Darmstädter Tagblatt 1887


17. Juni 1887

[  ][ ]

Abennemenlsprei=
Bertejährſich 1 Mart 50 Pf. ind.
Brungerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
eeyengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pw Quartal inck. Voſtaufſchlag

150. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtines Unterhallungsblatt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr 23.
m Beſſungen von Friedr. Blßez
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswän
von allen Annoneen-Erpeditione.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Groſih. Rreisamts. des Großh. Polizeiamts und ſämimtlicher Behörden.
Freitag den 17. Juni.
1887.
Ne 116.


B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 8511 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingeſährlichen Beſtrebungen
der Sozialdemokratie ſind verboten worden:

1) Laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Verlin vom 5. Juni 1887 die Flugſchrift. An die
Wähler Deutſchlands;, beginnend mit den Worten: Wähler! Am Tage der Auflöſung des vorigen Reichstags= und dem
Schluß: Zur Pfingſtzeit 1887. Das Central=Wahlcomits der ſozialdemokratiſchen Partei Deutſchlands: Grillenberger, Haſen=
clever
, Liebknecht, Meiſter, Singer. Verlag von C. Grillenberger in Nürnberg. Druck von Woerlein & Comp. in Rürnberg.
2) Laut Bekanntmachung des Großh. Badiſchen Landes=Commiſſärs für die Kreiſe Konſtanz. Billingen und Waldshut
zu Konſtanz vom 5. Juni 1887. die nicht periodiſche Druckſchrift: Sozialdemokratiſches Liederbuch, zehnte Auflage, Hot=
ungen
- Fürich, Verlag der Volksbuchhandlung 1887, ſchweizeriſche Genoſſenſchafts=Buchdruckerei Hottingen - Fürich.
3) Laut Bekanntmachung der Königl. ſächſiſchen Kreishauptmannſchaft zu Dresden vom 9. Juni 1887 die Nummer 49
der periodiſchen Druckſchriſt: Die Fackel;, Sonntagsblatt der Chicagoer Arbeiter=Zeitungv. Unabhängiges Organ zur Be=
lehrung
. Unterhaltung und Erheiterung. 8. Jahrgang. Chicago, Sonntag den 10. April 1887.
Darmſtadt, den 14. Jumi 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[5833
v. Grolman.

Ueberſicht
der Durchſchuittspreiſe von folgenden Früchten
vn 1. bis 15. Juni 1881.

Waizen per Sack 100 Kilo M. 20.75. Korn per Sack
100 Kilo M. 14.75. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 15. -. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 12.50.
Darmſtadt, den 15. Juni 1887.
Großherzogliches Polizeiamt.


G
Ueberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 1. bis 15. Juni 1887.
Butter per , Kilo M. -. 90, desgl. in Partien M. - 80.
Eier per Stück 6 Pfg., desgl. per 25 Stück M. l. 35.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 6.50, desgl. per 25 Kilo
M. 170. Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.75 - Heu per
50 Kilo M. 3.-.
(5834
Darmſtadt, den 15. Juni 1887.
Großherzogliches Polizeiamt.

Geffentliche Auſordrrung.
Nachdem Herr Dr. Georg Freiherr von Wedekind und Frau Magda=
lene
, geb. Merck, die mit Kaufbrief vom 28. September 1863 von den Erben der
Wittwe des Großh. Geheimen Oberforſtraths Freiherrn von Wedekind, Wilhelmine,
geb. Schuhert, zu Darmſtadt erkauften Liegenſchaften der Gemarkung Darmſtadt:
Flur I. Nr. 215-897 ⬜Meter Hofraithe Rheinſtraße, jetzt Ecke der Rhein=
und Caſinoſtraße,
ſowie Flur I. Nr. 2163⁄₁ -1263 )Meter Grabgarten daſelbſt,
zu einem Familien=Fideicommis im Sinne des Geſetzes vom 13. September 1858
die Familien=Fideicommiſſe betr. beſtimmt haben, werden auf Grund 8 9 dieſes
Geſetzes etwa vorhandene Gläubiger der pp. von Wedekind Eheleute hiermit auf=
gefordert
, Einſprüche gegen die Fideicommis=Errichtung binnen einer Friſt von drei
Monaten unter dem Rechtsnachtheile vorzubringen, daß nach fruchtloſem Ablaufe
dieſer Friſt ohne Rückſicht auf ſolche Einſprüche die Beurkundung ertheilt werden
würde, daß der Errichtung des Fideicommiſſes in rechtlicher Beziehung nichts im
Wege ſtehe.
Darmſtadt, den 28. Mai 1887.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
(5835
Beisler.


Bekanntmachung.
Die Aulieferung von Uniformsröcken,
Arbeitsblouſen und Pumpergürtel für die
freiwillige Feuerwehr Darmſtadt ſoll im
Wege der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Samstag den 18. Juni 1887,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Boranſchlag und Bedingungen liegen
ſauf dem Tiefbauamt, Zimmer Nr. 28,
zur Einſicht offen, woſelbſt auch die For=
mulare
für die Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 10. Juni 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Riedlinger, Beigeordneter. 6715
394

[ ][  ][ ]

1494

Nr. 116
Bekanntmachung.
Der Dispoſitions=Urlauber des 2. Bataillons (Wiesbaden) 1. Naſſ. Land=
wehr
=Regiments Nr. 87 Rudolf Friedrich Rademacher von Eberſtadt wird durch
kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 2.6. Juni 1887 in contumaciam für fahnen=
flüchtig
erklärt und mit 160 Mark Geldſtrafe belegt.
Frankfurt a. M., den 9. Juni 1887.
Königliches Gericht der 21. Diviſion. (5836
Verſtrigerungs Anzeige.
Donnerstag den 23. d. M., Vormittags 9 Uhr anfangend,
verſteigert der Unterzeichnete im Hauſe Friedrichsſtraße 20 hier (3. Stock) eine
vollkommene Haus= und Küchen=Einrichtung gegen Baarzahlung und zwar ins=
beſondere
:
1 Sopha und 6 Polſterſtühle mit rothem Plüſch, 1 Sopha und 6 Polſter=
ſtühle
mit Damaſt bezogen, 1 Ausziehtiſch mit 4 Einlagen, 1 Spiegelſchrank,
2 Damenſchreibtiſche, 1 Pendule=Uhr mit Glasglocke, 1 Klavier, 1 Copir=
preſſe
, Kleiderſchränke, Pfeilerſchränkchen, 1 Schreibſekretär, 1 Salonlampe,
Tiſche, Spiegel, Bilder, 2 Waſch= und 2 Nachttiſche mit Marmorplatten,
2 complete Betten, Kommoden, 1 Nähtiſchchen, 1 Weißzeugſchrank, div. Weiß=
zeug
, Vorhänge, 1 Küchenſchrank, verſchiedenes Küchengeſchier, 1 voll=
ſtändiges
Kaffee= und Thee=Service von meißener Porzellan, 1 Eßſervice,
verſchiedene Glas= und Cryſtallgegenſtände, ſilberne Meſſer und Gabeln, Vor=
leglöffeln
, 6 vergoldete und 6 ſilberne Kaffeelöſfel; ferner diverſe Bücher, als
Zeitſchriften, verſchiedene Jahrgänge der Gartenlaube, ſowie wiſſenſchaftliche
Bücher aller Art.
Bemerkt wird, daß ſammtliche Gegenſtände in tadeloſem Zuſtand ſind und können
ſolche Mittwoch den 22. d. Mts., Nachmittags von 4-7 Uhr angeſehen

werden.

Darmſtadt, den 16. Juni 1887.
Hohemstehm, Gerichtsvollzieher in Darmſtadt.

errr eer.

