Darmstädter Tagblatt 1887


25. Februar 1887

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. ud.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vro Quartal inck. Poſtaufichlag
Aod.

150. JabrganG.
Mit der Sonntags=Beilage:

2hUURerbted Rherhuirungotthit.

Zaſerale
vendtaehenmmahDeenket
vn de Cpauz Gheftr. R. u.
mBeſſangen zfueAhe
Holzfrche R. A sie awin
zu An Amuazudtuz

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Freitag den 25. Februar.
1887.
86 40.

B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachungen:
In einer hieſigen Zeitung (Badiſcher Landesbote) wurde in jüngſter Zeit folgendes Inſerat veröffentlicht:
In 10. Auflage erſchien ſoeben Medicinalrath Dr. Müller'3 neueſtes Werk über Schwächen, Nervenzerrüttung, Folgen
von Jugendſünden ꝛc. Zuſendung gegen 1 Mk. in Reichsmarken. Diseret. Karl Kreickenbaum, Braunſchweig.
Karl Kreickenbaum iſt Uhrmacher in Braunſchweig und hat mit der Vertreibung der Müller'ſchen Broſchüre weiter
nichts zu thun, als daß er gegen die Gebühr von 1 Mk. die Adreſſe des Buchhändlers F. Stahn in Berlin angiebt, von
welchem die Broſchüre zu beziehen iſt.
Der Verſaſſer der Broſchüre, Medieinalrath Dr. Müller!, iſt der mehrfach entlarvte Gehilſe und Begutachter, der Ge=
heimmittelſchwindler
, vor welchem wir ſchon wiederholt gewarnt haben; er empfiehlt gegen die in der Reklame erwähnten
Leiden die von ihm erfundenen ſogenannten Miraculo=Präparate. Letztere beſtehen aus 2 Flüſſigkeiten im Quantum von je
170 Cbetm. Die eine Flüſſigkeit, hellgelb gefärbt, iſt eine weingeiſtige Löſung verſchiedener ätheriſcher Oele, in welcher
harzartige braune Flocken ſuspendirt ſind. Die zweite Flüſſigkeit, grünlich ſchwarz, iſt ein mit etwas Zucker verſetzter bitterer
Liqueur, der von Orangenſchalen, Wallnußſchalen und anderen bitteren Pflanzenſtoffen durch Ausziehen mit wäſſerigem Alkohol
unter Zuſatz von Eiſen bereitet wurde.
Beide Arzneien - welche die angeprieſene Heilkraft ſelbſtredend nicht beſitzen - würden in jeder Apotheke ſammt
Fläſchchen um 4 Mk. 85 Pf. zu kaufen ſein, koſten aber, durch den Buchhändler Stahn bezogen, - abgeſehen von der Gebühr
des Kreickenbaum - 8 Mk. 50 Pfg.
Die Broſchire des Medicinalrath Dr. Müller hat keinen anderen Zweck, als Perſonen, die ihren Geſund heitszuſtand
zerrüttet haben, in Angſt zu verſetzen, damit ſie dann um ſo leichter geldlich ausgebeutet werden können.
Ein gewiſſier -D. P. M. Salomon in Weißenſee bei Berlin preiſt in einer Broſchüre eine bewährte Heilmethode
der Epilepſie; ſowie einen Augenbalſam an. Wer ſich an Salomon wendet, erhält durch die Apotheke zum Greif in Berlin
die betreffenden Medikamente nebſt Gebrauchsanweiſung zugeſchickt.
Die Eplepſiemittel beſtehen: 1) aus 3 Liter einer 4oͤzigen wäſſerigen Bromkaliumlöſung und 2) aus einem Thee, der
aus verſchiedenen, grob zerkleinerten Pflanzentheilen, darunter Wurmſamen, Krauſemünze und Baldrian, zuſammengeſetzt iſt.
Der Preis beider Mittel, welche aus jeder Apotheke zu 2 Ml. 95 Pfg. bezw. 1 M. 25 Pfg, zuſammen zu 4 Mk. 40 Pf.
bezogen werden können, beträgt 9 Mk. 90 Pfg.
Der Augenbalſam beſteht aus Wachsſalbe mit Queckſilberpräcipitat. Derſelbe kann bei Bindehaut= und Liderkrankung
unter Umſtänden nützen, iſt aber bei Erkrankungen des inneren Auges völlig werthlos. Der Augenbalſam koſtet inel. Porto
7 Mk. 45 Pfg., während er nach der Arzneitaxe aus den Apotheken zu 1 Mk. 68 Pfg. zu beziehen wäre.
Salomon iſt nicht Arzt und wurde wegen medizinalpolizeilichen Uebertretungen ſchon wiederholt beſtraſt. Wir warnen
davor, ſich demſelben anzuvertrauen.,
Darmſtadt, den 23. Februar 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(751
v. Grolman.

Bekanntmachung.
Zur Verdingung von
veranſchlagt zu
Weißbinderarbeiten M. 1689. 15
Maurerarbeiten
418. 60
im hieſigen preuß. Barackenlager iſt auf
Mittwoch den 9. März er.,
Vormittags 10 Uhr,
ein Termin anberaumt, wozu Unternehmer

mit dem Bemerken eingeladen werden, daß
die bezüglichen Bedingungen ꝛc. im Ge=
ſchäftszimmer
der unterzeichneten Verwal=
tung
Lagerſtraße 66 - zur Einſicht
ausliegen.
Artillerieſchießplatz bei Darmſtadt,
[1752
den 23. Februar 1887.
Großherzogliche Garniſon=
Verwaltung.

Holz=Verſteigerung.
Dienstag den 1. März
ſollen im hieſigen Gemeindewald folgende
Holzſorten verſteigert werden:
257 Am. Kieſern=Scheitholz I. Kl.
45
Knüppel,
5
Schweinſtallegner.
144
Stöcke,
2640 Stück Wellen,
121

[ ][  ][ ]

Hmour'e.
sämmiliche Suppen-Kräntor,
darunter als Neuheit:
Langſchnittbohnen und
Suppengrün,
empfing in friſcher Sendung und
empfiehlt

16 Rheinſtraße 16. [51

Schneeglöchchen
von Bergmann C. Co., Berlin 80. und
(648
Frankfurt a. M.
Neues, reizendes, hochfeines Parfüm,
Flacon Mk. 1. Mk. 125 und Mk. 1.50
E. Scharmann, Ludwigsplatz 2.
bei

1451) Rheinſtraße 28 im Seitenbau
parterre eine Wohnung, beſtehend aus
zwei Zimmern, Küche ꝛc. per 1. Mai.

izurzavo.

