1550.
Juhrgang.
150.
Jahrgang.
Ubonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. inch.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal incl. Pohauſchlag.
Grag= und Anzeigebkatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
2hEEſekored vorkthilhehvollir.
Inſerate
werdenangenommen: inDarmſtadt
von der Expeditlion, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 96, ſowie auswärtz
von allen Annoncen=Expeditonen.
Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmllicher Behörden.
46 D.
Dienstag den 4. Januar.
1887.
B e k a n n t m a ch u n g.
ſ-7 Auf Grund des 8 12 des Reichsgeſehes vom 21. Oktober 1818 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der
Sozial=
demokratie ſind verboten worden:
1) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern zu München, vom 17. I. Mts.
die nichtperiodiſche Druckſchriſt: „Sozialdemokratiſches Liederbuch;; neunte Auflage, Hottingen-Fürich; Verlag der
Volks=
buchhandlung, 1886; Schweizeriſche Genoſſenſchaftsbuchdruckerei Hottingen-Fürich, ſammt dem Anhange „Oeklamationen;,
ge=
mäß 8 11 des gedachten Geſetzes;
2) laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Verlin vom 20. l. Mis. das Flugblatt mit der Ueberſchrift.
Arbeiter Berlins!= und dem Schluß: „Vorwärts zu raſtloſer Thätigkeit und zum endlichen befreienden Siegel Hoch lebe
die Sozialdemotratie k Druck und Verlag der Schweizeriſchen Genoſſenſchaftsbuchdruckerei in Hottingen-Fürich, nach 8 11
des gedachten Geſetzes;
3) laut Bekanntmachung derſelben Behörde vom 22. l. Mts. das in Form eines Flugblatts gedruckte, aus 5 Strophen
beſtehende Gedicht: „Weihnachtslied des Verfolgten: mit der Schlußbemerkung: „Der Ueberſchuß iſt als Weihnachtsfreude
für die Familien der aus Berlin Ausgewieſenen beſtimmt - 20 Pfa. ohne Angabe des Verfaſſers, des Druckers und
Ver=
legers nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
4) laut Bekanntmachung derſelben Behörde uud von gleichem Tage die 80 Seiten umfaſſende nicht periodiſche
Druck=
ſchrift; „Acht Jahre hinter Schloß und Riegel; Skigzen aus dem Leben Johann Moſts, von Anonymus Veritas; New=
York 18861 nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
5) laut Bekanntmachung derſelben Behoͤrde vom 20. l. Mts. die Druckſchriſt: „4 Pola Walki Koiazecnka Piervsna
Genewa Wydannictwo --Walki Klas - Organizacyja - Proletary jat, - W. Drukarni Przedswitu - Imprimerie
de TAurore 1886= - nach 8 11 des gedachten Geſetzes;
6) lant Bekanntmachung des Regierungs=Präſidenten zu Kaſſel vom 24. l. Mts. die Rummern 296, 297 und 299 der
in Kaſſel im Verlage von C. Teichmann erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: „Heſſiſcher Volksfreund, unabhängiges Blatt
für Jedermann=, gemäß 8 11 des gedachten Geſetzes; auch wurde zugleich das fernere Erſcheinen der bezeichneten
Druck=
ſchrift verboten;
7) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Oberbayern, Kammer des Innern zu München, vom 18. I. Mts.
die Nummern 58 und 59 der periodiſchen Druckſchriſt: „Thüringer Waldpoſt' verlegt und redigiert von W. Eichhoff in
München, ſowie das fernere Erſcheinen dieſer Druckſchrift gemäß 8 11 des gedachten Geſetzes;
8) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung. Abtheilung des Innern zu Schleswig. vom 25. l. Mts. die in der
Genoſſenſchaftsdruckerei zu Hottingen-Fürich gedruckte nicht periodiſche Druckſchrift, betitelt: „Warum verfolgt man uns?
Zur Naturgeſchichte des Sozialiſtengeſetzes; Putkammer und den Puttkämmerlingen gewidmet=
Darmſtadt, den 31. Dezember 1886.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
v. Grolman.
(44
Vergrbung von Fuhren.
Mittwoch den 5. Januar 1887, Vormittags 10 Uhr,
ſoll das Anfahren von Holz für die Schulen und für die Großherzogliche Bürger=geben werden.
meiſterei öffentlich an die Wenigſtnehmenden verſteigert werden.
Beſſungen, den 28. Dezember 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
Am 20. Januar 1887, 10 Uhr,
ſollen die Verpflegungsbedürfniſſe für das
hieſige Garniſon=Lazareth für die Zeit
vom 1. April 1887 bis ultimo März
1888 in öffentlicher Submiſſion ver=
Die bezüglichen Bedingungen, welche
auch die Qualität und Quantität der zu
liefernden Gegenſtände angeben, liegen im
(13309 Büreau des Garniſon=Lazareths auf und
5
18
ſind vor Abgabe von Offerten zu leſen
und zu unterſchreiben.
Die Offerten, welche die
Preisfor=
derungen in beſtimmten Geldbeträgen/
Mk. - Pfg.) pro Liter, Stück und
Kgr. ausdrücken und den ſonſtigen
Be=
dingungen entſprechen müſſen, ſind bis
ſpäteſtens am 17. Januar 1887, 10 Uhr,
im Büreau des Garniſon=Lazareths zu
Händen des Chefarztes abzugeben.
Großherzogliches Garniſon=Lazareth
Darmſtadt.
[45
Am 20. Januar 1887, 10 Uhr,
ſoll die Abnahme der im Lazarethhaushalt
in der Zeit vom 1. April 1887 bis
ultimo März 1888 gewonnenen
Küchen=
abfälle, Knochen und Brotreſte in
öffent=
licher Submiſſion an den
Meiſtbieten=
den vergeben werden.
Die bezüglichen Bedingungen liegen
im Büreau des Garniſon=Lazareths auf
und ſind vor Abgabe von Offerten zu
leſen und zu unterſchreiben.
Die Offerten, welche den Bedingungen
genau entſprechen müſſen, ſind bis
ſpäte=
ſtens am 17. Januar 1887, 10 Uhr, im
Büreau des Garniſon=Lazareths zu
Hän=
den des Chefarztes abzugeben.
Großserzogliches Garniſon=Lazareth
46
Darmſtadt.
Wichtig für Jausfrauen.
