Darmstädter Tagblatt 1892


08. Januar 1892

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf., halb=
jährlich
3 Mark incl. Bringerlohn.
Auswärts werden von allen Poſi=
ämtern
Beſtellungen entgegenge=
nommen
zu 1 Mark 50 Pf. pro
Quartal incl. Poſtauiſichlag.

155. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
für das
wöchentl. Gmal erſcheinende Tagblatt
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannlmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und der anderen Behörden.
Freitag den 8. Januar.
N. 6.
1892.

Bekanntmachung.
Es wird zur Kenntniß der Mitglieder des landwirthſchaflichen Bezirlsvereins
gebracht, daß
Sonntag den 10. Januar 1892. Nachmittags 4 Uhr,
Herr Landsökonomierath Müller dahier in Ober=Ramſtadt im Rathhausſaal
einen Vortrag über Phosphat= und Kalidüngung nach ihrem jetzigen Standpunkt
halten wird.
Nicht nur die Mitglieder des Vereins, ſondern alle Freunde der Landwirth=
ſchift
ſowohl der Gemeinde Ober=Ramſtadt als auch der umliegenden Gemeinden
werden zu recht zahlreichem Beſuche eingeladen.
Die Herren Bürgermeiſter von Ober=Ramſtadt und der Nachbarorte erſuche
ich, ihre Gemeindeangehörigen in geeigneter Weiſe leventvell durch ortsübliche Be=
kanntmachung
) zu der bevorſtehenden Beſprechung einzuladen.
Darmſtadt, am 7. Januar 1892.
Der Direktor des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt.
Frhr. v. Gemmingen.
[316
Bekanntmachung
der Einlräge in das Handels=Regiſter.
Vom 4. I. Mts.
Errſt Wolff. Theilhaber der Firma H. Stade &a Beer Nachfolger' hier
iſt aus derſelben ausgeſchieden.
Vom 5. l. Mts.
Die Firma J. P. Philipp, Louis Fink Nachfolger' hier iſt erloſchen.
Darmſtadt, den 4. Januar 1892.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann.
6317
Brennholz=Yerſteigerung.
Montag den 11. d. Mts., Vormittags 9 Uhr,
werden in dem oberen Lokal der Turngemeinde, Woogsplatz Nr. 5. nachſtehende
Holzſortimente aus verſchiedenen Diſtrikten des ſtädtiſchen Oberwaldes und des ſeit=
herigen
Beſſunger Laubwaldes öffentlich meiſtbietend verſteigert:
132 Rm. Buchen=, 2 Rm. Birken=, 48 Am. Eichen=, 2 Rm. Nadelholz= und
Rm. Erlen=Scheiter;
61 Am. Buchen, 4 Am. Birken=, 26 Am. Eichene, 65 Rm. Radelholz= und
5 Rm. Erlen=Knüppel;
1320 Hundert Buchen=, 1204 Hundert Eichen=, 1470 Hundert Nadelholz=
Wellen;
38 Rm. Buchen= und 16 Rm. Eichen=Stocke.
Nähere Auskunſt ertheilen die Forſtwarte Weber und Lehr.
Darmſtadt, den 7. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Riedlinger, Beigeordneter.
(318

Bekanntmachung.
Samstag den 9. d. Mts., Vormit=
tags
10¼ Uhr,
ſoll in dem ſtädtiſchen Faſſelſtall, Beſ=
ſungerſtraße
Nr. 60, eine Kaute Dung,
ſowie zwei abgängige Ziegenböcke, ſodann
Vormittags 11½ Uhr,
in dem ſtädtiſchen Faſſelſtall, Arheilger=
ſtraße
Nr. 43, eine Kaute Dung und ein
abgängiger Ziegenbock, öffentlich meiſtbie=
tend
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 6. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Lauteſchläger, Beigeordreter. (264
Gürsohbraten,
Hürsoh- und Roh-
Kagoll
ſoiste Hasem

empfiehlt

gegenüber der kath. Kirche. (319
Wenn Sie W818N

Dieses oatiehe H. L. oonuss- uod
Schntzmittel haf Sohon Tausenden bei
Musten, Hoigerkelt, Relzim Rehl-
Kapf eie. vonchl Janserung us Luh
Hüſe gebracht und verdient überall auf
das Wärmste empfohlen zu werden.
In Beuteln 20 Pfg. und 40 Pfg.
zu haben bei
Carl Walzinser,
Wilhelminenstr. H. G7794

[ ][  ][ ]

62

Bekunntmuchung.

Nr. 6

Es wird hiermit zur Kenntniß der Betheiligten gebracht, daß die Orts.
Krankenkaſſen für Nahrungsmittelgewerbe, Fabrikarbeiter, Metallarbeiter, Beklei=
dungshandwerker
, Holzarbeiter, Bauhandwerker und verſchiedene Gewerbe, ſowie die
ſtädtiſche Betriebskrankenkaſſe ſich zu einer Ortekrankenkaſſe vereinigt haben.
Das Statut dieſer Vereinigten Ortskrankenkaſſe Darmſtadt iſt kreisamtlich
genehmigt und am 3. d. Mts. in Kraft getreten.
Die Verwaltung der Kaſſe erfolgt ſtatutengemäß durch die Generalverſamm=
lung
und den Vorſtand. Da der letztere noch nicht gewählt iſt, ſo ſteht uns ge=
mäß
8 45 des Krankenverſicherungs=Geſetzes die B rpflichtung zu, die Kaſſe ſelbſt
zu verwalten oder durch einen Vertreter verwalten zu laſſen. Wir haben demnach
unſeren Sekretär Koch, Büreau Waldſtraße 6, als Vertreter ernan 1 und denſelben
mit der Wabrnehmung der Geſchäfte des Vorſtandes bis zu dem Zeitpunkte be=
auftragt
, von welchem ab der in Kürze zu wählende Vorſtand die Verwaltung
Ubernimmt.
Darmſtadt, 6. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. E.:
Niedlinger, Beigeordneter.
[320

Faſel Honig
in vorzüglicher reiner Qualität
empfiehlt
Friedr. Schasier,
Großh. Hoflieferant. (16535

Verkeigerung.

Montag den 11. Januar 1892, Vormittags 1 Uhr,
wird ein zum Sprung untauglich gewordener, gut gehaltener
Faſſelochſe
öffentlich an den Meiſtbietenden verſteigert.
Pfungſtadt, 5. Januar 1892.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
Lang.
265

Logis
Nach.
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326) Wienersſtraße 73 der obere
Stock, beſtehend aus 5 ſchönen Zimmern,
2 Manſarden und übrigem Zubehör per
ſofort oder 1. März zu vermiethen.
Näheres Waldſtraße 44.
327) Hermannsſtraße 5 eine Woh=
nung
, 3 Zimmer, Küche, abgeſchloſſ., mit
Zubehör per 3. April zu verm.

Die
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[324
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für 1892,
zum Einſchreiben von Rotizen, aufgezogen
20 Pfg., unaufgezogen 5 Pfg., zu
beziehen auf der
Expedition des Tagblatts.

14
11
85.
4

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folgen

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allen 80 lln.
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[ ][  ][ ]

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Läden, Hagazine eto.
155)
Rheinſtraße 19
iſt ein ſchöner Laden mit daranſtoßen=
dem
hellem Zimmer per ſofort oder 1.
April zu verm. event. auch mit Woh=
nung
. Näheres bei Alex. Schäfer,
Rheinſtr. 16, oder Ludw. Alter, =
belfabrik
, Eliſabethenſtraße.
328) Schuſtergaſſe 8 ein kleiner
Laden mit Wohnung per 1. Februar.
Nahe am Markt.

Nr. 6

63

M

17620) Saalbauſtr. 17, 1 Stg. h.
ein ſchön möbl. Zimmer mit Penſion ſof.
107) Waldſtr. 50, 1. St., zwei fein
möbl. Zimmer per ſoſort zu verm.
158) Schwanenſtr. 26, 1. St., ein ſchön
möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
Ph. Sturmſels.
162) Kiesftr. 107 gutmöbl. Zimmer,
nach der Straße gehend, ſofort.
161) Ellſabethenſtr. 35 ſeinm. Zm.
277) Mitte der Stadt möbl. Zim=
mer
zu vermiethen. Näheres b. Friſeur
Rheinſtraße 20.
329) Marktſtr. 8 zwei möbl. Zim=
mer
für ſofort zu vermiethen.
330) Marktſtr. 4, 2 Stg. hoch, ein
möbl. Zimmer zu vermiethen.

Zurückgeſetzte Wollwaaren
zu bedeutens reducirten Preiſen.
Hüllen, Kaputzen, Kopftücher, Umſchlagetücher,
Strümpfe, geſtrickte Weſten für Herren und Damen,
Handſchuhe, Muffe, Boas, Filzmützen, Pelzmützen,
Unterröcke, Tricot=Taillen, Flanell=Blouſen.
Unterkleider für Damen, Herren und Kinder
in allen Größen und Arten.
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13 Ludwigsſtraße 13.
125

Hax Ronn,

1 Hügelstrasse I.
Grossherzogl. Hoflieferant.

6

90

Eine kleine ruhige Familie ſucht
für 1. April 1852 eine
Wohmumg,
von 5 geräumigen Zimmern, parterre
oder Beletage, möglichſt im Mittel=
punkt
der Stadt. - Briefl. Offerten
unter L. an die Expedilion d. Bl.
gefl. zu richten.
[33

Wohlem-Abschlag.

vom 2. Januar ab.

