Aoonnementsprei=
Verkeljährlich 1 Mark 50 Pf. uck
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 5o Pf.
vw Quartal inck. Poſtaufſchlag
A.
152. Tahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
unkttyüteungvotult.
Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23,
m Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhauzſtraße 14, ſowie auswärt
von allen Annoneen=Expeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
N8 28.
Freitag den 8. Februar.
1889.
Amtliche Nachrichten des Großherzoglichen Kreisamts Darmſtadt.
Durchſchnittsmarktpreiſe bei Militär=Lieferungen für Januar 1889: Hafer 14 Mt., Heu, 8 Mk., Stroh 6 Mk.
per 100 Kilogramm.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachung:
Neuerdings werden anſcheinend wiſſenſchaftlich gehaltene Bülcher eines gewiſſen Julius Henſel, vor deſſen Nerbenſalz
wir bexeits im Jahre 1884 gewarnt haben, vielfach verbreitet. Die Art der Ausſtattung und die ſcheinbar auf medieiniſchen
And naturwiſſenſchaftlichen Studien beruhenden) Ausführungen können bei Unkuadigen den Glauben erwecken, es handle ſich
Um eine wiſſenſchaftliche Arbeit. In der That ſucht aber Henſel in dem Werk „das Leben, ſeine Grundlagen und ſeine
Er=
haltung” nur ſein auf angeblich ſelbſiſtändigen Forſchungen beruhendes=Syſtem in phantaſtiſcher Weiſe durch gänzlich unklare
und unrichtige chemiſche, phyſiſche, phyſiologiſche und anatomiſche Betrachtungen zu begründen. Es geht aus dem Inhalte
des ganzen Buches klar hervor, daß Henſel in keiner Weiſe die für Abfaſſung eines derartigen Werkes erforderlichen
Kennt=
miſſe und Fähigkeiten beſitzt. und von exakter naturwiſſenſchaftlicher Beweisführung keine Ahnung hat.
Wir warnen daher das Publikum davor, auf Grund der in dieſem Buch gegebenen Rathſchläge ſich einer Kur zu
Unterziehen.
Darmſtadt, den 5. Februar 1889.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[459
v. Grolman.
Aufforderung der Pfandſchuldner
und
Pkünder=Yerſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten April 1888 bis einſchließlich September 1888 fällig waren, werden
hierdurch aufgefordert, ſolche bis zum 10. März d. J3. einzulöſen oder die
Pfand=
ſcheine verlängern zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 8. April d. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
erſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfänder, welche
beder ausgelöſt noch verlängert worden ſind, vor dem Verſteigerung=Termine
um=
verſetzt ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung nicht
nehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 16. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(645
Bekanntmachung.
Die Glaſer= und Weißbinderarbeiten
bei Erweiterung des Pfründnerhauſes an
der Frankfurterſtraße ſollen im Wege der
Gubmiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 1. Februar l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Zeichnungen, Arbeitsbeſchreibung und
Bedingungen liegen auf dem
Stadtbau=
lamt, Zimmer Nr. 32, zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 31. Januar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 11163
Bekanntmachung.
Die am 28. und 29. verfloſſenen
Monats ſtattgehabte Holzverſteigerung
aus dem ſtädtiſchen Oberwald iſt
ge=
nehmigt.
Bürgſcheine können auf unſerem
Büreau, Stadthaus, Zimmer Nr. 10,
er=
richtet wverden.
Erſter Abfuhrtag für das Holz aus
dem Oberwald, dem ſeitherigen Beſſunger
Laubwald und der Tanne: Donnerstag
den 7. Februar d. Js.
Darmſtadt, den 5. Februar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(1460
52
Nr. 28
346
Brennholz=Yerſteigerung.
Montag den 11. Februar, Vormittags 9 Uhr,
werden in dem Saale des vormaligen Rathhauſes der ſeitherigen Gemeinde
Beſſungen die nachverzeichneten Holzſortimente aus dem Diſtrikt „Ständige
Weide=
des Beſſunger Laubwaldes öffentlich verſteigert:
42 Raummeter Tannen=Scheiter,
339
Knüppel,
„
4
Erlen= und Aspen=Knüppel,
11,30 Hundert Eichen=Wellen,
42,20
Nadel=
Wegen näherer Auskunſt wollen ſich Steigliebhaber an Forſtwart Lehr,
Kiesbergſtraße Nr. 11, wenden.
Darmſtadt, den 4. Februar 1889.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[461
Bekanntmachung.
Damit die zum weiteren Ausbau der hieſigen Stadtfernſprecheinrichtung
er=
forderlichen Vorbereitungsarbeiten rechtzeitig in Angriff genommen werden können,
werden diejenigen Perſonen, welche ihre Wohnungen bezw. Geſchäftstäume ꝛc., im
Laufe dieſes Jahres mit der genaunten Stadtfernſprecheinrichtung verbinden wollen.
erſucht, ihre Anmeldungen recht bald, ſpäteſtens bis zum 1. Mürz d. Js. an das
Kaiſerliche Telegraphenamt hierſelbſt einzuſenden. Nur für die bis zu dieſem
Zeit=
punkt eingegangenen Anmeldungen kann die Herſtellung der Anſchlüſſe für das
lau=
fende Jahr in Ausſicht geſtellt werden. Verſpätet angemeldete Anſchlüſſe können
erſt im nächſten Bauabſchnitt zur Ausführung gelangen.
Darmſtadt, den 3. Februar 1889.
Der Kaiſerliche Ober=Poſtdirektor.
Clavel.
[1462
4.
tumm- uud ehulz.
Verkeigerung
im Langener Stadtwald.
Im hieſigen Stadtwalde kommen
Dienstag den 19. und Mittwoch den 20. Februar d. Js.,
jedesmal Morgens 9 Uhr anfangend,
zur Verſteigerung:
26 Eichenſtämme von 3-15 Meter Lünge und 35-53 Cmt. Durchmeſſer;
315 Feſtmeter (zu Schnittholz geeignet),
461 Eichenſtämme von 3-17 Meter Länge und 15-28 Emt. Durchmeſſer -
8933 Feſtmeter lzu Wagner=, Gruben= u. Schwellenholz geeignet),
397 Eichen=Derbſtangen von 4-8 Meter Lünge und 10-14 Emt. Durchmeſſer
= 2750 Feſtmeter (zu Grubenholz geeignet),
126 Kiefernſtamme von 5-15 Meter Laͤnge und 23-36 Emt. Durchmeſſer 2
10643 Feſtmeter (zu Schnitt= und Schwellenholz geeignet,
2 Raummeter Eichen=Werkſcheitholz.
Bemerkt wird, daß die Kieferuſtämme am 2. Tage ausgeboten werden, daß
das Gehölze 20 Minuten von der Bahnſtation Langen belegen, und aus dem Walde
gut abzufahren iſt.
Zuſammenkunſt iſt an beiden Tagen auf der Mörfelder Chauſſe nächſt der
Bahnſtation Langen.
Langen, am 5. Februar 1889.
Der Großherzogliche Bürgermeiſter.
Dröll,
[463
Etzzun
„
ttinz.
an der Erhaltung einer rei=
Zu verkaufen.
8 Wem nen aopthaut u. ſchönen
Ein Haus mit Spezereihandlung und
Haarwuchſes etwas gelegen iſt, der kaufe
Retter's Haarwaſſer (München). Wirthſchaft, nachweislich gut.
Dasſelbe ſtaatlichgeprüft u. begut= Ein Haus mit Spezereihandlung, ſehr
achtet, ſowie von erſten Autoritäten em=ſrentabel, zu verkaufen durch
pfohlen, orkft. zu 40 Pfg. u. Mt. 1.10 G. Pauly, Immobilien=Agent,
H. W. Frassel, Rheinſtraße 16.
Mauerſtraße 22.