Die Hollündiſche
Hallee-rennerei
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10
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wegen ihrer Güte und Billigkeit ſo
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1. Westin digch, „ „ 1.40,
L. Menado
„ „ „ 1.60,
L. Bourbon „ „ „ 1.80,
exlruſ. Mocen,
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[47
Nr. 2
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Diſtricten Baſſintheil und Burgwald verſteigert:
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Buchen=, 120 Eichen=, 2660 Kiefern= und Linden= ꝛc. Wellen
und 23 Rm. Kiefern=Stöcke.
Darmſtadt, den 1. Januar 1887.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Hüter.
Am 3. Januar erscheinen
GOEGL- BndutGuI "
Gömmtliche Werke
(CVokal- und Instrumentalmusik nobst allen nur
denkbaren Arrangements) in den bekannten billigen
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48
1
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(49
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4Uk
Die patentirten
ævuxsrzreura ræomuzurAAurexzu vonniexorson,
heilen oder vermindern dls Tanbhoit,gleichviel zws velcher Vraache distalba hertauut,
Die bemerkens verthesten Heilungen eind erfolst. Men gende Opfonnig, un Gao eh
illnstrirtesWerk von 80 Senten zuompfangen, velchzz die interezsanten Becchralbangen
über die Versuche enthaelt, die zür Heilüns der Taubheit untervomuan vorden
sind; man fndet darin auch Anorkannungsschreiben von Doctoren, Advocta.
Verl-
gern und andoren hervorragenden Persalichkeiten velche durch dioos
Tra-
melhäutehen eshoit vorden sind und dieselben zngeloontllehst emyfehla.
Dan und tuch u l. nienolsol, sor, ſuiar an lnsn. drlu. uinr Hrcdh tun ldluzg
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[7262
19
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[52
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ſo ſelten ?
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14⁄
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v.
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[12301
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[12974
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Austern,
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13241) Friedrichſtraße 40, 2 Tr.,
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möblirtes Zimmer zu vermiethen.
13330) Neckarſtr. 11 Seitenbau ein
freundl. möbl. Zimmer.
13370) Mühlſtraße 72 Capellplatz.
parterre ein möblirtes Zimmer ſofort.
20) Niederramſtädterſtraße 3 ein
möbl. Zimmer zu 12 M. monatlich.
57) Louiſenſtr. 16, 2 St. h., zwei
ineinandergehende gut möbl. geräum. Z.
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Langgaſſe 27.
Frau Sauer.
59) Ein braves zu aller Hausarbeit
williges Mädchen ſucht ſofort Stelle.
Frau Gölzenleuchter, Grafenſtraße 13.
60) Ein junger Mann mit guten 3
ſucht Arbeit. Näheres Expedition.
61) Ein igr. Mann aus hieſ. Gegend,
der auch gut engl. u. franz. correſpondirer.
kann u. gut empfohlen iſt, ſucht Stellung.
Offerten unter P. M. an die Expedition.
13376) Ein reinliches Mädchen, das
perfekt kochen kann und die Hausarbeit
übernimmt, wird gegen guten Lohn für
eine ſtille Haushaltung geſucht.
Näheres Heinrichſtraße 114.
Mit der Nadel geübte
Mäd=
chen und Franen finden dauernde
und lohnende Arbeit bei, (3352
H. Schuchard's Hachf.
62) Hausburſche vom Lande wird
geſucht. Näheres Expedition.
Tüchtige Küſer
geſucht. Grafenſtraße 15.
(65
TüchUige
MASGhNGhseho66ol
ſowie ein in Meſſingarmaturen
für Dampfkeſſel bewanderter
Ar=
beiter finden ſofort lohnende und
dauernde Beſchäftigung. (3342
WoL ſagt die Expedition.
64) Zwei ordentliche Jungen können
ſofort in die Lehre ireten bei
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Eliſabethenſtraße 4.
13052) Ein junger Mann mit den
nöthigen Vorkenntniſſen als Lehrling
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Ariesheim b. Darmstadt.
Anster gratls Lraue=
für Anfänger und Fortgeſchrittene wird
von dem Unterzeichneten ertheilt. Für
Anfänger und Ungeübtere beſonders
em=
pfiehlt derſelbe ſeine leichtfaßliche,
an=
ſchauliche Methode, mit welcher die
An=
fangsgründe der Muſik, reſp. des
Klavier=
ſpielens (otenleſen, Tacteintheilen, Bilden
und Spielen der Tonletter, der Accorde
vom Blattſpielen ꝛc.) unterrichtet werden.
Edward Friisoh.
per Adr. Inſtitutsvorſteher H. Reineck,
Zimmerſtraße 5.
[13251
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(65
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(66
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Zu=
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[69
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4.
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Schreibhiilfe
geſucht. Breite Allee 11.
(72
Nr. 5
21
Gluter Aufſicht der Königlichen Staaksregierung).
Beſtand Ende 1885 über 18500 Rentenverſicherungen.
Bei dem ſo enorm geſunkenen Zinsſuße iſt es für Jedermann beſonders
wichtig zu erfahren, daß die Rentenberſicherung - wie ſie obige Anſtalt
ver=
moͤge ihrer anerkannt gediegenen, langjährigen Einrichtungen bietet - das jährliche
Einkommen um ein Bedeutendes erhöht.
Selbſt wenn nur ein Theil des Vermögens eingelegt wird, ſo greifen die
da=
durch erreichten jährlichen Reutenbezüge - frei von jeder Steuer - ſchon tief
in die Verhältniſſe des Betreffenden ein; Perſonen mit geringem Vermögen aber:
ſichern ſich durch die Rente dauernd die Mittel für den ſorgenfreien Lebensunterhalt.
Von 1000 Mark Einlage beträgt die ſoſortige feſte Rente z. B.
im: 35. 40. 4b. 50. 55. 60. 65. 70. Lebensjahre:
M. 6060 64.10 6850 74. - 8080 89.30 10003 116.10 jährlich.
Hierzu kommt noch die nach 2 Jahren ſchon beginnende jährliche Dividende,
die ſeit mehr als 25 Jahren ſtets mindeſten: 10 bis 25 p6t. der feſten Reute
be=
tragen hat.
Die Rentenverſicherungen geſchehen mit oder ohne Rückvergütung l(auch in
beiden Arten gleichzeitig), für ſich ſelbſt, eine andere Perſon, auch zweier
Per=
ſonen gegenſeitig ꝛc.; die Rente beginnt ſofort mit dem Tage der Einlage; der
Eintritt kann in jedem Alter ſtattfinden.