ſelerbverein Harmskadt.

Achte Winter=Yerſammlung

40.
ho

Freitag den 8. Januar, Abends 8 Uhr, im oberen Saale
1AM-InorTIGhb.
der Stadt Pfungſtadt."
Ordentliche fieneralVersammlung
Tagesordnung:
im Saalbau entgegengenommen werden; 1) Kurzer Bericht über die Thätigkeit des Vereins im abgelaufenen Jahre,
2) Bericht über die Thätigkeit der Handwerker=Schulkommiſſion im gleichen
Zeitraum,
3) Rechnungsablage einſchließlich derjenigen über die Eckhard=Stiftung,
1Olllldllhido Loddol, 4) Neuwahl von 3 Borſitzenden und Ergänzugswahl für die ausſcheidenden
Inſtituts=Tanzlehrerin.
Vorſtandsmitglieder (7),
16515) Für eine erſte Deutſche Lebens= 5) Abänderung der Vereins=Sahungen,
verſicherungsgeſellſchaft wird ein tüchtiger 6) Beantwortung früher geſtellter techniſcher Fragen durch die Herren Weiß=
bindermeiſter
Ph. Hillgärtner und Fr. Mahr.
Acquisiteur
Zu zahlreichem Beſuche der General=Verſammlung ladet alle Mitglieder ein
gegen Gehait oder hohe Proviſion ſofort
Der Vorstand.
[39

Ertheile von jetzt an wieder
Privatstunden. (33.
Anmeldungen können jeden Mittwoch
und Samstag Nachmittag von 5-8 Uhr
zur anderen Zeit in meiner Wohnung.

geſucht.
Offerten zub L. 19 an die Exped.
dieſes Blattes erbeten.
CCaſinoſtraße 2 Wohnung für einen
8. Arbeiter. Näh. Schuhladen. (319

S lleinſtehende Wittwe ſucht zum 1. April
4 d. J. eine Wohnung von 3 bis =
Zimmern mit Zubehör, Mitte der Stadt.
Offerten unſer F. S. an die Expedilion
d. Bl. erbeten.
(115

E=-eſucht von 2 Damen eine Woh=
Enung. 3 Zimmer nebſt Zubehör,
Manſarde nicht ausgeſchl., f. Mitte April.
Gefl. Off. nebſt Preisangabe unter 200
[333
an die Exped. d. Bl.

[ ][  ][ ]

RATTAAIIG

CLug-Vereim).
Siebentes Vereinsjahr.
armn
Mit froher Zuverſicht auf die freundliche Unterſtützung unſerer Vereins=Mitglieder
Karrhallasz eröffen wir unſere heurige Carneval=Campagne. Zum ſiebenten Male in unſerem Vereins=
leben
reichen ſich Humor, Witz und Satire die Hand, um eine Reihe von Faſchings=
Cagaerein-as=
Vergnügungen erſtehen zu laſſen, die den uns aus früheren Jahren überkommenen guten
Ruf womöglich noch erhöhen und zu einem recht dauernden geſtalten ſollen.
Der Faſching des Schaltjuhres 1892 zeichnet ſich durch eine erfreuliche Lünge aus, die es uns zur angenehmen
Pflicht macht, den zu unſerer Fahne ſchwörenden Narren eine reiche Blumenleſe von Feſtlichkeiten zu bieten. Unſer
Ahanahh
Spielplan fur 1892
Hittk
umfaßt denn auch nicht weniger als folgende Veranſtaltungen:
Sonntag den 17. Januar, Abends 7 Uhr 11 Minuten, erſte große Damen=Sitzung mit großartiger Eröffnungs.
Scene und Tanz;
(Tag noch unbeſtimmt) große Herren=Sitzung;
Sonntag den 7. Februar, Abends 7 Uhr 11 Minuten. zweite große Damen=Sitzung mit Tanz;
Sonntag den 21. Februar, Nachmittags 4 Uhr 11 Minuten, große Fremden=Sitzung;
Sonntag den 28. Februar, Abends 7 Uhr 11 Minuten, großes carnevaliſtiſches Concert mit Aufführungen,
Tanz ꝛc.;
Montag den 29. F. bruar, Abends 8 Uhr 11 Minuten, Aufführung der preisgekrönten Carneval=Poſſe;
Dienstag den 1. März Abends 8 Uhr 11 Minuten, großer allgemeiner Maskenball.
e.
Wi--
H.
Sammtliche Veranſtaltungen finden im ſtädtiſchen Saalbau ſtatt. 2M
U5-
Inhaltlich unſerer früheren Bekanntmachungen werden Kapp' und Stern nebſt einem koſtenfreien Damen=
ſtern
unſeren Mitgliedern durch den Vereinsdiener rechtzeitig zugeſtellt werden.
Liſten zum Einzeichnen neuer Mitglieder liegen bei den Herren D. Paiz &amp Söhne (Ernſt Ludwigsplatz) und
C. & W. Kaminsky (Marktpaſſage) offen und ſind Kapp und Stern - die zum Beſuch aller unſerer Sitzungen, der Ein=
führung
ci1er Dame und den ſpäterhin noch bekannt zu gebenden Vergllnſtigungen berechtigen - ebendaſelbſt für 6 Mark
erhältlich
Mit närriſchem Grußel!
22
Der kleine Rath der Darmſtädter Narrhallas
(Zug=Verein).

335) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt
od. im Waſchen u. Putzen Beſchäftigung.
Näh. Soderſtr. 34 Hinterh. K. Reeg.
336) Ein gewandtes Mädchen, das
bürgerlich kochen kann, ſucht Stelle.
Frau Neßling, Marktplatz 7.
337) Ein Mädchen ſucht ſofort Lauf=
dienſt
für den ganzen Tag. Langgaſſe 28.
338) Ein Müdchen mit guten Zan.
ſucht ſofort Stelle. Wenner, Mühlſtr. 8.

339) Ein Mädchen, das zu Hauſe
ſchlafen kann wird geſucht; ein Mädchen,
paſſend für Wirthſchaft, ſucht Stelle.
Fran Merker, Schirmgaſſe 16, 1 Stock.
340) Ein braves Dienſtmädchen
wird geſucht. Eintritt in ca. 4 Wochen.
Näher. zu erfragen in der Exped. d. Bl.

237) Ein hieſiges ſeines Putzgeſchäft
ſucht für ſofort ein Lehrmädchen aus
anſtändiger Familie. Näh. Exp.
244) Geſucht wird als Stütze
der Hausfrau ein
gediegenes Mädchen
aus achtbarer Familie für ein fei=
neres
Reſtaurant
Gefl. Offerten mit Angabe des
bisherigen Wirkungskreiſes unter
Chiffte A. 200 an die Expedition
d. Bl. erbeten.

Tüchtige
Strohhut=Garnirerinnen
finden lohnende Beſchäftigung außer dem
Hauſe.
Droykuss & Salomon,
Louiſenſtraße 6. (246
255) Ein tüchtiges Mädchen wird
per ſofort geſucht. Näheres Victoria=
ſtraße
30 parterre.

28
92
9=

13

8.
1.

H
Müdchen,
welche im Einſchlagen von Chocolade ge=
übt
ſind, werden geſucht.
Gebr. Hichberg.
Kapellplatz.
342) Auf ſofort wird ein junges, zu=
verläſſiges
Mädchen geſucht, das Liebe
zu einem Kinde hat, alle Hausarbeit
gründl. verſteht und zu Hauſe ſchlaſen k.
Eliſabethenſtr. 17 im Korbgeſchäft.
343) Eine geſde. Schenkamme, auch
zweitſtillend, kann ſofort bei hohen Lohn
Stelle erhalten bei Frau J. Trietſch,
Hügelſtraße 36 in Eberſtadt.
344) Geſucht ein reinl. Laufmüdch.
einige Stunden Morgens und Mittags.
Näheres Expedition d. Bl.
345) Für das Comotoir eines Ma=
ſchinengeſchäfs
wird ein
Hchriing
geſucht. Schriftliche Anerbieten bitte an
die Ausgabe des Blattes zu richten.

les

30l4
729
82
848.
900
115
89.
1¼½.
21

[ ][  ][ ]

25. Wilhelinenstasse 2b,
E- zunächſt der ſatholiſchen Kirche. 29

von Gebrüder Weber in Stuttgart

Original-Fabrikpreisen.

Bei Entnahme ganzer Ausstattungen
reducirte Preise.
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Behufs Renovirung bleiben die Bäder vom
14. Januar bis Anfung Februur
d. Js. geſchloſſen.
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T Ankleiden von Todten. 118557

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[ ][  ][ ]

66

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Heidelbergerſtraße 80.

1

257)

geſucht.

Ein tüchtiger, ſolider
Hilfsheizer
Landwehrſtr. 75.

Tüchtiger Kiſtenſchreiner
per ſofort geſucht.
Gebr. Eichberg.
Kapellplatz
1302
303) Ein kräſtiger Burſche mit guten

Zeugniſſen zum Brodausfahren geſucht.
Lohn 6 M. Arheilgerſtr. 37.

Darustidter

(Gegründet 1878.)

Gamon- ud Horven-Silzung.

