Darmstädter Tagblatt 1887


04. Januar 1887

[  ][ ]

1550.
Juhrgang.

150.
Jahrgang.

Ubonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. inch.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal incl. Pohauſchlag.

Grag= und Anzeigebkatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
2hEEſekored vorkthilhehvollir.

Inſerate
werdenangenommen: inDarmſtadt
von der Expeditlion, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 96, ſowie auswärtz
von allen Annoncen=Expeditonen.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.

46 D.

Dienstag den 4. Januar.

1887.

B e k a n n t m a ch u n g.
ſ-7 Auf Grund des 8 12 des Reichsgeſehes vom 21. Oktober 1818 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Sozial=
demokratie
ſind verboten worden:
1) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern zu München, vom 17. I. Mts.
die nichtperiodiſche Druckſchriſt: Sozialdemokratiſches Liederbuch;; neunte Auflage, Hottingen-Fürich; Verlag der Volks=
buchhandlung
, 1886; Schweizeriſche Genoſſenſchaftsbuchdruckerei Hottingen-Fürich, ſammt dem Anhange Oeklamationen;, ge=
mäß
8 11 des gedachten Geſetzes;
2) laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Verlin vom 20. l. Mis. das Flugblatt mit der Ueberſchrift.
Arbeiter Berlins!= und dem Schluß: Vorwärts zu raſtloſer Thätigkeit und zum endlichen befreienden Siegel Hoch lebe
die Sozialdemotratie k Druck und Verlag der Schweizeriſchen Genoſſenſchaftsbuchdruckerei in Hottingen-Fürich, nach 8 11
des gedachten Geſetzes;
3) laut Bekanntmachung derſelben Behörde vom 22. l. Mts. das in Form eines Flugblatts gedruckte, aus 5 Strophen
beſtehende Gedicht: Weihnachtslied des Verfolgten: mit der Schlußbemerkung: Der Ueberſchuß iſt als Weihnachtsfreude
für die Familien der aus Berlin Ausgewieſenen beſtimmt - 20 Pfa. ohne Angabe des Verfaſſers, des Druckers und Ver=
legers
nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
4) laut Bekanntmachung derſelben Behörde uud von gleichem Tage die 80 Seiten umfaſſende nicht periodiſche Druck=
ſchrift
; Acht Jahre hinter Schloß und Riegel; Skigzen aus dem Leben Johann Moſts, von Anonymus Veritas; New=
York 18861 nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
5) laut Bekanntmachung derſelben Behoͤrde vom 20. l. Mts. die Druckſchriſt: 4 Pola Walki Koiazecnka Piervsna
Genewa Wydannictwo --Walki Klas - Organizacyja - Proletary jat, - W. Drukarni Przedswitu - Imprimerie
de TAurore 1886= - nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
6) lant Bekanntmachung des Regierungs=Präſidenten zu Kaſſel vom 24. l. Mts. die Rummern 296, 297 und 299 der
in Kaſſel im Verlage von C. Teichmann erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: Heſſiſcher Volksfreund, unabhängiges Blatt
für Jedermann=, gemäß 8 11 des gedachten Geſetzes; auch wurde zugleich das fernere Erſcheinen der bezeichneten Druck=
ſchrift
verboten;
7) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern zu München, vom 18. I. Mts.
die Nummern 58 und 59 der periodiſchen Druckſchriſt: Thüringer Waldpoſt' verlegt und redigiert von W. Eichhoff in
München, ſowie das fernere Erſcheinen dieſer Druckſchrift gemäß 8 11 des gedachten Geſetzes;
8) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung. Abtheilung des Innern zu Schleswig. vom 25. l. Mts. die in der
Genoſſenſchaftsdruckerei zu Hottingen-Fürich gedruckte nicht periodiſche Druckſchrift, betitelt: Warum verfolgt man uns?
Zur Naturgeſchichte des Sozialiſtengeſetzes; Putkammer und den Puttkämmerlingen gewidmet=
Darmſtadt, den 31. Dezember 1886.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(44

Vergrbung von Fuhren.

Mittwoch den 5. Januar 1887, Vormittags 10 Uhr,
ſoll das Anfahren von Holz für die Schulen und für die Großherzogliche Bürger=geben werden.
meiſterei öffentlich an die Wenigſtnehmenden verſteigert werden.
Beſſungen, den 28. Dezember 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.

Am 20. Januar 1887, 10 Uhr,
ſollen die Verpflegungsbedürfniſſe für das
hieſige Garniſon=Lazareth für die Zeit
vom 1. April 1887 bis ultimo März
1888 in öffentlicher Submiſſion ver=
Die bezüglichen Bedingungen, welche
auch die Qualität und Quantität der zu
liefernden Gegenſtände angeben, liegen im
(13309 Büreau des Garniſon=Lazareths auf und
5

[ ][  ][ ]

18
ſind vor Abgabe von Offerten zu leſen
und zu unterſchreiben.
Die Offerten, welche die Preisfor=
derungen
in beſtimmten Geldbeträgen/
Mk. - Pfg.) pro Liter, Stück und
Kgr. ausdrücken und den ſonſtigen Be=
dingungen
entſprechen müſſen, ſind bis
ſpäteſtens am 17. Januar 1887, 10 Uhr,
im Büreau des Garniſon=Lazareths zu
Händen des Chefarztes abzugeben.
Großherzogliches Garniſon=Lazareth
Darmſtadt.
[45

Am 20. Januar 1887, 10 Uhr,
ſoll die Abnahme der im Lazarethhaushalt
in der Zeit vom 1. April 1887 bis
ultimo März 1888 gewonnenen Küchen=
abfälle
, Knochen und Brotreſte in öffent=
licher
Submiſſion an den Meiſtbieten=
den
vergeben werden.
Die bezüglichen Bedingungen liegen
im Büreau des Garniſon=Lazareths auf
und ſind vor Abgabe von Offerten zu
leſen und zu unterſchreiben.
Die Offerten, welche den Bedingungen
genau entſprechen müſſen, ſind bis ſpäte=
ſtens
am 17. Januar 1887, 10 Uhr, im
Büreau des Garniſon=Lazareths zu Hän=
den
des Chefarztes abzugeben.
Großserzogliches Garniſon=Lazareth
46
Darmſtadt.

Wichtig für Jausfrauen.
Die Hollündiſche
Hallee-rennerei
H. Disqué & Co., Mannheim,
empfiehlt ihre, unter der Marke
Glephanten=
10
Kaffee
wegen ihrer Güte und Billigkeit ſo be=
rühmten
, nach Dr. v. Liebig's Vorſchrift
gebrannte, hochfeine Qualitäts=Kaffees:
1. Java-Mischg. per Pfd. M. 1.20,
1. Westin digch, 1.40,
L. Menado
1.60,
L. Bourbon 1.80,
exlruſ. Mocen,
2.-
Durch vorzügliche neue Brennme=
thode

kräftiges feines Aroma.
große Erſparniß.
Nur ächt in Packeten mit Schutzmarke
Elephanti verſehen von 1, ½ und
¹⁄. Pfund.
Niederlagen in Darmſtadt bei:
fl. Jägor, Paul Ensling, Weiss &a; Egonolf,
Ludw. Gerschlauer, Ph. Huwerth,
H. Keller, Promenadeſtr. 26, Broh.
Ressler, Wilhelminenſtraße, L. Stoin-
gässer
, gegenüber der Stadtkirche, J.
Eimmermann, Soderſtraße 44, A. I.
Supp, Schuſtergaſſe 3.
[47

Nr. 2
Hulzuerſteigerung.
Donnerstag den 6. d. Mts., von Morgens 9 Uhr ab,
wird im Gemeindehauſe zu Beſſungen ſolgendes meiſt dürre Gehölze aus den
Diſtricten Baſſintheil und Burgwald verſteigert:
116 Nm. Kiefern=Scheiter, 192 Rm. Kiefern=Knüppel, 40
Buchen=, 120 Eichen=, 2660 Kiefern= und Linden= ꝛc. Wellen
und 23 Rm. Kiefern=Stöcke.
Darmſtadt, den 1. Januar 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Hüter.

Am 3. Januar erscheinen
GOEGL- BndutGuI "
Gömmtliche Werke
(CVokal- und Instrumentalmusik nobst allen nur
denkbaren Arrangements) in den bekannten billigen
Ausgaben: Peters. Wreithopf & Hürtel eto.
Dieselben sind sämmtlich vorräthig in dor
Musikalienhandlung von

an. GOH,
HrnstJuduigsstr. 10.

