Darmstädter Tagblatt 1889


08. März 1889

[  ][ ]

LEE CUOUION

Abonnement= prei=
dertelſihrlich
1 Mark 50 Pf. u
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
dw Quartal uck. Poſtaufſichlag

152. Jahrgang.
Mit der Somtags=Beilage:
2huheletep nntattuihvoiltr.

Iuſerake
werdenangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhausſtraße 14. ſowie auswärtk
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
Freitag den 8. März.
1889.
4.

Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Durchſchnitts=Marktpreiſe bei Militärlieferungen für Februar 1889: Hafer 14 Mk. 50 Pfg, Heu 8 M. 50 Pfg.,
Stroh 7 Mk. per 100 Kilogramm.
Darmſtadt, am 4. März 1889.
Betreffend: Die deutſche Wehr=Ordnung.
Der Civil-Porſitzende der Großherzoglichen Erſatz-Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Ich ſetze Sie hierdurch davon in Kenntniß, daß die Wehr=Ordnung vom 28. September 1875 GReg.=Blatt Nr. 55 von
1875) aufgehoben iſt und an deren Stelle nunmehr die Beſtimmungen der Wehr=Ordnung vom 22. November 1888, publicirt
im Reg.=Blatt Nr. 5 von 1889 in Anwendung zu kommen haben und empfehle ich Ihnen, ſich mit dem Inhalt derſelben,
insbeſondere auchſmit Rückſicht auf das in Kürze beginnende Muſterungsgeſchäft, jetzt ſchon vertraut zu machen.
Dr. Melior.
12475
Darmſtadt, den 6. März 1889.
Betreffend: Das Muſterungsgeſchäft pro 1889 im Kreiſe Darmſtadt, hier Zugänge Militärpflichtiger.
Der Civil-Vorſthende der Erſatz-Commiſſion Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Falls in Ihren Gemeinden Militärpflichtige der Jahrgänge 1887 und 1888 zugegangen ſind und bezw. noch zugehen,
ſehe ich ſofort Ihrer berichtlichen Anzeige hierüber und zwar für jeden Mann getrennt, unter Vorlage des Looſungs=
Dr. Melior.
ſcheins entgegen.
[2476
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachungen:
1. Durch hieſige Zeitungen werden in letzter Zeit ſehr häufig die Sodener Mineral=Paſtillen als Heilmittel gegen
Lungen= und Kehlkopfſchwindſucht marktſchreieriſch angeprieſen. Dieſer bedauernswerthen Reklame gegenüber muß darauf hin=
gewieſen
werden, daß die Paſtillen zwar bei gewöhnlichen katarrhaliſchen Beſchwerden den natürlichen Heilungsprozeß mehr
oder weniger unterſtlltzen können, daß der alleinige Gebrauch derſelben aber niemals eine ernſtere Erkrankung der Lungen oder
des Kehlkopfs zu heilen vermag. Auch die weiterhin den Sodener Mineral=Paſtillen zugeſchriebene Wirkung, als Vorbeugungs=
mittel
gegen die Anſteckung mit Diphteritis zu dienen, kommt denſelben nicht zu.
2. Illodin iſti.etz Pame eines in letzter Zeit hier durch Zeitungsbeilagen empfohlenen ziemlich theueren Salichl=
ſäure
=Mundwaſſers. Da dasſelbe marktſchreieriſch auch als Schutzmittel gegen Diphteritis angeprieſen wird, ſo muß darauf
hingewieſen werden, daß dieſe Wirkung dem Mittel, das übrigens auch als Geheimmittel in Apotheken nicht verkauft werden
darf, in keiner Weiſe zukommt.
Darmſtadt, den 28. Februar 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Grolman.
(2477

Fundſtücke.
Die von Oktober 1887 bis Ende Juni
1888 im Bereiche der Main=Neckar=Bahn
aufgefundenen herrenloſen Gegenſtände
ſollen nach Ablauf von 3 Monaten öffent=
lich
verſteigert werden.
Etwaige Eigenthumsanſprüche wollen

vorher bei unſerm Fundbüreau hierſelbſt,
angebracht werden.
Darmſtadt, 25. Februar 1889. (2478
Die Direction
der Main=Neckar=Bahn.

Konfirmanden=Anzug billig zu ver=
1 kaufen Schwanenſtraße 21 A. -2479

Von heute an
täglich friſche Satzen
[2480
bis Oſtern bei
A. Wolfk, Langegaſſe 35.

neue Betten zu verkaufen.
Kirchſtraße 8, 1 St. hoch.
89

(2289

[ ][  ][ ]

608

Nr. 48
Bekanntmachung.
Die Umwandlung der 4=procentigen ſtädtiſchen Anlehen Lit. V, V und 4
(Gaswerksanlehen) in eine 3½ procentige Schuld betreffend.
Die neuen 3½procentigen Couponsbogen für die convertirten Obligationen
der obigen ſtädtiſchen Anlehen können bei unſerer Stadtkaſſe gegen die mit dem
Conbertirungsſtempel berſchenen Talons an den Wochentagen Vormittags von 8
bis 12 Uhr in Empfang genommen werden.
Darmſtadt, den 6. März 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[2481
Ohlhy.

Etamm- und Arennholz.
Verſteigerung.

Donnerstag den 14. März, Vormittags 9 Uhr anfangend,
werden im Roßdörfer Gemeindewald, Diſtrikt Mark:
187 Eichen=Stämme von 3 bis 15 Meter Länge, 20 bis 73 Centimeter mitt=
lerer
Durchmeſſer mit 215,07 Feſtmeter Inhalt,
verſteigert. Es wird hierbei bemerkt, daß ſich mehrere ſehr ſchöne Stämme dar=
unter
befinden.
Ferner Freitag den 15. März, Vormittags 9 Uhr anfangend,
werden daſelbſt:
227 Raummeter Eichen=, 10 Erlen=Scheiter,
98
Eichen=Knüppel
verſteigert. Die Zuſammenkunſt iſt an beiden Tagen im Holzſchlag in den alten
Eichen.
Roßdorf, den 5. März 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Roßdorf.
[2482
Müller.

La. Winter-Rheinsalm,
Seezungen,
Rheinhechte,
Zander 60 Pfg., Karpfen,
Cabliau 45 Pfa. Mulben,
Schellſiſche 35 Pfg., Barben,
Bräſem,
Weißſiſche.
Friſch gewäſſerte Stockfiſche
25 Pfg.
Kieler Bückinge u. Sprotten.
Phlllpp Wobök,
Carlsſtraße 24. (2484

leidſenden ompfehle:
Cognae fine Chanpagne

(ücht franzöſiſche Waare)
per Flaſche M. 4, 350, 210, 180.
Hoselwein-Cognao
ſohne Spritzuſatz)
per Flaſche M. 250, 2. 1.40, 120
Friedr. Buss,
Dieburgerſtraße 9. 1468

Chocoladen-Bonbons

der Königl. Prenss. und Haiserl. Oegterr.
Hof-Chocoladen-Pabrikanten:

Gebrüder Gtollwerch, Höln,
aus den aromareichsten Cacao-Sorten hergestellt, bilden mit ihren verschiedenen
Füllungen, als: geriebene Mandeln Fralinéen), Vanille, Himbeer-, Citron-
Orangen- Aprikosen, Pistazien-Crsme, mit Croquant, Liqueur, Prucht-Gelée
das feinste Tafel-Dessert.
In Packetchen zu 50 Pf. und in Schachteln zu Mk. - 80 und Mlk. 1.20 in den

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A m
D
blicks-Copist, einfachſter und beſter
Copir=Apparat zum Vervielfältigen von
ſelbſt, wie auf Metallplatten gefertigten
Schriften, Zeichnungen, Noten ꝛc. Porto=
ermäßigung
als Druckſache. Complette
Apparate von M. 8.- an. Proſpecte,
Druckproben franco.
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Zittau i. S. Carl Bammann.

