Darmstädter Tagblatt 1887


29. Juli 1887

[  ][ ]

140)
15)

Nennemenloprei=
ErEiſähtis 1 Mark 50 Pf. nd
Brngerloht Undwärz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
egengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
dw Ouaral incl. Volauſichlag

150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:

UneryallungsolaII.

Zuſerate
verdenangenommet nDernkan
von der Expediten Rheinſtr. R. 2
mBeſſungen vn Fuer Coha.
Holzſtraße Nr., ds, ſvie augria
ella Emaza-Enedit-D.

Amtliches Organ
ſür die Rehannlmachungen des Großh. Breigamts. des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

N 146.

Freitag den 29. Juli.

1887

Zu publieiren iſt aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 28:
Geſetz, betreffend den Verkehr mit Erſatzmitteln für Butter.


Gu
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Schießübungen auf dem Artillerie=Schießplatz bei Griesheim.
Das erſte Batallon des Infanterie=Regiments Nr. 115 wird Freitag den 29. d. Mts., Nachmittags von 6 bis
8 Uhr, ein geſechtsmäßiges Schießen mit ſcharfen Patronen auf dem Artillerie=Schießplatz bei Griesheim abhalten.
Darmſtadt, den 28. Juli 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
17217
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Strecke der Kaupflraße zwiſchen Pankrakiusftraße und Arheilgerſtraße wird hierdurch für Fuhrwerle, die in den
Hofraithen dieſer Straße nichts zu thun haben, bis auf Weiteres geſchloſſen.
Darmſtadt, den 27. Juli 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
[7218


läßt
ud von
deu
Ort.

ElerVerſteigerung.
Freitag den 29. Juli, Nachmittags 2 Uhr,
die Oberverwaltung der Großh. Hof=Meiereigüter die II. Schur
circa 6 Morgen Klee am Scheftheimer Weg gelegen und außer=
die
I. Schur des Kleefeldes am hroßen Woog loosweiſe an
und Stelle verſteigern.
Zuſammenkunft am Scheftheimer Weg.
Die Oberverwaltung der Großh. Hofgüter.
[7219
Dettweiler.

54
10n
5.
m puul GOIulol
1)
42)
(ſog. Bauernbrod),
Abacke von heute ab aus
neuem Kornmehl,
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Elund empfehle dasſelbe beſtens.
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ſ222

GauO6

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489

[ ][  ][ ]

1850

Nr. 146

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wird und mit der in ſüßen Früchten enthaltenen Zuckerart identiſch iſt.
Bei einer weit größeren und angenehmeren Süße (Fruchtſüße) bietet der
Fruchtzucker gegenüber der Raffinade die großen Vorzüge, daß ſeine Süße
das Aroma der Früchte nicht im Mindeſten verdeckt und bei der leichten
und direkten Verwendungsweiſe dieſes flüſigen Zuckers, das Löſen, Lutern
und Filtriren vollſtändig wegfällt.
Für abſolute Reinheit der Waare wird garantirt.
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20
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1851

F.

52

12

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Papagetkäfig wird zu kaufen geſucht.
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enthaltend ſämmtliche hier ankommende und abgehende Züge der
Main=Neckar=Bahn, der Heſſ. Ludwigsbahn, ſowie der Dampfſtraßen=
bahn
, ſind wieder vorräthig und durch die Buchhandlungen ſowie
ſauf der Expedition d. Bl. zu beziehen. Preis per Stück 10 Pf.
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unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn W. Hilge.
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Anfang des Nanzes 10 Uhr, des Cotillons gegen 1 Uhr.
Eintrittskarten: Im Vorverkauf für 1 Perſon zu 1 Mk. und für Familien
3 Perſonen zu 2 Mk., ſind bei den Herren D. Fuix & Söhne,
W. Pfeil, C. Heß, Buchhändler, Carlsſtraße, Inſpector Velten im
Saalbau, ſowie bei den Hausmeiſtern der Vereinigten Geſellſchaft,
Geſellſchaft Eintracht, des Bürger= u. Kaufmäuniſchen Vereins,
zu haben.
Am Feſtabend werden für einzelne Karten 1 Mk. 25 Pfg. und für Familien=
karten
3 Perſonen 2 Mk. 50 Pfg. erhoben.
Programm Abends an der Kaſſe.
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(Hotelwagen auf Beſtellung).
Penſionspreis incl. Bad und Logis Ml. 450. Nühere Auskunft erth. Beſitzer
Sohneeweiss & Hüller.

Faalban Darmſtadt.
Die Eigenthümer der im Saalbau liegen gebliebenen und daſelbſt aufge=
fundenen
Garderobe= und Schmuck=Gegenſtände werden hiermit aufgefordert, ſolche
bis längſtens den 30. d. Mts. im Büreau des Unterzeichneten in Empfang zu
nehmen.
Ueber die bis dahin nicht abgeholten Gegenſtände wird anderweitig verfügt.
Für die Saalbau=Actien=Geſellſchaft:
Veltem,
[7171
Saalbau=Inſpector.

r.

f. ee.
2.