1456) Rheinſtr. 28, 1. Stock, zwei
möblirte Zimmer mit ſeparatem Eingang
per 1. März zu vermiethen.
1555) Schützenſtr. 1, 1. St, ein hübſch
möbl. Zimmer per 1. März für 16 M.
nnvAsnsieutraniz.

oc
Höbéu=ausport.
Einem geehrten Publikum halte mein
Geſchäft bei Bedarf beſtens empfohlen.
Raſcheſte Beförderung bei billigſtem Preiſe.
Das Gerücht, daß ich mein Geſchäft auf=
gegeben
, beruht auf Unwahrheit.
Beſſungen, Klappacherſtraße.
[1631
Hochachtungsvoll
Karl Bartsch, Möbeltransporteur.
LorGerungen
werden an allen Orten einkaſſirt.
J. C. Hess., Incaſſo=Geſchäft,
Darmſtadt, Schulſtraße 15. (27

Ein tüchtiger
Feuerschmied
für eine Keſſelſchmiede geſucht.
Frankfurter Eisengiesserei
und Haschinenkabrik.
J. S. Fries Sohn,
(1760
Sachſenhauſen.
1510) Tüchtige Colporteure au
Druckſchriften u. Bilder ſucht die Kunſt=
u
. Colportage=Buchhdlg. v. J. Brunner,
Worms a. Rh., Fiſchmarkt 23, 1. St.

Nr. 4

463

Conoerl-Anzeigo.
Das fünfte Concert zum Beſten des Wittwen= und
Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik
findet Montag, den 28. Februar, im Saalbam ſtatt.
Anfang 7 Uhr.
Frogrumm; a) Orcheſterwerke: Sinfonie (G.dur) von C. A.
Mangold; Drei Stücke aus Achilleus/ von M. Bruch; Ouverture
Meeresſtille und glückliche Fahrt: von Mendelsſohn; Soloſtücke für
Violine: Fräulein Netie Carpentier aus Berlin.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Klingel=
höffer
und Bergſträßer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu
haben. - Für die am Tage des Concerts Morgens 10 Uhr ſtattfindende
Hauptprobe ſind Karten 1 Mk. nur im Saalbau zu haben.
Darmſtadt, im Februar 1887.
[1739
Der Vorstand.

Samstag den 26. Februar,
in der Aula der Realſchule:
Siebemter Vortrug.
von Fräulein EI1a Mensch, Dr. Phil.:
Das Drama der Scandinavier.
Anfang präcis 5 Uhr.
Tageskarten Mk. 1, Schülerkarten 50 Pfg., an der Kaſſe.
Die geehrten Abonnenten werden im Intereſſe der Controle höflichſt ge=
beten
, ihre Karten vorzuzeigen.
[1762

ſodor Ir
Als praktische foschenke
empfehlen:
Sohmer vorsilberto Bestecke unter darantie dor Silberauflage.
6 Kaffeelöffel mit eleg. Etuis in 3 Muſter
12 dgl.
6 Deſſertmeſſer, =Gabeln oder Löffel in 3 Muſter
12
mit eleg. Etuis
dgl.
" "
6 Tafelmeſſer, =Gabeln oder =Löffel
12
mit eleg. Etuis
dgl.
21.

1 Kinderbeſteck, 3theilig, mit eleg. Etuis
6.
Versilberte und vergoldete Waaren aller Art
für Geſchenke zu M. 2.-, 3.-, 4.-, b. -, 6.- 8. -, 10., 12.-, 15.-
20.-, 25. - 30.-, 35. - 40. - 50. - und höher.
Größte Auswahl. - WEUMRITED.
[1681
Reparatur und Wiederverſilberung.
Württ. Metallwaaronſabrik Goislingen,
Fabriklager und Detail=Verkauf: Darmstadt, Rheinstr. 8.

M. 6.. 11. 50. 10. 25 19. 75
11.

Losflunds Hindermiloh,
aus Alpenmilch und Weizen=Extrakt, gibt, nur mit Waſſer verdünnt,
die kräftigſte und leichtverdaulichſte Nahrung, bei der die
Kinder von der Geburt an ſehr gut gedeihen; bei Darmkatarrh
beſonders zu empfehlen. M. 1.20 per Büchſe in den Apotheken,
en gros von Ed. Loeflund in Stuttgart.
[1122
Eine ſchwarze Angorakatze 1706) Einen Geſellen ſucht
verlauſen. Dem Wiederbringer eine Be=
Ferdinand Franke, Spenglermſtr.,
[1761
Roßdorf bei Darmſtadt.

lohnung Pankratiusſtraße 1.

[ ][  ][ ]

H.
16
Mobelſabrik,
34 Eliſabethenſtruße Darmstadt, Eliſabethenſtruße 34.

darunier ehne complel fürsloh alngorlohkste Vohniug von 8 Piécan,
zu deren gefl. Einſicht hochverehrliches Publikum ganz ergebenſt einlade.
Diese 34 Eimmer repräſeutiren 8 vollſändige Einrichtungen nebſt Küche und Badezimmer
und bewegen ſich im Preiſe von Ml. 400 bis Ml. 6500, ſo daß ſie für den einfachſten bis zum feinſten
Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältuiß ſeiner Güte das denkbar billigſte, beherrſcht gegenwärti=
den
Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen Ausführung von keiner Konkurreuz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe, befinden ſich ſtets in den
Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders
auszeichnen; dieſelben werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.

[ ][  ][ ]

465

K 40

.
18R UL EUL1 UL -brkUkt
Darmſtadt-Groß=Gerau!
Durch die ſtattgehabte Reichstaaswahl hat mir die große Mehrheit der Wählerſchaft des hie=
ſigen
Wahlkreiſes zum zweiten Male einen ſo glänzenden und überaus ehrenvollen Beweis ihres Ver=
trauens
gegeben, daß es mich drängt, dafür öffentlich meinen tief empfundenen Dank auszuſprechen.
Die Sicherheit und Wohlfahrt des deutſchen Vaterlandes, die für nothwendig erkannte Stär=
kung
ſeiner Wehrhaftigkeit und ſeine gedeihliche Entwickeluug im Innern auf politiſchem und wirth=
ſchaftlichem
Gebiet, beides auf dem Boden der beſtehenden Reichsverfaſſung: das war das Ziel,
welches in den bewegten Tagen des letzten Wahlkampfes allen für unſere Sache Verbundenen vor=
ſchwebte
.
Zur Erreichung dieſes Zieles mit meinen beſcheidenen Kräften nach beſtem Wiſſen und Gewiſſen
mitzuwirken und dadurch meinen Dank zu bethätigen, wird unausgeſetzt mein eifrigſtes Beſtreben als
Reichstags=Abgeordneter ſein.
Pfungſtadt, den 23. Februar 1887.

