Darmstädter Tagblatt 1888


30. August 1888

[  ][ ]

FEEUuUUTL1
EGuLude

Abonnementspreis
viertelRhrlich 1 Mark 50 Pf. und.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſikmtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf
pro Qnartal incl. Poftaufſchlag

151. Jaßrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr 22½
i Beſſungen von Friedr. Böößer
Holzſtraße Nr. 12. ſowie auswürtz
von allen Annonemn=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanutmachungen des Großh. Freigamts, des Großh. Polizgezomts und ſämmtlicher Behörden.
DonnerLtag den 30. Auguſt.
86 169
1888.

Bekanntmachung.
Die Grummetgras=Verſteigerung auf
der ſtädtiſchen Pallaswieſe findet
Montag den 3. September l. Js.,
von Nachmittags 2 Uhr ab,
an Ort und Stelle ſtatt.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[9544
Ohly.
Aufforderung.
Forderungen und ſonſtige Anſprüche
an den Nachlaß des am 1. d. Mts. da=
hier
verſtorbenen Ober=Poſtdirections=
Secretärs Eduard Hofmann ſind bin=
nen
14 Tagen bei uns anzumelden, widri=
genfalls
ſolche bei Ordnung des Nach=
laſſes
unberückſichtigt bleiben.
Darmſtadt, 23. Auguſt 1888.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann.
(9545

Konkursverfahren.
Das Konkursverfahren über das Ver=
mögen
des Kaufmanns Heinrich Kern/
Zu Darmſtadt wird nach erfolgter Abhal=
lung
des Schlußtermins hierdurch auf=
gehoben
.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1888.
Großherzogliches Amtsgericht I.
(9638
Dr. Berchelmann.
Fundſtücke.
Die vom 1. Ottober v. J3. bis ein=
ſchließlich
Juni d. Js. im Bereiche der
Main=Neckar=Bahn aufgefundenen herren
loſen Gegenſtände ſollen noch Ablauf von
4 Wochen öffentlich verſteigert werden.
Etwaige Eigenthumsanſprüche ſind vorher
bei unſerem Fundbüreau dahier anzu=
melden
, woſelbſt auch das Verzeichniß der
Jundſtülcke eingeſehen werden kann.
22
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1888. H
Die Direction der Main=Neckar=Bahn.

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Wohnung, beſt. aus einem größeren Zimmer,
2 Kabin., Küche u. denſelben Bequemlichk.
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rade
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mittlerer Stock: 5 Zimmer mit Balkon,
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9046) Grafenſtr. 31, 2 Treppen, ein
möblirtes Zimmer.
9243) Wilhelminenſtr. 3, 1. Stock,
1 gr. Zimmer, hübſch möbl., mit oder
ohne Penſion zu vermiethen.
9244) Caſinoſtraße 1 eine Treppe,
ein nett möblirtes Zimmer nach der
Straße, den 15. September zu beziehen.
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möbl. Zimmer mit ſeparatem Eingang,
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, mit und ohne Penſion, per ſofort
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Zimmer zu vermiethen.
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gut möbl. Zimmer (einzeln) zu verm.
9655) Mühlſtr. 31 im 1. Stock ein
neu möbl. Zimmer zu 12 M. monatlich.
9656) Schulſtraße 9 ein ſchön möbl.
Zimmer zu vermiethen.
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9658) Bleichſtraße 28 parterre ein
gut moͤbl. Zimmer zu vermiethen.
9659) Saalbauftr. 17. 1 St. h., ein
großes elegant möbl. Zimmer ſof. 3. verm.

Nr. 169
Saalbau Darmstadl.
Donnerstag den 30. Auguſt 1886:
Gossos (aosGnl8ds.)ulldr-ConGGb,
ausgeführt von der
Kapelle des 1. Großh. Heſſ. Inf.=CLeibgarde=Regiments Nr. 115,
unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Wilh. Hilge.
Beſonders gewähltes Programm.
Aufführung des großen Schlachtpotpourri's, Erinnerung an die
Kriegsjahre 1870-71, von H. Saro, mit der ganzen Kapelle und
den Spielleuten des Regiments, während der Schlachtmuſik Gewehr=
feuer
von einer Abtheilung Gardiſten. Zum Schluß: Bengaliſche
Beleuchtung und Feuerwerk.
19660
Anfang 7½ Uhr.
Entritt 50 Pfg.

Aittherlung.

G
H

Meinen hochverehrten Kunden erlaube mir hierdurch ergebenſt mitzu=
theilen
, daß ich das Elumen- und Pſanzengeschäft, obere
Rheinſtraße Nr. 3. unter der Firma B. G. Roth zum Alleinbetrieb
von meinem Vater übernommen habe und werde ich ſtets bemüht ſein, das
uns bisher in vollſtem Maße geſchenkte Vertrauen durch reellſte und
pünktlichſte Bedienung mir auch ferner zu erhalten.
Hochachtungsvoll

Georg Roth.

Am 1. Soptember beginnt das noue Schuljahr unserer
LGGRG-UAASGIII8.
Anmeldungen werdon Riedeselstr. 46, 3. Gtock,
(9509
entgogengenommen. - Prospokte daselbst.
Bortha Hauror. Imalie Schaodol. Minna Schloiormachor.

Hierdurch beehre ich mich ergebenſt anzuzeigen, daß die regelmäßigen
Ge größeren Zuſendungen von
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Stück= und gewaſchenen Nußkohlen,
Anthracitkohlen für amerikauiſche Oefen,
Stein= und Braunkohlen=Briquettes
H
5
T ſeit einiger Zeit bereits begonnen haben und erlaube mir meine verehrlichen
2.
2 Abnehmer zur Aufgabe ihrer gefl. Beſtellungen unter Zuſicherung ſtreng reeller
5 Bedienung bei möglichſt niedrig geſtellten Preiſen ergebenſt einzuladen. (8238
Cr-

2

5

4
G. Sohnoider, Holz= K Kohlenhandlung

105)
Dr. Kochs' Floisch-Popton.
Dr. Kochs Popton-Bouillon.
Dr. Kochs Pepton-Biscuits.
Vorräthig in Darmstadt bei Georg Visl, C. Matzinger, Wilh.
Weber, Goorg Liebig Sohn und bei Ludw. Mesp.
In Reinheim bei Jul. Seriba, Apotheker.
(4255

[ ][  ][ ] AN

9662) Mädchen vom Lande, welche
gedient haben, kann ich den geehrten Herr=
ſchaften
zu Michaeli empfehlen. Stellen=
büreau
Frau Neßling, Marktplatz 7.
9663) Tüchtige Mädchen kann ich
den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Stellenb. Röſe, Schützenſtr. 14 part.