V. Auohet.
hat ſeine Praxis wieder über=
[7227
nommen.

Beck's Placirungs=Büreau,
Mathildenplatz 11.
[7228
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nen
, Kindererzieherinnen, ſowie, beſſere
Hausmädchen mit guten Empfehlungen.

[ ][  ][ ]

1852

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Wohnung: 4 Zimmer, Küche nebſt Zuge=
hör
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Nr. 146

6976) 12 Rheinſtraße 12
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F
F
H
1.

6893) Saalbauſtraße 17, 1 Stiege
hoch, ein eleg. möbl. Zimmer ſof. zu verm.
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Zimmer, mit 2 Betten und Koch=
gelegenheit
, in monatlicher Miethe. Adr.
und Preisangabe unter S. x. in der
Exped. d. Bl. abzugeben.
[7231

Ner

verkauft 1 gut erhalt. eiſ. Thor, Ge=
länder
und Miſtbeetfenſter. Adr. E.
. poſtl. Heppenheim B.
[7232


A 7137) Geſucht ein reinliches Dienſt=
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. M. Reiſchock, Kirchſtr. 9.
f. l. 7203) Eine geſunde Amme
ſucht ſofort Stelle.
Näheres in der Exped. d. Bl. 7233) Den geehrten Herrſchaften kann
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3-4 Zimmer nebſt Zubehör, per 1. Sept. Reinliche junge Mädchen und
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(723(
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Wehner & Fahr.
7143) Geſucht ein ordentl. Mädchen
den Tug über. Caſerneſtr. 64, 3. St.
7234) Eine Haushälterin z. Führung
eines kleinen Haushalts geſucht. Stellen= büreau Röſe, Schützenſtraße 14 parterre.
7235) Ein tüchtiges, mit der Küche
und allen Hausarbeiten vertrautes Müd=
chen
, kann ſofort Stellung finden. Nur
ſolche, welche ganz gute Zeugniſſe nach=
weiſen
können, wollen ſich melden Beſſung.
Wilhelmsſtraße 12.
7236) Für ein feineres Delikateſſen=
geſchäft
wird
ein Fräulein
aus achtbarer Familie für ſofort geſucht.
Näheres bei der Exped. d. Bl. Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen oder auch um eine notwendige Verſtärkung desſelben handelt und
Geborene: Am 18. Juli: Dem Fabrikaufſeher Heinrich Stecher, hält dann nähere Beſtimmungen über die zum Empfang der Unter=
L. Emma Emilie Frieda. Am Ar.: Dem Großh. Proſeſſor an der ſlüzung berechtigten Perſonen, ſowie bezüglich der Höhe und Ver=
Techniſchen Hochſchule Dr. Ernſt Lebrecht Henneberg, S. Am 22.. wendung der Unterſtützungsbeiträge und regelt beſonders eingehend
Vrollamiert als Verloote: Der Bureaugehülfe Geora Ludwig der Lieferungsverbände, denen die Leiſtung=der Unterſtützung nach
Aßmuth hier und Eliſabethe Diehm von Oſthofen. Der Schloſſer= dem Geſetze vom 13. Juni 1873 obliegt. Staaten, in denen der=
meiſter
Johann Georg Philipp Fey hier und Eliſabethe Klemmer aͤrtige Lieferungsverbände nicht beſtehen haben aus ihren Mitteln Katzenmaher, T. Barbara, 11 M. 26 T. Am 22. Dem Maurer Beſtimmungen ſorgt eine Kommiſſion, deren Vorſitzenden die Lan=
N4. ſtimmungen zu gewähren. Für die genaue Durchfuhrung dieſer
von Militärperſonen, deren Familien die Unterſtützung genießen,
haben den Fortfall derſelben zur Folge. Die Entſchädigungen für
die zu zahlenden Unterſtützungen werden aus Reichsfonds gewährt
und bleibt das Nähere hierüber Spezialgeſetzen des Reiches über=

(vom 21. bis 27. Juli 1887).
Dem Maurer Ludwig Stein, S. Hermann.
von Weſthofen.
Geſtorbene: Am 20. Juli: Dem Weichenwärter Johann Philipp
Johann Peter Kartſcher, S. Ludwig, 13 T. Am 24. Die Ehefrau desregierung ernennt, unter Umſtänden kann letztere auch die Mit=
des
Großh. Oberſt i. P. Auguſt Coulmann, Caroline, geb. Merck, glieder der Kommiſſion ernennen. Fahnenfluchk oder gewiſſe Strafen
58 J. 11 M. 16 T.

