Darmstädter Tagblatt 1887


04. März 1887

[  ][ ]

SALDOUON
GEVIOIN

Abonnementspreis

dierteljährlich 1 Mark 50 Pf. indl
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſlämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Voſtaufichlag.

150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
uſlveled Eurerhſtesſgoodlt.

Inſerake
werdenangenommen inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behaunkmachungen des Großh. Rreigamls, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
pC.
1887.
9a 45.
Freitag den 4. März.

B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der
Sozialdemokratie ſind verboten worden:
1. Laut Bekanntmachung des kgl. Polizeipräſidenten zu Berlin vom 20. und 21. Februar 1887. a) das Flugblatt mit
der Ueberſchrift: Wähler des dritten Berliner Reichstagswahlkreiſes! Mitbürger! Arbeiter! Handwerker! und den Eingangs=
worten
: Der 21. Februar wird für Euch von unermeßlicher Bedeutung ſein! ꝛc. Verlag von A. Brand, Michaelkirchſtr. 4.
Druck von F. Köpke, Berlin. b) Das Flugblatt mit der Ueberſchrift: Wähler des 5. Berliner Reichstagswahlkreiſes! Mit=
bürger
1 Arbeiter! Handwerker! Druck u. Verlag der Berl. Druckerei=Actien=Geſellſchaft, Kochſtr. 3.
2. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Potsdam vom 19. Februar 1887 das im Druck von Jul. Koch
Nachf., Friedrichsberg, erſchienene Flugblatt mit der Ueberſchrift:An die Wähler des Niederbarnimer Kreiſes= und mit der
Unterſchrift: G. Maynhardt. J. Vieweg."
3. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Danzig vom 19. Februar 1887 das Flugblatt beginnend mit
den Worten:Wähler Danzigsl Der Tag der Entſcheidung, der 21. Februar, rückt heran ꝛc. Redaction und Verlag von
J. Dorowski, Danzig. Druck von C. Langowski, Danzig, Altſchottland 90.
4. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Erfurt vom 20. Februar 1887. a) das bei M. Ernſt zu Mün=
chen
gedruckte Flugblatt, welches mit den Worten: An die Reichstagswähler von Mühlhauſen ! beginnt und mit den Worten
Das Wahlcomite der Arbeiterpartei in Mühlhauſen i. Th. ſchließt. b) Das von W. Vockroth in Gotha gedruckte Flug=
blatt
, welches mit den Worten:Wähler von Stadt und Landl- beginnt und mit den Worten: auf ihren Leim zu gehen=
ſchließt
.
5. Laut Bekanntmachung der kgl. Regierung, Abth. des Innern, zu Schleswig vom 19. und 21. Februar 1887. a) das
ſocial. Wahlflugblatt mit der Ueberſchriſt: An die Wähler des 6. Schleswig=Holſteiniſchen Wahlkreiſes und den Eingangs=
worten
Mitbürger! wiederum bewirbt ſich= u. ſ. w. Gedruckt in der Vereinsdruckerei Hottingen=Zürich. b) das Wahl=
flugblatt
mit der Ueberſchrift: An die Wähler des 6. ſchleswig=holſteiniſchen Wahlkreiſes;, beginnend: Der 21. Februar
ſoll ein Tag von außerordentlicher Bedeutung werden und ſchließend: Es lebe die Socialdemokratie. E3 lebe das freie
Deutſchland." Ohne Angabe des Druckortes. c) Das Wahlflugblatt mit der Ueberſchrift; An die Reichstagswähler des
VII. ſchleswigsholſteiniſchen Wahlkreiſes! den Eingangsworten: Wähler! Wieder einmal ſtehen wir= u. ſ. w., unterzeichnet:
Mehrere Wähler;, ohne Angabe des Druckortes. U) Das Wahlflugblatt mit der Ueberſchrift; An die Wähler des 8. ſchles=
wig
=holſteiniſchen Wahlkreiſes= und im Texte gleichlautend mit Nr. b, ohne Angabe des Druckortes. e) Das Wahlflugblatt
mit der Ueberſchrift:An die Wähler des 8. ſchleswig=holſtein. Wahlkreiſes!, den Eingangsworten:Mitbürger! Wiederum
bewirbt ſichr ꝛc., gedruckt in der Vereinsbuchdruckerei Hottingen=Zürich.
6. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Stade vom 18. Februar 1887 das bei der Volksbuchhandlung
Hottingen=Zürich gedruckte und verlegte, an die Wähler des 17. hannoverſchen Wahlkreiſes gerichtete Wahlflugblatt, welches
mit den Worten:Wähler! Am 21. Februar d. J. iſt Reichstagswahl beginnt und mit den Worten:Glückauf zur Wahl=
ſchlacht
, zum Wahlſiegel ſchließt.
7. Laut Bekanntmachung der kal. ſächſ. Kreishauptmannſchaft vom 19. und 21. Februar 1887. a) die Druckſchriſt:
Reichstagswähler des 7. ſächſ. Wahlkreiſes', beginnend mit den Worten: Plötzlich und Vielen unerwartet iſt der Deutſche
Reichstag am 14. Januar aufgelöſt worden= und unterzeichnet: Das ſocialdem. Wahlcomite=. Verleger Julius 3ſchierſche,
genannt Gerhardt, in Großenhain; Druck von J. Walthers Buchdruckerei in Burgſtädt. b) Das Wahlflugblatt mit der
Ueberſchriſt: Reichstagswähler, Bürger, Handwerker, Arbeiter= unterzeichnet mit: Das Wahlcomite für die Wahl des Herrn
Horn'. Verleger A. Stelzer, Löbtau. Druck von R. Schmidt, Dresden. c) Die Druckſchrift: Wähler des 4. ſächſ. Reichs=
tagswahlkreiſes
;, beginnend mit den Worten:Morgen, Montag, iſt Wahl. Dieſe Wahl, wir hoffen es, macht Euch keine
Qual. Verleger Aug. Lehmann, Dresden. Druck von R. Schmidt, Dresden.
8. Laut Bekanntmachung der Polizeibehörde zu Hamburg vom 19. und 22. Februar 1887. a) das Flugblatt: An die
Wähler des l. Hamburger Wahlkreiſes. Der 21. Februar ſoll= ꝛc. und ſchließend: E3 lebe das freie Deutſchland, ohne
Unterſchrift und ohne Angabe des Druckers und Verlegers. b) das gleiche Flugblatt, an die Wähler des 2. Hamburger Wahl=
kreiſes
gerichtet. c) das Flugblatt; An die Wähler des 3. Hamburgiſchen Wahlkreiſes; beginnend:Mitbürger! Wiederum
bewirbt ſich= und ſchließend: zur Zeit in Chemnitzz. Vereinsbuchdruckerei Hottingen- Fürich.

