Darmstädter Tagblatt 1887


02. Dezember 1887

[  ][ ]

Nennement=prei=

150. Jahrgang.

Iuſerate

Vierterhrtlih 1 Marl 50 Pf. mc.
Bingerlhn Ewirz werden von
alen Poſtümtern Beſtellungen ent=
evengenommen
zu 1 Mar bo Pf.
dw Quartel uck. Poſtaufſchlaz

Mit der Sonntags=Beilage:
Alluftrirtes Unterhaltungsblatt.

vedemangenomment u Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Ar. 23.
m Beſſungen von Frzedr. Büößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowie auswärtz
von allen Annonen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Graßh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 2. Dezember.
Ne 236.
1327.

Derordnung.
für den Kreis Darmſtadt.
Betreffend: Die Fabrikation künſtlicher Mineralwaſſer.
Zur Verhütung der Anwendung geſundheitsſchädigender Gegenſtände und Stoffe bei der Fabrikation künſtlicher Mineral=
waſſer
wird auf Grund des Artikels 78 des Geſetzes vom 12. Juni 1874. betreffend: Die innere Verwaltung und die
Vertretung der Kreiſe und der Provinzen= unter Huſtimmung der Kreisausſchuſſes und mit Genehmigung Großherzoglichen
Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 7. November 1887 zu Nr. M. J. 21971 für den Kreis Darmſtadt das Fol=
gende
verordnet:
8 1. Mineralwaſſerfabriken dürfen nicht eher in Betrieb geſetzt werden, als bis deren Einrichtung und insbeſondere
die Anlage und Beſchaffenheit der Brunnen, aus denen das bei der Fabrikation zu verwendende Waſſer entnommen werden
ſoll, ferner das Waſſer ſelbſt und erforderlichen Falles auch die für Herſtellung der künſtlichen Mineralwaſſer nothwendigen
Chemikalien und Apparate durch Großherzogliches Kreisgeſundheitsamt geprüft worden ſind. Damit dieſe Prüfung rechtzeitig
erfolgen kann, haben die Ortsbehorden, bei denen nach 8 14 der Gewerbeordnung die Anmeldung des Betriebs zu erfolgen
hat, dem Großherzoglichen Kreisgeſundheitsamte von dieſer Anmeldung unverzüglich Mittheilung zu machen. Dieſe Behörde
kann zur Prüfung noch andere Techniker zuziehen. Jede weſentliche Beränderung der Fabrikeinrichtung bedarf erneuter Prü=
fung
. Die Ortsbehörden haben auf Anmeldung des Fabrikanten ſolche unverzüglich zu veranlaſſen.
8 2. Die Ortspolizeibehörde iſt befugt, die Reviſion der Mineralwaſſerſabrik=Einrichtungen und die Prüfung der zur
Verwendung kommenden Materialien jederzeit vorzunehmen. Dieſe Prüfung muß mindeſtens einmal im Jahre erfolgen.
8 3. Bei Fabrikation der Mineralwaſſer dürfen nur ſolche Materialien, Chemikalien und Apparate Verwendung finden,
die geſundheitsſchädliche Stoffe in das Fabrikat nicht gelangen laſſen.
Das zur Verwvendung kommende Waſſer muß den Anforderungen der öffentlichen Geſundheitspfloge vollommen
entſprechen.
Iſt dies nicht der Fall, ſo iſt die Ortspolizeibehorde befugt, anordnen zu laſſen, in welcher Weiſe in jedem einzelnen
Falle das Waſſer ſeitens der Fabrikanten gereinigt werden muß.
8 4. Die Verwendung von Bleiröhren oder bleihaltigen Zinnröhren mit mehr als ein Progent Bleigehalt oder un=
verzinnten
Kupfergeräthſchaften iſt überall da, wo dieſelben mit dem Mineralwaſſer in Berührung kommen und Blei oder
Kupfer in dasſelbe gelangen laſſen können, unterſagt.
Ebenſo dürſen an den zur Aufbewahrung und Verſendung von Mineralwaſſer dienenden Gefäßen Verſchlußköpſe mit
mehr als ein Prozent Bleigehalt nicht verwendet werden.
8 b. Die Otspolizeibehörden haben Proben von im Kreiſe Darmſtadt zum Verkauf feilgebotenen Mineralwaſſern zeit=
weiſe
auf ihre Reinheit beziehungsweiſe Geſundheitsunſchädlichkeit unterſuchen zu laſſen. Die Ergebniſſe dieſer Unterſuchungen
ſind zu ſammeln und aufzubewahren.
8 6. Die Koſten der regelmäßigen Reviſionen und Unterſuchungen trägt die Gemeinde. Die Koſten der außerordent=
lichen
Reviſionen hat der Fabrikant dann zu tragen, wenn er dieſelben ſchuldhafter Weiſe veranlaßt hat.
8 7. Der Mineralwaſſerfabrikant iſt berechtigt, von der Ortspolizeibehörde ein Zeugniß über das Reſultat der Re=
viſionen
und der chemiſchen Unterſuchungen des Waſſers zu verlangen. Die Ausſtellung dieſer Zeugniſſe erfolgt koſtenfrei.
8 8. Zuwiderhandlungen gegen die Vorſchriften dieſer Verordnung werden - unbeſchadet der nach dem Geſetze den
Verkehr mit Nahrungsmitteln ꝛc. betr" und ſonſtigen Strafgeſetzen etwa verwirkten höheren Strafe - mit Geldſtraſe bis
zu 30 Mark - beſtraft.
Darmſtadt, am 14. November 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(11759
v. Marquard.

Aufforderung.
Forderungen und ſonſtige Anſprüche
an den Nachlaß des Vergolders Hubert

Meiß dahier, welcher unter der Rechts=
wohlthat
des Inventars angetreten iſt,
ſind bei Meidung der Nichtberückſichtigung
binnen 14 Tagen dahier anzumelden.

Darmſtadt, den 23. November 1887.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Dr. Berchelmann. (2195
825

[ ][  ][ ]

3150

Nr. 236

Steckbrie,
21727 A. J. 341387. Gegen den
Obſthändler Friedrich Heinemann, ge=
boren
am 25. Auguſt 1861 zu Dörnig=
heim
, welcher flüchtig iſt, iſt die Unter=
ſuchungshaft
wegen Unterſchlagung ver=
hängt
.
Es wird erſucht, denſelben zu ver=
haften
und von der Verhaftung unver=
züglich
hierher Nachricht zu geben.
E Frankſurt a. M., den 29. Nov. 1887.
K. Staatsanwaltſchaft. (12344