Deutſches Reich. Aus Berlin wird berichtet, der Kaiſer werde
ſich nach ſeiner Rückkehr von Gaſtein zunächſt nach Babelsberg und
ſodann zu den Manövern nach Königsberg und Danzig ſowie nach
Liegnitz begeben.
Prinz Georg von Preußen, welcher bisher zur Kur in Bad
Ems verweilte, iſt jetzt nach Beendigung derſelben von dort abge=
reiſt
und hat ſich zum Zweck einer Schweizerreiſe nach Baſel begeben.
Der Gouverneur von Kamerun, Frhr. v. Soden, welcher kürz=
lich
von dort in Berlin eintraf, hat ſich zur Kur nach Wiesbaden
begeben.
Während die Ergebniſſe der letzten Reichstagsſeſion hie und
da noch immer Anlaß zu Erörterungen geben, beginnen ſchon
jetzt, noch mitten in der ſommerlichen Ruhepauſe, die Vorbereitungen
zur Zuſammenſtellung des Arbeitspenſums für die Winterſeſſion
des Reichstages. Als erſte Vorlage für dieſelbe iſt dieſer Tage
dem Bundesrate der Entwurf, betr. die Unterſtützung von Familien
in den Dienſt eingetretener Mannſchaften, zugegangen, welcher
Gegenſtand den Reichstag in früheren Seſſionen allerdings wieder=
holk
beſchäftigt hat, doch ſtellten ſich einer einheitlichen Regelung
dieſer Frage für das Reich immer wieder Schwierigkeiten entgegen,
die nun endlich als gelöſt zu betrachten ſind. Der Unterſtützung
ſollen die Familien der Mannſchaften der Reſerve, Landwehr ꝛc.
teilhaftig werden, ſobald es ſich um eine Mobilmachung des Heeres

die betreffenden Mannſchaften hierbei eingezogen werden; dasſelbe
gilt von den Familien der Dispoſitionsurkauber. Der Entwurf ent=
die
Verpflichtungen und Zuſammenſetzung, ebenſo die Beaufſichkigung
die Unterſtützungen nach den in dem Entwurfe vorgeſehenen Be=
laſſen
. Dies ſind die hauptſächlichſten Punkte der Vorlage, welche
ſomit beſtimmt iſt, eine immer dringlicher gewordene Frage zu regeln
und durch welche der Staat zugleich eine Ehrenpflicht gegen die
Angehörigen der unter die Waffen Gerufenen erfüllt.
Schweiz. Das eidgenöſſiſche Handelsdepartement hat über die
Beteiligung der Schweiz an der Pariſer Weltausſtellung ſoeben
eine neue Kundgebung erlaſſen: ein Schreiben an die induſiriellen
und landwirtſchaftlichen Hauptvereine der Schweiz, welches einiges
Neue enthält. Dasſelbe teilt zunächſt mit, daß Deutſchland, Oeſter=
reich
=Ungarn, England, Rußland, Italien, Spanien, Portugal,
Schweden und Norwegen von einer offiziellen Beteiligung an der
Ausſtellung abſehen und die Vereinigten Staaten von Amerika erſt
im Dezember beim Zuſammentritt des Kongreſſes darüber beraten
werden. Bis jetzt hätten nur Venezuela und noch einige andere
kleine überſeeiſchen Staaten eine offizielle Vertretung in Ausſicht
genommen, wie der ſchweizeriſche Geſandte in Paris dem Bundes=
rat
berichtet habe. Was den Bundesrat betreffe, ſo erſcheine dem=
ſelben
eine offizielle Organiſation der ſchweizeriſchen Beteiligung
und damit eine offizielle Vertretung der Schweiz an der Ausſtellung
nur dann zweckmäßig, wenn die Landwirtſchafk und die ſämtlichen
Induſtrien und Gewerbezweige ihre Beteiligung in ganz beſtimmter
Weiſe zuſichern. Letzteres wird, wie ſchon früher angedeutet, nun
wohl nicht der Fall ſein.

ſin
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1 4
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5
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[ ][  ][ ]