138

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522

Nr. 45
9. Laut Bekanntmachung des Bezirkspräſidenten zu Kolmar vom 18. Februar 1887 der mit der Ueberſchriſt: An die
Wähler des Wahlkreiſes Mülhauſen verſehene und mit den Worten: Am 21. Febr. ſteige tauſendſach wiederholt aus der=
ſelben
der Name Schreiner, Karl Hickel, Mülhauſen' ſchließende ſogzialdem. Wahlaufruf.
10. Laut Bekanntmachung des Regierungspräſidenten zu Magdeburg vom 21. Februar 1887 das Flugblatt mit der
Ueberſchrift:Wähler! Mitbürger! Auf zur Reichstagswahl! Verlag von Heinr. Müller, Quedlinburg, Druck von C. Lau=
tenbach
, Halberſtadt.
11. Laut Bekanntmachung der kgl. Kreishauptmannſchaft zu Leipzig vom 20. Februar 1887 das mit der Ueberſchriſt:
An die Wähler Leipzigsu verſehene und mit Das Arbeiter=Wahlcomite unterzeichnete Wahlflugblatt - Druck von Albert
Seebach, Leipzig, Verlag von W. Liebknecht, Boosdorf, ſowie das mit Herr Dr. med. Ferd. Götz (Lindenau) vor 20 Jahren
beginnende, an die Wähler des 13. Wahlkreiſes gerichtete und mit: Das Arbeiter=Wahlcomite' unterzeichnete Wahlflugblatt
Druck: Wörlein & Co., Nürnberg; Verleger: W. Liebknecht, Boosdorf.
12. Laut Bekanntmachung des Großh. Badiſchen Landes=Commiſſärs zu Karlsruhe vom 20. Februar 1887 das Flug=
blatt
mit der Ueberſchrift; In vielen Orten des Badiſchen Landes= unterzeichnet: Offenburg, den 18. Januar 1887,
Adolf Geck, Kandidat der Arbeiter=Partei= Druck und Verlag von Adolf Geck in Offenburg, Eigenthum des Kreiswahl=
Comites.
13. Laut Bekanntmachung des Großh. Landes=Commiſſirs zu Freiburg vom 20. Februar 1887 die Rummer 21 des
in Offenburg erſcheinenden Wochenblattes Der Volksfreundj ſowie das fernere Erſcheinen dieſer Zeitſchrift.
14. Laut Bekanntmachung Großh. Kreisamts Offenbach vom 21. Februar 1887 das bei M. Jahn (vormals C. Ulrich
zu Offenbach a. M. gedruckte Wahlflugblatt mit der Ueberſchrift; An die Reichstagswähler des Wahlkreiſes Offenbach=
Dieburg. Arbeiter! Bürger! Landleute! unterzeichnet: Das Arbeiter=Wahlcomite!.
15. Laut Bekanntmachung des Stadtraths zu Gotha vom 20. Februar 1887 das von Wörlein &8. Co. in Pürnberg
gedruckte und verlegte Flugblatt, welches auf der einen Seite unter der Ueberſchrift: Ein Flugblatt für die ganz Dummen=
die
Wahl des =Schuhmachers Wilh. Bocku empfiehlt, auf der anderen Seite unter der Ueberſchrift; Auf zur Wahl! in
Reimform auffordert, ſozialiſtiſch zu ſtimmen.
16. Laut Bekanntmachung des Regierungs=Präſidenten zu Stettin vom 22. Februar 1887 das bei Fritz Herbert in,
Stettin gedruckte Flugblatt: Arbeiter, Handwerker
17. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Aachen vom 22. Februar 1887, das im
Druck von Daniel Voß in Aachen erſchienene Flugblatt, beginnend: Arbeiter! Handwerker! Mitbürger! und unterzeichnet:
Das Arbeiter=Wahlcomite
18. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern zu München, vom 22. Februar
1887 die nichtperiodiſche Druckſchriſt mit der Ueberſchrift: An die Reichstagswähler Münchens 1 und I17,zunterzeichnet: Das
Wahlcomite der Arbeiterpartei in München'; Druck von M. Ernſt in München.
19. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Poſen, vom 22. Februar 1887. a) die Bro=
ſchüre
; Anti=Syllabus- von Dr. Herm. Kraſſer in Hermannſtabt in Siebenbürgen; h) das in polniſcher und deutſcher
Sprache gedruckte Flugblatt, betitelt: Odezwa o Polkiego Crudu- und unterzeichnet: Viele Arbeiter Oſtrowos', Verlag
von K. Komernicki in Dresden, Druck von Schönfeld und Harniſch in Dresden.
20. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Minden, vom 22. Februar 1887 das Wahl=
flugblatt
: An die Wähler des Wahlkreiſes Bielefeld-Wiedenbrück=, beginnend mit den Worten: Wählerl Angeſichts der für,
nächſten Montag bevorſtehenden Reichstagswahl= und unterzeichnet: Das ſozialdemokratiſche Wahlcomite. J. A. D. Hegemann.
21. Laut Bekanntmachung des Kgl. Regierungs=Präſidenten zu Wiesbaden, vom 23. Februar 1887 das bei E. Herzog
in Mainz gedruckte, im Verlag von Franz Jöſt daſelbſt erſchienene Wahlflugblatt, mit den Worten beginnend: Offener Brief
an die Wähler Wiesbadens= und mit den Worten ſchließend: und energiſch für die Volksrechte eingetreten iſt
22. Laut Bekanntmachung des Regierungs=Präſidenten zu Potsdam vom 24. Februar 1837, das im Druck von Goedecke
und Gallinek, Berlin N., Friedrichſtr. 105a, und unter verantwortlicher Redaktion des Karl Fringel in Brandenburg er=
ſchienene
Flugblatt mit der Ueberſchrift: An die Wähler des weſthavelländiſchen Wahlkreiſes= und mit den Schlußworten:
Ferdinand Ewald, Vergoldermeiſter ir Brandenburg a. H.
23. Laut Bekanntmachung der Kgl. Regierung, Abtheilung des Innern zu Schleswig, vom 24. Februar 1887 der
Wahlaufruf: An die Wähler des 5. Schleswig=Holſteiner Wahlkreiſes; beginnend: Wähler! Wieder einmal ſtehen wir vor
einer Reichstagswahl= und endigend: Gebt am 21. Februar Eure Stimme nur dem Arbeiter=Vertreter Herrn Stephan,
Heinzel; unterzeichnet: Mehrere Wähler', gedruckt von Wilhelm Janſen, Itzehoe.
24. Laut Bekanntmachung der Kgl. bahr. Regierung der Pfalz, Kammer des Innern zu Speyer, vom 25. Februar
1887 die Nr. 44 der in Kaiſerslautern erſcheinenden Zeitung: Pfälziſche Freie Preſſe! vom 21. Februar d. J3. (redigirt
und verlegt von Adam Frank in Kaiſerslautern, gedruckt in der Karl Willig'ſchen Buchdruckerei in Kaiſerslautern).
Darmſtadt, den 28. Februar 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
2024

Ueberſicht
der Durchſchnittspreiſe von ſolgenden Früchten
vom 15. Februar bis 1. März 1887.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 1850. Korn per Sack
100 Kilo M. 14.50. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 15.50. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 13.50.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
Großherzogliches Polizeiamt.

