Darmstädter Tagblatt 1887


27. Januar 1887

[  ][ ]

Abonnemenlspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. ind.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.
Aod-

150. Jahrgang.

Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Iuſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auswärtz
von allen Annoncen=Expeditionen.
Ao

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Ns 19.
1337.
Donnerstag den 27. Januar.

Bekanntmachung.
Durch Urtheil des Schöffengerichts
Darmſtadt I. vom 3. Dezember 1886 iſt
Carl Ludwig Debus, Spezereihändler
zu Darmſtadt, wegen Vergehens gegen
das Nahrungsmittelgeſetz - Verkauf ver=
fälſchten
Pfeffers - in eine Geldſtrafe,
von 25 M. verurtheilt worden.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Arnold.
[813

Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag werden die
der Katharina Aßmuth, verehelichte
Herzberger, gehörigen Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Mtr.
I. 661 1250 Acker am Heinrich=
wingertsweg
,
VII.
255
937 Acker auf der
Schmidtshuſe,
VIII. 1
1706 Acker vor der
Saubach,
VII. 130
356 Wieſe in der
Saubach
Montag den 31. Januar d. 33.,
Vormittags 11½ Uhr,
auf hieſigem Rathhaus wiederholt öffent=
lich
meiſtbietend verſteigert.
Beſſungen, den 25. Januar 1887.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Weimar.
[814

Bekanntmachung.
Der Verkauf des im Etatsjahre 188788
in den hieſigen Garniſon=Anſtalten aus=
gelagerten
alten Lagerſtrohes ſoll
am 3. Februar er., Vormittags
11 Uhr,
im Büreau der unterzeichneten Verwal=
tung
öffentlich meiſtbietend verkauft wer
den, wozu Kaufliebhaber hierdurch einge=
laden
werden. Die Bedingungen liegen
daſelbſt in den Dienſtſtunden aus.
Darmſtadt, den 11. Januar 1887.
Großherzogliche Garniſon=
415
Verwaltung.

HolzunfuhrYerkeigrrung.
Freitag den 28. d. Mts., des Vormittags um 9 Uhr,
wird im Holzhofe dahier die Anfuhr von 600 Rm. Buchen=, 300 Rm. Kiefern=
Scheiter, 300 Rm. Buchen= und 100 Nm. Kiefern=Knüppel, für das Großh.
Holzmagazin dahier aus den Domanialwald=Diſtricten Wenzenwieſenſchlag, Kohl=
berg
, Kirchſchlag und Herrgottsberg, ſowie aus dem Diſtricte Baſſintheil der
Oberförſterei Beſſungen an die Wenigſtnehmenden vergeben werden.
Am gleichen Tage des Vormittags um 9½ Uhr, wird die Anfuhr des
Holzbedarfs der beiden Collegienhäuſer, nämlich:
400 Rm. Buchen=Knüppel aus den Domanialwald=Diſtrieten Hinterforſt
und Gebrannter Schlag der Oberförſterei Nieder=Ramſtadt; ferner 150 Rm.
Buchen=Knüppel und 50 Rm. Buchen=Scheiter aus den Domanial=
waldungen
der Oberförſterei Beſſungen in den Holzhof dahier an die Min=
deſtfordernden
vergeben werden.
Darmſtadt, den 23. Januar 1887.
Großherzogliche Holzmagazins=Verwaltung.
[45
Preuſchen.

Das Buoh von Kaiser Wilhelm.
Unter dieſem Titel erſcheint in nächſter Zeit die 1. Abtheilung
einer Lebensbeſchreibung unſeres theuren Kaiſers von
Friedrich Adami,
deſſen Biographie der Königin Luiſe, der Mutter des Kaiſers, eine
wohlverdiente weite Verbreitung gefunden hat.
Das Werk erſcheint in 6 Abtheilungen zu 2 M. und nehme ich
ſchon jetzt Anmeldungen zur Subſcription entgegen.
Vohs. Waltz, Buchhandlung,
Ernſt=Ludwigsſtraße 19.
668

Fons Bordoauz-oino.
Marke Sehloss Hontſſouryi.
General=Vertreter für Darmstadt
Herren G. Diehm & Co. 8

[ ][  ][ ]

206

empfiehlt

Nr. 19

84
Houedern und Flaumen
C. Pettmamm,
Schuſtergaſſe 16.

[817

für

WBIL0

Bamon und Horron
von den geringſten bis zu den feinſten
W TUVOTIORhOm. E
G. Rösob, Irbacherstr. Ia.
.
Domimo's in allen Farben.
816

Nouos Dörr Obsl.
Würkische Gosnische) Awetschen
in 4 verſchiedenen Sorten,

Wampſäpſeh. - A2pſelschuitaen,
Französische Edelbirnen, - Halienische Wirnen,
Dampföirnen, - Heine italienische Wirnen,
Malienische Brüinehken, - Wamberger Brünehen,
Franzüslsche Erünehen (Brignoles),
Mirsckien. - Mirabellen,
Matharinen-Pſaumen in 2 verſchiedenen Größen.
Gemischtes Obst
in 4 verſchiedenen Arten.
Nur gute Qualitäten. - Billigſte Preiſe.
Horis kandat, Hathildenplatv l. 2
Friſche
Prima
ürk. Zweischen,
Amarikauisoka vanpl. und
Schellßſche
Sohnihtäpiel,
Bal. und span. Brünellen, ſoeben eingetroffen.
Girabsllen und Eürsohen,
Ralienſoche Birnen und G. F. POTAI,
Bordeauz- Pſauman
Bleichſtrahe.
6810
empfiehlt in den beſten Qualitäten
Holländiſche
und billigſt
Carl Watingor,
Schellſche
Wilhelminenſtraße II. ſ607
Zu verleihen oder zu verkaufen
eingetroffen.
zwei ſehr ſchöne neue
14.
Murtz aandan,
Damen-Masken-Annüge.
Promenade 54.
Mathildenplatz I. 619
626

HaulsVorkauf.
Wegzugshalber ſoll das vor drei
Jahren neu erbaute 2½ſtöckige
Wohnhaus, Weyprechtsſtraße Nr. 5,
verkauft werden. Alle Tage von
½12 bis ½3 Uhr kann dasſelbe
eingeſehen werden. Alles Nähere
nur durch den Immobilien=Agenten
Carl Schnabol,
Hügelſtr. 15. 198

Vorzügliches

5 E 85

9

Süße, große
48⁄₈
452
2⁄₈
ölde Bisbzis Adirsolkh.
per Pfund 20, 25 und 30 Pfg.
Franz. Borksaux ſaumen,
44.
Galberger Air56hss,
Französisshe Brünellan.
Haliovischs Auskorbirvchon,
Beshisigss,
Ararikavische Apfolspilien,
Bamykäplol,

Kirabelles.

(602

P. Folh,
W.=
Bleichſtraße.
Holländiſche
gG0GzudsGhO
friſch eingetroffen,
Brathüdingr
10 Stück 80 Pfa.,
Kirler Bückingr
un
Sprotten,
Engliſche
Rohess-Büchinge
[820
empfiehlt
Emanusl Fuld.
Farlsſtr. 47 iſt Seitengebäude mit
Carton und Bauplatn
an der Straße zu verkaufen.
[792

[ ][  ][ ]

145
22RE-
A8TRSCAAdinu,
0renc
WGIA
Ein Herrſchaftshaus in feinſter,
vornehmer Lage von Darmſtadt=
Beſſungen, mit Vor= und großem
Hintergarten, Stallung für 4 Pferde,
Remiſe für 3 Wagen, Garten, hat
einen gut angelegten Teich für Fiſch=
und der Vorgarten einen 20 hoch
treibenden Springbrunnen, ſoll weg=
zugshalber
preiswürdig abgegeben
werden.
Eim Weimberg.
in der Bergſtraße
mit ca. 3 heſſiſchen Morgen Bau=
terrain
, an einer ſehr lebhaften
Straße liegend, ſoll wegen Umzug
nach hier billig verkauft werden.
Ein Oohonomogut
4 in der Nähe von Coblenz=Cöln mit
circa 580 heſſiſchen Morgen gutem
Land und Wieſen, Wald= und Vieh=
beſtand
, 60 Stück Rindvieh, 480
Stück Schafe, 48 Stück Schweine
u. ſ. w. ſoll wegen Erbvertheilung
ſehr preiswürdig abgegeben werden.
Alles Nähere durch den Agenten
Garl Schnabel, Darmſtadt,
Hügelſtraße 15. 6821

Zamantzuonf
la. vGhbl rs Ubhe,
lang und feinſchnittig, mit Wein= und mit
Wachholder=Geſchmack.
Crüne Schmittbohnon,
von vorzüglicher Qualität und delicat im
Geſchmack.
Caure Conserve-Curken,
ſehr pikant, in feinſtem Champagner=Eſſig
eingelegt.
Ponnste Salugurken,
hochfein im Geſchmack,
bringe in empfehlende Erinnerung.
WooG ndGhl.,
II9.
Hoflieferant,
Eliſabethenſtraße 14.
378
AVIOEMS-hahtOl
für Eivil=Staatsdiener, wenig getragen,
billig zu verkaufen.
Näheres in der Exped. d. Bl. (616
Fin vollſtänd. Bett, 1 Tiſch, 1 Nacht=
- ſchränkchen, 1 Sopha (neu) wegen
Mangel an Raum billig abzugeben.
(776
Grafenſtraße 41 Hinterbau.