Von Sonnabend den 18. bis
Dienstag den 21. d. Mts.
halte ich einen großen Transport
Engl. G1L;
Jugd.
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und

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darunter auch Vollblute etc., bei Herrn Wiesenbach,
Hügelſtraße 71, zum Verkauf.
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Berlin.
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das Liter 22 und 18 Pfg.,
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[ ][  ][ ]

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Rahmen Mk. 3.- bis 3.50, Zeug=
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M. 4.50 und 450, Leder=
Pantoffel M. 280, mit ſtarken
Rahmen und Abſatz M. 4.-, Leder=
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empfiehlt ihre neu und elegant hergerichtete Gartenwirthschaſt
mit anſtoßenden großen und zwei kleinen Sälen, gutem Klavier zur
gefälligen Benutzung. Ein gutes Glas Lagerbier, rein gehaltene
Weine, warme und kalte Speiſen werden jeden Beſucher zufrieden ſtellen.
G. EGAGRAGN.
(5843
Geöffnet täglich von 3 Uhr ab.
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bei Neckargemünd
Reslauration & Fension.
10 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, eigene Station der Lokalzüge, in un=
mittelbarer
Nähe der ſchönſten Laub= und Nadelholzwälder, mit prachtvoller Aus=
ſicht
auf den Neckar und ins Gebirge. Gute Küche, reine Weine, Kümelbacherhof=
und Münchener Bier. Penſionspreis 4 Mk.
Hochachtungsvoll
Jullüus Elbert,
früher Beſitzer des Gaſthofs zur Pfalz; in Neckargemünd.

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Section Darmstadt.
Wusstomr
von Weinheim über den Schrinsheimer Hof nach Heidelberg.
Sonntag den 19. Jumi l. Jo.
Abfahrt nach Weinheim um 6 Uhr 28 Min.
Zahlreiche Betheiligung erwünſcht.

Der Vorstand (5844

[ ][  ][ ]

1496
Nr. 16
Carlshoſt.
Samstag den 18. Juni, Mittags 4¼ Uhr:
Hroßes Atlitär-Concerl
ausgeführt
von der Kapelle des Königl. 11. Artillerie=Regiments aus Kaſſel,
unter perſönlicher Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Schlunke.
(5845
Entrée 25 Pfg. Kinder frei.
Pfennigſparkaſſe Darmſtadt.
Samstag den 18. d. Mts. iſt der letzte Termin dieſes Quartals, an
welchem Einlagen in die Pfennigſparkaſſe gemacht werden können. Die Einleger
werden daher erſucht ihre während des Vierteljahrs eingelegten Beträge durch die
Einlage an dieſem Tage auf volle Mark abzurunden, da andernfalls ihre Einlagen
nicht in die Sparkaſſe übertragen werden können.
Darmſtadt, den 16. Juni 1887.

Das Curatorium der Pfennigſparkaſſe. 6846

Wer einen Sohn oder Bruder hat, der hinausgezogen iſt aus dem väterlichen
Haus, um ſich in ſeinem Handwerk weiter auszubilden, oder um lohnende Arbeit
zu ſuchen, der weiß, welchen Gefahren derſelbe ausgeſetzt iſt und denkt manchmal
mit Bangen: wird er auch das guie Erbe väterlicher Zucht und Sitte wieder heim=
bringen
? Die ſchlimmſte Verſuchung für unſere jungen wandernden Handwerker
ſind die ſchlechten Herbergen, die mit ihrem Branntwein, Kartenſpiel, böſer Geſell=
ſchaft
ſchon manchen jungen Mann ins Verderben geſtürzt und zum Vagabunden
gemacht haben. Nun hat man zwar begonnen, chriſtliche Herbergen zur Heimath,
die Jedem ohne Unterſchied der Conſeſſion offen ſiehen, zu gründen und es beſtehen
deren in ganz Deutſchland nicht weniger als 260 - aber wie viele Städte ſind
doch noch ohne ſolche. In unſerem ſüdweſtlichen Deutſchland iſt das Netz der
Herbergen noch ein ſehr weitmaſchiges. In ganz Württemberg gibt es nur 6,
in Baden nur 2. - die dritte iſt im Entſtehen begriffen, in Heſſen nur 4, in
Heſſen=-Naſſau nur 2 - in der Pfalz nur 1, im Elſaß nur 3 Herbergen zur
Heimath. An den meiſten anderen Orten ſind die jungen Handwerker faſt ge=
nöthigt
, in verführeriſchen Stätten des Branntweins und der Unzucht zu verkehren.
Es liegt darin eine gewaltige Mahnung an alle edeldenkenden Menſchen, vor ſolch
furchtbarer Gefahr die Augen nicht zu verſchließen, ſondern ſo viel nur möglich
ſelbſt mitzuhelfen, daß dieſelbe beſeitigt oder doch vermindert werde.
Es geſchieht ja gegenwärtig gottlob viel, ſehr viel in verſchiedenartiger Weiſe
zum Wohle der Menſchheit. Doch wäre es Unrecht zu ſagen, daß nunmehr genug
gethan und das weitere Bitten um Gaben ungerechtfertigt ſei. In dieſer Erkennt=
niß
hat ſich der ſüdweſtdeutſche Herbergverband die Aufgabe geſtellt, neue Her=
bergen
in's Leben zu rufen und wird, wo man den Muth faßt ans Werk zu gehen,
gerne Rath und Auskunſt ertheilen. Wir erfüllen alſo nur unſere Pflicht, wenn
wir hiermit zur Mitwirkung auffordern. Wir wenden uns nicht nur an die ein=
zelnen
Städte, in welchen wohl ſchon in den nächſten Jahren Herbergen zur
Heimath zu errichten ſein werden, ſondern an ganz Südweſtdeutſchland; denn das
ganze Land hat die Verpflichtung, für die wandernden Brüder zu ſorgen. Die
Unterzeichneten ſowohl als die Expedition dieſes Blattes nehmen Gaben in Empfang.
Statt ſolche an den Thüren den unwürdigen bettelnden Stromern zu geben, ver=
traut
ſie den Herbergen an, helft zur Errichtung von neuen Stätten der Heimath.
Gott ſegne alle Gaben, die in Erfüllung des Heilandsworts geſpendet werden: Ich
bin ein Gaſt geweſen und ihr habt mich beherbergt
Der Vorſtand des ſüdweſtdeutſchen Herbergsverbands:
Major a. D. Camerer, Freiburg. Hoſprediger Grein, Darmſtadt. Pfarrer
Kayſer, Karlsruhe. Privatier Klunzinger, Stuttgart.
(5847

nunmehr 19 Jahre ſo beliebte
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3Dus trotz aller Nachahmungen un=

uͤbertroffene Haarwaſſer von Retter,
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Bernh. H. Hachenburger.

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Auorbach a. d. Borgstr.
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eine noch wenig gebrauchte Badewanne
abzugeben.
(5853

2rtheilt

on Engl. Untorricht
(5468
Mrs. Bengongh,
Elisabethenstrasse Nr. 59.

In der Nacht vom 31. Mai
M
auf 1. Juni iſt eine pech=
Euxs ſchwarze
5793
Neufundländer=Hündin
geſtohlen worden. Der Hund iſt ſcheu
und furchtſam und hat unregelmäßiges
noch nicht ganz egales Haar und herab=
hängenden
Schweif. Gute Belohnung er=
hält
derjenige, welcher Auskunft ertheilt.
M. Wenner, Darmſtadt.

[ ][  ][ ]

L

5854) Ein reinliches Mädchen mit
guten Zeugniſſen verſehen, welches kochen
t.
kann, ſucht Stelle durch Frau Zulauf
untere Eliſabethenſtraße 64.

5855) Ein braves Mädchen mit gut.
Zeugniſſen ſucht Stelle als feines Haus=
mädchen
. Zu erfragen bei Frau Hahn,
Ernſt=Ludwigsſtraße 9.

3

42
25

20
B)
20)

12

5)
14

5856) Den geehrten Herrſchaften kann
ich Mädchen empfehlen. Stellenbureau
Korb, Soderſtr. 60.

48
K TIIk

5823) Für das Lager eines hieſigen
Engros=Geſchäfts wird ein Mädchen ge=
ſucht
, welches bereits in einem kaufmänn.
Geſchäſte gearbeitet haben muß.
Näheres durch die Expedition.

EI

50
5857) Ein braves Dienſtmädchen,
20
z. welches mit guten Zeugniſſen verſehen iſt,
ſo wird auf Johanni zum Eintritt geſucht.
ſl⁄5 Beſſunger Carlsſtr. 20.
ſeh
5858) Ein gebildetes Müdchen von
15-18 Jahren, aus guter Familie, das
ſich der Hausarbeit unterzieht, wird zu
gl einer Frau und einem größeren Kinde ge=
ſucht
. Näheres Expedition.