[1465
praahlvollen Auſtern,
Rheinſalm, Hummern,
Steinbutt,
Seezungen 1.20, Rheinhechte
Zander - 70. Karpfeu,
Cabliau,
Schellfiſche,
Friſchgewäſſerte Vtockſiſche
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Astrachan- und Vral.
Backſiſche.
Caviar.
Carlsſtraße 24.
*.
[1448
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Jordan & Timäus Cacao,
Cädke's Hamburger Casa0,
Rügors Drosdner Cacao,
ſowie deren
Chocoladem
ſempfiehlt zu Originalpreiſen
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Dieburgerſtraße 9. 146.
gm. Sie
hugtey
Dienes Ebatliche Kaus., Gonues- und
Sehutzmittol hat schon Tauvenden boi
Auaten, Helserkeit, Relzim Rehl-
Kopf eie. sowohl Einderung als auch
Eüfé gobracht und vordient uboraul auf
das Würmste ompfohlen zu werden.
In Pack 20 und 40 Pfg. zu haben
bei Carl Watzinger,
Wilhelminen=
ſtraße 11.
Friedrichsdorfer
L.wePAOA
von Clemens Paull.
Aerztlich anerkannt.
Für Magenleidende, Erſatz für Muttermilch,
ſowie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtets
ſriſch zu haben. - Allein ächt bei L.
Rem=
mert Wwe., Bleichſtr. 45, Th. Stemmer,
Eliſabethenſtraße.
Ranms,
Brouniaunapiel
liefern auf Beſtellung das Hektoliter zu
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recht ſüß,
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Neue Ptälzer Ewetschen,
ſehr ſüß,
per Pfund 15 Pfg.,
Neue gespaltene Mittel-Urbsen,
vorzüglich kochend,
per Pfund 12 Pfg.,
Neue Waierische Heller-Linsen,
käferfrei und ausgezeichnete Kochart,
per Pfund 20 Pfo.,
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in ſchöner reiner Waare, raſch weichkochend,
per Pfund 14 Pfg.
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347
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Dieburgerſtraße 9. 1468
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[1467
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Weinst Maisow-Souchong „ „ „ „ 4.
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„ „ „ 3.-
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Gu' 2
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L. 5⁄
52 Créme & Weiss Vorhangspitzen 53
„ B.=.
7
23 56 in
anerkannt grösster und preiswürdigster OJ
„⁄ J.
. E
2
5
2 Auswahl empſohlen.
[147] 32
rt H. Sade a Loer, IngrosLagor. 3
5
Hunsl-Herei.
für das Großherzogthum Heſſen.
Grdentliche Hauptvorsammlung
zu Darmstadt:
Samstag den 9. Februar 1889, Nachmittags 3 Uhr, im
Saalbau (Damenſalon).
Tagesordnung.
Erſtattung des Rechenſchaftsberichtes für das Jahr 1888;
Löſung der Verbindung mit dem Rheiniſchen Verein;
Beſtättgung der Statutenänderungen durch Se. K. Hoh. den Großherzog, den
Allerh. Protector des Vereins:
Beſchlußfaſſung über die Ausgabe eines Vereinsblattes;
Wahl bezw. Ergänzung des Verwaltungsraths;
Entlaſtung des Rechners auf Grund der von ihm erſtatteten Rechnung.
Die Mitglieder des Vereins werden zu recht zahlreicher Betheiligung eingeladen.
Der Vorſitzende des Verwaltungsraths:
(1472
Hahn.
halb
Freitad den 8. Februar 1889, Abends
9 Uhr, in der „Reſtauration Hettinger
Gallonplatz)
Tagesordnung: 1) Mittheilungen.
2) Wahl der Ausſchüſſe.
fe
44
4)
Jede angemeldete oder bis zum
Sitzungs=
tage ſich noch anmeldende Gruppe für den dies=
M=c N
jährigen Carneval-Aug iſt zur Entſendung zweier
Delegirten berechtigt. - Bei Abſtimmung hat jede Gruppe nur eine Stimme.
Das Elfer=Comits des Carneval=Zug=Vereins. 1412
1
6)
eel
erſcheint am Samstag Vormittag. Gefl. Einſendungen
erbitten baldigſt an den Verlag H. Hohmann.
[1473
Waldſtraße 4.
fieslickte Volants.
Spilzen & Spilzenstofte,
Allasse & Sammote,
Bänder.
Ballblumen,
Ballstrümpfe
in großartiger Auswahl.
Während des.
Inventur-Ausverkaufs
ohorm billige Preise.
Thoodor veckor,
Ernſt=Ludwigsſtr. 24.
empfiehlt
per Pfund 40 Pfg.
M. Jüger
Bleichſtraße. 11475
(in junges Mädchen kann durch
Hükelurbeiten
in freier Zeit etwas verdienen. Müller=
[1476
ſtraße 12, 1. Stock.
Für 1. Mai oder ſpäter eine
von 8-10 Zimmern und Zubehör
ge=
ſucht, ev. mit Stall und Garten.
Am=
liebſten ein Haus zum Alleinbewohnen.
Offerten unter V. C. an die
Expe=
dition d. Bl. zu richten.
(1477
Ein tanlionsfähiger wirth.
für eine beſſere Wirthſchaft geſucht.
Näheres G. Pauly, Mauerſtr. 22.
öblirtes Zimmer mit voll. Penſion
Al per 1. März von einem ig. Mann
geſucht. — Offerten mit Preis unt. 1234
11479
an die Expedition.
Ein junger Mann,
als Stadtreiſender geſucht. — Franco=
Offerten unter G. P. I. 2. 3. poſt=
[1480
lagernd erbeten.
Ein kleines Spezerei=Geſchäft
[(1481
zu miethen geſucht.
Gg. Beck, Mathildenplatz 11.
ſts
Nr. 28
Verband mittelrheiniſcher Bildungsvereine.
Der Verband, als Glied der „Geſellſchaft für Verbreitung von Volksbildung
n Berlin, ſchon ſeit 15 Jahren am Mittelrhein beſtrebt ſeinerſeits an der
Förde=
llung einer geſunden geiſtigen und ſittlichen Volksbildung in ſeinem Gebiete
mitzu=
urken, hat dazu ſtets
eine von allen verderblichen Einflüſſen gereinigte Lektüre
n Form von Volksbibliotheken für eines der wirkſamſten und ſegensreichſten
ſittel angeſehen. Er hat ſich darin auch durch ſeine Erfolge in der Art getragen
efühlt, daß die Nachfrage nach dieſen,Wanderbibliotheken” auch eine alljährlich
n dem Grade wachſende geworden iſt, daß zu deren Befriedigung ſeine, ja nur aus
riwilligen Beiträgen fließenden Mittel nicht entfernt mehr ausreichen, da er ſtatt
einer 5 derartigen Bibliotheken wohl das Zehnfache in Circulatiön erhalten könnte,
ſeren Verwaltung ſich insbeſondere die Lehrer auf dem Lande mit rühmlichem Eiſer
widmen pflegen.
Der Verband glaubt ſich daher an denjenigen Theil ſeiner Mitbürger nicht
ſergeblich wenden zu ſollen, welcher mit ihm ſolidariſch die Förderung unſerer
Volks=
ohljahrt anzuſtreben ſich gedrungen fühlt, um ihm weitere Mittel zu ſeiner
Thä=
gkeit zu verſchaffen und hat deshalb beſchloſſen, eine Subſcription zu dieſem Zweck
7 allen größeren Orten ſeines Gebietes zu eröffnen, indem er ſich vorbehält, über
ert Erſolg und die Verwendung dieſer Beiträge öffentlich Rechenſchaſt abzulegen.
