4
4
vOheputLt, C
l-
TLUID
Abonnementspreis
viertelkhrus 1 Marl 50 Pf. ud.
Bringerlohn. Auswärn werden von
ellen Poſtümtern Beſtellungen
en=
egengenommen zu 1 Mart 50 Pf.
ww Quartal uck. Poſtaſſchlaz
150. Fahrgarg.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Zuſerale
verdaſangenommmt huDarmſtadt
von der Expedition, Rhexpſtr. N. B.
mBeſſungen von Friedr. Bher,
Holzſtraße Nr. 12. ſowie autwärn
von ellen AimnoneenErwedtkionen.
Amtliches Organ
fur die Bekannkmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Dienstag den 15. November.
N 223.
1887
Verſteigerung
Nüchſten Mittwoch den 16. d. Mts., Vormittags um 10 Uhr,
ſollen in der Großherzoglichen Heuwaage, zunächſt der Pankratiusſtraße dahier, die
von einem niedergelegten Gebäude vorhandenen Baumaterialien, als:
Bau= und Brennholz, Ziegel, eine Kuhkrippe, ein Schweinetrog, Latten= und
Bordthüren ꝛc.
öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 11. November 1887.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Wießell.
[1608
Das Hchulgeld pro I. Duartal 1887
für die Vorſchule des Gymnaſiums wird nächſten Mittwoch den 16. und
Samstag den 19. d. Mts., Nachmittags von 2 bis 4 Uhr, in dem Muſikſaal
des Ghmnaſiums, Zimmer ebener Erde Nr. VII. im Nordbau, erhoben.
Darmſtadt, den 14. November 1887.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.
(11609
Mannheim, den 10. November 1887.
500 Mark Belohnung.
Brnnunntmuchung.
Der frühere Pferdehändler, Privatmann Mayer Würzburger von
Rohr=
bach, zuletzt hier wohnhaft, wird ſeit Sonntag den 16. Otober l. Js., Abends
10 Uhr, vermißt.
Derſelbe iſt 67 Jahre alt, mittelgroß, hat ſchwarze grau melirte Haare,
ſtarke Glatze, dunklen grau melirten Vollbart mit ausraſirtem Kinn, faltenreiches
Geſicht, mangelhafte Zähne, 2 Finger der linken Hand (der kleine und Goldfinger)
ſind ſteif und leicht gekrümmt. Kleidung: dunkelgrüner Buckskin=Ueberzieher mit
ſchwarzem Sammetkragen, dunkelbrauner ſchwarzkarrirter Sackanzug, brauner ſteifer
Filzhut, weißes Hemd mit Umlegkragen und ſchwarzſeidenem Halstuch, graue
Fla=
nellunterjacke und dito Unterhoſe, graubraune wollene Socken, und Zugſtiefel; trägt
goldene Uhr mit Doppeldeckel und goldene Kette, woran goldenes Medaillon in
Buchſorm und in dieſem die Photographie eines Mädchens ſich befindet. An der
linken Hand hat er 3 Ringe leinen Ehering, einen Ring mit milchblauem Stein,
und einen Siegelring, auf dem die Buchſtaben „ M. W.i) eingravirt ſind.
Bei ſeiner Entfernung hatte er außerdem in Beſitz ein mehrſücheriges braunes
Portemonnaie mit Klappſchloß, ziemlich vieles Geld, circa 6 Schlüſſel an einem
Ring, 1 gelblederne Cigarrentaſche, eine ſchwarzbraune Schnupftabaksdoſe von Horn
und einen halbſeidenen blauen Regenſchirm mit gebogenem Griff.
Auf deſſen Ermittelung iſt eine Belohnung von 500 Mark geſetzt.
Der Großh. Erſte Staatsanwalt.
Dietz.
11610
Streuverſteigerung
und
Nodlandverpachtung.
Donnerstag den 17. November,
Vormittags 10 Uhr,
wird in der Keller'ſchen Gaſtwirthſchaft
zu Griesheim (Darmſtädter Hofl:
1) Die Strenernte von den Wegen
und Schneiſen der Diſtrikte
Har=
ras und Eichwäldchen in 22
Looſen öffentlich verſteigert;
2) die vorjährigen Abtriebsflächen
der Diſtrikte Harras und
Eich=
wäldchen (iede in ca. 11 Looſen zu
¹⁄. Morgen) zu zweijährigem
Kar=
toffel Zwiſchenbau öffentlich
ver=
pachtet.
Auskunft ertheilen die Großh.
Forſt=
warte Decher auf dem Forſthaus des
Diſtrikts Harras und Huck zu
Gries=
heim.
Dornberg, 13. November 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Griesheim.
(11611
Joſeph.
Sämmtliche
nolle ConsorVon,
als:
Gemüse, Champignons.
Trüffeln, Morcheln ete.
ſind eingetroffen und erlaſſe ſolche zu
Fabrikpreiſen.
Phikipr
Veber,
Carlsſtraße 24. 111612
Du verkaufen ein im beſten Zuſtande
) befindliches Coupé.
Wo? ſagt die Exped. d. Bl. 11613
769
2932
4O=
4i.
Nr. 223
wird um ſchleunigſte Auskunft gebeten über den gegenwärtigen
Auſent=
halt des Handlungsgehülfen Alohs Staudt, geboren zu Homburg v. d.
H., zuletzt wohnhaft zu Königſtein am Tauaus, etwa 25 Jahre alt.
Staudt ſoll in einer Strafſache als Zeuge vernommen werden.
Frankfurt a. M., den 12. November 1887.
Königliche Staatsanwaltſchaft.
[1614
.
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[ ← ][ ][ → ]Nr. 223
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do. Bordeaux=Pflaumen,
do. Zara=Kirſchen,
do. Haſelnußkerne,
do. Sultauinen,
do. Roſinen,
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Wilhelminenſtr. II. 11625
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Bankunde, Holzminden,
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und Holz)
billigſt abzugeben.
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20000ooo000ooooooooooooooooo
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Allen lcht bekannten, allein
L üchten rheiniſchen
Trauben=Bruſt=Honigs
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8 größere Sendung ſoeben eingetroffen
iſt und nunmehr allen Nachfragen
prompt genügen kann.
[11637
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L ooooegegooaoeaeaeaeooe
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Kranke.
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danken demſelben ihre
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8
G. Sammlar.s
71.
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Dr. Rrtau's Selbſtbewahrung.
Jobonde Fsche,
in friſchem Quellwaſſer ſitzend, ſo lange
Vorrath per Pſund 30 Pfg. bei (11628
J. Gunder, am Woog.
18
ſ88
[10
HI.
elegenheiſokauf.
Wegen kleiner Webefehler ganz bedeutend unter den
Herſtellungspreiſen
hatte ich Gelegenheit einen großen Poſten einzukaufen und zwar:
Wisch- und Haſeltücher von 1 bis 3½ Meter Länge, Servietten und
Hand-
tücher in Damaſt, Jaquard und Hausmacher Qualitäten, Theegedecke, Wisch-
und Hommode-Decken, weiß und farbig, Eischläufer und Schoner ꝛc. ꝛc.,
welche Gegenſtände ſich ſämmtlich vorzüglich zu Weihnachts=Geſchenken eignen.
EGRSTLS ROI88T, Großy. Honéſeraut.
Grösste Ersparvisse im Hausdalte bioton:
Bouillon-Extracte
4 Purum - für reine Kraſtbrühe; ſines herbes
V4
AH
45 vornehmlich als Würze u. zu bouillon la julienne;
lasl
Allas
1Nl2e
Dasl
22½
lel
1125
11S₈
EA,
4
4½⁄
loes
1
12
concentré aux truffes - hochfeinſte Saucenwürze.
Als Würze jeden Fleiſchextract übertreffend!
Als Fleiſchbrühe jede andere Zugabe unnöthig
machend!
feine Suppenmehle,
Combinationen der beſten Hülſenfrüchte mit andern
Suppeneinlagen, wie Grünerbs mit Grünzeug;
Golderbs mit Reis u. a. Ausgezeichnet durch
Wohlgeſchmack, leichte Verdaulichkeit und
[11629
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Zu verlangen bei Philipp Weber, Carlsſtraße; Jacob Röhrig an
der kathol. Kirche; Wilh. Weber Nachfgr., Eliſabethenſtr.; Liebig &am; Co.
Engros: Julins Magei & Co., Berlin, C. Seydelſtraße 14.
Geſchäfts=Verlegung und Empfehlung.
Meinen werthen Freunden und Kunden zur Nachricht, daß ich mein Geſchäft
von der Arheilgerſtraße 53 in mein Haus
Ecke der Fuhrmanns- und Fankratiusstrasse
verlegt habe.
Indem ich für das mir in meinem alten Lokale bewieſene Vertrauen und
Wohlwollen beſtens danke, verbinde ich die Bitte, dasſelbe mir auch in meinem
neuen Lokale bewahren zu wollen.
H. Hemmerzehl,
[11630
Schreinermeiſter.