Sümmtliche hier ſeßhaften Urſchoden haben ihre Mitwirkung
zu dieſer Sitzung wieder zugeſagt. Ebenſo hat unſere närriſche
Muſikkapelle mit allen möglichen und unmöglichen Inſtrumenten ihre
Mitwirkung zugeſagt.
lach Sehluss der Situng: Tanzverguügen.
Mitgliedskappen und Sterne M. 6.- ſind nur bei Herrn

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Vorzüglich zur Pflege der Haut.
zur Reinhaltung und Bedeckung wunder Hautſtellen
Vorzüglich
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Samstag den 9. Januar 1892,
Abends 8 Uhr 11 Minuten,
in den
pomphaft decoriton Räumen des Städt. Saalbaus:
Hrste grosse

Oſerturiete

H. Geider, Ludwigsſtraße 14, zu haben.
Fremdensterne für Herren M. 3.-, für Damen M. I.
bei
Herrn H. Geider, Ludwigsſtraße, D. Faix u. Söhne, Rheinſtraße, B. Weiß=
müller
. Eliſabethenſtraße.
Die Migliedsſterne berechtigen neben dem perſönlichen Beſuch ſämmtlicher
Sitzungen, eine Dame frei einzuführen, und ſind Abzeichen hierfür nur bei Herrn
H. Geider gegen Abſtemvelung des Mitgliedſternes in Empfang zu nehmen, wo=
ſelbſt
auch die Li.e zumn Einzeichnen neuer Mitglieder offen liegt.
(348
Der grosse Rath
der Darmstädter Carneval-Gesellschatt.

Telephoniſche Beſtellungen auf
Droſchken
der Halteſtelle Louiſenplatz werden von
der Firma Diehm u. Comp., Telephon
Nr. 60, vermittelt.
[424*

Großherzogliches Hoftheater.

Freitag, 8 Januar 1892.
9. Vorſtellung i. d. 5. Abonnements=Abteilung.
(Blaue Karten ailtig.)
Die berühmte Frau.
Luſtſpiel in 3 Akten von Franz v. Schönthan
und Guſtav Kadelburg.
Anfana 7 Uhr. Ende ¼10 Uhr.
Kaſſe=Oeffnung 6 Uhr.

Sonntaa. 10. Januar 1892.
10. Vorſtellung i. d. 5. Abonnements=Abteilung.
(Blaue Karten giltig.,
Der Barbier von Sevilla.
Komiſche Oper in 2 Akten von Roſſini.
Hierauf:
Cavalleria rusticong.
Melodrama in 1 Aufzug von Mascagni.

auf alle Art Annoncen, wie An= und
Verkäufe, Stellen=Geſuche und =Angebote
ꝛc., werden ſteis unter ſtrengſter Dis=
cretion
u. ohne Koſten von der Central=
Annoncen=Expedition G. L. Daube
& Co. in Darmſtadt, Grafenſtraße
Nr. 30, entgegengenommen u. den Inſe=
renten
auf ſchnellſtem Wege zugeſtellt. Kata=
loge
gratis u. franco. Sorgfältige Auskunft
über die geeignetſten Zeitungen. (3962

7nſerer heutigen (Geſammt=Auflage liegt
11 eine Abonnement=Einladung auf die
Darmſtädter Faſtnachts=Zeitung: bei.
Dies Blatt erſcheint bereits im 8. Jahr=
gang
und erfreut ſich ſeit dem Beſtehen
der allgemeinen Beliebtheit des Publikums.
Ein Abonnement auf die Darmſtädter
Faſtnachtszeitung; dürſte ſich empfehlen.

95
949

al.

Rz.

[ ][  ][ ]

Kr. 6
67

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Kaiſer empfing am 6. den chileniſcͤen
Geſandten Gonzalo Bulnes, der ſein Beglaubiaunasſchreiben, ſowie
ein Schreiben des Präſidenten Montt, in dem die Wiederherſtellung
der verfaſſungsmäßigen Regierung angezeigt wird, überreichte.
Der Kaiſer wird am 20. Januar in Kiel dem Stapellauf der
Kreuzerkorvette H- beiwohnen. Nach dem 20. Januar wird der
Kaiſer mit dem Prinzen Heinrich nach Berlin zurückkehren. Der
Prinz wird dann einige Monate in Berlin verweilen.
In ausländiſchen Blättern taucht wiederholt die Notiz auf, daß
Kaiſer Wilhelm beabſichtige, zur goldenen Hochzeit des däniſchen
Königspaares nach Kopenhagen zu reiſen. Dieſe Nachricht iſt unbe=
aründet
. Auch haben wegen dieſes Beſuches keinerlei diplomatiſche
Verhandlungen ſtattgefunden.
Dem Verleger der Schleſiſchen 8tg., Korn, iſt ein Kabinetts=
ſchreiben
des Kaiſers zugegangen, das dem Intereſſe des Kaiſers
an der Jubiläumsfeier der Zeitung Ausdruck giebt und den Glück=
wunſch
des Kaiſers ausſpricht. Der Kaiſer nehme die ihm über=
ſandte
Feſtſchrift gern entgegen; die Zeitung, die allezeit treu zu
Kaiſer und Reich geſtanden habe, möge weiter gedeihen und gleiche
vaterländiſche Geſinnung auch in Zukunft bewähren.
Das Kriegsminiſterium hat verfügt, daß die zur Probedienſi=
leiſtung
kommandierten Militäranwärter einen Vorſchuß auf die
Unteroffizier=Dienſtprämie erhalten können. Die Verheirateten ſind
auch berechtigt, das Heiratsgut herauszuziehen.
Dem Reichstage ſind am 6. die Ausnahmetarife der deutſchen
Eiſenbahnverwaltungen zugegangen, welche die Ausfuhr der deutſchen
Kohlen im Wettbewerb mit den ausländiſchen Kohlen begünſtigen.
Der Reichsanzeiger; veröffentlicht auf Grund ſtenographiſcher
Auſzeichnungen die Verhandlungen der ſtändigen Kommiſſion für
das techniſche Unterrichtsweſen, die am 5. und 6. Juni 1891 im
Miniſterium für Handel und Gewerbe ſtattaefunden haben.
Der Reichs= und Staatsanzeiger erklärt die Zeitungsnotiz,
nach welcher vom Reichskommiſſar für die Weltausſtellung in
Chicago am 17. Januar eine Anzahl deutſcher Handwerker nach
Chicago entſandt würde, als auf Irrtum beruhend. Der Reichs=
kommiſſar
habe dahin gehende Maßnahmen weder getroffen, noch
für nächſte Zeit in Ausſicht genommen.
Die Vonr beſtätigt die Nachricht, daß gegen den Landtags=
abgeordneten
Geſandten z. D. Grafen Limburg=Stirum eine Dis=
ziplinarunterſuchung
eingeleitet worden ſei wegen eines Artikels
gegen die Handelsverträge, den derſelbe am 14. Dezember in der
Kreuzzeitung veröffentlicht hat. Graf Limburg=Stirum gehört der
konſervativen Fraktion des Abgeordnetenhauſes an.
Die ,Nordd. Alla. 3tg. bezeichnet die von neuem verbreiteten
Börſengerüchte von einer angeblichen handelspolitiſchen Annäherung
Deutſchlands an Rußland als jeder thatſächlichen Begründung ent=
behrend
. Die Gerüchte könnten nur tendenziös erfunden ſein und
wären geeignet, den vielſeitigen Angriffen gegen die Börſe neue
Nahrung zu geben. Es läge im Börſenintereſſe ſelbſt, wenn die
Börſenleitung der Verbreitung ſolcher falſchen Nachrichten möglichſt
ſcharf entgegentrete.
Oeſterreich=Ungarn. Miniſter Graf Kalnoky hat eine Unter=
ſuchung
der Angelegenheit der von Baroß gewährten geheimen
Reſaktien angeordnet.
Nach dem Militärblatt= ſollen die Reitertruppen in Galizien
verſtärkt werden.
Das ungariſche Amtsblatt= veröffentlicht ein königliches Hand=
ſchreiben
, das den Reichstag auf den 18. Februar einberuft, ferner
ein Rundſchreiben des Miniſters des Innern, das die allgemeinen
Wahlen auf die Zeit vom 28. Januar bis einſchließlich den 6. Februar
anordnet.
Der Wiener Handelsſtand will eine Deputation an den unga=
riſchen
Miniſter Baroß ſenden; erſterer iſt erbittert wegen der Be=
vorzugung
der ungariſchen Handelsgeſellſchaft bezüglich der Eiſen=
bahntarife
.
Frankreich. Der Kriegsminiſter bereitet eine geſetzliche Neu=
regelung
der Armeekaores und der Avancementsordnung vor, ferner
Maßnahmen behufs Einführung militäriſcher Uebungen in ſämt
lichen Lyceen und Kollegien und die Organiſation des militäriſchen
Unterrichts für die Jugend.
Die Hollkommiſſion der Kammer nahm am 6. die Faſſung, die
der Seuct der Poſition Vetroleumzölle; gegeben hat, an. Abg.
Dreyfus beartragte, den 23. September 1802, den hundertjährigen
Gedeittag der Proklamation der Republik als nationalen Feiertag
zu erklären und Kredite zur Feier desſelben aus den Einnahmen
des Buogeis 1892 zu entnehmen.
Die Handelsvertragsverhandlungen mit Schweden und Nor=
wegen
haben bisher noch keineswegs ein endgiltiges Ergebnis gehabt,
ſondern lediglich die Grundlage für weitere Verhandlungen gelegt.
England. Der Daily Telegraph' äußert ſich über den Fall
Chadourne dahin, dap Frankreich über das Ziel geſchoſſen und
Rußland in die Verwickelung hineingezogen habe, anſtatt ſich das.
ſelbe zu verpflichten. Die,Morning Poſt- läßt ſich bei Beſprechung
der Angelegenheit dahin aus, daß nach ihrer Anſicht eine Pflicht=