48
1

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Ball- und Hasken-Calson
bringen wir unſere mit den neueſten vollkommenſten Einrichtungen verſehene, auf
der denkbar höchſten Stufe ſtehende
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Chemiſche Buſcheret, Preiſe.
Preiſe.
in empfehlende Erinnerung. Coſtüme, Kragen ꝛc. jeder Art, bis zu den koſt=
barſten
, werden durch eine gründliche chemiſche Reinigung überraſchend ſauber
wieder hergeſtellt.
Thüringer Kunstfärberei Königsos.
(49
Annahmeſtelle bei
D. Hioker Wwo. Ernſt=Ludwigsſtr. 17.

EElLons aer!

4Uk
Die patentirten

ævuxsrzreura ræomuzurAAurexzu vonniexorson,
heilen oder vermindern dls Tanbhoit,gleichviel zws velcher Vraache distalba hertauut,
Die bemerkens verthesten Heilungen eind erfolst. Men gende Opfonnig, un Gao eh
illnstrirtesWerk von 80 Senten zuompfangen, velchzz die interezsanten Becchralbangen
über die Versuche enthaelt, die zür Heilüns der Taubheit untervomuan vorden
sind; man fndet darin auch Anorkannungsschreiben von Doctoren, Advocta. Verl-
gern
und andoren hervorragenden Persalichkeiten velche durch dioos Tra-
melhäutehen
eshoit vorden sind und dieselben zngeloontllehst emyfehla.
Dan und tuch u l. nienolsol, sor, ſuiar an lnsn. drlu. uinr Hrcdh tun ldluzg

S

G. C. Hisgen's

Friedrichsdorfer
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friſch zu haben. - Alleinverkauf im Laden Emanuel Fuld, Kirchſtraße 1,
der L. Remmert Wwe., Bleichſtr. 45.
G. P. Poth, Bleichſtraße.
[7262

[ ][  ][ ]

19

Nr. 2
Von heute an

EAAGIIIIIO
G BuUn UG
in Zapf.
0STauTatsom Schmſdt,
früher C. A. Stomgel.
(5.

Der beſte Schutz
gegen naſſe Füße iſt

hoderſoth.
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Blechdoſen zu haben bei
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Rheinſtr. 28.
[13312

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651
[51a
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burg
, Beſſung. Carlsſtraße.
Ein großer, ſchwediſcher
Reisepelzroch,
wenig gebraucht, iſt billig zu verkaufen.
Bleichſtraße 35, 3. Stock.
[52

Weshalb badetman
ſo ſelten ?
Weil bisher kein prakti=
14
ſcher u. billiger Badeapparat.
v.
exiſtirte. Wer ſich einen ſolchen Weyl'ſchen
heizbaren Badeſtuhl kauft, kann ſich mit
5 Kübeln Waſſer und 1 Kilo Kohlen
täglich warm baden. Ein Jeder, der dies
lieſt, verlange per Poſtkarte den ausführl.
illuſtr. Preiscourant gratis.
(13096
L. Moyl, Vorlin ., Leipzigerſtr. 41.

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schwoissblätternohne
Unterlage, die nicht
kühlen und nie Flecken in den Taillen der
Kleider eutſtehen laſſen, hält für Darmſtadt
und Umgegend in beſter Güte auf Lager/
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Bobert v. Stophaui.

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(neueſtes Syſtem)
für gebr. Batifedern und Flaumen
ſempfehle mit dem Bemerken, daß ſelbige
durch dies Verfahren vollſtändig neu be=
lebt
und von allen falſchen Beſtandtheilen
befreit werden. Gleichzeitig empfehle
für neue Hüllen Bettdrelle, Barchente
[12301
und Federleinen.
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Heppenheim.

[12974

Der
8or Heppenheimer,
eigenes Gewächs, beſter Lage, ſehr
fein äußerſt preiswerther. Flaſchen=
wein
10 Liter M. 7½, frachtfrei Nach=
nahme
offerirt C. B. C. poſtl. Heppenheim.

Est. Rhölnsala,
Wesersalm
Nurbots.
Seexungen.
Lander,
Cabliau,
Schellſsche,
Austern,
Hummern,
Forellen.
Rheinhechte,
Horpfen,
üne Härings
20 Pfo.
Schollem
35 Pfo.,
Honikend. Brathüchingo,
Kieler
Bückinge & Sprotten,
goräucherten
Vinter-Rbeinlazhs.
Philipp Wohor,
Carlsstr. 24.
(5.

EEOGOIAN
MEUIEk
(Das beſte Frühſtick)
prcharkrt aus ſehnſter Cacao und Mffenkten
Zucker koſtet nur 1 M. 60 per Pfund; vorrd=
thig
und immer friſch ba;
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Wilh. Weber Hachfolger.

[ ][  ][ ]

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Beletage, beſtehend aus 5 Zimmern
Küche, Keller, 3 Dachkammern ꝛc., auf
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würdig
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23 Hochpart. links, Nachmittags.
9820) Eine abgeſchloſſene Wohnung
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Waſſerleitung ꝛc. iſt per ſofort oder ſpäter
preiswerth zu vermiethen. Näheres bei
Horiz Landau, Mathildenplatz 1.
9827) Herdwegſtraße 39 2. St. 4
Zimmer und Zubehör zu vermiethen, ſo=
fort
beziehbar.
11624) Soderſtr. 33 iſt die Parterre=
Wohnung, beſtehend aus 3 Zimmern ꝛc.,
ſofort zu vermiethen. Näh. J. Ludwig,
Grafenſtraße 35.
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8 11948) Schulfir. 12 iſt der 2. L
3 Stock mit 5 Zimmern, Küche und
6 Zubehör per alsbald zu verm.
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54) Wienerſtraße 47 Beletage, be=
ſlehend
aus 5 Zimmern, Küche, Keller u
Bodenräume, Magdzimmer, Waſſerleitg.,
Mitgebrauch der Waſchküche u. d. Bleich=
platzes
, am 1. April zu vermiethen.
55) Langgaſſe 28 eine kleine Woh=
nung
per 14. Januar zu beziehen.
56) Lautenſchlägerſtr. 48 eine frdl
Parterre=Wohnung, 3 Zimmer, Küch=
nebſt
Waſſerleitung und allem Zubehör
verſetzungshalber baldigſt zu beziehen.

6e1, Hagazins 00.
11649) Grafenſtraße 31 ein Saal
zu vermiethen.

11099) Caſerneſtr. 62 eine Treppe
ein gut möbl. Zimmer zu vermiethen.
11911) Ballonplatz 3, 1 Tr. hoch,
ein möblirtes freundliches Zimmer als=
bald
zu beziehen.
12545) Marienplatz 5 ein möblirtes
Zimmer mit Bedienung, auf 1. Januar
k. J. beziehbar. - Zu erfragen daſelbſt
parterre.
13242) Mühlſtraße 8 ein möblirtes
Zimmer zu vermiethen.
13241) Friedrichſtraße 40, 2 Tr.,
gegenüber d. Bahnhöfen, ein großes frdl.
möbl. Zimmer mit freier Ausſicht zu verm.
13329) Neckarſtraße 18 ein ſchön
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
13330) Neckarſtr. 11 Seitenbau ein
freundl. möbl. Zimmer.
13370) Mühlſtraße 72 Capellplatz.
parterre ein möblirtes Zimmer ſofort.
20) Niederramſtädterſtraße 3 ein
möbl. Zimmer zu 12 M. monatlich.
57) Louiſenſtr. 16, 2 St. h., zwei
ineinandergehende gut möbl. geräum. Z.

58) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt.
Langgaſſe 27.
Frau Sauer.
59) Ein braves zu aller Hausarbeit
williges Mädchen ſucht ſofort Stelle.
Frau Gölzenleuchter, Grafenſtraße 13.
60) Ein junger Mann mit guten 3
ſucht Arbeit. Näheres Expedition.
61) Ein igr. Mann aus hieſ. Gegend,
der auch gut engl. u. franz. correſpondirer.
kann u. gut empfohlen iſt, ſucht Stellung.
Offerten unter P. M. an die Expedition.