Ueberſicht,
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 15. Februar bis 1. März 1887.
Butter per ¹, Kilo M. - 86, desgl. in Partien M. - 75.
Eier per Stück 71 Pfg., desgl. per 25 Stück M. 1. 81.
Kartoffeln per 180 Kilo M. 650, desgl. per 25 Kilo
M. 1.65. Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.90 - Heu per
50 Kilo M. 3.-.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
(2025
Großherzogliches Polizeiamt.

[ ][  ][ ]

523

Nr. 45
Bekanntmachung.
Die Verwiegungen im hieſigen ſtädtiſchen Schlachthaulſe werden vom 7. d. M.
an durch einen verpflichteten ſtädtiſchen Verwieger vorgenommen werden. Nach=
ſtehend
bringen wir die bezüglichen Beſtimmungen zur allgemeinen Kenntniß.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(1948
Ohlh.

Brkunntmnchung.

Die ſtädtiſche Schlachthauswaage betreffend.
Die Verwiegungen auf der ſtadtiſchen Schlachthauswaage werden durch einen
verpflichteten ſtädtiſchen Verwieger vorgenommen.
Wer eine Verwiegung wünſcht, hat ſich an denſelben zu wenden, das zu ver=
wiegende
Stück an die Waage zu hängen und nach erfolgter Verwiegung ſofort zu
entfernen. Er kann der Verwiegung beiwohnen und ſich von der Richtigkeit des
angegebenen Gewichtes überzeugen.
Für jede Verwiegung ſind 20 Pfennig Waaggebühr an den Verwieger ſofort
zu entrichten. Derſelbe hat dafür einen gedruckten und nummerirten Empfangſchein
abzugeben, nachdem er das ermittelte Gewicht unter Beifügung ſeiner Namensunter=
ſchrift
darin eingetragen hat. Es wird nur das volle Gewicht, ohne jeden Abzug,
eingetragen.
Wer ſich den Empfangſchein nicht einhändigen läßt, ſetzt ſich nochmaliger An=
forderung
der Gebühr aus und es kann im Weiteren nach Maßgabe der Schlacht=
hausordnung
gegen ihn vorgegangen werden.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[1949

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Die mit Renovation der Synagoge zu Pfungſtadt verbundene Anſtreicher=
und Malerarbeit, veranſchlagt zu Mk. 562 50, wird im Submiſſionswege vergeben.
Die Gebote ſind portofrei
ſpäteſtens bis 10. März, Vormittags 10 Uhr,
an den israelitiſchen Vorſtand Pfungſtadt einzuſenden, woſelbſt auch Voranſchlag
und Bedingungen zur Einſicht offen liegen.
Heppenheim, den 21. Februar 1887.
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10 Uhr,
im Amtslokal des Großh. Polizeiamts
(Hügelſtraße 31-33, Zimmer Nr. 10)
abzugeben, woſelbſt auch die Bedingungen
einzuſehen ſind.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
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friſchen Gemüſen und Suppenkräutern dürfte
ein Hinweis auf die ausgezeichneten Konſerven
der bekannten Firma C. H. Knorr in Heilbronu
am Platze ſein. Dieſelben zeichnen ſich durch
einen mäßigen Preis. vortrefflichen Geſchmack,
große Ausgiebigkeit und vorzügliches Aroma
aus, ſo daß ſie unſeren Hausfrauen als ein
vollkommener Erſatz für grüne Kräuter und
Gemüſe empfohlen werden können.

Hchiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 27.
Der Voſtdampfer Saale=, Kapitän Richter,
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
16. Februar von Bremen abgegangen war, iſt
am 28. Februar wohlbehalten in New=York
angekommen.

2a

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 4. März.
11. Vorſtellung i. d. 1. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Hringaire.
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Deutſch von A. Winter.
Perſonen:
Ludwig XI., König von
Frankreich
Herr Werner.
Olivier le Daim, ſein Barbier
und Vertrauter
Herr Mickler.
Simon Fourniez. Kaufmann Herr Knispel.
Nicole Andry, ſeine Schweſter Frl. Ethel.
Louiſe, ſeine Tochter.
Frl. v. Felden.
Pierre Gringoire
Herr Wagner.
Hierauf:
DiesBurgruine.
Luſtſpiel in einem Aufzuge von Carl Caro.
Walheim
Herr Werner.
Erni, ſeine Tochter
Frau Kläger.
Eberhard Leuthold, Maler Herr Hacker.
Theodor Sperber.
Herr Wagner.
Fräulein Kathrine
Frl. Schütkh.
Knopf, Diener
Herr Hauſen.
Zum Schluß:
Das Verſprechen hintersm Herd.
Eine Scene aus den öſterreichiſchen Alpen
mit National=Geſängen von Alex. Baumann.
Michel Quantner, Wirt in
er Abtenau
Herr Dalmonieo.
Loisl, ſein Sohn
Herr Hofmüller.
Nandl, Almerin, im Dienſt
bei Quantner
Frl. Loiſinger.
Freiherr v. Strizow.
Herr Hanſen.
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Gonntag, 6. März.
12. Vorſtellung in d. 7. AbonnementZabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Rouſt.
Große Oper in 3 Akten mit Ballet von
Gounod.
139

[ ][  ][ ]

526

Nr.
Einladung zum Abonnement
auf das
Darmtädter Tughlatt,
150. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stabt und Kreis
Darmſtadt.
Das nunmehr in ſeinen 150. Jahrgang eingetretene Tagblatt
bringt neben einer pokitiſchen Aeberſicht reichhaltige Mittheikungen
von allgemeinem und loſtaſem Intereſſe aus Htadt und CLand;
Anterhakkung wird ferner durch das damit verbundene Ilkuſtrierte
Anterhaktungsbkatte mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und
jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen
ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn,
dnrch die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion excl. Bringerlohn.
Abonnements können jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23,
owie auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinen mit
dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.
Neu hinzutretende Abonnenten erhalten die vom 1. März ab
erſchienenen Nummern nachgeliefert.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 24. Februar bis 2. März 1887.
Geborene: Am 23. Februar: Dem Sergeant im Großh. Feld=
Art.=Regt. Nr. 25, Georg Heinrich Eidenmüller, S. Heinrich. Am
25.: Dem Gardeunteroffizier Peter Breth, S. Friedrich Wilhelm.
Dem Konditor Karl Auguſt Elwert, S. Hermann Adolf.
Vroſkamiert als Verkoste: Der Sekondelieutenant von der
Artillerie=Schießſchule, Wilhelm Ernſt Fauſtmann zu Berlin und
Eliſabeth Johanna Louiſe Weis hier. Der Sergeant (Trompeter)
Ernſt Eduard Hering hier und Agnes Johanna Antonie Maria
Laaſer zu Schleswig.
Geſtorbene: Am 24. Februar: Der Stabsſourier i. V. Heinrich
Wilhelm Stein, 63 J. 28 T. Am 24.: Der Maurer Wilhelm Becker,
51 J. 8 M. 4 T. Am 28.: Die unverhelichte Bertha Sauermann,
40 J. 3 M. 6 T.