Der Vorſtand
des Verbandes mittelrheiniſcher Bildungsvereine.
Der Vorſitzende: Dr. Weidenbuſch.
Für Darmſtadt haben ſich zur Empfangnahme von Beiträͤgen bereit erklärt
le Herren: Carl Backes, Lehrer, J. Grünewald, Rechtsanwalt, Aug.
Klingel=
öffer, Hofbuchhändler, Eduard Stmon, Redakteur, Otto Wolfskehl,
Landtags=
hg eordneter, ſowie die Expedition des „Darmſtädter Tagblatt.”
[1482
1483) Ein braves Mädchen v. Landeldurch Frau Hartmann, Rittergaſſe 3.
1 guten Zeugn. ſucht Stelle. Beck's!Hh.
ſellenbüreau, Mathildenplatz 11.
vAUA4)
349
1415) Brave Mädchen können gute
Stellen erhalten jetzt und aufs Ziel durch
Stellenb. S. Stephan, Kiesſtr. 16.
1487) Mädchen im Alter v. 30-35
J, die kochen u. alle Hausarb. verſtehen,
können ſofort gute Stellen erhalten. Näh.
Frau Hartmann, Rittergaſſe 3.
1488) Ein ordentl. jung. Mädchen,
welches zu Hauſe ſchlafen kann, tagsüber
geſucht. Näheres in der Exped. d. Bl.
1489) Ein erf. älteres
Kindermäd=
chen oder Frau zu einem kleinen Kinde
geſucht. Näheres Expedition.
ſEin herrſchaftlicher Kutſcher,
unverheirathet, der ſeiner Militärpflicht
genügt, von mittlerer Statur, wird ſofort
ſaufs Land geſucht. Offerten mit
Zeug=
nißabſchriften unter L. L. an die
Expe=
dition d. Bl. zu richten.
(1490
1445)
geſucht.
Ein Feuerſchmied
Arheilgerſtraße 38.
Vrische
Für die Glocken der Martinskirche
ugen weiter bei uns ein lletzte Veröffentlichung): W. Schulz 2 M. G. Jordis 1 M.
Hr. Mandel 1 M. Schneider 2 M. Rieger 10 M. Uhrig 1 M. F. H. W. 5 M.
Auſch 2 M. Gräff 5 M. Kupferſchmied Kreckler 3 M. Spengler Gelſius 2 M. Marloff
22. Pfeil, Geometer, 2 M. Scherer, Spengler, 3 M. Foltz, Wittwe 1 M. A. Adam
M. Weiß 2 M. Wißmann, Baumeiſter in Mainz, 5 M. Ungenannt 3 M. Von einer
oczeit 5 M. Ungenannt 150 M. E. R. 20 M. Von der Mittwochsgeſellſchaft bei
ſchwvarz 7M. Von der Redaktion des Sonntagsblattes 2 M. Insgeſammt mit Einſchluß
Elbeim Gottesdienſt für dieſen Zweck geſpendeten Gaben gingen bei uns ein: 1872 M.
Pfa. Die beiden neuen Glocken koſten mit Zubehör und Aufhängung 2300 M. Es
d demnach im Laufe dieſes Jahres noch ca. 400 M. aufzubringen. Wir ſprechen jedoch
lon jetzt allen denen, die durch gütige Beiträge unſerem Gotteshaus ein ſchönes und
voll=
ſndiges Geläute geſtiftet haben, unſern wärmſten Dank aus.
Darmſtadt, den 6. Februar 1889.
Der evangeliſche Kirchenvorſtand der Martinsgemeinde.
1485) Brabe u. tülcht. Hausmädch.,
19-25 J., ſuchen ſof. od. ſpäter Stelle.
per Pfund 25 Pfg.,
Kieker Hproften
friſch eingetroffen.
G. z. TULkl
Bleichſtraße. 1491
7nterricht in der franzöſ. Sprache
1L wird gegen mäßiges Honorar erteilt.
Carlsſtraße 62, 2. Stock.
1492
1484) Ein gutempf. j. Mann ſucht 1486) Ein Hausdiener
ellung per ſofort oder ſpäter als an= zur Pflege eines älteren Herrn geſucht.
hender Commis auf einem Comptoir.
Beck3 Stellenbüreau,
Mathilden=
gfl. Off. unter J. K. 201 an d. Exp.
platz Nr. 11.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 8. Februar.
Abonnement suspendu.
Die Räuber.
Ein Schauſpiel in 5 Akten von Schiller.
Franz, Herr Fr. Mitterwurzer a. G.
Anfang ½7 Uhr. Ende gegen 10 Uhr.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Am 6. vormittags 11½ Uhr wurde die
uokkaniſche Geſandtſchaft zur Audienz bei dem Kaiſer in vier
Clawagen vom Kaiſerhof abgeholt. Eine Eskorte von einer
ſEwadron des 2. Garde=Ulanen=Regiments in Paradeuniform be=
Atete den Wagenzug. Hinter dem erſten voraufreitenden Zuge
kGarde=Ulanen wurden die zehn vom Sultan überſandten
Berber=
hugfte geführt. Der Zug bewegte ſich die Wilhelmſtraße, Unter
kLinden entlang zum Schloß. Im Schloßhof war eine vom
Jarde=Regiment zu Fuß geſtellte Ehrenkompagnie mit Regiments=
Aül und im weißen Saale des Schloſſes eine Ehrenkompagnie
„Garde du Corps in roter Gala aufgeſtellt. Zu beiden Seiten
mi Lhrones ſtanden die Miniſter, die Mitglieder des Bundesrats,
=Präſidien des Reichstags und des Abgeordnetenhauſes ſowie
hiGeneralität. worunter auch Graf Moltke. Staatsſekretär des
huwärtigen Graf Bismarck erbat und erhielt vom Kaiſer die
ſaubnis zur Audienz, worauf der Botſchafter an die Thronſtufen
herantrat und mit tiefer Verneigung in arabiſcher Sprache ſeine
Botſchaft verlas, welche der Dragoman ſodann in franzöſiſcher
Sprache wiederholte. Hierauf erhob ſich Se. Majeſtät, nahm aus
der Hand des Staatsſekretärs Grafen Bismarck die Antwort
ent=
gegen und verlas ſie mit lauter Stimme: -Empfangen Sie Meinen
Dank für die freundlichen Glückwünſche, welche Se. Majeſtät der
Sultan an Mich aus Anlaß Meiner Thronbeſteigung gerichtel hat,
ſowie für die Geſinnungen, welche Ihr erhabener Souverän für
Meine Perſon und Mein Haus ausgeſprochen. Ich teile Ihre
Ueberzeugung. daß das gute Verhältnis, welches zwiſchen uns
beſteht, ſich immer herzlicher geſtalten wird. Die Botſchaft, welche
Sie mir überbringen, iſt Mir eine willkommene Bürgſchaft hierfür,
und es gereicht Mir zur großen Freude, den Ausdruck dieſer
freund=
chaftlichen Geſinnungen durch Vermittlung eines Botſchafters
ent=
gegenzunehmen, welcher ſich der beſondern Huld Sr. Majeſtät des
Sultans erfreut. Nachdem der Dragoman auch dieſe allerhöchſte
Kundgebung dem Geſandten verdolmetſcht hatte, überreichte der
Geſandte ſein Schreiben und zog ſich hierauf mit ſeiner Begleitung
350
Nr.
unter ehrfurchtsvollen Verbeugungen zurück. Der Kaiſer betrachtete
ſodann die im Saale aufgeſtellten koſtbaren Geſchenke, Teppiche,
Gewehre, und nahm vom Geſandten hierzu Erläuterungen entgegen.