Friedrichsdorfer
LwIePaON

meisten Conditoreien und DelicatessenGeschäten vorräthig, desgleichen

Dessert-Chocolade-Täfelchen

in 125. Gramm-Packetehen in 4 Sorten:
feine Gesundheits-Chocolade
feino Vanilſe- Chocolade
ME. 0.40
Mk. 0.50
guperfeine Vanille-Chocolade und die ausgereichneten Raisor-äfolohen
Mk. 0.80
HE. 1.25
Geder Vonbon und jedes Tafelchen ist mit der Pirma der Pabrik versehen.

von Glemens Fauli.
Lerztlich anerkannt.
Für Magenleidende, Erſatz für Muttermilch,
fowie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtets
friſch zu haben. - Allein ächt bei L. Rem=
mert
Wwe., Bleichſtr. 45, Th. Stemmer,
Eliſabethenſtraße.

Vorräthig in den meisten Verkaufsstellen
Stolleverck’schen
Gocoladen und Cacao's;

durch Firmenschilder kenntlich.

Arde Muche zweimal

Normsar Looss
zum Beſten des Theaterbaus
2 M. 10 Pf.
in der Expedition d. Bl. zu beziehen.
Hauptgewinne:
30000, 10000, 5000 ꝛc. Mk.

befördere ich Auswanderer auf den Schnelldampfern des Norddeutſchen Lloyd
Bremen nach Amerika mit beſonderer Begünſtigung.

von

L. Demmth, Haalbauſtraße 36.

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verkaufen. Ernſt=Ludwigsſtraße 29 im
[248*
Schirmladen.

[ ][  ][ ]

4.
41)
4

darunter eine complet fürstlich eingerichtete
Wohnung von 8 Piscen,
zu deren gefl. Einſicht hochverehrliches Publlklum gunz ergebenſt einlade.
Diese 34 Eimmer repräſentiren 8 vollſtändige Einrichtungen nebſt
Küche und Badezimmer und bewegen ſich im Preiſe von M. 400 bis M. 6500,
ſo daß ſie für den einfachſten bis zum feinſten Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältniß ſeiner Güte das denkbar billigſte,
beherrſcht gegeuwärtig den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen
Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe,
befinden ſich ſtets in den Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der
Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders auszeichnen; dieſelben
werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.

444N114)
15
5

CaAm

Nr. 48

[ ][  ][ ]

610

Nr. 48)

EGG Wudu IAUUU,

[464

im ſlobrauch

Voborall zu habon in Büchson
Rm. 3.30, Au. 180, Fw. o.95.

Van Houten's Cacao,
Jordan & Timäus Cacao,
ſlädke's Hamburger Caca0,
Rügers Dresdner Cacao,
ſowie deren
Chocoladen
empfiehlt zu Originalpreiſen
Friedr. Buiss,
Dieburgerſtraße 9. 1466

Dis

Flaschenbier-
Handlung

riollr. Buss

Dieburgerstr. 9
mpfiehlt ihre vorzüg
lichen Flaschenbiere alN
hien Rennern von feinsten
and wohlschmeckendends
Bieren.
autBestenungtreinechh
aller Stedtgegenden.
pz

Hioforn, Richon-, Buchon- und
HPappol.
Stammhölnor
können zum Schneiden angefahren wer=
den
in der Dampf=Holzſchneiderei von
ſeorg Hahr,
Pallaswieſenſtraße Nr. 24

Erfolg

erzielt man nur, wenn die Annoncen zweckmäßig
abgefaßt und typographiſch angemeſſen ausgeſtattet
ſind, ferner die richtige Wahl der geeigneten
Zeitungen getroffen wird. Um dies zu erreichen,
durch Annoncen,
wende man ſich an die Annoncen=Expedition Ru=
dolf
Moſſe, Frankfurt a. M. VVertreter in Darmſtadt: Cg. Pfeil, Grafen=
ſtraße
39); von dieſer Firma werden die zur Erzielung eines Erfolges erforder=
lichen
Auskünfte koſtenfrei ertheilt, ſowie Inſeraten=Entwürfe zur Anſicht gelieſert.
Berechnet werden lediglich die Original=Zeilenpreiſe der Zeitungen unter Bewilligung
höchſter Rabatte bei größeren Aufträgen, ſo daß durch Benutzung dieſes Inſtitutes
neben den ſonſtigen großen Vortheilen eine Erſparniß an Inſertionskoſten er=
[13549
reicht wird.

Geſchäfts=Anzeige.
Hiermit mache die ergebene Anzeige, daß ich die ſeither von Herrn C. Stephan
hier betriebene Dampfziegelei käuflich erworben habe. - Es wird mein
ſtrengſies Beſtreben ſein mir durch gute Waare und reelle Bedienung den Zuſpruch
eines verehrten Publikums als Kundſchaft zu ſichern und halte mich zur Lieferung
von Verblend, Wölb= und Belegſteinen, ſowie Dachziegeln ꝛc. beſtens em=
Hochachtungsvoll
pfohlen.

Herm. Heider.

Pfungſtadt, im März 1889.

[2487

per Pfund 30 Pfg.,
friſch eingetroffen.
Horiz handau,

Mathildenplatz I.

2486

Gldenburger
rk eis
141)
hndAGltzAuuauUn,
Versloherungs-deselsohaft.
Errichtet: 1853.
Nachdem mir die hieſige Hauptagentur obiger Geſellſchaft übertragen worden
230 M., auf Wunſch gleich oder ſpäter. iſt, empfehle ich mich zum Abſchluſſe von Feuer= und Glasverſicherungen gegen
2486) Schwanenſtraße 214 eine ſbillige und feſte Gebühren.
Wohnung, per Monat 12 Mark.
Den Herren Offizieren und Poſtbeamten ſind beſondere Vergünſtigungen ein=
geräumt
. Der Unterzeichnete iſt zu jeder Auskunft gerne bereit.
Darmſtadt, im Februar 1889.

1387) Schulſtraße 14 iſt der dritte
Stock per 1. Mai zu vermiethen.
1883) Carlsſtr. 56 eine Manſarde=
wohnung
mit allen Bequemlichkeiten für

2419) Mühlſt. 28 ein Zimmer f. Mädch.

A. Hammler,
Hauptagent der Oldenburger Verſicherungs=Geſellſchaft.

1967

[ ][  ][ ]

611

und per Balln o h ne
Verpackung aller Art
bei grösster
umd billigem

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G
Umladung, ſowie
beſorgt unter Garantie
PünEdichkeit
Preis

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uUIE noVGG ahdpOt CAIéldib vo Sv SATAOT6
2D.

2489) Eine perfekte Herrſchafts=
Köchin ſucht Stelle; dieſelbe würde auch
Aushülfe oder tagweiſe Kochen über=
nehmen
.
Frank's Stellenbüreau,
Eliſabethenſtraße 9.

2490) Mehrere geſunde Schenk=
ammen
können ſof. nachgewieſen werden bei
Frau J. Trietſch, Hügelſtr. 36, Eberſtadt.

