Abennementspreis
151. Jahrgang.
Inſerak=
Merkikhrlich 1 Marl 50 Pf. md.
Bringerlohn. Auswürn verden ven
de Poſiämtern Beſtellungen end
ogengenommen zu 1 Mark 50 Pl.
w Ouaaal incl. Poßauflalaz
Mit der Sonntags=Beilage:
verdtarenernnmei n Darnk2)
von der Exedum, Fheinftr. R V.
mBeſſungen vn Friede Blhe.
Holzſtraße N. 12. ſwie auzvim
von allen Annonen-Erpeditionen.
Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts. des Großh. Polizeiamt= und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 20. Juli.
4 140.
1888.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Ferien bei dem Provinzial=Ausſchuß im Jahre 1888.
Es wird hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß die geſetzlichen Ferien des Provinzial=Ausſchuſſes der
Pro=
vinz Starkenburg mit dem 21. Juli beginnen und am 1. September l. J3. endigen.
Während dieſer Ferien, welche auf den Lauf der geſetzlichen Friſten ohne Einfluß ſind, können nur ſchleunige Sachen in
öffentlicher Sitzung zur Verhandlung kommen.
Darmſtadt, am 12. Juli 1888.
Der Provinzial=Ausſchuß der Provinz Starkenburg.
ſ7892
v. Marquard.
Ueberſicht
der Durchſchnittspreiſe von folgenden Früchten
vom 1. Juli bis 15. Juli 1888.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 19.-. — Korn per Sack
100 Kilo M. 14.50. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 15. -. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 14.50.
Darmſtadt, den 18. Juli 1888.
Großherzogliches Polizeiamt.
Ueberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 1. Juli bis 15. Juli 1888.
Butter per ⁄ Kilo M. -—.90, desgl. in Partien M. -80.
Eier per Stück 5½ Pfg., desgl. per 25 Stück M. 1.30
Kartoffeln per 100 Kilo M. 6.75, desgl. per 25 Kilo
M. 1.70. — Kornſtroh per 50 Kilo M. 3.10 - Heu per
50 Kilo M. 4.75.
[8121
Darmſtadt, den 18. Juli 1888.
Großherzogliches Polizeiamt.
rkanntmuchung.
Die Ausſtattung zweier Brautpaare betreffend.
Aus der Heinrich und Helene Keller=Stiftung (gegründet von den
Com=
merzienrath H. Keller's Eheleuten am Tage ihrer ſilbernen Hochzeit) ſollen an
zwei unbemittelte, unbeſcholtene, in der Stadt Darmſtadt (
Geſammtge=
meinde), bürgerlich anſäſſige Brautpaare, nachdem ſolche am 4. September
d. J3. ihre kirchliche Trauung haben vollziehen laſſen, Beiträge zur Ausſtattung
überwieſen werden, die ſich - vorbehaltlich definitiver Feſtſtellung - auf 400 bis
500 Mk. für jedes Brautpaar belaufen können.
Die Auswahl der Brautpaare erfolgt durch die Stadtverordneten=
Verſamm=
lung, nach Anhörung des erſten Geiſtlichen der Religionsgemeinſchaft der
aufge=
tretenen Bewerber.
Gehörig begründete Bewerbungen ſind bis längſtens Mittwoch den 25. Juli
d. J8. bei uns einzureichen.
Darmſtadt, den 10. Juli 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(787e.
Ohlh.
Großherzogliches
Landes=Hospital.
Die zur Ausſtattung des neuen
Frauen=
baus hieſiger Anſtalt nothwendigen Ge=
genſtände, als:
1) 11 Stuck Tiſche mit abgedrehten
Füßen,
2) 10 Stück Nachtiſche,
3) 6 Stück mehrthürige
Kleider=
ſchränke,
4) 70 „ Bettbänkchen,
5) 18 „ Stühle und
6) 1 „ Rohrſitzbank,
ſollen im Wege der öffentlichen
Sub=
miſſion zur Anlieferung vergeben werden.
Voranſchlag, Lieferungs=Bedingungen ꝛc.
liegen auf dem Büreau des
Unterzeich=
neten Vormittags von 8 bis 12 Uhr
offen. Offerten wolle man verſchloſſen
und verſehen mit der Auſſchrift: „
Sub=
miſſion auf Mobiliar=Gegenſtänden bis
zum 29. d. M., Vormittags 10 Uhr,
entweder per Poſt einſenden oder in den
Submiſſionskaſten einlegen. In den
Offerten ſind die Bedingungen
ausdrück=
lich anzuerkennen.
Hofheim, am 17. Juli 1888.
Großh. Direction des Landes=Hoſpitals.
J. A.:
Stroh, Gr. Hausverwalter. 68122
289
3
Bekanntmachung.
Die Rechnung über Einnahme und Ausgabe der hieſigen evangel. Kirche
Stadtgemeinde - für 1887-88 liegt bis zum 25. d. M. auf der Amtsſtube des
Unterzeichneten, Hügelſtraße 28. zu Jedermanns Einſicht offen.
Darmſtadt, den 18. Juli 1888.
(8123
J. P. Ewald.
EhrenDiplom
Dr. Kochs Floisch-Pepton,
Antwerpen 1885
in Biechdovon 2 1 Fo., Porzellan-Thpfon 100 und 25 Gramm, in Tuſoh-Etuis=
200 Gramm, Pastillen-Sohachteln 40 Gramm.
66
Dr. Nochs' Pepton-Bouillon.
Specielle Luberoitung, um ohne weitere Ingredienzien, nur durch Jusatz von hoissem
oder kaltom Wassor sofort eine wohlschmeskende und nahrhafte Fleischbrühe
her-
zustellen; in ¼ ½ u. ¼. Flaschen.
Ehhes
Dr. Kochs Popton-Biscuit,
Goldene Medaille
Nov-Orleans 1886. nahrhaftes und leichtvordauliches Mehl-Biscuit mit Ausatz von 10½ Popton in
1 Pfund-Blechbüchsen.
Dr. Kochs fleisch-Pepton, ein neuer, durch seinen Gohalt an Eiweiss thatsäohlich
nahrhafter Fleisch-Extract. ist das wirksamste aller bisher bekannten Mittel zur Ernährung
und Kräftigung von franken, Genesenden, Blutarmen n. 8. w. - bei seinem grossen
Nährwerthe und kleinen Volumen vorzüglich für Reisende, Touristen, läger u. S. w. -
und namentlich in Porm der Pepton=Bouillon in Rüchen und Haushaltungen ein vortheil. Ersatz für die bisher gebräuchlichen Fleisch Bxtracte.
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M. W. Praſſel, Rheinſtraße,
Chr. Pfeiffer, Saalbauſtraße,
Th. Stemmer, Eliſabethenſtraße,
Clemens Behle, Markt,
Franz Ebert, Arheilgerſtraße,
H. Brandſtätter, Erbacherſtraße,
J. B. Haenzel, Rheinſtraße,
G. Kneip, Kiesſtraße,
Ph. Huwerth, Roßdoͤrferſtraße,
G. Viel, Eliſabethenſtraße,
C. Watzinger, Wilhelminenſtraße,
J. Röhrich, an der kathol. Kirche,
C. Reinemer, Niederramſtädterſtraße,
M. Landau, Mathildenplatz,
Aug. Marburg, Beſſungen.
