„
35
Ean.
310
713
316
921
2140
2 243
4 16
433
5441
5545
„ 648
476.
2
938
ea ben=y
B nad
hlof
512 dei
ab.
b8i4 He.196 6 „ „ H 1) 2⁄₈ H an 75 — H3 86 911 130 2⁵ 233 148 2) 253 J- 431 H 585 E38 5 743 S5 5 .
Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf.,
halb=
jährlich 3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſt=
Amtern Beſtellungen
eutgegenge=
nommen zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauſchlag.
155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Peſkeele Ratelhulranhsvilltr.
Inſerate
fuͤr das
wöchentl. Gmal erſcheinende Tagblalt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſir. Nr. 23,
in Beſjungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Eppeditionen.
für die Behannkmachungen
Amtliches Organ
des Großh. Rreisamls. des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.
NL. 14.
Montag den 18. Januar.
1892.
Bekanntmachung.
In der General=Verſammlung vom 9. Januar 1892 wurde die Auflöſung
der Aetien=Geſellſchaft Ultramarinfabrik Wilhelm Büchner von Pfungſtadt
beſchloſſen.
Die Liquidation geſchieht durch den Vorſtand, welcher aus folgenden Herren:
Dr. Ernſt Büchner zu Pfungſtadt und Wilhelm Büchner daſelbſt, beſteht.
Die Bilanz iſt zu dem Handelsregiſter eingereicht.
Die Gläubiger werden aufgefordert, ſich bei der Geſellſchaft zu melden.
Eintragung in unſer Handelsregiſter (Geſellſchafts=Regiſter) hat heute
ſtatt=
gefunden.
Darmſtadt, 14. Januar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
Dr. Weiß.
1997
Behanntmnchung.
Franz Arnold Albert Nippel zu Wermelskirchen und Franz Wilhelm
Jonas zu Darmſtadt, Inhaber der zu Wermelskirchen beſtehenden offenen
Handels=
geſellſchaft „Mippel & Jonas', haben zu Pfungſtadt eine Zweigniederlaſſung
er=
richtet. Eintragung in unſer Firmenregiſter hat heute ſtattgefunden.
Darmſtadt, am 15. Januar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
Dr. Weiß.
1998
Bekanntmachung.
Die ſtädtiſche Badeanſtalt am Woog betr.
Der Betrieb der ſtädtiſchen Badeanſtalt
am Woog mit Zubehör ſoll auf 3 Jahre
an einen cautionsfähigen zuverläſſigen
Uebernehmer verpachtt werden. Die
Be=
dingungen liegen auf unſerem Büreau
Stadthaus, Rheinſtraße 18. Zimmer Nr. 13,
zur Einſicht offen. Luſttragende wollen
ihre Angebote vermittelſt bei uns zu
er=
hebender Formulare bis längſtens den
22. d3. Mts. verſchloſſen und mit der
Aufſchrift„Vachtung der ſtädtiſchen
Bade=
anſtalt am Woog= verſehen, an uns
ge=
lagen laſſen.
Der Stadtverordneten=Verſammlung
bleibt die freie Wahl unter den
Ueber=
nahmsluſtigen vorbehalten.
Darmſtadt, den 7. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter. 1780
Steinhauer=Arbeit.
Die Lieferung der Sandſtein=Krippen
für den neuen Schlachthof ſoll im
Weg=
der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 25. Januar d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt, Zimmer Nr. 26,
zur Einſicht offen, bei welchem auch die
Formulare für die Offerten zu erheben
ſind.
Darmſtadt, am 14. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Niedlinger, Beigeordneter. 999
Trottoir=Reinigung.
Wir ſehen uns veranlaßt, wiederholt
darauf aufmerkſam zu machen, daß das
Aufhacken von Schnee und Eis auf den
Trottoirs mit Beilen, Pickeln, Stoßeiſen
und ähnlichen die Trottoirbefeſtigungen
beſchädigenden Inſtrumenten nicht
ſtatt=
finden darf.
Der etwas feſtgetretene und angefrorene
Schnee kann faſt immer mit gewöhnlichen
Schippen oder Kratzen leicht und ohne
jede Beſchädigung des Trottoirs
abge=
ſchabt werden. Am zweckmäßigſten iſt es,
den Schnee ſo raſch als möglich
wegzu=
ſchaufeln, damit das Feſttreten, bezw.
An=
frieren vermieden wird.
Werden durch Nichtbeachtung des
Vor=
ſtehenden vorhandene Trottoirbefeſtigungen
beſchädigt, ſo erfolgt deren
Wiederher=
ſtellung durch die Stadt auf Koſten der
betreffenden Hausbeſitzer.
Darmſtadt, den 8. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter. (781
Brennholz=Verſteigerung.
Die am 11. d. Mts. ſtattgehabte
Ver=
ſteigerung von Brennholz aus dem
feit=
herigen Beſſunger Laubwald und dem
ſtädtiſchen Oberwald iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine können von
Mon=
tag den 18. Ifd. Mts. ab bei unſerer
Stadtkaſſe in Empfang genommen werden.
Erſter Abfuhrtag Dienstag den 19.
Januar l. Js, an welchem Tage auch
die Ueberweiſung des Holzes ſtattfindet.
Darmſtadt, den 15. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter. (872
„Die Rumidee=Sihung
(40 Pfo.),
66
Be Stammdiſch
[17948
(60 Pfo.),
von Harl Schaffnit.
Zu beziehen direkt vom Verfaſſer oder
durch alle hieſigen Buchhandlungen.
27
176
Nr. 14
Betanntmuchung.
Betreffend: Ottebauſtatut für die Haupt= und Reſidenzſtadt Darmſtadt.
Nach Beſchlüſſen der Stadtverordneten=Verſammlung vom 19. März 1891,
bezw. 7. Januor 1892 und mit Genehmigung Großherzoglichen Miniſteriums des
Innern und der Juſtiz vom 9. Novembr 1891 zu Nr. M. J. 29939 erhalten die
88 6, 7, 8 und 9 des Ortsbauſtatuts die unten aufgefülhrte Faſſung.
Außerdem werden nach Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung vom
21. November 1889 und zufolge Genehmigung Großh. Miniſteriums vom
oben=
erwähnten; Dalum in dem 8 46 des Ortsbauſtatuts folgende Stellen geſtrichen:
„8. Frankfurterſtraße, „8. Heidelbergerſtraße!
Wir bringen dies mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenniniß, daß die
ge=
troffenen Abänderungen ſoſort in Kraſt trelen.
Darmſtadt, den 13. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
[1000
Riedlinger, Beigeordneter.
8 6. In den im Stadtbauplan ſeſtgeſtellten einzelnen Bauquartieren ſoll das
Bebauen an noch nicht eröffneten Straßen nur im Anſchluß an ſchon eröffnete
Straßen und unter folgenden Vorausſetzungen erſolgen:
1) Die Lage urd Form der Grundſtlücke muß eine zweckmäßige Bebauung
zu=
loſſen oder es muß durch Verſtändigung der betheiligten Eigenthümer eine
Regulirung und Eintheilung der Grundſtücke in angemeſſene Bauplätze
er=
folgt ſein.
2) Die Stadt muß im Beſitz und Eigenthum des ganzen Geländes der das
Quartier ringsum begrenzenden Straßen ſein, und zwar frei von allen Laſten.
3) Die noch nicht eröffnete Straße, an welche gebart werden ſoll, muß von der
Stadt für den Anbau vorläufig hergeſtellt ſein. Unter diefer vorläufigen
Her=
ſtellung iſt verſtanden:
A. die Bildung des Straßenkörpers in der für die demnächtige endgültige
Herſtellung der Straße gebotenen Höhenlage, ſei es durch einfache Ebenung
oder durch Erdtransporte für Auf= und Abträge;
b. die Abgrenzung des Straßenkörpers in Fahrbahn und Trottoirs mittele.
geeigneter Vorrichtungen;
c. die für den Ablauf des Regenwaſſers der Straße erforderliche proviſoriſche
Einrichtung.