67
15
45
50

Ceübte Putnmacherinnon
finden ſofort lohnende Beſchäftigung bei
Aug. Rosenthal & Co.,
Rheinſtraße 20. (5859

Nr. 116
2.
Bauzsichner.
Ein junger Mann, welcher nach An=
gabe
flott zeichnen und copiren kann, per
ſofort geſucht. Selbſtgeſchriebene Offerten
an die Expedition d. Bl. unter B. R.
5860) Für Wiesbaden zweiter Diener
mit freier Station und 20 Mark monat=
lich
Gehalt geſucht.
Anmeldung Beſſung. Wilhelminenſtr.
Nr. 16, Vormittags zwiſchen 10 und
11 Uhr.
Zwei jüngere Burſchen
zum Brod ausfahren geſucht.
Arheilgerſtraße 37.
(5829

1es6n üss WaD,
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GE
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der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma.
M.7 per Tauſend
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei

1457
Bekanntmachung.
Die am 13. Juni l. J. ſtattgefundene
Heugrasverſteigerung von der Viehweide
iſt genehmigt. Die Mähſcheine können
bei dem Gemeinde=Einnehmer, Wittmanns=
ſtraße
Nr. 6, in Empfang genommen
werden.
Beſſungen, den 16. Juni 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[5862
Berth.
Woog. 16. Juni 1887.
Waſſerhöhe am Pegel 377 Meter.
Lufttemperatur 180 R.
Waſſerwärme Vormittags 8 Uhr 180R.
Woogspolizeiwache.

5863) Baden, an heilkräftigen Mineralquellen
ſo reich. verzeichnet etliche, deren Ruhm ſchon
ſeit Jahrhunderten datiert, die dann wieder
in Vergeſſenheit geraten ſind, um jetzt, in
andere Hand übergegangen, aufs Neue ihre alt
bewährte Heilkraft dem leidenden Publikum
zu ſpenden. Zu dieſen zählt in erſter Linie
das berühmte Lieler Mineralwaſſer, deſſen Be=
ſtandteile
- zuerſt von Hanns Balthaſar von
Baden anno 1560 feſtgeſtellt, und neuerdings
durch Analyſen verſchiedener, berühmter
Chemiker beſtätigt
ſich in ihrer Zu=
ſammenſetzung
vorzüglich zur Heilung von
Rachen=Katarrhen, Bluterkrankungen, Magen=
leiden
ꝛc. eignen. Dieſes Mineralwaſſer hat
vor allen anderen den Vorzug, daß es ſich
durch Wohlgeſchmack auszeichnet, und daher
nicht nur den Kranken als Medikament, ſon=
dern
auch den Geſunden als Erfriſchungs
getränk wohlthut. Es iſt daher auch in kurzer
Zeit gelungen dem Lieler Mineralwaſſer nicht
nur in ſeiner Heimat und näheren Nachbar=
ſchaft
ſchnell ſeinen alten guten Ruf wieder=
zuerobern
, ſondern dasſelbe ſteht auf dem
Punkte ſich einen Weltruf zu bahnen, wie
der Verſandt desſelben nach fremden Erdteilen
durch die Brunnen=Verwaltung Liel, Station
Schliengen, beweiſt.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 9. bis 15. Juni 1887.
Heborene: Am 9. Juni: Dem Handelsmann Heinrich Gaigals,
T. Sophie Katharine. Dem Tapezier Friedrich Valentin Burger,
jetzt deſſen Witwe, S. Friedrich Valentin Auguſt. Am 15.: Dem
Tapezier Paul Adam, S. Balthaſer Paul.
Broſtlamiert als Verkobte: Der Kaufmann Friedrich Ludwig
Georg Otto Hermann Julius Follenius zu Hamburg, und Magda=
lena
Sophie Chriſtiane Caroline Follenius, geb. Eckhard, Witwe
des Großh. Amtsrichters Adolf Follenius dahier. Der Bahnarbeiter
Johann Georg Friedrich Gries und Martha Eliſabeth Ochs hier.
Eheſchlietzungen: Am 12. Juni: Der Kaufmann Heinrich Braun
hier mit Friederika Wilhelmine Engeline Voges aus Heyern in
Braunſchweig. Der Zimmermann Wilhelm Maurer mit Katharina
Jacobi hier. Der Metzgermeiſter Johann Heinrich Küſter dahier
mit Anna Maria Margaretha Wörner von Dilshof, Gemeinde
Zeilhard.
Geſſorbene: Am 8. Juni: Dem Schneidermeiſter Ph. Kramer III.
jetzt deſſen Witwe, S. Lorenz. 2 J. 3 M. 13 T. Der Fabrikarbeiter
Franz Aßmuth, 21 J. 11 M. Am 9.: Der Eskadronsſchmied i. P.
Paul Merkel, 65 J. 6 M. 14T. Am 12.. Die Witwe des Maurers
Friedrich Diehl, Katharine geb. Rummel, 85 J. 3 M. 15 T. Am
14. Dem Schloſſer Karl Schmitt, L. Marie Katharine, 3 J. 2 M.
5 T. alt.

67
Politiſche Ueberſicht.
60
S. M. der Kaiſer empfing am 14. nachmit=
Zeutſches Reich.
14
tags den Prinzen Wilhelm, ſowie den Generallieutenant Hahnke,
welcher den Prinzen Wilhelm über Wilhelmshaven nach England
2
begleitet.
Der Reichsanzgr. vom 15. meldet: Bei fortdauernder Ab=
30)
nahme der bisherigen Krankheitserſcheinungen wurde Se. Majeſtät
54
der Kaiſer geſtern durch das Hinzutreten eines Schnupfens beläſtigt.
Der Kaiſer fühlt ſich infolge der bisherigen Vorgänge etwas au=

gegriffen und empfindet daher fortdauernd das Bedürfnis nach
Ruhe,
Die Prinzeſſin Wilhelm und die Erbprinzeſin von Meiningen
fahren am Freitag über Brüſſel nach London.
Kronprinz Rudolf von Oeſterreich iſt am 15. auf ſeiner Reiſe
nach London in München eingetroffen und wird dort 2 Tage bei
ſeiner Schweſter, der Prinzeſſin Giſela, verbringen. Prinz Ludwig
von Bahern hat bereits die Reiſe nach London angetreten.
Die
Königin von Griechenland traf am 15. in München. ein und wurde
am Bahnhof von dem Prinzregenten und den Mitgliedern des
Königl. Hauſes empfangen.
Dem Bundesrat ſind nunmehr die Ergebniſſe der Erhebungen
über die Beſchäftigung der gewerblichen Arbeiter an Sonn= und
Feſttagen zugegangen. Ein Generalbericht, welcher eine zuſammen=
faſſende
Darſtellung des weſentlichen Inhalts der Einzelberichte zu
geben beſtimmt iſt, bei dem großem Umfang des Materials aber
vor der Drucklegung der letzteren nicht zum Abſchluß gebracht wer=
den
konnte, wird dem Bundesrat demnächſt gleichfalls vorgelegt.
Mit der Erledigung der Spezialberatung der Branntweinſteuer=
Vorlage hat der Reichstag wenigſtens den einen Teil der Steuer=
reform
zum Abſchluß gebracht; die noch ausſtehende dritte Leſung
dürfte ſchwerlich mehr irgendwelche Abänderungen, vielleicht abge=
ſehen
von ſolchen redaktioneller Natur, ergeben. Das Schwergewicht
der Verhandlungen lag in der Montagsdebatte, in welcher mit
überwältigender Mehrheit, mit 212 gegen 78 Stimmen, der grund=
legende
8 1 der Vorlage unverändert nach der Vorlage und ſomit
unter Ablehnung aller Amendements genehmigt wurde. Doch ent=
behrte
auch der zweite Tag der Spezialdebatte, der Dienstag, nicht
intereſſanter Momente, und wie in der Montagsſitzung die ſcharfen
wirtſchaftlichen Auseinanderſetzungen zwiſchen den Freiſinnigen und
den Konſervativen eine Hauptrolle ſpielten, ſo brachte auch die
Dienstagsſitzung zum Teil perſönlich zugeſpitzte Auseinanderſetzungen,
die ſich diesmal zwiſchen den Freiſinnigen und den Nationalliberalen
abſpielten und welche beſonders durch das Eingreifen des Abgeord=
neten
Richter einen höchſt unerquicklichen Charakter erhielten. Der
freiſinnige Parteichef verurteilte in ſeiner bekannten ätzenden Weiſe
395