2491) Ein ält. Mädchen oder allein=
ſtehende
Frau (katholiſch), welche Liebe zu
Kindern hat, findet gute Stelle durch
Frank's Stellenbüreau, Eliſabethenſtr. 9.
2492) Eine ältere Dame ſucht ein
braves Dienſtmädchen für ſogleich.
Näheres Expedition.

2502) Ein ordentliches Müdchen,
in aller Hausarbeit erfahren, wird für
ſogleich, event. 15. März oder 1. April
für kleineren Haushalt geſucht. Grafen=
ſtraße
Nr. 18. III. Stock.

d
Gesucht
wird ein tüchtiges Hausmäd=
chen
für die Großh. Jdiotenanſtalt
Alice=Stift.

2327) Ein braves gewandtes Dienſt=
müdchen
mit guten Zeugniſſen wird als
Mädchen allein zum ſofortigen Eintritt
geſucht. Näheres Waldſtraße 51.
2458) Mädchen vom Lande werden
geſucht durch Steul, Mühlſtraße 28.
Eine Putzmacherin
[2459
geſucht.
H. & M. Fuld.

2385) Ein ordentliches Mädchen von
auswärts, im Alter von 14-16 Jahren
wird auf ſogleich geſucht.
Näheres Wienerſtr. 58 parterre.
2463) Tücht. brav. Mädchen nach
Wiesbaden geſ. Gute Zeugn. erforderlich.
Näh. Wittmannsſtr. 3, II. v. 12-2 Uhr.

8

8 cauffrau mittags geſucht.

für Vor= u. Nach=
Adreſſen an die Exped. d. Bl.
2462) Lauffrau auf ſofort geſucht,
Wittmannsſtr. 7, Beſſungen.

2494) Ein Fuhrknecht geſucht Feld
bergſtraße Nr. 5.

1
pe
öaN
A1aGUaU
H
geſucht auf 1. April 1889 von
dem Städt. Krankenhauſe zu
Worms.
Ein ſolider Burſche
zum Brodaustragen geſucht.
Arheilgerſtraße 37.
12465
2497) Ordentlicher Burſche
zur Aushülfe geſucht.
Friedr. Eichberg, Rheinſtr. 16.

s
Bür Feld=
uGurtenbeſitzer
.
Der Unterzeichnete empfiehlt ſich zum
Anfahren und Liefern von Latrine unter
billiger Berechnung.
H. Rinner,
Ruthsſtraße 9. (2498

Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Februar ſind eingegangen:
3. Legate: 1) Der verſtorbenen Witwe des
Philipp Götz VI. von Hähnlein, eingezahlt
durch Maſſekurator Phil. Götz II. daſelbſt
8 M. 57 Pf. 2 Des Kaſpar Steuernagel XIV.
zu Windhauſen, eingezahlt durch Friedrich
Steuernagel daſelbſt ; M. 3) Der verſtorb.
Eheleute Rentner Peter Heil zu Darmſtadt,
eingezahlt durch J. Nold ſen. daſelbſt 80 M.
b. Geſchenke: des Joh. Breitenbach von Roß=
dorf
, eingezahlt durch deſſen Witwe, 10 M.
c. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus:
22 M. 60 Pf., teilweiſe mit folgenden In=
ſchriften
: 1) Den a. W. 1.50 M., daß mein
Wunſch in Erfüllung ꝛc. G. H. 2) Den a.
W. die verſprochenen 20 Pf. E. H. 3) Danket
dem l. G. für alles D. H. 1 M. 4) Für die
W.2 M. 5) L. W.betet für mich, daß ich Glück
habe ꝛc. 20 Pf. 6) Gretha, Collo, Lina, Nanna,
Louis 60 Pf. 7) Den a. W. 50 Pf. 14. Febr.
1889. J. H. 8) Ihr l. W. betet, daß mich
der l. G. von meinem Plane behüte ꝛc. 1 M.
9) Ihr l. W. bittet G. daß mein Kind wie=
der
geſund werde. 1 M. 10) Den a. W. daß
mein Wunſch in Erfüllung geht. J. S. 1 M.
11) Ihr a. W. bittet G. daß er meine Fa=
milie
geſund und munter erhält ꝛc. 1 M.
12) Den a. W. aus Dankbarkeit für Erfül=
lung
eines Wunſches. 1 M. 13) Ihr l. W.
danket dem l. G., daß meinem Kind ꝛc. K.
K. Sch. J. 20 Pf. 14) Den a. W. die ver=
ſprochenen
2 M. aus Dankbarkeit. 15) Ihr
l. W. bittet zu dem l. G., daß er mein Gebet
erhören wolle ꝛc. 21.2. 89. A. M. 1 M. 16)
L. Gott, hilf, daß der arme F. wieder geſund
wird. 20 Pf. 17) Den a. W. pro Februar
1889 2 M.
Darmſtadt, den 5. März 1889.
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.

Verloren.
Dienstag Abend wurde im Saalbau ein
3=reih. Corall.=Armband verlor. und bittet
man d. redl. Finder dasſ. geg. gute Bel.
Ludwigsſtr. 8 im Laden abzugeb. (2499

Ein ſchöner Garten,
zu verpachten im hohlen Weg. Näheres
Schloßgaſſe 33.
(2500

Nergang. Sonntag wurde nahe d. Mar=
D unskirche ein Geſangbuch verl. Der,
redl. Finder w. gebet., dasſ. b. Hrn. Kirchen=
diener
Klee, Müllerſtr. 9, abzugeb. (2501

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 8. März.
8. Vorſtellung in d. 7. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Der Gwiſſenswurm.
Bauernkomödie mit Geſang in 4 Akten von
L. Anzengruber.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen ¼10 Uhr.
Sonntag, 10. März.
9. Vorſtellung in d. 7. Abonnemenstabteilung.
Rote Karten gültig.)
Zum erſtenmale:
Das Rheingold.
Vorabend in 2 Abteilungen zur Trilogie Der
Nibelungenring von Richard Waguer.

[ ][  ][ ]

612
Nr.
Nachrichten des Standesamts Darmſtadt I (Beſſungen)
vom 28. Fehruar bis 6. März 1889.
Geborene: Am 24. Februar: Dem Metzgermeiſter Ludwig Wolff,
S. Ludwig Friedrich. Am 28.: Dem Schloſſer Chriſtoph Jäger,
S. Karl. Am 1. März: Dem Weichenwärter Daniel Seehaus, T.
Anna Maria Eliſabethe. Am 2.. Dem Eiſendreher Hermann Weiß=
mantel
, S. Georg. Dem Schloſſer Georg Heinrich Kick, L. Katha=
rina
Adelheid. Am 4.: Dem Zimmermann Joſeph Sanderbeck,
S. Jakob.
W7.
Eheſchkietzungen: Am 3. M4rz.: Der Weichenſteller bei der
Straßenbahn Johann Georg Roth dahier, mit Chriſtine Gunſt,
T. des Maklers Georg Daniel Gunſt zu Griesheim. Der Sergeant
im Großh. Feld=Artillerie=Regiment Nr. 25 Georg Thomas Pfeiffer,
mit Katharina Fauſt dahier, T. des verſtorbenen Tünchers Konrad
Fauſt III. zu Elz. Kreis Limburg.
Geſtorbene: Am 27. Februar: Die Rentnerin Johanna Thereſe
Roth, ledig. 52 J. 10 M. 15 T. alt. Am 2. März: Der Großh.
Kaſerneninſpektor Karl Scharmann, 67 J. 9 M. 15 T. alt.