verletzung eigentlich nur auf der Seite des franzöſiſchen Geſchäfts=
agenten
vorgelegen habe.
Der Bericht der Sachverſtändigen über das im Dubliner
Schloſſe angewandte Exploſiomittel ſtellt feſt, daß die Exploſion
durch eine Anzahl Dynamitcartouchen hervorgerufen worden und
das Ergebnis eines reiflich überlegten Planes geweſen iſt. Dagegen
kam Major Cundell, der königl. Inſpektor von Sprengſtoffen zu
der Ueberzeugung, daß weder Pulver noch Schießbaumwolle ange=
wandt
worden waren, ſondern Nitro Glyeerin. Seiner Meinung
nach iſt das Ereianis politiſchen Gründen zuzuſchreiben.
Belgien. Belgien erſuchte die fremden Regierungen um An=
gabe
der Brüſſeler Univerſitäts=Diplom=Beſitzer, zwecks Feſtſtellung
der ſtattaehabten Fälſchungen.
Rußland. Die Sorge für die Notſtandsbezirke läßt der Re=
gierung
immer noch Zeit, die Ruſſifizierung der Oſtſeeprovinzen
weiter zu betreiben. Ein Erlaß des Verkehrsminiſters verfügt die
Verſetzung aller deutſchen Eiſenbahnbedienſteten in den Baltiſchen
Provinzen. Dieſelben ſollen fortan in ruſſiſchen Gouvernements
beſchäftiat werden.
Bulgarien. Frau Katharina Karawelow, die wegen des be=
kannten
Memorandum über die ſchlechte Behandlung der Gefangenen
verhaftet worden iſt, erklärte am 6. vor dem Unterſuchunasrichter,
daß der ausgewieſene Journaliſt Chadourne der Verfaſſer des=
ſelben
ſei.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. Januar.
1. In der geſtrigen Sitzung der Stadtverordneten=
Verſammlung beglückwünſchte Beigeordneter Lauteſchläger die
Verſammlung zum neuen Jahr und ſprach die Hoffnung aus, daß
die Thätiskeit in dieſem Jahre für die Stadt eine erſprießliche ſein
werde. Sodann erinnerte er an die Beiſetzung des Oberbürger=
meiſters
Ohly, welche in ſo feierlicher Weiſe erſolgt ſei, wie Darm=
ſtadt
ſolches noch nicht geſehen. Dabei legte derſelbe ein Beileids=
ſchreiben
des Finanzminiſters Weber Erz. nieder, welcher zu ſeinem
Bedauern verhindert war, teilzunehmen. Seitens des Amtmanns
Braun iſt für die Familie Braun ein Dankſchreiben für die all=
gemeine
und herzliche Beteiligung der Bevölkerung an der Leichen=
feier
eingelangt.
In die Tagesordnung übergehend werden zur Erweiterung der
Hydrantenanlage im Saalbau ꝛc., wie Berichterſtatter Meyer aus=
führt
, 333 Mark gefordert, welche Summe genehmigt wird.
Bei Beſchaffung von Pflaſtermaterial von dem Granitwerk Meli=
bokus
hat ſich ein kleines Quantum Ausſchuß gefunden, dieſes
ſchläat der Berichterſtatter Thiel vor, ſtatt zu 50 zu 45 Mark den
Kubikmeter zu übernehmen. Dies wird mit dem Anſügen ange=
nommen
, daß künſtighin in ähnlichen Fällen nur 25 ſtatt 45 Mark
bezahlt werden. Zu 8 6 des Ortsbauſtatuts wird nach Vorſchlag
des Berichterſtatters Schmeel eine lediglich redaktionelle Aenderung
beſchloſſen. Zur Ergänzung der Mitglieder der Armenverwaltung,
der Bezirksvorſteher und Armenpflege iſt für Herrn Hofſchreiner
Schorlemmer Herr Dreher Baltz, für Herrn Kaufmann Manck Herr
Kaufmann Georg Roth und für Herrn Valentin Weinmann Herr
Kunſt= und Handelsgärtner E. Schulz gewählt worden, was ge=
nehmigt
wird.
Julius Großkopf von Wien, als Vertreter der Unterneh=
mung
automatiſcher Seſſel, ſucht um die Erlaubvis nach, in den
hieſigen öffentlichen Gärten, Promenaden und Anlagen ſolche Stühle
aufſtellen zu dürfen. Die Geſellſchaft übernehme die Aufſtellung
und Reinhaltung auf eigene Koſten, wogegen die eingeworfenen
Gelder dieſer auch zufließen. Außerdem verpflichtet ſich ſolche
jährlich der Stadt 100 Gulden öſterreichiſcher Währung zu zahlen.
Nachdem die Stadtverordneten Jordis und Heß dagegen, Rückert
und Diefenbach als Berichterſtatter dafür geſprochen, findet das
Geſuch Annahme. - Die Bildung einer Kommiſſion zur
Vorberatung der Wahl eines neuen Bürgermeiſters
veranlaßt den Stadtverordneten Rückert zu dem Vorſchlag, die be=
reits
für die Wahl eines 3. Beigeordneten beſtimmten Herren auch zu
dieſem Zweck und zwar durch Zuruf zu beſtellen. Stadtverord=
neter
Bergſträßer wünſcht, daß eine Neuwahl vorgenommen werde.
Nachdem noch Stadtverordneter Thiel, Diefenbach, Wolfs=
kehl
, Beigeordneter Lauteſchläger geſprochen, einigte man
ſich dahin, eine Kommiſſion von 7 Mitgliedern zu wählen, was
nach kurzer Vauſe geſchieht. Es erhalten Stadtverordneter Schöd=
ler
33, Wolfskehl 32, Bergſträßer 26. K. Müller 26, Schmeel 26,
Diehm 24 und H. Müller 22 Stimmen. Es iſt dies die bereits
früher gewählte Kommiſſion. Die öffentliche Sitzung iſt hiermit
erledigt.
Wie man uns mitteilt, iſt es dem Vorſtande des Richard
Wagner=Zweigvereins gelungen, in der Verſon des gefeierten
Tenoriſten Herrn P. v. Bandrowsky vom Stadttheater zu Frank=
furt
a. M. eine neue und hervorragende Kraft für den am 25. Jan.
ſtattfindenden XIV. Vereinsabend zu gewinnen.

[ ][  ][ ]