68124
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Fraues 600,000 u. 300,000
ſind abwechſelnd die Haupttreffer bei den alle zwei Monate - jährlich
ſechsmal - ſtattfindenden Ziehungen der türkiſchen Fres. 400
Eiſen=
bahn=Staatslooſe. Nebentreffer: Fr. 60,000, 25,000, 20,000 ꝛc. Jedes
Loos wird planmäßig mit mindeſtens Fres. 400 gezogen; alſo keine
Nieten. Da die Gewinne in Frankfurt a. M. mit 58pCt. ausgezahlt
werden, erhält man für den höchſten Preis M. 278.400.-, für den
nied=
rigſten Preis M. 185.-, ohne weiteren Abzug, in Gold.
Nächste Lichung am L. August
mit dem Haupttreffer von 600,000 Fres.
Mit deutſchem Reichsſtempel verſehene Looſe offerire ich zu M. 45
das Stück gegen Baar oder Nachnahme. Um die Theilnahme zu
erleich=
tern, verkaufe ich dieſelben auch gegen neun Monatsraten M. 6. ſofortigem Anſpruch auf jeden Treffer nach Zahlung der erſten
Monats=
rate. Liſte nach der Ziehung.
(8125
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Frankſurt am Main.
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L= ſchrank, 1 Commode, 1
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matratzen, 1 Anrichte, verſchied. Spiegel
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O
ree
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H
184
H. Boyi,
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(8126
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F5
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5
[ ← ][ ][ → ]Nr. 140
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Rneip, Kiesſtraße; Louis Wesp, Heidelbergerſtraße; Carl Reinemer,
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ſo daß ſie für den einfachſten bis zum feinſten Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältniß ſeiner Güte das denkbar billigſte,
beherrſcht gegeuwärtig den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner acuraten, gediegenen
Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſiehe,
befinden ſich ſtets in den Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der
Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders auszeichuen; dieſelben
werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.
uEBUIE AA1zh,
Möbelfabrik,
DaTmStadt,
Eliſabethenſtraße 34.
1951
Nr. 140
9000.
[7464
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B.vsd,Am. 180, Aw.O.O.
Seit dem 27. Juni d. J3. iſt Herr Adolph Rady,
Eliſa=
bethenſtraße Nr. 27. Rechner der Kaſſe.
Der Vorstand. 68135
Hagenau i. Elſaß.
In den Kreiſen Hagenau und Weißenburg hat ſich ein aus angeſehenen
Ein=
geſeſſenen zuſammengeſetzter Ausſchuß gebildet behufs Errichtung eines würdigen
Denkmals für den verewigten Kaiſer Friedrich auf dem erinnerungsreichen Boden
des Schluchtfeldes von Wörth. In allen Kreiſen der hieſigen Bevölkerung fand der
Gedanke begeiſterten Widerhall. Der geſchäftsführende Ausſchuß fordert ſoeben
durch Verſendung des nachſtehenden Aufrufs zur Bildung eines größeren Comites,
ſowie zur Mitwirkung an dem großartig in Ausſicht genommenen Werke auf. Es
ſteht zu hoffen, daß Beiträge, die jetzt ſchon unter der Adreſſe: „Kaiſer Friedrich=
Denkmal=Comite: in Hagenau i. E. bereitwilligſt angenommen werden, aus allen
deutſchen Gauen zur Verwirklichung des ſchönen Vorhabens reichlich fließen werden.
Die Vertretung der Gemeinde Wörth hat ſich ferner ſchon bereit erklärt, einen für
das Denkmal geeigneten Platz aus Gemeindemitteln zu beſchaffen. Der Aufruf, der
an jeden Deutſchen, weß politiſchen oder religiöſen Bekenntniſſes er auch ſein möge,
ergeht, lautet:
A u f r u
zur Errichtung eines Denkmals für Kaiſer Friedrich bei Wörth.
Kaiſer Friedrich iſt von uns geſchieden. All der Liebe und Verehrung, welche
wir ihm bei Lebzeiten als Menſchen, als Fürſten und Feldherrn gezollt, können wir
ſichtbaren und dauernden Ausdruck nur noch durch ein Denkmal verleihen, welches
würdig iſt des großen Todten. Und frugen wir: Wo iſt der geeignete Platz für ein
Friedrichsdenkmal, zu dem jeder Deutſche dankbaren und freudigen Herzens beiſteuern
kann? ſo bietet ſich ungeſucht die geweihte Stätte dar, wo Friedrich ſeinen
herr=
lichſten Sieg erfocht, wo auf blutigem Schlachtgefild die köſtlichſte Frucht erwuchs,
die er von Jugend auf erſehnt, das unvertilgbare Bewußtſein der
Zuſammengehörig=
keit aller deutſchen Stämme. Und von der Höhe, wo der heiße Kampf getobt, in
Fröſchweiler, grüßt nach allen Seiten weit ins Land hinein die ſchöne Friedens=
Lirche, die unter Friedrichs beſonderem Schutze ſtand, ein redendes Zeugniß dafür,
daß nicht Kampf und Ruhm, ſondern Friede und Verſöhnung, auch in dem
wieder=
gewonnenen Lande, das höchſte Ziel ſeines Strebens war.
Darum, wer den Helden ehren will, der durch den Sieg bei Wörth dem
deutſchen Volke das erhebende Gefühl der auf der Einigkeit beruhenden Kraft
wie=
dergeſchenkt hat; wer dem edlen Fürſten ſeine Verehrung und Dankbarkeit bezeugen
möchte. der durch ſeine milde, hochherzige, für alles Schöne und Gute begeiſterte
Perſönlichkeit Nord und Süd vereinigt und aller Herzen gewonnen hat: der wirke
mit uns, daß bei Wörth dem geliebten Kaiſer ein Denkmal erſtehe, das auch
künf=
tigen Geſchlechtern ein Wahrzeichen werde ſeiner edlen Größe, unſerer dankbaren
Liebe.
Der geſchäftsführende Ausſchuß
aus den Kreiſen Hagenau und Weißenburg.
Futen Mittagstiſch zu 45 Pfa.
Schloßgaſſe 33.
(8136
) Arbeiter können Koſt und Wohnung
- erhalten gr. Ochſengaſſe 5, V. 2 Tr.
Woog, 19. Juli 1888.
Waſſerhöhe am Pegel
388 Mtr.
120 R.
Lufttemperatur,
Waſſerwärme Vorm. 8 Uhr 140 R.
Woogpolizeiwache.
Sonntag den 22. Juli:
Einwelhung
moines nouen Tannsaalos,
wozu freundlichſt. einladet
Philipp Rindiuss,
„ zur Sonnen in Alsbach (oſt.).
Für gute Speiſen und Getränke
iſt beſtens geſorgt.
[8138
Feſucht für ruhige Miether eine Woh=
15 nung von 300-400 Mk. im
nörd=
lichen oder nordöſtlichen Theile der Stadt.
Gefl. Off. a. d. Exp. d. Bl. unter 8. 8.
