Darmstädter Tagblatt 1888


23. November 1888

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Abonnemenkspreis
dierteljährlich 1 Mark 50 Pf. uck.
Eringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vro Quartal inck. Poſtauſichlag

151. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

2hlEſttltlep aurerhdtangvolui.

Zuſerake
vedenangrnommmz inDarnſtiade
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. W.
m Beſſungen von Friedr. Blößer,
Schießhauzſtraße 14 ſowie auswärn
von allen Annoneen=Expeditonen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 23. November.
N8 230
Mo.

Vorſchriften
den Gebrauch von Bierdruckvorrichtungen (Bierpreſſionen, Bierpumpen) betreffend.
Auf Grund des Artikels 78 des Geſetzes, betreffend die innere Verwaltung und die Veriretung der Kreiſe und der
Provinzen vom 12. Juni 1874. werden unter Zuſtimmung des Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großh. Miniſteriums
des Innern und der Juſtiz vom 4. Auguſt 1888 zu Nr. M. J. 17201 über die Einrichtung und die Reinhaltung der Bier=
druckapparate
(ierpreſſionen, Bierpumpen) für den Kreis Darmſtadt die nachſtehenden Vorſchriften erlaſſen.
1. Einrichtung der Bierdruckvorrichtungen (ierpreſſionen, Bierpumpen).
Bei dem gewerbsmäßigen Ausſchank von Bier dürfen Druckvorrichtungen nur dann verwendet werden, wenn ihre Ein=
richtung
folgenden Vorausſetzungen entſpricht:
1. Die Leitungsröhren für Bier müſſen aus reinem oder in 100 Gewichtstheilen nicht mehr als 1 Thl. Blei enthaltenden
Zinn oder aus Glas hergeſtellt ſein und einen Durchmeſſer von nicht weniger als 1 om. haben.
Das in das Faß einzuſteckende Steigrohr des ſ. 9. Stechhahns muß aus beiderſeits gutverzinntem Meiſing beſtehen,
und der Kopf des Stechhahns muß auf der Innenfläche gut verzinnt ſein.
2. Beſteht die Rohrleitung aus Zinn, ſo iſt zur Beurtheilung der Reinheit an geeigneter Stelle ein Glasrohr von gleicher
Weite und nicht weniger als 05 m Länge oder ein von der Polizeibehörde bezüglich ſeiner Einrichtung zu genehmigender
polizeilich plombirter ſ. 9. Controlhahn einzuſchalten.
Das Glasrohr muß an beiden Enden in eine zweimal rechtwinkelig nach oben bezw. unten gebogene, auf der Innenſeite
gut verzinnte Meſſinghülſe befeſtigt und durch Gewindverſchluß mit dem Leitungsrohr verbunden ſein.
3. Als Druckmittel darf nur reine athmosphäriſche Luft, oder reine gasfoͤrmige oder flüſſige Kohlenſäure verwendet werden.
4. Bei Verwendung von Luft muß dieſe aus dem Freien und zwar von einem Ort zugeführt werden, welcher mindeſtens
5 m über dem Erdboden und ebenſoweit von Aborten, Dungſtätten, Pfuhlgruben u. dergl. entfernt iſt, ſo daß eine Verun=
reinigung
der Luft durch geſundheitsſchädliche Gaſe nicht zu befürchten iſt.
5. Die zur Zuführung der Luft dienenden Röhren können aus Metall oder, ſofern ſie unter Dach verlaufen, aus ſchwarzem
Kautſchuck beſtehen. Das Luftende dieſer Rohrleitung muß nach unten umgebogen und in dasſelbe ein am weiten Ende mit
einer Siebplatte verſehener Trichter befeſtigt ſein. Der Trichter iſt zum Zweck der Luftfiltration mit ſ. 9. Salieyſäurewatte
locker auszufüllen.
6. Zur Verhinderung der Einführung von Schmieröl in den Windkeſſel iſt zwiſchen dieſem und der Luftpumpe ein
Oelfänger anzubringen. Der Oelfänger ſowie der Windkeſſel müſſen mit einer Vorrichtung verſehen ſein, durch welche ſie leicht
gereinigt werden können.
7. Im Spundaufſatz des Stechhahns oder in dem an dieſen angrenzenden Theil des Luftleitungsrohrs iſt zur Ver=
hinderung
des Uebertretens von Bier oder Bierſchleim in den Windkeſſel ein ſ. 9. Rückſchlagventil einzulegen.
8. Bei Verwendung von gasförmiger oder flüſſiger Kohlenſäure iſt mit Rückſicht auf die Verſchiedenheit derartiger Vor=
richtungen
bezüglich der Einrichtung und der Reinigung des Gaſes in jedem einzelnen Fall auf Grund eines ſachverſtändigen
Gutachtens polizeiliche Genehmigung zu erwirken.
9. Zum Zweck der Druckregulierung iſt in der Nähe der Ausſchankſtelle ein Druckmeſſer (Manometer, Indicator) anzu=
bringen
. Der Druck in der Bierdruckvorrichtung darf 1½ Atmosphären Ueberdruck nicht überſchreiten.
II. Reinhaltung der Bierdruckvorrichtung.
1. Alle Theile der Bierdruckvorrichtung ſind ſtets ſorgfältig reinzuhalten.
2. Die Bierleitungsröhren müſſen in der Regel allwöchentlich mit einer, in 100 Gewichtstheilen Waſſer ½-1 Gewth.
Aetznatron (50 bezw. 150 g Aetznatron in 10 Liter Waſſer) gelöſt enthaltenden Lauge gereinigt werden.
Die Reinigung wird aͤm beſten in der Weiſe ausgeführt, daß die Aetznatronlauge in ein im Innern nicht verpichtes
Faß geſüllt und nach dem Aufſetzen des Stechhahns mittelſt der Druckpumpe in die Rohrleitung eingepreßt wird. Nachdem
die Lauge einige Minuten in der Rohrleitung geſtanden hat, wird die übrige Lauge ſo lange nachgepreßt, bis ſie am Zapfhahn
klar abläuft.
Zum Auffangen der ablaufenden Lauge werden am beſien hölzerne oder eiſerne, jedenſalls nicht lakirte oder emaillirte
Gefäße verwendet. Unmittelbar nach dem Durchpreſſen der Natronlauge iſt die Rohrleitung mit reinem Waſſer ebenfalls mit
der Druckpumpe ſo lange nachzuſpülen, bis dieſes ganz klar ausfließt und rothes Lakmuspapier nicht mehr blau färbt.
470

