Darmstädter Tagblatt 1887


26. August 1887

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. indk.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Marl 50 Pf.
pw Quartal inck. Poftaufichlag

150. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

Unterhaltungsblatt.

werdenangenommen ein Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 12, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
fuͤr die Bekannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

Ne 166.

Freitag den 26. Auguſt.

7or.

B e k a n n t m a ch u n g.
(Geſindeweſen.) Mit Rückſicht auf den bevorſtehenden Geſindedienſtwechſel erinnern wir daran, daß die nach 8 38
der Geſindeordnung vom 28. April 1877 in unſerem Hauptmeldebüreau - Amtsgebäude, Hügelſtraße 31-33 parterre,
Zimmer Nr. 1 - geführten Geſinderegiſter ſämmtliche den zur Zeit oder früher hier Bedienſteten ausgeſtellten Dienſtzeug=
zeugniſſe
, ſowie die ſeit Erlaß der Geſindeordnung gegen Dienſtboten ergangene Strafurtheile enthalten und daſelbſt in den
üblichen Büreauſtunden von Dienſtherrſchaften eingeſehen werden können.
Auf Verlangen werden ſchriftliche Auszüge aus den Regiſtern ertheilt.
Es liegt um ſo mehr im Intereſſe der Dienſtboten ſuchenden Herrſchaften vor Eingang eines Vertragsverhältniſſes
dieſe vorzugsweiſe zuverläſſige Quelle für eine ſichere Nachricht über Eigenſchaften und Verhalten eines Dienſt=
boten
nicht unbenutzt zu laſſen, als erfahrungsgemäß die von Dienſtherrſchaften bei der Entlaſſung in die Dienſtbücher ein=
getragenen
Atteſte in leider allzu häufigen Fällen der Wirklichkeit nicht entſprechen und ſich in einem auffallenden Wider=
ſpruch
zu den bei eintretendem Bedürfniſſe von der Polizeibehörde direkt erhobenen, in die Gefinderegiſter
aufgenommenen wahrheitsgemüßen Zeuguiſſe bezw. Erläuterungen ertheilter Zeugniſſe befinden.
Darmſtadt, den 23. Auguſt 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
68191
v. Grolman.
B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Pflaſlerung der Fahrbahn in der Mühlſtraße wird dieſe Straße und zwar von Kapelle bis Nieder= Ranſtädter=
ſtraße
bis auf Weiteres für Fuhrwerke und Reiter polizeilich geſperrt.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[8192
v. Grolman.

Bekanntmuchung.
Betreffend: Die Abfuhr von Hauskehricht durch die ſtädtiſche
Straßenreinigungs=Anſtalt.
Seit die Straßenreinigungs=Anſtalt den in Gefäßen an die Hausthüren ge=
ſtellten
Hauskehricht abfährt, hat ſich die Menge desſelben gegen früher in erheb=
lichem
Grade vermehrt. Wir ſind dadurch genöthigt, ſtrenge darauf zu halten, daß
Gegenſtände, welche nicht unter den Begriff Hauskehricht; fallen, wie z. B. Ge=
werbe
= und Gartenabfälle, Bauſchutt ꝛc., nicht abgefahren werden, und daß Ge=
miſche
von ſolchen Gegenſtänden mit Hauskehricht ebenfalls von der Abfuhr aus=
geſchloſſen
ſind. - Zum Anſammeln des Hauskehrichts werden in manchen Hof=
raithen
Gefäße benutzt, welche zu dieſem Zwecke durchaus untauglich erſcheinen,
indem ſie entweder undicht, unhandlich oder nicht transportfähig ſind. Es iſt des=
ſhalb
ein Normalkaſten angefertigt worden, welcher für die Aufbewahrung und den
Transport des Kehrichts am beſten geeignet iſt. Kaſten dieſer Art aus verzinktem
Eiſenblech können auf unſerem Tiefbauamt beſichtigt, auch durch dasſelbe zum Preiſe
von 4 Mk. 50 Pfg. bezogen werden.
Vom 1. Januar 1888 ab wird nur in ſolchen Kaſten bereit ſtehender Haus=
kehricht
abgefahren. Gefäße anderer Dimenſionen und Art werden nicht entleert.
Darmſtadt, den 13. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(7893
Ohly.

Reue
Russ. Sardinen
und
(8193
Berl. Rollmöpse.
Emanuek Juld.
Reineclauden und
Mirabellenfrüchte,
(8194
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Eſſig= und Salz=Gurken.
I. Girnhard, Eliſabethenſtraße 36.
546

[ ][  ][ ]

2066

Nr. 166
Behanntmnchung.
Dienstag den 6. September l. J., Vormittags präcis 10 Uhr,
werden drei Carouſſelplätze (2 von 14 und 1 von 12 Quadratmeter Durch=
meſſer
) für die am 27. September d. Js. beginnende Herbſtmeſſe auf unſerem
Bürean, Stadthaus Rheinſtraße 18, öffentlich verſteigert. Die Bedingungen liegen
daſelbſt zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(8195
Ohly.

Vergrhung
von
Pfläſtererarbeit in der Gemeinde Eberſtadt.
Donnerstag den 1. September l. J., Vormittags 1 Uhr,
ſoll auf dem Rathhauſe zu Eberſtadt die Herſtellung von circa 1800 Quadrat=
meter
Straßenpflaſter vergeben werden.
Die Bedingungen können auf dem Büreau der Großherzoglichen Bürger=
meiſterei
dahier eingeſehen werden.
Eberſtadt, den 24. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Eberſtadt.
(8196
Müller.

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112-
122]
12
25.
43.
51
605
740
81=
835
920
1010
1120

617
72¾
77.
89
g02
112
122

129
2
422
510
605
726
81
83
92

1020

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2067

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als tägliches, diätelisches Getränk
empfohlen.
Dr. Hichaelis' Eichel-Cacao zeichnet
sich - mit milch gekocht - durch
Wohlgeschmack, Nährgehalt und leichte
Verdaulichkeit hervorragend aus und
stärkt durch seine tonisirende Eigen-
schaft
die Verdauungsorgane. Daher
besonders empfehlenswerth für Einder
und Personen mit geschwächter Ver-
dauung
.
Mit Masser gekocht ist er ein näh-
rendes
Heilmittel gegen Diarrhée und
Brechdurehfall der Kinder.
Dr. Michaelis Eichel-Cacao ist garan-
tirt
frei von Alkalien (Goda und Pott
asche), welche im sogenannten hollän-
dischen
Cacao enthalten sind.
Osbrauchs-Anweisung auf don Etlketton.
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ME. 2.50, Mk. 1.30 und Mk. 0.50.