68

Der hieſige nationalliberale Verein hatte
auf Mittwoch abend eine Wählerverſammlung in den
großen Saal der Brauerei,Zum Schützenhof; einberufen, in
der unſer Reichstagsabgeordneter Herr Rechtsanwalt Dr.
Oſann l. über ſeine Thätigkeit im Reichstag. ins=
beſondere
bezüglich der Handelsverträge,
ſprach. Der Saal war dicht gefüllt; unter den Anweſenden
bemerkten wir die Landtagsabgeordneten Friedrich, Hechler,
Graf Oriola, Reinhart, Schade u. a. Der Vorſitzende, Herr
Profeſſor Friedrich, eröffnete die Verſammlung mit freund=
licher
Begrüßung der Erſchienenen. Die jetzige Zeit, führte er
kurg aus, biete ſehr viel Veranlaſſung zum Gedankenaustauſch
mit politiſch gleich oder ähnlich Geſinnten; die Zeit der Alten
ſei zu einem gewiſſen Abſchluß gekommen und wir gleichſam
in die Zeit der Jungen hineingetketen. Die Nationalliberalen
ſtänden nach wie vor auf dem feſten Grund der Vaterlands=
liebe
, der Hingebung an das Allgemeine und mit dieſem
Zeichen wolle man weiter arbeiten in der Zukunft. Unſer
jugendfriſcher Kaiſer habe entſchloſſen die Zügel der Regierung
ergriffen und man könne ſich der Hoffnung hingeben, daß ſeine
Thätigkeit, unterſtützt von dem weiſen Rate ſeiner Ratgeber
und gefördert durch Selbſtloſigkeit und echte Vaterlandsliebe
ſeitens der Volksvertretung. recht gute Früchte zeitigen werde.
Kein Stillſtand ſei in letzter Zeit eingetreten: die rege Thä=
tigkeit
von Regierung und Volksvertretung bewieſe einen ge=
ſunden
Fortſchritt. In Einem ſei man einig: freudig zu=
jammenzuſtehen
und an der gemeinſamen Wohlfahrt unſeres
Vaterlandes weiterzuarbeiten.
Darauf erhielt Herr Dr. Oſann zu ſeiner Bericht=
erſtattung
das Wort. Im Folgenden ſei das Weſentliche des
Vortrags wiedergegeben. Das vergangene Jahr war poli=
tiſch
, finanziell, wirtſchaftlich, ſozialvolitiſch wichtig, handels=
politiſch
von größter Bedeutung. Daß wir uns weſentlich in
aͤnderen Verhältniſſen befinden, iſt ohne Zweifel. Unter
Kaiſer Wilhelm 1. und Fürſt Bismarck war in mancherlei
Beziehungen (nicht in großen politiſchen Dingen) ein mehr
receptives Verhalten eingetreten; jetzt werden andere Dinge
hereingezogen und behandelt, als in früheren Jahren. Ob
die Geſchichte den Fall des Rücktrittes des Fürſten Bismarck
aufklären wird, müſſen wir abwarten. Es ſtimmt jedenfalls
nicht ſonderlich, daß an der politiſchen Grablegung des
Mannes derjenige mit Schuld war, der im Reichstage ſein
Hauptgegner geweſen, Windthorſt. Andererſeits iſt nicht zu
verkennen, daß in gewiſſen Dingen, eine gewiſſe Beunruhigung
Platz gegriffen hat, nicht nur im Reichstag, ſondern einem
großen Teile der Bevölkerung. Es ſind. von innerer Be=
geiſterung
eingegeben, Vorſtöße auf dem Gebiete der Arbeiter=
ſchutzgeſetzgebung
, des Schulweſens ꝛc. gemacht worden, indes
ſchien es Vielen, als ob dieſe Vorſtöße etwas zu raſch erfolgt
ſeien und die Erfahrung hat dies zum Teil beſtätigt. Es iſt
bekannt, daß das perſönliche Auftreten und Eingreifen, nicht
nur in Worten ſondern auch in Thaten, mehr in den Vorder=
grund
tritt. Es iſt nun nicht zu leugnen, daß aus verſchie=
denen
Kundgebungen gewiſſe Bedenken, Anſtände und Zweifel
in der Bevölkerung entſtanden und Beunruhigungen hervor=
gelreten
ſind, die niederzukämpfen recht ſchwer iſt, deren Be=
ſeitigung
indes zu hoffen ſteht. An Stelle von Fürſt Bismarck
iſt General von Caprivi getreten, ein Mann in der äußeren
Erſcheinung von imponierender Art und von hervorragenden
Eigenſchaften und herrſcht im Reichstag nur eine Stimme,
daß kein Würdigerer an dieſe Stelle kömmen konnte. Im geſtimmt habe, ſo bin ich hierin nur meiner Ligenen Ueber=
politiſchen
Leben hat er einen Takt, eine Beherrſchung der l zeugung und keiner anderen Richtſchnur gefolgt. Der Reichs=
Situation und eine Schlagfertigkeit bewieſen, die allgemein
überraſcht hat.
Die politiſche Lage war im Vorjahre eine ſehr ge=
ſpannte
; man braucht zum Beweiſe deſſen nur an den Beſuch
der Kaiſerin Friedrich in Paris und das hierauf folgende zu
erinnern. Nachdem der Dreibund enger geknüpft worden,
war es ziemlich natürlich, daß auch zwiſchen den beiden Staaten. nach weiteren Gründen für meine Abſtimmung geſucht, und
gegen welche er gerichtet, eine nähere Anknüpfung ſtattfand.
Gedanke aufdrängen, daß dies Dinge ſind, die die innerel und an einzelnen Beſtandteilen derſelben kein Intereſſe, auch
Strömung zeigen und daß demjenigen, was früher Hauptziel
der deutſchen Politik war, die Trennung von Rußland und
Frankreich, nicht mehr dieſe Bedeutung beigemeſſen wird.
Daß akute Gefähren für den Frieden im Augenblick nicht vor= der Entſchiedenheit eines freiſtehenden Mannes zurück.
handen, liegt. wie bekannt, in verſchiedenen landeren Verhält=
niſſen
des öſtlichen Nachbarreichs. Latent iſt aber die Gefahr
gefaßt werden.
Auf finanziellem und wirtſchaftlichem Gebiete
iſt im Jahre 1891 Großes geſchehen; wenn man alles über=
blickt
, muß man über die Arbeitskraft der Reichsregierung
und Verbrauchsſteuern mit 578 Mill. Mark einen ſehr weſent=

Nr. 6
lichen Poſten, der namentlich im Hinblick auf die neuen Han=
delsverträge
ſehr zu bedenken giebt. Weiter wurden erledigt:
das Geſetz, betreffend das Reichsſchuldbuch, das eine Fixierung
der Reichsſchuld in ſich trägt, und das Patentgeſetz und
Gebrauchsmuſtergeſetz ꝛc. Das Patentgeſetz iſt im
weſentlichen auf der früheren Patentgeſetzgebung aufgebaut,
enthält aber weſentliche Neuerungen und Verbeſſerungen. In
dem Patentamt werden in den verſchiedenen Abteilungen
nunmehr auch techniſche Mitglieder ſein. Ferner hat ſich
die Notwendigkeit gegeben, in einer Reihe von Verhandlungen
vor dem Patentamt die Mündlichkeit des Verfahrens eintreten
zu laſſen. Neu hinzugetreten iſt das Geſetz, betreffend den
Schutz der Gebrauchsmuſter, wonach Gegenſtände gewerblicher
Art, die einen Nützlichkeitszweck verfolgen, in ähnlicher Weiſe
wie Patente geſchützt werden, aber nach einem einfacheren
Verfahren. Es ſteht zu wünſchen, daß das Patentamt nach
und nach das Organ für den Schutz des geſamten Erfindungs=
gedankens
werden möchte.
Weiter wurde vom Reichstag beſchloſſen eine Abänderung
des Geſetzes über die Beſteuerung von Branntwein von 1887,
die mittlerweile ſchon gute Früchte getragen hat. Auch das
Zuckerſteuergeſetz hat ſeine Verabſchiedung gefunden.
Es enthält eine ziemlich radikale Abänderung der ſeitherigen
Beſtimmungen; die Materialſteuer wurde abgeſchafft und
lediglich eine Verbrauchsabgabe von 18 Mark fetzgeſetzt. Der
Grundgedanke des neuen Geſetzes iſt, daß überhaupt keine
Prämien mehr für ausgeführten Zucker gegeben werden ſollen.
Noch iſt aber die Befürchtung nicht aus dem Felde geſchlagen, ob
dadurch wirklich, was beabſichtigt, erreicht wird, daß näm=
lich
die anderen hier in Betracht kommenden Staaten auch
die Prämien aufheben und eine Gleichmäßigkeit des Marktes
entſteht. Bisher haben dieſe Staaten noch kein Zeichen der
Nachfolge kundgegeben. Für die Uebergangszeit vom 1. Auguſt
1892 bis 31. Juli 1897 beſteht noch die ſog. offene Prämie.
Hoffentlich bringt das neue Geſetz die bedeutende Induſtrie,
an der auch die Landwirtſchaft in großer Maſſe beteiligt iſt,
zur weiteren Entwickelung
Ein weiteres beſonders wichtiges Geſetz war dasjenige,
betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung ( Arbeiter=
ſchutzgeſetz
). Dadurch ſind verſchiedene Einſchnitte in die
Gewerbeordnung im Intereſſe der Beſſerung der Verhältniſſe
der großen Arbeiterwelt in Gewerbe und Induſtrie erfolgt.
Ob man mit den Beſtimmungen über die Sonntagsruhe völlig
das Richtige getroffen hat, möchte Redner bezweifeln; die
Beſtimmungen hierüber bilden ein ſo verwickeltes Netz, daß
es ſchwierig iſt, ſich völlig hineinzuarbeiten. Auch das Han=
delsgewerbe
hat man hineingezogen. Ferner hat die Frauen=
und Kinderarbeit ihre Regelung gefunden. Redner erklärt,
daß er trotz verſchiedener ihm nicht zuſagender Beſtimmungen
mit Rückſicht auf das große Ganze für das Geſetz geſtimmt
habe.
Die Krankenkaſſennovelle, zu der verſchiedene
Aenderungen. namentlich bezüglich der Stellung der Kauf=
mannsgehilfen
unter das Geſetz und der Stellung der Aerzte,
vorliegen, iſt noch nicht zur dritten Leſung gekommen. Die
ſchwierige Materie bedarf eingehender Erwägung und behält
ſich Redner für die dritte Leſung ſein freies Votum vor.
Im Dezember v. J. hat ſich nun der Reichstag mit einem
Gegenſtand erſten Ranges beſchäftigt: den Handelsver=
trägen
. Wenn ich, bemerkt hierzu Redner, gegen dieſelben
tags=Abgeordnete ſoll nicht nur ein Mundſtück des Reichstages
ſein, ſondern nach beſtem Wiſſen und Willen zum Wohle des
Ganzen ſeine Thätigkeit ausüben. Man hat nun gefragt: Hat
denn der Abgeordnete für Darmſtadt=Groß=Gerau einen Wein=
berg
? Heiterkeit, ſogar gemeint, wenn er keinen Weinberg
habe, könne man ihm ja einen geben ſerneute Heiterkeith und
zwar nach Intereſſe=Gründen. Ich kann nun ſagen, daß
Angeſichts der Kronſtädter Flottenrevue muß ſich einem der ſ ich den Handelsverträgen ungemein neutral gegenüberſtehe
kein Partei=Intereſſe, habe. Auch die Freundſchaft mit einigen
Herren aus der Pfalz war keinerweiſe maßgebend für meine
Abſtimmung. Alles mir Angedichtete weiſe ich deshalb mit
Es war auffällig, wie bei der Dezember=Abſtimmung ver=
ſchiedene
Parteien, die ſonſt ſo wenig harmonieren, in der
und bleibt es, und ſie muß auch in Zukunft ſcharf ins Auge Annahme der Verträge vom erſten Augenblick an einig waren.
Bei der Abſtimmung war ein größerer Teil von Mitgliedern der
betr. Parteien nicht anweſend; hier lag wohl zumeiſt eine ,innere
Abkommandierung: vor. Redner hätte gewünſcht, daß die Han=
delsverträge
in einer Kommiſſion beraten und längere
und auch des Reichstages ſtaunen. Bei dem Etät lin Aus= Zeit der Veröffentlichung hingegeben würden, damit Stim=
gabe
1102 Mill. Mark, der exledigt wurde, bilden die Zölle men aus ganz Deutſchland für und wider ſich erheben könnten.
Wäre mir, fährt Redner fort, in erkennbarer Weiſe klargelegt