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3166

Nr. 2306
3. Bei Anwendung von atmosphäriſcher Luft als Druckmittel iſt der Oelfänger und Windkeſſel mindeſtens einmal im
Monat einer durchgreifenden Reinigung zu unterziehen. Iſt an dem Windkeſſel eine Vorrichtung angebracht, durch welche in
demſelben übergeriſſenes Schmieröl oder Bier abgelaſſen und die Beſchaffenheit der aus dem Windkeſſel ausſtrömenden Luft
beurtheilt werden kann (etwa ein dicht über dem Boden des Windkeſſels eingelaſſener Hahn), ſo genügt es, die Reinigung
des Windkeſſels alle 3 Monate vorzunehmen.
4. Vorſchriften über die Reinhaltung der Bierdruckvorrichtungen bei Verwendung von gasförmiger oder flüſſiger Kohlen=
ſäure
als Druckmittel werden je nach der Einrichtung bei der unter 1, Ziffer 8 zu erwirkenden Genehmigung von der Polizei=
behörde
ertheilt.
5. Ueber die Reinhaltung der Bierdruckvorrichtung hat deren Beſitzer ein Controlbuch zu führen, über deſſen Einrichtung
das Kreisamt zu beſtimmen hat.
6. Die Reinigung der Bierdruckvorrichtung iſt dem Wirth zwar ſelbſt überlaſſen, indeſſen iſt die Polizeibehörde befugt,
die Beſchaffenheit der Bierdruckvorrichtung einer fachmänniſchen Controle jederzeit zu unterwerfen. Wird hierbei die Bierdruck=
vorrichtung
in ordnungswidrigem Zuſtand befunden, ſo kann die Polizeibehörde die ordnungsmäßige Herrichtung auf Koſten
des Beſitzers anordnen.
III. Strafbeſtimmungen.
Zuwiderhandlungen gegen vorſtehende Vorſchriften werden, ſoweit ſie nicht unter die Reichsgeſetze vom 25. Juni 1887,
den Verkehr mit blei= und zinkhaltigen Gegenſtänden betreffend oder vom 14. Mai 1879, den Verkehr mit Nahrungsmitteln ꝛc.
betreffend, fallen, mit Geldſtrafe bis zu 30 é6 beſtraft. Bei wiederholten Zuwiderhandlungen kann dem Wirth die weitere
Benutzung der Bierdruckvorrichtung unterſagt werden.
IV. Schlußbeſtimmungen.
Die vorſtehenden Vorſchriften treten 3 Monate nach dem Tage der Bekanntmachung im Kreisblatt in Kraft.
Beſtehende Bierdruckvorrichtungen, welche in der einen oder andern Beziehung den vorſtehenden Vorſchriften nicht entſprechen,
müſſen bis dahin außer Gebrauch geſetzt oder vorſchriftsmäßig abgeändert ſein.
Das Reglement, den Gebrauch von Bierdruck=Apparaten betreffend, vom 1. September 1881 tritt mit dem Inkrafttreten
dieſer Vorſchriften außer Kraft.
Darmſtadt, den 10. September 1888.
110310
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.

E1
Rutgsgrriatugrs Grkonntuit.
Durch kriegsgerichtliches unterm 17. November 1888 beſtätigtes Erkenntniß
vom 10. November 1888 iſt der Garde=Oragoner Guſtav Ahrent der 5. Eska=
dron
1. Großherzoglich Heſſiſchen Dragoner=Regiments (Garde=Dragoner=Regiment)
Nr. 23, geboren am 14. Dezember 1866 in Fürſtenwalde, Kreis Lebus, in contu-
waciam
für fahnenflüchtig erklärt und in eine Geldſtrafe von Einhundertundſechzig
Mark verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 20. November 1888.
Gericht der Großherzoglich Heſſiſchen (25.) Diviſion.
(13326
Geffentliche Auforderung.
Zu dem Nachlaſſe der am 4. Oktober 1888 verſtorbenen Philippine End=
ner
, ledig, von Darmſtadt, ſind neben anderen Perſonen kraſt Geſetzes als Erben
beruſen: Georg Rühl und Karl Rühl, Söhne des Ludwig Rühl, Auguſt Endner
und Gottfried Endner, Söhne des Thomas Leonhard Endner von Darmſtadt, ſämmt=
lich
mit unbekanntem Aufenthalt, angeblich in Amerika abweſend.
Auf Antrag der Miterbin Joſeph Huber Ehefrau, Marie geb. Endner, zu
Darmſtadt werden dieſe vorgenannten Erbintereſſenten aufgefordert, bis ſpäteſtens
in dem Termin
Donnerstag den 7. Februar 1889, Vormittags 10 Uhr,
ſich über Antritt der Erbſchaft zu erklären, als ſonſt Ausſchlagung derſelben unter=
ſtellt
und ſolche den Miterben überlaſſen werden wird.
Darmſtadt, den 13. November 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Schäfer.
(3327

Bekanntmachung.
Das Verbringen eines Kompoſthaufens
von circa 400 Cubikmeter auf die ſtädt.
Schul= und Vorderwieſe, Gemarkung
Beſſungen, ſoll auf dem Wege der Sub=
miſſion
vergeben werden.
Uebernahmsluſtige wollen ihre Ange=
bote
, gehörig verſchloſſen und mit der
Aufſchrift Abfuhr von Wieſendünger
verſehen, bis längſtens

Montag den 26. d. Mts., Vormit=
tags
10 Uhr,
bei uns einreichen. Die Bedingungen
liegen im Stadthaus, Rheinſtraße, Zim=
mer
Nr. 13, während der Büreauſtunden
zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 20. November 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 118328

Dienstag den 27. November er.,
werden an unſeren Fourage=Scheunen
Eſchollbrückerſtraße Vormittags 9½
Uhr, Fußmehl, Hafer=Spreu, Heu= und
Stroh=Abfälle, Coaes, ausrangirte Inven=
tarien
und Säcke öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Großherzogl. Proviant=Amt
Darmſtadt. (3328a

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14

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62)

1

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8
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4
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113⁄₈
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8 Nauh =

1⁄₈

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[ ][  ][ ]

3167

Nr. 230

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[3330
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3168

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Nr. 230

3169

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herzogs
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3170

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Nr. 230
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[ ][  ][ ]

Nr. 250

l

ET

42,
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9-

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merſtraße
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zu vermiethen. Näheres in der Exp.

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3171

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Mk. 6.15,
Mk. 1.20. Mk. 2.60,
Mk. 4.10,
Mk. 8.-.
Carl Gaulé,
[13338
Großh. Hof=Spediteur.
Geſchäfts=Verlegung.
Meinen hieſigen Geſchäftsfreunden hiermit zur Nachricht, daß
ich meine Fabrik nebſt Comptoir nach meinem Neubau,
Alter Griesheimer Hog Hr. 25,
verlegt habe, während ſich meine Wohnung nach wie vor Schützen=
ſtraße
Nr. 8 befindet.
Geore.
w Göbel,
[13312
Maſchinenfabrikant.

