Abonnementspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. inck.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
ggengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck Poſtaufichlag.
150. Jahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Zuſerate
verdenangenommen in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswarts
von allen Annoncen=Expeditionen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
46 44.
Donnerstag den 3. März.
Bekanntmachung.
Die Lieferung von 10 000 Stück
Pfand=
marken aus weißem Carton für das
ſtädti=
ſche Pfandhaus ſoll in öffentlicher
Sub=
miſſion
Samstag, den 5. März 1887,
Vormittags 10 Uhr,
vergeben werden.
Bedingungen ſowie Muſter liegen auf
unſerem Bureau, Rheinſtraße 18,
Zim=
mer Nr. 13, zur Einſicht der
Intereſ=
ſenten aus.
Darmſtadt, 25. Februar 1887.
Großherzogliche BürgermeiſtereiDarmſtadt.
11887
Ohly.
Großh. Anſtalt für
Blöd=
ſinnige „Aliceſtift”
Die Lieſerung nachverzeichneter
Gegen=
ſtände für das Rechnungsjahr 1887-88
ſoll auf dem Submiſſionswege vergeben
werden:
a) Verbrauchs=Gegenſtände:
1) Circa 200 Met. Baumwollflanell,
2) „ 100 „ Baumwolltuch,
3) „ 50 „ Baumwollzeug zu
Schürzen,
9 100 „ Caſſinet,
„ 100 „ Druckzeug,
„ 50 „ Kattun,
„ 50 Eöper Opford,
300 „ blaue und, weiß=
8)
„
Leinwand,
9) 60 „ Lederzeug,
10) „ 30 „ Lüſter,
11) „ 100 „ Wolletuch,
12) „ 150 „ Bettzeug, leinen,
13) „ 50 „ Bettbarchent,
14) „ 20 Kilo Bettfedern,
15) „ 100 Met. Handtücherzeug,
16) „ 15 Stück Teppiche,
17) „ 50 Met. Strohſackleinen,
18) „ 25 Kilo Strickwolle,
19) „ 12 Stück Wollmatratzen,
20) „ 22000 Centner Nußkohlen I.
21) „ 1500 Kilo Petroleum,
22) Circa 600 Kilo Seife,
23) „ 50 „ Soda,
24) „ 15 Stück Putzlumpenzeug.
b) Verzehrungs=Gegenſtände:
25) Circa 22000 Kilo Brod, gemiſchtes
I. Sorte,
80000 Stück Wecke,
26)
„
27)
„ 4500 Kilo Ochſenfleiſch,
28) „ 400 „ Kalbfleiſch,
29) „ 100 „ Hammelfleiſch,
500 „ Schweinefleiſch,
30)
„
40 Schinken,
31) „
600 „ Wurſt, verſchie=
32) „
dene,
50
Schweineſchmalz,
33)
„
„
34) „ 150 Liter Salatöl,
35) „ 600 Kilo Kochſalz.
26) „ 450 Liter Speiſeeſſig,
37) 150 Kilo Bohnen, dörre,
38) „ 400 „ Erbſen, geſchälte,
300 „ Gerſte, geſchälte,
39) „
50 „ grüne Kern,
40) „
41) „ 380 „ Kaffee, geröſtet,
42) „ 250 „ Linſen,
43) „ 1200 „ Mehl,
44) „ 250 Faden= und
Ge=
müſenudeln,
45)
400 „ Reis,
„
46) „ 75 „ Sago,
47) „ 550 „ Gries,
100 „ Zucker ſin Broden
48) „
und Würfel.
49
3000 Liter Bier.
„
Die Lieſerungs=Bedingungen und
Muſter ſind auf dem Büreau des
Rech=
ners und Oeconomen in der Anſtalt am
7., 8. und 9. d. Mts., Vormittags von
9-12 und Nachmittags von 2-6 Uhr
einzuſehen und Offerten, verſehen mit der
Aufſchriſt „Submiſſion”
bis zum 12. Mürz d. 33.,
Vor=
mittags 11 Uhr,
entweder per Poſt einzuſenden oder in
den in der Anſtalt aufgehängten
Sub=
miſſionskaſten einzulegen.
In den Offerten ſind die Submiſſions=
Bedingungen ausdrücklich anzuerkennen.
Die Muſter ſind verſiegelt und mit
entſprechender Aufſchriſt verſehen auf dem
Büreau der Kaſſe zu hinterlegen.
Aliceſtift, am 2. März 1887.
Großh. Anſtaltsverwaltung. ½
Großherzogliches
Landes=Hoſpital.
Die Lieferung der in dem
Rechnungs=
jahre 188788 erforderlich werdenden
Kleider, Weißzeug= und
Bettwerksgegen=
ſtände ꝛc. ſoll auf dem Submiſſionswege
vergeben werden und zwar:
1) 100 Meter Baumwollenbieber,
2) 900
Baumwollenzeug,
3) 100 „ Bettbarchent,
4) 500 „ Druckzeug,
5) 150 „ Cattun,
6) 870 Sarſenet und Zanella,
7) 300 „ Shirting u. Schottiſch=
Battiſt,
8) 300
Drell verſchiedener
Qualität,
9) 3200
„ blaue, weiße und
ge=
ſtreifte Leinwand,
10) 400 Strohſackleinen,
11) 350 „ weißen und farbigen
Flanell,
Lüſter, Thibet und
12) 150
Cachemir,
„ Buckskin, Wollentuch
13) 209
und Sommerzeug,
14) 150 Kilo farbiges Wollgarn,
15) 50
„ Bettfedern,
16) 70 Meter Gummiſtoff,
17) 200 Kilo Roßhaare,
18) 40 Stück weiße Betteppiche,
19) 80 Paar Holzſchuhe,
20) 100 Stück gebildte Handtücher,
21) 48
gebildte Servietten,
22) 80 Meter gebildtes
Tiſchtücher=
zeug, farbiges,
23) den Bedarf an Knoͤpfen, Zwirn,
Schnur, Neublau, Pommade, Stärke,
Halsbinden, Halstüchern, Sacktüchern,
Hoſenträgern, Hüten, Kappen,
Unter=
jacken und Hemdenkragen, ſowie
135
512
24) das Reinigen der Betteppiche.
Die Muſter und Bedingungen liegen
auf dem Bureau des Unterzeichneten am
10. 11. und 12. d. Mts., Vormittags
von 8 bis 12 und Nachmittags von 2 bis
6 Uhr, offen.
Die Offerten ſind verſchloſſen und
ver=
ſehen mit der Aufſchrift: „Submiſſion zu
der am 1. d. Mts. ausgeſchriebenen
Lie=
ferung
bis zum 10. Mürz 1887.
Vormittags 10 Uhr,
entweder per Poſt einzuſenden oder in den
Submiſſionskaſten einzulegen.
Die von den Submittenten
einzurei=
chenden Waarenmuſter müſſen getrennt
von der Submiſſion verpackt und
beſon=
ders adreſſirt werden. Ferner dürfen den
Waarenmuſtern weder Preiſe noch die
Namen der Submittenten oder deren
Firmaſtempel ꝛc., vielmehr nur ein
Zei=
chen beigefügt werden und iſt dieſes
Zeichen in der Submiſſion zu
wieder=
holen.
In den Offerten ſind die Bedingungen
ausdrücklich anzuerkennen.
Hofheim, am 1. März 1887.
Großherzogliche Direction des
Landes=Hoſpitals:
J. A.:
Stroh, Gr. Hausverwalter. 1981
Holzverſteigerung.
Montag den 7. und Dienstag den
8. März l. J.
werden im Diſtrikte Dörnbach, Abth. 9,
verſteigert:
27 Eichenſtämme mit 305 Fm.,
3 Nadelſtämme mit 5 Fm.,
8 Rm. Eichen=Nutzſcheitholz,
ferner Scheiter Rm.:
Buche 360 I. Cl., 8 II. Cl.,
Eiche 74 I. Cl., 248 II. Cl.,
Nadelholz 54, Erle 12.
Knüppel Rm.:
Buche 126, Eiche 46,
Nadelholz 18, Erle 2.
Reiſigwellen:
Buche 4950, Eiche 2750,
Nadelholz 1250.
Stöcke Rm.:
Buche 110, Eiche 98,
Nadelholz 16.
Die Stämme werden am erſten Tage
ausgeboten.
Zuſammenkunft jedesmal Morgens um
10 Uhr im Holzſchlage.
Darmſtadt, den 24. Februar 1887.
Großherzogliche Oberförſterei
Nieder=Ramſtadt.
(1894
Krauß.
Iniforms-lante
für Eivil=Staatsdiener, wenig getragen,
billig zu verkaujen.
Näheres in der Exped. d. Bl. (616
Nr. 44
Bekanntmachung.
Der Boranſchlag der israel. Religionsgemeinde zu Darmſtadt und
Beſ=
ſungen für 1887-88 liegt vom 4. d. Mts. an acht Tage lang auf unſerer
Gemeindeſtube, Friedrichsſtraße 2. zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 1. März 1887.
[1882
Der Vorſtand der israel. Religionsgemeinde.
f.r. Ge.
GGIlOO-
Gdhuoé
Durch frühzeitige Einkäufe bin ich in der Lage meinen werthen
Abnehmern noch rohen Maſfee zu alten Preisen von
90, 100, 105, 110, 120. 130, 140., 150 Pſg. in
garantirt guten reinſchmeckenden Qualitäten, ſowie dieſelben
gebrannt von Mh. L. L.40. 1.20. 1.30. 1.40., 1.50.
1.60, 1.30. 1.80 bis MK. 2. ablaſſen zu können.
Pöslépp
HVabor.
Carlsſtraße 24.