Steckbrief.
M. 37-86. Der Kaufmann G.
Oppenheimer, geboren am 15. März
1846 in Kirberg, iſt durch Urtheil der
Strafkammer des hieſigen Kgl. Landge=
richts
vom 26. März 1886 wegen Ver=
gehens
gegen das Markenſchutzgeſetz zu
einer Geldſtrafe von 200 Mk., event. für
je 10 Mk. 1 Tag Gefängniß rechtskräftig
verurtheilt worden und hat ſich dem Voll=
zug
dieſer Strafe durch die Flucht ent=
zogen
.
Es wird erſucht auf den ꝛc. Oppen=
heimer
zu fahnden, ihn im Betretungs=
falle
zu verhaften, und die Unterzeichnete
von der Verhaftung zu benachrichtigen.
Frankfurt a. M., den 29. Nov. 1887.
K. Staatsanwaltſchaft. 112345
J. 37638I. Das am 9. d. Mts.
gegen Kath. Treulieb von Seckbach er=
laſſene
Ausſchreiben iſt erledigt.
22124 B. N. 107187. Ueber den
Aufenthalt, des Mechanikers Emil
Chriſten, geb. am 27. Juli 1851 zu
Stettin, wird Auskunft begehrt.
5 246987. Ueber den Aufenthalt
des Schaubuden=Beſitzers Friedr. Wol,
von Nordhauſen wird Auskunft begehrt.
21340 A. - J. 2092187. Ueber
den Aufenthalt des Kellners Fritz Keller,
geb. am 19. Oktober 1863 zu Leubus,
wird Auskunft begehrt. Derſelbe nennt
ſich Hieronhmus Pietſch von Koſtenthal.
Frankfurt a. M. den 28. Novbr. 1887.
Königl. Staatsanwaltſchaft. 12346

Cri.

Triſche

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1 Partie Cachemirereſte von 1-10 Meter.
1 Partie Buckskinreſte von 1-4 Meter.
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1 Partie Drellhandtücher und Tiſchtücher.
1 Partie Tiſch= und Kommode=Decken.
1 Partie Bett= und Sopha=Vorlagen.
112249
1 Partie Tiſch=, Kommode= und Bett=Decken.
1 Partie Gardinen= und Jute=Vorhangſtoffe.
1 Partie fertige Betttücher und Betttücherleinen.
1 Partie reinwollene Lamas und Caſinets.
1 Partie Hemden= und Rockflanelle.
1 Partie Druckzeuge und Elſäſſer Baumwollzeuge.
1 Partie Elſäſſer Cretonne, das Meter 35 Pfg.
Ludwigsſtraße
Ludwigsſtraße
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V.

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2
S

8
89
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Deutſch: Ein Kurſus von 20 Briefen, nur komplett, 20 A.
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- Brief L jeder dieser 3 Sprachen dls Probe d 1 II. -
Wie Proſpekt nachweiſt, haben Viele, die nur dieſen (nie mündl.) Unt. be=
nutzten
, d. Examen als Lehrer der bezügl.-Sprache gut beſtonden.
Die Sorgfalt dieſer Originale tritt recht auffällig hervor, wenn man
d. ſchlechten Nachahm. damit vergleicht, welche v. d. litter. Induſtrie auf den
Markt gebracht werden.
SSchulblatt.)
Wer kein Geld wegwerfen u. wirkl. zum Ziele gelang. will, bediene ſich
nur dieſer,. von Staatsmin. Dr. v. Lutz Excell., Staatsſek. Dr. v. Stephan
Excell., den Profeſſoren Dr. Büchmann, Dr. Dieſterweg, Dr. Herrig u. and.
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bei Herrn Benjamin Simon, Synagogen=
diener
, oder an meine Adreſſe nach
Pfungſtadt zu richten.
Ferdinand Jeidel,
Gefligelhändler. 120s1
836

[ ][  ][ ]

5154

Nr. 237

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meines
Herren=Filzhut=Lagers
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Königswaffeln, Carolawaffeln,
gefüllt mit feinem Fruchtgeſchmack,
Wiswaſſeln, Unglische & Wiener Waſſeln,
offen und in eleganten Blechdöſen,
Patience, Maselnuss-Patience,
Stefanie-BusserIn, Duchessen-Macronen,
Eucheroblaten von Hromadka & läeger,
Deutsche und englische Wiscuits
in 20 Sorten, offen und in hübſchen Doſen,
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NLeodoy.
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OI0all UI8SGhdl
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Wol ſagt de Epedilion.
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Eiſabethenſtraße 36. 111500
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München (ſtaatlich geprüft u. begutachtet),
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beſtens zu empfehlen iſt, vkft. zu 40 Pfg.
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Schwanenſtraße 29.

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12274) Herdweg 97 iſt die Beletage
mit 5-6 Zimmer und allem Zubehör
ſofort zu vermiethen.

1

12278) Grafenſtr. 28. III. Et., ein
großes ſchön möbl. Zimmer, auf Wunſch
zwei, für einen oder 2 Herren, ſof. z. verm.

9892

Für Taube u. Schuerhörige.
Eine Perſon, welche durch ein einfaches Mittel von einer 23jährigen Taubheit
geheilt wurde, iſt bereit eine Beſchreibung deſſelben in deutſcher Sprache allen An=
ſuchern
gratis zu überſenden. Adr.: Dr. Hlcholson, 4 rue Drouot, Paris. (1947

1O0SI

der
Weihnachts=Verlooſullg
hieſiger Gewerbehalle
1 Mark,
ſind in der Exped. d. Bl. zu haben.

[ ][  ][ ]

A GUudAt

im Winter 1887-88 (6. Vereinsjahr),
uſer Leilung von Herrn Hofmuſiſidirector C. A. Mangold,
und unter gütiger Mitwirkung
n Frau Lil Wolfskehl, der Concertſängerin Fräul. Anna
Göring und des Herrn Martin Hann, ſowie der
Grossherzoglichen Hofmusik.
Montag den 5. Dezember 1857,
Em Saalbau.
Anfang präcis halb 8 Vhr. Ende gegen 10 Uhr.
l. Aus Parsiſal von Nichard Wagner: Wandel=Muſik
und Schlußſcene des erſten Akts.
fl. Fantasie von Beethoven, für Pianoforte, Soloſtimmen,
Chor und Orcheſter.
fl. Die erste Walpurgisnacht, Ballade von Göthe,
für Soli, Chor und Orcheſter, von Feliz Mendelsſohn=
Bartholdy.
Die Abgabe von Tageskarten und Programmen findet in den Buch= und
Uikalienhandlungen der Herren Bergſtrüßer, Bölling, Klingelhöffer und Thies,
am Concerttage ſelbſt nur bis 4½ Uhr Abends
ſowie im Saalbau Abends
7der Kaſſe von 6 Uhr an ſtatt.
Die Preiſe der Tageskarten ſind:
1) für die beſonderen Sperrſitze
5 Mk.
Pfg.
2) für die nummerirten Plätze im Saal, auf
den Eſtraden und in den Logen.
3 50
3) für die nicht nummerirten Plätze im Saal 2 50
4) für die nicht nummerirten Plätze in den
Logen (2. und 3. Reihe)
2