4) Liegen die unter 1 bis 3 bezeichneten Vorausſehzungen vor, ſo ſoll das
Be=
bauen der unter 2 erwähnten Straßen an beiden Seiten geſtattet ſein.
5) Durch die Beſtimmungen des gegenwärtigen Paragraphen werden die
Vor=
ſchriften in Art. 20 Abſ. 2 der allgemeinen Bauordnung, ſowie in Art. 20
Abſ. 1 daſelbſt und 8 35 der Ausführungsverordnung zur allgemeinen
Bau=
ordnung nicht berUhrt.
8 7. An den Enden, woſelbſt uneröffnete Straßen auf eröffnete aufſtoßen,
kann das Bebauen der Ecplätze auch ohne die Vorausſetzungen des 8 6 geſtattet
werden, wenn die Stadt wenigſtens auf die Länge des Beſitzthums des Bauenden
ſich im Beſitz und laſtenfreien Eigenthum des Straßengeländes in ganzer Breite der
uneröffneten Straße befindet.
8 8. Inſoweit die Stadt zufolge der 88 6 und 7 Eigenthum für
Straßen=
gelände erwirbt, hat ſie dafür 70 Pfg. pro ⬜ Meter an den Veräußerer zu
be=
zahlen.
8 9. Sobald der größere Theil einer vorläufig hergeſtellten Straße als
bebaut anzuſehen iſt, ſoll die Straße eröffnet und befeſtigt, ſowie die Pflaſterung
der Goſſe und der Waſſer= und Gaszuleitung bewirkt werden. Die Herſtellung der
Straßenkanäle kann nicht eher beanſprucht werden als die bezüglichen Haupt= und
Sammel=Kanäle des fraglichen Bauquartiers vollendet ſind.
Die Anfuhr
von
460 Amtr. Kiefern=Scheiter und =Knüppel aus Diſtrikt Burgwald,
230 „ Buchen=Knüppel aus Diſtrikt Herrgottsberg und Ludwigshöhe,
desgleichen, aus Diſtrikt Spitze und Kirchſchlag,
260 „
20 „ desgleichen, aus Diſtrikt Paultrinkglas,
desgleichen, aus Diſtrikt Glasberg, grüner Teich und alte Weide,
90
in den Holzhöf ſoll auf dem Submiſionswege vergeben werden. Schriſtlichen
An=
gebeten hierauf wird bis zum 23. d. Mis. einſchließlich entgegen geſehen. Die
Bedingungen lönnen Vormittags bei der unterzeichneten Behoͤrde eingeſehen werden.
Darmſtadt, den 4. Januar 1892.
Großherzogliche Holzmagazins=Verwaltung.
[1001
Hüter.
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Tokayer, Malaga, Sherry,
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Beutschen Cognae,
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L. Oppmann, Würzburg,
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L.
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Am
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Nachm
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ud
⁵⁄₈
1³⁄
e,
5
5⁄)
500)
540
E3,
73⁄₈
Nr. 14
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Dienstag den 19. Januar, Vormittags 11 Uhr,
werden in Großherzoglicher Hofmeierei
4 fette Ochſen und
eine Anzahl fette Rühr
öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Darmſtadt, den 14. Januar 1892.
Administration
der Großherzoglichen Hofmeiereigüter.
Müller.
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51 annh.
heim
=—
ohenlohe'ſcheohafermehl,
beſtes Kinder=Nährmittel,
per halb Kilo 40 Pfg.,
friſch eingetroffen.
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Foinster Fettpuder 60 Pf. u. 1M.,
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des Schloßgartenplatzes, iſt der 3. Stock,
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Manſarde für 1 bis 2 Perſonen.
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F.
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H.
4
161) Eliſabethenſtr. 35 feinm. Zm.
801) Steinſtr. 5 gut möbl. Zimmer,
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Wiener=
ſtraße 51 ſchön möbl. Zimmer.
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ſofort geſucht von einem einzelnen Herrn.
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des Stocks ſind zu richten an die Exped.
[1010
d. Bl. unter W. 100.
178
Nr. 14
G000000000000000000000000000
3 Mittwoch den 20. Januar 1892, Abends 7½ Uhr, 9
in ſämmtlichen Räumen des Saalbaues:
EORASUh0 HUhUuuzuug
E
9)
mit darauffolgendem
veranſtaltet vom
„ ARademischen Vereini
zum Beſten
unbemittelter Lehrer=Wittwen des
Groß=
herzogthums Heſſen,
g unter gütiger Mitwirkung der Hofopernſängerin Frl. Johanna
Neumeyer, ſowie des Herrn Konzertmeiſters Auguſt Helmer.
Das Orcheſter ſteht unter der Leitung des Herrn
Hofkonzert=
meiſters W. Petr.
Programm:
1) Ouberture: Im italieniſchen Stilen in Gdur. F. Schubert.
2) Ballade u. Polonaiſe
H. Vieuxtemps
Herr A. Helmer.
3) Arie „4 quel giorno: a. d. Oper„Semiramis” Roſini.
Frl. Neumeyer.
4) Orcheſterſtucke:
Ernſt Ludwig,
Land=
a. Air en Sarabande
graf von Heſſen.
b. „Märchen”
Komzäk.
5) Violinvorträge:
2. Elegie
Ernſt.
b. Ungariſcher Tanz
J. Brahms.
Herr A. Helmer.
6) Geſangsvorträge:
2. Die Mainacht
J. Brahms.
b. Du rote Ros aus J. Wolffs „Rattenfänger: H. Sommer.
C. Geburtstagslied
J. Sachs.
7) „Der Ruhmestempel, Gadotte
J. P. Nameau.
„l
F
wL. Hierautf. WAII. 2N
Der Bechſtein'ſche Konzertflügel iſt aus dem Lager von
A. W. Zimmermann.
[1011O
Nummerirte Harten für die Aufführung ſind in der
Hof=
buchhandlung des Herrn Bergſträßer zu haben. Preis der
Einzel=
karte Mk. 2.50, der Familienkarten (für 3 Perſonen gültig) Mk. 6.50.
Der Zutritt zum Ball iſt nur nach Löſung einer Karte für die Auf= 6
führung und gegen Vorzeigen der zugeſandten Karte geſtattet.
Der Ballausſchuß des Akademiſchen Vereins.
Tannen. und BuohenBrennholz,
Keingeschnitten und gezpalten,
liefert bei freiem Transport die Dampf=Holzſchneiderei
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C229
Martinsſtraße 14.
Sofort oder zum 1. April
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herr=
chaftliche Wohnung oder
Villa von mindeſtens ſechs
größeren Zimmern mit
Zu=
behör, Stall und
Wagen=
remiſe, mit größerem Garten,
in freier Lage. Späterer
Kauf nicht ausgeſchloſſen.
Offerten mit genauer
Be=
ſchreibung, Grundriß u.
Preis=
angabe sub C. W. an die
Expedition erbeten. 11012
Dum 1. April wird eine
)
Wohnung.
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Offerten unter C. D. an die
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dition d. Bl.
[1013
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braunen Flecken, auch über dem linken
Auge, mit meſſingenem Halsband und der
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Major v. Brieſen.
(1014
Nohnuns g6snohl
von 9 Zimmern und Garten. - Gefl.
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Neckarſtr. 3, erbeten.
(629
Müdchen,
C
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Woogsplatz 10. 1. Stock.
1016) Zwei anſtänd. Mädchen,
paſ=
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durch Frau Amberg, Döngesborngaſſe 4.
972) Ein Mädchen für alle
Haus=
arbeit geſucht. Hügelſtraße 27.