Der Reichstag erledigte am 6. in dritter Leſung nach
unerheb=
licher Debatte den Etat des Reichskanzlers, der Reichskanzlei und
des Auswärtigen Amtes. Beim Etat des Reichsamts des Innern
entſpann ſich eine längere Debatte über den Bau des Nord=Oſtſee=
Kanals. Miniſter v. Bötticher erklärte, es ſei die ſüdlichere Linie
gewählt, weil der früher gewählten Schwierigkeiten
entgegen=
ſtänden, die ſüdlichere auch militäriſche Vorzüge habe, doch ſolle
auf etwaige Wünſche der Stadt Rendsburg nach Möglichkeit
Rück=
ſicht genommen werden.
Mit der Reichspartei haben die Konſervativen den Antrag im
Reichstag eingebracht, für den Fall, daß England die Jnitiative zur
Wiederherſtellung des Silbers als Währungsmittel ergreife, die
Be=
reitwilligkeit Deutſchlands zu gemeinſamem Vorgehen auszuſprechen.
Der Reichstag nahm geſtern in der dritten Leſung des Etats
die Wiedereinſtellung der Poſition für die Darmſtädter
Kaval=
lerie=Kaſerne an.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus erledigte am 6. die zmeite
Leſung des Etats der direkten und indirekten Steuern und der
all=
gemeinen Finanzverwaltung. Beim Etat des Finanzminiſters wurde
die Gehaltserhöhuna für den Unterſtaatsſekretär (von 15000 auf
20000 M.) dem Beſchluſſe der Budgetkommiſſion gemäß abgelehnt.
Ein dem Abgeordnetenhauſe zugegangener Antrag von Rickert und
Genoſſen erſucht die Staatsregierung um die Vorlegung eines
Geſetzentwurfs, wodurch Beainn und Ende der Schulpflicht für
den preußiſchen Staat gleichmäßig geregelt, und gleichzeitia um
Erwägung, ob nicht das Anfangsalter für den obligatoriſchen
Schul=
unterricht hinauszuſchieben ſei.
In der Kommiſſion des Abgeordnetenhauſes zur Beratung der
Novelle zum Stempelſteuergeſetz wurde eine Reſolution angenommen,
die Regierung aufzufordern, baldthunlichſt einen Geſetzentwurf
vor=
zulegen, durch welchen beſtimmt wird, daß bei Berechnung des
Immobiliarkaufſtempels die Hypotheken und Grundſchulden, ſoweit
nie Forderungen eines dritten lnicht des Veräußerers) darſtellen,
von dem Kaufpreiſe in Abzug kommen.
Der Reichskommiſſär Hauptmann Wißmann, welcher vom
Prinzen Heinrich nach Kiel verufen worden war, traf am 5.
dort=
ſelbſt ein. Die Einſchiffung des Reichskommiſſärs nach Afrika
erfolgt am 11. Februar. Bezüalich der von Wißmann
anzuwerben=
den Reichskolonialtruppe für Oſtafrika wird neuerdings berichtet,
daß die urſprünglich beabſichtigte Anwerbung von Hauſſas für
dieſen Zweck namentlich aus Gründen der Heiterſparnis wieder
aufgegeben worden iſt. Die Mannſchaften ſollen jetzt aus Egypten
beſchafft werden, und es ſind bereits im Voraus die geeigneten
Schritte geſchehen, um etwa 1000 Mann eahptiſcher Truppen ſofort
anzuwerben. Die Ausrüſtung derſelben an Waffen und Munition
iſt ſchon unterwegs. Es bedarf nur noch der Beförderung der
Leute nach Oſtafrika, ſodaß, wie man hofft, der Reichskommiſſär
ſofort nach ſeinem Eintreffen daſelbſt mit voller Kraft auftreten kann.
geſterreich=Angarn. Der Kaiſer empfing am 6. den ungariſchen
Miniſterpräſidenten Tisza in längerer Audienz, ſowie viele Ge
neräle, welche zur Leichenfeier des Kronprinzen erſchienen waren.
Ein kaiſerliches Handſchreiben an den Miniſterpräſidenten Graf
Taaffe vom 5. d. M. beauftragt dieſen mit der Veröffentlichung
der folgenden kaiſerlichen Kundgebung: „An meine Völker! Im
Innerſten erſchüttert beuge Ich demütig das Haupt vor den
uner=
forſchlichen Ratſchlüſſen der göttlichen Vorſehung. mit Meinen
Völkern den Allmächtigen anflehend, er möge Mir die Kraft
ver=
leihen, in gewiſſenhafter Erfüllung Meiner Regentenpflichten nicht
zu erlahmen, ſondern nach wie vor mutig und zuverſichtlich
auszu=
harren in den unabläſſigen Bemühungen um das allgemeine Wohl
und die Erhaltung der Segnungen des Friedens. Es gewährte
Mir Troſt, Mich in dieſen Tagen des herbſten Seelenſchmerzes
von der allezeit bewährten herzlichen Teilnahme Meiner Völker
umgeben zu wiſſen und von allen Seiten die mannigfaltigſten und
rührendſten Kundgebungen zu empfangen. Mit inniger
Erkennt=
lichkeit empfinde Ich, wie das Band gegenſeitiger Liebe und Treue,
welches Mich und Mein Haus mit allen Völkern der Monarchie
verbindet, in den Stunden ſo ſchwerer Heimſuchung nur an Stärke
und Feſtigkeit gewinnt.: Die Kundgebung ſpricht hierauf Dank
aus vollem Herzen aus im Namen des Kaiſers, der Kaiſerin und
der tiefgebeugten Schwiegertochter und ruft ſchließlich Gottes
Bei=
ſtand zu fernerem Zuſammenwirken mit vereinten Kräften zum
Heile des Vaterlandes an.
Kaiſer Franz Joſef und die Kaiſerin werden nach einer
Mit=
teilung aus Peſt dort von kommendem Montag ab längeren
Auf=
enthalt nehmen.
Die Wiener„Preſſe' ſowohl als auch das =Wiener Tagblatt
proteſtieren energiſch gegen die von franzöſiſchen Blättern in die
Welt geſetzte Unterſtellung, als ſei Kronprinz Rudolf bei Lebzeiten
auch nur zu irgend einer Leit ein Gegner des deutſchöſterreichiſchen
Bündniſſes geweſen.
Franſtreich. Kriegsminiſter Freyeinet hat den Gouverneur von
Paris aufgefordert, den ihm unterſtellten Brigadegeneral Riu wegen
28
ſeiner politiſchen Rede in der Freimaurerloge mit vierzehn Tagen
General Riu hatte in der Freimaurerloge
Arreſt zu beſtrafen.
„la Juſtice; eine volitiſche Rede gegen den Boulangismus gehalten
und ſie durch die Preſſe verbreiten laſſen. Die „Republique fran=
Laiſe' erklärte, gerade von ſeinem republikaniſchen Standpunkte aus
hätte der General auf um ſo größere Manneszucht im Heere halten
ſollen, denn auf dieſem Wege komme man bald in die Zuſtände der
ſpaniſch=amerikaniſchen Republik hinein.
Hiernach iſt man ſelbſtverſtändlich darauf geſpannt, wie ſich die
Reaieruna dem nachſtehenden Tagesbefehl gegenüber verhalten wird,
welchen Oberſt Senart vom 90. Inf=Regt. in Chäteauroux verleſen
hat; „Mit innigem und aufrichtigem Bedauern teilt der Oberſt dem
Regiment den grauſamen Verluſt mit, den der Stabsarzt Eude in
der Perſon ſeiner Mutter erlitten hat, die in Straßburg geſtorben
iſt. Der Schmerz des Doctors Eude iſt um ſo tiefer, als ſeine
Mutter. die fünf. Tage lang im Sterben lag, nach ihm verlangte,
und als trotz des' Flehens des Sohnes, der bat, ſeiner Mutter das
letzte Lebewohl ſagen zu dürfen, trotz der förmlichen Ermächtigung
der Straßbuger Polizei und trotz der Verſicherung auf Ehrenwort,
ſofort zurückzukehren, ihm die deutſche Botſchaft unmenſchlicherweiſe
die erbetene Erlaubnis verweigerte. Ste ging ſo weit, dem Dr.