9664) Eine tüchtige Köchin empfiehlt
ſich zu Geſellſchaften, Kirchweihen, Hoch=
zeiten
, auch tagweiſe. Stellenbüreau
Röſe, Schützenſtraße 14 part.
9665) Ein älteres Mädchen, das
einem Haushalt vorſtehen kann, auch im
Vorleſen gewandt, ſucht Stelle bei einem
älteren Herrn. Näh. Kiesſtr. 18.

9666) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Kl. Ochſengaſſe 9 Hinterbau, 1 Tr.
9667) Eine Diener, 28 J., verh., mit
gut. Zeugn., ſucht Stelle. Näh. Exped.

9668) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Geiſtberg 4.

9567) Nach Bensheim wird für
Michaelis oder früher in einen kleinen
feinen Haushalt ein ſolides, reinliches mit
guten Zeugniſſen verſehenes
Mädchen
gegen guten Lohn geſucht, welches ſelbſt=
ſtändig
kochen kann und mit einem Haus=
mädchen
die Hausarbeiten beſorgt.
Zu erfragen auf der Exped. d. Bl.
9669) Mädchen, welche kochen können
und gute Zeugniſſe beſitzen, erhalten gute
Stellen hier und auswärts.
Frau Neßling, Marktplatz 7, im Hauſe
des Herrn Gräff.
Kräftige Jungen u. reinliche
junge Mädchen
für die Chocoladenfabrik geſucht. (9621
Wehner & Cahr.
9670) Eine reinliche Lauffrau
ins neue Stadtviertel geſucht. Zu er=
fragen
Heidelbergerſtraße 3.
9671) Müdchen v. 14-16 Jahr. für
Vorm. zu ein. Kinde geſ. Heinrichſtr. 25 111

9568) Braves, kräftiges Dienſtmäd=
chen
auf Michaeli geſucht. Stiftsſtr. 52.
Frau Kirchenrath Ritſert.
9569) Lehrmädchen
Ur ein feineres Putz= u. Modewaaren=
Geſchäft geſucht. Wo? ſagt die Exped.
9620) Ein in Küche und Hausarbeit
erfahrenes Müdchen mit guten Zeugn.
Zu einer einzelnen Dame geſucht.
Näheres Beckſtraße 8.

Nr. 169
9672) Ich ſuche ſogleich ein ſolides,
geſundes Mädchen,
das die beſſere Küche verſteht, etwas Haus=
arbeit
übernimmt und gute Zeugniſſe hat,
auch bereits in größerer Haushaltung war.
Anmeldungen vorerſt brieflich.
Frau Rieger, Alsbach a. d. B.
9673) Suche für ſofort ein reinliches,
fleißiges Dienſtmädchen.
H. Schulz, Eliſabethenſtr. 12.
9288) Lehrmädchen geſucht.
Frau de Waal, Confection.

9674) Per 15. September ſuche einen
ordentlichen ſtadtkundigen
jungen Mann
als Hausburſche.
Es wollen ſich nur ſolche melden,
welche ſchon in Geſchäften ähnliche Stel=
lung
einnahmen und gute Zeugniſſe auf=
zuweiſen
haben.
H. Lerch,
Ernſt=Ludwigsſtraße 1.
Zwei geſchickte Schloſſer
auf Blecharbeit, ſowie zwei junge kräftige
Taglöhner finden ſofort dauernde Arbeit
bei
Carl Schenek,
Waagenfabrik. (9675
9529) Zum ſofortigen Eintritt in
ein Agenturgeſchäft wird
oln tüchtger Commis
geſucht. Reflectannten wollen ihre Offerten
mit Angabe von Referenzen und Gehalts=
anſprüchen
unter E. 9492 an die Exped.
d. Bl. einſenden.
9676) Eintüchtiger Wagner.
der im Rad= und Geſtellmachen erfahren
und vom Kaſtenmachen etwas verſteht,
indet dauernde Stelle.
Chr. Hlepper, Wagnermeiſter,
Schloßgartenſtraße 11.
Mehrere Jungen
und einige kräftige Taglöhner finden
dauernde Beſchäftigung bei
9382) Gebrüder Röder.
9590) Steinhauer ſucht
Adam Petri, Darmſtadt.

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nebeneinander mit einem Eckplatze geſucht.
Näheres in der Exped. d. Bl.
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(rothe Karten) abzugeben.
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150 R.
Waſſerwärme Vorm. 8 Uhr 15½ R.
Woogpolizeiwache.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Shnaaoge).
Samstag den 1. September,
verbunden mit
Vorfeier des Sedantages.
Vorabendgottesdienſt um 6 Uhr 15 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr - Min.
Feſt=Predigt um 8 Uhr 45 Min.
Sabbathausgang um 7 Uhr 35 Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
3r. Reltgionsgeſellſchaft.
Samstag. 1. Sept.: Vorabend 6 Uhr 10 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 7 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt:Von Sonntag 2. Sept. an:
Morgens 5 Uhr-Min.
Nachm. 6 Uhr - Min.
WB. Mittwoch den 5. September:
Morgens 4 Uhr 30 Min.

[ ][  ][ ]

2296

Nr. 169

vom L.