0
O
Heizor,
„
nur tüchtigen, gelernten Schloſſer, fleißig,
zuverläſſig, der auch kleine Reparaturen
machen kann, ſucht
H. Berdux,
alter Griesheimerweg 33.
1018) Ein anſtänd. geſitteter Junge
von braven Eltern wird in die Lehre
ge=
nommen.
L. Nachtigall, Hoffriſeur.
Lehrling
mit guter Schulbildung für das
kaufmän=
niſche Büreau eines hieſigen
Fabrikge=
ſchäftes geſucht. Offerten u. A. B. 200
an die Exped. d. Bl. erbeten.
(185
63)
9i
949
90)
B. 7.
29.
12.
N. 5½
4
4 Ueber hun
162)
611
[ ← ][ ][ → ]179
2⁄₈
4.
VURUUCINVoayaNopr.
„
Samstag, dem 28. Jamuar 1802,
Abends pünktlich um 8 Uhr 11 Min.
V8l0 gosso Hervon- Gilau
im vollſtändig neu dekorirten, mit 15,182¼ Meter grün=weiß=gelbrothem
Stoff ausgeſchlagenen, mit Nothlampen verzierten
Progsen Saul des Saulbaues.
-kr.
44b
Ein= und Ausgang durch die ChüriM
Um mein großes Lager in
H.
RGAGAA-UUtA-GN
zu räumen, verkaufe von heute ab:
Flaſche
2 Flaſche
Flaſche
B. 1.20.
60 Pfo
55 Pfg.
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mur1s Rheinstrasse 16.
Joseph Trier
Darmstadt, URhelmnenstrasse -J. H Parſümerien. und Droguiſten. (16519
A
Logisnachweiſungsburean. u0.
Lohrer Reichswaiſenhaus=
Silber=Lotterie. (990
Hiohung am 15. Fobruar 1892.
Looſe 1 Mk. bei allen Verkaufsſtellen.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer reiſte am 15. mittags in
Be=
gleitung der Prinzeſſin Viktoria und des Prinzen Adolf von
Schaum=
burg=Lippe von Bückeburg nach Berlin zurück.
Die Kaiſerin Friedrich und Prinz Heinrich werden den deutſchen
Kaiſer bei der Beiſetzung des verſtorbenen Herzogs von Clarence
vertreten.
Der Bundesrat erteilte in der am 14. ds. Mts. abgehaltenen
Plenarſitzung dem Entwurf eines Geſetzes, betr. die Zollbehandlung
des am 1. Februar 1892 in Deutſchland vorhandenen unverzollten
ausländiſchen Getreides, die Zuſtimmung. Sodann erfolgte die
Beſchlußfaſſung über die in der vergangenen Sitzung unerlediat
gebliebenen Beſtimmungen des Geſetzentwurfs, betr. die Bekämpfung
der Trunkſucht, ſowie die Annahme dieſes Geſetzentwurfs im ganzen.
Dem Reichstage ging am 15. der bereits anaekündigte
Geſetz=
entwurf zu: Die Beſtände an ausländiſchem Getreide (Weizen,
Roggen, Hafer, Gerſte, Mais, Hülſenfrüchte), welche nach amtlicher
Feſtſtellung am 1. Februar 1892 innerhalb des deutſchen Zollgebietes
in Freilagern, öffentlichen Zollniederlagen, Vrivatlägern unter
amt=
lichem Mitverſchluß oder in gemiſchten Privattranſitlägern ohne
amtlichen Mitverſchluß, ſowie in deutſchen Zollausſchlüſſen
vor=
handen ſind. werden bis 30. April 1892 ohne Nachweis der
Ab=
ſiammung aus den Vertragsſtaaten oder den meiſtbegünſtigten
Staaten zur Entrichtung der am 1. Februar eintretenden ermäßigten
Zollſätze zugelaſſen.
dhn Wahrheit. es gibt, um die
Haut des Geſichtes und der Hände
gegen den Einfluß der Luſt zu
ſchützen, kein ſo wohlthätiges und
zugleich ſo billiges Mittel wie die Elycerin-
Crsme Simon. Man achte auf die
Unter=
ſchrift: Simon, rue de Provence 36,
Paris.
Vorräthig bei allen renomirten Coiffeurs,
(2ine ältere große Kommode zu kauſen
Egeſucht Ernſt Ludwigsſtr. 24 III. 11021
Der Reichstag ſetzte am 15. die zweite Beratung des Etals
des Reichsamts des Innern fort. Die Sozialdemokraten Metzger
und Schwarz brachten die Behandlung der Feuerleute auf den
Woermann'ſchen Dampfern zur Sprache. Unterſtaatsſekretär von
Rottenburg erklärte darauf, die Regierung müſſe den Quellen
Metzgers gegenüber vorſichtig ſein, ſie habe bereits vom Hamburger
Senat Auskunft erbeten.
Im vreußiſchen Herrenhauſe machte der Präſident Herzog von
Ratibor die Mitteilung. daß das Mitglied Fürſt Bismarck ſich für
die Dauer der Seſſion Geſchäfte wegen entſchuldigen laſſe.
Oeſterreich=Ungarn. Die von der üngariſchen Regierung
beſtätigte Statutenänderung der ſächſiſchen Univerſität nennt der
„ Peſti Naplo' beſchämend für Ungarn. Tisza hatte die Beſtätigung
verweigert, weil nun die Univerſitätsfonds wieder nur den Sachſen
gehören. Die ſächſiſche Univerſität iſt alſo jetzt wieder eine mächtige
politiſche Körperſchaft. Die ſächſiſche Volkspartei in Kronſtadt hat
einſtimmig den Miniſter Grafen Bethlen als Kandidaten für das
Abgeordnetenhaus aufgeſtellt.
Die Wiener „N. Fr. Pr.- beweiſt ziffermäßig, daß die geheimen
ungariſchen Refaktien die ungariſchen Staatsbahnen zu Gunſten der
ungariſchen Handelsgeſellſchaft ſchädigen, da die Mehrfrachten nicht
bloß eine relative, ſondern auch eine abſolute Einnahmenverminderung
herbeiführen. Ein Brief von einer hervorragenden Spediteursfirma
beſagt, dieſe unerhörten geheimen Frachtnachläſſe zu Gunſten einer
einzigen Firma bedeuteten ein Geſchenk von jährlich
Hundert=
tauſenden von Gulden, und wirft die Frage auf: Warum?
180
Nr.
Schweiz. Die, Füricher 3ta.- erfährt aus zuverläſſiger Quelle
daß der neue franzöſiſche Zolltarif mit dem 1. Februar morgens
zur Stunde der Eröffnung der Hollbureaus wirkſam wird. Der
Zolltarif wird auf alle Warenſendungen Anwendung finden, für
welche am 31. Januar bis abends 6 Uhr - Schluß der Bureaus.
zeit - nicht alle Hollſörmlichkeiten erfüllt ſind, dieſe ſelbſt dann,
wenn die Sendungen ſich ſchon vorher auf franzöſiſchem Boden
ſollten beſunden haben.
Niederlande. Der Miniſterrat behandelte die Frage des
Gegenbeſuchs der beiden Königinnen in Berlin. Als Zeitpunkt des
Gegenbeſuchs wurde endgiltig der Monat Mai feſtgeſetzt. Der
Miniſterrat beſchloß ferner, die beiden Köniainnen durch einen
Miniſter begleiten zu laſſen. Der Miniſter des Aeußern, van
Thien=
hoven. wurde hierzu auserſehen.
Italien. In der Kammer richtete am 15. Giovaanoli eine
Anfrage an die Regierung über die Haltung Italiens gegenüber
den Vorgängen in Marokko.— Der König ſandte Beileidstelegramme
an die Königin Viktoria und den Vrinzen von Wales.- Der Vavſ.
