Aoonnementsprei=
Berterährtlih 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn Auswärts werden von
en Poſtmtern Beſtellungen
ent=
eegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartadl uck Poſtaufichlag
150. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
uſeelep vsnterherulgvothlt.
Zuſerake
wedenangenommen n Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auzwär
von allen Aunoneen=Expeditionen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Graßzh. Areisamts. des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Dienstag den 10. Mai.
Ne 90.
1887.
B e k a n n t m a ch u n g.
Das Betreten des Griesheimer Schießplatzes betreffend.
Mit Ermächtigung des Großherzoglichen Miniſteriums des Innern, d. d. 29. März 1877, iſt das Betreten der
Erd=
werke der Sicherheitsſtände und der Scheibenſtellungen auf dem Griesheimer Artillerie=Schießplatze für Jedermann mit
Aus=
nahme der Militärperſonen und des zur Ausübung der Jagd dort Berechtigten, bei einer Strafe von 3- 30 Mark verboten.
Wer die bei den Uebungen der Artillerie verſchoſſene Munition, oder wer Bleikugeln aus den Kugelfängen der
Schieß=
ſtände ſich widerrechtlich zueignet, wird nach 8 292 des Strafgeſetzbuchs für das deutſche Reich mit Gefänguiß bis zu Einem
Jahre oder mit Geldſtrafe bis zu neunhundert Mark beſtraft.
Das Graſen und Samenſammeln iſt, auf der ganzen Schießplatzfläche, nur den mit einer Karte der Garniſon=Verwaltung
verſehenen Pächtern der Grasnutzung erlaubt.
Darmſtadt, den 13. April 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[3776
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Das Verbot des Hauſirens auf dem Schießplatze bei Griesheim.
Das Hauſiren in dem Lager, auf der Lagerſtraße und auf dem Schießplatze zu Griesheim iſt ſeitens der
Militärbe=
hörde unterſagt. Uebertreter dieſes Verbotes haben eine ſofortige Verbringung außerhalb der Grenzen des Lagers zu
ge=
wärtigen. Barbiere und Wäſcherinnen dürfen das Lager nur im Beſitze eines, von dem Präſes der Schießplatzverwaltungs=
Commiſſion ausgeſtellten Erlaubnißſcheines betreten, der alljährlich zu erneuern und von dem zeitigen Lager=Commandanten
zu viſiren iſt.
Darmſtadt, den 13. April 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
[3777
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Schießübungen der Artillerie.
Zur Warnung für die Finder verfeuerter Geſchoſſe gezogener Geſchütze bringen wir Folgendes zur allgemeinen Kenntniß:
Die Spitzgeſchoſſe der gezogenen Geſchütze werden ſämmtlich ſcharf geladen verſeuert. Schiefes Aufſchlagen und ſonſtige
Zufälligkeiten laſſen manches Geſchoß nicht explodiren. Die Finder ſolcher Geſchoſſe werden darauf aufmerkſam gemacht, daß
letztere ihre Exploſionsfähigkeit nicht verloren haben, daß vielmehr eine geringe Bewegung des Geſchoſſes genügen kann, einen
Anſtich der Zündpille herbeizuführen und das Geſchoß nachträglich zur Exploſion zu bringen. Die Fälle, in denen Finder
auf dieſe Art zu Krüppeln geworden, oder ihre Waghalſigkeit mit dem Leben bezahlen mußten, ſind nicht ſelten.
Um blindgegangene Geſchoſſe unſchädlich zu machen, hat die Militärbehörde die Einrichtung getroffen, dieſelben an Ort
und Stelle durch Dynamit zu ſprengen. Finder werden daher erſucht, während der Schießübungen den Fund ſolcher Geſchoſſe
zwiſchen 3 und 5 Uhr Nachmittags im Felddepot des Schießplatzes anzumelden und das bereit ſtehende Spreng=Commando
an den Fundort zu führen. Dem Finder werden am Fundorte pro Geſchoß 40 Pfg. ausgezahlt.
Darmſtadt, am 13. April 1887.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
(3778
Main=Neckar=Bahn.
Lieferung von Uniformen.
Die Lieferuug der für das Dienſt=
zwar:
perſonal erforderlichen Uniformen und
186 große Paletots,
101 kleine Paletots,
168 Tuchröcke,
48 Leinwandröcke,
383 Tuchhoſen,
48 Leinwandhoſen,
312
1184
754 Mützen,
ſoll durch öffentliche Verdingung vergeben
werden. Angebote ſind verſchloſſen mit der
Aufſchrift: „Lieferung von Uniformen”
bis zum 17. Mai 1887, Vormittags
10 Uhr,
bei dem Haupt=Magazins=Verwalter
da=
hier einzureichen.
Die Eröffnung der Angebote, welcher
die Anbieter beiwohnen können, findet im
vorgenannten Termin ſtatt.
Die Bedingungen ſind bei dem Haupt=
Magazins=Verwalter dahier, ſowie bei den
Magazins=Verwaltern zu Frankfurt und
Heidelberg zur Einſicht offen gelegt.
Darmſtadt, den 6. Mai 1887.
Der Ober=Betriebs=Inſpektor:
(4583
Geßner.
Bekanntmachung.
Die Holzpreiſe im Großherzoglichen
Holzmagazin ſind vom 1. Oktober v.
J3. an die nachſtehenden:
Buchen=Scheiter I. Klaſſe, pr. Rmt.
11 Mark.
Buchen=Scheiter II. Klaſſe. pr. Amt.
9 Mark.
Kiefern=Scheiter I. Klaſſe, pr. Rmt.
8 Mark.
Kiefern=Knüppel - entrindet - pr.
Rmt. 6 Mark.
Beſtellungen bei Großherzoglichem
Rentamt Paradeplatz 2.
Großh. Holzmagazins=Verwaltung.
Preuſchen, Forſtinſpector. (9748
Neue
von ausgezeichnet guter Kochart.
Neue feinſte
Hathos=Häringo.
Gothaer.
Cervelatwurſ.
hochfeine Qualität.
GUlLt-aofuen
und
14)
4584
friſch eingetroffen.
Emanuel Fuld.
4
4 fette Schweine,
auch einzeln abzugeben. Schloßgaſſe 22.
Nr. 90
Bennnntmuchung.
Gemäß des Artikels 5 der Allgemeinen Bauordnung bringen wir hiermit zur
allgemeinen Kenntniß, daß der durch Beſchluß der Stadtverordneten=Verſammlung
vom 5. d. Mts. aufgeſtellte Bebauungsplan für die Verbindungsſtraße
zwiſchen Erbacher= und Dreibrunnenſtraße vom 11. bis 27. d. Mts. incl.,
Vormittags von 9-12 und Nachmittags von 2-5 Uhr, auf unſerem Büreau,
Stadthaus, Rheinſtraße 18, Zimmer Nr. 15, zur Einſicht der Intereſſenten
offen liegt.
Einwendungen gegen den Bebauungsplan ſind, bei Vermeidung des
Aus=
ſchluſſes, während dieſer Friſt entweder mündlich zu Protokoll oder ſchriftlich bei
uns vorzubringen.
Darmſtadt, den 7. Mai 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(4585
Verſteigerung
von Bauplätzen.
Montag den 16. d. Mts., Morgens 9 Uhr,
werden von dem ſog. Hofmeiereipark, Fl. IV. Nr. 648,1 der Gemarkung
ſtadt, zwiſchen Frankfurter=, Schloßgarten= und Schwanenſtraße gelegen,
Darm=
20 zu
Bauplätzen geeignete Looſe in der ehemaligen Gärtnerwohnung daſelbſt
wieder=
holt öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Die Verſteigerungs=Bedingungen und der Situationsplan können jeden
Don=
nerstag und Freitag, Vormittags von 9-12 Uhr, in dem Geſchäfiszimmer der
unterzeichneten Behörde (Heidelberger Straße I, zwei Stiegen hoch) eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 1. Mai 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Hüter.
(4345
Die allerpraktiſchſte und billigſte Bezugsquelle für
durchaus ſolide Schuhwaaren iſt das
grosse Sohuh- a Süeſel Lagen
von
J. G. Jacoh
Ecke der großen Ochſengaſſe, gegenüber dem
Löwen=
brunnen.
Bekannt durch das jetzt 25jährige Beſtehen, den coloſſal großen
Maſſenverbrauch, Erſparniſſe hoher Ladenmiethe und ohne
koſt=
ſpieligen Aufwand der Geſchäftseinrichtung, geſtatten mir die beſten
Waaren zu den billigſten Preiſen zu verkaufen.
Empfehle alle Arten
Schmhuaarem
„
von den einfachſten bis zu den hocheleganteſten Sorten in größter
und reichhaltigſter Auswahl.
Confirmandenſtiefel zu ſehr billigen Preiſen.
Maaßarbeiten und Reparaturen
in beſter Ausführung.
(4360
Meine grosse Auswahl im:
äohlen Sohweizer Stiokereien
ohne Appret, Handarbeit vollſtändig erſetzend, halte ich in Stücken von 4 20 Meter
zu Fabrikpreiſen beſtens empfohlen.
[3945
Fromenade 70,
M. Wüürthh,
parterro.
Wegen Umzug in mein neues Lokal
22 Ernſt=Ludwigsſtraße 22
Volal-Ausverkauf
ſämmtlicher ſeilheriger Waarenvorräthe zu und unter
ſEinkaufspreiſen.
Mein Lager umfaßt in reichhaltigſter Auswahl:
Damenkleiderstofke,
Buclzskums - Tuche,
Regenmantel. a; Damenmautelstofle,
Leinen, Cretonnes, Shirting., Bett. &a Loibwüsche,
Bettteppiche, Piqué. & Tricot=Bettdecken,
Wischzeng, Handtücher, Wischtücher ete.