Nr. 146
deſſerreich=Angarn. Zufolge einer Meldung der Preſſe; er=/ welche überhautt auf elektriſches Licht alsbald nach Beginn des
hielt das Finanzminiſterium im Wege des Auswärtigen Amtes die ) Betriebs der Centralſtation rechnen, ihre Anmeldungen nicht auf=
Einladung Englands zur Teilnahme an einer internationalen Kon= ſchieben.
ferenz. bekreffend die Aufhebung der Zuckerprämien. Die engliſche
Regierung hätte bereits im April in Wien angefragt, ob Oeſterreich bades im Frauenbad des großen Woogs, zur Verhütung von Miß=
an
einer Konferenz teilnehmen würde, worauf die Regierung er= bräuchen, die Einrichtung getroffen und öffentlich bekannt gemacht
widerte, ſich nicht binden zu können, ſolange nicht England be= worden iſt, daß dieſe Benutzung nur denjenigen Frauen und Mädchen
ſtimmte Propoſitionen vorlegt. Die Einladung, welche nunmehr geſtattet wird, welche ſich auf der Bürgermeiſterei eine Erlaubnis=
dieſer
Tage eintraf, enthält bereits die Propoſitkonen Englands.
Der bulgariſche Miniſter Dr. Stransky iſt am 21. aus Sofia Karten ausgezeben worden, ein Beweis, daß die getroffene Ein=
in
Wien eingetroffen.
Franſtreich. Das Petit Journal' ſcheint von den ruſſiſchen eine Karte für alle weiblichen Mitglieder ein und derſelben Familie
Finanzen nicht viel zu halten, da es nachſtehende Mitteilung aus verabfolgt. Vorausſetzung zum Bezug dieſer Freikarten iſt ſelbſt=
Berlin bringt: Die Angriffe der offiziöſen Preſſe gegen den Kredit l verſtändlich, daß die betreffenden Familien bedürftig und zur Be=
der
ruſſiſchen Regierung find leider nur zu begründet und keines= zahlung der ſonſt feſtgeſetzten Badegebühren nicht in der Lage ſind.
wegs leichtſinnig aus der Luft gegriffen: ſie beruhen auf gewichtigen
Thatſachen, zu denen die Finänzſtatiſtik zahlreiche Belege liefert. ſ wärtig ein Brunnen mit Trinkwaſſer hergerichtet. Es wird dadurch
Man mag die Anſicht derjenigen Spekulanten, welche das Steigen einem'ſchon oft ausgeſprochenen Wunſche genügt.
oder Fallen der ruſſiſchen Werte von offiziöſen Artikeln herleiken,
für kleinlich halten, auf alle Fälle aber iſt die Sachlage jetzt einer ratung von den Sadtverordneten gefaßten Beſchluſſes ſind Ver=
Aufwärtsbewegung nichts weniger als günſtig. Die Kapitaliſten handlüngen eingeleitet worden, durch Erlaß eines Polizeireglements
ſind hier ſeit länger Zeit zu ängſtlich und zu mißtrauiſch, ruſſiſche den Gebrauch der ſogenannten Pflugſchleifen in der Feldgemarkung
Werte zum Zweck einer Kapitalanlage zu kaufen, und ſelbſt wenn gänzlich zu verbieten. Bis zum Erlaß dieſes Reglements dürfte
die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Rußland, die vom poli= ſich ſeitens der ſtädtiſchen Verwaltung bei Herſtellung und Aus=
tiſchen
Geſichtspunkt aus kein diplomatiſches Anzeichen als geſtört beſſerung der Feldwege auf das allernotwendigſte beſchränkt werden,
erſcheinen läßt, die denkbar günſtigſte Wendung nehmen ſollten, ſo da der Gebrauch der Pflugſchleifen die Wege doch alsbald immer
würde das die finanzielle Lage Rußlands nicht beſſern." Immerhin l wieder verdirbt. Von allen einſichtigen Landwirten wird dieſes
ſcheinen ſich die Franzoſen der Abnahme eines Teiles der ruſi= Vorgehen der ſtädtiſchen Verwaltung nur mit Genugthuung begrüßt
ſchen Papiere zu verſtehen; denn wie gemeldet wird, iſt dieſer Tage werden.
ein großer Poſten ruſſiſcher Rubelſcheine, angeblich 24 Mill., über
Aachen nach Paris gegangen.
Engkand. Das Unterhaus nahm am 27. die drei erſten Artikel 1 liche Kinder, welche mit 12 Betten ausgeſtattet wurde, iſt bereits
der iriſchen Landbill mit geringen Amendements an.
Dem- Mancheſter Glardian' zufolge hat die chineſiſche Regie= Zweck grundlicher Herſtellung der Geſundheit erreicht iſt.
rung die Gumme von 10000 L. behufs chineſiſcher Reiſeſtipendien
ausgeworfen. Sie wird ein Dutzend geprüfter Agenten nach allen Reich gefunden worden und zwar zu Lohn einer kleinen Gemeinde
Richtungen der Windroſe ausſenden und ſich von ihnen über Ge= l im Kreiſe Meppen in Hannover, alſo in Windthorſts Wahlkreiſe.
ſtalt, Bevölkerung, Handel und Induſtrie anderer Länder berichten Die Käfer haben ſich dort in zwei Feldern ſchon vollſtändig einge=
laſſen
.
Außkand. Der Kaiſer und die Kaiſerin begeben ſich mit ihren Bei der alsbald vorgenommenen Unterſuchung durch den Kreis=
Kindern am 19. Auguſt zu einem längeren Aufenthalt nach Kopen= deputierten Schöningh und den Direktor der Meppener Ackerbau=
hagen
.
Dem am 27. in Petersburg in Anweſenheit des Kaiſers vom
Stapel gelaſſenen Panzerſchiff=Alexander II, legt der Czar eine ganz ein junger Mann, ein Schuhmacher aus Nieder=Ingelheim, ſeine
beſondere Bedeutung bei, weil dies das erſte große Schlachtſchiff bei ihrer Mutter wohnende Geliebte durch einige Piſtolenſchüſſe
iſt, welches ausſchließlich aus ruſiſchem Materiak und von ruſſiſchen getötet und unmittelbar darauf durch einen Schuß in den Mund
Handwerkern hergeſtellt wurde.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 29. Juli.
Wie der D. 8tg.: aus Osborne unterm 27. mitgeteilt wird,
beabſichtigte Se. Königl. Hoheit der Großherzog am Mittwoch nach=
mittag
nach 3 Uhr in Begleitung der Prinzeſſinnen Irene und Alix,
Gr. Gr. H.H., ſowie des Herzogs und der Herzogin von Connaught
von Osborne abzureiſen und auf der Alberta' bis Portsmouth zu
fahren. Die Ankunft im Buckingham=Palace in London ſollte Mitt=
woch
abend gegen 8 Uhr erfolgen.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Direktor am
Prediger=Seminar zu Friedberg Pröfeſſor Dr. Guſtav Diegel den
Charakſer als Geheimer Kirchenrat erteilt.
Se. Könial. Hoheit der Prinz Heinrich von Battenberg traf
aus England Mittwoch vormittag 11 Uhr hier ein und reiſte mit=
telſt
Schnellzugs der Main=Neckar=Bahn um 11 Uhr 30 Minuten
weiter nach Jugenheim.
Das Großh. Regierungsblatt Nr. 25 enthält: 1) Bekannt=
machung
, die Bildung der Amtsgerichte Herbſtein und Lauterbach
betr. 2) Bekanntmachung, die Anlage eines Abzweigegeleiſes von
Station Flonheim nach Leinem der Heſſiſchen Ludwigs=Eiſenbahn=
Geſellſchaft gehörigen Steinbruche betr.
O Wenn es zutrifft, was man behaupten hört, daß die An=
meldungen
zum Bezug elektriſchen Lichts von der geplanten ſtädtiſchen
Centralſtelle bis jetzt noch nicht ſo zahlreich eingelaufen ſind,
als man dies von unſerer ſo rührigen Bevölkerung, beſonders von
dem in erſter Linie intereſſierten Stand der Gewerbkreibenden, wohl
vorausgeſetzt haben mochte, ſo läßt ſich dies im Grunde genömmen
doch nicht unſchwer erklären. Die dermalige Zeit des Hochſommers,
der Geſchäftsſtille, iſt an ſich nicht dazu angethan, Luſt zu neuen
ſEinrichtungen einzuflößen, beſonders wenn dieſelben ihre Wirkſam=
keit
mehr in den anderen Jahreszeiten ausüben. Manchen hält
auch wohl jetzt noch die Thatſache zurück, daß uns das elektriſche
Licht im günſtigſten Falle erſt nach Neujahr leuchten wird, für die
Hauptſaiſon des kommenden Winters, die bekanntlich in den Monat
Dezember fällt, alſo nicht mehr in Betracht kommt. Immerhin
empfiehlt es ſich aber, nach den Ausführungen des Herrn Profeſſor
Kittler in dem Vortrage vom letzten Samstag, doch, daß Diejenigen,