Ferner empfehle ich bei vorkommenden Sterbefällen meinen Vorrath von fertigen
Sürgen und übernehme hierbei alle nöthigen Beſorgungen zu billigen Preiſen.
4l-
Nirg
154
Anre
neil
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u. zur Verdickung v. Suppen, Sancon, Cacao ete. vortreffich. I.
Co-
lonial- u. Drog.-Handig. u. Pfd. engl. 60 und 30 Pfg. En-gros bei
Albert Rosenthal, Frankfurt a. M.
Wetterauer Gänſe.
[10243
Die nächſte Sendung trifft Donnerstag den 17. November, Nachmittags,
4 Uhr, im Gaſthaus „zur goldenen Roſe' ein.
[11631
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mit ächter Malzertractfüllung,
Dr. Wander's Halzzucker,
Loefſund's Halzsxtract.Bonbons,
Stollmerok's Brastbonbons,
Retligbonbons,
Awiebelbonbons,
Gummibonbons,
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„
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ſnebeneinander, 3. Reihe) abzugeben.
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U1 Kiesſtraße 12. Gleichzeitig
em=
pfehle mich den geehrt. Herrſchaften
ins Haus. Schulz, Schneider. (11653
Nr. 223
Claube und Vernundl.
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Jean Weslier ſollte jeder Nachdenkende,
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Buchhandlung, Eliſabethenſtraße. (11654
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Kna=
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ſowie allen Flickurbeiten.
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G. Bersch, Metzger,
gegenüber d. Pädagog. (11656
6s von Sporrsitu Nr. 87
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11657
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Krauteinſchneiden Hügelſtraße 25,
Beſ=
ſungen.
auf erſte Hypothek zu
1000 uC. 4½pCt. zu leihen
ge=
ucht. - Offerten an die Expedition
unter N. N.
[(11513
Schiff=snachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 2.
Der Poſtdampfer. „Donau, Kapitän Möller,
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
26. Oktober von Bremen abgegangen war, iſt
am 10. November wohlbehalten in Baltimore,
der Schnelldampfer „Travel, Kapitän W.
Willigerod. vom Nordd. Lloyd in Bremen,
welcher am 2. November von Bremen
abge=
gangen war iſt am 12. November wohlbehalten
in New=York angekommen.
Gottesdienſt in der Stadtkapelle.
Mittwoch, den 16. November.: Um 6 Uhrl.
Bibelſtunde: Herr Pfarrer Pahncke.
Ger. ce.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 15. November.
15. Vorſtellung i. d. 3. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Her ſchwarze Hchleier.
Schauſpiel in 4 Akten von O. Blumenthal.
Anfang 7 Uhr. Ende nach ¼10 Uhr.
Politiſche Heberſicht.
Deutſches Reich. Se. Majeſtät der Kaiſer empfing am 12. den
Prinzen Heinrich von Preußen und die Erbprinzeſſin von Meiningen,
ſowie den Chef des Militärkabinets, v. Albedyll und den Grafen
Moltke. Am 13. empfing der Kaiſer die Prinzeſſin Wilhelm, den
Erbprinzen und die Erbprinzeſſin von Meiningen und den Prinzen
Heinrich, ſowie um 2 Uhr den Prof. Bergmann und Dr. Schmidt
aus Frankfurt a. M. Später nahm der Kaiſer die Vorträge des
Graſen Bismarck und des Miniſters v. Puttkammer entgegen.
Die Kaiſerin und die Schweſter des Kronprinzen, die
Groß=
herzogin von Baden, haben den Wunſch geäußert, in der Nähe des
Kaiſers zu ſein und ihm ſein herbes Leid tragen zu helfen. Doch
haben ſich die Aerzte dagegen ausgeſprochen und wollen die
Her=
kunft der beiden Fürſtinnen, der Mutter und der Schweſter des
Kronprinzen, nicht geſtatten, da der Kaiſer noch abſoluter Schonung
bedarf.
Der „Reichs=Anzeiger' veröffentlichte am Samstag abend
nach=
ſtehende Mitteilung über das Ergebnis der gemeinſamen ärztlichen
Unterſuchung des Kronprinzen: „Nach den Nachrichten aus San
Remo iſt leider kein Zweifel darüber möglich, daß das Halsleiden
Sr. K. und K. Hoheit des Kronprinzen in der That karcinomatöſer
Natur iſt. Ueber die weitere Behandlung wird eine zuverläſſige
Nachricht erſt möglich ſein, nachdem der auf allerhöchſten Befehl
nach San Remo geſchickte Dr. Moritz Schmidt hier mündlich Bericht
erſtattet haben wird.
Das Staatsminiſterium wurde ſofort von der Sachlage
unter=
richtet. Fürſt Bismarck wird auf Befehl des Kaiſers Anfang dieſer
Woche in Berlin eintreffen, woſelbſt auch R. v. Bennigſen aus
Han=
nover bereits angekommen iſt.
Der Kronprinz hat ſich dahin entſchieden, daß die Operation
ſwohl vorerſt) unterbleibe, daß jedoch der Kaiſer hierüber zu
be=
ſtimmen habe.
Der Kaiſer iſt von der ſchmerzlichen Kunde tief erſchüttert, hat
ſie aber mit Faſſung entgegengenommen.
In den evangeliſchen und katholiſchen Kirchen, ſowie in den
Shnagogen iſt eine Fürbitte für die Geneſung des Kronprinzen
angeordnet worden.
Die „K. Z. ſchreibt: „Wie der =Reichs=Anzeiger! mitteilt, iſt
das Halsleiden des deutſchen Kronprinzen leider zweifellos
krebs=
artig und wird es von dem Bericht des Dr. Moritz Schmidt an
den Kaiſer abhängen, wie Se. Kaiſerliche Hoheit weiter behandelt
werden ſoll. In dem tiefſchmerzlichen Gefühl dieſer Gewißheit
wird kein ehrlicher Deutſcher verlangen, mit genauern Einzelheiten
über den bisherigen Krankheitsverlauf gemartert zu werden; ſicher
aber wird man annehmen dürfen, daß Sir Morell Mackenzie vom
Bette des Kranken fürder abgehalten werde. Er hat aller
Mah=
nungen ungeachtet und offenbar ohne das Bewußtſein der
weit=
gehenden Verantwortlichkeit ſeiner Stellung zu haben, eine
Aus=
ſchließlichkeit in der Leitung der Behandlung des Kranken in
An=
ſpruch genommen, daß in Deutſchland und der ganzen friedliebenden
Welt heute nur eine Stimme des Bedauerns darüber herrſcht, daß
die Ratſchläge, denen wir vor langer Zeit ſchon Unterſtützung und
Verbreitung verliehen, unbeachtet, wenigſtens unbefolgt blieben.
Ohne Zweifel kennt der Kronprinz ſeinen Zuſtand vollkommen.
Er ſelbſt hat ſich, nachdem die in San Remo verſammelten Aerzte
ihm Klarheit über die Art ſeines Leidens verſchafft hatten,
vor=
läufig gegen einen Eingriff in die kranke Stelle ausgeſprochen.
Damit war die fernere Anweſenheit von Profeſſor Schrötter und
Dr. Schmidt unnötig geworden und die beiden kehrten nach Hauſe
zurück; Dr. Schmidt, um zunächſt dem Kaiſer Bericht zu erſtatten,
Dieſer hat inzwiſchen, wie aus einer Mitteilung der =Nationalztg.
zu ſchließen iſt, den Prof. v. Bergmann um ſein Gutachten über
den Krankheitsfall angegangen, und von dieſem Gutachten und dem
Bericht, den Dr. Schmidt morgen wird erſtatten können, hängt es
ab, ob der kaiſerliche Vater ſeinem Sohne zu der Operation
zu=
reden wird, oder nicht. Wie die meiſten echten Soldatennaturen
es gethan haben, ſo widerſtrebt auch unſer Kronprinz einer
Opera=
tion; zweifellos aber würde er ſich einem Wunſche ſeines
ſchmerz=
erfüllten Vaters fügen und ſich der Operation unterwerfen, wenn
dieſer nach Anhörung der bewährteſten Sachverſtändigen es ihm,
ſeinem einzigen, ſo geliebten Sohne anempfehlen würde. So hängt
alſo das nächſte von der Entſcheidung des Kaiſers ab, die
keines=
falls vor übermorgen, Montag, erfolgen kann. Eine Meldung, die
wir aus San Remo erhalten, beſagt, daß nach den Mitteilungen
der Aerzte man die Tage des geliebten Kranken für gezählt anſehe,
von einer Operation keine Heilung ſich verſpreche, daß aber eine
unmittelbare Gefahr nicht vorliege. Hoffen wir, daß man in San
Remo unter dem niederſchlagenden Eindruck des ärztlichen
Gut=
achtens zu düſter geſehen. Es fehlt nicht an bewährten fachmänniſchen
Stimmen, die behaupten, die Zeit ſei noch nicht zu ſpät, und auf
die außergewöhnliche körperliche Kraft des Kronprinzen darf man
ſicherlich im günſtigen Sinne rechnen. Wahrſcheinlich wird Prof.
v. Beramann das entſcheidende Wort über die Ausſichten, welche
eine Operation noch bietet, abzugeben haben.