[1983
Griechische Weins
eingeführt von Fyiedr. Cayk O40,
Würzburg ≈ Hünchen.
Unbedingte Bürgſchaft jüur Reinheit, Echtheit und directen
„
Bezug.
Niederlage in Darmſtadt nur bei
H. W. Trassel,
Rheinſtraße.
11064
Die vorzüglichen weißen und rothen Flaschenwoine aus dem Keller der
Verrinigten Goſellſchaft,
welche auch an Nichtmitglieder abgegeben werden, bringe in hochgeneigte Erinnerung,
von 60 Pfg. bis zu M. 3.50 per Flaſche, desgl. Schaumweine, Champagner,
Südweine und Spirituoſen, laut Preisverzeichniß der Geſellſchaft. Speiſen
anch der Karte und auf Beſtellung über die Straße.
(864]
H
Rostauratour.
ſoschäfts-Mröſſnung und Umpfehlung.
Den geehrten Damen Darmſtadts und Umgebung hiermit die ergebene
An=
zeige, daß wir unterm heutigen Tage unter der Firma
50)
Hörmer & Vombons
ein
Damen-Confootionsgosshäſt
Schulſtraße 10
eröffnet haben.
Es wird unſer ganzes Beſtreben ſein durch nur ſolide Stoffe, ſowie
geſchmack=
volle Arrangements uns die vollſte Zufriedenheit aller derer zu erwerben, welche
uns mit ihrem werthen Vertrauen zu beehren die Güte haben werden.
Mit der Bitte um geneigtes Wohlwollen zeichnen wir
Hochachtungsvoll
11899
Hörmer &ae; Vomborg,
513
Pariser
Kopf=Salat,
per Kopf 16 Pfg., prachtvoll,
friſche Monikendamer
Grathuuungk,
fIS6hC hOI,
2 Stück 11 Pfg.
Mlapp -Lebet,
Carlsſtraße 24. 11984
Folgonde
Amdnaarmitto.
und
diätetische Präparate
halte ich in friſcher Waare ſtets auf
Lager:
Aafermehl von Enorr und
Woiberahn,
Amerik. &Ep; sohoit. Hafergrülzs,
Nestiss Eindermehl.
Timpe's Araitgries,
Condensirte Hilab,
Gibil's Fleisch-Extraot,
hiebie's und Lemmeriob's
Fleischextrast,
Eemmerich's u. Koch's Fleisch
pepton,
Eemmeriah's Bouillon.
Liebig's und Hartenstein's
Leguminasen,
Löſlunds Halzeztract in allen
Verbindungen,
ſowie ſämmtliche
Suppenartikel von Huorr.
WISt. OChWIIII.
Ecke der Wilhelminen= und
Eliſabethenſtraße.
(957
Feinste Slangenyonaden
aus der kgl. baher. Hofparfümeriefabrik
C. D. Wunderlich, präm. 1882, Nürnberg,
in blond, braun u. ſchwarz, zum Glätten,
Fixiren u. Dunkeln blonder, grauer, rother
und ſchwarzer Kopf= und Barthaare.
Sorfältigſt zubereitet, garantirt
un=
ſchädlich und nie dem Ranzigwerden
un=
terworfen, ä 35, 60 und 100 Pf. bei
H. Scharmann, (335.
Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.
Nr. 44
R Trauben=Curſchriftchen gratis. P
Huſten, Heiſerkeit,
Hals=, Bruſt= und Lungenleiden,
Katarrh, Kinderhuſten ꝛc.
— Unzählige Atteſte.-
Rheiniſcher
Trauben Brust-Houig
analyſirt und begutachtet von
Dr. Freytag, königl. Profeſſor, Bonn
Dr. Biſchoff, Berlin; Dr. Birnbaum,
Hofrath und Profeſſor, Karlsruhe;
Lt. Gutachten von Dr. Rüſt, Großh.
Medicinalrath in Grabow als
leicht=
löſendes Mittel bei Huſten,
Verſchlei=
mung, Keuchhuſten der Kinder allen
anderen Mittel vorzuziehen.
Proſpecte mit Gebr.=Anw. und
vielen Atteſten bei jeder Flaſche.
Niederlage in Darmſtadt bei den
Herren: M. W. Praſſel, Rheinſtr. 16,
Gg. Liebig Sohn, Großh. Hoflieferant,
Rheinſtr. 28. A. Fiſcher, gr.
Ochſen=
gaſſe 14. Emanuel Fuld, Kirchſtraße,
Carl Watzinger, Wilhelminenſtraße 11,
Friedr. Schaefer, Droquen= u.
Chemi=
kalienhandlung, Gg. Liebig amp; Co.,
Louiſenſtr. 10, Moriz Landau,
Mathil=
denplatz 1. Bessungen: Auguſt
(12080
Marburg.
LLrvelatuurd.
feinſte Gothaer,
ſtets vorräthig bei
M. W. Prasseh.
16 Rheinſtraße 16. 11985
Nmr 1 Haxls
4 Pfund
garantirt beſte weiße und gelbe
Cornsoite
empfiehlt
Anton Fischer,
Ochſengaſſe 14. (1554
Porzellanherd, Porzellanofen,
Kinderwagen u. Badbüttchen
(ſehr gut erhalten) zu verkaufen.
[1986
Martinſtraße 24.
Einige große weingrüne
FSSSOI
zu verkaufen. Näheres Expedition. (1901
Laltig.
K. Arheilger, Handelsgärtner.
AaI1N
ſertiger
IlhAllö-UGGIIG,
Boise-Paletots,
Gster undAavelooks.
J. C. KahlertEdonno.
Doutsche Iwirn-Gardinon,
Englische Tüll-Gardinon,
Schwoiner gostickto Gardinon,
Jutestoſfe, Fantasiostoſſo,
Damast in allen Farben,
Rups in braun und grün
empfehle ich bei großer Auswahl
zu Fabrikpreiſen.
L. Lehmann-Gmon,
4 Markt 4.
[1989
Griech. Rothwein,
beſt. Stärkungsw., 12 M. 83er u. 81er
Weißwein, eign. Gew., 5 u. 7 M. die
10 Liter. Nachnahme.
[1526
Mitsch, zum ,Ritter”, Heppenheim, B.
12932) Alexanderſtraße 6 iſt die
Parterre=Wohnung zu vermiethen
und ſofort zu beziehen. L. Heißner.
139) Ludwigsſtraße 2 eine
freund=
liche Wohnung, 3 Zimmer, Küche nebſt
allem Zubehör, zum 1. April zu verm.
1313) Neue Kiesſtraße 40 iſt der
mittlere Stock, 4 Zimmer mit
Magd=
kammer und ſämmtl. Zubehör bis Anfan=
Mai zu beziehen. Zu erfragen Parterre.
1903) Arheilgerſtr. 7 eine kleinere
Wohnung an eine ruhige Familie zu verm.
1990) Bleichſtraße 27 eine kleine
Wohnung Mitte Mai zu vermiethen.
1991) Hölgesſtr. 13 iſt die Beletage,
6 Zimmer nebſt allem Zubehör bis 1. Mai
zu vermiethen. Preis 550 M.
1982) Hölgesſtr. 10, Hinterh., drei
Zimmer, Küche ꝛc., an eine ruhige
Fa=
milie per 1. April.
Läden, Hagaze slo.
620) Ein ſchöner Laden
mit oder ohne Wohnung, in beſter Lage,
Mitte der Stadt, zu vermiethen.
514
1401) Ludwigsſtraße 19.
Nach beendigtem Umbau habe ich per
15. Juli einen großen Laden mit zwei
Schaufenſtern u. Wohnung zu verm.
Karl Nittershaus.
918) Friedrichſtraße 18, 1. Stock,
ein möblirtes Zimmer ſofort zu verm.
1167) Markt. Zwei ſchön möblirte
Wohn= und Schlafzimmer alsbald
be=
ziehbar. K. Volz. Metzgermeiſter.
1228) Eliſabethenſtraße 58 zwei
ſchön möblirte Zimmer, l. Stock, mit
ſeparatem Eingang zu vermiethen.
1537) Beſſ. Carlsſtr. 12 ein gut
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
1621) An der Dragonerkaſerne fein
möbl. Wohn= und Schlafzimmer,
par=
terre, zu verm. Näheres Expedition.
1965) Stiftſtraße 46 ein möblirtes
Zimmer. Preis 9 M.
1993) Nahe der Drag=Kaſerne gut
möbl. Wohn= u. Schlafzimmer, auf
Wunſch mit Stallung. Näheres
Neckar=
ſtraße 9. 1. Stock.
1994) Hofſtallſtraße 6 ein kleines,
möbl. Zimmer zu 10 M. monatlich.
1995) Ruthsſtraße 3 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
Darustadt.
„ nachweisbar
FilialgeschätL, rentabel, ohne
Risico, durch Patent auf 14 Jahre
con-
currenzlos, zu vergeben. Sichere
Existenz für selbstthätige Geschüfts.
leute, Pensionäre oder Wittwen.
M. 1000 Capital und beste
Empfeh-
lungen nöthig. Ausführl. Offerte sub
f. fl. 869 an Haasenstein & Vogler,
frankfurt a. M.
[1997
Gesmcht
wird von einem ruhigen Herrn per erſten
April ein ſchön möblirtes Zimmer od.
ein Zimmer mit Kabinet in freier Lage;
mit guter Penſion eventuell bevorzugt.
Offerten mit Preisangabe an die
Expe=
dition d. Bl. unter L. B.
[1967
von W. A. Mozart.