Zeutſches Reich. Die nächſte Sitzung des Reichstags iſt auf
Mittwoch, den 13. d., nachmittags 2 Uhr, anberaumt. Tagesord=
nung
: Zwei kleinere Vorlagen und die Denkſchrift über die Ver=
längernng
des kleinen Belagerungszuſtandes in Berlin, Stettin,
Frankfurt a. M. Hamburg. und Leipzig.
Die Reichstagskommiſſion für das Genoſſenſchaftsgeſetz hat am
6. ihre Beratungen beendet und größtenteils die Beſchlüſſe erſter
Leſung aufrechterhalten. Die Kommiſſion für die Altersverſicherung
tritt am 7. wieder zuſammen. An der Abſicht, den Reichstag vor
Oſtern zu ſchließen, wird feſtgehalten; es gilt daher für unwahr=
ſcheinlich
, daß eine Novelle zum Strafgeſetzbuch behufs Erſatzes des
Sozialiſtengeſetzes noch in der gegenwärtigen Tagung an den Reichs=
tag
gelangt.
Im preußiſchen Abgeordnetenhauſe entſpann ſich bei der zweiten
Beratung des Kultusetats am 6. eine längere Debatte über die
Gleichberechtigung der Gymnaſien und Realgymnaſien. Der Kultus=
miniſter
erklärt, ſein Programm ſei Herſtellung eines entſprechen=
den
Verhältniſſes zwiſchen der Zahl der höheren Lehranſtalten und
der Zahl der Einwohner, Verhinderung der Neubildung höherer
Lehranſtalten zu Gunſten lateinloſer Schulen mit kürzerer Unter=
richtsdauer
, Ausbau der Lehrpläne, Beſſerung der Lehrmethode,
beſſere Ausbildung der Lehrer und beſſere Körperpflege.
Bezüglich der Nachrichten aus Samoa, denen zufolge Mataafa
die von dem deutſchen Konſul verlangte Niederlegung der Waffen
abgelehnt, jedoch eine zeitweilige Einſtellung der Feindſeligkeiten
zugeſtanden und Angriffe auf deutſche Anſiedler zu verhindern ver=
ſprochen
habe, wird mitgeteilt: über Verhandlungen zwiſchen dem
kaiſerlichen Konſul und Mataafa ſind amtliche Meldungen bisher
nicht eingegangen.
Herzog Adolf von Naſſau hat ſeinen Beamten den Auftrag
erteilt die Ueberſiedluug nach Luxemburg vorzubereiten.
Schweiz. Der Bundeskommiſſar Borel hat die bewaffneten
Bauernbanden, welche ſich zum Schutze der teſſiniſchen Regierung
gegen einen allfälligen liberalen Putſch gebildet hatten, aufgelöſt.
Die Ruhe iſt nicht geſtört worden.
Jrankreich. Die Königin von England iſt am 6. nachmittags
in Cherbourg eingetroffen. Die Ankunft des Prinzen von Wales
in Paris wird erwartet, derſelbe reiſte am 6. von Cannes ab.
Im letzten Miniſterrat wurde beſchloſſen, die Aenderungen,
welche die Kammer an der Militärvorlage vorgenommen hat, dem
Senat zur Annahme zu empfehlen, damit die Vorlage nicht noch=
mals
an die Kammer zurückgehen muß.
Dem Temps zufolge beſteht der vom Unterſuchungsrichter
dem Juſtizminiſter eingehändigte Bericht über die Patriotenliga
aus einer einfachen Darlegung des Thatbeſtandes und einer Ueber=
ſicht
über die beſchlagnahmten Schriftſtücke. Man habe den Beweis
in Händen, daß in der Organiſation der Liga ein Plan zur Mobili=
ſierung
ihrer Mitglieder einbegriffen geweſen; weniger ſchlagend ſei
der Beweis, daß eine Verleitung von Angehörigen des Heeres vor=
liege
, in den nachgewieſenen Fällen handle es ſich um Reſerve=
offiziere
der Territorialarmee. Der Miniſter habe die Entſcheidung
bis zum 7. vertagt, ſicher ſcheine jedoch, daß mehrere Mitglieder
der Liga gerichtlich verfolgt würden.
Boulanger veröffentlichte eine Zuſchrift an Naquet als Ent=
gegnung
auf einen Artikel der Timesr. Es würde ſeinen unehr=
lichen
Gegnern nicht gelingen, heißt es da, die öffentliche Meinung
Europas zu täuſchen. Indem er alle Franzoſen auffordere, inner=
halb
der Republik eine Regierung zu gründen, in welcher die Ehre
und Rechtſchaffenheit die Grundpfeiler ſein würden, lade er ſie zu
einem Werke des Friedens ein. Seine Aufgabe werde darin be=
ſtehen
, dem durch den Parlamentarismus ſo tief zerriſſenen Vater=
lande
das Vertrauen, den Wohlſtand und die Eintracht wiederzu=
geben
. In der Erfüllung dieſer Aufgabe beſitze er die Unterſtützung
aller guten Franzoſen, er werde auch die Zuſtimmung aller an=
ſtändigen
und ehrbaren Leute in allen Ländern finden. Die An=

48
ſchuldigungen der =Times' könnten ihn nicht erregen, ſeine Pflicht
ſtehe ihm höher als alle leeren Angriffe, er werde ſie erfüllen, ohne
irgend jemanden zu beunrubigen.
Das neue Blatt der Patriotenliga der Clairon= greift den
Juſtizminiſter an, weil er Bismarck dies Namen der Elſaß=
Lothringer. die Mitglieder der Patriotenliga ſeien, verraten wolle
und ſagt ferner, der Berliner Botſchafter Herbette habe das Ver=
brechen
begangen, den Deutſchen zu ſich ins Haus zu laden, denn