J. DIrich.

[1776

1764) Ein tüchtiger Schmiedgeſelle
ſucht wochenweiſe vorübergehend Beſchäf=
tigung
. Näheres Expedition.

1765) Ein tüchtiges Mädchen, nicht
unter 24 Jahren, welches kochen kann u.
alle häuslichen Arbeiten verſteht, zu bal=
digem
Eintritt geſucht. Näheres Frau
Mattern, Grafenſtr. 37.
1766) Geſucht wird in gute Stelle,
ein nicht zu junges Müdchen od. Frau,
welche Liebe zu Kindern hat und ſich jeder
Arbeit gern unterzieht.
Grafenſtraße 20 Seitenbau links.

Gesmcht

in fleißiger Mann ſtadtkundig) zum
Einſammeln von Beſtellungen gegen gute
Proviſion.
Von wem? ſagt die Expedition.

GesuCht.

ein Gürtlergehülfe. Auch kann ein ig.
Optiker oder Feinmechaniker Beſchäf
tigung finden bei
H. Sulzmann.
Gürtlerei und Gießerei, Carlsſtr. 20.
Ein Lehrmädchen aus
guter Familie für ein Manufaktur=
und Weißwaarengeſchäft unter ſehr
günſtigen Bedingungen geſucht. Im
Schneidern bewanderte erhalten den
Vorzug. Offerten unter D. 125
bef. die Exped. d. Bl.

Gesittete Jungon
mit guten Zeugniſſen finden bei uns Be=
chäftigung
.
A. Rosenthal & Co.
Rheinſtraße 20.
(1769
Ein Lehrling
mit guten Vorkenntniſſen gegen Vergütung
im zweiten Jahr geſucht.
Moch a; Staehely,
Eiſen= und Metallwaarenhandlung,
Schulſtraße 8.
[775

Friſche

ſoeben eingetroffen.
G. F. Polh,
Bleichſtraße. I77o

Fine Dame, adlig, mit beſten Empfeh=
E lungen, wünſcht die Erziehung von
Kindern zu übernehmen od. bei einer ält.
Dame als Geſellſchafterin einzutreten.
Gehalt weniger beanſprucht, da Aufenthalt
in Darmſtadt erwünſcht. Offerten unter
L. 8. an die Exped. d. Bl.
[1771

ärrische Lombola.
Ziehungsliſte
einzuſehen und Gewinne abzuholen bis
nächſten Sonntag incl.
Mühlſtraße 70.
[772

ſen Herren Architekten und Bau=
L= unternehmern empfiehlt ſich ein
im architektoniſchen Zeichnen, als auch in
plaſtiſchen Ausführungen aller Stylarten
durchaus gewandter
Stoinmotn und Bildhauor.
[773
Werk ſagt die Expedition.
1774) Geſ u cht
ab 1. März ein ordentliches Dienſt=
mädchen
, welches auch etwas kochen
kann. Kranichſteinerſtraße 3, Parterre.

geldbergſtr. 282kann Einquartierung
angenommen werden.
(1775

Schiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady. Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Fulda, Kapitän Ringk,
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
12. Februar von Bremen abgegangen war, iſt
am 22. Februar wohlbehalten in New=York
ſangekommen.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 25. Februar.
7. Vorſtellung in d. 7. Abonnementsabteilung
(Rothe Karten gültig).
Neu einſtudiert:
Epidemiſch.
Schwank in 4Akten von Dr. J. B.v. Schweizer.
Hierauf neu einſtudiert:
Die ſchöne Gaſathee.
Komiſche mythologiſche Oper in 1 Akt von
Poly Henrion. Muſik von Franz von Suppé.
Anfang halb7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
122

[ ][  ][ ]

466

Nr. 40

Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtädter Cagblatt
1150. Jahrgang
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis
Darmſtadt.
Das nunmehr in ſeinen 150. Jahrgaug eingetretene Tagblatt
bringt neben einer pokitiſchen Aeberſicht reichhaltige Mittheilungen
von allgemeinem und loſiaſem Intereſſe aus Htadt und Cand;
Anterhaktung wird ferner durch das damit verbundene Illuſtrierte
Anterhaktungssſatt mit Beiträgen namhafter Schriftſteller und
jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen
ſoliden Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 150 einſchl. Bringerlohn,
dnrch die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion exel. Bringerlohn.
Abonnements können jederzeit bei der Expedition, Rheinſtraße 23,
owie auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinen mit
dem erſten Beſtellgang.
Die Expedition.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 17. bis 23. Februar 1887.
Geborene: Am 17. Februar: Dem Fabrikarbeiter Johannes
Stier, S. Heinrich. Dem Weißbinder Friedrich Ludwig Müller,
T. Katharina Sophie Maria. Am 20.: Dem Landwirt Georg
Wolf VII., S. Hermann.
Geſtorbene: Am 17. Februar. Dem Bahnarbeiter Friedrich
Göbel, T. Philippine, 7 M. Am 18.: Dem Inſtitutslehrer Karl
Ludwig Ernſt Waldecker, S. Max Alfred Johannes. 1 J. 5 M.
24 T. alt.