1853
Nachdem hinſichtlich der unentgeldlichen Benutzung des Volks=
karte
erwirken, ſind in wenigen Tagen'ſchon weit über 100 dieſer
richtung einem wahren Bedürfnis entſpricht. Es wird immer nur
Auf dem weſtlichen Damm des großen Woogs wird gegen=
0 Nach Maßgäbe des bei der diesjährigen Voranſchlagsbe=
Die vom Alice=Frauenverein für Krankenpflege ſeit Anfang
dieſes Monats ins Leben gerufene Krippe für kränkliche und ſchwäch=
vollſtändig
beſetzt. Die Krippe behält die Kinder ſo lange, bis der
Es iſt jetzt ein zweiter Herd des Koloradokäfers im Deutſchen
niſtet. Beide Felder gehören dem dortigen Ortsvorſteher Berens.
ſchule, Kranz. wurden Käferpuppen, Larven und Eier gefunden.
1 Aus Rheinheſſen, 27. Juli. In Dromersheim hat geſtern
ſeinem eigenen Leben ein Ende gemacht. Der junge Menſch, welcher
noch am vergangenen Sonntag in Geſellſchaft des Mädchens die
Wallfahrt nach dem Jakobsberg beſucht hatte, hatte, wie das M.
Tu mitteirt, noch geſtern nachmittag einige Stunden in heiterſter
Stimmung in dem Hauſe der Mutter bei dem unglücklichen Mädchen
geweilt, wobei er zeitweilig auf einem mitgebrachten Jaſtrumente
muſizierte.
J. Aus Rheinheſſen, 27. Juli. Dank der anhaltend warmen
Witterung ſieht man in den bevorzugten Lagen Rheinheſſens allent=
halben
reife Trauben, ſo insbeſondere in Nackenheim, Nierſtein
und Bodenheim. Bezüglich des zu erwartenden Quantums wird
durchſchnittlich ein halber Herbſt; prophezeit.
J. Von der Mainſpitze, 27. Juli. Von der Koſtheimer Ueber=
fahrt
bis zu dem Hafen der Ludwigsbahn iſt dieſer Tage quer
über die Guſtavsburg eine Bahn gelegt worden, die den Zweck
hat das Baumaterial für die neue Brücke bequem herbeizuſchaffen. Die
vorbereitenden Arbeiten zu dem Brückenbau ſind jetzt beendet, ſo
daß mit jedem Tag die eigentlichen Arbeiten beginnen können.
Leipzig. 27. Juli. Däs Reichsgericht verwarf die von dem
Kaufmann Günzel (Verlin) wegen Ermordung des Kaufmanns
Kreiß eingelegte Reviſion.
Hamburg, 27. Juli. Infolge des Todes des Schiffsmacklers
Auguſt Bolten iſt hier der Gedanke aufgetreten, im Anſchluß an
dieſe Firma eine neue Dampfſchiffahrtsgeſellſchaft zu bilden,
welche die Fahrten zwiſchen Hamburg und New=York unternimmt.
München, 27. Juli. Der München=Roſenheimer Poſtzug entg leiſte
geſtern bei Kolbermoor. Zwei Perſonen und ſchwer verletzt.
Straßburg i. E., 27. Juli. Hor der Strafkammer in Mül=
hauſen
ſollten heute die vor einiger Zeit wegen Beſudelung eines
deutſchen Grenzpfahles verhafteten und kürzlich gegen Kaution vor=
läufig
freigelaſſenen Reinbold und Schmitt, Angeſtellte der Franzö=
ſiſchen
Oſtbahn=Geſellſchaft, erſcheinen. Dieſelben waren aber nicht
erſchienen und haben ihr Nichterſcheinen brieflich der Strafkammer
gemeldet. Die letztere ordnete ihre Feſtnahme an und vertagte die
Verhandlung bis zu der erfolgten Verhaftung.
Gaſtein, 27. Juli. Der Kaiſer nahm heute morgen ein Bad,
machte dann einen Spaziergang auf der Kaiſerpromenade und hörte
Mittags den Vortrag des Wirkl. Geh. Rats v. Wilmowski. An
dem Biner nahm Oberſtlieutenant v. Villaume teil. Geſtern hörte
der Kaiſer den Vortrag des Generals v. Albedyll. An dem Biner
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1854
Nr. 146
nahmen der Fürſtbiſchof von Olmütz, von Fürſtenberg, und der 1 glauben, ſie leide an den Folgen der heftigen Szene mit der Reben=
ungariſche
Juſtizminiſter v. Fabinyi teil; abends machte der Kaiſer buhlerin, erſt ziemlich ſpät kömmt es an den Tag, daß die Stiche
eine Spazierfahrt in das Kötſchachthal.
neuerdings geſenkt; eine weitere Kataſtrophe ſcheint unvermeid=U wirklich ereilt, hat ſie noch Zeit und Kraft, ihre Wünſche auszu=
lich
zu ſein.
Deputierten Laur auf ſeine Forderung zum Zweikampf folgender= Kegen. Keiner derſelben iſt in graſſer Weiſe gezeichnet. Klärchens
maßen geantwortet: Es würde in der That zu thöricht von mir Sterben iſt ſogar ganz dem Licht der Bühne entzogen, und Weiß=
ſein
, wenn ich Ihnen geſtattete, durch ein Buell den Folgen Ihres lingens Ende (Götz) iſt keineswegs peinvoll vorgeführt; das Gift,
unbezeichenbares Streiches zu entgehen. Sie treten ja allerdings 1 das Franz ihm auf Geheiß der Adelheid beigebracht, thut ſeine
mit anerkennenswerter Dreiſtigkeit auf, aber, daß Sie ſo weitgehen 1 Schuldigkeit im Sinne einer ſchleichenden Krankheit. Von etwas
würden, von mir Genugthuung zu fordern, dachte ich doch nicht, ſchwacher Natur iſt das Gift, das Ferdinand (Kabale und Liebe)
Sie, der Sie der franzöſiſchen Armee und der ganzen Rechten Ge=
nugthuung
ſchulden, die Sie in niederträchtiger Weiſe verleumdetl Folgen ſtellen ſich ziemlich allmählich ein, zuerſt bei Luiſe, die,
haben, indem Sie dieſelben der Verführung züm Verrat angeſichts nachdem ihr bereits Ferdinand in ziemlich deutlicher Weiſe zu ver=
des
Feindes das heißt angeſichts Deutſchlands, welches uns be= ſtehen gegeben, daß ſie im Begriff ſei, die geit mit der Ewigkeit zu
drohte, bezichtigten. Liefern Sie die verſprochenen Beweiſe, ſtellen vertauſchen, in die Worte ausbricht:Jeſusl Was iſt das?u - und
Sie feſt, daß Sie nicht gelogen haben, und daß man ohne ſich bloß= mir wird ſehr übel: Ferdinand. Schon? - Ueber euch Weiber
zuſtellen, ſich in einen Ehrenhandel mit Ihnen einlaſſen kann! So und das ewige Rätſel? Die zärtliche Nerve hält Feſſeln feſt, die
lange Sie das nicht thun, machen Sie ſich von meiner perſönlichen die Menſchheit an ihren Wurzeln zernagen; ein elender Grämm
Verachtung nicht frei und erhalten überdies die Verachtung der l Arſenik'wirft ſie um- Ferdinands kräftige Natur ſpürt noch
öffentlichen Meinung.
folgendes Schreiben an ſeine Zeugen: Nach viertägigem Warten genommen, in die inneren Gemächer des Hauſes zurück.
habe ich den Brief Caſſagnacs empfangen. Ich bitte um Ver=
zeihung
, daß ich Sie mit einem Menſchen in Berührung gebracht namigen Drama leiden, eine ganze, große Szene wird durch das
habe, der die Regeln des Anſtandes ſo wenig kennt. Er entſchlüpft 1 Sterben der Heldin ausgefüllt. In den Opern gehen die Ver=
mir
, man hatte es mir vorausgeſagt. Die Namen, welche er fordert. giftungsprozeſſe gewöhnlich ſanft und milde, nach allen Regeln des
die unter dem Druck ſeiner frechen Drohungen zu nennen mir aber l einſeitigen Idealismus von ſtatten, denn die Helden und Heldinnen
die Ehre verbietet, lege ich bei, Caſſagnac mag ſie auf dem Men= brauchen ihre Stimme bis zum letzten Atemzug; ſo bleibt, um ein
ſurplaßze in dem Augenblick, er mir Genugthuung für die dop= Beiſpiel anzuführen, der Leonore in Verdi's=Troubadeur; nachdem
pelte Beleidigung gibt, leſen. Sollte er ſich wiederum entziehen, ſie ſich vergiftet, noch hinreichend Heit, ihre Kräfte an eine große
ſo würde ich das Recht haben, zu behaupten, daß er heute noch Szene mit Manrico zu wenden, Das moderne Senſationsdrama
demſelben Gefühl der Klugheit folgt, dem er gehorchte, als er am liebt es, auch in Bezug auf das Gift ſchnell und naturaliſtiſch
Schlachttage in den Kellern von Sedan weilte.

