Darmstädter Tagblatt 1887


21. April 1887

[  ][ ]

1000

Nr. 77.

Bekanntmuchung.
Die Berichtigung der im Monat Februar d. J3. gerichtlich erkannten Forſt=
und Feldſtrafen hat in den erſten 25 Tagen des Monats April jeden Vormittag
von 8-12 Uhr, bei Großh. Diſtricts=Einnehmerei Darmſtadt zu geſchehen,
widrigenfalls das mit Koſten für die Schuldner verbundene Beitreibungsverfahren
eingeleitet wird.
Auf Erſuchen der gedachten Großh. Diſtriets=Einnehmerei bringen wir dies
hiermit zur öffentlichen Kenntniß.
Darmſtadt, den 16. April 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(3781
Ohly.

Ludwigsplatz
Ludwigsplatz
Mr. k. IGllS uOAbU, Nr. I.
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(3897

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[389
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(3900
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Rheinſtraße 18, Stadthaus.

[ ][  ][ ]

100¼

Nr. 77

1OodG-Comiim
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Weinlt-al
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Parterre=Wohnung zu vermiethen
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2100) Landwehrſtraße 27 eine Woh=
nung
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3224) Steinſtr. 20 dritter St. zwei
Zimmer, 3 Cabinette, Küche, Keller, Bo=
den
u. ſ. w. mit Ausſicht auf Straße
und Gärten.

Rheinſtraße 14
iſt eine mit allem Comfort neu aus=
geſtattete
Wohnung in der Beletage,
beſtehend aus 5 Zimmern, Balkon
und ſonſtigem Zubehör, ſofort be=
ziehbar
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3801) Auf dem Schießhaus
iſt eine hübſche Wohnung, beſtehend aus
5 Zimmern, Küche und Garten für den
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3907) Hochſtr. 10, 2 St., 2 ſchöne
unmöbl. Zimmer wegzugshalber bis Mai.
3908) Hölgesſtraße Nr. 8 Parterre=
Wohnung per 15. Juli event. auch früher
zu beziehen.

Wazrznai,

1537) Beſſ. Carlsſtr. 12 ein gut
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
2600) Soderſtraße 44, 3. St., ein
möblirtes Zimmer mit Penſion an einen
ſoliden Herrn.
2948) Neckarſtr. 11 ein ſchön möbl.
großes Parterrezimmer mit ſeparat. Ein=
gang
ſofort zu vermiethen. Desgleichen
ein kleines.
3166) Noßdörferſtr. 32 ein großes,
ſchönes möbl. Zimmer mit allen Bequem=
lichkeiten
und ſorgfältiger Bedienung ſo=
fort
zu vermiethen.

[ ][  ][ ]

1002
2951) Caſinoſtr. 26 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
3805) Kiesſtr. 57 ein möbl. Parterre=
Zimmer mit ſep. Eingang, mit oder ohne
Penſion zu vermiethen.
3909) Lautenſchlägerſtraße 4 ein
möbl. Zimmer ſofort zu vermiethen.
3910) Marktplatz 5, Vorderhaus
3. Stock, ein möbl. Zimmer zu verm.

3831) Ein Fräulein, welches in der
doppelten Buchhaltung, ſowie in allen
Comptoirarbeiten vertraut iſt, ſucht Stelle
als Verkäuferin. Näheres Exped.
3743) Für ein junges gebildetes Mäd=
chen
aus guter Familie wird, am liebſten
bei einem kinderloſen Ehepaar, zur weiteren
Ausbildung Stellung geſucht. Salair
wird nicht beanſprucht, dagegen Familien=
zugehörigkeit
Hauptbedingung.
Gefl. Offerten unter K. W. 90 an
die Exped. d. Bl.
3911) Ein Mädchen aus dem Oden=
wald
, 22 J. alt, ſucht Stelle als Schenk=
amme
durch Frau Becker, Schulzeng. 2.
3912) Eine Reſtaurationsköchin ſucht
Stelle pr. 1. Mai. Zu erfr. i. d. Exp.
3913) Ein alleinſtehendes Frauen=
zimmer
, i. d. Küche und Hausarbeit be=
wandert
, ſucht Stellung für den Morgen.
Näher. b. Frau Mattern, Grafenſtr. 37.
3914) Ein Mädchen, welches in der
Küche, ſowie in allen häuslichen Arbeiten
gut bewandert iſt, fucht ſofort Stelle durch
Frau Katzenbach, Alexanderſtraße 15.
3915) Ein auf Holz= und Kellerarbeit
bewanderter Küfer ſucht dauernde Stelle.
Vorläſiſig auch zur Aushülfe. Zu er=
fragen
Soderſtraße 10, 4. Stock.

KAAAnA1s

3171) Eine Köchin, die gut bürgerlich
ſelbſtſtändig kochen kann, in einen kleinen
Haushalt auf ſofort geſucht.
Reinliche junge Mädchen und
kräftige Jungen
für die Chocoladenfabrik geſucht. (3407
Wehner ≈ Fahr.

3809) Ein Dienſtmädchen ſofort ge=
ſucht
. Näheres Expedition.
3878) Ein anſtändiges Mädchen, das
ſelbſtſtändig kochen kann und alle Haus=
arbeit
verſteht, wird auf 1. Juni zu einer
kleinen Familie nach auswärts geſucht.
Näheres Eliſabethenſtr. 60, 3. Stock.
3916) Ein in der Kinderpflege erfah=
renes
Mädchen, welches gute Zeugniſſe
aufweiſen kann, wird für 1. Mai geſucht.
Näheres Expedition.