Eude zu erklären, man würde ihn verhaften, falls er verſuche, die
Grenze zu überſchreiten. So verhalten ſich die Deutſchen gegen
einen franzöſiſchen Offizier! Sind ſolche Thaten eines civiliſierten
Landes würdig? Der Oberſt beharrt nicht darauf; aber der
vor=
ſtehende Tagesbefehl iſt in jeder Kompagnie beim Appell zu
ver=
leſen und die Kompagniechefs haben ihn ihren Leuten auszulegen,
um ihren Herzen tief das Gefühl einzuprägen, von dem jeder
fran=
zöſiſche Soldat gegen Deutſchland beſeelt ſein muß.
Die „Liberte; bemerkl zu dieſer ſeltamen Auslaſſung, Oberſt
Senart werde, falls er thatſächlich einen ſolchen Bef.hl ausgegeben,
beſtraft werden.
Der Kriegsminiſter ordnete die Einleitung einer Unterſuchung
wegen des vom Oberſten Senart veröffentlichten Tagesbefehls an,
betreffend die angebliche Weigerung der Deutſchen Botſchaft, einem
Stabsarzte des Regiments zur Reiſe nach Straßburg Paßviſa zu
rteilen.
Der Senator Naquet und die Deputierten Laiſant und Michelin
veröffentlichen im Namen des republikaniſchen National=Komités
einen Aufruf „an die Republikaner Frankreichs: die aufgefordert
werden, zur Rettung des Vaterlandes und der Republik ſich um
das Banner Boulangers zu ſcharen.
Engkand. Eine Meldung des „Bureau Reuter' aus Sanſibar
vom 3. ſagt: Die freundſchaftlichen Handelsbeziehungen zwiſchen
den Gallas und den Küſtenſtämmen ſind wieder hergeſtellt und die
ſeit 18 Monaten geſchloſſene Handelsſtraße iſt wieder eröffnet.
Dem iriſchen Deputierten OBrien iſt es geſtattet worden, ſeine
eigenen Kleider anſtatt der Gefängniskleidung zu tragen und ſich
in der Krankenabteilung aufzuhalten, um daſelbſt beſſere Nahrung
zu haben.
Belgien. Die „Agence Havas' erklärt die Verſion, wonach
Kronprinz Rudolf mit der Baroneſſe Vetſera,gleichzeitig
Selbſt=
mord beging, für die richtige. Baroneſſe Vetſera wurde in
Heiligen=
kreuz, nahe bei Meyerling, beerdigt.
Rußkand. Die Entſcheidung des Kaiſers über den Vorſchlag
Tolſtoi's in betreff der Lokalverwaltungsreform wird demnächſt
er=
wartet. Im Falle einer ablehnenden Entſcheidung würde Tolſtoi
vorausſichtlich ſeinen Abſchied nachſuchen.
Der „Nowoie Wremja' zufolge ſoll der engliſche Botſchafter in
Petersburg, Sir Morier, ſeinen Poſten verlaſſen.
Rumänien. In der Kammer brachte am 6. d. Blaremberg den
Antraa ein, den ehemaligen Miniſter Bratiano in Anklagezuſtand
zu verſetzen.
Bereinigte Htaaten. Der „Newyork Herald meldet eine
Aeußerung Bayard's über die kürzlich bekannt gewordenen
Aus=
laſſungen des Grafen Herbert Bismarck in der Samoafrage,
wo=
nach derſelbe den freundlichen Ton der Auslaſſungen Bismarcks
anerkennt und beſtätigt, daß derſelbe demjenigen in den Depeſchen
des Reichskanzlers entſpricht. Die Wiederaufnahme der am 26ſten
Juli 1887 in Waſhington abgebrochenen Konferenz in Berlin
er=
ſcheine der nordamerikaniſchen Regierung annehmbar.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. Februar.
7) Stadtverordneten=Verſammlung. Zunächſt wird ein Schreiben
des Herrn Geh. Baurat Schmitt, welcher vor zwei Jahren zum
außerordentlichen Mitglied der Tiefbaudeputation ernannt worden
war, zur Kenntnis gebracht, worin dieſer mitteilt, daß er das ihm
übertragene Amt niederlege. Ferner iſt eingegangen ein Geſuch um
Verbreiterung des Grünen Wegs von der Kiesſtraße aus. Die
Kommiſſion zur Beſichtigung von Schlachthausanlagen iſt zurück
gekehrt, ſie wird ihre Reſultate in einem Bericht niederlegen und
ſoll derſelbe demnächſt der Verſammlung zur Kenntnis gebracht
werden. Herr Oberbürgermeiſter Ohly gab alsdann eingehende
Mitteilungen über das Reſultat einer infolge von Angriffen in der
Preſſe gegen den Oberverwalter im ſtädtiſchen Pfründnerhauſe
ein=
geleiteten Unterſuchung, welche die vollſtändige Grundloſigkeit der
erhobenen Anſchuldigunigen dargethau habe. Wir kommen auf die dem Rechenſchaftsbericht iſt beſonders die finanzielle Lage erwäh=
Angelegenheit noch zurück.
Herr Oſann wies auf einen Artikel des in Bensheim
er=
gemächt wird. daß an der Victoriaſchule in den unteren Klaſſen der
Religionsunterricht für die Katholiken mit den Proteſtanten
gemein=
ſchaftlich erteilt werde, der katholiſche Religionsunterricht werde als
Nebenſache behandelt. Man wird das Reſultat eines eingeleiteten
amtlichen Verfahrens abwarten und dann geeigneten Falles unter
Hinweis auf die Beſtimmungen des Preßgeſetzes eine Berichtigung verſammlungen bei Herrn J. Jacob dahier abgehalteu werden. Am
verlangen.
Auf Vorſchlag des Beigeordneten Herrn Lautenſchläger nahm
man ſodann die Ergänzungswahlen von Armenpflegern in den
verſchiedenen Bezirken vor. Wir beſchränken uns auf die Mit= Nährſtoffe im allgemeinen, erläuterte die Unterſchiede zwiſchen
teilung, daß nur in einzelnen Bezirken einzelne Neuwahlen
ſtatt=
hatten, im übrigen die ſeitherigen Armenpfleger wiedergewählt
wurden.
Im Hufnagel'ſchen Hauſe hat ſich die Verſetzung reſp.
Heraus=
nahme von Zwiſchenwänden für Zwecke der Handwerkerſchule als
notwendig herausgeſtellt, namentlich beabſichtigt man nach einem
Referate des Herrn Jordis größere Zeichenſäle herzuſtellen. Hier= nicht mehr angewendet, was eben die Fälſchung der Nahrungsmittel
für, ſowie für die Einführung der Gasleitung und Herſtellung des
äußeren Verputzes an dem Gebäude werden im ganzen 5740 M.
angefordert und bewilligt.
Die Verhandlungen über Erwerbung von Gelände zur
Er=
bauung eines neuen Gasbehälters und zum ſpäteren Neubau einer
Gasfabrik wurden in geheimer Sitzung gepflogen, über den
beab=
ſichtigten Neubau des Gaſometers verbreitete ſich in längeren
Aus=
führungen Herr Wolfskehl, denen wir entnehmen, daß Herr Direktor
Schiele in Frankfurt a. M. die Erbauung eines Gaſometers von
9000 Kubikmeter Inhalt befürwortet, und zwar aneinem Orte,
der die ſpätere Verlegung des alten Werkes ohne Schwierigkeiten
ermoͤgliche und ebenſo die Vergrößerung des Werkes zulaſſe. Trotz
der Konkurrenz des Elekteizitätswerks hat der Konſum in den letzten
künf Monaten um 7500 Kubikmeter gegenüber dem Konſum des
Gaswerks im Vorjahre zugenommen und iſt das jetzige Werk an
der Grenze ſeiner Leiſtungsfähigkeit angekommen.