Politiſche Reberſicht.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer hat den dringenden Vor=
ſtellungen
ſeiner Umgebung nachgegeben und ſich entſchloſſen, von
der perſönlichen Eröffnung des Reichstags Abſtand zu nehmen.
Die Taufe des jüngſtgeborenen Sohnes des Prinzen Wilhelm
iſt auf den 12. März feſtgeſetzt.
Die Thronrede bei der geſtrigen Eröffnung des Reichstags
ſagt: Der Geſetzentwurf über die Friedenspräſenzſtärke wird dem
Reichstag unverändert wieder zugehen. Die finanzielle Lage weiſt
darauf hin, die eigenen Einnahmen des Reiches durch Beſchaffung
neuer Einnahmequellen zu verſtärken. Die Regierungen hoffen mit
dem Reichstag über notwendige Reformen des Steuerſhſtems zur Ver=
ſtändigung
zu gelangen. Die Thronrede kündigt an einen Geſetz=
entwurf
über Unfallverſicherung der Seeleute und Bauarbeiter. Die
Vorlage, betreffend die Erweiterung der den Innungen zu ver=
leihenden
Befugniſſe, iſt in Vorbereitung. Ein Geſetzentwurf wird
vorgelegt werden, betreffend die Verwendung von geſundheitsſchäd=
lichen
Farben. Die Reviſion der Servistarife und der Klaſſen=
einteilung
der Orte wird zum Abſchluß zu bringen ſein, ebenſo der
Geſetzentwurf über die Aenderung der Gebührenordnung der Rechts=
anwälte
zu erledigen ſein. Die Beziehungen des Deutſchen Reiches
zu den fremden Mächten ſind heute noch dieſelben. Der Kaiſer
drückt die Genugthuung aus über die Kundgebungen des Papſtes,
durch welche deſen wohlwollendes Intereſſe für das Deutſche Reich
und für den inneren Frieden bethätigt worden. Die auswärtige
Politik des Kaiſers iſt fortwährend darauf gerichtet, den Frieden
mit allen Mächten, beſonders mit unſeren Nachbarn zu erhalten.
Dieſer friedliebenden Politik des Kaiſers vermag der Reichstag die
wirkſamſte Unterſtützung zu gewähren, wenn er ſchnell, freudig und
einmütig der Vorlage zuſtimmt, welche die ſofortige Stärkung der
defenſiven Wehrkraft zum Zweck hat. Wenn der Reichstag den
Willen der Nation ohne Zaudern zum Ausdruck bringt, gegen jeden
Angriff auf unſere Grenzen die ganze Fülle unſerer nationalen
Kraft aufzubieten, ſo wird der Reichstag die Bürgſchaften des
Friedens weſentlich verſtärken. Der Kaiſer vertraut ſicher, daß die
Beſchlüſſe des Reichstags der nationalen Politik der Regierungen
ſichere Grundlage gewähren werden, und ſchöpft aus dieſem Ver=
trauen
die Zuverſicht, daß ſeine Bemühungen, den Frieden und
die Sicherheit Deutſchlands zu wahren, von Gott geſegnet ſein
werden.

Das Armeeverordnungsblatt veröffentlicht einen allerhöchſten
Erlaß vom 24. v. M. welcher beſtimmt, daß in dieſem Jahre das
erſte und zweite Armeecorps, jedes für ſich, große Herbſtübungen
Parade, Corpsmanöver gegen einen markierten Feind, dreitägigs
Feldmanöver der Diviſionen gegeneinander vor dem Kaiſer) ab=
halten
, welchen zehntägige Uebungen ſämtlicher Kavallerieregimenter
dieſes Armeecorps im Brigade= und Diviſionsverbande vorangehen
ſollen.
In der Plenarſitzung des Bundesrates vom Montag wurden
die Militärvorlage, der Reichshaushaltsetat pro 1887-88 nebſt dem
Nachtragsetat, ſowie die Entwürfe über den Servistarif und die
Klaſſeneinteilung der Orte, über die unter Ausſchluß der Oeffent=
lichkeit
ſtattfindenden Gerichtsverhandlungen und über die Fürſorge
für die Hinterbliebenen von Angehörigen des Reichsheeres und der
Marine unverändert angenommen und dem Reichstage überwieſen.
Die Ueberſicht über die Ergebniſſe der Volkszählung vom 1. Dez.
1885 und ein Antrag auf ſtrafrechtliches Einſchreiten gegen die Preſſe
gingen an die bezüglichen Ausſchüſſe.
Der neue Reichstag weiſt in ſeiner äußeren Phyſiognomie im
Vergleiche mit ſeinem aufgelöſten Vorgänger teilweiſe bedeutende
Veränderungen auf. Hauptſächlich wird die linke Seite des Hauſes
von dieſen betroffen, denn die Freiſinnigen müſſen den größten Teil
ihrer bisherigen Plätze den in faſt verdoppelter Zahl einrückenden
Nationalliberalen überlaſſen, während die acht Vertreter der Volks=
partei
überhaupt ganz verſchwunden ſind. Das Centrum ſeinerſeits
wird einige Plätze auf ſeiner rechten Seite den konſervativen Frak=
tionen
einräumen müſſen; die Elſäſſer und Sozialdemokraten be=
halten
ihre bisherigen Sitze, die ſie hinter den Nationalliberalen
einnahmen.
Der deutſche Miniſterreſident in Caracas hat auf Wunſch Eng=
lands
den Schutz der engliſchen Unterthanen und ihres Eigentums
in Venezuela übernommen, da der zwiſchen Venezuela und Britiſch=
Guhana ſeit längerer Zeit herrſchende Grenzſtreit mit dem Abbruch
der Beziehungen zwiſchen der Republik Venezuela und England
geendet hat.
Wie die Rheiniſch=Weſtphäliſche Zeitung= meldet, iſt das neue
Statut der weſtphäliſchen Berggewerkſchaftskaſſe, durch welches zur
zwangsweiſen Beſchränkung der Kohlenförderung ermächtigt wird,
vom Miniſter für öffentliche Arbeiten genehmigt worden.
Belgien. In der Deputiertenkammer finden gegenwärtig leb=
hafte
Verhandlungen über die Militärfrage ſtatt. In der Diens=
tagsſitzung
begründete der ehemalige liberale Kabinetschef Frere=
Orban die ſeitens der Oppoſition eingebrachten Interpellation über
dieſe bedeutungsvolle Frage und bekämpfte in ſtundenlanger Rede
die militäriſchen Projekte der Regierung. Ueber den Ausgang der
Debatten läßt ſich zur Stunde durchaus noch nichts Gewiſſes ſagen,
vermutlich hängt aber hiervon das Schickſal des Kabinets Ber=
naert
ab.
Niederkande. Aus einer Reihe von Städten, worunter Leyden,
Haarlem und Delft wird von gegen die Sozialiſten gerichteten Un=
ruhen
gemeldet, wobei zahlreiche Perſonen verwundet wurden.
Jranſtreich. Miniſterpräſident Goblet beabſichtigt während der
Kammerberatungen wegen der Getreidezölle Erklärungen über die
Lage der Regierung zu geben
Kriegsminiſter Boulanger hatte am Montag abend ſog. offenen
Empfang; wobei etwa 5000 Perſonen, worunter die Hälfte Offi=
ziere
vor dem Kriegsminiſter defilierten. Es giebt dies einen
Beweis für die hervorragende Bedeutung, welche Boulanger ge=
wonnen
hat.
Zzulgarien. Ueber den Aufſtand in Siliſtria geht der K. 3.
aus Giurgewo, 2. März folgende Mitteilung zu: Hauptmann Kiſtew,
der Führer der Druſchma Siliſtria, ließ in der Nacht auf den
1. März alle Beamten und Offiziere daſelbſt verhaften, die ihm als
Anhänger der Regentſchaft bekannt waren, nachdem er, wie es im
November in Burgas geſchehen war, erklärt hatte, daß das Volk
und das Heer die Regentſchaft nicht anerkennen. Auf die von den
Behörden von Ruſtſchuk an ihn gerichteten Anfragen antwortete
Kiſtew mit Frechheiten. Die Regierung hat kräftige Maßregeln
gegen die Aufrührer ergriffen, deren Zahl 500 nicht überſteigen kann.
Je ein Bataillon aus Ruſtſchuk und aus Varna und vier Geſchütze,
zwei aus Ruſtſchuk und zwei aus Schumla, und eine Schwadron
aus Schumla, das Ganze unter dem Befehle des Hauptmanns
Drandaremski, ſind nach Siliſtria abgegangen. Die Truppen müſſen
ſchon vor Siliſtria angekommen ſein, wo ſie den Aufrührern die
Flucht nach der nur 2Em entfernten rumäniſchen Grenze abzuſchnei=
den
ſuchen werden. Die Grenze iſt von rumäniſchen Truppen beſetzt.
Den neueſten Meldungen zufolge iſt der Aufſtand in Siliſtria
bereits unterdrückt.
In mehreren an der Donau gelegenen Diſtrikten iſt der Be=
lagerungszuſtand
proklamiert worden.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 4. März.
7. Stadtverordneten=Verſammlung. Die auf geſtern nachmittag
anberaumte Sitzung eröffnete Herr Oberbürgermeiſter Ohly mit
Mitteilung einer eingelaufenen Vorſtellung betr. Kanaliſation der