Nr. 77

Geſellſchaft Eintracht.
Auf die Dauer von 2-3 Monaten
zur Unterſtützung des Dieners während
der Nachmittage ein Junge geſucht.
Auskunft ertheilt Hausverwalter Neeb,
Eliſabethenſtr. 12.
[3877 3922) Zwei Lehrlinge können ein=
treten
in der Kunſt= und Handelsgärtnerei
Krick jr., Rheinſtraße 18. Dringande Bille.
Um eine Familie vor gänzlichem Unter=
gange
zu bewahren wird zur Abhülſe
dringend gebeten, dem Ernährer derſelben
irgend welche Stellung reſp. Arbeit zu
verſchaffen. In allen ſchriftlichen Arbeiten
ſowie im Rechnen und der kaufmänniſchen
Buchhaltung wohl bewandert, eignet ſich
derſelbe, als Comptoiriſt Buchhalter,
Caſſirer, Magazinier ꝛc.; iſt jedoch für
jede andere Arbeit dankbar. Gefl. Off.
beliebe man bei der Exped. unter A. V.
Nr. 364 gütigſt abzugeben.
(3830 mittags zu Kindern geſucht. Schützen=
ſtraße
5 im Laden.
Tüchtige Strohhut=
Näherinnen
gegen hohen Lohn per ſofort geſucht. Zu melden von 11- 3 Uhr
Hötel zur Traube.
(3918
Darmſtadt. 3353) Fortwährend geſucht: jugendliche
Arbeiter von 12-16 Jahren, Frauen und Mädchen, auf ſaubere, leichte und 9
lohnende Arbeit.
Aug. Kohlstadt & Cie.,
C
Beſſungen. 3605) Ein anſtändiges Lehrmädchen,
das zugleich gegen Bezahlung Geſchäfts=
ausgänge
zu beſorgen hat, geſucht.
Eliſabethenſtr. 14 mittlerer Laden.
3815) Ein lediger Kutſcher nach
Heidelberg geſucht mit guten Zeugniſſen.
Martinſtraße 18.
Einen braven ſoliden Arbeiter ſucht
[3919
J. J. Diefenbach.
Ein junger Mann
mit gutem Schulzeugniß kann als Lehr= ling gegen Honorar in ein größeres Co=
lonialgeſchäft
eintreten.
Wo? ſagt die Exped. d. Bl. (3920
1.
Ein ordentlicher Lehrling kann eintreten bei
E. Wieningor, Conditor,
Eliſabethenſtraße 9. (3921
Lehrling
für Comptoir geſucht. Schriftl. Offerten sub fl. 1000 an die Expedition. (3098
d
3817) Ein braver Junge kann das:-
2
Spenglerhandwerk erlernen bei G. L. Bauer in Pfungſtadt. L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. [ ][  ][ ]

Nr. 77

SaAIbaU.
Darmstadt.
W Nur 4 Tage 2
von Donnerstag den 21. bis Sonntag den 24. April. Abends Anf. 8 Uhr.
Fäglich grosse Vorstellung
NEI!
VEV!
Zum erſten Male:
Das Seilpferd Blondin.

E Non plus ultra in der Fſerdedressur. 22
Vorgeführt von Frl. Oceana. Blondin ſpaziert über ein 18 Fuß hohes
und 22 Fuß langes Seil.
Auftreten des wirkl. Gedaukeuleſers u. Spiritiſten=Entlarvers Herrn Hof=
künſtler
Max Rößner, Auftreten der Gymnaſtiker Mr. Köhley u. Miß Silvia,
Traumbilder aus 1001 Nacht, in 12 verſch. Verwandlungen u. prachtv. Coſtü=
6 men. Das grüne Haus od. ſogen. Geiſterzelt. Alles Uebrige durch die
Programme. Billets zu mäßigen Preiſen ſind vorher zu haben bei Herrn
G. Thies, Muſikalienhandlung, Eliſabethenſtraße 26.
[3927
varmStadtol
G0VOLVonatoVGroln 6. h.
Ordentliche Generalverſammlung.
Donnerstag den 2l. April 1887, Abends 8 Uhr, im hinteren
Saale der Brauerei H. Mess, Kirchſtraße 3.
Tagesordnung: 1) Geſchäftsbericht.
2) Rechnungsablage pro 1886.
3) Antrag auf Decharge.
4) Ergänzungswahl des Ausſchuſſes.
5) Neuwahl des erſten Vorſtandsmitgliedes.
6) Abäuderung des 8 40 der Statuten.
(3821
8 3a

Der Ausſchuß:
Hrch. Schmidt, Vorſitzender.
Größte u. billigſte Bezugsgnelle
von F. W. Hoblüter,
Carlsſtraße 7., gegenüber dem Gymnaſium.
Habe für die heurige Saiſon ein großartiges
Lager in
Sonnenschirmen, En-tontcas
ſcirca 1000 Stück, habe deshalb außergewöhn=
H lich billige Preiſe geſtellt. Von 6 Mark an hat
jeder Schirm ein Patent=Hohlgeſtell.
Nur eigenes Fabrikat. Ueberziehen und
Reparaturen an jedem Tage.
(3310

Al Mdudthzo. Mlvtwondllho-
9 Ernſt=Ludwigsſtraße 9.
Ausſtellung ganzer Zimmer=Einrichtungen.
Einzelne Höbel jeder Art;
Spiegel- und Bett-Magazin.
Solideſte Arbeit. Langjährige Garantie.
Ausführung von Arbeiten nach Zeichnung. - Billige, feſte Preiſe.
1 Haxl
Nuun
Cervelatwurſ.
4 Pfund
garantirt beſte weiße und gelbe
feinſte Gothaer,
ſtets vorräthig bei
Kernseite
empfiehlt
H. W. Prassel,
Anton Fischer,
Ochſengaſſe 14. 1554
16 Rheinſtraße 16. 1985

1003

Mein neuerbautes, zum Allein=
9
bewohnen eingerichtetes

Haus,
Victoriaſtraße 36, iſt Verhältniſſe
halber anderweitig zu vermie=
then
eveut. zu verkaufen. Das
Haus kann ſofort bezogen werden.

Carl Friedrich Mahr,
Hofzimmermaler,
Aliceſtraße Nr. 17. (3763

geſſunger Carlsſtraße 6 iſt ſchöner
(3895
gelber Kies zu haben.

Cavolon
in reichhaltigſter Auswahl empfiehlt
zu außerordentlich billigen Preiſen
Carl Jungmann,
1 Schulſtraße 1.
v.
4
Bus- Einen größeren Poſten
Tapeten in verſchied. Muſtern
und Farben bin ich in der Lage
bedeutend unter dem Fabrikpreis
abzugeben.
[(3110

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 23. April.
Vorabendgottesdienſt um 6 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 7 Uhr 45 Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Freitag, 23. April: Vorabend 6 Uhr 30 Min.
Morgens 7 Uhr 80 Min.
Nachm. 5 Uhr - Min.
Sabbathausgang 7 Uhr 50 Min.
Wochengottesdienſt. Sonntag den 24. April an:
Morgens 6 Uhr - Min.
Nachm. 6 Uhr
Min.
Abends 7 Uhr 50 Min.
WB. Rausch Chaudesch Jjar
Sonntag und Montag, den 24. und 25. April.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 21. April.
4. Vorſtellung in d. 9. Abonnements1 ilung.
GBlaue Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Der Frauenſtampf.
Luſtſpiel in 3 Aufzügen von Scribe und
Legoune, überſetzt von Olfers.
Hierauf:
Zie ſchöne Hakathee.
Komiſche mythologiſche Oper in 1 Akt von
Voly Henrion. Munk von Franz von Suppé.
Anfang halb7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.