Die Gasdeputation beantraat daher, in die nötigen Vorarbeiten
m obigem Zwecke einzutreten. Der Betriebsinſpektor des ſtädtiſchen
Gaswerks. Herr Friedrich, befürwortete ebenfalls die demnächſtige Freigebigkeit der Ort ſo vieles zu verdanken hat, in der Kirche
Verlegung, während Herr Thiel mit Rückſicht auf die billige
Her=
lcellung des Waſſergaſes und mit Rückſicht auf die Finanzen der
Stadt für Beibehaltung des alten Werkes eintritt. Gei Schluß
ſEs Blattes waren die Verhandlungen noch im Gange.)
ſichtsaſſeſſor Dr. Georg Borheimer aus Pfeddersheim zum Re=
Cerungsaſſeſſor.
In der am Mittwoch ſtattgehabten Monatsverſammlung des
Adre eingetretenen Perſonalveränderungen im Beſtande des Vereins
m it, worauf ſich die Anweſenden zu Ehren zweier verſtorbenen
ſö ereinsmitglieder von ihren Sitzen erhoben. Alsdann wurden die
Achinläufe zur Kenntnis gegeben, unter denen ſich wiederum, wie ſo
2tu na der hier zuerſt ins Leben gerufenen Blumenpflege in Arbeiter=
Pfamilien befanden. Hierauf verlas der Vorſitzende mehrere Artikel,
ſdie ſich mit dem gerade in dieſer Jahreszeit zeitgemäßen Thema der
Küngung der Obſtbäume und Hausgärten beſchäftigten, die richtige
ſgeit für die Düngung, die verſchiedenen Dungſorken u. ſ. w.
be=
hindelten. Eine Diskuſſion über die beſte Art und Weiſe der Be= Mühe, das ſteuerloſe Fahrzeug bei den tobenden Elementen an ein
ſahrung und Behandlung der Zimmerpflanzen während des
nſad inters ſchloß ſich an; es folgte der Bericht der bez. Kommiſſion
göhil er die von dieſer zum Ankauf vorgeſchlagenen Samenſorten, Uns durch das Waſſer watend an das Land gelangen konnten.
ſglird Beſtellungen bis zum 20. Februar einzureichen. Die übliche
D. Z.
öſVerloſung bildete den Schluß der Verſammlüng.
H. Die muſikaliſch=humoriſtiſche Soirée des Herrn O. Lamborg
10
lollshrr äußerſt zahlreich beſucht. Der treffliche Wiener Parodiſt er=
Inut ſich bei uns großer Beliebtheit. Seine muſikaliſchen Scherze
lund humoriſtiſchen Improviſationen, unter welchen den größten
Ein=
ihnuck allemal„Scene aus einer Oper= und die aus den Zurufen der erſte Spatenſtich zum Bau des Diakoniſſenhauſes geſchehen.
5ö ſnachen, finden immer wieder die beifälligſte Aufnahme. Zu dem Schwäbiſch=Hall auf Rechnung des evangeliſchen Bundes gebaut,
giernen Beſtandteile des Lamborg'ſchen Programms ſind auch 70000 M. ſind bereits aufgebracht.
104ſovitäten gekommen, die gleichfalls von der glücklichen Laune und
4öchem Erfindungstalent des Vortragenden das beſte Zeugnis ablegen.
N Kleine Mitteilungen. In einer Fabrik glitt ein Zimmer=
Melle aus, ſiel aus etwa 2 Meter Höhe zu Boden und zog ſich hofs in ſchräger Richtung auf eine Rangiermaſchine, welche einen
ierdurch einen Knöchelbruch zu. — In einer Manſarde eines
ſu ülhauſes in der Heinheimerſtraße platzte Mittwoch Nacht das Heizer und der Lokomotivführer wurden hierbei getötet. Der
Caſſerleitungsrohr, und iſt durch das herausſtrömende Waſſer
in nicht unbeträchtlicher Schaden erwachſen, da bis in den unterſten Reiſende leicht verletzt.
3t0ck die Zimmerdecken vom Waſſer durchweicht ſind. - Zwei
aalöhner gerieten in einer hieſigen Wirtſchaft beim Kartenſpiel l Quenaſt ſtreikt. Geſtern erfolgte zwiſchen den Arbeitern und
1Streitigkeiten, wobei der eine Burſche zwei ſtark blutende Gendarmen ein Zuſammenſtoß, wobei mehrere Arbeiter verwundet
ber nicht gefährliche Wunden am Kopf davontrug.
351
Nr. 28 6) Eberſtadt. Am letzten Sonntag hielt der hieſige Lokal=
Gewerbe=Verein ſeine übliche Jahresverſammlung ab. Aus
nenswert, die als eine ſehr günſtige bezeichnet werden muß. Den
ſpeziellen Leitern des Vereins, nämlich den Herren Pfeiffer-Präſi=
H ſcheinenden„Starkenburger Boten' hin, in welchem der Vorwurf dent, Kleinſchmidt-Schriftführer und Grimm=-Rechner, die durch
die umſichtige, mit Fleiß und Kenntnis geführte Leitung ſolche
Reſultate erzielten, wurde denn auch auf Anreaung des Herrn
Forſt=Inſpektors Joſeph von hier der ſchuldige Dank durch
Er=
heben von den Sitzen abgeſtattet. Zum Schluſſe wurde den
Ver=
ſammelten die Mitteilung gemacht, daß von jetzt an die Vereins=
Dienstag Abend hielt daſelbſt Herr Medizinalrat Dr. Uloth aus
Darmſtadt einen Vortrag über die Bewährung des
Nahrungs=
mittelgeſetzes. Herr Dr. Uloth verbreitete ſich zunächſt über die
Nahrungs= und Genußmittel und konſtatierte, daß ſchon im erſten
Jahrhundert der chriſtlichen Zeitrechnung Weinfälſchungen
vor=
kamen. Ebenſo wurden im Mittelalter die zum Verkauf gebrachten
Nahrungsmittel häufig gefälſcht; die Verkäufer derſelben hatten
aber im Entdeckungsfalle eine ſchwere Strafe zu erwarten. Nach
dieſer Leit wurden die Strafbeſtimmungen teils aufgehoben, teils
ſehr begünſtigte. Ganz beſonders ſchwunghaft wurde dieſes ſaubere
Geſchäft nach dem 7er Krieg, in den ſogenannten Gründerjahren,
betrieben, ſo daß ſich allenkhalben das Bedürfnis nach Abhilfe
geltend machte. Der deutſche Reichstag nahm ſich nun der Säche
an und ſo kam endlich das in 1879 in Kraft getretene
Nahrungs=
mittelgeſetz zu Stande. Dieſes Geſetz, das nun 10 Jahre beſteht,
hat nach den Ausführungen des Herrn Uloth ſich ſehr aut bewährt.
Wenn auch in den erſten Jahren durch die amtlichen
Unterſuchungs=
ſtellen noch zahlreiche Fälle der Lebensmittelverfälſchung feſtgeſtellt
und zur Beſtrafung abgegeben wurden, ſo haben ſich dieſe
Ueber=
tretungen von Jahr zu Jahr verringert und ſind jetzt nach 10
Jahren ſchon ziemlich ſelten geworden. Herrn Dr. Uloth würde
fur den äußerſt intereſſanten über eine Stunde dauernden Vortrag
auf Anregung des Herrn Präſidenten Pfeiffer durch Erheben von
den Sitzen gedankt. — Am Mittwoch hatten ſämtliche Hüge der
Straßenbahn infolge des Schneegeſtöbers erhebliche Verſpätungen.