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brauchte
Calesche preiswürdig zu ver=
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Darmſtadt. (8205

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geeignet, empfiehlt
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WOAm
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60 Pfg. Adr. 8½ poſtlg. Darmſtadt.
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Tag 2½ Mark. Geſunde Luft, Gebirg,
Wald. - Adr. poftl. Heppen=
(8210
heim, B.

[ ][  ][ ]

2068

Nr. 166

5
4
1ON
IR,Da
18
duc
4.

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Kirche.

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an der katholischen
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Arbeit, für welche jede Garantie geleistet wird, ſowie durch ſehr billige
Preiſe aus.
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zu deren Beſuch ergebenſt ein.
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zu beziehen.

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Penſion in einer beſſeren Familie geſucht,
wo dieſelbe Gelegenheit findet, ſich prak=
tiſch
in Küche und Haushalt zu beſchäf=
tigen
. Gefl. Anerbietungen unter Mit=
theilung
des Penſionspreiſes, der Refe=
renzen
der Familie, der Mitglieder der
familie ꝛc. erbeten unter 2. F. 614 an
G. L. Daube & Co., Frankfurt a. M.

lon
85⁄₈
12)
61
82
92
1
Olh=

[ ][  ][ ]

gl.

Nr. 166
Bekanntmachung.
Auf unſerem Büreau iſt die Stelle eines Regiſtrators alsbald zu beſetzen.
Nach Maßgabe des Statuts betr. die Dienſtverhältniſſe der Angeſtellten der Stadt
Darmſtadt gehört die Stelle in die zweite Klaſſe der ſtädtiſchen Dienſtſtellen; die
Penſionsanſprüche richten ſich nach den Beſtimmungen des Geſetzes vom 10. Mai
1875 betr. die Penſionirung der auf Widerruf angeſtellten Staatsdiener, während
für die Wittwenverhältniſſe die Beſtimmungen des Statuts über die ſtädtiſche Wittwen=
kaſſe
maßgebend ſind.
Der Anfangsgehalt wird nach Alter, Vorbildung und ſeitheriger Thätigkeit
des Betreffenden beſtimmt und kann bis zu 2400 Mk. ſteigen. Es kann nur ein
ſolcher Bewerber berückſichtigt werden, welcher in kräftigem Mannesalter ſteht, voll=
kommen
geſund iſt und ſich im Regiſtraturdienſt einer größeren Bürgermeiſterei,
oder einer anderen Behörde eine tüchtige Ausbildung erworben hat.
Meldungen, welche eine kurze Lebensbeſchreibung enthalten und mit Zeug=
niſſen
über Befähigung und ſeitherige Führung belegt ſein müſſen, ſind bis zum
15. Oktober l. Js. bei uns einzureichen.
Darmſtadt, den 22. Auguſt 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(821-
Ohly.
Saulbau Durmſtadt.
Freitag den 26. Auguſt, Abends 8 Uhr:
EROSSESTOVTURI
des
8
10l
Wioner Damen-Grchesters (30 Damen)
unter Leitung von Frau Marie Schipeh.
Entrée im Vorverkauf in der Muſikalienhandlung von Herrn Gg. Thies,
Eliſabethenſtraße und Herrn Inſpektor Velten im Saalbau Perſon 75 Pfg.
An der Abendkaſſe wird 1 Mk. erhoben.
Dieſes einmalige Concert findet bei günſtiger Witterung im Garten, bei
ungünſtiger Witterung in den Sälen ſtatt.
Massenöſtnung 2 Dhr.
Programme an der Kaſſe.
WB. Die Kapelle, auf der Rückreiſe begriffen, concertirte in Paris und London.

5

LaI

8214) Mädchen im Kochen u. Allem
bewandert, mit guten Zeugniſſen, kann ich
den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Frau Holſchuh, Holzſtraße 13.
8215) Eine reinliche Frau ſucht einen
Monatdienſt. Soderſtr. 36.

8182) Ein fleißiges, ehrliches Mäd=
ſchen
, das alle Hausarbeiten verſteht und
Zu Hauſe ſchlafen kann, wird zu baldigem
Eintritt geſucht. Beſſ. Ludwigsſtr. 33.
Eine orfahrene Hinderfrau
ſiofort geſucht. Gute Zeugniſſe erforderl.
Mäheres Expedition.
[8134
Für die Kleinkinderſchule
n der Mauerſtraße wird ein Müdchen
m die Küche geſucht.
(8216
Eine gewandte Köchin
ſofort oder aufs Ziel geſucht.
Wo? ſagt die Expedition.
(8077

Ein Sperrſitz
ſlinks) ganz oder getheilt abzugeben.
Näheres Mauerſtr. 9, 2. St. (8170

2 halbo Parkettlogonplätzo,
rechts, nebeneinander, für die zwei erſten
Abonnements=Abtheilungen abzugeben.
Promenadeſtraße 5.
[8186
Awei halbe Parkettlogen-
Vorderplätze
geſucht. Zu erfr. in der Exped. 8218
Gle
Fragtbriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma.
M. 7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

2069
Jährend meiner Abweſenheit werden
A die Herren:
Dr. Büchner, Hölgesſtr. 14,
Dr. Leydhocker, Wilhelminenplatz 2
vom 1. September ab),
Dr. Becker, Waldſtr. 30,
Dr. Stimmel, Weyprechtſtr. 5,
Dr. Orth Il., Wilhelminenſtr. 28,
die Güte haben, mich in meiner Praxis
zu vertreten.

Gesmcht
werden zwei halbe Sperrſitze, neben=
einander
, für die erſten 2-3 Abtheilgn.
Näheres Wilhelmſtr. 20, 2. Stock. (8217

Oaährend meiner Abweſenheit werden
E die Herren:
Dr. Birnhaum, Bleichſtraße 9,
Dr. Buxmann, Heinrichſtraße 73,
Dr. Draudt, Frankfurterſtraße 18,
Dr. Martin, Promenadeſtraße 9
(Mangold'ſche Apotheke)
die Güte haben, mich in meiner Praxis
zu vertreten.
2.
Dr. HüpP.-

LOOSN
der
Darmſtädter Silberlotterie
1 Mark.
Ziehung 31. Auguſt,
owie
Darmſtädter Pferdemarktlooſe,
2 Mark,
ſind in der Exped. d. Bl. zu haben.