Freitag, 22. April.
5. Vorſtellung in d. 9. Abonnementsabteilung.
(Rothe Karten gültig).
Zie fuſtigen Beiber von Windſor.
Komiſch=phantaſtiſche Oper in 3 Akten.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
266

[ ][  ][ ]

1004

Nr. 77.
Volitiſche Ueberſicht.
Deutſches Reich. Se. Maj. der Kaiſer nahm Dienstag vor=
mittag
eine Anzahl militäriſcher Meldungen entgegen, arbeitete
darauf mit Albedyll und machte nachmittags eine Spazierfahrt.
In der am Dienstag ſtattgehabten Sitzung des Reichstags er=
griff
zur Beratung der Vorlage über die Verhängung des kleinen
Belagerungszuſtandes über Stettin und Offenbach zuerſt der Abge=
ordnete
Sabor das Wort. Er hält die Maßregel für nicht gerecht=
fertigt
. Der Stettiner Tumult ſei die Folge des provokatoriſchen
Auftretens der Polizei. Ueber Offenbach ſer lediglich wegen Frank=
furts
der Belagerungszuſtand verhängt worden. Ihm entgegnete
Bundesratsbevollmächtigter Dr. Neidhardt und erklärt, die heſſiſche
Regierung ſei ſich der Rechte und Pflichten aus dem Sozialiſten=
geſetz
vollſtändig bewußt und werde, wie ſie es bisher gethan habe,
mit möglichſter Schonung, aber auch, wenn der Anlaß dazu gegeben
ſei, mit der vollſten Energie vorgehen. Der Reichstag erledigte
alsdann den Rechenſchaftsbericht über die Verhängung des kleinen
Belagerungszuſtandes über die Städte Stettin und Offenbach und
lehnte den Antrag des Abgeordneten Singer wegen nochmaliger
Vorlegung der in der vorigen Reichstagsſeſſion nicht beratenen
Darlegungen über die auf Grund des Sozialiſtengeſetzes getroffenen
Maßregeln gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, der Deutſch=
Freiſinnigen und einiger Centrumsmitglieder ab. Staatsſekretär
von Bötticher erkannte keine Verpflichtung zur nochmaligen Vor=
legung
an und erklärte ſich prinzipiell gegen den Antrag, welcher
nur bezwecke, eine Gelegenheit zu ſozialdemokratiſcher Propaganda
zu geben.
Die neue Branntweinſteuer=Vorlage iſt nunmehr zwar den Mit=
gliedern
des Bundesrates gedruckt zugeſandt worden, aber derſelbe
ſcheint noch nicht ſofort in die Beratung der Vorlage eintreten zu
wollen. Wenigſtens iſt noch nicht einmal eine Ausſchußſitzung
hierüber anberaumt und aus dem ganzen Stande der Dinge erhellt,
daß ſich die parlamentariſche Behandlung der Branntweinſteuerfrage
in die Länge ziehen wird.
Die Nordd. Allg. 8tg. meint, das deutſche Volk erwarte von
dem Reichstage, daß er noch in dieſer Seſſion die Steuerfragen,
ſowie die zur Fortführung der Sozialreform und zur Wahrung der
wirtſchaftlichen Intereſſen der Nation beſtimmten Vorlagen erledigt.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus erledigte am 19. eine Reihe
von Petitionen ohne allgemeineres Intereſſe nach den Anträgen der
Kommiſſion. Die Petitionen über die Fiſchereiverhältuiſſe wurden
von der Tagesordnung abgeſetzt. Die nächſte Sitzung wird am
Donnerstag ſtattfinden. Auf der Tagesordnung derſelben ſteht die
kirchenpolitiſche Vorlage.
Die Berufung eines allgemeinen Parteitages der Deutſchfrei=
ſinnigen
ſoll bevorſtehen. Die Liberale Correſpondenz, das offi=
zielle
Parteiorgan der Deutſchfreiſinnigen, welches dieſe Mitteilung
bringt, bemerkt ſelbſt hierzu, daß es nach den Ergebniſſen der letzten
Reichstaaswahlen angemeſſen erſcheine, die Berufung eines allge=
meinen
Parteitages nicht länger hinauszuſchieben.
Rranſtreich. Der deutſche Botſchafter, Graf Münſter, ſtattete
am Montag Flourens einen Beſuch ab und reiſte am Dienstag
früh zu achttägigem Aufenthalt nach Deutſchland.
Die Morgenblätter vom 19. brachten folgende Mitteilung: Der
leitende Ausſchuß der Liga der Patrioten nimmt den durch rein
private Gründe veranlaßten Rücktritt Derouledes an und beharrt
bei ſeinen Anſichten und bei ſeiner Richtung, entſchloſſen mehr denn
je, das Werk der Liga fortzuſetzen. Der Ausſchuß ernannte ein=
ſtimmig
Deroulede zum Ehrenpräſidenten. Vicepräſident Sansboeuf
wurde einſtimmig zum Präſidenten ernannt. Dieſe Beſchlüſſe wer=
den
der Generalverſammlung vom 22. April vorgelegt werden.
Wie am Quai dOrſay verſichert wird, lauten die Berichte des
Berliner Botſchafters fortwährend beruhigend; derſelbe ſei über=
zeugt
, daß Deutſchland nicht nur nichts thun werde, um den Frie=
den
zu ſtören, ſondern alles aufbiete, um ihn zu erhalten. Der
Temps widerſpricht der Nachricht italieniſcher Blätter, daß Italien
amtlich erklärt habe, es werde an der Ausſtellung von 1889 nicht
teilnehmen; die amtliche Antwort Italiens ſei bis jetzt noch nicht
in Paris eingetroffen. Es würde ſelbſtverſtändlich höchſt unange=
nehm
berühren, wenn auch Italien die Ausſtellung nicht beſchicken
würde.
England. Bei der Feſtſetzung der Beratung der iriſchen Straf=
rechtsnovelle
im engliſchen Unterhaus am 19. d. erklärte Parnell,
ein von der Timess veröffentlichtes und ihm zugeſchriebenes, den
Mord im Phönixpark billigendes Schreiben ſei eine böswillige
Fälſchung. Der Antrag Samuelſons, das Haus ſolle ſich nicht
weiter mit der Vorlage beſchäftigen, melche die Unordnung in
Irland vergrößere und die Union zwiſchen England und Irland
gefährde, wurde mit 370 gegen 269 Stimmen abgelehnt. Die iriſche
Strafrechtsnovelle wurde ſodann ohne beſondere Abſtimmung in
zweiter Leſung angenommen.
Die engliſche Admiralität macht die größten Anſtrengungen,
Um die Magazine in Devonport, Vortsmouth und Chatham mit
dem Ausrüſtungsmaterial zu verſehen, welches benötigt wird, um
die großen Dampfer der engliſchen Handelsflotte für den Kriegs=