Politiſche Ueberſicht.
Zeutſches Reich. S. M. der Kaiſer hatte am 23. eine Be=
ſprechung
mit dem Fürſten Bismarck.
Der Reichsanzeiger' veröffentlicht nachſtehende Verordnung
betr. Einberufung des Reichstags:
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden deutſcher Kaiſer, König von
Preußen u. ſ. w. verordnen auf Grund des Artikels 12 der Ver=
faſſung
im Namen des Reichs, was folgt: Der Reichstag wird be=
rufen
, am 3. März dieſes Jahres in Berlin zuſammenzutreten, und
beauftragen Wir den Reichskanzler mit den zu dieſem Zweck nötigen
Vorbereitungen. Urkundlich unter Unſerer höchſteigenhändigen Unter=
ſchrift
und beigedrucktem kaiſerlichen Inſiegel.
Gegeben, Berlin, den 23. Februar 1887.
Wilhelm. v. Bismarck.
Bis zum 23. Nachts lagen die Ergebniſſe aus 359 Wahlkreiſen
vor, darunter 56 Stichwahlen. Bis jetzt haben die Nationalliberalen
90, die Konſervativen 59, die Freikonſervativen 20, alſo die Kartell=
parteien
zuſammen bis jetzt 118 Sitze erworben. Mitglieder des
Centrums wurden bis jetzt 70 (darunter 3 für das Septennat), 13
Freiſinnige (darunter 2 für das Septennath, 6 Sozialiſten, 15 El=
ſäßer
, 14 Polen, 2 Welfen gewählt.
Bei den Stichwahlen haben die vereinigten Nationalliberalen
und Konſervativen, ſoweit bis jetzt bekannt, 53mal zu kämpfen und
zwar Amal mit den Freiſinnigen, 14mal mit den Sozialdemokraten,
Smal mit dem Centrum, die ubrigenmale mit Welfen, Demokraten
und Volen.
Das Endergebnis der baheriſchen Wahlen wird nach den Stich=
wahlen
vorausſichtlich folgendes ſein: 14 Nationalliberale, 2 Sozial=
demokraten
, 1 Freiſinniger, 31 Centrumsleute. Bezeichnend iſt, daß
des Grafen Preyſings 8 Geſinnungsgenoſſen (Septennatiſten) glatt
mit großer Mehrheit gewählt wurden, während das Centrum faſt
überall Stimmen verlor.
Im preußiſchen Abgeordnetenhauſe erklärte Windthorſt am
23. bei Beratung des Kultusetats, das Centrum werde angeſichts
der neuen Kirchenvorlage prinzipielle Beſchwerden vorläufig unter=
laſſen
. Der Gehalt des altkatholiſchen Biſchofs wurde, nachdem
v. Schorlemer namentliche Abſtimmung beantragte, mit den Stim=
men
der Konſervativen, Nationalliberalen und eines Teiles der
Freiſinnigen bewilligt. Der Antrag Knörcke, welcher die Einſtel=
lung
eines Poſtens befürwortet, um den älteren emeritierten Volks=
ſchullehrern
, denen die Vorteile des Lehrerpenſionsgeſetzes nicht zu
gute kommen, einen entſprechenden Zuſchuß zu gewähren, wurde an
die Budgetkommiſſion verwieſen.
Die neue kirchenpolitiſche Vorlage iſt dem preußiſchen Herren=
hauſe
bereits am Dienstag zugegangen und widerſpricht ihr Inhalt
der vom N. W. Tagbl. gebrachten Skizze ves Entwurfs in weſent=
ichen
Punkten. Der Entwurf enthält nebſt einer kurzen Begründ=

ung fünf Arlikel. Der erſte geſtattet die Errichtung kirchlicher
Seminare in den Diöceſen Osnabrück und Limburg. Art. 2ändert
das ſtaatliche Einſpruchsrecht bei Anſtellung von Geiſtlichen ab und
hebt den ſtaatlichen Zwang zur dauernden Beſetzung erledigter
Pfarrämter auf. Art. 3hebt die Verpflichtung der geiſtlichen Oberen,
die über untergeordnete Geiſtliche verhängte Strafen dem Staate
mitzuteilen, auf. Art. 4 hebt das Geſetz vom 13. Mai 1873, betr.
die Grenzen des Rechts zum Gebrauche kirchlicher Straf=und Zucht=
mittel
auf und läßt nur 8 1 des Geſetzes beſtehen. Art. 5 endlich
geſtattet den Orden, welche ſich der Aushilfe in der Seelſorge, der
Uebung chriſtlicher Nächſtenliebe oder einem beſchaulichen Leben
widmen, ihre Thätigkeit wieder aufzunehmen. Mit den Maigeſetzen
iſt demnach durch dieſe neueſte Reviſion ſo ziemlich tabula rasa ge=
macht
!
Heſterreich=Angarn. Der Landeskommandierende von Bosnien
hatte am 23. eine längere Audienz bei dem Kaiſer.
Die amtliche Ernennung Weckerle's zum Staatsſekretär im
ungariſchen Finanzminiſterium iſt am 23. erfolgt.
Das WienerFremdenbl. ſagt über die Wahlen zum deutſchen
Reichstage, der Maſſenübertritt der Freiſinnigen in das Lager der
Nationalliberalen, das ohne Preisgebung freiſinniger Grundſätze zu
erreichen war, habe die Partei Richter zu einem Häuflein reduziert,
deſſen Bündnis keiner anderen Partei mehr verlockend erſcheinen
könne. Das elſäſſiſche Votum mahne die Reichsregierung zu ver=
ſchärfter
Wachſamkeit. Kablé und Antoine ſeien ſchlechte Bürgen
für das Verhalten der Grenzmark in dieſer gefahrdrohenden Zeit.
Elſaß werde jetzt die erſtrebte Autonomie vergebens erwarten. Das
Centrum werde, wenn auch das bisherige Gebiet, doch nicht die
bisherige Stellung im Reichstage behaupten, nachdem die kirchen=
politiſche
Vorlage das herzliche Einvernehmen der Regierung und
der Kurie dargethan. Der Katholicismus laſſe ſich nicht dauernd
für perſönliche und private Beſtrebungen ausbeuten. Die Wahlen
gäben dem Reiche neue Stärkung nach innen und außen; ein ſtarkes
Deutſchland aber erhöhe die Friedenshoffnung. In dieſem Sinne
ſei das Ergebnis erfreulich für den ganzen Kontinent.
Die Deutſche Zeitung; ſieht in dem Wahlergebniſſe die er=
freuliche
Antwort auf die Frage, ob der nationale Geiſt im Verfall
oder im Aufſchwung begriffen ſei. Die Freiſinnigen ſeien dem
Kanzler nicht blos, wie ſie behaupten, zur Verteidigung der frei=
heitlichen
Volksrechte, ſondern auch in allen nationalen entſcheiden=
den
Fragen und in wirtſchaftlichen Plänen zur Förderung breiter
Volksſchichten entgegengetreten.
Die Preſſe' ſagt, das Centrum ſei hinfort unberechtigt; wenn
der weltlichen Autorität Nihilismus und Anarchismus und der un=
glückliche
Doctrinarismus Richters gegenüberſtehen, dann muß auch
die geiſtliche Autorität zum ſtaatserhaltenden Prinzip werden.
Iranſtreich. Die größeren Pariſer Blätter legen im allge=
meinen
dem Reſultate der deutſchen Reichstagswahlen eine fried=
liche
Bedeutung bei und betonen gleichzeitig die Friedensliebe
Frankreichs. Die große Mehrheit der Blätter enthält ſich lauter
Freudenkundgebungen anläßlich der Wahlen im Elſaß, die, obgleich
ſie befriedigen, mit offenbarem Zwange und Zurückhaltung beſpro=
chen
werden, da die Beſorgniſſe kriegeriſcher Verwicklungen noch nicht
recht gehoben ſind.
Auf Anordnung des Staatsanwalts und auf Grund des Ar=
tikels
84 des Strafgeſetzbuchs wurde am 23. d3. der Direktor des
Blattes Revanche; verhaftet. Dieſes Blatt hat, abgeſehen von
einen wutſchnaubenden Ausfällen gegen Deutſchland, das jetzige
Miniſterium in der gehäſſigſten Weiſe angegriffen und als eine
Sippe von Feiglingen verhöhnt. Bereits am 22. nachmittags waren
durch die Polizei die vor dem Bureau der Revanche; angebrachten
provocierenden Transparente, ſowie die ausgehängten ruſſiſchen
Fahnen gewaltſam entfernt worden. Gegen Peyramont iſt gericht=
liche
Verfolgung wegen ſtaatsgefährlichen Verhaltens eingeleitet
worden.
England. Die Times= ſagt:Das deutſche Volk, gefragt, ob
es ein Parlamentsheer oder ein Reichsheer vorziehe, wählte un=
weigerlich
und entſchieden das Reichsheer, und das bedeutet augen=
blicklich
ganz beſtimmt den Frieden. Der Standard:, der die
Verſtärkung der reichstreuen Parteien hervorhebt, ſagt: Bismarck
und Moltke haben Deutſchland ſtark gemacht, während das Parla=
ment
, wenn es freie Hand gehabt, es verkrüppelt hätte. Aber das
große Werk kann noch zerſtört werden und bei dem geringſten Zei=
chen
deutſcher Schwäche werden ruſſiſche und franzöſiſche Geier die
Jagdbeute verteilen.
Niederkande. Die zweite Kammer beendete am 23. die allge=
meine
Beratung über den Geſetzentwurf betr. die Aenderung der
Verfaſſung. Ein Antrag auf die Erhöhung der Zahl der Abgeord=
neten
wurde mit 72 gegen 10 Stimmen, ein Antrag, wonach die
Reviſion der Verfaſſung auf eine Reviſion des Wahlrechtes beſchränkt
werden ſoll, mit 57 gegen 27 Stimmen verworfen.
Ikakien. Die ,Tribuna' bringt folgende Meldung aus Maſſauah:
General Gené lehnte in ſeiner Antwort auf das Schreiben Ras
Alulas es ab, mit demſelben zu unterhandeln, ſo lange Salimbeli
und Genoſſen gefangen ſeien. Gens verlangt deren Freigabe; er