5) für den Vorſaal
1
6) Schüler des Gymnaſiums, des Realgymnaſiums und der Victoria=
ſchule
können Schülerbillets zum Preiſe von 50 Pfg. bei den
Schuldienern der betr. Schulen erhalten.
Zu der Sonntag den 4. Dezember, Morgens 10 Uhr, ſtattfindenden
Huptprobe werden in den genannten Buch= und Muſikalienhandlungen, ſowie an
r Kaſſe Eintrittskarten zu Mark 1 ausgegeben. Ohne eine ſolche Karte iſt, außer
da Mitwirkenden, der Eintritt Niemandem geſtattet.
[12368

Handelsvexein

für Darmſtadt und Beſſungen.
Nach Erledigung der Vorbedingungen wird die
Fortbildungsſchule für Handlungs=Lehrlinge
u Montag den 5. Dezember l. J., Abends 8 Uhr, eröffnet
urden.
Das Unterrichtslokal iſt in dem vormaligen ſtädtiſchen Pfarrhauſe, Kapellplatz
k. 2. woſelbſt ſich die Angemeldeten zur vorbezeichneten Stunde einfinden wollen.
Weitere Anmeldungen nimmt Herr Kaufmann Th. Kalbfuß entgegen.
Die Theilnahme an dieſem Unterricht entbindet die Handlungslehr=
lige
von dem Beſuch der allgemeinen obligatoriſchen Fortbildungsſchule.
Das Curatorium. 12369
Das Illuſtrirte Unterhaltungsblatt wird von
jetzt bis Weihnachten der Freitagsnummer
unſeres Blattes beigelegt.
Expedition des Jagbſatts.

12282) Ein Fräulein nimmt die
Stelle als Stütze einer Hausfrau, oder
auch als Jungfer an.
Näheres zu erfragen Eliſabethenſtraße
Nr. 35 im Laden.

AAAAII
1

12370) Geſucht auf Weihnachten ein
reinliches braves Laufmädchen oder un=
abhängige
Frau. Näheres Expedition.
12371) Ordentliche Mädchen erhalten
gute Stellen hier u. auswärts durch
Frau Zulauf, untere Sandſtr. 40.
Ein Sehriſtsethor
findet Condition in der
L. C. Wittich' schen Hofbuchdruckerei
im Darmstadt.
12088) Schloſſer, tücht. erfahr. Arb.
finden bei gutem Lohn dauernde Be=
ſchäftigung
. Schrankarbeiter bevorzugt.
Promenade 39.
12372) Ein tüchtiger Schloſſer findet
dauernd Arbeit. L. Koch, Dieburgſtr. 5.

12373) Wir ſuchen einen ordentlichen,
kräftigen Jungen.
A. Rosenthal & Cie.

Verlorem
ein filbernes Armband am 28. Novbr.
in einem Laden oder auf der Straße.-
Abzugeben Riedeſelſtr. 12.
[12289

2)

wei Herren können Koſt und Logis
a) erhalten. Gr. Ochſeng. 5, I. (12374

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 2. Dezember.
Abonnement suspendu.
Die Batſure.
Perſonen:
Siegmund
Herr Bär.

Herr Eilers.
Herr Feßler.
Frl. Piſinger.
Frl. Finkelſtein.
rau Mahr=Olbrich.
Frl. Büdinger.

Hundin.
Wotan
Sieglinde
Brünhilde
Fricka
Gerhilde,
Ortlinde,
Waltraute,
Schwertleite,
Frl. Schütky.
8
Helmwiege,
Frl. Jungk.
Siegpune,
Frau Rieger.
Grimgerde,
Frau Roßmann.
Roßweiße,
Frl. Ethel.
24 Brünhilde: Frln. Thereſe Malten, a. G.
Anfang 6 Uhr. Ende nach 110 Uhr.
Sonntag. 4. Dezember.
Abonnement suspendu.
Große Preiſe.
L.ohengrio.
Elſa. Frl. Thereſe Maͤlten, als Gaſt.

[ ][  ][ ]

5156
Nr. 236
Danusraor.
E
B. d. grosso CxOTT1S-Ausstollung
im Gartenſaal
[12375
Darmstädter Hok.
Geöffnet von Morgens 9 bis Abends 7 Uhr. Sämmtliche Gemälde ſollen zu dem
billigſten Preiſe verkauft werden.
Achtungsvoll
Ferdinand Hüpper.

Reinſchmeckenden und kräftigen
gobrannten Java-Hafee

[2376

per Pfund
M. 1. 30.
Rohen Halkee in gleichem Preisverhältniß.
Emanuel
Fuld.

Voroin ,Kunstfround=
Die 3. ordentliche Generalver=
W ſammlung findet Freitag den 2. De=
zember
1887, Abends 8½ Uhr, im
oberen Saal der Reſtauration, zur Poſt=
ſtatt
. Tagesordnung: 1-6 nach der
den Mitgliedern zugeſtellten ſchriftlichen
Einladung. 7) Verloſung verſchiedener/
dem Verein gewidmeter Bilder.
Zu zahlreicher Betheiligung laden wir
ergebenſt ein.
[12377
Der Vorſtand.
Freunde des Vereins ſind willkommen.
12378) Zie meiſten verbreiteten Leiden ſind,
Huſten und Verdauungsbeſchwerden, - die
leichteſt zu beſchaffende Cur dieſer Leiden aber,
beſteht im Gebrauch der vielbewährten Hodener
Aineral=Paſtiſken, erhältlich in allen Apo
theken 85 Pf. per Schachtel. Aus Würzburg
wurden uns über den Erfolg atteſtiert: Ge
ehrter Herrl Die von Ihnen empfohlenen
Hodener Mineraf=Baſtilten bewähren ſich in
der That. Nicht nur daß dieſelben Affectionen
des Kehlkopfes ꝛc. lindern und heben, wirken
ſie auch auf den Verdauungsproceß wohl=
thuend
ein, und ſteigern ſo das allgemeine
Wohlbefinden. Hochachtungsvoll gez. Fritz
Schwemer, Schauſpieler.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 24. bis 30. November 1887).
Heborene: Am 20. November: Dem Gartenverwalter Konrad
Seybold, T. Marie Louiſe. Am 21.: Dem Lakai Johannes Happel,
T. Helene Eliſe Philippine. Am 24.: Dem Schuhmachermeiſter
Johann Groſch, T. Hildegarde Katharina.
Eheſchlietzungen: Am 27. November: Der Bahnarbeiter Wil=
helm
Holfert mit Henriette Louiſe Wolf dahier, T. des verſtorb.
Zimmermanns Friedrich Wolf III.
Geſtorbene: Am 24. November: Die Witwe des Garde=
Unteroffiziers i. P. Johannes Frank, Katharina, geb. Deichert. 67 J.
2 M. 21 T. alt. Der Rentner Karl Ludwig Chriſtian Philipp
Pfaff, 64 J. 6 M. 2 T. alt. Am 25.: Dem Gartenverwalter Kon=
rad
Seybold T. Marie Louiſe, 5 T. alt. Am 26.: Die Witwe des
Großh. Profeſſors Karl Seeger, Eleonore. geb. Harres, 76. J. 2 M.
20 T. alt. Am 27.: Die Helene Keßler, T. des verſtorb. Schreiners
Berthold Keßler, 20 J. 6 M. 20 T. alt. Am 28.: Der Zeichen=
lehrer
Karl Auguſt Schauppner, 64 J. 4 M. 4 T. alt.

Politiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer nahm am Mittwoch die
Vorträge des Chefs des Civilkabinetts v. Wilmowski entgegen und
empfing ſpäter den Miniſter v. Puttkamer und den Staatsſekretär
Grafen Herbert v. Bismarck. Die Kaiſerin empfing im Laufe des
nachmittags den Prinzen und die Prinzeſſin Wilhelm.
Die in der Thronrede angekündigte Vorlage, betreffend die Land=
wehr
und den Landſturm, iſt nunmehr dem Bundesrate zugegangen
und wird in deſſen nächſter Plenarſitzung erledigt werden.
Zwiſchen dem deutſchen Reich und Paraguay iſt ein Meiſtbe=
günſtigungsvertrag
abgeſchlöſſen worden.
Der Reichsanzeigeru vom 30. veröffentlicht eine Verordnung
betreffend das Verbot der Einfuhr von Schweinen Schweinefleiſch
und Würſten däniſchen, ſchwediſchen und norwegiſchen Urſprungs.
Die Verordnung tritt am Tage der Verkündigung in Kraft.
In der Reichstagsſitzung vom 30. wurde die erſte Leſung des
Etats zu Ende geführt und wurden verſchiedene Teile desſelben an
die Budgetkommiſſion verwieſen, während die übrigen Teile in der
weiteren Leſung im Plenum beraten werden ſollen. An der Debatte
hatten ſich Graf Behr, Bebel und Windthorſt beteiligt und im all=
gemeinen
die größte Sparſamkeit empfohlen. Bebel wurde wegen
einer ſehr unpaſſenden Aeußerung über die Thronrede zur Ordnung
gerufen. Für die nächſte Sitzung am Donnerstag ſtand die Er=
höhung
der Getreidezölle auf der Tagesordnung.
Der König und die Königin von Württemberg reiſten am Mitt=
woch
früh unter dem Namen eines Grafen und einer Gräfin von
Teck von Stuttgart zum Winteraufenthalt nach Florenz ab.
Der älter: Bruder des Reichskanzlers Geh. Rat Bernhard
v. Bismarck beabſichtigt wegen ſeines hohen Alters (77 Jahre) zum
1. Januar ſein Amt als Landrat des Kreiſes Naugard, das er ſeil
1841 verſieht, niederzulegen.

Jrankreich. Seit Dienstag abend iſt unter der radikalen Partei
eine vollſtändige Panik eingetreten und zwar aus Furcht, daß Ferry
zum Nachfolger Grevys gewählt werden würde. Die Lanterne',
die in der Beſchimpfung Grevhs das Unmögliche geleiſtet hat, er=
klärte
am 30.: Grevy ſoll und muß bleiben, um Ferrys Wahl zu
verhindern und Frankreich vor einer Kataſtrophe zu bewahren!
Mehrere radikale Deputierte wie Granet, Laiſant, Turquet und
Laquerre waren am 29. abends im Elyſée und beſtürmten Grevh,
daß er bleiben möge. Auch Deroulede hatte ſich im Eliſée einge=
ſunden
, um ſich wegen ſeiner Rede zu entſchuldigen und den Präſi=
denten
der Republik zu bitten, auf ſeinem Poſten zu bleiben: an=
geſichts
des in Gefahr ſchwebenden Vaterlandes! Es wird unter
dieſen Umſtänden für nicht unwahrſcheinlich gehalten, daß am Don=
nerstag
im Senat und der Abgeordnetenkammer der Antrag au
Verweigerung der Annahme der Demiſſion Grevys eingebracht wird!
Sehr bitter lautet das Urteil des Organ Grevys La Paitz,
über dieſes Treiben. Das Blatt ſagt: Die Verfaſſung von 1855
wird mit dem Rücktritte des Herrn Grevy verſchwinden, wie die
legitimiſtiſche Monarchie mit dem Grafen Chambord zu Grabe ge=
tragen
wurde. Der Kampf ſteht fortan zwiſchen Sozialdemokrati
und Prätendententum, wenn nicht bald zwiſchen Anarchie und
Dictatur.-
Gegen Lisbonne und die anderen Unterzeichner des im Quar=
tier
Montmartre verbreiteten Anſchlages, in dem zur Inſurrektion
aufgefordert wird, iſt die Unterſuchung eingeleitet.
Nach Berichten aus Algier hat am 29. abends 7½ Uhr in
Oran, Mascaro und Relizaune ein ſtarker Erdſtoß ſtattgefunden.
Schwere Unglücksfälle ſind nicht zu verzeichnen.
Das Journal officiel; verkündigte am 1. Dezember die Rück=
nahme
der Demiſſion des Kabinetts. Die Debats= ſprechen ſich
für die Präſidentſchaftskandidatur Ferry's aus.
England. Lord Hartington und der Schatzkanzler Goſchen
wohnten am 29. abends in der Leinſterhall in Dublin einer
unioniſtiſchen Kundgebung bei, zu welcher ſich zahlreiche Vertreter
des Advokatenſtandes Frlands ſowie Bankiers, Dozenten der Uni=
verſitäten
und Induſtrielle vereinigt hatten. Hartington und Goſchen
wurden enthuſiaſtiſch empfangen und ſprachen in längeren Reden
für die Aufrechterhaltung der Union. Die Verſammlung beweiſe,
daß in Irland eine ſtarke, den gebildeten Klaſſen angehörige Mino=
rität
der Home=Rule=Partei entſchloſſen gegenüberſtehe.
Der Parlamentsdeputierte Sheehy wurde wegen einer jüngſt
gehaltenen aufrühreriſchen Rede am 30. früh unweit Limerik verhaftet.
Die am 13. d. M. gelegentlich der Zuſammenrottung auf dem
Trafalgar Square unter der Anklage des verſuchten Aufruhrs und
des Angriffs auf die Polizei verhafteten Graham und Burns wur=
den
am Mittwoch vor die Aſſiſen verwieſen.
Bulgarien. Wie aus Ruſtſchuk gemeldet wird, hat Clement
die Rückkehr nach Rußland mit dem Bemerken abgelehnt, er werde
demnächſt in den Fall kommen, Rußlands Intereſſen neuerdings in
Bulgarien zu wahren.
Griechenkand. Die Deputiertenkammer erteilte am 30. mit 75
gegen 52 Stimmen der Regierung ein Vertrauensvotum.