Nr. 44
⬜OPCIN
zum Beſten
der hieſigen barmherzigen Hchweſlern
Montag den 7. März 1887, Abends 2 Uhr,
Em Saalbau,
unter Leitung des Großh. Hofkapellmeiſters Herrn W. de Haan
und unter gefälliger Mitwirkung
der Großh. Kammerſängerin Frau Mayr-Olbrich, der Großh. Hofſängerin
Fräul. Emma Jungk, der Klaviervirtuoſin Fräul. ElI Weber, des Großh.
Hofſängers Herrn Gillmeister und des Großh. Hofmuſikers Herrn Riller.
Programm.
1) Sonate für Klavier und Violine (A-dur)
a) Allegro molto, b Andante, e) Presto.
Vorgetragen von Frl. Weber und Herrn Riller.
2) Arie für Sopran aus „Die Schöpfung=
„ J. Haydn.
Vorgetragen von Frau Mayr=Olbrich.
3) „ Archibald Douglas”, Ballade
„ F. Löwe.
Vorgetragen von Herrn Gillmeiſter.
4) Drei Klavierſtücke:
„ Bach=Saint=Sasns.
2) Gavotte
„ F. Chopin.
b) Prélude (Hmoll)
e) Soirée de Vienne Nr. 6 A.moll)
„ Schubert=Liszt.
Vorgetragen von Fräul. Weber.
5) Terzett aus „Cosi ſan tutte”
W. A. Mozart.
Vorgetragen von Frau Mayr=Olbrich, Fräul.
Jungk und Herrn Gillmeiſter.
6) Fantaſie über Motive aus „Fauſt=
„ P. de Saraſate.
Vorgetragen von Herrn Riller.
7) Drei Lieder:
2) Liebesbotſchaft
„ F. Schubert.
b) Dein Bildniß wunderſelig
„ R. Schumann.
c) Frühlingslied
„ F. Mendelsſohn.
Vorgetragen von Fräul. Jungk.
8) Duett aus „Die Schöpfung=
„ J. Haydn.
Vorgetragen von Frau Mayr=Olbrich und Herrn Gillmeiſter.
Eintrittskarten: Rummerirter Platz M. 3.-, Saalkarten und Logenplatz
M. 2, Vorſaalbillet M. 1, ſind zu haben in der Buchhandlung von A.
Berg=
ſträßer, Rheinſtr. 6, in der Muſikalienhandlung von G. Thies, Eliſabethenſtr. 26.
bei Herrn Kaufmann A. Horn, Kirchſtraße 12, Herrn Hofſchneider R. Wiegand,
Soderſtraße 19, ſowie keim Eingang zum Concertſaal.
[1998
GdhuG-Gubu-GhGbGdhu,
garantirt reiner Cacao und Zucker,
per Pfund 90 Pfg.,
mpſehlen Gobbr.Whchberg, Chocoladlefabrik,
Capellplatz.
[1050
mit 6 bis 8 Zimmern, Dumiethen geſucht per 1. Juni ein Haus
HauuS-Lüchen, kleinem Gar= 1) in der Nähe der katholiſchen Kirche,
ten in Darmſtadt oder Beſſungen zu 12 bis 15 Zimmer, mit Stall für 3 Pferde
miethen geſucht. Gefl. Off. sub M. 0l und Garten. Offerten unter H. W. an
an die Expedition d. Bl.
[1911 die Expedition d. Bl.
[1913
(Hine Frau, welche im Kleidermachen,
66
Hine Schöne Wohnung s é=,Weißzeugnähen und Ausbeſſern
von 7—8 Zimmern nebſt Garten in dem
neuen Stadtviertel zu miethen geſucht.
Offerten unter N. H. an die Exped.
gründlich erfahren iſt, wünſcht noch einige
Tage in der Woche zu beſetzen. Zu erſr.
Magdalenenſtr. 5 Hiterb. I. St. (915
515
ür bevorſtehende
ſind nunmehr eingetroffen.
feinſchalig, billigſt bei
M. M. Praſel,
16 Rheinſtraße 16.
(2000
80b
4
Lobend
Rheinſalm,
Auſtern,
Weſerſalm,
Hechte,
Turbot,
Aal,
Seezungen,
Karpfen zum
Braten,
Zander,
Cabliau, grüneHäringe,
Schellfiſche,
Schollen.
Güsse Bratbüch ingo.
Gewäſſerten Stockſiſch,
per Pfund 20 Pfg.
Lubberdan
45 Pfg.
Hebr. Röſtinger,
Hoflieferanten.
1200)
zum braten,
Hioler Gprotten
friſch eingetroffen.
G. ATAOAE,
Bleichſtraße. 1885
(2016
4a1 20000000000001862) Ein zuverläſſiges ge=
D wandtes Hausmädchen,
D das in beſſeren Häuſern ge=
8 dient und gute Zeugniſſe auf=
D zuweiſen hat, auf Oſtern in
einen Haushalt mit kleinem
8 Kinde geſucht. Wo? ſagt
D die Expedition.
90000000000000 1854) Ein in allen Haushaltungsarb.
erfahrenes Fräulein ſucht Stellung. Zur
Führung eines kleinen Haushalts, zur
Stütze einer Hausfrau od. einer einzelnen
Dame bereit. Gutes Sittenzeugniß nach=
weisbar. Näheres Expedition. 1855) Ein Fräulein aus Mannheim,
welches in einem dortigen größeren Ge=
ſchäft thätig war, ſucht Stellung in einem
hieſigen Geſchäft als Verkäuferin.-
Freie Station im Hauſe erwünſcht.
Nähere Auskunft Mauerſtr. 20 Manſ. 1937) Ein in der Kurz= u. Weißwaaren=
branche erfahrenes junges Mädchen ſucht
Stelle als Verkäuferin. Schriftl. Offerten
wolle man unter A. L. 100 in der Exped.
d. Blattes abgeben.
2005) Eine geſunde Amme ſucht
Stelle. Näheres zu erfragen bei Frau
Chriſt, Hebamme, Obergaſſe 36.
³ AA1A1RAA
2006) Ein zuverläſſiges, älteres Fräu=
lein zur Mithülfe in der Haushaltung
und des Ladenverkaufs geſucht. Offerten
unter B. R. 34 an die Exped. d. Bl. 2007) Ein in Küche und Hausarbeit
erfahrenes Mädchen wird auf Oſtern
geſucht. Kaſerneſtr. 56.
2008) Brave Landmädchen erhalten
ſofort oder aufs Ziel gute Stellen. Frau Gluske, Friedrichſtr. 14½.
2009) Eine alte, alleinſtehende Dame
ſucht zur Führung des Haushaltes ein
gebildetes Fräulein. Näheres Exped.
2010) Ein braves Dienſtmädchen zu
Oſtern geſucht. Beſſ. Wittmannsſtr. 16.
parterre links.
2011) Ein Laufmüdchen für den 2015) Ein braver Junge kann in die
ganzen Tag wird geſucht. Soderſtr. 46 Lehre treten in der Handelsgärtnerei
von
Balth. Gchbauer.
136
A6
GG UIG
SGRAAI NN
HE
an dor katholischen
Kirche.
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w.B5 Wilhhelminenstrasse B5. w½
an der katholischen
Kirche.
Permanente Ausstollung von 16 complet eingorichteten Musteruimmern.
Generalvertrieb aller Möbelfabriksate
von
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Gebrüder Wober in Slulgarl
für Deulschland, Schweiz, Molland, Halien, England.
Durch Uebernahme des Generalvertriebes für obige Länder bin ich in der Lage hier am
Platze alle Möbel der Herren Gebrüder Weber zu
Origimal-Fabrihpreisen
verkaufen zu können. - Sämmtliche Möbel zeichnen ſich durch die hochfeinſte, allerſolideſte
Arbeit, für welche jede Garantie geleistet wird, ſowie durch ſehr billige
Preiſe aus.
In meinen 16 complet cingerichteten Musterzimmern ſind fortwährend
Neuheiten in allen Arten Möbeln, ſowie die neueſten Decorationen ausgeſtellt und lade ich
zu deren Beſuch ergebenſt ein.
Eignes Atelier zum Entwerfen neuer Hodelle und Decorationen hier im Hause.
Die Fabrikate der Herren Gebrüder Weber ſind hier am Platze nur durch mich
zu beziehen.
Geſchäfts=Verlegung.
Hiermit theile verehrl. Publikum ganz ergebenſt mit, daß ſich mein
Cabinet uum Haarschneidon, Rasiren & Frisiron
von heute ab 15 Alexanderatraase 15 im Hauſe des Herrn Ziſſel befindet.
Indem ich bitte, das mir ſeither geſchenkte Vertrauen in gleichem Maße in
meinem neuen Lokale zu Theil werden zu laſſen, zeichne
Darmſtadt, den 1. März 1887.
Hochachtungsvoll
L.mdwie.
Scherer.
Hof=Heilgehülfe.
or;
Tüchtige Gartiererinnen u.
1924) Ich ſuche ſofort oder auf Oſiern
einen gut geſchulten Jungen, der Zeichen=
Putzmacherinnen
kenntniſſe beſitzt, als Ciſeleur= u.
Silber=
finden lohnende Beſchäftigung in ſarbeiter in die Lehre.
der Strohhutfabrik von
Gustav Werg.
Silberwaarenfabrik,
Aug. Rosenthal & Co
Hügelſtraße 15.
Rheinſtraße 20. (2018
Verein Aunstfrennd
Freitag den 4. März 1887. Abends
8½ Uhr:
Honatsversammlung der Hitglieder
im
oberen Saal zur „alten Poſt.
Tagesordnung:
1) Mittheilungen. 2) Vorbeſprechung
ſwegen des im April abzuhaltenden
Stif=
tungsfeſtes.