Arratz

Feinster Reispnder 75 Pfg.,
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aus C. D. Wunderlich's Hoſparfümerie=
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Ludwigsplatz 2. 111559

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Zeugniſſe hat, durchaus anſtändig iſt und
längere Zeit in ein und derſelben Stelle
thätig war, wird in ein fein bürgerliches
Haus gegen guten Lohn geſucht; dieſelbe
hat auch Hausarbeit zu übernehmen. Vor=
ſtellung
zwiſchen 9-12 Uhr Vormittags.
Näheres durch die Expedition.
13268) Ein Mädchen, das ſelbſtſtän=
dig
kochen. kann u. Hausarbeit übernimmt,
ſogleich oder auf Weihnachten geſucht.
Wo? ſagt die Expedition.
Tüchtige Spengler und einen
Inſtallateur
ſucht
F. Ewald, (1331,
Ecke der Soder= und Wienerſtraße.

Carl ETgo,
Lahntechniker,
wohnt jetzt, 12978
Schütnonstr. 10, 2. 8t.

13339) Tüchtiger Fuhrknecht ge=
ſucht
Kiesſtraße 15.

Puppem
werden geſchminkt, frifirt und ge=
kleidet
.
(13039
E. Pfeifker, Mauerſtr. 9½.

gonton gosloht.
Hoher Verdensl.
Für den Verkauf ſehr ſolider Haus=
haltungsartikel
werden an allen größeren
und kleineren Plätzen des Deutſchen Reiches
Agenten gegen hohe Proviſion geſucht,
auch intelligente Frauen ſind nicht aus=
geſchloſſen
. Gute Referenzen erforderlich.
Gefl. ſchriftliche Anträge befördert unter
W. 4912 Rudolf hosss, Stuttgart.
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werden noch zum Friſiren angenommen.
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Friſuren bei billiger Bedienung.
Mauerſtraße F
H. Pfoiffer,
9½.

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E Näheres in der Exped. d. Bl. (3346

(uter Mittagstiſch im Abonnement Ju ſofort oder 1. Dez. geſucht 2 hübſch
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Zu er= Bahnhöfe. Fr. Off. m. Preisangabe unt.
[13840, A. L. 100 a. d. Exped. d. Bl. (13341

[ ][  ][ ]

3172
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Vr. Gieseche,
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Italiener bevorzugt. Meldungen an die
Exped. d. Bl. unter K. K.
[13343

Nr. 230
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i. d. Nähe d. Marienpl. od. Heidelbergerſtr.
Gefl. Off. gub R. S. a. d. Exp. d. Bl. erbeten.

Samstag den 24. November:
Metzelſuppe.
wozu freundlichſt einladet
[13345
Peter Lotr, Kaupſtraße 1.

Für eine 2. Glocke auf der Martinskirche
gingen weiter bei uns ein:
D. Borger 3 M. Renner 1 M. Ph. L. 2 M. J. Wilk 1 M. Ungenannt 5 M. Hallſtein
150 M. Harttmann 150 M. Burkhard Wittwe 1 M. Peter Stumpf l. 5 M. D. H.
5 M. Wittwe Horſt 3 M. P. Delp 3 M. Zimmermeiſter Schimmer 5 M. Ph. Vogel
4 M. G. Becker 150 M. Leonhard Schmitt 150 M. Chr. Liſt Wittwe 1 M. Seibert,
1 M. H. L. 1 M. Schaub, Zimmermeiſter 2 M. Höslein 5 M. Karl May, Schloſſer
2 M. Nikolaus Lotz, Rentner 200 M. Ungenannt 2 M. Kaspar Stumpf 2 M. Henning
Wittwe 8 M. H. Münch 1 M. Laubenſtein 1 M. Landwirth Ludwig Mößer Wittwe
15 M. Fr. Weber 1 M. Ungenannt 2 M. F. Pfeiffer Wittwe 2 M. Lehrer Eidmann
1 M. Dr. Leydheker 4 M. G. Braun 3 M. F. Engelhardt 2 M. K. Stengel 3 M.
A. Wunderlich 1 M. Eliſe Vogel 10 M. Heuſel 20 Pf. Wittwe Dechert 50 Pf. Stüber,
Schmied 50 Pf. Strauch 10 Pf. Bergauer 50 Pf. Schmidt, Hofkutſcher 1 M. Hohl
50 Pf. Mainzer 50 Pf. Th. Loos 20 Pf. L. Weiß 20 Pf. J. G. Haas 1 M. Andreß,
Glaſer 5 M. Eckhard 20 Pf. Gebelein 20 Pf. G. Donges 1 M. M. Simon 1 M.
(Fortſetzung folgt.)

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 23. November.
12. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Precioſa.
Schauſpiel mit Geſang und Tanz in 4 Akten
von Carl Maria v. Weber.
Don Francesco de Carcamo Herr Dalmonico.
Don Alonzo, ſein Sohn Herr Hacker.
Don Fernando de Azevedo Herr Knispel.
Donna Clara, ſeine Gattin Frl. Berl.
Don Eugenio, beider Sohn Herr Göbel.
Don Contreras, Lieutenant Herr Werner.
Donna Petronella, ſeine Braut Frl. Bernhardt.
Der Zigeunerhauptmann
Herr Mickler.
Viarda, die Higeunermutter Frl. Schütky.
Precioſa
Frl. v. Felden.
Lorenzo,
Herr Hartig.
Zebaſtian, ) Zigeuner
Herr Leib.
Pedro, ein Schloßvogt
Fabio, ein Gaſtwirt. Herr Reichhardt.
Ambroſio, ein Bauer.
Herr Schimmer.
Ein Bauer
Herr Klotz.
Diener des Don Carcamo Herr Knörzer.
41 Vedro Herr Butterweck, Ehrenmitglied, a. G
Anfang 7 Uhr. Ende nach ¼10 Uhr.