Die Rolle des Gifts im Drama.
Nachdruck verboten.
E. Schon in der klaſſiſchen Litteratur der alten Völker begegnen
wir dem Gifte als einem Mittel, das ſo gut wie Schwert und Lanze
dazu dienen mutzte, den Helden oder Nebenperſonen der Tragödie
vom Leben zum Tode zu befördern. Die alten Griechen hatten ſo=
wohl
das Wort wie den Begriff des Giftes wahrſcheinlich über=
mittelt
durch den Verkehr mit dem Orient. Der Heros Herkules
geht elend zu Grunde an dem vergifteten Gewande, das ihm auf
Anſtiften des Centauern Neſſus ſeine Gemahlin Dejanira ſendet.
Der Bogenſchütze Philoktet iſt auf dem Zuge nach Troja von
einer vergifteten Lanze verwundet worden, Odyſſeus heilt ihn, in=
dem
er äuf Geheiß des Orakels, Holz von dem Schaft der Lanze,
die Philoktet verletzte, abſchabt und auf die Wunde legt.
Die Kolcherin Medeä, in allen Zauberkünſten wohl erfahren,
bereitet, als ſie ſich von Jaſon an Kreuſa verraten ſieht, derſelben
ein mik Giftſtoffen getränktes Feſtgewand. Als die junge Königs=
tochter
es anzieht, erfaſſen ſie alsbald die heftigſten Schmerzen; in
Qual endet ihr junges Leben. Die Dichter Euripides und
Grillparzer haben dieſen Vergiftungsvorgang in anſchaulicher
Weiſe geſchildert. In den drei angeführten Beiſpielen ſteht das
Gift noch halb und halb als eine Art Zaubermittel da. In der
neuen Zeit wird das anders. Schon in der römiſchen Kaiſerzeit
verlegie man ſich mit beſonderem Eifer auf die Präparation von
Giften; dieſe feige und verhältnismäßig ſichere Weiſe ſeine Gegner
aus dem Wege zu ſchaffen, fand in allen Kreiſen der damaligen
Bevölkerung großen Anklang. Mit den Fortſchritten der Natur=
wiſſenſchaft
war auch ſelbſtverſtändlich ein Wachstum in der Kunde
der Gifte und ihrer Bereitung verbunden. Daß das Drama, ins=
beſondere
die Tragödie, ſofern ſie bemüht war, das ganze wirkliche
Leben in ihren Darſtellungskreis zu ziehen, hiervon gleichfalls er=
giebigen
Gebrauch machte, darf nicht Wunder nehmen. Der Tod
oder der Mord durch Vergiftung iſt im modernen Drama, in der
modernen Oper weit häufiger als der durch Waffen, Feuer, Waſſer
oder Hunger. Aber die Art wie die Dichter das Gift in den Dienſt
ihrer poetiſchen Abſichten ſtellen, iſt eine ſehr manichfaltige und
verdient einige kurze Betrachtungen.
In Shakeſpeare's Römeo und Julier iſt dem Gifte zu
Liebe, das Romeo ſich von einem armen Apotheker um einen Beutel
Goldes beſchafft, ein ganzer Auftritt geſchrieben; auch iſt die Wirkung
des Giftes ausreichend geſchildert, es iſt ſo ſtark, daß der junge,
blühende Mann näch dem Genuß desſelben augenblicklich tot zu
Boden ſtürzt. Das Gift, welches in Leſſing's Trauerſpiel Miß
Sarah Sampſon; die tückiſche Marwood der unſchuldigen Garah
reicht, iſt von anderer, höchſt langſamer Wirkung. Die Vergiftung
fällt in den Zwiſchenakt; der erſte Auftritt des 5. Aktes zeigt uns
Sarah bleich und entkräftet in einem Lehnſtuhl ruhend, man könnte

