Darmstädter Tagblatt 1888


08. Februar 1888

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljührlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufichlag.

151. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
werdenangenommn: in Darmß adt
von der Expedition. Rheinſtr. Kr. 23,
in Beſſungen von Friese. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowie auswärn
von allen AnnoneenſExpeditionen.
.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
Mittwoch den 8. Februar.
ſ 27.
1888.

Geſunden; 1 Metermaaß. 1 Großh. Heſſ. Denkmünze von 1827. 1 Kaſtenſporn. 1 meſſ. Schlüſſel. 1 Schlüſſel. 1 desgl
1 kleiner ſchwarzer baumw. Handſchuh.
kleines Geldtäſchchen, enth. 27 Pf. 1 Taſchenmeſſer mit braunem Stiel und zwei Klingen.
1 Rock von engl. Leder. 1 grauwoll. Kopftuch mit Franzen. 1 kl. braunled. Vortemonnaie, enth. 40 Pf.
Vertoren: 1 Zwanzigmarkſchein. 1 ſchwarzſeid. Regenſchirm. 1 Zwicker mit aoldenem Geſtell. 1 Taſchentuch, gez. L. E., worin
6 M. 50 Pf. eingebunden. - Gntlauſen: 1 kl. ſchwarzer Hund auf den NamenPock- hörend.
Darmſtadt, 6. Februar 1888.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

Aufforderung der Pfandſchuldner
und
Pfünder=Yerkteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten
April 1887 bis einſchließlich September 1887
füllig waren, werden hierdurch aufgefordert, ſolche bis zum 10. März d. Js. ein=
zulöſen
oder die Pfandſcheine verlängern zu laſſen, widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 16. April d. Js., Nachmittags 2½ Uhr,
verſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfänder, welche
weder ausgelöſt noch verlängert worden ſind, vor dem Verſteigernngs=Termin um=
verſetzt
ſein müſſen, indem während der Verſteigerungstage die Umverſetzung nicht
mehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 23. Januar 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſteret Darmſtadt.
[814
Ohly.

Jugdvernachtung.
Mittwoch den 15. d. Mts., Vormittags 11 Uhr,
ſoll auf unſerem Büreau (Stadthaus, Rheinſtraße Nr. 18), die Jagd in nachſte=
henden
Jagdbezirken der Gemarkung Darmſtadt und zwar:
1) im Oberfeld
circa 232¼ Hectare,
2) Oberwald
657

3) Heinheimerfeld
265

enthaltend, auf eine neunjührige Beſtandzeit öffentlich verpachtet werden.
Die Jagd Nr. 2 umfaßt Außer 40 Hectare Feld, nur Wald, welcher ſich
von der Faſanerie bis zum Einſiedel erſtreckt.
Die Pachtbedingungen liegen auf unſerem Büreau zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 3. Februar 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1292
Ohly.

ollen nächſten
Donnerstag den 9. Februar 1888,
Vormittags 9 Uhr,
in deren Wohnung, Kiesſtraße Nr. 42,
öffentlich an den Meiſtbietenden ver=
ſteigert
werden.
Darmſtadt, den 2. Februar 1888.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Harres.
[159
Holzverſteigerung.
Mittwoch den 15. Februar d. Js.,
von Vormittags 9 Uhr an,
werden im Gemeindehauſe zu Arheilgen
aus I. 3-5 Bauerswieſenſchlag ver=
ſteigert
:
Scheiter: 86 Am. Buche I. Claſſe,
142 Rm. Buche II. Cl., 1 Rm. Birke,
5 Rm. Eiche I. Cl., 91 Nm. Eiche
II. Cl., 4 Rm. Nadelholz, 2 Rm.
Erle.
Knüppel: 179 Rm. Buche, 153 Am.
Eiche, 4 Rm. Nadelholz, 3 Rm. Erle.
Reiſig: 4440 Wellen Buche, 100 Wll.
Nadelholz, 40 Wellen Erle.
Stöcke: 63 Rm. Buche, 3 Rm. Nadel=
holz
. 1 Rm. Erle.
Das Holz ſitzt in nächſter Nähe der
Frankfurter Staats= und Erzhäuſer Kreis=
ſtraße
.
Wegen vorheriger Einſichtnahme wende
man ſich an Großh. Forſtwart Mandel
zu Bayerseich.
Darmſtadt, 6. Februar 1888.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
[1293
Eckſtorm.

Bekanntmachung.
Die zum Nachlaß der Fräulein Louiſe
Kißner zu Darmſtadt gehörigen Mo=

bilien, beſtehend in:
Gold und Silber, Kleider, Weißzeug,
Bettwerk, Möbel und allerlei ſon=
ſtigem
Hausrath


.
Ein gutorhaltones Clavior
zu verkaufen. Wienerſtr. 55, Stb. 1164
47

[ ][  ][ ]

322

Nr. 27
Bekanntmuchung.
Das Schulgeld pro l. Quartal 1888 wird in nachſtehenden Schulen/
erhoben und zwar:
1. Im Großherzogl. Realgymnaſium, der Realſchule und deren Vorſchule:
Mittwoch den 15. Februar, Morgens von 8-10 Uhr.
2. In der Victoriaſchule:
Donnerstag den 16. Februar, Morgens von 8-9 Uhr.
3. In der Knabenmittelſchule:
Donnerstag den 16. Februar, Nachmittags von 2-3 Uhr.
4. In der Mädchenmittelſchule:
Donnerstag den 16. Februar, Nachmittags von 3-4 Uhr.
Darmſtadt, den 7. Februar 1888.
Die Stadtkaſſe:
1294
Kriegk.
Holzuerkteigerung.
Montag den 13. Februar, Vormittags 10½ Uhr,
ſoll auf der Rathſtube zu Meſſel das Holz von der Abtriebsfläche im Diſtrikt
Neurott verſteigert werden:
Scheiter: 17 Rm. Eichen, 406 Rm. Kiefern,
Knüppel: 65
388
Wellen: 940 Gück 7740 Stück
Stöcke: 8 Rm.
208 Rm.
ſodann Dienstag den 14. Februar, Vormittags 10½ Uhr,
im Holzſchlag:
Stämme: 120 Eichen, 2 Kiefern, von 4-7 Met. Lünge, ca. 20 Feſtmet.
4- 6
Derbſtangen: 52 97
34 (zu Schweinſtallegner).
Nutzknüppel:
Das Eichen=Stammhölz iſt vorzugsweiſe für Wagner geeignet. Gegen vor=
ſchriftsmäßige
Bürgſchaft wird Zahlungsfriſt geſtattet bis zum 1. Dezember d. J.
Meſſel, den 6. Februar 1888.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Meſſel.
Germann.
[1295
Verkteigerungz-Anzrige.
Donnerstag den 9. Februar, Vormittags 10 Uhr,
werden Kranichſteinerſtraße Nr. 13 nachverzeichnete Gegenſtände, als:
1 Damen=Schreibtiſch, Kommode, 3 Kanapee's 1 Kleiderſchrauk,
1 Waſchtiſch, ovale und ⬜Tiſche, 1 Ausziehtiſch, Rohrſtühle, 3 Seſſel,
1 geſchnitztes Schränkchen (Apotheke), Spiegel, Weißzeug und Bett=
werk
, Vorhänge, 1 Ofen mit Rohr, feines Porzellan und Glaswerr,
Bilder, 1 Küchenſchrank, Küchengeräthe und ſonſtige Hausgeräthſchaften,
gegen Baarzahlung verſteigert.
G
Rurl Struuß, Tarator.

KAdee.

Gute, reinſchmeckende Sorten, große
Auswahl, roh per Pfd. von M. 1.20 an
bis M. 1.60. Täglich friſchgebrannten
Kaffee, nur prima Qualität, per Pfund
M. 1.40 bis M. 1.80. Prima türk.
Zwetſchen per Pfd. 26 bis 32 Pfg.-
Gutkochende Hülſenfrüchte per Pfund
18 bis 24 Pfg. Zucker zum billigſten
Tagespreis empfiehlt
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Ecke der Liebfrauen= und Arheilgerftr. 38.

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Ludwigsplatz 4. (8190
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großen Kochkunſt=, Gewerbe= und Induſtrie=Ausſtellungen mit den höchſten Preiſen
als Ehrendiplome, goldene und ſilberne Medaillen) empfiehlt ihre extrafeinen ge-
brannten
Java's zu noch billigen Preiſen.
Niederlagen in Darmſtadt bei den Herren:

Franz Ebert, Arheilgerſtraße.
C. Hammann, Caſinoſtr. 23,
Ferdinand Kahn, Schloßgartenſtr. 43,
Heinrich Löffler, Mathildenplatz 11,
J. H. Möſer, Ruthsſtraße 16,
C. F. Naumann, Wendelſtadtſtr. 22,
In Beſſungen bei Herrn

In Eberſtadt bei Herrn Joſ. Simon.

Carl Reinemer, N.=Ramſtädterſtr. 71,
Martin Roll, Dieburgerſtr. 2,
Gg. Schupp, Heinheimerſtraße 31¼
Jacob Schuchmann, Beckſtraße 2,
Philipp Weber, Carlsſtr. 24,
Ludw. Weſp, Heidelbergerſtraße 17½.
C. Nohl.

[11399

(prämiirt Bayer. Landes=Ausſtellg. 1882)
hat nicht die angreifenden Eigenſchaften
der engliſchen Cherry tooth=paste, Uber=
trifft
durch angenehmen Wohlgeſchmack alle
anderen Zahnmittel. Vorzüglich zur
Zahnpflege und Conſervirung derſelben.
Alleinverkauf M. 1.50 in großen Por=
zellan
=Doſen bei Hofbürſtenfabrikant
H. Schurmamm,
Ludwigsplatz 2.
1432
Friedrichsdorfer
LwiePaCAs
von J. F. Pauli.
Aerztlich anerkannt.
Für Magenleidende, Erſatz für Muttermilch,
owie zum Gebrauch bei Geſellſchaften ſtet=
friſch
zu haben. - Alleinverkauf im Laden
der L. Remmert Wwe., Bleichſtr. 45,
ſowie bei Aler. Kapp, Ecke der Kiesſtr.
und grüner Weg.

[ ][  ][ ]

Avriäkh z allhue=oAdltn se; Gulu eodélih.
Da ich in einigen Monaten mein Lokal verlaſſen muß, ſo verkaufe ich, um raſch zu räumen,
bedeutend unterm Koſtenpreis.
J. Lehmamm-Simom, Markt 4.

Kaſſee

grüm Guotamalo,
fein und kräftig,
per Pfund M. 1.10, bei 10 Pfund billiger.
GTAUAA9
Bleichſtraße.

[1298

ür Jannstunden und bälle
empfehle Ballgarnituren aus friſchen Wiumen in geſchmack=
vollſter
, eleganteſter und modernſter Eindeart, ebenſo werden
Garnituren von Eünstlichen Elumen aufgefriſcht und
modern umgearbeitet.
ROTU,
W. G.
Blumen= und Pflanzen=Geſchäft, obere Rheinſtraße 3.
Cotillon- und Couverts-Sträusschen zu billigſten/
Preiſen.
(129.
Einem gehrten hieſigen und auswaͤrtigen Publikum beehre ich mich hiermit
bei herannahender Saiſon meine mit den neueſten Maſchinen und Einrichtungen
ausgeſtattete
Maschimem-Strichereh
in empfehlende Erinnerung zu bringen. - Beſonders empfehle Beinlüngen,
Strümpfe vom eleganteſten bis zum ordinärſten Genre, in Seide, Wolle und
Baumwolle, in allen erdenklichen Muſtern, wie Doppelrand, doppelte Knie an Bein=
längen
und Strümpfen, letzteres für Kinder ſehr vortheilhaft, geſchmackoolle Ringel=
ſtrümpfe
, durchbrochene Fantaſie=Strickereien ꝛc. Ferner empfehle ich mich zur
Anfertigung von Normalartikeln, Shſtem Profeſſor Dr. Jäger. - Gefl. Auf=
träge
werden in kürzeſter Friſt zu nur rellen Preijen ausgeführt. Reparaturen
ſchnell und billig.
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Herdwegſtraße 16 und Kiesſtraße 23.

3 EUS EUUdII-
Friſche Sendung eingetroffen.
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Dr. Overlaoh,

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Einrichtung, Wagen, Karren,
Flaſchen ꝛc., unter guten Bedingungen.
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[1302
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wigsbahn
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490 Klafter enthaltend, zu verpachten
ſoder zu verkaufen.
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grüne Poluchegarnitur
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Ein in Mitte der Stadt gelegenes erſtes
Geſchäftshaus mit großem Seitenbau, Hof
und Garten, zu jedem Geſchäft geeignet,
iſt zu verkaufen.
Reflectanten wollen ihre Anfragen unter
ſC. 6. 100 an die Exped. richten. (1303
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Ein zweiſitziger Kinderwagen
iſt zu verkaufen.
Wos ſagt die Expedition.
[304
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Fleisch-Bouillon,
Fleisch-Peptone und
Fleisch-Pepton-Pastillen.
Friedr. Schaefer,
Grossh. Hoſlisferant. 1202

[ ][  ][ ]

3

von heute bis Sumatag den 11. Februar

9959) Eliſabethenſtr. 26 Beletage
7 Zimmer per 1. Januar zu vermiethen.
12444) Aliceſtr. 23 iſt der 3. Stock,
beſtehend aus 6 Zimmern, 3 Bodenkam=
mern
ꝛc., wegzugshalber per 1. März 1888
weiter zu vermiethen. Näheres daſelbſt
Hochparterre links, Nachm. von 3-5 Uhr.

13339) Neckarſtraße 18. II. Etage,
beſtehend aus 4 Zimmern ꝛc., iſt per
1. April zu vermiethen.
Näheres I. Etage.

186) Rheinſtraße 25 im Seitenbau
eine Wohnung von 4 Zimmern mit allen
Bequemlichkeiten an ruhige Miether.
356) Heinrichſtr. 49 elegante Woh=
nung
(Beletage): 6 Zimmer mit Zubeh.,
gr. Garten, per ſofort. Daſelbſt Garten=
wohnung
an kl. Familie, 3-4 3., ſofort.
360) Riederramſtädterſtraße 32
iſt der zweite Stock (Beletage) meines
neu erbauten Hauſes, enthaltend 5 Zim=
mern
, Küche mit allem Zubehör, wenn
gewünſcht Badezimmer, ſogleich oder bis
1. April zu vermiethen. Nachzufragen
Parterre.

620) Hermannſtr. 15 parterre drei,
Zimmer nebſt Küche und Zubehör an eine
ruhige Familie zu vermiethen und am
1. Mai zu beziehen.
695) Hermannſtraße 5 eine ſchöne
Wohnung, 3 Zimmer, Küche, Magdkam=
mer
ꝛc., per ſofort. Zu erfragen daſelbſt
im Laden.
697) Eine neuhergerichtete Beletage,
beſtehend aus 5 Zimmern mit allem Zu=
behör
, Waſſerleitung ꝛc., per April zu
vermiethen. Zu erfr. Dieburgerſtr. Opart.
Rheinſtraße 25
iſt im Gartenhaus die Parterre=Wohnung,
beſtehend aus 4 Zimmern mit Zubehör zu
vermiethen. Nähere Auslunft wird im
Comptoir des Herrn Trier daſelbſt er=
theilt
.
(702
709) Beſſunger Holzſtraße 17 eine
Parterre=Wohnung zu vermiethen.
713) Wilhelmſtr. 20, zweiter Stock,
eine ſchöne geräumige Wohnung von 6
Zimmern mit vollſtändigem Zubehör, am
1. April zu beziehen. Näheres daſelbſt im
Erdgeſchoſſe oder bei J. Glückert, Bleichſtr.
715) Promenadeſtr. 46, 2 Stiegen
hoch, elegante Wohnung von 6 Piecen
ſofort zu vermiethen.
833) Carlsſtr. 27 eine Wohnung,
3 mittelgroße Zimmer, Waſſer, abgeſchl.
Vorplatz, an ein auch 2 Leute alsbald.
834) Liebigſtr. 5 Beletage: 1Salon,
5 Zimmer nebſt Zubehör.
835) Ecke der Allee u. Wittmann=
ſtraße
die Beletage mit Manſarde zu
vermiethen und ſofort beziehbar. Näheres
Herdwegſtraße 71.
1075) Neue Kiesftr. 42 große, ſchöne
Manſarde mit allen Bequemlichkeiten per
1. April, auf Wunſch früher, an ruhige
Familie.

1111) In meinem Hauſe Beſſunger
Heidelbergerſtr. 9 die Manſarde, 3 Zim=
mer
, Küche und alles Zubehör, per 1.
April zu beziehen. Heinrich Beſt, Hoff=
mannsſtraße
1.
1114) Wienerſtraße 80, nächſt der
Allee, iſt die Manſarde mit ſchöner Aus=
icht
per 1. April oder Mai beziehbar.
1178) Bleichſtr. 9 iſt der mittlere
Stock, beziehbar am 1. April, zu verm.
1181) Rückertſtr. 15 Manſarde für
1-2 Perſonen per Ende April zu verm.
1184) Marienplatz 9 iſt der untere
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern, Küche
nebſt Zubehör und großer Garten, bis 1.
April zu verm. Anzuſehen daſelbſt Vor=
mittags
von 10-12 Uhr.
1201) Hölgesſtr. 10 Hinterbau drei
Zimmer, Küche ꝛc. an eine ruhige Fam.
Eine Wohnung in
ſchönſter Lage
mit 5 Zimmern und ſonſtigen Bequem=
lichkeiten
, neu hergerichtet, ſofort bezieh=
bar
, zu vermiethen. Zu erfragen bei Hrn.
Hofmöbelfabrikant Alter und Liebigs=
ſtraße
Nr. 13½.
(1306
1307) Caſinoſtr. 16 die im beſten
Zuſtande befindliche Wohnung im Seiten=
bau
, 3 Zimmer, Küche mit Waſſerltg.,
Cloſet, 2 Bodenkammern ꝛc. per 5. Mai
oder früher zu beziehen. Einzuſehen von
2½- 3¼ Uhr Nachmittags.

10975) Ludwigsſtraße 14 Laden
mit Zimmer und Küche per ſofort
1888. Beletage: möblirtes Wohn= und
Schlafzimmer per ſofort.