der deutſche Kaiſer, erzählt der Clairon' ſeinen Leſern, wollte
dem demütigen Botſchafter Frankreichs ſeine Zufriedenheit über die
Maßregeln gegen die Patriotenliga ausdrücken!
England. Das Reuter'ſche Bureau meldete am 6. nach London:
Es fand in Bagamoyo ein ernſtes Gefecht ſtatt. Der Häuptling
der Rebellen, Buſchiri, griff die deutſche Station an, worauf
Matroſen gelandet wurden, welche die Araber in der Flanke und
im Rücken angriffen. Viele Araber wurden getötet, Buſchiri wurde
verwundet und von ſeinen Anhängern vom Schauplatz entfernt.
Die Deutſchen eroberten zwei von den Arabern früher in Pangani
erbeutete Kanonen, welche Eigentum der Oſtafrikaniſchen Geſell=
ſchaft
waren.
Dänemark. Die Mehrheit des Finanzausſchuſſes des Folkethings
empfiehlt die Verwerfung des Antrags der Regierung auf Bewil=
ligung
von 8 Millionen Kronen für die Befeſtigung der Weſtſeite
Kopenhagens.
Schweden=Yorwegen. In der 2. Kammer brachte am 6. Bexell
eine Interpellation ein, dahin gehend, ob ein mündliches oder
ſchriftliches Uebereinkommen mit dem Deutſchen Reiche getroffen
oder in Ausſicht genommen ſei betreffend die Haltung Schwedens
während eines eventuellen Krieges zwiſchen Deutſchland und einer
anderen Micht, und ob dieſe Haltung von den ſtrengen unparteiiſchen
Regeln der Neutralität abweiche.
Bulgarien. Aus Sofia wird der Polit. Correſp. gemeldet,
Fürſt Alexander von Battenberg habe keinerlei Erſatzanſprüche ge=
macht
. Die Sobranje genehmigte im Jahre 1886 den Ankauf ſeiner
Liegenſchaften als Staatseigentum für eine Million Francs, wovon
der Prinz vor drei Wochen 500 000 Franes erheben ließ, während
der Reſtbetrag ihm jederzeit zur Verfügung ſteht.
Herbien. Am 5. um 1½ Uhr nachmittags wurde die Thron=
entſagung
des Königs zu Gunſten ſeines Sohnes feierlich verkün=
digt
. Zur Führung der Regentſchaft ſind Riſtitſch, Belimarkovitſch
und Kriegsminiſter Protitſch ernannt. Die Regentſchaft betraute
den Führer der Radikalen Tauſchanovitſch mit der Bildung des
Kabinetts. Abends fand ein Prunkmahl ſtatt, an dem die Regenten,
die Miniſter, die Generalität, die oberſten Würdenträger und das
diplomatiſche Corps teilnahmen. Die Stadt wurde abends illu=
miniert
. Es herrſchte muſterhafte Ordnung und Ruhe. König
Milan erklärte in ſeiner Abdankungsrede, die politiſchen und wirt=
ſchaftlichen
Beziehungen zu Oeſterreich=Ungarn blieben unverändert.
An die Spitze der Regentſchaft tritt Riſtitſch. Milan's Sohn wurde
ſofort als König Alexander I. proklamiert.
Zur Gratulation gelegentlich der Proklamationsfeier erſchienen
am 6. die Miniſter, die Würdenträger und das geſamte Offiziers=
corps
im Schloſſe. Nachdem König Milan die Proklamation ver=
leſen
, legte er im Beiſein des Erzprieſters in feierlicher Weiſe den
Unterthaneneid für König Alexander ab. Ein Gleiches that das
Offiziercorps. König Milan küßte die Regentſchaftsmitglieder auf
die Stirne, ebenſo Nicola Chriſtitſch.
Das Amtsblatt veröffentlicht am 6. einen Ukas des Königs,
womit das Entlaſſungsgeſuch des bisherigen Miniſterpräſidenten
Nicola Chriſtitſch angenommen und derſelbe zur Tispoſition geſtellt
wird; gleichzeitig wird der Kriegsminiſter Protitſch zum Miniſter=
präſidenten
ernannt. Ein weiterer Ukas ernennt den ehemaligen
Kriegsminiſter des Kabinetts Riſtitſch, General Belimarkowitſch
Mitglied der liberalen Partei und perſönlicher Anhänger Riſtitſch3)
zum Kriegsminiſter.
Vereinigte Staaten. Mit dem Wechſel des Präſidenten beginnt
auch der übliche Kampf um die Staatsſtellen und werden in den
nächſten Tagen gegen 14000 Beamte ihre Stellen verlaſſen, um den
Anhängern des neuen Syſtems Platz zu machen. Für das General= h
konſulat in Berlin haben ſich nicht weniger als 23 Bewerber ge=
meldet
, von welchen ſich der neue Präſident 22 zu Feinden machen
wird.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 8. März.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 26. Februar
d. J. den Kreisbauaufſeheraſpiranten Chriſtian Falk aus Hungen
zum Baumeiſter bei den Oberheſſiſchen Bahnen ernannt.

Mit Allerhöchſter Genehmigung Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs iſt durch Ausſchreiben Großh. Miniſteriums des In=
nern
und der Juſtiz, Abteilung für Schulangelegenheiten, die An=
ordnung
getroffen worden, daß Samstag den 9. d. M., dem Tage,
an welchem vor Jahresfriſt Kaiſer Wilhelm 1. aus dem Leben ſchied,
in den ſämtlichen Schulen des Landes eine einfache Gedächtnisfeier
zum ehrenden Andenken an den erhabenen Gründer des Deutſchen
Reichs ſtattfindet.

[ ][  ][ ]