überſandte der engliſhen Königsfamilie ebenfalls eine
Beileids=
bezeugung. — Dem „Fanfullar zufolge wird ein Prinz der
könig=
lichen Familie den Trauerfeierlichkeiten beiwohnen.
Die italieniſchen Bevollmächtiaten zu den Schweizer
Verhand=
lungen wurden beauftragt, hinſichtlich der Seide und Baumwolle
von dem früheren Vertragszoll nicht abzugehen. Ein kleiner
Nach=
laß dürfte auf Maſchinen gewährt werden.
Der Schatzminiſier hat einen Geſetzentwurf, betr. die Einführung
von Schatzbons mit langer Sicht (jähriger), vorgelegt.
Der Oſſervatore; erfährt aus Paris. der Rücktritt des
Bot=
ſchafters Menabrea wegen privater Angelegenheiten gelte als gewiß.
Spanien. Das amtliche Blatt veröffentlichte am 15. d. ein
königliches Dekret betreffs der neuen Tarife. Danach ſollen eng
liſche und holländiſche Waren, die mit Urſprungszeuaniſſen verſehen
ſind, vom 1. Februar bis 30. Juni den im Tarif V der
Handels=
verträge mit Deutſchland und Frankreich angegebenen Foll zahlen.
In der Kammer erklärte Silvela, Spanien habe keinerlei Ein
ladung zum Beitritt zu dem Zollbündnis der Zentralmächte
erhal=
ten. Die Regierung beabſichtigt auch nicht, mit irgendeiner Macht
ein Zollbündnis zu ſchließen. Die Kammer nahm debattelos den
Geſetzentwurf an, durch den die Reaierung ermaͤchtigt wird, die
Handelsverträge zu verlängern. Der Geſetzentwurf geht dem Senate
unverzüglich zu.
Vortugal. Aus Liſſabon wird vom 15. gemeldet. daß alle
Bemühungen, ein neues Kabinett zu bilden bisher erfolglos
ge=
weſen ſeien. Der Marquis da Foz. Mitglied der
Eiſenbahnver=
waltung, iſt gegen Devonierung von 56000 Lſtrl. freigelaſſen
wor=
den. Man erwartet, daß noch andere bedeutende Perſonen werden
verhaftet werden.
Rußland. Auf Befehl des Haren wurden Aerzte und
barm=
herzige Schweſtern nach dem Gouvernement Samara geſendet, wo
der Hungerthohus in erſchreckender Weiſe graſſiert.
General Gurko verbleibt dem 7D½. Pozn.- zufolge als General
Gouverneur in Warſchau.
14
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 18. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am
Samstag den Seminardirektor Dr. Eiſenhuth von Alzey, den
Ober=
förſter Ruths von Maulbach; zum Vortrag den Staatsminiſter
Finger, den Major v. Groß gen. v. Schwarzhoff.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 13. Jan.
den Direktor des Schullehrer=Seminars zu Alzey Dr. Hch.
Eiſen=
huth zum Direktor der höheren Mädchenſchule -
Viktoriaſchule-
zu Darmſtadt und des damit verbundenen Lehrerinnen=Seminars
mit Wirkung vom 1. April l. J. an ernannt.
Zur Beſprechung der neuen
Verwaltungsgeſetz=
entwürfe wird demnächſt im hieſigen Saalbau ein heſſiſcher
Städtetag abgehalten. Referent iſt Herr Oberbürgermeiſter
Küchler=Worms, Korreferent Herr Oberbürgermeiſter Brink=
Offenbach.
) Im Anſchluß an die oben mitgeteilte Ernennung des Herrn
Seminardirektor Dr. Eiſenhuth in Alzey zum Direktor der
Viktoriaſchule ſei erwähnt, daß der neue Direktor erſt im Anfang
des 40. Lebensjahres ſteht und unverheiratet iſt. Er iſt in unſerer
Stadt wohlbekannt, denn er hat ſeine Lehrerlaufbahn im Schuljahr
1872173 an der hieſigen Realſchule begonnen und war dann - nack
einer mehtjährigen Thätigkeit am Ghmnaſium in Laubach - während
einer Reihe von Jahren Rektor unſerer Knabenmittelſchule. Von
letzterer Stelle aus wurde er an das Schullehrer=Seminar in Alzey
als Direktor desſelben berufen. Neben hervorragender
pädago=
giſcher Beſähigung zeichnet ſich der neue Direktor ebenſo durck
Energie, wie durch ruhige Beſonnenheit aus, ſo daß man hoffer
darf, daß die Schule ſich bei ihm in den beſten Händen befinden
werde.
Herrn Ortsgerichtsſekretär Eyermann iſt infolge
ange=
griff ner Geſundheit ein längerer Urlaub bewilligt worden und mit
der Führung ſeiner Geſchäſte der Hilfsgerichtsſchreiber Kieſer
beauftragt worden.
L. In der am Freitag in der „Stadt Pfungſtadt= abgehaltenen
Verſammlung des Ottsgewerbevereins dahier, bei welcher
Stadtverordneter Rockel den Vorſitz führte, hielt
Landtagsabgeord=
neter Schröder einen ausſührlichen, trefflich durchgearbeiteten
Vor=
trag über das ſog. neue Arbeiterſchutzgeſetz. Dabei wies er
ein=
leitend auf die Entwickelung des Handwerks bin, welches im
Mittelalter in Zünften zuſammengeſchloſſen blühte und gedieh.
Nach und nach artete das Lunſtweſen aus und das ſog.
Kon=
zeſſionsweſen durchbrach den Zunftzwang. Dann kam von
Frank=
reich herüber die Gewerbefreiheit, welche in Preußen in der Stein=
Hardenberg=Veriode eingeführt wurde und jedermann geſtattete,
ein Gewerbe zu treiben, jedoch für eine Reihe von Gewerben den
„Befähigungsnachweis; vorſah. Als dann ſpäter infolce der
Dampf=
maſchinen und des wachſenden Verkehrs das Handwerk durch die
Fabrikthätigkeit ins Gedränge kam, waren geſetzliche Beſtimmungen
erforderlich, welche im Jahre 1869 in der Gewerbeordnung erlaſſen
wurden. Schon anfangs der 70er Jahre zeigte es ſich jedoch, daß
die einheimiſch gewordene Mancheſterpartei, welche bei völlig freier
Entwickelung und Arbeit des Einzelnen von dem freien Wettbewerb
erwartet, daß er das richtige Gegengewicht bilden werde, zu weit
gehe, und trat das Verlangen nach Innungen wiederum zu Tage.
Die ſozialiſtiſche Bewegung und das Verlangen nach möglichſter
Rechtsgleichheit förderte die Einſicht, daß für die Millionen von
Fabrikarbeitern ein größerer Schutz nötig ſei. Es folgte die
kaiſer=
liche Botſchaft und im Zuſammenhang damit die nun vollendete
Verſicherungsgeſetzgebung. Kaiſer Wilhelm I. ſetzte das Werk
fort, indem er auch den dauernden Schutz des aktiven Arbeiters
ins Auge faßte. So entſtand das Geſetz vom 1. Juni 1891. Unter
den wichtiaſten Beſtimmungen desſelben ſind vor allem diejenigen
über die Sonntagsruhe zu nennen. Bisher kannte man nur eine
Heilighaltung der Sonn= und Feſttage und war demgemäß nur die
Vornahme öffentlicher oder geräuſchvoller Handlungen verboten.