[ ][  ][ ]

n9
17½

95.
5)
3
56
72¾
832
92
110
2¾
[50
558
747
1=


6)
55
5
50

7
5
8,

Nr.
werde ſonſt die Mil=l.: der Expedition als tot betrachten und
dieſelben rächen. Salimbeli hieß dieſe Antwort ſchriftlich gut.
Der miniſteriellePopolo Romano' ſpricht ſich über das Ver=
halten
Italiens im Krieasfalle wie folgt aus: Falls Rußland ent=
weder
Oeſterreich oder Deutſchland angreifen ſollte, würde es in
jedem Falle nur dieſe beiden Staaten ſich gegenüber finden, aber
nicht Italien. Wenn aber Deutſchland von Frankreich angegriffen
wird, müßte Italien an der Seite Deutſchlands kämpfen, während
Oeſterreich=Ungarn paſſiv bliebe, ſollte heißen, ſich zurückhielte. Das=
ſelbe
würde im Falle eines italieniſch=franzöſiſchen Krieges geſchehen,
wo dann Italien durch Deutſchland unterſtützt werden müßte.
Sämtliche drei Mächte würden nur aktiv auftreten, das heißt alſo
thätig vorgehen, wenn der Angriff gegen eine derſelben ein doppelter
wäre, daß heißt, wenn beiſpielsweiſe Deutſchland mit Rußland und
Frankreich zu gleicher Zeit kämpfen müßte.

Darmſtadt, 25. Februar.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Bürgermeiſter
der Bürgermeiſterei Weitershain, im Kreiſe Gießen, Wilhelm Faul=
ſtich
und dem Bürgermeiſter der Bürgermeiſterei Raibach, im Kreiſe
Dieburg, Wilhelm Fiſcher das Allgemeine Ehrenzeichen mit der
Inſchrift: Für langjährige treue Dienſtes verliehen.
Se. Majeſtät der Kaiſer hat den Hauptmann im 1. Großh.
Heſſ. Inf.=Rgt. Nr. 115 v. Lariſch zum Ehrenritter des Johanniter=
Ordens ernannt.
Mittels Entſchließung Großh. Miniſteriums des Innern
und der Juſtiz vom 21. Februar wurde dem Hauptmann i. P.
Bornemann zu Alsfeld die Verwaltung der Direktorſtelle an den
Landeszuchthauſe Marienſchloß übertragen.
Bei Sr. Hoheit dem Fürſten Alexander ſind nunmehr die
Waſſerblattern zum Ausbruch gekommen und zwar in ziemlich
heftiger Weiſe. Die Gräfl. Erbach'ſchen Herrſchaften, die ſeither
mit dem Fürſten Zimmer auf demſelben Gang bewohnten, ſind
geſtern morgen nach Schönberg abgereiſt. Die Dienerſchaft in dem
Palais iſt geſtern geimpft worden.
7. Stadtverordneten=Verſammlung. In der geſtrigen Sitzung machte
zuerſt Herr Oberbürgermeiſter Ohlh die Mitteilung, daß Herr Bei=
geordneter
Riedlinger der Stadtverordneten=Verſammlung eine die
Kaiſerglocke darſtellende Schelle geſchenkt, weiter von einer Eingabe
des Herrn Stadtverordneten Ganß wegen des ſchlechten Zuſtandes
des Trottoirs in der nordweſtlichen Promenade= und Frankfurter
Straße und von der Erteilung der Konzeſſionen für Vornahme
von Vorarbeiten für Dampfſtraßenbahnen zwiſchen hier und Langen
bezw. Frankfurt. Ein Geſuch, Beleuchtung der verlängerten Kies=
ſtraße
betr., wird durch Bewilligung der Aufſtellung einer Laterne
erledigt. Wegen Aufſtellung zweier Statuen über dem Portal der
Realſchule berichtete Herr Bergſträßer, daß in Uebereinſtimmung
mit dem Lehrerkollegium die Schulkommiſſion ſich für Aufſtellung
der Statuen von Jakob Grimm und Ritter erklärt habe. Herr
Stadtverordneter Schödler ſprach ſich gegen die Aufſtellung der
Statue Ritters aus, an deſſen Stelle er Gervinus zu ſetzen wünſchte.
Nachdem Herr Stadtverordneter Bähr für Ritter, Herr Stadtver=
ordneter
Rückert im Sinne des auch von der Baukommiſſion befür=
worteten
Antrags Schödler, ſowie für gleichzeitige Aufſtellung einer
Statue von Schacht geſprochen, befürwortete Herr Bergſträßer
nochmals den Antrag der Schulkommiſſion, den auch die Herren
Thiel und Schmeel anzunehmen baten, und wurde auch in dieſem
Sinne Beſchluß gefaßt.
Der im ganzen ſchon früher genehmigte Bauplan für das Ge=
lände
weſtlich der Main=Neckar=Bahn, über welchen Herr Stadt=
verordneter
H. Müller im Namen der Baukommiſſion referierte,
wurde in mehreren Abänderungen und Einzelheiten, namentlich
wegen eventueller Durchführung einer Straße, nach einer längeren
Diskuſſion, dem Antrage der Minorität der Baukommiſſion gemäß,
angenvmmen, welche die von der Majorität vorgeſchlagene Durch=
führung
der Straße zwiſchen dem alten Griesheimer Weg
und der breiten Allee nicht vollſtändig genehmigt. Einer Ab=
tretung
von Weggelände zwiſchen Hoch= und Rückertſtraße wurd=
zugeſtimmt
, ebenſo den beantragten Gelände= Erwerbungen
zur Regulierung der Arheilger=, Wiener= und Wenckſtraße
Ein Geſuch um Uebernahme der Dreibrunnenſtraße durch die
Stadt unter den herkömmlichen Bedingungen wurde genehmigt,
von Pflaſterung und Herſtellung des Trottoirs ſoll vorderhand ab=
geſehen
werden. Ueber die von der Heſſ. Ludwigsbahn beabſichtigte
Aenderung der Freitreppe vor dem Empfangsgebäude, bezw. Vor=
ſchiebung
von zwei Tritten, wird nach dem von den Herren Schödler
und Hochſtätter unterſtützten Antrag des Herrn Rückert noch kein
Beſchluß gefaßt und die Sache an die Baukommiſſion zurück ver
wieſen. Die vom Kreisbauamte beantragte Erbauung einer Kreis
ſtraße vom Darmſtädter Friedhof nach dem Böllenfallthor wird
unter dem Hinweis darauf, daß die Gemeinde Beſſungen die ih=
geſetzlich
zufallenden Koſten tragen ſoll, befürwortet.
Alsdann wurde eine Berichtigung des Grundbuchs bezüglich
des ſtädtiſchen und militärfiskaliſchen Beſitzes in der Sandſtraße zur