Die Mitglieder werden zu recht
zahl=
reichem Beſuch eingeladen.
[2019
Der Vorstand.
Freunde des Vereins ſind willkommen.
Ein Laden,
neu hergerichtet, bis zum 1. Juli, event.
ſauch Wohnung.
[2020
M. Nösinger, Grafenſtr. 19.
Fin bis 2 Mädchen konnen das Klei
⁄₄ dermachen erlernen.
(202)
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gesundheitsschädlicher Dämpfe, beim
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Stadtkapelle.
Freitag, 4. März. abends 6 Uhr:
Paſ=
ſionsandacht. Herr Pfarrer Dingeldey.
Baun
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synagoge).
Samstag den 5. März.
Vorabendgottesdienſt um 5 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 6 Uhr 30 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag 5. März: Vorabend 5 Uhr 10 Min.
Morgens 8 Uhr - Min.
Nachmittags 4 Uhr-Min.
Sabbathausgang 6 Uhr 30 Min.
Wochengottesdienſt: Sonntag den 6. März an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 5 Uhr - Min.
WE. Mittwoch den 9. März. Taanis Esther.
Nachmittags 5 Uhr 45 Min.
Donnerstag den 10. März: Purim. Morgens
6 Uhr.
517
(Eine durch langjährige Thätigkeit geübte
C=, Kleidermacherin nimmt in u. außer
dem Hauſe Arbeit an. Näh. Exp. (2004
2023) Geſucht eine zuverläſſige
jüngere Lauffrau oder Mädchen.
Näheres in der Expedition d. Bl.
ranae
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 3. März.
10. Vorſtellung in d. 7. Abonnementsabteilung.
(Rote Karten gültig.)
Der Widerſpänſtigen Zähmung.
Komiſche Oper in 4 Akten von Herm. Goetz.
Herr Eilers.
Baptiſta
Frl. Roth,
Katharina
ſeine Töchter
Frl. Jungk.
Bianka
Herr Gillmeiſter.
Hortenſio
Bianka's Freie=
Herr Hofmüller
Lucentio
Eine Edeldame aus Padua Frl. Ethel.
Herr Feßler.
Betruechio
Herr Bögel.
Grumio, ſein Diener
Ein Schneider
Herr Reichhardt.
Herr Lang.
Haushofmeiſter
Frl. Büdinger.
Haushälterin
Anfang halb 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Freitag. 4. März.
11. Vorſtellung i. d. 7. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Hringoire.
Charakterbild in 1 Akt, von Th. de Banville.
Deutſch von A. Winter.
Hierauf:
Die Burgruine.
Luſtſpiel in einem Aufzuge von Carl Caro.
Zum Schluß:
Das Verſprechen hinter'm Herd.
Eine Scene aus den öſterreichiſchen Alpen
mit National=Geſängen von Alex. Baumann
Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtädter Tugblatt
(150. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis
Darmſtadt.
Das nunmehr in ſeinen 150. Jahrganſt eingetretene Tagblatt
bringt neben einer pokitiſchen Aeberſicht reichhattige Wittheikungen
von allgemeinem und ſoſtatem Intereſſe aus Htadt und Cand;
Anterhaktung wird ferner durch das damit verbundene „Illuſtrierte
Anterhaktungsstatts mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und
jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen
ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn,
durch die Poſt bezogen M. 150 einſchl. Proviſion exel. Bringerlohn.
Abonnements können jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23,
owie auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinen mit
dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.
Neu hinzutretende Abounenten erhalten die vom 1. März ab
erſchienenen Rummern nachgeliefert.
Polltiſchs Reberßsl.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer nahm am 1 Vorträge
Albedyll's und Caprivi's entgegen.
Der Kaiſer, der ſich zur Zeit wieder außerordentlich wohl fühlt
und bei dem jetzigen prachtvollen Wetter die während einiger Zeit
ausgeſetzten Spazierfahrten wieder unternimmt, iſt über den
Aus=
fall der letzten Reichstagswahlen ſo ſehr erfreut, daß er trotz des
Widerſtandes ſeiner Aerzte an dem Willen feſthält, am Donnerstag
den Reichstag perſönlich im Weißen Saale zu eröffnen. Es iſt
demgemäß bei anhaltendem guten Befinden und guter Witterung
die Ausſicht vorhanden, daß die jetzige Eröffnungsfeier faſt den
Stempel eines weltgeſchichtlichen Ereigniſſes enthält. Die Thron=
rede wird aber, um eine Ermüdung des Kaiſers auszuſchließen,
vorausſichtlich nicht von ihm perſönlich verleſen werden; der Kaiſer
wird vielmehr, wie man annimmt, dem Reichskanzler den Befehl
geben, die Thronrede ſtatt ſeiner vorzutragen.
Am 1. fand unter dem Vorſitze des Fürſten Bismarck eine
Sitz=
ung des Staatsminiſteriums ſtatt.
Der Bundesrat hielt am Montag eine außerordentliche
Plenar=
ſitzung ab, in welcher Anträge auf Wiedervorlegung der
Septen=
natsvorlage, des Reichshaushaltsetats pro 1887-88 nebſt dem
da=
zu gehörigen Anleihegeſetze, der Geſetzentwürfe über die unter
Aus=
ſchluß der Oeffentlichkeit ſtattfindenden Gerichtsverhandlungen, über
den Servistarif und die veränderte Klaſſeneinteilung der Orte und
endlich eine Vorlage, betr. die Feſtſtellung der Bevölkerungszahlen
nach der Zählung vom 1. Dezember 1885, auf der Tagesordnung
ſtanden. Sämtliche Entwürfe ſind vom Bundesrate zweifellos ohne
Abänderungen genehmigt worden und wird der Reichstag dieſelben
bei ſeinem Zuſammentritte bereits vorfinden.
Der „Dziennik” teilt mit, Erzbiſchof Dr. Dinder habe nicht
ge=
nehmigt, daß Probſt Dr. v. Jazdzewski das ihm in Krotoſchin
zu=
gefallene Reichstagsmandat annehme.
Der „Weſtf. Merkur; eines der leitenden Centrumsorgane,
richtet den dringenden Wunſch nach Rom, der heilige Vater möge
dem neuen kirchenpolitiſchen Entwurfe der preußiſchen Regierung
ſeine Zuſtimmung verſagen. In dem betreffenden Artikel wird das
Beſtreben des heiligen Stuhles „ſich dem Kaiſer und dem Fürſten
Bismarck angenehm zu machen=, ungeniert beſprochen und auch auf
die ſignaliſierte dritte Kundgebuna des Papſtes angeſpielt, während
½.
t es könne natürlich ihm nicht
der „Weſtf. Merk.” zuglorch v. 2ß."
einfallen, Schritte des Papſtes zu tadeln, da dies eine ungeheure
Anmaßung wäre. Trozdem verlangt das Centrumsorgan vom
Papſte, derſelbe ſolle den kirchenpolitiſchen Geſetzentwurf mißbilligen
- das iſt natürlich keine Anmaßung.
Der Sächſiſche Landtag wurde am 2. d. M. eröffnet.
Der in Berlin verſammelte Kongreß deutſcher Landwirte nahm
am 1. d. einſtimmig eine Reſolution an, welche ſich gegen die
Ein=
ſchränkung der Produktion, aber für angemeſſene Erhöhung der
landwirtſchaftlichen Schutzzölle ausſpricht, welche unbeſchadet anderer
volkswirtſchaftlicher Maßnahmen weſentlich zur Hebung der
land=
wirtſchaftlichen Kriſis beitragen würden.
Die deutſchfreiſinnige „Weſer=3ta.” ſchreibt: „Wir möchten den
Vorſchlag machen, daß ſich die „Freiſinnige Zeitung, Organ Eugen
Richters, einen anderen Namen gebe. Denn daß die freiſinnige Partei
518
Nr.
keinen gefährlicheren Feind gehabt hat, als dieſes Blatt und ſeinen
unqualifizierbaren Ton, werden nur noch wenige Leute beſtreiten.
Schweiz. Ein hervorragendes Berner Blatt ſchreibt: Die
An=
zeichen, daß einer unſerer Nachbarn den Frieden ſtören dürfte, lauten
zur Zeit nur nach einer Seite hin. Offizielle und offiziöſe Stimmen
ſprechen es mit größter Beſtimmtheit aus, daß Deutſchland nicht
daran denke, der Schweiz Zumutungen zu machen, hinter denen ein
gewaltſamer Durchmarſch lauert. Es ſind auch von ſeiten deutſcher
Militärs und Politiker von Rang keine Anſprüche bekannt, welche
auf die Abſicht ſchließen ließen, über eine ihrer Pflichten erfüllende
Schweiz hinwegzuſchreiten. Nicht ganz ſo geſtaltet ſich das
Ver=
hältnis auf ſeiten unſerer großen Schweſterrepublik. Hier haben
ſchon längſt militäriſche Unterrichtsbücher die Doctrin offen
ent=
wickelt, daß der franzöſiſche Offenſivſtoß gegen Südweſtdeutſchland
zu richten und die ſchweizeriſche Neutralität nicht zu beachten ſei.
Hochſtehende franzöſiſche Militärs haben ſchweizer Magiſtraten
un=
verblümt ins Geſicht geworfen, das nächſte Mal marſchiere man
durch die Schweiz.
Heſterreich=Angarn. Nach der „Budapeſter Korreſpondenz'
ge=
denkt der Kaiſer drei Wochen in Peſt zu verbleiben, da die
aus=
wärtige Lage ſich ſo weit gebeſſert habe, daß ſie eine längere
Ab=
weſenheit des Kaiſers aus Wien geſtatte.