[ ][  ][ ]

Beilage zu Nr. 6 des Darmſtädter Tagblatt= vom 8. Januar 1892.

worden, daß die Annahme der Verträge eine politiſche Not=
wendigkeit
ſei, ſo würde ich über alle weiteren Fragen hin=
weggegangen
ſein und für die Verträge geſtimmt haben.
Im weiteren charakteriſiert der Vortragende die Stellung=
nahme
der deutſchfreiſinnigen Partei, insbeſondere der Herren
Rickert, Barth und Richter, zu den Verträgen; für dieſe Vartei
bildeten die Handelsverträge die erſte Stufe zur Entwickelung
unſerer Zollpolitik im Sinne des Freihandels.- Nur durch
das (vielfach angefeindete) Syſtem von 1878-79 war es uns
möglich, in den neuen Verträgen den einzelnen Staaten Kom=
venſationen
zu bieten, nicht durch das Freihandelsſyſtem vom
Anfang der 70er Jahre. Nun hat ſich doch in Deutſchland
ſeit 1878-79 überall Aufſchwung, kein Niedergang gezeigt.
Der Niedergang, der ſeit 1890-91 unverkennbar ſich zeigt,
beruht nicht auf dem Schutzzollſyſtem, ſondern anderen Grün=
den
, wie dem Verhältnis zu Amerika (Mac Kinley=Bill), den
mißlichen Verhältniſſen in Braſilien, Argentinien, den Bürger=
kriegen
in den ſüdamerikaniſchen Staaten, dem ſtärkeren Ab=
ſchluß
Rußlands gegenüber Deutſchland und anderen Län=
dern
ꝛc. Dazu kommen, daß in einer Reihe von Jahren die
Ernten in Deutſchland weniger ergiebig geweſen, die eigentüm=
liche
Verwickelung der Geldverhältniſſe durch die ganze Welt,
die Verluſte in Argentinien und Portugal u. dgl. m.
Wenn man den feſteren Zuſammenſchluß des Dreibundes
durch die Verträge erwägt, ſo kann man ſich dem Gedanken
nicht verſchließen, daß Rußland und Frankreich dadurch noch
näher auf ſich angewieſen und verſuchen werden, ſich wirklich,
auch handelspolitiſch, zu verbinden. Frankreich ſucht ſchon
jetzt, wie ſeine Verträge mit Griechenland und Schweden be=
weiſen
, handelspolitiſche Centren zu bilden, um dadurch
unſeren Markt nach anderen Ländern zu unterbinden. Als
beſonders tiefgreifend beſpricht dann Herr Dr. Oſann die
Herabſetzung des Getreidezolls gegenüber Oeſterreich=Ungarn
auf 3,50 Mark und die Verminderung der Zollſätze auf ita=
lieniſche
Weine, namentlich die ſog. Verſchnittweine und meint,
daß damit der Kunſtweinfabrikation erſt recht Thür und Thor
geöffnet ſei.
Im weiteren wurde eine kleine Blumenleſe von Zeitungs=
ſtimmen
über die Handelsverträge gegeben und ſchließlich die
Befürchtung ausgeſprochen, daß das begonnene Freihandels=
ſnſtem
demnächſt fortgeſetzt und der Dreibund durch die neuen
Verträge eher gelockert als gekräftigt werden dürfte.
Dem 2½ſtundigen Vortrag wurde lebhafter Beifall ge=
zollt
. Auf Anregung des Vorſitzenden brachte man auf Herrn
Dr. Oſann zum Zeichen des Dankes ein dreifaches Hoch aus.
Nachdem noch ein Anweſender unter Nennung ſeines Namens
konſtatiert, daß er nicht den Vortrag durch Zwiſchenrufe ge=
ſtört
habe, ſondern ein mit ihm namensverwandter Herr
Heiterkeit), wurde gegen ½12 Uhr die Verſammlung mit dem
Danke des Vorſitzenden an die Anweſenden für ihr Erſcheinen
geſchloſſen.
D. 8tg.
Aus Anlaß des Ablebens des Herrn Oberbürgermeiſter Ohly
ſind der Erziehungsanſtalt für verwahrloſte Kinder in Gräfen=
hauſen
, die dem Verſtorbenen hauptſächlich ihre Entſtehung ver=
dankt
. anſtatt Blumenſpenden zum Leichenbegängnis, insgeſamt 234 M.
50 Pf. zugewieſen worden. Möchte ſich der ſchöne Gebrauch, bei
vorkommenden Todesfällen wohlthätiger Anſtalten zu gedenken und
dadurch dem übertriebenen Aufwand bei Leichenbegängniſſen ent=
gegenzuwirken
, immer mehr einbürgern.
0 Das nun beginnende Reich des Prinzen Karneval, das
im vorigen Jahre, da Faſtnacht ſchon auf den 10. Februar fiel, nur
von kürzerer Dauer war. wird ſich dieſes Jahr beträchtlich länger
erſtrecken, denn Faſtnacht fällt auf den 1. März. Bei den vielen
Anhängern der Faſchingsfreunde in unſerer Stadt und den eifrigen
Anſtrengungen, welche die verſchiedenen Geſellſchaften und Vereine
machen, um derſelben gebührend Rechnung zu tragen, iſt nicht zu
befürchten, daß in dieſer langen Heit der Humor ausgeht. Hoffent=
lich
hält auch bei allen Karnevalsluſtigen das erforderliche Kleingeld
ſo lange vor.
Im Dezember v. J. ſind bei dem hieſigen Standesamt !
61, bei dem Standesamt 1 5. zuſammen 66 Todesfälle zur
Anzeige gekommen. Bei rund 57100 Einwohnern ſtellt ſich alſo
die Sterblichkeitsziffer auf den Jahresdurchſchnitt berechnet auf
140, eine überaus niedrige Ziffer. die wohl nur noch wenig Städte
aufweiſen können. Im gleichen Monat des Jahres 1890 betrug die
Sterblichkeitsziffer 206½⁄. Von den Verſtorbenen hatten 1 das
80., 12 das 70., 12 das 60., 5 das 50., 7 das 40., 4 das 30., 4 das
20. 2 das 10. und 10 das 1. Lebensjahr zurückgelegt; Kinder im
erſten Lebensjahre ſind 9 verſtorben.
4 Wir erinnern noch daran, daß die letzte von den öffentlichen
Gebetsverſammlungen und Bibelſtunden, die in dieſer Woche
von ſeiten der Stadtmiſſion abgehalten werden, heute (Freitag) von
5-6 Uhr Heinrichſtraße 80 ſtattfindet. An derſelben wird voraus=
ſichtlich
auch Herr Oberkonſiſtorialrat Dr. Köſtlin aktiven Anteil

nehmen. Angehörige von Pfarrers=Familien ſind inſonderheit ein=
geladen
.
5 Der Kriegerverein Ldahier hielt Mittwoch abend in ſeinem
Vereinsſokal zur alten Poſt' unter zahlreicher Beteiligung ſeine
diesjährige Hauptverſammlung ab Nachdem der Vorſitzende
die Anweſenden begrüßt und ſich die Verſammlung zum ehrenden
Andenken an die während des verfloſſenen Jahres mit Tod abge=
gangenen
6 Kameraden von ihren Sitzen erhoben hatte wurde von
dem Kameraden Fink der ausführlich ausgearbeitete Rechenſchafts=
bericht
vorgetragen. Nach dieſem Berichte betrug die Mitglieder
zahl Anfang 1891 316, während des Jahres 1891 gingen zu 58
Mitalieder, ab dagegen 28 (darunter 6 mit Tod und die übrigen
durch Domizilwechſel und freiwilligen Austritt und beziffert ſich
ſonach die Mitgliederzahl Ende 1891 auf 346. Hierauf wurde das
Rechnungsergebnis verkündet, nach welchem ſich die Einnahmen auf
1839 M. und die Ausgaben auf 1494 M. belaufen. Das Vermögen
beträat 1959 M. (darunter 1600 M. ausgeliehene Kavitalien, der
Reſt beſteht in Barvorrat und Mobilien). Seit Beſtehen des
Vereins wurden an bedürſtige Kameraden, bezw. Hinterbliebene
derſelben Untecſtützungen im Geſamtbetrage von 2155 M. verwilligt.
Nachdem nun die Rechnung diei Kameraden zur Reviſion über=
wieſen
und ſeitens der Verſammlung dem Vorſtande für ſeine
Thätigkeit Dank gezollt wurde. iſt zur Neuwahl des Vorſtandes
geſchritten worden. Der ſeitherige Vorſtand wurde einſtimmig
wieder und an Stelle des ausgetretenen Kameraden Meiſel Kamerad
Georg Wolff gewählt.