Die unterzeichnete Generalagentur erteilt an Stelle der Anſtalt unentgeltlich
vollſtändige Auskunft und eingehenden Rath in allen Verhältniſſen, übermittelt
Proſpekte, Statuten und Anträge koſtenlos, beſorgt prompt den An= und Verkauf
von Pavieren, ſowie das Ueberſenden baarer Beträge durch Giro=Conto der
Reichs=
bank. Ebenſo werden die Rentencoupons nach dem 30. Juni und 31. Dezember
im vollen Betrage ſteis ausgezahlt durch die
General=Ageltur Darmſtadt,
[13154
Galdstrasse I.
Methnantzuerlnoſung
der
Illuſtrirte
zur Completirung des Jahrgangs
1886 können, ſoweit ſolche noch
vorräthig, zu 10 Pfg. per
Exem=
plar in der Expedition d. Bl.
be=
zogen werden.
Friſche
REUIsOIN
friſch eingetroffen.
W. Wober Haohl.,
Eliſabethenſtraße 14. (75
Ein großer Herrenſchreibtiſch
und ein ſchöner Kinderwagen zu
ver=
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76) Eine Frau wünſcht Beſchäftigung
im Nähen, auch können Damen das
Maaßnehmen und Zuſchneiden
erlernen.
S. Marz. Grafenſtr. 20.
Durch Gaben an die
Kleinkinder=
ſchule haben ſich noch nachträglich
ſentſchuldigen laſſen:
Frau Louiſe Jäger, Fabrikant Frölich,
Lieutenant a. D. Veerrot, Frau Ida Harres,
Oberbaurat Pfarrer.
⁄
Kurmgomehmde Darmstadt.
Die auf die Nummern 102, 132, 19½, 270, 344, 470 gefallenen Gewinne
müſſen bis längſtens Freitag den 7. er. bei unſerem Hausverwalter Müller in
Empfang genommen ſein, andernfalls dieſelben der Weihnachts=Commiſſion
an=
heim fallen.
[75
Die Weihnachts=Commiſſion.
Grneral=Yerſammlung.
Die diesjährige General=Verſammlung findet nicht den 5.
ſondern
Mittwoch den 19. Januar 1887, Abends 8 Uhr,
im Vereinslokal „alte Poſt” ſtatt.
Tagesordmung:
1) Rechenſchaftsbericht; 2) Rechnungsablage;
3) Neuwahl des Vorſtandes; 4) Geſchäfitliche Mittheilungen.
Die Kameraden werden gebeten pünktlich zu erſcheinen.
Der Vorstand.
[74
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 4. Januar.
8. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
GRothe Karten giltigl.
Zum erſten Male:
Zer ſchwarze Schleier.
Schauſpiel in 4 Akten von O. Blumenthal.
Perſonen:
Friedr. Gerhard v. Brügge Herr Hacker.
Juſtizrat Rupertus
Herr Dalmonico.
Clariſſe, ſeine Tochter Frau Kläger.
Heinz Hagedorn
Herr Steude.
Ottilie. Gräfin zu Wolfshagen Frl. Cramer.
Dr. Menk, Abgeordneter. Herr Wagner.
Lord Etonville
Herr Werner.
Ladh Broughton
Frl. Berl.
Staatsanwalt Bornemann Herr Hanſen.
Landgerichtsrat Hartung Herr Knispel.
Herr Göbel.
Werner, Referendar
Herr Mickler.
Lorenz Kerſten, ) Vergleute Herr Schimmer
Martin Boltz,
Gibbon, Haushofmeiſter Herr Leib.
John, Pammerdiener
Herr Hartig.
Nannh, Hausmädchen Frl. Beck.
Lebrecht, Gerichtsdiener
Herr Krüger.
Eine Dame
Frau Klein.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
Politiſche Ueberſicht.
10⁄
Darmſtadt, 4. Januar.
Deutſches Reis. Am 1. Januar empfingen der Kaiſer und die
Kaiſerin um 10 Uhr die Königl. Prinzen und Prinzeſſinnen, um
10 Uhr fand Gottesdienſt im Dom und um 12½ Uhr Empfang
des geſamten Hofes ſtatt. Den Hofſtaaten, den Miniſtern und an=
dern Abordnungen gegenüber ſprach der Kaiſer ſeine volle Zuverr
ſicht in Erhaltung des Friedens aus. Um 12¼ Uhr erſchien de=
Kronprinz an der Spitze der kommandierenden Generale der ge,
ſamten deutſchen Armee, des Generalfeldmarſchalls Graf Moltke,
des Kriegsminiſters Generallieutenant Bronſart v. Schellendorff
des Chefs der Admiralität v. Caprivi, des Gouverneurs von Berlin
General v. Werder, des Generalſtabs und der Armeeverwaltung.
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Nr. 2
Der Kronprinz hielt nachfolgende Anſprache an den Kaiſer:
„ Allerdurchlauchtigſter, großmächtigſter Kaiſer, allergnädigſter
Kaiſer, König und Kriegsherr! Mit Eurer Kaiſerlichen und
König=
lichen Majeſtät begeht heute das Heer die Erinnerung an den Tag,
da Allerhöchſtdieſelben vor achtzig Jahren durch König Friedrich
Wilhelm 1I1. in die Reihen der preußiſchen Armee auſgenommen
wurden. Wiederholt ſchon durfte ich, wie im gegenwärtigen
Augen=
blick, mit Vertretern des Heeres vor unſeren Kriegsherrn treten
und ihm dafür danken, daß er uns in gewaltigen Kämpfen zu
herr=
lichen Siegen geführt hatte. Bei der heutigen Feier aber blicken
Eure Majeſtät auf ſechzehn vom Frieden reich geſegnete Jahre
zurück, welche vor allem der ungeſtörten Entwicklung und der
Kräf=
tigung des nach Harren und Lampf wieder aufgerichteten
Reiche=
gewidmet waren. Solche friedliche Arbeit konnte indes nur
ge=
deihen, weil gleichzeitig Eurer Majeſtät ſachkundige und raſtloſe
Leitung die Schlagfertigkeit des Heeres zu der Vollkommenheit
förderte, deren jeder deutſche Soldat ſich mit Stolz bewußt iſt.
Der preußiſche Grundſatz, daß es keinen Unterſchied gibt zwiſchen
Volk und Heer, weil beide eins und zu des Vaterlandes
Vertei=
digung jederzeit bereit ſind, iſt durch Eurer Majeſtät Fürſorge
Ge=
meingut der ganzen Nation geworden. In dieſer Wehrhaftigkeit unſeres
geſamten Volkes liegt die gewichtigſte Bürgſchaft für die Wahrung
unſeres Friedens.