Die Delegations=Vorlage beanſprucht einen Kredit von 52½
Millionen Gulden. Hiervon werden 16⁷⁄₁₀ Millionen für bereits
durchgeführte militäriſche Vorſichtsmaßregeln verwendet, 8⁸
Mil=
lonen ſollen für weitere dringende Maßnahmen und die reſtlichen
28 Millionen für den Bedarfsfall zur Verwendung kommen.
Die
Begründung betont, daß dieſen außerordentlichen Anſchaffungen und
Ausgaben jeder offenſive Gedanke fernliege.
Die öſterreichiſche Delegation nahm einſtimmig die Dringlichkeit
der Kreditvorlage an und überwies dieſelbe debattelos dem
Budget=
ausſchuſſe.
Das ungariſche Abgeordnetenhaus nahm am 1. mit 219 gegen
104 Stimmeu das Finanzgeſetz pro 1887 an, wonach die Ausgaben
auf 350283145 fl., die Einnahmen auf 328258351 fl. feſtgeſetzt
wer=
den. Das Defizit ſtellt ſich ſomit auf 22024794 fl.
Franſreich. Der Miniſter des Innern verlangte am 1. von
der Kammer einen außerordentlichen Kredit von einer Million zur
Leiſtung der dringendſten Hülfe an die durch das Erdbeben in
Süd=
frankreich Beſchädigten. Der Arbeitsminiſter Millaud begab ſich
am 1. behufs Prüfung der Sachlage nach Südfrankreich.
Im
Miniſterrat legte Boulanger eine in den Straßen feilgebotene
ver=
gleichende Karte der deutſchen und franzöſiſchen Streitkräfte vor.
Der Miniſterrat ſtellte feſt, daß es geſetzlich unmöglich ſei, den
Straßenverkauf dieſer Karte zu verhindern. Dieſelbe trägt
fälſch=
lich die Bezeichnung znach offiziellen Daten=, iſt aber in Wahrheit
dem Londoner Graphic entlehnt.
Zlakien. Der König ſtellte dem römiſchen Munizipalrate,
wel=
cher zuerſt einen Aufruf an die Italiener zur Unterſtützung der von
den jüngſten Erdbeben betroffenen Provinzen erließ, 150000 Fres.
zur Verfügung.
Die =Agenzia Stefani' veröffentlicht folgendes Kommuniqus:
Nachdem Depretis das Mandat zur Kabinetsbildung abgelehnt
hatte. wandte ſich der König an Robilant, welcher das Mandat
gleichfalls nicht annahm; der König berief alsdann den
Kammer=
präſidenten Biancheri und hierauf den Senator Farini. Da auch
dieſe die Uebernahme der Kabinetsbildung ablehnten, behielt ſich
der König die weiteren Entſchließungen vor.
Mehreren Blättern,
zufolge finden mit Saracco und Rudini weitere Beſprechungen wegen
der Kabinetsbildung ſtatt. Rudini konferierte geſtern mit dem
Könige.
Bei der Jahresfeier der Krönung Leos AIII. brachten die
Ver=
treter der Mächte dem Papſte ihre Glückwünſche dar. Bei der
Ge=
legenheit erklärte der Papſt dem franzöſiſchen Geſandten, daß er
die Annahme des Septennats als eine Handlung betrachte, die zur
Sicherung des Friedens beitragen ſolle.
Der päpſtliche Oſſervatore Romano' tadelt die maßloſe
Oppo=
ſition des Centrums gegen die Reichsregierung, welche eine
Er=
neuerung des Kulturkampfs im Gefolge haben könnte und empfiehlt
den Anſchluß des Centrums an die Konſervativen, weil der
weſent=
liche Lebenszweck des Centrums erfüllt ſei.
Rutzland. Geheimrat Katkow, der ſeit ſeinem Widerſtande
gegen die kaiſerliche Preßverordnung vom 3. Dezember mehr
Ein=
fluß auf die auswärtige Politik ausübt denn je vorher, ſchreibt in
ſeiner Moskowskia Wiedemoſti über die Auslaſſungen des „Nord=
und der „Volit. Korr.- nachſtehendes: „Unſere Diplomatie hat, wenn
auch nicht in den amtlichen Handlungen, was wir nicht wiſſen, ſo
doch jedenfalls in den amtlichen Aeußerungen, vollſtäudig die
Rich=
tung und den Ton geändert. Welcher tiefſchneidende Unterſchied iſt
zwiſchen der Mitteilung, welche das ruſſiſche Publikum am 3. Dez.
im Regierungs=Anzeiger las, und den beiden obenerwähnten
Aus=
laſſungen! Mit Freuden weiſen wir auf dieſes ſo wichtige
Kenn=
zeichen hin.
Dem Vernehmen nach werden die im Kriegsminiſterium ſeit
längerer Zeit geplanten Heeresverſtärkungen ſchon in allernächſter
Zeit ausgeführt werden. Insbeſondere handelt es ſich in erſter
44
Linie um eine große Vermehrung der Schützenbrigaden, aus denen
beſondere Schützendiviſionen geſtaltet und die mit reicher Artillerie
ausgeſtattet werden ſollen. Die Veröffentlichung der betreffenden
Erlaſſe ſoll nahe bevorſtehen.
Butgarien. Ein Privattelegramm aus Giurgewo vom 1. meldet:
Bei der Garniſon von Siliſtria fanden Kundgebungen gegen die
Regentſchaft ſtatt. Aus Varna und Schumla wurden Truppen
dorthin entſendet. Eine offizielle Beſtätigung dieſer Nachricht liegt
nicht vor.
Aus Sofia wird vom 28. v. M. berichtet, daß die Regierung
die Verhängung des Belagerungszuſtandes über die Donauſtädte
für rätlich erachte.
Aus Stadt und Lanb.
Darmſtadt. 3. März.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſt=
lieutenant v. Wittenberg, Ingenieur=Offizier vom Platz in Mainz,
den Hauptmann v. Brozowski vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115;
den Kaufmann Anſpach, den Rentner Klein und den Zahnarzt Mahr
von hier; zum Vortrag den Staatsminiſter Finger, den
Miniſterial=
präſidenten Weber, den Oberſtallmeiſter Frhrn. von Nordeck zur
Rabenau, den Geheimerat Dr. Becker.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Expeditor bei
der Main=Neckar=Eiſenbahn Karl Friedrich Georg Müller zum
Expeditor der Station Sprendlingen dieſer Bahn, den Telegraphiſten
Balthajar Schmidt zum Expeditor und den Expeditionsgehilfen,
Militäranwärter Auguſt Henze aus Loburg im Königreich Preußen,
und Philipp Lorenz aus Darmſtadt zu Telegraphiſten bei dieſer
Bahn ernannt.
Die „D. 8tg. veröffentlichte geſtern morgen folgendes
Bul=
letinüber das Befinden Sr. Hoheit des Fürſten Alexander:
Schlaf gut, Appetit beſſert ſich, der Puſtelausſchlag trocknet
ſehr raſch und ſchön ab und iſt die Reconvalescenz nah in Ausſicht.
Dr. Weil.
Dr. Küchler.
- Das Großh. Regierungsblatt, Beilage, Nr. 4 enthält: 1) Be
kanntmachung, die Vergütung der Brandſchäden zu Rimbach, Kreis
Heppenheim betr.; 2) Ueberſicht der für das Jahr 188788 von Großh.
Miniſterium des Innern und der Juſtiz genehmigten Umlagen zur
Beſtreitung der Kommunalbedürfniſſe in den Landgemeinden des
Kreiſes Gießen: 3) Ueberſicht der von Großh. Miniſterium des
Innern und der Juſtiz genehmigten Umlagen zur Beſtreitung der
Bedürfniſſe der israelitiſchen Religionsgemeinden des Kreiſes Erbach
pro 1887. 4) Ordensverleihungen: 5) Ermächtigungen zur Annahme
und zum Tragen fremder Orden; 6) Namensveränderung; 7)
Zu=
laſſung zur Rechtsanwaltſchaft; 8) Aufgabe der Zulaſſung zur
Rechts=
anwaltſchaft; 9) Militärdienſtnachricht; 10) Dienſtnachrichten; 11)
Kon=
kurrenzeröffnungen. - Beilage Nr. 5 enthält: Verzeichnis der
Vor=
leſungen, welche auf der Großh. Heſſiſchen Ludewigs=Univerſität zu
Gießen im Sommerhalbjahr 1887 gehalten werden und am 25. April
ihren Anfang nehmen.
— Militärdienſtnachrichten. Bilau, Zeug=Premierlieutenant vom
Artillerie=Depot in Mainz, zur Art=Werkſtatt in Spandau verſetzt:
Lotheißen Juſtizrat, bisher Diviſions=Auditeur der Großh.
Heſſ. (25.) Diviſion, zum Ober= und Corps=Auditeur des 14.
Armee=
corps ernannt; Mülberger Garniſons=Auditeur in Raſtatt, als
Diviſions=Auditeur zur Großh. Heſſ. (25.) Diviſion verſetzt und
zu=
gleich mit Wahrnehmung der Geſchäfte als Garniſons=Auditeur in
Darmſtadt beauftragt.
E. Kaufmänniſcher Verein. Montag. 28. Februar. Vortrag des
Herrn Rechtsanwalt Dr. M. Bernſtein. Nach einer kurzen
An=
ſprache an das Publikum, in welcher Herr Dr. Bernſtein mit viel
Humor auseinanderſetzte, daß ihn ein zu Hauſe gelaſſenes Buch
nötige, von dem angeſetzten Vortrag,Bücher und Menſchen= Abſtand
zu nehmen und daß er deshalb über das Thema-Ein literariſcher
Revolutionär' ſprechen werde, bemerkte er, daß nicht immer
der=
jenige, welcher das bedeutendſte ſage, ſondern derjenige, welcher
am lauteſten rede, die größte Aufmerkſamkeit errege. Das
Schlag=
wort, das ein Emile Zola in die Literatur des Tages
hineinge=
ſprochen, nein hineingeſchrieen, heißt Naturalismus. Den meiſten
Kritikern und Eſſayiſten wird die Beſprechung Zola'ſcher Schriften
gewöhnlich nur ein willkommener Anlaß zu tugendhafter Entrüſtung.