Johannisbeeren, ſchwarz, roth und
2) weiß, großfrüchtig, empfiehlt Alohs
Roeßner, Kranichſteinerſtraße 51. (7907
8000 Mark
auf erſte Hypothek geſucht. Näheres
durch die Exped. d. Bl.
[8140
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Juni ſind eingegangen:
a. Legate: Des Johann Peter Knoos zu
Bickenbach, eingezahlt durch Franz Friedrich
Birkenhauer Ehefrau daſelbſt, 9 M. 2) Des
Michael Lutz von Hahn, Kr. Darmſtadt,
ein=
gezahlt durch deſſen hinterlaſſene Witwe, 5 M.
3) Der Andreas Lochmanns Eheleute von
Hainchen, eingezahlt durch Heinrich
Dill=
muth T. Ehefrau daſelbſt, 8 M. 57 Pf. 4)
Des Joh. Nikolaus Hübner von Groß=
Bie=
berau, eingezahlt durch Gg. Daniel Gaubatz I.
Witwe daſelbſt, 10 M. 5) Der Jakob Lehr
Witwe daſelbſt, eingezahlt durch Friedrich
Lehr Ehefrau daſ., 10 M. 6) Des Heinrich
v. Stein aus Steinau, eingezahlt durch Wilh.
Feick zu Webern, 8 M. 57 Pf.
b. Geſchenke: Nichts.
c. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
35 M. 89 Pf. teilweiſe mit folgenden
In=
ſchriften: 1) Den a. W. die gelobten 10 M.,
Gott möge weiter helfen. 2) Den a. W. 10 M.
bittet zu Gott, daß er meinen Bruder ꝛc.
M. V. 3) Den a. W. für Mai und Juni
4 M. 4) 5 M. von der luſtigen
Hochzeits=
geſellſchaft den a. W. 5) In den
Klingel=
beutel in der Kirche zu Beſſungen v. Ung.
eingelegt fürs Waiſenhaus 1 M. 6) Für die
a. W. die verſprochene 1 M. 7) Den a. W.
verſprochen 1 Mk. M. 8) Nach glücklicher
Erledigung einer unangenehmen Sache den
d. W. 50 Pf. 9) 50 Pf. von einer armen
verlaſſenen Frau ꝛc. 10) Ihr l. W. betet zu
Gott, daß ich zu meinem Ziele komme. M.
H. D. V. 50 Pf. 11) Den a. W. 20 Pf. von
meinem erſten Verdienſte F. A. 12) Den a.
W. die verſprochenen 36 Pf. H.
Darmſtadt, im Juli 1888.
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.
Nr. 140
1952
Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Die Seefahrt des Kaiſers iſt, ſoweit die in
Berlin eingetroffenen Privatnachrichten erſehen laſſen, bisher
ver=
hältnismäßig günſtig verlaufen. Am erſten Tage war das Wetter
ziemlich hell und freundlich, die Nacht wurde allerdings recht
ſtürmiſch, der Seegang unruhig, am Morgen trat heftiger Regen
ein, aber gegen Mittag des 15. klärte ſich der Himmel auf, die
See wurde ruhig, nahezu wellenlos und auch die Nacht zum 16.
war ruhig und ſchön. Unter dem Gefolge des Kaiſers, welches den
Landweg nach Petersburg eingeſchlagen hat, befinden ſich der
Haus=
marſchall Major Frhr. v. Lyncker, der Geheime Regierungsrat und
Korreſpondenzſekretär des Kaiſers Mießner, der Major Freiherr
v. Werther und Geheimerat Schulze vom Militärkabinet des Kaiſers,
ferner Geheimerat Kanzki vom Hofmarſchallamt und Polizeidirektor
Krüger vom Auswärtigen Amte.
Der „Reichsanzgr. vom 18. veröffentlicht die Verleihung des
Rothen Adlerordens 2. Kl. mit Eichenlaub an den Geh. Regie
rungsrat Profeſſor Hintzpeter in Bielefeld.
Das „Marineverordnungsblatt: veröffentlicht eine allerhöchſte
Ordre, betreffend die Entbindung Caprivi's von ſeiner Stellung
als Chef der Admiralität, in der es heißt:
„Ich glaube mich der Bewilligung Ihres Geſuchs vom 26. Juni
nicht entziehen zu dürfen, da organiſatoriſche Veränderungen in
dem Oberkommando und der Verwaltung der Marine, welche ich
in nächſter Zeit eintreten zu laſſen beabſichtige, Ihre bisherige
Stellung ſo weſentlich verändern würden, daß ich Ihr ferneres
Verbleiben nicht würde beanſpruchen können. Ich entſpreche daher
Ihrem Geſuche, indem ich Sie unter Entbindung von Ihrer
Stel=
lung als Chef der Admiralität mit der geſetzlichen Penſion zur
Dispoſition ſtelle. Zugleich beſtimme ich, daß Sie in Ihrem
Ver=
hältnis la suite der Armee auch ferner verbleiben. Ich hoffe,
daß ſich ſchon nächſtens eine Gelegenheit findet, Ihnen eine Ihrem
Range entſprechende Kommandoſtelle zu übertragen, wie ich dies
im Intereſſe der Armee, zu deren ausgezeichnetſten Generalen ich
Sie mit vollſter Ueberzeugung zähle, dringend wünſche.
Die Ordre ſpricht alsdann den Dank des Kaiſers für die
ge=
leiſteten Dienſte aus und hebt die dauernden Verdienſte Caprivis
um die Marine hervor.
In nächſter Zeit wird eine Allerhöchſte Kabinettsordre über
das Tragen der Achſelſtücke und Epaulettes der Offiziere
veröffent=
licht werden. Die Epaulettes werden in ihrer bisherigen Form
beibehalten, aber nur bei Paraden und feſtlichen Anläſſen, alſo auch
bei großen Geſellſchaften, und zwar auf dem Waffenrocke getragen.
bei dem alſo auch die Paſſanten bleiben. Für den Interimsrock
allen die Paſſanten fort; die Stabsoffiziere und Generäle behalten
für denſelben die bisherige Form der Achſelſtücke, etwa in der
Weiſe, wie ſie jetzt die Huſarenoffiziere tragen.
Die „Nat=8tg. ſchreibt: Die Brochüre des früheren Erziehers
des Kaiſers Wilhelm, Geh. Rat Hintzpeter (Eine Skizze, nach der
Natur gezeichnet von Dr. G. Hintzpeter) iſt ihres rückhaltloſen und
offenen Tones halber von verſchiedenen Seiten bemängelt worden.
Wie wir von gutunterrichteter Seite hören, hat die Broſchüre vor
ihrer Veröffentlichung Kaiſer Wilhelm vorgelegen und hat derſelbe
die Veröffentlichung geſtattet.
Die =Trierſche Zeitung' beſtätigt, daß der Regierungspräſident
Naſſe das ihm angetragene Unterſtaatsſekretariat im
Kultusmini=
ſterium angenommen hat.