Am Nachmittag des 2. September von 4 bis 5 Uhr: Musik am Landesdenkmal.
Am Abend werden ſich die Geſang=, Krieger= und Turnvereine, Feuerwehren ꝛc. von Darmſtadt-Beſſungen im
Aug vom Woogsplatz aus (präcis¼8 Uhr) durch die Schulſtraße, Ludwigsplatz und Ludwigsſtraße über den Markt, Markt=
ſtraße
, Ochſengaſſe, Obergaſſe, Alexanderſtraße, Schloßgraben, Markt= und Paradeplatz nach dem Landesdenkmal begeben,
wo Gefang und Belenchtung des Denkmals, insbeſondere auch Darſtellung des eiſernen Kreuzes (8½ Uhr)
ſtattfindet.
Eine möglichst allgemeine Betheiligung der Bürgerschaft an dem Lug iat erwünscht.
Wir laden deshalb alle Corporationen und Vereine, insbeſondere auch die Innungen in Darmſtadt-Beſſungen hiermit zur
Theilnahme daran freundlichſt ein. Ihre Lampions ꝛc. haben ſich die Theilnehmer ſelbſt zu ſtellen.
Hieran ſchließt ſich
Gesellige Vereimigung
der Zugtheilnehmer in den Räumen des Saalbaues, wohin (9 Uhr) vom Landesdenkmal aus im Zug gegangen wird.
Solche, welche ohne am Zug theilzunehmen, der geſelligen Vereinigung anwohnen wollen, können eine Eintrittskarte
für 40 Pfa. bei den Herren D. Faiz & Söhne, W. Pfeil, Eliſabethenſtraße, Ji ſpektor Velten im Saalbau und
am Feſtabend an der Saalbaukaſſe löſen.
Anmeldungen zum Zug bitten wir, ſoweit noch nicht geſchehen, baldigſt bei Herrn Brand=Director Juſtus, Capell=
platz
. vorzubringen.
Sehliesslich bitten wir unsere Hitbürger ihre Häuser zum 2. Sep-
tember
festlich zu schmücken.
.
[9682
Darmſtadt, den 28. Auguſt 1888.
Das geſchäftsführende Comits für die Nationalfeier.

Politiſche Ueberſicht.
Hentſches Reich. Der Kaiſer traf am 28. um 6 Uhr 35 Min.
auf dem Potsdamer Bahnhof in Berlin ein und fuhr direkt ins
Schloß zum Beſuche des Königs von Griechenland. Abends fand
in den Gemächern des Kaiſers ein Diner ſtatt, welchem der König
und der Kronprinz von Griechenland, der griechiſche Geſandte und
die beiderſeitigen Hofſtaaten beiwohnten. Der König von Griechen=
land
beabſichtigt am 29. früh 8 Uhr 25 Min. via Warnemünde nach
Kopenhagen abzureiſen.
Die Söhne des Kaiſers verlietßen am 28. morgens Oberhof
und trafen abends 5 Uhr 55 Min. in Drewitz ein, von wo ſie zu
Wagen nach dem Marmorpalais in Potsdam Fuhren.
Kaiſerin Auguſta kam am 28. mittags über Charlottenburg,
wo ſie das Mauſoleum beſuchte, nach Berlin, empfing im Palais
den Geſandten von Schlözer und kehrte ſodann nach Potsdam zurück.
Am Hofe iſt man eifria mit den Vorbereitungen zur Tauffeier=
lichkeit
des jüngſten kaiſerlichen Prinzen beſchäftigt. Außer dem
König von Schweden wird jedenfalls noch der Erzherzog Karl
Ludwig von Oeſterreich nebſt Gemahlin in Berlin eintreffen, die
letztere in Vertretung der Kaiſerin von Oeſterreich.
Die Kabinettsordre Kaiſer Wilhelms auf das durch das hohe
Alter begründete Entlaſſunnsgeſuch des General=Feldmarſchalls Graf
Moltke lautet:
Marmorpalais, 10. Auguſt. Sie legen Mir in Ihrem Schreiben
vom 8. d. M. mit der Klarheit und Selbſtloſigkeit, die leuchtend
durch Ihr ganzes Leben geht, die Notwendigkeit eines Entſchluſſes
dar, deſſen Begründung Ich ja leider nichk verkennen darf, deſſen
Bedeutung aber eine ſo ſchwerwiegende iſt, baß Ich Ihrem An=
trage
doch nur teilweiſe entſprechen kann. In dem Alter, welches
Goktes gnädige Fügung Sie zur höchſten Freude Meines teuren
Großvaters. zum Segen für die Armee und zum Heil des Vater=
landes
, bisher hat ereichen laſſen. darf Ich die unvermeidlichen
Anſtrengungen des Dienſtes Ihrer Stellung nicht mehr länger von
Ihnen beanſpruchen. Aber Ich kann Ihren Rat nicht entbehren,
ſo lange Sie leben, und Ich muß Sie der Armee erhalten, die mit
dem unbegrenzt feſten Vertrauen auf Sie blicken wird, ſo lange
Gottes Wille dies geſtattet. Wenn Ich Sie daher Ihrem Antrage.
entſprechend von der Stellung als Chef des Generalſtabes der Armee
hierdurch entbinde, ſo geſchieht es unter dem Ausdruck des warmen
Wunſches und in der Erwartung, daß Sie ſich auch ferner mit den
wichtigern Augelegenheiten des Generalſtabes in Verbindung halten
und daß Sie Ihrem Nachfolger - den Ich hiernach angewieſen
habe - geſtatten werden, Ihren Rat in allen Fragen von Bedeutung
zu erbitten. Bei Ihrer in ſo hohem Maße erhaltenen geiſtigen Friſche
wird es Ihnen auch möglich ſein, hiermit die Stellung als Präſes
der=Landesverteidigungs=Kommiſſion zu vereinigen, welche Ich
Ihnen hierdurch übertrage. Seit der Erkrankung Meines in Gott
ruhenden Vaters fehlt den Geſchäften der Landesverteidigungs=
Kommiſſion die Leitung ganz und eine ſolche wird immer mehr ſo

Stabsarzt Dr. Wolf im Mai d. J. in Addelar angekömmen und
hat dort zum Zwecke ſeiner Studien eine wiſſenſchaftliche Station

eingerichtet. Was die angebliche Stbrung des engliſchen Handels
zwiſchen Accra und dem Innern betrifft, ſo iſt die Erfindung des
Reuterſchen Agenten um ſo ungeſchickter, als die Handelsſtraße
zwiſchen Accra und Salaga bezw. dem Innern am Voltafluß ent=
lang
führt und gar nicht in die Nähe von Addelar kommt.