Sonntag, 25. November.
13. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabteilung.
Glaue Karten gültig.)
Die Zigennerin.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 15. bis 21. November 1888).
Geborene: Am 13. November: Dem Monteur Friedrich Karl
Barth. T. Charlotte Margaretha. Am 14.. Dem Bäckermeiſter
Johann Andreas Zimmermann, T. Eliſabethe Maria. Am 15.:
Ein unehelicher S. Karl. Am 17.: Dem Gärtner Adam Tracht,
T. Karoline Eliſabethe.
Auſgesole: Der Schloſſer Max Friedrich Hartuſch aus Jena
in Sachſen und Philippine Eberhardt, L. des Gärtners Eberhard
Otto Eberhardt dahier.
Eheſchlietzungen: Am 18. November: Der Ofenfabrikant Karl
Friedrich Chriſtian Alt dahier mit Karoline Louiſe Lehrian zu
Darmſtadt, T. des Landwirts Johann Jakob Lehrian zu Zwingenberg.
Geſtorbene: Am 16. November: Dem Bäckermeiſter Johann
Adam Müller, ein totgeb. S. Am 18.: Die Witwe des Fabrikauf=
ſehers
Anton Laub, Eliſabethe, geb. Lang. 69 J. 1 M. 9 T. alt.
Am 19.: Dem Bankbeamten Johann Georg Haak, S. Georg Richard,
5 J. 9 M. 18 T. alt. Dem Schuhmacher Friedrich Meiſinger, S.
Wilhelm, 9 M. 5 T. alt.
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Der Reichstag wurde geſtern Mittag mit
nachſtehender Thronrede des Kaiſers eröffnet:
Als Ich Sie beim Antritt Meiner Regierung zum erſtenmale
begrüßte, ſtanden Sie mit Mir unter dem Eindruck der ſchweren
Schickungen, welche Mein Haus und das Reich im Laufe des Jahres
erfahren. Der Schmerz über dieſe Verluſte wird bei dem lebenden
Geſchlechte nie ganz erlöſchen, aber er darf Mich nicht hindern, den
Anforderungen der Pflicht nach dem Vorbilde Meiner in Gott
ruhenden Vorgänger mannhaft und treu gerecht zu werden. Von
dieſem Pflichtgefühl getragen und das gleiche bei Ihnen voraus=
ſetzend
, entbiete Ich Ihnen bei Wiederaufnahme Unſerer gemein=
amen
Arbeiten Meinen Gruß und Willkommen.
Auf Meinen Reiſen, welche mich in verſchiedene Teile des
Reiches geführt, ſind Mir überall, ſowohl von Seiten der hohen
Bundesgenoſſen wie der Bevölkerung, die Beweiſe entgegengetreten,
daß die Fürſten und Völker Deutſchlands dem Reiche und ſeinen
Einrichtungen mit rückhaltloſem Vertrauen anhängen, in ihrer Einig=
keit
Bürgſchaft der Sicherheit finden. Aus ſolchen Kundgebungen
werden Sie mit gleicher Genugthuung wie Ich ſelbſt die Ueber=
zeugung
geſchöpft haben, daß die im Reiche verkörperte Einigkeit
tiefe, feſte Wurzeln im geſamten Volke geſchlagen hat. Es iſt Mir
ein Bedürfnis, der dankbaren Befriedigung hierüber auch an dieſer
Stelle Ausdruck zu geben.
Daß der Anſchluß der freien und Hanſeſtädte Hamburg und
Bremen an den Zollverband des Reiches nach ſchwierigen und
opferreichen Vorarbeiten nunmehr zur Ausführung gekommen iſt,
erfüllt Mich mit Genugthuung. Ich erblicke darin die ſegensvolle
Frucht Unſerer einmütigen Beſtrebungen. Mögen die Erwartungen,
welche ſich für das Reich und die beiden bedeutendſten Seehandels=
plätze
an die Erweiterung des Reichszollgebiets knüpfen, in vollem
Maße in Erfüllung gehen.

Die Regierung der ſchweizeriſchen Eidgenoſſenſchaft hat die
Reviſion des Handelsvertrags zwiſchen Deutſchland und der Schweiz
angeregt. Von dem Wunſche geleitet, das beſtehende freundnach=
barliche
Verhältnis der beiden Länder auch auf dem handelspolitt=
ſchen
Gebiete zu bethätigen und zu fördern, bin Ich dem Antrage
bereitwillig entgegengekommen. Die Verzandlungen wurden unter
Beteiligung der Vertreter der der Schweiz benachbarten Bundes
ſtaaten geführt. Das Ergebnis beſteht in der Zuſatzübereinkunft,
wodurch die vertragsmäßige Grundlage des beiderſeitigen Verkehrs
erweitert, der Austauſch der Erzeugniſſe der gewerblichen Arbeit
erleichtert wird. Die Uebereinkunft wird Ihnen nach erfolgter
Annahme durch den Bundesrat mit dem Antrage zugehen, derſelbe:
Ihre Zuſtimmung zu erteilen.
Der Haushalt fürs nächſte Rechnungsjahr wird unverweil
vorgelegt. Der Voranſchlag giebt ein Zeugnis der befriedigenden
Lage der Reichsfinanzen. Infolge der in den letzten Jahren ein
geführten Reformen im Gebiete der Hölle und Verbrauchsſteuert
laſſen ſich Mehreinnahmen erwarten. Auf Grund derſelben werden
nicht nur zur Erfüllung der unabweislichen Aufgaben des Reiche=
neue
Mittel bereitgeſtellt, ſondern können auch den Bundesſtaaten
erhöhte Ueberweiſungen für ihre Zwecke in Ausſicht geſtellt werden.
Mit Freude begrüße Ich die Anzeichen des Aufſchwungs auf ver=
ſchiedenen
Gebieten der wirtſchaftlichen Thätigkeit. Iſt auch der
auf der Landwirtſchaft laſtende Druck noch nicht gehoben, ſo erhoffe
Ich doch im Hinblicke auf die neuerdings eingetretene Möglichkeit
höherer Verwertung einzelner landwirtſchaftlicher Erzeugniſſe die,
Beſſerung auch dieſes wichtigſten Zweiges unſerer wirtſchaftlichen
Arbeit. Der bereits angekündigte Geſetzentwurf zur Regelung der
Erwerbs= und Wirtſchaftsgenoſſenſchaften wird Ihrer Beſchluß=
nahme
unterbreitet. Es iſt zu hoffen, daß die Zulaſſung der Ge=
noſſenſchaften
mit beſchränkter Haftpflicht, welche der Entwurf vor
ſchlägt, ſich auch für die Hebung des landwirtſchaftlichen Kredits
heilſam erweiſt. Einzelne bei der Krankenverſicherung hervorge=
tretene
Mängel bedürfen der geſetzlichen Abhilfe. Die erforderlichen
Vorarbeiten ſind ſo weit geföͤrdert, daß Ihnen im Laufe der Seſſion
vorausſichtlich entſprechende Vorlage gemacht werden kann. Als
teures Vermächtnis Meines in Gott ruhenden Großvaters habe
Ich die Aufgabe übernommen, die von Ihm begonnene ſoziale Ge=
ſetzgebung
fortzuführen. Ich gebe mich der Hoffnung nicht hin,
daß durch geſetzliche Maßnahmen die Not und das menſchliche Elend
ſich aus der Welt ſchaffen laſſen, aber ich erachte es doch als Auf=
gabe
der Staatsgewalt, auf Linderung der vorhandenen wirtſchaft=
lichen
Bedrängniſſe nach Kräften hinzuwirken, durch organiſche
ſEinrichtungen die Bethätigung der auf dem Boden des Chriſten=
tums
erwachſenden Nächſtenliebe als Pflicht der ſtaatlichen Ge=
ſamtheit
zur Anerkennung zu bringen. Die Schwierigkeiten, welche
ſich einer auf ſtaatliches Gebot geſtützten durchgreifenden Verſiche=
rung
aller Arbeiter gegen Gefahren und Altersinvalidität entgegen=
ſtellen
, ſind groß, aber mit Gottes Hilfe nicht unüberwindlich. Als
Frucht der umfänglichen Vorarbeiten wird Ihnen ein Geſetzentwurf
zugehen, welcher den gangbaren Weg zur Erreichung des Zieles,
vorſchlägt.
Unſere afrikaniſchen Anſiedlungen haben das Deutſche Reich