Nr. 19
Rheinſalm,
Auſtern,
Weſerſalm,
Hummern,
Turbot,
Aal,
Seezungen, Hechte,
Zander,
Karpfen,
Cablian,
Schellſiſche, ungeputzt im Laden
abgeholt 30 Pfg.
Gewäſſerten
Stockfigch & Labbordan.
Grüne Häringe.
10
Güsse Bratbückinge
Stück 8 Pfg.
Kieler Bückinge & Sprotten.
Marinirte Neunangen,
geräucherten Aal.

sDiO y.
Heok.
oſnger,
Hoflieferanten.
[822

GGttEGusTIIOU,
doppeltbreit, ſtarkfädige Qualität
per Meter M. 1.80 empfiehlt

4.

4.

Schuſtergaſſe 16. (823

824) Billiger, aber entſchieden feiner
u. edler als die parfümirten ausländiſchen
Liqueure iſt Widtfeldt's beliebter Magen=
behagen
. Niederl.: Ph. Weber, M. Fiſcher,
Georg Viel, Ludw. Weſp, M. Stein.

Gegem
ASEOA e uOIsOLROIb:
Emser Pastilley,
Hodener Pasilllen,
Isländisch Hoos-Pasla,
Löhlund's Halzbonbons und
Extrasl,
Dr. Nander's berühmte Halz-
Bonhaus,
Gummi-Prust-Pastillen,
Emser Trähnohen-Nasser,
sodoner Wasser
empfiehlt
Triodr. Schaofer,
Ludwigsplatz 7. (201

207

Ein großer Keller;
zu miethen geſucht. Näheres Expedition.

G0Nprurderung.
Einer unſerer Burſchen erhielt am
letzten Freitag beim Austragen einen
Zwanzigmarkſchein für einen Fünfmark=
ſchein
. Wir konnten den Ausgeber bis
ſetzt nicht ermitteln, fordern deshalb hier=
mit
den Eigenthümer auf, den Schein
gegen Erſtattung dieſer Einrückungsgebühr
zurück zu verlangen, andernfalls dem
Burſchen zu überlaſſen.
gobr. Hösurgot,
Hoflieferanten. (781

7181) Aliceſtraße 25 (Louvre) die
Beletage, beſtehend aus 5 Zimmern,
Küche, Keller, 3 Dachkammern ꝛc., auf
Wunſch mit Stallung, per ſofort preis=
würdig
zu vermiethen. Näh. Aliceſtraße
23 Hochpart. links, Nachmittags.
12932) Alexanderſtraße 6 iſt die
Parterre=Wohnung zu vermiethen
und ſofort zu beziehen. L. Heißner.
72
4
139) Ludwigsſtraße e eine freund=
liche
Wohnung, 3 Zimmer, Küche nebſt
allem Zubehör, zum 1. April zu verm.
Enztiäi.
ariirAir aiiii
825) Saalbauſtraße 24 eine Fa=
milienwohnung
, parterre, zu vermiethen.
Näheres Grafenſtraße 6.

53 14
15501, Hugazino 80.
620) Ein ſchöner Laden
mit oder ohne Wohnung, in beſter Lage,
Mitte der Stadt, zu vermiethen.
Zu erfragen in der Expedition d. Bl.

MzAitih.

11911) Ballonplatz 3, 1 Tr. hoch
ein möblirtes freundliches Zimmer als=
bald
zu beziehen.
385) Liebigſtr. 15, 1. St, einfach gut
möbl. Zimm. mit Bedienung für 15 M.
575) Mühlſtr. 28 parterre möblirtes
Zimmer mit Penſion.
756) Friedrichftr. 40 zwei Tr. h.,
gegenüber den Bahnhöfen, ein hübſches,
möblirtes Zimmer mit freier Ausſicht.
759) Promenade 18, 2 Tr. h., ein
möblirtes Zimmer an eine Dame oder
anſtändigen Herrn zu vermiethen.
826) Mauerſtraße 10 ein möblirtes
Wohn= und Schlafzimmer ſofort zu verm.

WiAr.

Für die nächſten Abonnements iſt ein
Hrstor=Rangplatn
ganz oder getheilt abzugeben.
(509
Näheres in der Expedition.

[ ][  ][ ]

Nr. 18
208
Als praklsche und passende Gosokonke
empfiehlt
verailberte und vergoldete:
Neusilber, Britannia, plattirte und kupferbroncirto Naaren.
E Grosses Laager in Neuheiten. 1.
Schwer verſilberte Beſtecke unter Garantie der Silberauflage.
Brittania-Service & Solinger Stahlwaaren.
Specialität: Schmucksachen aller Art.
Reparaturen und Wiederverſilberung. - Illuſtr. Preisliſten gratis.
8
Württ. Motallwaarenkabrik Geislingen,
Fabriklager u. Detailverkauf: Darmstadt, Rheinstr. 8.

Beſungen.
Geſchäfts=Empfehlung. ¾
Wirthschaſt zum goldenen Layn,
(vormals Haust).
Ergebenſt zeige an, daß ich vorbenanntes Geſchäft übernommen und in
c der Weiſe meines Vorgängers betreibe.
Reine Weine, vorzügliches Bier aus der J. Hildebrand'ſchen
O Brauerei, gute Speiſen, mäßige Preiſe, werden die geehrten Gäſte zu=
D frieden ſtellen.
[828
Um zahlreichen Zuſpruch bittend zeichnet
Hochachtungsvoll
Joseph Hisvogl.
WB. Samstag den 5. Februar: Metzelsuppe.
O00000000000O0e00000000000
Slädliſche Sparkaſſe Darmſtadt.
In Folge des Rücktritts des Herrn Geheime Ober=Conſiſtorialraths Buchner
vom Vorſitze des Verwaltungsraths der ſtädtiſchen Sparkaſſe dahier hat der Ver=
waltungsrath
den Großherzogl. Oberbuchhalter i. P. Beſt zu ſeinem Vorſitzenden
gewählt.
Man bittet daher im geſchäftlichen Verkehr, ſofern derſelbe nicht mit dem
Vorſtand unſerer Kaſſe, Herrn Rechner Weber, ſelbſt zu erledigen iſt, für
die Folge an den genannten Vorſitzenden ſich wenden zu wollen. Derſelbe iſt in
ſeiner Wohnung, Steinſtraße 28, an allen Werktagen, in der Regel von Vormit=
tags
10 bis Nachmittags 1 Uhr, anzutreffen.
Der Verwaltungsrath der ſtädtiſchen Sparkaſſe.
Beſt.
1828
Lokalgewerbverein Darmſtadt.
Freitag den 28. Januar l. 33., Abends 8 Uhr: Versamm-
lung
der Mitglieder im großen Saale der Brauerei Diſchinger (Textor)
in der Saalbauſtraße.
Tagesordnung: 1) Vortrag des Herrn Architekten E. Harres über das
ſtädtiſche Waſſerwerk und die Koſten des Waſſers in Darmſtadt; 2) Fortſetzung der
Beſprechung über die Lage des Kleingewerbes.
Eröffung des Locals 7½ Uhr, in welchem die neueren techniſchen Zeit=
ſchriften
aufliegen und der Fragekaſten aufgeſtellt iſt.
Darmſtadt, den 25. Januar 1887.
Der Vorſtand des Lokalgewerbvereins Darmſtadt.
Tecklenburg.
6830

831) Eine gute Köchin, welche auch
Hausarbeit übernimmt, ſucht Stelle durch
Stellenbureau Röſe, Schützenſtraße 14,
parterre.

Ein Mädchen
für leichte Arbeit geſucht.
Beſſunger Grünerweg 6.

832
833) Es wird eine zuverläſſ. Perſon
für Hausarbeit geſucht von Morgens 8
bis Mittags 2 Uhr. Bleichſtr. 17.

834) Geſucht zum 15. Februar ein
Mädchen, welches gut kochen kann und
mit Hausarbeiten Beſcheid weiß.
Näheres Expedition d. Bl.

770) Ein beſieres Mädchen, das die
bürgerliche und feine Küche verſteht, auch
tüchtig im Ausbeſſern iſt, baldigſt nach
auswärts geſucht.
Näheres Promenadeſtr. 82. 1. Stock

Modes.

Als Verkäuferin und Arbeiterin
wird ein in der Branche bewandertes
Fräulein nach auswärts geſucht. Dauernde
angenehme Stellung und Familienanſchluß
wird zugeſichert. Offerten unt. Nr. 1888
an die Expedition d. Bl.
[772
Braue reinliche Mädchen
zum Einſchlagen von Chocolade ge=
[77
ſucht.
Gebr. Eichberg.
768) Zu 2 gr. Kindern ſuche für ſo=
fort
ein beſſeres Zimmermädchen, ſowie
mehrere Hausmadchen, welche im Nähen
bewandert. Näheres durch Frau C. M.
Schreher, h. Flachsmarktſtr. 2, Mainz.

AEs Ankauläien,
0)
3:
Kupfer= und Stahlſtiche, Oel=
gemälde
, alte Bücher, mit
Holzſchnitten, Waffen, Münzen
u. ſ. w. kauft ſtets an
f. V. dignor,
Buch= und Antiquariatshandlung,
Wilhelminenſtr. 21. (835

Samstag den 29. Januar 1887.
Aotzelſuppe,
wozu freundlichſt einladet
(839
Carl Ph. Müller,
gegenüber der Schloßwache.

[ ][  ][ ]

G
9

Nr. 19

Aozart-Verein.
145. Jahr.)
Samstag den 29. Januar, Abends 8 Uhr,
in den Räumen des Saalbaues:
Glüllungsſosl.
Unter Leitung des Herrn Muſikdirektors Kerlett, und unter gütiger Mit=
wirkung
der Großh. Hofopernſängerin Fräul. Jetka Finſelstein, der
Pianiſin Frl. Marg. Mröh und des Herrn Hofmuſiker Fr. Mehmel.