Nicht daß Zola bei uns kein großes Leſepublikum hätte, im
Gegen=
teil: er wird viel, zu viel, aber falſch geleſen. Er muß ſich
frei=
lich gefallen laſſen, ſo geleſen zu werden, aber daß er ſolches
ver=
langt oder wünſcht, iſt entſchieden in Abrede zu ſtellen. Die deutſche
Ueberſetzung der Zola'ſchen Romane iſt nichts weniger als
empfeh=
lenswert, ſeine trefflichen theoretiſchen Schriften haben gar keine
Ueberſetzung gefunden. In kurzen Zügen entwarf Redner die
Bio=
graphie dieſes Schriftſtellers.-aus der zur Genüge hervorgeht, daß
Zola das Leiden und Elend der Welt, nicht wie die
Phantaſie=
ſchilderer aus Büchern, ſondern durch das Leben ſelbſt und an
ſeinem eigenen Leibe erfahren habe. Er begann ſeine ſchriftſtelleriſche
Laufbahn als Nachahmer, in ſeinen erſten Verſuchen, Verſe, ſich an
Viktor Hugo, Alfred de Muſſet und andere Muſter anlehnend.
Seine Verſe brachte er dem Buchhändler Hachette, der ihm eine
Mr.
kleine Stelle in ſeinem Geſchäfte gab, wo er Gelegenheit hatte,
Schriftſteller und Gelehrte kennen zu lernen. Inzwiſchen ſchrieb er
weiter und Hachette gab ihm eines Tages den Auftrag, eine
Kinder=
geſchichte zu ſchreiben. Hola verfaßte ein Märchen, welches bereits
jenen bitteren, ingrimmigen, man kann ſagen, ſozialiſtiſchen Zug
trägt, der ſeitdem die literariſche Phyſiognomie Zolas kennzeichnet.
Im Jahre 1864 erſchienen ſeine Contes, welche er einer Jugendliebe
in der Provence widmete. Aus dieſen Contes las Herr Bernſtein
einige hervorragende Stellen vor. Im Jahre 1869 begann Zola
das Werk, das ſeinen Weltruf begründete „Les Rougeon-Maequart”
Das Werk bildet einen Ciklus von etwa einem Dutzend Romane.
In dem erſten Roman führt er die Stammmutter der Rougeon
Macquart ein, ein epileptiſches, ſchwachſinniges Weib. Von dieſer
Frau ſtammen alle Helden und Heldinnen der Romane, und
Trunk=
ſucht, Diebſtahl, Ehebruch, Todſchlag bilden immer wiederkehrende
Themen. In L’Aſſommoir, dem Romane, der 1877erſchien, verkehren
die meiſten handelnden Perſonen in der Schuapsſchänke, die denſelben
Namen hat. Ihm folgte 1880 „ Nanai, in welchem die Heldin die
Tochter des verkommenen Helden des letzten Nomans iſt, eine
durch und durch lichtloſe Geſtalt, eine wilde vernunftloſe Beſtie, die
alle Männer, die mit ihr in Berührung kommen, ruiniert. Nana
iſt das Ferment, das aus der Hefe des Volkes entſteht, es ſteigt
auf und demoraliſiert diejenigen Geſellſchaftsklaſſen, welche zur
Ent=
ſtehung desſelben beigetragen haben. Die Schlußworte in „Nana”
zeigen, daß Zola wahrlich nicht auf den Leichtſinn ſeiner Leſer
ſpekuliert, ſondern daß er ihnen ernſte Gedanken geben will. Von
Pot bouille an zeigt ſich in den Nomanen Zolas inſofern eine
Wen=
dung zum beſſeren, als zwar die Schrankenloſigkeit des Inhalts
die nämliche bleibt, aber die Rückſichtsloſigkeit des Ausdrucks eine
geringere wird. Die Anſchauungen, welche Zola mit dem Worte
„ Maturalismus' bezeichnet, laufen darauf hinaus, daß Geſinnungen,
Handlungen und Schickſale der Menſchen beſtimmt werden durch
die Eigenſchaften, welche ihnen angeboren ſind und deren Summe
eben das Temperament ausmacht, und zweitens durch die äußeren
Umſtände und Verhältniſſe, mit einem Worte durch die Umgebung.
Die Erblichkeit hat nach Zolas Meinung ihre ehernen Geſetze wie
die Schwerkraft; mit Naturnotwendigkeit finden ſich im
Neuge=
borenen die Eigenſchaften der Eltern oder Voreltern, die dann durch
ze Lebensverhältniſſe, in welche der Menſch verſetzt wird, mehr
gier weniger modifiziert werden können. Hier folat die Verwerfung
de; onſchlichen Willensfreiheit und der ſittlichen Verantwortlichkeit.
Ob noſe Theorie wahr ſei, das feſtzuſtellen, haben ſich ſchon die
beſten Kräfte vergeblich abgemüht, unſittlich iſt aber keineswegs
eine Loxre, die das Verbrechen als Willenskrankheit auffaſſen lehrt.
Das mekwürdigſte bei Zola iſt, daß er gar nicht den Anſpruch
er=
hebt, als Dichter zu gelten, er will nichts als die Natur abſchreiben
und mit pinen Arbeiten der Menſchheit den nämlichen Dienſt leiſten,
wie etwa b.r Verfaſſer eines guten Lehrbuchs der Medizin. Aus
dieſem Grue nimmt er für ſeine Romane, die er als Beiträge
zur menſchlden Seele bezeichnet, wiſſenſchaftliche Bedeutung in
Anſpruch. Hrerbei überſicht er nur, daß der Arzt, welcher dem
Laufe eines Pkurprozeſſes zuſchaut und ihn beſchreibt, denſelben
nicht auch glergzeitig lenkt; daß aber der Dichter, der
Noman=
ſchriftſteller, wa immer er ſich auch anſtellen mag, Beſchreiber
und Schreiber zugleich iſt, daß er doch der Hauptſache nach die
Handlung und die Charaktere macht. Und ſo iſt es auch bei Zola,
der zudem die Lacht noch finſterer ſieht, als ſie in Wahrheit iſt.
So wie Zola de franzöſiſche Geſellſchaft ſchildert, kann ſie nicht
ſein, denn eine 1ſche könnte keinen Tag exiſtieren. Dieſe
Einſeitig=
keit iſt es denn rch, die Zola verhindert, aus der Reihe der Dichter
zweiten Nanges f.) zu denen erſten Ranges zu erheben, in welchem
3. B. ein ſo erhaiener Geiſt wie Shakeſpeare ſteht, der die
Ab=
gründe des menſe lichen Daſeins beleuchtet und ergründet hat wie
nur einer der Serblichen, der aber doch auch den Weg auf die
Höhen des Lebers gefunden hat. Eingehend verweilte Redner noch
bei der Art m) Weiſe, wie ein Kunſtwerk beurteilt werden wolle
und wie ſolchis einzig vor den Richterſtuhl der Aeſthetik nicht der
Moral gehöre. Da wo ein Buch anfange wirklich unmoraliſch zu
werden, liege auch immer der äſthetiſche Fehler. Das Unmoraliſche
in der Kunſt iſt da unerlaubt, wo es unkünſtleriſch iſt. Es giebt
kein großes dichteriſches Werk, das nicht an irgend einer Stelle
unſchicklich m Sinne der Salonmoral iſt. Dr. Bernſtein ſprach
übe dieſer Punkt Kernworte, die wert ſind, daß jeder, der ſich mit
Kunſtkrit; befaßt, ſie im Geiſte vor ſich habe. Dr Bernſtein iſt
ſeinen, genen Worten zufolge kein profeſſionsmäßiger
Literar=
hiſtori r, er verfaßt keine gelehrten Abhandlungen. Aber aus ſeinem
geiſv den, zumeiſt den Konverſationston feſthaltenden Vortrag,
ge=
wir n wir vielleicht mehr als aus mancher dickleibigen Aeſthetik
od: Literaturgeſchichte, denn derſelbe vereinigt mit ſcharſer Beob=
Chiungsgabe eine geſunde vorurteilsfreie Kritik.
1. Zu der geſtrigen Monatsverſammlung des Gartenbauvereins,
nt welcher Herr Rentner H. Müller den Vorſitz führte, waren etwa
105 Damen und Herren erſchienen. Der Vorſitzende eröffnete die
Verſammlung mit der Begrüßung der Erſchienenen und der
Ein=
ladung zur Beſichtigung der von den Herren Henkel und Weber
aus=
geſtellten Roſen und der von Frau Baurat Geßner ausgeſtellten
44
519
Exemplare von reich blühenden Epiphyllum. Hierauf gab er
Kennt=
nis von mehreren Austritten und dem Eintritt einiger neuer
Mit=
glieder.
