Darmstädter Tagblatt 1888


19. Juni 1888

[  ][ ]

Abonnemenkoyrei=
Viertkeſſihrlich 1 Mark 5o Pf. uc.
Bringerlohn. Auzwürz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
ogengenomman
zu 1 Mart 5o Pf.
w Quartal incl. Poſtaufiglag
.

151. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuffrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
Nndenangenonmat hnDaenkad
von der Eppedttten. Kheinſt. R V.
mBeſſungen von Fuiedr. Loze
Holzſtraße Pr. 12, ſowie auzvim
vor allen AungupEpeitine.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts. des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Dienstag den 19. Juni.
Ne 117.
1888.

Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Durch kriegsgerichtliches unterm 7. Juni 1888 beſtätigtes Erkenntniß vom
1. Juni 1888 iſt der Kanonier Chriſtoph Weber I. der 4. Vatterie Großher=
zoglich
Heſſiſchen Feld=Artillerie=Regiments Nr. 25 (Großh. Artillerie=Corps), ge=
boren
am 23. November 1849 in Kerbersdorf, Kreis Schlüchtern, in contumaciam
für fahnenflüchtig erklärt und in eine Geldſtrafe von dreihundert Mark verur=
theilt
worden.
Darmſtadt, den 12. Juvi 1888.
Großherzoglich Heſſiſches Garniſongericht Darmſtadt.
(6912

S t e ck b r i e
Der Pionier Maſchinenſchloſſer Heinrich Friedrich Beck, der 2. Compagnie,
geboren am 20. Auguſt 1866 zu Darmſtadt, Kreis Darmſtadt, Heſſen, hat ſich am
9. d. Mis. Morgens 3½ Uhr, aus ſeinem Quartier entfernt und iſt der Fahnen=
flucht
verdächtig. Verhaftung und Ablieferung an die nächſte Militärbehörde.
Beſchreibung: Größe: 168.5, Geſtalt: ſchlank, Kinn: gewöhnlich, Haar:
ſchwarz, Bart: Schnurrbart, Kleidungj=Waffenrock, Drillichhoſe, Mütze, Halsbinde,
Hemd und Unterhoſe.
Metz, den 9. Juni 1888.
Pionier=Bataillon Nr. 16. (6913

Bekanntmachung.
Die Erd= und Maurerarbeiten zur
Herſtellung von Thonrohrkanälen
1) in der Arheilgerſtraße zwiſchen Schloß=
garten
= und Fuhrmannsſtraße,
2) in der Pankratiusſtraße zwiſchen
Schloßgarten= und Ruthsſtraße,
3) in der Ruthsſtraße,
4) in der Löffelgaſſe,
ſollen im Wege der öffentlichen Submiſ=
ſion
zuſammen oder getrennt vergeben
werden.
Offerten ſind bis
Donnerstag den 21. Juni d. 33.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen ſind
durch das Tiefbauamt, Zimmer Nr. 24
zum Preiſe von 2 Mk. bezw. 50 Pfg. zu
geziehen.
Darmſtadt, am 13. Juni 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (6787

Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag werden die
zum Nachlaß des Hofkutſchers i. P.
Philipp Haun dahier gehärigen Immo=
bilien
, als:

Flur. Nr. Meter. I. 251 321 Hofraithe Forſt=
meiſterſtraße
, I. 681 1606 Acker auf der
Beine, L. 29 1625 Acker,
mittelſte
Golläcker, 13 222 1006 2 Acker am Pfung=
tädter
Weg, 14 17 512 Acker, die langen 14 18 537 Beine, 14 23 744 Acker daſelbſt, 14 24 731

Donnerstag den 21. Juni d. 33.,
Vormittags 11 Uhr,
auf dem Gemeindehaus dahier wiederhol.
öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Beſſungen, den 14. Juni 1888.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
(6830
Weimar.

Main=Neckar=Bahn.
Donnerstag den 21. Juni l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
werden auf hieſiger Station die aus dem
Jahre 1887 bei dem Fundbüreau dahier
zur Ablieferung gekommenen herrenloſen
Gegenſtände öffentlich an die Meiſtbieten=
den
gegen gleich baare Zahlung ver=
ſteigert
.
Darmſtadt, den 18. Juni 1888.
Der Ober=Betriebs=Inſpector
Geſſner.
(6914

hochfeinſter, ausgiebigſter
Einmachzucker,
zu Fabrikpreiſen.
G.ATTGIN
Bleichſtraße.
(6843
Ein neues Break,
ſolid gebaut, auch zweiſpännig zu fahren,
Platz für 6 Perſonen. Auch neue
Berner Wägelchen
billigſt bei
(6915
A. Arras, Sattler in Eberſtadt.

Steariulichter
in allen Packungen.
Eduard Schüssler,
Wilhelminenſtr. 8. (6916
früher Weiler'ſches Haus.
Gute rothe Eßkartoffeln, malter= u.
kumpfweiſe abzugeben. Arheilger=
ſtraße
84, parterre.
[6832
247

[ ][  ][ ]

1666

Nr. 17

Untor hohem Protektorate Sr. Kgl. Hoheit dos Grossherzogs v. Hosson.
Hauptgewinne in Gold:
ormser
L00se 20,000 u. 10,000 Uh.
zv 2 Mark W. von uus baar ohue jeden Abzug auszahlbar.
Alshung garantirt ohne Vorschub hereits
D i e n stag, 17. Jul i.
Looſe 2 Mark, 11 für 20 Mark hior zu haben bei:
L. F. Ohnacker, Ludwigsſtr. 2. Carl Diehm &amp Co., Rheinſtr. 3. H. Hilsdorf,
Ernſt=Ludwigsſtr. 9, L. Schorlemmer, Ludwigsſtr. 16. V. Meissmüller,
Eliſabethenſtr. 26. - Ferner: Rheinſtraße bei Ph. Baumbach, D. Faix
&a. Söhne, C. Gerher, G. L. Kriegk, H. Lautz,
oder durch die General=Agentur Lud. Müller & Co., Bankgeſchäft und
Lotterie=Bureau für alle conceſſ. Staatslotterien, in fürnberg, München,
Hamburg und 8orlin.
(6841

Ein erösseres Grundstüch,

0806

509

1
wenige Minuten vom Bahnhofe, an der Pulsader einer hunderttauſend Einwohner
zählenden deutſchen Reſidenzſtadt, rapid zunehmend, ſoll Familienverhältniſſe halber,
auch getheilt, verkauſt werden. Theilweiſe als Hotel gebaut, ſehr vergrößerungs=
fähig
, iſt dasſelbe zu herrſchaftlichen Wohnungen, geſuchten Kauflaͤden und einem
belebten Reſtaurant erſter Klaſſe verwandt. Begründetes Renommé, glücklichſte
Stadtlage, Fremdenverkehr. Näume zu einem Wiener Kaffee. Hotel in der Lage
des Grundſtücks Bedürfniß. Offerten beſördern sub L. Nr. 5728 G. L. Daube
(6917
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u. alle einzelnen Theile hierzu. Bemerke, daß ſelbſt bei den billigſten Betten nur
ſolide Arbeit und gute Qualität Bettfedern, Barchent und Drell zur Verwen=
dung
kommen. - Gleichzeitig empfehle Kanapees, Divans und Seſſel,
ſowie alle modernen Polſtermöbel in gediegener und geſchmackvoller Ausfüh=
rung
billiger als die Concurrenz.
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Roſetten in jeder Holzart, ſowie alle Gebrauchs= und Decorationsartikel
für Vorhänge und Rouleaux. - Bettfedern und Flaumen, Federleinen,
Barchente und Drelle in beſten Qualitäten billigſt. Umarbeiten von
(5245
Betten und Polſtermöbeln wird gut und reell ausgeführt.

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[6918

GIS-
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fähigkeit
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[6919
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verehrlichen Publikum von Darmſtadt F
Z und Umgebung beſtens empfohlen. F
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8 länger als von Morgens bis Abends 8
8 entbehrt zu werden.
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Dieſelben ſind den bisher
verwandten Stahlſpähnen in
jeder Beziehung vorzuziehen;
nicht allein weil durch ihre An=
wendung
die anſtrengende Arbeit des Auf=
reibens
von Parquetböden ſehr erleichtert
wird, ſondern weil ſie eine große Erſparniß
gewähren. Jede Bürſte oder Schrupper
erſetzt 7½ - 10 Kilo Stahlſpähne.
Bürſten: gerade Form M. 3.-, ge=
ſchweiſte
M. 4. 20 das Stück. Schrup=
[6012
per mit Stielloch M. 4.80.

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[ ][  ][ ]

1667

Nr. 117

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Um die Näumung meines Lokals zu beſchleunigen, habe ich die Preiſe in allen Artikeln abermals
reducirt und werden beſonders Mantelets, Mieiderstoſfe &am; Mattune zu jedem annehmbaren
Preis verkauft.
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Dennler's echter
Avenkräuter-
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Aug. Dennler, Interlaken.
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Darmſtadt bei
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Grossh. Holisferant. (6019

AtA.

D.

15 Nan verlange ausdrücklich
Prehn's
Gandmandolkloio.
welche sichwegen ihrer Vorsüglich-
keit
gegen Röthe der Haut, Pinnen.
Piekein, Mitesser, Uilablättehen et.
in der
E ganzen Welt 24
Clängend eingefuhrt hat.
Büchse zu 0 Pkp. und 1 Mark.
Niederlagen bei d. Herren
Louis Hein Hachf. (oiss,
L. Egonolf, Fr. Sohmitt,
Seifenkabrik.
[4932

S
Das VundsrbIOI,"
6. u. 7. Buch Moſis, enth.: Die Geheim=
niſſe
früherer Zeiten, ſowie das vollſt. ſieben=
mal
verſiegelte Buch verſendet für 5 M.
R. Jacob's Buchhdlg., Magdeburg.
Billig abzugeben ein ſaſt neues
Pfoilerschränk chon.
(6920
Wo? ſagt die Expedition.

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ompflehlt sein Lager in
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Schürzen, empfiehlt zu billigſtem
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eine einzelne Dame zu vermiethen.
4556) Kiesſtraße Nr. 69, 2. Stock,
ſchöne Wohnung beſtehend aus 5 Zimmern,
Bodenraum, Magdkammer, Keller u. ſ. w.
zu vermiethen und per 15. Juli beziehbar.
5430) Neckarſtraße Nr. 18,
II. Etage, beſtehend aus 6 Zim=
mern
nebſt Zubehör, neu herge=
richtet
, per ſofort. Näh. 1. Stock.
5834) Ecke der Wieuer= u. Soder
ſtraße 55, 1. St., 4 Zimmer, Alkoben,
Küche u. ſ. w. per 1. Sept. zu verm.
6350) Ludwigsſtraße Nr. 16 eine
Parterre=Wohnung im Seitenbau per ſo=
fort
zu vermiethen.
6588) Kiesſtraße 18 eine Wohnun=
zu
vermiethen. Auskunſt Kirchſtraße 1.
Eierhandlung.