12

[ ][  ][ ]

Wilhelminenſtraße Nr. 8
iſt der früher Weiler'ſche Laden nebſt
dazu gehörigen Nämlichkeiten per 15. Febr.
1888 anderweitig zu vermiethen. (11856
Näheres Fabrckſtraße Nr. 21, parterre.
Kleiner Laden
(203
baldigſt zu vermiethen
Eliſabethenſtraße 4.

Nr. 27

325

MIr

204) Karlsſtraße 12, Laden
mit geräumiger Wohnung, 6 Zim=
mer
mit allem Zubehör, für 900 M.
per 1. Juni oder ſpäter zu ver=
miethen
.

Ferner, ebendaſelbſt im Seitenbau:
eine große, helle Werkſtatt mit
chöner Wohnung, 3 Zimmer mit
Zubehör, für 550 M. per 1. März
oder ſpäter.
Näheres bei Ingenieur W. Dreſſel,
Dieburgerſtraße 66.

trattaAAiraAien
EirirnAiariirairttidid
205) Lauteſchlägerſtraße 30 iſt der
Laden nebſt Wohnung, worin ſeit Jahren
eine Rindsmetzgerei mit gutem Erfolg be=
trieben
wurde, anderweitig zu vermiethen
und bis den 1. April zu beziehen. Zu
erfragen daſelbſt eine Stiege hoch.

581) Schulſtraßes der mulere

gOss0URRSuöON
mit 2 Schaufenſtern und daran=
ſtoßendem
Comptoir per ſofort zu
vermiethen.

692) Großer heller Laden mit
Comptoir, event. Lagerräume und
Keller. Wilhelminenſtr. 19, nahe
der Eliſabethenſtraße.

rtus
1
971) Kirchſtraße 21 ein Laden nebſt
Wohnung zu vermiethen.
972) Ein geräum. heller Laden mit
Comptoir u. Magazin, auf Wunſch auch
Wohnung, pr. 1. Juli zu verm. Alles
Nähere Ludwigsplatz 1, Beletage.
1202) Schuſtergaſſe Nr. 3 Laden
mit Wohnung zu vermiethen per 1. Aug.
auf Wunſch auch früher zu beziehen.
Näheres Stiftsſtraße 48.
1308) Obere Eliſabethenſtr. 9 ein
L.Adem

O4

mit anſtoßendem Zimmer, mit oder ohne
Wohnung, per 1. Oktober zu vermiethen.
Näheres bei dem Eigenthümer des Hauſes
Wilhelm Kimmel, Wienerſtr. 80, nächſt
der Allee.
Große helle Räume
mit gr. Keller, zu jedem Fabrikbetrieb
geeignet, zu vermiethen.
Näheres Langegaſſe 5, 2. St. (1309
1310) Eine Scheuer (Lagerraum)
zu vermiethen. Pankratiusſtr. 6.

11987) Roßdörferſtr. 32 ein ſchön
möblirtes Parterre=Zimmer zu verm.

3 12457) Markt. Zweiſchön möb=
Hlirte Wohn= und Schlaſzimmer per
Januar zu vermiethen. K. Volz.

1314) Eine Frau ohne Kinder ſucht
Beſchäftigung im Waſchen u. Putzen oder
Laufdienſt. Gr. Ochſengaſſe 34 Hinterb.

M.
1219) Rheinſtraße 24 möbl. Zim.
13397) Eliſabethenſtr. 21 2. St.,
ein möblirtes Zimmer zu vermiethen.
13537) Friedrichſtr. 18. zwei gut möbl.
Zimmer, einzeln oder zuſammen.
13539) Marienplatz 7 iſt ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
206) Blumenthalſtr. 41 Manſ. ein
einfach möbl. ſowie ein unmöbl. Zimmer
billig zu vermiethen.
211) Schulſtraße 16, 2 St., ein gut
möbl. Zimmer zu vermiethen.
CiiterrAreirAnrguttuitiriiräxiArriiiiiAAidarränr

zwei
fein möblirte Zimmer
im erften Stock, in beſter
Lage der Stadt, ſind ſofort
oder ſpäter an eine einzelne,
ſehr ruhige Dame zu bik,
ligem Preiſe dauernd zu
vermiethen.
Näheres bei Joſeph Trier
Wilhelminenſtraße 25. (363

1315) Mit, allen Comptoirarbeiten
vertrauter junger Kaufmann
(ſelbſtſtändiger Arbeiter), auch in Aſſecu=
ranz
erfahren, ſucht ſich zu verändern.
Offerten unter C. F. 21 an die
Expedition d. Bl.

1316) Ein junger Mann ſucht Be=
ſchäftigung
in allen Arbeiten. Näheres
Stiftsſtraße 61, 1. St.

7-ritlede Fonme

ſn.
RAAAAnhnhhatt

Zwei brave Mädchen
können das Kleidermachen gründlich er=
lernen
. WoL ſagt die Exped.
[1317

Ein braves ſolides Mädchen,
welches gut rechnen und ſchreiben kann,
ſchon längere Zeit in einer Schweine=
metzgerei
thälig war, auch mit der Buch=
führung
etwas vertraut iſt, und gute Zeug=
niſſe
beſitzt, wird geſucht. Selbſtgeſchriebene
Offerten beliebe man zu richten an C. G.
Martmgun, Frankfurt a. M. Gr.
Eſchenheimerſtr. 25.
[1270

458) Schulſtr. 16 1. St. zwei möbl.
Zimmer, ganz oder getrennt, per ſofort.
461) Zwer ineinandergeh. ſchön möbl.
Zimmer, auf Wunſch auch einzeln, nächſt
der Drag.=Kaſerne, ſofort zu vermiethen.
Näheres Expedition.
657) Alexanderſtr. 14 gut möblirt.
großes Parterrezimmer, ſep. Eingang,
zu vermiethen.
783) Ecke d. Hoffmanns= u. Kies=
ſtraße
46 parterre ein möbl. Zimmer.
839) Beſſ. Carlsſtr. 3 ein ſchönes,
möblirtes Zimmer.
973) Nieder=Ramſtädterſtraße 28.
ein ſchönes Zimmer nebſt Cabinet an
eine Dame zu vermiethen.
1078) Grafenſtr. 31, 1. Stock, ein
möblirtes Zimmer.
1206) Heidelbergerſtr. 1 zwei möbl.
Parterrezimmer per 1. März.
1311) Saalbauſtr. 17, 1 St. hoch
ein fein möbl. Zim. ſof. Preis 18 M.
1312) Waldſtr. 11 Seitenb. e. möbl. Z.

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Rheinſtraße 20. (1217

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C= Honorar für ein Trio gewünſcht.
Schriſtl. Off. unt. B an d. Exp. (1147

Ein tüchtiger Kaufmann,
der wöchentlich ein paar Stunden. die
Bücher führen kann, für ein hieſiges Ge=
chäft
geſucht. Offerten unter I. K. in
der Exped. d. Bl. niederzulegen. (1318

1319) Ein zuverläſſiges Hausmäd=
chen
wird vom 1. April an auf ¼ Jahr
zur Aushülfe geſucht. Näheres Heinrich=
ſtraße
114, Vorm. von 9-11½ Uhr.

1320) In einem hieſigen Handlungs=
hauſe
iſt für einen mit der Berechtigung
zum einjährig=freiwilligen Dienſte ver=
ſehenen
jungen Manne

Lehrſtelle
auf Oſtern zu beſetzen. Reflectanten
wollen ihre Adreſſe bei der Expedition
d. Bl. niederlegen.

246) Einen Lehrling ſucht
K. Arheilger, Handelsgärtner.

[ ][  ][ ]

326

Nr. 27
Rürriſcher

gappen-

des
G
R==am
G0.
Darmstädter
H)
-V. HiLD.
Carneval Lug Vereins
Freitag den 10. Februar 1880, Abends 8 Uhr 1 Minuten,
im grosson Saalo der Branerei,zum Schülzenhof."
Der Eintritt iſt nur den mit Kappe und Stern geſchmückten Mitglie=
dern
und Ehrengäſten geſtattet.
[1321
Was Eiſer-Comité.

oroinigte Cosollschaft.
Montag den 13. Februar 1888, Abends 8 Uhr:
LG
Karten zum Beſuche des Balles für fremde Herren, ſowie Karten auf die
Galerien, welche jedoch nur für die Perſon gültig ſind, auf deren Namen ſie
lauten, werden auf ſchriftliches oder perſönliches Anfordern der zur Einführung be=
rechtigten
Mitglieder an demſelben Tage, Nachmittags von 3-5 Uhr, im dem Ge=
ſellſchaftslocal
ausgegeben.
Das obere Local wird um 7 Uhr geöffuet.
[322
Darmſtadt, den 6. Februar 1888.
Der Ausschuss der Voroinigten Gesollschaſt.
harmstädter Hännor-Gosang. Joroin.
Samstag den 11. Februar 1888, Abends 8 Uhr 11 Minuten,
im Baale der Brauerei zum Janauer Zof:
Grosser carnevalistischer
Damen=und Herren=Abend
mit närriſchem Programm.
Die Mitglieder und Freunde des Vereins ſind hierzu beſtens
eingeladen.
Der Vorstand. (323
Turn-Gub Bessungen.
GAIN
Samstag den 1. Februar 1888,
Em Pfafk’schem Saale.

Masken haben Zutritt.
Der Vorstand.

[1324

Ein halber Sperrſitz
iſt abzugeben. Wo? ſagt die Exp. (1151

Schutt kann abgeladen werden Beſ
Wilhelmſtraße, Neubau.
(502

Heſncht von Zwei Damen eine
hübſche Manſarde
von 2 graden Zimmern, 2 Kabinetten u.
Küche mit abgeſchloſſenem Vorplatz.
Schriftliche Offerten mit Preisangabe
bittet man unter J. W. bei der Exped.
d. Bl. abzugeben.
[1325

Stammhölzer
zum Schneiden
können angefahren werden.
Dampfägemühle von G. Mahr,
Pallaswieſenſtr. 24. (1326

Jie von mir ausgeſchrieben geweſene
T= Lehrlingsſtelle iſt beſetzt.
[1327
Earl Eämmerling.
Werkzeug= und Maſchinengeſchäft,
Darmſtadt, Neckarſtraße I.
Nebenverdienst.
Perſonen, welche eine größere Bekannt=
ſchaft
beſitzen und im Stande ſind für
eine alte Feuerverſicherungs=Geſellſchaft
Verſicherungsanträge zu vermitteln, finden
Gelegenheit zu einem guten Nebenverdienſt.
Vorkenntniſſe ſind nicht erforderlich.
Näheres bei der Expedition.
(1530
Pheinſtraße 8 zwei Wohnungen, 3 und
I1 4 Zimmer, im Hinterbau mit allem
Zubehör, ebenſo ein geräumiges Magazir,
Glasſchränke, Glaskaſten ꝛc. werden bil=
ligſt
abgegeben. Zu erfragen: Vorderhaus
hei. Fr. Maurer.
981

PIILIPP VEVIR,

86)

Cartsſtraße 24.

Colonialeaaer, Dalisatae;,
Lozſ.c. 6 Hiavanaig.
Eadug.
GgrA en dach.

grralhlrizi.
Kafe, Ladker,
Landeproduet, Stuzuin,
Daicataum, Feinz,
Eingazuir C Srfoh.

P HILIpp VEVBR,
garkeſtraße 24.

Eüm Sitzbad
zu kauſen geſucht. Offerten mit Preis=
ſangabe
an die Exped. unter G. L. H.
Hine alleinſtehende Frau mit einem acht=
4 jährigen Kinde ſucht eine Wohnung.
von 2 Zimmern, Küche und Zubehör.
Offerten mit Preisangabe erbittet man
unter Ml. K. an die Expedition. (1329

[ ][  ][ ]

85)
4
.
06
10)
509
560
04

70
39
217)
449

5

72)
9
221
503
00
½.
52
2
10
447

Fel
o
.

Nr. 28
Amm Begtem
des Frauen=Vereins der Gnſtav=Adolf=Stiftung
und des evang. Kirchenbauvereins dahier
wird Herr Superintendent Dr. Sell
Sechs Vorträge
aus der Geſchichte des Chriſtenthums:
1) das urſprüngliche Chriſtenthum, 2) die alte katholiſche Kirche;
3) das Mittelalter, 4) die Reformation, 5) die Gegenreformation,
6) das Chriſtenthum im letzten Jahrhundert - halten.
Von dieſen Vorträgen findet der erſte Donnerstag den 23. Februar, alle
folgenden aber ſtets Montags, alſo am 27. Febr., 5., 12., 19., 26. März, und
zwar alle Abends um 7 Uhr, im Feſtſaal des Ghymaſiums dahier ſtatt. Ein=
gang
von der Carlsſtraße aus.
Jeder einzelne Vortrag wird noch beſonders in den Blättern angekündigt.
Liſten zur Einzeichnung von Abonnenten für die ganze Reihe der Vorträge
liegen in der Buchhandlung von Herrn J. Waitz auf. Tageskarten für einen
einzelnen Vortrag ſind da oder an der Kaſſe zu beziehen.
Der Abonnementspreis für ſämmtliche Vorträge beträgt für 1 Perſon 4 M.,
für 2 Perſonen 7 M., für 3 Perſonen 9 M. Der Preis für den einzelnen Vor=
trag
1 M.
[1330
Was Comité.
1
&L.
be).
19=

4¾
Aufforderung.
P4
4)
19
Behufs endlicher Abrechnung über Ein=
A.A.
k--onahmen und Ausgaben in Betreff der
Wohlthätigkeits-Theuter-Vorstehlung
im Saalbau, ſowie Feſtſtellung und Ablieferung des Ueberſchuſſes,
erſuchen wir d ringend um Vorlage der gehörig ſpecialiſirten
Rechnungen bis ſpäteſtens den 10. l. Mts.
Wir wiederholen zugleich unſere ſchon öfter ausgeſprochene
Bitte um Einreichung der Rechnungen ſofort nach voll=
zogenem
Auftrage, getrennt nach den verſchiedenen Departements
unſerer Thätigkeit.
(133]
Das Elfer=Comito des Carneval=Zug=Vereins.

ſiegründet 1833.
eScherOr,
Gessen - Main-Neckar-Bahn).
Geot

Dampt-Destillatiom
u. Neinessig Fabrik.
&8C0. in Lamgem
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Billige Preise.
Hur an Wiederverkäuter.
(1332
Preisliste und Muster gratis und franco.
(inen hauptſächlich aus Reſten beſtehenden Theil meiner
F. Hinler- C Jommor-Gofle
gebe wegen vorgerückter Saiſon bedeutend unterm Einkaufs=
preis
ab.
[53VONN
CCSS IE
Wilhelminenſtraße 31.
(866

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dieſer ſeit Jahren anerkannten Corſetts
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Promenadeſtraße 70 parterre.

1333) Eine perfekte Köchin empfiehlt
ſich tagweiſe im Kochen für Diners oder
ſonſtig. Feſtlichkeiten. Näheres Schützen=
ſtraße
17 Seitenbau.
Geſucht ein unmöbl. Zimmer
in der Nähe der Techniſchen Hochſchule.
Offerten unter 1 J. 16 an die Expe=
dition
d. Bl.
[1334
ſin halbes Abonnement für einen
E= guten Sperrſitzplatz iſt zu vergeben.
Zu erfr. Neckarſtr. 10. 3. Stock. (1335
9enig getr. Frack für ſtärk. Herrn zu
2O verk. Landwehrſir. 39 1. St. (1336

ſFine junge Engländerin mit Lehrerin=
C Diplom ſucht Stellung in einer an=
geſehenen
Familie, wo ſie gegen Erthei=
lung
von Unterricht in Engliſch, Franzö=
ſiſch
und Muſik freie Station und Unter=
richt
in der deutſchen Sprache erhält.
Off. unter C. C. an die Exped. (1226
ſranzösische u. italionische Sprach-
* Stunden ertheilt gründlich
Dutoit, Sprachlehrer,
2
Hügelstr. 13. 2. Stock rechts. 8

Amzoigem
jeder Art für alle illuſtr. u. polit. Zei=
tungen
ꝛc. der Welt beſorgt prompt u.
unter bekannt coulant. Bedingungen die
Central=Annoncen=Expedition von G. L.
Daube & Co. in Darmstadt,
Grafenſtraße 30.
[406
Schiffznachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radn, Eliſabethenſtraße 27.
Der Schnelldampfer Elbe', Kapitän Meyer,
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
28. Januar von Bremen abgegangen war iſt
am 5. Februar wohlbehalten in New=York
angekommen.

[ ][  ][ ]

ſind eingetroffen.

Damen- Mäntel Fabrils.

Loefumds Wüätetische Hlétol.

