architektur hat uns leider,
weil damals die Holzbauten vorherrſchten, wenig hinterlaſſen. Ein
herrlicher Ueberreſt iſt jedoch die Thorhalle in Lorſch, welche von
der aroßen chriſtlichen Kirche übrig blieb, die in den Jahren 764
bis 774 Pipin erbauen ließ. Wie der Kultus aus Rom kam, be=
hielt
man in jener Zeit auch bei ſolchen Bauten die in Italien
übliche Form bei, ſetzte jedoch ſeine eigenen Motive daneben. Be=
weis
hierfür iſt noch der Dom zu Trier. Redner bemerkte noch
am Schluſſe, daß die Werke aus damaliger Zeit auch heute noch
voller Beachtung wert ſeien, da die darin verkörperte Kunſt für di=
Gegenwart und unſer Kunſtgewerbe von erheblicher Tragweite ſein
könne. Er erntete für ſeinen durch Vorzeigung vieler ſchöner Gegen=
ſtände
aus dem Muſeum veranſchaulichten Vortrag allgemeinen
Beifall. Nächſten Freitag wird Herr Direktor Meiſel über den
gewerblichen Zeichnenunterricht und den Wert des Modells für den=
ſelben
ſprechen.
Das Ludwig=Georas=Gymnaſium dahier hat
das Vrogramm ſeiner diesjährigen Kaiſergeburtstagsfeier
veröffentlicht. Hiernach werden in der Aula des Gymnaſiums von
den Schülern dieſer Anſtalt zwei Feſtſpiele von R. Rackwitz
und Otto Devrient mit Streichquartetten der aus 35 Schülern be=
ſtehenden
Kopelle, Geſängen des Geſangchors und muſikaliſcher Be=
gleitung
der melodramatiſchen Vartien durch Herrn Gymnaſiallehrer,
A. Mendelsſohn aufgeführt. Auf das Kaiſerfeſtſpiel von R. Rack=
witz
folgt die Darſtellung des Volksſchauſpiels Barbaroſſa's Er=
wachen
von Otto Devrient. Dieſe beiden Stücke werden von 17 Gym=
naſiaſten
geſpielt. In die Schauſpiele ſind Chorgeſänge (ingelegt.
Zu Anfang und in den Pauſen ſpielt die Schülerkapelle Streichquarteite.
Es finden 3 Aufführungen ſtatt, und zwar zunächſt morgen Diens=
tag
, nachmittags 3 Uhr, eine Vorfeier im engeren Kreiſe der
Schule für die Schüler des Gymnaſiums und der Vorſchule.
Hierauf werden für die Angehörigen der Schüler, die Freunde der
Schue und jedermann, der ſich für ſolche vaterländiſche Schulauf=
führungen
intereſſiert, zwei öffentliche Aufführungen veranſtaltet,
von welchen die erſte Mittwoch, 27. Januar, vormittags 10½
Uhr, die zweite Donnerstag, 28. Januar, nachmittags 4½ Uhr
abgehalten wird. Für jede der beiden öffentlichen Aufführungen
werden Eintrittekarten zum Preiſe von 40 Pfennig (und zwar rote
Karten für die erſte, blaue für die zweite Aufführung) von dem
Gymnaſialpedellen Haußner (Karlsſtraße 2) verkauft. Die Hinter=
ar
unddekoration zu Barbaroſſa's Erwachen' ſtellt einen Blick in
den Kyffhäuſerberg dar und iſt von Herrn Hoftheatermaler Schlegel