Vorhangstofte joder Irt. u.
Die nun fortwährend eintreffenden
neurn Maaren
werden gleichfalls zu den billigſten Preiſen verkauft.
P. Berbenich,
12 Judigsstr. I.
Sohr boliobtos
ſonuss- und Hahrungsmittol,
EdrAAlAt,
4
Fabr. Bron & Polson, Kgl. engl. Hofl.,
Eingetragene Sehutzmarke.
London u. Berlin C. In Delikateſſen= und Droguen=Hndg. 60 Pfg. engl. Pfd.
29)
1
CAA-AtuzuzAhl
1.
An ETAION
4
W. dosgleichen Tapeton-Reste
im grösster Auswahl,
All äusserst billigen Freisen.
C. Hochstätter ap; Söhno,
Tapetenſabrik, Elisnbethenstrasse 20.
(2856
13 Wilhelminenſtraße I3.
1a0OIO0
jeden Genres, in jeder Preislage,
nur gute Papiere, neueſte Deſſius,
billigſte, reelle Preiſe.
Philipp Jungmann.
Reste jeder Stückzah
unterm Fabrikpreis.
13 Wilhelminenſtraße I3.
LEROLEIM.
Fussboden-
Glanzlaok
iſt der einzige Bodenanſtrich, der die große
Haltbarkeit des Bernſteinlacks mit der
schmellen Trockenfähigkeit des
Spiri=
tuslacks in ſich vereinigt und dabei mit
ſchönſtem Glanze, empfiehlt billigſt
Anton Fischer, gr. Ochſengaſſe 14.
Mehrere guterhaltene, eiſerne
Doſſem,
ein do. kleiner Röder'ſcher Herd, eine
ſtarke Stubenthüre, 103 211,
ge=
ſucht. — Offerten an C. Köhler, Eliſa=
[4522
bethenſtraße 4.
CVOGOIN
GEUIE8
(Das beſte Frühſtück)
präparirt aus feinſter Cacao und nafinttem
Zucker koſtet nur 1 M. 60 pe Pfund,
Zu haben in allen Spezerei= und
Delikateſſenläden, Conditoreien.
Meine
nigung
(neueſtes Syſtem)
für gebr. Bettfedern und Flaumen
empfehle mit dem Bemerken, daß ſelbige
durch dies Verfahren vollſtändig neu
be=
lebt und von allen falſchen Beſtandtheilen
befreit werden. - Gleichzeitig empfehle
für neue Hüllen Bettdrelle, Barchente
und Federleinen.
(2065
I. Bötlingor, Mathildenplatz 7.
1186
Nr. 90
Soennecbers
Schreibfederr.
2
anorkannt vorzügllehste ualltät und Honstruktion,
sowie alle anderen Soennecken’schen Fabrikate vorrätig bei=
53
2
Heinrich Lautz, Darmstadt,
Ecke der Rhein- und Graſenstrasse 12.
zu allen Preiſen.
Carl Hess, Carlsſtraße 29.
(4183
Wussbodem-laale.
Franz Christopb's Fussboden-Glanzlaok,
ſchnell trocknend, geruchlos, von ſchönem Glanze und ſehr dauerhaft,
¹⁄. Kilo M. 1. 25.
Friedr. Schaefer's Fussboden-Glanzlack,
ſchnell trocknend, geruchlos, von ſchönem Glanze und ſehr dauerhaft,
½⁄. Kilo M. 1.
Hinoleum, ſchnell trocknend, von ſchönem Glanze, ¼ Kilo 90 Pf.,
Leinölſirniss, vorzügliches eigenes Fabrikat, in beliebigen Farben,
dauerhafter Anſtrich für Treppen Vorplätze und Küchen, ſowie zum
Grundiren für alle Fußboden=Anſtriche, ¼ Liter M. 1.
Tussboden-Rohnwichse, Parketboden-Wachs,
Stahlspähne zum Abſchleifen rauer Fußböden.
Praktiſche Pinſel zum Fußboden=Anſtrich empfiehlt
Criedr. Schaefter,
Hoflieferant
(2180
Ludwigsplatz 7.
Gulllbur Cyupvovcuskelk,
Unübertroffen in Härte, Dauerhaftigkeit und Glanz. - Niederlage in Flaſchen
mit Gebrauchsanweiſung bei den Herren: C. Hammann, Colonialwaaren= und
Delikateſſen=Handlung in Darmſtadt, Theodor Handwerk, Kaufmann in Groß=
Umſtadt, Johann Schmidt, Kaufmann in Reinheim, Konrad Oſterheld, Kauf
mann in Michelſtadt, Carl Preiß, Kaufmann in Erbach, Martin Brücher Sohn,
[4586
Kaufmann in Groß=Zimmern, Carl Reh, Kaufmann in Dieburg.
Größte u. billigſte Bezugsquelle
von F. W. Sohlüter,
Carlsſtraße 7., gegenüber dem Gymnaſium.
Habe für die heurige Saiſon ein großartiges
Lager in
Sonnenschirmen, En-toutcas
ſcirca 1000 Stück, habe deshalb
außergewöhn=
lich billige Preiſe geſtellt. Von 6 Mark an hat
jeder Schirm ein Patent=Hohlgeſtell.
Nur eigenes Fabrikat. — Ueberziehen und
Reparaturen an jedem Tage.
[3310
Niederlage aller Heilquellen
in friſcher, diesjähr. Füllung.
Brunnenſchriften gratis.
Carlsbader Salze, ächt und
künſtlich,
Baden=Badener Ouellsalze,
Carlsbader Brausepulver,
Dr. E. Sandov's künstliche
Hineralwasser.Salzo,
Bade-Salze von Hreuznach,
Hauheimer Werl eto. und
Seesalz,
Riefornadel Extract zu Büdern,
Bad Trankenheiler Seifen u.
Seitengeist,
Emser und Sodoner Pasillen
empfiehlt
ETloar. denastol
Großherzogl. Hoflieferant,
Ludwigsplatz 7. (3790
mzugshalber iſt eine guterhaltene grüne
1 Peluche=Garnitur, großer Spiegel
mit Conſol u. ſ. w. zu verkaufen
Hein=
richſtr. 50, 1 Tr. Zu beſichtigen Nachm.
Ochsenfleisch,
1. Qualität, per ¹ Kilo 65 Pfg.
Wilb. Lenz, Ochſenmetzger
Grafenſtraße 16. 14087
Ein faſt noch neuer, ſchöner
Röder'ſcher Herd
iſt preiswürdig zu verkaufen. Näheres
Weyprechtſtraße 5.
[458,
Gerüſt=, Baum= und
Bohnen=
ſtangen, Pfoſten, Leiterbäume,
Roſenſtäbe u. ſ. w.
ſowie Erbſenreiſer verkauft billigſt
Soderſtraße 54.
Dehn. (4363
erwartete größere Sendung
Die des rUhmlichſt bekannten
allein ächten rheiniſchen
Traubon-Brust=Honigs
von dem Fabrikanten W. H.
Zicken=
heimer in Mainz direkt bezogen
iſt ſoeben eingetroffen und empfiehlt
denſelben in 3 Flaſchenfüllungen
unter Garantie.
Emanuel Fuld.
Kirchſtraße 1. (4589.
Nr. 90
1187
Gpechalſtät im Bade-Artiliehh.
Ohemlrict =ugtiltſ vt-eſbu
in
Badeanzügen, Badetüchern, Frottir- Artikeln,
Bade-HandschUhen, Bade--ollen,
Bade-Schuhen ete.
in größter Auswahl vorräthig und empfehle dieſelben zu ſehr billigen Preiſen.
Wh. Schorlemmer,
12 Ernſt-=Ludwigsſtraße 1D.
Prima
PortlandComent.
Garantie für friſche Qualität und
billigſt.
(4515
ERaAUet EUId.
Gegen Motten & Schaben ꝛc.
zum Schutze für Kleider,
Pelzwerk ꝛc.
iſt das Wirkſamſte das präparirte
Patshouly-Pulvor
aus der Kgl. Bayr. Hofparfümeriefabrik
von C. D. Wunderlich, Rürnberg, präm.
1882. Zu haben 40 Pfg. bei
E. Soharmann, Hofbürſtenfabrik,
[3314
Ludwigsplatz 2.
3541) Ecke d. Niederramſtädter=u.
Kiesſtr. 69 im 2. St. ein Wohn= und
Schlafzimmer, gut möblirt, mit
aufmerk=
ſamer Bedienung. ſofort zu verm.
gebrauchter Kugel=Kaffeebrenner,
16-18 Pfund haltend, billig zu
(4220
verkaufen Waldſtraße 7.
W
697) Neckarſtraße 10
Beletage: 7 Zimmer, Salon nebſ.
allen Bequemlichkeiten per ſofort
zu vermiethen.
4000) Sofort zu vermiethen: Beſſunger
Herrngartenſtraße 23 Beletage,
be=
ſtehend aus 3 Zimmern, Küche und zwei
Manſardenzimmern, ſehr gut hergerichtet.
Preis billig. Wundervolle Lage. Näheres
bei Herrn Hechler daſelbſt.
Meinsrahe 14
iſt eine mit allem Comfort neu
aus=
geſtattete Wohnung in der Beletage,
beſtehend aus 5 Zimmern, Balkon
und ſonſtigem Zubehör, ſofort
be=
ziehbar, zu vermiethen.
Ph. Bechtold. (3328.
4I7) Grüner Weg 11 d. 1. Stock,
beſtehend aus 5 Zimmern nebſt allem
ſon=
ſtigen Zubehör per 1. Juli zu vermiethen.