Herr Rudolf Noack ſprach alsdann über das Beſchneiden
der Obſtbäume im Frühjahr, insbeſondere der Zwergobſtbäume,
bei denen die Fruchtbarkeit und das Wachstum in einem gewiſſen
Verhältnis gehalten werden müſſen, die aber auch insbeſondere
wegen der Form des alljährlichen Schnittes bedürfen, im
Gegen=
ſatz zu den hochſtämmigen Obſtbäumen, die nur in ihrer Jugend
geſchnitten werden. In Betreff der Form unterſcheidet man Cordon,
Pyramide, Spalier und andere, und je nach der Art unterſcheidet
ſich der Schnitt, der auf das Wachstum gebührende Rückſicht nehmen
muß, namentlich auch in Bezug auf die Zahl der Augen, welche
man ſtehen läßt. Der Mitteltrieb, ebenſo wie der Holztrieb der
Seitentriebe, wird dabei bis zu einer gewiſſen Länge
zurückgeſchnit=
ten. Ein unregelmäßiges Wachstum bedingt allerdings eine
Aus=
nahme von der Regel zur Regulierung des Wachstums. Im
All=
gemeinen muß möglichſt früh (im Februar, anfangs März)
ge=
ſchnitten werden, bei zu ſtarkem Wachstum iſt ſpäter zu ſchneiden.
Weniger zu empfehlen iſt für die Verlängerungs= oder Holztriebe
der Schnitt im Herbſt, alle anderen Triebe können jedoch im Herbſt
geſchnitten werden.
Der Rebſchnitt kann im Herbſt, im Februar und anfangs März
ausgeführt werden, länger ſoll man damit nicht warten. Im
all=
gemeinen iſt bei uns der Herbſtſchnitt vorzuziehen. Dabei ſoll der
Stock nur ſoviel Holz behalten, um eine gewiſſe Anzahl Trauben
zu tragen und die nötigen Holztriebe für das nächſte Jahr entwickeln
zu können. Der Vortragende betonte noch die Notwendigkeit des
Rebſchnittes bis auf eine gewiſſe Anzahl von Augen zurück und
be=
leuchtet die hier gebräuchliche Art des Rebſchnittes, die ſich als
prak=
tiſch bewährt hat, und den in neuerer Zeit beliebt gewordenen
Winkel=
ſchnitt.
Hierzu machte Herr Generalmajor von Frankenberg noch einige
Bemerkungen im Anſchluß an einen Artikel der Kölniſchen Zeitung,
was Herrn Noack zu erläuternden Berichtungen Anlaß gab. Auch
Herr Oberſt Coulmann las einen Artikel vor über ein Mittel zur
Vertreibung der Inſekten an Obſtbäumen.
Bei der Preisverteilung erhielt Herr Henkel den Monatspreis,
Herr Weber ein Diplom, die Epiphyllum=Gruppe eine lobende
Er=
wähnung. Eine eingelaufene Frage über Düngung der Erdbeeren
fand verſchiedene Antworten, die ſich gegen den Chiliſalpeter
aus=
ſprachen, ebenſo mehrere andere Fragen über die Zwiebeln
abgeblüh=
ter Hhacinthen, die zu Anfang ncht zu trocken zu halten, dann aber
an einem kühlen und trockenen Orte aufzubewahren ſind, u. a. Hierauf
folgte die übliche Verloſung.
Wie wir hören, beabſichtigt die Betriebsleitung unſerer
Dampfſtraßenbahnen, bei den in Ausſicht ſtehenden
Betriebserweite=
rungen auch eine Auswechslung des Betriebsmaterials in der Weiſe
vorzunehmen, daß die hier eingeſtellten Wagen anderwärts
ver=
wendet, für den Verkehr in unſerer Stadt aber neue, zweckmäßiger
ausgeſtattete Wagen benutzt werden.
— Die mündliche Prüfung der Aſpirantinnen für das höhere
Lehrfach wird Montag den 14. d. Mts. im Gebäude der
Victoria=
ſchule ſtattfinden.
- Im Februar d. J. wurde für folgende Schlachtvieh=
Quantitäten Oktroi entrichtet: 187 Ochſen, 99 Kühe und Rinder
1351 Schweine, 588 Kälber, ſowie 254 Hämmel und Schaafe, von
Metzgern geſchlachtet; 1 Ziege und 23 Schweine, von Privaten
ge=
ſchlachtet. Der Bedarf der Pferdeſchlächtereien beſtand in 7Tieren.
2 Kleine Mitteilungen. Am Dienstag mittag entſprang einem
Schutzmann auf dem Transport nach dem Arreſthaus ein
Frauen=
zimmer. Erſt nach ſcharfer Jagd, an welcher ſich auch zwei wegen
Bettelns arretierte Burſchen lebhaft beteiligten, gelang es, die
Perſon in der Blumenſtraße wieder einzufangen. — Ein Taglöhner
hat einem hieſigen Fruchthändler 45 Stück leere Säcke im Wert
von ca. 60 M. unterſchlagen reſp. verkauft. — Am Montag Abend
wurde in der Eliſabethenſtraße ein Schneiderlehrling von drei
Friſeurgehilfen ohne jede Veranlaſſung überfallen und
mißhan=
delt. Gegen die Burſchen iſt Strafantrag geſtellt worden. — An
demſelben Tage iſt einem Taglöhner aus Beſſungen in einer
Wirt=
ſchaft in der Ochſengaſſe ſein Portemonnaie mit etwa 10 M.
Inhalt aus der Hoſentaſche entwendet worden.
7 Damenquartett Tſchampa. Ueber die ausgezeichneten
Leiſt=
ungen des öſterreichiſchen Damenquartetts ſchreibt der
be=
rühmte Kritiker Eduard Hauslick in der „Neuen freien Preſſe==
„Lebhaftes Intereſſe erregte das erſte öſterr. Damenquartett,
be=
ſtehend aus drei Schweſtern Tſchampa und Frl. Frieda Perner. In
der vollendeten Accurateſſe des Zuſammenklanges, in der fein
abge=
ſtuften Bewegung des Zeitmaßes und der Tonſtärke kommen ſie den
„Schwedinnen' ganz nahe. Ohne ſich den Ton am Klavier
anzu=
geben, ſetzt unſer Quartett unmittelbar ſicher ein und bewahrt die
Reinheit der Jntonation makellos bis zur letzten Note. Nur
ange=
borenes Muſiktalent und jahrelanges unermüdlich 3 Streben konnten
ſolche Reſultate erreichen.” — Wie bereits mitgeteilt, wird hier das
renommierte Damenquartett nur ein Konzert veranſtalten, und zwar
Samstag, den 10. März im Saale des „Darmſtädter Hofs
Nr.
520
unter Mitwirkung der Pianiſtin Frl. Sophie Fernow aus Berlin.
Wir erlauben uns auf das Konzert hiermit ganz beſonders
auf=
merkſam zu machen.
n Nach dem nunmehr veröffentlichten Programm über das am
künftigen Montag zum Beſten der hieſigen Barmherzigen Schweſtern
im Saalbau ſtattfindende Konzert verſpricht dieſes wieder ſo
an=
ſprechend zu werden, wie die ähnlichen Veranſtaltungen in den
vorderen Jahren. Den Gaben bereits früher bewährte Kräfte
werden ſich diesmal inſtrumentale und vokale Leiſtungen von
Mit=
gliedern unſerer Hofbühne anreihen, welche wir bis jetzt noch
weniger im Konzertſaal zu hören bekamen, und es ſteht wohl
außer Zweifel, daß jeder Beſucher hochbefriedigt das Konzert
ver=
laſſen wird.
Stand der Darmſtädter Volksbank am 31. Jan.
1887. Aktiva. Kaſſebeſtand 22566 M. 18 Pf. Mobilien 1270 M.
Debitoren=Konto und Bankverkehr 1135222 M. 35 Pf. Wechſel=
Konto 96757 M. 48 Pf. Effekten=Konto 62566 M. 58 Pf.
Ver=
waltungskoſten 1907 M. 78 Pf. Haus= und Immobilien=Konto
93035 M. 15 Pf. Zinſen=Konto 2768 M. 02 Pf.
Paſſiva. Gewinn= und Verluſt=Konto 38869 M. 54 Pf.
Dividende=Konto 50 M. 09 Pf. Reſervefond 69 872 M. 52 Pf.
Gewinn=Reſerve=und Deleredere=Konto 24000 M. 23 Pf.
Stamm=
anteile 560 882 M. 47Pf. Depoſiten, Sparkaſſe, Giro=Kreditoren ꝛc.
722 418 M. 69 Pf. Umſchlag im Januar 1126000 M. Zahl der
Mitglieder 796.
Berichtigung. In der letzten Zeile des am Sonntag an den
Fürſten Bismarck abgeſandten und in geſtr. Nr. ds. Bl. abgedruckten
Telegramms muß es nicht „bleibeſt' ſondern „lebeſtr heißen.
Nach einer neuerlichen Entſcheidung des Reichsgerichts kann
derjenige, der aus Reſtaurationen Streichhölzer mit
fort=
nimmt, auf geſtellten Antrag hin, wegen Diebſtahls verurteilt
werden.
J. Mainz, 1. März. Zum Schluße der diesmaligen
Wahlkam=
pagne fanden heute Abend hier noch zwei große
Wählerver=
ſammlungen ſtatt, in welchen die beiderſeitigen Wähler nochmals
angeſpornt wurden. In der von der nationalliberalen Partei
einberufenen, unter dem Vorſitz des Rechtsanwalts Dr. Reinach,
unter Anweſenheit von mindeſtens 2000 Perſonen in der „
Stadt=
halle: tagenden Verſammlung ſprachen außer dem Kandidaten, Herrn
Provinzialdirektor Küchler, von ſtändiger Zuſtimmung begleitet, die
Herren Direktor Eckhard und Dr. Baſſermann von Straßburg.