Nr. 20
265
gemalt. Alles weitere ergiebt ſich aus dem Programm, das den
Theaterzettel, die Liederterte, die Bezeichnung der Streichquartette
und die Namen der handelnden Verſonen enthält.
- Die evang. Gemeindevertretung der Martins=
gemeinde
hielt am letzten Freitag im neuerbauten Gemeinde=
haus
Martinsſtifi! eine Sitzung ab. Der Voranſchlag für
1892-9s fand die Zuſtimmung der Verſammlung. Die Herſtellung
eines eiſernen Geländers um den Kirchenplatz wurde als
überaus dringlich beſchloſſen und ſoll in Kürze, die Genehmigung
der Behörde vorausgeſetzt, erfolgen. Eeſt dann wird es auch mög=
lich
ſein, den Platz um die Kirche anſtändig und freundlich anzu=
legen
. An die (vang. Geſamtgemeinde, durch welche bekanntlich
die Erträaniſſe der evang. Parochialſteuer vrwaltet werden, ſoll
das Erſuchen gerichtet werden, den hierfür, ſowie für die noch auf
dem Martinsſtiſt ruhende Bauſchald erforderlichen Betrag aufzu=
nehmen
. Den Bericht über den kirchlich=ſittlichen
Zuſtand der Gemeinde im Jahre 1801 erſtattete der Vorſitzende,
denjenigen über die Organiſation des kirchlichen Armen=
weſens
(Gemeindepflege) der Martinsgemeinde, Herr Stadt=
verordneter
Lehr. Wir behalten uns vor, aus beiden Berichten
demnächſt einen ausführlicheren Auszug zu bringen. An Stelle
eines ausgeſchiedenen Kirchenvorſtehers wurde in den Kirchenvor=
ſtand
gewählt Herr Landwirt Heinrich Fey. Verſchiedene, das
äußere und innere kirchliche Leben angehende Fragen wurden aus
der Mitte der Gemeindevertretung heraus angeregt und in Ein=
mütinkeit
des Geiſtes beraten.
G. Die Abteilung Darmſtadt der deutſchen Ko=
lonialgeſellſchaft
hält dieſen Montag den 25. l. M., abends
8 Uhr, im Nebenzimmer der Reſtauration Formhals ihre monat=
liche
Vorſtandsſitzung, verbunden mit (eſelligem Vereinsabend, ab,
zu dem die Mitglieder freundlichſt eingeladen ſind.
DN. Im Anſchluß an unſere frühere Mitteilung über die bei
der Darmſtädter Narrhalla (Zug=Verein) eingereichten
4 Konkurrenz=Karneval=Poſſen; berichten wir heute,
daß der Theater=Ausſchuß, deſſen Mitglieder auch als Preisrichter
amtierten, folgenden Beſchluß gefaßt hat: Zur Aufführung
in 1892 kommt das dem Verein gewidmete, außer Wettbewerb um
den ausgeſetzten Preis geſtellte Stück des Herrn Rechnungsrat i. V.
Joſeph Jäger, Der Ottenſoſer. Preisgekrönt wird
E unzeitig Valowung, von Wilhelm Kaminsky, hauptſächlich
in Anbetracht des auf die Arbeit verwendeten außerordentlichen
Fleißes; wegen etwaiger Aufführung in ſpäteren Jahren bleibt