Ueber die Möglichkeit einer durch Profeſſor v. Bergmann an
dem Kronprinzen vorzunehmenden Operation entnehmen wir einer
Berliner Korreſpondenz in den Münchener „N. N.1. Der berühmte
Chirurg wird, ſobald ein kaiſerlicher Ruf an ihn ergeht, ſeine
ſichere Hand zur Verfügung ſtellen, um die etwa notwendig
ge=
wordene Operation vorzunehmen. Nach den Hohenzollernſchen
Hausgeſetzen darf eine lebensgefährliche Operation am Kaiſer und
Kronprinzen nur mit Genehmigung des Kronprinzen beziehentlich
Kaiſers und des Miniſters des königlichen Lauſes vorgenommen
werden. Auch Fürſt Bismarck iſt in der Sache zu Rate gezogen
worden, und auch er iſt der Meinung, daß die eigentliche große
Operation nur durch Geheimen Rat Dr. v. Bergmann vorzunehmen
ſei. Eine laryngologiſche Kapazität erſten Ranges ſagt, daß im
jetzigen Augenblicke die Rolle des Laryngoſkopikers beendet ſei und
der Chirurg an ſeine Stelle treten müſſe. Von jetzt ab werde beim
deutſchen Kronprinzen ſtets ein Operateur verweilen müſſen, um
bei etwaigen Erſtickungsanfällen, die in dieſem Stadium der
Krank=
heit in jedem Augenblicke eintreten können, nötigenfalls ſofort die
Tracheotomie auszuführen. Als ſolche Perſönlichkeiten bezeichnete
die erwähnte Kavazität Billroth in Wien oder Bergmann in Berlin.
Einer dieſer beiden Chirurgen müſſe unbedingt den Kronprinzen
auf der ſchleunigſt vorzunehmenden Reiſe nach Berlin, deſſen Klima
ihm keineswegs ſchädlich ſein könne, begleiten, um im Bedarfsfalle
bei der Hand zu ſein. Die Unterlaſſung dieſer Vorſichtsmaßregel
bezeichnete unſer Gewährsmann als ganz unſtatthaft.
Der Hofbericht meldet: Der Kaiſer und die Kalſekin von
Rußland werden-wie verlautet, vorausſichtlich am 18. d. M. auf
bet Reiſé näch. Petersburg in Berlin eintreffen. Auch wird der
Großfürſt=Lhronfolger vün Rußland zugleich mit ſelnen erlauchten
Eltern in Berlin erwartet. Nühere Nachrichten über die Zeit der
Ankunft der ruſſiſchen Herrſchaften ſind noch nicht nach Beklin gelangt.
Unter den jetzigen traurigen Umſtänden am kaiſerlichen Hofe
iſt es wahrſcheinlichr daß dieſer Beſuch in größter Stille ſtattfinden
wird. Kaiſer Wilhelm iſt, obſchon er ſich erholt, noch nicht ſo weit,
daß er ſich größeren Anſtrengungen ausſetzen könnte. Selbſt wenn
er am 18. körperlich bereits ganz wiederhergeſtellt ſein ſollte, ſo
be=
dingt doch die Beunruhiaung wegen des Leidens des Kronprinzen
auch dann noch die weiteſtgehende Schonung.
Ber kuſſiſche Hofzug hat in der Stärke von 57 Achſen am 14.
auf der Fahrt von Eydtkuhnen nach Warnemünde die Berliner
Stadtbahn paſſiert.
Der ruſſiſche Oberhofmeiſter, Graf Neſſelrode, iſt am 13. von
Berlin nach Petersburg weitergereiſt.
Der Generaladjutant und Oberſt=Stallmeiſter des Sultans.
Hobe Paſcha, und der Generallieutenant und Generaladjutant Riſtow
Paſcha ſind zu längerem Aufenthalt in Berlin eingetroffen.
In Berlin iſt die amtliche Mitteilung eingetroffen daß Wechſel
in deutſcher Sprache von den Zweiganſtalten der ruſſiſchen
Staats=
bank zum Discontieren nicht mehr angenommen werden.
Während das Reichsbank=Direktorium ſich vorderhand auf
Ein=
ſtellung der Beleihung ruſſiſcher Werte beſchränkt hat, werden in
den allernächſten Tagen weitere Maßregeln der preußiſchen
Mini=
aber unſicherer auswärtiger Werte für kleinere Kapikaliſten und für
Anlagen, deren Sicherſtellung in erſter Linie zu ſtehen hat,
hin=
weiſen werden. Bereits iſt ſeitens des preußiſchen Juſtizminiſters
ene Anweiſung an die Gerichte ergangen, in welcher die Vorſchriften
der Vormündſchaftsordnung von neuem eingeſchärft werden und in
lage, Annahme oder Belaſſung von Mündelgeldern und Kautionen
in ausländiſchen Werten unter Umſtänden mit ſich bringen kann.
Weitere Anordnungen anderer Miniſter in Bezug auf die milden
Stiftungen, die Sicher eitsleiſtungen für Steuerbeträge, die
Beamten=
kautionen werden unverzüglich folgen.
Kolonial=Vereins im Architektenhauſe ſtatt, um eine ſehr reichhaltige
Tagesordnung zu erledigen.
Wie die „N. A. 8ka.u meldet, ſind für die vom Auswärtigen
Amte ausgeſchriebenen Aerzteſtellen in Sanſibar und im deutſchen
Togogebiete ſo viele Bewerbungen eingegangen, daß weitere
Ge=
ſuche weder berückſichtigt noch beantwortek werden können.
Heſterreich=Angarn. Durch kaiſerliches Patent werden
ſämt=
liche Landtage auf den 24. d. M. einberufen.
Die amkliche Wiener „Abendpoſt= gibt der Teilnahme an dem
ſchwer erkrankten Deutſchen Kronprinzen in nachſtehenden Worten
Ausdruck. In der geſamten ceiviliſierten Welt, insbeſondere in
un=
ſerer dem Deutſchen Reiche ſo eng befreundeten Monarchie verfolgt
man mit dem lebhafteſten Intereſſe und mit aufrichtigſtem
Mitge=
fühle die verſchiedenen Phaſen der Krankheit des Deutſchen
Kron=
prinzen und gibt der Hoffnung Ausdruck, daß es unter dem ſchützen= den Profeſſor Dr. Hofmeier von Gießen, den Lehrer Gerhardt aus
den Walten der Vorſehung der Kunſt der Aerzte gelingen werde,
das teuere Leben dem deutſchen Kaiſerhauſe und dem deutſchen
Volke zu erhalten.
Der Bericht des öſterreichiſchen Delegations=Budgetausſchuſſes
ſchließt mit den Worten: Der Budgelausſchuß muß mit Befriedigung
die Aeußerungen des Miniſters zur Kenntnis nehmen und offen ( den prov. Lehrer am Realgymnaſium und an der Realſchule zu
ausſprechen, daß er mit vollſter Befriedigung die Leitung des Aus= Mainz Dr. Hermann Willig zum Lehrer an dieſen Anſtalten
ſo=
wärtigen Amtes in ſo bewährten Händen weiß.
In der Steyrer Waffenfabrik iſt der Arbeiterſtand von vier= Kleinen zum Lehrer an dieſer Anſtalt ernannt.
tauſend auf ſiebentauſend erhöht, die Erzeugung von 1 mm=
Ge=
wehren eingeſtellt worden.
vom Samstag privatim mit den einzelnen Miniſtern.
gemacht, um Grevy zu bewegen, ſein Amt nichk niederzulegen, ſich ſ er auch das Diner einnahm. Ein Extrazug führte den Prinzen
aͤber von Wilſon entſchieden loszuſagen. In unterrichteten Kreiſen! abends 7 Uhr nach Frankfurt, von wo Höchſiderſelbe über
Hanau=
hält man einen Erfolg dieſer Verſuche für ſehr möglich; man denkt Bebra die Reiſe nach Berlin fortſetzte.
dabei an eine Scheidung Alice Grevys von Wilſon, die bei der
Frau auf keine Schwierigkeiten ſtoßen würde, da bereits vor kurzer bei dem Amtsgericht Nieder=Olm, Guſtav 8otz, zum Amtsgerichts=
Zeit eine Scheidung aus privaten Gründen in Ausſicht genommen
worden war. Wenn eine ſolche Trennung durchgeſetzt würde und
wenn dann die Deputierten und Miniſter ſich mit ihren Bitten an darm Johann Jakob Burk zu Butzbach zum Amtsgerichtsdiener
Grevys Patriotismus wendeten, ſo würde dieſer die Präſidentſchaft bei dem Amtsgericht Oppenheim, mit Wirkung vom Tage ſeines
behalten können.