fall brauchbar zu machen. Bei den jetzt unter Aufſicht der Admi=
ralität
in Herſtellung begriffenen zwei neuen Dampfern der White
Stare Line werden die Geſchützbettungen gleich in den Schiffs=
körper
hineingebaut, bei den Cunard= und anderen Dampfern muß
aber alles erſt im Ernſtmoment vorgekehrt werden. Bis Ende
März ſollte das Ausrüſtungsmaterial für 30 Kreuzer in den Depot=
bereit
ſein; finanzielle und andere Schwierigkeiten aber traten hem=
mend
dazwiſchen, ſo daß bis jetzt die Vorräte nur etwa zur Hälfte
geliefert ſind. Der Reſt ſoll indeſſen thunlichſt beſchleunigt nach=
geliefert
werden. Zu der regelmäßigen Ausrüſtung jedes Kreuzers
gehört auch eine große Zahl Schnellfeuerwaffen.
Italien. Am Montag iſt die neue Seſſion des italieniſchen
Parlaments eröffnet worden und entwickelte hierbei der Kabinetts=
chef
Depretis in kurzen Zügen das Programm des rekonſtituierten
Miniſteriums. Aus demſelben iſt der Entſchluß hervorzuheben, die
italieniſchen Streitkräfte zu vermehren und Rache für die italieniſche
Niederlagen am Roten Meere zu nehmen; zur Beſtreitung der ſich
hierdurch notwendig machenden Mehrausgaben ſoll der Kriegszehnte
wieder eingeführt und ſollen die Getreidezölle erhöht werden. Eine
Anzahl von Interpellationen, darunter ſolche über die Kirchenfrage
und über die Maſſauah=Angelegenheit, iſt bereits eingegangen.
Der Papſt empfing am Montag den 18. die Prinzeſſin Fried=
rich
Karl von Preußen, welche von ihrem Hofſtaat und dem Ge=
ſandten
von Schlözer begleitet war.
Spanien. Montag nachmittag gegen 3½ Uhr drang ein Franzoſe
in die Wohnung des Marſchalls Bazaine in Madrid ein und ver=
ſetzte
ihm nach einer kurzen Unterredung einen Dolchſtich am Kopfe.
Der Franzoſe wurde ſofort feſtgenommen, er nennt ſich Louis Hil=
lairand
, will in La Rochelle geboren ſein und iſt ſeines Heichens
Handlungsreiſender. Er ſcheint ſehr überſpannt zu ſein und er=
klärte
, er habe ſein Vaterland rächen wollen. Hillarrand focht als
Freiwilliger während der Belagerung von Paris, die Uebergabe
von Metz ſcheint einen tiefen Eindruck auf ſein Gemüt gemacht zu
haben, ſeitdem habe er ſich fortwährend, ſo behauptet er, mit dem
Gedanken getragen, Bazaine zu ermorden. Schon im Jahre 1884
kam er zu dem Zwecke nach Madrid. Die Verwundung Bazaines
iſt nicht ſchwer. Hillairand zeigt keinerlei Reue über ſeine That
und behauptet, ſein Dolch ſei vergiftet geweſen.
Lus Stadt und Land.
Darmſtadt, 21. April.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſt v. Chappuis, Kommandeur des 1. Großh. Inf.=Regts. Nr. 115,
den Sekondlieutenant Frhrn. v. Hügel von demſelben Regt., den
Major Asbrand gen. v. Porbeck, etatsmäßigen Stabsoffizier vom
Brandenb. Fuß=Art.=Regt. Nr. 3. den Hauptmann Kayſer vom
Württemb. Fuß=Art.=Bat. Nr. 13, den Premierlieutenant v. Lyncker
la suite des Inf.=Regts. Nr. 28, Adjutant der 49. Infanterie
Brigade, den erſten evangeliſchen Pfarrer zu Mainz Frohnhäuſer,
den evangeliſchen Pfarrer Weimer von Münzenberg, den Oberförſter
Lang von Bingenheim, den Gaſtwirt Seipel von hier, den Landſtall=
meiſter
v. Willich, den Königl. Preußiſchen Landrat v. Oertzen aus
Grevenbroich, den Geh. Medizinalrat Dr. Pfeiffer, Vorſitzender der
Großh. Centralſtelle für Landesſtatiſtik; zum Vortrag den Staats=
miniſter
Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber, den Geheimerat
Dr. Becker.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog und Se. Königl. Hoheit
Prinz Heinrich von Preußen begaben ſich am Montag zur
Auerhahnbalz nach Grebenau und Romrod und kehrten am Dienstag
Nachmittag hierher zurück.
Se. Königl. Hoheit Prinz Alfred von Edinburg haben
nach mehrtägigem Aufenthalt hierſelbſt geſtern vormittag die Rück=
reiſe
nach Coburg angetreten.
r. Zweite Kammer der Landſtände. Bei der geſtern fortgeſetzten
Beratung über den Entwurf des Feldbereinigungsgeſetzes
wurde zunächſt der Art. 26 der Beratung unterzogen. Derſelbe
behandelt die Einſetzung eines Schiedsgerichtes für die Be=
ſcheidung
von Einwendungen gegen die von der Vollzugskommiſſion
innerhalb der einzelnen Geſchäftsabſchnitte ausgearbeiteten und offen=
gelegten
Projekte. Der Ausſchuß hatte materiell keinerlei Einwen=
dung
erhoben und in formeller Beziehung nur inſofern, als der
Entwurf dem Schiedsgericht auch die Entſchließung der Einwen=
dungen
gegen den allgemeinen Meliorationsplan überweiſen will.
Er beantragte daher die Annahme des durch einige Modifikationen
und einen Zuſatz etwas anders formulierten Artikels. Verſchiedener
Anſicht war er nur im Punkte der Verufung gegen die Urteile des
Schiedsgerichtes: während die Majorität der eine Beruſung ausſchließen=
den
Regierungsvorlage (Abſ. 2) den Vorzug geben zu müſſen glaubte,
beantragte der Abg. Arnold die Beruſung an den Provinzial=
ausſchuß
, eventuell an die Landeskommiſſion für zuläſſig zu erachten
und ein Antrag des Abg. Metz (Darmſtadt) will die Berufung an
den Verwaltungsgerichtshof geſtattet wiſſen.
Bei der Beratung erklärten ſich die Abg. Hechler, Schröder,
Küchler für den Primärenantrag Arnold, während ſich die Re=
gierung
für eine eventuelle Annahme des die Beruſung an die

[ ][  ][ ]