[ ][  ][ ]

Nr. 230
3173

an der Aufaabe beteiligt, jenen Weltteil für chriſtliche Geſittung zu
gewinnen; die uns befreundete Regierung Englands und ihr Par=
lament
haben vor 100 Jahren ſchon erkannt, daß die Erfüllung
dieſer Aufgabe mit der Bekämpfung des Negerhandels und der
Sklavenjagden zu beginnen hat. Ich habe deshalb eine Ver=
ſtändigung
zunächſt mit England geſucht und gefunden, deren In=
halt
und Zweck Ihnen mitgeteilt wird. An dieſelbe werden weitere
Verhandlungen mit anderen befreundeten beteiliaten Regierungen
und weitere Vorlagen für den Reichstag ſich knüpfen.
Unſere Beziehungen zu allen fremden Regierungen ſind friedlich,
und Meine Beſtrebungen unausgeſetzt dahin gerichtet, dieſen Frieden
zu befeſtigen. Unſer Bündnis mit Oeſterreich und Italien hat
keinen anderen Zweck. Die Leiden eines Krieges, ſelbſt eines ſieg=
reichen
, ohne Not über Deutſchland zu verhängen, würde Ich mit
Meinem chriſtlichen Glauben und den Pflichten, die Ich als Kaiſer
gegen das deutſche Volk übernommen, nicht verträglich finden. In
dieſer Ueberzeugung habe Ich als Meine Aufgabe angeſehen, bald
nach dem Regierungsantritt nicht nur Meine Bundesgenoſſen im
Reiche, ſondern auch die befreundeten zunächſt benachbarten Monarchen
perſönlich zu begrüßen und mit ihnen die Verſtändigung zu ſuchen
über die Erfüllung der Aufgabe, die Gott geſtellt, unſern Völkern
Frieden und Wohlfahrt zu ſichern, ſoweit dies von unſerem Willen
abhängt. Das Vertrauen, mit welchem Mir und Meiner Politik
an allen von Mir beſuchten Höfen entgegengekommen worden iſt,
berechtigt Mich zu der Hoffnung, daß Mir, Meinen Bundesgenoſſen
und Freunden mit Gottes Hilfe gelingen wird, Europa den Frieden
zu erhalten.
D. 8tg.
Der Großfürſt=Thronfolger von Rußland traf, von Kopen=
hagen
kommend, am 21. November abends 9 Uhr in Berlin ein,
wo er vom Kaiſer, dem Prinzen Heinrich, der Generalität, dem
Gouverneur und Kommandanten, den zum Ehrendienſt befohlenen
Offizieren und dem Perſonal der ruſſiſchen Botſchaft empfangen
wurde. Der Kaiſer und Prinz Heinrich trugen ruſſiſche Uniform,
der Großfürſt=Thronfolger die Uniform des 6. preußiſchen Huſaren=
Regiments. Nach herzlichſter Begrüßung ſchritten die hohen Herr=
ſchaften
die Front der vom Kaiſer Alexander Garde=Grenadier=
Regiment geſtellten Ehrenkompagnie ab, beſtiegen ſodann die Hof=
wagen
und begaben ſich, von einer Eskadron Gardes du Corps
eskortiert, nach der ruſſiſchen Botſchaft.
Der dem Bundesrate vorgelegte Geſetzentwurf über die Vor=
arbeiten
für das Kaiſer Wilhelm=Denkmal lautet:
Wir Wilhelm von Gottes Gnaden deutſcher Kaiſer, König von
Preußen u. ſ. w. verordnen im Namen des Reiches, nach erfolgter
Zuſtimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: Zu
einer Preisbewerbung für das Sr. Majeſtät dem hochſeligen Kaiſer
Wilhelm 1. dem Gründer des Reiches, zu errichtende Denkmal
wird eine Summe von 100 006 M. zur Verfügung geſtellt. Der
Reichskanzler wird ermächtigt, dieſen Betrag aus den bereiten
Mitteln der Reichs=Hauptkaſſe zu entnehmen.
In der Denkſchrift zur Vorlage betreffend die Errichtung eines
Denkmals für Kaiſer Wilhelm L. wird bemerkt, daß als Platz für
die Aufſtellung nur der große Straßenzug vom königlichen Schloſſe
unter den Linden nach dem Tiergarten in betracht kommen könne.
Die Friſt für Einreichung von Entwürfen iſt auf neun Monate
feſtgeſetzt. Es ſind neun Preiſe im Betrage von 100 000 Mark
ausgeſetzt.
Der Elſaß=Lothringenſchen Landeszeitung= zufolge reduziert
ſich der von franzöſiſchen Blättern berichtete Zwiſchenfall in Avri=
court
darauf, daß ein franzöſiſcher Bahnhofs=Bedienſteter am 18.
d. M. in Deutſch=Avricourt wegen nächtlichen Felddiebſtahls auf
deutſchem Gebiete verhaftet und am 20. wieder freigelaſſen wor=
den
ſei.
Schweiz. Die Interpellation im Büricher und Thurgauer
großen Rat über das die politiſche Polizei betreffende bundesrät=
liche
Kreisſchreiben wurde gleichlautend damit beantwortet, dasſelbe
betreffe nur fremde Anarchiſten, Agenten und Spione, und die
Volizei habe demgemäß Weiſungen empfangen. Die Fremden=
polizei
ſer durch ein Bundesgeſetz zu regeln.
Heſterreich=Angarn. Das ungariſche Oberhaus nahm am 2l.
die Konvertierungsvorlage ohne Debatte an.
Im Finanzausſchuß des kroatiſchen Landtages wurde jüngſt
die Einführung der maghariſchen Sprache als nichtobligatoriſcher
Lehrgegenſtand in den Mittelſchulen in Erwägung gezogen. Man
kam ſchließlich zur Ueberzeugung, daß die maghariſche Sprache
wegen Mangels an Lehrkräften gegenwärtig nicht eingeführt wer=
den
könne, dagegen wurde allſeits die Notwendigkeit einer beſſeren
Pflege der deutſchen Sprache hervorgehoben.
Rrankreich. Am 21. erſchien in Paris die von Numa Gillh
verfaßte Brochüre mit ſtarken Angriffen gegen verſchiedene Depu=
tierte
. Der Figaror bringt bereits Auszüge aus der Brochüre,
welche Briefe und Aktenſtücke betr. die Abg. Rouvier, Andrieux,
Lalande, Bayhout, Blatin und Salis enthalten.
Die erfolgte Ausweiſung zweier franzöſiſcher Journaliſten aus
Berlin erregte in Paris anfangs den Glauben, ſämtliche franzöſiſche
Berichterſtatter ſeien ausgewieſen worden, da in den verſchiedenen
Departements nicht weniger als 31 Blätter lakoniſch angezeigt!