Die Sektion Darmſtadt des Deutſchen und
Oeſterreichiſchen Alpenvereins hielt am Donnerstag
die erſte Monatsverſammlung im neuen Jahre ab, in welcher Herr
Profeſſor Dr. Lepſius über: Die Gletſcher der Eiszeit in den
Alpen= ſprach. Redner verwies darauf, daß das Studium der
Gletſcher Ende des vorigen Jahrhunderks begonnen, wo zuerſt der
Schweizer Kuhn 1787 die alten Moränen verfolgt und als erſter
auf die frühere größere Ausdehnung der Gletſcher hingedeutet habe.
Es reihten ſich an die Alpenreiſen Horace de Sauſſure in der Zeit
von 1779-1796 und in der Folge die Forſchungen Plagfair's (1802),
der zuerſt den Transport der erratiſchen Blöcke durch Gletſcher be=
hauptete
und 1816 die alvnen Blöcke auf dem Schweizer Jurg er=
kannte
. Dieſe Theſen gerieten indes in Vergangenheit, bis Janaz
Benetz, Straßenbaumeiſter in Sitten (Wallis) 1816 auf der Ver=
ſammlung
der Schweizer naturſorſchenden Geſellſchaft zu Vern zum
erſten Male ſeine Theorie von der früheren Gletſcherausdehnung
vortrug. Die Geſellſchaft ſtellte 1817 und 1820 hierüber Preisauf=
gaben
und erhielt Venetz 1823 den Preis. während die Arbeit erſt
1833 von ihm veröffentlicht wurde. Ein Freund Venetz, Johann
v. Charpentier, Bergwerksdirektor in Bex (Wallis), ein Deutſcher von
Geburt, hatte bereits 1815 in einer Hütte am aroßen St. Bernhard
einen Gemsjäger namens Verrandin getroffen, dec ihm ſeine
Gletſchertheorie auseinanderſetzte. Noch ungläubig ſtudierte er zu=
nächſt
die Gletſcherphänomene und ſchloß ſich dann Benetz an.
Mit ihm zuſammen arbeitete er das Werk: Die Gletſcher der
Schweiz; aus. Bahnbrechend waren ferner die Werke von Agaſſiz
[1841) der Venetz' Theorie ausbaute, die von Forbes, Simonh
u. a. m. Die Geologen haben beſtimmte Anzeichen dafür, daß in
der Diluvialzeit auch die Vorlande der Schweiz (mitteldeutſche
Tiefebene) vergletſchert waren, insbeſondere in der Auffindung der
erratiſchen Blöcke (Findlinae) alter Moränen Gletſcherſchliffe,
erratiſcher Pflanzen und Tiere (Mamuth, Rhinoceros, Rieſen=
hirſch
ꝛc.). Die Gletſcher waren überall in den Alpen verbreitel,
jedoch ſtärker in den weſtlichen als in den öſtlichen Alpen.
So ſind Moränenanzeichen ſichtbar am Berg Iſel bei Jans=
bruck
, ganze Moränenlandſchaften erkennbar in der oberbayeriſchen
Ebene (3. B. Ammer=, Chiemſee) und in den Südalpen (z. B. ſüd=
lich
vom Gardaſee. Noch weiter verbreitet ſind die erratiſchen Blöcke
im Jura, am St. Gotthard). Auch die deutſchen Gebirge waren ver=
gletſchert
ſo Vogeſen und Schwarzwald, Böhmerwald und Fichtel=
gebirge
, Rieſengebirge und hohe Tatra, vergletſchert ſerner der Kau=
kaſus
, die Pyrenäen und Korſika, nicht vergletſchert dagegen Grie=
chenland
. und nur teilweiſe die Abruzzen. Als Urſache der
Gletſcherzeit oder richtiger der Veraletſcherung wird in der Wiſſen=
ſchaft
die Verbreitung der Gletſcherphänomene über die ganze Ebene
und die um 3-4 Grad Celſius ſtärkere Temperaturerniedrigung
und ſtarke Niederſchläge angeſehen.
Der anſchaulich gehaltene,
durch Gletſcherkarten zu vollſtem Verſtändnie gebrachte hochinter=
eſſante
Vortrag fand den ungeteilten Beifall der zahlreich anweſen=
den
Mitglieder, in deren Namen der Vorſitzende dem Reduer herz=
lichen
Dank ausſprach.
r. Gegenwärtig ſind in dem Schaufenſter der Hof=Möbelfabrik
von Ph. Bechtold Ecke der Grafen= und Rheinſtraße, die Pläne
der zu erbauenden neuen evangeliſchen Kirche zu Darmſtadt
ausgeſtellt, welche die Vorder= und Seitenanſichten des Turmes
und Seitengebäudes, ſowie die Längs= und Querſchnitte des letzteren
darſtellen. Die Zeichnungen geben ein anſchauliches Bild von der
künſtigen impoſanten inneren und äußzeren Geſtaltung des Bau=

[ ][  ]

70
Nr.
werkes, das im gotiſchen Charakter ausgeführt, eine Zierde unſerer
Stadt werden wird.
Griesheim, 6. Januar. Ein dahier bedienſtet geweſener, aus
Württemberg gebürtiger Knecht wußte ſeinem Herrn, dem Häute=
händler
Herm. Joſeph, Kalbfelle und verſchiedene Ladengegen=
ſtände
, zuſammen im Werte von circa 100 M. bei Seite zu ſchaffen.
Doch iſt es der Volizei ſchon gelungen den Bieb, und ſeine Kom=
plicen
, die die Felle verſilbert haben, in ſicheren Gewahrſam zu
bringen. Vielleicht iſtes nicht ausgeſchloſſen, der Perſonen habhaft
geworden zu ſein, welche im Laufe des Winters hier und in be=
nachbarten
Orten insbeſondere Mobiliargegenſtände geſtohlen haben.
Mainz. 6. Jan. Heute wurde dahier eine Maſſenver=
haftung
vorgenommen; dieſelbe betraf etwa 17 junge Leute im
Alter von 16 bis 20 Jahren, welche in den letzten 3 Wochen unſere
Stadt durch Einbruch in Kellerräumlichkeiten unſicher
machten und dabei nicht unbedeutende Diebſtähle an Flaſchenweinen,
Champagner und ſonſtigen Spirituoſen verübten. In einer bekannten
Diebsherberge wurden alsdann die Flaſchen geleert.
Oſfenbach, 6. Jan. Der Redakteur Bender der Offenb.
Abend=tg. wurde wegen Beleidigung des Gouverneurs von Mainz.
v. Reibnitz. zu 14 Tagen Gefängnis verurteilt.
8t. Frankfurt, 6. Januar. Opernhaus. Als Lakme=
in
der gleichnamigen Oper veranſtaltete geſtern abend die Java=
neſerin
: Fräulein Piazza ein einmaliges Gaſtſpiel. Die Dame
verfügt über eine ſehr anerkennenswerte Technik und große Kolora=
turfertigkeit
, welche ihr beſonders in dem vorzüglichen Vortrage
der Legende: im 2. Akt ſehr zu ſtatten kam. Das Stimm=
material
ſelbſt iſt jedoch von einem ſchwachen Volumen und ent=
behrt
des Klangreizes. Im Spiele leiſtete Fräulein Piazza ſehr
Lobenswertes und war daher der Erfolg ein durchſchlagender.
Herr Kapellmeiſter Deſſoff dirigierte mit großer Umſicht und war
die Ausſtattung der Oper eine prunkvolle.
Berlin. Die Berl. 3tg. hat nachſtehende erbauliche
Statiſtik für das Jahr 1891 zuſammengeſtellt. Dieſelbe lautet:
1) Schnöckel, Kommerzienrat in Berlin, Selbſtmord. Grund: Unter=
ſchlagung
. 2) Wolff, Kommerzienrat in Berlin, verhaftet. Grund:
Unterſchlagung. 3) Felix Sommerfeld, Hofbankier in Berlin, er=
ſchoſſen
. Grund: Unterſchlaaung. 4) Sieafried Sommerfeld, Hof=
bankier
in Berlin, erſchoſſen. Grund: Unterſchlagung. 5) J.
Leipziger, Bankier in Berlin, verhaftet. Grund: Unterſchlagung.
Ed. Maaß, Bankier in Charlottenburg, verhaftet. Grund:
Unterſchlagung. 7) Dittmar, Bankier in Berlin, verhaftet. Grund:
Unterſchlagung. 8) Friedrich Abrahamſon, Bankier in Berlin, ver=
haftet
. Grund: Wucher. 9) Löwy, Bankier in Berlin, verhaftet.
Grund: Unterſchlagung. 10) Vaarmann, Fabrikant in Berlin, er=
ſchoſſen
. Grund: Schlechte Geſchäfte. 11) Cohn, Fabrikant in
Berlin, erſchoſſen. Grund: Schlechte Geſchäfter 12) Heinrich
Herbrecht, Bankier in Unna, verhaftet. Grund: Wechſelfälſchung.
13) Hertrich, =Buchhalter in Unna, erſchoſſen. Grund: Wechſel=
fälſchung
. 14) Emil Mayer, Bankier in Hildesheim, erſchoſſen.
Grund: Falſche Spekulation'. 15) Sordmeyer, Bankier in Stade,
verhaftet. Grund: Wechſelfälſchung. 16) Michael, Bankier in
Stade, verhaftet. 17) A. Goldſchmidt, Fabrikant in Hannover, ver=
haftet
. Grund: Schlechte Geſchäfte;. 18) Fiſcher, Bankier in
Meißen, verhaftet. Grund: Unterſchlagung. 19) A. Herbſt, Fabri=
kant
in Bialyſtock, verhaftet. Grund: Schlechte Geſchäfte= 20)
Blumenthal, Bankier in Bayreuth, verhaftet. Grund ? 21) Winckel=
mann
, Ex=Bankdirektor in Leipzig, ſtellt ſich dem Gericht. Grund:
Verkrachte Bank.
Gmunden, 6. Januar. Nach dem heutigen ärztlichen Bericht
verbrachte die Königin von Hannover die Nacht ſchlaflos.
Gegen Morgen trat heftiaeres Seitenſtechen mit vermehrter Atem=
beklemmung
ein. Der Lungenbefund iſt unverändert; der Puls
kräftia.
Danzig. 6. Jan. Die hieſige Polizeibehörde hat folgende
Sicherheitsbekanntmachung erlaſſen: In letzter Zeit machen vielfach
Strolche, welche ſich mit offenen Meſſern oder geladenen Revolvern
auf den Straßen umhertreiben, einzelne Gegenden der Stadt unſicher.
Auch ſind viele Verwundungen durch Meſſerſtiche vorgekommen und
es iſt mehrfach auf den Straßen mit Revolvern geſchoſſen. Die
polizeilichen Exekutivbeamten ſind deshalb angewieſen, einen Jeden,
der ſich mit einem offenen Meſſer in der Hand oder im Rockärmel
auf den Straßen herumtreibt oder einen geladenen Revolver in
erkennbarer Weiſe bei ſich führt, ohne deſſen nachweislich zu ſeiner
Verteidigung zu bedürfen, im Intereſſe der öffentlichen Sicherheit
auf Grund de s 8 6 des Geſetzes vom 12. Februar 1850 (G.=S. S. 45)
in dem Polizeigefängnis in Verwahrung zu nehmen. Jeder, der
einen Menſchen mit offenem Meſſer oder mit einem Revolver auf
der Straße bemerkt, wird erſucht, den nächſten Volizeibeamten auf
die betreffende Perſönlichkeit aufmerkſam zu machen.
Hamburg, 5. Jan. Mit dem heute unſeren Hafen verlaſſenden
Dampfer Gertrud Woermann' ſind 4 Dampframmen, ſowie das
erforderliche Material zum Bau eines 900 Meter langen Quais
in Kamerun verladen worden. Die Altonaer Bauunternehmer=
und Zimmermannsfirma F. H. Schmidt ſchickt im Auftrage der