Eine gangbare Wirthſchaft
in guter Lage iſt an einen cautionsfähigen
Wirth zu verpachten.
Schriftliche Offerten wolle man unter
fl. B. bei der Exped. abgeben.
[821O
Geſucht eine einſpännige
Prüschenrolle
auf Federn. Zu erfragen im Gaſthaus
zum Schwanen.
18220
Tüchtige Colportoure
ſauf neueſte Druckſchriften, Bilder, Spie=
gel
, Uhren ꝛc. ſucht
[7678
on Colportage=Buchhandlung,
C. HIllb, Fiſchmarkt 23, Worms.

gooooogoeoaeaaeeooeoooeeooo0
C in einzeln. älterer Herr (Arzt) ſucht 6
81(
eine Wohnung v. 3-4 Zimm.,
0 Part. od. 1. Stock, nebſt etwas Gart.
8 Offert. nebſt Preisangabe unt. 8. 50 =
Oe.
beförd. d. Exped. d. Bl.
8221
Seoeeoeeeoooooooaooooeeoeooo

Woog, 25. Auguſt 1887.
Waſſerhöhe am Pegel 360 Meter.
Lufttemperatur 140 R.
Waſſerwärme Vormittags 8 Uhr 14¹ R.
Woogspolizeiwache.
547

[ ][  ][ ]

Nr. 166
2070

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 18. bis 24. Auguſt 1887).
Geborene: Am 16. Auguſt: Dem Landwirt Heinrich Schneider II.,
S. Ludwig. Am 21.: Dem Herrſchaftsdiener Adam Bleul, L. Agnes.
Broſlamiert als Verkoßte: Der Taglöhner Leonhard Koch, ein
Witwer dahier und Urſula Sophie Fiſcher von Eltville.
Eheſchrießungen: Am 18. Auguſt: Der Kirchendiener Adam
Wambold dahier, mit Margaretha Bernius von Reinheim. Am
Am 21.: Der Güterbodenarbeiter Heinrich Wilhelm Wolf, ein
Witwer dahier, mit Margaretha Schmidt von Beerfelden. Der
Gartenarbeiter Wilhelm Geyer X. dahier, ein Witwer, mit Barbara
Caspari, geb. Schaaf, Witwe, von Hahn. Der Bureaugehülfe Georg.
Ludwig Aßmuth dahier, mit Eliſabethe Diehm von Oſthofen.
Geſtorbene: Am 11. Auguſt: Eliſabethe Dörner, Tochter des
verſtorb. Bahnarbeiters Peter Dörner von Beſſungen, 19 J. 10 M.
5 T. Am 20.: Dem Colporteur Jacob Ziegenhain zu Darmſtadt
ein S. Karl Heinrich, 2 J. 9 M. 18 T.

Deuſches Reich. Dienstag nachmittag machten der Kaiſer und
die Kaiſerin Spazierfahrten im Parke von Babelsberg. Die hier
anweſenden Mitglieder des königlichen Hauſes erſchienen Abends
zum Thee. Am Mittwoch nahm der Kaiſer die Vorträge des Ober=
hofmarſchalls
Grafen Perponcher und des Geh. Ober=Regierungsrats
Anders entgegen. Am Mittwoch nachmittag wohnte das Kaiſerpaar
dem Adlerſchießen des Offiziercorps des erſten Garderegiments im
Katharinenholz bei Potsdam bei. Der Kaiſer traf um 4½ Uhr im
offenen Zweiſpänner ein, von dem enthuſiaſtiſchen Hoch des zahl=
reichen
Publikums begrüßt, und ſchritt nach dem Empfang durch
den Regimentskommandeur, Oberſt v. Lindequiſt, die Schützenfront
unter den Klängen des Schützenmarſches ab. Bald darauf traf die
Kaiſerin im offenen Vierſpänner ein. Prinz Wilhelm geleitete die=
ſelbe
nach dem Schützenſtand, wo ein Polſterſeſſel für ſie bereit
ſtand. Der Kaiſer gab den erſten Schuß ab und traf den Adler.
Um 5¼ Uhr kehrte die Kaiſerin, bald darnach der Kaiſer nach
Babelsberg zurück. Außer den genannten Fürſtlichkeiten nahmen
an dem Feſte noch die Prinzeſſin Wilhelm, der Prinz Friedrich
Leopold und die Prinzeſſinnen Amalie und Luiſe von Schleswig=
Holſtein teil.
Dr. Mackenzie hat in einem an die Frau Kronprinzeſſin ge=
richteten
Schreiben vom 18. d. M. derſelben auf Grund der neueſten
Unterſuchungen die feſte Ueberzeugung von der völligen Gutartigkeit
des Halsleidens des Kronprinzen ausgeſprochen und dabei verſichert,
daß, ſoweit das menſchliche Ermeſſen reiche, deſſen gänzliche Wieder=
herſtellung
in abſehbarer Zeit mit Sicherheit zu erwarten ſei. Der
Kronprinz hat dem Profeſſor Virchow ſchriftlich über ſein Befinden
Bericht erſtattet und daran den Dank gefügt für Virchow's Unter=
ſuchungen
, die für die Kurmethode beſtimmend, für meinen Gemüts=
zuſtand
maßgebend; geweſen ſind. Der Kronprinz beſuchte am
Samstag Balmoral. Am Sonntag wohnte er morgens und abends
dem Gottesdienſte bei und nachmittags machte er dem Carl von
Fife in Mar Lodge einen Gegenbeſuch. Dr. Morell Mackenzie traf
Montag in Braemar ein, um den Kronprinzen zu beſuchen.
Alle aus Kiſſingen über das Beſinden des Reichskanzlers ein-
laufenden
Meldungen bekunden, daß ſich derſelbe des beſten Wohl=
ſeins
erfreut.
Der Nordd. Allg. 8tg. wird aus Sofia geſchrieben: Es iſt
hier aufgefallen, daß der bulgariſche Text der Proklamation vom
14. Auguſt mit der amtlich verbreiteten franzöſiſchen Ueberſetzung
nicht genau übereinſtimmt. Der Prinz wendet ſich bulgariſch an
ſein freies Volk', während franzöſiſch der Ausdruck peuple bien
aimé: überſetzt iſt. Dieſelbe Verſchiedenheit ſindet ſich in den bul=
gariſchen
Texten, inſofern die durch Maueranſchlag verbreitete
Proklamation vom freien Volke', der Abdruck im Amtsblatt; nur
vom vielgeliebten' ſpricht. Es kann ſich hier alſo nicht um ein
einfaches Verſehen handeln; es ſcheint vielmehr, daß man in den
Mitteilungen an die fremden Mächte und im Amtsblatt den dem
bulgariſchen Volke gegenüber gebrauchten Ausdruck habe abſchwächen
wollen. Der große Unterſchied zwiſchen der Proklamation und der
Note, welche der Prinz bei ſeiner Abreiſe aus Ebenthal an die
Botſchafter der Mächte in Wien richtete, wird in den dortigen
Kreiſen nicht unbeachtet geblieben ſein. Damals betonte der Prinz
ſein Vaſallenverhältnis zum Sultan, ſuchte die Streitfrage wegen
der Rechtsbeſtändigkeit der Wahl mit einem Sophismus zu um=
gehen
; in der Proklamation iſt weder von dem Sultan noch von
den Mächten die Rede und an mehr als einer Stelle wird die
Unabhängigkeit Bulgariens ſo wenig verblümt ausgeſprochen, daß
das Schriftſtück wie eine formelle Unabhängigkeitserklärung erſcheint.
Ueber den Text der von der Donau aus und, wie es heißt, auch
aus Tirnowa ſeitens des Prinzen an den Sultan gerichteten Tele=
gramme
iſt hier nichts bekannt, ebenſowenig, ob dieſelben beant=
wortet
worden ſind.
Herr v. Thielmann, deſſen Ernennung zum Geſandten in Darm=
ſtadt
in verſchiedenen Blättern gemeldet worden iſt, hat Sofia in
dieſem Augenblick noch nicht verlaſſen.

