Abonnemenlapreis
diernelſähtlich 1 Mark 50 Pf. inck.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtauflchlag.
150. Fahrgang.
Mit der Sonntags=Beilage:
Inſerate
werdenangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rhelnſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blöher
Holzſtraße Nr. 86, ſowle autwänz
von allen Annoneen=Expeditionen.
G.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
N 20.
Freitag den 28. Januar.
1337.
B e k a n n t m a ch u n g.
Der Ortsgeſundheitsrath zu Karlsruhe veröffentlicht folgende Bekanntmachungen:
Durch Zeitungsannoncen und Broſchüren wird ein nach Rezept des früheren Militärarztes Noman Weißmann zu
Bilshofen in Bayern zubereitetes=Schlagwaſſer” als zuverläſſiges Mittel gegen Schlagfluß marktſchreieriſcher Weiſe
ange=
prieſen. Das Schlagwaſſer wird durch das berüchtigte Geheimmittelgeſchäft des Julius Kirchhöfer in Trieſt vertrieben,
welcher auch die Homeriana und andere medieiniſche Schwindeleien zu Markt bringt.
Wir haben das Schlagwaſſer wiederholt einer chemiſchen Unterſuchung unterziehen laſſen; dasſelbe beſteht lediglich aus
rothgefärbter Arnicatinktur. Während 100 Gramm dieſer in jeder Apotheke käuflichen Tinktur 95 Pfg. koſten, mußten dem
Kirchhöfer für 60 Gramm in einem von uns konſtatirten Falle 5 Mk. bezahlt werden.
Wir warnen vor dieſer Betrügerei.
Dr. Oidtmann's Purgatif, ein gegen Hämorrhoiden, Leberleiden, chroniſche Darmkatarrhe u. ſ. w., marktſchreieriſch
angeprieſenes Mittel, beſteht aus einer durch Eſigäther und Kamillenbl aromatiſirten wäſſerigen Löſung von Oelnatronſeiſe
mit viel Glyeerin.
Das Purgatif iſt ein unſchädliches Abführmittel, entbehrt aber der ihm angerühmten Wirkſamkeit und iſt viel zu theuer.
Ein gewiſſer Adolf Steiner in Hamburg, Dammthorſtraße 11, bietet durch Cirkular den Apothekern Deutſchlands die
Errichtung eines Depots von „Hexenſchüßpflaſteru an, welches Apotheker H. Scholinus in Flensburg bereitet. Dasſelbe
wird als ſicheres Heilmittel bei den heftigſten rheumatiſchen Schmerzen, Hexenſchuß, Gliederreißen u. ſ. w., angeprieſen.
Bei der Unterſuchung ergab es ſich, daß das Herxenſchußpflaſter nur aus geſtrichenem Mutterpflaſter beſteht, das noch
über=
dies ſehr mangelhaft präparirt iſt.
Wir warnen vor dem Ankauf des gegen obige Leiden wirkungsloſen Pflaſters.
Darmſtadt, den 25. Januar 1887.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[843
v. Grolman.
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Lehrkurſus für Obſtbaumwärter bei Baumſchulenbeſitzer Th. Jäger zu Bensheim a. d. B.
Zur Heranbildung von tüchtigen Obſtbaumwärtern wird im Laufe des Frühjahrs 1887 wiederum ein Lehrkurſus zur
Ertheilung von theoretiſchem und praktiſchem Unterricht im Obſt= und Weinbau, ſowie den verwandten Wiſſenſchaften
er=
öffnet werden.
Die Theilnehmer haben ſich die erforderlichen Bücher und Geräthſchaften auf eigene Koſten anzuſchaffen, was mit
un=
gefähr 16 Mk. geſchehen kann. Ebenſo haben dieſelben für Logis und Koſt ſelbſt Sorge zu tragen. Herr Jäger wird in
dieſer Beziehung zur Auskunftsertheilung bereit ſein.
Der Untericht wird unentgeldlich ertheilt. Der Frühjahrscurſus beginnt mit dem 7. März und endet mit dem
7. Mai l. J3. Der Sommercurſus beginnt mit dem 8. Auguſt und endet mit dem 27. Auguſt l. J3.
Der Unterricht umfaßt:
1) Obſtbau: in woͤchentlich 6 Stunden. a. Obſtbaumzucht, b. Obſtbaumpflege, C. Baum= und Rebſchnitt, d.
Pomo=
logie. L. Obſtbenutzung, übrige Zeit, k. praktiſche Uebungen: Lehrer Jäger.
2) Hllfswiſſenſchaften in woͤchentlich 5 Stunden. a. Lehre vom Bau und den Lebensverrichtungen der Pflanze, b.
Vo=
denkunde, c. Düngerlehre: Lehrer Seibert.
Den Schülern, welche es wünſchen, konnen nach ſtattgthabter Schlußprüfung Stellungen als Gärtner oder
Obſtbaum=
wärter durch Herrn Jäger vermittelt werden.
Es werden hiernach diejenigen, welche an beſagtem Unterricht Theil zu nehmen wünſchen, hiermit aufgefordert, ſich
baldthunlichſt bei demſelben mündlich oder ſchriftlich anzumelden. Wegen einer zu gewährenden pecuniären Unterſtützung ſind
die betreffenden Geſuche bei den landwirthſchaftlichen Bezirksvereinen reſp. deren Vorſtänden oder den Gemeindevorſtänden der
betreffenden Wohnorte einzureichen und werden dieſe hiermit freundlichſt gebeten, dieſer ſo wichtigen Angelegenheit ihre volle
Aufmerkſamkeit zuzuwenden.
Bensheim, den 17. Januar 1887.
Der H. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Beusheim.
6844
Dr. Ufinger.
216
Nr. 20
Bekunntmuchung.
Betreffend: Außerordentliche Verſammlungen des landw. Bezirks=
Vereins Darmſtadt.
Samstag den 29. Januar l. J3., Nachmittags 3½ Uhr, findet in
dem „Gaſthaus zum goldenen Lamm' bei Wirth Zeh in Pfungſtadt eine
außer=
ordentliche Generalverſammlung des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt
ſtatt:
Tagesordnung:
1) Vortrag des Herrn Kreisveterinäarrztes Dr, Schäfer über „Hufbeſchlag
und Hufpflegen.
2) Die Reorganiſation der landwirthſchaftlichen Vereine Heſſens.
Eine weitere außerordentliche Generalverſammlung findet ſtatt=Montag den
31. Januar l. Js., Nachmittags 3 Uhr, in dem „Gaſthauſe zum weißen
Schwanen' bei Georg Erzgräber in Arheilgen:
Tagesordnung:
1) Vortrag des Herrn Landwirthſchafts=Lehrers Stimmel über „die Aufgabe
der Landwirthſchaft unſerer Tage."
2) Die Reorganiſation der landwirthſchaftlichen Ve reine Heſſens.
Die verehrlichen Vereinsmitglieder werden zur Theilnahme an den
Verſamm=
lungen ergebenſt eingeladen.
Darmſtadt, den 22. Januar 1887.
Der I. Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt.
Dr. v. Wedekind, Amtmann.
[744
Bennnutmnchung.
Wahl des Vertreters der Forenſen. Gemeinde Darmſtadt.
Zu der auf den 10. d. Mts. ausgeſchrieben geweſenen Wahl des Vertreters,
ber Forenſen iſt kein Wähler erſchienen, ſo daß geſehzlicher Vorſchrift entſprechend/
für die laufende Wahlperiode derjenige höchſtbeſteuerte Forenſe, welcher die
Be=
dingungen der Wählbarkeit in ſich vereinigt, als Vertreter der Forenſen zuzuziehen
iſt. Dieſer Höchſtbeſteuerte iſt in hieſiger Gemeinde Landwirth Martin Kaus
zu Beſſungen. Es wird dies mit dem Anfügen bekannt gemacht und dem Genannten
noch beſonders verkündigt, daß während 3 Tagen, nämlich den 27., 28. und 29. d.