W. Der Eintritt iſt nur gegen Vorzeigung der Mitglied= oder
Gaſtkarten geſtattet.
Ein Verkauf von Karten an Nichtmitglieder findet nicht ſtatt.
Für auswärtige Fremde, welche ſich vorübergehend bei Mitgliedern zu
Beſuche aufhalten, ſind Eintrittskarten Mk. 2 bei Herrn W. Pfeil,
Eliſabethenſtraße Nr. 5. zu erhalten.
[836

Verſcönrrungn
Perrin
für
Darmſtadt=Beſſungen.
Die Generalversammlung findet Samstag den 29. d. Mts.,
Abends 5 Uhr, in dem hinteren Reſtaurationszimmer des Saalbaues ſtatt.
Tagesordnung: Jahresbericht, Rechnungsablage, Ausführungen pro 1887
(88 9 und 10 der Stat.) Diesbezügliche Anträge wolle man bis längſtens 24.
d. Mts. an den Vorſtand (Eichbergſtraße 5) einreichen.
Darmſtadt, den 12. Januar 1887.
1391

Conoert-Anzeige.
Das vierte Concert zum Beſten des Wittwen= und
Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik

findet Montag den 31. Januar, im Saalbau ſtatt.

Anfang 7 Uhr.
Programm; a) Orcheſterwerke: Ouverture zu Medea! von
Woldemar Bargiel, Paſtoral=Symphonie von L. v. Beethoben.
Soliſten: Fräulein Rothſchild, Pianiſtin von Frankfurt; Herr
Kammerſänger Feßler von hier.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Berg=
ſträßer
und Klingelhöffer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies
zu haben. - Zu der am Tage des Concerts Morgens 10 Uhr ſtattfindenden
Hauptprobe ſind Karten zu 1 Mk. nur im Saalbau zu haben.
[762
Darmſtadt, im Januar 1887.
Der Vorstand.

209
Sn der Nähe von Darmſtadt, Station
2h der Dampfſtraßenbahn, iſt ein kleines
ſehr ſchön geleg. Zimmer an einen ſoli=
den
Herrn geſetzten Alters zu vermiethen.
Franco=Offerten unter E. H. 9 be=
ſorgt
die Expedition d. Bl.
(837
Dienſtmädchen.
Zum baldigen Eintritt wird ein braves
reinliches Mädchen geſetzten Alters. welches
ſelbſtſtändig kochen kann und alle Haus=
arbeit
verſteht, gegen guten Lohn geſucht.
Näheres Promenadeſtr. 22 parterre. (838

S
E.
H
D

Owei Damen ſuchen in freier und ge=
a
) ſunder Lage (öſtl. Stadttheil erwünſcht)
4-5 Zimmer mit Zubehör im 3. St.
beziehbar im April.
Offerten mit Preisangabe Soderſtraße
Nr. 50 parterre abzugeben.
[765
Schiffsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Radh, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Rhein, Kapitän Wiegand,
vom Nordd. Loyd in Bremen, welcher am
8. Januar von Bremen abgegangen war, iſt
am 23. Januar wohlbehalten in Baltimore,
der Poſtdampfer Trave=, Kapitän Willigerod.
vom Nordd. Lloyd in Bremen, welcher am
12. Januar von Bremen und am 13. Januar
von Southampton abgegangen war, iſt am
23. Januar wohlbehalten in New=York ange=
kommen
.
CD
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge).
Samstag den 29. Januar.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 30 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 5 Uhr 35 Min.
Gottesdienſt in der Shnagoge der
i3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 29. Jan.: Vorabend 4 Uhr 20 Min.
Morgens 8 Uhr. - Min.
Nachmittags 3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 35 Min.
Wochengottesdienſt: Sonntag den 30. Jan. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr Min.

Dachshund,
Männchen, kleinſte Raſſe, etwa 1 Jahr
alt, ohne weiße Abzeichen, zu kaufen ge=
ſucht
. Offerten an Hermann, 20 Weſt=
[766
endſtraße, Frankfurt a. M.

4
3
Capllaliston.
Zur Vergrößerung einer Fabrik werden
30,000 Mark gegen Sicherung zu 5 pCt.
zu leihen geſucht. - Gefl. Offerten unter
5. H. 20 befördert die Exped. d. Bl.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 27. Januar.
5. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Die Vakſüre.
Erſter Tag aus der Trilogie, der Ring der
Nibelungen: in 3 Aufzügen von R. Wagner.
Anfang 6 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
Freitag, 28. Januar.
6. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabteilung.
(Rothe Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Der Zigenner.
Genrebild in 1 Akt von Alois Berla. Muſik
von A. Conradi.
Hierauf:
Zie Schukreiterin.
Luſtſpiel m 1 Akt von Emil Pohl.
Zum Schluß:
Das Verſprechen hiniersm Herd.
Eine Scene aus den öſterreichiſchen Alpen
mit National=Geſängen von Alex. Baumann.
Ex Peti ) Herr Rotter vom K. K. priv.
44 Loisl ) Theater an der Wien, a. G.
Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
56

[ ][  ][ ]

zu deren gefl. Einſicht hochverehrliches Publikum ganz ergebenſt einlade.
Wiese B4 Zimnier repräſeutiren 8 vollſtändige Einrichtungen nebſt Küche und Badezimmer
und bewegen ſich im Preiſe von Ml. 400 bis Ml. 6500, ſo daß ſie für den einfachſten bis zum feinſten
Geſchmack arrangirt ſind.
Das Fabrikat der Möbel iſt im Verhältniß ſeiner Güte das denlbar billigſte, beherrſcht gegenwürtig
den Weltmarkt und iſt bezüglich ſeiner accuraten, gediegenen Ausführung von keiner Konkurrenz übertroffen.
Da ich in Verbindung mit einem der erſten Mainzer Möbel=Architekten ſtehe, befinden ſich ſtets in den
Muſterzimmern neue Modelle, die an Schönheit der Formen ſich vor allen anderen Fabrikaten ganz beſonders
auszeichnen; dieſelben werden in meinen Schaufenſtern nicht ausgeſtellt.

[ ][  ][ ]

Ar=
.7
Pollliſche Ueberſicht.
Deulſches Reich. S. M. der Kaiſer, welcher am 23. während
des Ordensfeſtes von einem leichten Unwohlſein beſallen wurde,
war bereits am 24. wieder imſtande, Meldungen entgegen zu nehmer
und Arbeiten zu erledigen. Am 25. nahm der Kaiſer eine Reihe
militäriſcher Meldungen entgegen und verhandelte mittags mit dem
Chef des Militärkabinets, General v. Albedyll. Nachmittags 4 Uhr
erſchien der Reichskanzler Fürſt Bismarck zum Vortrage.
Zum demnächſtigen Geburtstag des Kaiſers werden auch dies=
mal
wieder der Kronprinz und die Kronprinzeſſin von Schweden
ſowie die Großherzogin von Baden in Berlin eintreffen. Heute
Donnerstag) feiert Prinz Wilhelm von Preußen ſeinen 28. Ge=
burtstag
.
Das Reichsgeſetzblatt veröffentlicht eine kaiſerliche Verord=
nung
vom 25. ds. Mts., welche die Pferdeausfuhr über ſämtliche
Grenzen gegen das Ausland bis auf weiteres verbietet und den
Reichskanzler zu Ausnahmen von dem Verbote und etwaigen
Kontrollmaßregeln ermächtigt. Die Verordnung tritt ſofort in
Kraft.
Fürſt Hohenlohe, Statthalter von Elſaß=Lothringen, hat ſich
nach mehrtägigem Aufenthalt in Berlin am 25. wieder nach Straß=
burg
zurückbegeben.
In den letzten Tagen der verfloſſenen Reichstagsſeſſion hatte
ſich der Bundesrat zweimal mit dem Geſetzentwurf über die Frie=
denspräſenzſtärke
des deutſchen Heeres zu beſchäftigen.
In der
Sitzung vom 13. Januar fand auf Anregung Preußens ein Mein=
ungsaustauſch
darüber ſtatt, welche Stellung der Bundesrat gegen=
über
etwaigen abweichenden Beſchlüſſen des Reichstages zu der
Militär=Vorlage einzunehmen haben werde, und am folgenden Tage,
den 14. Januar, beſchäftigte ſich der Bundesrat mit der Auflöſung
des Reichstages. In dieſer Beziehung lautet der amtliche Bericht:
Auf Antrag Preußens wurde einſtimmig beſchloſſen, den Reichstag
mit Rückſicht auf die von demſelben zu dem Geſetzentwurf betreffend
die Friedenspräſenzſtärke des deutſchen Heeres in zweiter Leſung
gefaßten Beſchlüſſe aufzulöſen.
Graf Moltke hat das im zweiten Berliner Wahlkreiſe ihm
angebotene Reichstagsmandat abgelehnt, er bleibt bei ſeinem Wahl=
kreiſe
Memel=Heydekrug.
Die Landbürgermeiſter des Reichstagswahlkreiſes Metz haben
den früheren Gutsbeſitzer Remlinger gegen den ſeitherigen Abgeord=
neten
Antoine aufgeſtellt. Für den Erſteren werden auch ſämtliche
Deutſche ſtimmen.
Die Nordd. Allg. 3." bringt folgende Mitteilung: Die=Dailh
News hat die Nachricht gebracht, Deutſchland habe beſchloſſen,
von der franzöſiſchen Regierung Aufklärung über Truppenbewegungen
an der Grenze zu verlangen. Infolge deſſen ſollen, wie aus Paris
berichtet wird, mehrere franzöſiſche Deputierte Anfragen an den
Miniſterpräſidenten gerichtet und von demſelben die Antwort er=
halten
haben, er erachte die Nachricht der Daily News- für völlig
falſch. Wir ſind in der Lage, dieſe Anſicht des Herrn Goblet zu
beſtätigen.
Wie die Vol. Korreſp.; aus Berlin meldet, wird in dortigen
unterrichteten Kreiſen vor allzu optimiſtiſchen Auffaſſungen des
Standes der bulgariſchen Frage in deren gegenwärtigem Stadium
gewarnt. Bis zum Augenblicke liege weder von ruſſiſcher, noch
von bulgariſcher Seite ein autoritatives Zeugnis dafür vor, daß
das ruſſiſche Kabinet von der Kandidatur des Fürſten Nikolaus
von Mingrelien abzugehen, und daß die bulgariſche Regentſchaft
zu demiſſionieren gedenkt. Eine poſitive Thatſache von günſtiger
Vorbedeutung liege bisher überhaupt nur darin, daß die bulgariſche
Abordnung nun doch nach Konſtantinopel berufen wurde, wodurch
ſich die Ausſicht auf direkte oder indirekte Verhandlungen derſelben
mit dem dortigen ruſſiſchen Botſchafter eröffne.
Nach dem Berichte der Anſiedelungskommiſſion, welcher nun=
mehr
dem preußiſchen Abgeordnetenhauſe zugegangen iſt, ſind bis
Ende 1886 angekauft und übernommen worden: Eine Herrſchaft mit
drei ſelbſtſtändigen Wirtſchaftsdepartements und acht Vorwerken,
16 Rittergüter und 3 ſelbſtſtändige Wirtſchaften, zuſammen an
Gutsareal rund 11730 Hektar mit einem Kaufpreiſe von 6672900 M.,
an ſonſtigem Areal rund 110 Hektar mit einem Kaufpreiſe von
88845 M. Im Durchſchnitt koſtet die Hektar Areal 56886 M.
Gemeldet haben ſich im Ganzen 877 Bewerber.
Der verantwortliche Redakteur der =Freiſinnigen Zeitung!, E.
Barth, der Verbreitung des unwahren Senſationsgerüchts über den
Oberſtlieutenant Villaume angeklagt, iſt vom Schöffengericht wegen
groben Unfugs zu ſechs Wochen Haft verurteilt worden.
Heſterreich=Angarn. Nach einer Meldung der Wiener Preſſe=
hat
die ungariſche Regierung ſich mit dem Vorſchlag des öſterrei=
chiſchen
Miniſteriums einverſtanden erklärt, die Handelsvertrags=
verhandlungen
mit Deutſchland vor jenen mit Italien zu beginnen.
Jranſtreich. Im Miniſterrat vom 25. teilte Flourens mit, die
letzten Depeſchen der Botſchafter ſtänden im Gegenſatz zu den Lon=
doner
Lärmnachrichten, die in diplomatiſcher wie in militäriſcher
Beziehung falſch ſeien. Lord Lyons erklärte Herrn Flourens, die
engliſche Regierung ſtehe den beunruhigenden Nachrichten der eng=
liſchen
Preſſe ganz fern.