[ ][  ][ ]

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 1. Dezember.
ber=
2 i=
hrovinz
Rheinheſſen, mit Wirkuhig vom 1. dieſes Monats an, ernannt. Werte gelangte, kein Gedanke wird durch den anderen verwiſcht
ſoff urwies Herr Oberbürgermeiſter Ohlyjaüf=den im Druck vorliegen= Ausdauer, über welche die Künſtlerin verfügt, iſt geradezu erſtaun=
1 der dn Bericht über die günſtigen Reſultate der=hieſigen Pfennigſpar= U lich! Wenn erſtere ſie zur unumſchräukten Herrin aller Stoffe macht,
lhen lſſe worauf ſofort in die Beratung des Vertragsentwurfs über über die ſie mit ſouberänen und doch pietätvollem Geiſte ſchaltet,
kön,
N. einnerlich, handelt es ſich um die Ueberbrückung der Main=Neckar= ſtrich, die auf dem Vortrag der Dame ruhte: von Virtusſenkunſt=
luen
öhn am alten Pfungſtädter Weg und um einen Huſatz zu dem ſtückchen wurde man nicht das geringſte gewahr. Tas Auditorjum
beſſungen, welchen man nach einem von der Stadtverordnetenver= der Liszt'ſchen Rhapſodie verabſchiedete, prägte ſich auf allen Mienen
4.
deut
ir Verwendung in ſtädtiſchen Dienſten heranziehen wollte Her erreicht habe. Trotz lebhaften Drängens konnte ſich Frau Menter
lvl Fefjunger Gemeinderat hatte Strich des Zuſatzes beſchloſſen, dem ſich. zu keiner Zugabe mehr entſchließen, da ſie noch den Abendzug zur
Pbur=
mmehr
auch die ſtädtiſche Vertretung angeſchloſſen hat. Ober= Fortſetzung ihrer Rouie benützen wollte.
E, ülegermeiſter Ohly betonte ſodann, daß mit den heutigen Beſchlüſſen
lener
lölliges Einverſtändnis der beiderſeitigen Gemeindevertretungen er= war von der Firma A. W. Zimmermann zur Verfügung geſtellt.
ſchu
ect ſei und ſprach namens der Verſammlung die Hoffnung aus,
Lonn.
birle
n zufriedenſtellendes und ſegenbringendes ſein werde. Bei der l unhaltbare des Zuſtandes dieſes Straßenteils gezeigt, indem die
altung ohne Verzug mit den Vorarbeiten züm Vollzug der Ver= großen Verkehr, beſonders mit ſchweren Fuhrwerken hat. Wir

ſſigung beginnen wird.

reph

lüch

ud fand raſche Erledigung. Auf Grund eines Vortrags des Herrn Erfolg geblieben ſind und daß die Verſehung genannter Straßen=
hlumenthal
erklärte man ſich damit einverſtanden, daß ein Keller=
unm
des Lagerhauſes, welcher ſeither von dem Tiefbauamt benutzt
nzuſchließen. Die Kommiſſion iſt hiermit nicht einverſtanden, mitgeteilt wurde, iſt die Vergebung des Saalbaus in Generalpacht
en allgemeines Bedürfnis nicht vorliegt, und wird das Geſuch, wie und der Wirtſchaftsbetrieb bereits ausgeſchrieben.
tüher abſchläglich beſchieden. Ueber die Rechnungen der Polizei=

erten Prüfung zu keiner Beanſtandung Veranlaſſung gehabk habe. direktor Soldan über Touren in den Oetzthaler Alpen.
vie Verſammlüng ſtimmte dieſem Antrage zu. Einen Gelände=
nd
beriet hierauf in geheimer Sitzung.
lus der Kommerzienrat Kellerſchen Stiftung für Skudierende der
Rudierenden Carl Friedmann aus Bauſchheim und Carl Schumacher ſich nennenswerte Verletzungen zuzuziehen.
us Mainz verliehen worden.
ollegen, welchen ſie nicht nur zum mindeſten ebenbürtig iſt, ſondern ) Berchelmiann und Lang ſtatt.
or denen ſie auch in gar vielen Fällen weſentliches voraus hat.
lürfte es eigentlich einer ganz beſonderen Aüsdrücksweiſe. Doch werden.
benſowenig wie ſich Muſik durch Worte beſchreiben läßt, ebenſo=
Renter ſpielte, worin das Weſen ihrer künſtleriſchen Eigenart be=
elne
zergliedern, um ſo den Charakter der Auffaſſung und des 1 Fiſcher in Abrede.
gortrages feſtzuſtellen. Da dies einfach unmöglich, ſo wollen wir