Abg. Millerand kündigte in der Verſammlung der äußerſten
Linken an, daß er, wenn der Unterſuchungsrichter nicht auf Erhebung für das 4. Quartal 1887 wurden folgende 30 Herren beſtimmt:
der Anklage gegen Wilſon erkenne, den Antrag ſtellen werde, daß
das Miniſterium von der Kammer die Ermächtigung zu der
Er=
hebung der Anklage gegen Wilſon verlange.
der angefochtenen Briefe aufrecht, während Frau Limouſin dabei ſtadt. Breidenbach, Georg III, Rentner, Groß=Zimmern. Braun=
Nr. 223
2939
beharrte, baß die Briefe gefälſcht ſeien. Die Angeklagten General
Caffarel, Frau Zimouſin' und Lorentz wurden durch eine in der
Ratskällimer erfolate Entſcheidung vorläufig in Freiheit geſetzt.
Der Prozeß gegen Andlau und Genoſſen wird fortgeſetzt.
Eine Verſammlung vön 300 Intranſigenten beſchloß die Bildung
eines Barrikaden=Komites für den Fall, daß Ferry zum Präſidenten
der Republik gewählt würde.
Belgien. Nach dem Brüſſeler „Nord' wird dev Kaiſer von
Rußlans am 20. d. M. wieder in Petersburg eintreffen.
England. Das ehemalige Parlamentsmitalied für Hull, William
Saunders, wurde auf Trafälgar Square verhaftet, als er ſich
an=
ſchickte, daſelbſt eine Rede zu halten.
Am 14. ds. fanden in London Demonſtrationen ſtatt, wobei
viele Verwundungen vorkamen. An 400 Verhaftungen wurden
vorgenommen. Unter den Verhafteten befindet ſich der Deputierte
Waham und der Sozialiſt Burns. Ein größerer Zuſammenſtoß
fand bei Weſtminſterbridge in der Nähe des Parlaments ſtatt, wo
8000 Perſonen von Süd=London, von der Polizeimacht verhindert,
den Trafalgar Square zu betreten verſuchten.
Ikaſien. Dem Kronprinzen Victor Emanuel von Italien wurde
am 11. d., ſeinem Geburtstag, durch den deutſchen Botſchafter Graf
Solms der Schwarze Adlerorden im Quirinal zu Rom feierlich
überreicht. Graf Solms wurde von ſämtlichen Mitgliedern der
Botſchaft bealeitet und von drei könialichen Galakutſchen abgeholt.
Außer dem Orden überreichte Graf Solms dem Kronprinzen ein
Glückwunſchſchreiben des Kaiſers.
Rußland. Das „Journal de St. Petersbourg giebt in einem
ſterien folgen, die auf die Gefahren des Beſitzes hocherträglicher, Artikel ſeiner Teilnähme an der Erkrankung des Kronprinzen
warmen Ausdruck und ſpricht die Hoffnung aus, daß es der
ärzt=
lichen Kunſt gelingen möge, dem erlauchten Erkrankten die
Geſund=
heit nicht nur wiederzugeben, ſondern auch deſſen Leben noch lange
zu erhalten.
Basſelbe Blatt erklärt die deutſche Behauptung für unbegründet,
welcher auf die Gefahren aufmerkſam gemacht wird, welche die An= wonach ein Dekret erlaſſen ſei, welches der Ruſſiſchen Bank und
ihrer Filialen verbiete, Wechſel in deutſcher Sprache zu eskomptieren.
Rumänien. Die Kammern wurden auf den 2. ds. Mts. zur
ordentlichen Seſſion zuſammenberufen.
Ein zwiſchen der Regierung und dem griechiſchen Geſandten
in Bukareſt ausgebrochener Meinungskonflikt in einer Staatsange=
In Berlin fand am 12. eine Vorſtandsſitzung des Deutſchen hörigkeitsfrage hat zür Abberufung des griechiſchen
Geſchäfts=
frägers und zum vorläufigen Abbruch der diplomatiſchen Beziehungen
mit Griechenland geführt. Man erwartet, daß nach Asberufung
des griechiſchen Geſandten von Bukareſt auch der rumäniſche
Ge=
ſandke von Athen abberufen wird.
Vereinigte Staaten. Die Anarchiſten Engel, Parſans, Spieß
und Fiſcher ſind wegen Mordes und Aufreizüng zum Mord am
11. früh in Chicago durch den Strang hingerichtek worden. Es
iſt keinerlei Ordnungsſtörung vorgekommen und herrſcht bis jetzt
vollkommene Ruhe.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 15. November.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
Framersheim; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den
Mini=
ſterialpräſidenten Weber, den Geheimerat Dr. Becker, den
Oberſtall=
meiſter Frhrn. v. Nordeck zur Rabenau, den Hofceremonienmeiſter
Geheimerat v. Werner, den Hofjägermeiſter v. Werner.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben am 29. Oktober
wie den prov. Lehrer an der Realſchule zu Michelſtadt Ernſt
- Se. Königl. Hoheit Prinz Wilhelm von Preußen trafen
Sonntag nachmittag, von San Remo kommend, mit dem Gotthard=
Franktreich. Präſident Grevy konferierte nach dem Miniſterrate zuge 2 Uhr 33 Minuten hier ein, von Sr. Königl. Hoheit dem
Großherzog am Bahnhofe empfangen und in das Schloß geleitet.
Von verſchiedenen Seiten werden die eifrigſten Anſtrengungen Der Prinz verblieb im Kreiſe unſerer Großh. Familie, mit welcher
D. 8tg.
- Ernannt wurde: am 8. November der Amtsgerichtsdiener
diener bei dem Amtsgericht Vilbel, mit Wirkung vom Tage des
Tienſteintritts ſeines Nachfolgers; an demſelben Taͤge der Fußgen=
Dienſtantritts.
Bei der am Samstag ſtattgehabten Ziehung der Geſchworenen
Eduard Jäger, Rechtsanwalt, Haun, Friedrich. Bankier, Fink,
Chri=
ſtoph, Reſtaurateur von Darmſtadt. Kindhäuſer, Friedrich, Rentner,
Klein=Rohrheim. Lautenſchläger, Adam Valentin II., Hergerts=
Wilſon hielt vor dem Unterſuchungsrichter die Authenticität 1 hauſen. Luſt, Jakob, Müller, König. Locher, Karl, Rentner, Darm=
Nr. 223
2940
werth, Erwin, Bierbrauer, Eppertshauſen. Merck. Dr. Ludwig,
Rentner, Auerbach. Faber, Chriſt. Ludwig, Fabrikant, Offenbach.
Bodenſchatz, Lorenz, Kaufmann, Darmſtadt. Guntrum, Guſtav,
Weinhändler, Bensheim. Joſef, Ludwig, Fabrikant, Bürgel.
Hart=
mann, Heinrich, Landwirt, Harreshauſen. Breitwieſer, Wilhelm
Auguſt, Müller, Ober=Ramſtadt. Lautenſchläger, Karl, Rentner,
Darmſtadt. Zeh, Ludwig, Müller, Nieder=Ramſtadt. Geider,
Hein=
rich, Kaufmann, Darmſtadt. Gruber, Johannes L., Gaſtwirt,
Ep=
pertshauſen. Grimm, Fr. Jakob, Landwirt, Hergertshauſen. Engel,
Adam, Rentner, Neu=Iſenburg. Thomas. Jakob II., Landwirt,
Gräfenhauſen. Lerch, Hermann, Rentner, Darmſtadt. Repp,
Wil=
helm, Gaſt= und Landwirt, Schöllenbach. Fay, Georg Wilhelm,
Heiſterbach. Vombach, Franz Lothar, Fabrikant, Offenbach.
Rein=
heimer, Jakob IL, Landwirt, Biſchofsheim. v. Seckendorf.
Guts=
beſitzer, Rüſſelsheim. Nold, Martin, Landwirt, Erfelden.
Mehrere Zeitungen haben vor kurzem die Mitteilung
ge=
bracht, daß ſämtlichen Cparkaſſeu des Deutſchen Reichs geſtattet
worden ſei, für alle von ihnen ausgehenden nicht frankierten
Poſt=
ſendungen ſich der Aufſchrift „Vortopflichtige Dienſtſacher zu
bedie=
nen, wodurch den Empfängern die Zahlung des Zuſchlagsportos
erſpart werde. Dieſe Angabe iſt, wie wir von zuſtändiger Seite
erfahren, unrichtig. Der Schriftwechſel in Sparkaſſen=
Angelegen=
heiten darf nach den beſtehenden Beſtimmungen nur von ſolchen
Sparkaſſen unter der Bezeichnung „Portopflichtige Dienſtſache”
abgeſandt werden, welche die Eigenſchaft einer öffentlichen
Behörde beſitzen. Dieſes Erfordernis trifft aber durchaus
nicht beiallen Sparkaſſen zu.
) Lokalgewerbverein. Der Lokalgewerbverein hat am letzten
Freitag mit ſeinen regelmäßigen Winterverſammlungen begonnen.