Einzuſehen von 11- 3 Uhr. Näheres bei
Frau Vogel, Schloßgartenſtr. 15.
4364) Caſerneſtraße 64 iſt der 3.
Stock, 5 geſunde, freundliche Zimmer mit
allen Bequemlichkeiten zu vermiethen und
ſofort zu beziehen.
4462) Liebigſtraße 9 die
Parterre=
wohnung, enth. 2 und 2 Entreſolzimmer
mit Vor= und Hintergarten nebſt allen
ſandern Bequemlichkeiten bis 1. Juli
an=
derweitig zu vermiethen. Näheres
Wald=
ſtraße 2.
4590) Carlsſtr. 41 neue Parterre=
Wohnung, beſtehend in 4 Zimmern, zwei
Entreſole ꝛc., nach den neueſten
Anforde=
rungen eingerichtet, zu vermiethen und bis
1. Juni zu beziehen. Ein Comptoir von
2 Zimmern mit Abſchluß für ſogleich.
4591) Steinſtraße 22 mittlerer und
ſoberer Stock, je 5 Zimmer mit Zubehör
und, allen Bequemlichkeiten, zuſammen
oder getrennt, zu vermiethen. Der obere
Stock ſofort beziehbar.
4592) Obere Herdwegſtr. 98 eine
Manſarde von 3 Piecen mit prachtvoller
Ausſicht nach dem Walde an eine einzelne
oder 2 Damen zu vermiethen.
4593) Neckarſtr. 1 Beletage:
7 Zimmer, Gas, Waſſer,
Garten=
vergnügen, alles Zubehör ſofort zu
vermiethen. Näheres 3 Treppen.
4594) Stiftftraße 59 unmöblirtes
Zimmer zu vermiethen.
ödon Hagazhe so.
4595) Stallung für 4-5 Pferde mit
Kutſcherſtube und Remiſe ſofort zu verm.
Nähere Auskunft Neckarſtr. 1, 2. St.
4596) Waldſtraße 32 Seitenbau
drei große helle Säle
jeder 64 Quadratmeter, mit Comptoir=
Räumlichkeiten, zum Betrieb eines jeden
Geſchäftes paſſend. Sprachröhren und
Waſſerleitung in den Räumen. Beziehbar
1. November. Auf Wunſch auch
Woh=
nung. Erfragen bis 4 Uhr Mittags im
Vorderhaus, 1. Etage.
W
2048) Neckarſtr. 11 ein ſchön möbl.
großes Parterrezimmer mit ſeparat.
Ein=
gang ſofort zu vermiethen.
2951) Caſinoſtr. 26 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
3804) Rheinſtr. 24 ein möbl. Zim.
3867) Möblirtes Zimmer mit
Ka=
binet per ſofort. Näh. bei C. Köhler,
Rheinſtraße 49, 3. Stock.
4094) Eliſabethenſtr. 22 möbl. Z.
4154) Grafenſtr. 24, 3. Stock, ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
4290) Ballonplatz 3 ein fein möbl.
Zimmer ſofort zu vermiethen.
313
1188
4545) Mathildenplatz 3. 2. Stock,
ein gut möbl. Zimmer zu vermiethen.
4597) Schützenſtraße 17 ein kleines
möbl. freundl. Zimmer ſofort zu verm.
4598) Grafenſtraße, nächſt d.
Rhein=
ſtraße, ein großes, gut möbl. Zimmer.
Zugerfragen in der Expedition.
DrSäunnne
wohnt jetzt:
Neyprechtskr. 5.
Vr. moſl. K. -abOnl
wohnt jetzt:
Obere Sandstr. 4 part.,
zwiſchen der Steinſtraße und der
4550
katholiſchen Kirche.
Tüchtige Colporteure
auf Abzahlung von Bildern, Spiegeln,
Uhren und neueſten Druckſchriften ſucht
I. Brunner in Worms a. Rh.,
Fiſch=
markt 23, Kunſt= und Colportage=
Buch=
handlung, Abzahlungs=Geſchäft.
4498
Wohnungsgeſuch.
Vom 15. d. M. an werden zwei fein
möblirte Zimmer mit zwei Betten au
circa 2 Monate zu miethen geſucht.
Offerten unter Fr. H. an die Exped.
Geſucht im ſüdöſtlichen Stadttheil
2 möblirto Iimmor
mit vollſtändiger Penſion im Hauſe.
Offerten beliebe man bei Herrn B. L.
Trier, Ludwigsſtraße 10. abzug. 14600,
Eine eiſerne Wendeltreppe
zu kaufen geſucht. Lindenhofſtr. 4. 14515
Wüchtige
gegen guten Lohn geſucht. Reiſeſpeſen
event. vergütet.
Boohnors sche Hashinenstriskeroi,
Frankfurt a. M.
hinter der ſchönen Ausſicht 1.
Ein Kaufmann wünſcht ſich thätig
vorerſt mit
- 15 Tausond Mark
an einem beſtehenden ſoliden Unternehmen
zu betheiligen event. auch ein Geſchäft
zu übernehmen.
Anfragen unter D. M. 630 an die
Expedition d. Bl.
(4602
(4603
Verloren
eine Korallenkette mit goldenem Schloſſe
von der Eſchollbrückerſtraße nach dem
Neckarbahnhof. Gegen Belohnung
abzu=
geben Heidelbergerſtraße 19 Seitenbau.
9
Zirgenleder-Handſchuhe,
anerkannt beſtes Fabrikat, ſchwarz, ſowie in ſchönſter Farbenauswahl
20 pCt. Dilliger als ſeither.
Hommrr=Hundſchuhr.
Spezialität.
Loremz Dorm, Handſchuhfabrik.
vormals Gebr. Echert, Ludwigsſtraße. 14604
Wie muß gnt bereitete Keſyr. Milch ſein?
Gut bereitete Kefyr=Milch muß beim Entkorken der Flaſche eine mouſſirende,
ſchäumige Flüſſigkeit darſtellen von der Conſiſtenz des Rahms, von angenehm
ſäuer=
lichem Geſchmack und dem Geruche friſchen ſauern Rahms oder Buttermilch; ſie
muß vollſtändig gleichmäßig und von ohne auf der Zunge bemerkbaren
Gerin=
nungen ſein.
AfVr-Mökeh.
14
Landwirthſchaftl. Conſumverein Ernſthofen, e. G. 44606
Ortskrankenkaſſe „Merkur
5. ordentliche General=Verſammlung
im hinteren Saale der Brauerei Hess,
Montag den 23. Mai, Abends 8½ Uhr.
Tagesorduung:
1) Rechnungsablage.
2) Wahl von drei Vorſtandsmitgliedern (2 Arbeitgeber, 1 Arbeitnehmer).
Etwaige Anträge müſſen 10 Tage vorher ſchriftlich beim Vorſtande
ange=
meldet werden.
Um zahlreiches Erſcheinen wird gebeten.
Der Vorstand. (4607
Lmſteurort Hümelbacherhoſt
bei Neckargemünd
Bestauration & Pension.
10 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, eigene Station der Lokalzüge, in
un=
mittelbarer Nähe der ſchönſten Laub= und Nadelholzwälder, mit prachtvoller
Aus=
ſicht auf den Neckar und ins Gebirge. Gute Küche, reine Weine, Kümelbacherhof=
und Münchener Bier. Penſionspreis 4 Mk.
Hochachtungsvoll
Julüus Hbert,
früher Beſitzer des Gaſthofs „zur Pfalz; in Neckargemünd.
Wohnung und Büreau
des Unterzeichneten befinden ſich von heute ab
Stoſmstrasso DD.
Darmſtadt, den 4. Mai 1887.
Laudenheimer, Rechtsanwalt.
4425) Ein Kutſcher, 38 J. alt,
ver=
heirathet, durch Todesfall nach 11jährigem
Dienſt ſtellenlos, ſucht ähnliche oder ſonſt
paſſende Stelle. Wer? ſagt die Exped.
Eine Amme
wird für ſofort geſucht. Meldungen
wer=
den Nachmittags zwiſchen ½2 und 3
Uhr Eliſabethenſtraße 27 eine Stiege
[4426
hoch entgegengenommen.
Für Hebammen:
Eine geſunde, kräftige Amme wird zu
ſofortigem Eintritt geſucht. Von wem?
5
5 ſagt die Expedition d. Bl.
[4467
Tüchtige Schreiner,
werden geſucht in der Fabrik
(4564
Heinrichſtraße 59.
4008) Zum 1. Juni
wird nach Mainz ein gebildeles, geſetztes
Fräulein zu drei erwachſenen Mädchen
geſucht. Nähere Auskunft wird ertheilt
Liebigſtraße 17.
Ein Burſche geſucht
zum Austragen der Kefyr=Milch vom
Landwirthſchaftl. Conſumverein
Ernſthofen, e. G.
Zu melden Saalbauſtr. 37 part. (4609
Nr. 96
4610) Für ein herrſchaftliches Haus
in Frankfurt wird ein
erſter Diener
geſucht, dem gute Empfehlungen zur Seite
ſtehen u. der längere Zeit in gutem Hauſe
in Stellung war. Näh. Feldbergſtr. 38.
3348) Ein Lehrling gegen Lohn ſucht
L. Koch, Schloſſer, Dieburgerſtr. 5.
Commis-ſesuoh.
Für ein hieſiges Colonialwaarengeſchäft
wird ein tüchtiger junger Mann per
1. Juli geſucht. - Franco=Offerten nebſt
Zeugniſſen und Gehaltsanſprüchen unter
(4611
A. L. 15 poſtlagernd.
Weißbinder
461. Große Ochſengaſſe 16.
Als Lehrling
für ein hieſiges Bureau wird ein
ſtreb=
ſamer junger Mann mit guten
Schul=
kenntniſſen geſucht. Offerten unter B. 24
14613
an die Expedition d. Bl.