Die Thronrede, mit welcher am 18. der Badiſche Landtag durch
den Großherzog geſchloſſen wurde, erwähnt die während der
Seſ=
ſion hereingebrochenen ſchweren Schickſalsſchläge, des Todes des
Prinzen Ludwig und der beiden Kaiſer. Dieſe Ereigniſſe, welche
in raſcher Folge das deutſche Vaterland im innerſten Leben
er=
ſchütterten, waren geeignet, die Liebe zu Kaiſer und Reich noch
feſter zu begründen; ſie werden dazu beitragen, die Regierung
Kaiſer Wilhelms II. zu einer geſegneten zu geſtalten. Die Rede
gedenkt darauf der angenommenen Geſetzentwürfe, insbeſondere des
kirchenpolitiſchen Geſetzes, über welches, wenngleich ein volles
Ein=
vernehmen nicht erzielt werden konnte, doch eine wertvolle Einigung
erfolgt iſt, des Einführungsgeſetzes zur Unfallverſicherung der land=
und forſtwirtſchaftlichen Arbeiter, des Beamtengeſetzes und des
Schullehrergeſetzes. Zum Schluſſe heißt es: Das Reich, das
in=
mitten der ſchmerzlichſten Verluſte unerſchüttert geblieben, wird auch
fortan unſer ſtarker Schutz nach außen ſein.
Die „Nordd. Allg. 3tg." bezeichnet die von der franzöſiſchen
Preſſe erhobenen Klagen, daß die deutſchen Behörden einzelnen
Franzoſen, welche ſich nach Elſaß=Lothringen begeben wollten, die
Päſſe verweigert oder die Erlangung derſelben erſchwert haben,
als in den meiſten Fällen erlogen, und auch da wo ein Fünkchen
Wahrheit zu Grunde liegen ſollte, für unbegründet. Die ,Nordd. Allg.
8tg. erwähnt dabei die Geſchichte von einem aktiven Offizier, der
durch deutſche Grauſamkeit verhindert worden ſei, an das Kranken:
lager ſeines Vaters zu eilen und bemerkt, dieſelben Skribenten, die
ietzt nicht laut genug jammern können über die angeblichen Härten
deutſcher Behörden, würden die erſten ſein, den franzöſiſchen Plebs
zur Steinigung eines aktiven deutſchen Ofſiziers aufzuhetzen, der
ſich unter dem Vorwande, einen kranken Verwandten pflegen zu
wollen, nach Nancy, Verdun oder in eine andere Grenzfeſtung
be=
geben ſollte. Es läge vielleicht in höherem Grade in franzöſiſchem
Intereſſe, wenn man in Frankreich darüber klar werden wollte,
daß Franzoſen ſich gefallen laſſen müſſen, mit demſelben Maße
ge=
meſſen zu werden, womit ſie meſſen.
Hchweiz. Einer Mitteilung aus Bern vom 18. zufolge hat der
Bundesrat dem Reichstagsabgeordneten Bebel, der in Deutſchland
als Zeuge vernommen werden ſoll, die nachgeſuchte Zuſendung von
Aktenſtücken über die bekannte Züricher Spitzel=Angelegenheit
abge=
ſchlagen.
Franktreich. Die Abgeordnetenkammer nahm am 18. den
An=
trag Floquets, die Interpellation des Abg. Ferniſien über die bezügl.
Cochinchina's verfolate Politik zu vertagen, an. Felix Phat inter
pellierte wegen der Beſchlagnahme des Schreibens des Grafen von
Paris und meinte, die Regierung hätte das Vermögen der Orleans
mit Beſchlag belegen müſſen. Floquet erklärte, die Regierung wollte
die Veröffentlichung des Schreibens nicht hindern, habe aber zeigen
wollen, daß die Poſt und der Telegraph den Prätendenten
ver=
ſchloſſen ſeien. Die Regierung habe das Recht ſo zu handeln und
würde gegen derartige Manöver der Prätendenten ſtets ebenſo
vor=
gehen. Die Seſſion der Kammer wird hierauf geſchloſſen.
Im Senat verlas am 18. Miniſter Freyeinet den Erlaß,
wo=
durch die ordentliche Sitzung für 1888 geſchloſſen wird.
England. Im Unterhaus wurde Conhbeare's Antrag auf
Ver=
tagung des Hauſes mit 255 gegen 118 Stimmen abgelehnt. Darauf
erfolgte die Beratung und erſte Leſung der Vorlage behufs
Nieder=
ſetzung eines Sonderausſchuſſes, welcher die von der „Times= gegen
gewiſſe Mitglieder des Parlaments und andere Perſonen erhobenen
Anſchuldigungen prüfen ſoll.
In Irland gelangten in dem am 30. Juni beendeten
Viertel=
jahr 172 Agrarverbrechen zur Kenntnis der Polizei, darunter 2
Mordthaten, eine in Derry und eine in Cork, 8 Mordverſuche, 12
Brandſtiftungen, 15 Fälle von Viehverſtümmelung, 74 Drohbriefe,
16 Fälle von Einſchüchterung, 14 Fälle von Eigentumsbeſchädigung
und 9 Fälle, in denen in Häuſer hinein gefeuert wurde. Von der
Geſamtzahl dieſer Verbrechen entfallen 20 auf Ulſter, 11 auf Leinſter,
39 auf Connaught und 102 auf Munſter.
Rutßzkand. Die Ankunft Kaiſer Wilhelms in Peterhof wurde
am Donnerstag nachmittag 3 Uhr erwartet. Kaiſer Wilhelm geht
am Freitag abend ins Lager von Krasnoie=Selo, wo großer
Zapfen=
ſtreich ſtattfindet, verbleibt dort die Nacht und wohnt am Samstag
einer großen Parade bei. Am Samstag findet in der deutſchen
Botſchaft ein Galadiner ſtatt, an welchem der Kaiſer teilnehmen
wird. nachdem er vorher vom Lager Krasnoje=Selo aus der in
Pawlowsk weilenden Königin von Griechenland einen Beſuch
abge=
ſtattet hat. Der Kaiſer wird auch Deputationen der in Rußland
lebenden Deutſchen empfangen, darunter auch aus den
Oſtſeepro=
vinzen. — Der Beſuch ſoll einen Tag länger dauern als
urſprüng=
lich beabſichtigt war und wird die Abreiſe erſt Montag abend
er=
folgen.
Kaiſer Alexander iſt am 18. d. von Petersburg nach Peterhof
zurückgegekehrt; er fuhr am 17. ohne beſondere Bedeckung aus. Das
Publikum hielt die Straßen dicht beſetzt.
Das deutſche Kaiſergeſchwader paſſierte Mittwoch abend Reval.
Vereinigte Htaaten. Nach der Regierung am 18. zugegangenen
Nachrichten iſt in Venezuela ein Aufſtand ausgebrochen.
Bei einer am 17. in Chicago vorgenommenen Hausſuchung
wurden 12 Dynamitbomben, ein Revolver und ein Dolch
aufge=
funden. Drei Perſonen wurden verhaftet. Polizeikommiſſär
Bon=
field gibt an, ſeit längerer Zeit habe eine Verſchwörung beſtanden,
die am 17. zum Ausbruch kommen ſollte. Zwanzig Theilnehmer
hätten beabſichtigt die Wohnhäuſer der Richter Gari, Grinnel und
anderer am jüngſten Anarchiſtenprozeſſe beteiligten Perſonen zu
zer=
ſtören. Nach anderweitigen Mitteilungen ſei die Zerſtörung des
Gerichtsſaales und anderer öffentlichen Gebäude, ſowie einiger
Re=
daktionslokale beabſichtigt geweſen. Unter den Verhafteten befindet
ſich ein bekannter Anarchiſtenführer. Bonfield iſt der Anſicht, daß
man mit Unrecht annehme, daß die Verſchwörung an Perſonen der
beſſeren Klaſſe einen Rückhalt gehabt habe, oder daß öffentliche
Ge=
bäude hätten zerſtört werden ſollen. In das Komplott ſeien nur
zwanzig der unterſten Klaſſe angehörige Perſonen verwickelt.