13376) Ein reinliches Mädchen, das
perfekt kochen kann und die Hausarbeit
übernimmt, wird gegen guten Lohn für
eine ſtille Haushaltung geſucht.
Näheres Heinrichſtraße 114.
Mit der Nadel geübte Mäd=
chen
und Franen finden dauernde
und lohnende Arbeit bei, (3352
H. Schuchard's Hachf.
62) Hausburſche vom Lande wird
geſucht. Näheres Expedition.

Tüchtige Küſer
geſucht. Grafenſtraße 15.
(65

TüchUige
MASGhNGhseho66ol

ſowie ein in Meſſingarmaturen
für Dampfkeſſel bewanderter Ar=
beiter
finden ſofort lohnende und
dauernde Beſchäftigung. (3342
WoL ſagt die Expedition.
64) Zwei ordentliche Jungen können
ſofort in die Lehre ireten bei
G. Müller, Kunſt= u. Handelsgärtner
Eliſabethenſtraße 4.
13052) Ein junger Mann mit den
nöthigen Vorkenntniſſen als Lehrling
auf unſer Comptoir geſucht.
Gebrüder Roeder.

Hummiſenpek. Jabrih
H. ROTk
Ariesheim b. Darmstadt.
Anster gratls Lraue=

für Anfänger und Fortgeſchrittene wird
von dem Unterzeichneten ertheilt. Für
Anfänger und Ungeübtere beſonders em=
pfiehlt
derſelbe ſeine leichtfaßliche, an=
ſchauliche
Methode, mit welcher die An=
fangsgründe
der Muſik, reſp. des Klavier=
ſpielens
(otenleſen, Tacteintheilen, Bilden
und Spielen der Tonletter, der Accorde
vom Blattſpielen ꝛc.) unterrichtet werden.
Edward Friisoh.
per Adr. Inſtitutsvorſteher H. Reineck,
Zimmerſtraße 5.
[13251

Kleines niedliches Häuschen
in oder nahe bei Darmſtadt mit Garten zu
billigem Preiſe zu miethen geſucht, auc
Kauf nicht ausgeſchloſſen. Offerten unter
J. E. an die Expedition.
(65

Böhzu dildtzum UnL RUdth
Grafenstrasso 35.
Donnerstag den 6. Januar:
Beginn des neuen Quartals.
Anmeldungen nimmt entgegen
Der Direſlor:
(66
Capellmeiſter Kartin Wallanstein.
Ein gebrauchter, aber in gutem Zu=
ſtande
befindlicher, feuerfeſter

KAsGG6GNTah
wird zu kaufen geſucht. Höhe nicht über
1,70, Breite nicht mehr wie 75-80Ctm.
Gefl. Offerten in geſchloſſ. Couvert mi
10 Pf.=Marke verſehen, an die Exp. (67
5.
2
WonlIeSgosIGh.
4 bis 5 Zimmer für eine kleine ruhige
Familie in möglichſt freier Lage oder auch
ein kleines Haus mit obigen Räumen,
und Garten per März oder April zu
miethen geſucht. Offerten mit äußerſter
Preisangabe unter A. J. an die Exped.
Geſucht für April eine Parterre
wohnung, 3 bis 4 Zimmer, in ge=
ſunder
Lage. Offerten mit Preisangabe
gub P. an die Expedition.
[69
ß ntlaufen ein ſchwarzer Wachtelhund
4 Bruſt weiß, auf den Namen Fideie
hörend. Abzugeben gegen eine Belohnune
Lauteſchlägerſtraße 21.
eine goldene Damenuhr
Vorloron von gr. Caplaneigaſſe bis
zum Theater. Gegen gute Belohnung ab=
zugeben
bei Lauterman, gr. Caplaneig. 26
RRRRRRRRrRneNn
741
1
4
Carlshof.
14
Täglich
14
41
R IIS6RC ALOPVCI. N
4.
RRRANLnRRRRrs
Schreibhiilfe
geſucht. Breite Allee 11.
(72

[ ][  ][ ]

Nr. 5

21

Gluter Aufſicht der Königlichen Staaksregierung).
Beſtand Ende 1885 über 18500 Rentenverſicherungen.

Bei dem ſo enorm geſunkenen Zinsſuße iſt es für Jedermann beſonders
wichtig zu erfahren, daß die Rentenberſicherung - wie ſie obige Anſtalt ver=
moͤge
ihrer anerkannt gediegenen, langjährigen Einrichtungen bietet - das jährliche
Einkommen um ein Bedeutendes erhöht.
Selbſt wenn nur ein Theil des Vermögens eingelegt wird, ſo greifen die da=
durch
erreichten jährlichen Reutenbezüge - frei von jeder Steuer - ſchon tief
in die Verhältniſſe des Betreffenden ein; Perſonen mit geringem Vermögen aber:
ſichern ſich durch die Rente dauernd die Mittel für den ſorgenfreien Lebensunterhalt.
Von 1000 Mark Einlage beträgt die ſoſortige feſte Rente z. B.
im: 35. 40. 4b. 50. 55. 60. 65. 70. Lebensjahre:
M. 6060 64.10 6850 74. - 8080 89.30 10003 116.10 jährlich.
Hierzu kommt noch die nach 2 Jahren ſchon beginnende jährliche Dividende,
die ſeit mehr als 25 Jahren ſtets mindeſten: 10 bis 25 p6t. der feſten Reute be=
tragen
hat.
Die Rentenverſicherungen geſchehen mit oder ohne Rückvergütung l(auch in
beiden Arten gleichzeitig), für ſich ſelbſt, eine andere Perſon, auch zweier Per=
ſonen
gegenſeitig ꝛc.; die Rente beginnt ſofort mit dem Tage der Einlage; der
Eintritt kann in jedem Alter ſtattfinden.
Die unterzeichnete Generalagentur erteilt an Stelle der Anſtalt unentgeltlich
vollſtändige Auskunft und eingehenden Rath in allen Verhältniſſen, übermittelt
Proſpekte, Statuten und Anträge koſtenlos, beſorgt prompt den An= und Verkauf
von Pavieren, ſowie das Ueberſenden baarer Beträge durch Giro=Conto der Reichs=
bank
. Ebenſo werden die Rentencoupons nach dem 30. Juni und 31. Dezember
im vollen Betrage ſteis ausgezahlt durch die
General=Ageltur Darmſtadt,
[13154
Galdstrasse I.

Methnantzuerlnoſung
der

Illuſtrirte

zur Completirung des Jahrgangs
1886 können, ſoweit ſolche noch
vorräthig, zu 10 Pfg. per Exem=
plar
in der Expedition d. Bl. be=
zogen
werden.

Friſche
REUIsOIN
friſch eingetroffen.
W. Wober Haohl.,
Eliſabethenſtraße 14. (75

Ein großer Herrenſchreibtiſch
und ein ſchöner Kinderwagen zu ver=
kaufen
. Louiſenſtr. 32, 2 Tr. (13353
76) Eine Frau wünſcht Beſchäftigung
im Nähen, auch können Damen das
Maaßnehmen und Zuſchneiden
erlernen.
S. Marz. Grafenſtr. 20.

Durch Gaben an die Kleinkinder=
ſchule
haben ſich noch nachträglich
ſentſchuldigen laſſen:
Frau Louiſe Jäger, Fabrikant Frölich,
Lieutenant a. D. Veerrot, Frau Ida Harres,
Oberbaurat Pfarrer.

Kurmgomehmde Darmstadt.
Die auf die Nummern 102, 132, 19½, 270, 344, 470 gefallenen Gewinne
müſſen bis längſtens Freitag den 7. er. bei unſerem Hausverwalter Müller in
Empfang genommen ſein, andernfalls dieſelben der Weihnachts=Commiſſion an=
heim
fallen.
[75
Die Weihnachts=Commiſſion.

Grneral=Yerſammlung.
Die diesjährige General=Verſammlung findet nicht den 5.
ſondern

Mittwoch den 19. Januar 1887, Abends 8 Uhr,
im Vereinslokal alte Poſt ſtatt.