4503) Lehrſtelle oſfen.
Bapt. Jos. Hermies,
Optiker u. Mechaniker.
Annonren
jeder Art für alle illuſtr. u. polit.
Zei=
tungen ꝛc. der Welt beſorgt prompt u.
unter bekannt coulant. Bedingungen die
Central=Annoncen=Expedition von G. L.
Daube & Co. in Darmstadt,
Grafenſtraße 30.
(327
1189
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 10. Mai.
13. Vorſtellung in d. 9. Abonnementsabteilung
(Blaue Karten gültig.)
Zum erſten Male:
Haſparone.
Operette in 3 Akten von F. Zell und R. Genée.
Muſik von Millöcker.
Verſonen:
Carlotta, verwitwete Gräfin
von Santa Croce
Frl. Loiſinger.
Babolena Naſoni, Podeſta von
Herr Eilers.
Shrakus
Sindulfo, ſein Sohn
Herr Knispel.
Conte Erminio
Herr Hofmüller.
Luigi, deſſen Freund. . Herr Göbel.
Benozzo, Wirt.
Sora, ſein Weib
Frl. Jungk.
Zenobia, Duenna
der Frl. Schütky.
Marietta, Kammerz.) Gräfin Frl. Beck.
Maſſaccio, Schmuggler, Be=
Herr Mickler.
nozzo's Onkel
Ruperto Corticelli, Oberſt.Herr Klotz.
Guarini, Lieutenant
Herr Knörzer.
44 Benozzo. Herr Sachs. vom Stadttheater
in Augsburg, als Gaſt.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Donnerstag, 12. Mai.
Abonnement suspendu.
Sonntagspreiſe.
Zum Beſten des Witwen= und Waiſenfonds
der Hofmuſik
unter gütiger Mitwirkung
der Königlich Württembergiſchen
Kammer=
ſängerin Frau Schröder=Hanfſtängl, vom
Stadt=
theater in Frankfurt a. M.
Mignon.
Oper in 3 Akten von Ambroiſe Thomas.
Philine: Frau Schröder=Hanfſtängl a. G.
Die Abonnenten, welche ihre Plätze zu dieſer
Abonnement suspendu=Vorſtellung zu behalten
wünſchen, wollen die Billets am Mittwoch,
den 11. Mai vormittags von 10-1 Uhr gegen
Vorzeigung der gelben reſp. blauen
Abonnementskarten an der Tageskaſſe im Gr.
Hoftheater in Empfang nehmen.
Politiſche Ueberſicht.
Zeutſches Beich. S. M. der Kaiſer und Fürſt Bismarck treffen
zur Grundſteinlegung der erſten Schleuſe des Nordoſtſeekanals am
d. Juni abends in Kiel ein.
Dem Bundesrat iſt ſoeben der folgende Geſetzentwurf zur
Er=
gänzung des Geſetzes betreffend Poſtdampfſchiffs=Verbindungen mit
überſeeiſchen Ländern vom 6. April 1885 zugegangen: „Der
Reichs=
kanzler wird ermächtigt, den Curs der Anſchluß=Zweiglinien im
Mittelländiſchen Meer abweichend von der im 8 2 des Geſetzes
betreffend Poſtdampfſchiffs=Verbindungen mit überſeeiſchen Ländern
Der
vom 6. April 1885 enthaltenen Beſtimmungen feſtzuſetzen.
Entwurf will geſetzliche Feſtſtellung beſtimmter Anlaufhäfen
beſei=
tigen, die Mittelmeerlinie auf die Strecke Brindiſi=Port Said
be=
ſchränken und Ausdehnung des Curſes der Hauptlinie auf den Hafen
von Genua erwirken. Dieſe Vorſchläge ſind durch eine beſondere
Denkſchrift erläutert.
Die Zuckerſteuer=Vorlage wird dem Bundesrate vorausſichtlich
ſchon in ſeiner nächſten Plenarſitzung am künftigen Donnerstag
zu=
gehen; nach der ausgeſprochenen Abſicht der Regierung ſoll dieſe
Angelegenheit jedenfalls in dieſer Seſſion erledigt werden. Man
glaubt, daß eine Verzögerung der Arbeiten nicht entſtehen wird, da
über die Steuer eige Verſtändigung zwiſchen den Parteien bereits
erfolgt iſt.
Der Reichstag brachte am vorigen Freitag die Spezialberatung
des Nachtragsetats zum Abſchluß. Sämtliche Forderungen wurden
faſt ohne jeden Abſtrich bewilligt und bewegte nch die Diskuſion in
durchaus ſachlichen Geleiſen, da ein principieller Wiederſpruch
ge=
gegen die verlangten Summen von keiner Seite erhoben wurde;
am Sonnabend pauſierte das Haus.
In der Sonnabendſitzung des preußiſchen Abgeordnetenhauſes
wurde zunächſt der Nachtragsetat definitiv und unverändert
ge=
nehmigt; die vorangegangene kurze Generaldiskuſſion nahm faſt nur
auf die Branntweinſteuerfrage Bezug. Die ganze übrige Sitzung
wurde durch die Spezialberatung der Vorlage, betr. die Kreisteilung
in den Provinzen Poſen und Weſtpreußen, ausgefüllt. Die
Vor=
lage ſtellt ſich in ihren Zielen als eine weitere Konſequenz der
„Polengeſetze dar und ſo geſtaltete ſich denn auch die Diskuſſion zu
einer neuen Auflage der bekannten Polendebatten des preußiſchen
Landtages und des Reichstages. Von polniſcher Seite erfuhr der
Entwurf ſowohl wie überhaupt die gegen die poloniſierenden
Be=
ſtrebungen gerichteten Maßregeln der preußiſchen Regierung heftige
Angriffe und auch Abg. Dr. Windthorſt griff wiederholt zu Gunſten
der Volen in die Verhandlungen ein. Namens der Regierung
ver=
teidigte Miniſter v. Puttkamer in wiederholten und längeren
Aus=
führungen die Notwendigkeit, den polniſchen Agitationen in Poſen
und Weſtpreußen durch die Teilung einer Anzahl Kreiſe inſofern
entgegenzutreten, als hierdurch die Landräte von ihrer
adminiſtra=
tiven Thätigkeit mehr entlaſtet werden und ſich dafür den
deutſch=
nationalen Intereſſen mehr widmen können. Schließlich genehmigte
das Haus eine Reihe von Punkten der Vorlage gegen die Stimmen
des Centrums, der Freiſinnigen und der Polen und ſetzte die weitere
Beratung am Montag fort. Vor Beginn der Sitzung war ein
Schreiben der Miniſterien der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen
eingegangen, wonach künftig das Reichstagsgebäude nicht mehr zu
den Sitzungen des Abgeordnetenhauſes verwendet werden kann;
das Schreiben wird in einer der nächſten Sitzungen zur Erörterung
gelangen.
Heſterreich=Angarn. Das öſterreichiſche Herrenhaus lehnte am
Sonnabend in einer Abendſitzung den Antrag Schmerling, den
Sprachenerlaß des Juſtizminiſters Prazak für geſetzwidrig zu
er=
klären, nach langen Verhandlungen und nachdem Miniſter Prazak
ſein Vorgehen wiederholt verteidigt hatte, ab.
Die Budgetdebatten im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe haben
in voriger Woche die tieferbitterte, ja verzweifelte Stimmung der
Deutſchböhmen mehrfach zum charakteriſtiſchen Ausdruck gebracht.
Beſonders war es der Vertreter für Tetſchen=Bodenbach, Dr. Knotz.
welcher in ſchärfſter Weiſe das Shſtem Taaffe kritiſierte und in
beredten Worten die Zuſtände ſchilderte, welche für die
Deutſch=
böhmen aus der „Verſöhnungsaera- reſultieren. Dr. Knotz ſprach es
geradezu aus, daß die böhmiſche Frage einſt gelöſt werden müſſe,
wie die ſchleswig=holſteiniſche, denn ſie werde nachgerade eine
Herzens=
angelegenheit des ganzen deutſchen Volkes werden. In ſeiner
draſtiſchen Weiſe führte der Redner weiter aus, daß das öſterreichiſche
Staatsweſen geradezu am Marasmus litte und erklärte es als
ſeinen Troſt, daß, wenn Oeſterreich abbrenne, die Aſche wenigſtens
den Acker Deutſchlands düngen würde.
1190
Nr.
Die öfterreich=ungariſche Zollkonferenz iſt auf den 12. Mai
ein=
berufen worden, um die für die Durchführung der Zoll=Novelle
er=
forderlichen Verordnungen feſtzuſtellen.
Aba. Jranyi hat im ungariſchen Abgeordnetenhauſe nachſtehende
Interpellation eingebracht: „Die ,Nordd. Allg. 8tg.- hat die
Ent=
hüllung gemacht, daß die Occupation Bosniens nicht auf dem
Ber=
liner Kongreß beſchloſſen, ſondern das Reſultat eines
öſterreich=
ungariſch=ruſſiſchen Uebereinkommens vom 15. Januar 1877 iſt.
In Anbetracht, daß die Regierung dies ſtets verſchwiegen und
hier=
durch Zwietracht zwiſchen uns und der Türkei geſäet hat und unſre
Aufrichtigkeit gegenüber Deutſchland bezweifelt werden könnte, frage
ich, ob die Behauptung der „Nordd. Allg. 3tg. wahr iſt oder
nicht?=
Andraſſy iſt am 7. von Peſt nach Wien abgereiſt, wo ſeine
Anweſenheit für notwendig erachtet wird, um die Antwort
feſtzu=
ſtellen, welche Tisza auf die Interpellation Jranyi's geben wird.