So möge es mir heute wie vordem geſtattet
ſein, auszuſprechen, daß unſer wehrhaftes einiges Volk in
dank=
barer Liebe und opferwilliger Treue ſeinem Kaiſer und Kriegsherrn
vertraut, mit freudiger Zuverſicht auf ihn als den Wahrer de=
Friedens blickt und den einmütigen Wunſch hegt, daß Gottes Segen
in Fülle auch ferner auf Eurer Majeſtät ruhen möge.
Der Kaiſer dankte in ſehr herzlichen und warmen Worten,
ge=
dachte ſeines Vaters, der vor 80 Jahren, in ſchwerer Zeit, ihn in
die Armee habe eintreten laſſen in der Hoffnung, daß er beſſere
Heiten erleben werde. Die Vorſehung habe ſie ihn erleben laſſen
im vollſten Maße und beſonders durch die Erfolge, die er mit der
Armee gehabt habe. Er danke allen Anweſenden als den Vertretern
der Armee und damit der Armee, auch den nicht mehr aktiven
Offi=
zieren, die aber an den Erfolgen mitgewirkt. Der Kaiſer umarmte
hierauf den Kronprinzen, ging alsdann auf den Feldmarſchall Grafen
Moltke zu, umarmte auch dieſen in herzlichſter Weiſe und dankte
ihm für ſeine unvergleichlichen Dienſte. Schließlich ſprach der
Kaiſer die Hoffnung aus, die Anweſenden am 1. Januar 1888
wie=
derzuſehen. Die Kaiſerin war, geführt vom Prinzen Wilhelm,
zu=
gegen. Um 1 Uhr wurden empfangen die landſäſſigen Fürſten und
deren Gemahlinnen, darauf die aktiven Staatsminiſter und der
Präſident des evangeliſchen Oberkirchenrats; um 2 Uhr die
Vot=
ſchafter. Die von 9 Uhr früh bis nachmittags 2 Uhr dauernden
Gratulationen wurden von dem nahezu O0jährigen Kaiſer in
wahr=
haft bewundernswerter körperlicher und geiſtiger Friſche
entgegen=
genommen.-
Um 5 Uhr fand im Kaiſerlichen Palais
Familien=
tafel ſtatt.
Abends fand in Berlin, das ſchon am Morgen reichen Flaggen
ſchmuck angelegt hatte, eine feſtliche Illumination ſtatt. Unter den
Linden bewegten ſich den ganzen Tag über dichte Volksmaſſen: der
Kaiſer wurde bei der Fahrt nach dem Dom, ſowie bei der
Rück=
fahrt von ſtürmiſchen Jubelrufen begrüßt.
Am 2. Januar fand eine Sitzung des Staatsminiſteriums ſtatt.
Der japauiſche Prinz Akihito=Lomatſu=No=Muja wird aus
Lon=
don um die Mitte des Monats Januar in Berlin eintreffen, um
im Auſtrage des Kaiſers von Japan dem Prinzen Wilhelm von
Preußen den japaniſchen Orden vom Chryſanthemum zu überreichen.
Denſelben Orden hat der japaniſche Prinz auch dem Prinzen von
Wales überreicht, aus welcher Veranlaſſung er gegenwärtig in
London weilt.
Heſterreich=Angarn. Das Wiener „Fremdenbl.” gedenkt des
80jährigen Militärjubiläums Sr. M. des deutſchen Kaiſers und
ſagt: So begeht Kaiſer Wilhelm, ein Schirmer und Schützer der
Ruhe unſeres Weltteils, in den Tagen des Friedens ſein großes
militäriſches Erinnerungsfeſt, und nicht Preußens Armee, nicht
Deutſchlands Volk allein nimmt Anteil an dieſem Jubelfeſte, auch
Oeſterreich=Ungarns Völker, deren Sympathien dem
Freundſchafts=
bunde der Herrſcher und Reiche gehören, gedenken an dieſem Tage
in reger Teilnahme dieſes ſeltenen Jubiläums.
Die liberale Partei des Unterhauſes brachte anläßlich des
Neu=
jahrstags dem Miniſterpräſidenten Tiſza ihre Glückwünſche in corpore
dar. Auf die vom Grafen Zichh gehaltene Anſprache erwiderte
Tiſza, bezüglich der Orientpolitik halte die Regierung an den
Er=
klärungen feſt, die von ihr ſowie von dem Grafen Kalnoky
abge=
geben worden ſeien, ſie ſei beſtrebt, mit allen Mitteln den Frieden
aufrecht zu erhalten, ſolange die Lebensintereſſen und die Ehre der
Monarchie und des ungariſchen Staates nicht gefährdet ſeien.
Seit=
dem die ungariſche Regierung und Graf Kalnoky die gedachten
Er=
klärungen abgegeben hätten, ſer nichts geſchehen, was den
Hoff=
nungen auf Erhaltung des Friedens widerſpräche, im Gegenteile
würden von den Monarchen, wie von den Regierungen
Friedensab=
ſichten bekundet.
Frankreich. Miniſterpräſident Goblet empfing am
Jahres=
ſchluß eine Abordnung der Wechſelagenten, auf deren Anſprache er
erwiderte, daß in den Beziehungen Frankreichs zu allen
auswär=
tigen Mächten nichts zu ſehen ſei, was die von der Deputation
ge=
äußerten Befürchtungen rechtfertigen könne. Die Regierung wünſche
den Frieden und Frankreich ledürfe desſelben. Von Frankreich
hänge es übrigens nicht ab, daß der Zuſtand des bewaffneten
Frie=
dens aufhöre, in welchem ſich Europa befinde; die geſamte Politik
der Regierung werde von dem Geſichtspunkte aus geführt, den
Krieg zu vermeiden, indeſſen ſei immerhin eine Eventualität
denk=
bar, welche eine große Nation wie Frankreich mit Kaltblütigkeit ins
Auge faſſen müſſe; jedenfalls beſteht das beſte Mittel, den Frieden
zu erhalten, darin, die Ruhe zu bewahren. Goblet ſchloß ſeine
Rede mit den Worten: „Während wir uns bemühen, die Stabilität
der Regierung zu vermehren, während die Miniſterien des Kriegs
und der Marine unermüdlich für die Verteidigung des Landes
wachen, mögen Sie, meine Herren, fortfahren, durch die lohale
Unterſtützung, welche Sie den finanziellen Transaktionen gewähren,
den Kredit und den Wohlſtand Frankreichs aufrecht zu erhalten.