Mts. die erwachſenen Wahlacten mit allen Anlagen auf dem Stadthauſe,
Rhein=
ſtraße 18, Zimmer Nr. 12, offen gelegt werden und daß während der
unerſtreck=
lichen Friſt dieſer 3 Tage jeder ſtimmberechtigte Forenſe, ſowie jedes Mitglied der
Stadtverordneten=Verſammlung bezw. der als Vertreter zugezogene Landwirth
Mar=
tin Kaus von den erwachſenen Acten Einſicht nehmen und auch Einwendungen gegen
das Verfahren bei Vermeidung des Ausſchluſſes bei Großh. Kreisamt Darmſtadt
vorbringen kann.
Darmſtadt, den 25. Januar 1887.
Die Wahl=Commiſſion:
Riedlinger.
Gräff.
[845
Lautz.
Bekanntmnchung.
Das Schulgeld pro l. Quartal 1887 wird in nachſtehenden Schulen
er=
hoben und zwar:
1) im Großherzoglichen Realgymnaſium, der Realſchule und Vorſchule:
Mittwoch den 2. Februar von Vormittags 8 bis 10 Uhr;
2) in der Mädchen=Mittelſchule: Donnerstag den 3. Februar von Mittags
2 bis 3 Uhr;
3) in der Victoriaſchule: Freitag den 4. Februar von Morgens 8 bis
9 Uhr;
4) in der Knaben=Mittelſchule: Freitag den 4. Februar von Mittags 2
bis 3 Uhr.
Darmſtadt, den 26. Januar 1887.
Die Stadtkaſſe:
Kriegk.
(846
Außforderung.
Forderungen und Anſprüche jeder Art
an den Nachlaß des verſtorbenen Johann
Georg Lepper hier ſind bei Meidung
der Nichtberückſichtigung bei Regulirung
des Nachlaſſes innerhalb 14 Tagen bei
dem unterzeichneten Gericht geltend zu
machen.
Darmſtadt, den 22. Januar 1887.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
J. V.;
Wagner, Gerichtsaſſeſſor. (847
Empfehle meine anerkannt
beliebten
Jobr. Hafkeos⁄
eigner Brennerei.
Hochfeine
Miſchungen 1⁄8₈
in allen „H
Preislagen.
Suppen-
Einlagen.
C. Schmongor,
Rheiuſtr. 14.
Prima
per halb Kilo 45 Pfo.,
Weinste
Valoncia-drangon,
10 Stück 80 Pfg.,
Tafel=Roſinen, Tafelmandeln,
Feigen, Haſelnüſſe,
Ital. Maronen,
[(849
empfiehlt billigſt
Emanuel Fuld.
Haumann's proisgohröntor
4
GIRSOIAüIs.
in ½ Ko.=Packeten 50 Pf.,
ausreichend für 400 Liter Waſſer
empfiehlt
Carl Watuingor,
Wilhelminenſtr. 11. 1653
00
54₈
.1TOh
per ½ Liter 36 Pf.,
Haiserausuug
per ½ Liter 20 Pf.,
Wresshefe
(friſche)
empfiehlt
Amanuel Fuld,
(609
Kirchstr. I.
Nr. 29
Gustav Hickler's Hachk.,
Rudolf Hok
Putz= und Modewaaren=Geſchäft,
empfiehlt ſein großes Lager in
ß=
14
NAuränzsh vom billigſten bis zum feinſten Geure.
Pßö
Ggautge
Hr auzsGblöhkt iud in crome und weiß.
(522
Hmorr's.
sämmlliche Suppen-Eränter,
darunter als Neuheit:
Langſchnittbohnen und
Suppengrün,
empfing in friſcher Sendung und
empfiehlt
5.
5öe=
6.
16 Rheinſtraße 16. [51
Feines
4850
oGh½-
5
aler Art.
in verſchiedenen Qualitäten.
Hono Bamberger Brünollen
in Schachteln jeder Größe 45 Pf.
per Pfund.
45)
4erabubre
Osl.huninungsh
in diverſen Sorten.
per Pfd. 40 Pf.
Französ. Haoarool
per Pfd. 35 Pf.
Französische
Csmüss-AIdoln
per Pfd. 40 Pf.
4
Gmanurl euld,
Kirchſtraße 1.
(679
v9p3
Festi ll. 2.-.
Turbots.
Seerungem,
Hander 80 Pfo.,
Cabliau 50 Pfg.,
Gchellſische 30 Pfo.,
Austern,
Hummerm.
Rheinhechte 90 Pfo.,
Harpfen,
Eishechte 70 Pfa.,
Grüne Häringe 20 Pf
O₈
Gowassorte Stockſische.
Got’äncherten Rhöinlachs.
Astraokan, Cral- und Elb
Caviar.
Neumaugem.
Eioler Sprolten 60 Pfa.
Eisler Bückinge und
Fundern.
Philipp Weber,
Carlsſtraße 24.
(850
Bhul Grango.
n prachwoller Frucht eingetroffen.
Carl Watunger,
Wilhelminenſtraße II. ſ88
Eine neue Sendung garantirt
ächter
9p)
BEESaROh
für Sammler iſt ſoeben
ein=
getroffen.
Brieſmarken Albom
von 20 Pf. au bis 40 Mark.
Ankauf von ganzen
Samm=
lungen zu hohen Preiſen.
G. v. Hignor,
Buch= und Kunſthandlung,
Wilhelminenſtr. 21.
1990. 100.
Comgom,
looſe gewogen,
von ganz vorzüglichem Aroma,
per ½ Kilo M. 2. 50,
bei 2½ Ko. per Ko. M. 2.30
empfiehlt
Emanuel Fuld,
Kirchſtraße I.
[(421
1855er
Schneeglöckchen
von Borgmann & Co., Berlin 80. und
(648
Frankfurt a. M.
Neues, reizendes, hochfeines Parfüm,
Flacon Mk. 1, Mk. 1.25 und Mk. 1.50
bei E. Scharmann, Ludwigsplatz 2.
G—
Eüm Haus
in ſchöner Lage Beſſungens, mit großem
Garten, preiswürdig zu verkaufen.
(297
Näheres in der Expedition.
Gardehleh
ſchöne, brillante Fiſche,
per Pfund 80 Pfg.,
auserleſeneertragroße
WEsche,
per Pfund Mark 120.
Wiederverkäufern Engros=Preiſe!
8
2 gkipp Deber,
Carlsſtraße 24.
852
Friſche
eingetroffen.
N. Wobor Haohk.,
Eliſabethenſtraße 14. (853
218
holltschen Cognae
der
Export=Compagnie in Cölu,
in 3 Qualitäten.
Alten französischen
GOGRAO
die Flaſche zu M. 3. 25, bei zehn
Flaſchen zu M. 3.-
GGAIIOL TUd,
Kirchſtraße 1.
[854
Alyeorin-Schmefolmilch-Soiſo
aus der Kgl. Bayer. Hofparfümerie=Fabrik
C. D. Wunderlich, prämirt 1882,
Nürnberg.
Entſchieden eine der beliebteſten und
angenehmſten Toiletteſeifen zur Erlangung
eines ſchönen, ſammetartigen weißen Teints
iſt dieſe Seife vorzüglich geeignet zur
Rei=
nigung von Hautſchärfen, Hautausſchlägen
Jucken der Haut, Flechten, ſowie zur
Zer=
theilung von Geſchwülſten ꝛc.
Alleinverkauf 35 Pf. bei
E. Scharmann,
Hof=Bürſtenfabrikant,
Ludwigsplatz Nr. 2. (206
M
855) Neckarſtr. 5 eine kleine
freund=
liche Wohnung für eine einzelne Frau od.
kinderloſe Eheleute alsbald zu vermiethen.
13331) Möbl. Zimmer zu verm.
Calé Höppel, Grafenſtraße.
gont gosucht.
ſEine leiſtungsfühige Flaſchen=
Hülſenfabrik ſucht für Darmſtadt
und Umgegend einen
tüchtigen Vertreter.
Kleiner trockener Lagerraum er=
forderlich. — Gefl. Offerten unter
Flaschenhülsen, beſorgt die
Exped. d. Bl.
(769
Jüngere Bäckergehülfen
welche den Brodaustrag mit übernehmen,
erhalten ſofort gute Stellen.