[ ][  ][ ]

Nr.
oberen Heinrichſtraße, die a. die Baukommiſſion verwieſen wurde.
Ueber den erſten Puri. der Tagesordnung betr. Trottoir, Baum=
anlage
und Beleuchtung der Rheinſtraße referierte Herr Stadt=
verordneter
H. Müller im Namen der Kommiſſion, die für die obere
Rheinſtraße bis zur Louiſenſtraße ein erhöhtes, 530 Meter breites,
Asphalt=Trottoir mit Zurückſetzung der Bäume und Kandelaber auf
dasſelbe vorſchlug; für die untere Rheinſtraße iſt noch keine Bewil=
ligung
erfolgt und ſoll deshalb auch wegen des Trottoirs noch kein
Beſchluß gefaßt werden. Bei der darüber entſtehenden Diskuſſion
befürworteten die Herren Stadtverordneten Bernhardt, Hein und
C. Müller die gleichzeitige Inangriffnahme der ganzen Rheinſtraße,
worauf Herr Beigeordneter Riedlinger die Anſicht der Baukommiſſion
verteidigte ſchon wegen der aus jener gleichzeitigen Jnangriffnahme
entſtehenden Koſten.
In dieſem Sinne ſprach ſich auch Herr Hochſtätter aus, worauf
der Berichterſtatter noch einmal das Wort ergriff und ebenſo der
Vorſitzende den Antrag der Kommiſſion befürwortete, der dann zum
Beſchluß erhoben wurde. In der unteren Rheinſtraße ſollen in den
nächſten 14 Tagen die Bäume in die Flucht der Kandelaber unter
Leitung des Herrn Hofgärtner Dittmann verſetzt werden. Auch damit
erklärt ſich die Verſammlung einverſtanden, ebenſo wie mit einer Ver=
mehrung
der Gaskandelaber. In der Wilhelminenſtraße ſollen Bäume
und Kandelaber auf das erhöhte, 5 m bezw. 530 m breite Trottoir
geſetzt werden - ein Antrag, der ebenfalls angenommen wurde.
Hierauf wurden zwei Gelände=Abtretungen am Rathausgäß=
chen
dem Antrag der Bau=Kommiſſion entſprechend genehmigt, ebenſo
eine Gelände=Erwerbung an der Kreuzung der Nieder=Ramſtädter=
und Wienerſtraße gebilligt und endlich das Geſuch der Firma Merck
in der Mühlſtraße um Befreiung von den Beſtimmungen der 88 22
und 43 des Ortsbauſtatuts zu nochmaliger Vorlage empfohlen, wo=
rauf
man um 4 Uhr zur Beratung einer beſonderen Angelegenheit
in die nicht öffentliche Sitzung eintrat.
Die bis geſtern Nachmittag bekannt gewordenen 25 Stich=
wahlreſultate
verteilen ſich wie folgt:
N.L. Konſ. R.=P. D. Fr. Centr. Soz.

Berlin
Bremen,
Breslau
Bromberg
Danzig
Dresden
Elberfeld
Frankfurt a. M.
Greiz
Halle
Hannover
Köln

Königsberg.
Lübed
Magdeburg (Stadt.
1

Mainz

Nordhauſen.