Tagesordmung:

1) Rechenſchaftsbericht; 2) Rechnungsablage;
3) Neuwahl des Vorſtandes; 4) Geſchäfitliche Mittheilungen.
Die Kameraden werden gebeten pünktlich zu erſcheinen.
Der Vorstand.
[74

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 4. Januar.
8. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
GRothe Karten giltigl.
Zum erſten Male:

Zer ſchwarze Schleier.
Schauſpiel in 4 Akten von O. Blumenthal.
Perſonen:
Friedr. Gerhard v. Brügge Herr Hacker.
Juſtizrat Rupertus
Herr Dalmonico.
Clariſſe, ſeine Tochter Frau Kläger.
Heinz Hagedorn
Herr Steude.
Ottilie. Gräfin zu Wolfshagen Frl. Cramer.
Dr. Menk, Abgeordneter. Herr Wagner.
Lord Etonville
Herr Werner.
Ladh Broughton
Frl. Berl.
Staatsanwalt Bornemann Herr Hanſen.
Landgerichtsrat Hartung Herr Knispel.
Herr Göbel.
Werner, Referendar
Herr Mickler.
Lorenz Kerſten, ) Vergleute Herr Schimmer
Martin Boltz,
Gibbon, Haushofmeiſter Herr Leib.
John, Pammerdiener
Herr Hartig.
Nannh, Hausmädchen Frl. Beck.
Lebrecht, Gerichtsdiener
Herr Krüger.
Eine Dame
Frau Klein.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Politiſche Ueberſicht.
10
Darmſtadt, 4. Januar.
Deutſches Reis. Am 1. Januar empfingen der Kaiſer und die
Kaiſerin um 10 Uhr die Königl. Prinzen und Prinzeſſinnen, um
10 Uhr fand Gottesdienſt im Dom und um 12½ Uhr Empfang
des geſamten Hofes ſtatt. Den Hofſtaaten, den Miniſtern und an=

dern Abordnungen gegenüber ſprach der Kaiſer ſeine volle Zuverr
ſicht in Erhaltung des Friedens aus. Um 12¼ Uhr erſchien de=
Kronprinz an der Spitze der kommandierenden Generale der ge,
ſamten deutſchen Armee, des Generalfeldmarſchalls Graf Moltke,
des Kriegsminiſters Generallieutenant Bronſart v. Schellendorff
des Chefs der Admiralität v. Caprivi, des Gouverneurs von Berlin
General v. Werder, des Generalſtabs und der Armeeverwaltung.

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2
Nr. 2

Der Kronprinz hielt nachfolgende Anſprache an den Kaiſer:
Allerdurchlauchtigſter, großmächtigſter Kaiſer, allergnädigſter
Kaiſer, König und Kriegsherr! Mit Eurer Kaiſerlichen und König=
lichen
Majeſtät begeht heute das Heer die Erinnerung an den Tag,
da Allerhöchſtdieſelben vor achtzig Jahren durch König Friedrich
Wilhelm 1I1. in die Reihen der preußiſchen Armee auſgenommen
wurden. Wiederholt ſchon durfte ich, wie im gegenwärtigen Augen=
blick
, mit Vertretern des Heeres vor unſeren Kriegsherrn treten
und ihm dafür danken, daß er uns in gewaltigen Kämpfen zu herr=
lichen
Siegen geführt hatte. Bei der heutigen Feier aber blicken
Eure Majeſtät auf ſechzehn vom Frieden reich geſegnete Jahre
zurück, welche vor allem der ungeſtörten Entwicklung und der Kräf=
tigung
des nach Harren und Lampf wieder aufgerichteten Reiche=
gewidmet
waren. Solche friedliche Arbeit konnte indes nur ge=
deihen
, weil gleichzeitig Eurer Majeſtät ſachkundige und raſtloſe
Leitung die Schlagfertigkeit des Heeres zu der Vollkommenheit
förderte, deren jeder deutſche Soldat ſich mit Stolz bewußt iſt.
Der preußiſche Grundſatz, daß es keinen Unterſchied gibt zwiſchen
Volk und Heer, weil beide eins und zu des Vaterlandes Vertei=
digung
jederzeit bereit ſind, iſt durch Eurer Majeſtät Fürſorge Ge=
meingut
der ganzen Nation geworden. In dieſer Wehrhaftigkeit unſeres
geſamten Volkes liegt die gewichtigſte Bürgſchaft für die Wahrung
unſeres Friedens.
So möge es mir heute wie vordem geſtattet
ſein, auszuſprechen, daß unſer wehrhaftes einiges Volk in dank=
barer
Liebe und opferwilliger Treue ſeinem Kaiſer und Kriegsherrn
vertraut, mit freudiger Zuverſicht auf ihn als den Wahrer de=
Friedens blickt und den einmütigen Wunſch hegt, daß Gottes Segen
in Fülle auch ferner auf Eurer Majeſtät ruhen möge.
Der Kaiſer dankte in ſehr herzlichen und warmen Worten, ge=
dachte
ſeines Vaters, der vor 80 Jahren, in ſchwerer Zeit, ihn in
die Armee habe eintreten laſſen in der Hoffnung, daß er beſſere
Heiten erleben werde. Die Vorſehung habe ſie ihn erleben laſſen
im vollſten Maße und beſonders durch die Erfolge, die er mit der
Armee gehabt habe. Er danke allen Anweſenden als den Vertretern
der Armee und damit der Armee, auch den nicht mehr aktiven Offi=
zieren
, die aber an den Erfolgen mitgewirkt. Der Kaiſer umarmte
hierauf den Kronprinzen, ging alsdann auf den Feldmarſchall Grafen
Moltke zu, umarmte auch dieſen in herzlichſter Weiſe und dankte
ihm für ſeine unvergleichlichen Dienſte. Schließlich ſprach der
Kaiſer die Hoffnung aus, die Anweſenden am 1. Januar 1888 wie=
derzuſehen
. Die Kaiſerin war, geführt vom Prinzen Wilhelm, zu=
gegen
. Um 1 Uhr wurden empfangen die landſäſſigen Fürſten und
deren Gemahlinnen, darauf die aktiven Staatsminiſter und der
Präſident des evangeliſchen Oberkirchenrats; um 2 Uhr die Vot=
ſchafter
. Die von 9 Uhr früh bis nachmittags 2 Uhr dauernden
Gratulationen wurden von dem nahezu O0jährigen Kaiſer in wahr=
haft
bewundernswerter körperlicher und geiſtiger Friſche entgegen=
genommen
.-
Um 5 Uhr fand im Kaiſerlichen Palais Familien=
tafel
ſtatt.
Abends fand in Berlin, das ſchon am Morgen reichen Flaggen
ſchmuck angelegt hatte, eine feſtliche Illumination ſtatt. Unter den
Linden bewegten ſich den ganzen Tag über dichte Volksmaſſen: der
Kaiſer wurde bei der Fahrt nach dem Dom, ſowie bei der Rück=
fahrt
von ſtürmiſchen Jubelrufen begrüßt.
Am 2. Januar fand eine Sitzung des Staatsminiſteriums ſtatt.
Der japauiſche Prinz Akihito=Lomatſu=No=Muja wird aus Lon=
don
um die Mitte des Monats Januar in Berlin eintreffen, um
im Auſtrage des Kaiſers von Japan dem Prinzen Wilhelm von
Preußen den japaniſchen Orden vom Chryſanthemum zu überreichen.
Denſelben Orden hat der japaniſche Prinz auch dem Prinzen von
Wales überreicht, aus welcher Veranlaſſung er gegenwärtig in
London weilt.
Heſterreich=Angarn. Das Wiener Fremdenbl. gedenkt des
80jährigen Militärjubiläums Sr. M. des deutſchen Kaiſers und
ſagt: So begeht Kaiſer Wilhelm, ein Schirmer und Schützer der
Ruhe unſeres Weltteils, in den Tagen des Friedens ſein großes
militäriſches Erinnerungsfeſt, und nicht Preußens Armee, nicht
Deutſchlands Volk allein nimmt Anteil an dieſem Jubelfeſte, auch
Oeſterreich=Ungarns Völker, deren Sympathien dem Freundſchafts=
bunde
der Herrſcher und Reiche gehören, gedenken an dieſem Tage
in reger Teilnahme dieſes ſeltenen Jubiläums.
Die liberale Partei des Unterhauſes brachte anläßlich des Neu=
jahrstags
dem Miniſterpräſidenten Tiſza ihre Glückwünſche in corpore
dar. Auf die vom Grafen Zichh gehaltene Anſprache erwiderte
Tiſza, bezüglich der Orientpolitik halte die Regierung an den Er=
klärungen
feſt, die von ihr ſowie von dem Grafen Kalnoky abge=
geben
worden ſeien, ſie ſei beſtrebt, mit allen Mitteln den Frieden
aufrecht zu erhalten, ſolange die Lebensintereſſen und die Ehre der
Monarchie und des ungariſchen Staates nicht gefährdet ſeien. Seit=
dem
die ungariſche Regierung und Graf Kalnoky die gedachten Er=
klärungen
abgegeben hätten, ſer nichts geſchehen, was den Hoff=
nungen
auf Erhaltung des Friedens widerſpräche, im Gegenteile
würden von den Monarchen, wie von den Regierungen Friedensab=
ſichten
bekundet.
Frankreich. Miniſterpräſident Goblet empfing am Jahres=
ſchluß
eine Abordnung der Wechſelagenten, auf deren Anſprache er