Näheres auf dem Bureau der Bücker=
Innung Darmſtadt, Obergaſſe 38 (Stadt
Nürnberg). Sprechſtunden 3 bis 4 Uhr
Nachmittags.
[774
Nr. 20
Rozart-Verenn
145. Jahr.)
Samstag den 29. Januar, Abends 8 Uhr,
in den Réumen des Saalbaues:
GtunuUduudt-
Unter Leitung des Herrn Muſikdirektor Zerlett, und unter gütiger
Mit=
wirkung der Großh. Hofopernſängerin Fräul. Jettka Finkelstein, der
Pianiſin Frl. Marg. Hröh und des Herrn Hofmuſiker Fr. Hehmel.
Der Eintritt iſt nur gegen Vorzeigung der Mitglied=
4
Gaſtkarten geſtattet.
oder
Ein Verkauf von Karten an Nichtmitglieder findet nicht ſtatt.
Für auswärtige Fremde, welche ſich vorübergehend bei Mitgliedern zu
Beſuche aufhalten, ſind Eintrittskarten Mk. 2 bei Herrn W. Pfeil,
Eliſabethenſtraße Nr. 5. zu erhalten.
(836
Hagdeburger
G.
ebensverſcernny-
Heſellſchaft.
Conceſſionirt 1855.
Mk. 6,000,000.
„ 13546,017.
87927275.
„ 3404873.
„ 17337291.
Actien=Kapital
Prämien=Reſerve ultimo Dezember 1885
Kapital=Verſicherungen
Prämien= und Zinſen=Einnahme im Jahre 1885
Bisher gezahlte Verſicherungsſumme und Reuten
Die Geſellſchaft ſchließt:
Lebens=, Renten= und Ausſteuerverſicherungen zu billigen und feſten Prämien; erſtere
mit und ohne Gewinuantheil (Dividende).
Nachzahlungen der Verſicherten finden nicht ſtatt. Die mit Anſpruch auf
Dividende Verſicherten treten nach 3 Jahren in den Bezug derſelben, in der Weiſe,
daß die auf das erſte Verſicherungsjahr entfallende Dividende auf die Prämie des
vierten, die Dividende des zweiten auf die Prämie des fünften Rechnungsjahres
u. ſ. w. in Anrechnung kommt. Pro 1883 wurden in 1886 zahlbar 19% und
pro 1884 in 1887 zahlbar 21% der vollen Jahresprämie als Dividende gewährt,
während pro 1885 in 1888 zahlbar 16% zur Vertheilung kommen.
Die Beleihungs= und Rückkaufsfähigkeit der Policen tritt nach 5jähriger
Ver=
ſicherungsdauer ein. Mit wenigſtens 1500 Mk. verſicherte Beamte können Dienſt
cantionen bis ⁶⁄ der Verſicherungsſumme erhalten.
Verbindlichkeiten der Geſellſchaft werden anerkanntermaßen ſtets coulant und
prompt erfüllt.
Zur Ertheilung jeder weiteren Auskunft und zur Aufnahme von
Ver=
ſicherungsverträgen iſt neben unſerer Subdirection München, Maximiliansplatz 3,
Herr C. Hohmann, Hauptagent in Darmstadt,
bereit.
Magdeburg, im Januar 1887.
Magdeburger Lebensverſicherungs=Geſellſchaft.
C. Listemann.
(857
Hondalhih
zu allerlei
Fuddings,
Milchspeisen,
Fruchtgelées,
Sandtorten ete.
Eingetragene Schutzmarke.
Für Kinder und Kranke mit Milch gekocht ſpeziell
geeignet; erhöht die Verdaulichkeit der Milch.
Auch zur Verdickung von Suppen, Cacao ꝛc. vortrefflich. Mondamin iſt
ein entöltes Maisprodukt. Fabr. Broyn & Polson, k. e. Hofl., London u. Berlin C.
In Colonial=, Delikateſſen= und Droguen=Hndg. 60 Pfg. pr. engl. Pfd. (11880
Nr. 29
Wegen der Schüler=Vorſtellung findet der 3. Vortrag
von Frl. Ella Mensch, Dr. Phil., Mittwoch
(856
den 2. Februar, ſtatt.
H.
CuangLl. Gtraenbauuerern.
Die regelmäßige Generalversammlung findet
Donnerstag den 3. Februar, Abends 6 Uhr, im Saalbau
(Damenſalon),
ſtatt, wozu man die Mitglieder freundlichſt einlädt.
Tagesordnung: Jahresbericht. Rechnungsabhör. Vorläufige Beſchlüſſe
über den Kirchenbau (Stat. 8 5 Abth. 3).
(858
Der Vorstand.
CHarmst,
Carneval 188,
vslauCar,
41
Sonntag den 30. Januar, Abends
7 Uhr 1 Minuten,
44
in sämmtlichen Räumen des
A.
Saalbaues:
ſſſ.
Zweites großes carnevaliſtiſches
C. Hörde
OON
F
EGurGatt
veranſtaltet von dem Carneval-Tug-Verein, unter gefälliger
Mitwirkung der bedentendſten Künſtler des närriſchen In= und
Auslandes.
Nach dem Concert:
M14)
G
Kamz.
141
4
Eintrittsſterne für Mitglieder des Carneval=Zug=Vereins und der Carueval=
Geſellſchaft (unter Legitimation durch Vorzeigung der Mitgliedskarte) 50 Pfg.,
für Damen 50 Pfg., für Nichtmitglieder 1 Mk., ſowie Kappen für Zug=
Vereins=Mitglieder ſind zu beziehen bei den Herren D. Faix Söhne,
Rhein=
ſtraße, und C. u. W. Kaminsky, Marktpaſſage. — Abends an der Kaſſe jeder
Stern 20 Pfg. mehr.
Kappen aller Carneval=Vereine ſind zuläſſig. - Dutten, Hüte, Hauben,
Mützen ꝛc., 20 Pfg. Abends an der Kaſſe.
(859
Das Elſer-Comité.
Jreiwillige Furner=Jeuerwehr
Bessungen.
Samstag den 29. Januar d. J., Abends 8½ Uhr:
Generul-Yerſammlung
in der Restauration von Ludwig Hropp.
Tagesordnung:
1) Berichterſtattung. 2) Rechnungsablage. 3) Anträge. 4) Wahl der
Ob=
leute und Führer.
[763
Die Obmannſchaft.
806a) Ein anſtändiges Mädchen ſucht
für ein paar Stunden des Vormittags
Beſchäftigung. Zu erfragen in d. Exped.
807) Ein geſetztes Müdchen ſucht
Laufdienſt. Langgaſſe 37. 2. Stock.
860) Ein reinl. Müdchen ſucht
Lauf=
dienſt. Pankratiusſtr. 23, Seitenb. rechts.
57in Mädchen, im Gebildſtopfen und
1 Maſchinennähen erfahren, ſucht
864) Ein junges, braves Mädchen
zu leichten Arbeiten in ein Geſchäft
ge=
ſucht. Wo? ſagt die Expedition.
Beſchäftigung. Carlsſtr. 21.
(861
Lehrling=Geſuch.
In ein feineres Delicateſſe=Geſchäft
wird ein junger Mann braver Eltern, mit
den nöthigen Schulkenntniſſen verſehen,
bei freier Station geſucht.
(583
Näheres bei der Expedition.
219
863) 4 Herrſchaftsköchinnen, ſechs
bürgerl. Köch. und 2 Kinderwärterinnen
ſofort geſucht. Franks Stellenbureau,
Caſinoſtraße 2.
Gesmcht
eine gewandte Verküuferin für ein
Weiß=, Woll= u. Kurzwaaren=Geſchäft
in Eanau zum baldigen Eintritt.
Branchekundige Bewerberinnen wollen
Offerten mit Zeugniß=Abſchriften u.
Pho=
tographie uuter M. H. 20 an Haasen-
8toin L. Vogler in Hauau einſenden.
865) Eine Kaffeehandlung ongros
ſucht einen jungen Mann als
LChrhiug
Eintritt an Oſtern. Berechtigung zum
einj. freiw. Militärdienſt erforderlich.
Offerten unter C. 689h. an Haasen-
Stein & Vogler, Mannheim.