Loeflunds echtes Malz=Extrakt iſt bei Huſten, Heiſerkeit, Katarrh, Aſthma, Bruſt= und Halsleiden ſeit 20 Jahren
bewährt, ebenſo ſind Loeflunds Malz=Extrakt=Bonbons als Huſtenboubons ſehr beliebt. Das Malz=Ertrakt mit Eiſen
wird bei Bleichſucht und Blutarmuth, das mit Kalk bei engliſcher Krankheit, das Malz=Ertrakt mit Leberthran für
ſchwächliche Kinder empfohlen, die es gerne nehmen. - In allen Apotheken, wobei ausdrücklich zu verlangen: von Ed.
Loeflund in Stuttgart.
[10567

Politiſche Ueberſicht.
Deulſches Reich. Von dem Kronprinzen und der Kronprinzeſſin
iſt auf die zum 80. Hochzeitstage gewidmete Adreſſe Berliner Ein=
wohner
dem Ausſchuß nachſtehendes Dankſchreiben zugegangen:
Wir haben die koſtbare und künſtleriſch ausgeſtätkete Adreſſe
der Einwohnerſchaft aus Aulaß der dreißigſten Wiederkehr unſeres
Vermählungstages mit tiefbewegtem Herzen entgegengenommen und
prechen allen, welche ſich an derſelben beteiligten, unſern aufrich=
tigen
Dank für dieſen neuen Beweis anhänglicher Geſinnungen der
Hauptſtadt aus. Gewohnt, bisher gedachten Tag in Berlin zu
feiern, gewährt es uns in dieſem Jahre, wo wir genötigt ſind, in
der Ferne zu weilen, große Freude, ein ſolches Zeichen teilnehmen=
den
Gedenkens aus der Heimat zu erhalten, in welche bei dem Ein=
tritt
milderer Jahreszeit zurückzukehren wir zuverſichtlich erhoffen.
Am Montag mittag 1 Uhr fuhr Prinz Wilhelm, welchem Fürſt
Bismarck und Graf Moltke folgten, zum Reichstag. Der Reichs=
kanzler
wurde von den auf dem Wege angeſammelten vielen Tauſen=
den
mit ſtürmiſchen Hochrufen begrüßt. Die gleichen Ovationen
empfingen ihn bei der Rückkehr aus dem Reichstage. (Die außer=
ordentliche
Bedeutung der Rede des Fürſten Bismarck veranlaßk üns
aus dem Rahmen uͤnſeres Blattes herauszutreten und geben wir
dieſelbe im Wortlaut an der Spitze des II. Bogens der heutigen
Nummer. D. R.)
Laut Nachrichten aus Florenz vom 6. iſt der König von Würt=
temberg
an der Bronchitis erkrankt, welche die Luftröhrenäſte beider
Lungen betrifft und mit Fieber verknüpft iſt- Der König hütet
das Bett.
Dem Vernehmen nach ſind die Oberpräſidenten ſchon erſucht worden,
geeignete Perſönlichkeiten der Landwirtſchaft und des Handels=
ſtandes
auszuwählen, welche als ſachverſtändige Vertrauensmänner
und Beirat bei Beſchaffung der Verpflegungsmittel für die Truppen
den Corpsintendanturen beizuordnen und alljährlich im Januar
oder nach Bedarf einzuberufen ſind.
Schweiz. Die Regierung des Canton Zürich hat einſtimmig
beſchloſſen, gegen den Polizeihauptmann Fiſcher wegen ſeiner Indis=
kretion
nicht weiter vorzugehen.
Heſterkeich=Angarn. Auf eine am 6. im Budaetausſchuß ge=
ſtellte
Anfrage wegen Vermehrung der Landwehroffiziere, erklärte
Miniſter Welſerheimb eine ſolche Vermehrung des Kadresſtandes
für abſolut notwendig. Der veröffentlichte Bündnisvertrag enthalte
für jeden Teil die Vorausſetzung einer entſprechenden Macht, um
die demſelben zu Grunde liegenden Abſichten und Intereſſen auch
unter allen Umſtänden zur Geltung zu bringen. Alles wünſche den
Frieden, aber allſeits erhöhe man die Kriegsrüſtungen. Oeſterreich=
Ungarn komme gewiß nicht die Initiatibe zu in Herbeiführung der

Thatſache, daß allen Staaten ſo ſchwere Rüſtungsopfer auferlegt
werden. Die Regierung verlange nur das Unumgänglichſte zur Er=
gänzung
der militäriſchen Bereitſchaft, was wohl zu unterſcheiden
iſt von Maßnahmen, welche zum Kriege treiben und die Friedens=
laſten
unerträglich machen. Der Kriegsminiſter werde in den nächſten
Delegationen ſein Vorgehen rechtfertigen; der gegenwärtige Land=
wehr
=Nachtragskredit falle weniger ins Gewicht da hierbei be=
deutende
Auslagen für Neubewaffnung noch nicht in Betracht
gezogen wurden, welche noch für die Landwehr erforderlich ſein
werden.
Gegenüber einer Meldung des Peſter Lloyd=, daß Lobanoff,
von Kalnoky über die beabſichtigte Publikation des Allianzvertrags
unterrichtet, erklärte, daß das ruſſiſche Kabinett gegen die Publikation
keinerlei offigielle Einwendung vorbringe, ſagt das Fremdenblatt=
dieſe
Nachricht werde in unterrichteten Kreiſen für ſehr unwahr=
ſcheinlich
gehälten, da Lobanoff, falls ihm Kalnoky die bevorſtehenden
Veröffeutlichung mitgeteilt haben ſollte. unmöglich bereits in Kennt=
nis
ſein konnte, welcher Art die Auffaſſung der ruſſiſchen Regierung
über die Publikation ſein werde.
Zrankreich. Präſident Carnot machte am Sonntag der in
Paris anweſenden Königin von Schweden und dem Prinzen Oscar
einen Beſuch.
Der deutſche Botſchafter Graf Münſter traf am Dienstag von
Cannes wieder in Paris ein. Gladſtone iſt am 5. in Cannes an=
gekommen
.
Engkand. Die Londoner Morgenblätter vom 7. ſind einſtimmig
der Anſicht, die Rede Bismarcks werde eine beruhigende Wirkung
auf Europa ausüben; ſie biete eine mächtige Bürgſchaft für die
Erhaltung des Friedens.
Itakien. Der Eſercitos verlangt angeſichts der kritiſchen
Situation in Europa die Rückberufung des Korps von Maſſauah,
das in Europa vielleicht bald nötig wäre, nur eine ſteigende Feind=
ſeligkeit
Frankreichs könne eventüell die Publizierung auch des
italieniſchdeutſchen Allianzvertrags veranlaſſen.
Schweden=Yorwegen. An der Spitze des neuen Kabinets ſteht
Reichsmarſchall Bildt, früher Geſandter in Berlin, als Staats=
miniſter
.
Autzkand. Der Botſchafter Graf Schuwaloff war durch Bron=
chitis
verhindert, früher nach Berlin zurückzukehren. Derſelbe iſt
jetzt vollſtändig geneſen und verließ am Sonntag Petersburg.
Die Neue Zeit' begrüßt die Rede Bismarcks ſehr ſympathiſch.
Türktei. Aus Konſtantinopel wird vom 6. gemeldet: Die Ver=
öffentlichung
des Allianzvertrags hat hier eine düſtere Stimmung
hervorgerufen. Man befürchtet, Rußland werde ſeine Blicke nach
Armenien richten.

[ ][  ][ ]

329

Nr. 27
Rededes Jürſten Bismarck
in der Reichstagsſitzung vom 6. Februar und Bericht über die ſich daran anſchließendeu Verhandlungen.
Nach der Köln. 8tg."

Am Tiſche des Bundesrats: v. Bötticher, Bronſart v.
Schellendorff, v. Scholz, Dr. v. Goßler, v. Caprivi, Dr. Lucius,
Graf Herbert Bismarck und viele Kommiſſare.
Gleich nach Beginn der Sitzung erſcheint Fürſt Bismarck
im Saal.
Die Tribünen ſind überfüllt, das Haus iſt gut beſetzt.
Präſident v. Wedell=Piesdorff eröffnet die Sitzung um
1¼ Uhr.
Auf der Tagesordnung ſteht zunächſt die erſte Beratung des
Geſetzentwurfs betreffend die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke
der Verwaltung des Reichsheeres.
Das Wort ergreift zunächſt Reichskanzler Fürſt Bis=
marck
:
Wenn ich heute das Wort ergreife, ſo geſchieht es nicht, um
die Vorlage, die der Präſident eben erwähnte, Ihrer Annahme
zu empfehlen. Ich bin nicht in Sorge, daß ſie nicht angenommen
wird, und ich glaube nicht, daß ich irgend etwas dazu beitragen
könnte, die Mehrheit, mit der ſie angenommen wird und auf die
im Inlande wie im Auslande ein großer Wert zu legen iſt, zu
vergrößern. Ich glaube, daß die Herren in allen Fraktionen be=
reits
feſtgeſtellt haben, wie ſie ſtimmen werden. Ich habe das
volle Vertrauen zum deutſchen Reichstag. daß er dieſe Steige=
rung
unſerer Wehrkraft in einer Höhe, wie wir ſie bisher nicht
gehabt haben, auf die wir von 1867-1882 allmählich verzichtet
haben, uns wiedergegeben wird, nicht in Anſehung der augen=
blicklichen
Lage, in der wir uns befinden, nicht in Anſehung der
Befürchtungen, welche heute die öffentliche Meinung bewegen
könnten, ſondern in vorſichtiger Beurteilung der Geſamtlage
Europas. Ich werde deshalb, wenn ich das Wortergreife, mehr
über das letztere zu reden haben als über die Vorlage. Ich
thue es nicht gern, denn in dieſer Sache kann ein Wort, das
ungeſchickt geſprochen wird, viel verderben, und viele Worte
können nicht viel nützen, ſondern lediglich eine Aufklärung auch
im Auslande über die allgemeinen Verhältniſſe geben. Ich thue
es, wie geſagt, ungern; aber ich fürchte, daß, wenn ich ſchweigen
würde, dann nach den Erwartungen, die ſich an die heutige De=
batte
geknüpft haben, die Beunruhigung in der öffentlichen Mei=
nung
, die nervöſe Stimmung in unſerer und den anderen Bevöl=
kerungen
ſich mehr ſteigern als mildern würde. Man würde
glauben, daß die Sache ſo ſchwierig und ſo kritiſch iſt, daß ein
auswärtiger Miniſter gar nicht wagte, die Situation zu berühren.
Ich könnte mich darauf beſchränken, auf die Aeußerungen zu
verweiſen, die ich an dieſer Stelle, vor etwas mehr wie Jahr
und Tag, gethan habe. Es hat ſich ſeitdem in der Situation
wenig geändert, und ich habe durch einen Zeitungsausſchnitt, den
ich heute früh bekommen habe, eine Unterlage für mich, wonach
ich einfach auf das verweiſen könnte, was ich im vorigen Jahre
geſagt habe. Es iſt zuſammengeſtellt in der Freiſinnigen Zei=
tung
;, in einem Blatte, das, glaube ich, den politiſchen Freunden
des Abgeordneten Richter näher ſteht wie mir. Ich kann nur
ganz allgemein auf die Punkte, die hier angegeben ſind, mit der
Erklärung antworten, daß, wenn die Lage ſeitdem geändert iſt,
ſie mehr zum Guten als zum Schlimmen geändert iſt. Wir hatten
damals hauptſächlich Sorge vor einem Anſtoß zum Kriege, der aus
Frankreich kommen würde. Seitdem iſt in Frankreich ein friedlie=
bender
Präſident von der Regierung abgetreten, ein friedliebender
iſt ihm gefolgt. Es iſt ſchon ein günſtiges Shmptom, daß die franzö=
ſiſche
Regierung bei der Anſtellung eines neuen Staatsoberhauptes
nicht in die Pandorabüchſe gegriffen hat, ſondern daß wir dar=
auf
rechnen können, daß die Friedenspolitik, als deren Vertreter
der Präſident Grevy galt, von Präſident Carnot fortgeſetzt
werden wird. Auch die Mithlieder des franzöſiſchen Miniſterium=
ſind
geneigt, dem Frieden des Landes und dem Frieden Europas
hre perſönlichen Pläne unterzuordnen. Die dem gegenüber=
tehenden
Befürchtungen ſind alſo unzutreffend, und ich glaube,
konſtatieren zu können, und thue es gern, weil ich die öffentliche
Meinung nicht aufzuregen, ſondern zu beruhigen beabſichtige,
daß die Aſpekte nach Frankreich hin friedlicher, weit weniger
exploſiv ausſehen, als vor einem Jahre. Die Befürchtungen,
die im Laufe dieſes Jahres aufgetaucht ſind, haben ſich auch viel
mehr an Rußland geknüpft als an Frankreich; hauptſächlich
vohl, kann ich ſagen, infolge eines Austauſches von gegenſeitigen
Aufregungen, Drohungen, Beſchimpfungen und Herausforderungen,
welcher in der ruſſiſchen und franzöſiſchen Preſſe im Laufe des
Sommers ſtattgefunden hat. Ich glaube aber auch, daß in
Rußland die Sache nicht anders liegt, als ſie ſchon im vorigen
Jahre lag. Die Freiſinnige Zeitung; hat beſonders auffallend
gervorgehoben, datß ich im vorigen Jahre geſagt habe: Unſere
Freundſchaft mit Rußland hat in der Zeit unſerer Kriege gar
keine Unterbrechung erlitten und iſt auch heute über jeden
Zweiſel erhaben. Wir erwarten von Rußland durchaus weder

einen Angriff, noch eine feindſelige Politik. Daß dies durch
den Druck hervorgehoben worden iſt, iſt vielleicht mehr in der
Abſicht geſchehen, mir die Anknüpfung daran zu erleichtern
(Hheiterkeit, als in der Hoffnung, daß ich inzwiſchen anderer
Meinung geworden ſein könnte und heute überzeugt wäre, ich
hätte mich in dieſem Vertrauen zu der ruſſiſchen Politik vor
einem Jahre geirrt. Das iſt nicht der Fall. Die Gründe, die
dazu hätten Anlaß geben können, liegen teils in der ruſiſchen
Preſſe, teils in der ruſſiſchen Truppenaufſtellung. Was die
Preſſe anbelangt, ſo kann ich ihr ein entſcheidendes Gewicht an
ſich nicht beilegen. Man ſagt, ſie habe es in Rußland mehr als
in Frankreich. Ich bin grade umgekehrter Meinung. In Frank=
reich
iſt die Preſſe eine Macht, die auf die Entwicklung der
Regierung Einfluß hat, in Rußland iſt ſie das nicht. In beiden
Ländern aber iſt die Preſſe für mich Druckerſchwärze auf Papier,
gegen die wir keinen Krieg machen. Hinter jedem Artikel in der
Preſſe ſteht ja nur ein einzelner Menſch, der die Feder geführt
und dieſen Artikel in die Welt geſchickt hat. Das ruſſiſche Blatt,
das einen ſolchen Artikel bringt, hat an ſich niemanden hinter
ſich, als den einzelnen Menſchen, der die Feder in der Hand
führt, der in ſeinem Arbeitskabinet dieſe Elaborationen zuſtande
bringt, und dann den Protektor, das heißt den mehr oder minder
in die Partei verrannten höhern Beamten, der dieſes ruſſiſche
Blatt grade für ſeine Zwecke benutzt. Beides wiegt federleicht
gegen die Autorität Sr. Majeſtät des Kaiſers, und inſofern hat
die Preſſe in Rußland nicht denſelben Einfluß wie in Frankreich.
Sie iſt nicht der Ausdruck der öffentlichen Meinune, ſie iſt höchſtens
das Barometer dafür, was nach der ruſſiſchen Preßgeſetzgebung
zugelaſſen wird. Gegenüber den Stimmen der ruſſiſchen Preſſe
aber ſteht für mich Kaiſer Alexander, von dem ich ſeit mehreren
Jahren, vor einigen Monaten wieder, die Ehre gehabt habe,
in Audienz empfangen zu werden. Ich habe mich davon über=
zeugt
, daß der Kaiſer von Rußland keine kriegeriſchen Tendenzen
gegen uns, keine Abſicht des Angriffs gegen uns oder überhaupt
des Angriffs hat. Der ruſſiſchen Preſſe glaube ich nicht, dem
Worte des Kaiſers Alexander glaube ich und vertraue ich abſolut.
Wenn ich beides auf die Waage lege, ſo ſchnellt das Zeugnis
der ruſſiſchen Preſſe von ihrem Haß gegen Deutſchland federleicht
in die Höhe, und das perſönliche Zeugnis des Kaiſers Alexander
hat das durchſchlagende Gewicht. Ich ſage alſo, die Preſſe ver=
anlaßt
mich nicht, unſere Beziehungen zu Rußland ſchlechter an=
zuſehen
als damals. Ich komme zu der anderen Frage, der
Truppenaufſtellung. Dieſe hat gegen früher in ausgedehntem
Maße ſtattgefunden. Dies iſt namentlich ſeit 1879 nach Been=
digung
des türkiſchen Krieges aufgetreten. Es hat ja ſehr leicht
den Anſchein, als ob die Anhäufung ruſſiſcher Truppen in der
Nähe der deutſchen und öſterreichiſchen Grenze, wo die Ver=
pflegung
weit ſchwieriger iſt als im Innern des Landes, nur
von der Abſicht eingegeben werden könnte, eines der Nachbar=
länder
unvorbereitet zu überfallen und anzugreifen. Das glaube
ich nicht, denn das ſtände mit dem friedliebenden Charakter des
ruſſiſchen Monarchen und ſeinen Außerungen in Widerſpruch
und der Zweck davon würde ein ganz außerordentlich ſchwer
verſtändlicher ſein. Rußland kann keine Abſicht haben, preußiſche
Landesteile zu erobern, ich glaube, auch nicht öſterreichiſche. Ich
glaube, daß Rußland reichlich ſoviel polniſche Unterthanen beſitzt,
wie es zu haben wünſcht, und daß es keine Neigung hat, die
Zahl derſelben zu vermehren. Es liegt alſo gar kein Grund,
kein Vorwand vor, der einen ruſſiſchen Monarchen veranlaſſen
könnte, über ſeine Nachbarn herzufallen, und ich gehe ſoweit in
meinem Vertrauen, daß ich überzeugt bin, ſelbſt dann, wenn wir
durch irgend eine exploſive Erſcheinung in Frankreich, die nie=
mand
vorher berechnen kann und die ich von der heutigen Re=
gierung
auch ſicher nicht erwarte - wenn wir uns durch deren
Eintreten in einen franzöſiſchen Krieg verwickelt fänden, daß
darauf der ruſſiſche Krieg nicht die unmittelbare Folge, überhaupt
nicht die notwendige Folge ſein würde. Umgekehrt, wenn wir
in einen ruſſiſchen Krieg verwickelt wären, ſo wäre der franzö=
ſiſche
Krieg vollkommen ſicher. Keine franzöſiſche Regierung
würde ſtark genug ſein, ihn zu hindern, auch wenn ſie den guten
Willen dazu hätte. Aber Rußland gegenüber erkläre ich noch
heute, daß ich keines Ueberfalls gewärtig bin, und ich nehme von
dem, was ich im vorigen Jahre geſagt habe. nichts zurück. Sie
werden fragen, wozu dann die ruſſiſchen Truppenaufſtellungen?
Ja, das ſind Fragen, auf die ich von dem Auswärtigen Kabinett,
das dabei beteiligt iſt, nicht leicht eine Aufklärung fordern kann.
Wenn man Erklärungen darüber zu fordern anfängt, ſo könnten
ſie leicht geſchraubt ausfallen und die Antwort auch geſchraubt,
und das ſind Bahnen, die ich nicht gern betrete. Truppenauf=
ſtellungen
ſind meines Erachtens eine Erſcheinung, die man
um einen ſtudentiſchen Ausdruck zu gebrauchen - nicht koramie=
48

[ ][  ][ ]