[ ][  ][ ]

1499
Nr.
das geſamte Verhalten der Nationalliberalen in der Steuerfrage
und berührte hierbei ziemlich weitſchweiſig auch das Thema von
den letzten Reichstagswahlen, deren den Freiſinnigen ſo ungünſtigen
Ausfall Herr Richter natürlich wiederum auf die Beeinfluſſung der
Wähler durch die Kriegsfurcht ſchob. Im Uebrigen bildete die Be=
hauptung
, daß er, Richter, ſich in allen Lagen in ſeiner politiſchen
Haltung ſtets gleich geblieben ſei, im Gegenſatze zu derjenigen
der nationallibekalen Führer, den Gipfelpunkt ſeiner Auslaſſungen,
zu welchen der Redner immer wieder zurückkehrte. Mit Stolz ver=
kündete
zuletzt Herr Richter, daß ſich ſeine Partei gerade infolge
der Steuerpolitik der Regierung aus den Jahren 1879 und 1881 wieder
auf 63 und dann 100 Mitalieder gehoben habe und deutlich ließ er
ſeine Ueberzeugung durchſchimmern, daß bei künftigen Wahlen die
Freiſinnigen wieder ihre alte Stärke erreichen würden. Zum ſach=
lichen
Veklaufe der Dienstagsdebatte ſelbſt iſt zu bemerken, daß ſie
bei verſchiedenen Paragraphen die Annahme von Amendements er=
gab
, ſo namentlich bei den Beſtimmungen bezüglich der Jahres=
menge
des herzuſtellenden Branntweins, der Maiſchbottichſteuer und
des Zuſchlages zur Verbrauchsabgabe; die übrigen Teile der Vor=
lage
wurden unverändert genehmigt. Am Mittwoch führte der
Reichstag die Beratung zu Ende, in welcher es ſich um die Nach=
ſteuer
und Befreiung von derſelben handelte. Der betr. 8 43 wurde,
nachdem Finanzminiſter v. Scholz die feſte Zuſage einer äußerſt
rückſichtsvollen und ſchonenden Handhabung des Geſetzes gegeben
hatte und nachdem ein Antrag, nach welchem Mengen von 40 Litern
Branntwein, welcher im Beſitz von Wirten und Branntweinhändlern
iſt, nachſteuerfrei bleiben ſollen, Annahme gefunden hatte, in der
Kommiſſionsfaſſung angenommen, mit dem Zuſatz. daß die Nach=
ſteuer
in der Regel vom Inhaber des Spiritus erhoben wird und
nur beim Terminſprit vom Käufer. Hiermit iſt die Branntweinſteuer=
Vorlage in zweiter Leſung erledigt und wird ſie vorausſichtlich in
der dritten Leſung ohne weitere Aenderungen gleichfalls zur An=
nahme
gelangen.
Heſterreich=Angarn. Das Wiener Fremdenblatt= ſagt in einer
Beſprechung des ſerbiſchen Miniſterwechſels: Wenn König Milan es
als durch die innere Lage des Landes geboten erachtete, Riſtitſch iſt auf den 8. April 1888 verſchoben ſtatt 1. September 1887.
zur Bildung des Kabinets zu berufen, ſo habe Oeſterreich unge=
achtet
aller panſlawiſtiſchen Ausſtreuungen zu viel Achtung vor der
Selbſtändigkeit Serbiens, um dieſe Entſchließung von irgend einem
andern Geſichtspunkt aus zu beurteilen. Es werde Sache Riſtitſchs
ſein, die Beziehungen zu Oeſterreich=Ungarn den Bedürfniſſen und
der Lage Serbiens entſprechend zu beurteilen; möglicherweiſe deute
der Punkt des Programms, die beſten Beziehungen zu allen Mäch=
ten
zu pflegen, auf ein volles Verſtändnis der Grundlagen einer
rationellen ſerbiſchen Politik. Daß Oeſterreich den Willen und die
Macht beſitze, jede Gefährdung ſeiner Intereſſen abzuhalten, welche
Strömungen auch immer in den flawiſchen Staaten zur Herrſchaft
gelangen ſollten, deſſen könne jedermann gewiß ſein.
Stoilow reiſte am 16. ds. von Wien ab, um der bulgariſchen
Sobranje, welche am 3. Juli eröffnet wird, Bericht zu erſtatten.
Die Verteilung der erſten Mannlicher=Gewehre ſoll Wiener
Blättern zufolge anfangs Juli an die Truppenteile des 1, 2. und Seſſion zu verhandeln, an, nachdem ſich die Regierung bereit erklärt,
11. Armeecorps erfolgen.
Rechtsakadenie, entſprechend den Beſchlüſſen des maghariſchen
Reichstages, geſchloſſen und gänzlich aufgelöſt.
Jranſtreich. Am 15. liet die Alexandra- mit dem Herzog von
Edinburg in den Hafen von Toulon ein und ſalutierte diesmal
fekten von Toulon vollzog ſich ohne Zwiſchenfall.
Frankreichs Handelsumſchlag während der fünf erſten Monate
raum 1886; Ausfuhr 1335 Millionen gegen 1296 in demſelben Zeit= einer Reihe von Rekommunikationen erſter Kammer, von welchen
raum 1886.
paſſierte am 14. Singapore.
Beſgien. Das Repräſentantenhaus nahm Dienstag die Geſetz= politiſchen Vorlage ein.
entwürfe über die Befeſtigungen der Maas mit 81 gegen 41 Stim=
ventilierte
Frage im Prinzip entſchieden, aber ob die Befeſtigung
der Maaslinie für die Verteidigung Belgiens von ſo großem Nutzen
bei einem etwaigen Angriffe ſein würde erſcheint noch ſehr zweifel= mehreren Seiten gemachte Vermächtniſſe zur Kenntnis der Ver=
haft
, da das kleine Land lange nicht die genügende Truppenzahl
zur kräftigen Verteidigung der projektierten Werke auftreiben könnte.
Niederſande. Am Dienstag faßte die holländiſche Deputierten=
kammer
einen wichtigen Beſchluß, indem von ihr der Geſetzentwurf,
über die proviſoriſche Ausdehnung des Wahlrechts angenommen
wurde. Der Entwurf erhöht die Zahl der holländiſchen Wähler
von 130 000 auf 300000.
Engkand. Die Pacht Victoria and Albert traf mit der deut=
ſchen
kronprinzlichen Familie am 14. abends in Sherneß ein, wo
ſie mit 25 Salutſchüſſen begrüßt wurden. Am 15. früh erfolgte die
Landung und Weiterreiſe mit einem Sonderzug, welcher vormittags
11 Uhr auf einem für den allgemeinen Verkehr abgeſperrten Geleiſe örterte der Referent eingehend alle, meiſt ſchon durch die Preſſe be
der London=Bridge=Station einlief. Es fand kein amtlicher Empfang kannt gewordenen Details und die diverſen ebenfalls ſchon öffent