Cür Grossiston
Wir ſuchen für Heſſen einen Allein=
Verkäufer mit Beziehungen zu Händlern
der Colonial= und Delikateſſewaaren=
Branche für unſern Japan-hayu-
Bouillon-Extraet und erbitten uns
Offerten mit Referenzen.
ſlottfriod Schmidt &am; Co.,
Bremen.
(866
Metzelsuppe
Samstag den 29. Januar von Abends
8 Uhr an, wobei ein vorzügliches Glas
Lagerbier, ſowie ein gutes Glas Wein
und Apfelwein verabreiche.
Morgens 10 Uhr: Wellſeisch.
Zu recht zahlreichem Beſuch ladet ein
L. Chriſtoph
Reſtauration „zum Aſchaffenb. Hof=
Teichhausſtraße 2½. (86,
ax.
Großherzogliches Hoftheater.
Mit Allerhöchſter Erlaubnis im Großh.
Hof=
theater zu Darmſtadt.
Samstag, 29. Januar.
Zum Beſten der deutſchen Schiller=Stiftung
von Schülern des Ludwig=Georg=Gymnaſiums
dargeſtellt.
Fhilohtetes.
Tragödie von Sophokles aufgeführt in 2 Akten,
nach der Ueberſetzung von G. Wendt.
Anfang 5 Uhr. Ende nach 7 Uhr.
Der Billetverkauf findet Freitag, 28. Jan.,
nachmittags von 3-5 Uhr, ſowie am Tage
der Vorſtellung vormittags von 10-1 Uhr
und nachmittags von 4 Uhr ab an der
Tages=
kaſſe im Großh. Hoftheater ſtatt.
Die Vorſtellung iſt ſo angeſetzt, daß die
von auswärts kommenden Zuſchauer nach
derſelben wieder heimreiſen können.
Sonntag, 30. Januar.
7. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
(Rothe Karten gültig.
Mignon.
Oper in 3 Akten von Ambroiſe Thomas.
Hierauf - zum erſten Male wiederholt:
Wiener Balzer.
Ballet in 3 Bildern von L. Frappart und
F. Gaul. Die Muſik zuſammengeſtellt von
Joſeph Bayer.
59
220
Die Stellenvermittlung
des Vereins zum Wohl der dienenden
Klaſſe, Frankfurt a. M., Steinweg 2,
ſucht für ſofort u. für ſpäter Mädchen,
die kochen können u. gute Zeugniſſe
be=
ſitzen, bei hohem Lohn.
[435
Forderungen
werden an allen Orten einkaſſirt.
J. C. Mess, Incaſſo=Geſchäft,
Darmſtadt, Schulſtraße 15. (27
Nr. 20
(n nächſter Nähe der Train=Kaſerne wird
2h eine hübſch möblirte Wohnung,
aus Wohn= und Schlafzimmer beſtehend,
auf 8 Wochen zu miethen geſucht.
Offerten mit Preisangabe alsbald gub
(869
L. C. an die Exped. d. Bl.
Non einer penſionirten Beamtenfamilie
T wird eine Wohnung levent.
Man=
ſardewohnung) von 5 Zimmern u.
Magd=
kammer, ſowie Bodenraum in Beſſungen
od. in den äußeren Stadttheilen per erſten
April zu miethen geſucht. - Gefl. Off.
mit Preisang. an Frl. Thrän, Kapellpl. 8.
Die amtliche
Gewimmliste
der Berliner Jubiläums=
Lotterie kann zu 10 Pfg. pro
Exemplar in der Expedition
d. Blattes bezogen werden.
ein Geldbeutel mit
85b
080L83 Inhalt. Der redliche
Finder wird gebeten, denſelben gegen
Be=
lohnung abzugeben in der Exped. (871
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 13. bis 26. Januar 1887).
Geborene: Am 13. Januar: Dem Sergeant Johann Vitus
Nordmann, T. Meta. Dem Weißbinder Johann Georg Bönſel,
T. Margaretha. Am 15.: Ein unehel. S. Adolf. Dem Maurer,
Georg Geyer VI., T. Maria Dorothea. Am 18.: Eine unehel. T.
Magdalena. Am 22.. Dem Zimmermann Wilhelm Wald I. T.
Am 23.: Dem Poſtſekretär Georg Wilhelm Emil Gothe, T. Erika
Antoinette Sophie Paula Johanna.
Broſttamiert als Verloßte:
Der Tapezier Karl Bönſel mit
Louiſe Dorothea Petzinger hier. Der Sergeant Georg Heinrich
Eidenmüller mit Anna Maria Margaretha Chriſtine Johanna
Stein hier.
Eheſchließzungen: Am 22. Januar: Der Großh. badiſche
Eiſen=
bahn=Inſpektor gerdinand Franz Scheyrer mit Karoline Eliſabethe
Marie von Hunoltſtein hier. Am 24.: Der Profeſſor Dr. Julius
Dürr zu Ulm mit Antonie Louiſe Emilie Machenhauer hier.
Geſtorbene: Am 20. Januar: Der Wachtmeiſter i. P. Johann
Adam Eyerdam, 57 J. 8 M. 7 T. Am 22. Dem Zimmermann
Wilhelm Wald II, T. 5 Stunden. Am 25.: Der Rentner Peter
Crößmann, 74 J. 5 M. 13.
Politiſche Reberſicht.
Deutſches Zieich. Der Vortrag, welcher dem Kaiſer am 25.
von dem Fürſten Bismarck gehalten wurde, währte über 1½ Stdu.
Es ſoll ſich dabei um einen Aufruf bezüglich der Neuwahlen
ge=
handelt haben, deſſen Erſcheinen in kurzem zu erwarten ſei.
Der Kronprinz empfing den Reichskanzler am 25. und am 26.
Dem Vernehmen nach erfolgte die Uebernahme von 25 000 000
Mark 3¼ proc. preußiſcher Konſols durch das Seehandlungs=
Kon=
ſortium zum Pari=Kurſe. Den Börſenblättern zufolge hätte letzteres
auch den gleichen oder einen noch höheren Betrag deutſcher
Reichs=
anleihe feſt übernommen.
Die Münchener„Neueſte Nachrichten' erfahren aus
unantaſt=
barer Quelle, der Reichskanzler beſitze eine ſehr entſchiedene
Aeuße=
rung des Papſtes über die Stellung des Centrums in den
gegen=
wärtigen Fragen, welche entſcheidend für die Stellung der Katholiken
im Wahlkampf werden, den katholiſchen Klerus von der
Wahl=
agitation fernhalten und aus den Oppoſitionsreihen drängen werde.
Das Centrum werde ſich entſcheiden müſſen, ob es dem Papſt oder
Windthorſt fernerhin folge. Die päpſtliche Kundgebung ſei ſo
deut=
lich, daß Ungehorſam direkte Unbotmäßigkeit gegen den Papſt
be=
deuten würde. Bismarck werde die Kundgebung im geeigneten
Moment veröffentlichen. Dieſe Mitteilung findet Beſtätigung durch
eine Meldung aus Non vom 26., wonach ſchon alsbald nach
Auf=
löſung des Reichstages, wenn nicht ſchon kurz vor derſelben, ein
brieflicher Meinungsaustauſch zwiſchen dem Papſt und einem
hoch=
geſtellten Centrumsmitgliede ſtattgefunden, wonach der Papſt
per=
ſönlich aufs entſchiedenſte die Haltung des Centrums unter
Windthorſt gegenüber der Heeresvorlage mißbilligt. Von dieſer
Kundgebung hatte der Papſt die Wirkung erwartet, daß ſie den
Widerſtand Windthorſts gegen die Vorlage zu brechen imſtande ſei,
und darum war eine weitere Veröffentlichung nicht gewünſcht
wor=
den. Möglich, daß dieſe Veröffentlichung nunmehr erfolgt.
Jeden=
falls mißbilligt der Papſt die Haltung des Centrums gegenüber dem
Septennat durchaus.