Mit der Entlaſſung von Arbeitskräften aus den königlichen
Gewehrfabriken wird ziemlich in der ganzen preußiſchen Monarchie
gleichmäßig vorgegangen. Es hängt dies damit zuſammen, daß
der Bedarf an neuen Gewehren nahezu gedeckt iſt.
Das Zuſtandekommen der Spiritus=Aktien=Geſellſchaft, das ſchon
geſichert ſchien, iſt plötzlich wieder fraglich geworden. Nicht nur
größere Spiritusfabrikanten haben den Eintritt in die geplante
Koalition verweigert, ſondern es ſind auch förmliche Gegenkoalitio=
nen
in Bildung begriffen. In Breslau haben eine Anzahl Gaſt=
und Schankwirte die vorbereitenden Schritte zur Errichtung einer
Genoſſenſchaftsbrennerei gethan und in Nordhauſen, dem Hauptſitze
der deutſchen Spritfabrikation, iſt ſeitens der Vereinigung der
dortigen Branntweinbrenner beſchloſſen worden, mit denjenigen
Brennereien und Spritfabriken, welche dem Spiritusring nicht
beitreten wollen, zu unterhandeln und dieſen die Abnahme des
ganzen Bedarfs zu ſichern. Da in Nordhauſen jährlich mehr als
30 Millionen Liter Sprit verarbeitet werden, was etwa dem zehnten
Teile des inländiſchen Geſamtſpritkonſums entſpricht, ſo hat die
Spiritus=Koalition allen Grund, die ihr durch den Beſchluß der
Nordhäuſer Vereinigung drohende Gefahr nicht zu unterſchätzen;
es iſt jedenfalls die Realiſierung des Projiekts der Spiritus=Aktien=
Geſellſchaft noch immer abzuwarten. Uebrigens muß anerkannt
werden, daß die Diskuſſion für und wider den Spiritusring ſich
jetzt in ſachlicheren und ruhigeren Bahnen bewegt, als beim erſten
Auftreten des Proiekts; auch in den freiſinnigen Blättern, die zuerſt
ein abſolut verdammendes Urheil über das ganze Unternehmen ab=
gaben
, zieht man jetzt mildere Saiten auf. Das Berl. Tagbl.
3. B., welches anfänglich Himmel und Hölle gegen die Schnaps
bank; und die Schnapsbarone; in Bewegung ſetzte, iſt jetzt be=
deutend
milder in ſeinen Ausdrücken geworden und findet die ge=
plante
Koalition nicht mehr ſo ganz unbedingt verwerflich; es gibt
wenigſtens zu, daß die Gründe für und wider das Zuſtandekommen
der Koalition in den einzelnen Landesteilen ſehr verſchieden liegen.
Dieſe veränderte Haltung des B. T. datiert freilich erſt, ſeitdem
es bekannt geworden iſt, daß eine größere Anzahl der freiſinnigen
Partei angehöriger Brenner ihre Geneigtheit bekundet haben, dem
Spiritusringe beizutreten!
Heſterreich=Angarn. Gegenüber einer Meldung, daß die Konſuln
in Philippopel bei dem Fürſten um nichtoffiziellen Empfang nach=
geſucht
hätten, aber ſämtlich abgewieſen worden ſeien, ſtellt das
Fremdenblatt feſt, daß ausſchließlich der engliſche Konſul um
nichtoffiziellen Empfang erſucht habe, aber mit dem Bedeuten abge=
wieſen
worden ſei, daß der Prinz nichtoffizielle Beſuche von Diplo=
maten
überhaupt nicht empfange.
Franſtreich. Wie in Paris verlautet, ſoll demnächſt zwiſchen
Deutſchland und Frankreich wegen des Aufenthaltes ihrer Landes=
angehörigen
in den beiden Ländern unterhandelt werden.
In der Patriotenliga gährt es aller Orten. Herrn Deroulede
hat man von hoher Stelle aus nach Rußland zu wiſſen gethan, daß.
ſein Auftreten dort die Pläne der auswärtigen Politik ſtören würde,
wenn er ſich nicht größter Mäßigung befleißige. Sehr erklärlich.
Man fürchtet in Frankreich eines am meiſten: die offene Erklärung
Rußlands, daß der ruſſiſch=franzöſiſche Zukunftsbund ein Wahnbild
ohne feſten Grund ſei. Je lauter Herr Déroulede dieſen Bund
preiſt und heraufbeſchwört, deſto unzweideutiger könnte das Apage,
male spiritusl zurückſchallen. So würde man vorziehen, wenn ſich
männiglich in Frankreich damit zufrieden gebe, daß Rußland wenig
ſtens nicht in den deutſchen Bund ſich verſtricken laſſen wird, ſon=
dern
die Weisheit des Zaren an der Politik der freien Hand feſt=
halte
. Sehr viel Verſtändnis hat Herr Deroulede für dieſe Situa=
tion
allerdings nicht bethätigt, und es iſt ganz erklärlich, daß zahl
reiche Patriotenligiſten ihm darum grollen.
Engkand. Bei der Beratung der Budgetausgabepoſten für die
diplomatiſche Vertretung Englands erklärte Unterſtaatsſekretär Fer=
guſſon
im Unterhaus, bezüglich Egyptens fänden zur Zeit keinerlei
Unterhandlungen ſtatt, es ſei auch nicht wahrſcheinlich, daß Unter=
handlungen
über Egypten in der Kürze wieder aufgenommen
würden.
Dienstag abend fand in Dublin unter dem Vorſitze des hieſigen
Lordmayors und unter Beteiligung mehrerer iriſcher und engliſcher
Unterhausmitglieder eine Einſpruchskundgebung gegen die Bekannt=
machung
, welche die Nationalliga als ſtaatsgefähllich erklärt, ſtatt.
Es wurde einſtimmig eine Erklärung genehmigt, welche die Aechtung
als einen gewiſſenloſen Verſuch bezeichnet, das iriſche Volk vom
Pfade des friedlichen und verfaſſungsmäßigen Kampfes für ſeine
Rechte abzudrängen.
Die neueſte chineſiſche Poſt überbringt die Meldung, daß die
Vermählung des Kaiſers von China wegen ſeiner mißlichen Ge=
ſundheit
und der leeren Staatskaſſe um zwei Jahre verſchoben
wurde.
Ikakien. Der Papſt ließ den Kardinälen eine Mitteilung zu=
gehen
, daß viele Dörfer Macedoniens das Verlangen tragen, zur
katholiſchen Kirche zurückzukehren und die Entſendung von römiſchen
Prieſtern zu ihrem Unterricht wünſchen.
Bulgarien. Die Hauptſtelle der Rede des Fürſten in Erwiderung
auf die Anſprache des Bürgermeiſters von Sofia lautet: Ich hoffe mit