Der Chicagoer „Daily News zufolge ſteht feſt, daß am 8.
v. M. zwanzig Pfund Oynamit unter die Anarchiſten verteilt
wor=
den ſind und eine größere Menge dieſes Dynamits in die Hände
von Mitgliedern der centralen Arbeiter=Union gelangt iſt.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 20. Juli.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 18. Juli l. J.
den Senatspräſidenten am Oberlandesgericht Carl Eckſtein auf
ſein Nachſuchen von den Funktionen eines Mitglieds der Prüfungs=
Kommiſſion für das Juſtiz= und Verwaltungsſach entbunden und
an deſſen Stelle den Oberlandesgerichtsrat Wilhelm Pfannmüller
zum Mitgliede der gedachten Kommiſſion ernannt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 4. Juli l. J.
den Georg Munsfeld aus Mainz zum Telegraphenverwalter bei
den Oberheſſiſchen Eiſenbahnen ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog wird ſich Samstag
abend nach Bayreuth begeben, um den Aufführungen von „Parſival
und „Die Meiſterſinger; anzuwohnen.
⬜ Stadtverordneten=Verſammluug. Zu Beginn der geſtrigen
Sitzung richtete Herr Oberbürgermeiſter Ohly etwa folgende Worte
an den Herrn Lauteſchläger: „Geehrter Herr Kollegel Nachdem
Ihre durch die Stadtverordneten=Verſammlung mit Einſtimmigkeit
vollzogene Wahl zum Beigeordneten von Sr. Königl. Hoheit dem
Großherzog genehmigt worden iſt, liegt mir die Pflicht ob, nach
Maßgabe des Artikels 35 der Städteordnung Sie eidlich in Pflicht
zu nehmen. Welche Pflichten es ſind, die Sie übernehmen werden,
brauche ich nicht auseinander zu ſetzen, Sie haben als Mitglied der
Stadtverordneten=Verſammlung und als Mitglied verſchiedener
Kommiſſionen einen vollſtändigen Einblick in die ſtädtiſche Verwaltung
bekommen und bürgt Ihre Perſönlichkeit und Ihre ſeitherige
Thä=
tigkeit im Intereſſe der Stadt dafür, daß Sie Ihre Obliegenheiten
mit Gewiſſenhaftigkeit und Unparteilichkeit erfüllen werden.: Hierauf
erfolgte die vorgeſchriebene eidliche Verpflichtung. nach deren
Voll=
zug noch Herr Riedlinger dem neuen Beigeordneten einen
kollegia=
liſchen Gruß entbot.
Infolge der projektierten Umpflaſterung der Wendelſtadtſtraße
iſt es zweckmäßig dortſelbſt für einen Teil der Straße eine neue
Gasrohrlegung vorzuſehen. Hierfür ſind incl. des Herausnehmens
der ſeitherigen Theaterleitung 4500 M. nötig, welche die
Verſamm=
lung bewilligte. Hierbei ſei bemerkt, daß demnächſt auch über die
Frage der Erbauung eines weiteren Gaſometers Beſchluß zu faſſen
ſein wird. Herr Weber berührte in der Diskuſſion einen Vorſchlag
eines Mitgliedes der Gasdeputation, welches in einer
Kommiſſions=
ſitzung den Be= und Anwohnern des Blumenthalviertels die
Zeich=
nung eines Kapitals zur Verbeſſerung oder gar Neuerbauung eines
Gaswerks angeſonnen habe, er nannte dieſen Vorſchlag unter
Hin=
weis auf die enormen Opfer, welche das Blumenthalviertel der
Stadt ſchon gebracht habe, einen naiven, der ihn nicht angenehm
berührt habe.
Profeſſor Dr. Thiel, welcher hierauf das Wort nahm, bekannte
ſich als Denjenigen, der die Aeußerung gethan, er habe ſeinen
Vorſchlag übrigens nur auf die kapitalkräftigen Hausbeſitzer
be=
zogen, nicht auf alle Bewohner des Blumenthalviertels. Herr
Mayer fügte dem bei, daß er den Thiel'ſchen Vorſchlag nur ſo
aufgefaßt habe, damit ſeitens der Hausbeſitzer ein Beitrag zur
Entfernung des Gaswerks aus dem Blumenthalviertel aufgebracht
werde.
Der Bauplan für das ſüdöſtliche Baugelände, namentlich für
den freien Platz an der Hoch= und Herdwegſtraße wurde nach einer
vorliegenden Skizze feſtgeſtellt und ſodann von Herrn Schmeel in
Umfangreicher Weiſe über ein Geſuch um Fortführung der
Weyprecht=
ſtraße referiert. Die Kommiſſion hat das öffentliche Bedürfnis für
die Straßendurchführung verneint und iſt daher, da auch alle
un=
mittelbaren Intereſſenten ſich gegen die Durchführung ausſprachen
und auch finanzielle Bedenken obwalten, gegen die Genehmigung
des Geſuchs. Die Verſammlung beſchloß demgemäß. Aus
ähn=
lichen Gründen fand ein Geſuch um Weiterführung der
Steinſtraße=
in ſüdlicher Richtung keinen Anklang. Für die Verſehung der
ſeit=
herigen Beſſunger Straßen mit Gasbeleuchtung werden 72500 M.
bewilligt und zwar 54000 M. für Anſchaffung der Rohrleitungen
und 18250 M. für Kandelaber und Konſolen. Ueber den Reſt
der=
in öffentlicher Sitzung noch behandelten Gegenſtände werden wir
in nächſter Nummer referieren.
Städtiſches Elektrizitätswerk. Am Dienstag Morgen
unter=
nahm der Direktor der Techniſchen Hochſchule und Leiter des
ſtädtiſchen Elektrizitätswerks, Herr Profeſſor Dr. Kittler, mit etwa
25 Studierenden der genannten Hochſchule eine Beſichtigung des
Elektrizitätswerks. Zunächſt wurden das Keſſel= und das
Maſchinen=
haus in Augenſchein genommen. Nachdem man hier einige
Kabel=
unterſuchungen (Jſolations= und Widerſtandsmeſſungen) ausgeführt,
beſichtigte man noch mehrere Verbindungsſtellen der Kabel ſowie
ſetliche Verteilungspunkte. In dem Werke werden aufgeſtellt 4
Dampfmaſchinen - vertikale Compound=Maſchinen ohne
Konden=
ſation -, 3 davon 100 und die 4. 70 Pferdekräfte. Jede der drei
erſten treibt eine Dynamo, von denen jede 66000 Volt=Ampere
terzeugen kann. Sie ſind mit den Motoren direkt gekuppelt lalſo
ohne Riemenverbindung) und machen 200 Touren in der Minute.