Der Deutſch=Oſtafrikaniſchen Geſellſchaft iſt, wie die M. 8.
mitteilt, für Oſtafrika auch das Recht der Ausgabe von Banknoten
verliehen worden.
Das neue Exerzierreglement für die Infanterie iſt nun voll=
ſtändig
fertiggeſtellt und dürfte ſchon in naher Leit an die Armee
ausgegeben werden, ſo daß jedenfalls die am 1. Oktober eintreten=
den
Einjährig=Freiwilligen nach den neuen Vorſchriften ausgebildet
werden können. Eine nochmalige Prüfung des Reglements durch
eine Superkommiſſion findet nicht ſtatt.

wichtig. daß es Mir ganz beſondere Beruhigung gewährt, ſie in
Ihre Hände legen zu können. In betreff Ihrer künftigen Gehalts=
verhältniſſe
habe Ich den Kriegsminiſter zur fernern Zahlung Ihres
bisherigen Gehalts Und ebenſo auch dahin angewieſen, daß Ihnen
Ihre bisherige Dienſtwohnungkverbleibt. Ueber Ihre Wünſche be=
züglich
Zuweiſung eines perſönlichen Adjutanten ſehe Ich Ihrer
Aeußerung entgegen. So denke Ich ein Dienſtverhältnis für Sie
feſtaeſtellt zu haben, in dem Siehoffentlich noch längere Zeit ſegens=
reich
zu wirken imſtande ſein werden. Beſtehen bleibt ja immer
der tiefe Kummer, Sie von der Stelle ſcheiden zu jehen, auf welcher
Sie Ihren Namen obenan auf die Ruhmeskafeln der preußiſchen
Armee geſchrieben und ihn zu einem hochgefeierten in der ganzen
Welt gemacht haben. Aber die Macht der Heit iſt ſtärker wie die
der Menſchen und ihr müſſen auch Sie ſich beugen, der Sie ſonſt
überall den Sieg in Ihrer Hand gehabt haben. Einen beſondern
Dank für alles, was Sie als Chef des Generalſtabes der Armee
gethan, in dieſer Stunde in Worten auszudrücken - davon trete Ich
zurück. Ich kann nur auf die Geſchichtsbücher der letzten 25 Jahre
weiſen und kann mit vollſter Ueberzeugung ausſprechen, daß Sie als
Chef des Generalſtabes der Armee in hochgeehrteſtem Andenken ſtehen
ein deutſches
werden, ſo lange es einen deutſchen Soldaten
und Soldatenempfindung in der Welt giebt.
ſchlagendes Herz
In höher Wertſchätzung und Dankbarkeit Ihr König WilhelmR.
An den Generalfeldmarſchall Grafen v. Moltke, Chef des General=
ſtabes
der Armee.
Die Nordd. Allg. 8ta.: ſchreibt: Verſchiedene Telegramme der
Reuterſchen Agentur in Accra melden, daß eine deutſche, von drei
weißen Offizieren kommandierte Streitmachk in Addelar (Weſtafrika)
die Flagge gehißt und dort ein Fort angelegt habe, wodurch der
engliſche Handel zwiſchen Accra, der Hauptſtadt der engliſchen
Kolonie an der Goldküſte, und dem Innern geſtört ſei. In Wirk=
lichkeit
iſt nicht eine Streitmacht, ſondern der mit der Erforſchung
des Hinterlandes des Togogebietes beſchäftigte deutſche Reiſende

[ ][  ][ ]

Nr. 169

Heſterreich=Angarn. Außer dem Kaiſer reiſt auch die Erz=
herzogin
Clothilde. die Gemahlin des Erzherzogs Joſeph, nach
Gmunden, um eine Begegnung der Zarin mit der Prinzeſſin Cle=
mentine
, der Mutter des Prinzen Ferdinand, vorzubereiten.
Das Kronprinzenpaar iſt am 29. abends nach Gmünd (Bayern)
abgereiſt. Erzherzog Karl Ludwig und Gemahlin begeben ſich am
30. Auguſt zu der Tauffeier nach Berlin, wo ein zweitägiger Aufent=
halt
in Ausſicht genommen iſt.
Der Gemeinderat von Wien richtete ein Geſuch an das Ge=
ſamtminiſterium
, der bedrängten Lage des Gewerbeſtandes durch
Abſchluß von Handelsverträgen mit Rumänien und der Türkei ſo=
wie
durch Reform der Strafhausarbeit abzuhelfen, unter Hinweis
auf die Thatſache, daß die Einwohner Wiens jährlich auf den
Kopf um 30 Gulden höher beſteuert ſind als die Bewohner Berlins.
Franſtreich. Am 28. nachmittags hat in Paris in der deutſchen
Botſchaft in der Vorhalle des Paßbüreaus ein ältliches Individuum
ohne jede Veranlaſſung mit einer Piſtole auf den Kanzleibeamten
geſchoſſen, jedoch denſelben nicht gelroffen. Der ſofort verhaftete
Thäter erklärte, der Beweggrund zu ſeiner That ſei ſein Haß gegen
Preußen. Die Identität desſelben iſt noch nicht feſtgeſtellt.
Der Patrier zufolge muß Herbette, der diesſeitige Botſchafter
in Berlin, ſeinen Urlaub abkürzen, um der vom Fürſten Bismarck
an ihn ergangenen Einladung, einige Tage in Friedrichsruh zuzu=
bringen
, Folge zu leiſten.
Der franzöſiſche Botſchafter in London, Waddington, reichte
dem Bureau der Zuckerkonferenz eine Erklärung ein, wonach die
franzöſiſche Regierung im Prinzip der Konvention betreffend Ab=
ſchaffung
der Prämien zuſtimmt, ſich die definitive Zuſtimmung
jedoch ſo lange vorbehält, bis die Zuſtimmung der Zuckerproducenten
aller Länder erfolgt iſt. Dieſe Erklärung wurde zu Protokoll ge=
geben
.
Einem Telegramm des Temps' aus Toulon zufolge wird das
Mobiliſierungsgeſchwader nachſten Montag auseinandergehen und
dahin zur Abrüſtung zurückkehren.
Die Cocarder meldet, Boulanger habe am 27. d. abends im
ſtrengſten Incoanito ſeine Reiſe nach Schweden angetreten.
Das Individuum, welches den Piſtolenſchuß auf den Kanzlei=
beamten
abgab, erklärte bei der Verhaftung, er heiße Garnier und
ſei durch den Krieg und Unglücksfälle um ſein Vermögen gekommen.
Nachdem er den Schuß abgefeuert hatte, rief er: Endlich werde ich
doch einen Pruſſien getötet haben.
Belgien. Es beſtätigt ſich, daß König Leopold eine Konferenz
wünſcht, welche ſpeziell die Einfuhr von Pulver und Waffen nach
Afrika unterbinden ſoll, um den Arabern im Innern, ſowohl Tippo=
Tib wie dem Mahdt ihre Munition abzuſchneiden und dadurch den
Anfang zu einer Erſtickung der arabiſchen Bewegung zu machen.
Die Hauptſchwierigkeit würde wohl die Abſchneidung des Imports
durch Mozambique ſein.
Itakten. Der König und der Kronprinz ſind in Forli einge=
4roffen und wurden von der Bevölkerung enthuſiaſtiſch begrüßt. Die
Stadt iſt beflaggt. Crispi trifft am 30. dort ein.
Die Kriegsſchiffe Duilio, Dandolo=, AetnaStaffetta',
Saetta', Tripoli, Colonna;, Goita und Affondatore; ſind
um 27. von Auguſta abgeſegelt. Der Tribuna' zufolge reiſen die
ſelben nach dem Orient und beſuchen mehrere Seeſtädte der Levante.
Die Rückkehr in die italieniſchen Häfen erfolgt Ende September.
Lepanto- und =Strombelli, die noch vor Neapel liegen, ſegeln am
29. ab. Folgore; und Italiar vereinigen ſich mit dem Geſchwa=
der
in 14 Tagen.
Herbien. Die Ratiſikationen des ſerbiſchetürkiſchen Handelg=
vertrags
wurden am 28. in Konſtantinopel ausgetauſcht.