116
ſtatt. Nach wenigen Minuten fuhr der Zug weiter nach Waterloo=
Station; von dort fuhren die Herrſchaften zu Wagen nach Nor=
wood
. Dem deutſchen Kronprinzen iſt die Reiſe ſehr gut bekom=
men
. Derſelbe wohnt nominell im Buckingham=Palaſte, wirklich
aber im Gaſthofe zu Norwood. Beſuche unterbleiben einſtweilen.
Die Teilnahme an den Feſten hängt von ſpäterer ärztlicher Ent=
ſcheidung
ab.
Im Unterhauſe erklärte Ferguſſon am 14. d. auf die Anfrage
Pickersgills, ob die =Times==Nachricht ſich beſtätige, daß die Popü=
larität
und das Anſehen des Emirs von Afghaniſtan vollſtändig
erſchüttert ſeien und daß derſelbe ohne eine Intervention Englands
zu ſeinen Gunſten demnächſt fallen müſſe, daß dieſe Nachricht durch
die letzten Meldungen durchaus nicht beſtätigt würde. Darauf trat
das Haus in die Beratung des Art. 6 der iriſchen Zwangsbill ein,
welcher den Vicekönig ermächtigt, gefährliche Geſellſchaften zu ver=
bieten
.
Die franzöſiſchruſſiſchen Bemühungen, den Sultan von der
Ratifikation des engliſch=kürkiſchen Abkommens betreffend Egypten
abzuhalten, werden zwar in Kon ſantinopel noch immer mit Nach=
druck
fortgeſetzt, haben aber nach der Auffaſſung der hieſigen Diplo=
maten
keine Ausſicht auf Erfolg. Die engliſche Ratiſikationsurkunde
iſt inzwiſchen am Goldenen Horn angekömmen und man erwartet
in London mit großer Zuverſicht, daß der Austauſch der Urkunden
ſchon in nächſter Zeit erfolgen wird.
Dänemarkt. Der König iſt am 15. nachmittags über Lübeck
nach London abgereiſt.
Italien. In der Dienstagsſitzung brachte der Kriegsminiſter
Berkole Viale in der Deputiertenkammer eine Kreditvorlage von
20 Mill. Fres. ein, zu Militärzwecken in Afrika für 188788 und
für die Bildung eines beſonderen Truppencorps zum Garniſon=
dienſte
in Afrika. Weitere Forderungen werden ohne Zweifel noch
nachkommen.
Spauien. In der Kammer wurde am 15. ein Antrag betr.
einen Zuſchlagszoll auf fremden Alkohol eingebracht.
Die Eröffnung der internationalen Ausſtellung in Barcelona
Rußkand. Die Mitglieder des Mitauer Hauptmannsgerichts:
Hauptmann Medem die Aſſeſſoren Medem, Liewen und Vietinghoff
wurden laut eines Senatsukas abgeſetzt.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 17. Juni.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Premier=
lieutenant
a. D. Locher, früher im Feld=Art.=Regt. Nr. 25, unter
die Großh. Offiziere la suite der Artillerie aufgenommen.
Die erſte Kammer der Landſtände wird vorausſichtlich am
23. l. M. zu einer oder zwei Plenarſitzungen zur Beratung der
kirchenpolitiſchen Vorlage zuſammentreten.
7 Die zweite Kammer nahm geſtern vormittag einen Antrag
Schröder's, die kirchenpolitiſche Vorlage am Schluſſe der diesmaligen
hatte, die Interpellation des Abg. Ohly über die Unterbringung
In Hermannſtadt in Siebenbürgen wurde am 15. die ſächſiſche der im Lande vorhandenen Geiſteskranken zu beantworten. Hierauf
nahm man die Ausſchußanträge zu der Vorlage auf Abänderung
des Art. 84 der Verfaſſung mit allen gegen 6 Stimmen an, ebenſo
einen Zuſatzantrag von Metz (Darmſtadk) mit 22 gegen 19 Stimmen,
wonach ein Mitglied der Landſtände für die Dauer des Landtags
mit 27 Kanonenſchüſſen in Erwiderung der franzöſiſchen. Auch die U nicht öhne Genehmigung der betreffenden Kammer zum Antritt
Begrüßung zwiſchen dem Herzog von Edinburg und dem Seeprä= einer Freiheitsſtrafe gezwungen werden kann, und ſchließlich das
ganze Geſetz, wie es aus den Beratungen des Hauſes hervorging.
Die Vorlage auf Bewilligung von 7000 M. für Nebenbahnzwecke
1887 betrug: Einfuhr 1785 Millionen gegen 1737 in demſelben Zeit= wurde nach kurzer Debatte einſtimmig acceptiert. Nach Erledigung
wir nur diejenige wegen Errichtung eines Amtsgerichtes in Bens=
Der verloren geglaubte Truppentransportdampfer Hindouſtan heim erwähnen, wozu die Kammer auf ihrem früheren zuſtimmen
den Beſchluſſe beharrte, trat man in die Beratung der kirchen=
Zu Beginn der geſtrigen Stadtverordneten=Sitzung teilte Herr
men an. Hiermit iſt dieſe in letzter Zeit ſo vielfach für und wider Oberbirgermeiſter Ohly mit, daß nächſten Donnerstag die Frag=
wegen
einer elektriſchen Centralſtation zum Austrag gebracht werden
ſolle. Sodann kamen einige Mitteilungen über an die Stadt von
ſammlung, welche dieſe Zuwendungen dankbar acceptierte. Zu
Frage der Errichtung eines zweiten Gymnaſiums referierte Stadtb,
Bergſträßer über die Erwerbung des Bauplatzes. Die vereinigt=
Bau= und Finanzkommiſſion haben bereits in einer gemeinſchaft
lichen Sitzung im April ſich entſchieden, dem Staate den erforder=
lichen
Bauplatz koſtenfrei zur Verfügung zu ſtellen. Seither ver=
handelte
dieſelbe über die zahlreichen Platzangebote, welche alle au=
dem
einen oder anderen Grund für ungeeignek erklärt wurden, bis
ſich die vereinigten Kommiſſionen für Erwerbung des von den
Miniſterium vorgeſchlagenen Platzes an der Gasfabrik ausſprachen
welcher 63500 M. koſten würde. In nahezu einſtündiger Rede er

[ ][  ][ ]