Während der letztere als Reichsländer in beredten Worten ſchilderte,
mit welcher Spannung man in Frankreich den Ausfall der Wahlen
beobachtet und dorten nur den günſtigen Moment abwarte um über
Deutſchland herzufallen, ſprachen die Herren Dr. Baſſermann und
Direktor Eckhard von den Verdienſten, welche die nationalliberale
Partei um das Deutſche Reich ſeit ſeiner Entſtehung habe und wie
es darum jetzt aller Deutſchgeſinnten Pflicht ſei, für die Erhaltung
und Fortentwickelung des von äußeren und inneren Feinden
be=
drohten Vaterlandes einzutreten. Beſonders mahnte Herr Dr.
Baſſermann dem glänzenden Beiſpiel der Pfalz zu folgen, das als
freies Volk bei der Wahl am 21. Februar gezeigt habe, daß es
aber auch ein warmes Herz für Deutſchland beſitze. Von hier
ſprachen die Herren Dr. Görz und Dr. Reinach, die nochmals einen
lebhaften Appell an die Wähler richteten. - In der
ultramon=
tanen Verſammlung ſprach Herr Dr. Lieber.
Mainz, 2. März. TTelegr.) Bei der heutigen Stichwahl
wurde Racke mit etwa 1000 Stimmen Majorität gewählt.
Bei dieſer Stimmenzahl ſteht der Landkreis noch aus.
Frankfurt, 2. März. Telegr.) Bei der heutigen Stichwahl
erhielt Sabor 12869, Metzler 12688 Stimmen; erſterer iſt ſonach
mit einer Majorität von 181 Stimmen gewählt.
Friedberg, 2. Murz. In einer geſtern ſtattgehabten
Verſamm=
lung von Vertrauensmännern der nationalliberalen Partei wurde der
einſtimmige Beſchluß gefaßt, Herrn Direktor Brandt aus Mainz
als Kandidat für die am 9. ſtattfindende Nachwahl für den
Wahl=
kreis Friedberg=Büdingen aufzuſtellen.
Waldenburg (Schleſien), 2. März. Stichwahl. Websky
lnat=
lib.) 10980 gewählt. Eberty (deutſchfreiſ.) 10825 Stimmen.
Lübeck, 1. März. Bei der heute vollzogenen Stichwahl zwiſchen
dem Nationalliberalen Fehling und dem Sozialiſten Schwartz
erhielt Erſterer 7200, Letzterer 5100 Stimmen, Fehling iſt ſomit
gewählt.
J. Vom Rhein, 1. März. Der Verwalter der Mumm'ſchen
Gutsbeſitzung zu Johannisberg, Herr Merten, hat ſich
ver=
gangene Nacht erſchoſſen. Wie verlautet, ſoll Herr von Mumm
durch ein anonhmes Schreiben auf verſchiedene Unregelmäßigkeiten
ſeines Verwalters aufmerkſam gemacht und in Folge deſſen geſtern
unverhofft in Johannisberg erſchienen ſein. Herr Merten, der'ſchon
lange Jahre das Gut verwaltet, genoß bei der Familie Mumm
ein unbegrenztes Vertrauen. - Heute Vormittag wurde in Weiſenau
ſoberhalb Mainz) die Leiche eines gutgekleideten Mannes in
mitt=
leren Jahren geländet. Bei der Leiche fand man keinerlei Papiere,
die über die Perſon des Geländeten Auskunft geben konnten.-
44
Die bekannte herrliche Beſitzung des verſtorbenen Rentners Jakob
Dietrich in Eltville iſt letzter Tage um den geringen Preis von
97000 M. in den Beſitz eines Herrn Karl Schurz von Coblenz
übergegangen. Die mit vielen Weinbergen umgebene Beſitzung hat
den früheren Beſitzer wohl das doppelte des heute gezahlten Preiſes
In die Fallitmaſſe eines vor einigen Wochen in
Falli=
gekoſtet.
ment geratenen Mainzer Kaufmanns wurden vorgeſtern durch einen
katholiſchen Pfarrer 1800 M. als der Maſſe gehörig eingelegt.
Mit Rückſicht auf das Beichtgeheimnis lehnte der Geiſtliche jede
weitere Aufklärung ab.
8t. Frankfurt, 1. März. Der Verfaſſer des „Laroche; Herr Dr.
Ferd. Neubürger, hat das Repertoire unſeres Schauſpiels mil
einem vieraktigen Trauerſpiel „Das Gaſtmahl des Pontius:
bereichert, welches bei ſeiner Premiere, namentlich in den letzten
Akten, eine ſehr freundliche Aufnahme fand und dem Autor
mehr=
fachen Hervorruf einbrachte. Dr. Neubürger hat ſich als Motiv
ſeines Stückes diesmal eine Epiſode aus der römiſchen Geſchichte
gewählt und das ſchwierige Thema ebenſo intereſſant wie geſchickt
behandelt.
Berlin, 28. Februar. Im Opernhauſe fand heute die erſte
Vor=
ſtellung der neuen Oper „Merlin: von Philipp Rufer (nicht zu
verwechſeln mit Goldmarks gleichnamiger Oper) beifällige
Auf=
nahme. Die Oper iſt in Wagneriſcher Manier komponiert. Vor
Beginn der Vorſtellung wurde Hans von Bülow, als er ſeine
Garderobe am Parket abgeben wollte, auf Befehl der Intendantur
wegen ſeiner fruheren Aeußerungen gegen Hülſen'3 Theaterleitung
aus dem Opernhauſe verwieſen. Die Maßregel ſcheint längſt
vor=
bereitet geweſen zu ſein, da ſämtliche Bedienſtete Photographien
Bülow's beſaßen.
Baſel, 26. Februar. Ein köſtlicher Druckfehler iſt im
Kurs=
bericht des Baſeler Bankvereins ſtehen geblieben. Das neueſte Blatt
desſelben ſagt u. u.: „Sehr flau dagegen lagen Aktien der Banque
ſonciére du Jura, wofür lediglich die in die Oeffentlichkeit gelangten
unliebſamen Vorkommniſſe bei dem Töchterinſtitute in Delemont
maßgebend geweſen ſind.- Statt nun zu merken, daß ein einfacher
Druckfehler. Töchterinſtitut ſtatt Tochterinſtitut, vorlag und mit der
Notiz die Flucht des Direktors Chodat der Delsberger Filiale der
Bank geſtreift war, faßte die Banque fonciére du Jura die Sache
wörtlich und erließ im „Volksfreund: eine Erklärung, ſie ſei weder
beim Töchterinſtitut in Delsberg noch überhaupt bei einem Mädchen
penſionat in unliebſame Vorkommniſſe verwickelt worden.
Nizza, 28. Februar. Hier eingelaufene Nachrichten meldet,
daß der Aetna Feuer ſpeit. Man bringt die Erſcheinung mit
den Erdbeben in Zuſammenhang und glaubt, die unterirdiſche
Be=
wegung habe ſich nunmehr einen natürlichen Ausweg gebabit.
Catania. Hier ſind 15 Cholera=Erkrankungen vi
gekom=
men, davon 9 mit tödlichem Ausgang.
Brüſſel, 1. März. Die Dynamitfabrik in Antwernn
explo=
dierte wobei mehrere Arbeiter getötet wurden.
hiew=York, 27. Februar. Carl Schurz hat ſich dich einen
Fall auf dem Straßenpflaſter einen Bruch der linken üfte
zuge=
zogen.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 1. März.
E. Es hält außerordentlich ſchwer, einem Dram= ohne
Liebes=
händel Intereſſe zu erteilen; andererſeits iſt es faſt zbenſo ſchwer,
einem Stücke, das ausſchließlich aus ſolchen beſteht, eine dauernde
und beſonders tiefe Teilnahme zu ſchenken. In Meeto's „Donna
Diana findet ſich nicht ein Satz, der nicht das Ers'iſche zum
Ge=
genſtand hätte. Selbſt in Shakeſpeare's „Romeo und Julier wird
die Liebesgeſchichte doch hie und da durch andere Beaebenheiten und
Betrachtungen unterbrochen, in „Donna Diana- „gegen herrſcht
von Anfang bis zu Ende nur Eine Stimmung. Hierzu kommt
noch, daß der Dichter alles das, was man im gewömlichen Sinne
unter Spannung verſteht, ſorgfältig aus dem Gange Handlung
ausgeſchieden hat. In der Rechnung, die Perin in dererſten Scene
aufſtellt, iſt auch nicht der kleinſte Fehler; es kommt alles genau ſo,
wie er es vorausgeſagt. Kein Zwiſchenfall tritt ein, der das
E.
pperiment in Frage ſtellte, ſeitens Dianas kein unerwarteter Zug,
der die Berechnungen über den Haufen zu ſtürzen drohtl Alles geht
ſeinen regelrechten Gang.
Es wäre ein müßiges Geſchäft zu unterſuchen, ob ich die
Charaktere zu dem Problem, das in „Donna Diana' aufgeſtellt
wird, nicht in andere Beziehung hätten ſetzen laſſen.
Es hat dem
Dichter nun einmal ſo und nicht anders beliebt, und es iſt Sache
der reproducierenden Künſtler in ihrer Darſtellung die feinen, zarten
Linien dieſes Seelengemäldes beſtimmt, doch ohne Schärfe
hervor=
treten zu laſſen. Der heutigen Aufführung läßt ſich nachrühmen,
daß ſie es in keinem Punkte verſah, und daß namentlich die
Ver=
treter der drei Hauptrollen, Frl. Cramer die Herren Edward
und Steude, ihre Aufgaben mit aller Feinfühligkeit erfaßt hatten.
Der Dialog, der mit ſeinen zahlreichen witzigen Wendungen und
Pointen nicht geringe Schwierigkeiten bereitet, wurde von allen
Beteiligten mit Sicherheit und Grazie gehandhabt.
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. - Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.