Aus Stadt und Land.
Darmſtädt, 80. Auguſt.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog ſind Dienstag abend
aus England wieder hier eingetroffen.
Durch Se. Excellenz General von Schlotheim fand geſtern
Vormittag eine Beſichtigung der beiden Großh. Heſſ. Infant= Regi=
menter
Nr. 115 und 116, ſowie der Großh. Heſſ. Dragoner= Regi=
menter
Nr. 23 und 24 ſtatt.
Das 2. Großh. Juſ.=Regt. Nr. 116 hat geſtern nach der Be=
ſichtigung
das Griesheimer Lager verlaſſen und iſt zu den Manö=
Pvern ausgerückt. Die beiden Großh. Drag=Regt. Nr. 23 und 2.
gehen morgen in die Manöver.
Auf Anordnung des Großh. Volizeiamts wurde vor einigen
9 Tagen eine allgemeine Reviſion der Hundefuhrwerke in den Stratzen
der Stadt auf Grund der Polizeiverordnung vom 9. Auguſt 1882
ſ das Fahren mit Hunden betreffend, durch die Schutzmannſchaft vor=
genommen
. In einer Reihe von Fällen mußte Anzeige wegen Ueber=
tretung
der betr. Vorſchriften erhoben werden.
* Kleine Mitteilungen. Ein Kellnex trat bei einem hieſigen
Wirt in Kondition, ließ ſich von demſelben 6 M. Taſchengeld geben,
ſchwindelte bei einem Cigarxenhändler auf den Namen des Wirts
ein Kiſtchen Cigarren aus und entfernte ſich dann von hier.
Erwiſcht wurde Montag nacht auf dem Ludwigsplatz ein junger

229)