Entſchließung vorbehalten. Als die geiſtreichſte, witzigſte, aber mit
den Anforderungen der Bühne nicht im Einklang ſtehende Poſſe
wird Liebesfreud und Liebesleid:, deren Verfaſſer als der begabteſte
anerkannt und demſelben eine Umarbe tung in der angedeuteten
Weiſe empfohlen. Durch Kampf zum Sieg' endlich wird, als den
veröffentlichten Bedingungen nicht entſprechend. vom Wettbewerb
ausgeſchloſſen. Naturgemäß konnte die vorſtehend mitgeteilte
Entſcheidung nicht alle Hoffnungen und Wünſche befriedigen, indeſſen
darf erwartet werden, daß auch ſpätere Preis=Ausſchreiben eine
gleicheifrige Thätigkeit unſerer Lokalhumoriſten veranlaſſen.
NUnglücksfall. Der in der Kiesſtraße wohnende Me=
chanikus
Frey iſt infolae des nächtlich eingetretenen Glatteiſes
Samstag Morgen um 6 Uhr in der Wilhelminenſtraße vor dem
Hauſe des Bürgervereins gefallen und hat einen Knöchelbruch er=
itten
.
Leipzig. 22. Januar. Das Reichsgericht hat die vielbe=
ſprochene
Frage, ob der Tag, an nechem ein Knd 1 Jahr alt
wird, ſein erſter oder ſein zweiter Geburtstag genannt werden
ſoll, in ihrer Bedeutung für das Reichsgebiet dahin entſchieden, daß
der Tag der Geburt ſelbſt als der erſte Geburtstag, der Tag alſo,
an welchem man 1 Jahr alt wird, als der zweite anzuſehen ſei.
Berlin, 22. Januar. Bebel ſprach geſtern abend vor 4000
Verſonen über den Buchdruckerſtreik und die Lehren daraus.
Er mißbilligte ſcharf die Streiks jeder Art während der gegen=
wärtigen
und wahrſcheinlich noch Jahre lang andauernden ſchlechten
Geſchäftslage, verwertete aber den Buchdruckerſtreik hauptſächlich
agitatoriſch im Sinne der Sozialdemokratie, die durch ihn 10000
Anhänger gewonnen habe. Weiter konſtatierte Bebel, daß der
Parteifonds an die Buchdrucker 20000 Mark geſpendet habe.
Wien, 22. Januar. Die vom Polenklub und mehr noch von
der öffentlichen Meinung verlanate ſtrenge Unterſuchung über
den Börſenſchwindel vom 14. November iſt völlig ergebnislos
geblieben. Auch die Unterſuchung gegen=Szeps Tagblatt= wurde
eingeſtellt, wie dieſes heute berichtet wird.
In Kornneubura iſt der Bahnwächter Brunner zu ſieben
Monaten ſchweren Kerkers verurteilt worden, weil er einen An=
ſchlag
auf den kaiſerlichen Hofzug vorbereitet und dann ver=
hindert
hatte, um eine B. lohnung zu erzielen. Am 23. Sept. v. J.
Um halb elf Uhr nachts wurde der Nordbahn=Schnellzug zwiſchen
Florids dorf und Wagram durch Knall=Signale plözlich zum Stehen
gebracht. Der Wächter Brunner meldete dem Zugführer, ſoeben