Nr. 236
3157
nun Beethoven, Chopin oder Liszt unter den Fingern hat, alles
tritt in gleich vollendeter Formſchönheit zu Tagel Die plaſtiſche
klare Ausarbeitung eines jeden Gedankens muß zu rückhaltloſer
Se. Königl. Hoheit, der Großherzog haben am 27. Novbri Bewunderung fortreiken. Da iſt in der That auch keine Phraſe,
en Auguſt Dern zu Worms zum Landwirtſchaftslehrer in der die in der Wiedergabe der Frau Menter nicht zu ihrem vollen
7 Stadtverordnetenverſammlüng. Zu Beginn der geſtrigen Sitzung oder verdrängt, jeder kommt zu ſeinem Rechte. Die Technik und
ze Vereinigung Beſſungens mit Darmſtadt. zu der ſich auch dies= ſo ſetzt letztere ſie in den Stand, in 1½ Stunden ein Programm
fur,zal wieder eine Anzaͤhl von Bewohner=Beſſungens eingefunden zu alſolvieren, das an inhaltlicher Bedeutung und formellen Schwie=
lAte
, eingetreten wurde. Herr Oberbürgermeiſter Ohly referierte rigkeiten nicht allzu häufig ſeines Gleichen findet. Das rieſenge=
m
urz über die bezüglich der 3.Aifferenzpunkte von der Beſſunger waltige Können, welches Frau Menter gleich in der Eingangs=
ornmiſſion
gefaßten Beſchlüſſe= und wurde dieſen ohne jegliche nummer bekundet, gewann ihr die Herzen der Hörer im Augenblick;
gedatte einſtimmig beigetreten. Wie den Leſern dieſes Blattes. gleich wohlthuend berühren mußte die Ruhe und der vornehme An=
n
ſin Laragraphen über die Ortsbürgernutzungen; der dritte Differenz; unterließ es denn auch nicht, die Künſtlerin nach jeder Nummer
nrekt betraf die Penſionierung des jetzigen Bürgermeiſters von 1 mit Applaus und Bravos zu überſchütten, und als ſich dieſelbe mit
mmlung beſchloſſenen Zuſatz gegen die ihm ausgeſetzte Penſion das Bedauern aus, daß dieſer hohe Kunſtgenuß ſo bald ſein Ende
Der ausgezeichnete Flügel, deſſen ſich die Künſtlerin bediente,
() Bei dem jüngſten Schmutzwetter hat ſich in der oberen Stift=
ut
das Ergebnis der langwierigen Verhandlungen für beide Teilé ſtraße (Strecke zwiſchen der Roßdörfer= und Soderſtraße) wieder das
w0 Mgeſetzten Behoͤrde wird nunmehr darum nachgeſucht werden, daß=/ dortige Fahrbahn noch nicht hergeſtellt wurde, trotzdem die Straße
kt Landſtänden möglichſt bald das Geſetz über die Vereinigung ſchon ſeit vielen Jahren vollſtändig ausgebaut iſt. Dieſer Uebel=
kk
beiden Gemeinden zugehen werde, währeyd die ſtädtiſche Vers, ſtand tritt um ſo mehr hervor, als geraͤde die Stiftſtraͤße einen
freuen uns, nun mitteilen zu können daß die Schritte, welche von
Der Reſt der Tagesordnung hatte wenig öffentliches Iutereſſe Intereſſenten bei der zuſtändigen Behoͤrde gethan wurden, nicht ohne
ſtrecke mit Pflaſter und Trottoir im nächſten Fahre in Ausſicht ſteht.
In der am Mittwoch abend im Ritſert'ſchen Saale ſtattge=
ruͤrde
, gegen einen jährlichen Pachtzins von 100 M. vermietet habten Verſammlung, in welcher die Verhältniſſe des Saalballes
kerde, und genehmigte ſodann einen von dem Tiefbauamt mit dem beſprochen wurden, einigte man ſich ſchließlich dahin, die Vergebung
ſuhrmann Schneider abgeſchloſſenen Akkord wegen des Fahrens des des Unternehmens an einen Generalpächter zu empfehlen. Der von
öchneeſchlittens Herr Diehm referierte namens der Lagerhaus= anderer Seite gemachte Vorſchlag, daß die Stadt den Saalbau
lommiſſion über ein Geſuch, das Lagerhaus an das Telephonnetz übernehme, wurde abgelehnt. Wie von einem Ausſchußmitglied
Deutſch und öſterreichiſcher Alpenberein Sektion Darmſtadt. Die
uſſe für 1886 85 und diejenige der Realſchule und des Realghmnaſiums nächſte Monats= (zugleich General=) Verſammlung wird nicht am
vſerierte Herr Bergſträßer, welcher mitteilte, daß die Finanzkommiſſion Dienstag, ſondern am Freitag den 9. ds. ſtattfinden. In derſelben
eſelben zur Genehmigung befürworte, da ſie bei der vorgenöm= ſpricht der Vorſitzende der Nachbarſektion Mainz, Herr Realſchul=
Kleine Mitteilungen. Aus der Thorhalle eines Hauſes in
m auf zur Regulierung der Kiesſtraße genehmigte man ebenfalls der Ernſt=Ludwigsſtraße wurde ein Kehrichtkaſten entwendet.
Am Mittwoch Abend iſt aus einem Hausgarten in der Kaſinoſtraße
Das in dieſem Jahre am 1. Dezember fällige Stipendium eine Partie zum Trocknen aufgehängte Wäſche entwendet worden.
In der Beſſunger Heerdwegſtraße fiel Mittwoch Nachmittag ein
üeſigen techniſchen Hochſchule iſt im Betraͤg von 400 M. an die dreijähriges Kind aus dem zweiten Stock auf die Straße ohne
88 Pfungſtadt, 30. Novbr. Bei der heutigen Beigeordneten=
B. M. Konzert von Frau Sophie Menter. Unter den Pianiſten Wahl ſtimmten 458 Wähler ab. Ats Kandidaten waren aufgeſtellt:
er Gegenwart iſt Frau Sophie Menter eine Erſcheinung, die ſo Apotheker Berchelmann, Landwirt L. Lang und Bäcker Th. Eck.
ut wie ohne Konkurrenz daſteht, nicht nur, was die weiblichen l Erſterer erhielt 200 Stimmen, Lang 187, Eck 109 Zwei Stimmen
Retbewerber anlangt, ſondern auch rückſichtlich der männlichen l wurden für ungültig erklärt. Somit findet eine Stichwahl zwiſchen
J. Mainz, 30. Novbr. Gelegentlich einer Interpellation wurde
der Kritiker kommt bei dem Spiel dieſer hochgenialen Künſilerin in der heutigen Stadtverordnetenſitzung von der Bürgermeiſterei die
ſche nſofern in Verlegenheit, als e3 ihm geradezu ünerträglich ſcheint, erfreuliche Mitteilung gemacht, daß von dem ſtädtiſchen Bauamt in
im, lie üblichen Prädikate und Zenſuren. deren er ſich bei den Virtuoſen aller Kürze eine Vorlage um teilweiſe Reſtaurierung unſeres herr=
m
. u bedienen pflegt, auch auf ein künſileriſches Schaffen anzuwenden, 1 lichen kurfürſtlichen Schloſſes zu erwarten ſei. Nach beregter
las ſo gar nicht in der Maſſe und im Herkömmlichen wurzelt. Mitteilung ſoll die Reſtauration zunächſt am rechten Flügel, an
k. m einer Kraft wie Frau Menter völlig gerecht zu werden be= der Schloßkaſerne gegenüber liegenden Seite, in Angriff genommen
Das Unterſuchungsgericht von Darmſtadt war heute hier an=
herlig
ſtehk uns für die entſprechende Wiedergabe der Tongebilde weſend um wegen des angeblichen Mordes des Müllers Fiſcher
in erſchöpfender Ausdruck zu Gebot. Um zu ſagen, wie Frau Vernehmungen vorzunehmen. Der unter dem Verdacht der Thäter=
ſchaft
in Häft befindliche Müller Schröpfer von Biſchofsheim ſtellt
ieht, müßte man jeden Satz der vorgetragenen Stücke bis ins Ein= jeden Zuſammenhang ſeiner Perſon mit dem Schickſal des Müllers
Mainz, 30. Novbr. In nicht öffentlicher Sitzung erledigten
ns mik unſerer Beſprechung an das Hauptſächlichſte und Unmittel= heute Abend unſere Stadtverordneten eine Angelegenheik, die ſchon
ärſte halten und in erſter Linie betonen daß die Könzertgeberin l ziemlich lang die öffentliche Diskuſſion hier beſchäftigte. Nämlich
in ſelbſtändiges muſikaliſches Leben führt, das um ſo Intereſ= die Vergebung der Direktion unſeres Stadttheaters. Auf
anter und anziehender iſt, als der ſtark ausgeſprochenen Individua= ein diesbezügliches Ausſchreiben hin, dem eine weſentliche Aende=
ität
keine ſubjektiven Schrullen zur Seite ſtehen. Die Künſilerin rung des Theatervertrags vorausgegangen, häben ſich 17 Bewerber
egt den Komponiſten wohl auf ihre Art aus, aber ſie legt nichts l um Uebernahme unſeres Muſentempels gemeldet, darunter auch der
ünſtlich in ihn hinein, und die verwegene Bravour iſt ſtets von bisherige Direktor. Ungeachtet ſoich zahlreicher Liebhaber beſchloß
inem geiſtigen Erfaſſen des Stoffs erfüllt und getragen! Ob ſie 1 die Verſammlung nach langen Beratungen gemäß dem Antrage der
827