Sämtliche Pariſer Blätter ſprechen ſich befriedigt über dieſe
Er=
klärungen Goblets aus.
Beim Empfang des diplomatiſchen Corps am 1. Januar
dankte Grevy für deſſen Mitwirkung zu den guten Beziehungen,
die Frankreich mit den anderen Mächten ſeit einem Zeitabſchnitt
unterhalte, der hinreichend lang ſei, um eine Marke im Leben
der jetzigen Generation zu bilden. Er hege das Vertrauen, dieſer
Zeitabſchnitt werde ſich Dank der Weisheit der Regierungen weiter
verlängern.
Die Nachricht, daß es Grevy gelungen ſei, Freyeinet und Jules
Ferry zu verſöhnen, ſoll, einer Meldung der „K. Z.. zufolge,
voll=
ſtändrg begründet ſein. Grevy ſoll die Verſtändigung der beiden
Staatsmänner deshalb ſo ſehr gewünſcht haben weil er auf dieſe
Weiſe einer Auflöſung der Kammer zu entgehen hofft, falls das
Kabinet Goblet geſtürzt werden ſollte.
Engkand. Nachdem Lord Hartington dem Lord Salisbury
mitgeleilt hatte, daß er nicht geneigt ſei in das Kabinett
einzu=
treten, jedoch Lord Salisbury dieſelbe aufrichtige Unterſtützung wie
früher zuteil werden laſſen würde, trug Lord Salisbury Goſchen
das Schatzkanzleramt an. Sollte letzterer ahlehnen, ſo würde dem
Vernehmen nach Stanhope Schatzkanzler werden, Smith würde als
Führer des AUnterhauſes den Poſten als Kriegsminiſter behalten
und Lord Carnarvon Staatsſekretär der Kolonien werden
Belgien. Die Centralſektion des Repräſentantenhauſes hat
mit 5 gegen 2 Stimmen (Frere und Nothomb) den Grundſatz des
perſönlichen Heeresdienſtes verworfen.
Itakien. Im Kriegsminiſterium iſt die Nachricht eingelaufen,
daß die an der Grenze belegenen franzöſiſchen kleinen Alpenfeſtungen
nicht unbedeutende Verſtärkungen an Infanterie erhalten haben.
Das heilige Kollegium hat beſchloſſen, von dem Tage ab, an
welchem Leo XIII. ſein Prieſterjubiläum feiert, die päpſtliche Fahne
auf dem Vatikan nach der Gepflogenheit weltlicher Herrſcher hiſſen
zu laſſen, ſo lange der Papſt in demſelben anweſend iſt.
Spanien. Aus Madrid wird gemeldet, daß eine am 30. Dezbr.
unter dem Vorſitz der Königin abgehaltener Miniſterrat die Pläne
des Krieasminiſters für die Verausgabung von 4 Millionen Peſetas
für die Befeſtigungen der Baleariſchen oͤnſeln und von mehreren
Millionen für andere Häfen an den Mittelmeerküſten der Halbinſel
und in Cadix genehmigte.
Rußland. Das „Journal de St. Petersbourg: vom 2. ſagt,
daß die ſchändlichen und lächerlichen Gerüchte, welche der „Peſter
Lloydr kürzlich verbreitet habe, ihren Urſprung nicht in Petersburg
haben, wie das Blatt vorgiebt, ſondern aus gewiſſen Lügenfabriken
des Auslandes ſtammen. An den von dem genannten Blatte
ver=
breiteten Geſchichten ſei kein wahres Wort; nur Börſenſpekulanten
und gewiſſe Preßagenten ſeien die Urheber.
Der Oberſtlieutenant im Generalſtabe, Zouleff, iſt zum Militär=
Attache in Wien ernannt worden.
China. Einem Telegramm des „Standard= aus Shanghai
zu=
folge wird Marquis Tſeng in kurzem Li Hung Chang als chineſiſcher
Miniſter für auswärtige Angelegenheiten erſetzen.
Aus Stedt und Land.
Darmſtadt. 4. Januar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog und Se. Königl=
Hoheit der Erbgroßherzog empfingen am 1. d. zur
Entgegen=
nahme der Neujahrsgratulationen: die General=und Flügeladjutanten,
die Generale a la zuite, den militäriſchen Begleiter Sr. Königl.
Hoheit des Erbgroßherzogs, ſowie die perſönlichen Adjutanten der
Prinzen des Großh. Hauſes, die Oberhof= und Hofchargen, den
Oberhofprediger, die Direktoren der Großh. Hofämter:
Seine Großh. Hoheit den Prinzen Heinrich, Kommandeur der
Großh. (25.) Diviſion, nebſt den Generalen und Regiments=
Kom=
mandeuren, den Kommandeur des Gendarmerie=Corps, ſowie den
Diviſionspfarrer;
den Staatsminiſter Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber,
die Präſidenten des Oberkonſiſtoriums, des Oberlandesgerichts und
Nr. 2
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der Oberrechnungskammer, den Oberbürgermeiſter der Haupt= und
Reſidenzſtadt;
den Pöniglich Preußiſchen außerordentlichen Geſandten und
bevollmächtigten Miniſter Geheimen Leaationsrat Le Maiſtre und
den Königlich Großbritanniſchen Geſchäftsträger Hon. W. Naſſau=
Jocelyn;
die Verwalter der Großh. Hofjagden.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog und die Großh.
Familie waren am Neujahrstage im Palais Sr. Großh. Hoheit
des Prinzen Alexander zur Familientafel.
Geſtern abend 7 Uhr fand im Weißen Saale des Großh.
Schloſſes die Neujahrs-Ghalatafel ſtatt, zu welcher an die hier
acereditierten Mitglieder des diplomatiſchen Corps, an die Spitzen
der Civil= und Militärbehörden und an die Großh. Hofſtaaten
Ein=
ladungen ergangen waren.
Se. Hoheit Fürſt Alexander erſchienen am Montag
vor=
mittag im Stadthaus, um Herrn Oberbürgermeiſter Ohly, der
leider gerade ausgegangen war, einen Beſuch abzuſtatten.
- In der zweiten Kammer der Stände iſt durch den
Abgeordneten Kugler ein Antrag, betr. Erbauung einer
Neben=
bahn von Sachſenhauſen über Iſenburg=Sprendlingen mit
Ab=
zweigung einerſeits nach Langen und dem Main=Neckar=Bahnhof
daſelbſt, andererſeits über Dreieichenhain und Götzenhain nach
Offenthal oder Dietzenbach, eingebracht worden.