hätten vier Kerle verſucht, die Schienen aufzureißen. Als er her=
beieilte
, ſeien ſie entſlohen, doch habe er noch einen Stoß in den

[ ][  ]

266
Nr.
Rücken und einen Meſſerſtich in die Hand erhalten. Trotz beftiger
Schmerzen habe er ſich zum Wächterhauſe geſchleppt und Knall=
kapſeln
geholt. Man ſand thatſächlich, daß aüls einer linksſeitigen
Schiene die Schrauben und Stifte herausgezogen waren, ſo daß der
Bug wahrſcheinlich entaleiſt wäre, wenn der Wächter ibn nicht
aufgehalten hätte. Die Beſtürzung war um ſo größer, als ſchon
in den nächſten Stunden der Hofzua, mit dem der Kaiſer ſeine
Reiſe nach Böhmen antrat, die Stelle vaſſieren mußte. Man tele=
graphierte
nach Wien, doch wurde die Reiſe nicht unterbrochen und
ſtrenaſtes Stillſchweigen befohlen. Bei genauerer Unterſuchung
verwickelte ſich der Bahnwärter Brunner dann in Widerſprüche,
die ſchließlich zu ſeiner Verurteilung in Ermangelung eines andern
Strafrechtsparaaraphen wegen boshafter Beſchädigung einer Eiſen=
bahnanlage
führten.
Antwerpen. 21. Januar. Die hieſige Seebehörde ſtellte an
Vord der deutſchen DampferMünchen= und Köln zahlreiche
Todesfälleamgelben Fieber ſeſt. An Bord des Mün=
chen'
ſtarben 4, an Bord des Köln' 6 Perſonen, darunter der
erſte Offizier.
Brüſſel, 23. Januar. Das Palais des Herzoas von
Arenberg am Platze Vetite Sabilon ſteht ſeit heute früh 2 Uhr
in Flammen. Das Palais enthält Gemälde und Kunſtgegenſtände
von hohem Werte und europäiſchem Rufe. Der Brand brach im
Schlafzimmer der Prinzeſſin Croy aus. Der Brinz, die Prinzeſſin
und die Kinder retteten kaum das Leben. Das Graf Eamont=
Kabinett, welches ſich noch in dem Zuſtande befand, wie es Egmont
im Augenblick ſeiner Verhaftung 1567 verlaſſen, iſt bis auf die
Mauern zerſtört. Das Feuer wurde hier unterdrückt. Drei Feuer=
wehrleute
ſind ſchwer verletzt.
Paris. 22. Januar. Da der Generalprokuratur ſich geweigert
hat, von Amts wegen die Klage gegen Miniſter Conſtans anzu=
ſtrengen
, ſo will Täur ſich jetzt an Floquet wenden, damit dieſer
als Kammerpräſident ſeine Intereſſen wahrnehme. Aber auch
Floquet ſoll entſchloſſen ſein, ihn abzuweiſen, ſo daß Laur nur noch
der Weg der verſönlichen Klage übrig bleibt.
Das Variſer Zuchtpolizeigericht verurteilte zu zwei
Monaten Gefänanis oder 2000 Fres. Strafe einen Herrn Brandem=
bourg
, Verfaſſer einer Novelle, La Dienvres. welche in den mehr
oder minder Pornographiſchen Wochenſchriften Pin de Sisclet,
Messager français und Courrier français' erſchienen war. Die
Direktoren und Geranten dieſer drei Blätter wurden ebenfalls in
Contumaciam zu einem Monat Gefängnis und 1000 Fres. Strafe
verurteilt.
London, 22. Januar. In Walſall wurde bei der Verhand=
lung
des Prözeſſes gegen die ſechs wegen geſetzwidrigen Beſitzes
von Sprengſtoffen Angeklagten das Geſtaͤndnis eines der
Anarchiſten verleſen, in welchem die fünf anderen Angeklaaten
anarchiſtiſchen Treibens beſchuldigt werden und behaupket wird,
daß die von ihnen verfertigten Bomben für das Ausland beſtimmi
geweſen ſeien.
Nom, 23. Januar. Der päpſtliche Leibarzt Ceccarelli ver=
ſichert
den Leibärzten des Königs, der Papſt befinde ſich wohl; ein
langes Leben ſei bei Schonung wahrſcheinlich. Die offiziöſe
Italie' meldet, falls eine ſchlimme Wendung in dem Befinden des
Papſtes eintrete, ſeien Vorſichtsmaßregeln getroffen. Die Regi=
menter
in Verugia und Caſerta ſeien marſchbereit.
Warſchau, 21. Januar. Große Erbitterung ruſt hier die
Anſprache Gurkos an die verſammelten Vertreter des pol=
niſchen
Adels beim Neujahrsempfang hervor. Der Generalgou=
verneur
Gurko ſoll wörtlich geſagt haben: Mir wird berichtet,
daß Ihr in dieſem Jahre aus pölniſch patriotiſchen Gründen nicht
tanzen wollt. Ich gebe Euch den guten Rat, tanzt lieber frei=
willig
, das wird Euch ſicherlich lieber ſein, als wenn ich Euch
tanzen mache.
Indianopolis, 22. Januar. In der vergangenen Nacht iſt
das nationale chirurgiſche Inſtitut abgebrannt. Das
Feuer brach in den Bureaus aus, über denen ſich die Kinder= und
Frauenſäle befanden. Die Patienten von den Wärtern geweckt,
ſtürzten ſich panikartig nach den Fenſtern. Aus den oberen Etagen
mußten viele mit Leitern gerettet werden. Bisher ſind neun Tote
unter den Trümmern herborgezogen worden, andere befinden ſich
noch darunter; ſechs Kinder ſind umgekommen.
St. Louis. 20. Januar. Als geſtern abend die Mitglieder
eines Anglerklubs, 22 Mann ſtark, aus einer Vorſtadt, wo die überaus reichen Blumenſpenden bei dem Ableben unſeres
ſie diniert hatten, in einem Schlitten hierher zurückkehrten, wurde
derſelbe, als er ein Eiſenbahngeleiſe paſſierte, von einem heran=
brauſenden
Zugeüberkahken und völlig zertrümmert. 8 Ver=
ſonen
blieben auf der Stelle tot, während die übrigen mehr oder
minder ſchwere Verletzungen davontrugen. Wahrſcheinlich werden
noch weitere 4 Mitalieder der Schlittenvartie ſterben.