[ ][  ][ ]

6
Jax
118

Nr.
verſöhnlicher Geſinnung, mit der Achtung vor den Geſetzen, mit der
Erfüllung unſerer internationalen Verpflichtungen insbeſondere mit
der wohlwollenden Unterſtützung der erhabenen Pforte und der ehr=
lichen
Beobachtung unſerer Pflichten gegen den ſuzeränen Hof wird
es uns gelingen, die Kriſis zu beendigen, Bulgarien wieder auf den
normalen Weg zu lenken und eine Aera des Friedens, der Ordnung
und des Gedeihens zu eröffnen. Ich danke Ihnen für den mir be=
reiteten
Empfang. Es lebe Bulgarien! Ueber die Bedeutung der
Worte Erfüllung der internationalen Verpflichtungen' befragk, er=
widerte
der Fürſt, er meine damit die Fertigſtellung der Eiſenbah=
nen
, die Löſung der Frage der Staatsſchuld und des Tributs an
die hohe Pforte, die Löſung der Frage des Vakufs u. ſ. w.
Keſſiakow, ruſſiſcher Oberſt und Beſitzer des Gaſthofs , Bul=
garia'
in Sofia wird bald zu längerem Aufenthalte in Sofia er=
wartet
. Man meint, Keſſiakow, der an der Empörung gegen den
Fürſten Alexander thätigen Anteil nahm, ſei mit einem politiſchen
Auftrage betraut. - Ein Befehl der Regierung ſchafft die Zenſur
der Telegramme ab; der Belagerungszuſtand bleibt in Kraft.
Am 24. abends kamen Stambulow und Mutkurow in Sofia an.
Nach einer Havas'Meldung antwortete die Pforte auf die
Depeſche des Prinzen von Coburg, da der Prinz ohne die Zuſtim=
mung
der ſuzeränen Macht und der anderen Mächte nach Bulgarien
gekommen ſei, ſehe ſie die Beſitzergreifung des bulgariſchen Thrones
als illegal an.
Fürktei. Die Pforte hat der franzöſiſchen und der ruſſiſchen
Botſchaft geantwortet, die Ergreifung von Maßregeln, durch welche
Bulgarien zur Achtung des Berliner Vertrages veranlaßt werde,
ſei nicht Sache der Pforte, ſondern der Vertragsmächte zuſammen.
Unter Hinweis auf die bedenklichen Folgen lehnte die Pforte
entſchieden das dringende Verlangen Rußlands betreffs der ſofor=
tigen
Entſendung ihres Vertreters Artin Effendi nach Sofia ab.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 26. Auguſt.
Zur Feier des Allerhöchſten Namensfeſtes Sr. Königl. Hoheit
des Großherzogs fand geſtern nachmittag 2 Uhr im Jagdſchloß
Kranichſtein ein Diner ſtatt, an welchem Se. Königl. Hoheit der
Großherzog, Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog, Ihre
Großh. Hoheit die Prinzeſſin Victoria, Prinzeſſin Ludwig von
Battenberg. Se. Großh. Hoheit der Prinz Alexander, Ihre
Durchl. die Prinzeſſin von Battenberg. Se. Hoheit der Fürſt
Alexander Prinz von Battenberg, und Se. Durchl. der Prinz
Franz Joſeph von Battenberg, ſowie die zur Zeit hier an=
weſenden
Großh. Hofſtaaten teilnahmen. Die Kapelle des 1. Großh.
Inf.=Reats. Nr. 115 konzertierte während der Tafel.
Se. Königl. Hoheit der Größherzog haben den Kalkulator
2. Klaſſe bei der Hauptſtaatskaſſe Auguſt Baldauf zum Kalkulator
1. Klaſſe bei dieſer Kaſſe - den Finanzaſpiranten Wilhelm Mattern
aus Darmſtadt zum Kalkulator 2. Klaſſe bei der Hauptſtaatskaſſe
den Expeditionsgehilfen Johannes Birkenſtock aus Groß=Felda,
zum Telegraphiſten bei der Main=Neckar=Bahn - ernannt.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog begaben ſich geſtern früh
6 Uhr in Begleitung des Flügeladjutanten Oberſtlieutenant Wernher
zu Wagen nach Dudenhofen, um dortſelbſt eine Beſichtigung des
.I. Großh. Drag.=Regts. Nr. 23 vorzunehmen.
Durch Verfügung Großh. Miniſteriums des Innern und
ider Juſtiz vom 24. Auguſt wurde der Gerichtsaſſeſſor Dr. Theodor
Fuchs aus Darmſtadt zum Regierungsaſſeſſor ernännt.
Aus Anlaß des geſtrigen Nämeustages Sr. Königl. Hoheit
des Großherzogs hatten die öffentlichen und zahlreiche Privatgebäude
geflaggt. Die hier anweſenden Offiziere hatten ſich zu einem Feſt=
rmahl
im Militärkaſino vereinigt. Ebenſo fand ein Feſteſſen im
Hotel zur Traube' ſtatt.
Die dreizehnte Sitzung des heſſiſchen Eiſenbahnbeirats
wird am 8. September d. J. ſtattfinden.
Bei der Ausloſung der Geſchworenen pro 3. Quartal 1887
wurden nachſtehende 30 Herren ausgeloſt: Heil, Peter I., Landwirt
in Goddelau. Breitenbach, Konrad II., Müller in Pfungſtadt. Funk,
Whilipp, Gaſtwirt in Griesheim. Göbel, Georg, Landwirt in Groß=
Rohrheim. Heil, Jakob, Bierbrauer in Reichelsheim. Steingötter,
Dtto, Kaufmann in Langen. Grimm, Ludwig, Malzfabrikant in
Eberſtadt. Keller, Philipp I., Bäcker in Griesheim. -Eberhard,
Jakob Friedrich L., in Lampertheim. Berg, Johann Friedrich,
Dandwirt in Ebersberg. Löslein, Leonhard Kaufmann in Heppen=
Heim. Andrs, Johann. Fabrikant in Hirſchhorn. Schady, Carl,
Fabrikant in Lorſch. Spicharz, Friedrich, Fabrikant in Offenbach.
Weber, Hermann, Bierbrauereibeſitzer in Offenbach. Leinert,
Weter, Beigeordneter in Reinheim. Palmy, Georg, in Gundern=
pauſen
. Hofferberth, Johannes, Landwirt in Hummetroth. Funke,
Franz, Kaufmann in Offenbach. Rummel, Karl, Rentner in Darm=
Radt. Helfmann, Johann Adam I., Bauunternehmer in Kelſter=
bach
. Wiedemann, Jean VI., Landwirt zum Boxheimer Hof bei
Bürſtadt. Schönhof, Jakob, Fabrikant in Offenbach. Langer, Friedrich,
Ziegeleibeſitzer von Wimpfen. Appel, Georg II., in Arheilgen. troffen, namentlich die Einleitung der in früheren Jahren erprobten
Sensfelder, Adam, Bürgermeiſter in Büttelborn. Arzt, Tobias, 1 Reviſions=Maßregeln an der italieniſchen Grenze angeordnet.