19
211
Das Journal des Debats ſowie andere Zeitungen tadeln das
Verhalten der engliſchen Blätter, ſoweit dieſelben die gegenwärtigen
Umſtände benutzten, um zu einem Kriege zwiſchen Frankreich und
Deutſchland aufzureizen. Die, Republique françaiſe' bemerkt, wenn
England ſeine bisherige Politik bezüglich der bulgariſchen Frage
aufgebe, würde der allgemeine Friede geſichert ſein.
Der Kriegsminiſter hat von dem General Munier, Oberbefehls=
haber
des Beſetzungscorps in Tonking, folgendes Telegramm über
die Einnahme von Mike erhalten: Oberſt Briſſaud hatte um die
von den Rebellen beſetzte verſchanzte Stellung eine engere Umſchließ=
ungslinie
gezogen und ſich genähert wie bei einer Belagerung.
Als die Rebellen ſich umzingelt ſahen, ſuchten ſie in der Nacht vom
20. auf den 21. Januar ſich durchzuſchlagen. 500 von den Rebellen
wurden bei dieſer Gelegenheit getötet oder verwundet. Die übrigen
ergriffen die Flucht. Die eroberte Stellung war furchtbar ver=
ſchanzt
und hätte viele Menſchen gekoſtet, wenn man dieſelbe mit
Sturm hätte einnehmen müſſen.
Bei einer am 23. in St. Quentin abgehaltenen patriotiſchen
Manifeſtation wurde Deroulede als Nachfolger von Vereingetorix
und der Jungfrau von Orleans bezeichnet. Der Delegierte der
Patriotenliga, Richard, feierte General Boulanger und hob hervor,
mit einem ſolchen Chef könne die Armee ohne jede Allianz kämpfen.
England. Die Königin wird ſich dem Vernehmen nach im April
nach Darmſtadt begeben.
Das auswärtige Amt wurde ſowohl von den hieſigen Diplo=
maten
perſönlich als durch Telegramme vom Kontinent her nach
und über die Allarmnachricht der Daily News- beſtürmt; Salis=
bury
verſicherte den Botſchaftern Hatzfeldt, Corti und Waddington,
daß das auswärtige Amt weder von Berlin noch von Paris der=
gleichen
Nachrichten erhalten, daß vielmehr Lord Lyons die Friedens=
liebe
Frankreichs ausdrücklich hervorgehoben.
Den Dailh News wird neuerdings vermutlich ebenſo glaub=
würdig
aus Paris berichtet, Boulanger würde niemals einen An=
griff
auf Deutſchland befürworten. Der General ſolle emphatiſch
erklärt haben, ſelbſt wenn die übrigen Miniſter dafür wären, Deutſch=
land
den Krieg zu erklären, würde er lieber ſein Vortefeuille nieder=
legen
, als ſich an einer ſolchen Maßregel beteiligen. Boulanger
habe beteuert, daß kein Mann, kein Pferd und keine Kanone nach
der franzöſiſchen Oſtgrenze dirigiert wurde.
Dänemark. Aus Kopenhagen wird über die in vielen Zeitungen
erwähnte auffallende Rede des Kriegsminiſters Oberſt Bahnſon be=
richtigend
mitgeteilt, daß er dieſe Rede bereits vor 20 Jahren als
junger Hauptmann gehalten habe.
Italien. In der Deputiertenkammer erklärte am 24. der Miniſter
des Auswärtigen, Graf Robilant, auf eine bezügliche Anfrage, er
habe am 15. d. M. Nachricht von dem in Maſſauah verbreiteten
Gerüchte erhalten, nach welchem die abeſſiniſche Regierung beab.
ſichtige, Truppen gegen Maſſauah zu entſenden. Der Befehlshaber
der dortigen Beſatzung hege keinerlei Beſorgnis die Regierung
glaube daher, daß man dieſem Zwiſchenfalle augenblicklich keine
Wichtigkeit beilegen dürfe. Sollte ein Angriff durch die Abeſſinier
erfolgen, ſo ſei man bereit, denſelben zurückzuweiſen.
General Gene in Maſſauah verlangt in einem Telegramm vom
22. d. M. 600 Mann, um, wenn nötig, eine militäriſche Demonſtra=
tion
zu unternehmen, unter dem Beifügen, daß die Spannung mit
Ras Alula fortdauere, jedoch ſcheine der Negus einem Bruche ab=
geneigt
.
Nach einem Telegramm des Reuterſchen Bureaus aus Suakin
hat ein Trupp Abeſſinier Maſſauah angegriffen, wobei 5 Italiener
und 200 Abeſſinier getötet wurden. Die Italiener haben 1500 Mann
nach Makullah entſandt.
Bulgarien. Die Vorſchläge Zankows in ſeiner Denkſchrift an
den Großvezier ſind wie folgt zuſammenzufaſſen: Uebertragung des
Vorſitzes im neuen Miniſterium ſowie der Portefeuilles des Innern
und des Aeußern auf Anhänger von Zankows Partei; Berufung
eines ruſſiſchen Generals, womöglich Cantacuzenes (alſo nicht Kaul=
bars
), zur Leitung des Kriegsminiſteriums; Ausſchreibung von Neu=
wahlen
für die Sobranje zur Wahl eines Kandidaten; allgemeine
politiſche Amneſtie; Verabſchiedung der ausgedienten Soldaten und
deren Erſetzung durch neu ausgehobene Mannſchaften ſofort nach
Einſetzung des neuen Fürſten, und Reviſion der Verfaſſung. Die
Pforte betrachtet die Dentſchrift als Unterlage für die am 29. d. M.
mit den bulgariſchen Abgeſandten beginnenden Unterhandlungen.
Zankows Vorſchläge erregen ſelbſt bei ſeiner eignen Partei
Beſtürzung und hervorragende Mitglieder derſelben erklärten, daß
Zankow zu ſolchen Vorſchlägen von der Partei nicht ermächtigt
worden ſei.
Türſtei. Zankoff wurde von allen Botſchaftern außer dem
engliſchen empfangen. Der letztere erklärte, er werde Zankoff Nach=
richt
geben, ob und wann er ihn empfangen werde. Der deut=
ſche
Botſchafter verſprach, alles zu thun, um die Miſſion Zankoffs
zu erleichtern.
Vereinigte Staaten. Der Senat hat am 24. d. die Vorlage,
welche den Präſldenten ermächtigt, die Rechte der amerikaniſchen
Fiſcher in den kanadiſchen Gewäſſern nachdrücklich zu verteidigen
mit 46 gegen eine Stimme angenommen. Bei der ſehr langen und
lebhaften Erörterung ſprachen ſich die Senatoren Engalls aus