1005
Nr. 75

Landeskommiſſion für zuläſſig erachtenden Antrags ausſprach und
der Berichterſtatter des Ausſchuſſes ſich in gleichem Sinne erklärte,
ebenſo der Abg. Metz (Darmſtadt), unter Verzichtleiſtung auf einen
beſonderen Antrag, und die Abg. Heinzerling, Schaum, Metz
(Gießen) und Möhn. Hierauf wurde der Artikel in der Faſſung
des Ausſchuſſes und Abſ. 2 nach dem Antrage der Ausſchußmajoriät
in der Form des Entwurfes angenommen.
Alsdann gelangte auch Art. 27, Zuweiſung und Ausſtei=
nung
der Erſatzgrundſtücke, nach kurzer Beratung zur Annahme,
ebenſo Art. 28, dauernde Unterhaltung der gemeinſchaft=
lichen
Anlagen, Art. 20, in welchem der Ausſchußantrag die
Aufſtellung neuer Steuerkataſter und Grundbücher über
die neu verteilten Fluren der Landeskommiſſion überlaſſen will,
während nach der Regierungsvorlage dies dem Kataſteramte zu=
kommt
, und von der Regierung nun die Zuſtimmung des Finanz=
miniſteriums
zu der Faſſung des Ausſchuſſes erklärt wurde, und
Art. 30, Ausſchluß der Wiedereinſetzung in den vorigen
Stand.
Zu Art. 31, Koſtenweſen, waren verſchiedene Amendements
eingegangen, welche eine längere Diskuſſion veranlaßten. An dieſer
beteiligten ſich insbeſondere die Abg. Möhn, Vogt, Hechler,
Tecklenburg, Wolz, Schröder, Muth, v. Rabenau, Lautz,
Kredel, Schaum und die Regierungsvertreter Geheimerat Jaup
und Landeskultur=Inſpektor Dr. Claas, worauf der Berichterſtatter
Abg. Haas zu ausführlichem Schlußberichte das Wort erhielt. Bei
der alsdann folgenden Abſtimmung wurde der Art. 31 in der
Faſſung des Ausſchuſſes und mit einem Amendement des Abg.
Hechler ſowie einem Antrage der Abg. Vogel und Waſſerburg
angenommen, alle übrigen nicht vorher ſchon zurückgezogenen Anträge
aber abgelehnt.
Ohne Diskuſſion wurden alsdann noch angenommen Art. 32,
Stempel= und Gebührenfreiheit, Art. 33, Auflöſung der
Vollzugskommiſſion und fernere Vertretung der Be=
reinigungsgeſellſchaft
, Art. 34, Art. 35. Teilung von Grund=
ſtücken
, unter Ablehnung eines Amendements des Abg. Lautz,
ſowie der die Uebergangsbeſtimmungen enthaltenden Art. 36 und 37,
worauf noch das ganze Geſetz mit allen gegen eine Stimme ange=
nommen
und die Sitzung um 1 Uhr geſchloſſen wurde.
Nach einer Mitteilung des Vorſitzenden kommen in dieſer Woche
nur noch kleinere Vorlagen zur Beratung, und wird in der nächſten
Woche zunächſt die Vorlage, den Geſetzentwurf, das Dammbauweſen
betr., und dann die Vorlage, den Geſetzentwurf, die Beſteuerung
des Weins betr., auf die Tagesordnung geſetzt werden.
Militärdienſtnachrichten. Bergemann, Major vom 8. Weſtfäl.
Inf.=Regt. Nr. 57, unter Beauftragung mit den Funktionen des
etats mätz. Stabsofſiziers, in das 3. Großh. Heſſ. Inſ.=Regt. Nr. 117
verſetzt. Mootz, Sek.=Lt. vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, kom=
mandiert
bei der Unteroffiziersſchule zu Weißenfels, zum überzähl.
Pr.=Lt. befördert. Klingelhöffer, Pr.=Lt. la guite des Großh.
Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 116, unter Belaſſung in dem Kommando als
Adjutant bei dem Gouvernement von Metz, zum 7. Rhein. Inf.=Regt.
Nr. 69, la suite desſelben, v. Lyncker, Pr.=Lt. la guite des
3. Großh. Heſſ. Inf=Regts. Nr. 117, unter Belaſſung in dem Kom=
mando
als Adjutant bei der 49. Inf.=Brigade, zum 2. Rhein. Inf.-
Regt. Nr. 28 a la suite desſelben verſetzt. Frhr. v. Hügel, Vort.=
Fähnr. vom 1. Großh. Heſſ. Inf.=Regt. Nr. 115, zum Sek.Lt.,
Auedenfeldt, Unteroff. vom 5. Großh. Heſſ. Inf=Regt. Nr. 117,
Johanßen, Unteroff. vom 1. Großh. Heſſ. Drag.=Regt. Nr. 23, zu
Port. Fähnrs. befördert. Kekuls, Sek=Lt. vom Feld=Art.=Regt.
Nr. 15. in das Großh. Heſſ. Feld=Art.=Regt. Nr. 25, Crede, Sek=Lt.
vom Großh. Heſſ. Feld=Art=Regt. Nr. 25, unter Beförderung zum
Pr.=Lt., in das Thüring. Feld=Art=Regt. Nr. 19, verſetzt. v. Peters=
dorff
, Oberſtlt. und etatsmäß. Stabsoffizier des 3. Großh. Heſſ.
Inf. Regts. Nr. 117, als Oberſt mit Penſion und der Uniform des
1. Thüring. Inf.=Regts. Nr. 31, Maier, Oberſtlt. und Kommandeur
des Kadettenhauſes zu Bensberg. mit Penſion nebſt Ausſicht auf
Anſtellung im Civildienſt und ſeiner bisherigen Uniform, der Ab=
ſchied
bewilligt.
Repertoire=Entwurf des Gr. Hoftheaters. Sonntag, 24. April:
Die Hugenotten!. Dienstag, 26. April. Norma (Gaſtſpiel der
Königl. Württemb. Kammerſängerin Frau Schröder=Hanfſtängl)
Donnerstag, 28. April: Lucia von Lammermoor- neu einſtudiert.
Gaſtſpiel der Königl. Württemb. Kammerſängerin Frau Schröder=
Hanfſtängl.) Freitag, 29. April. Der Probepfeil.
2 Bei der geſtern von dem Pferdemarktverein veranſtalteten
Verloſung fielen auf folgende Nummern lebende Gewinne:
Nr. 14462 erſter Gewinn, Nr. 15604, 8786, 5392, 10 309, 10 509,
10116, 797. 3562, 14 756, 4508, 8628, 3958. 16 326, 733 und 6052.
In der am Dienstag ſtattgehabten Generalverſammlung der
Bank für Handel und Induſtrie wurde die Dividende auf 30 M. per
Aktie feſtgeſetzt. Die ausſcheidenden Mitglieder des Aufſichtsrats
wurden wiedergewählt.
Einem hierher gerichteten Brief eines jungen in Calcutta
lebenden Darmſtädters entnehmen wir das nachſtehende: Heute
vor 8 Tagen haben wir ein ſchönes Feſt gefeiert, Kaiſers Geburts