. 166
2071
Fabrikant in Michelſtadt. Hottes, Georg V., Bautechniker in Groß=
Zimmern. Huppé, Johann Gottlieb Fabrikant in Offenbach. Notti,
Johann Chriſtian, Fabrikant in Beſſungen.
Nach der im Regierungsblatt, Beilage Nr. 24, enthaltenen
Zuſammenſtellung der Ergebniſſe der Rechnung über die Staats=
ſchuldenverwaltung
für das Etatsjahr 1884 85 iſt der Stand der
Staatsſchuld folgender: 1) Am Schluß des Etatsjahres 1883184
war der Stand der Großh. Staatsſchuld lt. Zuſammenſtellung vom
2. Auguſt 1886 37025 402 M. 79 Pf. 2) Im Laufe des Etatsjahres
1884785 hat ſich die Staatsſchuld vermehrt durch Ausgabe von
4prozentigen Obligationen des Anlehens d. d. 1. Juli 1882 um
918600 M. Zuſammen 37944002 M. 79 Pf. 3) Im Laufe des
Etatsjahres 188485 hat ſich die Staatsſchuld vermindert durch:
a. Abtragung von Kapitalien 1683610 M. 52 Pf. b. Zurückbezahlung
von Kautionen 10728 M. 57 Pf., zuſ. 1694339 M. 9 Pf. 4) Am
Schluß des Etatsjahres 1884,85 verbleibt ſonach der Stand der
Staatsſchuld 36 249663 M. 70 Pf. Die Aktiva betragen 8444919
M. 81 Pf. Die Paſſiva betragen 36 255 355 M. 41 Pf. Verglichen
verbleibt Paſivſtand zu Ende des Jahres 188485 27810455 M.
60 Pf.
Wie die N. H. V. hören, iſt Herr Telegraphendirektor
Kuß nach Flensburg verſetzt worden.
Nachdem in der Provinz Heſſen=Naſſau neuerdings mehrere
Reblausherde konſtatiert worden ſind, hat das Großh. Miniſterium
des Innern und der Juſtiz angeordnet, daß, und zwar zunächſt
in den Kreiſen Mainz und Bingen unverzüglich, eine Unterſuchung
ſämtlicher Rebpflanzungen durch Sachverſtändige vorgenommen
werden ſoll.
D. 8tg.
8t. Frankfurt, 21. Auguſt. Eine ſehr intereſſante Ausſtellung
birgt ſoeben Bangels Gemäldeſaal. Schon die darin ent=
haltene
nächtliche Schlittenfahrt des Königs Ludwig II. von Wenig
in München bildete einen beſonderen Anziehungspünkt. Außerdem
ſind aber noch circa 70 Bilder, wovon der größere Teil anerkannte
Meiſterwerke, zu ſehen. Der Beſuch der Cammlung iſt für jeden
Kunſtfreund äußerſt lohnend.
Aus Rheinheſſen, 24. Auguſt. Trotzdem es gegen das Spätjahr
geht, regt ſich die Auswanderungsluſt noch ziemlich bedeutend.
Heute könnte man wieder große Schaaren Europamüder
zumeiſt
aus Schwaben ſtammend - mit verſchiedenen Dampfſchiffen zur
Reiſe über den Ocean fahren ſehen. Größtenteils waren es jüngere
Familien mit zwei bis drei Kindern.- Die heſſiſche Regierung hat
zu der Errichtung eines Schweſternhauſes des Ordens der
barmherzigen Schweſtern' in Kaſtel die Erlaubnis erteilt. Auf
der Fahrt nach Bingerbrück ſtürzte geſtern Abend in Kreuznach
ein Paſſagier von einem hohen Eiſenbahndamm herunter wobei er
ſich derart verletzte, daß er alsbald verſtarb. Am 15. September
laſſen die Erben Zwierlein in Geiſenheim eine Partie Weine
aus den Jahren 1783. 1784 und 1804 verſteigern.
Meiningen. Die Meininger haben nun ihre Gaſttour für die
nächſte Saiſon feſtgeſtellt; ſie werden im November und Dezember
im Reſidenz=Theater zu Dresden, im April in Antwerpen, im
Mai in Rotterdam und im Juni in Brüſſel gaſlieren.
Berlin, 23. Auguſt. Eine der bedeutendſten Velocipe dreiſen
hat - wie die Potsd. 3tg.: berichtet - ein junger Mann, Herr
Hans Ridzaewski aus Berlin. auf einer 137 Centimeter=Maͤſchine
zurückgelegt. Derſelbe kam am Samstag früh um 8 Uhr in Pots=
dam
an, nachdem er von Berlin bis Trieſt (durch die ſächſiſche
Schweiz über Teplitz, Prag, Tabor und Neuhaus, Wien, Graz,
Marburg und Laibach) 11 Tage und von Trieſt bis Potsdam lüber
Salzburg, Regensburg, Leipzig) 10 Tage unterwegs geweſen iſt.
Bei Salzburg hatte der junge Mann das Unglück, auf einem zu
Thal führenden Wege bei einer Biegung desſelben im vollen Lauf
gegen die Böſchungsmauer zu rennen, infolge deſſen er ſich ſamt der
Maſchine überſchlug und eine halbe Stunde lang ohne Beſinnung
lag. Merkwürdigerweiſe hat der Unfall weder ihm noch ſeiner
Maſchine etwas geſchadet.
München. Die Künſtler vom Gärtnerplatz=Theater, welche
ſoeben auf zahlreichen Bühnen gaſtiert, haben, erſt kürzlich von
einer viermonatlichen Gaſtſpiel=Tournée durch Norddeutſchland zu=
rückgekehrt
, von der Direktion des Gärtnerplatz=Theaters einen neuen,
nicht weniger als drei Vierteljahre dauernden Urlaub . November
1887 bis 16. Juli 1888) erhalten, während deſſen ſie wiederum unter
Hofpauers Leitung in einer Rihr von größeren Städten gaſtieren
werden. Dem Vernehmen nach beginnt dieſer Gaſtſpiel=Cyklus
Anfangs November im Berliner Walhalla=Theater. Von den Mit=
gliedern
der Hofpauerſchen Truppe gehören fünf, die Herren Neuert,
Albert, Hofpauer, ſowie die Damen Schönchen und Meittinger dem
Verbande des Gärtnerplatz=Theaters an, während das übrige En=
ſemble
von auswärtigen Bühnen rekrutiert wird.
Wien, 23. Auguſt. Das öſterreichiſche Miniſterium des Innern
hat im Hinblick auf einen in Rom vorgekommenen Cholera=
fall
mit tötlichem Ausgange Vorbereitungen für die Ergreifung
von Maßnahmen zur Abwehr der Einſchleppung der Cholera ge=