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iſt ein Manſardenzimmer mit Kam=
mer
an eine alleinſtehende Perſon,
mit oder ohne Möbel, zu verm.
Einem zuverläſſigen älteren Mann
wird der Vorzug gegeben. Näh. Exp.
rrAr.
6805) Herdwegſtr. 2 eine freundliche
Manſardenwohnung an ruhige Leute ſof.
EiiirnrureinrnrinairanuAAiritreiiriairi
6664) Im ſüdlichen Stadttheile,
hübſcheſte und geſunde Lage, iſt in
neuerbautem Hauſe die elegante
Beletage, 6 Zimmer nebſt allem
Zubehör zu vermiethen.
Näheres durch die Expedition.

6854) Schützenſtraße 10, 3. Stock,
5 Zimmer nebſt Zubehör, iſt per 15.
Sept. oder noch früher zu beziehen.
6860) Holzſtraße Nr. 21 zwei kleine
Wohnungen zu vermiethen.
6923) Verl. Martinsſtraße in dem
neuerb. Hauſe 36 iſt der Parterreſtock, fünf
Zimmer, mit nach dem Garten gehender
Veranda, am 10. Juli beziehbar.
Näheres Herdweg 93, 2. Stock.
6924) Erbacherſtraße 4749 ſind in
meinem neuerbauten Hauſe 4 Wohnungen,
2 je 5 Zimmer und 2 je 3 Zimmer mit
ſallem Zubehör vom 1. Juli ab zu verm.
V. Wagner, Geiſtberg 10.
6925) Eine Wohnung,
Hochparterre, 6 Zimmer, Küche mit Waſſer=
leitung
, Garten und, wenn gewünſcht, noch
mehrere Manſardezimmer, vom 1. Juli
ſab zu vermiethen. - Auskunft in dem
Hauſe ſelbſt, Wilhelmſtr. 4, 2. St.
6926) Kranichſteinerſtr. 14 freund=
liche
Wohnung an kinderloſe Familie, ſo=
fort
beziehbar. Preis 135 Mark.
692*) Hölgesſtr. 9 die Manſarde=
wohnung
mit Zubehör an ſtille Familie
zu verm., beziehbar Anfang Septbr.
6928) Beſſ. Schulſtr. 11 eine kleine
Wohnung ohne Küche zu vermiethen.

4e.

8.
5n
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2156) Alexanderſtr. 18 ein Laden
mit Wohnung per 1. Juli zu ver=
miethen
. Näheres bei C. Hochſtätter,
Eliſabethenſtraße 29.

CAum

4 3865) Ecke der Marktſtraße
und Rittergaſſe iſt Laden mit
Wohnung per 10. Auguſt zu ver=
miethen
. Soderſtraße 79.
4335) Kirchſtr. 10 ein neuhergerich=
eter
Laden nebſt Wohnung per Auguſt
d. J. zu vermiethen.
5712) Ein Laden mit Wohnung
per 1. Auguſt zu verm. Preis 800 M.
Franz Gaydoul.
6143) Marktplatz 7 ein großer
L. a d en
per 1. Oktober.
Georg Graeff.
CDum
Wikir.
6275) Markt 12 Laden mit od.
A ohne Familienwohnung zu verm.

[ ][  ][ ]

1668

M

2239) Kaſerneſtr. 18, 3. St., möbl. Z.
3312) Louiſenſtraße 8, 1. Etage, zwei
möbl. Zimmer zu vermiethen.
5949) Mathildenpl. 31 möbl. Zim.
6879) Kiesſtraße 18, parterre, ein
möblirtes Zimmer.

GouGAuuuo-
Großes Lager aller Sorten in
ſchönſter und beſter Waare.
11160t, ondGlo,
Ludwigsplatz 7.
Großherzogl. Hoflieferant. (4022

Die unten verzeichnete Firma
empfehlt dem goohrten Publikum eine Spe-
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Wxtimn
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EAxrirDt

ndels überseeisches
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zux totaten Ansrof.
Pulvek jung aller lastigen v.
schadlichen Insckten
2
wie: Schmaben,
o
tizer.
2e0, Mosten, Lſien
ETTzzriz
E.
AgenAeiser u.a.n.
raid
In Büchſen von 40 Pfg. an bei
Carl Watzinger, Wilhelminenſtr. II.
Andel's überſeeiſches Pulver hat uns
von Schwaben und Ameiſen vollſtändig
befreit, nachdem wir alle anderen
angeprieſenen Mittel vergeblich ver=

ſuchten.

(564
Wandsbeck.
Germania=Brauerei.

Geine Bäckerel
iſt wegen Sterbefall preiswürdig zu verm.
Chr. Mattern Wwe.,
[6740
Auerbach.
In oiner Woingrosshandlung
erſten Ranges an einem Produktionsplatz
der Rheinpfalz iſt für einen jungen Mann
mit guten Schulkenntniſſen eine
ohrlingsstello
frei. - Bewerber wollen einen ſelbſtge=
ſchriebenen
Offertbrief nebſt Abſchrift der
Schulzeugniſſen unter N. 3265 an Ru=
dolf
mosse in Frankfurt a. M. ein=
ſenden
.
6929
P apitalien u. Credit auf Hypotheken
M v. 40 an bis 80% v. Werth=
obiect
zu vergeben. Antr. sub Hpoth.:
u. Cred.=Anſtu an D. Frenz in Mainz
(6684
erbeten.

Nr. 17
Le EARAAAAAN9
Bank= und Wechſel=Geſchäft,
28 Rheinstrasse 28.
An- und Verkauk von Staatspapieren, Prioritäten, Pfandbriefen,
Actien und Looſen.
Auszahlung von Coupons, Banknoten ꝛc.
[4660

2

werden überhaupt nicht,
A80hen
u. Verlieren selbst nach jahrelangem
Tragen weder das Façon noch die
schneeweisse Glanzfarbe.
Elogant. Ersparniss. Solid.
Lu haben in allen Herren-
Modewaaren-Geschäften. Cc

Aug.

Niederlagen in Darmſtadt bei:
Schwab, C. F. Erb. M. Schmidt, Hofpoſamentier,
David Oppenheimer, Markt 5.
(6930

Akrinkuhlenbrzugz-Yerein
166
Herhzur
Die verehrlichen Mitglieder werden hierdurch benachrichtigt, daß mit der An=
fuhr
der Kohlen in der Kürze begonnen wird. Diejenigen Mitglieder, welche die
beſtellten Kohlen erſt ſpäter zu erhalten wünſchen, wollen dies dem Rechner, Herrn
Rentner Klippel (Schloßgartenſtraße 9). von welchem auch Anmeldungen neuer
Mitglieder entgegen genommen werden, baldigſt mittheilen.
Darmſtadt, im Juni 1888.
(6931
Der Vorstand.
Die Eberſtädter Eiſengießerei, Ofenfabrik
und Mechauiſche Werkſtätte
W. Benz & Ce.,
empfiehlt ſich zur Anfertigung aller Arten
Banguos: Berandas, Balkone, Stalleinrichtungen, Treppen, Geländer, Säulen,
Brunnen und Pumpenſtöcke, Rohrleitungen, Canalplatten ꝛc.
Maschinenguss, roh und bearbeitet, Röſte und Roſtſtäbe.
[4937

Somn plan cheſſ. L hrutp ⁵⁄₈ 1 61) 91 124 11 40 33 94

6
63
84
110
122
14
256
1
64
83
95:

1119 5 111 45 91 9. 1 16. [ ][  ][ ]

Nr. 17

171)
124
B1

147
244
17)
12.

2
E.

0
50)
104
xt.

E

Lmfthaurort Hechtor,
nweümd.
Gaſthof und Penſion zur Pfalz.
15 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, ſchöne Garenanlagen, reizende Aus=
ſicht
ins Gebirge und Neckarthal, umgeben von prachtvollen Waldungen mit hübſchen
Spaziergängen nach dem Königſtuhl, Schloß, Molkenkur ꝛc. Badehäuſer beim Gaſt=
hoſe
, vollſtändig neu und zeitgemäß eingerichtete Zimmer mit Balkon, Garienſaal,
gute Küche, reingehaltene Weine, gute Biere, Penſionspreis 3-4 Mark, empfiehlt
allen Reiſenden und Familien beſtens
[5288
Solhäder im Hause.
der Beſitzer Fr. Bullerdiech.

Auf vielſeitiges Verlangen!
Roch - Tagr.
43

TRSCRSTTTAUURON
Darmstadt, auf den Pierdemarkiplatz.
Dienstag den 19. Juni er., Abends 8 Uhr:
Grosse Gala-Vorstelumg
M
mit durchgehends neuem Programm.
Auftreten ſämmtlicher Specialitäten, ſowie des geſammten Künſtler=
Verſonals, Reiten und Vorführen beſter Schul= und Freiheitspferde,
ſowie Vorführung der 8 Wunder=Elephanten.

1669

1

6932) Braves reinliches Mädchen,
das zu Hauſe ſchlafen kann, ſucht tagsüber
Beſchäftigung. Näh. Caplaneigaſſe 30, II.
6933) Ein beſſeres Hausmädchen ſucht
aufs Ziel Stelle durch Frau Katzenbach,
Alexanderſtraße 15.
6934) Zwei Mädchen, 15 J. alt,
ſuchen St. Frau Holſchuh, Holzſtr. 13.
6728) Eine Wittwe gebildeten Stan=
des
ſucht Stelle als Haushälterin zu einem
Herrn oder Dame, auch zu kieinen Kin=
dern
. Zu erfr. Grafenſtr. 31, 1. St.

6894) Für die Kleinkinderſchule
Mauerſtraße, wird ein braves Haus=
mädchen
zum 1. Auguſt geſucht. Au=
meldungen
Mauerſtraße Nr. 5.

Junge Mädchen
ſinden dauernde Beſchäftigung.
(6896
H. Gonnermann.

Preiſe der Plätze: Nummerirter Sperrſitz 3 M. 1. Platz 2 M., 2. Platz 1 M.,
3. Platz ſerhöhter Stehplatz) 50 Pfg.
Zu den Nachmittagsvorſtellungen zahlen Kinder unter 12 Jahren auf allen Plätzen
halbe Preiſe.
Vorverkauf von uummerirtem Sperrſitz und 1. Platz für jede Vor=
ſtellung
von 11-1 Uhr Mittags an der Circus=Kaſſe. Die Kaſſe iſt von Mittags
3½ Uhr ab ununterbrochen geöffnet.
Cireus=Eröffnung Nachmittags 4 Uhr und Abends 7 Uhr.
E Das Nauchen im Circus iſt ſtrengſteus unterſagt. M

Mittwoch den 20. Juni unwiderruflich:
2grosse Abschieds-Vorstehlungen
mit ausgewähltem Programm
Nachmittags 4½ Uhr und Abends 8 Uhr.
Die Nachmittags=Vorſtellung iſt mit einem ebenſo reichhaltigen Programm ausge=
ſtattet
, wie die Abend=Vorſtellung.