erwiderte, daß in den Beziehungen Frankreichs zu allen auswär=
tigen
Mächten nichts zu ſehen ſei, was die von der Deputation ge=
äußerten
Befürchtungen rechtfertigen könne. Die Regierung wünſche
den Frieden und Frankreich ledürfe desſelben. Von Frankreich
hänge es übrigens nicht ab, daß der Zuſtand des bewaffneten Frie=
dens
aufhöre, in welchem ſich Europa befinde; die geſamte Politik
der Regierung werde von dem Geſichtspunkte aus geführt, den
Krieg zu vermeiden, indeſſen ſei immerhin eine Eventualität denk=
bar
, welche eine große Nation wie Frankreich mit Kaltblütigkeit ins
Auge faſſen müſſe; jedenfalls beſteht das beſte Mittel, den Frieden
zu erhalten, darin, die Ruhe zu bewahren. Goblet ſchloß ſeine
Rede mit den Worten: Während wir uns bemühen, die Stabilität
der Regierung zu vermehren, während die Miniſterien des Kriegs
und der Marine unermüdlich für die Verteidigung des Landes
wachen, mögen Sie, meine Herren, fortfahren, durch die lohale
Unterſtützung, welche Sie den finanziellen Transaktionen gewähren,
den Kredit und den Wohlſtand Frankreichs aufrecht zu erhalten.
Sämtliche Pariſer Blätter ſprechen ſich befriedigt über dieſe Er=
klärungen
Goblets aus.
Beim Empfang des diplomatiſchen Corps am 1. Januar
dankte Grevy für deſſen Mitwirkung zu den guten Beziehungen,
die Frankreich mit den anderen Mächten ſeit einem Zeitabſchnitt
unterhalte, der hinreichend lang ſei, um eine Marke im Leben
der jetzigen Generation zu bilden. Er hege das Vertrauen, dieſer
Zeitabſchnitt werde ſich Dank der Weisheit der Regierungen weiter
verlängern.
Die Nachricht, daß es Grevy gelungen ſei, Freyeinet und Jules
Ferry zu verſöhnen, ſoll, einer Meldung der K. Z.. zufolge, voll=
ſtändrg
begründet ſein. Grevy ſoll die Verſtändigung der beiden
Staatsmänner deshalb ſo ſehr gewünſcht haben weil er auf dieſe
Weiſe einer Auflöſung der Kammer zu entgehen hofft, falls das
Kabinet Goblet geſtürzt werden ſollte.
Engkand. Nachdem Lord Hartington dem Lord Salisbury
mitgeleilt hatte, daß er nicht geneigt ſei in das Kabinett einzu=
treten
, jedoch Lord Salisbury dieſelbe aufrichtige Unterſtützung wie
früher zuteil werden laſſen würde, trug Lord Salisbury Goſchen
das Schatzkanzleramt an. Sollte letzterer ahlehnen, ſo würde dem
Vernehmen nach Stanhope Schatzkanzler werden, Smith würde als
Führer des AUnterhauſes den Poſten als Kriegsminiſter behalten
und Lord Carnarvon Staatsſekretär der Kolonien werden
Belgien. Die Centralſektion des Repräſentantenhauſes hat
mit 5 gegen 2 Stimmen (Frere und Nothomb) den Grundſatz des
perſönlichen Heeresdienſtes verworfen.
Itakien. Im Kriegsminiſterium iſt die Nachricht eingelaufen,
daß die an der Grenze belegenen franzöſiſchen kleinen Alpenfeſtungen
nicht unbedeutende Verſtärkungen an Infanterie erhalten haben.
Das heilige Kollegium hat beſchloſſen, von dem Tage ab, an
welchem Leo XIII. ſein Prieſterjubiläum feiert, die päpſtliche Fahne
auf dem Vatikan nach der Gepflogenheit weltlicher Herrſcher hiſſen
zu laſſen, ſo lange der Papſt in demſelben anweſend iſt.
Spanien. Aus Madrid wird gemeldet, daß eine am 30. Dezbr.
unter dem Vorſitz der Königin abgehaltener Miniſterrat die Pläne
des Krieasminiſters für die Verausgabung von 4 Millionen Peſetas
für die Befeſtigungen der Baleariſchen oͤnſeln und von mehreren
Millionen für andere Häfen an den Mittelmeerküſten der Halbinſel
und in Cadix genehmigte.
Rußland. Das Journal de St. Petersbourg: vom 2. ſagt,
daß die ſchändlichen und lächerlichen Gerüchte, welche der Peſter
Lloydr kürzlich verbreitet habe, ihren Urſprung nicht in Petersburg
haben, wie das Blatt vorgiebt, ſondern aus gewiſſen Lügenfabriken
des Auslandes ſtammen. An den von dem genannten Blatte ver=
breiteten
Geſchichten ſei kein wahres Wort; nur Börſenſpekulanten
und gewiſſe Preßagenten ſeien die Urheber.
Der Oberſtlieutenant im Generalſtabe, Zouleff, iſt zum Militär=
Attache in Wien ernannt worden.
China. Einem Telegramm des Standard= aus Shanghai zu=
folge
wird Marquis Tſeng in kurzem Li Hung Chang als chineſiſcher
Miniſter für auswärtige Angelegenheiten erſetzen.

Aus Stedt und Land.
Darmſtadt. 4. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog und Se. Königl=
Hoheit der Erbgroßherzog empfingen am 1. d. zur Entgegen=
nahme
der Neujahrsgratulationen: die General=und Flügeladjutanten,
die Generale a la zuite, den militäriſchen Begleiter Sr. Königl.
Hoheit des Erbgroßherzogs, ſowie die perſönlichen Adjutanten der
Prinzen des Großh. Hauſes, die Oberhof= und Hofchargen, den
Oberhofprediger, die Direktoren der Großh. Hofämter:
Seine Großh. Hoheit den Prinzen Heinrich, Kommandeur der
Großh. (25.) Diviſion, nebſt den Generalen und Regiments= Kom=
mandeuren
, den Kommandeur des Gendarmerie=Corps, ſowie den
Diviſionspfarrer;
den Staatsminiſter Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber,
die Präſidenten des Oberkonſiſtoriums, des Oberlandesgerichts und