330
Nr.
ren, über die man nicht kategoriſche Erklärungen fordern darf,
ſondern denen gegenüber man Zurückhaltung und Vorſicht beob=
achten
muß. Ich möchte hier alſo über die Motive dieſer ruſſi=
ſchen
Aufſtellungen keine authentiſche Erklärung geben, aber ich
kann mir doch als jemand, der mit der auswärtigen und auch
mit der ruſſiſchen Politik ſeit einem Menſchenalter vertraut iſt,
meine eigenen Gedanken darüber machen, und die gehen dahin,
daß ich annehme, daß das ruſſiſche Kabinett die Ueberzeugung
hat - und die Ueberzeugung wird wohl begründet ſein -, daß
in der nächſten europäiſchen Kriſis, die eintreten könnte, das
Gewicht, der ruſſiſchen Stimme, in dem diplomatiſchen
Areopag von Europa um ſo ſchwerer wiegen wird, je
ſtärker Rußland an der europäiſchen Grenze wird, je weiter
weſtlich die ruſſiſche Armee ſteht. Rußland iſt als Verbündeter
und als Gegner um ſo ſchneller bei der Hand, je näher wenig=
ſtens
ſeine Hauptmacht der weſtlichen Grenze ſteht. Dieſe Poli=
tik
hat die ruſſiſchen Truppenaufſtellungen ſchon ſeit langer Zeit
geleitet. Sie werden ſich erinnern, daß, wenn Rußland in dem
Krimkriege auch im Süden eine ſo ſtarke Armee gehabt hätte,
wie ſie im Königreich Polen aufgeſtellt war, der Krieg vielleicht
eine andere Wendung genommen haben würde. Und wenn man
weiter zurückdenkt, ſo wird man auf die Erfahrung ſtoßen, daß
die Bewegung von 1830 Rußland unvorbereitet und unfähig zum
Angriff fand, weil es ſeine Truppen nicht an der weſtlichen Grenze
des Reiches hatte. Ich glaube alſo, aus den ruſſiſchen Truppen=
anhäufungen
in den weſtlichen Provinzen iſt nicht notwendig der
Schluß zu ziehen, daß damit die Intention uns zu überfallen
verbunden ſei. Ich nehme an, daß man etwa auf eine orien=
taliſche
Kriſis wartet, um dann in der Lage zu ſein, die ruſſiſchen
Wünſche mit dem vollen Gewicht einer weiter vorwärtsſtehenden
Armee zu unterſtützen. Wann eine neue orientaliſche Kriſis ein=
treten
kann, darüber haben wir keine Sicherheit. Wir haben in
dieſem Jahrhundert, wenn ich die kleineren und nicht zur vollen
Entwickelung gekommenen Kriſen abrechne, meines Erinnerns
vier gehabt, eine 1809 eine 1828, eine 1854, den Krimkrieg, und
zuletzt 1877, alſo in Etappen von etwa 20 Jahren, etwas dar=
unter
und etwas darüber. Warum ſollte die nächſte nun früher
als etwa 1899 eintreten, wieder 22 Jahre ſpäter? Ich möchte
wenigſtens für die Möglichkeit ſprechen, daß ſie nicht ſofort ein
tritt. Außerdem pflegen andere europäiſche Ereigniſſe in gleichen
Verioden einzutreten, beiſpielsweiſe polniſche Aufſtände, die wir
immer in Zeiträumen von 18-20 Jahren zu gewärtigen haben.
Vielleicht iſt das der Grund weshalb Rußland ſo ſtark in Volen
zu ſein wünſcht. Ebenſo pflegen auch Wechſel in der Regierung
Frankreichs in 18-20 Jahren einzutreten, und niemand kann
leugnen, daß ein Wechſel in der Regierung Frankreichs eine
Kriſis herbeiführen kann, die es für jede beteiligte Macht nötig
macht, mit dem vollen Gewicht eingreifen zu können. Ich meine
nur auf diplomatiſchem Wege, aber mit einer Diplomatie, hinter
der ein ſchlagfertiges und nahe bereites Heer ſteht. Wenn dies
die Abſicht Rußlands iſt, wie ich aus rein techniſch= diplomati=
ſchem
Urteil viel eher vermute, als daß ich an die Abſicht eines
Angriffs glaube, ſo iſt das für uns abſolut kein Grund, ſchwärzer
in unſere Zukunft zu ſehen, als wir es in der letzten Zeit über=
haupt
gethan haben. Die wahrſcheinlichſte Kriſis, die eintreten
kann, iſt ja die orientaliſche, und an dieſer ſind wir gerade nicht
in erſter Linie intereſſiert. Wir haben da keine Verpflichtune
und ſind in der Lage abzuwarten, daß die am nächſten be=
teiligten
Mächte zuerſt ihre Entſchließungen treffen und, wenn
ſie wollen, ſich mit Rußland vertragen oder ſchlagen; aber wir
ſind weder zu dem einen noch zu dem andern in erſter Linie in
der orientaliſchen Frage berufen. Jede Großmacht, die außer=
halb
ihrer Intereſſenſphäre auf die Politik der andern zu wirken
und die Dinge zu leiten ſucht, begiebt ſich außerhalb des Ge=
bietes
, das Gott ihr angewieſen hat. Sie treibt Machtpolitik
und nicht Intereſſenpolitik. Wir werden das nicht thun, und
wir werden, wenn eine orientaliſche Kriſis eintritt, die Stellung
abwarten, welche die näher intereſſierten Mächte einnehmen.
Das iſt kein Grund, um die Situation im Augenblicke ſo ernſt
zu betrachten, daß gerade ſie den Anlaß bilden ſollte, die gewal=
tige
Vermehrung der Streitkräfte in Vorſchlag zu bringen. Die
Frage der Wiedereinrichtung der Landwehr zweiten Aufgebots iſt
eine militäriſche und finanzielle, ganz losgelöſt von der Frage,
wie unſere augenblickliche Situation iſt; es handelt ſich da nicht
um eine momentane, vorübergehende Maßregel, ſondern um eine
dauernde Einrichtung, um ein dauerndes Stärkerwerden Deutſch
lands. Daß es ſich nicht um eine momentane Steigerung han=
delt
, wird ſich namentlich auch zeigen, wenn ich Sie bitte, mit
mir die Kriegsgefahren durchzugehen, welche wir ſeit vierzig
Jahren gehabt haben, ohne dadurch zu einer dauernden Er=
höhung
geführt zu werden. Im Jahre 1845, wo die Deiche und
Schleuſen zerbrachen, haben wir gleich zwei Kriegsfragen zu be=
arbeiten
gehabt, die polniſche und die ſchleswig=holſteiniſche.
Zuerſt ging das Geſchrei auf einen Krieg wider Rußland zur
Wiederherſtellung Polens, und bald darauf ergab ſich aus der
ſchles wig holſteiiſchen Frage die große Gefahr, in einen euro=

27
päiſchen Krieg verwickelt zu werden. Ich brauche nicht hervor=
zuheben
, wie 1850 durch das Abkommen von Olmütz ein großer
europäiſcher Krieg verhindert worden. Es folgten darauf viel=
leicht
zwei Jahre ruhiger Art, aber voll Verſtimmungen. Im
Jahre 1852 ſchon machten ſich die Shmptome des Krimkrieges
fühlbar, und während der ganzen Dauer dieſes Krieges
befanden wir uns unmittelbar am Rande des Ab=
grundes
, will, ich nicht ſagen, aber des Abhanges, in
den wir eben nicht hineingezogen werden wollten. Ich er=
innere
mich, daß ich damals 1853 bis 1857 genötigt wurde, ich
möchte ſagen, wie ein Perpendikel zwiſchen Frankreich und Berlin
hin= und herzugehen, weil der hochſelige König in dem Ver=
trauen
, welches er mir ſchenkte, mich als Anwalt für ſeine un=
abhängige
Politik benutzte, wenn der Andrang der Weſtmächte,
daß wir unſrerſeits uns gegen Rußland erklären ſollten, zu ſtark
und der Widerſtand ſeines Miniſteriums ihm zu ſchwach wurde.
Ich will da anführen, daß ich ſpäter hinzitiert wurde, um eine
mehr ruſſenfreundliche Depeſche an Frankreich zu entwerfen, und
daß, nachdem die Depeſche abgegangen war, ich mir von Sr.
Maieſtät den Auftrag ausbat, Herrn v. Manteuffel zu bewegen,
daß er ſein Portefeuille wieder übernehme. Jedesmal war aber
das damalige Preußen dicht am Rande eines großen Krieges,
der Feindſchaft von ganz Europa ausgeſetzt, wenn es ſich weigerte,
auf die weſtliche Politik einzugehen, und zum Bruche mit Ruß=
land
genötigt, vielleicht auf lange Zeit, wenn es auf die Wünſche
der Weſtmächte einging. Das dauerte bis 1856, wo die Lage
ſchließlich in dem Pariſer Frieden ihren Abſchluß fand und uns
bei der Gelegenheit eine Sorte von Canoſſa bereitet wurde, die
ich nicht auf mich genommen haben würde und von der ich
damals vergeblich abgeraten haben würde. Wir hatten gar
keine Notwendigkeit, eine größere Macht zu ſpielen, als wir
waren, wenigſtens nicht die damaligen Verträge zu unterzeichnen,
aber wir haben es gethan. Nun, das war 1856. Schon 1857
drohte uns ein neuer Krieg durch die Neuſchateler Feage. Das
iſt nicht ſo bekannt, aber ich bin damals von dem hochſeligen
König im Jahre 1857 nach Paris geſchickt worden, um mit dem
Kaiſer Napoleon über den Durchmarſch preußiſcher Truppen
zum Angriff auf die Schweiz zu verhandeln. Was das zu be=
deuten
gehabt hätte, wenn darauf eingegangen worden wäre, und
daß das eine weitgreifende Maßregel werden konnte, die uns zu
Verwicklungen mit Frankreich ſowohl wie mit andern Mächten
führen konnte, wird jeder einſehen. Der Kaiſer Napoleon war
nicht abgeneigt, darauf einzugehen. Meine Unterhandlungen in
Paris wurden dadurch abgeſchnitten, daß Se. Majeſtät der
König ſich inzwiſchen über die Sache auf gütlichem Wege mit
Oeſterreich und der Schweiz verſtändigte. Aber die Kriegsgefahr
lag doch auch ſehr nahe, und ich darf ſagen, daß ſchon, als ich
auf meiner damaligen Miſſion in Paris war, der italieniſche
Krieg drohte, der etwas ſpäter ausbrach und der uns doch auch
wieder um Haaresbreite nahezu in einen großen europäiſchen
Koalitionskrieg hineinzog. Wir kamen erſt ſpät zur Mobil=
machung
und wir hätten unzweifelhaft losgeſchlagen, wenn der
Friede von Villafranca nicht etwas, verfrüht will ich nicht ſagen
aber etwas früh geſchloſſen worden wäre. Wir hätten bei allen dieſen
Gelegenheiten in einen Krieg verwickelt werden können, bei dem
der Friedensſchluß nachher nicht mehr von uns abhing, ſondern
von den Freunden oder Feinden, die hinter uns ſtanden. So
kamen wir, ohne daß das Kriegsgebrüll nur einmal geſchwiegen
hätte, bis in die ſechziger Jahre. Schon im Jahre 1863 war
eine Gefahr im Hintergrunde, die dem großen Publikum ziem=
lich
unbekannt geweſen iſt, und die, wenn wir die geheimen
Archive der Kabinette veröffentlichen werden, auch der Oeffent=
lichkeit
übergeben werden wird. Sie werden ſich des polniſchen
Aufſtandes erinnern, der 1863 ſtattfand, und ich werde es nicht
vergeſſen, wie ich in der Zeit morgens den Beſuch des fran=
zöſiſchen
und engliſchen Botſchafters erhielt, die mir die Hölle
heiß machten über das unverantwortliche Feſthalten der preußi=
ſchen
Politik an der ruſſiſchen und die eine ziemlich drohende
Sprache gegen uns führten, und um Mittag desſelben Tages
hatte ich die Annehmlichkeit, im Landlage dieſelben Beſchwerden
und Argumente zu hören, die die fremden Botſchafter ausge=
ſprochen
hatten. (Heiterkeit.) Ich babe ſie ruhig ausgehalten,
aber dem Kaiſer Alexander riß die Geduld gegenüber den
Chikanen der Weſtmächte. Sie werden ſich erinnern, daß die
franzöſiſche Kriegsmacht damals ſchon mit amerikaniſchen Pro=
jekten
in Mexiko engagiert war. Kaiſer Alexander wollte nicht
gegen Preußen, und die anderen Mächte nicht gegen Frankreich.
Er war bereit, mit uns im Bunde den Ereigniſſen die Stirn zu
bieten. Sie werden ſich erinnern, daß damals Preußen in ſeinem
Innern in einer ſehr ſchwierigen Lage war, und daß in Deutſch=
land
die Kriſis ſich bereits vom Bundestag und vom Frankfurter
Fürſtentag herſchrieb. Man kann alſo zugeben, daß die Ver=
ſuchung
für meinen allergnädigſten Herrn, dieſe ſchwierige
Lage durch Eingehen auf ein kriegeriſches Unternehmen in
größerem Stil abzuſchneiden und zu ſanieren, wohl vorhanden
war, und es wäre ganz zweiſellos zu einem Kriege Rußlands

[ ][  ][ ]

und Preußens gegen die anderen Mächte gekommen, wenn Se.
Majeſtät nicht vor dem Gedanken zurückgeſcheut wäre, innere
Schwierigkeiten Preußens wie Deutſchlands durch fremde Hilfe
zu löſen. Wir haben damals die Geltendmachung dieſes Mit=
tels
gegen uns feindlich gegenüberſtehende Proſekte anderer deut=
ſcher
Regierungen ſtillſchweigend abgelehnt, und der Tod des
Königs von Dänemark hat nachher alles geändert. Aber es
bedurfte blos eines Jal, ſtatt eines Nein; aus Gaſtein von
Sr. Majeſtät dem König, und ein großer Krieg, der Koalitions=
krieg
, war 1862 da. Ein anderer, als ein deutſcher Fürſt, würde
vielleicht aus Utilitätsrückſichten, aus Opportunismus. zuge=
griffen
haben, um unſere Schwierigkeiten damit zu löſen. Aber
man hat eben im Auslande, bei unſeren weſtlichen und unſeren
öſtlichen Nachbarn, doch nur eine unvollkommene Vorſtellung
von dem Maße von Pflichttreue und Gewiſſenhaftigkeit (Beifall),
welches die Monarchen und die Miniſter aller deutſchen Länder
beſitzen. CLebhafter Beifall.) Im Jahre 1864 brach ein neuer
Krieg aus. Von dem Lergenblick an, wo unſere Truppen die
Eider überſchritten, bin ich in jeder Woche auf die Einmiſchung
derkeurop. Mächte in dieſe däniſche Angelegenheit gefaßt geweſen,
und Sie werden mir zugeben, daß das im höchſten Grade wahr=
ſcheinlich
war. Schon damals habe ich wahrnehmen können,
daß Oeſterreich und Preußen, wenn ſie einig gehen, obſchon ſie
damals bei weitem nicht dieſelbe militäriſche Bedeutung hatten,
wie dieſelben Länder ſie heute beſitzen, doch von Europa nicht
ſo leicht genommen werden. GBeifall.) Im Jahre 1865 fingen
ſchon die Vorbereitungen zu dem öſterreichiſchen Kriege an. Ich
erinnere an die Konſeilſitzung der preußiſchen Miniſter, die zur
Beſchaffung der Mittel 1865 in Regensburg ſtattfand. 1866
kam der Krieg voll zum Ausbruch und es war wiederum die
große Gefahr vorhanden, die wir nur durch vorſichtige Benutzung
der Umſtände hintangehalten haben, daß aus dem Duell zwiſchen
Preußen und Oeſterreich nicht ein europäiſcher Koalitionskrieg
entſtand. Das war 1866, und ſchon 1867 folgte die luxemburgi=
ſche
Frage, bei der es doch auch nur einer etwas feſteren Antwort
von uns - wie wir ſie vielleicht gegeben haben würden, wenn
wir damals ſo ſtark geweſen wären, um mit Sicherheit einen
guten Erfolg vorauszuſehen - bedurfte, um den großen fran=
zöſiſchen
Krieg ſchon damals herbeizuführen. Von da an 1868.
und 1869 ſind wir ununterbrochen in der Befürchtung vor einem
Kriege geblieben; damals war die Kriegsgefahr ſo groß, daß man
mir als Miniſterpräſident ſagte: Dieſe Unſicherheit iſt ja ganz
unerträglich, ſchlagen wir doch heber losl Lieber Krieg als
dieſer Druck!' Wir haben ruhig abgewartet, bis auf uns los=
geſchlagen
wurde, und ich glaube, wir haben wohl damit gethan,
die Sache ſo einzurichten, daß wir die Angegriffenen waren und
nicht die Angreifer. Nun nachdem dieſer große Krieg von 1870
geſchlagen war, da hörten wir gleich wie wir nach Hauſe kamen:
Wann wir wieder Krieg führen ſollen, und mit welchem Erfolge
auch Abgeordnete im Reichstage ſagten es - hängt heutzu=
tage
von Rußland ab. Rußland allein hat jetzt das Heft in
Händen. Ich erinnere weiter daran, daß im Jahre 1877 der
ruſſiſch=türkiſche Krieg geführt wurde, bei dem nur der in Berlin
abgehaltene Kongreß es verhinderte, daß dieſer Krieg eine Kon=
flagration
von ganz Curopa herbeiführte, und ich erinnere daran,
daß nach dieſem kriege ſich plötzlich ein ganz neues Bild uns
im Ausblick nach Oſten eröffnete, daß Rußland unſere Haltung
auf dem Kongreß übel nahm. Zwar trat eine gewiſſe Rück=
bildung
der intimen Beziehungen der beiden Kaiſer ein, die uns
eine zeitlang mit mehr Ruhe in die Zukunft ſehen ließ; aber der
öffentlichen Meinung bemächtigte ſich doch diejenige nervöſe, und
ich muß ſagen, übertriebene Aufregung, mit der wir ſeit Jahren
zu kämpfen haben. Ich bin nun weit entfernt, aus dieſer Schil=
derung
der 40jährigen Veriode den thatſächlichen Schluß zu
ziehen, daß wir einer Verſtärkung unſerer Wehrkraft nicht be=
dürfen
, ſondern umgekehrt denjenigen, daß der Zuſtand der Be=
orgnis
vor einem großen Kriege, vor einem Kriege, deſſen
weitere Verwicklungen, deſſen Koaliſationsergebniſſe niemand
vorher beurteilen kann, ein permanenter geworden iſt, und daß
wir uns darauf ein= für allemal einrichten müſſen. Wir müſſen
unabhängig von der augenblicklichen Lage ſo ſtark ſein, daß wir
mit dem Selbſtgefühl einer großen Nation, die unter Umſtänder
ſtark genug iſt, ihre Geſchicke in ihre eigene Hand zu nehmen,
auch gegen jede Koalition (Beifall), mit Selbſtvertrauen und mit
Gottvertrauen (erneuter Beifall), welch die eigene Macht und die
Gerechtigkeit der Sache giebt, bei beſtändiger Sorge der Regie=
rungen
, daß ſie jeder Eventualität entgegenſehen können und mit
Ruhe entgegenſehen können, auch die Zuverſicht haben, daß der
Sieg immer auf unſerer Seite ſein wird. (Lebhafter Beifall.)
Wir müſſen kurz und gut in dieſen Zeiten ſo ſtark ſein, als irgend
eine Nation. (Lebhafter Beifall.) Ich habe keine Neigung auf
inanzielle militäriſche Ziffern einzugehen, aber ich will nur ſagen,
daß Frankreich in den letzten Jahren 3 Milliarden auf Verbeſſe
rung ſeiner Streitkräfte verwandt hat, wir kaum anderthald.
(Hört, hörth Indeſſen ich überlaſſe dem Herrn Miniſter und
den Vertretern der Finanzabteilung, das auszuführen. Wenn