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Kenntnis genommen, die Beleuchtung des Aichlokals mit rund
50 M. Koſten für Einrichtung genehmigt und der Antrag einer
Verſicherungsgeſellſchaft, Unfallverſicherung des ſtädtiſchen Perſonals
betr., ablehnend erledigt.
Nachdem damit die verſchiedenen Punkte der Tagesordnung
ihre Erledigung gefunden hatten, begann die nicht öffentliche Sitzung.
Die diesmaligen Sitzungen der Kommiſſionen zur Veran=
lagung
der direkten Steuern in unſerer Stadt ſind nunmehr beendet.
Die rechtzeitige Ausgabe der direkten Steuerzettel für das am
1. April d. J. beginnende neue Steuerjahr dürfte geſichert ſein.
Unſere Realſchule hat nunmehr die Schülerzahl 1000 nahezu
erreicht; gegenwärtig wird dieſelbe nämlich von 991 Schülern be=
ſucht
. Davon kommen 502 auf das Realghmnaſium, 318 auf die
Realſchule IL. Ordnung und 171 auf die Vorſchule. Dementſprechend
iſt auch das Lehrerperſonal ein zahlreiches; es wirken zur Zeit 45
Lehrkräfte an der Schule, einſchließlich 6 Acceſſiſten, die ſich zum
Lehramt befähigen wollen.
) Die Bühnen=Angehörigen Deutſchlands vereinigen ſich um dem
deutſchen Kaiſer zu ſeinem 90. Geburtstag eine Adreſſe zu über=
reichen
. Graf Hochberg. Präſident des deutſchen Bühnen=Vereins,
Franz Betz, Präſident der Genoſſenſchaft Deutſcher Bühnen= Ange=
höriger
, Ludwig Barnah haben zu dieſem Zweck folgenden Aufruf
erlaſſen: Kunſtgenoſſen! Nur wenige Wochen noch trennen uns
von einem Feſttage der deutſchen Nation, wie ihn nach den Ueber=
lieferungen
der Geſchichte aller Zeiten niemals ein Volk begangen
hat: unſer ruhmgekrönter geliebter Heldenkaiſer vollendet am
22. März d. J. in ungeſchwächter geiſtiger und körperlicher Friſche
und Geſundheit Sein 90. Lebensjahr! Die wunderbaren, erhabenen
Schickſale Seines eigenen Lebens ſtehen ſeit faſt einem Jahrhundert
mit den Schickſalen unſeres deutſchen Vaterlandes in innigſter Ver=
bindung
; mit Seinem Namen ſind die glänzendſten Thaten in Krieg
und Frieden verknüpft; Sein Name bedeutet für alle Zeiten Deutſch=
lands
Macht und Herrlichkeit auf ihrem Höhepunktel In allen
Teilen des Vaterlandes, in allen Kreiſen des Volkesrüſtet man ſich,
den 90. Jahrestag Seiner Geburt feierlich zu begehen, dem Gefühle
der Dankbarkeit und Hingebung für Seine hehre Perſon ganz be=
ſonderen
Ausdruck zu geben, - ſollten wir an dieſem Tage den
Stufen Seines Thrones fernbleiben? Nimmermehr! Hat Er nicht,
wie allen Künſten, ſo auch der unſrigen Sein mildes Auge ſtets
zugewandt? Hat Er nicht vielen unſrer Genoſſen Seine perſönliche
Huld zu Teil werden laſſen? Hat unſere Kunſt an Seinem Hofe
nicht ſtets ſich gleicher Gunſt erfreut, wie die übrigen?
Wohlan denn, werthe Kunſtgenoſſen, zeigen wir, daß es uns,
neben dem engeren Bande, welches jede Kunſt um ihre Vertreter
ſchlingt, das allen gemeinſame, feſte Band des Patriotismus ver=
einigt
, indem wir an dem bevorſtehenden hohen Feſttage dem ge=
liebten
Heldenkaiſer Deutſchlands unſere innigſten Gefühle des
Dankes und der Verehrung gemeinſam zum Ausdruck bringen. Wir
ſind überzugt, daß unſer Mahnruf in Euch Allen den freudigſten
Widerhall erwecken wird und bitten Euch Alle, die Ihr dem deutſchen
Theater angehört oder zu demſelben in näherer Beziehung ſteht,
Euch mit Euerer Unterſchrift dem Huldigungsakte anzuſchließen, den
die geſamte deutſche Bühne dem deutſchen Kaiſer darbringen ſoll.
Hoftheaterdirektor Wünzer hatte aus dieſem Anlaß das Ge=
ſamt
=Verſonal des Hoftheaters am 19. d. M. im Konferenzſaal ver=
ſammelt
und wies in beredken Worten auf die hohe Bedeutung des
Tages hin. Zur Einzeichnung für die Adreſſen waren Liſten auf=
gelegt
.
N Kleine Mitteilungen. Gelegentlich des am Sonntag abend
dahier ſtattgefundenen Fackelzuges wurde in der Wilhelminen=
ſtraße
ein Gymnaſiaſt von mehreren Burſchen ohne jede Veran=
laſſung
überfallen und mißhandelt. Aus dem Hofraum eines
Hauſes in der Liebigſtraße iſt ein Schiebkarren entwendet wor
den. - In der Nacht vom 22.23. d. M. iſt aus einem Hausgarten
in der Beſſunger Weinbergſtraße eine größere Partie zum trocknen
aufgehängt geweſene Wäſche entwendet worden. - Aus dem au
der Eisbahn in der Pallaswieſenſtraße aufgeſtellten Kaſſehäuschen
iſt eine Partie Taſchentücher geſtohlen worden. Verhaftet wurde
dahier ein Burſche, welcher angab, anfangs dieſes Monats von
einem Badiſchen Infanterie=Regiment deſertiert zu ſein. - Gegen
einen Schreinergeſellen wurde Anzeige wegen Zechprellerei er=
Ein Colporteur erhicft von ſeinem Collegen 2 Bilder
hoben.
im Wert von 14 M. zum Verkauſe, verſetzte ſolche jedoch bei einem
hieſigen Wirt für geringes Geld
Das prachtvolle Koſtüm des Prinzen Karneval iſt auch dieſes
Jahr aus dem Maskengarderobegeſchäft von A. Hachenburger her
vorgegangen, ebenſo einzelne elegante Koſtüme für den dieſer Tage
ſtattgehabten koſtümierten Hofball.
r. Sicherem Vernehmen nach beabſichtigt die Witwe des Litterar=
hiſtorikers
Gervinus am Geburtshaus ihres verſtorbenen Gatten
(Gaſthaus zur Bockshaut) auf eigene Koſten eine Gedenktafel an=
bringen
zu laſſen.
Offenbach, 24. Februar. Das Geſamtreſultat der Wahl in
unſerem Wahlkreis ſtellt ſich nunmehr wie folgt: Böhm 11635,
Liebknecht 8018, Wolz 3368 Stimmen. Der nat.=lib. Kandidat Hr.