Die Verſammlung wurde mit einer begrüßenden Anſprache des
Vorſitzenden Herrn Bergrat Tecklenburg eröffnet, welcher auf die
im verfloſſenen Sommer gemeinſam ſtattgehabten Ausflüge und auf
die gelungene Feier des 50jährigen Jubiläums des
Landesgewerb=
vereins hinwies. Ueber die Thätigkeit des Vereinsvorſtandes während
des Sommers wurde mitgeteilt, daß die neuentworfenen
Vereins=
ſtatuten in der Kommiſſion bereits eingehend beraten wurden und
gegenwärtig der Centralſtelle vorgelegt ſind um etwaigen ſpäteren
Anſtänden zu begegnen. Wie früher habe die Stadt nunmehr
wie=
der 4 Herren namhaft gemacht, welche an den Beratungen der
Handwerkerſchul=Kommiſſion teilnehmen werden. Bezüglich des
projektierten Gewerbvereinshauſes wird mitgeteilt, daß man dem
Ziele ziemlich näher gerückt ſei, daß man auch namentlich bei den
ſtädtiſchen Organen ein geneigtes Ohr gefunden habe.
Hierauf hielt Herr Ingenieur Brockmann von Offenbach einen
intereſſanten, durch zahlreiche gelungene Verſuche unterſtützten
Vor=
trag über „die techniſche Verwendung der flüſſigen Kohlenſäure.”
In der Einleitung ſeines Vortrages hob Herr Brockmann hervor,
daß die Darſtellung flüſſiger Kohlenſäure bis vor Kurzem nur in
den chemiſchen und phyſikaliſchen Laboratorien bekannt war, und
daß die erſte induſtrielle Anwendung derſelben durch Herrn Dr.
Raydt in Hannover, welcher dieſelbe zur Hebung geſunkener Schiffe
vorſchlug, erfolgt ſer. Im Kieler Hafen haben denn auch 1879 gut
gelungene Verſuche nach dieſer Richtung ſtattgefunden. Eine zweite
Anwendung fand die flüſſige Kohlenſäure bald in der Krupp'ſchen
Kanonengießerei. Eine ausgedehntere Verwendung hat die
Kohlen=
ſäure erſt erfahren, als man es verſtand, die an vielen Orten der
Erde entſtrömende Kohlenſäure direkt zu verwenden. Dieſelbe kommt
in ſchmiedeeiſernen, auf hohen Druck geprüften Flaſchen in den
Handel, nachdem die aufgefangene Kohlenſäure abgekühlt und
com=
primiert wurde. Eine ihrer hauptſächlichſten Anwendungen findet
ſie bei dem Bierausſchank, ferner iſt vorgeſchlagen dieſelbe als Mittel
leck gewordene Schiffe vor dem Untergang zu bewahren zu
ver=
wenden. Sie wird ferner bei der Dynamitfabrikation, zum Betriebe
von Kleinmotoren und zur Eisfabrikation und im Feuerlöſchweſen
verwendet. Ein Vorſchlag, die flüſſige Kohlenſäure auch zum
Be=
trieb von Trambahnen zu verwenden, hält der Vortragende für
unrationell. Zum Schluſſe ſeines recht beifällig aufgenommenen
Vortrags gab Herr Brockmann der Hoffnung Ausdruck, daß die
flüſſige Kohlenſäure zum Segen der Induſtrie ſich in derſelben
immer mehr und mehr einbürgern möge.
An den Vortrag ſchloß ſich eine kurze Debatte, an der ſich der
Vortragende, Herr Dr. Sonne und Herr Bergrat Tecklenburg
be=
teiligten, an. Sodann wurde mitgeteilt, daß nächſten Freitag Herr
Baron von Weiſenbach aus Altenburg über „moderne Kunſtkritik
vortragen werde, und daß es ferner im Schooße des Vorſtandes
geplant ſei, demnächſt einen geſelligen Abend zu veranſtalten, worüber
nähere Feſtſetzungen noch vorbehalten bleiben. — Der Fragekaſten
enthielt eine auf Konſervierung von mit Salz eingemachten Früchten,
gerichtete Anfrage, welche in einer der nächſten Sitzungen
Beant=
wartung finden ſoll.
44 Die erfreulichſten Erfolge hatte die muſikaliſche Morgen=
Uuterhaltung, die am Sonntag unter Leitung des Herrn Kammer=
Muſikers Ferd. Bauer in der Aliceſchule zum Beſten des
Unterſtützung=
fonds für Lehrerinnen dieſer Anſtalt ſtattfand. Der gemeinnützige
Zweck, das Programm und die Einladung durch die Mitwirkenden
und die Vorſtandsmitglieder des Alicevereins für Frauenbildung
und Erwerb gewannen die Ehre des hohen Beſuchs Sr. Königl.
Hoheit des Großherzogs, Ihrer Großh. H. H. der Prinzeſſinnen Jrene
und Alix, Ihrer Durchlaucht der Prinzeſſin Battenberg und ſo
zahl=
reicher Zuhörer, als der Saal faſſen konnte. In raſcher Folge
wurden alle Stücke des abwechslungsreichen Programms für
Streich=
inſtrumente, Klavier, wie für Geſang) mit einer Sicherheit,
Fertig=
keit und Wärme ausgeführt, die immer neues Intereſſe und
treudi=
gen Beifall allgemein erregten. Wie nach dem Schluſſe Se. Königl.
Hoheit der Großherzog ſeine Befriedigung und die mitwirkenden
Schüler und Schülerinnen ihre dankbare Verehrung dem Herrn
Dirigenten, der zufällig ſeinen 60. Geburtstag feierte, auszuſprechen
ſich gedrungen fühlten, ſo ſprach auch der Aliceverein allen Damen
und Herren, die ſeinem Unternehmen ſo ſchöne Kunſtleiſtungen
widmeten, die herzlichſte Dankbarkeit aus.
Heute findet die Aufführung von Blumenthals „Schwarzem
Schleier” an unſerer Bühne ſtatt, da wegen Unpäßlichkeit des Frl.
Schütky die projektierte Aufführung der „Griller von dem
Reper=
toire abgeſetzt werden mußte.
Eine zwiſchen dem General=Intendanten Grafen Hochberg
und dem Hofopern=Direktor von Strantz in Berlin ausgebrochene
Differenz hat den erſteren veranlaßt Herrn von Strantz von ſeinem
Poſten plötzlich zu entheben. Wie uns ferner mitgeteilt wird, war
Herr von Strantz Ende der 40er Jahre kurge Zeit an unſerer
Hof=
bühne als Schauſpieler unter dem Pſeudonym=Ferdinand: engagiert.
Wie an unſerer Hofbühne war auch an auswärtigen Bühnen
die Nachfrage nach Billets zur Jubiläumsaüfführung des „Don
Juan eine ganz ungewöhnliche. So mußte beiſpielsweiſe in Berlin
vormittags 1 Uhr ſchon der hinter dem Kgl. Opernhauſe
an=
gebrachte und für Aufnahme von Billetgeſuchen beſtimmte große
Briefkaſten entfernt werden, weil er bis oben mit Billetgeſuchen
vollgeſtopft war. Aehnliches hat ſich ſelbſt bei den Gaſtſpielen von
Pauline Lucca, Mierzwinski und Emil Götze niemals ereignet.
th. Die geſellige Vereinigung, welche der Mozart=Verein am
Samstag abend im großen Saale des Saalbaues veranſtaltet hatte,
war überaus zahlreich beſucht und lieferte den Beweis, daß das
Beſtreben des Vereins neben der Pflege des Männergeſangvereins
auch der Geſelligkeit Rechnung zu tragen, allſeitig Anerkennung
ge=
ſunden hat. Nach einer herzlichen Anſprache des Vorſitzenden, in
welcher derſelbe den Mozart=Verein als eine große Familie feierte,
folgten in raſcher Abwechſelung Deklamationen, ſowie Inſtrumental=,
Chor=, Quartett= und Solovorträge ernſten und heiteren Inhalts,
welche das Publikum in die animierteſte Stimmung verſetzten und
ſämtlich die dankbarſte Aufnahme fanden. Nach beendetem
Pro=
gramm folgte noch ein improviſiertes Tänzchen mit
Klavier=
begleitung, an welchem ſich die tanzluſtige Jugend lebhaft beteiligte.
Die Zahl der Beſucher der Holbein'ſche Madonna in den
abgelaufenen 14 Tagen kann wohl nach Tauſenden berechnet werden,
darunter viele Fremde. Dabei konnte ſich übrigens auch jedermann
überzeugen, welch reiche Schätze unſere Kunſtſammlungen bergen
und wie ſehr es dieſelben verdienen, in einem ihrer würdigen Bau
untergebracht zu werden. Möge deshalb die Vorlage, welche unſere
Regierung dem Vernehmen nach wegen Erbauung eines Muſeums
demnächſt den Landſtänden machen wird, bei dieſen die gebührende
Würdigung finden!
Sicherem Vernehmen nach iſt der Pſalm 103. von den
Herren Wiedemann und Arnold ſo vortrefflich in dem Konzert zum
Beſten der Waiſen vorgetragen, eine Kompoſition des erſtgenannten
Herrn.
2 Am letzten Samstag morgen iſt es auf unſerem Standesamt
recht lebhaft zugegangen. Nicht weniger als 11 Paare wurden
getraut.