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Nr. 2
23

der Oberrechnungskammer, den Oberbürgermeiſter der Haupt= und
Reſidenzſtadt;
den Pöniglich Preußiſchen außerordentlichen Geſandten und
bevollmächtigten Miniſter Geheimen Leaationsrat Le Maiſtre und
den Königlich Großbritanniſchen Geſchäftsträger Hon. W. Naſſau=
Jocelyn;
die Verwalter der Großh. Hofjagden.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog und die Großh.
Familie waren am Neujahrstage im Palais Sr. Großh. Hoheit
des Prinzen Alexander zur Familientafel.
Geſtern abend 7 Uhr fand im Weißen Saale des Großh.
Schloſſes die Neujahrs-Ghalatafel ſtatt, zu welcher an die hier
acereditierten Mitglieder des diplomatiſchen Corps, an die Spitzen
der Civil= und Militärbehörden und an die Großh. Hofſtaaten Ein=
ladungen
ergangen waren.
Se. Hoheit Fürſt Alexander erſchienen am Montag vor=
mittag
im Stadthaus, um Herrn Oberbürgermeiſter Ohly, der
leider gerade ausgegangen war, einen Beſuch abzuſtatten.
- In der zweiten Kammer der Stände iſt durch den
Abgeordneten Kugler ein Antrag, betr. Erbauung einer Neben=
bahn
von Sachſenhauſen über Iſenburg=Sprendlingen mit Ab=
zweigung
einerſeits nach Langen und dem Main=Neckar=Bahnhof
daſelbſt, andererſeits über Dreieichenhain und Götzenhain nach
Offenthal oder Dietzenbach, eingebracht worden.
Die für Donnerstag den 6. Januar, nachmittags 3 Uhr,
anberaumte Stadtverordnetenverſammlung hat folgende
Tagesordnung: 1) Verpflichtung der nen eintretenden Herren
Stadtverordneten. 2) Mitteilungen. 3) Ergänzungswahl der Mit=
glieder
der ſtädtiſchen Armenverwaltung, der Armenbezirksvorſteher
und Armenpfleger. 4) Wahl einer Kommiſſion zur Vorbereitung
der Kommiſſions- und Deputations=Wahlen. 5) Naturaliſations=
geſuch
.
Nach Maßgabe des Geſetzes vom 22. November 1872 haben
bei der Feſtſetzung des Gemeindevoranſchlags auch die ſog.
Forenſen, d. h. diejenigen, welche in einer Gemeinde, ohne in der=
elben
zu wohnen, nur begütert oder nur gewerbtreibend
ind, teil zu nehmen und zu dieſem Zwecke einen Vertreter durch
Wahl in den betreffenden Gemeindevorſtand zu entſenden. Für
hieſige Stadt wird dieſe Wahl, welche alle drei Jahre im Anſchluß
an die Erſatzwahlen zur Stadtverordneten=Verſammlung neu ſtatt=
zufinden
hat, in aller Kürze erfolgen und liegt dermalen die Liſte
der Wahlberechtigten im Stadthauſe offen. In dieſe Liſte ſind 85
Verſonen aufgenommen, darunter 7 Landwirte von Beſſungen,
46 von Meſſel und 22 von Roßdorf, welche in der ſtädtiſchen Ge=
markung
einen mehr oder weniger geringfügigen Grundbeſitz haben.
Das Armenweſen in 1 Deutſchen Städten und
Landarmenverbänden' betitelt ſich ein Werk, welches vor kurzem
im Auftrage und im Selbſtverlage des Deutſchen Vereins für Armen=
pflege
und Wohlthätigkeit erſchienen iſt und den Herrn Profeſſor
Dr. Victor Böhmert, den Direktor des ſtatiſtiſchen Bureau's zu
Dresden und eine anerkannte Autorität auf dieſem Gebiete, zum
Verfaſſer hat. Zu den 77 Städten, welche das Material zu dem
gedachten Werk geliefert haben, gehört auch unſer Darmſtadt.
Der Raum erlaubt kein näheres Eingehen auf den intereſſanten In=
halt
; wir wollen hier nur die Anerkennung beſonders hervorheben,
welche der geſchätzte Herr Verfaſſer der Einrichtung unſeres Armen=
weſens
auf S. 102 in den Worten widmet: Die Stadt Darmſtadt,
ragt in ganz Süddeutſchland hervor durch ihr reformatoriſches Vor=
gehen
in der Armenpflege, nicht nur auf amtlichem, ſondern auch
auf freiwilligem Wege. Von Darmſtadt iſt die Agitation für die
Pfennigſparkaſſen und fürdie Herſtellungder Reinlichkeit
in den Wohnungen der Armen ausgegangen u. ſ. w.
Der am Sonntag hier verſammelt geweſene Landesausſchuß
der nationalliberalen Partei hat einſtimmig folgende Reſo=
lution
angenommen: Der Landesausſchuß der nationalliberalen
Partei im Großherzogtum Heſſen ſpricht ſeine volle Uebereinſtim=
mung
aus mit dem Vorgehen der nationalliberalen Fraktion des
Reichstags in der das ganze Vaterland bewegenden Angelegenheit
der Militärvorlage. Im Vertrauen auf die bewähte politiſche
und militäriſche Führung des Reichs und im Hinblick auf die dem
Vaterlande von verſchiedenen Seiten drohenden Gefahren hofft er
mit Zuverſicht, daß der Reichstag die für Erhaltung des Friedens
wie für Erringung des Sieges im Kriegsfalle notwendige Verſtär=
kung
der deutſchen Wehrkräfte beſchließen wird.
4 Das am Samstag im Hotel zur Traube ſtattgehabte Neu=
jahrseſſen
war wie gewöhnlich ſehr zahlreich aus allen Kreiſen
der Bevölkerung beſucht. Herr Oberbürgermeiſter Ohly hielt den
erſten Toaſt auf Se. Kgl. Hoh. den Großherzog und wurde das
auf Hochdenſelben ausgebrachte Hoch mit großer Freude von allen
Anweſenden aufgenommen. Es hielten weiter noch Reden Herr
Oberbürgermeiſter Ohly auf Se. Hoh. den Fürſten Alexander, Herr
Uhrmacher Speyer auf Herrn Oberbürgermeiſter Ohly und Herr
Beigeordneter Hickler auf den dem Feſteſſen beiwohnenden Herrn
Kreisrat Haas von Offenbach. Einige Feſtteilnehmer trugen nicht
unweſentlich zur Feſtfreude durch Vortrag verſchiedener Lieder bei.