J Die zweite Kammer der Stände iſt geſtern vormittag zu
einer vorausſichtlich 10- 12tägigen Seſſion zuſammengetreten.
Präſident Kugler widmete dem verſtorbenen Prinzen Alexander
einen ſehr warmen Nachruf, welchen die Mitglieder des Hauſes
ſtehend entgegennahmen. Die Kammer wird heute den Wortlaut
einer Beileidsadreſſe an Se. Königl. Hoheit den Großherzog be=
ſchließen
. Es folgte ſodann die übliche Verkündigung neuer Ein=
läufe
, worauf man die Neuwahl des Rechtsanwalts Weber ( Offen=
bach
) an Stelle des Abg. Böhm guthieß und beſchloß, daß das
Mandat des zum Landgerichtsrath beförderten Abg. Arnold nach
wie vor ſeine Gültigkeit behalte. Die Vorlage Großh. Staats=
miniſteriums
betreffs des Oſthofener Pfarrgutes wurde debattelos
genehmigt. Ueber die Anforderung der Regierung von 4000 M.
zur Beſtreitung der Koſten, welche die Begutachtung des Entwurfs
eines bürgerlichen Geſetzbuchs durch eine beſondere Heſſiſche Com
miſſion verurſachen wird, kam es zu längeren Debatten, in welchen
Graf Oriola, Metz (Darmſtadt). von Rabenau u. A. den Wunſch
zum Ausdruck brachten, daß man auch Angehörigen anderer Berufs=
klaſſen
und nicht nur Juriſten Gelegenheit zur Aeußerung ihrer
Wünſche geben möchte, namentlich ſeien die Wünſche der Landwirte
zu hören. Die Regierung entgegnete, die Commiſſion werde die
laut gewordenen Wünſche berückſichtigen. Die angeforderte Summe
wird hierauf einſtimmig bewilligt. Die Vorlage der Regierung
betreffs der Feſtſtellung der Miethpreiſe der Dienſtwohnungen der
aufſichtführenden Amtsrichter wurde nach den Ausſchußvorſchlägen
angenommen. Hiernach betragen die Vergütungen entweder 4, 5
oder 6 Procent des Gehaltes.
Die Schaffung einer zweiten Direktorſtelle an der Strafkammer
des hieſigen Landgerichts, wofür ein mehr von 2500 M. gefordert
wurde, fand trotz eingehendſter Begründung ſeitens der Regierung
und trotz kräftigſter Unterſtützung ſeitens der Abgg. Arnold und
Heinzerling keine Annahme, da ſich der Ausſchuß der Frage gegen=
über
ablehnend verhalten hatte. Abg. Oſann meinte ein zweiter
Direktor werde nicht genügend beſchäftigt ſein. Zum Schluß der
Sitzung wurde über den Antrag der Abgg. Ullrich und Jöſt auf
beſſere Behandlung der wegen politiſcher und Preßvergehen verur=
teilten
Gefangenen reſp. auf Vorlage eines die Strafverbüßung im
Großherzogthum unter beſonderer Berückſichtigung der wegen poli=
tiſcher
und Preßvergehen Verurteilten regelnden Geſetzes, verhandelt.
Der Ausſchuß verhält ſich dem Antrag gegenüber ablehnend und
beantragt demſelben keine Folge zu geben. Die Abgg. Jöſt, Waſſer=
burg
und Ullrich bemängeln die in dem Gefängniß zu Mainz be=
ſtehenden
Einrichtungen, namentlich laſſe die Verköſtigung zu
wünſchen übrig, die Behandlung ſei inhuman u. dgl. mehr. Geh.
Staatsrat Hallwachs ſagte Abſtellung der Uebelſtände zu, wenn ſie
ſich als wirklich vorhanden und begründet herausſtellten, mahnte
den Abg. Jöſt indeß zur Vorſicht, er habe ſchon einmal Verdäch=
tigungen
perſönlicher Art gegen Beamte ausgeſprochen, die ſich
thatſächlich als nicht gerechtfertigt erwieſen. Der Antrag Ullrich=
Jöſt wurde abgelehnt.
Die Geſetzesvorlage wegen Eebauung weiterer Nebenbahnen
welche geſtern an die Landſtände gelangt iſt, bringt, ganz ebenſo
wie die beiden früheren Geſetze, nur Vorſchläge und Geldanforde=
rungen
für die Ausführung der zunächſt dringlichen Nebenbahn=
Proſekte. Andere Projekte ſind damit nicht abgewieſen, nur aus
finanziellen und ſonſtigen Gründen zurückgeſtellt worden. Gleich=
wohl
beläuft ſich die Anforderung der Geldmittel diesmal auf nahezu
Elf Millionen Mark. Zur Jnangriffnahme ſind, wie die N. H. V.
aus ſicherer Quelle erfahren, insbeſondere folgende Bahnen vorge=
chlagen
in der Provinz Starkenburg: die Linten Offenbach- Rein=
heim
, Ober=Roden-Neu=Iſenbura, Fürth-Heppenheim und Heppen=
heim
-Lorſch. In Oberheſſen: Friedberg-Oberheſſiſche Eiſenbahn
zwiſchen Nidda und Hungen, Grünberg-Londorf (Lumdathalbahn)
und die Fortſetzung der Stockheim-Gederner Nebenbahn über den
hinteren Vogelsberg vorerſt bis Lauterbach. Endlich in Rheinheſſen:
die Linie von Worms bis Nieder=Om mit Abzweigung nach Alzey
und die Fortſetzungen der Sprendlingen-Wöllſteiner Bahn bis
Neu=Bamberg und der Ludwigsbahn von Flonheim nach Wendelsheim.
M. Das erſte zum Beſten der Erbauung einer neuen evange=
liſchen
Kirche veranſtaltete Konzert hatte einen überaus ſchönen
Erfolg. Die Erwartungen, welche man auf Grund des Programms
zu hegen berechtigt war, gingen ſämtlich in Erfüllung. Der vokale
Teil, welcher in dieſem Konzert das Uebergewicht hatte, ſetzte ſich
zuſammen aus dem Schubert'ſchen Pſalm 23 für Frauenchor, drei
Liedern für Bariton von Schubert, Brückler und Jenſen, welche
durch Herrn Senff eine echt muſikaliſche Interpretation empfingen,
drei Duetten für Sopran, in welchen Fräulein Luiſe Müller, der
wir nun ſchon ſo manches wohlgelungene Konzert verdanken, in
Gemeinſchaft mit Fräulein v. Lyncker, vollwertige Proben einer
trefflichen Schule und einer ſchönen Auffaſſung ablegte, und aus
dem krönenden Abſchluß des Ganzen, den entzückenden Brahms'ſchen
Zigeunerliedern für vier Singſtimmen mit Klavierbegleitung.
Dieſe eigenartige Kompoſition verlangt viel hingebendes Studium
und eine gute Doſis geiſtiger Anpaſſungsfähigkeit. Mit ihrer
Wiedergabe, die wir als eine höchſt gelungene bezeichnen können,
waren betraut die Damen Müller, Pfannmüller, die Herren

Nr. 48
613
Noack und Senff. In der Führung des ſchwierigen Klavierparts
bewies Frau Lilli Wolfskehl die gewohnte Sicherheit und Fein=
fühligkeit
. Ihr pianiſtiſches Können, das wir zu bewundern ſchon
öfters Gelegenheit hatten, entfaltete ſeinen ſchönſten Glanz in dem
Beethoven'ſchen Bedur Trio, zu deſſen ſtimmungsvoller Wiedergabe
ſich Frau Wolfskehl mit unſeren geſchätzten Hofmuſikern, den
Herren Richard Müller und Reitz, vereinigte. Herr R. Müller,
der im Konzertleben der letzten Jahre zu wiederholten Malen einen
ehrenvollen Platz eingenommen, erfreute am heutigen Abend noch
mit dem Vortrag zweier Violinſoli, die allgemeine lebhafte Sym=
pathie
fanden. Die reizende Mozartſonate in D-dur ward von
den Damen v. Zabern und v. Hombergk mit großer Gewandt=
heit
vorgetragen. Der Saal zur Traube war bis auf den letzten
Platz gefüllt.
Das Kirchen=Konzert zum Beſten der Erbauung einer neuen
evangeliſchen Kirche, worüber der Inſeratenteil demnächſt näheres
bringen wird und zu welchem der Mozartverein ſeine gütige
Mitwikung zugeſichert hat, findet Mittwoch, den 13. März, abends
18 Uhr in der Stadtkirche ſtatt.
Neßler's Trompeter von Sückingen=, der am letzten Sonntag
bereits zum 17. Male über unſere Bühne gegangen iſt, erhält ſich
dauernd in der Gunſt des Publikums und zeigt ſtets ein gut be=
ſetztes
Haus. Neben dem Abonnement ſoll dieſe Oper (deren erſte
Aufführung am 26. Oktober 1884 ſtattfand), wie wir erfahren, nun
ſchon nahezu die Summe von 20000 M. eingebracht haben. Auch
an auswärtigen Bühnen iſt der Trompeter von Säckingen:
Repertoire=Oper geblieben und erzielt Einnahmen, welche kaum ein
zweites Werk der Neuzeit aufweiſen dürfte.
Der Lokalgewerbverein hält heute ſeine letzte Winter= Ver=
ſammlung
ab. Die Tagesordnung umfaßt: 1) Beſtimmungen wegen
der Exkurſionen in 1889. 2) Ueber gewerbliche Schiedsgerichte, ein=
leitender
Vortrag des Vorſitzenden Dr. Schröder.
In der am Mittwoch abend ſtattgehabten Monatsverſamm=
lung
des Gartenbau=Vereins teilte der D. 3tg. zufolgesder Präſi=
dent
, Herr Rentner Müller, zunächſt die Veränderungen im Per=
ſonalbeſtande
mit. Sodann wurde von der Verſammlung das
Präſidium (Vorſitzender, Stellvertreter desſelben und Schrift=
ührer
) damit betraut, Herrn Rentner Wilh. Schwab das dem=
ſelben
zu überreichende, im Verſammlungslokale zur Anſicht
ausliegende Diplom als Ehrenpräſident zu überbringen. Die Obſt=
bauſektion
des Vereins hat eine Summe von 400 M. ausgeſetzt als
Unterſtützung für acht junge Leute 50 M.) welche einen Kurſus
auf der Obſtbaumſchule in Bensheim erledigen wollen. Die Ver=
ſammlung
bewilligte eine Summe von 50 M. zum Ankauf einer
Ehrengabe für die Jubiläums=Ausſtellung, welche der Mainzer
Gartenbau=Verein zu Oſtern d. J. in der Stadthalle daſelbſt
veranſtaltet. Hierauf hielt Herr Hofgarten=Inſpektor Noack einen
Vortrag über die Behandlung der Reben zur gegenwärtigen Jahres=
zeit
. Hervorgehoben mag hierbei werden, daß nach Anſicht des
Redners der jüngſte Froſt bis jetzt wenigſtens und im allgemeinen
den Reben keinen Schaden zugefügt hat. Der Termin, wann der
angekaufte Samen abgeholt werden kann, wird in der Tagespreſſe
noch näher bekannt gemacht werden. Nach Verleſung einiger Artikel
aus gärtneriſchen Zeitſchriften und Kenntnisgabe einiger Einläufe
wurde die Verſammlung mit der üblichen Gratisverloſung geſchloſſen.
Immobilien=Verkauf. Das Bauterrain von ca. 1320 Quadrat=
Meter, Ecke der Wilhelm= und Eichbergſtraße liegend, Herrn Bau=
unternehmer
und Stadtverordneter Chriſtian Rückert gehörend,
ging durch Vermittlung des Agenten Karl Schnabel in andere
Hände über.
Im ſtädtiſchen Hoſpital wurden im Februar d. J. 361 Kranke
an zuſ. 5511 Tagen verpflegt.
5 Kleine Mitteilungen. Während der Karnevaltage ſind
einige Burſchen von der Polizei ſiſtiert worden, welche in Masken=
koſtümen
von Haus zu Haus zogen und auch Wirtſchaften beſuchten,
um zu betteln. Dieſelben hatten eine ganz gute Einnahme zu ver=
zeichnen
. Als gefunden wurden bei der Polizeibehörde eine
größere Anzahl Umhängetücher ꝛc. abgeliefert, die von Zuſchauern
während des Karnevalzuges verloren worden ſind. - In der
Ochſengaſſe überfiel am Dienstag abend ein Infanteriſt einen
Kanonier und brachte demſelben mit ſeinem Seitengewehr eine ſtark
blutende Wunde am Kopf bei. Einer Einlegerin wurden an
einer Handpreſſe drei Finger der rechten Hand ſtark gequetſcht.-
Vor einer Wirtſchaft in der Bachgaſſe wurde ein Schreinergeſelle
von hinten niedergeſchlagen und erlitt einige Verletzungen leichter
Durch die
Natur. Der Thäter konnte nicht ermittelt werden.
Schutzmannſchaft ſind im Februar 477 Milchreviſionen vorge=
nommen
worden. Anzeigen wegen gewäſſerter oder entrahmter
Milch wurden drei erhoben.
4 Mainz, 6. März. Vor der Strafkammer des hieſigen Land=
gerichts
fand heute die mehrerwähnte Verhandlung gegen den ge=
weſenen
Advokatenſchreiber und nachmaligen Regiſtrator des Land=
gerichts
Mainz. Franz Wolf von hier, ſtatt. In anbetracht des
großen Vertrauensmißbrauchs beantragte der Staatsanwalt gegen
Wolf, der überwieſen iſt, in 46 Fällen durch allerlei betrügeriſche
Manipulationen nach und nach Stempelgebühren und Reichsgerichts=