331
Nr. 27.
ich ſage: wir müſſen dauernd beſtrebt ſein, allen Eventualitäten
gerecht zu werden, ſo erhebe ich damit den Anſpruch, daß wir
größere Anſtrengungen machen müſſen als andere Mächte wegen
unſerer geographiſchen Lage. Wir liegen in der Mitte von
Europa, wir haben mindeſtens drei Angriffspunkte. Frankreich
hat nur ſeine öſtliche Grenze, Rußland nur ſeine weſtliche, auf
der es angegriffen werden kann. Wir ſind außerdem der Gefahr
einer Koalition nach der ganzen Stimmung der Mächte, nach
unſerer geographiſchen Lage und nach dem vielleicht minderen
Zuſammenhang, den die deutſche Nation in ſich bisher in Ver=
gleich
mit andern gehabt hat, eher ausgeſetzt als irgend ein an=
deres
Volk. Gott hat uns in eine Situation geſetzt, in welcher
wir durch unſere Nachbarn daran verhindert werden, irgendwie
in Trägheit und Verſumpfung zu geraten. (Beifall.) Er hat
uns die kriegeriſchſte und unruhigſte Nation, die Franzoſen, an
die Seite geſetzt und hat in Rußland eine kriegeriſche Neigung
groß werden laſſen, die in früheren Jahrhunderten nicht in dem
Maße vorhanden war. So werden wir gewiſſermaßen von bei=
den
Seiten zu Anſtrengungen gezwungen, die wir vielleicht ſonſt
nicht machen würden: die Hechte im europäiſchen Karpftenteich
hindern uns, Karpfen zu werden. (Heiterkeit.) Sie zwingen
uns zu Anſtrengungen, die wir ſonſt nicht leiſten würden: ſie
zwingen uns zu einem Zuſammenhalten unter uns Deutſchen,
das unſerer inneren Natur nicht entſpricht. (Heiterkeit.) Aber
die franzöſiſche und ruſſiſche Preſſe zwingt uns zum Zuſammen=
halten
, und ſie wird unſere Kohäſionsfähigkeit auch, wie ich hoffe,
durch Zuſammendrücken erheblich ſteigern, ſodaß wir in dieſelbe
Lage der Unzerreißbarkeit kommen, die faſt allen andern Staaten
eigentümlich iſt. GBeifall.) Deshalb müſſen wir in dieſer Be=
ziehung
der Vorſehung aber auch entſprechen, indem wir uns ſo
ſtark machen, daß die Hechte nicht mehr thun können, als uns zu
ermuntern. (Heiterkeit.) Früher hatten wir eine Menae Geländer, an
denen wir uns halten konnten, und eine Menge Teiche, die uns
vor den europäiſchen Fluten ſchützten. Da waren eben patriarcha=
liſche
Zeiten, da war der deutſche Bund und dann die heilige
Allianz. die Anlehnung an Rußland und Oeſterreich, und vor
allen Dingen hatten wir die Garantie der eigenen Schüchtern=
heit
, daß wir niemals eine Meinung äußerten, bevor die anderen
ſich geäußert hatten. (Große Heiterkeit.) Das alles iſt uns
abhanden gekommen; die heilige Allianz hat Schiffbruch ge=
litten
, nicht durch unſere Schuld, der deutſche Bund iſt durch
uns zerſtört worden, weil ſeine Exiſtenz weder für uns noch für
das deutſche Volk auf die Dauer erträglich war. Nach ſeiner
Auflöſung nach dem Kriege von 1866 wäre für das damalige
Preußen oder für das Norddeutſche Reich eine Jſolierung einge=
treten
, weil wir darauf hätten rechnen müſſen, daß man uns
von keiner Seite die neuen großen Erfolge, die wir errungen
hatten, verzeihen würde. Unſere Beziehungen zu Rußland waren
aber durch die Begebniſſe von 1866 nicht geſtört. Anno 1866
waren die freundlichen Exinnerungen in Rußland für uns noch
zu ſtark, um den Gedanken aufkommen zu laſſen, daß man gegen
Preußen vorgehen müſſe. Entſchuldigen Sie, daß ich mich
ſetze. - Für uns war die natürlichſte Anlehnung immer noch
die ruſſiſche. Im Jahre 1813 hätte die ruſſiſche Armee an der
polniſchen Grenze ebenſo gut umkehren können, oder wenigſtens
konnte Rußland ſpäter Preußen fallen laſſen. Damals hatten
wir in der That die Herſtellung unſerer Grenzen weſentlich dem
Kaiſer Alexander L. oder, wenn Sie wollen, der ruſſiſchen Politik
zu danken. Dieſe Dankbarkeit hat die Regierung ſeit Friedrich
Wilhelm III. beherrſcht. Das Saldo, welches Rußland im preußi=
ſchen
Konto hatte, iſt durch die ganze Regierung des Kaiſers
Nikolaus ausgenützt und in Olmütz, kann ich ſagen, getilgt worden.
In Olmütz nahm Kaiſer Nikolaus nicht für Preußen Partei, erſchützte
uns nicht einmal vor übeln Erfahrungen, vor gewiſſen Demü=
igungen
, wie Kaiſer Nikolaus überhaupt im ganzen mehr Vor=
liebe
für Oeſterreich als für Preußen hatte. Wir haben aber
auch, ſo lange Kaiſer Nikolaus lebte, unſererſeits die Traditionen
gegenüber nicht gebrochen, wir haben im Krimkriege, wie ich
vorher ſchon erzählte, unter erheblichen Gefahren für uns doch
an der Freundſchaft für Rußland feſtgehalten. Seine Majeſtät
der preußiſche König hatte keine Neigung, obwohl es ihm damals
möglich geweſen wäre, mit einer ſtarken Truppenaufſtellung eine
entſcheidende Rolle im Kriege zu ſpielen. Wir hatten Verträge
geſchloſſen, nach denen wir verpflichtet waren, zu einer gewiſſen
Zeit 100 000 Mann aufzuſtellen. Ich ſchlug Se. Majeſtät da=
mals
vor: Stellen wir nicht 100 000, ſondern 200 000 Mann,
und zwar ſo auf, daß ſie nach rechts und links gebraucht wer=
den
können, auf daß Seine Majeſtät der entſcheidende Richter
ſein würden." Indeſſen der hochſelige König hielt dies nicht für
geeignet. Immerhin aber haben wir für Olmütz keine Rancüne
getragen und werden es auch künftig nicht thun, und wir kamen
aus dem Krimkriege als Freunde heraus; ich habe in der Zeit,
da ich Geſandter in Petersburg war, die Frucht dieſer Freund=
ſchaft
durch eine ſehr wohlwollende Aufnahme am Hofe genießen
können. Auch unſere Parteinahme für Oeſterreich im italieniſchen
Kriege mar nicht nach dem damaligen Geſchmack des ruſſiſchenKaiſers,

[ ][  ][ ]

332
aber wir hatten keine nachteiligen Wirkungen davon. Unſer
Krieg von 1866 wurde eher mit einer gewiſſen Genugthuung be=
trachtet
, und im Jahre 1870 im franzöſiſchen Kriege hatten wir
wenigſtens die Satisfaktion, geeichzeitig mit unſerer Verteidigung
und ſiegreichen Abwehr der ruſſiſchen Freundſchaft einen Dienſt
im Schwarzen Meere erweiſen zu können. Die Freigebung des
Schwarzen Meeres durch die Kontrahenten wäre keineswegs
wahrſcheinlich geweſen, wenn nicht die deutſchen Truppen ſiegreich
in der Nähe von Paris geſtanden hätten. Wenn ſie z. B. ge=
ſchlagen
worden wären, ſoglaube ich, wäre der Abſchluß des damaligen
Londoner Abkommens, das für Rußland ſo günſtig iſt, nicht erfolgt.
Ichführe dieſe Daten an, um Ihnen die Geneſis unſeres Vertrages mit
Oeſterreich darzulegen, der vorgeſtern publiziert worden iſt, und
um die Politik Sr. Majeſtät gegen den Vorwurf zu rechtfertigen
daß ſie die Kriegsmöglichkeit für das deutſche Reich durch die
Hinzufügung derjenigen Kriegsmöglichkeiten erweitert hätte, die
Oeſterreich betreffen. Ich bin deshalb im Begriff, Ihnen zu
ſchildern, daß die traditionellen Beziehungen, die von mir ſtets
mit Vorliebe gepflegt wurden, ſich ſo geſtalten, daß wir zum
Abſchluß des vorgeſtern publizierten Vertrages veranlaßt wur=
den
. DDer Reichskanzler erhebt ſich wieder.) Nach dem franzö=
ſiſchen
Kriege, 1875. trat zuerſt eine Neigung meines ruſſiſchen
Kollegen, des Fürſten Gortſchakow, zutage, ſich mehr um die Be=
ziehungen
mit Frankreich als um diejenigen mit uns zu bemühen undge=
wiſſe
künſtlich herbeigeführte Konſtellationen dazu zu benutzen,
Um der Welt durch ein Telegramm klar zu machen, als hätten
wir 1875 irgend einen entfernten Gedanken daran gehabt, Frank=
reich
zu überfallen, und als wäre durch Gortſchakow Frankreich
von dieſer Gefahr errettet worden. Das war der erſte Umſtand,
der eine Entfremdung zwiſchen mir und meinem früheren
Freunde und ſpäteren Kollegen veranlaßte. Gleichzeitig hatten
wir die Bemühungen fortzuſetzen, die zuerſt durch den
Beſuch des Kaiſers von Rußland und des Kaiſers von Oeſterreich
in Berlin und durch die Gegenbeſuche eingeleitet waren. Es wurde
an uns die Anforderung geſtellt, gewiſſe Friktionen zwiſchen
Rußland und Oeſterreich zu beſeitigen. Das wurde von uns
abgelehnt, und unſere Ablehnung hatte die Folge, daß Rußland
ſich direkt nach Wien wandte und daß ein Abkommen, ich glaube,
es war im Januar 1877, zwiſchen Rußland und Oeſterreich ge=
ſchloſſen
wurde, welches die Eventualität einer orientaliſchen
Kriſe betraf und welches Oeſterreich für den Fall einer ſolchen
die Beſetzung von Bosnien zuſicherte. Dann kam der Krieg, und
wir waren recht zufrieden, wie das Unwetter ſich weiter ſüd=
wärts
verzog. Das Ende des Krieges wurde hier durch den
Kongreß definitiv herbeigeführt, nachdem es durch den Frieden
von San Stefano vorbereitet war. Meiner Meinung nach war
der Friede von Sau Stefano für Rußland nicht ſehr viel nütz=
licher
, als es nachher der Kongreßvertrag geweſen iſt. Das hat
ſich ja, kann man ſagen, nachher von ſelber gefunden, indem der
Streit um 800 000 Menſchen damit ſein Ende gefunden hat, daß
durch eine Eigenmächtigkeit Oſtrumelien zu Bulgarien kam.
Es war alſo der Schaden, den der Kongreß in den
Abmachungen von San Stefano angerichtet hatte, nicht
ſo ſehr groß. Ob dieſe Abmachungen von San Stefano
gerade ein Meiſterwerk der Diplomatie waren, laſſe ich
dahin geſtellt. Wir hatten damals ſehr wenig Neigung, uns in
die orientaliſchen Dinge einzumiſchen, ebenſowenig wie heute.
Ich war ſehr überraſcht, als mir von ruſſiſcher Seite das Ver=
langen
amtlich mitgeteilt wurde, zur definitiven Beilegung des
Krieges einen Kongreß der Großmächte nach Berlin zu berufen.
Ich hatte zunächſt wenig Neigung dafür, einmal, weil ich uns
nicht ſo weit in die Sache verwickeln wollte, wie die Aufforde=
rung
zur Uebernahme des Präſidiums im Kongreſſe es notwen=
dig
mit ſich brachte. Wenn ich ſchließlich doch nachgegeben habe,
ſo war es einerſeits das Intereſſe des Friedens, namentlich aber
das dankbare Andenken, das ich dem Kaiſer Alexander II. be=
wahrt
habe, was mich veranlaßte, den Wunſch zu erfüllen, und
ich erklärte mich dazu bereit, wenn es gelänge, die Einwilligung
die Einladung an England zu beſorgen. Ich nahm diejenige
nach Wien auf mich, und der Kongreß kam zuſtande. Während
des Kongreſſes - kann ich wohl ſagen - habe ich meine Rolle,
ſoweit ich es irgend konnte, ohne Landesintereſſen zu verletzen,
ungefähr ſo aufgefaßt, als wenn ich der vierte ruſſiſche Bevoll=
mächtigte
geweſen wäre. (Heiterkeit.) Ja, ich kann faſt ſagen, der
dritte; denn Fürſt Gortſchakow kann als Bevollmächtigter
der damaligen ruſſiſchen Politik, wie ſie durch den wirklichen wird nur dadurch, daß man ihn im Stich läßt, wie es in Villa=
Leiter Grafen Schuwalow vertreten wurde, nicht anerkannt
werden. (Heiterkeit.) Es iſt während der ganzen Kon=
greßzeit
kein ruſſiſcher Wunſch zu meiner Kenntnis gekommen,
den ich nicht befürwortet, ja, den ich nicht durchgeſetzt hätte
und zwar durch das Vertrauen, das mir der leider verſtorbene
Lord Disraeli in den ſchwierigſten Momenten des Kongreſſes und zwar einen Freund der durch ſeine eigenen Intereſſen auf
ſchenkte. Ich habe mich auf dem Kongreſſe ſo verhalten, daß
ich dachte, nachdem er zu Ende war, würde ich nun den höchſten

Nr. 27
noch nicht gehabt hätte. (Heiterkeit.) Wie mußte alſo meine
Ueberraſchung und Enttäuſchung ſein, als ſtatt deſſen allmählich
immer ſtärker die deutſche Politik und ich perſönlich angegriffen
wurden. Dieſe Anariffe ſteigerten ſich während des darauf
folgenden Jahres 1879 zu der ſtarken Forderung eines Druckes,
den wir auf Oeſterreich üben ſollten. Ich wollte dazu meine
Hand nicht bieten, weil wir, wenn wir uns Oeſterreich ent=
fremdeten
, notwendig in die Abhängiakeit von Rußland gerieten,
falls wir nicht ganz iſolirt ſein wollten. Ich ſagte mir, daß
ſelbſt eine vollſtändige Indienſtſtellung unſerer Politik in die=
jenige
Rußlands uns nicht davor ſchütze, gegen unſern Willen
und gegen unſere Wünſche mit Rußland einen Streit zu be=
kommen
. Dieſer Streit, die Verſtimmung ſteigerte ſich bis zu
Drohungen, ja, bis zu vollkommenen Kriegsdrohungen. Durch
dieſe Kriegsdrohungen wurden wir zu einer von mir ſeit Jahr=
zehnten
vermiedenen Optierung zwiſchen unſeren beiden Oſt=
mächten
gezwungen. Die Publikation des Vertrages iſt nach
dem, was ich geleſen habe, irrtümlich aufgefaßt worden. Man
hat in derſelben ein Ultimatum, eine Warnung, eine Drohung
gefunden. Das ſollte um ſo weniger darin liegen, als der Text
des Vertrages dem ruſſiſchen Kabinett ſeit lange bekannt it,
nicht erſt ſeit November. Wir haben es der Aufrichtigkeit eines
lohalen Monarchen gegenüber entſprechend gefunden, ihm ſchon
früher davon Mitteilung zu machen. Wenn wir den Vertrag
nicht geſchloſſen hätten, müßten wir ihn jetzt machen. Er hat
die vornehmſte Eigenſchaft eines internationalen Vertrags er iſt
der Ausdruck beiderſeitiger dauernder Intereſſen, ſowohl auf
öſterreichiſcher Seite wie auf der unſrigen. (Lebhafter Beifall.)
Ein Vertrag anderer Art kann auf die Dauer in Widerſpruch
mit den Intereſſen des eigenen Volkes kommen, es kann ſchließ=
lich
unmöglich ſein. an dem Wortlaut eines ſolchen Ver=
trags
zu kleben. Man kann in die Lage kommen, ganz offen
zu erklären, daß man den Vertrag nicht mehr halten kann, und
dies vor dem eigenen Volke und vor den vertragſchließenden
Teilen nach Möglichkeit zu rechtfertigen. Aber dieſer Vertrag
mit Oeſterreich nicht nur, ſondern auch ähnliche Verträge, die
zwiſchen uns und anderen Regierungen beſtehen (hört, hörty,
namentlich die Verabredung mit Italien, ſind nur der Ausdruck
der Gemeinſchaft in den Beſtrebungen und in den Gefahren, die
die Mächte zu laufen haben. Wir ſowohl wie Italien ſind in
der Lage geweſen, das Recht, uns national zu konſolidieren, von
Oeſterreich zu erhalten. Beide leben jetzt mit Oeſterreich im
Frieden und haben das gleiche Beſtreben, die Gefahren, die ge=
meinſamen
Bedrohungen abzuwenden, und den Frieden, der dem
einen wie dem andern am Herzen liegt, vor Anariffen zu
ſchützen. Dieſes Beſtreben und dabei das gegenſeitige Vertrauen,
daß man die Verträge hält und daß durch die Verträge keiner
von dem andern abhängiger wird, als ſeine eigenen Intereſſen
es vertragen das alles macht die Verträge feſt, haltbar und
dauerhaft. Wie ſehr unſer gegenſeitiges Vertragsverhältnis der
Ausdruck beiderſeitiger Intereſſen iſt, hat ſich ſchon in Nikols=
burg
gezeigt. Schon bei den damaligen Verhandlungen ſtanden
wir unter dem Eindruck, daß wir Oeſterreich - und ein ſtarkes
Oeſterreich - auf die Dauer nicht miſſen könnten; und als
der Krieg zwiſchen uns und Frankreich ausbrach, war ja die
Verſuchung für Oeſterreich außerordentlich naheliegend, um
gegen uns für 1866 Revanche zu üben. Aber die beſonnene, vor=
ausſehende
Politik des öſterreichiſchen Kabinetts mußte ſich fragen:
was iſt dann die Folge ? In welche Stellung geraten wir, wenn
wir jetzt den Franzoſen beiſtehen, um Preußen reſp. Deutſchland
zu beſiegen?, Was wäre die Folge geweſen? Denn Frankreich
im Bunde mit Oeſterreich hätte bei einer ſolchen Politik doch
kaum einen anderen Zweck haben können, als wiederum in die
frühere Stellung in Deutſchland einzurücken. Denn das war
eigentlich das einzige, was es 1866 aufgegeben hatte. Nun, es
mußte ſich ſagen, daß dann die ſüddeutſchen Staaten wiederum
in ein Abhängigkeitsverhältnis zu Frankreich gebracht würden,
daß dann Preutßen unzweifelhaft zur Anlehnung an Rußland
von England und Oeſterreich zu bekommen. Rußland übernahm, und zur Abhängigkeit von Rußland verurteilt werden würde.
Das wäre ungefähr die Stellung. wenn Oeſterreich nicht mit uns
dieſelben Intereſſen verfolgen würde. Dasſelbe iſt aber auch
bei uns in Deutſchland der Fall. Denken Sie ſich Oeſterreich von
der Bildfläche Europas verſchwunden, ſo ſind wir zwiſchen Ruß=
land
und Frankreich im Verein mit Italien iſoliert. Nun kommt
dazu, man kann ſich nicht Oeſterreich wegdenken. Denn ein Staat
wie Oeſterreich verſchwindet nicht, ſondern ein ſolcher Staat
franca fälſchlich angenommen worden iſt, entfremdet und geneigt,
dem die Hand zu bieten, der ſeinerſeits der Gegner eines unzu=
verläſſigen
Freundes iſt. kurz, wenn wir die Iſolierung und
gerade in dieſer für Deutſchland beſonders gefährlichen Lage
verhüten wollten, ſo mußten wir einen ſichern Freund haben,
uns angewieſen war. Denn das iſt ja noch gar nicht dageweſen.
daß ſich ſonſt der eine für den andern zu opfern bereit wäre,
ruſſiſchen Orden in Brillanten erworben haben, wenn ich ihn ebenſowenig, wie man lediglich aus Haß Krieg führt; wenn dies