Sie können etwa 1000 Glühlampen 16 Normalkerzen mit Strom
tverſorgen. Die 4., etwas kleinere Maſchine ſetzt 2, ebenfalls kleinere
Dhnamo in Betrieb, die je 24000 Volt=Ampere erzeugen. Dieſe
ſind für die Tagesproduktion beſtimmt und verſorgen tagsübe:
das Kabelſyſtem mit Strom, während ſie abends parallel
ge=
ſſchaltet. mit den größeren zuſammen die Beleuchtung übernehmen.
Sämtliche Maſchinen ſind außerordentlich ſolide und ſchön gebaut
And im Gegenſatze zu den meiſten Dynamo mit 4 Innen=Volen
verſehen, d. h. die Armatur rotiert ſtatt innerhalb des von den
Elektromagneten begrenzten Raumes, wie dies bisher faſt ausnahms=
Ios üblich war, auterhalb desſelben. Durch dieſe Anordnung wurde
Nr. 140
1953
erreicht, daß die Dynamo'ſchon bei 200 Touren ſtatt bisher bei
500— 2000 Touren) genügend Spannung erzeugt, wodurch die
An=
lage außerordentlich an Haltbarkeit und Betriebsſicherheit gewinnt.
Die Maſchinen genügen, um im Maximum 4000 Glühlampen zu
ſpeiſen. Der Strom wird durch 9 Hauptſtränge reſp. Kabel nach
den ſog. Verteilungspunkten geleilet. Im ganzen ſind hierzu etwa
10 Kilometer Kabel notwendig, welche ſich indes, da das beſtens
bewährte Dreileiter=Syſtem in Anwendung kommt, auf 3210-
30 Kilometer erweitert. Für die Sicherheit der Theaterbeleuchtung
iſt in äußerſt ſorgfältiger Weiſe Rechnung getragen, indem außer
einer beſonderen Leitung von einem Verteilungspunkt aus noch ein
direkter Strang das Theater mit der Centrale verbindet. Das
Dreileiter=Syſtem hat noch den Vorteil, daß ſelbſt im Falle der
Beſchädigung eines oder gar zweier Kabel die Beleuchtung ohne
Beeinträchtigung weiter funktioniert.
(D. 8ta.)
Immobilien=Verkäufe. Die Villa des Herrn Rentner A. Kaſt,
Vromenadeſtraße 33, ging in den Beſitz des Herrn Rechtsanwalt
Dr. C. Schüler käuflich über. Der Verkauf wurde durch den Agenten
P. Thüringer abgeſchloſſen. — Der Neubau des Herrn
Bauunter=
nehmer Peter Wagner, Zimmerſtraße 1, ging durch Vermittelung
des Agenten Auguſt Werner in anderen Beſitz käuflich über.
p Kleine Mitteilungen. In der Woogſtraße lauerte abends ein
Hausdiener einem Mechaniker, mit welchem er ſchon längere Zeit
in Feindſchaft lebte, auf und verſetzte ihm mehrere Schläge auf den
Kopf, ſodaß ſich der Mechaniker bei einem Heilgehülfen verbinden
laſſen mußte. — Am Sonntag abend wurden in der Erbacherſtraße
zwei Perſonen ohne jede Veranlaſſung von etwa 12 Burſchen
über=
fallen und mißhandelt. Die Thäter ſind zur Anzeige gebracht.-
Zwei noch ſchulpflichtige Jungen verſuchten am Sonntag abend
aus einem Hof auf dem Ernſt=Ludwigsplatz zwei Säcke
Papier=
abfälle zu entwenden, woran ſie aber durch den Eigentümer verhindert
wurden. — Mittwoch nacht wurde einem Manne in einer
Wirt=
ſchaft in Pfungſtadt die ſilberne Cylinderuhr ſowie eine neue
Weſte entwendet.
Im Kaiſer=Panorama bleibt die intereſſante Abteilung: das
Leichenbegängnis Sr. hochſeligen Majeſtät Kaiſer Wilhelms, nur
noch bis Samstag ausgeſtellt; von Sonntag an kommt der II. Cyklus:
die Schlöſſer von Hohenſchwangau und Neuſchwanſtein, zur
Aus=
ſtellung.
Die Ziehungs=Liſte der Wormſer Lotterie zum Beſten des
Baufonds eines Feſthauſes und Volkstheaters liegt auf der
Expe=
dition unſeres Blattes zur Einſicht auf. Der erſte Gewinn ſiel auf
Nr. 20 104, der zweite auf Nr. 23096.
Beſitzer von Loſen aus der Lotterie zum Beſten der deutſchen
Bühnen=Genoſſenſchaft werden darauf aufmerkſam gemacht, daß
Gewinn=Nummern ſpäteſtens bis zum 31. Juli bei Herrn
Haus=
verwalter Pfersdorff im Hoftheater angemeldet werden müſſen, da
die nach hier fallenden Gewinne anfangs Auguſt von Berlin
hier=
hergeſandt und bei Herrn Pfersdorff zur Ausgabe gelangen werden.
Spätere Anmeldungen können daher hier nicht mehr berückſichtigt
werden und ſind die Gewinne alsdann nur noch direkt durch das
Central=Büreau der Genoſſenſchaft in Berlin, Charlottenſtraße 85,
zu erheben.
Lindenfels, 17. Juli. Das Unteroffiziercorps des 2.
Bataillons des Inf.=Regts. Nr. 115 hat am Sonntag mit Muſik
einen Ausflug hierher gemacht, der, vom Wetter begünſtigt, in
ſchönſter Weiſe verlief.
J. Mainz, 18. Juli. Der Beſitzer des Gaſthofs zum „
Hollän=
diſchen Hof= hier, Herr Büdingen, welcher vor einger Zeit das
Unglück hatte, im Raunheimer Walde durch einen Zufall bei dem
Entladen des Jagdgewehres einen Waldhüter zu erſchießen, iſt mit
der Familie des Verunglückten dahin übereingekommen, eine
Jahres=
rente von 360 M. und einen Baarbetrag von 5000 M. zu zahlen.
Sonntag den 12. Auguſt werden im Dom hier von Biſchof
Dr. Haffner 4 Diaconen die Prieſterweihe erhalten. Es ſind
dies die Diaconen Jakob Heinrich aus Offenbach, Philipp Koch
aus Heppenheim, Adam Malzi aus Darmſtadt und Johann
Michel aus Aſchbach.
In einem hieſigen Gaſthof ſtellte ſich vorgeſtern eine mit einer
Dienſtmütze verſehene Perſönlichkeit als Polizeibeamter aus
Frank=
furt vor, der hierher berufen ſei, die Mainzer Sittenpolizer einer
Reorganiſation zu unterziehen. Die Perſönlichkeit ließ ſich Eſſen
und Trinken gut ſchmecken und verduftete ſodann ohne die Zeche zu
bezahlen. Der Mainzer Polizei gelang es noch am Abend den
Frankfurter Kollegen, der ſich als ein langgeſuchter Schwindler
entpuppte, zu verhaften.
Am Rhein hier wurde heute morgen eine gutgekleidete
männ=
liche Leiche geländet. Eine zweite Leiche zog man geſtern abend
unterhalb Koſtheim an der Mainſpitze aus dem Waſſer.