Mann, als er unbefugter Weiſe eine Signallaterne auslöſchte.-
Ein Fuhrknecht von hier, welcher ſeinem Arbeitgeber in Worms
eine größere Summe Geldes unterſchlagen hat und flüchtig
wurde, wird ſteckbrieflich verfolgt.-
Ein Schreinerlehrling
von Eberſtadt vertrat ſich beim Legen von Fußböden den linken
Fnß. Die hierdurch herbeigeführte Verletzung hatte zur Folge, daß
dem Unglücklichen ſchon nach 14 Tagen das linke Bein oberhalb des
Knie's amputiert werden mußte.
Die Konzerte der Kapelle Hilge im Saalbaugarten hatten in
dieſem Sommer faſt ausnahmslos unter der ſchlechten Witterung
zu leiden. Da die Truppen am Samstag in das Manöver ab=
rücken
findet heute abend das letzte derartige Konzert in dieſer
Saiſon ſtatt. Hoffentlich entſchädigt ein lebhafter Beſuch, begünſtigt
von gutem Wetter, die tüchtige Kapelle einigermaßen für den ſtarken
Ausfall, den ſie gehabt. Nicht unerwähnt wollen wir laſſen, daß
in das Programm für heute abend das größe Schlachtpotpourr
von H. Saro aufgenommen iſt. Während der Schlachtmuſik
erfolgt Gewehrfeuer durch eine Abteilung Gardiſten und den Schluß
bildet ein großes Feuerwerk und bengaliſche Beleuchtung des Gartens.
Von einem Touriſten erhalten wir aus Poschiavo die Mit=
teilung
, daß in dieſem Sommer der Ortler und Mt. Ceve dale
leichter zu beſteigen ſind als ſeit vielen Jahren, indem noch ziem=
lich
viel alter Schnee liegt, was die Beſteigung weſentlich begünſtigt.
Der betr. Herr hat beide Berge beſtiegen und einen großartig ſchönen
Rundblick über die umliegenden Alpen gehabt.
8t. Frankfurt, 28. Auguſt. Opernhaus. Vergangene Woche
wurden die Opern Trompeter von Säckingen, Lohengrin Eid:
Tannhäuſer in der früheren Beſetzung wiederholt und hatte das
Publikum ſich zu dieſen Aufführungen ebenſo wie zur Aufführung
der Oper Tell- am 26. ſehr zahlreich eingefunden. Als 8. Vor=
ſtellung
im Cyklus klaſſiſcher Dramen ging geſtern erſtmalig Die
Hermannsſchlacht von Kleiſt in Scene. Die Aufführung war eine
ſehr gelungene und boten Herr Drach (Hermann), Frau Lange
(Thusnelda) Herr Schneider (Marbod), Herr Ellmenreich (entidius),
Herr Lademack (Varus) und Herr Roll (Teuthold) ſehr gute Leiſt=
ungen
. Die Regie, welche Herr Roll leitete, bot Vorzügliches und
ließ das Publikum es an Beifall nicht fehlen.
Frankfurt, 29. Auguſt. Aus Königſtein i. T. wird dem G. A.: Auf geſchehene Anfrage hat die Firma Pollak u. Comp.
aus Frankfurt die Nachricht hierher gelangen laſſen, daß ſie beab=
ſichtige
, den Bau der Bahnſtrecke Höchſt=Königſtein demnächſt in
Angriff zu nehmen. Der Zeitpunkt iſt ſomit nicht mehr ferne, daß
Königſtein durch das Dampfroß mit der Außenwelt in Verbindung
gebracht wird.
Ulm, 26. Auguſt. Die militäriſche Uebung, welche Generalfeld=
marſchall
Graf Blumenthal als Inſpekteur der 4. Armeeinſpek=
tion
beiwohnte, war leider von einem eben ſo ſchweren als ſeltenen
Unfall begleitet. Bei der Attacke des Grenadierregiments ſtürzte
ein Lieutenant vorwärts zu Boden, der blanke Degen in der Rech=
ten
kam dabei rückwärts zu ſtehen; ein Soldat hinter ihm ſtrauchelte
nun über die Füße des Daliegenden und ſiel mit voller Wucht in
den Degen, der dem Unglücklichen über dem Herzen durch die Lunge
ging, daß die Spitze zum Rücken herausdrang. Der Schwerver=
wundete
wurde ins Lazaret gebracht, wo er heuke Nachmittag ge=
ſtorben
iſt. Der Mann, ſeines Handwerks ein Schlächter und die
Stütze ſeiner Eltern, wäre noch dieſen Herbſt naͤch dreijähriger
Dienſtzeit entlaſſen worden.
Berlin, 28. Auguſt. Goldmark, der Kömponiſt der Königin
von Saba, arbeitet in der ländlichen Abgeſchiedenheit ſeines Auf=
enthaltes
am Gmundener See an einer ſymphoniſchen Einleitung
zu Schiller's Demetrius= und an einigen anderen Muſiknummern
für dieſes dramatiſche Fragment. Die Aufforderung zu dieſer Kom=
poſition
iſt aus Berlin an ihn ergangen und dürfte dieſelbe nach
ihrer bevorſtehenden Vollendung auch hier zur erſten Aufführung
gelangen.
Kiel, 28. Auguſt. Das Kanonenboot=Dracher würde heute
Nachmittag in der Wiker Bucht durch Torpedos in die Luft ge=
ſprengt
. Das Ergebnis der Uebung war durchaus befriedigend.
8t. Büder=Frequenz. Aachen 29 805. Baden=Baden 39362.
Brückenau 814. Ems 17818. Homburg 10198. Kiſſingen 12193.
Kreuznach 4646. Münſter a. St. 1807. Nauheim 7015. Schlangenbad
1509. Schwalbach 4077. Weilbach 127. Wiesbaden 77285. Helgoland
5889. Oſtende 20974. Scheveningen=Haag 13239. Cuxhaven 3590.
- Ein Vergnügungszug von Paris nach Mittelaſien wird, wie
die Times: meldet, am 11. September abgehen, nachdem die Inter=
national
Sleeping Car Compagnie' ſich mit General Annenkow,
dem Erbauer der transkaſpiſchen Bahn, verſtändigt hat. Der aus
Reſtaurations= Geſellſchafts= und Schlaf=Wagen beſtehende Zug
fährt zunächſt nach Wien, wo 24 Stunden Aufenthalt genommen
werden, dann nach Kiew 12 Tage Aufenthalth und Odeſſa (2 Tage)
Von Odeſſa geht es zu Waſſer nach der Krim (5 Tage) und dann
nach Roworoſnsk. Von da mittels Bahn nach Wladilawkas, ſo=
dann
nach Tiflis 12 Tagel, Baku, über das Kaspiſche Meer und
die neue Eiſenbahn nach Samarkand, wo man am 30. September
ankommen ſoll. Die Rückkehr erfolgt über Batum, Trapezunt,

[ ][  ]