[ ][  ]

514
Nr. 48
vorſchüſſe im Geſamtbetrag von M. 1147 veruntreut zu haben
2 Jahre Gefängnis und Aberkennung der bürgerlichen Eyrenrechte
auf die gleiche Dauer. Das Urteil wird in acht Tagen geſprochen.
Wolf giebt nur in zwei Fällen die Veruntreuung zu und behauptet,
die Unregelmäßigkeiten ſeien im allgemeinen durch Geſchäftsüber=
häufung
entſtanden.
Frankfurt, 7. März. Das am Freitag dieſer Woche im Zoolo=
giſchen
Garten ſtattfindende Shmphonie=Konzert wird das letzte
dieſer Saiſon ſein.- Am Samstag, dem Todestag Kaiſer Wilhelm I.
wird Herr Keiper mit ſeiner Kapelle am Nachmittag und Abend
Konzerte mit entſprechend ernſtem Programm geben.
Karlsruhe, 6. März. Der Großherzog und die Großher=
zogin
reiſen morgen nach Berlin und bleiben hort bis nach dem
22. März.
Heidelberg, 6. März. Eine Anzahl von Studierenden der
Univerſität tritt mit Beginn der Oſterferien eine Studienreiſe
nach Italien unter Führung der Profeſſoren der Archäologie
und alten Geſchichte, v. Duhn und Domaszewsky, und des Ober=
bibliothekars
Zangemeiſter, des bekannten hervorragenden Inſchriften=
kenners
, an. Sie beabſichtigen an allen durch Denkmäler und In=
ſchriften
merkwürdigen Stätten Italiens zum Zweck ihrer Studien
ſich aufzuhalten.
Kreuznach, 6. März. Hutten=Sickingen=Denkmal. In der
Gieherei Lauchhammer iſt vor kurzem der Guß der beiden Denkmal=
figuren
vollendet worden und vorzüglich gelungen. Bei der Ent=
hüllungsfeier
wird der bekannte Hiſtoriker Profeſſor D. Oncken aus
Gießen die Feſtrede halten.
verſammlung findet endgiltig vom 11. bis 13. Juni hier ſtatt.
Aus Offenburg, 5. März. Der Buchbinder Adda, der
gleitung zweier Gendarmen aus Heidelberg, wohin er zur Be=
obachtung
ſeines geiſtigen Geſundheitszuſtandes überführt worden
war, wieder hier angelangt und ins Unterſuchungsgefängnis ver=
bracht
worden!
Halle a. S., 5. März. In der vergangenen Nacht ſind der
Unterſuchungsgefangene Weber aus Schleſien, nachdem ſie den
wachthabenden Beamten erſtochen hatten, aus dem Gefängniſſe
entſprungen.
Berlin, 6. März. Das Mahl, das geſtern Abend bei dem Bot=
ſchafter
der franzöſiſchen Republik und deſſen Frau Ge= ſielen um 27¼ Franken.
mahlin, Monſieur und Madame Herbette, ſtattfand und das
Pariſer Platze bis dahin geſehen hatten. Die ſchöne Vorhalle und
die großen Treppenaufgänge waren an allen Seiten mit Bosquets
faßt. Die Treppenränder, die Salons und den Speiſeſaal zierten
Botſchaft bekannt ſind und von allen Kunſtkennern beſonders gewürdigt dabei die Stricknadel, die vorn an die Kouliſſe aufſchlug, in die
verbreitete ein wirklich bezauberndes Naturparfüm. Die 40 Teil= ihre Rolle durchſpielte; vier Tage ſpäter war ſie eine Leiche.
nehmer umfaſſende Feſttafel war aufs großartigſte mit Roſen, Flie=
der
und Parmaveilchen bedeckt; vaſenartige Körbe aus Sevres=
Vorzellan waren mit verſchiedenen Blumenarten eingefaßt, in den
Schalen auserleſene, prachtvolle Früchte und Delicateſſen, dazwiſchen
waren bronzene Kandelaber, wahrhafte Meiſterwerke des Kunſt=
gewerbes
, ſo geſchmackvoll verteilt, daß das Auge wirklich durch Theilnahme an dem uns betroffenen herben Verluſte ſagen
einen zauberartigen Anblick überraſcht zu ſein ſchien. In der Mitte
der beiden Längsſeiten der Tafel ſatzen ſich Kaiſer und Kaiſerin ſ wir hiermit herzlichen Dank.
gegenüber. Das Menu war von einem Pariſer Hauſe hergerichtet
Und hergeſandt und zerfiel in acht Teile. Die beiden Tiſchkarten
der kaiſerlichen Majeſtäten enthielten hübſche Aquarelle des Profeſſors
Franz Skarbina, den Kaiſer und ſeine Gemahlin darſtellend, wie
ſie im Schlitten über den Pariſer Platz dahinfahren. Die kaiſer=
lichen
Majeſtäten gaben wiederholt ihrer Ueberraſchung und dem
Lobe über alle von feinſtem Verſtändnis und ſeltenem Geſchmack
zeugenden Anordnungen Ausdruck und blieben nach aufgehobener
Taſel noch längere Zeit in den ſchönen Botſchaftsräumen in leb= ſchmerzlichen Verluſte unſerer treuen und unvergeßlichen Mutter,
hafter Unterhaltung mit dem Botſchafterpaare, den einzelnen Ange=
hörigen
der Botſchaft und den anderen Gäſten vereint
Der Exerziermeiſter des kleinen Kronprinzen, tiefgefühlten Dank aus.
als welcher ſeit einiger Zeit der Feldwebel Hauck von der 2. Kom=
pagnie
des 1. Garderegiments z. F. fungierte iſt, wie den Verl.
N. Nachr. aus Potsdam gemeldet wird, am Montag plötzlich ver=
haftet
worden. Die Verhaftung erfolgte durch den Kompagnie=
Chef in Gegenwart ſämtlicher Mannſchaften, äls die Kompaͤgnie
ſoeben zum Dienſt angetreten war. Ueber den Grund zu der Maß=
nahme
iſt bisher nichts bekannt geworden.
Der in Wirballen auf Ordre aus Petersburg zuſammengeſtellte Freitag, 8. März: Verſammlung des Lokalgewerbvereins in der
kaiſerlich ruſſiſche Hofzug iſt dazu beſtimmt, den Großherzog