C Gegenwärtig wird noch die in letzter Sitzung der
Stadt=
verordneten beſchloſſene Trottoirherſtellung des öſtlichen Teils der
Kiesſtraße, im Anſchluß an die Pflaſterung derſelben,
vorge=
nommen. Damit dürften für das laufende Jahr die
Trottoirher=
ſtellungen abgeſchloſſen ſein.
Immobilenverkauf. Das dreiſtöckige Privathaus der Frau
C. Vogel Witwe, Grüner Weg Nr. 11, ging in den Beſitz des
Herrn J. Schwab ſen. käuflich über. Der Verkauf wurde durch
den Agenten P. Thüringer abgeſchloſſen.
1 Kleine Mitteilungen. Einem Weißbinder in der
Gardiſten=
gaſſe wurde Donnerstag nacht aus ſeinem unverſchloſſenen Hof
eine Partie zum Trocknen aufgehängte Wäſche entwendet.
Des Diebſtahls verdächtig erſchien ein Schloſſer und wurden auch
die geſtohlenen Sachen bei einer Durchſuchung von deſſen Wohnräumen
gefunden. - Am Freitag vormittag verlor der Auslaufer eines
hieſigen Konfektionsgeſchäfts ein Packet Kleiderſtoffe im
Werte von ca. 41 M..- In einer Wirtſchaft in der
Blumenthal=
ſtraße kam einem Schornſteinfeger am Sonntag nachmittag die
Taſchenuhr abhanden.
Eine Dienſtmagd aus
Oberheſſen, welche bei einer Frau in der Friedrichſtraße in
Schlafſtelle aufgenommen war, hat ſich Ende verfloſſener Woche
unter Mitnahme verſchiedener Kleidungsſtücke, welche ihr keihweiſe
überlaſſen worden waren, entfernt.
Arheilgen, 14. November. Geſtern predigte hier nicht Herr
Kreisſchulinſpektor Müller wie letzthin berichtet wurde, ſondern Herr
Gymnaſiallehrer Trümpert.
Nr. 223
2941.
4. Mainz. 13. November. Auf höhere Anordnung hin, wird ſeit
geſtern in den hieſigen Kirchen aller Könfeſſionen und in den
Shnagogen bei dem Gottesdienſt ein Gebet für die
Wieder=
geneſunn des Kronprinzen eingeſchloſſen.
Zwiſchen Weiſenau und hier wurde geſtern eine münnliche
Leiche geländet, in welcher man die Perſon eines vor einiger Beit
unter ſehr auffallenden Umſtänden verſchwundenen Müllers von
Ginsheim erkannt haben will. Die Leiche ſoll am Kopf Spuren
eines heftigen Hiebes tragen, was darauf hindeutet, daß das
da=
malige Gerücht, daß das Verſchwinden des Müllers auf ein
Ver=
brechen zurückzuführen ſei, einen realen Untergrund hat.
Mainz. 14. November. Geſtern wurde die in der hieſigen
Gemälde=Galerie aufgeſtellte Büſte des langjährigen Konſervators
derſelben, Philipp Janz, enthullt. Die Büſte iſt in carrariſchem
Marmor von Bildhauer Scholl hier ausgeführt.
1 Aus Rheinheſſen, 13. November. Der Herbſt iſt jetzt in ganz
Rheinheſſen beendet. Der Ausfall desſelben läßt ſich dahin
charak=
teriſieren, daß die großen Hoffnungen, die man ſich im Sommer
von dem Weinſtock in quantitativer wie in qualitativer Beziehung
gemacht hatte, nicht erfüllt wurden, daß anderſeits aber die
Ve=
fürchtungen, welche man bei Eintritt der ſchlechten Witterung vor
dem Herbſte hegte, nicht gerechtfertigt waren. Durchſchnittlich mar
der Ausfall ein halber Herbſt, keilweiſe auch dreiviertel Herbſt. Die
Qnalität läßt ſich als „guter Mittelwein' bezeichnen.
Aus der Rheinpfalz, 13. Nov. Der Hülfsarbeiter Horn
von Frankenſtein würde heute morgen im Tunnel „Kehre” bei
Kaiſerslautern vom Schnellzug überfahren. Der Tod des
Un=
glücklichen trat ſofort ein.
Vom Rhein, 13. November. Infolge des allſeitigen Drängens
hat die Strömbauverwaltung in Koblenz jetzt die ſofortige
Frei=
machung der Fahrſtraße an dem „Binger Loch; angeordnet und
die Firma Ruttof in Kaſtel mit der Hebung des geſunkenen Schiffes
beauftragt. Die Hebungsarbeiten, gegen welche mehrere
Aſſekurranz=
geſellſchaften nochmals vergebens proteſtiert haben, werden morgen
begonnen und iſtlwährend deren Dauer der geſamte Verkehr, auch
der für Schiffe, geſperrt.
München. Auf ein am 11. von den Gemeindekollegien Münchens
an den Kronprinzen nach San Remo gerichtetes Telegraͤmm
er=
folgte am 12. die nachſtehende Antwort: Seine Kaiſerliche Hoheit
der Kronprinz laſſen der Stadt München für die Höchſtihm
er=
zeigte freundliche Teilnahme verbindlichſt danken. Nach
Aus=
ſpruch der Aerzte augenblicklich weder Gefahr vorhanden noch
eine Operation von außen notwendia. Auf Höchſten Befehl von
Winterfeld, General la suite Seiner Majeſtät des Kaiſers und
Königs
Gerlin, 12. November. Es hat ſeiner Zeit in proteſtantiſchen
Kreiſen vielfach gerechtes Befremden erregt, als durch die
öffent=
lichen Blätter die Nachricht ging, Kaiſer Wilhelm habe dem
Papſt zum Jubiläum eine koſtbare Tiara geſchenkt. Dieſe
Mit=
teilung iſt, wie die „Deutſche Ev. Kztg.; aus zuverläſſiger Quelle
erfährt, durchaus irrig. „Nicht eine dreifache Krone, ſondern eine
einfache Biſchofsmütze, wenn auch in prächtiger Ausſtattung, iſt
Leo XIIL. von dem deutſchen Kaiſer zuteil geworden. Man hatte
dem Papſt die Wahl zwiſchen mehreren Gegenſtänden überlaſſen;
er wählte dieſe Gabe als die ihm liebſte und angenehmſte.
Be=
kanntlich iſt der Papſt auch Biſchof von Rom, und iſt es richtig
gedacht, ſowohl daß ein evangeliſcher Fürſt in ſeinem Geſchenk dieſe
Stellung berückſichtigt, als auch, daß der Papſt gerade dieſe Gabe
wählt.
Verlin, 12. November. Der Abg. Haſenclever iſt, wie die
„ Fr. Z.u erfährt, heute hier geiſteskrank geworden und abends in
die Maiſon de Sants übergeführt worden.
Jever, 11. November. Der Brand im Großh. Schloſſe
ent=
ſtand infolge Ueberheizung, der den Dachſtuhl des weſtlichen Flügels
vernichtete. Von den Wert= und Kunſtſachen ſind keine verloren.
Die Renaiſſaneedecke wurde nicht beſchädigt.
Reichenbach i. Voigtlande, 12. November. Die Erkrankungen
an Trichinoſis haben ſchreckenerregende Verhältniſſe angenommen.
In Oberreichenbach ſind nicht weniger als 21 Todesfälle angemeldet
worden. Gunze Familien liegen darnieder. Unterhainsdorf hat 6
Oberhainsdorf 1, Neumark 1, Irfersgrün 5, Hauptmannsgrün 3
Todesfälle zu verzeichnen. In Irfersgrün liegen 8. in
Oberhains=
dorf 14, in Unterhainsdorf 51 Verſonen ſchwer krank darnieder. In
einem Falle haben die durch die Krankheit verurſachten Schmerzen
zum Selbſtmorde geführt. Die Verteilungen aus den Mitteln des
Unterſtützungsfonds haben begonnen.
Wien, 13. November. Der in der Nacht vom Freitag zum
Samstag hierher zurückgekehrte Prof. Schroetter erklärte nur,
daß das Leiden des Kronprinzen eynſteſter Natur ſei. Näheres
könne er, da er mit ſeinem Wort gebunden ſei, niemandem, außer
etwa dem Kaiſer oder dem Kronprinzen, mitteilen. Morgen
dürft=
hn Kalnoky um eine authentiſche Darſtellung bitten. Prof. Schroetter
iſt voll des Lobes und der rückhaltloſen Bewunderung über das
tapfere hingebungsvolle Benehmen des Kronprinzen.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 11. November.