2298
Mr.
Konſtantinopel (5 Tage), Sofia 1 Tagh. Belgrad 11 Tag) und
Budapeſt (1 Tag), ſo daß die Ausflügler am 30. Oktober wieder
in Paris ſein können. Die ganze Fahrt koſtet für jede Perſon
200 Pfund Sterl. (4000 M.), doch ſollen nur Mitglieder gewiſſer
leitender' Klubs in England und Frankreich zugelaſſen werden.
Die Wetterregel vom Siebenſchläfer hat den Prof. G. Neubert
vom Dresdener Polytechnikum veranlaßt, innerhalb der letzten 25
Jahre genaue meteorologiſche Beobachtungen anzuſtellen, deren Er=
gebnis
neuerdings veröffentlicht worden iſt. Das Reſultat dieſer
Beobachtungen zeigt, daß die Siebenſchläfer=Regel in keiner Weiſe
ernſt zu nehmen iſt, daß ſie vielmehr, wörtlich genommen, im Laufe
der letzten 25 Jahre niemals zugetroffen iſt. Profeſſor Neubert
hat nämlich innerhalb dieſes Zeitraumes feſtgeſtellt, daß, wenn es
am 27. Juni regnete, in den nächſten 7 Wochen durchſchnittlich 28.1
Regentage, wenn es aber nicht regnete, ſogar 25.1 Regentage folgten.
War alſo der kritiſche Tag trocken, ſo regnete es durchſchnittlich an
zwei Tagen mehr als im entgegengeſetzten Falle. Beachtenswert iſt
es übrigens auch, daß der Juli nach den Beobachtungen Neuberts
in keinem der letzten 40 Jahre mehr als 24 Regentage aufzuweiſen
hatte. Dieſe Maximalzahl wurde aber im Jahre 1883 erreicht, ob=
wohl
gerade in dieſem Jahre der Siebenſchläfer ohne Regen vor=
übergegangen
war. Mit den Thatſachen iſt alſo jene Wetterregel
nicht in Einklang zu bringen.
Das Lebel=Gewehr. Ueber das in mehreren Armeecorps
des franzöſiſchen Heeres bereits in Gebrauch ſtehende Lebel=
Gewehr, ſo genannt nach ſeinem Konſtrukteur, dem franzöſiſchen
Oberſtlieutenant Lebel, können wir nach ausländiſchen, nicht
franzöſiſchen Quellen folgende Angaben machen: Das Gewehr
iſt nach den jetzt allgemein gültigen Grundſätzen konſtruiert, hat
alſo brünierten (d. h. braun gebeizten) Lauf und eine Länge ohne
Bajonett, alſo vom Kolben bis zur Mündung, von 124 em. Das
Kaliber beträgt 8 mm, die vier Züge haben eine Tiefe von 015
mm, winden ſich, abweichend von der ſonſt üblichen Richtung von
links nach rechts, grade umgekehrt von rechts nach links und
vollenden auf die Länge von 24 em ſchon eine ganze Umdrehung.
Das Viſir zeigt eine Einteilung bis auf. 2000 m Entfernung.
Der Schloßmechanismus iſt dem unſrigen ähnlich, d. h. der die
Entzündung veranlaſſende Schlagbolzen wird durch eine Spiral=
ſeder
in Bewegung geſetzt. Das Magazin für die Patronen liegt
unter dem Lauf im Vorderſchaft und enthält acht Patronen, welche
durch eine löffelartige, bei der Handhabung des Verſchluſſes von
ſelbſt in Thätigkeit tretende Vorrichtung geſchoben und dem Laufe
zugeführt werden. Die Patrone iſt eine Metallhülſenpatrone, das
Geſchoß eylindro=ogival, wiegt 15 g und iſt 30 mm, alſo faſt vier
Kaliber lang. Die Ladung ſoll keinen Rauch und nur geringen
Knall beim Abfeuern erzeugen. Die letzteren Angaben werden
nicht wörtlich zu nehmen ſein; denn überall, wo Feuer iſt, ſteigt
auch Rauch auf und eine Gasentwicklung in der Plötzlichkeit, wie
ſie beim Abfeuern eines Schuſſes vor ſich gehen muß, kann nie
ohne Knall ſtattfinden. Es wird ſich alſo nur darum handeln,
daß die in der Neuzeit ſo ſehr verbeſſerte Schießpulverbereitung
reinere Beſtandteile als früher verwendet, wodurch der Rauch ge=
mildert
und nicht mehr ſo dunkel gefärbt iſt, ſowie daß durch die
größere und ſicherere Beherrſchung der Pulverpreſſung die Erſt=
und Nachwirkung des Pulvers in ein befriedigenderes Verhältnis
geſetzt, die Plötzlichkeit der Gasentwicklung beim Abfeuern und
ſomit der Knall gemindert, die Nachwirkung auf das Geſchoß
aber dennoch genügend garantiert werden kann. Das Bajonett
hat eine gerade Klinge von vierkantigem Querſchnitt und 52 em
Länge.
Köln. 8tg.

Paul Lindaus neueſter Roman.
E. Mit den Spitzen', welche zunächſt im Berliner Tagbl.
ihren Abdruck gefunden, iſt ein neues Glied in der Kette der Ver=
Uner Romane' entſtanden. Trotz der Anſtrengungen der Holaiſten
in Spree=Athen hat bis jetzt nur Paul Lindau einen namentlichen
Erfolg auf dieſem Gebiete zu verzeichnen. Sein Zug nach dem
Weſten' ſeine =Arme Mädchen= und ſchließlich Spitzen' ſind ſamt
und ſonders getreue Abſpiegelungen der Berliner Atmoſphäre. Aus
den Schilderungen Lindaus lernen wir dieſelbe kennen in den duft=
und glanzdurchſtrömten Geſellſchaftsſälen der vornehmen Viertel,
in der nüchternen, ſtaubangefüllten Mittelregion der Arbeitsſtuben
und ſodann auch als dumpfe Stickluft in den Verbrecherherbergen.
Wir haben in jedem Augenblick das Gefühl, auf dem Boden der
Wirklichkeit, in dem Bereich der allerrealſten Lebensmächte zu ſtehen,
ohne daß uns deshalb das zweifelhafte Vergnügen aufgezwungen
wird, mit dem Autor eine Wanderung durch Gegenden und Ver=
hältniſſe
anzutreten, vor der jedes äſthetiſch veranlagte Gemüt zu=
rückſchaudert
. Viele Romanſchriftſteller unſerer Tage haben ſich die
eigentümliche Aufgabe geſtellt, mit ihren Geſtalten und Handlungen
im Leſer die Empfindung des Ekels und Abſcheus hervorzurufen.
Von ſolchen Verirrungen hält ſich Lindau, ſowohl was Stoffwahl
wie Stil anlangt, weit entfernt.
Er liefert durch ſeine Romane
zugleich den Beweis, daß man ein Welt= und Sittenbild geben kann