und Beklemmungen, die das Mädchen immer ſchneller und heftiger
Bern, 27. Juli. In Zug hat ſich die Mauer am Staden befallen, Vergiſtungsſymptome ſind. Aber bevor der Tod Sarah
ſprechen und Beſtimmungen zu treffen. Bei Göthe treten uns Ver=
Paris, 27. Juli. In Sachen Boulanger hat Caſſagnac dem giftungsfälle in den Dramen: Stellar Götz Clavigo' ent=
ſich
und Luiſen in die Limönade miſcht. Die verhängnisvollen
nichts, er muß die doppelte Doſis nehmen, um ſein Ziel zu erreichen.
Als Antwort auf den Brief Caſſagnaes veröffentlicht Laur l Die Gräfin Terzky (Wallenſteins Tod) zieht ſich, nachdem ſie Gift
Sehr lange läßt Seribe ſeine Adrienne Lecouvreux im gleich=
zu
Werke zu'gehen. Bei Sardou und andern franzöſiſchen Dichtern
der Gegenwart ſind die Perſonen viel zu ſehr Kinder des 19. Jahr=
hunderts
- die Chemie iſt bekanntlich noch eine ſehr junge Wiſſen=
ſchaft
, als daß ſie ſo thöricht wären, ein Mittel zu wählen, das
ſeinen Zweck nicht augenblicklich erfüllte. Der Fürſtin Fedora
bleibt nur noch Zeit zu einigen haſtig hervorgeſtoßenen, abgeriſſenen
Worten, dann iſt alles zu Ende. Wir könnten unſer Thema noch
weiterſpinnen, aber mit den gegebenen Beiſpielen ſei es vor der
Hand genug.