Die für Donnerstag den 6. Januar, nachmittags 3 Uhr,
anberaumte Stadtverordnetenverſammlung hat folgende
Tagesordnung: 1) Verpflichtung der nen eintretenden Herren
Stadtverordneten. 2) Mitteilungen. 3) Ergänzungswahl der
Mit=
glieder der ſtädtiſchen Armenverwaltung, der Armenbezirksvorſteher
und Armenpfleger. 4) Wahl einer Kommiſſion zur Vorbereitung
der Kommiſſions- und Deputations=Wahlen. 5)
Naturaliſations=
geſuch.
Nach Maßgabe des Geſetzes vom 22. November 1872 haben
bei der Feſtſetzung des Gemeindevoranſchlags auch die ſog.
Forenſen, d. h. diejenigen, welche in einer Gemeinde, ohne in
der=
elben zu wohnen, nur begütert oder nur gewerbtreibend
ind, teil zu nehmen und zu dieſem Zwecke einen Vertreter durch
Wahl in den betreffenden Gemeindevorſtand zu entſenden. Für
hieſige Stadt wird dieſe Wahl, welche alle drei Jahre im Anſchluß
an die Erſatzwahlen zur Stadtverordneten=Verſammlung neu
ſtatt=
zufinden hat, in aller Kürze erfolgen und liegt dermalen die Liſte
der Wahlberechtigten im Stadthauſe offen. In dieſe Liſte ſind 85
Verſonen aufgenommen, darunter 7 Landwirte von Beſſungen,
46 von Meſſel und 22 von Roßdorf, welche in der ſtädtiſchen
Ge=
markung einen mehr oder weniger geringfügigen Grundbeſitz haben.
Das „Armenweſen in „1 Deutſchen Städten und
Landarmenverbänden' betitelt ſich ein Werk, welches vor kurzem
im Auftrage und im Selbſtverlage des Deutſchen Vereins für
Armen=
pflege und Wohlthätigkeit erſchienen iſt und den Herrn Profeſſor
Dr. Victor Böhmert, den Direktor des ſtatiſtiſchen Bureau's zu
Dresden und eine anerkannte Autorität auf dieſem Gebiete, zum
Verfaſſer hat. Zu den 77 Städten, welche das Material zu dem
gedachten Werk geliefert haben, gehört auch unſer Darmſtadt.
Der Raum erlaubt kein näheres Eingehen auf den intereſſanten
In=
halt; wir wollen hier nur die Anerkennung beſonders hervorheben,
welche der geſchätzte Herr Verfaſſer der Einrichtung unſeres
Armen=
weſens auf S. 102 in den Worten widmet: „Die Stadt Darmſtadt,
ragt in ganz Süddeutſchland hervor durch ihr reformatoriſches
Vor=
gehen in der Armenpflege, nicht nur auf amtlichem, ſondern auch
auf freiwilligem Wege. Von Darmſtadt iſt die Agitation für die
Pfennigſparkaſſen und fürdie Herſtellungder Reinlichkeit
in den Wohnungen der Armen ausgegangen u. ſ. w.
— Der am Sonntag hier verſammelt geweſene Landesausſchuß
der nationalliberalen Partei hat einſtimmig folgende
Reſo=
lution angenommen: „Der Landesausſchuß der nationalliberalen
Partei im Großherzogtum Heſſen ſpricht ſeine volle
Uebereinſtim=
mung aus mit dem Vorgehen der nationalliberalen Fraktion des
Reichstags in der das ganze Vaterland bewegenden Angelegenheit
der Militärvorlage. Im Vertrauen auf die bewähte politiſche
und militäriſche Führung des Reichs und im Hinblick auf die dem
Vaterlande von verſchiedenen Seiten drohenden Gefahren hofft er
mit Zuverſicht, daß der Reichstag die für Erhaltung des Friedens
wie für Erringung des Sieges im Kriegsfalle notwendige
Verſtär=
kung der deutſchen Wehrkräfte beſchließen wird.”
4 Das am Samstag im Hotel zur Traube ſtattgehabte
Neu=
jahrseſſen war wie gewöhnlich ſehr zahlreich aus allen Kreiſen
der Bevölkerung beſucht. Herr Oberbürgermeiſter Ohly hielt den
erſten Toaſt auf Se. Kgl. Hoh. den Großherzog und wurde das
auf Hochdenſelben ausgebrachte Hoch mit großer Freude von allen
Anweſenden aufgenommen. Es hielten weiter noch Reden Herr
Oberbürgermeiſter Ohly auf Se. Hoh. den Fürſten Alexander, Herr
Uhrmacher Speyer auf Herrn Oberbürgermeiſter Ohly und Herr
Beigeordneter Hickler auf den dem Feſteſſen beiwohnenden Herrn
Kreisrat Haas von Offenbach. Einige Feſtteilnehmer trugen nicht
unweſentlich zur Feſtfreude durch Vortrag verſchiedener Lieder bei.
— Da die Frage erhoben worden iſt, welche geſetzliche
Beſtim=
mungen der Abhaltung des Faſtnachtszuges an einem Sonntage
entgegenſtehen? ſo bringen wir nachſtehend den Artikel 229 des
Polizei=
ſtrafgeſetzbuchs in ſeinem hier einſchlagenden erſten Satze zum
Ab=
drucke: Bis nach beendigtem Nachmittagsgottesdienſte
ſind Scheibenſchießen, Jagden mit Treibern, öffentliche Spiele und
andere geräuſchvolle öffentliche Luſtbarkeiten verboten.