„8opf und Schwert,
B. M. Es thut wohl, wieder kinmal einem guten Luſtſpiel zu
begegnen, das den Schwerpunkt in der Handlung und in den
Cha=
rakteren hat, wo letztere die Ereigniſſe machen und nicht blos der
Situatton zu liebe da ſind. In„„Hopf und Schwert' zeigt ſich uns
Karl Gutzkow, was die, Zeichnung wirklicher Menſchen und die
Auf=
findung wirkſamer Moube anlangt, wohl eben ſo bedeutend wie
als 2rauerſpieldichter in „Uriel Akoſtar: die Perſonen haben in
dem Luſtſpiel vielleicht noch feſtere, beſtimmtere Umriſſe als ſene
Geſtalten der Tragödie, welche nicht der Hiſtorie, ſondern der idealen
Gedankenwelt des Dichters entſtammen. Es iſt ein Stück
preußi=
ſcher Geſchichte, das wir in den5 Aufzügen des Gutzkow'ſchen Stücks
ein Umen, und wenn es ſonſt immer ſein Bedenkliches hat, hiſtoriſche
Perſönlichkeiten und Ereigniſſe ſeeniſch. zu präpatieren, weil
Fe=
wöhnlich das wirkliche Drama das erdachte an Kraft ünd Leben
überflügelt, ſo hat ein ſolches Verfahren doch da ſeine volle
Berech=
tißung, wo uns die Verſonen ſozuſagen. im Hauskleide
entgegen=
treten wie in dem Privatlehen des preußiſchen Königs Friedrick
Wilhelm 1. dem Gühkvw unter dem Motto8opf und
Schwert=
einen Piatz in unſerer an Originalen armen Luſtſpielliteratur
ge=
ſichert haf, der ſich neben Leſſings „Minna v. Barnhelm” und
Frey=
tags „Journaliſten' zu behaupten vermag. Wenn Heinrich Laube
mit Recht in dem Verhältniſſe des Königs zu ſeiner Familie den
Stoff zu einem Schauſpiele l„Prinz Friedrich:) entdeckte, das ſtark
an die Tragödie ſtreift, ſo mußten ſich mit Notwendigkeit auch
luſtſpielartige Mottve in einem Stöffe auffinden laſſen, der von
einem Herrſcher handelt, der nach dem Grundſatze verfährt: „ch
will euch ja ülle glücklich machen, und wenn ich mit Kolben, dreint
ſchlagen ſollte; der auf ſein Hausweſen die Disciplin des
Soldateu=
dienſtes ausdehnt und der trotz aller ſeiner hohen bürgerlichen
Tugenden, die natürlich auch ins Extrem geraten, keine Ahnung
von dem Rechte des Individuums. hat. Gützkow iſt im Stande
ge=
weſen, ohne ſich der Karrikatur ſchuldig zu machen, dieſen Charakter
ſamt ſeiner Umgebung hiſtoriſch treu und dramatiſch intereſſant zu
ſchildern. Einer geradezu bewundernswerten Genauigkeit hat er
ſich u. a. auch in der Wiedergabe des Zeitkolorits befleißigt und
ſelbſt bei Einflechtung epiſodiſcher Züge (dle Figur des angehenden
Schauſpielers Eckhof, der den preußiſchen Werbern in die Haͤnde
gefallen, iſt ſolche Epiſode), gezeigt. wir güt er in der Kultur= und
Sittengeſchichte des vorigen Fahrhunderts zu Hauſe iſt.
Was die Darſtellung von „Hopf und Schwert' betrifft, ſo
brauchen wir mit unſerem wärmſten Lobe nicht zurückzuhalten.
Herr Werner bot einen äußerſt charakteriſtiſchen König Friedrich
Wilhelm und verſäumte vor allem nicht, die Figur mit einem
Hu=
ſatz von Jovialität auszuſtatten, der die deshotiſchen Eigenſchäften
im milderen Zichte erſcheinen lüßt. Für die dankbare und
liebens=
würdige Rolle des Erbprinzen von Bahreuth heſitzt Herr Hacker
die erforderlichen Eigenſchaften als da ſind: Beweylichkeit und
Ge=
wandtheit des Auftretens, friſche, unmittelbare Empfindung, in
reichlichem Maße; mit ſeiner Auffaſſung und Durchführung der
Par=
tie müſſen wir uns einverſtanden erklären. Vön der Prinzefſin
Wilhelmine des Frl. v. Felden ſind wir inſofern befriedigt als ſie
in ihrer ganzen Kußeren Erſcheinung und Haltung das Weſen einer
Prinzeſſin zu Lage treten ließ, wie es ſich notwendig unter dem
Druck eines Erziehungsſyſtems geſtalten muß, das jeden höheren
Geiſtesaufſchwung als überflüſſigen Luxus bekämpft. Andererſeits
iſt dieſer jungen Fürſtin jedoch vom Dichter ein ungebrocheneb
Lebensmut, ein warmes Empfinden und eine muntere Laune
zu=
erteilt worden, und gerade dies letztere kam in der Darſtellung des
Frl. v. Felden noch etwas zu farblos zum Vorſchein. Eine jede
Schauſpielerin wird hierin von Frau Kläger lernen können, die
nie in Verlegenheit geräth, ſobald es ſich um den Ausdruck friſchen
Humors handelt und die mit ſolchem auch heute ihre Hofdame
v. Sonnenfels zu einer anſprechenden Erſcheinung ſchuf. Im übrigen
beſchränken wir uns diesmal auf ein generelles Lob und ſtellen nur
noch feſt, daß das Publikum von jedem Akte gleich beifällige Notiz
nahm.
Sonntag, 13. November.
Diejeyigen, welche im Text der „8auberflötes vorzugsweiſe
eine Verherrlichung der Tendenzen des Freimaurerbundes erblicken,
ſind beſtrebt ſich den Kern der Oper im metaphyſiſchen und
alle=
goriſchen Sinne zu deuten, ſo z. B. David Friedrich Strauß, wenn
er ſagt: „das Reich der Königin der Nacht iſt zugleich das des
Aberglaubens; wogegen Saraſtro mit ſeinen Prieſtern das Reich
der Vernunft und Humanität darſtellt. Zwiſchen beiden bewegt ſich
die gemeine Menſchheit, harmlos, aber einfältig, von der einen Seite
bethört, und nur auf der anderen Wahrheit und Glück zu finden
be=
ſtimmt. Jedes dieſer drei Reiche hat ſeinen entſprechenden
muſika=
liſchen Ausdruck, wovon jeder den der beiden anderen hebt und
trägt. Das kindiſch=heitere Spiel der Papagenowelt kontraſtiert ebenſo
wirkſam mit der düſteren Leidenſchaftlichkeit des Nachtreichs als
mit der erhabenen Weisheit der Eingeweihten, zu der es die
unent=
behrliche Folie bildet. Dergleichen Ausſprüche ſind gewiß ſehr geiſt
2942
Nr.
reich. regen zweifelsohne auch zum Nachdenken an, ob ſie abck in
dieſem Falle zutreffend ſind, das iſt eine anderr Frage. Wer
mit der Entſtehungsgeſchichte der Mozurt'ſchen,Hauberflöte' bekännt
iſt. der weiß auch, daß der Komponiſt zunächſt im Auftrage
Schika=
neders arbeitete, der zu ihm geſagt hattei Schreiben Sie für mein
Theater eine Oper, ganz im Geſchmacke des heutigen Wiener
Publi=
kums; Sie können dem Kenner und Ihrem Auhme immer auch das
ihrige geben, äber ſorgen Sie vorzüglich auch. für die njedrigen
Menſchen aller Stände. Mozart verſtand ſich zu dieſem Anerbieten,
a er Unterwarf ſeine Arbeil ſogar der Kontrole und den Zuſätzen
ſeines Auftraggebers, und als am 30. September 1791 die,
Zauber=
flöte; zuerſt in Scene ging, ſtrömte Wien in Maſſe herbei, ganz
Deutſchland rief Bravo und es regnete Lobeserhebungen und
Be=
ſtellungen auf den Komponiſten, der ſich, wie man ſagt, über die
ſam meiſten mit Beifall aufgenommenen Stücke ſeiner Oper luſtig
machte und ſich mit ſeinen Freunden faſt zu Tode lachen wollte.
Fedenfalls wäre Mozart höchſt erſtaunt geweſen wenn man ihm
geſagt hätte, daß ſein Werk ſymboliſch zu verftehen ſei, daß es
den Kampf der Weisheit gegen die Torheit, des Lichts gegen die
Rinſternis enthalte. Und ſelbſt wenn zu der Geſtalt des Saraſtro
dgnaz von Born, der Oberprieſter der deutſchen Freimaürerei
zu Ende des vorigen Jahrhunderts; Mydell geſtanden hat, ſo iſt es
ßch erwieſen, daß Mozatt erſt während der Kompoſition ſeiner
ncauberflöte durch den am 28. Auguſt 1791 erfolgten Tod Borns.
dem er perſönlich befreundet war, die unmittelbare Anregung
em=
pfing. dieſem „zweiſen Manne' ein muſikaliſches Denkmal zu ſetzen.
Die Meinung, Mozart habe ſich bei der „8auberflöter mit einer
tiefe Ideen und Probleme berührenden Dichtülng wie etwa Goethes
nchauſt;, Wagners „Parſifal' getragen, wird man um ſo eher
auf=
geben müſſen, als die Muſik thatſächlich nicht das enthält, was zu
ſolcher Annahme berechtigen könnte. Ihrem Geſamtcharakter nach
iſt die „8auberflöte; ein Singſpiel, als welches der Komponiſt, der
ſie eigens für ein Wiener Volkstheater ſchrieb, ſie auch ſelbſt
be=
zeichnete. Aber keine ſeiner Opern iſt viellicht ſo ſchwierig
darzu=
ſtellen wie die „8auberflöte; die ebenſowenig wie der „Don Juan
ſogenannte Rebenpaktien enthält.