hatten, ihr' Berliner Korreſpondent ſei ausgewieſen worden.
Selbſt die Pariſer Börſe war vorübergehend beeinflußt worden.
England. Das Unterhaus verwarf am 21. mit 830 gegen 246
Stimmen Gladſtone's Amendement betreffend die iriſchen Pacht=
zinſenrückſtände
und nahm in erſter Leſung die iriſche Pachtgüter=
ankaufsbill
an.
In der Sitzung der Parnellkommiſſion vom A. verhängte der
Präſident eine Geldſtrafe von 500 Pfund Sterling gegen Edward
Harrington, den nationaliſtiſchen Deputierten für Kerry, wegen
eines in der in Kerry erſcheinenden Zeitung Sentinel: veröffent=
lichten
Artikels, welcher eine ſchwere Beleidigung gegen den Ge=
richtshof
enthielt. Der Artikel, auf welchen der Generalprokurator
geſtern hingewieſen hatte, führte aus. daß der Gerichtshof nur eine
Kreatur der Regierung und der Times= ſei. Harrington erklärte
auf Befragen des Präſidenten, er übernehme die Verantwortung
für den Artikel.
Italien. Die Abgeordnetenkammer nahm am 21. mit 164 gegen
58 Stimmen die Regierungsvorlage betr. die Reform des Geſetzes
über die öffentliche Sicherheit an.
Hpanien. Die amtliche Gacetal veröffentlichte am 21. die
Ernennungen Mazo's zum Botſchafter am Quirinal und Albareda's
zum Botſchafter in London.
Rutzland. Die Ernennung des Generallieutenants Hermann
Pancker (vom Ingenieurcorps) zum Miniſter für Wege und Ver=
kehrsanſtalten
wurde am 21. veröffentlicht.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 23. November.
Mit Genehmigung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs iſt
an die Stände des Großherzogtums ein Geſetzentwurf gelangt, die
Abänderung des Geſetzes vom 23. April 1815 über den Mißbrauch
der geiſtlichen Amtsgewalt betreffend.
Stadtverordnetenverſammlung. Für geſtern Nachmittag 4 Uhr
war, hauptſächlich wegen der dringend nötigen Beſeitigung der
Raumnot in der Techniſchen Hochſchule und wegen Konvertierung
der 4 procentigen Anleihen in eine 3¼ procentige Schuld eine dring=
liche
Sitzung anberaumt worden. Beide Gegenſtände wurden in
geheimer Sitzung verhandelt und blieben für die öffentliche Sitzung
nur die nachſtehenden, weniger allgemeines Intereſſe bietenden
Gegenſtände übrig.
Ein Geſuch um Dispenſation von 8 32. Abſatz 6 der Bau=
polizeiordnung
(Kiesſtraße) wurde nach den Vorſchlägen der Hoch=
baukommiſſion
abgelehnt. Der Darmſtädter Aktienziegelei waren
kürzlich einige Grabenparzellen zum Teil pachtweiſe, zum Teil ver=
käuflich
überlaſſen worden und hatte man für die verkauften Par=
zellen
einen Preis von 1 M. pro Quadratmeter feſtgeſetzt. Die
Direktion der Aktienziegelei teilt nun mit, daß ſie von anderen
Eigentümern den Quadratmeter zu 32 beziehungsweiſe 56 Pf. er=
halten
habe und bittet um Reduktion des ſtädtiſcher Seits feſtge=
ſtellten
Preiſes. Man entſpricht dieſem Anſinnen und ſetzt nach=
träglich
den Preis auf 56 Pfg. feſt. Ein Kaufvertrag mit der
Firma Gantſch in Neunkirchen wird genehmigt und der genannten
Firma eine Partie Stammholz zu M. per Cbm. überlaſſen.
Ein Accord wegen Holzhauerei im Oberwald mit einem Konſortium
von Roßdörfer Arbeitern wurde gutgeheißen.
Für Regulierungen der Darmſtraße werden die erforderlichen
Mittel bewilligt, namentlich für Geländeankauf ca. 3200 M. und
für Herſtellung einer Einfriedigung ꝛc. rund 700 M. Ein Geſuch
Um Abtretung ſtädtiſchen Geländes in der Darmſtraße wird ab=
ſchläglich
beſchieden. Ueber eine bevorſtehende Regulierung der Eich=
bergſtraße
referierte Herr Schmeel; er teilte mit, daß Stadtverord=
neter
Mayer trotzdem er nicht Angrenzer ſei und durchaus keine
Verpflichtung hierzu habe bereit ſei, dasſelbe zu 70 Pf. pro Quadrat=
meter
abzutreten. Die Verſammlung iſt hiermit einverſtanden. Ueber
ein Baugeſuch für den Gräfenhäuſer Weg außerhalb des Bebauungs=
planes
verbreitete ſich Herr Heinrich Müller. Dasſelbe wird den
Vorſchlägen der Baukommiſſion entſprechend nicht genehmigt.
Für die Entwäſſerung des Platzes zwiſchen der Stadtkirche und
dem Pfandhausneubau in der Kirchſtraße wird ein Kredit von
900 M. verwilligt. Die Entwäſſerung wird im Frühjahr zur Aus=
führung
kommen und ſoll dem Uebernehmer des Pfandhausbaues
Herrn P. Wagner übertragen werden. - Zum Schluß der öffent=
lichen
Sitzung wurde ein Vertrag wegen mietweiſer Ueberlaſſung
von Lagerplätzen zunächſt dem ſtädtiſchen Viehhofe genehmigt.
An den auf Erſuchen von den Bundesregierungen mit Ge=
nehmigung
bes Kaiſers ſtattgehabten vertraulichen Beſprechungen
in Bezug auf die Vorarbeiten für das Nationaldenkmal Kaiſer
Wilhelms I. hat aus Heſſen Geh. Baurat Wagner, Profeſſor an
der techn. Hochſchule, teilgenommen.
Die Aufſtellung der 4 Statuen an dem neuen Realſchulge=
bäude
wurde Herrn Maurermeiſter Möſer übertragen und von
demſelben in beſter Weiſe ausgefuhrt
Der Kirchengeſangverein zu Beſſungen beabſichtigt= am nächſten
Sonntag den 25. d. M. in der Kirche daſelbſt ein Kirchen=Konzert
zum Beſten des Beſſunger Frauenvereins für Armen=und Kranken=
471