[ ][  ][ ]

Nr.
der Fall wäre, ſo müßte Frankreich ununterbrochen Krieg mit
uns, England und Stalien haben, denn es haßt alle dieſe Länder.
Deshalb iſt alſo der Vertrag mit Oeſterreich von dem zwingendſten
Intereſſe des europäiſchen Gleichgewichts diktiert, und deshalb
glaube ich, Sie werden die Politik Sr. Majeſtät des Kaiſers
billigen, die dieſes jetzt publizierte Bündnis abgeſchloſſen hat,
obſchon die Kriegsgefahr nicht nahe lag. Es iſt ja unzweifel=
haft
, daß durch die Annahme dieſes neuen Geſetzes das Bündnis
außerordentlich an Kraft gewinnt, weil es das deutſche Reich
ſeinerſeits ſtärkt. Die Vorlage bringt uns einen möglichen Zu=
wachs
an waffenfähigen Truppen; brauchen wir ihn nicht, ſo
werden wir ihn auch nicht rufen, dann können wir ihn zu Hauſe
laſſen, aber wir haben ihn zur Verfügung, wir haben die Waffen=
jähigen
, und das iſt durchaus nötig. Ich erinnere mich noch
der von England 1813 für uns gelieferten Karabiner, mit denen
ich noch als Jäger einererziert worden bin, das war kein Kriegs=
gewehr
. Haben wir nun die beſten Waffen, ſo bietet dieſes neue
Geſetz eine Verſtärkung der Friedensbürgſchaft und der Friedens=
liaa
, die gerade ſo ſtark iſt wie wenn eine vierte Großmacht mit
700000 Mann Truppen - früher die ſtärkſte, die es überhaupt
aab - mit uns verbündet wäre. (Lebhafter Belfall.) Dieſe
Verſtärkung wird, wie ich glaube, auch beruhigend auf unſere
eigenen Landsleute wirken und wird die Nervoſität unſerer öffent=
lichen
Meinung, unſerer Börſe und unſerer Preſſe eimger=
maßen
mäßigen. Von dem Augenblick an, wo das Geſetz
publiziert iſt, ſind die Leute da, und die Bewaffnung wäre
notdürftig auch jetzt vorhanden, aber wir müſſen eine beſſere an=
ſchaffen
wenn wir eine Armee von Triariern bilden, von dem
beſten Menſchenmaterial, das wir überhaupt in unſerem Volke
haben, von den Familienvätern über 30 Jahre; dann müſſen
wir auch für ſie die beſten Waffen haben, die es giebt. ( Leb=
hafter
Beifall.) Wir müſſen ſie nicht mit denen in den Kampf
ſchicken, die für unſere jungen Linientruppen nicht genügen, ſon=
dern
die beſten Männer, die Familienväter, dieſe Hünengeſtalten,
an die wir uns noch erinnern können aus der Zeit, wo ſie Ver=
ſailles
beſetzt hatten, müſſen auch die beſten Gewehre, die voll=
ſtändigſten
Waffen, die ausgiebigſte Kleidung und Schutz gegen
das Wetter und alle Unbilden haben. (Erneuter Beifall.) Aber
ich hoffe, es wird unſere Landsleute beruhigen, wenn ſie ſich
denken, daß, falls wir von zwei Seiten gleichzeitig angegriffen
werden - was ich jetzt nicht glaube, aber die Möglichkeit iſt ja
nach dem, was ich Ihnen über den 40jährigen Zeitraum ent=
wickelt
habe, vorhanden -, wir an jeder unſerer Grenzen eine
Million guter Soldaten haben. Wir können dabei noch eine Re=
ſerve
von einer halben Million und höher an der Nähe der Grenzen
im Hinterhalt behalten und vorſchieben. Man hat nun geſagt: ja,
das wird nur die Folgen haben, daß die andern auch noch mehr
ſchaffen. Das können ſie nicht! (Hört, hörtl Heiterkeit und Beifall.)
Wir haben die Ziffer 1867 aufgegeben, weil wir glaubten, jetzt
haben wir den Norddeutſchen Bund, da können wir uns die
Sache etwas leichter machen und die Leute über 32 Jahre frei
laſſen. Flugs haben unſere Nachbarn die längere Dienſtzeit
adoptiert. Sie haben eine 19= bis 20jährige Dienſtzeit, worüber
Ihnen der Kriegsminiſter das Nähere auseinanderſetzen kann.
In der Ziffer ſind ſie längſt ſo hoch, aber die Qualität können
ſie nicht erreichen. (Lebhafte Zuſtimmung.) Unſere 700000 Mann
ſind kriegsgediente Militärs, durch und durch gediente Soldaten,
die es noch nicht verlernt haben, und was uns kein Volk der Welt
nachmachen kann; wir haben das Material von Offizieren und Unter=
offizieren
, dieſe ungeheure Armee zu kommandieren. Das iſt das,
was man uns nicht nachmachen kann, denn dazu gehört das ganz
eigentümliche Maß der Verbreitung der Volksbildung in
Deutſchland, wie es in keinem anderen Lande vorhanden iſt.
Zuſtimmung.) Das Maß von Bildung, weiches erforderlich
ut, um den Offizier und den Unteroffizier zum Kommando
zu befähigen, ſie vorzubereiten, für die Anſprüche, welche der
Soldat ſtellt, iſt bei uns in ſehr viel weitern Schichten ver=
breitet
, als in irgend einem andern Lande. Wir haben
mehr Offiziermaterial und mehr Unteroffiziermaterial, als
irgend ein anderes Land, und wir haben ein Offiziercorps,
das uns kein anderes Land nachmachen kann. (Lebhafter
Beifall.) Darin beſteht die große Ueberlegenheit unſeres Offi
ziercorps, darin beſteht auch die große Ueberlegenheit unſere=
Unteroffiziercorps: die Leute, die Zöglinge unſeres Offiziercorps
ind, haben ein Maß von Bildung, das ſie befähigt, nicht nur
den ſehr ſtrengen Anforderungen an ihren Stand mit deſſen
Entbehrungen und an ihre Kameradſchaft, ſondern auch den
ehr ſchwierigen ſozialen Aufgaben gerecht zu werden, deren
Erfüllung nötig iſt, um die Kameradſchaft, die bei uns Gott ſei
Dank ja in höchſtem Grade, in rührendſter Weiſe zwiſchen den
Offizieren und den Mannſchaften beſteht, aufrecht zu erhalten.
Das können uns die andern auch nicht nachmachen. (Sehr
richtig! Heiterkeit.) Das Verhältnis zwiſchen Offizieren und
Mannſchaften zeigt ſich ja am deutlichſten im Kriege. Man kann
agen, kein deutſcher Offizier läßt ſeinen Soldaten im Feuer
im Stich. Er holt ihn mit eigener Lebensgefahr heraus, jund

333
27
umgekehrt kein Soldat läßt ſeinen Offizier im Stich. ( Leb=
hafter
Beifall.) Selbſt wenn andere Armeen die große Truppen=
zahl
hätten, wie wir ſie haben, ſo kann doch kein Realement
und keine Anordnung der Welt im Ausland aus dem Offizier=
ſtand
das Maß von vollen Leiſtungen herausdrücken, das über=
haupt
bei uns durch Kameradſchaft und durch das Gefühl des
Offiziers herausgedrückt wird. Darin ſind wir jedermann über=
legen
. Deshalb können wir völlig beruhigt ſein. (Beifall.)
Außerdem iſt noch ein Vorteil mit der Annahme des Geſetzes
verbunden. Grade die Stärke die wir daraus ziehen, zwingt
uns notwendig friedfertig zu ſein. Das klingt parador, iſt aber
doch ſo, denn mit der ungeheuren Maſchine, mit der wir unſer
deutſches Heerweſen ausrüſten, unternimmt man keinen Krieg,
wenn nicht die zwingendſte Notwendigkeit vorliegt. Selbſt wenn
wir uns ſagen müſſen, wir ſind erheblich bedroht von Frankreich
und Rußland, es iſt vorauszuſehen, daß wir angegriffen werden
- wenn wir zu einem ſolchen Zwecke vor den Reichstag treten
würden mit einer Kreditforderung von einer Milliarde oder
einer halben Milliarde, um den Angriffskrieg auf unſere beiden
Nachbarn zu unternehmen, und wenn Sie das Vertrauen zu
mir haben, dieſen Kredit zu bewilligen - ich weiß es nicht
Heiterkeit), aber ich hoffe es -, wäre mir damit nicht genügt.
Wenn wir in Deutſchland einen Krieg mit vollem Erfolg führen
wollen, ſo muß es ein Krieg ſein, mit dem alle, die ihn mit=
machen
, alle, die ihm Opfer bringen, kurz und gut, mit dem die
ganze Nation einverſtanden iſt. (eifall.) Es muß ein Krieg
ſein, der mit dem Enthuſiasmus geführt wird, wie der von
1870. EErneuter Beifall.) Wir waren ruchlos angegriffen, und
noch klingt mir in den Ohren der freudige Zuruf, noch ſind mir
in Erinnerung die Wogen der Volkszuſtimmung, die uns in den
Krieg hineinbegleiteten. So muß es auch ſein; iſt der Krieg
aber ein Angriffskrieg, ſo wird es ſehr ſchwer ſein, den Pro=
vinzen
, den Bundesſtaaten und ihrer Bevölkerung klar zu machen,
der Krieg iſt unvermeidlich, er muß ſein. Man wird fragen,
ja, iſt denn das ganz ſicher? Wer weiß das? Kurz und gut,
wenn wir es ſind, die zum Angriff übergehen, ſo wird das
ganze Gewicht der Imponderabilien, die ſchwerer wiegen als
die materiellen Gewichte (ſehr wahrl), auf der Seite unſerer
Gegner ſein, die wir angegriffen haben. Das halbe Rußland
wird entrüſtet ſein und das angegriffene Frankreich wird bis an
die Pyrenäen in Waffen ſtarren. Ein ſolcher Krieg wird mit
vollem Schneid und vielleicht ſiegreich geführt werden, wenn
man erſt im Feuer iſt, aber es wird nicht von Hauſe
aus der Eifer dahinter ſein, wie in einem Kriege, wo wir
die Angegriffenen, ſind. Dann wird, das ganze Volk,
von der Memel, bis zum Bodenſee, wie eine Pulver=
mine
aufbäumen und von Gewehren ſtarren und wird den
Kampf mit dieſem furor teutonicus, der ſich beim Kampfe ein=
ſtellt
, aufnehmen. (Beifall.) Dieſe Ueberlegenheit dürfen wir
uns nicht entwinden laſſen, ſelbſt wenn wir mit unſeren Mitteln,
wie wir annehmen, jetzt unſerem künftigen Gegner überlegen ſind.
Ich glaube das - auch jeder Soldat glaubt das - er würde
12 auch beinahe aufhören, ein brauchbarer Sordat zu ſein, wenn
er bei einem Krieg nicht an den Sieg glaubt. Und wenn die
Gegner etwa vermuten, daß es die Furcht vor dem Ausgang
iſt, die uns friedfertig macht, dann irren ſie ſich ganz gewaltig.
(Lebhafter Beifall.) Wir glauben ebenſo feſt an unſeren Sieg
in gerechter Sache wie irgend ein ausländiſcher Lieutenant in
ſeiner Garniſon bei ſeiner Champagnerflaſche. (Heiterkeit.) Ge=
rade
das Bewußtſein, daß wir die Angegriffenen ſind, ſtärkt
unſere Abwehr, auch wenn wir in einem minder günſtigen
Augenblick angegriffen werden. Alſo das Feuer muß von irgend
ſemand anders angelegt werden, wir werden es nicht anlegen.
Beifall.) Nun aber, das Bewußtſein unſerer Stärke, wie ich
es eben ſchilderte, das Vertrauen auf unſere Bündniſſe wird
uns nicht abhalten, unſeren bisherigen Beſtrebungen zur Erhal=
tung
des Friedens mit dem ruſſiſchen Kaiſer fortzuſetzeu. Wir
laſſen uns ja durch keine Stimmungen beeinfluſſen. Es iſt ganz.
unzweifelhaft, daß die Drohungen und Beſchimpfungen auch bei
uns ganz erheblich erbittern. Wir wollen aber nach wie vor
den Frieden mit unſeren Nachbarn, namentlich aber mit Ruß=
land
aufrecht erhalten, und wenn ich ſage mit Rußland, ſo bin
ich der Meinung, daß uns Frankreich keine Sicherheit gewährt.
Wir wollen Frankreich nicht angreifen. Wir haben bei den
vielen kleinen Zwiſchenfällen, welche die Neigung unſerer
Nachbarn zum Spionieren und zum Beſtechen verurſacht
hat, bisher immer eine freundliche Beilegung herbeigeführt,
weil ich es für ruchlos halte, um ſolcher Lappalien willen einen
großen nationalen Krieg zu entzünden und wahrſcheinlich zu
machen. Das ſind Fälle, wo es heißt: Der Vernünftige giebt
nach. (Heiterkeit.) Die ruſſiſche öffentliche Meinung hat einem
ſtarken, mächtigen und zuverläſſigen Freunde die Thür gewieſen.
Wir drängen uns nicht auf. Wir werden verſuchen, das
alte vertrauliche Verhältnis wiederzugewinnen, aber wir laufen
niemandem nach. GBeifall.) Das hält uns aber nicht ab, im
Gegenteil, es iſt ein Sporn für uns, die Vert ragsrechte, die wir

[ ][  ][ ]

34
Nr.
Rußland gegenüber haben, mit doppelter Aufrichtigkeit zu er=
füllen
. Zu den Vertragsrechten gehören auch ſolche, die von
allen unſern Freunden anerkannt werden; ich meine damit die
Rechte, die hier auf dem Berliner Kongreß ſeitens Rußlands er=
worben
worden ſind und die bis 1885 ganz unangefochten be=
ſtanden
haben. Es iſt gar keine Frage für mich, da ich den
Kongreßbeſchluß mit vorbereitet und ſelbſt unterzeichnet habe,
daß wir alle damals der Meinung waren, daß der vorwiegende
Einfluß in Bulgarien Rußland zukommen ſollte. Niemand hat
annehmen können, daß der damalige Bulgarenfürſt, ein naher
Verwandter des ruſſiſchen Hauſes, etwas anderes ſein würde als
ein getreuer Anhänger der ruſſiſchen Politik. Durch den Staats=
ſtreich
iſt dort ein anderes Verhältnis entſtanden, das aber die
Rechte, welche Rußland aus dem Kongreß nach Hauſe gebracht
hat, doch in keiner Weiſe ändert, und wenn Rußland auf diplo=
matiſchem
Wege, ſei es auch durch die Anregung und das Ein=
ſchreiten
des endgültigen Oberhauptes in Bulgarien, des Sul=
tans
, verſucht, wieder zu ſeinen Rechten zu gelangen, ſo ſehe ich
es als die Aufgabe einer lohalen Volitik an, ſich dabei an die
Beſtimmungen des Vertrages zu halten, an denen die Stimmung
der Bulgaren nichts ändern kann. Bulgarien iſt überhaupt kein
Obiekt von hinreichender Größe zwiſchen Donau und Balkan,
an das man die Konſequenz knüpfen könnte, um Bulgariens
willen Europa von Moskau bis an die Pyrenäen und von der
Nordſee bis nach Palermo in des Krieg zu ſtürzen, von dem kein
Menſch nachher wiſſen wird, warum man ſich geſchlagen hat.
(Große Heiterkeit.) Ich ſage alſo, daß die Beurteilung, die unſer
Verhalten in der ruſſiſchen Preſſe namentlich erfahren hat, uns
nicht beirren wird, ſobald Rußland den Wunſch danach aus=
ſpricht
, ſeine diplomatiſchen Schritte zur Wiedergewinnung ſeines
Einfluſſes auf Bulgarien zu unterſtützen. Wir ſind früher be=
müht
geweſen, ruſſiſche Wünſche auf vertrauliche Andeutung
hin zu erfüllen. Man hat in der ruſſiſchen Preſſe nachzu=
weiſen
gewußt, daß dieſe Schritte der deutſchen Politik grade
die feindſeligſten gegen Rußland geweſen waren, und hat
uns deshalb angegriffen, weil wir den ruſſiſchen Wünſchen
in der Erfüllung vorausgegangen waren. Das wird uns nicht
wieder paſſieren, aber wenn Rußland uns amtlich auffordert,
Schritte zur Herſtellung ſeiner vertragsmäßigen Situation
in Bulgarien, die es beim Sultan zu thun beabſichtigt, zu
unterſtützen, ſo trage ich gar kein Bedenken, daß wir dem
Nachbar gegenüber, mit dem wir, mag die Stimmung ſein, wie
ſie liegt, doch immer als Grenznachbar und als Vertreter
der monarchiſchen Intereſſen der Ordnung allen Gegnern der
Ordnung in Europa gegenüber zu verkehren haben, für dieſe