Die Ausführung, in der uns heute das Werk geboten wurde
lietz ſeiner Grundſtimmung Gerechtigkeit widerfahren; es kam auf
Seiten der Sänger nichts vor was dem Geiſte Mozarts direkt
entgegen geweſen wäre. Frau Mahr=Olbrich ſang die Königin
der Nacht, dieſe ſchwierigſte aller Sopranpartien, mit gewohnter
Fertigkeit und Geläufigkeit; ſelbſt die erſte große Bravourarie, in
der Mozartgarvieles nur der „geläufigen Gurgel' ſeiner Sängerin
lder Schwägerin Lange) zu liebe ſo geſetzt hat, wie es daſteht, ließ
in Technik und Vortrag nichts zu wünſchen übrig. Ebenſo
excel=
lierte Frau Mahr in der Arie „der Hölle Rache, welche in ihrem
deklamatoriſchen Teile Gelegenheit zur Entfaltung kräftiger
Leiden=
ſchaft giebt. Herr Riechmann, welcher als Saraſtro nicht gleich
m Anfange die Höhe ſeiner Aufgabe erreichte, entwickelte ſich im
Laufe des Abends zu größerer Bedeutung, namentlich in der
herr=
lichen E-dur-Arie „In dieſen heiligen Hallen, kennt man die Rache
nicht;, deren Wiedergabe Schwung und tiefe Empfindung atmete
und demzufolge auch da capo verlangt wurde. Der „Taminor des
Herrn Hofmüller that ſich diesmal hauptſächlich in den
Enſemble=
ſützen hervor, ſo z. B. bei der Aufführung des Terzetts Nr. 20,
welches mit dem Satz der Pamina anhebt: „Soll ich Dich, Teurer,
nicht mehr ſehen.. . Wie ſo es kum, daß er ſich einen
Haupt=
treffer entgehen ließ, und die ſeelenvolle Arie „Dies Bildnis iſt
be=
zaubernd ſchön, nicht mit bemigewohnten Glanz ausſtattete, iſt uns
nicht ganz klar, da keine eigentliche Indispoſition vorlag. Frln.
Loiſingers „Pamina” hat gegen früher um ein bedeutendes
ge=
wonnen. Ganz vorzüglich war in ihrer heutigen Leiſtung der
Vor=
trag der Arie „Ja, ich fühl's, es iſt verſchwunden
der Aus
druck entſprach ganz dem Charakter dieſer Cavatine, welche der
Muſiker aus dem tiefſten Innern ſeiner Seele hervorgeholt hat.
In der Beſetzung der Partien des Papageno und des Sprechers
war eine Verſchiebung der Art eingetreten, daß Herr Feßler,
welcher ſonſt den letzteren inne gehabt, nunmehr den Papageno
ſang, wogegen man Herrn Bögel für den Sprecher verwendet
hatte. Dieſe Aenderung, obſchon ſie im Prinzip richtig iſt, hat
keinen eigentlichen Vorteil mit ſich geführt. Herr Feßler, wenn
er auch ſeinen Vogelmenſchen muſikaliſch recht wirkungsvoll
ver=
körpert, das Duett zwiſchen ihm und Papagena, welche in Frln.
Jungk eine reizende Vertreterin hat, mußte wiederholt werden,
beſitzt im übrigen doch nicht die ungezwungene und naive Komik,
welche dieſe Partie erfordert. Dafür gebricht es Herrn Bögel's
„Sprecher; an der nötigen Ruhe; die muſikaliſchen Phraſen kamen
nicht weihevoll genug heraus. Frln. Amely Schütky aus Ulm
ſang in dem Damenterzett die erſte Dame recht befriedigend; ihre
Liebenswürdigkeit, mit der ſie Aushülfe leiſtete, verpflichtet uns zu
Dank. Herr Sachs giebt ſeinem Monoſtatos die plumpe
Fröhlich=
keit und wilde Tücke, welche dieſe Figur erfordert. Chöre und
Orcheſter thaten ihre volle Schuldigkeit.
⁵⁄₈
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p. Da das große Publikum in Paris für Wägüer's Oßern nicht
reif iſt, haben einige Wagnerfreunde, an deren Spitze Lamoureux
geht, in der Umgegend von Paris, in Chatou, ein kleines
Privat=
theater genau ſach dem Modell des Bahreuther Feſtſpielhauſes
bauen laſſen, wö vor geladenen Gäſten teils Wagner'ſche, teils neue
franzbſiſche Opern gegeben werden ſollen.
Ein ruſſiſches Blatt versffentlicht die Beſtimmungen eines
Klubs in einer kleinen Stadt im Gouvernement Tſchernizow. 1) Es
iſt verboten, den Klub mit. Thranſtiefeln zu betreten. 2) Den Krämern
iſt unterſagt, in den Klub mit ihrsn Werktagskleidekn zu kommen,
welche mit unangenehmen Gerüchen behaftet ſind wie= Fiſch= Juchten=
Thrangeruch. 5) Bei allen Oſter= und Neujahrsbällen iſt der Frack
unerläßlich. Wer ſich in einer Samtweſte oder mit grünem
Hals=
tuch einſtellt, zahlt einen Rubel Strafe. Die Strafgelder werden
zur Bezahlung der Muſiker verwendet. 6) Den Herren
Klubmit=
aliedern iſt ausdrücklich unterſagt, an den Tanzabenden in die
Fenſtervorhänge zu ſchneuzen. Zuwiderhandlungen werden mit
Aus=
ſtoßung aus dem Klub beſtraft. 7) An den Tanzabenden darf im
Damenſalon nicht geraucht werden bei Strafe von 25 Kopeken. Die
Bußgelder werden zur Anſchaffung von Puder und Kölniſchem
Waſſer für die Damen verwendet. 9) Bei den Quadrillen iſt das
Cankanieren verboten. Ueberhaupt darf niemand die Grenzen der
Schicklichkeit überſchreiten. 10) Es iſt ſtreng unterſagt, ſich über das
Maß des Wohlanſtändigen hinaus zu betrinken, wie dies bisher
vorge=
komnen. 11) Es iſt verboten, beim Kartenſpiel den Partner ins
Geſicht zu ſchlagen. 12) Im Falle von Streitigkeiten beim
Billard=
ſpiel iſt es ſtreng unterſagt, den Partner mit dem Billardſtock zu
chlagen.
Im Verlag von Eduard 8ernin hier iſt ſoeben in zweiter
Auflage erſchienen: Erinuerungen an Dr. J. V. v. Scheffel. Erlebtes
und Erfahrenes von Gebhard Zernin. Es iſt noch nicht allzulange,
daß wir das erſte Erſcheinen dieſer dankenswerten Schriftbeſprochen
und jetzt iſt bereits die zweite Auflage erſchienen. Das ſpricht wohl
am beſten von ſelbſt für das Werk und wir können uns für heute
darauf beſchränken dasſelbe angelegentlichſt zur Anſchaffung zu
em=
pfehlen.
Weitkr wollen wir noch auf ein in demſelben Verlage
erſchienenes und bereits beſprochenes Werkchen hinweiſen: Die
Martinskirche zu Darmſtadt. Erinnerungsblätter an den
10. November 1883 und den 11. November 1885. Das Buch wirs
beſonders für die Mitglieder der Martinsgemeinde ein hübſches
Erinnerungszeichen ſein an die Geſchichte und den Bau ihrer Kirche.
GOOeS=AxrzeioC.
[11658
Verwandten, Freunden und Bekannten hiermit die
traurige Mittheilung, daß unſer unvergeßlicher Vater,
Großvater, Schwiegervater, Bruder, Schwager und Onkel
Herr Otto Höllinger
geſtern Mittag nach langem Leiden ſanft dem Herrn
entſchlafen iſt.
Darmſtadt, 4. November 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet Mittwoch den 16. November,
Nach=
mittags 3 Uhr, vom Sterbehauſe, Grafenſtraße Nr. 28
aus ſtatt.
[11659
Darrkſagutrrg.
Nicht im Stande allen Freunden und Bekannten
für die uns anläßlich des Hinſcheidens meines
unvergeß=
lichen Vaters bewieſene Liebe und herzliche Theilnahme
beſonders zu danken, ſpreche ich meinen und meiner
Familie innigſten Dank hiermit öffentlich aus.
Darmſtadt, am 14. Novenber 1887.
Gerhardt,
Ober=Conſiſtorial=Buchhalter.
Tageskalender.
Dienstag. 15. Novbr.: Marcella Sembrich=Konzert im Saalbau.
Druck und Berlga: L. C. Wittich'iche Hofbuchdrudgre.
Verantwortlich für die Redacion: Carl Wittich.