[ ][  ][ ]

212
Kanſas und Frye aus Maine beſonders entſchieden gegen das
Verfahren Englands aus und bezeichneten als Zweck der Vor=
lage
, England nicht darüber im unklaren zu laſſen, daß eine
Fortſetzung ſeines Verhaltens zu kriegeriſchen Verwicklungen führen mit: Karl Heyl, Friedrich Wachtel. Karl Becker, Eduard v. Jöden,
könne.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 27. Januar.
Maior z. D. Winter, Bezirkskommandeur in Friedberg, den Ritt=
von
Hähnlein, Beutel von Schönberg, den Forſtwart Schmitt von Schüler, Guſtav Scriba, Adolt Trapp, Heinrich Trapp, Karl Trier,
Arheilgen.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Gemeinde=
forſtwarten
Philipp Schmidt zu Arheilgen, im Kreiſe Darmſtadt,
rich Lipö zu Ulrichſtein, das allgemeine Ehrenzeichen mit der In= Zeit macht den Beſuch der Vorſtellung einer Menge von Perſonen,
ſchrift: Für langjährige treue Dienſte; verliehen.
abend aus England hierher zurückgekehrt.
Se. Durchl. der Fürſt zu Solms=Hohenſolms=Lich ſind geſtern
vormittag von hier nach Lich abgereiſt.
dansant ſtatt, wobei zwei Quadrillen in Koſtüm getanzt werden.
magazin=Verwalter in Konſtanz, als Proviantamts=Kontroleur auf der Hochachtung und Sympathie zukommen werden.
Probe, nach Mainz (Konſerven=Fabrik), Kuebart, Proviantamts=
Aſſiſtent in Mainz (Konſerven=Fabrik) nach Torgau,
verſetzt.
Mainz=Oppenheim einen eigenen Kandidaten (Racke) aufſtelle, im fkizziert und vornämlich das Weſen der Renaiſſance, worunter man
4
a. M. haben die Demokraten die Kandidatur des Herrn L. Sonne= Schaffens dieſes Mannes nach Zeit, Ort und Perſönlichkeit dar.
mann beſchloſſen.
Zählung 7897 Perſonen eingetragen, gegen 7242 in 1884. Die Hahl einen ſeiner großartigſten Vertreter beſitzt. Mit ihm-
iſt
alſo inzwiſchen um 650 Wahlberechtigte geſtiegen. Allerdings ſagen - dringt die Selbſtkraft, der Subjektivismus, in die Kunſt.
ſindet, damit 2 den geſetzlichen Beſtimmungen entſprechend - die= geſtalten, ſondern vor allem das geiſtige Leben, das gedankliche
unterſtützung empfangen haben, oder unter Vormundſchaft oder ein gewaltiges ſubiektives Pathos eigen. Obwohl Michelangelo
vorzubringende Reklamation damit bekräftigen zu können.
ſpiel). Donnerstag, 3. Febr.: Siegfrieds.

Nr. 19
Bei der am Samstag im Großh. Hoftheater durch Schüler
des Ludwig=Georgs=Gymnaſiums zur Darſtellung gelangenden
Tragödie Philoktekes von Sophokles wirken nachſtehende Primaner
Wilhelm Fuchs, Reinh. Lotheißen, Reinh. v. Zangen, Philipp Schick,
Robert Weber, Hans Wulckow, Auguſt Klein, O. v. Schaumberg,
Julius Rothermel, Karl Aden, Otto von Pfiſter, Eduard Städel,
Otto Königer, Ernſt Moyat, Fritz Schnitzſpahn, Hans von Werder,
Erich Rebentiſch, Georg Werner, Georg vonr Kahſer, Adolf Winter.
Die muſikaͤliſche Begleikung der Chorlieder und der melo=
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den ( dramatiſchen Partien iſt von einem Karlsruher Gymnaſiallehrer,
Oberſtlieutenant v. Mohl vom Großh. Feld=Art.=Regt. Nr. 25, den einem hieſigen Kollegen und einem Freunde der Sache komponiert
und wird von folgenden Schülern des Gymnaſiums ausgeführt:
meiſter Damſch. Kommandeur der Großh. Train=Kompagnie, den Parl Barth. Ernſt von Bechtold, Ernſt Becker, Theophil Becker,
Kammerherrn Alexander Frhrn. Schenk zu Schweinsberg aus l Wilhelm Böttcher, Julius Friedrich. Georg Groll, Fritz Henrici,
Schweinsberg, den Prälaten Dr. Habicht, den Profeſſor Dr. Stade Albert Hochſtätter, Ernſt Homberger, Hugo Hömberger, Georg Köhler,
aus Gießen, den Oberförſter Neuſchäfer aus Heppenheim, den Pro= Otto Leydhecker, Heinrich Meyer, Wilhelm Neidhart, Ernſt Nell,
feſſor Dr. Kittler, den Profeſſor Dr. Roquette und den Gymnaſial= Franzis Parish, Gerhard Plagge, Heinrich Rau, Karl Reik Fritz
direktor Dr. Becker, die Bürgermeiſter Rettia von Glattbach, Fuchs l von Schäffer=Bernſtein, Georg von Schäffer=Bernſtein Wilhelm
Ludwig Vogt, Guſtab Wahl, Ludwig Wagner, Aoolf Weber, Curt
Weberſtedt, Alexander Weichel, Adolf Wolff und Adolf Zöller.
Eingejandt. Dem Vernehmen nach ſoll die am 23. d. M. von
dem Bürgermeiſter der Bürgermeiſterei Obertshauſen, im Kreiſe den Schülern des Gymnaſiums zur Aufführung gelangende Sophokles=
Offenbach, Nikolaus Bauer und dem Ortsgerichtsvorſteher Hein= Tragödie auf die ſechſte Abendſtunde angeſetzt ſein. Dieſe frühe
welche der Sache ein reges Intereſſe entgegenbringen, unmöglich.
Se. Durchl. Frinz Ludwig von Vattenberg ſind Dienstag Es wird daher an dieſer Stelle der Bitte Raum gegeben, erſt um
6½ oder 7 Uhr zu beginnen.
Einer für Viele.
Nächſten Sonntag feiert das P. Stumpf'ſche Ehepaar das Feſt
ſeiner Goldenen Hochzeit. Der Jubilar ſteht im 81 ſeine Frau
Am 21. Februar findet im Großh. Alten Palais ein Thé im 75. Lebensjahre. Beide befinden ſich - trotz erſt kürzlich über=
ſtandener
längerer Krankheiten - wohl und verhältnismäßig rüſtig.
Militardienſtnachrichten. Winter Major z. D., zuletzt ag= Alle 7 Kinder des Ehepaares ſind am Leben und werden mit den
greg. dem 2. Großh. Heſſ. znf=Regt. Nr. 116, zum Bez=Kommandeur 24, durchweg ſchon ziemlich herangewachſenen, Enkeln des Jubel=
bes
2. Bats. Friedberg) I. Großh. Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 115 paares das ſchöne Feſt mitfeiern. Auch der Darmſtädter Oekonomen=
ernannt
; Schloſſer, Zahlmeiſter vom Füſ=Bat. 3. Großh. Heſſ. verein, deſſen Ehrenmitglied P. Stumpf ſeit langer Zeit iſt, wird
Inf=Regts. Nr 117. bei ſeinem Ausſcheiden aus dem Dienſt mit l nicht ermangeln, den Gefeierten eine beſondere Aufmerkſamkeit zu
Penſion der Charakter als Rechnungsrat verliehen; Wienke, Depot= erweiſen gleichwie denſelben von vielen aͤnderen Seiten her Beweiſe
B. Kaufmänniſcher Verkin. Vortrag des Herrn Prof. Dr. G.
Schäfer über Michelangelo Buonarottir. Nachdem Redner im
Reichstagswahlen. Das Mainzer Journalv erklärt, daß die Eingange mit einigen Worten den kulturgeſchichtlichen Hinterarund,
Centrumspartei im ganzen Großherzogtum nur im Wahlkreiſe von welchem ſich die Künſtlerperſönlichkeit eines Michelangelo abhebt,
übrigen aber ſchon im erſten Wahlgang für die Deutſchfreiſinnigen l das Aufleben des antiken Geiſtes in Kunſt und Wiſſenſchaft verſteht,
eintreten wird. Seitens der Sozialdemokraten iſt für den genannten beleuchtet hatte, gab er in großen Umriſſen den Lebens= und Bildungs=
Wahlkreis Landtagsabgeordneter Jöſt aufgeſtellt. - In Frankfurtl gang Michelangelos und legte die Bedingungen des künſtleriſchen
Aus dem Zuſammenwirken des antiken Geiſtes, der den Italienern
In die ſeit Montag morgen im Stadthaus offen liegenden niemals ganz abhanden gekommen war mit dem Streben nach
Liſten der Reichstagswähler hieſiger Stadt ſind nach vorläufiger Realismus entſteht ein neues Schönheitsideal das in Michelangelo
kann man
hören wir, daß zur Zeit noch eine geuaue Reviſion der Liſten ſtatt= Nicht die formale Schönheit wie Rafael ſucht er im Stoffe auszu=
jenigen
noch ausgeſchieden werden, welche im letzten Jahre Armen= Moment. Faſt allen ſeinen Werken iſt ein mächtiger Schwung,
Kuratel ſtehen, weiter die Perſonen, über deren Vermögen zur Zeit auch als Maler und Architekt bedeutendes leiſtete und ſelbſt in
Konkurs= oder Fallitzuſtand eröffnet iſt, ſowie diejenigen, denen der l Werken der Kleinkunſt zu Hauſe war, iſt bei Betrachtung ſeiner
Vollgenuß der ſtaatsbürgerlichen Rechte entzogen iſt. Auch ſoll bereits Künſtlerthätigkeit doch der Plaſtiker in den Vordergrund zu ſtellen,
feſtgeſtelltſein, daß ſich eine Anzahl Perſonen als 25jährig in die Haus= ſchon deshalb weil er ſelbſt ſich vorzugsweiſe als ſolchen anſah und
bogen eingetragen haben, die noch nicht 25 Jahre alt, alſo noch nicht ihm, ſeinem eigenen Ausſprüche zufolge, niemals wohler war, als
wahlberechtigt ſind. Auch nach dieſer Richtung hin dürften noch ( wenn er mit dem Meiſel hautieren konnte. Daß Michelangelo auch
ſorgfältige Erhebungen erfolgen. Die Wahlbezirkseinteilung befr., die Schweſterkünſte beherrſchte, erklärt ſich einerſeits aus ſeinem
ſo iſt unſere Stadt in 13 Bezirke ſwie bereits berichtet) eingeteilt. univerſellen Genius und andererſeits aus den mittelalterlichen Tra=
Der erſte umfaßt das Quartier der Arheilgerſtraße, an welchen ſich ditionen, nach welchen es nichts ſeltenes war, daß der Plaſtiker
die übrigen Bezirke nach Oſten zu anſchließen, ſo daß das Blumen= auch den Pinſel führte und umgekehrt. Die Jugendwerke Miche=
talviertel
den dreizehnten und letzten Bezirk bildet. Wie wir weiter langelos, deren Abſchluß die Piefa, die Madonna welche über den
hören, werden auch bei uns, wie dies aus anderen Städten ge= Leichnam ihres Sohnes trauert, bildet, tragen noch nicht jenen
meldet wird, die Liſten ſehr fleißig eingeſehen. Dieſelben liegen ſtrengen, kühnen Ausdruck der ſpäteren Kompoſitionen, atmen viel=
noch
bis zum Montag einſchließlich offen; auch am nächſten Sonntag mehr eine eigentümliche Zartheit und Anmut. Ausführlich verweilte
iſt die Emnſichtnahme in den angeſetzten Stunden VVormittags von Redner danſ bei der Beſchreibung der Koloſſalſtatuen des David
8-12 und Nachmittags von 2-5 Uhr geſtattet. Eine Einſichtnahme und Moſes und bei dem Grabdenkmal des Guiliano und Lorenzo
der Liſten möchte ſich beſonders auch für diejenigen empfehlen, welche de Medici. Von den Gemälden hob Prof. Schäfer beſonders die
zur Zeit der Ausfüllung der Hausbogen nicht hier anweſend waren, Deckenbilder der ſirtiniſchen Kapelle und das jüngſte Gericht hervor,
oder welche ſich nicht ſelbſt davon überzeugt haben, daß ſie in den bei der Schilderung des letzteren die verſchiedenen entgegengeſetzten
betreffenden Hausbogen aufgenommen ſind. Perſonen, welche noch l Anſichten der Kunſtkritiker ſtreifend. Aus der Bauthätigkeit des
nicht lange hier wohnhaft ſind, oder das 25. Lebensjahr noch nicht Michelangelo tritt uns vornämlich ſeine Beteiligung am Bau der
lange zurückgelegt haben, thun gut daran, ſich bei dem Gang auf 1 Peterskirche entgegen, welcher Arbeit der Künſtler ſich in ſeinem
das Stadthaus mit einem glaubhaften Legitimationspapier, polizei= 72. Lebensjahre zur Ehre Gottes unterzog. Zum Schluß kam
lichem Anmeldeſchein u. dergl. m. zu verſehen, um eine allenfalls der Vortraͤgende darauf zu ſprechen, wie das Michelangelo'ſche
Prinzip des mächtigen Anſchwellens der Formen, der gewaltſamen
Repertoire=Entwurf des Gr. Hoftheaters. Sonntag, 30. Jan.: Stellungen bei den Epigonen zu allen möglichen Extravaganzen
Mignon: Ballet Wiener Walzer. Dienstag, 1. Febr.: Schau= und einem willkürlichen Spiel mit den Geſetzen des künſtleriſchen
Schaffens geführt habe. Die Keime dieſes Verfalls ſind in Miche=