Eine
70jährige Greiſin, die ſich geſtern in der Abſicht ſich zu ertränken
in den Rhein ſtürzte, aber noch lebend auf das Trockene gebracht
wurde, verſuchte ſich heute morgen zu erhängen. Leute, die
hinzu=
kamen, hinderten die Unglückliche an ihrem Vorhaben.
Frankfurt, 17. Juli. Die Eröffnung des
Hauptbahn=
hofs iſt nunmehr auf den 1. Oktober verſchoben.
1954
Ne. 140
Karlsruhe, 19. Juli. Die dem Großherzoge dargebrachte
Huldigungs=Kundgebung nahm einen glänzenden
Ver=
lauf. Der aus Vertretern der ſtädtiſchen Behörden, den Innungen,
der Studentenſchaft, ſämtlichen hieſigen Vereinen und einer großen
Anzahl anderer Bürger gebildete Zug nahm in der mit Flaggen
reich geſchmückten Karl=Friedrich=Straße und auf dem Marktplatze,
wo Gasflambeaux brannten, Aufſtellung und bewegte ſich von da
nach dem Schloßplatz. Im Zuge befanden ſich zahlreiche Fahnen
und Standarten. Vor dem Schloß, wo patriotiſche Lieder geſungen
wurden, defilierte der Zug vor dem Großherzog, welcher auf den
Balkon getreten war. Der Schloßplatz war mit Gasflammen und
Magneſiumlicht taghell erleuchtet. Der Großherzog empfing die
Deputation, welche eine Huldigungs= und Dankadreſſe überreichte
und ſprach ſeinen Dank für die patriotiſche Kundgebung aus.
Karlsruhe, 18. Juli. Hofrat Maier aus Baden=Baden iſt geſtern
mit Geheimrat Tenner hier eingetroffen und unterſuchte aufs
ge=
naueſte die Augen der Großherzogin. Er konſtatierte einen guten
Erfolg des bisherigen Heilverfahrens und erklärte, die Fortſetzung
desſelben berechtige zu den beſten Hoffnungen völliger
Wiederher=
ſtellung.
München, 16. Juli. Ludwigs=Centenarfeier. Die
gemüt=
lichen Münchener ſind in fieberhafter Aufregung. Man rüſtet ſich
energiſch für die am Ende dieſes Monats ſtattfindende
Centenar=
feier Ludwigs des Erſten. In allen Hauptſtraßen herrſcht dem
„ B. T.u zufolge das regſte Leben. Eine Menge von Arbeitern iſt
beſchäftigt, Tribünen an jenen Orten zu errichten, bei denen der
geplante Feſtzug vorbeiziehen wird. Dieſer Feſtzug ſoll eine Länge
von zwei Kilometern haben. Große Vorbereitungen macht man
für das Feuerwerk. Dasſelbe wird ſo großartig, wie man es in
München noch nicht erlebt hat. Beſonders viel Lärm iſt rings um
das Standbild der Bavaria. Dort ebenſo wie an der
Feldherrn=
halle und dem Siegesthor errichtet man rieſige Tribünen. Auf dem
Dach der Ruhmeshalle wird ferner ein großes Feuerwerk
ſtattfin=
den und auf einem hohen Gerüſt daneben ein mächtiger
Marine=
reflektor angebracht. Die Feſtplätze ſind ſchon jetzt mit Flaggen
verſehen. Die ganze Stadt wird illuminiert ſein. Bis jetzt ſind
bei einer einzigen Firma allein 11000 Lämpchen gekauft. Der
Zu=
zug von Außen nimmt gewaltige Dimenſionen an. Es ſind bereits
18 Extrazüge aviſiert, eine Zahl, die ſich gewiß verdoppeln wird.
Von Wien und Salzburg kommen viele Vereine, zum Teil mit
Muſik. Tie Feier hätte bekanntlich ſchon am 25. Auguſt 1886
ſtatt=
finden ſollen. Aber die traurigen Ereigniſſe, welche Deutſchland
und Bahern durch den Tod des Königs Ludwigs II. und dann
den der beiden Kaiſer Wilhelm und Friedrich trafen, verwehrten
die Begehung des Feſtes bis heute.
St. Bäder=Frequenz. Aachen 20174. Baden=Baden 22 405.
Bocklet 147. Brückenau 458. Ems 9469. Homburg 4882. Kiſſingen
7558. Kreuznach 2896. Münſter a. St. 1045. Nauheim 4476.
Schlangenbad 905. Schwalbach 2153. Soden i. T. 1483.
Weil=
bach 82. Wiesbaden 61 823. Oſtende 4439. Scheveningen=Haag 4018.
Paris, 17. Juli. Auf einer Hochzeit im Ain=Departement,
welche vom letzten Samstag auf den Montag ununterbrochen
ge=
feiert wurde, verzehrten etwa 300 Gäſte, die in 52 Wagen
ange=
fahren kamen: 21 Kälber, 4 Ochſen, 7 Schafe und 90 Stück
Ge=
flügel. Dazu trank man 6200 Flaſchen Wein.
— Auf die Frage: Wird die Richtung eines Gewitters, wenn es
auf ſeinem Wege an einen größeren Fluß kommt, durch denſelben
beeinflußt? gibt die „Naturwiſſenſchaftliche Wochenſchrift= folgende
Antwort: Die Zugrichtung eines Gewitters wird im allgemeinen
durch einen größeren Fluß nicht geändert, wohl aber haben die
großen Waſſerläufe einen entſcheidenden Anteil an der Verbreitung
des Gewitters. da der über Flüſſen und Seen vorherrſchende
ab=
ſteigende Luftſtrom der Weiterverbreitung eines Gewitters ein
Hindernis zu bieten geeignet iſt und das Fortſchreiten des
Gewitter=
zuges an die Bedingung aufſteigender Luftſtröme geknüpft iſt. Es
kommt ſehr häufig vor, daß ein Gewitterzug an der Elbe Halt
macht und nicht auf das jenſeitige Ufer tritt, oder daß bei ſtärkeren
Gewittern plötzlich auf beiden Seiten des Fluſſes, aber in größerer
Entfernung von demſelben, die Linien gleichzeitigen erſten Donners
parallel verlaufen. Dieſer Einfluß lätt ſich mit Sicherheit nicht
durch Beobachtung an einem einzelnen Orte, wohl aber durch die
ſynoptiſche Methode entſcheiden.
— Von Kronſtadt und Peterhof, dem nordiſchen Gibraltar und
dem ruſſiſchen Verſailles, welche in dieſen Tagen wegen der
Zu=
ſammenkunft des deutſchen und des ruſſiſchen Kaiſers die
Augen der ganzen Welt auf ſich lenken werden, entwirft das
„Wiener Tagblatt; eine Schilderung, der wir das Folgende
ent=
nehmen:
„Jeder Fremde, der nach St. Petersburg kommt, verſäumt es
gewiß nicht, auf einem der prächtigen Dampfer, die in den etwas
ſchmutzigen Fluten der Newa in der Nähe der impoſanten Nikolaus=
Brücke ſich wiegen, eine Fahrt nach Kronſtadt zu unternehmen. Es
iſt ein buntes Treiben, ein unaufhörliches Gewoge im Hafen der
48000 Einwohner zühlenden Stadt, wo die baltiſche Flotte und die
großen Kauffahrer liegen, welche thres Tiefganges wegen in die
Newa=Mündung nicht einfahren können. Und wenn irgendwo, ſo
kann man in dieſem=Hafen unverfälſchte, echt ruſſiſche Typen
ſtudieren, die Einem auf Schritt und Tritt begegnen. Wie man
ſich aber der Stadt zuwendet, da wird man ſofort daran gemahnt,
daß man ſich in einem der erſten Waffenplätze Rußlands befindet.