Da die Frage erhoben worden iſt, welche geſetzliche Beſtim=
mungen
der Abhaltung des Faſtnachtszuges an einem Sonntage
entgegenſtehen? ſo bringen wir nachſtehend den Artikel 229 des Polizei=
ſtrafgeſetzbuchs
in ſeinem hier einſchlagenden erſten Satze zum Ab=
drucke
: Bis nach beendigtem Nachmittagsgottesdienſte
ſind Scheibenſchießen, Jagden mit Treibern, öffentliche Spiele und
andere geräuſchvolle öffentliche Luſtbarkeiten verboten.
L. Die Eröffnung der neuen Eisbahn des Schlittſchuhklubs
am Neujahrstage hat die Zweckmäßigkeit derſelben glänzend be=
wieſen
, denn während noch nirgends die Möglichkeit zu gefahrloſem
Schlittſchuhlaufen gegeben war, tummelte ſich hier bereits eine Menge,
welche trotz der durch den Feſttag erſchwerten Bekanntmachung der
Eröffnung und trotz des ungünſtigen Wetters im Laufe des nach=
mittags
wohl die Kopfzahl von nahezu eintauſend erreicht haben
mochte. Daß die Eisbahn durch nur eine Froſtnacht gebrauchstüchtig
wurde, iſt hauptſächlich der kürzlich zur richtigen Zeit ins Werk
geſetzten Ueberrieſelung zuzuſchreiben, infolge deren der maſſenhaft
auf der Bahn liegende Schnee durch den Froſt einer einzigen Nacht
zu einer feſten ca. 10 en dicken Eisſchichte erſtarrte. Die Glättung
der Bahn wurde durch eine in der Sylveſternacht angeordnete Be=
pritzung
bewerkſtelligt.
th. Bei der koloſſalen Frequenz der künſtlichen Eisbahn am
Samstag und Sonntag hat ſich der Mangel an Sitzplätzen
Bänken ꝛc.) ſehr fühlbar gemacht, indem man nur zu oft Kinder
ſowohl wie Erwachſene im Schnee ſigen ſah, wenn an den Schlitt=
ſchuhen
ein Niemen feſter zu ſchnallen, oder das Bedürfnis vor=
handen
war, ſich etwas auszuruhen. Im Intereſſe der Geſundheit
ſo vieler, dürfte es vielleicht nur einer Anregung beim Verſchöner=
ungs
=Verein bedürfen, um eine Anzahl Bänke, welche ja im Winter
doch keine Verwendung finden, leihweiſe zu obigem Zwecke zu er=
halten
.
N Im abgelaufenen Jahre 1886 kamen im Polizeibezirk Darm=
ſtadt
=Beſſungen 22 Selbſtmorde gegen 18 im Jahre 1885 vor.
Ueberfahren wurden und ſtarben alsbald an den erhaltenen Ver=
letzungen
: 1 Knecht, der unter die Räder ſeines mit Kies beladenen
Wagens kam, und 1 fünfjähriges Mädchen, welches von der Dampf=
ſtraßenbahn
überfahren wurde.
1 Am Freitag abend wurden 3 Bäckergeſellen aus ihrer Schlaf=
kammer
2 ſilberne Cylinderuhren, ſowie eine Partie Kleidungs=
ſtücke
entwendet. - In einer Manſarde in der Beſſ. Heidelberger=
ſtraße
entſtand am Samstag abend ein kleiner Zimmerbrand,
Der
welcher durch die Bewohner alsbald wieder gelöſcht wurde.
Poſtaſſiſtent R. aus König. welcher dahier in der Ruthsſtraße
wohnte, hat ſich Sonntag abend gegen 10 Uhr in ſeiner Wohnung
mittelſt eines Revolvers erſchoſſen. - Wegen Bettelns und
Landſtreicherei wurden neun Perſonen in das Polizeigefängnis
eingeliefert.
v. Der letzten Rummer der Blätter für chriſtliche Diaconie aus
dem hieſigen Eliſabethenſtift entnehmen wir eine Mitteilung
über die Aufnahme von Kranken in dieſem Hauſe ſowie über
unentgeldliche Behandlung daſelbſt, die für weitere Kreiſe von In=
tereſſe
ſein dürften. Es werden, ſoweit der Raum reicht, ſtets gerne
weibliche Kranke und kranke Kinder aufgenommen. Man wolle ſich
deshalb an die Frau Oberin oder den Hausarzt, Herrn Dr. Leydhecker,
wenden, welchem die techniſche Entſcheidung über die Aufnahme zu=
ſteht
. Außer dem Hausarzt ſind täglich Herr Dr. Kolb und Herr
Dr. von Herff in der Anſtalt thätig. Augenkranke werden von
Herrn Geh. Medicinalrat Dr. Weber und Herrn Dr. Hoffmann
behandelt. Der tägliche Verpflegungspreis beträgt für erwachſene
Kranke in 1. Klaſſe lein Privatzimmer) 4 M., in 2. Klaſſe (2 Kranke
in einem Zimmer) 2 M. 50 Pf., in 3. Klaſſe (mehrere Kranke in
einem Saal) 1 M. 20 Pf., für kranke Kinder 70 Pf. In Armuts=
fällen
wird, ſoweit dies möglich iſt, Ermäßigung oder Erlaß des
Preiſes gewährt, und bittet man, ſich deswegen an die Frau Oberin
oder an den Hausgeiſtlichen zu wenden. Unentgeldliche ärztliche
Veratung, beziehungsweiſe Behandlung finden Augenkranke am
Dienstag, Donnerstag und Samstag von 5-6 Uhr, ſonſtige Kranke
am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 4-5 Uhr im
Ambulatorium des Krankenhauſes im Eliſabethenſtift.
1 Bejſungen, 3. Januar. Auf Einladung des Großh. Bür=
germeiſters
, des Vorſtehers vom 2. Armepflegbezirk, J. Schaffner,
ſowie der Armenpflezer G. W. Creter und L. Kugel hatten ſich
geſtern abend 5 Uhr im Rathausſaale 42 arme Kinder meiſtens
mit ihren Müttern eingefunden, um der Chriſtbeſcheerung bei=
zuwohnen
. Eingeleitet wurde dieſelbe mit einer Anſprache, gehalten
von Herrn Pfarrer Dr. Krätzinger an Kinder und Eltern, der Be=
deutung
des Tages und des ſchönen Zweckes gedenkend, und folgten
hierauf 2 von den Kindern vorgetragene Liedchen. Alle Kinder
wurden ausreichend bedacht mit Wolle, Taſchentüchern, Schürzen,
Strümpfen, Unterhoſen ꝛc. Es ſind etwa 154 M. zum Ankauf der
Geſchenke verwendet worden.
L. Beſſungen, 3. Januar. Bei der heute vormittag 11 Uhr
ſtattgefundenen öffen lichen Verſteigerung wurde auf das der Witwe
des Rentners Theod. Haape, Eichbergſtraße dahier gelegene Wohn=
haus
ein Gebot von 36100 M. von Herrn Rentner Becker hier
eingelegt. Ob Zuſchlag erteilt wird, dürfen wir bezweiſeln.

[ ][  ]

24
Geberinnen für die hieſige Kleinkinderſchule ſind noch beizu=
fügen
: Frau Metzgermeiſter Hornung, Frau Bürgermeiſter Berth,
der hieſige Armenhilfsverein.
f Arheilgen, 2. Januar. Die Sylveſternacht verlief dies=
mal
hier gegen früher, namentlich auf der Straße, in beſonders
ruhiger Weiſe; das unſinnige Neujahrsſchießen hörte man nur ver=
einzelt
. Es mag dies wohl infolge der ernſten Ermahnung hierzu

von Seiten des Herrn Geiſtlichen im Sylveſtergottesdienſt geſchehen
ſein und kam die Unterlaſſung desſelben beſonders unſeren gegen=
wärtig
ſehr vielen Schwerkranken zu gut. Mit Bezug auf letztere
ſei bei dieſer Gelegenheit erwähnt, daß es für unſeren Ort ein
wahres Glück iſt. daß wir in dem vor einigen Wochen hierher ver=
zogenen
Herrn Dr. V. einen ebenſo tüchtigen als unermüdlichen,
ſowie beſonders humanen Arzt haben, worüber nur eine Stimme
herrſcht. Bei der heute ſtattgefundenen erſten Generalverſammlung
des hieſigen Sanitätsvereins; laus 223 Familienvorſtänden be=
ſtehend
), der über ärztliche Behandlung ſeiner Mitglieder mit Herrn
Dr. V. einen Vertrag abgeſchloſſen hat, kam dieſe Geſinnung der
Anerkenuung zu lebhaftem Ausdruck.
Mainz. 3. Januar. Laut Bekanntmachung der Provinzial=
direktion
von Rheinheſſen iſt von morgen ab die große Gieß=
unterhalb
der Heidenfahrt --der rechtsſeitige Rheinarm vor Hatten=
heim
= wieder für die Schiffahrt und Flößerei geöffnet. Dieſer,
große Gieß; genannte Rheinarm iſt infolge der Rheinkorrektion
vör etwa 10 Jahren geſchloſſen worden, aber kaum war die Schließ=
ung
erfolgt, ſo haben ſich bedeutende Nachteile für die Schifferei
gezeigt. und man ſchließlich der Agitation der Schiffsleute um Wie=
dereröffnung
des Flußarmes nachgeben mußte.
4 Mainz, 2. Januar. Das Miniſterium ſeiner närriſchen
Hoheit des Prinzen Karneval hat geſtern mit einem üblichen
Umzug durch die Straßen mit der Kaſſe; ſeinen Einzug gehalten.
Das ſich daran geſchloſſene Ponzert vereinte ſchon eine große Anzahl
Narten; und Närrinnen; in der Stadthalle.
Kaſtel, 2. Januar. Nachdem in den letzten Wochen hier
ca. 30 bis 40 Kinder an der Diphtheritis geſtorben ſind, hat das
Großh. Kreisgeſundheitsamt die Schließung der Schulen bis auf
Weiteres angeordnet.
Frankfurt, 3. Januar. Bei dem hieſigen Landgericht wurden
im abgelaufenen Jahre über 100 Eheſcheidungsprozeſſe verhau=
delt
und in etwa einem Drittel derſelben die Ehe auch geſchieden.
Aus Thüringen, 30. Dezember. Der einſam gelegene Bahnhof
Oberhof. die höchſtgelegene Station der thüringiſchen Bahnlinien,
war mit ſeinen Beamten und Arbeitern ſowie einer Anzahl einge=
ſchneiter
Fahrgäſte mehrere Tage vollſtändig von der Außenwelt ab=
geſchnitten
, ſodaß mehrmals dringend telegraphiſch um Zuführung
von Lebensmitteln gebeten werden mußte. Unter außerordentlichen
Anſtrengungen gelang es ſchließlich, eine Lokomotive mit Lebens=
mitteln
von Suhl über Zella bis in die Nähe der Station zu bringen,
von welcher aus die Bedrängten einen ſchmalen Weg durch den
meterhohen Schnee bis zur Lokomotive bahnten und ſich alſo mit
Speiſe und Trank verſehen konnten.
Hirſchberg, i. Schl., 1. Jan. Die Eiſenbahnſtrecken Ditters=
bach
=Glatz und Libau=Parſchnitz ſind infolge neuer Schneeverweh=
ungen
für den Verkehr vollſtändig geſperrt; die zwiſchen hier und
Breslau verkehrenden Züge treffen mit großen Verſpätungen ein.
Breslau, 1. Jan. Infolge neuer Schneeverwehungen ſind
bei ſämtlichen hier mündenden Eiſenbahnlinien wiederum Verkehrs=
ſtörungen
eingetreten. Die Züge laufen mit ſtundenweiſen Verſpä=
tungen
ein. Gegenwärtig herrſcht ſtarker Schneefall.
Madras. Während des Jahrmarktes im Volksparke zu Madras
brach am Freitag abend Feuer aus in einem gedeckten großen Raume.
Unter der Volksmenge entſtand eine große Panik; mehrere hundert
Meuſchen wurden teils erdrückt, teils verbrannt. Nähere
Nachrichten über die Kataſtrophe fehlen noch.
Großherzogliches Hoftheater.
Oskar Blumenthal'3 Schauſpiel Der ſchwarze Schleier=
geht
am Dienstag zum erſtenmal bei üns in Szene. Es empfiehlt
ich, die Aufmerkſankeit des Publikums durch eine kurze Darlegung
des Inhalts im voraus anzuregen.
Man hat es dem Schwarzen Schleier' mit Recht als einen
beſonderen Vorzug nachgerühmt, daß er einen Griff ins volle Men=
ſchenleben
bedeutet, weil Zeitſtimmungen und Ereigniſſe der letzten
Jahre aufklärende Reflexe auf die Handlung und ihre Träger werfen.
Der 1. Act ſpielt im Gerichtsſaal. Der junge Nationalökonom
Dr. Gerhard von Brügge iſt angeklagt, ſeinen Gegner im Zwei=
kampf
getötet zu haben, und zwar vorſählich. Der Grund zu dieſer
Handlungsweiſe ſcheint darin zu liegen, daß Brügge die Frau ſeines
Feindes liebe. Vor dem Gericht werden Gedichte verleſen, aus
welchen hervorgeht, daß Brügge für die Gräfin Wolfshagen ſchon
vor ihrer Vermählung eine tiefe Neigung empfunden habe. Die
Vorausſetzung der Anklage iſt ſomit ſehr natürlich. Brügge freilich
beſtreitet ſeine Schuld aufs entſchiedenſte und erklärt, er habe im
Duell den Grafen ſogar zweimal abſichtlich gefehlt, nuͤr als er inne