Die„Magd. 3tg. ſchreibt: Die Anſprache, welche der Führer
der nationalliberalen Partei Deutſchlands, Herr v. Bennigſen, am
Sonntag an die Landesverſammlung in Hannover gerichtet hat,
wird in allen Kreiſen des Vaterlandes, die eine Friedenspolitik
nach außen wie im Innern als die erwünſchteſte betrachten,
ſicher=
lich denſelben Beifall finden, der ihm von den Zuhörern in
Han=
nover dargebracht worden iſt. Wir leben in einer Zeit, die Unheil
brütet; unſer Himmel iſt bedeckt mit dunklen Wolken und es kann
niemand ſagen, daß aus denſelben nicht vielleicht ſchon ſehr bald
flammende Blitze auf uns herniederzucken werden. Wer kann ſich
vermeſſen, anzugeben, wie lange unſer Frieden gewahrt bleiben wird
Da iſt fürwahr niemand, der ſich getrauen könnte, zu prophezeien,
daß der Krieg, der uns ſchon ſo lange gedroht, nicht bald
aus=
brechen werde. Der Kaiſer und der Kanzler thun wohl das
Mög=
liche, um dieſe ſchwere Kriegsgefahr von uns abzuwehren; aber die
Entſcheidung häugt von unberechenbaren Entſchlüſſen Frankreichs
ab. Glaubt dasſelbe die Stunde zum Angriff gekommen, dann
ſind alle mäßigenden Einflüſſe machtlos und das Verderben hat
ſeinen freien Lauf. Das iſt keine Schwarzmalerei - wollte Gott,
ſie wäre esl - nein, das ſind ſehr naheliegende Sorgen, welche
uns allen das Herz erfüllen, das ſind Erwägungen, welche jeder
einſichtige Mann im deutſchen Volke ſelbſt ſchon lange gemacht hat.
Unter ſolchen Verhältniſſen aber iſt eine verſtändige Verein barung
mit der Regierung über die Militärfrage geboten. Eine
Konflikts=
politik kann uns niemals ſegensreich erſcheinen; in ſo ſchweren Tagen
aber wie den jetzigen iſt ſie doppelt verhängnisvoll. Das war der
Kern der Ausführungen Bennigſens. Dieſelben waren wieder ſo
klar, ſo ruhig abwägend, von einem ſo warmen nationalen Geiſte
getragen und dabei von einer ebenſo maßvollen als entſchloſſenen
libe=
ralen Geſinnung durchweht, wie wir dies von den Reden des
treff=
lichen Mannes immer rühmen konnten. Es iſt vor allem nötig,
betonte Bennigſen mit Nachdruck, daß die Nation andere Fragen,
die nicht als Lebensfragen erſcheinen, zurückſtelle hinter die eine, in
der ſie eine Exiſtenzfrage gegenüber anderen Mächten und für die
innere Entwicklung ſieht. Darum habe ſich die nationalliberale
Partei mit der konſervativen verſtändigt, um für dieſen beſtimmten
Zweck bei den Wahlen in den Kreiſen, wo dies not thut,
zuſammen=
zugehen, um dem Centrum, welches mit den Deutſchfreiſinnigen
zu=
ſammengehe, die Entſcheidung über dieſe Wehrfrage zu entwinden."
Heſterreich=Angarn. Oberſtlieutenant Klpſch, Militär=Attache
in Petersburg iſt am 26. über Berlin in Wien eingetroffen und
ſogleich vom Kaiſer und von Kalnoky empfangen worden; er kehrt
nach Ordnung ſeiner Familienangelegenheiten auf ſeinen Poſten
zurück.
Der Prager Rumpflandtag beſchloß am 25., die Deutſchen nach
der Geſchäftsordnung als ausgetreten zu betrachten und für
die=
ſelben, mit Ausnahme des als krank beurlaubten Herbſt,
Neu=
wahlen zu veranlaſſen.
Jranktreich. Der Kammerausſchuß lehnte am 26. einſtimmig
die Inbetrachtnahme des internationalen Schiedsgerichts und der
Abrüſtungsvorſchläge der Abgeordneten Boyer und Paſſy ab.
Der Armeeausſchuß der Abgeordnetenkammer nahm im
Grund=
ſatz den vom Kriegsminiſter General Boulanger gutgeheißenen
Vor=
ſchlag an, die Jünglinge vom 17. bis zum 20. Lebensjahr
vorbe=
reitenden Militärübungen zu unterwerfen.
Die „Juſticel, deren Direktor Clemenceau dem Kriegsminiſter
ſehr nahe ſteht, ſagt: „Wir ſind in der Lage zu verſichern, daß die
Behauptungen der „Daily News” ſich auf keine Thatſache ſtutzen.
Die deutſche Regierung kann von der franzöſiſchen keine Erklärung
über die jüngſten Militärbewegungen verlangen, und dies ganz
ein=
lach, weil keine Truppenbewegung an unſerer Oſtgrenze
ſtattge=
funden hats.
Der Gaulois' ſchlägt als Beruhigungsmittel eine Strafe von
5 Fres. für jeden Franzoſen vor, der noch fernerhin den Namen
Boulanger ausſpreche.
Das Blatt Avenir Militaire” gelanat über die
Neubewaff=
nung der Infanterie zu folgendem Schluſſe: Begnügen wir uns
einſtweilen damit, wie die Deutſchen ſchnell und mit wenig Koſten
die vorhandenen Waffen verbeſſern, laſſen wir die Frage des
Re=
petirgewehres mit verkleinertem Kaliber erſt reif werden: wir
werden ſpäter darauf zurückkommen, wenn die Verſuche mit den
verſchiedenen Syſtemen zu klaren Ergebuiſſen geführt haben und
wir auf eine Periode längeren Friedens rechnen können. „Avenir
Militaire; macht geltend, daß Boulanger vielleicht keine Zeit haben
werde, die Truppen mit dem neuen Gewehr vertraut zu machen,
daß die Bewaffnung der geſamten Iufanterie mit der neuen Waffe
früheſtens in 3 Jahren vollendet ſein könne und daß man alſo vor=
Nr.
ausſichtlich mit zwei verſchiedenen Waffen in den Krieg werde ziehen
müſſen, und, da die Kaliber verſchieden ſind. auch mit zwei
ver=
ſchiedenen Patronen. Dies werde in der Armee nicht nur einen
ungünſtigen moraliſchen Eindruck machen, ſondern auch leicht
Ver=
wirrung bei der Verſorgung der kämpfenden Truppen mit Munition
erzeugen. Schließlich fragt das Blatt, ob denn das neue Pulver,
welches durch die Einführung des kleinen Kalibers erforderlich ſei
und auch entdeckt wurde, bereits ſo erprobt ſei, daß man darauf ein
neues Syſtem gründen könne und ſcheint darüber einige Zweifel zu
hegen.
Engkand. Der Prinz von Wales beabſichtigt am 7. Februar
in Paris einzutreffen.
Der „Times' zufolge fand die Räumung von Port Hamilton
am 23. Januar ſtatt.
Däuemarſt. Der König hat das Folkething auf den 1. Februar
einberufen.
Ikatien. Der „Tribuna” und der „Italia militarer zufolge
gehen baldmöglichſt zwei Korvetten mit Truppenverſtärkungen nach
Maſſauah ab. Ende des Monats geht eine weitere Infanterie=
Abteilung mit zuſammen 12 Infanterie= und 3 Alpenjäger=
Kom=
pagnien ab. Eine Genie=Kompagnie und eine Gebirgsbatterie
werden zum Abgange vorbereitet.
Bulgarien. Der bulgariſche Unterhändler Vulkovitſch
verſtän=
digte die Pforte davon, daß die bulgariſche Regentſchaft ſich darauf
vorbereitet, zurückzutreten, wenn ihr dieſes von ſämtlichen
Groß=
mächten angeraten werde. Alle Mächte, ausgenommen England,
ſind geneigt, den Rücktritt der Regenten anzuraten als erſten Schritt
zur Löſung der bulgariſchen Frage.