Nr. 16
lich beſprochenen Eingaben und Vorſchläge und empfahl der Ver=
ammlung
den Ankauf des Platzes an der Gasfabrik zu dem oben=
genannten
Preiſe.
Oberbürgermeiſter Ohly machte noch erläuternde Angaben über
die Anſchauungen der Regierung zur Platzfrage, welche den Platz
an der Gasfabrik für den geeignetſten erklärte, den von Herrn
Rückert vorgeſchlagenen Platz in der Kaſerneſtraße jedoch wegen
der Nähe der Bahnhöfe, des Güterbahnhofs der Main=Neckar=Bahn
und des ſtets vorhandenen Exerzierplatzſtaubes nicht acceptieren
will. Es entſpinnt ſich eine lebhafte Debatte, an welcher die Stadtv.
Rückert, Wolfskehl, Beſt, Schmeel, Lehr, Mahr, Thiel und Direktor.
Vernhardt teilnehmen. Bei Schluß des Blattes waren die Verhand=
lungen
noch im Gange.
k Ein von den Herren Profeſſor Dr. Kittler und Stadtverord=
neter
A. Bergſträßer erſtatteter Bericht ſpricht ſich unter Berück=
ſichtigung
aller hier einſchlagenden Intereſſen entſchieden für die
Errichtung einer Centralſtation für elektriſche Beleuchtung
in Darmſtadt aus. Man rechnet zunächſt auf den Anſchluß des
Großh. Hoftheaters, welches ſeither ca. 20000 M. für Beleuchtungs=
zwecke
verausgabte und nach Einführung der mancherlei Vorteile
bietenden elektriſchen Beleuchtung bei Erlaß der vorgeſehenen Lampen=
gebühr
ca. 24000 M. zu zahlen hätte, ſodann auf den Anſchluß
der Kaiſerl. Ober=Poſtdirektion und der Vereinigten Geſellſchaft.
Da auf eine Anzahl größerer Fabriketabliſſements zu zählen iſt, ſo
kann wohl mit Sicherheit auf eine genügende Rentabilität des Unter=
nehmens
gerechnet werden. Der Koſtenvoranſchlag beläuft ſich je
nach Ausdehnung der Anlagen auf 400000-600000 M.; der Rein=
ertrag
wird bei 3000 Glühlampen 16 engl. Normalkerzen (20
Darmſtädter) auf ca. 36000 M. (nach Abzug der oben erwähnten
Lampengebühr auf ca. 25000 M.), bei 7000 Glühlampen auf ca.
70000 M. berechnet.
Die Berichterſtatter unterbreiten ſchließlich der Stadtverordneten=
Verſammlung die folgenden Anträge zur Beſchlußfaſſung:
1) Die Stadtverordneten=Verſammlung beſchließt die Errichtung
einer elektriſchen Centrallichtanlage im Umfange von circa 3000
ſechszehnkerzigen Glühlampen; 2) die ſtädtiſche Verwaltung ver=
pflichtet
ſich, dem Großh. Hoftheater den elektriſchen Strom ohne
Berechnung einer Lampengebühr zu liefern, mit der Maßgabe, daß
vom Großh. Hoftheater an die Stadt für eine Glühlampe von
16 engliſchen Normalkerzen pro Lampeubrennſtunde 4 Pf. zu zahlen
ſind. Die Dauer dieſes Vertragsverhältniſſes wird für 12-15 Jahren
vorgeſehen; 3) die Stadtverordneten=Verſammlung ermächtigt die
Großh. Bürgermeiſterei nach Beratung in der Kommiſſion ein Grund=
ſtück
in der Gegend zwiſchen Ernſt=Ludwigsſtraße und Louiſenſtraße
im Umfange von ungefähr 1200 Quadratmeter zu erwerben; 4) die
Stadtverordneten=Verſammlung bewilligt zur Errichtung einer
Centrallichtanſtalt einen vorläufigen Kredit bis zu 400 000 M.
welche nach den von der Stadtverordneten=Verſammlung gutzuheißen=
den
Vorſchlägen der Finanz=Kommiſſion aufzunehmen ſind; 5) wird
die Großh. Bürgermeiſterei ermächtigt zu einem an die Einwohner
der Stadt Darmſtadt zu richtenden öffentlichen Ausſchreiben über
die Errichtung einer elektriſchen Centrallichtanlage, in welchem die
Lieferungsbedingungen für elektriſches Licht enthalten ſind und zur
Beteiligung an dem Bezug aufgefordert wird: 6) wird die Großh.
Bürgermeiſterei ermächtigt, auch für die Ausführung der beſchloſſenen
Centrallichtanlage das ſeitherige außerordentliche Mitglied der
Kommiſſion, Herrn Profeſſor Dr. Kittler, zuzuziehen.
Nachdem innerhalb der letzten Wochen Maſern wiederholt in
Beſſungen und dort insbeſondere unter den die Kleinkinderſchule
beſuchenden Kindern vorgekommen waren, treten dieſelben in den
letzten Tagen auch hier häufig auf. Es ſteht zu befürchten, daß dieſe
übrigens ſeither in milder Weiſe verlaufende Seuche demnächſt zu
einer weiteren und vermutlich ſehr ſtarken Verbreitung gelangen
werde, weil ſowohl Darmſtadt als auch Beſſungen ſeit dem Jahre
1882, wo die letzte und zwar eine ſehr ausgedehnte Epidemie ge=
herrſcht
hatte, von Maſern faſt ganz verſchont geblieben ſind und
ſomit eine ſehr große Zahl von Kindernvorhanden iſt, welche noch
nicht durchſeucht ſind. Nur einmal war innerhalb dieſes Zeitraums
eine übrigens nicht bedeutende Maſernepidemie vorgekommen, die
vom November 1883 an in Darmſtadt bis zum April, in Beſſungen
bis zum Juli 1884 ſich hin erſtreckte; die übrigen ſeither vorgekom=
menen
Maſernſälle waren faſt immer mehr oder weniger vereinzelte
geblieben, von auswärts importierte. Von wo aus die jetzige
Maſernepidemie hierher eingeſchleppt wurde, konnte nicht ſicher feſt=
geſtellt
werden; die nächſtgelegenen, ſeither von Maſern betroffenen
Orte ſind Frankfurt a. M. und Worms mit mehreren Nachbar.
gemeinden; in Mainz. woſelbſt Maſern in den Monaten Oktober
bis Dezember des verfloſſenen Jahres in mäßiger Verbreitung
geherrſcht hatten, iſt die Krankheit ſeit März erloſchen. Im
übrigen kommen Maſern zur Zeit im Großherzogtum nicht vor. D. H.
PN Für das von Ihrer Turchlaucht der Frau Gräfin Marie
zu Erbach=Schönberg gütigſt zur Verfügung geſtellte Ferienheim
für Lehrerinnen, ſind zahlreiche Meldungen eingegangen. Einige
Damen haben dort bereits ihre Oſter= und Pfingſtferien zugebracht.
Als letzter Anmeldetermin war urſprünglich der 31. Mai feſtgeſetzt
worden. Es dürfte nun für Manche gewiß von Wert ſein, zu er=

1499
fahren, daß Geſuche um Aufnahme, ſoweit es ſich um Ende Juli, die
die Monate Auguſt und September handelt, auch noch jetzt Be=
rückſichtigung
finden, da immer vier Damen zu gleicher Zeit ihre
Erholung in Schönberg nehmen können, und für die genannte Zeit
noch zwei Plätze zu vergeben ſind.

Am Dienstag, den 14. d. M., ſprach Herr Landtagsabgeord=
neter
Dr. Schröder in der Sektion Darmſtadt des Alpenvereins
über das untere Engadin. Nach einigen einleitenden Bemerkungen
über die Verfaſſung Graubündens, ſchilderte Redner in ſehr an=
ſchaulicher
und anſprechender Weiſe die vielbeſuchten (früher öſter=
reichiſchen
) Badeorte Tharasp und Schuls und deren Umgebung,
namentlich den Blick thalaufwärts nach dem Flüelapaſſe und der
denſelben begrenzenden gewaltigen Bergſtöcke; die Toure1 in der
näheren Nachbarſchaft, nach dem vielbekannten Finſtermünz, in das
Etſchthal und das Münſterthal durchquerend auf die Quarta Contonniera
am Stilſer Joche wurden beſprochen. Herr Dr. Schröder gab noch
eine kurze Schilderung des Berninapaſſes und der entzückenden echt
ſüdlichen Rundſicht von der benachbarten Alp Grüm, neuerdings
einem bevorzugten Touriſtenpunkt, ſowie das Maloja= und Bargello=
thales
bei; am Malojapaſſe wurden die Seen, der neue rieſige
Gaſthof (nach vielfacher Behauptung eine Jeſuitenanlage), der
Uebergang und das herrliche Thal ſelbſt bis über Vicoſoprano in
die Darſtellung verwoben. Die Verſammlung nahm den intereſſanten
und belehrenden Vortrag mit lebhaftem Beifalle auf und ſprach der
Vorſitzende dem Redner den Dank der Sektion mit dem Bemerken
aus, daß die ſonſt völlig unbedenklichen Wanderungen im oberen
Innthale den Redner nachträglich der Gefahr ausgeſetzt hätten,
wegen des anſprechenden Inhalts der Schilderung noch öfter zu
einem Vortrage in der Sektion eingeladen zu werden.
Imobilien=Verkauf: Das Herrn Hofmetzger Jakobi gehörige
Haus, Holzſtraße, ging durch Vermittelung des Agenten Fr. Ma=
ringer
hier in Beſitz des Herrn Kaufmann Boos hier über.
- Vom 16. d. Mis. an iſt auf der Großh. Oberrechnungskammer
für die Dauer der heißen Jahreszeit die Einrichtung getroffen, daß
die Bureauſtunden morgens um ½8, mittags aber erſt um 3 Uhr
beginnen.
4 Mit dem Herſtellen der im Rathaus vorgeſehenen Verkaufs=
läden
iſt nunmehr begonnen worden und ſollen dieſelben ſchnell=
ſtens
fertig geſtellt werden, damit der Bezug im Spätſommer ſtatt=
finden
kann. Wie wir weiter vernehmen, wäre ein Mietvertrag
(3000 M.) inzwiſchen perfekt geworden.
Herr Gander, Hof=Kalligraph aus Mainz, beabſichtigt in den
nächſten Tagen einen Kurſus ſeiner Handſchriften Verbeſſerungs=
Lehrmethode, wodurch die ſchwerſte, unſicherſte und undentlichſte
Schrift auf das Vorteilhafteſte umgeſtaltet wird, wieder in Darm=
ſtadt
zu beginnen. Wir hatten zum Oefteren Gelegenheit, uns
mit der Unterrichtsmethode des Genannten, nach welcher die vor=
teilhafteſte
Umwandlung der Handſchrift und zwar im Verlaufe
weniger 110-12) Stunden bewerkſtelligt werden kann, in allen ihren
Spezialitäten vertraut zu machen. Wer die primitiven Leiſtungen
ſeiner Zöglinge mit jenen während des neueren ſyſtematiſchen Unter=
richts
vollendeten vergleicht, wird in beiden kaum einen und den=
ſelben
Fertiger wieder erkennen. Außerdem iſt die auf beſtimmte
Prinzipien gegründete Schreibmethode des Herrn Gander eine
faßliche und können bekanntlich nicht nur jüngere Leute, ſondern
auch Männer in bereits vorgerücktem Alter, ſowie Damen, ſich