Nunmehr muß bei Strafe 24 Stunden lang Sonntagsruhe gehalten
werden. Jedoch ſchon das Geſetz ſieht einige Ausnahmen vor,
weitere kann der Bundesrat und das Kreisamt, ſowie Volizeiamt
zulaſſen. Da hierfür noch viele Erhebungen erſorderlich ſind,
treten die Beſtimmungen über die Sonntagsruhe an einem durch
kaiſerliche Botſchaft beſtimmten Tage in Kraft. Für das
Handels=
gewerbe iſt feſtgeſetzt, daß die Verkaufsſtellen längſtens bis 5
Stunden geöffnet ſein dürfen. Ausnahmen ſind auch hier
vor=
geſehen. Frei von Sonntagsruhe ſind Schankwirtſchaften,
Ver=
kehrsanſtalten ꝛc. —— Die ſeither übliche Kündigungszeit betrug in
der Regel 14 Tage, dies iſt auch jetzt noch beibehalten, jedoch
be=
ſtimmt, daß dieſe Friſt für Arbeitgeber und Arbeitnehmer gleich
ſein müſſe. Eine einfache Arbeitseinſtellung ohne Kündigung iſt,
trotzdem ſolches von vielen Seiten mit Recht verlangt wurde, nicht
ſtrafbar, jedoch iſt dem Arbeitgeber geſtattet, einen Wochenlohn
einzubehalten und dieſen für den Fall eines Vertraasbruchs an
ſich zu ziehen, ohne daß er verpflichtet iſt, einen Schaden
nach=
zuweiſen.
Um die Geſundheit, das Leben und die Sittlichkeit der Arbeiter
zu ſchützen, ſind eine Reihe Vorſchriften erlaſſen, deren Ueberwachung
Sache der Fabrikinſpektoren iſt, welchen das neue Geſetz eine ſehr
wichtige Stellung einräumt. Seither war der Erlaß einer neuen
Fabrikordnung Sache des Arbeitgebers, künftighin hat er vorher
die erwachſenen männlichen Arbeiter anzuhören. Die einen halben
Taglohn in der Regel nicht überſteigenden Strafen ſind zu gunſten
allgemeiner Wohlfahrtseinrichtungen zu verwenden. Kinder unter
12 Jahren dürfen nicht regelmäßig dauernd beſchäftigt werden, die
aus der Volksſchule Entlaſſenen nur 6 Stunden. Die höchſtzuläſſige
Zeit der Frauenarbeit beträgt 11 Stunden, Samstags muß dieſelbe
jedoch um 5½ Uhr zu Ende ſein. Nacht= und Sonn= und Feſttags
arbeit iſt Kindern und Frauen unterſagt. Damit dieſe ſchwer
ein=
greifenden Beſtimmungen keine allzu ſcharfe Wirkung thun, iſt für
dieſelben eine Friſt bis 1804 gewährt. Auch für erwachſene
männ=
liche Arbeiter kann der Bundesrat für gewiſſe Gewerbe eine höchſte
Arbeitszeit beſtimmen. Die Verhältniſſe des eigentlichen Gewerbes
ſind in dem neuen Geſetz nicht geregelt, hier iſt der freiwilligen
Thätigkeit ein großes Feld überlaſſen. Hinſichtlich der
Arbeits=
bücher Minderjähriger iſt nunmehr beſtimmt, daß dieſe auch ein
Zeuanis enthalten dürfen, welches auf Wunſch ſich über Führung,
Fleiß und Leiſtungen ausſprechen ſoll. Den Gewerbeunternehmern
iſt aufgegeben, den Arbeitern unter 18 Jahren die zum Beſuch der
Schule erforderliche Zeit zu gewähren. Durch beſonderes Statut
kann der Zwang zum Schulbeſuch überall durchgeführt werden.
Was die Sonntagsſchulen angeht, ſo darf der jetzige Zuſtand bis
1894 weiter beſtehen. Zum Schluſſe des Vortrags forderte Redner
zu weiterer gemeinſamer Thätigkeit auf und erntete reichen
Bei=
fall. Stadtverordneter Rockel ſprach ihm den lebhaften Dank der
Verſammlung aus, welche ſich zum Zeichen ihres Einverſtändniſſes
von den Sitzen erhob. An der ſich anſchließenden Beſprechung
nahmen die Herren Rockel, Kinkel, Major Dierh, Vrofeſſor Dr.
War=
ſchauer, Dr. Schröder und Fabrikimpektor Möſer teil. Letzterer
prach ſich über das Geſetz ſehr ſympathiſch aus. Ingenieur Wagner
H
[ ← ][ ][ → ] Nr.
beantwortete nun die Frage, ob ſich für eine Familie mittlerer
Größe die Anſchaffung einer Waſchmaſchine empfehle. Er ſchildert
die verſchiedenen Arten, als Trommel=, Hammer=, Quirl= und
Schaukelſyſtem, welche in der Regel das 8. bis 6fache der
Hand=
arbeit leiſten, möchte aber der Erfahrung die Entſcheidung über die
geſtellte Frage anheim geben. Profeſſor Brauer iſt der Anſicht, daß
die Maſchinen in vielen Fällen gut ſeien, ihr Nutzen für eine
Fa=
milie ſei jedoch nicht ſehr groß. Die Sitzung war hiermit zu Ende.
Am 22. d. M. hält Herr Vrof. Dr. Adamy einen Vortrag über das
älteſte deutſche Kunſtaewerbe und die meiallurgiſche Kunſt der
Franken und Alemannen, wozu auch Damen Zutritt haben.
0 Seit einer Reihe von Jahren ſchon ſind wir gewohnt, im
Darmſtädter Adreßbuch=Miscellen zur Geſchichte von
Darm=
ſtadt; zu finden, die ſchon viel Iutereſſantes zur Kenntnis der
vaterſtädtiſchen Vergangenheit gebracht und den ſo erklärlichen Sinn
für die Vorgeſchichte unſeres blühenden Gemeinweſens weſentlich
belebt und gefördert haben. Auch das jüngſt erſchienene 1892er
Adreßbuch macht davon keine Ausnahme und bringt aus der
Feder des Herrn Eduard Simon als ſiebente Folge „Das Ludewigs=
Monument auf dem Louiſenplatz zu Darmſtadt' eine ganz beſonders
erfreuliche Gabe. Stehen doch die feſtlichen Tage der
Grundſtein=
legung (1841) und der Enthüllung (844) dieſes Denkmals, wenn
über dieſelben auch ſchon eine Reihe von Jahrzehnten mit ihren
welterſchütternden und weltumwälzenden Ereigniſſen dahin gerauſcht
ſind, noch bei gar vielen, vielen Einwohnern Darmſtadts in der
lebendigſten Erinnerung! Die erwähnte Miscelle hat es verſtanden,
dieſer Erinnerung durch eine eingehende Schilderung der
Ent=
ſtehungsgeſchichte des Denkmals ſelbſt und der Feſtlichkeiten bei
Grundſteinlegung und Enthüllung einen anſchaulichen Ausdruck zu
geben. Die noch unter den Lebenden weilenden Augenzeugen, von
welchen ja auch die jüngſten Kinder, die damals unter Führung
ihrer Lehrer mit Geſpielen und Geſpielinnen das Denkmal
um=
ſtanden, nun die Mittagshöhe des Lebens längſt üverſchritten haben,
werden in erſter Linie dem Mitgeteilten ihre Aufmerkſamkeit
zu=
wenden, aber auch die Nachgekommenen werden aus demſelben gerne
erſehen, wie man es in der damaligen patriarchaliſchen Zeit
ver=
ſtanden hat, das Andenken an einen bedeutenden Fürſten zu ehren,
dem Darmſtadt und das ganze Heſſenland ſo unendlich viel zu
verdanken haben.