[ ][  ]

3158
Nr.
Deputation dem ſeitherigen Direktor Preymaier das Stadt=
theater
wieder auf 3 Jahre zu übertragen und zwar unter im All=
gemeinen
weſentlich günſtigeren Bedingungen wie früher, jedoch ſoll
der Direktor für die Folge wieder eine Entſchädigung für das Gas
leiſten.
Worms, 80. Novbr. Bei der unter Vorſitz des Herrn Amts=
richter
Finger ſtattgehabten Generalverſammlung des Schlitt=
ſchuhklubs
wurde mitgeteilt, daß die Geſamteinnahme Mk. 1881
betrug. Verausgabt wurden für Herſtellung und Reinigurg der
Eisbahn 861.54 Mk., für Dienſtleiſtungen 127.70 Mk., für Konzerte
und Eisfeſte 649.50 Mk., für Druckſachen 6590 Mk. für Abzeichen
13248 Mk. für Inventaranſchaffungen 56.45 Mk., für Bewäſſerungs=
und Pachtkoſten 100 Mk., für ſonſtige Ausgaben 3.75 Mk. Insge=
ſamt
ſind ausgegeben worden 149732 Mk., es bleibt infolge deſſen
ein Kaſſenvorrat von 38568 Mk.
Biebrich, 30. Novbr. Die Geſamtſumme von Entſchädigungen
für die bei der letzten Reblaus=Infektion ausgeführten Vernich=
tungen
beträgt Mk. 47009.27. Unter 40 Empfängern bewegen ſich
die einzelnen Poſten zwiſchen Mk. 14.70 und Mk. 1031951.
Berlin, 30. Novbr. Ueber den Brand an Bord der Fre=
gatte
Stein; wird dem B. Tgbl. noch Folgendes berichtet
Der Brandſchaden iſt weit beträchtlicher, als man zuerſt annahm,
und ſoll 80,000 Franes überſteigen. Wie durch ein Wunder blieb
die Pulverkammer verſchont; dagegen ſind die Offiziersräume und
das geſamte Eigentum der Offiziere vernichtet. Der Admiral ſelbſt
entging kaum den Flammen, indem er ſich an einem Tau in ein
Boot hinabließ. Die Fregatte=Prinz Adalbert: wird jetzt Admiral=
ſchiff
. Die Fregatte Stein' bleibt in Reparatur in Neapel.
Köln, 30. Novbr. Die Köln=Düſſeldorfer Dampfſchiffahrts= Ge=
ſellſchaft
läßt in Rotterdam und in Duisburg zwei neue Pracht=
dampfer
bauen, die mit einem Promenadendeck über dem Rad=
kaſten
verſehen werden und ſoweit fertig ſind, daß die Maſchinen
eingeſetzt werden können. Unter dem NamenRhein= und Drachen=
felsr
ſollen ſie zum Mai kommenden Jahres iu Fahrt treten.
München, 30. Novbr. Seit Sonntag ſchon hatte die hieſige Vo=
lizei
Grund zur Annahme, daß der flüchtige Bankdirektor Je=
ruſalem
ſich hier aufhalten müſſe. In der That war derſelbe
ſchon Samstag abend im Rheiniſchen Hof abgeſtiegen, hatte aber
durch weiße Verrücke, entſtellende Brille u. ſ. w. ſich unkenntlich ge=
macht
und ſich als Dr. Müller eingeſchrieben. Trotzdem wurde er
von der Polizei beobachtet, was er bemerkt zu haben ſcheint. Er
erſchoß ſich geſtern abend in ſeinem Zimmer. Er hinterließ einen
geringen Barbetrag ſowie drei Briefe, worunter einen an die
Staatsanwaltſchaft in Leipzig, der die Abſicht ſeines Selbſtmordes
mitteilte.
San Remo, 30. Novbr. Der Kronprinz, der trefflich ausſah
und nach allen Seiten freundlich grüßte, machte mit ſeiner Gemahlin
heute Nachmittag von der Villa Zirio aus einen langen Spazier=
gang
= Erſt ein beginnender ſtarker Regen bewog die Herrſchaft
zur Rückkehr.
Wien, 30. Novbr. Ueber den Waſſereinbruch in dem böh=
miſchen
Kohlenbergwerke wird gemeldet, daß auch der Relſon=
ſchacht
unter Waſſer ſteht und in dem Fortſchrittsſchacht der Eintritt
des Waſſers heute erwartet wird. Direkte Gefahr für die Tep=
lizer
Quelle beſteht vorerſt noch nicht.
New=York 30, Novbr. Moſt wurde ſchuldig geſprochen. Das
Urteil wird Montag verkündigt werden.
Parſifal-Phantaſie-Walpurgisnacht.
Kl. Das nächſte Konzert des Muſik=Vereins (Montag,
den 5. Dezember) wird uns 3 Werke bringen: 1) Aus Parſifal
von Richard Wagner; 2 Die Phantaſie von Beethoven und
3) Die erſte Walpurgisnacht von Mendelsſohn. Das erſte=
genannte
iſt für den Muſik=Verein und überhaupt für Darmſtadt
ganz neu, die beiden anderen Werke ſind früher hier von dem=
ſelben
Verein ſchon aufgeführt worden, wenn auch ſchon vor längerer
Zeit. Zu dieſen Tonſchöpfungen, beſonders aber zu der erſten,
werden ein paar Worte der Einführung und Orientierung wohl
nicht unwillkommen ſein.,
I. Parſifal.
E3 iſt bekannt, daß dieſes Bühnenweih=Feſtſpiel bis
jetzt nur in Bahreuth vollſtändig und auf der Bühne aufgeführt
worden iſt und nach der Beſtimmung des Dichter=Komponiſten auch
ernerhin nur in dieſer Stadt aufgeführt werden ſoll - bis ein=
mal
von den Erben des Meiſters und von den Wagner=Vereinen
anders verfügt werden wird. Vor der Hand kann alſo ber Genuß,
dieſes Werk vollſtändig zu hören, nur denjenigen zuteil werden, die
nach Bahreuth pilgern. An anderen Orten dürfen nur größere oder
kleinere Teile des großartigen Werkes im Konzert vorgeführt wer.
werden, und der hieſige Muſikverein erwirbt ſich eine unleugbares
Verdienſt. wenn er ſich hier zuerſt der ſchwierigen Aufgabe unter=
zieht
, mit ſeinem Chor und unter gütiger Mitwirkung des Hof=
Orcheſters einen Teil des Parſifal- zu Gehör zu bringen.
Das gewählte Stück bildet den Schluß des erſten Aktes mit
Wandel=Muſik und Grals=Enthüllung. Richard Wagner hat ſelbſt
dieſen Teil als zu Konzert=Aufführungen geeignet bezeichnet und