von Heſſen, den Erbgroßherzog und die Prinzeſſin Alix,
in den erſten Tagen der nächſten Woche in die Heimat zurückzu=
führen
. Die Abreiſe von Petersburg wird wahrſcheinlich ſchon am
Montag erfolgen.
In Berlin eingegangenen Privatnachrichten zufolge ſoll der
Zar die mit franzöſiſchen und belgiſchen Finanziers abgeſchloſſene
neueruſſiſche7o0=Millionen=Anleihegenehmiat haben.
Berlin, 6. März. Am 8. März d. J. begeht Seine Excellenz
der Generalfeldmarſchall Graf v. Moltke das ſeltne Feſt des
70jährigen Militär=Dienſtiubiläums, ein Feſt, das
vor ihm nür weiland Seine Majeſtät Kaiſer Wilhelm und Feld=
marſchall
Graf Wrangel gefeiert haben. Im 89. Lebensjahre
ſiehend, erfreut ſich der hohe Jubilar einer ungebrochenen kräftigen
Geſundheit und voller geiſtiger Friſche.
Wien, 6. März. Die öſterreichiſche Regierung hat, wie
XIX. Sieclen mitteilt, definitiv die Erbſchaft der Her=
zogin
Galliera angenommen. Man iſt gegenwärtig damit
beſchäftigt. das Meublement des Hotels in der Rue de Varenne
aufzunehmen uud zu beſtimmen, in welchem Teil ſich die öſter=
reichiſche
Geſandtſchaft niederlaſſen ſoll, und welcher Titel dem
Sohn der Herzogin, Philippe von Ferrari, eingeräumt werden ſoll.
Paris, 6. März. Der Selbſtmord des Direktors des Comptoir
d’Escompte hat unter den Geldeinlegern der Bank große Be=
ſtürzung
hervorgerufen. Seit dem Morgen ſtrömen die Leute in
Maſſen in die Büreaus, um ihre Einlagen zurückzuziehen. Trotz
der ſtarken Nachfrage geht die Auszahlung in aller Ordnung vor
ſich. Bis jetzt hat die Bank ihren Einlegern 20 Millionen aus=
Augsburg, 6. März. Die allgemeine deutſche Lehrer= bezahlt. Denſert=Rochereau nahm ſich das Leben, weil er ſich in
umfangreiche Spekulationen in Kupferwerken eingelaſſen hatte und
ſich bei dem ſtarken Preisrückgang für verloren hielt. Im Comptoir
Mörder des Dekans Förderer in Lahr, iſt geſtern Abend in Be= d Escompte verſichert man, daß die Finanzlage der Geſellſchaft in
keiner Weiſe bedroht ſei. Das Comptoir d’Escompte hat der
Societs des Metaux Vorſchüſſe in der Höhe von 20 Millionen ge=
geben
; ſollte dieſe Geſellſchaft mit in die Angelegenheit verwickelt
werden, ſo würde ſie ihre Paſſiva bis zu 135 Millionen dadurch
decken, daß ſie zu ihrem Beſitz den der Societs Auxiliaire des
zum Tode verurteilte Raubmörder Steinig aus Hettſtedt und der Metaux und das perſönliche Vermögen der unmittelbar Beteiligten
hinzunimmt. Außerdem verfügt das Comptoir d’Escompte über
eine Rücklage von 40 Millionen. So die vom Comptoir d’Escompte
gegebenen Erklärungen. Die Börſe von heute, anfangs erregt, be=
kubigte
ſich jedoch gegen Schluß. Die Comptoir d’Escompte Aktien
K. Z.
Paris, 6. März. Die Leiter verſchiedener der größten Bank=
der
Kaiſer und die Kaiſerin durch ihre Gegenwart auszeich= inſtitute, darunter auch des Hauſes Rothſchild, ſind zuſammenge=
neten
, geſtaltete ſich zu einer der glänzendſten Feſtlichkeiten, welche treten, um ſich dem ComptoirdEscompte für die Sicherung
nur immer die vornehmen Räume des Botſchaftsgebäudes am der Rückzahlung aller deponierten Summen nötigenfalls zur Ver=
fügung
zu ſtellen.
London, 3. März. In Macelesfield ſtarb vorgeſtern die Schau=
von
echten Palmen=, Orangen= Camelien= und Lorberbäumen einge= ſpielerin Jſabella OGradh an einer Stricknadelwunde, die ſie
ſich auf der Bühne zugezogen. Sie ſtand zwiſchen den Kouliſſen,
wundervolle Tapeten und Gobelins unter denen diejenigen von den l auf ihr Stichwort wartend, und vertrieb ſich die Zeit mit Stricken.
Schlöſſern von Rom, eine Reihe indiſcher Landſchaften und Jaſon Ein Schauſpieler eilte an ihr vorbei, um ſeine Rolle anzutreten;
mit Medea; als die hervorragendſten Kunſtwerke den Beſuchern der ſie beugte ſich vorwärts, um ihm Platz zu machen und krieb ſich
werden. Der Blumenflor war in allen Räumen vorhanden und) Bruſt. Die Wunde ſchien anfangs ſo unbedeutend, daß ſie noch

Dankſagung.

Für die in überaus reichem Maße bewieſene, wohlthuende
Die trauernden Hinterbliebenen.
Im Namen derſelben:
Kaſerne=Inſpektor Karl Scharmann Wwe.
(2504

Dankſagung.

Für die innige Theilnahme bei dem uns betroffenen
Schwiegermutter und Großmutter ſprechen wir Allen unſeren
Darmſtadt, den 8. März 1889.
Im Namen der Hinterbliebenen.
H. Weisse.
Tageskalender.
Brauerei Heß (Saalbauſtraße).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
- Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.