Nach dem =Gewerbeblatt' ſind bis jetzt von nachſtehenden
Firmen, bezw. Perſonen aus dem Großherzogtum Heſſen
Anmel=
dungen zu der Weltausſtellung in Chicago 1893 erſolgt:
Brühl'ſche Buchdruckerei (Gießenl, Frommann u. Morian (
Darm=
ſtadt), Juſtus Hildebrand (Pfungſtadt, Georg Langheinrich (Schlitz,
Martin Mayer (Mainz). Guſtav Müller GBensheim), A. Opel
Rüſſelsheim), Roſenthal u. Cie. (Darmſtadt), Karl Schenk (
Darm=
ſtadt), Lederfabrik vorm. L. Schlöſſer u. Cie. (Worms), J. Schröder
v. Cie. (Darmſtadt). C. Staudinger u. Cie. Nachſolger (Gießen),
Stein u. Köſter (Mainz), J. Travers (Mainz), Joh. Ph. Wagner
u. Cie. (Mainz).
Mainz. 15. Jan. Bei dem Eiſenbahnunfall in
Bi=
ſchofsheim wurden verletzt: Hippolht Elkan, Kaufmann aus
Frankfurt,. Lieutenant v. Baumbach aus St. Avold und Frau
Buch=
händler Lang aus Metz. Die Urſache des Unfalls iſt nicht bekannt.
Mainz. 15. Jan. Geſtern iſt hier an der Influenza im
Alter von 72 Jahren die in weiten Kreiſen bekannte Oberin des
hieſigen St. Rochushoſpitals, Schweſter Philomene,
ge=
ſtorben. Die Verſchiedene, welche ſich hier der ungeteilteſten Liebe
und Anhänglichkeit erfreute, ſtand ſeit dem Johre 1855 dem St.
Rochushoſpital vor.
J. Mainz. 15. Jan. Ueber die bei verſchiedenen hieſigen
Bank=
häuſern geſtern gemachten großen Betrugsverſuche, von
welchen wir bereits berichtet, iſt noch folgendes nachzutragen,
wo=
durch gleichzeitig die erſte Mitteilung eine teilweiſe Berichtigung
findet. Der jugendliche Betrüger iſt noch keine 14 Jahre alt, heißt
Jakob Bär und ſtammt aus Forchheim in der Pfalz - war nicht
Kommis, ſondern Lehrling im Geſchäft von Lazar, aus welchem er
wegen verſchiedenen Veruntreuungen vor wenigen Tagen entlaſſen
worden iſt. Den Betrugverſuch bei dem Bankhaus Bamberger
hatte der vielverſprechende Burſche in folgender raffinierten Weiſe
angelegt: Von einer öffentlichen Fernſprechſtelle telephonierte er an
die Firma: „Wie nehmen Sie prima Diskonto Frankfurt? A.
Thoms, Kaſtel.: Nach erfolgter Antwort kam die Zuſage aus Kaſtel:
M. 40 006 werden heute durch Bote zum Diskonto gebracht. „In
der That erſchien nachmittags ein Bote, der ein Appoint von
M. 40000 von Thomä ausgeſtellt auf B. Metzler Söhne und Konſ.
in Frankfurt zum Diskontieren präſentierte. Da die Frankfurter
Firma nicht korrekt angegeben war und der Wechſel anſtatt wie
üblich per 3 Monate nur 6 Wochen dato gezogen war, verweigerte
das Haus Bamberger die Diskontierung, wovon es die Firma
Thoma ver Telephon benachtichtigte und die über raſchende Mitteilung
erhielt, daß der Wechſel gefälſcht ſei. Weiter ſuchte Bär noch eine
Reihe gefälſchter Wechſel - darunter einer von M. 3000 auf die
Holzfirma Hoffmann in Koſtheim lautend - an verſchiedenen Stellen
zu diskontieren, was ihm überall mißglückte. Schließlich machte er
das erwähnte Manöver mit dem Gutſchein von M. 5000 bei dem
14
181
Bankhaus Fulda hier, welches zu ſeiner Verhaftung fükrte. Mit
Bär ſind noch zwei Schiffleute verhaftet worden, die demſelben bei
ſeinen betrügeriſchen Manipulationen behilflich waren.
Gießen,. 15. Jan. Geſtern nachmittag entſtand in dem
Dach=
raum der hieſigen Zeuahauskaſerne ein Brand, deſſen
Ur=
iche noch nicht feſtgeſtellt iſt. Einem glücklichen Zufall iſt es zu
verdanken, daß das Feuer frühzeitig bemerkt und auf einen
ver=
hältnismaͤßig geringen Raum beſchränkt werden konnte; die Decke
über den Montierungskammern der 6. Kompagnie war allerdings
bereits von dem Feuer ergriffen worden und durchgebrannt. (D. 3.)
Sigmaringen, 15. Januar. Der Fürſt von
Hohen=
zollern und der Prinz=Thronfolger von Rumänien haben ſich,
laut „K. Z. nach Pallanza zu König Karl begeben.
Berlin, 16. Januar. Das neueſte (24.) Verzeichnis der leim
Reich=tag eingegangenen Petitionen bietet folgendes Kurioſum:
„Karl Herzbera zu Viräus (Griechenland) bittet um Einführung
einer Verfaſſung in Mecklenburg und Bewilligung einer
Penſion.:
Die neuerdings in der Preſſe verbreitete Nachricht, daß die
Einziehung der ſilbernen Zwanzigpfennigſtücke
beabſichtigt werde oder ſogar unmittelbar bevorſtehe, entbehrt jeder
Begründung, wie der „Reichsanzeiger' erklärt.
Berlin, 15. Januar. Der deutſche Handelstag wurde
heute im Saale der Börſe eröffnet. In der vorbergehenden
Aus=
ſchußſitzung war beſchloſſen worden, die nächſte Weltausſtellung in
Berlin abzuhalten, ſowie auf die Einführung einer einheitlichen
Zeit für Deutſchland, nach dem 15. Grade önlich von Greenwich
gerechnet, hinzuwirken. Ein Telegraphen= und Televhon=Regiegeſetz
ſei nur zweckmäßig bei gleichzeitiger geſetzlicher Ordnung der
ge=
ſamten Einführung des elektriſchen Verkehrsweſens. Der
Ueber=
ſchuß der Staatsbahnen ſei nur zur Tilgung der Eſenbahnſchulden
zu verwenden.
Auf den Dreibund iſt eine Denkmünze geprägt worden.
Dieſelbe trägt im Avers die Bildniſſe der drei Herrſcher mit den
Namensumſchriften. Im Revers ſieht man in ſchöner Anordnung
als Symbol der vereinigten Kraft, welche den Frieden ſchützt, die
von Eichenzweigen umſchlungenen Wappen der drei Staaten. Als
Inſchrift ſteht: „Einigkeit macht ſtark”, ſowie die Jahreszahl 1892.
Die Allianz=Münze iſt in Fünfmarkſtückgröße in Silber 750 M.
und in Bronze 3 M. in der hieſigen Medaillen=Münze Otto
Oertel, Göllnowſtraße 11a, hergeſtellt worden
Leipzig, 15. Jan. Nach offizieller Mitteilung wurde heute
die Beendigung des Buchdrucker=Streiks für ganz
Deutſchland durch die Zentralleitung verkündigt. Derſelbe hat 1
Wochen gedauert.
Kiel, 15. Januar. Die Kreuzerkorvette I. wurde heute
vom Stapel gelaſſen. Prinz Heinrich taufte dieſelbe mit
ſolgenden Worten: Im Namen deines Kriegsherrn heiße ich dich
willkommen als jüngſtes Mitglied der Marine. Auch du biſt ein
lebendiger Beweis der Schaffenskraft menſchlichen Geiſtes, ein
Produkt treuer Pflichterfüllung von Hunderten von Arbeitern.