[ ][  ]

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Guſtav Böhm iſt ſonach mit einer Mehrheit von 249 Stimmen ge=
wählt
. Höchſt erfreulich iſt die außerordentlich ſtarke Zunahme der
Stimmen für den nat=lib. Kandidaten in der Stadt Offenbach. Der
Zuwachs beträgt ungefähr 800 Stimmen.
Mainz, 23. Februar. Die von verſchiedenen Blättern ge=
brachte
Mitteilung, daß die hieſigen Sozialdemokraten den Beſchlüß
gefaßt, bei der bevorſtehenden Stichwahl zwiſchen dem Pro=
vinzialdirektor
Küchler und N. Racké ſtrikte Wahlenthaltung zu
proklamieren entſpricht nicht der Richtigkeit. Weder dieſer noch ein
anderer Beſchluß iſt vorerſt gefaßt worden und erwartet man noch
Nachricht von der öberſten Parteileitung. Eine weitere Meldung
verſchiedener auswärtiger Blätter, daß die Stichwahl im Wahlkreis
Mainz=Oppenheim bereits am 2. März ſtattfinde, bedarf auch noch
der amtlichen Beſtätigung.
Unter zahlreicher Beteiligung aus den fünf Kreiſen fand heute
in Anweſenheit des Generalſekretärs Weidenhammer hier die
jährlich der Aufſtellung des Budgets gewidmete Generalver=
ſammlung
des landwirtſchaftlichen Vereins der Provinz Rhein=
heſſen
ſtatt.
Pfeddersheim, 22. Februar. Eine ſeltene Begeiſterung
herrſchte hier am Wahltage unter der geſamten Bevölkerung: Den
Glanzpunkt des Tages bildete der Aufmarſch des Krieger= und
Soldatenvereins. Sie kamen mit wehenden Fahnen und unter
Glockengeläute; beim Abmarſch erklang die Wacht am Rhein.: Zu=
vor
brachte auf dem freien Platz vor dem Stadthaus der altbe=
währte
Präſident des erſtgenannten Vereins ein Hoch aus auf getötet wurden.
Kaiſer, Reich und Heer, in welches die Menge, die in freudigem
Gedränge den Platz füllte, begeiſtert einſtimmte. Und nun erſt der
Jubel, als das Wahlergebnis bekannt wurde: 388 Marquardſen
contra 23 Meyer!
8t. Frankfurt, 24. Februar. Das geſtrige erſte Auftreten von
Frau Marcella Sembrich als Lucia war von geradezu ſenſatio=
nellem
Erfolge begleitet, ſo daß das nahezu ausverkaufte Haus der
Künſtlerin die weitgehendſten Beifallsbezeugungen zollte und das
Orcheſter mit Tuſch eintreten mußte. Nach der Wahnſinns=Scene
des dritten Aktes wollte ſich der Beifall gar nicht legen. Das
zweite und letzte Auftreten von Frau Sembrich findet morgen abend
als Roſine' im Barbier von Sevilla ſtatt.
Frankfurt, 24. Febr. Für die Straßenreinigung der Stadt
pro 188788 hat das Fuhramt eine Lieferung von nicht weniger als
14600 Beſen ausgeſchrieben.
8t. Frankfurt, 33. Februar. Der Maskenball der Zoologiſchen
Gartengeſellſchaft erfreute ſich regen Beſuches und bot alle möglichen
Karnevalsfreuden. Die Süle waren pompös dekoriert und die
Loggien zu ſehr einladenden Waldpartien (Ober= und Unterſchwein=
ſtiege
) umgeſtaltet. Man ſah recht geſchmackvolle Koſtümes und bei
luſkiaem Becherklang floß die Ballnacht gar zu raſch dahin.
Verlin, 28. Februar. Albert Niemann iſt am Montag von
ſeiner amerikaniſchen Gaſtſpielreiſe hierher zurückgekehrt.
Vertrauens=Damen - das war bei den Wahlen die neueſte
Errungenſchaft der ſozialdemokratiſchen Bewegung. Von dem rich=
tigen
Grundſatz ausgehend, daß die Beredſamkeit des weiblichen
Geſchlechtes unwiderſtehlich iſt, haben die Sozialdemokraten ſich für
die Herbeiholung ſäumiger Wähler der Frauen bedient. Das Er=
gebnis
ſoll nach der=Poſt' ein geradezu überraſchendes geweſen ſein.
Köln, 23. Februar. Eine hübſche Scene ſpielte ſich hier in einer
zur Feier des Karnevals verſammelten Geſellſchaft ab. Einer
der Gebrüder Stollwerck hatte auf einer Studienreiſe in der neuen
Welt auch die bedeutenden Cacaoplantagen der Hauptproduktions=
länder
beſucht, wo die ſämtlichen Arbeiten faſt ausſchließlich von
Negern verrichtet werden. Vor der Abreiſe des Herrn Stollwerck
äußerten einige der jungen Neger lebhaft den Wunſch, die alte Welt
einmal zu ſehen. Es wurde nun mit dem betreffenden Plantagen=
beſitzer
verabredet, daß die Schwarzen die nächſte Cadaoſendung
begleiten ſollten. Der Zufall nun wollte, daß zwei der Neger am Roſen=
montag
bei Stollwerck eintrafen und in der hier verſammelten Ge=
ſellſchaft
als maskierte Bekannte' eingeführt wurden, wo ſie durch
ihre echten Manieren und ihre Schüchternheit; rieſige Heiterkeit
hervorriefen bis ihr Begleiter Aufſchluß gab, wo denn die Heiter=
keit
natürlich noch weit größer wurde.
Amſterdam, 23. Februar. Nachdem ſeit dem 19. d. M., dem
Geburtstage des Königs, mehrfach kleine Reibereien zwiſchen der
hieſigen Arbeiterbevölkerung und den Sozialdemokraten ſtattgefun=
den
hatten, kam es in der verfloſſenen Nacht zu einer erheblichen
Ruheſtörung. Die antiſozialiſtiſchen Arbeiter zogen unter dem durch das Ableben unſerer lieben, unvergeßlichen Gattin und
Rufe E3 lebe der König' nach einem Hauſe, in welchem ſich zahl= Mutter
reiche Sozialdemokraten aufhielten. Es kam hier zu einem heftigen
Zuſammenſtoß zwiſchen den Anhängern beider Parteien, der von
der Volizei nür mit großer Mühe unterdrückt wurde: mehrere Ver= betroffenen Verluſte ſagen wir Allen unſern tiefgefühlteſten,
haftuͤngen ſind vorgenommen, die Zahl der bei dem Zuſammenſtoß
Verwundeten ſteht noch nicht feſt, bisher und 23 Perſonen, darunter
5 ſchwer Verwundete, in das Krankenhaus gebracht worden.
Rom, 23. Februar. In Turin und Genua wurden heute 6½ Uhr
morgens heftige und länger andauernde Erderſchütterungen