0000000000000000000000000000
8 6895) Ein durchaus zuverläſſiges 8
6 Kindermädchen, das nähen und 8
2 bügeln kann, gegen hohen Lohn
8
8 aufs Ziel geſucht.
Wo? ſagt die Expedition.
Looooeooooogoeooeeooooooooes
6935) Für einen jungen Mann wird
eine Lehrlingsſtelle in einem Bankgeſchäſt
oder auf einem Comptoir eines anderen
Geſchäfts geſucht.
Offerten erbeten unter N. A. 1911
an die Expedition d. Bl.
6936) Zwei Schreiner auf dauernde
Arbeit geſucht. Friedr. Kngel, Witt=
mannsſtraße
43.
C.

Neben dem Circus in dem eigens dazu eingerichteten Zelt:
GEESkGIUL U8L uaatGh,
darunter ein Zwerg=Elephant, 1 Meter hoch.
Täglich geöffnet von Morgens 10 Uhr bis Dunkelwerden.
(6687
Entrée 20 Pfg.
Kinder 10 Pfg.
Lmfteurort Kumelbacherhok
bei Neckargemünd.
A9RO
Reslam aulod & Porsion.
10 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, eigene Station d r Lokalzüge, in un=
mittelbarer
Nähe der ſchönſten Laub= und Nadelholzwälder, mit prachtvoller Aus=
ſicht
auf den Neckar und ins Gebirge. Güte Küche, reine Weine, Kümelbacherhof=
Hochachtungsvoll
und Münchener Bier. Penſionspreis 4 Mk.
Tmlius Hbert,
früher Beſitzer des Gaſthofs zur Pfalz= in Neckargemünd.

ſofort ein möbl. Wohn=
GosuGhl zimmer mit Schlaftab.
und voller Penſion, am liebſten zwiſchen
Rheinſtraße, Frankfurterſtraße u. Kahlert=
ſtraße
gelegen. Off. mit Preis sub C. S.
nimmt die Expedition entgegen. (693]
ſFs wurde am 23. Mai ein
großes Badetuch
verloren. Der Finder iſt bekannt. Er
wolle dasſelbe gegen Belohnung Sand=
traße
20 abgeben.
(6938
Alleinſtehende Damen
finden vom 1. Otober an ein freundliches
Heim in einer Familie in Darmſtadt.
(6939
Näheres in der Expedition.
Fin älterer, gebildeter, anſpruchsloſer
E Mann ſucht in einer anſtändigen,
ruhigen Familie für längere Zeit
P enS1om. (6802
Anerbieten poſtlagernd unter P. M. 7.

[ ][  ][ ]

1670

Nr. 117

Deutſche Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft in Lübeck.
Vertheilung des Gewinnantheils
an die Verſicherten der Abtheilung B.
Der am 1. Juli 1888 zahlbare Gewinnantheil aus den Jahren 1884878
beträgt:
für die Jahresklaſſe 1872. 67⁄₁₀ pro Cent einer Jahresprämie


1876. 45₀o



1880: 300


1884: 115


Die Gewinnantheilsſcheine ſind von den Inhabern der, in den Jahren
1872, 1876, 1880 und 1884 nach den Tabellen 1d-5 gezeichneten Policen
gegen Vorzeigung der Policen, bezw. der über dieſelben ertheilten
Depoſitalſcheine, und gegen Quittung bei den betreffenden Agenten, bezw.
G im Hauptbüreau der Geſellſchaft in Lübeck, entgegenzunehmen.
Lübeck, im Mai 1888.
Die Deutſche Lebens=Verſicherungs=Geſellſchaft in Lübeck.
Der Director:
Bernh. Sydow.
(6940
Bekanntmanhung.
Wir bringen hiermit zur Kenntniß der Inſereſſenten, daß das Reichsbank=
Directorium folgende Aenderungen in den Proviſionsſätzen der Reichsbank an=
geordnet
hat:
1) die Gebühr für die Einziehung von Commiſſionswechſeln wird von ½⁄
auf 1%, mindeſtens 50 Pfennig für jedes Stück, herabgeſetzt. Werden der=
gleichen
Wechſel von außerhalb des Geſchäftsbezirks eingeſandt, ſo beträgt
die Proviſion 2%, mindeſtens 50 Pfennig. Für Commiſſions=Rückwechſ=!
wird die für jedes Stück in Anrechnung zu bringende Proviſion von 60 auf
50 Pfennig ermäßigt;
2) die Proviſion für baare Einzahlungen für Rechnung auswärtiger Girokonten=
Inhaber beträgt in jedem Falle, alſo auch dann, wenn die Einzahlung we=
niger
als 1000 Mark beträgt, mindeſtens 20 Pfennig.
Darmſtadt, den 13. Juni 1888.
Großherzogliche Handelskammer.
Merck.
Dr. Kahlert.
(6941

5) Herren können Koſt und Logis er=
- halten. Gr. Ochſengaſſe 5. Bh. II.

6943) Wir ſuchen einen Vertreter für
den Verkauf von Kaffee an Private und
Krämer. Verg. M. 1200 p. a. Ia. Ref.
erf.
F. Löding & Co., Hamburg.

Dwei alte Leute ſuchen in einem an=
2) ſtändigen Stadttheil eine Wohnung,
2-3 Zimmer, im Preiſe von 300-340
Mark per Jahr. Beziehbar Ende Juli.
Off. unt. K. M. 18 an die Exped. (6944
m nordöſtlichen Theile der Stadt wrd
2h eine Scheuer zu miethen geſucht.
Gefl. Offerten an vie Expedition d. Bl.
unter G. Sch.
(6815
hm Freitag Abend wurde ein neuer
44 grauer Glacé Handſchuh
gefunden. Näheres Expedition.
6245
Einquartierung
(6891
wird angenommen.
Wenz. Chauſſeehaus, Beſſungen.
Woog, 18. Juni 1888.
3.94 Mtr.
Waſſerhöhe am Pegel
100 R.
Lufttemperatur
Waſſerwärme Vorm. 8 Uhr 14½ R.
Woogpolizeiwache.

Schiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 27.
Der Schnelldampfer Ems;, Kapitän Th.
Jüngſt vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher
am 5. Juni von Bremen abgegangen, iſt am
14. Juni, der Schnelldampfer=Saale, Kapi=
tän
Richter vom Nordt. Lloyd in Bremen,
welcher am 6. Juni von Bremen abgegangen,
iſt am 15. Jum wohlbehalten in New=York
angekommen.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Kaiſer Wilhelm II. hat folgenden Armee=
Befehl erlaſſen: Während die Armee ſoeben erſt die äußeren Trauer=
zeichen
für ihren, auf alle Zeiten in den Herzen fortlebenden Kaiſer
und König Wilhelm 1. Meinen hochverehrten Großvater ablegte,
erleidet ſie durch den beute vormittag um 11 Uhr 15 Minuten er=
folgten
Tod Meines theuren, innig geliebten Vaters des Kaiſers
und Königs Friedrich 11I. Majeſtät, einen neuen ſchweren Schlag.
Es ſind wahrlich ernſte Trauertage, in denen Mich Gottes Fügung
an die Spitze der Armee ſtellt, und es iſt in der That ein tieſ
bewegtes Herz, aus welchem Ich das erſte Wort an Meine Armee
richte. Die Zuverſicht aber, mit welcher Ich an die Stelle trete,
in die Mich Gottes Wille beruft, iſt unerſchütterlich feſt, denn Ich
weiß, welchen Sinn für Ehre und Pflicht Meine glorreichen Vor=
fahren
in die Armee gepflanzt haben, und Ich weiß, in wie hohem
Maße ſich dieſer Sinn immer und zu allen Zeiten bewährt hat.
In der Armee iſt die feſte, unverbrüchliche Zugehörigkeit zum
Kriegsherrn das Erbe, welches vom Vater auf den Sohn, von
Generation zu Generation geht und ebenſo verweiſe ich auf Meinen
euch allen vor Augen ſtehenden Großvater, das Bild des glorreichen
und ehrwürdigen Kriegsherrn, wie es ſchöner und zum Herzen
ſprechender nicht gedacht werden kann auf Meinen theueren Vater,
der ſich ſchon als Kronprinz eine Ehrenſtelle in den Annalen der
Armee erwarb, und auf eine lange Reihe ruhmvoller Vorfahren,
deren Namen hell in der Geſchichte leuchten und deren Herzen
warm für die Armee ſchlugen. So gehören wir zuſammen, Ich
und die Armee, ſo ſind wir für einander geboren und ſo wollen
wir unauflöslich feſt zuſammenhalten. Möge nach Gottes Willen
Friede oder Sturm ſein, Ihr werdet Mir jetzt den Eid der Treue
und des Gehorſams ſchwören, und Ich gelobe, ſtets deſſen eingedenk
zu ſein, daß die Augen Meiner Vorfahren aus jener Welt auf Mich
hernieder ſehen und daß ich ihnen dermaleinſt Rechenſchaft über
den Ruhm und die Ehre der Armee abzulegen haben werde.
Schloß Friedrichskron, den 15. Juni 1888.
Wilhelm.