Aufgabe eintreten. Daß der Kaiſer von Rußland mit ſeinem
großen Reiche von 100 Millionen Unterthanen nicht ohne zwin=
gendes
Intereſſe Krieg führen wird, daran zweiſle ich gar nicht,
aber ich halte es auch nicht für wahrſcheinlich, daß ein ſolches
Intereſſe geboten iſt. Ueberhaupt glaube ich nicht, daß eine un=
mittelbare
Kriegsgefahr vorliegt. Ganz unabhängig aber von
dieſen Befürchtungen ſteht die Frage einer vollen Wiederherſtel=
lung
der Verwendbarkeit der gewaltigen Kraft, die Gott in die
deutſche Nation gelegt hat, für den Fall, daß wir ſie brauchen.
Brauchen wir ſie nicht, ſo werden wir ſie auch nicht heranziehen
und wir werden auch jeden Verſuch vermeiden, der uns dazu
führen könnte, ſie zu brauchen. Dieſes Beſtreben wird uns ja
einigermaßen erſchwert durch die drohenden Zeitungsartikel von
außen und ich möchte an das Ausland die Mahnung richten,
dieſe Drohungen zu unterlaſſen, ſie führen zu nichts. Die
Drohungen in der Preſſe ſind eine unglaubliche Dummheit.
Heiterkeit.) Als ob man ſich durch Drohungen der Drucker=
ſchwärze
in der Zuſammenſtellung der Worte einſchüchtern laſſen
pürde. (Heiterkeit und Beifall.) Man ſollte das unterlaſſen.
Wir können durch Güte und Wohlwollen leicht zu Entſchließun=
gen
beſtimmt werden vielleicht zu leicht, aber durch Drohungen
gewiß nicht. (Lebhafter Beifall.) Wir Deutſche fürchten Gott,
aber ſonſt nichts in der Welt! (Erneuter lebhafter Beifall.)
Und die Gottesfurcht iſt es, die uns den Frieden ſchonen und
pflegen läßt. Wer ihn aber troßdem bricht, wird ſich über=
zeugen
, daß die kampfesfreudige Vaterlandsliebe, welche 1813
die geſamte Bevölkerung des damals ausgeſogenen Preußens
unter die Fahnen rief, ein Gemeingut der ganzen deutſchen
Nation iſt, und daß wer die deutſche Nation angreift, ſie ein=
heitlich
gewappnet finden wird und jeden Wehrmann mit dem
feſten Glauben im Herzen: Gott wird mit uns ſein! ( Lang=
anhaltender
Beifall auf allen Seiten des Hauſes.
Frh. v. Frankenſtein: Im Namen meiner politiſchen
Freunde ſtelle ich den Antrag, das Anleihegeſeſetz an die Budget=
kommiſſion
zu verweiſen, um daſelbſt die formelle Exledigung
zu finden. Das Anleihegeſetz erſcheint als eine Konſequenz des
Wehrgeſetzes, und ich bin von allen meinen Freunden beauftragt,
bei der demnächſtigen Beratung desſelben deſſen en bloc=
Annahme zu beantragen. Wir wollen damit in Anerkennung
und Berückſichtigung der Geſamtlage, dieſer Rechnung tragen.
Beifall.)

27
5. Helldorff: Ich habe nur das Einverſtändnis mit dem
Vorſchlage des Vorredners auszuſprechen, um dem Ausdruck des
Vertrauens zuzuſtimmen, daß die Maßnahmen zur Erhaltung
des Friedens von unſerer Staatsregierung rechtzeitig werden er=
griffen
werden. Nur eine Bitte an die Budgetkommiſſion möchte
ich hinzufügen, daß ſie dieſe Vorlage vor Erledigung aller an=
dern
Geſchäfte erledigen möge. GBerfall.)
Dr. v. Bennigſen: Es ſind gewiß nicht lange Reden,
welche man in dieſem Augenblick von den Vertretern der deut=
ſchen
Nation zu erwarten berechtigt iſt, das aber kann unſer
Volk verlangen, daß wir in einträchtigem Zuſammenwirken mit
den verbündeten Regierungen und mit voller Unterſtützung der
Friedenspolitik, die uns nun ſeit 1871 den Frieden geſichert hat,
und von der wir auch die Hoffnung noch nicht aufgeben, daß ſie
uns auch künftig den Frieden erhalten wird, daß wir in Ueber=
einſtimmung
mit den verbündeten Regierungen alles aufbieten,
was möglich iſt, um unter Heranziehung aller Wehrkraft, welche
wir in Deutſchland haben, uns ſtark zu machen zur Erhaltung
des Friedens, und wenn ein Ereignis wider Erwarten eintreten
ſollte, zur raſchen Wiederherſtellung desſelben. GBeifall.)
Graf Behr: Ichkann nur namens meiner politiſchen Freunde
erklären, daß wir uns den Ausführungen der Herren Vorredner
anſchließen. GBeifall.)
Rickert: Auch ich ſchließe mich dem Antrage an, die Vor=
lage
der Budgetkommiſſion zu überweiſen, dort wird in formeller
Beziehung die Prüfung derſelben ſtattfinden, in materieller Be=
ziehung
iſt, wie Herr v. Franckenſtein ſchon geſagt hat, dieſe
Vorlage lediglich eine Konſequenz der Wehrvorlage und dieſer
haben wir bereits in der Kommiſſion unſere Zuſtimmung ge=
geben
. Auch wir haben jedesmal dann, wenn es ſich darum han=
delte
, für den Fall eines Krieges die ganze Kraft der deutſchen
Nation zur Verteidigung zu organiſieren, mit keinen Opfern zu=
rückgehalten
. Deutſchland wünſcht den Krieg nicht und die Ver=
öffentlichungen
der letzten Tage haben Europa den unwiderleg=
lichen
Beweis geliefert, daß ein Bund Deutſchlands mit andern
Regierungen nur ein Bund der Verteidigung und des Friedens
ſein kann. Auch wir werden der Vorlage zuſtimmen, als Zeichen
dafür, daß wir der Zuverſicht leben, damit die Friedenspolitik
der deutſchen Regierung zu unterſtützen. Beifall.)
Die Vorlage wird einſtimmig der Budgetkommiſſion zur
Vorberatung überwieſen.
Es folgt die zweite Beratung des Geſetzentwurfs, betreffend
Aenderungen der Wehrpflicht auf Grund der Kommiſſions=
beſchlüſſe
.
Frhr. v. Franckenſtein (zur Geſchäftsordnung): Ich ſtelle
alſo namens meiner Freunde den Antrag, das Geſetz, wie es
aus den Beratungen der Kommiſſion hervorgegangen iſt, en
bloc anzunehmen. (Lebhafter Beiſall.)
Dr. v. Bennigſen: Ich bin bereit, auch namens meiner
Freunde den Antrag zu unterſtützen, namentlich um deswillen,
weil die Grundlage dieſes Entwurfs von ſämtlichen Parteien
faſt ausnahmslos ſchon bei der erſten Beratung anerkannt wurde
und weil bei der eingehenden Beratung des Entwurfs in der
Kommiſſion durch das Entgegenkommen der verbündeten Regie=
rungen
und der Militärverwaltung weſentliche Erleichterungen
in das Geſetz hineingekommen ſind. (Beifall.)
Reichskanzler Fürſt Bismarck: Ich kann hierbei das
Zeugnis abgeben, daß die verbündeten Regierungen für dieſes
Entgegenkommen dankbar ſein werden, nicht nur als für einen
Beweis des Vertrauens des Reichstages, ſondern auch als weſent=
liche
Verſtärkung, welche dadurch die Garantien des Friedens
haben werden. (Beifall.)
Berichterſtatter Frhr. v. Maltzahn=Gültz. Das von beiden
Herren Vorrednern vorgeſchlagene Verfahren würde in voller
Uebereinſtimmung mit der Kommiſſion ſein, welche faſt ſämtliche
Beſchlüſſe und namentlich faſt ſämtliche materiell entſcheidende
Beſchlüſſe gefaßt hat. GBeifall.)
Da gegen die en bloe-Annahme ein Widerſpruch nicht er=
hoben
wird (von den ſozialdemokratiſchen Abgeordneten iſt an=
ſcheinend
keiner mehr im Saale anweſend), ſo erklärt der Prä=
ſident
die Wehrvorlage in zweiter Leſung für angenommen.
(Lebhafter Beifall.)
Damit iſt die Tagesordnung erledigt.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 8. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog empfingen am Sams=
tag
den Beſuch Sr. Hoheit des Prinzen Friedrich Karl von
Heſſen, hochwelcher von Freiburg i. Br. hier angekommen war
und an dem Ballfeſte des Oberſten v. Chappuis, Kommandeurs des
1. Großh. Inf.=Regts. Nr. 115, teilnahm.
Montag abend beehrten Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog
das Ballfeſt, welches Frhr. Heyl zu Herrnsheim hier veranſtaltete,
mit höchſtihrem Beſuch.
Geſtern nachmittag empfingen Se. Königl. Hoheit den Präſi=

[ ][  ][ ]

Nr.
denten des Hiſtoriſchen Vereins für das Großherzogtum Heſſen,
Dr. Rieger, um aus deſſen Händen das Ehrendiplom des genannten
Vereins entgegenzunehmen.
Ordensverleihung. Se. Königl. Hoheit der Großherzog von
Baden haben unterm 30. v. M. dem Geh. Baurat Dr. Schmitt,
Profeſſor an der hieſigen techniſchen Hochſchule, das Kommandeur=
kreuz
II. Klaſſe des Ordens vom Zähringer Löwen verliehen.
- Das Großh. Regierungsblatt Nr. 5 enthält: Bekanntmachung,
Ausführung des Geſetzes gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen
der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878 betreffend.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 2, ent=
hält
: 1) Bekanntmachung, das Aufbringen der Mittel zur Beſtrei=
tung
der Bedürfniſſe der Landjudenſchaft der Provinz Oberheſſen
für 188889 betr. 2) Promotionen an der Großh. Landes=Univerſität
Gießen. 8) Namensveränderung. 4) Zulaſſungen zur Rechtsanwalt=
ſchaft
. 5) Dienſtnachrichten. 6) Charaktererteilung. 7 Ruheſtands=
verſetzungen
. 8) Konkurrenzeröffnungen.
Strafkammer. In der Montagsſitzung der Strafkammer kam
ein vielfach mit Zuchthaus vorbeſtrafter, unverbeſſerlicher Verbrecher,
der Georg Meiſter von Gernsheim, zur abermaligen Aburteilung.
Meiſter, der erſt im März vorigen Jahres eine mehrjährige Zucht=
hausſtrafe
erhalten hatte, wurde wegen eines Fußübels kurz nach
ſeiner damaligen Verurteilung im hieſigen Hospital aufgenommen,
von wo er jedoch bald darauf Nachts entwich. Er wurde bald
wieder aufgegriffen, wobei man Gegenſtände bei ihm vorfand, über
deren rechtmäßigen Beſitz er ſich nicht auszuweiſen vermochte. Nach
der Anklage ſoll er dieſelben in der Nacht vom 13. auf den 14.
April v. J. in Eberſtadt mittelſt Einſteigens und Einbruchs ge=
ſtohlen
haben. Bei ſeiner Vernehmung leugnete Meiſter hartnäckig,
der Gerichtshof nahm indeß ſeine Schuld als erwieſen an und
ſprach eine Zuchthausſtrafe von 3 Jahren, Verluſt der Ehrenrechte
auf 5 Jahre und Zuläſſigkeit der Polizeiaufſicht aus.
Ebenfalls wegen Diebſtahls, beziehungsweiſe wegen Hehlerei,
ſtanden ferner drei jugendliche Uebelthäter vor Gericht, der 15jährige
Georg Höhr, der 15jährige Adam Roß und der 18jährige Schloſſer=
geſelle
Peter Neidig, ſämtlich von hier. Erſterer hat im November
v. J. mit großer Geſchicklichkeit ſowohl als auch mit erſtaunlicher
Frechheit zahlreiche Diebſtähle ausgeführt. Gewöhnlich ſtahl er am
hellen Tage und zwar nur in feineren Häuſern, er ſtieg durch ge=
öffnete
Fenſter ein, nahm Wertgegenſtände als Uhren, Armbänder,
Ringe u. dgl. weg, hei deren Verſilberung ihm alsdann durch die
Mitangeklagten Roß und Neidig aſſiſtirt wurde. Roß ſoll außer=
dem
in Gemeinſchaft mit Höhr einen Taubendiebſtahl ausgeführt
haben. Der Gerichtshof ſprach über die vollſtändig geſtändigen
Angeklaaten und zwar über Höhr eine Gefängnisſtrafe von 5 Jahren
und 3 Monaten, über Roß und Neidig eine ſolche von 7 Wochen,
beziehungsweiſe 3 Monaten aus. Die erlittene Unterſuchungshaft
wird in Aufrechnung kommen.
Das Konzert zum Beſten des Lehrerinnen=Vereins findet Mitt=
woch
, den 22. d. M. ſtatt.
E. A. Das dritte Konzert des Muſikvereins brachte Bruchs
Achilleus', ein Werk, über welches wir ſchon in verg. Winter
ausführlich unſere Meinung abgeben durften und heute nur noch
unter Vorausſetzung des bereits Geſagten hinzufügen möchten, daß
dieſe Kompoſition für Soloſtimmen, Chor und Orcheſter unter allen
Gaben Bruchs für den Konzertſaal ſozuſagen den erſten Platz be=
hauptet
, denn Text und Muſik ſind hier zu einer harmoniſchen Ein=
heit
zuſammengeſchmolzen, wie man ſolche in den Arbeiten der jetzi
lebenden Komponiſten nicht allzuhäufig trifft. Heinrich Bulthaupts
Dichtung, welche der Homeriſchen Ilias nicht nur die Motive, ſon=
dern
auch beſtimmte ſprachliche Wendungen wie die männermor=
dende
Schlacht; die ambroſiſche Nacht;, der helmbuſchflatternde
Hektor; ꝛc. entlehnt, hat trotz dieſes engen Anſchluſſes an das Vor=
bild
für die Grundſtimmung den weichen, elegiſchen Empfindungs=
und Gefühlsgehalt zu finden gewußt, welche die chriſtlich=romantiſche
Welt vor der antiken voraus hat und die auch die eigentliche Baſis
der Tondichtung iſt. Nicht das thatenfreudige griechiſche Heroen=
tum
, wie ſolches ſich im Epos entfaltet, erſchließt uns Text und
Muſik des Achilleus;, ſondern die Tragik als Geſetz des Lebens,
wie es ſich gleich zu Anfang in den Schlußworten des vom Chor
geſungenen Prologs in wehmütig=ergreifender Klage äußert: Einſt
wird kommen der Tag, da das heilige Ilium hinſinkt. Die Auf
führung des Werkes blieb nicht hinter der vom verg. Winter zurück,
und wir können wohl ſagen, daß ſie uns die Schönheiten der Bruch=
ſchen
Muſik recht eindringlich zu Ohr und Gemüt führte. Die
Chornummern, die vom Leiter des Vereins mit gewohnter Sorg=
ſalt
einſtudiert waren, fielen vorzüglich aus, ſowohl die dramatiſch=
bewegten
als die rein lyriſchen und ſchildernden. Das zweite Lol
muß von rechtswegen dem Orcheſter gelten, das im Achilleus: ein
weſentlicher und geradezu tragender Faktor iſt, und ſeiner umfaſſen=
den
Aufgabe mit ſchönem Eifer gerecht wurde. Die Solopartien
lagen ſämtlich in den Händen bewährter Sänger. Die Partie des
Titelhelden, welche verg. Winter Herr Siegmund Kraus aus Wies
baden ſang, hatte diesmal in Herrn Karl Diezel aus Tübinger.
einen, wenn auch ſtimmlich nicht ſo bedeutenden, ſo doch höchſt ver=
ſtändnisvollen
Intrepreten gefunden, der ſeine Aufgabe echt muſika=