Da erhebt ſich in dem ſogenannten Admiralitätsteil der Stadt ein
mächtiger, düſterer Bau - der Palaſt des Admirals - und daran
reiht ſich ein Häuſermeer, beſtehend aus dicht zuſammengedrängten
Arſenalen, Schiffswerften, Kaſernen, Vorratshäuſern aller Art,
Hoſpitälern, Laboratorien und Navigationsſchulen. Die Bedeutung
all dieſer Bauwerke wird aber erſt recht klar, wenn man die
groß=
artigen Feſtungswerke auf der Inſel Kotlin beſichtigt, auf welcher
Kronſtadt liegt. Dieſe Feſtungswerke haben Millionen und aber
Millionen verſchlungen. Seit Peter dem Großen hat kaum einer
der ruſſiſchen Monarchen es unterlaſſen, Kronſtadts Befeſtigungen
zu verſtärken. Beſonders viel hat aber in dieſer Beziehung
Nikolaus L. gethan, ſodaß die Koſten der Werke beim
Regierungs=
antritt des Vaters des jetzigen Zaren ſich auf mehr als zweihundert
Millionen Rubel beliefen. Mitten im finniſchen Buſen gelegen,
ſperrt Kronſtadt die Einfahrt in die Newa=Mündung vollſtändig;
das nördliche Fahrwaſſer, ohnehin nicht tief, iſt durch Sperrungen
völlig unpaſſierbar gemacht, und die ſchmale Fahrſtraße im Süden
beherrſchen von der einen Seite die Kanonen des „nordiſchen
Gibraltar” und von der anderen Seite die der Forts St. Paul und
Kronſtadt. Ein Feind, der hier die Durchfahrt erzwingen wollte,
müßte über unzerſtörbare Schiffe verfügen, denn die Batterien der
Feſtung ſind ſo angelegt, daß jede Stelle des ſüdlichen Fahrwaſſers
von 20- 80 ſchweren Geſchützen ins Kreuzfeuer genommen werden
kann. Der Zar hat in der Umgebung von Kronſtadt eine
beträcht=
liche Zahl prächtiger Luſtſchlöſſer, wie Oranienbaum, Krasnoje Selo,
Gatſchina, Pawlowsk ꝛc., die in weitem Halbkreis auf dem ſüdlich
von Kronſtadt gegenüber liegenden Meeres=Ufer ſich erheben. Aber
keines dieſer Luſtſchlöſſer kann ſich ſowohl hinſichtlich der
groß=
artigen baulichen Anlage, als auch mit Bezug auf die herrliche
Umgebung mit Peterhof meſſen, das ungefähr 21 Kilometer von
der Reſidenz entfernt liegt. Peterhof wurde von Peter dem Großen
im Jahre 1720 mit der ausgeſprochenen Abſicht gegründet, ein
nordiſches Verſailles zu errichten, und was ſich im Norden erreichen
ließ das geſchah in der That, um ein getreues Abbild von Verſailles
zu ſchaffen. Die Parkanlagen, die jetzt im ſchönſten Grün prangen,
ſind geradezu großartig. Der ſchönſte Teil des Parkes iſt der
untere Teil, welcher von den Wogen des Meeres beſpült wird.
Hier laſſen Fontainen ihre glitzernden Waſſerſtrahlen hoch in die
Lüfte ſchießen, hier rauſchen und brauſen Kaskaden, hier blühen
und duften prächtige exotiſche Pflanzen und Blumen in einer
groß=
artigen Orangerie, hier erhebt ſich ein kokettes, zierliches Badehaus,
hier ſtößt der Blick an reizende Luſthäuſer und darunter auf das
Luſthaus „Mon Plaisiré, das Peter der Große ganz in holländiſchem
Geſchmack erbauen ließ und worin Eliſabeth Petrowna in der
eben=
ſalls nach holländiſchem Muſter eingerichteten Küche häufig als
Hausfrau gewaltet und das Mahl für die Gäſte eigenhändig
zu=
bereitet hat. Im oberen Teil des Parkes ſteigen aus künſtlich
an=
gelegten Seen Inſeln empor, aus denen reizende kleine Luſtſchlöſſer,
der Kaiſerin= und der Olga=Pavillon genannt, ſich erheben.
Außer=
dem liegen im Park viele Landhäuſer, meiſt Holzbauten, zerſtreut.
Auf einem Hügel, von dem aus ſich eine weite Fernſicht bietet, ließ
Kaiſer Nikolaus von Stakenſchneider für ſeine Gemahlin das
Schloß Babzigor, auch Belvedere genannt, erbauen, neben deſſen
mit Marmor=Statuen geſchmückter impoſanter Freitreppe die
Pferdebändiger=Gruppen des Barons Clodt ſich erheben. In der
Mitte der Treppe erhebt ſich die von Kiß gegoſſene Gruppe:
Skythe, von einem Panther überfallen;, welche König Friedrich
Wilhelm IV. dem Kaiſer Nikolaus ſchenkte. Das Schloß Peterhof
iſt ein dreiſtöckiges Gebäude, mit einem mit Eiſenblech gedeckten
Dache und vergoldeten Kuppeln. Vom Schloß führt eine 12 Meter
hohe Terraſſe in ſanfter Neigung zum Meere hinab. Einen
herr=
lichen Anblick gewährt dieſe wunderbare Terraſſe, wenn die großen
Waſſerbehälter geöffnet werden und wenn das Waſſer in
ſchäumen=
den Kaskaden über die vergoldeten Stufen in ein großes und tiefes
Marmorbaſſin hinabſtürzt, in deſſen Mitte eine gleichfalls vergoldete
Erzoruppe ſich erhebt: Simſon, der den Rachen eines Löwen
auf=
reißt, aus welchem ein mächtiger Waſſerſtrahl 25 Meter hoch empor
ſchießt. Die innere Einrichtung des Schloſſes entſpricht der
pracht=
vollen Umgebung. Die intereſſanteſten Räumlichkeiten ſind das
Vorträtzimmer, in welchem 368 Porträts junger Mädchen aus
allen Gegenden des ruſſiſchen Reiches hängen, welche der Graf
Kotori als Begleiter Katharina IL. auf einer ihrer Reiſen gemalt,
zwei wunderbare chineſiſche Zimmer, der Saal Peters des Großen
und der Gardenſaal mit Darſtellungen der Schlacht bei Tſchesme,
welche J. P. Hackert im Jahre 1772 in Rom gemalt hat, und dem
zu Liebe Graf Orloff in Livorno, wo ein ruſſiſches Geſchwader vor
Anker lag, eine Fregatte ſprengen ließ, um dem Maler ein in die
Luft fliegendes Schiff zu zeigen.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.