In dem Erlaß an die Marine heißt es: Sie weiß, daß mich
nicht nur große Freude erfüllt, ihr durch ein äußeres Band anzu=
gehören
, ſondern daß mich ſeit der früheſten Jugend in Ueberein=
ſtimmung
mit meinem Bruder ein lebhaftes und warmes Intereſſe
mit ihr verbindet.- Die Vereidigung der Truppen fand am Samstag
ſtatt. Die erſte Unterſchrift, die Kaiſer Wilhelm vollzogen hat, iſt
unter dem Attenſtück erfolgt, in welchem er die Genehmigung zur
Eröffnung des letzten Willens ſeines Vaters erteilte.
Kaiſer Wilhelm II., der, am 27. Januar 1859 geboren, mit
29 Jahren und 5 Monaten zur Regierung gelangt, iſt in der Reihe
ſeiner Vorgänger auf dem brandenburgiſch=preußiſchen Throne ſeit
dem großen Kurfürſten noch bei weitem nicht der jüngſte Herrſcher.
Der große Kurfürſt ſelbſt war erſt 2) Jahre 10 Monate, der große
Friedrich 28 Jahre und 4 Monate, Friedrich Wilhelm L. 24 Jahre
und 6 Monate und der Urgroßvater des jetzigen Kaiſers 27 Jahre
und 3 Monate beim Regierungsantritt alt. Aelter als Kaiſer
Wilhelm II. waren abgeſehen von ſeinem Vater und Großvater
beim Regierungsantritt nur Friedrich L. (30 Jahre 9 Monate),
Friedrich Wilhelm II. (41 Jahre 11 Monate) und der IV. (44 Jahre
8 Monate). Das Durchſchnittsalter der zehn Herrſcher vom großen
Kurfürſten bis zu Kaiſer Wilhelm II. beim Regierungsantritt iſt
36 Jahre und 8 Monate.
Der Reichstag wird auf Montag den 25. Juni und demnächſt
der Landtag der Monarchie zuſammenberufen werden. Erſterer
wird vom Kaiſer ſelbſt im Weißen Saale mit einer Thronrede
eröffnet werden.
Der Bundesrat iſt zur Sitzung noch nicht zuſammenberufen;
die Sitzung dürfte erſt nach den Beiſetzungsfeierlichkeiten erfolgen.
Die Landestrauer dauert 6 Wochen. An den erſten zwei Tagen
nach der Beiſetzung ſollen auch die öffentlichen Luſtbarkeiten unter=
bleiben
.
Heſſerreich=Angarn. Der Heeresausſchuß der ungariſchen Dele=
gation
nahm einſtimmig nach einer längeren und eingehenden Be=
ratung
das Ordinarium und Extraordinarium des Heeres an.
Die Blätter fahren in ihren Beileids= und Huldigungs= Bezeug=
ungen
für Kaiſer Friedrich und ſeinen Nachfolger fort. Das

[ ][  ][ ] fahr= 388. Ghn.
pC 5 2
2 K.
l. 55
5
dc. 5 585 00 542 69 22 9 74 9 92 1188. 5 22 9 22 2 862 90b 3 500 N 550 723 800 0 1015 52 10S, 8 1100. v. Mannh. h el= 38
2 L. 2 82
800 80 1018 68 1149 vo 1250 5 23 4 24¼ 455 65 812 102 112 1160 enh. n=u.
Heidel=
tanse
Heidel=
harmſt
. 46ds. S. 25. 820 843 1018 1150 1- 236) 21 245 02 457) 24 660 16
814 2 102 2 110 2 1154 Izäge.

Nr.
Fremdenblatt' betont, Kaiſer Wilhelm werde, wie ſein erlauchter
Vater und Großvater, ein ſtarker Verbündeter ſein und an dem
natürlichen Bunde beider Reiche feſthalten. Sein großer Ratgeber
bleibe heute, was er vorher geweſen; nichts wird ſich daran ändern,
daß die Kraft der deutſchen Nation nur zur Verteidigung der er=
rungenen
Güter, nicht für ehrgeizige Pläne aufgeboten wird.
Jranſtreich. General Brugere überbrachte der deutſchen Bot=
ſchaft
die Beileidsbezeugungen des Präſidenten Carnot anläßlich
des Ablebens Kaiſer Friedrichs. Die Miniſter erſchienen Nachmittags
aus gleichem Anlaſſe auf der Botſchaft.
Auch die franzöſiſchen Blätter widmen dem Paiſer Friedrich
warme Nachrufe. Der =Temps= ſagt, die Regierung des ver=
ſtorbenen
Kaiſers habe nur drei Monate gewährt, und doch wird
dieſe Herrſchaft ihre Merkmale tragen. Das Journal des Debats
ſeiert die edle Geſinnung des Kaiſers, deſſen höchſter Wunſch es
geweſen ſei, in Frieden das Werk ſeines Vorgängers fortzuſetzen.
England. Der Prinz und die Prinzeſſin von Wales mit dem
Prinzen Albert Victor und Gefolge, Prinz Chriſtian von Schles=
wig
=Holſtein, der Marquis of Lorne, Oberſt Colville als Vertreter
des Herzogs von Edinburg, ſowie Oberſt Clerk und der Privat=
ſekretär
der Königin, Ponſonby, ſind Samstag abend nach Berlin
abgereiſt, um der Beiſetzung der Leiche des Kaiſers Friedrich bei=
zuwohnen
. Ponſonby iſt der Ueberbringer eines Schreibens der
Königin an die Kaiſerin Victoria.
Im Oberhaus drückten Salisbury und Kimberley anläßlich
des Ablebens des deutſchen Kaiſers Friedrich die innigſte Teilnahme
aus und erklärte erſterer, er werde am Montag eine Adreſſe an
die Königin, ſowie an die jetzt verwitwete Kaiſerin Victoria bean=
tragen
.
Sämtliche Blätter widmen dem Kaiſer Friedrich ehrvenvolle
Nachrufe und herzlichſte Teilnahme. Die Times= hofft, daß unter
Wilhelm I1. das auf die Bande nationaler Intereſſengemeinſchaft
fußende gute Einvernehmen mit England enger befeſtigt, und daß
die Aufrechterhaltung des status quo in Europa fortgeſetzt der
Hauptzweck der deutſchen Politik bleiben werde.
Itakien. Unmittelbar nach Empfang des Telegramms über
das Ableben Kaiſer Friedrichs ſandte der König ein herzliches Bei=
leidstelegramm
an Kaiſer Wilhelm ab. Crispi telegraphierte an
Vismarck und Launay. Die Präſidenten der Kammer und des
Senats, die Miniſter und andere deſtinguierte Verſönlichkeiten be=
gaben
ſich unmittelbar nach dem Empfange der Todesnachricht
nach dem deutſchen Botſchaftspalais zur Kondolenz.
Das Kriegsminiſterium hat an die Corpskommandanten und
den Oberkommandanten in Afrika folgendes Telegramm gerichtet:
Italien nimmt an der neuen großen Trauer, von welcher Deutſch=
land
betroffen worden, Teil. Auf Befehl des Königs ſind die
Nationalfahnen mit Krepp auf den militäriſchen Gebauden drei
Tage lang, d. h. bis Montag einſchließlich, zu hiſſen.
Auf ein Geſuch der Studierenden der Univerſität ermächtigte
der Unterrichtsmmiſter, der ſich noch in Bologna befindet, dieſelben,
eine Abordnung von Profeſſoren und vier Studierenden nach Berlin
zur Leichenfeier für Kaiſer Friedrich zu entſenden, deſſen Gruß
anläßlich der Jubelfeier in Bologna noch wenige Tage vor ſeinem
Tode allen Italienern ſo teuer geweſen ſei.
Spanien. Im Senat gedachte der Präſident in bewegten Worten
des Ablebens des Kaiſers Friedrich. Das Haus beſchloß danach,
an die deutſche Botſchaft eine Deputation zu entſenden, welche der
Teilnahme des Senats an dem ſchweren Schlage, der die kaiſer=
liche
Familie und das ganze deutſche Volk betroffen, Ausdruck
geben ſoll.
In der Kammer wurde die Erklärung des neuen Miniſteriums
verleſen. Das Kabinett ſei die Fortſetzung des Vorhergehenden.
Die Kriſis ſer keine politiſche, ſondern eine miniſterielle. Die
Regierung werde ſich beſonders mit finanziellen Reformen be=
ſchäftigen
.
Rutzkand. Anläßlich des Ablebens des Kaiſers Friedrich iſt
für vier Wochen Hoftrauer angelegt worden. Im Gefolge des
Großfürſten Wladtmir, welcher bei den Beiſetzungsfeierlichkeiten in
Potsdam den Kaiſer vertritt, befindet ſich ein Generaladjutant
la suite, ein Generalmajor und ein Flügeladjutant. Die deut=
chen
Kolonien in Petersburg und Moskau laſſen durch beſondere
Deputationen prächtige Silberkränze auf dem Sarge Kaiſer Fried=
richs
niederlegen.
Der Miniſter v. Giers iſt von ſeinem Sommeraufenthalt in
Finnland, von welchem er ſonſt jeden Montag nach Petersburg
kommt, bereits am Samstag in Petersburg angekommen.
Das Journal de St. Petersbourg; widmet dem Kaiſer Fried=
rich
einen ſehr ſympathiſch gehaltenen Nachruf und ſagt: Rußland
ſchließe ſich in aufrichtiger Sympathie der Trauer an, die das
Haus Hohenzollern und die deutſche Nation betroffen habe. Es
wünſche, daß die Vorſehung, welche dieſe Dynaſtie in der letzten
Zeit ſo hart geprüft habe, dieſelbe fortan mit ihren Wohlthaten
überhäufe, und dem Nachbarreiche unter dem Scepter des jungen
Herrſchers, der jetzt den Thron zu beſteigen berufen ſei, lange
Jahre des Friedens und Glücks zuteil werden laſſe. Anläßlich des
von der Kölniſchen Zeitung; angedeuteten Inhalts der bevor=