Der anläßlich des Jubelfeſtes des Prager Turnvereins„
Sokol=
geplante Feſtzug wurde von der Polizeidirektion verboten.
Trankreich. Der Miniſterrat beſchäftigte ſich am Montag mit
der Zurückweiſung des Budgetentwurfs durch den Budgetausſchuß
und will den Verſuch eines Ausgleichs zwiſchen letztem und dem
Finanzminiſter machen. Der von 25 gegen 7 Stimmen
angenom=
mene Antrag Pelletans lautet: „In Anbetracht, daß der Budget=
Entwurf für 1888 weder in betreff der Erſparniſſe, noch in betreff
des Gleichgewichts den Charakter trägt, den der Zuſtand unſerer
Finanzen, ſowie der Wille der Nation erfordert, und in der
Ueber=
zeugung, daß er mit voller Zuverſicht von dem Miniſterium eine
Jnitiative verlangen darf, welche deſſen Befugniſſen und Erklärungen
entſpricht, beauftragt der Ausſchuß ſeinen Vorſitzenden, von der
Regierung neue Vorſchläge zu verlangen.
Wie verlautet beabſichtigt Finanzminiſter Dauphin zu
demiſ=
ſionieren.
Von den beim Lohengrin=Auflauf Verhafteten wurden 8
Per=
ſonen abgeurteilt und erhielten ſechs bis 30 Tage Gefängnis. Der
einzige den gebildeten Ständen angehörige Verurteilte iſt der
acht=
undzwanzigjährige Baumeiſter Mornand, Sohn eines hohen
Beamten der Pariſer Stadtverwaltung; ſein Deutſchenhaß iſt, wie
ein Verteidiger zur Entſchuldigung anführte, ſo wütend, daß er
im vergangenen Jahre einen Studienaufenthalt in München
ab=
brechen mußte, weil er den Anblick der deutſchen Heeresuniformen
nicht vertragen konnte.
Bekgien. Die Repräſentantenkammer hat die Vorlage über die
Eingangszölle auf Vieh und Fleiſch in erſter Leſung angenommen;
demnach beträgt der Zoll auf Fleiſch von Ochſen 5 Cent., auf Fleiſch
von Kühen 8 Cent. für das Kilogramm, auf Hämmel 2½ Fres.,
auf Lämmer 1¼ Fres. das Stück und auf gedörrtes Fleiſch 15 Cent.
für das Kilogramm.
Der Ausſchußbericht über die Befeſtigungen an der Maas nahm
den Entwurf mit 5 gegen 2 Stimmen an. Man darf demnach die
Annahme desſelben auch in der Kammer vorausſehen.
Itakien. Auf eine Anfrage bezüglich der Beſetzung eines
Ge=
bietsteils an der afrikaniſchen Küſte im Roten Meer durch Spanien
erwiderte Miniſterpräſident Depretis, er könne dieſe Anfrage, dank
den zwiſchen Spanien und Italien beſtehenden herzlichen
Bezieh=
ungen, ſofort beantworten. Es handle ſich dabei nicht um eine
vollendete Thatſache, ſondern einfach nur um einen Plan, der nicht
mit den Küſten des Roten Meeres im Zuſammenhange ſtehe,
ſon=
dern ſich auf ein Gebiet beziehe, das außerhalb der italieniſchen
Kolonialintereſſen liege. De Lerbi erklärte ſich durch die Antwort
des Miniſterpräſidenten zufriedengeſtellt.
Der Papſt empfing, nach einer Meldung von „Reuter's
Bureau; zufolge, ein in ſehr herzlichen Ausdrücken abgefaßtes
Schreiben Kaiſer Wilhelms, die Antwort auf das Telegramm,
welches der Papſt jüngſt anläßlich der Annahme des neuen
Kirchen=
geſetzes im preußiſchen Landtage an den Kaiſer gerichtet hatte. In
dem Schreiben dankt Kaiſer Wilhelm dem Papſte für deſſen kluge
und verſöhnliche Mitwirkung in der Angelegenheit und drückt den
Wunſch aus, daß der religiöſe Frieden niemals wieder geſtört werden
möge.
Außkand. Am 7. wurde ein Geſetz verkündigt, wodurch der
Einfuhrzoll auf Roheiſen, Eiſen, Stahl, Eiſen= und Stahlfabrikate
erhöht wird. Der Domänenminiſter und Finanzminiſter ſind
zu=
gleich beauftragt worden, baldmöglichſt eine Geſetzvorlage über
Maßnahmen auszuarbeiten, welche in den weſtlichen Grenzgebieten
zu treffen ſeien, damit dort der weiteren Entwickelung beſtehender
und der Gründung neuer Gußeiſen=Schmelzereien und Eiſenwerke,
die mit ausländiſchem Material und ausländiſchen Arbeitern
ar=
beiten, vorgebeugt werde.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 10. Mai
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Oberſt Rütt, Kommandeur des Großh. Gendarmerie=Corps,
den Major Caspary. Bataillons=Kommandeur im Iuf=Regt. Nr. 16,
den Major z. D. v. Marklowski, den Premierlieutenant Becker vom
1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, den Sekondlieutenant Frhrn. Röder
v. Diersburg von demſelben Regiment, den Bürgermeiſter Dr. Oechsner
und die Beigeordneten Dr. Gaßner, Reinach und Dr. Geier von
Mainz. den Profeſſor Wimmenauer von Gießen, den
Kammer=
muſiker Noll, den Hofreſtaurateur Beuer, den Amtsrichter Günther
von Höchſt i. O., zum Vortrag den Hofceremonienmeiſter Geheimerat
v. Werner, den Geheimerat Dr. Becker, den Hoftheater=Direktor
Wünzer.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog begaben Sich Sonntag
Abend nach Beerfelden und kehrten Montag früh von der
Birk=
hahnbalz hierher zurück.
Se. H. Prinz Alexander von Heſſen traf Donnerstag nachmittag
1 Uhr 30 Minuten zu Beſuch der Höchſten Herrſchaften hier ein
und fuhr um 5 Uhr 20 Minuten nach Philippsruhe zurück. In der
Begleitung desſelben befand ſich der Kammerherr v. Rappard.
J. J. E. E. Graf und Gräfin Pſenburg=Büdingen in Meerholz
trafen nebſt den Gräfinnen=Töchtern Irmgard und Giſela am
Samstag Nachmittag zum Beſuch der Großh. Familie hier ein.
Die Herrſchaften ſtiegen im Großh. Schloß ab und traten Sonntag
Vormittag die Rückreiſe an.
r. Zweite Kammer der Landſtände. In der Samstagsſitzung
kamen zuerſt die wegen Herſtellung eines neuen Gebäudes zur
Unterbringung der Sammlungen des Großh. Muſeums,
bezw. Beſeitigung der mit der dermaligen Unterbringung und
Auf=
ſtellung dieſer Sammlungen verbundenen Mißſtände eingegangenen
Eingaben und Anträge des Darmſtädter Lokalvereins der
Allge=
meinen Deutſchen Kunſtgenoſſenſchaft, des Ausſchuſſes des Hiſtoriſchen
Vereins für das Großherzogtum Heſſen, ſowie der Abg.
Heinzer=
ling und Ohly, zur Verhandlung. Nachdem Abg. Heinzerling die
bereits ſeit mehr als 20 Jahren anerkannte Notwendigkeit der
Ab=
änderung der beſtehenden Zuſtände in ausführlicher Darſtellung
derſelben erörtert hatte, erklärte Geh. Staatsrat v. Knorr im Namen,
der Regierung, daß dieſelbe der Angelegenheit durchaus ſympathiſch
gegenüberſtehe und die zur eingehenden Prüfung derſelben beruſene
Kommiſſion zu einem Beſchluß über die von ihr anerkannte
Not=
wendigkeit eines Neubaus zu der Unterbringung der genannten
Sammlungen veranlaſſen werde. Nachdem noch vom Abg.
Tecklen=
burg die Wichtigkeit der Sammlungen für die Gewerbvereine und
vom Abg. Vogt die Notwendigkeit einer Verſicherung gegen
Feuers=
gefahr hervorgehoben war, wurde der Ausſchußantrag, die
bezüg=
lichen Eingaben und Anträge durch die Erklärung der Regierung
zur Zeit für erledigt zu erklären, einſtimmig angenommen. Ebenſo
einſtimmig wurde hierauf die Vorſtellung des Hautboiſten 1. Kl.
i. P. Ernſt Pullmann in Darmſtadt, betr. Vergütung wegen
un=
verſchuldeter Nichtverwendung im Civildienſt für erledigt erklärt.
Alsdann fanden auch die von den Antragſtellern lebhaft
befür=
worteten Anträge auf Unterſtützung der höheren Bürgerſchulen
ſeitens des Staates vorläufige Erledigung mit Rückſicht auf die
demnächſt bevorſtehende generelle Erörterung und Regelung des
ganzen Schulweſens, worauf dem Anſinnen der Regierung in betreff
der Anrechnung der ſeitherigen Dienſtzeit der nunmehr förmlich
widerruflich angeſtellt werdenden Brückenwärter bei Oppenheim,
Gernsheim und Koſtheim entſprochen und ein Antrag des Abg.