tag. In früheren Jahren iſt dieſer Tag nicht regelmäßig gefeiert
worden, allein die Vollendung des 90. Lebensjahrs des Kaiſers
durfte doch nicht ohne Feier vorübergehen, und ſo wurde in dem
deutſchen Verein ein prächtiges Gartenfeſt veranſtaltet. Das ganze
Haus war mit grünen Zweigen und ſchwarz weiß=roten Draperien
geſchmückt, der Hauptſchmuck aber dem Garten zu Teil geworden,
über dem zahlloſe Lampions ſtrahlten, und in deſſen einer Ecke ein
geſchmackvoll ausgeſtattetes Zelt, hauptſächlich für die Damen, in
der anderen eine Art deutſchen Biergartens, natürlich hauptſächlich
für die Herren, hergerichtet waren. Von ½10 Uhr ois gegen Mitter-
nacht
ſpielt eine Muſikkapelle abwechſelnd im Garten und im Hauſe
zum Tanz. dann fand in der offenen Kegelbahn ein glänzendes
Mahl ſtatt, bei dem der enthuſiaſtiſch aufgenommene Toaſt auf den
Kaiſer ausgebracht wurde. Nach dem Supper zerſtreuten ſich die
Damen raſch, während die Herren noch länger verweilten. Der
Deutſche Verein:, der das Feſt veranſtaltete, hat auch bei dieſer
Gelegenheit wieder bewieſen, wie feſt und treu die Deutſchen auch
in den fernſten Gegenden zu Kaiſer und Reich ſtehen, und muß dies
umſomehr anerkannt werden, als dermalen, wo wir ſchon in der
heißen Jahreszeit leben, nur etwa 40 Mitglieder des Vereins hier
anweſend ſind.
Am 19. April, Vormittags 10 Uhr, wurde der Sommer=Kurſus
in der Alice=Schule eröffnet. Die rege Beteiligung gab wieder ein
erfreuliches Zeugnis davon, wie reiche Anerkennung die Leiſtungen
der Schule im Publikum finden. Den alljährlich im Sommer ab=
gehaltenen
Kurſus für Ausbildung von Handarbeit=Lehrerinnen be=
uchen
auch in dieſem Jahre zahlreiche Schülerinnen von auswärts;
das Bedürfnis nach methodiſch ausgebildeten Handarbeit=Lehrerinnen
zeigt ſich in erfreulicher Weiſe bei den Landgemeinden und tragen
die entſprechenden Behörden Sorge dafür, daß zu dieſem Beruf
geeignete Perſönlichkeiten dieſen Kurſus beſuchen können.
Stand der Darmſtädter Volksbank am 31. März.
1887. Aktiva. Kaſſebeſtand 25112 M. 13 Pf. Mobilien 1270 M.
Debitoren=Konto 1188182 M. 54 Pf. Wechſel=Konto 126 201 M.
34 Pf. Effekten=Konto 59 414 M. 02 Pf. Verwaltungskoſten 5590 M.
83 Pf. Haus= und Immobilien=Konto 92810 M. 85 Pf.
Paſſiva. Zinſen=Konto 535 M. 26 Pf. Dividende=Konto
12 993 M. 02 Pf. Reſervefond 71908 M. 52 Pf. Gewinn=Reſerve=
und Deleredere=Konto 25534 M. 47 Pf. Stammanteile 555870 M.
85 Pf. Depoſiten, Sparkaſſe Giro=Kreditoren ꝛc. 830780 M.
59 Pf. Jubiläumsfonds 1000 M. Umſchlag im März 1883310 M.
Zahl der Mitglieder 792.
Eberſtadt, 17. April. Nachdem ſich Herr Mühlenbeſitzer Hilde=
brand
zur Errichtung einer Centralſtation bereit erklärt hat, ſteht
unſerem Orte elektriſche Beleuchtung in Ausſicht.
F. J.
J. Mainz, 19. April. Gleich den Vorgängen in einer größeren
Anzahl anderer deutſcher Städte, fanden auch heute hier von der frühen
Morgenſtunde bis zum Mittag unter dem Aufgebot ſämtlicher
Polizeikräfte von hier und Kaſtel Maſſenhausſuchungen mit
darauffolgenden Verhaftungen von Sozialdemokraten ſtatt.
Die Hausſuchungen, von welchen die erſten ſchon morgens um 5 Uhr
vorgenommen wurden, erſtreckten ſich nicht nur auf prononcierte
Sozialdemokraten, ſondern auch auf Perſonen, die ſchon Jahre lang
eine ziemlich paſſive Rolle in der Partei ſpielen. Neben der Kon=
fiskation
verſchiedener Schriften und Vereinsſtempel war das erſte
Reſultat der Hausſuchung, daß eiwa 20 Perſonen verhaftet und
einſtweilen unter ſicherer Bedeckung in dem Schwurgerichtsſaal
interniert wurden. Nach dem durch den Unterſuchungsrichter unter
Beiſein des Staatsanwalts Dr. Ewald vorgenommenen Verhör
wurden in dem Laufe des Tages 11 der verhafteten Perſonen,
darunter die durch die Frankfurter Sozialiſtenprozeſſe bekannten
und von dort hierher übergeſiedelten Sozialiſten Fleiſchmann, Winter,
Bitter, Koch und Biſchof wieder in Freiheit geſetzt und befinden
ſich bis zu dieſer Stunde - 8 Uhr Abends - noch 9 Perſonen in
Haft und zwar Schuhmacher Konrad, Kaufmann Pfeifer, Schneider
Loos, Kaufmann Schäfer, Dreher Dobler, Metallgießer Borngäſſer,
Schreiner Bachus, Schreiner Stoll und Schreiner Barth. Bei dem
Landtagsabgeordneten Joeſt fand durch den Polizeikommiſſär Eckes
um 6 Uhr Morgens Hausſuchung ſtatt, die vollſtändig reſultatlos
war. Bei dem Erſcheinen des Polizeibeamten bei dem genannten
Abgeordneten, machte der letztere die Bemerkung, daß er erſt nach=
ſehen
wolle, ob nach der Verfaſſung bei ihm eine Hausſuchung zu=
läſſig
, worauf der Kommiſſär erwiderte, daß dieſe Frage bereits venti=
liert
und die Eigenſchaft als Abgeordneter nur vor Verhaftung ſchütze.
Ueber den Grund der Maßnahmen verlautet nichts beſtimmtes.
Von ſozialdemokratiſcher Seite behauptet man, die Maßregel ſei
auf eine Denunziation aus dem eignen Lager zurückzuführen, um
einen oder den anderen der Führer zu ſchädigen, und zwar gründet
man dieſe Behauptung darauf, daß hier nie eine geheime ſozialiſtiſche
Verbindung, wie man ſolche anderwärts geſucht und auch teilweiſe
gefunden, beſtanden, noch beſteht und die einzige Vereinigung unter
den hieſigen Sozialdemokraten unter einem unter den Augen der
Behörden öffentlich gegründeten Verein zur Erzielung freiheitlicher
Wahlen zu ſuchen ſei. Wie man gleichfalls von ſozialiſtiſcher Seite
behauptet, ſeien die bei den Hausſuchungen konfiszierten Stempel
auch Eigentum und zum Zwecke letztgenannten Vereins. Gerücht=