15
1671
ſtehenden Proklamation des Kaiſers Wilhelm I1. ſagt dasſelbe
Blatt, es unterliege keinem Zweifel, daß die auswärtige Politik in
demſelben Sinne wie unter den Kaiſern Wilhelm Friedrich geleitet
werden würde. Das Journal hofft, daß die denkwürdigen Worte
des ſterbenden Kaiſers Wilhelm für den erhabenen Enkel ein hei=
liges
Vermächtnis ſein und die leitenden Geſichtspunkte für die Be=
ziehungen
zwiſchen Deutſchland und Rußland abgeben würden.
Alles berechtige zu der Annahme, daß die Beziehungen angeſichts
der tiefen Sympathien, welche alle Klaſſen der ruſſiſchen Geſell=
ſchaft
fortwährend bei den ſchmerzlichen Ereigniſſen, von denen die
Dynaſtie und die deutſche Nation heimgeſucht worden ſind, bezeigt
haben, ſich nur beſſern und befeſtigen können.
Griechenkand. Trikupis und Dragumis begaben ſich am Sams=
tag
zur deutſchen Geſandtſchaft, um die Teilnahme an dem Tode
des Kaiſers Friedrich auszuſprechen. Der König und das Mini=
ſterium
ſandten Beileidstelegramme nach Verlin.
Vereinigte Staaten. Die Repräſentanſenkammer gab aus An=
laß
des Hinſcheidens Kaiſer Friedrichs ihrer tiefen Teilnahme ein=
timmigen
Ausdruck. Auf Befehl des Präſidenten Cleveland be=
auftragte
der Staatsſekretär Bayard den Glſandten Pendleton in
Berlin, dem deutſchen Auswärtigen Amt von dem innigen Beileid
der Vereinigten Staaten Mitteilung zu machen. Obwohl das Ab=
leben
Sr. Maj. des Kaiſers zu erwarten ſtand, gab ſich doch als=
bald
nach dem Eintreffen der Todesnachricht allgemeine Trauer
kund, insbeſondere in der deutſchen Kolonie New=Yorks, indem
überall die Flaggen halbmaſt geſenkt wurden. Die Deutſchen da=
ſelbſt
werden demnächſt in einer Verſammlung ihrer Teilnahme mit
der kaiſerlichen Familie geeigneten Ausdruck geben.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 19. Juni.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Major v. Verbandt, Generalſt=bsofſizier der 3. Armee= Inſpek=
tion
, den Major Bekker, erſter Depotoffizier vom Traindepot zu
Magdeburg, den Feldprobſt Dr. Richter von Berlin, den Profeſſor
Dr. Netto von der Landesuniverſität Gießen, den Univerſitäts=
muſikdirektor
Felchner von Gießen, den Amtsrichter Prätorius von
Michelſtadt, den Amtsrichter Nees von Pfeddersheim den Ober=
verwalter
Dettweiler; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger,
den Miniſterialpräſidenten Weber, den Oberkonſiſtorialpräſidenten
Dr. Goldmann, den Hofceremonienmeiſter Geheimerat v. Werner,
den Oberſtallmeiſter Frhrn. v. Nordeck zur Rabenau, den Hofjäger=
meiſter
v. Werner.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog ſind Samstag abend
nach Potsdam abgereiſt und nahmen im dortigen Stadtſchloſſe
Wohnung. Im Geſolge Sr. Königl. Hoheit befindet ſich Flügel
adjutant Oberſtlieutenant Wernber.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog ſind Sonntag vormittag
in Potsdam gut angekommen und am Bahnhof von Ihren
K. K. H. H. dem Prinzen und der Prinzeſſin Heinrich empfangen
worden.
Wegen des Ablebens Sr. Majeſtät des Kaiſers Friedrich,
Königs von Preußen, iſt auf Allerhöchſten Befehl eine Hoftrauer
bis einſchließlich den 27. Juli 1888 verordnet worden: Die Damen
tragen: Bis einſchließlich den 13. Juli ſchwarze ſeidene Kleider
mit ſchwarzem Kopſputz und ſchwarzen Handſchuhen. Vom 14. bis
einſchließlich den 27. Juli dieſelbe Kleidung mit weißem Kopfputz
und weißen Handſchuben. Die Herren tragen: Die Uniform
nach den in dem Reglement vom 14. Juni 1880 unter C Abſatz 2
enthaltenen Beſtimmungen.
Auf Allerhöchſte Anordnung ſindet der Trauergottesdienſt für
weiland Se. Majeſtät Kaiſer Friedrich in den evangeliſchen
Kirchen Sonntag, den 24. Juni ſtatt.
Aus Anlaß des Ablebens Sr. Maj. des Kaiſers Friedrich
findet auf Anordnung Sr. Königl. Hoheit des Großherzogs täglich
von 11-12 Uhr mittags während 14 Tagen Trauergeläute
ſtatt. Ferner war beſtimmt, daß öffentliche Luſtbarkeiten bis nach
erfolgter Beiſetzung zu unterlaſſen ſind, am Tage der Beiſetzung
in allen Schulen des Landes eine Trauerfeierlichkeit ſtattzufinden
hatte und bei den durch die kirchlichen Behörden anzuordnenden
Gottesdienſten die Beamten in Uniform erſcheinen ſollen.
Am Samstag vormittag hatten ſich anläßlich des Hinſchei=
dens
Sr. Majeſtät des Kaiſers Friedrich die Stadtverordneten zu
einer außerordentlichen Sitzung zahlreich verſammelt. Herr Ober=
bürgermeiſter
Ohly ergriff das Wort, um den Gefühlen ob des erneuten
ſchmerzlichen Verluſtes beredten Ausdruck zu verleihen. Der ganzen
Schwere des Verluſtes ſich bewußt, ſtehe das deutſche Volk ſchon
wieder an dem Sarge eines Kaiſers, bei deſſen Regierungsantritt
man gehofft habe, daß er das nationale Werk, das er mitbegründet
auch miterhalten und dasſelbe friedlich ausbauen werde. Der Ge=
ſchichtsſchreibung
bleibe es vorbehalten ein hohes und leuchtendes
Geſamtbild von dem Leben und Wirken des Dahingeſchiedenen als
Kronprinz und als Kaiſer zu entwerfen. Redner wies ferner
darauf hin, wie Kaiſer Friedrich mit allen Herrſchertugenden aus=
geſtattet
, ſchon als Kronprinz als Feldherr Großartiges geleiſtet,

[ ][  ][ ]

1672
Nr.
aber auch von den idealſten Beſtrebungen beſeelt geweſen ſei, der
geſtrebt habe das monarchiſche Princip mit den liberalſten Inſtitu=
tionen
zu verbinden, der ein treuer Hort des Völkerfriedens, der
bei ſeinem Regierungsantritt das friedliche Wort geſprochen, das
Wohl ſeines Volkes ſtehe ihm höher als der Ruhm kriegeriſcher
Thaten. Der eiſerne Charakter des Kaiſers habe heldenmütig und
ſtandhaft die tückiſche Krankheit ertragen und mit E gebenheit und
Ruhe habe er dem Tod ins Auge geſehen.
Aber wenn auch der Schmerz und die Trauer um den allzu
ſrüh Dahingeſchiedenen auch noch ſo groß ſei, ſo dürſe man doch
nach zwei ſo großen Verluſten nicht troſtlos in die Zukunft des
Vaterlandes blicken. Treu und feſt ſtehe das deutſche Volk im
Andenken an Kaiſer Friedrich zu den großen nationalen Errungen=
ſchaften
, in ſeinem Sohn hinterlaſſe uns Kaiſer Friedrich einen
Führer, den Kaiſer Wilhelm II. zu dem das geſamte Deutſchland
mit gerechtem Vertrauen emporblicke und ſich gelobe zu ihm zu
ſtehen in gewiſſenhafter Treue und Pflichterfüllung. Im Andenken
an den Vater und den Großvater werde Kaiſer Wilhelm IL. uns
nicht nur mit dem Schwerte beſchützen, ſondern auch das friedliche
Programm ſeiner Vorfahren weiter zu entwickeln ſuchen.
Die Verſammlung ehrte das Andenken des Kaiſers Friedrich
indem die Anweſenden ſich zum Zeichen des Einverſtändniſſes zu
den Ausführungen des Vorſitzenden von den Sitzen erhoben und
beauftragte den Herrn Oberbürgermeiſter zur telegraphiſchen Ueber=
mittelung
von Beileidsadreſſen an Kaiſer Wilhelm II. die Kaiſer=
innenwitwen
Auguſta und Victoria und an den Prinzen Heinrich
von Preußen.
Geſtern vormittag 12 Uhr hatte die Techniſche Hochſchule in
der Aula des Realgymnaſiums eine Gedächtnisfeier für weiland
Se. Majeſtät den Kaiſer Friedrich veranſtaltet, der die Profeſſoren,
zahlreiche jetzige und ehemalige Studierende der Anſtalt beiwohnten.
Als Vertreter der Regierung war Geh. Staatsrat Knorr von
Roſenroth anweſend. Aehnlich der Trauerfeier vom 16. März war
nach einem Entwurfe des Geh. Baurats Herrn Wagner die Aula
in würdiger. der Feier entſprechender Weiſe dekoriert worden. Die
Büſte des Kaiſers Friedrich war unter einem Baldachin aus ſchwarzem,
Stoffe aufgeſtellt, links und rechts ſtanden je ein brennende Kerzen
tragender Obelisk, alles umgeben von Palmzweigen und ſonſtigem
grünem Schmuck. Seitwärts waren die Fahnen der ſtudentiſchen
Korporationen, ſämtlich ſchwarz umwunden, aufgeſtellt, die Mit=
glieder
der Korporationen trugen Chärpe und ſonſtige Couleur=
ſtücke
ebenfalls umflort. Nachdem das vom Inſtrumentalverein
unter Leitung des Konzertmeiſters Herrn Petr gebildete Orcheſter
einen Beethoven'ſchen Trauermarſch ausgeführt hatte, hielt Profeſſor
Otto Noquette die Gedächtnisrede. Er erinnerte daran, wie noch
im Anfang dieſes Jahres das deutſche Kaiſerhaus eine der ſeltenſten
Erſcheinungen gezeigt hab= daß 4 Generationen in männlicher
Nachfolge neben einander die Sicherheit der Thronfolge auf dem
deutſchen Kaiſerthrone gewährleiſtet haben und ſchon heute, innerhalb
eines Vierteljahres, ſei man zum zweitenmal verſammelt, um den
Tod eines deutſchen Kaiſers zu betrauern. Profeſſor Roquette ent=
warf
nun in trefflicher Weiſe ein Bild von den Tugenden des ver=
ewigten
Kaiſers als Menſch und Fürſt und betonte namentlich die
Standhaftigkeit in der Befolgung ſeiner Herrſcherpflichten während
ſeines tückiſchen Leidens. Wenn auch die Erziehung Kaiſers Fried=
rich
eine hervorragend militäriſche geweſen, habe ſein Civilgouver=
neur
Profeſſor Curtius ihn doch ſchon frühzeitig zu hohem Intereſſe
für Kunſt und Wiſſenſchaft angeregt, allgemein habe man gehofft,
diß die Entwickelung der Kunſt unter ſeiner Regierung in weite
Bahnen treten werde.
Schon als Kronprinz ſei der hohe Verblichene beliebt geweſen
wie Kaiſer Wilhelm ſelbſt, an allen Thaten des letzteren habe der
Kronprinz Anteil gehabt. Die Freundlichkeit ſeines Charakters, ſeine
Zugänglichkeit für jedermann, die heitere Art ſeines Verkehrs mit
Leuten aus allen Ständen, das Glück ſeines Familienlebens, alles
habe zuſammengewirkt, um die Geſtalt Friedrichs zu einer volks=
tümlichen
zu machen.
Trotzdem die Regierung Kaiſer Friedrichs nur wenige Monate
gedauert habe und dieſelbe angetreten wurde mit einem ſiechen Körper,
ſo habe er doch allerwärts nichts an Vertrauen eingebüßt. Die
Geſchicke der Zukunft, ſie gehören jüngeren Generationen an, und
bei unſerem jungen Kaiſer habe man keinen Grund das Vertrauen
cinzuſchränken, denn wenn von Wilhelm 1. und dem Kronprinz
Friedrich geſagt wurde, Vater und Sohn ſeien eins geweſen,
ſo gelte das auch von Friedrich III. und dem jetzigen Kaiſer,
welcher ſich wie alle Hohenzollern durch große Pflichttreue aus=
zeichne
. Auch von außen drohe keine Gefahr für den friedlichen
Forlbeſtand des Reiches, und ſo dürfe man hoffen, daß auch unter
dem dritten Kaiſer eine geſegnete Fortentwicklung unſeres Vater=
landes
ſtatthaben werde.
Aber das Bild des Kaiſers Friedrich müſſe man ſich denken,
losgelöſt von ſchweren Leiden, dann ſtehe eine Heldengeſtalt in der
idealſten Ausprägung vor uns, und ſo müſſe man ſein Bild in
dankoarer Verehrung und Erinnerung behalten.
Mit dem Vortrage eines Chorals ſchloß die erhebende Feier=
lichkeit
ab.