[ ][  ]

2072
Nr.
Oſtende, 24. Auguſt. Die Ausſchreitungen hieſiger gegen
engliſche Fiſcher haben ſich heute noch ſchlimmer wiederholt. Die
Artillerie der Bürgergarde war genötigt einzuſchreiten. Zwei Fiſcher
wurden getötet, vier ſchwer verwundet. Die Fiſcher beobachten
trotzdem andauernd eine drohende Haltung.
London, 23. Auguſt. Ueber das Vermögen von Lord Auguſtus
Loftus, der einſt britiſcher Botſchafter am Petersburger Hofe war,
iſt auf Antrag eines Geldverleihers, Namens Samuel Engel, der
Konkurs eingeleitet worden.
Falmouth, 24. Aug. Das deutſche Schiff Mathilde traf heute
mit ſieben Paſſagieren und ſechs Mann Beſatzung des auf der Reiſe
von New=York nach Queenstown verbrannten Dampfers Cith of
Montreal'ͤ hier ein. Es ſind dies die Inſaſſen des bisher noch
vermißten Rettungsbootes.

Aus Deutſch=Afrika.
Dem im Verlage von Greßner und Schramm erſchienenen Werk
Kaiſer=Wilhelms=Land= und der Bismarck=Archipel',
nach den neueſten Quellen geſchildert von Carl Hager, entnehmen
wir folgende Skizze, die ein anſchauliches Bild von den Kultur=
verhältniſſen
des Inſelmeers gibt, welches in der Gegenwart ſo
vielfach Gegenſtand des Intereſſes und der Diskuſſion iſt:
Vor wenigen Jahren noch waren die Bewohner dieſer Gegen=
den
unverfälſchte Wilde. Auch heute noch führt im Innern von
Neu=Lauenburg (bei den Eingeborenen Amacata) eine Urbevölkerung
ihr Daſein, die größer, ſtärker und wilder iſt als das Volk der
äußeren Inſeln, das bereits vom Handel berührt, langſam der
Civiliſation entgegenſchreitet. Infolge des wüſten Haares und der
phantaſtiſchen Bemalung des Körpers machen die Menſchen meiſt
einen abenteuerlichen Eindruck, doch zeigt das Geſicht einen gut=
mütigen
oder dummen, häufiger jedoch ſchlauen Ausdruck. Ihre
Hautfarbe läßt ſich am beſten als chokoladebraun bezeichnen. Helle
Körperfarbe erweckt ihnen ein gewiſſes Grauen; darum beſteht
auch an der ganzen Nordküſte von Neu=Pommern der Gebrauch,
die Kinder am dritten Tage nach der Geburt über ein Laubfeuer
zu halten, damit ſie nicht hell bleiben, ſondern dunkel werden wie
die Alten. Kleidung exiſtierte bei den Männern vor der Einwirkung
der Fremden nicht. Das Tättowieren iſt lediglich Sache der Frauen,
beſchränkt ſich aber auf die Herſtellung von ſtarken Narben, die ſich
bandförmig in 2 Streifen vom Rücken über die Schultern nach der
Mitte der Bruſt ziehen. Nur zuweilen ſieht man an Frauen Hals=
bänder
oder Armringe; letztere werden von den Männern mitunter
dutzendweiſe getragen. In jüngeren Jahren können die Mädchen
zum Teil als wirklich hübſch bezeichnet werden, wenn man ſich an
den breiten Mund und die flache breite Naſe gewöhnt hat. Ein
hoher hübſcher Wuchs, freundliches Weſen und Heiterkeit, die
zuweilen in Schelmerei ausartet, gewinnen ihnen bald Freunde.
Aeltere Frauen, denen das häufige Schleppen von Laſten zudem
eine gebückte Haltung verliehen hat, ſind freilich ungemein häßlich.
Die Bearbeitung der Pflanzungen iſt Aufgabe der Frau, da es keine
Sklaven gibt. Auf der Schulter der Frau ruht überhaupt faſt
jegliche Arbeit. da nur Handel, Jagd, Fiſchfang, Krieg, höchſtens
noch Ernte des Mannes Beſchäftigungen ſind. Streng wachen die
männlichen Angehörigen einer Familie über die Tugend der weib=
lichen
und die Ehrungen, die man den Toten zu Teil werden läßt,
ſind dieſelben für die beiden Geſchlechter. Wohl herrſcht Viel=
weiberei
, doch kommen ſelten mehr als zwei Frauen in derſelben
Familie vor; acht Frauen beſitzt kaum der reichſte Häuptling. Wer
ſich verheiraten will teilt ſeinen Wunſch und den Namen ſeiner
Erwählten ſeinem Bater und, wenn er keinen mehr hat, ſeiner
Mutter oder dem Häuptlinge mit. Dann wird er in den Buſch
geſchickt. Sodann begeben ſich ſeine Eltern zu denen des Mädchens
und bieten einen Kaufpreis an Muſchelgeld. Man feilſcht nun, und
wenn man endlich einig geworden, begeben ſich die Gäſte wieder
nach Hauſe. Einige Tage ſpäter erſcheinen die Verwandten des
Mädchens mit dieſem im Hauſe des Bräutigams, wo alle Freunde
geladen ſind, Geſchenke von den Gäſten geſpendet werden und ein
Feſt mit Tanz veranſtaltet wird; dabei führt man einen Tanz auf,
an dem ſich ausſchließlich die jungen Frauen beteiligen, wobei die
Erwählte die erſte Rolle ſpielt. Nach dieſem Feſte ziehen die Ver=
wandten
heim, laſſen das Mädchen aber in dem fremden Hauſe
zurück. Nun erſt wird der Bräutigam geholt, der oft weit fort
gewandert iſt, um den um dieſe Zeit unheilbringenden Geiſtern ab=
geſchiedener
Verwandten zu entgehen. Mitunter iſt er längſt von
einem feindlichen Stamme getötet worden. Die Eheſchließung gibt
dem Manne das volle Verfügungsrecht über die Frau. Züchtigungen
gehören daher nicht zu den Seltenheiten; auch Macht über Leben
und Tod erwirbt der Eheherr. Verlobungen werden oft geſchloſſen
wenn die Frau noch ganz klein iſt; ja ſie braucht noch gar nicht
geboren zu ſein. Namentlich wenn ein Häuptling wünſcht, mit
einer beſtimmten Familie verwandt zu ſein, kauft er das Kind ſchon
vor der Geburt, um nicht einen Nebenbuhler zuvorkommen zu laſſen.
Wird nun ein Knabe geboren, ſo erhält er den gezahlten Preis
zurück, kommt ein Mädchen, ſo iſt dies Eigentum des Mannes lebt
aber bis zum heiratsfühigen Alter, gewöhnlich dem zehnten Lebens=