[ ][  ]

1006
weiſe verlautet von der anderen Seite, daß die Maßnahme auf zuges ertragen, er iſt ihr wiedergeſchenkt. Der Sohn Armins ihr
liſten anderer Städte beſitze.
heim, Ingelheim, Oſthofen und Bingen verbracht, eine Maßregel, ling Armins; der Sohn iſt verroht und wirkt nur in der niederen
die wohl nur darauf zurückzuführen ſein wird, daß das hieſige Sphäre, für die er aufgezogen wurde. Er hat vergeſſen, daß er
Von verſchiedenen Seiten wird jetzt mit aller Beſtimmtheit be= der donnernde Applaus, mit dem die tauſendköpfige Menge Roms
hauptet, daß die Maßregel auf eine Denunciation zurückzuführen den Sieger der Arena begrüßen. Vergebens bemüht ſich die Mutter,
iſt und werden als die Veranlaſſer der Denunciation ganz laut in ſeiner Seele die heilige Flamme der Vaterlandsliebe anzufachen;
Partei hier eine hervorragende Rolle geſpielt haben. Auffallend der Scham trinken. Ein Zufall bringt dem wahnwitzigen Caligula
ſtattfanden, die als Sozialdemokraten gar nicht bekannt waren.
für Antwerpen beſtimmt, zu laden. Die Verſendungen der Kron= bietet; er will ſich weiden an den Qualen der Mutter, wenn ſie den
thaler Quellen ſind in dieſem Jahre beſonders umfangreich!
daß die Benutzung durch Britte von Rückfahrkarten, falls auf zurütteln und der vaterländiſchen Sache zu gewinnen, doch auch die
denſelben der Vermerk nicht übertragbar ſiehe, als Betrug zu Ausſicht, ein hochgebietender Fürſt in Germanien zu werden und
Nachr. zufolge fortan auf allen Bahnhöfen Plakate angebracht werden, auf das verkrüppelte Gemüt des Fechters keinen Eindruck. Aber
Vermerk nicht übertragbar' tragen.
Schauſeite den ſtumpfgehaltenen Reichsadler in einem blanken, Thusneldas Seele; die Stunde des Kampfſpiels rückt näher, ſchon
runden Felde, das zunächſt von einem Verlenrande umgeben iſt. liegt der Waffenſchmuck für Thumelicus bereit, der noch zu kurzem
erhabenen Rande der Münze entlang zieht, tritt auf matter Fläche dem Schlafenden, das Schwert Armins in der Hand, das ihr Thu=
ſehr
ſtilgerecht präſentiert. Die Rückſeite zeigt auf einem ebenfalls Die Verzweiſlung giebt ihr Kraft, die Schmach von Armins Namen
von einem Verlenkreis umzogenen blanken Felde die Zahl 20 in abzuwenden, und mit dem Schwerte des Vaters durchbohrt ſie den
ſchraffierter Ausführung. Das Feld umgiebt ſodann auf blankem Sohn: Thumelicus, den Fechter, fordert ihr? Mein Sohn heißt
Dieſe Umſchrift grenzt wieder eine Schnurverzierung ab, die ſich, ich ſeine Ketten
wie auf der Schauſeite, an dem erhabenen Rande hinzieht. - Einzelne
der handlichen Geldſtücke ſind unter der Hand bereits ausgegeben; heit aus dem Vollen zu ſchöpfen und in großen Zügen zu zeichnen:

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 19. April.
(Viertes Gaſtſpiel der Frau Clara Ziegler).
lange auf römiſcher Erde das Gefühl des Fremdſeins nicht aus= Die Darſtellerin überraſcht uns faſt, wenn ſie ſich an Thumelicus
ſie iſt die eigentliche Trägerin der Handlung, die durch ſie zur all= künſtleriſche Leiſtung anzuerkennen, in der namentlich die glanzvolle
und Verachtung ſchwanken. Als kleines Kind wurde er der in Rom luſt und jugendfriſche Kraft des Titelhelden trat in der Darſtellung
gefangenen Mutter entriſſen und als Römer erzogen und zwar zum des Herrn Hacker glaubwürdig und ungezwungen zu Tage. Den
wig, ein Waffenbruder des gemordeten Gätten. Er bringt ihr nach
immer ungebrochenen Fürſtin. Der Sohn, für den ſie das freuden=
leere
Daſein in der Gefangenſchaft, die Demütigung des Triumph=