L. Die Eröffnung der neuen Eisbahn des Schlittſchuhklubs
am Neujahrstage hat die Zweckmäßigkeit derſelben glänzend
be=
wieſen, denn während noch nirgends die Möglichkeit zu gefahrloſem
Schlittſchuhlaufen gegeben war, tummelte ſich hier bereits eine Menge,
welche trotz der durch den Feſttag erſchwerten Bekanntmachung der
Eröffnung und trotz des ungünſtigen Wetters im Laufe des
nach=
mittags wohl die Kopfzahl von nahezu eintauſend erreicht haben
mochte. Daß die Eisbahn durch nur eine Froſtnacht gebrauchstüchtig
wurde, iſt hauptſächlich der kürzlich zur richtigen Zeit ins Werk
geſetzten Ueberrieſelung zuzuſchreiben, infolge deren der maſſenhaft
auf der Bahn liegende Schnee durch den Froſt einer einzigen Nacht
zu einer feſten ca. 10 en dicken Eisſchichte erſtarrte. Die Glättung
der Bahn wurde durch eine in der Sylveſternacht angeordnete
Be=
pritzung bewerkſtelligt.
th. Bei der koloſſalen Frequenz der künſtlichen Eisbahn am
Samstag und Sonntag hat ſich der Mangel an Sitzplätzen
Bänken ꝛc.) ſehr fühlbar gemacht, indem man nur zu oft Kinder
ſowohl wie Erwachſene im Schnee ſigen ſah, wenn an den
Schlitt=
ſchuhen ein Niemen feſter zu ſchnallen, oder das Bedürfnis
vor=
handen war, ſich etwas auszuruhen. Im Intereſſe der Geſundheit
ſo vieler, dürfte es vielleicht nur einer Anregung beim
Verſchöner=
ungs=Verein bedürfen, um eine Anzahl Bänke, welche ja im Winter
doch keine Verwendung finden, leihweiſe zu obigem Zwecke zu
er=
halten.
N Im abgelaufenen Jahre 1886 kamen im Polizeibezirk
Darm=
ſtadt=Beſſungen 22 Selbſtmorde gegen 18 im Jahre 1885 vor.
Ueberfahren wurden und ſtarben alsbald an den erhaltenen
Ver=
letzungen: 1 Knecht, der unter die Räder ſeines mit Kies beladenen
Wagens kam, und 1 fünfjähriges Mädchen, welches von der
Dampf=
ſtraßenbahn überfahren wurde.
1 Am Freitag abend wurden 3 Bäckergeſellen aus ihrer
Schlaf=
kammer 2 ſilberne Cylinderuhren, ſowie eine Partie
Kleidungs=
ſtücke entwendet. - In einer Manſarde in der Beſſ.
Heidelberger=
ſtraße entſtand am Samstag abend ein kleiner Zimmerbrand,
Der
welcher durch die Bewohner alsbald wieder gelöſcht wurde.
Poſtaſſiſtent R. aus König. welcher dahier in der Ruthsſtraße
wohnte, hat ſich Sonntag abend gegen 10 Uhr in ſeiner Wohnung
mittelſt eines Revolvers erſchoſſen. - Wegen Bettelns und
Landſtreicherei wurden neun Perſonen in das Polizeigefängnis
eingeliefert.
v. Der letzten Rummer der Blätter für chriſtliche Diaconie aus
dem hieſigen Eliſabethenſtift entnehmen wir eine Mitteilung
über die Aufnahme von Kranken in dieſem Hauſe ſowie über
unentgeldliche Behandlung daſelbſt, die für weitere Kreiſe von
In=
tereſſe ſein dürften. Es werden, ſoweit der Raum reicht, ſtets gerne
weibliche Kranke und kranke Kinder aufgenommen. Man wolle ſich
deshalb an die Frau Oberin oder den Hausarzt, Herrn Dr. Leydhecker,
wenden, welchem die techniſche Entſcheidung über die Aufnahme
zu=
ſteht. Außer dem Hausarzt ſind täglich Herr Dr. Kolb und Herr
Dr. von Herff in der Anſtalt thätig. Augenkranke werden von
Herrn Geh. Medicinalrat Dr. Weber und Herrn Dr. Hoffmann
behandelt. Der tägliche Verpflegungspreis beträgt für erwachſene
Kranke in 1. Klaſſe lein Privatzimmer) 4 M., in 2. Klaſſe (2 Kranke
in einem Zimmer) 2 M. 50 Pf., in 3. Klaſſe (mehrere Kranke in
einem Saal) 1 M. 20 Pf., für kranke Kinder 70 Pf. In
Armuts=
fällen wird, ſoweit dies möglich iſt, Ermäßigung oder Erlaß des
Preiſes gewährt, und bittet man, ſich deswegen an die Frau Oberin
oder an den Hausgeiſtlichen zu wenden. Unentgeldliche ärztliche
Veratung, beziehungsweiſe Behandlung finden Augenkranke am
Dienstag, Donnerstag und Samstag von 5-6 Uhr, ſonſtige Kranke
am Dienstag, Mittwoch, Freitag und Samstag von 4-5 Uhr im
Ambulatorium des Krankenhauſes im Eliſabethenſtift.
1 Bejſungen, 3. Januar. Auf Einladung des Großh.
Bür=
germeiſters, des Vorſtehers vom 2. Armepflegbezirk, J. Schaffner,
ſowie der Armenpflezer G. W. Creter und L. Kugel hatten ſich
geſtern abend 5 Uhr im Rathausſaale 42 arme Kinder meiſtens
mit ihren Müttern eingefunden, um der Chriſtbeſcheerung
bei=
zuwohnen. Eingeleitet wurde dieſelbe mit einer Anſprache, gehalten
von Herrn Pfarrer Dr. Krätzinger an Kinder und Eltern, der
Be=
deutung des Tages und des ſchönen Zweckes gedenkend, und folgten
hierauf 2 von den Kindern vorgetragene Liedchen. Alle Kinder
wurden ausreichend bedacht mit Wolle, Taſchentüchern, Schürzen,
Strümpfen, Unterhoſen ꝛc. Es ſind etwa 154 M. zum Ankauf der
Geſchenke verwendet worden.
L. Beſſungen, 3. Januar. Bei der heute vormittag 11 Uhr
ſtattgefundenen öffen lichen Verſteigerung wurde auf das der Witwe
des Rentners Theod. Haape, Eichbergſtraße dahier gelegene
Wohn=
haus ein Gebot von 36100 M. von Herrn Rentner Becker hier
eingelegt. Ob Zuſchlag erteilt wird, dürfen wir bezweiſeln.