166
jahre, im Elternhauſe. Meiſt nimmt man ſich die Frau aus einem
benachbarten und befreundeten Stamm. Innerhalb der Familie
zu heiraten iſt ſtreng verboten; ſelbſt im Stamme ſind genau die
Grenzen gezogen, innerhalb deren Ehen geſchloſſen werden können.
Auch im Kriege iſt den Frauen eine Rolle zugewieſen. Sie tragen
Speere und Steine hinter den Männern her und feuern ſie durch
Zuruf an, und an den Greueln, die jeder Krieg im Gefolge hat,
beteiligen ſich mit Vorliebe die Weiber. Daß man zur Verſchwiegen=
heit
des weiblichen Geſchlechts kein großes Vertrauen hegt, beweiſt
das hier gebräuchliche Sprichwort: Vertraue nie einer Frau ein
Geheimnis an denn deren Zunge geht in doppelten Gelenken.
Spione belauſchen vor dem feindlichen Dorf die ſchwatzenden Frauen,
wobei ſie beſſer als irgend anders ihre Zwecke erreichen. Iſt in der
Wohnung ein Gegenſtand abhanden gekommen, ſo werden immer
die Frauen verantwortlich gemacht, da ſie durch gehörige Aufſicht
den Diebſtahl hätten verhindern können.
Die Gebräuche und Sitten der Bewohner des Bismarckarchipels
ſind im ganzen noch wenig bekannt. In der Lebensweiſe der Be=
völkerung
der äußeren Inſel, deren Küſten dem Europäer leichter
zugänglich ſind, hat ſich allgemach eine Umbildung und ein Fort=
ſchritt
vollzogen. Die Leute haben neue zweckmäßigere Werkzeuge
und Geräte kennen gelernt, die Miſſion unterdrückt ihren Kultus,
und mit dem Wachſen ihrer Bildung verſchwindet die eigenartige
Vorſtellungswelt dieſes Volkes. Obgleich dieſe Menſchen Anthropo=
phagen
ſind, kann man ſie nicht eigentlich Wilde nennen. Sie be=
ſitzen
große Bildungsfähigkeit, wofür jedenfalls ein auffallendes
Beiſpiel iſt, daß ein Knabe, der in dem Lager eines Reiſenden
Papier und Bleiſtift fand, ſofort damit verſuchte, Tiergeſtalten aus
dem Gedächtnis zu zeichnen. Ihre Häuſer ſind aus Bambus ge=
baut
und mit Padanusblättern gedeckt. Der Reinlichkeit iſt man
dort merkwürdigerweiſe durchaus nicht abhold, das Baden iſt ſo=
gar
ein Lieblingsvergnügen der jungen Mädchen, welchen die Ver=
gnügungen
, wie ſchon geſagt, ziemlich kärglich zugemeſſen ſind. Bei
dem wichtigſten Volksfeſte, dem Duk=Duk, das jährlich einmal ge=
feiert
wird, ſpielen die Frauen inſofern auch eine untergeordnete
Rolle, als ſie hauptſächlich dazu da ſind, die ungeheuren Maſſen
Speiſen, welche an dieſem Tage verzehrt werden, zu bereiten, wo=
für
ſie dann eine Feſtfahrt auf der See machen dürfen, während die
Männer allein in die Geheimniſſe der eigentlichen Feſtakte einge=
weiht
ſind, die im Tanzen in höchſt lächerlicher Maske und großen
Gelagen beſtehen. Frauen und Kinder ſchauen zu. Schließlich ſei
noch eine eigentümliche Sitte der Neuirländer erwähnt, der ſich
diejenigen Mädchen unterwerfen müſſen, welche in das heiratsfähige
Alter getreten ſind. Sie werden innerhalb des eigenen Hauſes in
einen Käfig geſteckt, der gewöhnlich einen Stock hoch errichtet iſt,
und darin, umwunden mit Kränzen aus wohlriechenden Blumen,
ungefähr vier Wochen gefangen gehalten. Der Raum iſt ſo klein,
daß ſie nicht aufrecht ſtehen, ſondern nur ſitzen oder liegen können.
Nur zur Nachtzeit dürfen ſie ihr Gefängnis verlaſſen. Unter dem=
ſelben
hat ein altes Weib Platz oder ein kleines Kind.

[8223
Darrkſcgztrtg.
Für die vielen Beweiſe inniger Theilnahme bei dem
ſchmerzlichen Verluſte unſerer guten Frau, Mutter, Schwieger=
mutter
und Großmutter
Harie Muntz, geb. Kraft,
ſagen wir allen Verwandten und Bekannten, ſowie Herrn
Pfarrer Pfnor für die troſtreiche Grabrede unſern tiefge=
ühlten
Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
Friedrich Kuntz.

Druc und Berlaa: d. C. Wittichſdhe Hofbucdr-derei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Witſich.