[ ][  ][ ]

Nr.
langelo bereits gegeben. Trotzdem aber bleibt dieſer Mann eine
der größten künſtleriſchen Erſcheinungen aller Zeiten und muß als
ſolcher gewürdigt werden und als derjenige, welcher der Renaiſſance
zu ihrem Siegeszuge durch Europa verholfen hat. Der klare,
durchſichtige, das Thema nach allen ſeinen Richtungen ausſpinnende
Vortrag verfehlte nicht, einen tiefen Eindruck auf das Auditorium
hervorzubringen.
2. Der 3. Kammermuſikabend der Herren de Haan, Hohlfeld,
Helmer, Oelsner und Reiz brachte drei recht wertvolle Werke.
Das Streichtrio in Cmoll von Beethoven enthält in ſämtlichen vier
Sätzen ſehr charakteriſtiſche, aufs intereſſanteſte verarbeitete Motive.
Schumanns Klavierquartett in Es-dur op. 47 iſt rhythmiſch höchſt
eigenartig komponiert und tritt öfters der dem Komponiſten eigene
Humor in Erſcheinung, blitzartige Reflexe über einzelne Teile ver=
breitend
. Ein Streichquartett in Gdur von Mozart bildete den
würdigen Schluß. Ueber dieſes Werk iſt in reicher Fülle der Zauber
des Melodiöſen ausgegoſſen. Das zahlreicher als ſonſt verſammelte
Publikum lauſchte mit größter Aufmerkſamkeit dem Spiel der
Künſtler. Die Ausführung der Werke war vortrefflich, ſo daß wir
uns gerne enthalten, unbedeutende, faſt verſchwindende Mängel hier
zu berühren.
l. Wie aus dem Inſeratenteil erſichtlich feiert der Mozart=
Verein nächſten Sonntag ſein Stiftungsfeſt und zugleich Mozarts
Geburtstag. Die Veranſtaltung wird ſich in ihrem äußerlichen Ver=
laufe
von dem an dieſem Abend in den Vorjahren Gewohnten in
ſo weit entfernen, als der Saal ſchon von Beginn an zur Reſtau=
ration
eingerichtet iſt, wodurch die mit dem früher in der Pauſe
vorgenommenen Hereinbringen der Tiſche verbundene überaus ſtörende
Beläſtigung für die Teilnehmer vermieden wird. Während der
erſten Abteilung ſoll jedoch nur Wein verabreicht werden, wogegen
die darauf folgende längere Pauſe zu ausreichenderem Servieren
Gelegenheit bietet. Für diejenigen Beſucher, welche überhaupt nicht
an der Reſtauration teilnehmen wollen, bleiben die Gallerien reſer=
viert
.
Was das Programm betrifft, ſo hat der Vorſtand alles
aufgeboten, ſeinen Mitgliedern einen ebenſo genußreichen als ange=
nehm
unterhaltenden Feſtabend zu bereiten. Die erſte Abteilung
wird mit einem, der doppelten Bedeutung des Tags entſprechenden
Weiheakt eingeleitet und bringt dann in abwechſelnder Folge Chöre
von Mangold, Büchler und de Haan, ſowie Solovorträge für Ge=
ang
, Klavier und Violine, deren Ausführung die Damen Finkel=
ſtein
und Kröh, ſowie Herr Hofmuſiker Mehmel freundlichſt über=
nommen
haben. Ein allſeitiges Intereſſe dürfte das Debut der im
vorigen Herbſte ins Leben gerufenen Chorgeſangſchule des Vereins
in Anſpruch nehmen, welche ſich mit einer beſcheidenen Gabe an
dem Programm betheiligt. Die 2. Abteilung iſt durchgehends der
heiteren Muſe gewidmet und bietet von Chören 2 neue, überall mit
größtem Beifall aufgenommenel Kompoſitionen von Engelsberg:
Heini von Steier; mit Violinbegleitung und das allerliebſte
Hänschen; ſowie am Schluß das ebenfalls noch nicht gehörte
Trinklied; mit Solo von Schubert. Dazwiſchen verſucht es der
Verein zum erſtenmale auf dem Gebiete der dramatiſch muſikaliſchen
Humoriſtik eine Probe ſeines Könnens abzulegen und ſind wir
überzeugt, daß die beiden kom. Quartette: Ein Abend im Geſang=
verein
zu Bummelsdorf; und Die Weinprobe ihre anregende und
erheiternde Wirkung auf die Zuhörer nicht verfehlen werden. Der
Feſtlichkeit darf ſomit nach allen Richtungen hin ein ſchöner und
friedlicher Verlauf vorhergeſagt werden. Schließlich ſei wiederholt
bemerkt, daß nur die Erwerbung der Mitgliedſchaft zur Teilnahme
an den Veranſtaltungen des Vereins berechtigt und wolle man event.
Anmeldungen an die Adreſſe Vorſtand des Mozart=Vereins: ge=
langen
laſſen.
N Vergangenen Sonntag mittag erregte der Transport eines
rieſigen Dampfkeſſels die Aufmerkſamkeit aller Spaziergänger in der
Nähe der Güterexpedition der Heſſiſchen Ludwigsbahn. Dem Ver=
nehmen
nach iſt dieſer Koloß, welcher ein Gewicht von ca. 400 Ctr.
repräſentieren ſoll, aus der bewährten Keſſelfabrik von Göhrig und
Leuchs hervorgegangen und für die königliche Pulverfabrik bei
Hanau beſtimmt.
N Einem Polytechniker wurden aus ſeiner Wohnung in der
Victoriaſtraße ein paar Schlittſchuhe entwendet. Vor einigen
Tagen iſt einem hieſigen Reſtaurateur ein ſilberner Eßlöffel
geſtohlen worden.
Am Dienstag abend wurde aus dem Erker
in der Rheinſtraße durch Eindrücken der Scheibe von der
Straße aus 15 Eier ſowie 1 Laibchen Brod entwendet. Vorver=
floſſene
Nacht entſtand auf der ſog. Inſel zwiſchen drei Burſchen
eine Rauferei. Ein Schutzmann, welcher die Ruhe wiederher=
ſtellen
wollte, wurde von einem der Burſchen angegriffen und ge=
lang
es erſt mit Hülfe eines anderen Schutzmannes den Burſchen
dingfeſt zu machen.
Die Rummer 2 der Faſtnachtszeitung iſt erſchienen, worauf
wir Freunde eines echten Darmſtädter Humors aufmerkſam machen.
Arheilgen, 25. Januar. Von mehreren Hundert wahlberech=
5.
tigten Ausmärkern bei der geſtern ſtattgefundenen Wahl eines
Foreuſen in den Gemeinderat hat auch nicht ein einziger von ſeinem
Gewählt iſt alſo niemand und
Wahlrecht Gebrauch gemacht. nach den beſtehenden geſetzlichen Beſtimmungen der höchſtbe=