Wenngleich du für Gegenwart wie Zukunft geweiht wirſt, ſollſt du
doch der Vergangenheit bleibendes Denkmal ſein. Treue bis zum
Tod gelobt jeder waffenfähige Mann dem oberſten Kriegsherrn;
treu bis zum Tod war die hohe unvergeßliche Frau, die im
Herzen jedes Deutſchen fortlebt, deren Namen du von jetzt an
führen ſollſt; treu bis zum Tod waren jene Männer, die im
ſchweren Kampf mit den Elementen unterlagen und ſomit ihren
Treueid bewieſen. Auf allerhöchſten Befehl taufe ich dich auf den
Namen der „Kaiſerin Auguſta”
Gollnow bei Stettin, 16. Januar. Geſtern früh iſt in der
Mitte der Stadt ein ſurchtbarer Brand ausgebrochen. Eine große
Menge von Häuſern wurde zerſtört.
Von der Donau, 15. Jan. Das kaiſerliche Bezirkagericht in
Schladming hat den Peter Lechner, den Beobachter auf dem
3100 m hohen Sonnenblick, wegen einer ungeſtempelten
Ein=
gabe zu 66 Kreuzer verurteilt. Dem armen Steueramtsdiener
wird wohl nichts übrig bleiben, als die 66 Kreuzer aus eigener
Taſche zu bezahlen oder den 14ſtündigen Marſch auf den
Sonnen=
blick anzutreten.
London, 16. Januar. Die Beiſetzungsfeier in
Wind=
ſor für den verſt. Herzog von Clarence findet vorausſichtlich
Mitt=
woch mittag ſtatt; offizielle Beſtimmungen ſind noch nicht
ge=
troffen.
Mehrere Blätter melden, die Geſundheit der Prinzeſſin
von Wales ſei ſehr ſtark angegriffen, doch ſei ihr Zuſtand bis
jetzt nicht beunruhigend.
London, 14. Jan. Eine der furchtbarſten Feuersbrünſte,
die je in Leeds gewütet haben, brach dort geſtern morgen aus.
Um 125 Uhr ſah man nämlich aus mehreren Luftlöchern der
Platt=
form der London und North Weſtern Eiſenbahn Flammen
hervor=
chlagen. Die Stationen der North Caſtern, London und North
Weſtern und Midland Eiſenbahn ſind nämlich im Centrum der
Stadt auf Bögen erbaut. Die Räume unter denſelben werden
zur Aufbewahrung von Waren aller Art benutzl. Es lagern dort
Fett, Harz, Seifen, Petroleum und Whisky. Bald nachdem der
182
Nr.
Feuerruf gegeben worden war, erſchienen mehr als ein halbes Dutzend
Feuerſpritzen, allein dieſelben arbeileten unter den größten
Schwieria=
keiten. Der Eingang zu den Gewölben befindet ſich bei der
Vik=
toriabrücke und unter einem Teil der North Eaſtern Stätion. Im
langen Tunnel iſt ſtets ein ſtarker Zug und infolgedeſſen ſchlagen
beſtändig mächtige Flammen hervor. Nach zwei Stunden fielen
Gewölbe in einer Ausdehnung von 50 Pards mit furchtbarem
Krachen ein, wobei die Trümmer in den überbrückten Fluß Aire
ſielen. Gleich darauf ſchoſſen die Flammen wild hervor, deren
Hintergrund mächtige Rauchwolken bildeten. Um Mittag raſten,
frotz aller Anſtrengungen, die Flammen noch unter der
Midland=
ſtation und ſtiegen zu koloſſaler Höhe hinauf. Da gab die
Platt=
ſo.m plötzlich nach und ein Feuerwehrmann, James Shofield, wel
cher mit dem Schlauch Waſſer nach unten ließ, verſchwand plötzlich
in den Flammen. An Rettung desſelben war nicht zu denken. Der
Vaſſagierverkehr auf den Babnen wurde unter ernſten
Schwierig=
keiten bewerkſtelligt, da die Züge Umwege machen mußten. Der
Schaden wird auf ungefähr 200 000 Lſtrl. (4 Millionen Mark,
geſchätzt, wovon 30000 Lſtrl. auf Watſon, in deren Seifen= und
Oel=Niederlage das Feuer ausgebrochen zu ſein ſcheint, und 170000
Pfund Sterl. auf die Eiſenbahngeſellſchaften kommen. Das Feuer
war geſtern abend noch nicht vollſiändig gelöſcht, doch das Schlimmſte
ſchien vorüber zu ſein. Man befürchtete einige Zeit Exploſionen der
Vetroleum= und Whiskyvorräte. Mit einem Teil der Geleiſe
ver=
ſchwanden 7 Waagons in der Tiefe.
Paris, 15. Januar. Aus Cahors wird gemeldet, der
deut=
ſche Miniſter Miquel habe an den dortigen Maire das Er
ſuchen gerichtet, ihm einige ergänzende Nachrichten über den
Ur=
ſprung ſeiner Familie zu liefern. Der Miniſter teilt mit, daß er
von Jerome Wiquel aus Cahors abſtamme, der 1745 Frankreich
wegen eines politiſchen Vergehens verlaſſen hat.
Paris. 14. Januar. Die Feuersbrunſt, welcher die
welt=
berühmte Benediktiner=Liqueurfabrik in Fécamp zum Opfer ſiel,
kam um 2 Uhr nachts zum Ausbruch. Sowohl der rechte Flügel
des Gebäudes, wo ſich die Bureaus, Werkſtätten und 10000 Kiſten
Liqueur befanden, wie der linke, welcher das Wohnhaus des
Fabrikdirektors und die Brennerei enthaͤlt, wurden bald von den
Flammen ergriffen. Dank der ungeheuren Anſtrengungen der
Feuerwehr von Fecamp gelang es, das Feuer zu dämpfen, ſo daß
man gegen 1 Uhr morgens die Gefahr, daß das Laboratorium und
die Keller mit den enormen Alkohol=Quantitäten von dem Element
ergriffen würden, als beſeitigt anſehen zu dürfen glaubte. Das
Feuer kam jedoch nachmittags neuerdings und diesmal mit viel
größerer Gewalt zum Ausbruche; 200 000 Flaſchen Benediktiner=
Liqueur ſind in Brand geraten und für 1500 Hektoliter Alkohol, die
in den Kellern liegen, drohte die gleiche Gefahr. Das berühmte
Gebäude war rettungslos verloren; unter ſortwährendem Gekrache
ſtürzten die Mauern des Baues ein. Die Altertümer aus der
ehe=
maligen Benediktinerabtei, welche in der Fabrik zu einem kleinen
Muſeum vereinigt waren, konnten rechtzeitig geborgen und in das
Haus der Schweſter des Fabrikdirektors gebracht werden. Der
Gefahr, welche den Schiffen im Hafen vom Fecamp durch den
möalichen Zufluß von brennendem Alkohol durch die ſich in den
Hafen ergießenden Kanäle drohte, wurde durch Verſtopfung der
Mündung dieſer Kanäle vorgebeugt. Der durch die Kataſtrophe
verurſachte Schaden dürfte zwei Millionen Franes überſteigen.
Nom, 15. Januar. Kardinal Rampolla empfing die
Sterbeſalramente.
Madrid, 15. Januar. Bei Keres kamen neuerdings
anar=
chiſtiſche Unruhen vor. Die Aufrühreriſchen griffen das
Dorf Boruos mit Steinwürfen an. Die Kavallerie ſtellte die
Ord=
nung wieder her und verhaftete mehrere Perſonen.
Madrid. 16. Januar. Das Standgericht in Keres
ver=
urteilte drei Anarchiſtenführer zum Tode. Die Köniain
be=
gnadigte zwei davon; der dritte wird Montag ſtandrechtlich
er=
ſchoſſen.
Liſſabon, 16. Januar. Die Mitglieder des Verwaltungsrats
der Portugieſiſchen Eiſenbahngeſellſchaft, gegen
welche ein Haftbefehl erlaſſen iſt, bleiben gegen Kaution auf freiem
Fuß. Die widerrechtlich entzogenen Gelder betragen 10 Millionen
Francs.