117
Wie in den anderen hieſigen Lehranſtalten fand auch eine
Trauerfeier für die Schüler des Gymnaſiums in der Aula der An=
ſtalt
ſtatt. Die ergreifende Gedächtnisrede hielt Herr Gymnaſial=
lehrer
Trümpert.
In dem der ernſten Bedeutung des Tages entſprechend ge=
ſchmückten
Feſtſaale des Real=Gymnaſiums fand geſtern vormittag
um 10 Uhr die Trauerfeier zum Gedächtnis des hochſeligen Kaiſers
Friedrichs III. ſtatt. Der Redner, Herr Profeſſor Dr. Landmann,
führte den Schülern der Anſtalt den Lebensgang des ſeinem Volke
zu früh entriſſenen königlichen Dulders in kurzen Hügen vor, die
namentlich auch die Bedeutung des heimgegangenen Herrſchers als
Friedensfürſten in treffender Weiſe zum Ausdruck brachten. - Die
in ihrer Einfachheit ihres Eindruckes auf die Anweſenden nicht ver=
fehlende
Feier wurde durch Choralgeſang eingeleitet und geſchloſſen.
Montag Vormittag fand ein militäriſcher Trauergottesdienſt
in der Stadtkirche ſtatt, welchem die hier anweſenden Aller=
höchſten
und Höchſten Herrſchaften anwohnten, ſowie außer anderen
Spitzen der Behörden auch Se. Exz. der Staatsminiſter Finger.
Die Predigt hielt Herr Diviſionspfarrer Strack.
Geſtern vormittag fand in der Synagoge ein ſehr zahlreich
beſuchter Trauergottesdienſt ſtatt, bei welchem Herr Rabbiner Dr.
Landsberg eine tief empfundene Predigt hielt.
Der Krieger=Verein Darmſtadt veranſtaltet morgen abend
8 Uhr in der Stadtkapelle eine Trauerfeier für weyland Kaiſer
Friedrich, bei welcher Herr Gymnaſiallehrer Trümpert die Gedächt=
nisrede
halten wird.
Gedächtuisfeier für Kaiſer Friedrich. Wie uns mitgeteilt
wird, beabſichtigt der hieſige Verein der natiönalliberalen
Partei, um dem allgemeinen, tiefen Gefühle der Trauer über
das Hinſcheiden Kaiſer Friedrichs Ausdruck zu geben, an einem
der nächſten Abende im Saalbau dahier eine Gedächtnisfeier
zu veranſtalten, ähnlich derjenigen, welche nach dem Tode des
Kaiſers Wilhelm ſtattgefunden und bei allen Teilnehmern einen ſo
erhebenden und nachhaltigen Eindruck hinterlaſſen hat. Sobald
die Einzelheiten feſtſtehen, wird nähere Bekanntmachung erfolgen:
für heute ſei nur bemerkt, daß die Feier ſelbſtverſtändlich nicht auf
die Partel beſchränkt, vielmehr ebenſo wie die frühere für alle
patriotiſch geſinnten Männer und Frauen Darmſtadts und ſeiner
Umgebung beſtimmt ſein wird. Herr Landtagsabgeordneter Rechts=
anwalt
Jgnaz Metz hat die Freundlichkeit gehabt, die Gedächtnis=
rede
zu übernehmen.
Am geſtrigen Vormittag waren die Läden geſchloſſen und
hatten zahlreiche Gebäude Trauerflaggen angebracht.
Sonntag Vormittag fand die Vereidigung der Truppen der
hieſigen Garniſon ſtatt.
Schwurgericht. Unter dem Vorſitze des Landgerichtsrats
Herrn Joſt begannen geſtern Vormittag die Schwurgerichtsverhand=
lungen
für das zweite Quartal 1888. zunächſt mit einer gegen den
Dienſtknecht Peter Wüſt aus Jacobsthal, Bezirksamt Altenau in
Bayern. gerichteten Anklage wegen eines Verbrechens wider die
Sittlichkeit. Der ledige 2ljährige Angeklagte, welcher wegen Bet=
telns
mehrfach und wegen Uebertretung des Wehrpflichtgeſetzes
ausweislich der vorliegenden Akten vorbeſtraft wurde, dies jedoch
hartnäckig ableugnet, iſt beſchuldigt, am 23. März d. J. in der
Nähe von Groß=Zimmern ein unſittliches Attentat begangen zu
haben. Zu den Verhandlungen, welche ſich auf Antrag des Ver=
teidigers
hinter verſchloſſenen Thüren abſpielten, waren fünf Zeugen
geladen. Das öffentlich verkündigte Urteil lautete auf 1 Jahr
4 Monat Zuchthaus, Zjährigen Verluſt der bürgerlichen Ehrenrechte
und die Koſten des Verfahrens. Die Geſchworenen hatten mil=
dernde
Umſtände ausgeſchloſſen und iſt der Gerichtshof um einen
Monat über das von der Staatsbehörde beantragte Strafmaaß
hinausgegangen. Ein Monat der erlittenen Unterſuchungshaft ſoll
in Aufrechnung. kommen.
Der bircus Hagenbeck, welcher infolge der eingetretenen
Landestrauer in ſeinen Reiſedispoſitionen eine Aenderung eintreten
laſſen mußte., wird noch 3 weitere Vorſtellungen hierſelbſt ver=
anſtalten
und zwar heute abend 8 Uhr und morgen mittag 4 und
abends. 8 Uhr.
4 Mainz, 17. Juni. Heute mittag fand die Beeidigung
der Truppen der hieſigen Garniſon ſtatt. Noch ſelten hat ein
Ereignis in allen Schichten der hieſigen Bevölkerung eine nach=
haltigere
Wirkung und tieferen Eindruck hervorgerufen als das
Ableben Kaiſer Friedrichs. Die ſonſt ſo heitere und leichtlebende
Bevölkerung iſt vollſtändig von dem Gefühl der tiefſten Trauer
beherrſcht. Noch ehe irgend welche Trauerverfügung erlaſſen, hat
ſich Jeder ſelbſt Trauer auferlegt und ſtillſchweigend wurden alle
und jegliche Veranſtaltungen, die nicht einzig mit ernſten geſchäft=
lichen
Dingen zuſammenhängen, abgeſagt, gleichviel ob für Einzelne
nennenswerte pekuniäre Verluſte damit verknüpft ſind. Neben der
Beflaggung und ſonſtigen Trauerabzeichen an Gebäuden macht ſich
die Trauer auch äußerlich auf den Straßen bemerkbar: es herrſcht
eine Ruhe in den Straßen wie man ſie hier gar nicht gewöhnt iſt.
Um die Stimmung zu vervollſtändigen hat der Himmel am heutigen
Sonntag am früheſten Morgen ſeine Schleußen geöffnet und ſich
ununterbrochen bis zum Abend ein heftiger Regen ergoſſen. - In

[ ][  ][ ]

Nr.
feierlicher Stadtverordnetenſitzung, in welcher Beigeordneter
Gaßner eine tiefgefühlte Anſprache hielt, wurde geſtern beſchloſſen,
den Kaiſerinnen Auguſta und Victoria ſowie Kaiſer Wilhelm II.
Beileidsadreſſen zu übermitteln. Das Trauergeläute in den
Kirchen hat heute begonnen; die Trauerfeiern daſelbſt finden nächſten
Sonntag ſtatt. In ſämtlichen hieſigen Schulen werden morgen
Trauerfeiern abgehalten.
J. Mainz, 17. Juni. Die ununterbrochenen Regengüſſe der
letzten Tage haben ein ziemliches Wachſen des Rheins ver=
urſacht
. Der Stand iſt bereits über Mittel und laſſen die Nach=
richten
vom Oberrhein ein weiteres Steigen erwarten.
8t. Frankfurt, 17. Juni. Unſere Blumenausſtellung war
heute überaus ſtark beſucht und fanden alle Ausſtellungsobiekte ein=
gehendſte
Würdigung. Es ſind wirklich prächtige Gegenſtände zu
ſchauen, namentlich von Hoflieferant Fleiſch=Daum, von welchem
man u. a. einen rieſigen Roſenkorb ſieht und von Hoflieferant Berg,
deſſen großes Blumenkiſſen allgemeine Bewunderung erregte. Nicht
geringen Beifall fanden die reizenden Tafeldekorationen und Vaſen
von Frau Lina Ruehl ſowie die Blumenwerke verſchiedener ſonſtiger
Ausſteller.
4.
Aus Rheinheſſen, 17. Juni. Ein heftiges Gewitter,
welches am Samstag über einen Teil von Rheinheſſen niederging,
at vielfach Schaden angerichtet. In Hechtsheim ſchlug der Blitz
in die Helmſpitze des Kirchturms ein und zündete, desgl.
in Eſſenheim. Beidesmal hat raſche Hülfe größeren Schaden ver=
hütet
. In Mainz fuhr ein kalter Blitzſchlag in den Schulhof von
St. Stephan.
J Vom Main, 17. Juni. Gelegentlich des Brückenbaues
zu Koſtheim iſt man auf Brückenreſte geſtoßen, welche zu der
Annahme führen, daß die große Römerſtraße von Mainz über
Ladenburg ihren Anſchluß auf der rechten Rheinſeite über den
Main genommen.
Ems, 17. Juni. Der Herzog von Chartres iſt heute zum Be=
ſuch
des Grafen von Paris hier eingetroffen und in den Vier
Türmen; abgeſtiegen. Viele franzöſiſche Royaliſten ſind bereits
hier.
Verlin, 17. Juni. Die Kirchen in Berlin waren heute über=
aus
beſucht; an dem im Dome ſtattgehabten Gottesdienſte nahm
auch der Kultusminiſter mit den hohen Beamten Teil. Der Gottes=
dienſt
wurde mit dem von Neithardt komponierten Pſalm 54 Hilf
Herr Gott' eingeleitet. Nach der vom Hofprediger Schrader abge=
haltenen
Liturgie wurde das Lied Ich weiß, daß mein Erlöſer
lebt geſungen, worauf Hofprediger Schrader die Predigt hielt, an=
knüpfend
an das Bibelwort:So demütigt uns die gewaltige Hand
Gottes.
Verlin, 16. Juni. Dr. Mackenzie und Dr. Hovell reiſen am
Mittwoch Abend im Gefolge des Prinzen von Wales zurück;
er ſterer erwartet in Vliſſingen ſeine Familie, mit der er auf einige
Wochen nach Norwegen geht. Der Kaiſer und Fürſt Bismarck
ſprachen mit Mackenzie.
Brüſſel, 16. Jun. Nach Eintreffen der Nachricht von dem
Ableben Sr. Maj. des Kaiſers hat der deutſche Kommiſſar Herr
R. Cornely ſofort die deutſche Abteilung der Weltausſtellung ſchließen
laſſen. Die Dekoration der Abteilung wurde umflort und behängten
die Einzelausſteller ihre Ausſtellungen mit Trauerflor. Die ganze
großartige Abteilung in tiefe Trauer gehüllt machte einen ernſt
ſeierlichen Eindruck.
Moskau, 16. Juni. In dem Falſchmünzerprozeß, be=
treffend
die Präſentation von 128000 Rubeln falſcher Kreditbillets
bei der Reichsbank ſind 15 Angeklagte zu Zwangsarbeit, reſp. Ver=
bannung
nach Sibirien verurteilt worden. Die Uebrigen wurden
freigeſprochen.
Zum Tode Kaiſer Friedrichs.
Ueber die letzten Stunden des Kaiſers weiß das Verl.
Tgbl. folgendes zu berichten: Am Nachmittag des Donnerstags
nahm der Kranke noch mit ſichtlichem Intereſſe verſchiedene Blumen=
ſpenden
entgegen und beſchrieb, wenn das Fieber etwas nachließ,
einige Zettel, die er an Familienglieder und andere Perſonen ſeiner
Umgebung gab. Als der Kaiſer von dem Reichskanzler am Donners=
tag
Nachmittag den letzten Abſchied nahm, ergriff er die Hand der
gleichzeitig an ſeinem Lager ſtehenden Kaiſerin und legte ſie in die
Rechte des Fürſten Bismarck. Noch in der Nacht erkannte er jede
einzelne der an ſein Lager tretenden Perſonen und ſpendete ihnen
freundliche Blicke, leichte Händedrücke. Er erkannte Profeſſor Leyden,
der, als der Kaiſer eben aus ſeinem lethargiſchen Zuſtande auf=
wachte
, gerade vor ihm ſtand, und nickte ihm mit freundlichem
Lächeln müde zu; er befragte ſpäter noch mittels Zettel den Dr.
Hovell, wie ſein Pulz ſtehe. Dann kamen wieder ſchwere Atem=
beklemmungen
, die erkrankte Lunge arbeitete mächtig, der Puls
wurde immer raſcher und immer ſchwächer. In den lichten Zwiſchen=
pauſen
traten nach und nach ſämmtliche Familienmitglieder an das
Sterbelager. Der Kaiſer erkannte noch jeden Einzelnen. Um 8
Uhr morgens war zum letztenmale die kaiſerliche Familie vollzählig
um den großen Dulder verſammelt. Noch einmal ließ er das müde