19
213
ſteuerte Forenſe das Recht eines Gemeinderatsmitglieds in den
dieſelben berührenden Fällen zu beanſpruchen haben.
Mainz, 25. Januar. Mit einer außergewöhnlich zahlreich
beſuchten Verſammlung hat heute (Dienstag) Abend die national=
liberale
Partei den Reigen der Wahlverſammlungen eröffnet.
Namens des Varteiausſchuſſes gab Herr Karl Racké einen Rückblick
der Verhältniſſe, die die Auflöſung des Reichstags herbeigeführt,
und erklärte als Kardinalpunkt, daß die Verſammlung, entſprechend
den Traditionen der nationalliberalen Partei, ſich offenkundig für
das Septennat ausſpreche und hierdurch ihre Geſinnung für Kaiſer
und Reich auf das Neue dokumentiere. Lauter, einſtimmiger Beifall
bekundete dieſe Zuſtimmung in der Verſammlung, worauf Herr
Racké die Mitteilung machte, daß der Ausſchuß in der angenehmen
Lage ſei, einen Kandidaten für den Wahlkreis Mainz-Oppenheim
in Vorſchlag zu bringen, der ſich in allen Kreiſen großer Sympatie
erfreue, und dadurch die Chancen auf einen Sieg um ſo größer
ſeien. Der Kandidat, Herr Provinzialdirektor Küchler, ſei bereit
die Kandidatur anzunehmen und dies in der Verſammlung ſofort
zu erklären, vorausgeſetzt, daß die Anweſenden mit dieſer Kandi=
datur
einverſtanden ſeien. Die Verſammlung, die ſchon bei der
Nennung des Namens Küchler in lebhaften Beifall ausgebrochen,
gab unter großem Jubel ihre Zuſtimmung zu erkennen, worauf
Herr Provinzial=Direktor Küchler von Herrn General=Sekretär
Dittmar in ſeiner Wohnung abgeholt und unter rauſchenden
Beifallszeichen in die Verſammlung geleitet wurde. Nachdem
ſich Herr Küchler für die Ovation und das daraus hervorgehende
Vertrauen zu ihm bedankt hatte, erklärte er, daß er die Kandidatur
freudig übernommen und zwar ſeien hier zwei Gründe für ihn be=
ſtimmend
geweſen; zum erſten die Notlage, in der ſich Deutſchland
im Augenblick befinde, und zum zweiten, daß in ſolcher Notlage jeder
Bürger ſeine Pflicht thun müſſe. Als dreimal durchgefallener Kan=
didat
, ſo führte Herr Küchler weiler aus, wiſſe er ſehr genau, was
es heiße, als Kandidat in den Wahlkampf zu treten, zumal er Re=
gierungsbeamter
ſei. In erſter Linie ſei er aber Staatsbürger
und als ſolcher und nicht als Provinzialdirektor wünſche er bei der
Wahl angeſehen zu werden. Ein Programm ſei bei der bevorſtehen=
den
Wahl überflüſſig, es heiße einfach, hier Septennat oder nicht,
und da wiſſe jeder Deutſche, in dem Augenblick, wo der Feind an
den Thoren klopfe, was er zu thun habe. Speziell das Centrum,
das immer davon ſpreche, Gott und Kaiſer ſeinen Teil zu geben,
ſoll ſich dies beherzigen und jetzt dem Kaiſer geben, was er zum
Schutze der Nation notwendig erachte. Unter der Deviſe: Hoch Kaiſer
und Reichl, ſo ſchloß Herr Küchler, ſei ein Sieg in dem bevorſtehen=
den
Wahlkampf unausbleiblich. Dieſer ſtändig von großem Beifall
unterbrochenen Anſprache ließ Herr Dr. Carl Reinach zum Schluß
noch die Mahnung folgen, mit allem Eifer in die Agitation zu
treten, indem die Begeiſterung allein nicht zu einem Sieg verhelfe,
ſondern auch rührige Thätigkeit erforderlich ſei.
Worms, 25. Januar. In der ausgedehnten Dampfmühle von
Baruch und Schönfeld hier brach in verfloſſener Nacht ein heftiger
Brand aus. Ungeachtet, daß die Feuerwehr ſchnell am Platze war,
verbreitete ſich das Feuer mit großer Geſchwindigkeit über das
Anweſen und vernichtete in kurzer Zeit einen großen Teil der Ge=
bäude
und viele Mühlenfabrikate. Ueber die Entſtehung des Brandes
verlautet noch nichts beſtimmtes.
Frankfurt, 26. Januar. In der geſtrigen Stadtverordneten.
verſammlung wurde nachſtehender Beſchluß gefaßt: Die Ver=
ſammlung
ſpricht dem Herrn Oberbürgermeiſter Dr. Miquel für
die in ſeinem Schreiben vom 18. d. Mts. enthaltene vertrauensvolle
Erklärung ihren Dank aus und wünſcht im Hinblick auf ſeine her=
vorragenden
Verdienſte um unſer Gemeinweſen dringend ſein Ver=
bleiben
im Amte. Sie ſchließt ſich ſeiner Anſicht, daß die vorüber=
gehende
Annahme eines Reichstags=Mandats mit dieſem Amte ſich
wohl vereinigen laſſe, an und hofft mit ihm, daß die Verhältniſſe
auch in Zukunft eine andere Entſcheidung im Intereſſe der Stadt
nicht geboten erſcheinen laſſen werden.: Anweſend waren 46 Mit=
glieder
.
Frankfurt, 26. Januar. Geſtern ſind wieder verſchiedenen Sozial=
Es ſind
demokraten Ausweiſungen mit kurzer Friſt zugegangen.
hauptſächlich Diejenigen betroffen, welche in den kürzlich ſtattge=
habten
Sozialiſtenprozeß verwickelt waren und deren Strafen als
durch die Unterſuchungshaft verbüßt erachtet wurden.
Der Magiſtrat hat genehmigt, daß ſtandesamtliche Trauungen
auch an Sonu= und Feiertagen vorgenommen werden können.
8t. Frankfurt, 26. Januar. Im Schauſpiel hatten wir an
den jüngſten Abenden überaus befriedigende Aufführungen von, Minna
von Barnhelmi und Torquato Taſſov. Nächſten Montag verau=
ſtaltet
der Pianiſt Herr Joſef Ruzicka unter gefälliger Mitwirkung
von Fräulein Sophie Ruzicka und Herrn von Sigelli von unſerer
Oper und Herrn Profeſſor Coßmann ein Konzert zum Beſten der
Anſtalt der Barmherzigen Schweſtern. Abgeſehen von dem ge=
ſchmackvollen
Programm iſt auch ſchon des guten Zweckes wegen
zahlreicher Beſuch des Konzertes zu wünſchen.
Verlin, 23. Januar. Der Major a. D. und bisherige deutſch=
freiſinnige
Reichstagsabgeordnete Hinze erklärte in der geſtern
abend ſtattgehabten Verſammlung des akademiſchen liberalen Vereins,
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Nr.
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daß ſeine des Herrn Majors a. D.) Partei die Sozialdemo=
kraten
offen und ehrlich da unterſtützen würden, wo es
ſich um die Wahl eines Parteigenoſſen derſelben oder eines An=
hängers
des Septennats handle. Schon in den nächſten Tagen
werde er, der Herr Major, auf einige Wochen in die Provinz gehen,
um dem Rufe der Centralleitung der Partei zu folgen und die
Agitation in drei Wahlkreiſen in die Hand zu nehmen. W. 8tg.
Mailand, 26. Januar. Fürſt Alexander von Vattenberg
iſt nach Genua weitergereiſt.
Diſtichon von Wilhelm Reuling: Fürſt Bismarck. Sonder=
bares
Geſchickl So viele unſeres Volkes preiſen ſtets, was er that,
tadeln ſtets, was er thuts.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 25. Januar.
B. In Raimunds liebenswürdiger Zauberpoſſe Der Ver=
ſchwender
ſtellte ſich dem Publikum in der Rolle des Valentin Her
Rotter aus Wien vor. Der beifälligen Aufnahme, welche der
Gaſt bei unſerem an die feine Komik eines Butterweck gewöhnten
Publikum fand, vermag ſich die Kritik im großen und ganzen an=
zuſchließen
und das Engagement desſelben zu befürworten. Herr
Rotter ſieht bereits auf eine reiche Bühnenthätigkeit zurück; er hat
vorzugsweiſe an den größeren Theatern Deutſchlands und Oeſter=
reichs
gewirkt. Für die älteren Theaterbeſucher iſt vielleicht die
Notiz von Intereſſe, daß der Gaſt ein Bruder der Soubrette Johanna
Rotter iſt, welche in den ſechziger Jahren zu den Lieblingen des
Darmſtädter Publikums zählte.
Um nun von Herrn Rotter's heutiger Leiſtung zu reden, ſo ſei
vorangeſchickt, daß er ein Komiker von echtem Wiener Schlage iſt
und eher etwas zu viel als zu wenig giebt. In der Auffaſſung
der Rolle hatte er durchweg das Richtige getroffen. Der Valentin
bleibt ſtets der ehrliche, ungehobelte Handwerker, auch in der Livree,
und darf nicht zu der Gattung des höheren Bedienten hinaufge=
ſchraubt
werden. Den einfältig treuherzigen Naturburſchenton hielt
Herr Rotter von Anfang bis zu Ende feſt. Der alte Valentin
gefiel uns aber faſt noch beſſer als der, welcher ſich in Flottwells
Hauſe bewegt. Bei erſterem war alles echt, ungekünſtelt, volks=
tümlich
. Prächtig gelangen die Scenen mit Frau und Kindern,
auch die Begegnung mit Flottwell wäre von packender Wirkung
geweſen, wenn ſich nicht am Anfang in den ungeſtümen Ausbruch
der Freude zu wilde Naturlaute gemiſcht hätten. Daß Herr Rotter
gut ſingen kann und ſich auf den Coupletvortrag famos verſteht,
trägt nicht wenig bei, den Geſchmack an ſeinem Spiel zu erhöhen.
Der Gaſt wurde wiederholt gerufen und mußte nach dem Vortrag
des Hobelliedes eine Strophe zugeben.
Das Schuldrama.
E. Man hat ſich ſo ziemlich daran gewöhnt, den Urkeim des
deutſchen Schauſpiels in den mittelalterlichen Myſterienſpielen zu
ſuchen. Erſt in jüngſter Zeit iſt man bemüht, auch einem anderen
Faktor Rechnung zu tragen, der jedenfalls für die Bildung des
Dramas von ebenſo großer, vielleicht noch weittragenderer Bedeut=
ung
geweſen iſt, wie das volkstümliche Element, das den Paſſions=
ſpielen
und den Faſtnachtsſcherzen zu Grunde liegt. Es iſt dies die
ſogenannte Schulkomödie. Der Kulturhiſtoriker Emil Riedel be=
trachtet
dieſelbe als eine der wichtigſten Erſcheinungen in der Ent=
wicklung
der dramatiſchen Darſtellungskunſt. Die Schulen', ſagt er,
waren Jahrhunderte lang durch ihre öffentlichen und regelmäßigen
dramatiſchen Darſtellungen die bedeutendſten Pflegeſtätten des Dra=
mas
. Die Schulaufführungen haben nachweislich in vielen Orten,
beſonders in Norddeutſchland, die dramatiſche Schauluſt zuerſt an=
geregt
und ausgebildet. Aus den Schulaufführungen hat ſich das ge=
ſamte
deutſche Theaterweſen entwickelt."
Die Leiter der Büger= und Bauernſpiele waren gewöhnlich die
Schulmeiſter, Auch die erſten deutſchen Berufsſchauſpieler waren
Studenten, ihre Führer teilweiſe Schulmeiſter, ihre Stücke Schul=
komödien
. Die ganze Darſtellungsweiſe der alten deutſchen Wan=
derkomödianten
glich derjenigen in den Schulſpielen. Die erſten
Theaterzettel waren den Schulſpielprogrammen nachgebildet. Auch
die Theaterzenſur iſt aus den Schuldarſtellungen hervorgegangen.
Nicht nur das Schauſpiel, ſondern auch das Opernweſen hat ſich
aus den Schulſpielen entwickelt. Das deutſche Opernweſen iſt aus
der Kantorei und dem Singchor der Schulen, dem chorus sompho-
niacus
, entſtanden. Die Chorſchüler waren die erſten Opernſänger.
Aus der kurfürſtlich ſächſiſchen Kantorei wurde die Dresdener Hof=
oper
gebildet. In Lüneburg gründete der Kantor des dortigen
Johanneums, Michael Jakobi, mit dem Singchor das erſte Opern=
unternehmen
. Die erſten Mitglieder der Hamburger Oper beſtan=
den
größtenteils aus muſikaliſchen, ſtimmbegabten Studenten und
Chorſchülern. In dem Geſuche der Opernintereſſenten an die Uni=
verſitäten
um Reſponſa im Jahre 1687 wurde, um den Nutzen der
Oper zu beweiſen, ebenfalls angeführt: Arme Studiosi verdienten
ſich etwas, um nachher noch einige Jahre ſich auf Univerſitäten er=