Fürkei. Die Vorſchläge Zankows, die mit dem Kaulbarsſchen
Programme vollſtändig übereinſtimmen, werden von der Pforte als
unannehmbar angeſehen und werden zu der Löſung der Frage
vor=
ausſichtlich nichts beitragen.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 28. Januar.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 2, enthält:
) Bekanntmachung, die Beſtellung der Wahlkommiſſäre für die
Wahlen der Abgeordneten zum Deutſchen Reichstage betr. 2)
Be=
kanntmachung, die Organiſation der Unfallverſicherung betr. 3)
Be=
kanntmachung, die Beſtätigung von Stiftungen und Vermächtniſſen
betr. 4) Bekanntmachung, die Umlagen der israelitiſchen
Religions=
gemeinde zu Heppenheim a. W. für 1886-87 betr. 5)
Bekannt=
machung, die Vergütung der Brandſchäden zu Ober=Abtſteinach
betr. 6) Promotionen an der Großh. Landes=Univerſität Gießen.
7) Ordensverleihungen. 8) Namensveränderungen. 9) Abweſenheits
erklärung. 10) Dienſtnachrichten. 11) Charaktererteilung. 12)
Ruhe=
ſtandsverſetzung. 13) Konkurrenzeröffnungen. 14) Sterbefälle. 15
Verichtigung.
Im Laufe des vierten Quartals 1886 ſind von Sr. Königl.
Hoheit dem Großherzog u. a. nachſtehende Stiftungen und
Vermächt=
niſſe beſtätigt und hiernach die betreffenden Behörden zu deren
An=
nahme ermächtigt worden: Die Vermächtniſſe des verſtorbenen
Kirchenrechners Chriſtiin Friedrich Beck zu Groß=Gerau: a. an die
ev. Kirche zu Beſſungen, im Betrage von 3000 M., und b. an die
ev. Kirche zu Worfelden als Pfarrverbeſſerungsfonds, im Betrage
von 500 M. Die Schenkung von Mitgliedern und Freunden der
ev. Martinsgemeinde zu Darmſtadt an die Martinskirche daſelbſt,
beſtehend in einer Turmuhr im Werte von 1500 M. Die
Schenk=
ung mehrerer Bürger der Stadt Worms an die Stadt Worms, im
Betrage von 2000 M. zur Gründung eines Theaterbaufonds. Die
Schenkung der Sparkaſſe zu Erbach i. O. an das Mathilden=
Land=
krankenhaus zu Darmſtadt, im Betrage von 300 M. Das
Vermächt=
nis des Freiherrn Gedult von Jungenfeld zu Mainz an das St.
Vincenz=Hoſpital zu Mainz, im Betrage von 857 M. 14 Pf. Die
Schenkung der Turngemeinde zu Worms an die Stadt Worms zu
Gunſten des dortigen Theaterbaufonds, im Betrage von 500 M.
Das Vermächtnis der Witwe des Architekturmalers Emil Kirchner
zu München an das Großh. Muſeum zu Darmſtadt, beſtehend in
einem Oelgemälde, im Werte von 800 M. Die Schenkung der
Mathilden=Stiftung für die Provinz Starkenburg an das Mathilden=
Landkrankenhaus zu Darmſtadt, im Betrage von 200 M. Die
Schenkung des Fabrikanten Friedrich Schön zu Worms an die
Dreifaltigkeitskirche zu Worms, beſtehend in einem gemalten Fenſter
Scene aus Luthers Leben darſtellend), im Werte von 3-4000 M.
Das Vermächtnis des Rentners Ph. Worret zu Worms an dieſelbe
Kirche zur Anſchaffung neuer Fenſter, im Betrage von 200 M.
Der Johanna Fröhlich zu Darmſtadt wurde geſtattet, daß
dieſelbe ſtatt ihres ſeitherigen in Zukunft den Familiennamen
„Veith' führe.
Herr Fabrikant W. Büchner in Pfungſtadt, der von der
deutſch=
ſreiſinnigen Partei für die demnächſt ſtattfindenden Reichstagswahlen
im Wahlkreis Darmſtadt=Groß=Gerau aufgeſtellte Kandidat, hat
ſeiner Partei erklärt, daß er, trotz vorheriger Zuſage, wegen
in=
zwiſchen eingetretener Verhältniſſe nicht in der Lage ſei, eine Wahl
anzunehmen.
20
221
Mit Bezugnahme auf die vor einigen Tagen in dieſem Blatte
erfolgte Mitteilung. daß wegen Nichtzuſtandekommen einer
desfal=
ſigen Wahl Herr Moſes Lehmann in Rödelheim berufen ſei, die
Vertretung der Forenſen in hieſiger Stadtverordnetenverſammlung
zu übernehmen, iſt nachzutragen, daß der Genannte inzwiſchen
ver=
ſtorben iſt und deshalb deſſen Rechte auf den nächſthöchſtbeſteuerten
Ausmärker, Hrn. Landwirt Martin Kaus in Beſſungen, übergehen.
— Dermalen findet auf dem Louiſenplatz und in der oberen
Heinrichſtraße die Auswechslung der Brenner in den Straßenlaternen
ſtatt und verbreiten die neuen Brenner eine ſehr große Helle.
Die heute abend ſtattfindende Verſammlung der Mitglieder
des Lokalgewerbvereins hat folgende Tagesordnung: 1) Vortrag des
Herrn Architekten E. Harres über das ſtädtiſche Waſſerwerk und
die Koſten des Waſſers in Darmſtadt; 2) Fortſetzung der
Beſprech=
ung über die Lage des Kleingewerbes.
Verſchönerungsverein. Die General=Verſammlung am 29.
d. M. (Abends 5 Uhr) hat außer der bereits bekannt gemachten
Tagesordnung auch über die Frage wegen eines Beitrags zur
Eisbahn des Schlittſchuhklubs Entſcheidung zu treffen.
1 Am Mittwoch mittag wurde ein aus Ruppertenrod gebürtiges
Dienſtmädchen, welches von Gießen aus wegen Verbrechen im Sinne
des 8 218 des R. St. G. ſteckbrieflich verfolgt wird, dahier in Haft
genommen. — Ein hieſiger Taglöhner entwendete aus einem
Eiſen=
bahnwaggon, welcher mit Steinkohlen beladen an der
Blumenthal=
ſtraße geſtanden, eine Partie Steinkohlen, wobei er von einem Wei
chenwärter erwiſcht und zur Anzeige gebracht wurde. Die Kohlen
wurden dem Burſchen wieder abgenommen. - Am Mittwoch abend
wurden aus einem Hofe in der Eliſabethenſtraße zwei zum Trocknen
aufgehängt geweſene Betttücher geſtohlen. Die Diebin wurde aber
von dem Beſtohlenen auf der That ertappt und der Polizei
über=
liefert. Es iſt ſehr wahrſcheinlich, daß die Perſon auch die anderen
in letzter Zeit dahier begangenen Wäſchediebſtähle begangen hat.
Aus einer Wohnung in der Alexanderſtraße iſt von einem
unbe=
kannten Burſchen eine ſilberne Cylinderuhr mit Kette entwendet
worden. — Die vor einiger Zeit auf Grund des Reglements
ange=
ordnete Reviſion der Vierpreſſionen im Polizeibezirk Darmſtadt=
Beſſungen hat ergeben, daß die Preſſionen mit wenig Ausnahmen
in gutem Zuſtand ſich befinden. — Mittwoch Nacht wurde an einem
Hauſe der Nieder=Ramſtädterſtraße eine Fenſterſcheibe eingeworfen.
Wegen Bettelus und Obdachloſigkeii wurden 9 Perſonen in das
Polizeigefängnis eingeliefert.