Wolz, betr. Anpflanzung von Obſtbäumen an Staatsſtraßen, wo
bereits längs derſelben von den Anliegern die Baumpflanzung
er=
folgt iſt, bezw. beabſichtigt wird, auf einen Antrag des Abg. Haas
an den Ausſchuß zurückverwieſen wurde. Nach Erledigung einiger
geſchäftlicher Angelegenheiten ging die Kammer alsdann über zur
Beratung über den vom Großh. Miniſterium des Innern und der
Juſtiz vorgelegten Geſetzentwurf, die Bäche und die nicht ſtändig
fließenden Gewäſſer betr., deſſen erſter Artikel in der Ausſchußfaſſung
angenommen wurde, während der zweite Artikel des
Regierungs=
entwurfes geſtrichen und der dafür vom Ausſchuß eingeſetzte Artikel,
nach einer längeren und zu keinem Reſultat fuhrenden Diskuſſion,
an den Ausſchuß zurückverwieſen wurde. Damit ſchloß um 12¾
Uhr die Sitzung, und wird heute die Beratung über den
Geſetz=
entwurf fortgeſetzt werden.
4 Bei den Kammerverhandlungen über die Feuerbeſtattung
hat Herr Oberbürgermeiſter Ohlh den immer mehr überhand
nehmenden Lurus bei den Beerdigungen in hieſiger Stadt zur Sprache
gebracht. Obwohl dieſer Lurus mit der Frage der Feuerbeſtattung
in keinem eigentlichen Zuſammenhange ſteht und auch bei dieſer
Beſtattungsweiſe keineswegs als ausgeſchloſſen zu erachten iſt, können
wir uns dem ausgeſprochenen ſcharfen Tadel doch nur anſchließen.
Es iſt wahrlich hoch an der Zeit, daß gegen dieſes, namentlich in
dem Uebermaße von Kränzen und Sträußen, Trinkgeldern und
ge=
häuften Dankannoncen ſich immer breiter machenden Unweſen
end=
lich einmal mit aller Energie angekämpft wird, und es dürften
gerade die ſtädtiſchen Behörden im Intereſſe der
Gemeindeange=
hörigen in erſter Linie berufen ſein, in dieſem Kampfe die Führung
zu übernehmen.
Am Sonntag vormittag wurde Herr Rechtsanwalt C. Volhard
unter zahlreicher Beteiligung beerdigt. Während ſeiner langjährigen
Laufbahn zeichnete ſich der Verſtorbene als Rechtsanwalt und
Mit=
glied der 2. Kammer durch hervorragende Geiſtes= und
Charakter=
eigenſchaften aus, die ihm ein bleibendes Andenken ſichern.
Nr. 90
1191
44 Sicherem Vernehmen nach iſt bei dem Unglücksfalle, welcher
Herrn Rentamtmann Hauſer betroffen hat, amtlich konſtatiert
worden, daß Herr Hauſer, von einem auf der Plattform des letzten
Wagens ſtehenden jungen Mann hierzu aufgefordert, auf das
Tritt=
brett dieſes Wagens heraufſtieg, als ſich der Zug bereits in
Bewe=
aung geſetzt hatte und, obwohl ihm der erwähute junge Mann die
Thüre zur Plattform geöffnet und ihm die Hand entgegengeſtreckt
hatte, von dem Trittbrett herunter zur Erde ſtürzte und ihm
hier=
bei von dem letzten Rade des Wagens der Arm überfahren wurde.
Der Schaffner des Zuges ſtand in dem Zeitpunkte, in welchem ſich
der Unglücksfall ereignete, auf der entgegengeſetzten Seite des Zuges,
ſo daß er Herrn Hauſer an den Zug nicht herankommen ſah und
das Sigual zur Abfahrt gab.
Aus dieſer einfachen Mitteilung des Sachverhaltes dürfte ſich
zur Genüge ergeben, daß die zur Sicherheit des Publikums
für die Straßenbahn beſtehenden Vorſchriften nicht
ge=
nügen. Die Einrichtung, wie ſie gegenwärtia beſteht, begründet
fortwährend die Gefahr, daß der Schaffner das Signal zur Abfahrt
giebt in dem Augenblicke, in welchem auf der ihm entgegengeſetzten
Seite des Wagens ein von ihm nicht wahrzunehmender Paſſagier
im Aufſteigen auf das Trittbrett oder im Abſteigen von demſelben
begriffen iſt.
In ganz beſonderer Weiſe wird aber dieſe Gefahr in ſolchen
Fällen vermehrt, in welchen die Plattform mit Paſſagieren dicht
beſetzt iſt. Dieſer übermäßigen Inanſpruchnahme der Plattform
müßte mit aller Energie entgegengetreten werden. Denn ſie
ver=
hindert das Einſteigen und Ausſteigen in mißſtändigſter und geradezu
gefährlicher Weiſe. Zwei nach innen aufgehende Thüren, acht bis
zehn Paſſagiere auf der Plattform, fünf bis ſechs Iuſaſſen des
Wagens, die nach endlicher Ueberwindung der Schwierigkeiten des
inneren Thürverſchluſſes unter den unſäglichſten Anſtrengungen ſich
durch die Beſetzung der Plattform hindurchdrücken, um auf der dem
Standpunkte des Schaffners entgegengeſetzten Seite zum
Nieder=
ſteigen in demſelben Augenblicke zu gelangen, in welchem der von
dieſem Vorgange nichts ahnende Schaffner das Signal zur Abfahrt
giebt. Man denke ſich nur die Situation, und man wird zugeben,
daß es wahrlich ein Wunder iſt, wenn nicht an jedem Tage ein
Unglück paſſiert.
Um von Verantwortung und ſtrafrechtlicher Verantwortlichkeit
ſich frei zu erhalten, bleibt nur eine Wahl: entweder zwei
Schaffner für jeden Zug oder nur auf einer Seite geöffnete
Aufganasthüren - daneben vorſchriftsmäßige Begrenzung der
auf der Plattform zuläſſigen Paſſagierzahl und beſſere Konſtruktion
des Thürverſchluſſes. Zur thunlichſt beſchleunigten Beſeitigung der
dermalen beſtehenden lebensgefährlichen Mißſtände anzuregen, das
iſt der Zweck dieſer Zeilen.
In letzter Monatsverſammlung der Sektion Darmſtadt des
deutſchen und öſterreichiſchen Alpenvereins berichtete Herr Apotheker
Lauer über die im laufenden Jahre von der Sektion zu erbauende
Darmſtädter Alpenſommerfriſche im Moosthale. Die Hütte wird in
einer Höhe von 2500 Meter inmitten der Eis= und Gletſcherwelt des
Hochgebirgs, umgeben von teilweiſe unerſtiegenen bis zu 3000 Meter
anſteigenden Felszacken, am Fuße des den Uebergang ins Paznaun
und zur Silverttagruppe vermittelnden Schneidjöchl (2800 Meter)
errichtet. Mehrere zuſammenſtrömende Gletſcher eutſenden den
Moosbach zum Arlberg, die alpine Flora ſteht in ſchönſter Blüthe,
die Tierwelt iſt durch ſtarke Gemsrudel vertreten. Der Zugang zur
Hütte wird von St. Anton am Arlberg (am öſtlichen
Lunnelaus=
gang) genommen, die Entfernung zu dem ſchön gelegenen Iſchal im
Vaznaun beträgt von St. Anton 9. von der Hütte 5 Stunden; der
Aufſtieg zum Joch iſt völlig ungefährlich: die letzte Stunde etwas
beſchwerlich, der Abſtieg nach Iſchal in den oberen Felspartien nicht
unſchwierig. Der anſprechende ebenſo anſchauliche wie fließende
Vortrag ward von dem zahlreichen Auditorium - worunter mehrere
Damen - mit Beifall aufgenommen. Möchte dieſes erſte alpine
Sanatorium unſerer Vaterſtadt ſich zahlreichen Beſuchs und reicher
ſanitärer Erfolge erfreuen!
5 In der am Sonntag unter zahlreicher Beteiligung in Groß=
Umſtadt ſtattgehabten Generalverſammlung des Geſamtvereins des
Odenwaldklubs berichtete Herr Dr. Scharffenberg aus Michelſtadt,
z. Z. zweiter Vorſitzender, über die Thätigkeit des Klubs in 1886.
Die Centralkaſſe hat hiernach zu dem Turmbau auf der Knodener
Höhe 300 M. beigeſteuert. Hierbei nahm der Berichterſtatter die
Gelegenheit wahr, Herrn Poſtdirektor Hallwachs warme
Aner=
kennung für die Förderung des Turmbaus auszuſprechen. Es
wur=
den ferner verwilligt: 300 M. für einen Ausſichtsturm auf der
Tromm, 100 M. für einen Ausſichtsturm auf dem Hermannsberg
bei Michelſtadt, ferner 66 M. der Sektion Heidelberg zur Herſtellung
eines Wegs auf den weißen Stein und 77 M. zu Reparaturen des
Ausſichtsturms auf dem Lärmfeuer bei Michelſtadt. Von dem
Odenwaldführer von Dr. Windhaus iſt eine zweite Auflage
erſchie=
nen, die von den Mitgliedern zu 1 M. 50 Pf. pro Exemplar
be=
zogen werden kann. Die Einnahmen des gegenwärtig aus 24
Sek=
tionen beſtehenden Klubs betrugen in 1886 1641 M. 81 Pf., die
Aus=
gaben 820 M. Nach Vorleſung der eingegangenen Sektionsberichte und
mündlicher Berichterſtattung des Herrn Oberbürgermeiſter Ohly über
die Thätigkeit der Sektion Darmſtadt, wählte man Bensheim als Ort
für die Generalverſammlung in 1888. Aus den Mitteln des
Cen=
tralvereins wurden für dieſes Jahr noch bewilligt: 300 M. zu dem
proiektierten Turmbau der Sektion Darmſtadt auf der Neunkircher
Höhe, 200 M. für die Herſtellung des Rodenſteins, 200 M. für
Wegweiſer ꝛc., 50 M. der Sektion Beerfelden für Verſchönerung
von Ausſichtspunkten daſelbſt und 60 M. für Ausflüge des
Central=
vereins. Nach Schluß der Verſammlung vereinigten ſich die
Mit=
glieder zu einem Eſſen im Gaſthaus „Zum Lammr. Von den
da=
bei zahlreich ausgebrachten Toaſten erwähnen wir denjenigen des
Herrn Präſidenten des Centralausſchuſſes, Herrn Forſtmeiſter Jhrig.
auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog von Heſſen und Se Königl.
den Großherzog von Baden, ſowie denjenigen des Herrn
Oberbür=
germeiſters Ohly auf den Centralausſchuß, insbeſondere die Herren
Ihrig und Dr. Scharffenberg.