Algier, 16. Januar. Die Provinz Conſtantine wird von großen
Schwärmen Heuſchrecken bedroht.
Großherzogliches Hoftheater.
E. A. Zum zweiten Mal in dieſer Saiſon ſollte das mächlige
Werk der Wallenſtein=Trilogie ſich vor uns aufbauen. In der
ſzeniſchen Errichtung dieſes Baus ſteht jedes einzelne Glied wohl
gefügt in ſich und im richtigen Verhältnis zum Ganzen da. Bühnen,
die nach Meininger Vrinzipien arbeiten, werden namentlich im
Lager= und in den „Piccolomini: die bunten Bilder des
Kriegs=
theaters noch etwas wogender und tumultuariſcher geſtalten, aber
in Bezug auf die Herausarbeitung des Geiſtes der Dichtung. der
14
ideellen und poetiſchen Schönheiten kann es die hieſige Bühne mit
jedem anderen Kunſtinſtitut aufnehmen. Wenn wir mit unſerem
rückbaltloſen Lob für die Wühewallung der abermaligen Einſtudierurg
der Trilogie noch einen auf die Zukunft gehenden Wunſch verbinden
dürften, ſo wäre es der, daß doch einmal der Verſuch gewagt
wer=
den ſollte, das Werk am Sonntag und womöglich ohne Unter
brechung erſcheinen zu laſſer. Schon des öſteren haben wir der
Einführung von Sonntagnachmittagsvorſtellungen das Wort ge
redet. Dieſe kämen einem dringenden Bedürfnis entgegen und
würden die bildenden Einflüſſe der Bühne auch in ſolche Kreiſe
tragen. welchen harte Berufspflicht den Theaterbeſuch während der
Woche unmöglich macht. Und warum ſollte ſich in Darmſtadt nicht
einrichten laſſen, was in Frankfurt geht und ſich in jeder Beziehung
beſtens bewährt hat. Dort beginnt in den doch ſehr beſchränkten
Räumen die Nachmittagsvorſtellung um halb vier Uhr, dauert
ge=
wöhnlich bis ſechs Uhr. Hierauf folgt eine Pauſe von einer Stunde
und Punkt ſieben Uhr ſetzt dann die Abendvorſtellung ein. Sehroft
haben Künſtler, die im erſten Stückt beſchäftigt waren, dann auch
noch im zweiten zu thun. Wir verhehlen uns keineswegs, daß
hiermit den Kräften unſeres Schauſpiels eine entſchiedene
Mehr=
arbeit auferleat würde, ebenſowenig ſind wir darüber im Zweifel,
daß die Aufführung des„Lagers: der „Viccolomini= und „
Wallen=
ſteins Tod an einem Abend nicht nur an die Aufnahmefähigkeit
der Hörer, ſondern auch an die phyſiſche Leiſtungskraft der Künſtler
immenſe Anforderungen ſtellen müßte. Daß die Sache dennock
möglich, haben die Meininger vor einigen Jahren in Mainz be
wieſen. Die Hauptarbeit würde natürlich auf den Vertreter des
Wallenſtein fallen, aber die Sicherheit und ungebrochene Kraſt, mit
der Herr Edward ſeinen Herzog Friedland bis zum letzten Wort
führt, läßt uns dafür keine Sorge hegen. Auch heute empfingen
wir von des Künſtlers Leiſtung durchweg den Eindruck, daß Wallen
ſtein der mächlige, tragende Mittelpfeiler des Ganzen iſt, daß alle
Gurten, Bogen und Gewölbſtücke des Rieſenbaus von ihm abhängen
und auf ihn bezogen ſind, daß er in Wahrheit die Zentralſonne iſt,
um die das ganze Syſtem kreiſt. In der Hauptſache, im
weſent=
lichen ſtand Herrn Edwards Wallenſtein gleich beim erſten Mal
fertig und einheitlich da. Aber es iſt ſelbſtverſtändlich, daß der
Künſtler beim dritten Male - die zweite Darſtellung hat
bekannt=
lich in Worms ſtattgefunden - den Einzelzügen eine noch
ſorg=
fältigere Behandlung. angedeihen laſſen konnte. Aus der Gruppe
der Generale hoben ſich die Geſtalten der Butler (Herr Werner),
Illo (Herr Mickler). Terzky Herr Steude), Jſolani (Herr
Sachs) in ſcharſen, charaktervollen Linien heraus; namentlich in
dem Oberſt Butler des Herrn Werner ſteckt eine Fülle individueller
Kraft. Herr Dalmönico bringt den Oktavio uns menſchlich
dadurch näher, daß er den 1reuergebenen Diener Oeſterreichs
vo=
dem Intriguanten betont. Herr Knispel verſteht ſich als
Kriegs=
rat v. Queſtenberg auf die umſchreibende Spracke der Diplomati
ebenſogut wie als Gordon auf das ſchlichte Pathos des
Bieder=
manns. In prächtigen Abſtufungen ſind die Frauen des Hauſes
Wallenſteins bei uns vertreten. Neben der ſtillen Hoheit der
Her=
zogin, die Frl. Berl würdia repräſertiert, ſteht der kühne,
leiden=
ſchaftliche Unternehmungsgeiſt der Gräfin Terzky, für den Frl.
Cramer das richtige Lemperament einzuſetzen hat, und als
Aus=
gleich zwiſchen den Gegenſaͤtzen erſcheint in Frl. Brand die
An=
mut des jungen Mädchens, das die Liebe aus „klöſterlichem Zagen!
ſchnell auf den Gipfel echten Heldentums führt. Die Aufgabe der
Thekla kulminiert in den zwei großen Monologen. Für den herr
lichen, fortreißenden Schwung der Sprache fand hier die junge
Künſtlerin ſtets den wahren und unmittelbar ans Herz greifenden
Ausdruck. Eng verknüpft mit dem Seelenleben der Thekla iſt das
des Max. Nicht mit Unrecht bat man ſie den weiblichen Viccolomini
genannt. Herr Hacker erfüllt alle die Eigenſchaften, welche der
Dichter verſchwenderiſch auf dieſe Jdealgeſtalt gehäuft hat. Da in
kriegeriſches Heldentum verbunden mit Liebesſchwärmerei,
männ=
liches Vflichtbewußtſein mit einer faſt weiblichen Zartheit der
Empfindung. Wir möchten unſere Beſprechung nicht ſchließen, ohne
zu erwähnen, daß auch die kleinen untergeordneten Partien
durch=
gängig ſo beſetzt waren, daß ſtets die Illuſion gewahrt blieb. Für
den friſchen, kräſtigen Abſchluß des „Lagerg” ſorgten die Stimmen
der Herren Bögel, Weber und Mayr. Als Seni war auch
Herr Leib an ſeinem Platz, und ein beſonderes Lob gebührt dem
Herrn Klotz als Sprecher der Pappenheimſchen Küraſſiere. Ebenſo
fand Frl. Bernhard für die Worte der Hofdame Neubrunn
den richtigen Ton.
Tageskalender.
Montaa. 18. Januar: Viertes Konzert zum Beſten des Witwen=
und Waiſenfonds der Großh. Hofmuſik im Saalbau. —
Verſamm=
lung des Mittelrheiniſchen Architekten= und Ingenieur=Vereins,
Ortsverein Darmſtadt, in der „alten Poſt;.— Konzert der Kapelle
Engel in der „Stadt Pfungſtadtr
Mittwoch. 20. Januar: Muſikaliſche Aufführung mit Ball des
Akademiſchen Vereins im Saalbau.
Druck und Verlag: 2 fſ. Wittich'ſche Holbuchdruſkeret. - Verantwortlich fuͤr die Redaktian: Carl Wiſkich.