4 Städtiſche Sparkaſſe. Die vorläufige Ueberſicht über die
Ge=
ſchäftsergebniſſe von 1886 ergiebt: Die baaren Einlagen betrugen
2127972. 67 M. in etwa 26351 Einzelpoſten (gegen 1616256. 76 M.
in 1885), die Rückzahlungen 1881917. 3 M. in 13734 Poſten (gegen
1347153. 54 M. in 1885). Die Zahl der Einleger war 26060
gegen 25181 in 1885). An neuen Einlegern (neuen Büchlein) kamen
3458 hinzu. Die 1886 neu ausgeliehenen Kapitalien betragen auf
Hypotheken ꝛc. 801610 M., im Kontokorrentverkehr 510120. 38 M.,
zuſammen 1311730. 38 M. ſin 1885 nur 1186 789. 94 M.). Die
1886 zurückbezahlten Kapitalien 342 322. 24 M. in Hypotheken u. ſ. w.
und 536239. 70 M. im Kontokorrentverkehr, zuſammen 818561. 94 M.
lgegen 780 772. 14 M. in 1885). Die Einlagen und
Rückzahlungs=
ziffern haben in 1886 eine Höhe erreicht, wie nie zuvor. So ſtiegen
die Einlagen 1886 gegen das Vorjahr um 51175. 91 M. während,
das Mehr der 1885er Einlagen gegen das Vorjahr nur 17767. 60 M.
betrug. Es hat dies, ebenſo wie die außerordentlich hohe Ziffer
des 1886er Mehr an Rückzahlungen ſetwa 555000 M.) zum großen
Teil darin ſeinen Grund, daß 1886 auf Durchführung der
Statuten=
beſtimmung beſtanden ward, wonach Niemand für ſich mehr als
ein Büchlein haben darf. Seither war dies vielfach umgangen
worden, weſentlich deshalb, um höhere Zinſen zu erzielen. Ein
Betrag, 3. B. von 2000 M. ertrug nur 3½%, auf 4 Büchlein mit
je 500 M. verteilt aber 4%. Das Einſchreiten gegen dieſen
Miß=
brauch veranlaßte zurückziehen vieler Einlagen, teils um ſie
ſtatuten=
gemäß auf 1 Büchlein zu ſtellen, teils aber um ſie anderweit
anzu=
legen, da man ſich nicht mit nur 3½'„ begnügen mochte. Erſteres
Verfahren, wo dann die betreffenden Beträge in Ausgabe und wieder
in Einnahme zu ſtellen waren, erläutert jene beſonders hohen (1886)
Ziffern; letzteres erklärt, warum die 1886er Zunahme der
Rück=
zahlungen letwa 535000 M.) diejenige der Einlagen (etwa512000 M.
um 23000 M. überſtieg; letzteres iſt etwa der Betrag der größeren
Ein=
lagen, welche völlig zurückgezogen wurden, weil die Einleger damit
fortan einen höheren Zins als 3½ „ machen wollten. Neben der
außergewöhnlichen und teilweiſe nur rechneriſchen Zunahme der
Einlageziffer iſt aber auch für 1886 eine thatſächliche Zunahme der
Einlagen zu verzeichnen und zwar die größte, welche die Sparkaſſe
in ihrem (in dieſen Tagen 50jährigen!) Beſtehen je erfahren hat.
Auch ergiebt eine Vergleichung der Geſamteinlage mit der Zahl der
Rückzahlungspoſten, daß die Einzeleinlage ſich durchſchnittlich viel
niedriger ſtellt, als die Einzelrückzahlung, daß alſo die Einlagen
im weſentlichen in wirklichen Erſparniſſen beſtehen, nicht aber darauf
ſich gründen, daß man anderweit angelegtes Kapital in die
Spar=
kaſſe legte. Hierzu lag auch gar keine Verſuchung mehr vor,
ſeit=
dem ſtrenge Durchführung der Statuten es unmöglich gemacht hatte.
für größere Kapitalien durch Verteilung auf einzelne Büchlein ſich
Nr.
222
40⁄₈₀ Zins zu verſchaffen, hierfür vielmehr nur 3½%⁄ bezw. 3%
zu erhalten waren.
Der Kleinkinderſchule wurden von der Chriſtbeſcheerung der
Junageſellen bei Rummel 10 M. und von der Donnerstagsgeſellſchaft
bei Nippchen 5 M. überwieſen.
Die amtliche Gewinuliſte der Berliner Jubiläums=
Ausſtellungs=
lotterie liegt in der Expedition dieſes Blattes zur Einſicht offen.
St. Frankfurt, 27. Januar. J. K. H. die Prinzeſſin
Wil=
helm von Württemberg, Gemahlin des präſumtiven
Thron=
folgers, welche ſeit einigen Tagen hier weilt, beſuchte verſchiedene
hieſige Etabliſſements, u. a. auch das renommierte Atelier van Boſch.
Wie wir vernehmen, iſt Fräulein Röſch, früher am Hoftheater
in Darmſtadt, als zweite Solotänzerin an der hieſigen Oper engagiert
worden.
Wiesbaden, 26. Januar. Nach einem Beſchluß des
Gemeinde=
rats ſoll das neu zu erbauende Theater auf den„Warmen Damm
zu ſtehen kommen.
München, 26. Januar. Die Vermögens=Adminiſtration des
Königs trägt auf der Inſel Herren=Chiemſee für die Unterkunft der
Fremden Sorge, und zwar inſofern, als ſie in dem
Wirthſchafts=
gebäude und dem alten Herrenſchloſſe circa 70 Fremdenzimmer
ein=
richten läßt, wodurch für nahezu 200 Perſonen Wohnung geſchaffen
wird. Aber nicht allein am Chiemſee, ſondern auch im Hochgebirge
wird es im laufenden Jahre mannigfache Erleichterungen bei dem
Beſuche der königlichen Schlöſſer geben. Die beiden
Eiſenbahn=
ausgangspunkte, Obersdorf bei Hohenſchwangau und Murnau bei
Linderhof, ſind als Endſtationen beſtimmt für ein großes Omnibus=
Unternehmen. Die hierzu bereits beſtellten Wagen faſſen 24
Per=
ſonen und werden je mit vier Pferden beſpannt. Der Fahrdienſt iſt
einerſeits für die Strecke Murnau über Linderhof, Hohenſchwangau,
Füßen nach Oberdorf (bei Biſſenhofen) eingerichtet und andererſeits
wird dieſelbe Route retour nach Murnau, dem Ausgangspunkte der
München=Starnberger Bahn, betrieben. Die Annahme, daß in der
kommenden Saiſon ſehr viele Fremde dieſe Schlöſſer beſuchen werden,
iſt ſchon aus dem Grunde eine begründete, weil bereits jetzt einige
hieſige Hotels erſten Nanges den Auftrag erhielten, dafür Sorge zu
tragen, daß die Paſſagiere zweier Extrazüge mit je circa 100
Per=
ſonen in München Unterkunft finden. In England ſoll man ſich
bereits für Abſtecher in das baheriſche Hochgebirge rüſten und die
bayeriſchen Verkehrsanſtalten ſollen ebenfalls ſchon bezügliche
An=
fragen erhalten haben.
Vonn, 26. Januar. Die Studierenden der Univerſität Breslau
erlaſſen einen Aufruf an die Kommilitonen der übrigen deutſchen
Hochſchulen, worin dieſe aufgefordert werden, dem Kaiſer zu ſeinem
90. Geburtstage „mit deutſcher Brüderlichkeit den Dank und die
Glückwünſche der akademiſchen Jugend Deutſchlands, zugleich mit
der Verſicherung unwandelbarer Treue und Ergebenheit bis in den
Tod, vereint auf die Stufen des Thrones niederzulegen!. Trefflich
wird in dem Aufruf weiter geſagt: „An dem Tage, wo die Blicke
aller Kulturvölker auf uns Deutſche gerichtet ſind, da gilt es für
uns, die wir die Früchte der herrlichen Thaten Wilhelms des
Sieg=
reichen, wie ihn die Geſchichte einſt nennen wird, genießen, die wir
vor allem mit ſeiner großen Schöpfung, dem jungen deutſchen Reich,
aufgewachſen ſind, in erſter Reihe unſere Huldigung darzubringen.
Legen wir, von jeher die Träger der idealen Güter unſerer Nation,
an dem Ehrentage unſeres Kaiſers das feierliche Gelöbnis ab, dieſe
ſeine Schöpfung, als heiliges Gut uns überkommen, mit unſerm
beſten Können zu hüten und zu pflegen. Zeigen wir, daß in unſern
Herzen noch dieſelbe Flamme der Begeiſterung lodert, nie unſere
Väter einſt in den Stunden der Gefahr mit Gott für König und
Vaterland freudig in den Kampf ziehen ließ.: Schließlich wird in
dem Aufruf der Vorſchlag gemacht, dem Kaiſer „durch Vertreter
aller deutſchen Univerſitäten= eine Adreſſe zu überreichen.