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halten zu können. Die Mitwirkung der Singchorſchüler bei der
Oper wurde noch im vorigen Jahrhundert, beſonders bei Hoftheatern,
in Auſpruch genommen. Unter Friedrich dem Großen mußten in
Berlin die Schüler des Gymnaſiums auch den Chor im Opernhauſe
ausführen und zwar die Hälfte in Frauenkleidern. Der Zweck der
Schuldarſtellungen war urſprünglich ein rein pädagogiſcher: ſie
wurden zunächſt als Hilfsmittel für den Unterricht in der lateini=
ſchen
Sprache und in der Beredſamkeit angewendet, wie auch zur
Ausbildung des Gedächtniſſes. Mit dem Ende des 15. Jahrhunderts
beginnt die Blütezeit der Schuldarſtellungen, die Einführung der=
ſelben
ſcheint unmittelbar nach der Aufnahme römiſcher Bildung
und Gelehrſamkeit, deren Pflegeſtätte die Kloſter= und Domſchulen
wurden, erfolgt zu ſein. Die kirchliche Reformation, welche eine
vollſtändige Umgeſtaltung des Schulweſens hervorrief, übte dadurch
auch auf die Schuldarſtellungen einen bedeutenden Einfluß aus.
Die Reformatoren, durch eigene Anſchauung und Mitwirkung in
ihrer Jugend mit den Schauſpielen vertraut gemacht, erkannten und
verteidigten die Unſchädlichkeit der Schauſpiele im Gegenſatze zu
den alten Kirchenvätern, und beſonders die Nützlichkeit der Schul=
darſtellungen
für den Sprachunterricht. Bei Gelegenheit der Dar=
ſtellung
einer Terenziſchen Komödie in einer ſchleſiſchen Schule
äußerte Luther: Komödie zu ſpielen ſoll man um der Knaben in
der Schule willen nicht wehren, ſondern geſtatten und zulaſſen.
Melauchthon verfertigte ſelbſt die Prologe zu den in ſeiner
Schule aufgeführten Stücken, verteidigte darin den ſittlichen Wert
der Komödien, bekämpfte die Angriffe einſeitiger Moraliſten und
bat um Aufmerkſamkeit und Nachſicht für die Darſteller.
(Schluß folgt.)

Litterariſches.
Das jüngſt zum Abſchluß gelangte erſte Quartal vom laufen=
den
Jahrgang der Deutſchen Romanbibliothek: (Stuttgart,
Deutſche Verlags=Anſtalt) iſt von einer Bedeutſamkeit des Inhalts,
wie ſie nur ſelten zu finden iſt. Vor allem entwickelt ſich Die
Familie Darners von Fannh Lewald zu einem Werke vollendetſter
Art. Die höchſten Anforderungen der Kunſt finden ſich hier ver=
einigt
mit einer Leichtigkeit und Lebendigkeit der Darſtellung, die
den auf angenehm feſſelnde Unterhaltung gerichteten Anſpruchen
der Leſerwelt in vollſtem Maße gerecht wird. Daneben nehmen die
Romane Edwieſen' von Robert Byr, Aſylrecht von Wilhelm
Jenſen das Intereſſe des Leſers nicht minder in Anſpruch.

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Todes=Anzeige.
Statt jeder beſonderen Mittheilung
zeigen wir tiefgebeugt das heute früh ſtattgefundene Hin=
ſcheiden
unſeres älteſten, guten Sohnes und Bruders,
des Großh. Hofkanzliſten
Hudwig Naul,
hierdurch an mit der Bitte um ſtille Theilnahme.
Darmſtadt, den 25. Januar 1887.
Hofkammerrath Nau
und Familie.
Die Beerdigung findet Donnerstag den 27. Januar um
3¼ Uhr ſtatt.

(842
L Oeoinzeige.
Freunden und Bekannten hierdurch die traurige
Mittheilung, daß unſere innigſtgeliebte und unvergeßliche
Gattin und Mutter
Frau Elisabeth Feldpusch,
geb. Henzer,
heute Morgen 4 Uhr nach langem, ſchwerem Leiden ſanft
dem Herrn entſchlafen iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 26. Januar 1887.
Die Beerdigung findet Freitag Nachmittag 3 Uhr ſtatt.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.