Beſſungen, 3. Jan. Den Namen der gütigen Geber und geworden, daß dieſer ihm nach dem Leben ſtehe, habe er ihn durch
einen Schuß nach dem Handgelenk kampfunfähig zu machen verſucht.
Nach Brügges Meinung iſt es unmöglich, daß der Graf acht Tage
darauf in Folge der leichten Verwundung geſtorben ſei. Die
als Zeugin vernommene Gräfin ſagt nun mit ſichtlicher Ueberwin=
dung
aus. daß der Graf Wolfshagen im Fieberwahn den Verband
von der Wunde geriſſen habe, und ehe noch menſchliche Hilfe zur
Stelle war, ſeinen Tod gefunden habe.
Der Gerichtshof beſchliest hierauf, das Urteil an dem und dem
Tage zu verkünden und entläßt Gerhard v Brügge aus der Haft.
Die Gräfin hat erſt durch eines der zur Verleſüng gelangten Ge=
dichte
im Gerichtsſaal erfahren, daß ſie von Brügge geliebt wird.
Dieſem aber giebt der Verteidiger den freundſchafklichen Rat, der
Verleumdung, als habe er um ſeiner Liebe zur Gräfin willen den
Grafen vorſätzlich erſchoſſen, dadurch die Spitze abzubrechen, daß er
die Gräfin für immer meide. Gerhard macht auch die energiſchſten
Anſtrengungen, dieſer gut gemeinten Aufforderung nachzukommen
und ſtellt deshalb ſein ganzes Denken und ſeine ganze Arbeitskraft
in den Dienſt der öffentlichen Angelegenheiten: vornehmlich widmet
er ſich dem Studium der ſozialen Frage mit Nachdruck. In welcher
Weiſe er an der Löſung derſelben gearbeitet, darüber läßt ſich der
Verfaſſer freilich nicht näher vernehmen. Erſt, als wir erfahren,
daß die Regierung Brügge ins Miniſterium berufen will, können
wir uns halb und halb denken, daß Brügge der Vertreter der herr=
ſchenden
Wirtſchaftspolitik ſei. Die für Gerhard beſtimmte Stelle
muß jedoch erſt neu geſchaffen werden, und dabei hat der Landtag
mitzureden. Die politiſchen Gegner Brügges wollen um jeden Preis
die Schaffung dieſer Stelle verhindern, und zu dieſem Zweck wird
von einem Abgeordneten in Ausſicht geſtellt, man werde den Fall
Wolfshagen aus der Vergangenheit ausgraben, um die ſittliche Be=
fähigung
Brügges für ſein Amt in Zweiſel zu ziehen. Brügge will
nicht, daß der Name der Gräfin durch die Parlamentsdebatten ge=
ſchleift
werde und verzichtet daher auf die Hilfsarbeiterſtelle im
Miniſterium. Uebrigens kommt es zu einer Zuſammenkunft zwi=
ſchen
ihm und der Gräfin. In dieſer macht Brügge ſeinen lang
verhaltenen Empfindungen Luft und trägt der Witwe ſeines Gegners
die Hand an. Die Gräfin weiſt ſie zurück, denn zwiſchen ihr und
Brügge ſteht der Schatten ihres toten Mannes. Der ſchwarze Witwen=
ſchleier
iſt ein unbeſiegliches Hindernis einer Verbindung zwiſchen
den beiden. Dr. Brüage ſucht nun ſein ausſchließliches Heil in
einer ausgebreiteten öffentlichen Wirkſamkeit. Doch der deutſche
Boden eignet ſich für ihn zu ſolcher nicht mehr, nachdem er die
bittere Erfahrung hat machen müſſen, daß auch die weſtfäliſchen
Arbeiter, die ſo ſehr an ihm hängen, ſeinen moraliſchen Charakter
mit Rückſicht auf das Duell in Frage ziehen. In Schottland
öffnet ſich für Brügge ein Feld weiter, ſegensreicher Thätigkeit: Ein
ſchottiſcher Induſtriekönig ſtellt dem jungen deutſchen Sozialpolitiker
das nötige Material behufs Durchführung ſeiner Pläne zur Ver=
beſſerung
des Looſes der arbeitenden Klaſſen. Auf der Beſitzung
ſeines Brodberrn, des Lord Ettonville, ſieht Brügge denn auch die
Gräfin wieder; er iſt jetzt imſtande, ihr einen Brief des Vaters des
verſtorbenen Grafen vorlegen zu können, in welchem der alte Mann
der Ueberzeugung Ausdrück giebt, der Selbſtmord des Grafen ſei
eine Folge erblichen Jähzornes, nicht wie die Gräfin glaube, ein
Akt eiferſüchtiger Verzweiflung. Dieſer Brief bewirkt, daß die
Gräfin den ſchwarzen Schleier nunmehr beruhigten Herzens mit
dem Brautkranz vertauſchen darf.
Dieſer Haupthandlung zur Seite geht eine Liebesepiſode des
ſidelen Studenten Heinz Hagedorn und Clariſſe's, der Tochter des
Sachwalters Brügge's, welche den ernſten Grundton des Dramas
dämpft und dem erregten Gemüt des Hörers willkommene Er=
holungspauſen
ſchenkt.
är anacr.
Mr..
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Cny.
Barrrthen
Mtr. reritririirzitiirsrrar.
Trilrnidierrirzrio
C)
ſ77

Freunden und Bekannten geben wir, ſtatt jeder
beſonderen Anzeige, hiermit die ſchmerzliche Nachricht,
daß unſer innigſt geliebter Vater, Schwiegervater und
Großvater,
der Großherzogliche Hofoffiziant i. P.
Herr Johann Jogel,
heute Nacht nach kurzer Krankheit, 86 Jahre alt, ſanft
entſchlafen iſt.
Darmſtadt, Frankfurt a. M. und Stuttgart,
3. Januar 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Veerdigung findet Mittwoch den 5. Januar, Vor=
mittags
um 10 Uhr, ſtatt.
WAdAAAttaes

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Mittich.