Jugenheim, 6. Januar. Der hieſige Gemeinderat hat
be=
ſchloſſen, dem Prinzen Alexander von Heſſen, deſſen
einen Gedenkſtein zu errichten.
J. Mainz, 6. Februar. Von heftigem Schneefall begleitet,
tobte heute von den erſten Morgenſtunden an über der hieſigen
Gegend ein heftiger orkanartiger Nordweſtſturm, der nach den
Ernannt wurde: Am 5. Februar 1889 der ſeitherige Ge= während des Tages hier eingelaufenen Nachrichten in weiter
Um=
gegend an exponierten Stellen an Dächern, Telegraphenleitungen
u. ſ. w. verſchiedentlich Verheerungen angerichtet hat. Beſonders
heftig tobte das Unwetter gegen 6 Uhr am Morgen. Alle fälligen
ecartenbauvereins teilte der Präſident, Herr Rentier Müller, zuerſt Morgenzüge trafen mit großen Verſpätungen hier ein und war
beſonders die Bahnlinie nach der Pfalz verſperrt, in welcher
Rich=
tung auf den Chauſſeen und Wegen der Schnee teilweiſe ein Meter
hoch zuſammengeweht war.
J. Mainz, 6. Februar. Die Paſſagiere des erſten heute morgen
hüufig ſchon, aus verſchiedenen Orten Anfragen über die Einrich= von Koſtheim kommenden Packet=Dampfbootes hatten große Angſt
und Schrecken auszuſtehen. Infolge des heftigen Sturmes war,
als das Schiff eben in den Rhein gebogen hatte, die Ruderkette
zerriſſen und trieb nun, von dem Wind hin und hergejagt, ſteuerlos
auf dem Strom herum. Unter ſtändigem Geſchrei der zahlreichen
Paſſagiere, gab ſich die Mannſchaft des Schiffes alle erdenkliche
Ufer zu bekommen, was aber erſt nach Verlauf einer Stunde ſoweit
gelang, daß die Paſſagiere unfern der Mainſpitze mit dem Füßen
8t. Frankfürt a. M., 7. Februar. Die Waldbahnen haben
ſeit ihrer Eröffnung ſtets mit der Witterung zu kämpfen, zeigten
ſich aber, dank umſichtiger Leitung, allen Hinderniſſen gewachſen.
Es will dies umſomehr heißen, als ein Teil der Streck von
ver=
ſchiedenen Linien befahren wird und alle Linien eingleiſig ſind.
Die Morgenzüge verkehren nach Bedürfnis mit 2 Maſchinen.
Schwäbiſch=Hall (Württemberg). Am 2. Januar iſt dahier der
öörer-mit erſtaunlicher Fertigkeit geſchmiedeten „Potpourris= Dieſes Haus wird von dem Diakoniſſenpfarrer Faulhaber in
Brüſſel, 6. Februar. Der Expreßzug, welcher geſtern abend
6 Uhr 5 Minuten von Brüſſel nach Arlon abging. kam mit einer
kleinen Verſpätung in Namur an, ſtieß nach Paſſieren des Bahn=
Wagen z09. und zertrümmerte infolge deſſen dieſen Wagen. Der
Maſchiniſt des Perſonenzuges wurde ſchwer verwundet, einige
Brüſſel, 6. Februar. Ein Teil der Steinbrucharbeiterin
wurden. Zwei Verletzte ſind heute geſtorben.
352
Nr. 28
Wien, 5. Febr. In dem furchtbaren Drama, das ſich in
Maierling abgeſpielt hat, tritt mit wachſender Beſtimmtheit der
Name einer Dame hervor, der Baroneſſe Vetſera, die in
irgend einer noch nicht genügend aufgeklärten Weiſe in die
Kata=
ſtrophe hineinſpielt. Die Baroneſſe Vetſera iſt vor zwei Tagen in
Heiligkreuz bei Baden beerdigt worden; dieſelbe iſt eines
gewalt=
ſamen Todes geſtorben; ob ſie ſich ſelbſt erſchoſſen hat, ob eine
fremde Hand mit oder ohne Willen den Schuß abgegeben hat,
darüber gehen die Behauptungen auseinander. Die Baroneſſe
Vetſera gehört einer vielberufenen Wiener Familie an; die Brüder
ihrer Mutter ſind die Brüder Baltazzi, die als Sportsleute und
Lebemänner mit den höchſten adligen Kreiſen verkehrten. Es gilt
in den beſtunterrichteten Wiener Kreiſen als ſicher, daß lediglich
die Baroneſſe Vetſera und keine andere Dame an den Vorgängen,
die ſich um den Tod des Kronprinzen gruppieren, beteiligt iſt.
Dieſelbe hinterließ einen Brief an ihre Mutter, in welcher der
Entſchluß, gemeinſam ſterben zu wollen, ausgeſprochen iſt. Nach
dieſen Enthüllungen erſcheint die That des Kronprinzen noch mehr
als Ausfluß geiſtiger Verirrung. Es dürſte kaum möglich ſein, die
Sachlage zu verdunkeln, da ſelbſt nähere Freunde der Kaiſer=
Familie kein Hehl mehr aus dem Sachverhalt machen. Faſſungslos
teht man dem ungeheueren Entſchluſſe gegenüber. (Nat.=8tg.)
Ein Feſteſſen mit Hinderniſſen. Bei dem
Kaiſersgeburtstags=
eſſen im Kaſino einer rheiniſchen Stadt am 27. Januar ſtand im
Speiſezettel hinter Suppe zu leſen:„Rheinſalm mit Kartoffeln und
Butter. Um 3 Uhr waren die Feſtgenoſſen (30) verſammelt, um
ſich zu dem lecker bereiteten Mahl niederzulaſſen, als das dumpfe
Gerücht umging, der von Bacherach erwartete Salm ſei nicht
ange=
kommen. Gruppenweiſe ſtanden die Herren in dem Saale umher
und warteten mit gemiſchten Gefühlen, je nachdem gut oder geringer
gefrühſtückt worden war, wann endlich das Zeichen zum Beginn
der Feſttafel gegeben werden würde. Endlich ertönte die Klingel
und das den Vorſitz führende Vorſtandsmitglied verkündete mit
laut hinſchallender Stimme: „Ich habe den verehrten Herren
mit=
zuteilen, daß der Fiſch, welcher dieſen Morgen auf der Station
angekommen, nach Koblenz zurückgeſchickt worden iſt. Wir werden
ſtreng unterſuchen laſſen, wen die Schuld trifft. Einſtweilen wollen
wir mit dem Eſſen beginnen.: Einzelne „Bravos: wurden laut,
weil der knurrende Magen nunmehr Ausſicht auf Beruhigung hatte;
vorherrſchend waren aber Ausdrücke des Bedauerns, daß man um
den Fiſch kommen ſollte. Während der Gang =Rinderbraten mit
verſchiedenen Gemüſen garniert verzehrt wurde, erhob ſich das
verehrliche Vorſtandsmitglied wieder und verkündete: „Nach ſoeben
eingegangener Nachricht iſt der Fiſch in Koblenz angehalten worden
und ſoll nach Station Ehrenbreitſtein übergeführt werden. Es iſt
möglich, daß er noch rechtzeitig hier ankommt. Kräftige Bravos
erſchallen. Später, nachdem der zündende Trinkſpruch auf Se.