236
genau nach ſeinen Angaben wird auch die hieſige Aufführung ſic
richten.
Der Parſifal Wagners iſt im großen ganzen kei=
anderer
als der Parcival=Wolfram's von Eſchenbach und del
Percevalu des mittelalterlichen, franzöſiſchen Dichters Crestiel
de Troies; doch würde man fehl gehen, wollte man annehmen, da
der Verfaſſer des Parſifal' genau dem einen oder anderen dieſe
Dichter gefolgt ſei. Wagner hat ſich nur an den Kern der Sachel
die Sage ſelbſt gehalten und daraus für ſeine Zwecke verwendet
was ihm gut ſchien.
Ehe wir nun dem =Parſifal' etwas näher treter müſſen wil
wohl eine Sage etwas näher beleuchten, die im Mittelpunkte ſo
wohl der mittelalterlichen Parcival=Dichtungen, als auch des Wag
ner'ſchen Werkes ſteht, wir meinen die Gral=Sage. Der Namo
graal kommt zuerſt im Altfranzöſiſchen vor und bedeutet dor.
Schüſſels. Es wird hiermit das ſchüſſelartige Gefäß bezeichnet,
das der Heiland bei der Einſetzung des heil. Abendmahles benutzis
und ſpäter dem Joſeph von Arimathia als Erbteil übergeben haben
ſoll. Dieſer habe dann, der Sage nach, das Blut des Gekreuzigten,
in dem Gefäße aufgefangen und dann den Gral; als heiligſtes
Gut weiter vererbt. Bei Creſtien de Troies (1190) erſcheint dieſes=
heilige
Gralsgefäß als lebenſpendendes Wunder, das von einer
ſtattlichen Anzahl untadeliger Ritter bewahrt und gehütet wird.
Bei Wolfram von Eſchenbach, der im übrigen nach dem Vorbild
des Creſtien de Troies dichtete, iſt die Sage ſchon inſofern verän
dert, als dieſer deutſche Dichter nicht von einer Grals=Schüſſel, ſon
dern von einem Steine (Smaragd oder Jaspis) ſpricht, der durch
eine Schar von Engeln vom Himmel zur Erde gebracht und de
Templeiſen;, ſo nennt er die Grals=Ritter, zur Bewachung über=
geben
worden iſt. Dieſe Ritterſchaft iſt von Titurel, dem Ahnherr
Parcivals, gegründet worden; ſie hütet den Gral auf dem unzu=
gänglichen
Berge Monſalvatſch (urſprünglich aus mons selvaticn
bewaldeter, wilder Berg; ſpäter aber als Berg des Heiles: ge=
deutet
, bei Wagner: Monsalvat). Dieſen Berg dachte man ſich in
Spanien, wo die Kämpfe der gotiſchen Chriſten und der Mauren
dieſer Sage einen beſonders günſtigen Untergrund verliehen. Nah
Wolfram wird an jedem Charfreitag der Gral in ſeiner
Wunderkraft geſtärkt durch eine Hoſtie, welche eine den Wolken ent=
ſchwebende
Himmelstaube zur Erde bringt. So wird der Gral in
ausdrücklicher Beziehung zum heiligen Abendmahle und zum Tode
Chriſti geſetzt. Die Grals=Ritter, Templeiſen, werden durch den
Gral geſtärkt und belebt; ſie vernehmen die Hilferufe der Leidenden
und Verfolgten aus der Ferne, ſie ziehen in alle Welt zum Schutze
der Unſchuld und beſtrafen das Unrecht.
Wie verhält ſich nun Parcival zu dieſer Gral=Sage? Ur=
ſprünglich
hat er mit dieſer Sage eigentlich gar keine Gemeinſchaft;
ſein Urſprung weiſt uns in ein ganz anderes Land: Wales oder
Bretagne iſt ſeine Heimat. Er iſt dort ein ſagenumwobener Volks=
held
, deſſen älteſte Geſtalt uns in waliſiſchen Märchen unter dem
Namen Peredur entgegentritt. Bald erſcheint er mehr als Barde,
bald mehr als Ritter; immer aber ſind es die Sorgen der Mutter
um ihren Sohn und die dazwiſchen liegenden Abenteuer, um welche
ſich die Erzählung dreht. Die Verknüpfung dieſes Helden, de=
auch
mit Artus und ſeiner Tafelrunde in Zuſammenhang gebrach
wird, geſchieht zuerſt in Frankreich durch den bereits genannten
Dichter, Crestien de Troies in ſeinem Werke: 1 contes
del graal, um 1189. Seinem Beiſpiele folgten mehrere, auch
Wolfram von Eſchenbach in ſeinem künſtleriſch vollendeten Ge=
dichte
Parcival-. In dieſen mittelalterlichen Dichtungen wird
uns ein Seelengemälde vor Augen geführt, das uns die innere Ent=
wickelung
des Menſchen in epiſcher Form darſtellen ſoll. Der Held
Parcival iſt der Gottſuchende, von Gottſichentfernende,
irrende und erſt nach ſchweren Kämpfen Gott wieder
findende Menſch. Parcival wird von ſeiner Mutter in der Ein=
ſamkeit
erzogen; ſeinen Vater, der durch Verrat auf einem Zuge
nach dem Ortent getötet worden war kannte er nicht. Die Mutter,
Herzeloide, will den Sohn dem Geräuſche der Waffen und den
Lockungen des Lebens fernhalten. Doch umſonſt, die ererbte Thaten=
luſt
bricht in ihm hervor, als ihm im Walde einige Ritter begegnen.
Er will nun ſelbſt Ritter werden; die Bitten dee Mutter vermögen
ihn nicht mehr zu halten. Vergeblich legt ſie ihm Narrenkleider an
und giebt ihm verkehrte Lehren auf den Weg, indem ſie hofft, daß
ihm dadurch die Fahrt verleidet werde. Aber er kehrt nicht zurück,
nach mancherlei Abenteuern erkämpft er ſich ſeine Gemahlin Con=
duiramur
, deren Schloß er ſiegreich von Belagerern befreit, endlich
kommt er zur Gralsburg, wo gerade der Gralskönig Amfortas,
ſein Oheim, durch eine vergiftete Lanze verwundet, krank darnieder=
liegt
. Es beſteht eine Weiſſagung, daß, wenn ein fremder Ritter
unaufaefordert nach des Königs Leiden und den Wundern des
Schloſſes frage, der König von ſeinem Leiden befreit werden ſolle=
Nun hatte aber früher ein alter Ritter, Gurnemanz, der den
jungen Helden in höfiſcher Sitte unterwieſen, ihm den Rat gegeben,
nicht viel zu fragen (yir ensult niht vil gevrägen-); Parci=
val
unterläßt alſo die entſcheidende Frage und verſcherzt ſein
Glück durch ſeine kindiſche Einfalt (Wolfram nennt dies 7 tump=
heit'
).
(Schluß folgt.)

Aruck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruderei.
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