117
1673
Auge von einem zum andern ſchweifen: dann trat eine Art Halb=
ſchlummer
, der Vorbote des ewigen Schlummers, ein, aus dem der
Kaiſer nicht wieder erwachte. Als der Tod eintrat, war der Ster=
bende
nur von der Kaiſerin und ſämmtlichen Kindern, dem Erb=
prinzen
von Sachſen=Meiningen und dem Prinzen Friedrich Leopold
umgeben. Von den Aerzten trat Mackenzie ein, um zu konſtatieren,
daß das Herz zu ſchlagen aufgehört habe. Die Kaiſerin brach in
lauter Schmerzensklage an der Leiche nieder; der Sohn, der Kaiſer,
führte ſeine Mutter aus dem Sterbezimmer hinaus. Die Züge des
verklärten waren überaus friedlich. Wie die Poſt meldete ruhte der
hochſelige Kaiſer auf einer eiſernen mit Meſſing beſchlagenen Bett=
ſtelle
ausgeſtreckt in einem weißen Gewand, auf der weißen Bett=
decke
lag ein Cavallerieſäbel, den die Hände des hohen Ver=
blichenen
umfaßten, auf der Bruſt lag der welke Kranz, den die
Kaiſerin Viktoria ihm nach der Schlacht von Wörth geſandt hatte.
Die untere Hälfte des Geſichts war mit einem Tuche verhüllt. Am
Fußende ſtand auf einem Tiſch ein Strauß von Marſchall= Niel=
Roſen, daneben eine große Vaſe und vier kleinere, jede mit Sträuß=
en
. Fürſt Bismarck und ſämtliche Miniſter haben im Sterbe=
zimmer
den ſterblichen Ueberreſten des hochſeligen Kaiſers ihre
Ehrerbietung erzeigt; ebenſo waren die Adjutanten und viele Offiziere
im Sterbezimmer anweſend, ſpäter war die Dienerſchaft ſowie die
Mannſchaften des Lehrbataillons zum Sterbezimmer zugelaſſen.
In den Nachmittagsſtunden fand die bei fürſtlichen Leichen übliche
ſEinbalſamierung der Leiche ſtatt, und zwar durch Einſpritzen von
Wickersheimerſcher Flüſſigkeit in die Adern, ein Verfahren, wie es
vor drei Monaten auch bei der Leiche des Kaiſers Wilhelm an=
gewandt
wurde.
Die vorgenommene Sektion erſtreckte ſich nur auf Hals, Kehlkopf
und Lunge. An die Stelle des Kehlkopfes, welcher vollkommen
vereitert war, iſt eine faſt fauſtgroße Höhle getreten. Mackenzie
erklärte in dem auf Befehl des Kaiſers erſtatteten Bericht, es ſei
zweifellos, daß die Krankheit des Kaiſers Kehlkopfkrebs war. Ein
Durchbruch nach der Speiſeröhre hatte nicht ſtattgefunden; eitrige
Abſzeſſe fanden ſich in und um die Luftröhre und in den Bronchien.
An der Sektion nahmen der Hausminiſter Graf Stolberg, General
von Winterfeld, ein Flügeladjutant, ſowie folgende Aerzte Teil.
Sir Mackenzie, Dr. Hovell, Generalarzt v. Wegener, die Profeſſoren
v. Bardeleben, v. Bergmann, Virchow, Waldeyer, Dr. Bramann
und Dr. Langerhans. Die Sektion führt Prof. Virchow aus,
während Prof. Waldeyer die für die Unterſuchung erforderlichen
mikroskopiſchen Präparate anfertigt und Virchow's Aſſiſtent Dr.
Langerhans das Protokoll führte.
Die von den behandelnden Aerzte als letzte direkte Todesurſache
ausgeſprochene Diagnoſe,Lungenlähmung;, wurde durch die Sektion
beſtätigt. Die Arbeit der Aerzte begann um 4½ Uhr Nachmittags
und dauerte bis kurz nach 5½ Uhr. Zum Schluß wurde über die
ganze Handlung ein Protokoll abgefaßt, welches von ſämmtlichen
Aerzten unterzeichnet wurde und dem das eigentliche Sektions=
protokoll
beigefügt wurde. Der Hausminiſter, Graf Stolberg, nahm
das Aktenſtück ſofort an ſich, um daſſelbe den Staatsakten ein=
zuverleiben
.
Am Samstag vormittag war das Sterbezimmer für das
Publikum geöffnet, das in Maſſen herbeiſtrömte; glänzende Blumen=
ſpenden
, wie die allerbeſcheidenſten wurden niedergelegt. Gegen
Abend wurde die Leiche des Kaiſers eingeſargt und in die Jaspis=
galerie
gebracht, woſelbſt die Aufbahrung und Paradeausſtellung
ſtattfand; der Sarg iſt genau wie der des Kaiſers Wilhelm. Abends
um 7 Uhr hielt Hofprediger Perſius für die Mitglieder der Kaiſer=
familie
und deren Gefolge einen Trauergottesdienſt.
Der Text der Trauerrede hatte zum Vorworte den Bibelſpruch
Selig, die reinen Herzens ſind, denn ſie werden Gott ſchauen.,
Hierauf folgte Vaterunſer und Segen. Der Kaiſer, die Kaiſerin,
Prinz und Prinzeſſin Heinrich und das Erbprinzenpaar von Mei=
ningen
knieten am Sarge Kaiſer Friedrichs nieder und verrichteten
ein ſtilles Gebet. Die geſamte Dienerſchaft des verſtorbenen Kaiſers
wohnte auch der Trauerfeier bei.
Kaiſerin Anguſta war mit den Großh. Badiſchen Herrſchaften
mittels Extrazugs Sonntag früh in Potsdam eingetroffen.
Ueber die Aufbahrung in dem Jaspis=Saale wird uns aus
Verlin geſchrieben: Stimmungsvolle Dämmerung herrſcht hier vor
trotz des durch die Thüren einflutenden Tageslichts. Flüchtig gleitet
der Blick über die Jaspis=Täfelungen der Wände, über die hohen
Säulen, deren Sockel von ſchwarzen Draperien umgeben, hienauf
zu der mit ſchwerſtem Goldſtuck verſehenen, mit luftigen mytho=
logiſchen
Scenen bemalten Decke, aber dann ſenkt er ſich und haftet
an der einen ſchmalen Wand des Sales, da ruht er nun unlösbar,
denn dort iſt Kaiſer Friedrich gebettet! Auf niederem Podium ſteht
der mit rotem Sammet bekleidete große Eichenſarg, in welchem der
theuere Dahingeſchiedene auf einem mit Atlas überzogenen Kiſſen
in der Generalsuniform liegt; um den Hals ſchlingt ſich das Band
des Ordens pour le morite, auf der Bruſt ſind andere Ordens=
zeichen
, darunter das eiſerne Kreuz, befeſtigt. Das Haupt iſt ſanft
nach rechts geneigt, die Büge, von gelblicher Färbung, zeigen noch
ganz die herzgewinnende Freundlichkeit, die ſie ſo oft im Leben
ausgeſtrahlt, ſie trugen keinerlei Spuren der verheerenden Krank=

[ ][  ]