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wahrgenommen. In Genua flüchteten viele Bewohner aus den
Häuſern, mehrere Rauchfänge wurden herabgeworfen, viele Häuſer
erhielten Riſſe; der erſten Erderſchütterung folgten mehrere weitere.
Gleichzeitig würde in Aqui eine ſtarke Erdſchükterung verſpürt, der
ſpäter mehrere leichte folgten. Die geſamte Provinz Pavia ſowie
Lucca und Savona wurden von ſtärkern und ſchwächern Erderſchüt=
terungen
heimaeſucht, in letzterer Stadt ſtürzten mehrere Häuſer
ein, wobei 11 Perſonen das Leben einbüßten.
Mailand, 23. Febr. Heute Morgen 6 Uhr 25 Minuten wurde
hier ein wellenförmiges Erdbeben wahrgenommen, welches auch in
Livorno verſpürt würde. Die Erſcheinung hatte eine Dauer von
12 Sekunden. Bis jetzt iſt kein Unfall gemeldet.
Paris, 23. Febr. Heute Morgen zwiſchen 5 und 6 Uhr wurden
in Cannes, Avignon, Nizza drei, in Toulon und Privas zwei, in
Beſſeches ein Erdſtöß verſpürt. In Cannes, Toulon und Avignon
flohen alle Leute auf die Straßen. In Nizza trieb der Schrecken
die ganze Bevölkerung auf die Straßen. Zwei Häuſer ſind einge=
ſtürzt
und dabei wurden drei Perſonen verſchüttet, eine Frau iſt
verwundet. Die Uhren blieben 5 Uhr 37 Minuten ſtehen. Der
Bahnhof iſt von Perſonen, die abreiſen wollen, überflutet. In
Mentone iſt der eine Teil des Turmes der enaliſchen Kirche einge=
ſtürzt
. Mehrere Perſonen wurden getötet. Der Bahnverkehr iſt
aufgehoben, bis die Strecke genau unterſucht iſt. In Marſeille ſind
während des Erdbebens mehrere Häuſer riſſig geworden, in Bar
ſtürzten ein altes Schloß und einige Häuſer ein, wobei drei Menſchen

fam
Lodes Anzeige.
Verwandten, Freunden und Bekannten ſtatt jeder
weiteren Mittheilung die ſchmerzliche Nachricht, daß
unſere unvergeßliche liebe Frau, Mutter, Schwieger= und
Großmutter
Katharina Petry, geb. Boos,
heute Morgen ½9 Uhr nach langem, ſchweren Leiden
ſanft verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die tieftrauernden Familien:
N. Pelry,
W. Heinz.
Die Beerdigung findet Sonntag Nachmittag ½5 Uhr
von der großen Ochſengaſſe 8 aus ſtatt.

Lodes=Arrzeige.
Statt jeder beſonderen Anzeige Verwandten, Freunden
und Bekannten hiermit die ſchmerzliche Mittheilung, daß
unſer lieber, guter Vater, Schwiegervater und Onkel
Johannes Hoch,

Rentner,
nach längerem Leiden heute Vormittag ½12 Uhr ſanſt,
verſchieden iſt.
Namens der trauernden Hinterbliebenen:
Georg Koch.
Die Beerdigung findet Samstag Nachmittag 3 Uhr ſtatt.

Darrkſagztitg.

(1779

Für die vielſeitige, herzliche Theilnahme an dem uns
Sophie Hallenberger
herzlichſten Dank.
Darmſtadt, den 24. Februar 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Familie Hallenberger.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.