Stettin
Waldenburg
Würzburg
Zittau

5

Repertoire=Entwurf des Gr. Hoftheaters. Sonntag, 6. März:
Fauſt (Oper). Dienstag, 8. März; Goldſiſche; (Luſtſpiel vor
Schönthan und Kadelburg) neu. Mittwoch, 9. März: Epidemiſch
Donnerstag, 10. März. Der Hüttenbe=
uDie
ſchöne Galathee
ſitzer'. Freitag, II. März: Die Stumme von Portici=
Wie wir hören, wären nun die Pläne für die in Ausſicht
genommenen und durch das Bedürfnis dringend gebotenen Ver=
größerungen
unſeres Pfründner= und Armenhauſes von dem Stadtbau=
amt
fertig geſtellt und dürften dieſelben in Bälde der Genehmigung
der Stadtverordneten unterbreitet werden.
B. Theater des Carnevalzug=Vereins, Mittwoch den 2. März.
Wir wiſſen nicht, wie die Stücke beſchaffen geweſen, welchen die
4aktige Lokalpoſſe E geplagda Familzevadda, den Rang ab=
gelaufen
hat. Daß ſolche aber vollkommen geeignet iſt, die Unter=
haltung
eines Abends zu decken, ſtand ſchon bei der erſten Auffüh=
rung
feſt und konnte ſich bei der Wiederholung nur beſtätigen.
Das Lokalkolorit iſt durchgängig mit viel Glück und ohne alle
Aufdringlichkeit in eine Handlung geſetzt, die in manchen ihrer
Motive an LArronge erinnert und es in einigen Scenen der unver=
wüſtlichen
Komik im Datterich= und Tollen Hund: nahe bringt.
Die Darſteller, ſämtlich Dilettanten, fanden ſich mit dem Charakter
ihrer dankbaren Aufgaben ſehr wohl zurecht und trafen ausnahms
los den natürlichen, gemütlichen Ton der Poſſe. Der Aufführung
wohnte Se. Kgl. Hoheit der Großherzog nebſt hoher Familie bei.
C Kleine Mitteilungen. Während des verfloſſenen Monats
Februar l. J. haben 510 durchreiſende Handwerksgeſellen die Hülfe
der hieſigen Naturalverpflegſtation in Anſpruch genommen.
Durch die mit dem Büreau in Verbindung ſtehende Arbeitsnach=
weiſeſtelle
wurde vier Arbeitſuchenden auf Verlangen bei hieſigen

45
527
und auswärtigen Meiſtern Arbeit nachgewieſen. Die Koſten der
Station pro Februar belaufen ſich auf 235 M. Einem in der
Soderſtraße wohnenden Spezereihändler wurde die am Eingang
ſeines Hauſes angebrachte Stahlplatte mit drei in dieſelbe ein=
gelaſſenen
Schellenknöpfen von Elfenbein abgeriſſen und entwendet.
Auch wurden an dem über dem Eingang zum Laden angebrachten
Glasdach zwei Scheiben zertrümmert.- Seit Ende vorigen Monats
hat ſich ein 17jähriger Schloſſerlehrling heimlich von hier entfernt.
Gegen einen Schneiderlehrling iſt Anzeige wegen Körperver=
letzung
erhoben worden.
Montag Nacht wurde einem in der
Rheinſtraße wohnhaften Tapezier das Firmenſchild ausgehängt
und entwendet.
In einer der letzten Nächte logierte ſich ein
Burſche in ein Coupé 1. Klaſſe eines Eiſenbahnwagens ein und
wurde am anderen Morgen bei Reviſion der Wagen entdeckt. Es
gelang demſelben jedoch unter Zurücklaſſung eines Hutes und Rockes
zu entkommen. - Eine 16jährige Fabrikarbeiterin wurde am Mon=
tag
Abend von einem Hutmacher in der Schloßgartenſtraße über=
fallen
, am Halſe gewürgt und geſchlagen, weshalb derſelbe zur
Anzeige gebracht wurde. Drei noch ſchulpflichtige Jungen
wurden am Dienstag Abend gegen ½9 Uhr von einer Frau auf
dem Speicher eines Hauſes in der Wilhelminenſtraße betroffen, wie
ſie mit einem Stearilicht die Räumlichkeiten abſuchten. Als die
Bürſchchen die Frau bemerkten, ergriffen ſie die Flucht, doch wurde
der eine in dem Hausflur eingeholt und auf das Revier verbracht.
Hier gab der Junge an, daß ſie die Abſicht gehabt etwas zu ſtehlen
und vor Weihnachten ſchon zweimal in dem Hauſe geweſen zu ſein,
doch ſeien ſie damals auch geſtört worden. Ein hieſiger Schuh=
macher
kaufte ſich am Dienstag bei einem Metzger Fleiſchwurſt
und will hierin ein vergiftetes Weizenkorn gefunden haben. Näheres
wird die eingeleitete Unterſuchung ergeben. - Verhaftet wurde
ein Kellner, welcher mehrere neue Halsbinden veräußerte, die zweifel=
los
geſtohlen ſind. Am Mittwoch Vormittag wurde ein Burſche
von einem Schutzmann dabei betroffen, als er ein Opernglas bei
einem hieſigen Trödler verkaufen wollte. Der Burſche vermochte
ſich über den rechtmäßigen Erwerb des Opernglaſes nicht auszu=
weiſen
und wurde deshalb verhaftet. Bei ſeiner ſpäteren Verneh=
mung
geſtand er zu, dasſelbe dahier geſtohlen zu haben, doch ſei
ihm die Straße nicht mehr genau erinnerlich. Unter Begleitung
eines Schutzmannes mußte der Burſche den Schauplatz ſeiner
Thätigkeit aufſuchen und bezeichnete er ein Haus in der Beſſunger
Karlsſtraße als dasjenige, wo er das Opernglas entwendet habe,
was ſich denn auch auf ſofortige Nachfrage beſtätigte. Der Be=
ſtohlene
ſelbſt hatte den Diebſtahl vorher noch nicht bemerkt.
Die Frequenz unſerer Landesuniverſität Gießen im Winter=
ſemeſter
188687 ſteht mit 486 Studierenden, darunter 92 neu Im=
matrikulierten
, gegen das Sommerſemeſter 1886 (514 Studierende
und 114 neu Immatrikulierte) und gegen das Winterſemeſter 1885186
(536 Studierende und 108 neu Immatrikulierte) zurück. Diemeiſten
Studierenden haben im laufenden Winterſemeſter die evang. theol.
und die mediciniſche Fakultät, je 94; dann kommt die Rechtswiſſen=
ſchaft
mit 62, Forſtwiſſenſchaft 43, klaſſiſche Philologie 34, Chemie
28. Tierheilkunde 26, Mathematik 22, neuere Philologie 21, Kameral=
wiſſenſchaft
20, Philoſophie und Naturwiſſenſchaften 18 Pharmacie
16, Zahnheilkunde 4, Geſchichte 3. Von den neu Immatrikulierten
waren 65 mit Gymnaſial= und 12 mit Realgymnaſialmaturität, 14
mit der Reife für ihr Fach und 1 ohne Maturität.
Der Produktionswert unſerer inländiſchen Bergwerke,
Salinen, Hütten u. ſ. w. iſt für das Jahr 1885 mit 4791716 M.
gegen 1884 mit 5513088 M. zurückgegangen, oblgleich ſich die mitt=
lere
tägliche Zahl der Arbeiter von 2545 in 1884 auf 2812 in 1885
gehoben hat. Von dem Rückgang werden nur die Berg=und Hütten=
werke
betroffen, während ſich die Salinen und die für Verarbeitung
des Roheiſens beſtimmten Werke einer kleinen Erhöhung zu er=
freuen
haben.
Arbeiter=Kolonie Neu=Ulrichſtein. Nach dem Monatsbericht pro
Februar 1887 waren Ende Februar in der Kolonie arbeits= reſp.
ſtellenlos 91; davon 24 landw. Arbeiter, 2 Bäcker, 1 Bergmann,
Brauer, 2 Buchbinder, 3 Cigarrenmacher, 2 Fleiſcher, 1 Former,
1 Gärtner, 1 Handſchuhmacher, 2 Kaufleute, 2 Kellner, 1 Lithograph.
1 Schirmmacher, 2 Schreiber, 1 Vortefeuillearbeiter, 1 Klemper,
Korbmacher, 1 Lehrer, 7 Weißbinder, 2 Müller, 5 Schloſſer,
Schmied, 4 Schneider, 6 Schuhmacher, 3 Tiſchler, 3 Weber, 3
Zimmerleute, 1 Buchdrucker, -Denillateure, 1 Steindrucker, 1 Noten=
drucker
, 1 Steinmetz, 1 Strumpfwirker.
Es waren aus: Großh.
Heſſen 26. Naſſau 13, Thüringen 1, Baden 1, Bayern 6, Württem=
berg
1, Sachſen 1. Provinz Brandenburg 5 linkl. 2 Berlin), Han=
nover
2, Heſſen 10, Poſen 3, Weſtpreußen 6, Schleſien 1, Sachſen
4, Rheinland 2, Weſtfalen 1, Lauenburg 1; Anhalt 1, Lippe=Detmold
1, Hamburg 2, Elſaß=Lothringen 1, Schweiz l, Luxemburg I. Ab=
gegangen
ſind 33, davon gingen auf ihren Wunſch 26, durch die
Kolonie in Stellung 3, eigenes Bemühen 1, zur Familie 1, entlaufen
iſt 1. zum Militär
Im Ganzen wurden ſeit Eröffnung der An=
ſtalt
aufgenommen 550 Koloniſten.
4 Mainz, 2. März. Trotz der von den Sozialdemokraten prokla=
mierten
Wahlenthaltung haben bei der heutigen Stichwahl hier
8011 Wähler von ihrem Stimmrecht Gebrauch gemacht, gegen 9311