[ ][  ]

3174
Nr. 231

pflege zu geben, hat dasſelbe aber, namentlich auch mit Rückſicht
auf die am nächſten Sonntag am Abend in der Stadtkirche ſtatt=
findende
Todenfeſtfeier auf den 2. Adventſonntag (den 9. Dezember
d. J.) verſchoben.
Ueber das Cölner Konſervatorinms=Streichquartett, das dem=
nächſt
auch hier ein Konzert veranſtaltet, ſchreibt die Crefelder
Heitung! vom 10. November d. J.: Das Cölner Streich=Quartett
Holländer verſammelte geſtern Abend die Getreuen der edlen Kam=
mermuſik
, um ſeinen feſtgegründeten Ruhm und weiten Ruf in einer
ganz prächtigen Aufführung von Werken von Brahms, Mozart und
Beethoven auch in unſerer Stadt zu dokumentieren. Die künſtle=
riſche
Bedeutung dieſes Quartetts macht der Einzelwert der ihm
angehörigen Muſiker in der Hauptſache nicht aus. Es verſteht ſich
von ſelbſt, daß die Träger von in der muſikaliſchen Welt berühmten
Namen, ein jeder für ſich, ausgezeichnetes leiſten. Aber in der Art,
in welcher die vier Mitglieder es verſtehen, die Summe ihres
Könnens zuſammenfließen zu laſſen in einen einzigen Strom, auf
deſſen Tonwellen die ſtolzen Bauwerke der Komponiſten ihre maje=
ſtätiſchen
Furchen ziehen, liegt der Gewinn, welcher der Kunſt aus
dieſer Vereinigung erwächſt. Die Meiſterſchaft des Einzelnen tritt
zurück und geht in der Geſamtheit auf, eine Fülle von Wohllaut
entſtrömt dieſem Tonkörper, deſſen viergliedriger Organismus in
vollendeter Weiſe funktioniert u. ſ. w.
* Kleine Mitteilungen. Aus der Anſtalt in Gräfen=
hauſen
ſind zwei daſelbſt untergebrachte 13jährige Bürſchchen
entwichen. Einem Wirt in der Obergaſſe wurden mehrere
Fenſterſcheiben zertrümmert.
Eine Kellner in in der
Schloßgaſſe ließ ſich von einem in derſelben Wirtſchaft bedienſteten
Mädchen ein Kleid geben und entfernte ſich damit heimlich von
hier. - Auf Veranlaſſung des hieſigen Polizeiamts wurde geſtern
mit dem Anbringen der Käſten für die Kontroluhren der
Nachtſchutzleute begonnen. - Ein Steinhauergeſelle, welcher
auf den Namen ſeines kürzlich verſtorbenen Meiſters bei verſchie=
denen
Kunden in betrügeriſcher Weiſe Geldbeträge einkaſſierte,
wurde zur Anzeige gebracht.
Arheilgen, 21. November. Durch den Wegzug einer Familie
hat ſich die hieſige israelitiſche Gemeinde auf 6 Familien
reduziert. - In dem Gemeindevoranſchlag für 1889,90
wurden die Koͤſten für Anlage und Unterhaltung der Straßenbe=
leuchtung
und einer Brückenwage vorgeſehen. - Im Laufe dieſer
Woche ſindet hier wie alljährlich um dieſe Zeit eine Sammlung
von Naturalien zu Gunſten des Diakoniſſenhauſes in
Darmſtadt und hieſiger Ortsarmen ſtatt, die gewiß in Anbetracht
der diesjährigen günſtigen Ernteerträgniſſe recht reich ausfallen
wird. Der hieſige Frauenverein, der das ganze Jahr hin=
durch
die Geldbeiträge ſeiner Mitglieder ſammelt, wird demnächſt
dieſelben in paſſende Weihnachtsgeſchenke für beſonders Arme der
Gemeinde umſetzen. Einen erheblichen Beitrag wurde dem Verein
dieſer Tage dadurch zuteil, daß ein Darmſtädter Manufakturwaaren=
Geſchäft ihm eine große Anzahl von Stoffreſten, geeignet zu Schürzen,
Kleidchen, Unterröcken ꝛc., unentgeltlich zuſandte, was hiermit dankend
anerkannt werden ſoll.
J. Mainz, 21. November. Von geſtern Abend bis heute zum
Mittag tobte über der hieſigen Gegend ein äußerſt heftiger
Weſtſturm, der an iſoliert ſtehenden Gebäuden und Baumpflanz=
ungen
vielfach erheblichen Schaden anrichtete. Beſonders heftig
tobte der Sturm geſtern gegen Abend, um welche Zeit durch den=
ſelben
auf dem Rhein mehrere Fahrzeuge in große Gefahr gebracht
wurden.
Kommendes Frühjahr wird hier mit dem Bau von zwei neuen
katholiſchen Kirchen begonnen werden. Neben einer großen Kirche,
wozu die Mittel durch eine Lotterie beſchafft wurden, wird auch eine
kleinere Kirche in der Neuſtadt unfern dem Rheine erbaut, deren
Baukoſten durch Privatſammlungen aufgebracht werden.
8t. Frankfurt, 22. Novbr. Die jüngſte Operetten=Novität
unſeres Schauſpielhauſes, Triebel's Zaunkönig=, hat recht gefallen.
Die Muſik iſt friſch und originell, wenn auch nicht immer Original;
im Gegenteil ſcheinen oftmals Strauß, Lecog und andere den Me=
lodien
zu Gevatter geſtanden zu haben.
Baden=Baden, 20. November. Sicherſtellung der Rennen.
Man wird ſich noch erinnern, daß die diesjährigen internationalen
Rennen noch zum großen Teil von den Erträgniſſen der 1887e,
Badener Lotterie dotiert worden ſind (30000 M.) und daß die
Frage aufgeworfen wurde, auf welchem Wege die Rennen künftig=
hin
uns erhalten werden ſollen. Dieſe für die weltberühmte Bäder=
ſtadt
ſo hochwichtige Frage beſchäftigte heute eine unter dem Vor=
ſitze
des Oberbürgermeiſters Gönner ſtattgehabte Verſammlung
hieſiger Intereſſentenkreiſe. Man verkannte nicht den ungeheuren
Wert der Iffezheimer Rennen, andererſeits ſtellten ſich zur Be=
ſchaffung
der Geldmittel nicht wenig Schwierigkeiten in den Weg,
da der internationale Klub das hübſche Sümmchen von 50000 M.
jährlich als Zuſchuß beanſprucht. Die heutige Verſammlung hatte
immerhin das Ergebnis, daß unter gewiſſen Vorausſetzungen die
Rennen auf 5 Jahre vorläufig geſichert werden. Die Intereſſenten
verpflichten ſich für genannten Zeitpunkt jährlich 10000 M. beizu=
tragen
, während 30000 M. aus den Erträgniſſen der Kurtaxen=