Die Verſammlung in Angelegenheit der deutſchen Kuaben=
und Mädchenhorte findet Montag, den 30. Mai zu Frankfurt a. M.
in der Roſenau ſtatt. Auf der Tagesordnung ſtehen folgende Punkte:
1) Aufgabe der Knaben= und Mädchenhorte, Kinderheime ꝛc. und
daraus ſich ergebende Winke für die Einrichtung und Verwaltung
derſelben. Eingeleitet durch Herrn Stadtſchulinſpektor Dr. Zwick
in Berlin; 2) Beſchäftigung der Kinder, im beſondern die Kuaben=
Handarbeiten in den genannten Anſtalten. Eingeleitet durch Herrn
Oberlehrer Dr. W. Götze in Leipzig; 3) Mittel und Wege zur
Foͤrderung der Knaben= und Mädchenhort=Beſtrebungen und
Weiter=
entwickelung der Frankfurter Vereinigung. Eingeleitet durch Herrn
Rat L. Jung in München.
- Geſtern vormittag, am Todeslage des im Jahre 1858
ver=
ſtorbenen Begründers des deutſchen Schulturnens Adolf Spieß,
be=
ſuchten die Teilnehmer an dem eben hier ſtattfindenden
Inſtruktions=
kurſe für Mädchen=Turnlehrer das Grab desſelben und ſchmückten
die Büſte mit einem Lorbeerkranze. Die Schleife trägt die
In=
ſchrift: „In dankbarer Verehrung, gewidmet von den Teilnehmern
des Turnkurſus am 9. Mai 1887.
N Kleine Mitteilungen. Am Freitag nachmittag gerieten zwei
Arbeiter im Hohlen Weg in Wortwechſel, wobei der eine mit
einer Hacke dem anderen derart in die linke Seite ſchlug, daß
dem=
ſelben einige Rippen zerbrochen wurden und er in das Hospital
verbracht werden mußte.
Ein Dienſtknecht wurde wegen
Zech=
betrug zur Anzeige gebracht.- Auf dem am Samſtag abgehaltenen
Wochenmarkt iſt einer Frau aus Beſſungen das Portemonnaie
mit 9 M. Inhalt aus der Taſche entwendet worden. — Aus einer
hieſigen Wirtſchaft wurde am Samſtag ein noch ganz neuer
Ueber=
zieher im Wert von 60 M. entwendet.
Am Samſtag
nach=
mittag wurde auf dem Bankett in der Heidelbergerſtraße eine
taub=
ſtumme Frau von einem Velocipedfahrer umgefahren; eine
Ver=
letzung trug die Frau indeſſen nicht davon. — Einer Bauersfrau
wurde in der Meſſe der Regenſchirm entwendet.
75 Arheilgen, 7. Mai. Heute mußte der Gottesdienſt der hieſigen
israelitiſchen Gemeinde ausfallen, weil der ſeitherige „
Vor=
ſänger; ſtreikte, um einen höheren Gehalt für ſeine Bemühungen
zu erlangen. Der Vorſtand der israel. Gemeinde beabſichtigt nicht
darauf einzugehen, ſondern will eine auswärtige Perſönlichkeit für
dieſes Amt engagieren. Man iſt neugierig auf den Ausgang dieſes
Konflikts.
J. Mainz, 8. Mai. Geſtern vormittag hatten Bürgermeiſter Dr.
Oechsner und die Beigeordneten Dr. Geyer, Reinach und Dr.
Gaßner Audienz bei Sr. Königl. Hoheit dem Großherzog um
denſelben zu den bevorſtehenden Hafenfeierlichkeiten einzuladen. Die
Deputation erhielt nicht nur die Zuſage, daß der Landesfürſt der
Hafeneinweihung anwohnen wird, ſondern es wurde ihr noch in
Ausſicht geſtellt, daß Se. Königl. Hoh. der Großherzog zu Beginn
des nächſten Monats für kurze Dauer mit hoher Familie hier ſeine
Reſidenz aufſchlagen werde.
4 Mainz, 8. Mai. Zu dem Haushalts=Voranſchlag der
Stadt Mainz für das Rechnungsjahr 188788 iſt ſoeben der Bericht
der ſtädtiſchen Finanzkommiſſion erſchienen, dem wir zwei Punkte
von allgemeinem Intereſſe entnehmen. Zunächſt beantragt die Finanz
kommiſſion eine weitergehende Herabſetzung des Gaspreiſes als
ſolche von der Bürgermeiſterei und der Gasdeputation in Vorſchlag
gebracht iſt. Während die Bürgermeiſterei und Deputation den
Gaspreis auf 20 Pf. für Leuchtgas und 13½ Pf. für Kochgas per
Kubikmeter (ſeither 227 Pf. und 20 Pf.) angeſetzt ſehen will, ſchlägt
die Finanzkommiſſion vor, das Leuchtgas für 18 Pf. und das
Koch=
gas für 12 Pf. abzulaſſen. Die Finanzkommiſſion geht hierbei von
der Anſicht aus, daß je niederer der Gaspreis je größer der
Kou=
ſum und je größer die Rentabilität des Gaswerks. Zum Ausgleich
der um 6159s M. gegen das Vorjahr erhöhten Umlagen ſchläat die
Finanzkommiſſion vor, den Umlagen=Kosfficienten von 222 Pf. aul
258 Pf. per 1 M. Steuerkapital zu erhöhen, ſo daß die vor zwei
Jahren erfolgte Herabſetzung von 6 Pf. per 1 M. Steuerkapital
wieder zur Hälfte geſchwunden iſt.
Aus Rheinheſſeu, 8. Mai. Die Maikäfer zeigen ſich dieſes
Jahr bei uns in ſolcher Menge, daß einzelne Gemeinden für das
Einſammeln des gefräßigen Inſekts zuemliche Beträge zahlen. In
einzelnen Orten werden bis zu 30 Pf. per Kumpf bezahlt. Jeden
314
Nr.
1192
falls verdient die Maßnahme Nachahmung.
Bei dem großen
Gewitter vergangene Woche drohte dem Bürgermeiſter von
Ensheim den Tod in den Wellen zu finden. Unermüdlich ſeinen
überſchwemmten Gemeindeangehörigen zur Hilfe eilend, verließen
den wackeren Mann, als er eben inmitten der wachſenden Fluthen
an dem Rettungswerk war, die Kräfte und ſicher hätte derſelbe in
dem Waſſer ſeinen Tod gejunden wenn nicht im letzten Augenblicke
ein beherzter Burſche zu ſeiner Rettung herbeigeeilt wäre.
Frankfurt, 9. Mai. Vom neuen Centralbahnhof. Die
Bau=
thätigkeit auf allen Gebieten dieſes eminenten Baukomplexes iſt zur
Zeit eine außerordentlich rege. Namentlich wird mit allen Mitteln
dahin gewirkt, daß der Staatsbahn=Güterverkehr mit dem 1. Juli
d. J. eröffnet werden kann. Auch die Reichstelegraphen=Verwaltung
trifft alle Vorbereitungen, damit auch dieſer Verwaltungszweig
baldmöglichſt richtig funktionieren kann. So hat dieſe Verwaltung
ſchon jetzt die Telegraphenleitung an der Main=Neckar=Eiſenbahn,
von der Station Louiſa ab, als dem Abzweigungspunkte nach dem
Centralbahnhofe, abgebrochen. Die neue Leitung ſiſt ab Louiſa bis
zu der Ueberführung der Mörfelder Landſtraße eine oberirdiſche
geblieben, von da ab aber bis zum Centralbahnhofe, bezw. bis zum
neuen Poſt= und Telegraphengebäude dortſelbſt, iſt das neue Syſtem
der unterirdiſchen Leitung zur Anwendung gekommen.
Kaſerncublüte. Unteroffizier zum Rekruten: „Wenn er ſich
nicht beſſer zuſammennimmt, ſchlage ich ihm auf den Kopf, daß
er Plattfüße bekommt”
Fl. B.
Großherzogliches Hoftheater.