1674

Nr. 116

heit, Haupt= und Barthaar ſind etwas ergraut - es ſcheint, als
ob der Held von Wörth und Sedan nur in leichten Schlummer
verfallen ſei, aus dem er jeden Augenblick mit dem ſtolzen Aufblitzen
ſeiner blauen Augen erwachen könnel Ueber den unteren Teil
des Katafalks, der von den brennenden Wachskerzen der Cryſtall=
Kronenleuchter beſchienen wird, breitet ſich eine mit den preußiſchen
Adlern und Wappen reich beſtickte purpurne Sammetdecke aus, an
deren unteren Enden Palmenwedel gelehnt ſtehen; vor dem Sarge
aber liegen in blühendſter Fülle die herrlichſten Blumenſpenden,
zumal aus Roſen und Veilchen gewunden. Neben dem Sarge
ſtehen, wie aus Erz gegoſſen, Krongardiſten und Generaladjutanten,
die Rückwand bildet ein aus ſchwarzem Sammet errichteter Bal=
dachin
, von Krone, Schwert und Seepter überragt; von den mitt=
leren
ſchwarzen Draperien des Baldachins aber hebt ſich, von
flackernden Kerzen beleuchtet, eine Kopie des Guido Reni'ſchen
Chriſtuskopfes auf dem Schweißtuche ab. Vorn ſtehen noch, für
die Mitglieder der königlichen Familie beſtimmt, einige Seſſel,
rechts ein Betpult. Den Abſchluß des düſteren und doch wieder
erhebenden, - unbergeßlichen Gemäldes, ſtellen dichte Gruppen von
Lorbeeren und Chpreſſen her.
Der Andrang des Publikums zu der Aufwahrung war ein
ganz koloſſaler; jeder Eiſenbahnzug brachte große Maſſen von
Berlin. 200 Schutzleute hielten die Ordnung aufrecht.
Der Kaiſer und die Kaiſerin waren mit der Kaiſerin Auguſta,
dem Großherzog und der Großherzogin von Baden ſowie den
übrigen bereits eingetroffenen Fürſtlichkeiten an die Bahre des hoch=
ſeligen
Kaiſers Friedrich getreten. Dem Publikum war während
des Verweilens der allerhöchſten Herrſchaften daſelbſt der Zutritt
nicht geſtattet.
Sonntag abend 6 Uhr fand eine von Oberhoſprediger Dr. Kögel
abgehaltene Trauerfeier ſtatt, welcher das Kaiſerpaar, die Kaiſerin
Witwe Victoria, Kaiſerin Auguſta, ſämtliche Familienmitglieder,
das Großh. Paar von Baden, die übrigen eingetroffenen Fürſtlich=
keiten
und die geſamten Hofſtaaten beiwohnten. Nach beendigter
Feier wurde der Sarg in Gegenwart des Kaiſers, des Hausminiſters.
des Juſtizminiſters und der übrigen zu dem Akte befohlenen Per
ſonen geſchloſſen und verlötet. Er wurde in demſelben rotſammetenen
Paradeſarg aufgebahrt, worin Kaiſer Wilhelms irdiſche Hülle zur
letzten Ruheſtätte geleitet wurde. Demnächſt traten die zur Be=
wachung
der Leiche kommandierten Generale und Stabsoffiziere in
Funktion.
Für die Beiſetzungsfeier war das folgende beſtimmt: Bei Beginn
der Feierlichkeiten läuten die Glocken ſämtlicher Kirchen von Potsdam
und Bornſtädt. Zum zweitenmale wird um 10½ Uhr, bis der Zug in
die Friedenskirche eingetreten iſt, geläutet, zum drittenmale eine
halbe Stunde, nachdem die Kanonenſalven gelöſt worden. Nach
dem erſtmaligen Läuten nehmen die Oberſten= und Oberhofchargen
in der Jaspisgallerie am Fußende des Sarges Aufſtellung. Der
Oberſtkämmerer und die Staatsminiſter treten hinter die Tabourets
auf denen die Kron=Inſignien liegen. Hinter der Krone ſteht Graf
Stolberg, hinter dem Szepter Miniſter von Maibach, dem Reichs=
apfel
von Lucius dem Reichsſchwert der Kriegsminiſter Bronſart
von Schellendorff, dem Reichsſiegel Miniſter von Friedberg, der
Kette des ſchwarzen Adlerordens von Bötticher, dem Kurhut von
Goßler, dem Kurſchwert die Miniſter von Scholz und Graf Herbert,
Bismarck. Der Feldmarſchall Blumenthal mit dem Reichspanier
ſteht am Kopfende des Sarges, die Generaladjutanten von Miſchke
und von Winterfeld rechts und links mit gezogenen Degen neben
ihm. Auf der unterſten Eſtradeſtufe ſtehen die Generale und Adju=
tanten
. Die Einſegnung der Leiche erfolgt durch Oberhofprediger
Dr. Kögel unter Aſſiſtenz der Geiſtlichkeit. Auf dem Wege vom
Marſtall bis zur Gartenterraſſe wird der Leichenwagen von Offi=
zieren
und 40 Mann des Regiments Gardes du Corps eskortiert,
die 8 Pferde von Stallbedienſteten geführt. Die Zipfel des Leichen=
tuchs
und die Cordons des Baldachin werden von 10 Lieutenants
gehalten, der Baldachin wird von 12 Unteroffizieren getragen. Nach
der Einſegnung der Leiche ſetzt ſich die Leichenparade in Marſch.
Unmittelbar hinter derſelben folgt die Geiſtlichkeit, um die Leiche
bei der Friedenskirche zu empfangen. Der Sarg wird durch 12
Kommandeure der Leibregimenter unter Vortritt der Kammerherrn
und der Miniſter mit den Kroninſignien und des Feldmarſchalls
Grafen Blumenthal zum Leichenwagen getragen. Acht Stabs=
offiziere
faſſen jetzt die Zügel der Pferde, vier Ritter des Schwarzen
Adlerordens tragen die Zipfel des Leichentuches, 18 Generale den
Baldachin und die Cordons desſelben. Die fürſtlichen Herrſchaften
nehmen Platz im Leichenzuge, der unter Glockengeläute durch die
große Allee von Sansſouci ſich nach der Friedenskirche bewegt
Der Sarg wird vor dem Altar niedergeſetzt, Feldmarſchall Graf
Blumenthal mit den beiden Generaladjutanten ſtellen ſich hinter
dem Kopfende des Sarges auf. Die Allerhöchſten Herrſchaften
ſitzen dem Surge gegenüber mit ihren Suiten hinter ſich. Die Ver=
treter
fremder Fürſten mit ihrem Gefolge nehmen im Schiff der
Kirche hinter den Allerhöchſten Herrſchaften Platz. Die Beiſetzung
erfolgt nach den letztwilligen Allerhöchſten Verfügungen durch Ober=
hofprediger
Dr. Kögel. Während der Geiſtliche den Segen ſpricht,
werden drei Infanterieſalven und 101 Kanonenſchüſſe abgegeben.
ErnDe.

9. Potsdam hatte für den geſtrigen Tag tiefen Trauerſchmuck=
namentlich
in der Gegend, welche der Trauerzug paſſierte, angebracht.
An der Leichenparade nahmen teil von der Berliner Garniſon ein
kombiniertes Infanterie=Bataillon, zwei kombinierte Schwadronen
Kavallerie, zwei kombinierte Batterien Artillerie, das Regiment
Gardes du Corps, von der Spandauer Garniſon ebenfalls ein kom=
biniertes
Bataillon und eine Batterie, die Potsdamer Garniſon
vollzählig. Die Trauerſtraße war dicht beſetzt, ebenſo die Fenſter,
Balkone und Tribünen. Das Brandenburger Thor war mit Pal=
men
und ſchwarzem Flor dekoriert und trug auf der Außenſeite die
Inſchrift: 1831, letzter Gruß der dankbaren Vaterſtadt 1888.- Auf
dem Louiſenplatz waren ſchwarze Altäre mit Opferſchalen angebracht.
Daran ſchloß ſich am Eingang zur Alleeſtraße eine große Trauer=
pforte
mit der Inſchrift: Ruhe ſanft! Kaiſer Friedrich.: Die
Allee ſelbſt trug grüne Gewinde von Baum zu Baum. Die Stämme
waren ſchwarz dekoriert. Die Trauerſtraße war durch brennende
Gasflammen bis zur Friedenskirche erleuchtet. Am Obelisken be=
fand
ſich eine große Dekoration. Tauſende von Menſchen, ſchwarz
gekleidet, mit Trauerfloren, durchwogten die Straßen. Jeder Eiſen=
bahnzug
brachte neue Fremde. Die Geſchäfte waren geſchloſſen.
Um 8 Uhr 20 Min. trafen mit Extrazügen die zur Leichenparade
kommandierten Truppenteile ein. Die Berliner Garniſon rückte in
die angewieſenen Stellungen bei Sansſouci ein.
Die Feier in Friedrichskron fand genau nach den getroffenen
und publizierten Beſtimmungen ſtatt. Nachdem der letzte Akkord
von Jeſus meine Zuverſicht: verklungen, ſprach Oberhofprediger
Koegel ein Gebet, worin er der ſchweren Doppelheimſuchung des
Kaiſerhauſes und des Volkes gedachte, Gott für alles dankte, was
er an dem Verblichenen gethan und Troſt herabflehte für das ſchwer=
geprüfte
Kaiſerhaus und Volk. Unter den Klängen Ich weiß, daß
mein Erlöſer lebt wurde der Sarg auf den Wagen geſetzt. Der
Zug erfolgte in der vorgeſchriebenen Ordnung. In der Friedens=
kirche
wurden die Plätze programmmäßig eingenommen. Es fand
nur liturgiſcher Gottesdienſt und Segen durch Hofprediger Koegel
ſtatt, keine Predigt. Unter Salven und Kanonenſchüſſen verließen
die Leidtragenden die Kirche. Die Kaiſerin Victoria trat an den
Sarg, beugte ſich über ihn und nahm weihevollen Abſchied von dem
Gemahl. Oberhofprediger Verſius ſprach ein Gebet. Vom Dom=
chor
erklang der letzte Trauergeſang.

T3e1OC.

(6946

Verwandten und Freunden die traurige Mittheilung,
daß unſer lieber Sohn, Bruder und Neffe
Premierlieutenant Karl Eokhard
am 16. dieſes Monats inſolge eines gaſtriſchen Fiebers
ſanft verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bittet
im Namen der Hinterbliebenen:
Amalie Eckhard,
geb. Decher.
Darmſtadt, den 17. Juni 1888.

Gd

Verwandten, Freunden und Bekannten die traurige
Mittheilung, daß unſer innigſtgeliebtes Söhnchen
P auk
nach kurzem aber ſchwerem Leiden ſanft verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen:
Konrad Klöß,
Katharina Klöß, geb. Mades.
Die Beerdigung findet Mittwoch vom Sterbehauſe aus,
Neugaſſe 3, ſtatt.

Tageskalender.
Dienstag den 19. und Mittwoch den 20. Juni: Große Vorſtellungen
des Cirkus Hagenbeck auf dem Pferdemarktplatz.

Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.