[ ][  ]

Nr.
528
bei dem erſten Wahlgang. Es geht hieraus hervor, daß die Parole
der ſozialiſtiſchen Führer (der Sozialiſt Joeſt erhielt am 21. Febr.
3565 Stimmen) auf ſtrikte Wahlenthaltung von der Maſſe der
Wähler nur zum kleinſten Teil befolgt wurde. Nach einem Ver=
gleich
der Ziffer in den einzelnen Bezirken dürften ſich die ſozia=
liſtiſchen
Stimmen in gleichen Teilen auf die beiden Kandidaten
verteilt haben. Es fielen heute auf den Kandidaten der National=
liberalen
, Provinzialdirektor Küchler 3900 Stimmen (gegen 2253
am 21. Febr.) und auf den Centrumskandidaten Racke 5002 Stimmen
(gegen 3565 Stimmen am Al. Febr.). Racke hat demnach hier nahezu
2100 Stimmen mehr als Küchler.
Mainz, 3. März. Das durch den Telegraph in runder Ziffer
bereits mitgeteilte Wahlreſultat aus dem geſamten Wahlkreis
Mainz=Oppenheim entſpricht im Weſentlichen genau der Abſtim=
mung
in der Stadt Mainz; vorbehaltlich einer Ratiſikation der
Ziffer in einzelnen kleinen Ortſchaften erhielt der Centrumskandidat
Racké 10834 und der Kandidat der nationalliberalen Partei Pro=
vinzialdirektor
Küchler 9556 Stimmen. Der Erſtere iſt mithin mit
einer Mrajorität von 1278 Stimmen gewählt. Mit Ausnahme der
Ortſchaften mit ſtreng ausgeſprochenem konfeſſionellem Charakter
haben ſich wie in der Stadt Mainz die Stimmen der Sozialdemo=
kraten
in den ländlichen Bezirken auf die zwei Kandidaten verteilt.
Unter den hieſigen Sozialdemokraten herrſchte geſtern Abend nach
dem Bekanntwerden des Reſultats eine große Bewegung: man hat
eingeſehen, daß die auf Wahlenthaltung ausgegebene Parole nicht
befolgt wurde und nun wird über die Führer geſchimpft und ihnen
laut der Vorwurf gemacht, bei ihrem Vorgehen durch unlautere
Motive geleitet worden zu ſein.
Mainz, 2. März. In einem Cafe auf dem Boulevard warf
geſtern nachmittag ein Herr bei dem Anzünden ſeiner Cigarre ein
brennendes Streichholz hinweg; im Nu hatten die großen
ſchweren Vorhänge Feuer gefangen und brannten lichterlohe; auch
eine Tiſchdecke geriet dadurch in Brand, doch wurde dieſelbe bald
gelöſcht. Der Schaden, der dadurch entſtand, iſt nicht unbedeutend
und der Gaſt für denſelben verantwortlich.
8t. Frankfurt, 3. März. In der landwirtſchaftlichen Halle wird
eifrig gearbeitet, um dieſelbe als Circus umzuwandeln, denn gegen
Mitte des Monats trifft, als gerne hier geſehener Gaſt, Herr Di=
rektor
Oscar Carré mit ſeiner großen Künſtlergeſellſchaft und einem
Marſtall von mehr als 100 Pferden, ſowie mit ſieben dreſſierten
Elephanten hier ein, um eine Reihe von Vorſtellungen zu geben.
Da ſeit längerer Zeit keine größere Kunſtreitergeſellſchaft hier war,
ſo ſteht ihr beſte Aufnahme bevor.
Lübeck, 2. März. Nach dem Bekanntwerden des Wahlergeb=
niſſes
fand vor dem Rathauſe ein Auflauf ſtatt. Das Militär
mußte einſchreiten; über 60 Perſonen wurden verhaftet, mehrere
verwundet.
Aus den deutſchen Oſtſeeprovinzen. Aus Riga wird berichtet,
daß der evangeliſch=lutheriſchen Geiſtlichkeit der Oſtſee=
Provinzen die längſt in Ausſicht geſtellte Verpflichtung, ihre
Kirchenbücher nunmehr in ruſſiſcher Sprache zu führen, geſetzlich
auferlegt iſt. Daß dies mit dem Sprachenukas vom 14.26. Sept.
1886 in Widerſpruch ſteht, unterliegt keinem Zweifel. Die Ausleg=
ung
dieſes Ukaſes iſt indeſſen längſt Sache der Gouverneure ge=
worden
, und dieſe gehen mit der rückſichtsloſeſten Willkür vor, weil
ſie genau wiſſen, daß der Senat alle von den deutſchen Ständen
erhobenen Klagen regelmäßig im Sinne der Reichseinheit' erledigt,
d. h. den Gouverneuren Recht giebt, ſelbſt wenn ihre Entſchließungen
mit dem Buchſtaben des beſtehenden Rechtes unverträglich ſind.
Im vorliegenden Sinne hatten ſich die evangeliſch=lutheriſchen
Provinzialſynoden unter anderem auch deshalb gegen den Gebrauch
der ruſſiſchen Sprache bei der Führung der Kirchenbücher erklärt,
weil die Eigentümlichkeit der ruſſiſchen Schrift, die genaue und nicht
mißzuverſtehende Wiedergabe mancher deutſcher, lettiſcher und ehſt=
niſcher
Namen unmöglich macht, wodurch unter Umſtänden Ver=
wechſelungen
, und in deren Folge allerhand rechtliche und ſonſtige
Nachteile eintreten können. Dies hat indeſſen, wie zu erwarten
ſtand, keine Berückſichtigung gefunden.
Ueber das Erdbeben an der Riviera ſchreibt man noch au
Monte Carlo: Verſchont geblieben ſind Cannes, Monte Carlo und
San Remo. Da ſie mitten zwiſchen den hart mitgenommenen
Orten liegen, ſo iſt nur die eine Erklärung dafür möglich, daß ihr
Untergrund ſie geſchützt hat. Monte Carlo iſt auf Felſengrund er=
baut
, die Altſtadt von Mentone ebenfalls, und obgleich dort vier=
jünf
=, ja, ſechsſtöckige Häuſer ſind, wurden dieſelben doch wenig oder
gar nicht beſchädigt, die Neuſtadt dagegen, welche auf ſandigem
Grunde erbaut iſt, faſt völlig zerſtört. Das gleiche zeigt ſich in
Nizza; auch dort iſt der Stadtteil am meiſten betroffen, welcher auf
ſandigem Boden ſteht; das Viertel Carabacel dagegen ſwo auch die
Villa Boutteau liegt, welche der König von Württemberg ſeit
mehreren Wintern bewohnt) iſt am Bergabhang auf den Felſen
gebaut und hat nicht gelitten.
Aus Rom liegen folgende Berichte vor: Das Städtchen
Dianomarina bietet ein Bild unſäglichen Jammers; kein Haus
blieb unverſehrt, alles liegt in Schutt und Trümmern. Mehr als
600 Menſchen wurden von den ſtürzenden Mauern getroffen und