Vermiſchtes.
Hunde im Seebad. In Bad Treport macht, der W. A. 8.
zufolge, ſoeben der ungeheuer reiche engliſche Herzog von Suther=
land
dadurch von ſich reden, daß nicht etwa Se. Gnaden ſelber,
ſondern acht ſeiner koſtbaren Huade zur Kur dort angekommen ſind.
Die Tiere haben ſich öffenbar durch zu üppiges Leben die Gicht an
den Leib geholt. Dem Rate des Tierarztes folgend, ſchickte nun
der Herzog ſeine kranken Hunde, wohlweislich unter Begleitung
und Aufſicht des Ordinarius, mit einem Wärter und einem kleinen
Jungen nach Treport ins Seebad. Die Kurverwaltung war ſich
anfangs nicht ganz klar darüber, wie und unter welcher Form ſie
von dieſen vierfüßigen Gäſten die Kurtaxe einfordern ſolle; aber da
fand ſich bald Rat, da ſich ihr Herr, der Herzog nicht ſpotten läßt.
In der Kurliſte lieſt man; Killa, Bianca ꝛc., Hunde Sr. Gnaden
des Herzogs von Sutherland mit Gefolge und Dienerſchaft.: Für
die Hunde wurde ein ſeparater Holzverſchlag zum Badenerrichtet,
da man dieſe Patienten ſchon darum nichk gut im Angeſichte der
übrigen Kurgäſte ins Waſſer gehen laſſen kann, weil ihnen doch
nicht der Gebrauch von Schwimmanzügen zuzumuthen iſt.
Wo buchſtäblich das Geld auf der Straße liegt. Als vor
Jahren in Robinſon, Col., die erſte Schmelze errichtet wurde, die
das Erz aus der Robinſon=Mine; verarbeitete, wurde eine der
Hauptſtraßen der neuen Anſiedlung mit Schlacken aus dieſem
Schmelzwerke gepflaſtert. Da aber kaum mehr als die Hülfte des
Silbers aus dieſem Erze gewonnen wurde und die andere Hälfte
in der Schlacke verblieb, ſo hat man neuerdings Proben mit dem
Straßenpflaſter gemacht und aus demſelben von 50 bis 100 Doll.
Silber per Ton gewonnen. Jetzt wird das Pflaſter aufgeriſſen und
die Stadt erhält 20 pCt. vom Silbergehalte desſelben. Sie wird
auf dieſe Weiſe reich.
Litterariſches.
Im Verlage von Carl Heß, Buchhandlung, ſind Touriſten=
Kürtchen über die beliebteſten Touren an der Bergſtraße von Eber=
ſtadt
bis Bensheim, gez. von Gg. Bauer, erſchienen. Dieſe Kärtchen
ſind zu dem billigen Preiſe von 20 Pf. in allen Buchhandlungen
zu haben und können allen Touriſten empfohlen werden.

Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Aehactian: Carl Wittich.