derſelben mit Erfolg bedienen.
Kleine Mitteilungen. Vor einigen Tagen geriet ein Junge
beim baden im Woog in Gefahr zu ertrinken, wurde aber noch
rechtzeitig gerettet. Am Mittwoch nachmittag entſtand in einem
Hauſe in der Karlsſtraße ein Kaminbraud welcher bald wieder
gelöſcht wurde. Ein hieſiger Droſchkenbeſitzer übergab vor
einigen Tagen einem Taglöhner in Beſſungen 2 M. 70 Pf. und
einen Sack, um bei einem Fouragehändler Kleie zu holen. Der
Kutſcher wartet bis heute vergeblich auf deſſen Wiedererſcheinen
und ſteht außer Zweifel, daß der Taglöhner den Betrag unter=
ſchlagen
hat. Einem Dachdecker in der Darmſtraße wurde eine
Droſſel aus ſeiner Wohnung entwendet.
1 Arheilgen, 10. Juni. Geſtern nachmittag, kurz nach 6 Uhr,
brannte hier die Scheuer des Landwirts Franz Benz nieder.
Vollſtändige Windſtille machte es leicht, die anſtoßende Scheuer
zu ſchützen.
88 Pfungſtadt, 15. Juni. Foute bewegte ſich ein unabſehbarer
Leichenzug nach dem Friedhoſe; galt e3 doch, einem Ehrenmann, in
des Wortes ernſteſter Bedeutung, das letzte Geleite zu geben. Peter
Engel, Großh. Beigeordneter und Mühlenbeſitzer dahier, ſtarb
nach kurzem, aber ſchweren Krankenlager im 64. Lebensjahre, von
Arm und Reich, Hoch und Niedrig geachtet und geehrt.
Künftigen Samstag, mittags 3 Uhr, hält der Bezirks=
Lehrer=Verein Eberſtadt=Pfungſtadt dahier bei Gaſtwirt Feidel
eine Verſammlung ab mit folgender Tagesordnung: 1) Bericht des
Herrn Eyſenbach=Pfungſtadt über die Delegierten= und General=
verſammlung
des Landes=Lehrervereins zu Mainz; 2) Vortrag des
Herrn Zinnkann=Pfungſtadt: Göthe als Naturforſcher=
3) Ge=
ellige
Vereinigung mit Muſikvorträgen. Schul= und Lehrerfreunde
ſind hierzu freundlichſt eingeladen.

[ ][  ]

1500
Nr. 10

Dieſer Tage wollte eine Bauersfrau einen Krug mit Waſſer
füllen, ſie trat auf den Deckel des Brunnns. derſelbe gab nach,
weil ganz morſch und ſo ſtürzte ſie in den Brunnen. Glücklicher=
weiſe
blieb ſie an einem Querholz, welcher die Pumpe hält, hängen.
Auf Hilferuf eilten die Angehörigen und Nachbarn herbei, welche
ſie herauszogen. Mit kleinen Beſchädigungen und dem Schrecken
iſt ſie davongekommen.
Vor wenigen Tagen ſiel ein 2½jähriges Mädchen in den trüben
ſtarkangeſchwollenen Modaubach. Ein Knabe von 13 Jahren
ſah dies, ſprang hinein und rettete das Kind.
8t. Frankfurt, 14. Juni. Die Trambahn vereinnahmte wäh=
rend
der Ausſtellung täglich ca. 4000 M.
Frankfurt, 16. Juni. Der hieſige ,Gen=Anzgr." berichtet, daß
ein Prachtſtück der am Montag geſchloſſenenen landwirtſchaftlichen
Ausſtellung bei dem Rücktransport nach Gandersheim verunglückte.
Es iſt das von jedem Beſucher der Ausſtellung bewunderte
Rieſenſchwein von ca. 10 Ctr. lebend Gewicht, von dem Aus=
ſteller
la belle Heléne genannt, welchem in dem Eiſenbahnwagen,
in welchem es verladen, durch Zuſammenſtoß mit einem anderen
Wagen mehrere Holzſplitter in den Leib drangen, welcher Verletzung
das prachtvolle Tier erlaa.
Frankfurt a. M. 16. Juni. Im Zoologiſchen Garten wur=
den
in der Zeit der Landwirtſchaftlichen Ausſtellung 14873 Eintritts=
billete
gelöſt, alſo nahezu 3000 durchſchnittlich an jedem der Aus=
ſtellungstage
; rechnet man dazu die Abonnenten, deren Zahl bei
dem Gartenfeſt am 9. allein auf 4-5000 geſchätzt wurde und die
auch an den übrigen Tagen den Garten zahlreich beſuchten, ſo
dürfte wohl eine Geſam=Beſucherzahl von 25000 für die 5 Tage
herauskommen. Eine ſtattliche Ziffer fürwahr, die ſicher beweiſt,
wie ſehr unſer zoologiſcher Garten mit ſeinen ſchönen Anlagen,
ſeinen wohlgepfleaten Tieren, ſeinen gewöhnlichen und Extra=
Konzerten und ſeinen vielfachen Veranſtaltungen ſich mehr und
mehr wieder der Gunſt des Publikums erfreut.
Gießeu, 15. Juni. Am 10. d. Mts. feierte Herr Kreisaſſiſtenz=
arzt
i. P. Dr. Schmidt dahier ſein 50jähriges Doktorjubi=
läum
. Die hieſige Univerſität überſandte dem Jubilar durch den
derzeitigen Dekan der mediziniſchen Fakultät, Herrn Profeſſor Dr.
Voſtröm, das erneuerte Doktordiplom. Ferner empfing derſelbe,
durch Herrn Kreisarzt Medizinalrat Dr. Köhler überbracht, ein
Glückwunſchſchreiben der Mitglieder Großh. Miniſteriums des In=
nern
, Abteilung für öffentliche Geſundheitspflege.
Leipzig, 15. Juni. Die Beweisaufnahme im Hochverrats=
prozeß
wurde heute beendigt. Der Angeklagte Humbert (Metz,
räumt ein, dreimal je 20 Franes als Beitrag an die Patriotenliga
gezahlt zu haben, behauptet aber, nachdem er geleſen, daß der Statt=
halter
von Elſaß=Lothringen auf das Bedenkliche hingewieſen hatte,
wenn Elſaß=Lothringer Mitglieder der Liga würden, ausgetreten
zu ſein. Die ärztlichen Sachverſtändigen erklären den Angeklagten
für etwas geiſtesſchwach, aber nicht unzurechnungsfähig. Der An=
geklagte
Freund bekennt zwar, einen Beitrag von 10 Frgnes an die
Vatriotenliga entrichtet zu haben, aber nur, um dafür 2 Medaillen
der Liga zu erhalten, wofür er als Münzenliebhaber Intereſſe ge=
habt
habe. Der Angeklagte beſtreitet entſchieden, ein Deutſchenfeind
zu ſein und vom Zweck der Liga gewußt zu haben. Zeuge Polizei=
inſpektor
Zahn aus Straßburg erklärte, ein Franzoſe, deſſen Namen
er jedoch nicht nennen wolle, habe ihm reſp. der vorgeſetzten Be=
hörde
aus freiem Antriebe die Liſte der in den Reichslanden an=
ſäſſigen
Mitglieder der Patriotenliga eingehändigt. Dieſer Franzoſe
habe Freunde im Pariſer Bureau der Patriotenliga gehabt. Mor=
gen
vormittag um 9 Uhr beginnen die Plaidoyers.
Leipzig, 15. Juni. Am 4. Juli beginnt vor dem Reichs=
gericht
die Verhandlung gegen Klein und Genoſſen wegen
landesverräteriſcher Umtriebe, begangen auf Anſtiftung des Polizei=
kommiſſärs
Schnebele.
Berlin, 11. Juni. Im Laufe dieſer Woche abends trat ein
junger Mann, 25-30 Jahre alt und elegant gekleidet, an einen auf
dem Alexanderplatz mit ſeinem Gefährt haltenden Droſchenkutſcher
1. Klaſſe heran und forderte ihn auf, nach dem Leichenſchau=
hauſe
zu fahren, aber dies müſſe möglichſt ſchnell geſchehen, denn
er habe nicht mehr viel Zeit. Als der Kutſcher ſeinen Fahrgaſt
bis nach der Ecke Elſäſſer= und Ackerſtraße gefahren, wurde er durch
lante Zurufe von Vorübergehenden darauf aufmerkſam gemacht, daß
derſelbe vom Sitz heruntergeſunken ſei und ſich in Krämpfen winde.
Neben demſelben lag ein noch halbvolles Fläſchchen Chankali,
welches er während der Fahrt getrunken. Der Wünſch des Selbſt=
mörders
, nach dem Leichenſchauhauſe gebracht zu werden, konnte
nicht erfüllt werden, da er noch Lebenszeichen von ſich gab. Er
wurde nach der Charits geſchafft, und dort, da das Gift die ge=
wünſchte
Wirkung nicht gethan heute mittag nach Feſtſtellung ſeiner
Perſönlichkeit als völlig hergeſtellt wieder entlaſſen.
Verlin, 15. Juni. Der Berliner Hof beabſichtigt ſich in un=
mittelbarer
Nähe des kaiſerl. Palais einen eigenen Bahnhof er=
bauen
zu laſſen.