335
27
liſch durchführte und namentlich in der großen vom Chor begleiteten
Klage' bei der Stelle; In des Hades dämmerndes Grab mit dem
Gelievten ſenket den ganzen Frühling hinab', eine Wärme des Aus=
drucks
an den Tag legte, die unmittelbar zu Herzen ging. Frl.
Marie Schneider aus Köln befeſtigt ſich durch jedes Auftreten
immer mehr in der Sympathie des hieſigen Publikums. Ihre heutige
Leiſtung als Andromache glänzte durch alle die Eigenſchaften, welche
wir an der geſchätzten Cängerin ſchon früher bewundert haben.
Ausgiebiges, metallreiches Stimmmaterial, verbunden mit einem
edlen, gefühlvollen Vortrag, iſt allemal ſeiner Wirkung ſicher.
Geradezu imponierend war der Eindruck, welchen Frl. Schneider
mit dem Satze: O Friede, wann kehrſt Du uns wieder?I hervor=
brachte
. Herr Eduard Feßler brachte die Partien des Odyſſeus
und Hektor zu glänzender Geltung und erzielte namentlich mit der
Mahnung des Odyſſeus an die wankelmütigen Griechen Seid der
Väter gemahnt, hellumſchiente Achäer: eine tiefgehende Wirkung.
Einen vollwertigen Erſatz für Herrn Gillmeiſter bot uns Herr
Riechmann in den Partien des Agamemnon und Priamus. Die
Kraft und der Glanz der Stimme entfalteten ſich hauptſächlich in
dem Duett mit Achill bei der Stelle: O ſeid geſegnet, heilige
Tropfen, die ihr Erlöſung verheißt!
In der am Montag Abend im oberen Rathausſaal ſtatt=
gefundenen
regelmäßigen Sitzung der ſtädtiſchen Armenverwaltung
wurden auch die von Anfang dieſes Jahres an neu eingetretenen
Armenpfleger verpflichtet. In der den Verpflichtungsakt einleitenden
Anſprache betonte der Herr Oberbürgermeiſter die große Wichtig=
keit
des übertragenen Amtes und die Notwendigkeit, daß der Armen=
pfleger
den Beſtimmungen der Armenordnung und ſeiner Inſtruktion
gemäß einen regen perſönlichen Verkehr mit ſeinen Pfleglingen
unterhalte und dieſelben in ihren Wohnungen aufſuche, denn hierin
liege der Zweck und die Bedeutung der bei uns eingeführten indi=
vidualiſierten
Armenpflege und deshalb würden auch dem einzelnen
Pfleger immer nur 2-4 Pfleglinge zugeteilt, damit er ſich mit
allen Verhältniſſe der Pfleglinge vertraut machen und auf dieſelben
gehörig einwirken könne. Es ſei dies ja freilich nicht immer eine
angenehme Pflicht, aber es ſei nicht nur eine geſetzliche, ſondern
auch eine religiöſe und moraliſche Pflicht, welche ihren Lohn in der
inneren Befriedigung, die jede treue Pflichterfüllung mit ſich bringe,
trage. Der Herr Oberbürgermeiſter benützte die Gelegenheit, um
auch den in der Sitzung anweſenden Bezirksvorſtehern angelegent=
lich
anzuempfehlen, dieſen regen perſönlichen Verkehr und den
fleißigen Beſuch der Armen ſämtlichen Armenpflegern in allen Be=
zirken
immer wieder ans Herz zu legen.
Kunſtverein für das Großherzogtum Heſſen. Für das laufende
Jahr, hat der Verwaltungsrat als Vereinsgabe folgende zwei
Kupferſtiche ausgewählt. Heimkehr der Sieger; nach De=
fregger
von Zimmermann und Der Kloſterbrands nach
Leſſing von Abbema und Werner. Da dieſelben die Gegenſtücke
zu den im vorigen Jahre zur Verteilung gelangten Vereinsblättern
vilden ſollen, ſo wurde beſtimmt, erſteren Stich den im Beſitze des
Blattes Das letzte Aufgebot; befindlichen Mitgliedern und den
letzteren denjenigen, welche Die Verteidigung bezogen haben, zu=
zuſtellen
und haben ſtatutgemäß die Mitglieder bis zum 11. d. M.
an die Adreſſe des Herrn Galerie=Inſpektors Hofmann Zeitz zu
erkennen zu geben, ob ſie überhaupt ein Vereinsblatt diesmal zu
beziehen wünſchen, indem die Unterlaſſung dieſer Beſtellung als
Verzicht in fraglicher Richtung betrachtet werden wird.
Der Unterricht und die Uebungen der Abteilung freiwilliger
Krankeuträger, die ſich jüngſt hier bildete, beginnen vorausſichtlich
Mitte nächſter Woche. Den Betreffenden geht ſ. Z. noch direkte
Nachricht davon zu.
Die verſchiedenen Meldungen über den Ankauf eines Hauſes
durch die Hildebrand'ſche Brauerei in Pfungſtadt waren ſämtlich ver=
früht
. Nunmehr iſt am Montag der Ankauf der Schäffer'ſchen
Hofraithe in der oberen Eliſabethenſtraße um den Preis von
114000 Mark vollzogen worden. Der Verkauf wurde durch den
Agenten Friedrich Mainzer abgeſchloſſen.
Wie in früheren Jahren wird auch in dieſem Jahre eine
dramatiſch=muſikaliſche Aufführung mit nachfolgendem Ball zum Beſten
Unbemittelter Lehrerwitwen und =Waiſen des Großherzogtums
Heſſen, arrangiert vom Akademiſchen Verein an der hieſigen tech=
niſchen
Hochſchule, ſtattfinden. Der Tag der Veranſtaltung iſt auf
Samstag, den 11. März, feſtgeſetzt.
Allgemeine Bewunderi.; eregte das prachtvolle Koſtüm,
welches Herr Hofmüller im letzten Akte bei der Aufführung des
Bigeunerbaron; trug. Dasſelbe ſoll, wie wir hören, von dem
Fürſten Alexander ſtammen, welcher verſchiedene bulgariſche Koſtüme
dem Hoftheater überwieſen hat.
X Kleine Mitteilungen. Einem Keſſelſchmied flog beim
Behauen eines Stückes Eiſen ein Splitter ins rechte Auge und
führte dadurch eine Verletzung des Augapfels herbei.- Im Monat
Januar l. J. haben 730 Milchreviſionen durch die Schutzmann=
ſchaft
ſtattgefunden. Bei einem dahier wohnenden Polytechniker
wurde eine Anzahl Firmenſchilder beſchlagnahmt
J. Mainz, 6. Februar. Der der heutigen Generalverſammlung
der Mainzer Straßenbahn vorgelegte Jahresbericht weiſt für

[ ][  ]

336
Nr.
das abnclaufene Betriebsjahr eine Frequenz von 1835 000 Perſonen
lgegen rund 1700000 im Vorjahre) und eine Betriebseinnahme von
M. 171004 (gegen M. 142909 im Jahre 1886) auf. Das Plus der
Betriebseinnahme gegen das Vorjahr beträgt M. 28185.
A1
Gewinnſaldo werden M. 5651 vorgetragen. Der= Pferdebeſtand
beläuft ſich auf 97 Stück, der Wagenbeſtand auf 30 Stück. Geleiſtet
wurden 749536 Pferdekilometer lgegen 510200 im Vorjahre, alſ=
eine
Mehrleiſtuna von nahezu 50 %.
J. Mainz. 6. Februar. Der vielbeſchäftigte Präſident der
Narrhalla, Redakteur Wilhelm Jackoby, wird nun auch während
der Faſtnachtstage als Prinz Karneval das närriſche Scepter
ſchwingen. Der in Ausſicht genommene vorigjährige Prinz hat
aus verwandtſchaftlichen Gründen in elfter Stunde die hohe Würde
abaelehnt. Die Prinzeſſin wird von Rechtsanwalt Zuckmayer dar=
geſtellt
werden.
Arbeiterkolonie Neu=Ulrichſtein. Monats=Bericht pro Januar
1888. Ende Januar ſind in der Kolonie arbeitsreſp. ſtellenlos
120. davon landw. Arbeiter ꝛc. 31, Bäcker 3, Bergleute I, Bött=
cher
1. Brauer 2, Bronzeur 1, Buchbinder 3, Cigarrenmacher 1,
Konditor 1, Dachdecker 3. Färber 3. Fleiſcher 2, Former 3. Gärtner I,

Steindrucker 1, Steinhauer I, Schweizer I, Tapezierer I, Tiſch=
ler
1. Tüncher 4, Weber 2, Ziegler 1, Zimmerleute J. Es ſind

Schleſien 4, Sachſen 4. Rheinland 12. Abgegangen ſind 33. davon
gingen auf ihren Wunſch 32, durch die Kolonie in Stellung 1
Im ganzen wurden ſeit Eröffnung der Anſtalt aufgenommen 818
Koloniſten. 3020 Arbeitstage inkl. 75 Tage für fremde Rechnung.
Verpflegungstage pro Monat Januar 3580.
D. 8tg.
Straßburg, 6. Februar. Bei der Rektoratswahl in der
Kaiſer=Wilhelms=Univerſität wurde geſtern Profeſſor Dr. Goltz
(bedeutender Phhſiologe) einſtimmig erwählt. Derſelbe iſt bekannt=
lich
Mitalied des Straßburger Gemeinderats.
Berlin, 6. Februar. Die Königl. Preuß. Staatsregierung hat
nunmehr die Genehmigung erteilt zur Veranſtaltung der Verloſung,
welche mit dem Bazar der Genoſſenſchaft Deutſcher
Bühnen=Angehöriger verbunden iſt. Es werden 300 000 Loſe
M. 1.- zum Vertrieb gelangen. Als Hauptgewinn wurde bereits
ein Tafel=Service in gediegenem Silber zu einem Preiſe von
M. 10000 angeſchafft.
Verlin, 6. Februar. Das Ehepaar Niemann iſt in der
neuen Welt von mancherlei Mißgeſchick verfolgt. Herr Niemann
ſah ſich in einen Beleidigungsprozeß verſtrickt und der Frau Nie=
mann
=Raabe wurden auf Veranlaſſung eines Agenten oder viel=
mehr
ſeiner Erben alle Habſeligkeiten mit Beſchlag belegt. Die
Nachlaßverwalter eines Mannes namens Grau verklagten Frau
Niemann=Raabe in Amerika wegen Vertragsbruchs und fordern
einen Schadenerſatz von 8300 Dollars. In der Klageſchrift wird
ausgeführt: Frau Raabe, damals noch Fräulein Hedwig Naabe,
ſei im Jahre 1871 einen Vertrag mit Grau eingegangen, welchem
zufolge ſie ſich verpflichtete, bis zum 30. April 1872 in hundert
Vorſtellungen in den Vereinigten Staaten aufzutreten: Fräulein
Raabe habe ſich geweigert, den Beſtimmungen des betreffenden
Vertrags nachzukommen, und Anſtellungen in Deutſchland ange=
nommen
; in dem Vertrage ſei für Bruch desſelben eine Entgelt=
ſtrafe
von 10000 preußiſchen Thalern vorgeſehen worden. Soweit
die Klageſchrift. Da Frau Niemann=Raabe gegenwärtig unter der
Direktion Konrad Herrmanns in den Vereinigten Staaten auftritt
und im Begriff ſtand, nach Chicago abzureiſen, um dort Vorſtel=
lungen
zu geben, ließen die Kläger die Garderobe der Künſtlerin
mit Beſchlag belegen.
Peſt, 6. Februar. Der Verkehr an mehreren oberungariſchen
Bahnlinien, ſowie in Gran an der Eipelthalbahn iſt wegen Schnee=
verwehungen
eingeſtellt.
Paris, 3. Februar. In Paris iſt ein neuer Erwerbszweig
erfunden worden. Die Cravatte bildet bekanntlich im Daſein eines
jungen Lebemannes eines der wichtigſten Kleidungsſtücke. Nur
wenige verſtehen es, den Knoten allen Anforderungen des Geſchmacks
entſprechend zu knüpfen. Und ein wirklicher Elegant wird niemals
eine Cravatte mit künſtlichem Knoten tragen. Mehrere größere
Geſchäfte in Paris haben nun neueſtens einige ihrer Bedienſteten
in der Kunſt, die Cravatte zu binden, abrichten laſſen. In der
jetzigen Saiſon der Bälle und Soiréen ſteigen dieſe Bedienſteten um
6 Uhr abends in einen Fiaker und beſuchen ihre Kunden. In
zwei Stunden haben ſie 20 bis 30 Cravatten gebunden und ſich 40
bis 60 Franes verdient, denn das einmalige Binden koſtet2 Franes.
Vermiſchtes.
Er ſprach ein großes Wort gelaſſen aus. Fürſt Ferdinand
von Bulgarien hat das vier Quadratmeter große Gemälde von
J. Machaczek Alexander von Battenberg in der Schlacht von
Slivnitza welches auch einige Zeit im Reſidenzſchloß von Darm=

6
29
ſtadt ausgeſtellt war, um den Preis von etwa 2000 Franes ange=
kauft
, um es in Sofia irgendwo zur Freude ſeines Volkes aus=
ſtellen
zu laſſen. Jüngſt drehte ſich im fürſtlichen Konak zu Sofia
beim Dejeuner zwiſchen dem Fürſten Ferdinand und einigen Offi=
zieren
das Geſpräch um dieſes Schlachtbild, bei welcher Gelegen=
heit
einer von den letzteren bemerkte, daß das Gemälde der Wahr=
heit
noch viel näher kommen würde, wenn die zwei Pferde, welche
dem Knjas Alexander unter dem Leibe erſchoſſen wurden, darauf zu
ſehen wären. Fürſt, oder, wie er in deutſch=offiziöſen Blättern
tituliert wird, Prinz Ferdinand ſtrich ſeinen männlicher Ueppigkeit
noch immer ſtark entbehrenden Schnurrbart und ſagte mit Nach=
druck
. Mein Marſtall iſt doppelt ſo ſtark als der meines Vor=
gängers
. Wenn die Stunde ſchlägt, ſo kann ich mir event. gleich
vier Gäule unterm Leibe erſchießen laſſen.
Wie notwendig es iſt, bei dem Gebrauch von Sprengſtoffen
ſtets die größte Vorſicht anzuwenden, geht aufs neue aus einem
unlängſt erſchienenen Schriftchen des Direktors der Augenklinik zu
Gießen, Herrn Profeſſor Dr. von Hippel, über Verletzungen der
Augen durch Dyuamit hervor. Herr Profeſſor Dr. von Hippel
ſchreibt: Vom Jahre 1880-1886 kamen in meiner Klinik 20 Fälle
von Dyuamitverlezungen der Augen zur Aufnahme, und zwar 17
doppelſeitige und 3 einſeitige. Neunzehumal handelte es ſich um
Bergleute, welche meiſt beim Sprengen von Geſtein im Schacht ver=
unglückt
waren, einmal um einen ländlichen Arbeiter, der den feſt
in der Erde haftenden Stumpf eines Baumes durch Dynamit hatte
beſeitigen wollen; alle Patienten ſtanden im beſten Mannesalter.
Obgleich die Bergpolizeiverordnungen Anweiſungen über die Auf=
bewahrung
und Verwendung des Dynamit ſowie die dabei zu be=
obachtenden
Vorſichtsmaßregeln geben, ſcheinen dieſelben den Berg=
leuten
zum Teil nicht ausreichend bekannt gemacht und eingeſchärft
zu werden; einige meiner Patienten behaupteten wenigſtens auf das
beſtimmteſte, von den bezüglichen Vorſchriften nie etwas gehört zu
haben. Die Mehrzahl hatte die Verletzung allerdings wohl nur
eigener grober Unvorſichtigkeit zuzuſchreiben. In dreizehn Fällen
erfolgte dieſelbe dadurch, daß die in Brand geſteckte Zündſchnur
etwas langſamer als gewöhnlich glimmte und die Bergleute in der
Meinung, dieſelbe wäre erloſchen, ſich voreilig dem Bohrloch näherten,
um eine neue Schnur an die Patrone zu befeſtigen. Faſt ſtets trat
gerade in dieſem Moment die Exploſion ein und die Wirkung war
dann natürlich furchtbar. Drei Patienten verunglückten bei dem
Verſuch, eine nicht explodierte Patrone aus dem Bohrloch zu ent=
fernen
, eine Manipulation, die übrigens wegen ihrer Gefährlichkeit
auf das Strengſte verboten iſt, zwei durch Exploſion von Minen,
über deren Lage ſie nicht orientiert waren; eier dadurch, daß
er mit einem brennenden Licht der Zündſchuur einer Patrone zu
nahe kam, welche er wegen der Näſſe im Schacht mit einem Harz=
überzug
verſehen ſollte; der letzte endlich in der Weiſe, daß er, um
ſich raſch warmes Waſſer zu verſchaffen, eine rotglühende Eiſen=
ſtange
in einen Eimer mit Waſſer tauchte, in welchem unmittelbar
vorher ohne ſein Wiſſen gefrorene Dynamitpatronen aufgethaut waren.
Ein verwegener Brillauten=Diebſtahl hält augenblicklich die
engliſche geheime Polizei in Thätigkeit. Am verfloſſenen Freitag
abend, während die Bedienten auf dem Landhauſe eines früheren
Parlamentsmitgliedes beim Nachteſſen in den unteren Räumen von
Japlow Court, bei Maidenhead. verſammelt waren, drangen die
Diebe in die Schlafzimmer des Beſitzers und nahmen Juwelen im
Werte von 100 000 Mark mit, ohne daß ſie auf irgend eine Weiſe
in ihrem Handwerk unterbrochen worden wären. Unter den geſtoh=
lenen
Gegenſtänden befinden ſich ein Verlenhalsband, 10 goldene,
mit Juwelen beſetzte Armbänder und 18 meiſt mit Diamanten und
Perlen eingelegte Brochen. Man vermuthet, daß der Diebſtahl in
Ungefähr 20 Minuten ausgeführt wurde. Die Summe von 4000 M.
iſt für Mitteilungen ausgeſetzt, welche zur Verhaftung der Thäter
und Wiedererlangung der Gegenſtände führen.

Litterariſches.
Das neue Jahr eröffuet Ueber Land und Meer= (Stuttgart,
Deutſche Verlaas=Anſtalt) dem neuen Quartal auch durch neu be=
ginnende
Erzählungen Rechnung tragend, mit einer empfindungs=
vollen
Shlveſtergeſchichte: Gräfin Ada Kralens Fenſter von Anſas
Karalis, und einer überaus friſchen, in Militär= und Sportkreiſen
ſpielenden Novelle: Ueber Klippen von Klaus Behren. Das Well=
blatt
bethätigt damit in glänzender Weiſe die ſchöne Aufgabe, die
es ſich geſtellt hat: neben den berühmteſten zeitgenöſſiſchen Schrift=
ſtellern
auch tüchtige junge Talente zu Wort kommen zu laſſen und
dieſelben ſo unter einer altbewährten Flaage rühmlichſt in die
Litteratur einzuführen. Der Bilderſchmuck iſt ebenſo reich und
mannigfaltig als künſtleriſch vollendet und wir können bei dieſem
Anlaß unſeren Leſern das prächtige Familien=Journal zum Abon=
nement
empfehlen (Preis vierteljährlich für 13 Nummern 3 M.,
das 14tägige Großfolio=Heft nur 50 Pf).

Tageskalender.
Samstag, 11. Februar: Maskenball des Geſangvereins Liedertafel
im Saal zur Traube.
Maskenball im Saalbau. Maskenball
des Beſſunger älteren Geſangvereins in der Reſtauration Hauſt.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaktion: Carl Wittich.