169
ohne ſich in die Goſſen zu verlieren. Der Berliner Himmel liegt
ſo ſichtbar und deutlich auch in dem letzten Werke Lindaus über
Haupt= und Nebenhandlungen ausgebreitet, daß man die Begeben=
heiten
wirklich nicht ohne Beeinträchtigung des Geſamtcharakters in
eine beliebig andere Großſtadt verſetzen könnte. Die eigentümliche
Lokalfärbung iſt allem unverkennbar aufgedrückt; das den Berliner
Anheimelnde ſeiner Reſidenz kleidet der Autor bei einer Gelegenheit
in folgende paſſende und draſtiſche Worte. Aber ſo ſchön und
tuſtig und großartig all die Städte auch waren, in die ſie die Laune
des Schickſals geführt hatte, - ſie waren eben anders als Berlin,
und ſie wollte es juſt ſo haben, wie es in Berlin war, ſo ſtaubig
und ordentlich, ſo laut und geregelt, ſo grob und gemütlich, ſo un=
beſchreiblich
, ſo berlineriſch, gerade ſol
Unſere Teilnahme gewinnt ſich Lindaus Roman weniger durch
die darin vorgeführten Perſonen - dieſe ſind ſo ziemlich ohne Aus=
nahme
flüchtige Skizzen - als vielmehr durch die Gruppierungs=
verhältniſſe
, unter welchen ſie erſchienen und die ſich zu einem eben=
ſo
richtigen als vollſtändigen Sittenbild ordnen. Von Ausführung
und Vertiefung nach Seiten der Charaktere iſt in den Spitzen' keine
Rede; das Studium der Perſonen tritt gegen das der Situa=
tion
völlig zurück. Das iſt in dieſem Falle jedoch kein Fehler,
kein Mangel, das iſt im Gegenteil das allein Richtige. In dem
raſtloſen, ſieberhaften Jagen der Großſtadt nach Genuß und Er=
werb
geht der Einzelne mehr als anderswo im Geſamtleben auf,
ſpärlicher erzeugen ſich hier die Individualmenſchen, ein gewiſſer
nivellierender, ſchablonenartiger Zug haftet an dem ganzen Getriebe!
Die Gräfin Juliane, die einen alten Freiherrn geehlicht und
ſich mit einem jungen Galan tröſtet, dieſer Fürſt, der in der Ge=
ſellſchaft
eine große Rolle ſpielt, deſſen Liebenswürdigkeit und Be=
gabung
fortwährend beiont wird, der aber im Verlauf der Erzäh=
lung
nur Gelegenheit zu ganz kleinen Proben dieſer Eigenſchaften
erhält, die jugendliche Alix, die Gattin des Fürſten, welche mit den
Stichwörtern: hübſch, liebenswürdig, anmutig; auszukommen hat,
ſie alle leiden an einer gewiſſen Einförmigkeit, über die uns
lediglich das Spannende in der Handlung hinweghilft. Am meiſten
Phyſiognomie verraten noch die Nebenfiguren, alle die z. B., welche
in den Kreis der Verbrecherbande gehören.
Als roter Faden ſchlingt ſich durch das Ganze ein Kriminal=
fall
, durchgeführt in der Art, auf die Temme ſich ſo meiſterlich
verſtand, doch gewürzt und präpariert mit Elementen der Lindauſchen
Erzählerkunſt, die ſich nicht blos bei dem rein Faktiſchen begnügt,
ſondern das Ganze mehr oder minder unter den Geſichtspunkt des
Sittengeſchichtlichen bringt. Die Fäden des novelliſtiſchen Gewebes
ſind ſo ſicher und kunſtvoll, mit Beobachtung der unſcheinbarſten
Kleingkeit geſchlungen, daß man unwillkürlich an das koſtbare
Spitzenmuſter denken muß, welches eine ſo verhängnisvolle Rolle
im Gange der Begebenheit ſpielt und zugleich als paſſender Titel
figuriert. Lindau hat ſich in ſeiner neueſten Arbeit von keinerlei
moraliſchen oder ſatiriſchen Nebenabſichten leiten laſſen, dennoch ent=
ſpringt
der Kataſtrophe in den Spitzen: die allbekannte, aber leider
noch immer ſelten befolgte Lehre, die hier an einen beſonderen Fall
demonſtriert wird, daß Wahrheit unter allen Umſtänden die
größte Klugheit iſt, und daß zur Aufrechterhaltung einer Not=
lüge
hundert andere Lügen, ja ſelbſt der Meineid nötig ſein können.

Litterariſches.
Eine vortreffliche Abbildung des jüngſt enthüllten Sieges=
denkmals
auf dem Marktplatze zu Leipzig, das eines der ſchönſten
Monumente Deutſchlands iſt, enthält Heft 9 der Gartenlaube
Das Denkmal, von der in Kupfer getriebenen Germania gekrönt,
hebt ſich wirkungsvoll von den ſchönen altertümlichen Häuſern ab,
und das Monument ſowohl wie der Hintergrund ſind in dem Bilde
der Gartenlauber in hoher Vollendung wiedergegeben. Auch ein
Vorträt Siemerings, des Meiſters, der das Denkmal geſchaffen,
ſehlt nicht und ebenſo iſt eine Geſamtanſicht des Marktplatzes mit
dem Monument beigegeben. - Als ganz vorzüglich muß auch das
künſtleriſch vollendete doppelſeitige Bild: Eröffnung des deutſchen
Reichstags durch Kaiſer Wilhelm 11. am 25. Juni 1886 mit den
beſonders gelungenen Porträts der Beteiligten in demſelben Hefte
bezeichnet werden.
Nun liegt mit dem Erſcheinen des zwölften Heftes auch der
neueſte Jahrgang der trefflichen Familienmonatsſchrift Vom Fels
zum Meer= herausgegeben von W. Spemann, redigiert von Joſeph
Kürſchner in Stuttgart, vollſtändig vor. Es zeichnet ſich dieſes
Schlußheft wieder durch gediegene Illuſtrierung beſonders aus,
worunter namentlich die Kunſtbeilagen: =Ein Kampf in den Lüften,
Kaiſer Wilhelm II... Jung gewohnt, alt gethan, Die Ent=
tehung
eines Schlachtenpanoramas;, ob ihrer künſtleriſchen Aus=
führung
und Sorgfalt des Druckes Anerkennung verdienen. Der
tertliche Inhalt iſt wie immer reich an intereſſanten Motiven und
gediegen an innerer Geſtaltung.

Tageskalender.
Donnerstag, 80. Auguſt: Großes Abſchieds=Konzert im Saalbau.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.