Verlin, 25. Januar. Der „Reichsanzgr.” meldet die Ernennung
des Hiſtoriographen Profeſſor v. Treitſchke, des Schriftſtellers Dr.
Guſtav Freytag und des Komponiſten Johannes Brahms nach
ſtattgehabter Wahl zu ſtimmfähigen Rittern des Ordens pour le
mérite für Wiſſenſchaften und Künſte, und des Maeſtro Guiſeppe
Verdi zum auswärtigen Ritter dieſes Ordens.
Das aufreizende Gebahren zweier Ruſſen in einer der beſſeren
Weinſtuben der Friedrichſtadt erregte in der vorgeſtrigen Nacht einen
großen Lärm. Einer der Ruſſen brachte plötzlich ein lautes Hoch
auf den ruſſiſchen Kaiſer aus und rief den Anweſenden zu, ſich
zu erheben. Als dieſe natürlich ſitzen blieben, wurden mehrere
der=
ſelben von den Ruſſen thätlich angegriffen, ſo daß eine allgemeine
Schlägerei entſtand, die erſt durch polizeiliches Einſchreiten zu Ende
kam. Die Ruſſen wurden nebſt einem Begleiter zur Wache gebracht.
Mit dem Dampfer Sanſibar der Herren Wm. OSwald u. Co.,
Hamburg, iſt am 20. Januar der erſte Pflanzer der Deutſch=
Oſt=
afrikaniſchen Plantagengeſellſchaft, Herr Friedrich Schröder, nach
Oſtafrika abgereiſt. Derſelbe wird von dem Gärtner Franz Koch
begleitet und nimmt eine ſorgfältig ausgewählte Ausrüſtung aller
derjenigen Sämerein und Gegenſtände mit, welche die tropiſche
Agrikultur erfordert. Herr Friedrich Schröder war ſ. Z.
Tabak=
pflanzer in holländiſchen Dienſten auf Sumatra und wird ſich in
20
der Provinz Uſaramo in den fruchtbaren Geländen des Kinganithales
eine paſſende Stelle ausſuchen, um dort ſeine Thätigkeit zu beginnen,
wobei die rationelle Tabakskultur in erſter Linie in Angriff
ge=
nommen werden ſoll.
Für die Paſteur'ſche Wutimpfanſtalt ſind nach Mitteilungen
Pariſer Blätter jetzt 1700000 Fres. zuſammengebracht. Indeſſen
mehren ſich aber in erſchreckender Weiſe die Fälle, bei denen das
Impfverfahren ſich nicht bewährt.
Southport, 25. Jan. Heute verteilte der deutſche
General=
konſul Mohr in Gegenwart des Mayors 700 L. an die
Hinter=
bliebenen der am 10. Dezember v. J. ertrunkenen Mannſchaften
der Rettungsboote welche der geſtrandeten Bark Mexiko Hülfe
bringen wollten. Nach der Verteilung ſprach der Mayor ſeinen
herzlichen Dank aus, mit dem Hinzufügen, daß ein derartiges
groß=
mütiges Handeln entſchieden dazu beitragen müſſe, das gute
Ein=
vernehmen zwiſchen den Völkern Deutſchlands und Englands zu
verſtärken.
Das Schuldrama.
Schluß).
In verſchiedenen Schulgeſetzen wurden ſolche Darſtellungen
ſo=
gar beſonders angeordnet und vorgeſchrieben. Auch von den
ſchweizeriſchen Reformatoren wurden die Schuldarſtellungen
be=
günſtigt, namentlich in Zürich von Zwingli. Die glänzendſte
Auf=
führung und größte theatraliſche Ausbildung fanden aber dieſe
Spiele in den katholiſchen Ländern, in den neuen Jeſuitenſchulen,
wo dieſelben mit dem größten Eifer und prächtiger ſceniſcher
Aus=
ſtattung gepflegt wurden.
Späterhin wurde der pädagogiſche Zweck gänzlich vernachläſſigt
und die Aufführungen wurden zu öffentlichen theatraliſchen
Unter=
haltungsſpielen, in denen der Schauluſt und dem Geſchmack des
großen Publikums möglichſt Rechnung getragen wurde. Auch wurden die
Schulaufführungen zu einer Gelderwerbsquelle für die nur gering
beſoldeten Lehrer. Anfänglich waren die Schuldarſtellungen nur
für Schulpatrone und Inſpektoren und für die Angehörigen der
betreffenden Schüler beſtimmt, dann aber wurden ſie jedem
Lieb=
haber zugänglich, weil die veranſtaltenden Lehrer hierbei freiwillige
Geldgeſchenke in Empfang nahmen als Lohn für ihre Bemühung
und als ein Beitrag zu den Koſten. Es kam nun häufig vor, daß
die Aktoren vor allen Dingen darnach trachteten, ein möglichſt gutes
Geſchäft zu machen, was natürlich ſowohl Wahl wie Ausſtattung
der Stücke beeinfluſſen mußte. Eine ſolche Entartung der
Schul=
komödien machte eine Ueberwachung derſelben notwendig. Dieſe
wurde zunächſt dem Superintendenten, als Schulinſpektor,
über=
tragen. Damit wurde die Theatenzenſur ins Leben gerufen. Der
dreißigjährige Krieg unterbrach die öffentlichen Schuldarſtellungen
in faſt allen Städten und machte der Blütezeit derſelben ein Ende.
Nach dem Kriege befand ſich Deutſchland in ſo zerrütteten
Ver=
hältmiſſen, daß an die Wiederaufnahme der Schulkomödien nicht
gedacht werden konnte. Als man endlich zu ihnen zurückkehrte, war
der Geſchmack vollſtändig verändert. Das Theaterweſen hatte ſich
nach ganz anderen Richtungen hin entwickelt. Ganz ausgeſtorben
ſind die Schulkomödien aber auch heute noch nicht. Die Schweiz,
welche noch ein regelrechtes Volkstheater beſitzt, pflegt auch die
akademiſche Gattung des Schauſpiels. 1882 ging in Bern„König
Oedipusz in griechiſcher Sprache in Scene. In unſerer Zeit kann
die Schulkomödie nur den Zweck haben, entweder die Kenntnis der
alten Sprachen zu foͤrdern, oder, wofern die Aufführung in der
Mutterſprache vor ſich geht, weiteren Kreiſen die Bekanntſchaft mit
denjenigen klaſſiſchen Stücken zu vermitteln, welche nicht auf die
Theaterrepertoires gelangen. Aus dieſem Grunde iſt die Darſtellung
des „Philoktet; ſeitens der Schüler des hieſigen Gymnaſiums als
ein hoch intereſſantes Ereignis freudig zu begrüßen.
Litterariſches.
Zur Feier des 90. Geburtstages unſeres Kaiſers beginnen
bereits die Feſtſchriften zu erſcheinen. Heute lieat uns eine ſolche
von C. Trog vor, Verlag von Alfred Silbermann, Eſſen und Leipzig,
welche auf den Maſſenvertrieb in Haus, Schule und Heer berechnet,
für den geringfügigen Preis von 20 Pfg. durch jede Buchhandlung
zu beziehen iſt. Auf 36 enggedruckten Seiten findet der Leſer darin
eine Darſtellung der Entwicklung der Preußiſchen Monarchie und
des Geſamtvaterlandes, ſowie des Lebens des Kaiſers, welche von
patriotiſchem Geiſte durchweht, in volkstümlicher lebendiger
Dar=
ſtellung für den Leſer ebenſo belehrend als unterhaltend ſein muß.
Aus dem poetiſchen Anhang des Werkchens: Ein Lorberreis
preußiſch=deutſcher Geſchichte in Dichtungen von Karl Rud.
Beisler=
verweiſen wir beſonders die 5., 9. und 11. Piece. Mögen dieſelben
in gegenwärti ger ſchwerer Zeit ein Scherflein dazu beitragen,
vaterländiſche Geſinnung anzuregen, oder doch zu feſtigen.
Tageskalender.
Freitag, 28. Januar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins
Darm=
ſtadt in der Brauerei Diſchinger (Textor).
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.