Metz, 14. Juni. Es ſind ausgewieſen worden mit 14 Tagen
Friſt der frühere franzöſiſche Offizier Monnier, ein Optant, der
Geſchäftsagent Merſch und der Hutfabrikant Floſſe, letztere Natio=
nalfranzoſen
.

- Jubiläum der Königin Victoria. Für den Jubiläumszug
wird zum Gebrauche der kaiſerlichen und königlichen Herrſchaften
ein Dutzend prächtiger Staatskutſchen vorbereitet. Bekanntlich
kann nichts die Königin bewegen, die ſeit dem Tode ihres Gemahls
angelegte Trauer abzulegen; indeſſen wird dies bei der Menge
hoher Orden, die ſie anlegt weniger hervortreten. Vom Bucking=
ham
=Palaſt bis zur Abtei ſollen 10000 Mann aus allen Truppen=
gattungen
den Weg einfaſſen, während Gardiſten und Blaujacken
der Ehrenplatz bei dem Auszug und der Ankunft an Kirche und
Palaſt zukommt. Zwei große Triumphbogen erheben ſich am Ein=
gang
von Pall Mall und bei Whitehall. Die Anzahl der Sitze
in der Abtei beträgt 10000; die Gerüſte erheben ſich zu der ſchwin=
delnden
Höhe von 90 Fuß. Der Staatsſitz der Königin nebſt dem
alten Krönungsſtuhl befindet ſich vor dem Altar; dort wird ſie,
umgeben von 32 Mitgliedern ihrer Familie, ihr Dankaebet verrichten.
Noch im Chor ſelbſt ſind Sitze für 16 Könige, Königinnen und
Thronerben kaiſerlicher und königlicher Throne angebracht. Die
Lords finden rechts, die Unterhausmitglieder links Unterkunft. Den
Mittelpunkt des Dankoienſtes bildet ein beſonderes Jubiläumsgebet,
welches im zanzen Königreich verrichtet werden ſoll; daran ſchließt
ſich ein von dem Abtei Organiſten komponierter Feſthymnus, der
von 250 auserwählten Sängern in Begleitung von Orgel und
Windinſtrumenten ausgeführt wird; ferner Pſalmen und Chorge=
ſänge
, die zum Teil vom ſeligen Prinzgemahl herſtammen. Die
Feierlichkeit wird ungefähr drer Viertel Stunden dauern.
- Franzöſiſche Unverfrorenheit. Bekanntlich deſtillieren die
Franzoſen ſeit langem den ſogenannten Benedictine=Liqueur.
Dieſer Liqueur wird momentan auch in Waldenburg in Schleſien
fabriziert. Wir haben uns ſelbſt überzeugt, daß der deutſche Bene=
dietine
mindeſtens ebenſo gut als der franzöſiſche iſt und unſer
Laienurteil wurde durch Atteſte hervorragender Chemiker, aner=
kannte
Autoritäten ihres Faches, durchaus beſtätigt. Um dieſer
wichtigen Konkurrenz, deren ſich die franzöſiſche Fabrik vollauf be=
wußt
iſt, die gefährliche Spitze abzubrechen, hat ſie nachfolgendes
Manöver in Scene geſetzt. Sie hat ihren deutſchen Depoſiteuren,
Delikateſſenhändlern u. ſ. w., einen Revers zur Unterſchrift vorge=
legt
, worin dieſe ſich lebenslänglich verbindlich machen ſollen, nur
den franzöſiſchen, und nicht auch den deutſchen Benedictine zu ver=
kaufen
, imfalle des Zuwiderhandelns verlangen unſere lieben franzö=
ſiſchen
Nachbarn Zahlung einer Konventionalſtrafe von 500 Fres.
Eine ſolche Unterſchrift muten Franzoſen auf deutſchem Grund und
Boden deutſchen Geſchäftsleuten, in Bezug auf eine deutſche, als
vorzüglich anerkannte Waare zul Wir Deutſche ſind ein geduldiges
Volk, aber einer ſolchen freundnachbarlichen Unverfrorenheit gegen=
über
muß auch die züheſte Geduld einen Riß bekommen. Wir
wollen gern den Franzoſen das kindliche Vergnügen gönnen, bei
ſich zu Hauſe mit dem flammenden Patriotismus einer Jungfrau
von Orleans gegen Nürnberger Spielzeug zu Felde zu ziehen, oder
einen Krieg bis aufs Meſſer' gegen deutſches Sauerkraut zu
führen; wir würdigen ſogar das erhebende Bewußtſein, das General
Boulanger erfüllen mag, wenn er ſeinen Offizieren die Quelle deut=
ſchen
Bieres verſchließt, damit ſie ſich in franzöſiſchen Sudelge=
bräuen
einen urpatriotiſchen Katzeniammer mit einem bombenſicheren
Brummſchädel antrinken können, aber im eigenen Hauſe wollen
wir uns doch unſer einfaches Hausrecht wahren: bei uns zu em=
pfangen
, wen wir wollen. Wir wiſſen nicht, ob viele deutſche Ge=
ſchäftsleute
zu Gunſten des franzöſiſchen Benedictine=Liqueur: den
vorhin erwähnten Revers unterſchrieben haben; in jedem Falle, in
dem es geſchehen iſt, wäre es nur zu beklagen. In unſere wirt=
ſchaftliche
Abhängigkeit von den Franzoſen iſt in den letzten Jahren
ſchon ſo manches irreparable Loch geriſſen und es wäre zu wünſchen,
wollten wir uns gänzlich von ihnen frei machen. Wir Deutſche
haben es ſchließlich doch dahin gebracht, einzuſehen, daß es ein
volkswirtſchaftlicher Unfug iſt, wenn wir fremden Nationen unſer
gutes Geld zufließen laſſen für Dinge, die wir ebenſo gut, aber
dafür erheblich billiger im eigenen Lande haben können. Wir haben
es gleichfalls dahin gebracht, uns durch franzöſiſche Unverfrorenheit
nicht mehr übertölpeln zu laſſen, und wenn uns der deutſche
Benedictine ebenſo= gut ſchmeckt und ebenſo gut bekommt, dann laſſen
wir uns keinen, um vieles koſtſpieligeren franzöſiſchen mit Gewalt
aufnötigen.
Ein früh entwickeltes Talent für Sprachen zeigte ein jetziger
Student der Univerſität Helſingſors. welcher kürzlich an der Ein=
weihung
des neuen Univerſitäts=Gebäudes in Upſala teilnahm. Der=
ſelbe
verfaßte als Schüler der 7. Klaſſe des Lyceums eine finnlän=
diſche
Syntax, deren Einführung in die finnländiſchen Schulen von
den Schulbehörden angeordnet wurde. Während der Verfaſſer des
Schulbuchs noch Schüler der 7. Klaſſe war, wurde ſein Buch in
der 8. Klaſſe als Lehrmittel benutzt.

Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.- Verantwoͤrtlich für die Redaction' Carl Wittich.