Majeſtät und die ſtehend abgeſungene Nationalhymne verklungen
waren, erhob ſich das gütige Vorſtandsmitglied wiederum und
püblizierte: Nach eingegangener Nachricht wird der Fiſch um 425
rechtsrheiniſch hier eintreffen und vor dem Rehbraten eingeſchoben
werden. Ich ermahne dringend, dann auch den Fiſch gehörig
ſchwimmen zu laſſen. Bravos ohne Ende und Bravos für die
rechtsrheiniſche Bahn, die den linksrheiniſch auf ſo ſchnöde Weiſe
abgewieſenen Fiſch der Feſttafel wieder zuführte. Um ½5 Uhr
wurden ſchon Fragen laut: „Iſt der Fiſch da?' Endlich war er
da. Und roſig, friſch und angenehm duftend wurde er auf den
Schüſſeln herumgetragen. Allgemein geſteigerte Beſtellungen auf
Sect und Feſtweine wurden laut, ein Zeichen, daß man den ſo
lange erwarteten Fiſch gehörig ſchwimmen laſſen wollte. Schließlich
ſagte man ſich, daß dieſer von Neuwied=Weißenthurm nach Koblenz
zurückgeleitete, von da nach Ehrenbreitſtein übergeführte und von
da 425 nach Neuwied, rechtes Ufer, geleiteteFiſchr recht erheblich
zur Heiterkeit beigetragen hatte.
Dr. F. Curſchmann F.
In dieſen Tagen wurde in Gießen ein Mann zur letzten Ruhe
geleitet, deſſen unerwarteter Tod in den Herzen vieler den
ſchmerz=
lichſten Wiederhall gefunden hat. Eine kurze, aber ſchwere
Krank=
heit hat Herrn Dr. F. Curſchmann, Direktor der Realſchule und
des Progymnaſiums zu Friedberg, herausgeriſſen aus einem
glück=
lichen Familienleben, einem ſchönen Berufskreiſe, in den er nach
einer zehnjährigen, reichen Wirkſamkeit am hieſigen Gymnaſium
erſt vor kurzem berufen worden war. In der Vollkraft des Lebens
und Schaffens ſtehend durfte er einer an Erfolgen ebenſo reichen
Zukunft entgegenſehen und hoffen, noch lange den ſchönen,
anregen=
den Wechſelverkehr mit ſeinen Schülern zu pflegen, wie er es mit
ſeltener Vollendung verſtanden hat. Wie wenige ja iſt er dazu
be=
rufen geweſen, zu der Wiſſenſchaft, der er mit ganzer Liebe ergeben
war, auch ſeine Schüler zu begeiſtern, ihnen die Freude an dem
klaſſiſchen Altertum zu erſchließen, die Früchte ihnen zu reichen, die
daraus zu allen Zeiten fürs Leben gezeitigt worden. — Neben einer
auf eigenſtem, feinem Verſtändniſſe beruhenden, trefflichen forme
Schulung, die ſich bei gar manchem in der Folgezeit ſchon bewhr
hat, galt ihm ſtets als vornehmſte Aufgabe, ſeine Schüler in del=
Geiſt und Inhalt ihres Stoffes einzuführen, ſie in das mannigfaligl=
Leben, Denken und Fühlen jener längſt entſchwunhenen, einzzei
Zeiten zu verſenken, auf daß er auch ihnen zu unvergänglicen
Beſitze ſchaffe „den Gehalt in ihrem Buſen und die Form in ihen
Geiſt.- — Mit ſeiner anregenden Methode hat er in alles
Lach=
gehaucht, und unvergeſſen beiben bei allen ſeinen Schülerndi=
Stunden, in denen er ihnen Horaz zum Freunde gemacht undſie
ſoweit es ihm geſtattet war, in das ideale Reich der griechiſiel
Kunſt geführt hat. Und ideal, wie dieſes ſein Streben, war ach
die warme Liebe und das Intereſſe, die er, wie ſelten wohl in
Lehrer, für einen jeden ſeiner Schüler bewieſen und treu bewhl
hat, auch wenn er ſie längſt ſchon aus ſeinen Händen ins Län
entlaſſen hatte. So iſt er bald nicht nur allen ein lieber und er
ehrter Lehrer geworden, ſondern vielen auch ein wahrhafter Frenl
und Berater.
Daß er ſo noch lange hätte wirken dürfen! Doch es iſt andn
gekommen, und uns allen, die wir ſtolz ſind ſeine Schüler zu heiz,
bleibt nur die ſchmerzliche, aber gerne geübte Pflicht, in niem
geſſendem Herzen dem verewigten Lehrer ein treues und dankbel
Andenken zu bewahren.
Darmſtadt, im Februar 1889.
E. N.
Litterariſches.
Die Bibel nach Luthers Ueberſetzung, mit Bildern der Mel
chriſtlicher Knuſt, herausgegeben von Diak. R. Pfleiderer in Un
Verlag des Süddeutſchen Verlags=Inſtituts in Stuttgart,
Folio=
liegt nun bis Lieferung 4 vor und es läßt ſich vollkommen ükrl
ſehen, daß dies wirklich groß gedachte und vom Verlag
treſ=
ausgeſtattete Werk in der ſorgfältigſten und gediegenſten Weiſe:
dem kundigen Herausgeber weitergeführt wird. Alles ſteht auf
ſelben Höhe der Vollendung wie die beiden erſten Lieferune
welche in der geſamten Preſſe ungeteilte Bewunderung erregt
Den Inhalt von Lieferung 2-4 bilden 1 Moſe 5-26, Noa
Abrahams und Jſaaks Geſchichte in den herrlichen Rafaelſa
Darſtellungen, nebenbei in Vignetten die Holbein=Bilder zum al.
Teſtament u. a. Die prachtvollen Vollbilder bringen zum
ſchon die Joſefsgeſchichte nach den Freskogemälden von Overb
Cornelius ꝛc. in Rom; ferner zum neuen Teſtament ein grol
Blatt aus Dürers Holzſchnittpaſſion, Gefangennehmung Chrſ=
und viele andere. Mit den nächſten Heften folgen die erſten gro=
Blätter aus Rafaels ſogen. „Tapeten; zur Apoſtelgeſchichte.
dem 2½-3 Jahre erfordernden Erſcheinen der Pfleidererſchen
derbibel und dem 50 M. nicht überſteigenden Geſamtpreis
leicht auch das minder bemittelte Haus ſich das Abonnement
einen ſolchen Familienſchatz vergönnen, der ſeinesgleichen ſucht
deſſen Erwerbung empfohlen werden kann.
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe innigſter Theilnahme bei
Hinſcheiden unſeres unvergeßlichen Bruders, Schwagers
Onkels, des
Rentners Heinrich Warnecke
unſeren herzlichſten innigſten Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Dankſagung.
In Folge des Dahinſcheidens unſerer innigſtgelicbr
Gattin, Mutter und Schweſter
Malwine Werner, geb. Frantz,
iſt uns eine ſo allſeitige und herzliche Theilnahme durch E
menſpenden, mündliche und ſchriftliche Beileidsbezeugun;
und durch Begleitung zur Ruheſtätte kundgegeben worden,
wir uns gedrungen fühlen, unſern tiefgefühlten Dank da
hiermit öffentlich auszudrücken.
Profeſſor R. R. Vernor.
und Familie.
114.
Tageskalender.
Freitag, 8. Februar: Religiöſer Vortrag im Saalbau.
Samstag, 9. Februar: Allgemeine Verſammlung der Mitglid.
ſämtlicher freier Hilfskaſſen in Darmſtadt=Beſſungen im Saalk=
Maskenball des Geſangvereins Liedertafel im Schützenhof=
Ordentliche Hauptverſammlung des Kunſt=Vereins zu Darmſch,
im Saalbau.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.