einnahmen und 10000 M. aus der Stadtkaſſe jährlich geleiſtet
werden. Selbſtverſtändlich unterliegen die Feſtſetzungen, ſoweit ſie
die Gemeindeverwaltung treffen, der Zuſtimmung der zuſtändigen
Behörden.
F. J.
Verlin, 20. Nov. Der Beſuch, den der Kaiſer Wilhelm und
die Kaiſerin Friedrich am Donnerstag der vorigen Woche dem
Atelier des Prof. Reinhold Begas abſtatteten, galt in erſter Linie
der Errichtung des Mauſoleums an der Friedenskirche zu
Potsdam. Sowohl die durch Vrof. J. Raſchdorff vorgelegten
Bauzeichnungen als auch die von Prof. R. Begas entworfene Mo=
dellfkizze
zu dem Grabdenkmal Friedrichs III. erhielten die Billig=
ung
und Genehmigung. Das Grabdenkmal Kaiſer Friedrichs wird
inmitten des Rundbaues ſeine Stätte finden. Prof. Begas hat bei
der trefflich ausgeführten Thonſkizze des Grabmals mit Recht den
Hauptnachdruck auf die feine Charakteriſierung der ruhenden Geſtalt
des entſchlafenen Kaiſers gelegt, - in jeder Linie dieſes auf dem
Sarkophag zur ewigen Ruhe ausgeſtreckten ritterlichen Kaiſerbildes
kommt die Seelengröße des klagelos Duldenden zum ergreifenden
Ausdruck. Auf dem Feldmantel, welcher den Helden in mancher
ſchweren Kriegsnacht umhüllte, iſt er hier gebettet worden: er trägt
den Waffenrock ſeiner Garde=Cuiraſſiere, der metallene Cuiraß um=
chließt
ſeine Bruſt, die Kette des Roten Adlerordens wird auf der=
ſelben
ſichtbar, im linken Arm ruht der Pallaſch und die Hände
ſind leicht auf der Bruſt gekreuzt; der Lorbeerkranz von Wörth,
jenes bedeutſame, dem großen Sieger ſo wertvolle Ruhmeszeichen,
welches ihm die Hand der Gattin mit in den Sarg gab, ſchmückt
auch auf dieſem Grabmal Kaiſer Friedrichs Heldenbruſt. Der
kaiſerliche Hermelin, welcher in mächtigen Falten über das Fußende
des Sarkophags herabfällt, iſt ſchützend über die Füße des dahin=
geſchiedenen
Herrſchers gebreitet. Das geſamte Denkmal - der den
Sarg umſchließende Sarkophag ſowie die auf ihm ruhende Geſtalt
des Herrſchers - wird aus dem edelſten carrariſchen Marmor ge=
bildet
werden.
Verlin, 21. November. Die Nordd. Allg. 8ta.- meldet: Die
Kaiſerin Auguſta hat dem Seminar für orientaliſche Sprachen
in Berlin eine aus einem bedeutenden jährlichen Einkommen be=
ſtehende
Schenkung zugewendet, welche der Beſtimmung der aller=
höchſten
Spenderin gemäß für die ſchriftſtelleriſchen Arbeiten des
Seminars verwendet werden ſoll.
Wien, 2. November. Der gegenwärtig in Oeſterreich=Ungarn
auf Gaſtſpielreiſen begriffenen franzöſiſchen Schauſpielerin Sarah
Bernhardt wird von den Steuerbehörden eine für die geldbedürf=
tige
Dame recht fatale Aufmerkſamkeit geſchenkt. In Wien hatte
Sarah Bernhardt über 1000 fl. Steuer zu entrichten, in Peſt wur=
den
ihr über 500 fl. abgenommen. Außerdem mußte ſie in Peſt für
ihre vier Schoßhündchen vier Hundemarken 5 fl. löſen.
Paris, 21. November. Die Leiche der Mme. Villeroh, deren
Selbſtmord wir bereis meldeten, wurde Montag früh in der Nähe
von Bougival aufgefunden und nach dem Hotel Mitrecey gebracht,
wo Herr Villeroh ſeit dem Unglücksfall wohnt. Die Summe von
10000 Frs., die für Auffindung des Leichnams ausgeſetzt waren,
wird unter 7 Perſonen verteilt.
Singapore. Zur Auffindung der Leiche des auf ſo rätſelhafte
Weiſe verunglückten Landgrafen von Heſſen haben am 16. Okt.
einige der Begleiter des Verſtorbenen nebſt dem Hauptmann Sachs
vom hieſigen deutſchen Konſulat mit einem kleinen Dampfer eine
auf etwa 14 Tage berechnete Fahrt angetreten um wo möglich den
Leichnam aufzufinden; ebenſo hat die holländiſcheindiſche Regierung
ein Kanonenboot zu gleichem Zweck nach der Bankaſtraße entſandt.
Irgend ein Erfolg aber würde faſt einem Wunder gleichkommen.

Litterariſches.
Die Deutſche Roman=Bibliothek (Stuttgart, Deutſche Ver=
lags
=Anſtalt, deren jüngſt abgeſchloſſener Jahrgang eine Fülle von
Romanen erſten Ranges brachte, eröffnet ihren neueſten, ſieben=
zehnten
, wieder mit zwei Werken, deren erſte Kapitel außerordent=
lich
vielverſprechend ſind. Eine dem modernen Leben ganz vorzüg=
lich
abgelauſchte Erſcheinung iſt Ernſt Eckſteins -Camillav. Abſon=
derlicher
in ihrer ungariſchen Eigenart, aber nichts deſtoweniger
von überzeugendſter Echtheit ſind die Geſtalten in Robert Burs
Weg zum Glückr.
An dieſe beiden großen Romane reihen ſich
amüſante und unterhaltende kleine Artikel in bunter Abwechslung.
ſowie eine Auswahl des Beſten aus der Lhrik der Gegenwart.

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Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme bei dem
uns ſo ſchwer betroffenen Verluſte und für die Begleitung zur
letzten Ruheſtätte ſagen wir Allen unſern herzlichſten, tiefge=
ſühlten
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Familie Beck.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.