E. M. Im Opernrepertoire der letzten Woche lagen zwei Werke
neben einander, die, obſchon ihrem innerſten Weſen nach, was den
ideellen Gehalt betrifft, grundverſchieden, doch zuſammen ein
ziem=
lich vollſtändiges Bild von dem Weſen der modernen Oper geben:
„Der fliegende Holländer” und „Carmen” Auf der einen Seite die
bedeutungsvollen, viel verſprechenden Anfänge einer Richtung, die
n den „Nibelungen= und „Parſifal' faſt ſchon in die Welt der
metaphyſiſchen Gedanken aufſteigt, auf der anderen Seite einen
Ausläufer der nämlichen Richtung wie ſolcher ſich ins romaniſche
Gebiet abgezweigt hat und dem dortigen Geiſtesklima gemäßz Charakter
und Geſtalt empfing. Bei Wagner die Tendenz, ſolche Stoffe und
Geſtalten zu wählen, welche Sage und Mythüs bereits dichteriſch
verklärt hatte, bei dem Franzoſen die Anwendung desſelben
muſika=
liſchen Princips auf einen Stoff, bei dem eine Idealiſierung im
eigentlichen Wortverſtande ausgeſchloſſen iſt. Im „fliegenden
Hol=
länders nächſt der Hauptfigur im Vordergrunde des Intereſſes ein
Mädchen, deſſen Seelenreinheit und mutige Selbſtverleugnung die
Erlöſung des fluchbeladenen Mannes bewirkt, in „Carmen; ein
Weib im Mittelpunkt des Ganzen, deſſen Thun und Laſſen beſtimmt
wird durch den Sinn des Liedes „Die. Liebe von Zigeunern ſtammt,
fragt nach Rechten nicht Geſetzen
in beiden Werken aber,
ſowohl was Muſik wie Behandlung des Textes anlangt, das Streben
das traditionelle Operngebilde zur Geſchloſſenheit des muſikaliſchen
Dramas fortzubilden. Das Carmenlibretto ſteht in Bezug auf
Motivierung der Vorgänge und dramatiſche Steigerung auf der
nämlichen Stufe wie der Text zum „Holländer= und „Lohengrin”
Daß Bizet mit den Libretti la Scribe, welche noch für Meyerbeer
die willkommenſte Grundlage zur Entfaltung einer pompeuſen Muſik
abaaben, eutſchieden gebrochen hat, zeigt ſich u. a. darin, daß er ſich
nicht mit der Vorführung einer Reihe packender Situationen
be=
anügt, ſondern ein einheitliches Geſamtbild ausarbeitet, in welchem
Ton und Wort in innerer Beziehung zu einander ſtehen, ferner in
dem Umſtande, daß keine rein äußerlichen Effektkombinationen
an=
geſtrebt werden, daß das, was bisher Beiwerk und Ausſtattung
war, ſich in organiſchem Zuſammenhang mit den ſceniſchen
Vor=
gängen befindet, endlich darin, daß die Nebeuperſonen niemals zu
Füllfiguren herabſinken, und daß Bizet gleich Wagner durch
epi=
ſodiſche Geſtalten (Erik=Micasla) den Charakter der Hauptfiguren
zu heben bez. zu erläutern weiß.
Was die Aufführnng der in Rede ſtehenden Werke betrifft, die
ſich immer als treffliche Zugſtücke bewähren, ſo iſt bekannt, daß
Beſetzung und Durchführung nichts zu wünſchen übrig laſſen. Die
Verkörperung der idealen Sentageſtalt durch Frl. Roth iſt eine in
muſikaliſcher und ſchauſpieleriſcher Hinſicht ſo vollendete, daß ſie uns
jedesmal vollſte Bewunderung abzwingt.
Für die „Carmen' ſtehen unſerer geſchätzten Altiſtin Fräulein
Finkelſtein nunmehr all die Farben zur Verfügung, welche zur
Herſtellung dieſes dämoniſchen Frauenbildes erforderlich ſind; die
Künſtlerin hat durch unausgeſetztes Studium auch den Sinn und
die Fähigkeit für kleine, aber wertvolle Nuancen erworben.
90
Ornithologiſche Frühlingsplauderei
von Eduard Rüdiger.
Seit mehreren Jahren ſchon pflege ich zu geeigneter Zeit iu
hieſigen Tagesblättern zur Umſchau nach „außergewöhnlichen=
Niſt=
ſtätten aufzufordern, bis jetzt meldete ſich aber nicht ein einziger
Beobachter und ich blieb auf mich ſelber angewieſen. Es beſtätrzt
wohl dieſe Thatſache, daß der Sinn für ſie und die Kenntnis der
gefiederten Welt noch den weiteſten Kreiſen abgeht und wir nicht
müde werden dürfen, in Wort und Schrift gegenüber der materiellen
Zeitſtrömung vorzugsweiſe ideales Intereſſe wachzurufen.
Die bekannte Mitarbeiterin einer Hausfrauenzeitung behauptete
vor Jahr und Tag einmal kühn, daß die meiſten Deutſchen unfähig
ſeien, die Bäume ihrer herrlichen Wälder nach den Blättern zu
unterſcheiden; ich nahm die Widerlegung auf, wurde indeß wirklich
ſtatiſtiſch und praktiſch abgefertigt.
Wenn nun aber ſchon jene Behauptung betreffs aller „grünen
Valäſte-Wahrheit iſt, dann darf man ſich eigentlich nicht wundern,
daß deren eher zu überſehende, gerade von dem Herrn der Schöpfung
ſo hurtig aufbrechende Bewohner bislang ausgeſprochene Lieblinge
nur begeiſterter und zu zählender Freunde geweſen, und da der
Nutzen oder Schaden des einzelnen Vogels noch keineswegs
unum=
ſtößlich feſtſteht, muß jedes offene Auge ſich berufen fuhlen, zur
Gewinnung eines endlich fertigen Charakterbildes mitzuwirken.
Ueberall giebt es neben den regelrechten Brutplätzen auch
außer=
gewöhnliche, denen wir als ſozuſagen an den Weg gebauten,
unwill=
kürlich unſere pollſte Teilnahme fortlaufend ſchenken, weil ſie
ent=
weder hochgradige Vertrauensſeligkeit, Ueberlegung oder
Verſchmitzt=
heit, keineswegs aber Dummheit, Gleichgültigkeit und
Unerfahren=
heit bekunden, obwohl ihnen allen die zwingende Notwendigkeit für
ihre Sonderſtellung nicht nachgewieſen werden kann.
Ein wegen bewilligten Urlaubs gemütlich geſtimmter
Vater=
landsverteidiger ſtellt ſeinen Suppennapf zum Austrocknen vor das
C4
Kaſernenfenſter. Das Hereinnehmen wird unter den Heimatgedanken
vergeſſen und der Rückkehrende findet in ſeinem unentbehrlichen
Geräthe eine glückſelig brutende Taubenmutter, welche die ihr
ver=
meintlich gewordene Einladung raſch und richtig begriff.
Schmun=
zelnd läßt der Soldat ſie gewähren, hat er doch von Hauſe her den
Geſchmack gebratener Tauben auf der Zunge und ein Erſatzſchüſſelchen
iſt mit Mutterpfennigen bald beſchafft.
Auch der Herr Feldwebel iſt ein Thierfreund. Daß ein
Rot=
ſchwänzchen ein tagtäglich benutztes Ablaufbrett in ſeiner Küche als
Neſtunterlage erwählt, macht ihm viel Vergnügen. Sorglich löſt
er eine Scheibe daneben aus, damit nicht etwa ein benötigtes immer
offen zu haltendes ganzes Fenſter der Hausfrau zum Nachteile
der Schützlinge die Laune verderbe. Wie oft ſchon habe ich in
ver=
kehrsreichen Warteſälen und in ſtändig benutzten Schulſtuben
glück=
liche Vogelbruten geſehen! Dadurch ermöglichter
Anſchauungsunter=
richt geſtaltete ſich nach dem einſtimmigen Urteile aller Beteiligten
zur denkbar beſten Vorſchule für lebenslänglichen vernünftigen
Vogelſchutz.
Der Spatz, der Allerweltsvetter, den wir auf Schritt und Tritt
vor uns haben, kennt uns ſehr genau und dankt zu allen Zeiten
für irgend welches Wohlwollen im Rahmen unſerer 4 Wände. Er
baut ſein Neſt nirgend heimlich und ſprüchwörtlich liederlich, aber
vorkommenden Falles geſtattet auch er, daß wir ihm eine Gunſt
erweiſen. Ein echter Stutzer, der alle Moden gewiſſenhaft über ſich
ergehen läßt, wußte für ſeinen eben abgeſetzten Cylinder keine andere
Verwendung, als ſeinen Rand an einer Hofwand feſtzunageln,
nach=
dem er vorn in den Deckel ein hübſches rundes Loch geſchnitten.
Natürlich hat ein Spatz längſt die Sache begriffen und erwogen
und kaum läßt der meuſchliche Spaßvogel ſeine Hand davon, zieht
jener laut und luſtig mit Frau Gemahlin ein. Da hats denn richtig
„Spatzen unter dem Hute= gegeben.
Aus Hannover und letzthin aus Bamberg wurde berichtet, daß
Kohlmeiſen im ſtändig benutzten Briefkaſten ſich angeſiedelt, in
Stettin bewohnten ſie eine entladene Granate, in Wien den
Kande=
laber eines vielbeſuchten Wirtsgartens und ihre Jungen ſind gar
häufig aus allerlei Pumpröhren in die Welt geflogen.
Vor einiger Zeit hatte auch ein Blaumeiſenpaar ſein Neſt auf
dem oberen Teile eines alten Pumpbrunnens. nahe der Stange,
deren Griff bewegt wurde. Zufällig war während der Zeit des
Neſtbauens und Eierlegens die Pumpe nicht gebraucht worden, als
man ſie aber wieder benutzte, ſaß das Weibchen brütend auf den
Eiern. Man befürchtete, daß die Bewegung des Pumpenſchwengels
dasſelbe vertreiben werde, allein dies geſchah nicht, die Jungen
wurden vielmehr glücklich ausgebrütet, ohne weiteren Schaden, als
daß durch die Reibung des Schwengels ein Teil vom Schwanz des
brütenden Vogels verloren ging. Dieſes ſchien auch durch die vielen
Beſucher, welche häufig nach ihm ſahen, nicht geſtört zu werden.
Seine Liebe zu den Jungen half ihm jede Störung geduldig
er=
tragen.
(Schluß folgt.)
Dus uod Velas 8 6. Pillihiche Holbuchdnadkert. 2 Venautnorlih fir die Redackion: Car. Bilſc.