45
entweder getötet oder verwundet. In einem Hauſe tanzte man eben;
das Erdbeben begruballe und bisher iſt noch keine der verunglückten
Perſonen unter den Trümmern hervorgezogen worden. Die Schwere
des Unglücks und die große Zahl der Opfer rührt namentlich von
der Bauart der Häuſer her. Alle hatten ſtatt der Keller große Oel=
ciſternen
, in welche die Verunglückten geſtürzt ſind. Dianomarina
war der bedeutendſte Oelplatz Liguriens. Unter den Toten des
Städtchens befindet ſich auch der Prätor; er war durch Carabinieri
bereits gerettet worden, als ihn ein ſtürzender Balken erſchlug. Das
Unglück in der Gemeinde Bajardo geſchah während des Gottes=
dienſtes
. Etwa 300 Menſchen wurden unter den Trümmern der
Kirche begraben. Alle ſind tot. Eine Kirche iſt auch in Caſtellaro
eingeſtürzt, wo 50 Perſonen getötet wurden. Die Gemeinde Buſ=
ana
iſt vernichtet; alle 400 Einwohner ſind tot. Pinocaſtello und
Tricale ſind große Schutthaufen. In San Remo ſind zwei Kuppeln
und ein Glockenturm eingeſtürzt. Miniſter Genala iſt mit zwei
Vionier=Kompagnieen in Dianomarina eingetrofſen. Der Anblick
dieſes Ortes ſoll entſetzlicher und furchtbarer ſein, als der von
Caſamicciola nach dem Erdbeben auf Jschia Dianomarina iſt nur
ein Schutthaufen. Viele Ueberlebende wurden vor Schrecken blöd=
ſinnig
.
A. Fr. Vr.)

Zum Andenken an Hedwig Reicher=Kindermann wird, wie
die Tägl. Rundſch. erfährt, demnächſt im Foyer des Leipziger
Stadttheaters, an welchem die unvergeſſene Künſtlerin die erſten
Triumphe als Wagner=Sängerin feierte, ihre Marmorbüſte aufge=
ſtellt
werden.

Ueber eine gefährliche Luftreiſe wird der Verl. Börſ. Itg
aus Oſterburg, Rabz. Magdeburg, gemeldet: Hier wuroe am Mitt=
woch
gegen 3 Uhr in der Nähe des Bahnhofs am Bieſedeiche ein
Luftballon beobachtet, deſſen Inſaſſe vergebliche Verſuche machte,
mittelſt des Ankers feſten Boden zu faſſen. Das Ankertau zerriß,
und der Korb des Ballons wurde am Boden eine Strecke weiter=
geſchleift
, bis es herbeieilenden Leuten gelang, ein ausgeworfenes
Seil zu erfaſſen und ſo des Ballons Herr zu werden. Der In=
ſaſſe
, Lieutenant von Siegsfeld von der Luftſchiffer=Abteilung zu
Berlin, war längere Zeit infolge der nicht unbedeutenden Verletz=
ungen
, die er im Geſicht und an den Beinen erlitten hatte, bewußt=
los
und wurde nach dem hieſigen Bahnhof gebracht. Nach ſeiner
Ausſage iſt der Ballon mittags 12 Uhr in Berlin aufgelaſſen wor=
den
und bis zu 1900 Meter in die Höhe geſtiegen.
Litterariſches.
Wer ſich über die Notwendigkeit des Pferdeausfuhrverbotes
unterrichten will, findet die näheren Beſtimmungen über die Re=
montierung
der Armee in dem ſoeben herausgegebenen Heft 22 des
im Verlage von W. Speemann in Berlin und Stuttgart im Er=
ſcheinen
begriffenen militäriſchen Prachtwerks Unſer Volk in
Waffen= Auch die Gewehrfabriken, durch die es möglich war
die Repetiergewehre in aller Stille vor den Franzoſen anzuſchaffen,
behandelt dieſes Heft.
Briefkaſten.
I. D. Die Annahme des Briefes vom 7. Januar wurde ver=
weigert
, da derſelbe unfrankiert war. Die Poſt hat denſelben ge=
öffnet
und nachdem konſtatiert war, daß der Abſender nicht zu er=
mitteln
, uns denſelben wieder zugeſtellt. Falls Sie die Veröffent=
lichung
der Einlage im Inſeratenteil jetzt noch wünſchen, wollen
Sie uns Mitteilung machen, andernfalls den beigefügten Betrag
auf unſerer Expedition in Empfang nehmen.

Lodes-Anzeige.

Statt jeder beſonderen Anzeige theilen wir hierdurch
mit, daß unſer innigſtgeliebtes Töchterchen
Hedwig.
im Alter von 7 Jahren geſtern Nachmittag nach kurzem
Leiden ſanft entſchlafen iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Familie Hax Sander.
Darmſtadt, 3. März 1887.

Tageskalender.
Freitag, 4. März: Monatsverſammlung des Vereins Kunſtfreund
in der alten Poſt=

Druck und Verlaa: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Berantwortlich für die Redaction:Carl Wittich.