20
Elektriſierte Blumen. Ein franzöſiſcher Chemiker hat
durch Exverimente dargethan, daß elektriſierte Blumen einen viel
ſtärkeren Wohlgeruch aushauchen, als in ihrem gewöhnlichen Zu=
ſtande
. Er erklärt hieraus auch die Thatſache, daß nach einem
Gewitter der Wohlgeruch der Blumen mehr, als zu jeder anderen
Zeit, die Atmoſphäre erfüllt.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 22. Januar.
Minna von Barnhelm.
B. M. Leſſing's noch immer unſterbliches Luſiſpiel weckt eine
Reihe wehmütiger Erinnerungen, Erinnerungen, die nicht zum
Vorteil des gegenwärtigen Zuſtandes ausfallen. Wenn nachgerade
die Sänger immer mehr verſchwinden, welche Mozart zu ſingen
verſtehen, ſo werden auch die Schauſpieler, welche Leſſing'ſche
Proſa zu behandeln wiſſen, von Jahr zu Jahr ſeltener. - Wo ſind
die Zeiten hin. da hier bei uns ein Wünzerden=Wachtmeiſter, ein
Butterweck den Wirt, eine Kläger die Franziska ſpielte ?!
Und warum ſind dieſe goldenen Zeiten unwiderbringlich dahin'
Von den alten Kerntruppen hat nur der Juſt des Herrn Werner
den Wandel und Wechſel überdauert. Herrn Edwardhat man auck
aus der Liſte geſtrichen, troßdem dieſer Künſtler gerade nicht über
allzureichliche Beſchäftigung klagen darf, und Herr Hacker,der in
dieſer Saiſon wirklich überbürdet, mußte die heikle Rolle des
Tellheim in aller Geſchwindigkeit ſtudieren. Daß er ſie noch in
einer ſo würdigen und feinen Weiſe herausgebracht hat, gereicht
ſeinem Talent wie ſeinem Fleiß zu hohem Lobe. Wenn er auch
mehr oder weniger die jugendlichen Eigenſchaften im Tell=
heimcharakter
vertrat, hie und da mehr einen friſchen Lieutenant
als einen geſetzten Major herauskehrte, die Daſeinsfreude vor
dem melancholiſchen Grundzug betonte, ſo war doch die Geſamt=
leiſtung
eine recht erfreuliche.
Im übrigen aber - abgeſehen von Herrn Werners Juſt-
berrſchte
heute abend keine Stileinheit, ſondern ein unerquick=
liches
Durcheinander von modernem Ton und der Sprechweiſe des
vorigen Jahrhunderts. Leſſings Geiſt ſchwebte jedenfalls nicht über
dem Ganzen. Am meiſten machten ſich dieſer Stilvermiſchung die
Damen Cramer und Widmann'als Minna und Franziska
ſchuldig. Sie plauderten beide ihre Rollen herunter, wie wenn dieſe
von Moſer oder von Sardou geſchrieben wären. Auch Herr Sachs
aiebt ſeinen Wirt mehr im Geiſte Benedix, als im Sinne Leſſinas.
Ueberdies war derſelbe infolge zu haſtigen Sprechens kaum zu ver=
ſtehen
. Am nächſten kam noch Herrn Steudes Wachtmeiſter der
Grundſtimmung des Ganzen. Lob verdient Herr Knispel in der
großen Epiſode des Riccaut. Die Kritik aber, wofern ſie das künſt=
leriſche
Gewiſſen des gebildeten Publikums vertreten will, hat ein
Recht zu dem Ausſprüch: So etwas wollen wir nicht! Man gebe
uns unſeren Original=Leſſing wieder!

Litterariſches.
Jede Thür öffnet ſich gern einem lieben alten Bekannten,
von dem man weiß, daß er gut zu plaudern und zu erzählen ver=
ſteht
und immer eine Menge der neueſten und wiſſenswerteſten
Nachrichten mitbringt. Darum wird auch überall jedes neue Heft
von Ueber Landund Meer (herausgegeben von Profeſſor
Joſeph Kürſchner, redigiert von Otto Baiſch, Stuttgart, Deutſche
Verlags=Anſtalt) ſehnlichſt erwartet und bei ſeinem Erſcheinen mit
der lebhafteſten Freude bearüßt. So wird auch das ſoeben er=
ſchienene
7. Heft der Großfolio=Ausgabe allenthalben die größte
Befriedigung erwecken. Wir brauchen nur, abgeſehen von den
Fortſetzungen der trefflichen Romane, aus dem abwechslungsvollen
Inhalte auf Artikel wie Reichshauptſtädtiſcher Zeitungsvertrieb=
Das Lebenswerk eines deutſchen Künſtlers' hinzuweiſen, und jeder
wird erkennen, daß Ueber Land und Meeru neben den gediegenen
Unterhaltungsgaben auch für Belehrung ſeiner Leſer beſtens Sorge
trägt. Nehmen wir nun noch den herrlichen Bilderſchmuck hinzü.,
ſo iſt es kaum zu glauben, daß ein ſolches ſchönes Heſt nur
50 Pf. koſtet.

[1370
Dantſaaung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme und für
innigſt geliebten Gatten und Vaters ſagt ihren tiefgefſühlteſten
Dank
Familie Hoyat.
Darmſtadt, den 23. Januar 1892.

Hierzu eine Beilage; Loeſlund's Malz=Ertract=Präparate betr.

Nus ud Brdlas dir L. Mindide veraolrnra. W belounentulir ir de. hoanvon, ven Muls.