Nr. 76
Betreiben einer auswärtigen Behörde erfolgt, die Anhaltspunkte Sohn ſoll die Völker Germaniens zum Kampfe gegen das verhaßte
zu einer geheimen Verbindüng hieſiger Sozialdemokraten mit Sozia= Rom führen - ſie ſelbſt ſoll wieder die würzige Luft der deutſchen
Eichenwälder atmen, ſtatt des Moderduftes des verfallenden Roms.
Mainz, 20. April. Die verhafteten Sozialdemokraten Doch als ihr nun Siegmar, von den Römern Thumelicus genannt,
wurden geſtern abend in verſchiedenen Abteilungen unter ſtarker wirklich zurückgegeben iſt und ſie an ihn mit der Botſchaft Aus der
Gendarmerie=Bewachung nach dem Bezirksgefängnis in Pfedders= Heimat herantritt, - da findet ſie kein Verſtändnis bei dem Spröß=
Unterſuchungsgefängnis nur wenige Zellen für Einzelhaft hat. ein Deutſcher iſt, ja er empfindet es als eine Schmach, wenn die
Beim Wegführen der Inhaftierten entſtand ſowohl in verſchiedenen Genoſſen ihn mit ſeinem deutſchen Blut und Adel höhnen. Sein
Straßen wie auch auf dem Centralbahnhof großer Menſchenauflauf. höchſter Ehrgeiz iſt das matte Lächeln, mit dem der bleiche Cäſar,
Namen von Perſonen genannt, die früher in der ſozialdemokratiſchen tropfenweiſe muß ſie alle Bitterkeit der Enttäuſchung, des Jammers,
bei der ganzen Sache iſt, daß auch bei Perſonen Hausſuchungen die Exiſtenz Thusneldens und ihres Sohnes ins Gedächtnis. Der
abgeſtumpfte Cäſar glaubt endlich einen neuen Genuß gefunden zu
Höchſt a. M. Am 24. März d. J. legte in unſerem Hafen eines haben: er will Thusnelden zwingen, königlich geſchmückt an ſeiner
der, vor der Mainkanaliſation hier nie geſehenen großen Rhein= Seite zuzuſchauen, wie Thumelicus, der Sohn des Siegers von
ſchiffe an, um viele tauſende Kiſten Kronkhaler Wäſſers, direkt Teutoburg, in Germanentracht dem Pöbel ein blutiges Schauſpiel
entehrten Sohn im Sande verröcheln ſieht. Der Tag, an dem
Thumelicus in die Schrankentreten ſoll, iſt nahe, - da erſcheint Merowig
Das Reichsgericht hat nunmehr die Entſcheidung getroffen, vor ihm als Germaniens Bote, ihn aus dem geiſtigen Schlafe auf=
beſtrafen
ſei. Mit Rückſicht auf dieſe Entſcheidung ſollen den Hämb. ſeine jugendfriſche Kraft einem grotzen Gedanken zu weihen, machen
welche auf die vom Reichsgericht anerkannte Strafbarkeit der miß= als man ihm ſein Handwerk ſchmäht und es ein Gaukelſpiel nennt,
bräuchlichen Benutzung von Eiſenbahnbillets hinweiſen, die den da brauſt er auf, und die warme, ungeſuchte Gladiatorenbegeiſterung
iſt wohl das einzige, was dieſem Charakter ein gewiſſes Intereſſe
Die neuen 20 Pfennigſtücke aus Nickel ſind bedeutend dicker gewinnen kann. Der Gedanke, daß Thumelicus in der Arena den
als die 10 Pfennigſtücke, etwas größer als dieſe und zeigen auf der Namen ſeines Vaters entehren ſoll, tritt immer peinigender vor
Zwiſchen dieſem und einer Schnurverzierung, welche ſich in dem Schlummer vor dem Kampfe ſich hingeſtreckt. Thusnelda ſiteht neben
ein mattgehaltener Eichenkranz herbor, ſo daß das Geldſtück ſich melicus kurz vorher zurückgab, da es zum Kampfſpiel nicht tauge.
Grunde die Umſchrift: bEVTSchEs REIoIl 1887,20 PFEnnis, Siegmar, und mein Sohn bleibt mein, mit dieſem Streich zerſchlag
Als Thusnelda fand Frau Clara Ziegler wiederum Gelegen=
im
allgemeinen Verkehr befindet ſich die Münzſorte aber noch nicht dennoch möchten wir ihre Thusnelda nicht in einem Atem mit
ihrer Medea nennen, weil erſterer das gebricht, was die letztere
nicht nur bedeutend, ſondern auch intereſſant macht, das Indivi=
duelle
. Zum Teil geht ſolches auch aus der Natur der Rolle her=
vor
; die Thusnelda bietet zu einer nüancenreichen, individualiſieren=
den
Behandlung ſehr geringen Anlaß, die ganze Figur hat, ſobald
B. A. Im Fechter von Navenna hat Halm uns den Gegen= man ſie z. B. mit der Thusnelda bei Kleiſt oder Grabbe vergleicht,
ſatz zwiſchen Germanen= und Romanentum dramatiſch veranſchau= etwas ſtiliſiertes, ja man kann ſagen, etwas abſtrakt ſymboliſches.
lichen wollen, wie dieſe beiden gleichſam durch ein Naturgeſetz ge= Da die Germanenfürſtin gleich zu Anfang alle Schleuſen ihrer Be=
zwungen
werden, ſich feindlich gegenüber zu ſtehen, wieb ouf der geiſterung öffnet, bleibt für eine Steigerung wenig Gelegenheit,
einen Seite bei einem rechten Deutſchen, und lebte er noch ſo welche herbeizuführen Frau Ziegler auch gar keinen Anlauf nahm.
ſtirbt, wie dafür auf römiſcher Seite der Haͤß gegen die blonden Leiche erſticht. Wir können uns ſehr gut noch einen ſechſten Akt
Barbaren, Mißtrauen und ſchlecht oerhehlter Groll herrſcht, auch hinzudenken, in welchem ſie ebenſo weifer ſpricht wie in den fünf
gegen diejenigen, die ſich von der allmächtigen Roma goldene Feſſeln vorhergehenden. Dieſe Ausſtellungen dürfen uns aber nicht ab=
anlegen
ließen. Die Hauptperſon der Tragödie iſt Thusnelda; halten, auch die Thusnelda des geehrten Gaſtes als eine große,
mählichen Steigerung und ſchließlichen Katäſtrophe gelangt. Da= Behandlung der Monologe zu äufrichtiger Bewunderung ſtimmt.
gegen iſt ihr und Hermanns Sohn, Thumelicus, der Fechter von Im Verlaufe des Abendsempfing Frau 8iegler neben frenetiſchen
Rävenna, eine Figur, der gegenüber wir immer zwiſchen Mitleid Beifallsbezeigungen auch drei Lorbeerkraͤnze. Die ſinnliche Lebens=
Gladiator. In nichts unterſcheidet er ſich von ſeinen Genoſſen, er Caligula gab Herr Wagner mit porträtartiger Schärfe; ſeine ge=
giebt
ſich ebenſo roh, prahleriſch und eitel wie ſie, als ein Menſch, radezu müſtergültige Leiſtung wurde durch ſtürmiſchen Beifall und
der vom Leben nichts anderes will und erwartet als den flüchtigen Hervorruf belohnt=Der Charakter der Lyeisca trat in der Wieder=
Beifall der Menge, der keine höheren Ziele kennt und den Genuß gabe der Frau Kläger nicht beſtimmt genug hervor. Lob verdient
des Daſeins beim Becher und in den Küſſen von einem ſchönen noch Herr Dalmönico für die klaͤre, kernige Darſtellung des
Munde ſucht. Thusnelda iſt das Geſchick des Sohnes völlig unbe= Merowg.-Der Rotſtiſt hat bei der Einſtudierüng der Halm'ſchen
kannt geblieben. Da erſcheint nach zwanzig Jahrenvor ihr Mero= Tragödie eine ſehr heilſame Arbeit vollbracht, indem er nicht nur
die endloſen Reden der Thusnelda verkürzte, u. a. auch die Scene
langer Zeit die erſte Kunde aus der geliebten Heimat und gleich= zwiſchen ihr und Lyeisca beſeitigte, in der die deutſche Fürſtin das
zeitig das Schwert Armins, um es demjenigen, den die zwieſpalt= römiſche Blumenmädchen anfleht, ihren Einfluß auf Thumelicus
zeriſſenen deutſchen Völker zu ihrem Fürſten erwählt haben, in dahin geltend zu machen, daß dieſer ſich als Deutſcher fühlen lerne,
die Hand zu legen, dem Sohne Thusneldens und Armins, denn ſondern vor allem auch die Caligulaepiſode, welche im Verhältniſſe
dieſer Sohn - er lebt. Hochauf jauchzt das ſtolze Herz der noch zu ihrem Eingreifen in die Handlung zu luxuriös ausgeſtattet iſt,
auf ihr richtiges Maß führte.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei
Berantwortlic ur de Redacion= Car. Wilſch