6
kaiſerlichen Regierung die zur Ausführung der Bauten (zu denen
auch eine 60 Meter lange Brücke gehört) erforderlichen 14 Hand=
werker
mit der Gertrud Woermann' hinaus.
Marſeille, 6. Januar. Nach Meldungen aus Tanger iſt die
zur Beſitzergreifung des Touat entſendete marokkaniſche Miſſion
vollſtändig geſcheitert. Die ganze dortige Gegend ſteht bereits
unter dem Einfluſſe Algiers. Die Miſſion kehrte in kläglichem
Zuſtande nach Marokko zurück. Die Führer derſelben ſind verhaftet
und dürſten vorausſichtlich bingerichtet werden.
Rom, 6. Jan. Der Papſt leidet an einem leichten Influenza=
anfall
, dem die Aerzte indeſſen nur geringe Bedeutung beimeſſen.
Petersburg. 5. Jan. Vor einiger Zeit machte, wie ſeinerzeit
gemeldet, in Petersburg ein Mord großes Aufſehen, welcher in der
Kaſerne des Garde=Kavallerie Regiments entdeckt wurde. Der Zar
hat nun angeordnet, daß durch 5 Jahre bei dem Garde=Kavallerie=
Regiment das Avancement für Offiziere und Mannſchaften
unterbleibe und hat ferner dem Offiziercorps befohlen, der Witwe
des ermordeten Conrad aus eigenen Mitteln eine jährliche Venſion
von 5000 Rubeln zu zahlen, da die Blutthat lediglich als Folge
des Verfalles der militäriſchen Disziplin angeſehen wird, an dem
das Offiziercorps die Schuld trage.
- Das Verhältnis zwiſchen Arbeitgebern und Ar=
beitern
in England hat unter dem Druck des maßloſen
Terrorismus der Trade=Unions allmälig eine Geſtalt angenommen,
welche die Führer der ſozialrevolutionären Propaganda vor eine
ihnen völlig unerwartete Lage ſtellt. Es iſt das Verdienſt der
Trade=Unions, wenn auch ſchwerlich das gewollte, den Arbeitgebern,
ähnlich wie in Deutſchland, nach ſchweren Kämpfen und Opfern die
Erkenntnis beigebracht zu haben, daß das einzige Mittel, ſich und
ihr gutes wirtſchaftliches Recht gegen rohe Vergewaltigung zu be=
haupten
, die Vereinigung in großen, kapitalkräftigen Intereſſenver=
bänden
iſt. Bis vor nicht gar langer Zeit galt es als ein Haupt=
grundſatz
aller ſozialrevolutionären Agitatoren, daß das Koalitions=
recht
nur den Arbeitern, nicht den Arbeitgebern praktiſchen Nutzen
bringe, weil dieſe viel zu egoiſtiſch und konkurrenzneidiſch ſeien, um
einander mit dem Maße von Selbſtloſigkeit und Opferwilligkeit
unter die Arme zu greifen, wie es bei den Arbeitern geſchehe. Da=
rauf
beruhte die Taktik der engliſchen Trade=Unions, ein Gewerbe
nach dem andern zum Gegenſtande ihrer wirtſchaftlichen Krieaszüge
zu machen, indem man ſich planmäßig erſt die ſchwächſten Firmen
ausſuchte, dieſe unterwarf= und dann zu dem nächſtſchwachen über=
ging
. Anfangs bewährte ſich das Verfahren; es kam vor, daß die
ſtärkeren Konkurrenten dem Untergang ihrer ſchwächeren Neben=
buhler
mit einer Art Schadenfreude zuſahen - bis ſie die Erfah=
rung
machten, daß ihnen daraus kein Nutzen, wohl aber dem ganzen
Geſchäftszweige empfindlicher, dauernder Schaden erwuchs, und
zwar dadurch. daß der Abſatz ſich ganz oder doch nahezu ganz von
dem geſährdeten einheimiſchen Induſtriezweige weg= und aus=
ländiſchen
Konkurrenten zuwandte. Der Verſuch mit Schiedsge=
richten
mißlang vollſtändig, da es ſich regelmätzig herausſtellte, daß
Schiedsgerichte von den Lrades=Unioniſten nur anerkannt wurden,
wenn ſie ihnen günſtig lauteten. Wo nicht, ſo blieb der status quo
beſtehen, d. h. es wurde weiter geſtreikt. Heute iſt das Schiedsge=
richt
in der engliſchen Induſtrie ein endgiltig überwundener Stand=
punkt
. Die ſo im Laufe der Jahre geſammelten Erfahrungen be=
wirkten
einen vollſtändigen Umſchwung in den Anſchauungen der
engliſchen Arbeitgeber. Die Vereinigungen derſelben zu Schutz und
Trutz ſchoſſen wie Pilze aus der Erde; boycottierte oder ſonſtwie
von dem Terrorismus der Trade=Unions bedrohte Firmen erhielten
von ihren Konkurrenten am ſelben Orte ſo ausgiebige Unterſtützung.
daß ſie nachgtwieſenermaßen in ſolchen Zeiten der Bedrängnis oft
beſſer daſtanden, als unter normalen Verhältniſſen. Die Selbſt=
hilfe
der Arbeitgeber zeigte den umſtürzleriſchen Machenſchaften der
Sozialdemokraten den Meiſter. Die entſcheidende Wendung des
Kampfes zwiſchen Kapital und Arbeit brachte die Frage der black-
legs
: Indem die Arbeitgeber ſich zu Schützern des Menſchenrechtes
der freien Selbſtbeſtimmung erklärten, und die von den Trade=
Unions für vogelfrei erklärten Backlegs (den Trade=Unions nicht
angehörige Arbeiter) nachdrücklich in Schutz nahmen, war der Ver=
ſuch
jener Arbeitervereinigungen, das Recht auf Arbeit zu mono=
poliſieren
, im Prinzip beſiegt, und die Anzeichen mehren ſich, daß immer
mehr Arbeiter zur Bennnung kommen und damit zur Vernunft
und zu ihrer Pflicht gegenüber der Familie, der Geſellſchaft, dem
Staate zurückkehren.

Tageskalender.
Freitag, 8. Januar: Generalverſammlung des Ortsgewerbvereins in
der Stadt Pfungſtadts.
Samstaa, 9. Januar: Damen= und Herrenſitzung der Karneval=
Geſellſchaft im Saalbau.
Sonntag, 10. Januar: Feſtverſammlung des Katholikenvereins.-
Ausflug des Odenwald=Klubs, Sektion Darmſtadt, nach Reichels=
heim
.

Druck und Verlag: L. C. Wittihſche Hobuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaktion: Carl Witich.