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Geberinnen für die hieſige Kleinkinderſchule ſind noch
beizu=
fügen: Frau Metzgermeiſter Hornung, Frau Bürgermeiſter Berth,
der hieſige Armenhilfsverein.
f Arheilgen, 2. Januar. Die Sylveſternacht verlief
dies=
mal hier gegen früher, namentlich auf der Straße, in beſonders
ruhiger Weiſe; das unſinnige Neujahrsſchießen hörte man nur
ver=
einzelt. Es mag dies wohl infolge der ernſten Ermahnung hierzu
von Seiten des Herrn Geiſtlichen im Sylveſtergottesdienſt geſchehen
ſein und kam die Unterlaſſung desſelben beſonders unſeren
gegen=
wärtig ſehr vielen Schwerkranken zu gut. — Mit Bezug auf letztere
ſei bei dieſer Gelegenheit erwähnt, daß es für unſeren Ort ein
wahres Glück iſt. daß wir in dem vor einigen Wochen hierher
ver=
zogenen Herrn Dr. V. einen ebenſo tüchtigen als unermüdlichen,
ſowie beſonders humanen Arzt haben, worüber nur eine Stimme
herrſcht. Bei der heute ſtattgefundenen erſten Generalverſammlung
des hieſigen „Sanitätsvereins; laus 223 Familienvorſtänden
be=
ſtehend), der über ärztliche Behandlung ſeiner Mitglieder mit Herrn
Dr. V. einen Vertrag abgeſchloſſen hat, kam dieſe Geſinnung der
Anerkenuung zu lebhaftem Ausdruck.
Mainz. 3. Januar. Laut Bekanntmachung der
Provinzial=
direktion von Rheinheſſen iſt von morgen ab die „große
Gieß=
unterhalb der Heidenfahrt --der rechtsſeitige Rheinarm vor
Hatten=
heim = wieder für die Schiffahrt und Flößerei geöffnet. Dieſer,
„große Gieß; genannte Rheinarm iſt infolge der Rheinkorrektion
vör etwa 10 Jahren geſchloſſen worden, aber kaum war die
Schließ=
ung erfolgt, ſo haben ſich bedeutende Nachteile für die Schifferei
gezeigt. und man ſchließlich der Agitation der Schiffsleute um
Wie=
dereröffnung des Flußarmes nachgeben mußte.
4 Mainz, 2. Januar. Das Miniſterium ſeiner närriſchen
Hoheit des Prinzen Karneval hat geſtern mit einem üblichen
Umzug durch die Straßen mit der „Kaſſe; ſeinen Einzug gehalten.
Das ſich daran geſchloſſene Ponzert vereinte ſchon eine große Anzahl
„Narten; und „Närrinnen; in der Stadthalle.
Kaſtel, 2. Januar. Nachdem in den letzten Wochen hier
ca. 30 bis 40 Kinder an der Diphtheritis geſtorben ſind, hat das
Großh. Kreisgeſundheitsamt die Schließung der Schulen bis auf
Weiteres angeordnet.
Frankfurt, 3. Januar. Bei dem hieſigen Landgericht wurden
im abgelaufenen Jahre über 100 Eheſcheidungsprozeſſe
verhau=
delt und in etwa einem Drittel derſelben die Ehe auch geſchieden.
Aus Thüringen, 30. Dezember. Der einſam gelegene Bahnhof
Oberhof. die höchſtgelegene Station der thüringiſchen Bahnlinien,
war mit ſeinen Beamten und Arbeitern ſowie einer Anzahl
einge=
ſchneiter Fahrgäſte mehrere Tage vollſtändig von der Außenwelt
ab=
geſchnitten, ſodaß mehrmals dringend telegraphiſch um Zuführung
von Lebensmitteln gebeten werden mußte. Unter außerordentlichen
Anſtrengungen gelang es ſchließlich, eine Lokomotive mit
Lebens=
mitteln von Suhl über Zella bis in die Nähe der Station zu bringen,
von welcher aus die Bedrängten einen ſchmalen Weg durch den
meterhohen Schnee bis zur Lokomotive bahnten und ſich alſo mit
Speiſe und Trank verſehen konnten.
Hirſchberg, i. Schl., 1. Jan. Die Eiſenbahnſtrecken
Ditters=
bach=Glatz und Libau=Parſchnitz ſind infolge neuer
Schneeverweh=
ungen für den Verkehr vollſtändig geſperrt; die zwiſchen hier und
Breslau verkehrenden Züge treffen mit großen Verſpätungen ein.
Breslau, 1. Jan. Infolge neuer Schneeverwehungen ſind
bei ſämtlichen hier mündenden Eiſenbahnlinien wiederum
Verkehrs=
ſtörungen eingetreten. Die Züge laufen mit ſtundenweiſen
Verſpä=
tungen ein. Gegenwärtig herrſcht ſtarker Schneefall.
Madras. Während des Jahrmarktes im Volksparke zu Madras
brach am Freitag abend Feuer aus in einem gedeckten großen Raume.
Unter der Volksmenge entſtand eine große Panik; mehrere hundert
Meuſchen wurden teils erdrückt, teils verbrannt. Nähere
Nachrichten über die Kataſtrophe fehlen noch.
Großherzogliches Hoftheater.
Oskar Blumenthal'3 Schauſpiel „Der ſchwarze
Schleier=
geht am Dienstag zum erſtenmal bei üns in Szene. Es empfiehlt
ich, die Aufmerkſankeit des Publikums durch eine kurze Darlegung
des Inhalts im voraus anzuregen.
Man hat es dem „Schwarzen Schleier' mit Recht als einen
beſonderen Vorzug nachgerühmt, daß er einen Griff ins volle
Men=
ſchenleben bedeutet, weil Zeitſtimmungen und Ereigniſſe der letzten
Jahre aufklärende Reflexe auf die Handlung und ihre Träger werfen.
Der 1. Act ſpielt im Gerichtsſaal. Der junge Nationalökonom
Dr. Gerhard von Brügge iſt angeklagt, ſeinen Gegner im
Zwei=
kampf getötet zu haben, und zwar vorſählich. Der Grund zu dieſer
Handlungsweiſe ſcheint darin zu liegen, daß Brügge die Frau ſeines
Feindes liebe. Vor dem Gericht werden Gedichte verleſen, aus
welchen hervorgeht, daß Brügge für die Gräfin Wolfshagen ſchon
vor ihrer Vermählung eine tiefe Neigung empfunden habe. Die
Vorausſetzung der Anklage iſt ſomit ſehr natürlich. Brügge freilich
beſtreitet ſeine Schuld aufs entſchiedenſte und erklärt, er habe im
Duell den Grafen ſogar zweimal abſichtlich gefehlt, nuͤr als er inne
Beſſungen, 3. Jan. Den Namen der gütigen Geber und geworden, daß dieſer ihm nach dem Leben ſtehe, habe er ihn durch
einen Schuß nach dem Handgelenk kampfunfähig zu machen verſucht.
Nach Brügges Meinung iſt es unmöglich, daß der Graf acht Tage
darauf in Folge der leichten Verwundung geſtorben ſei. Die
als Zeugin vernommene Gräfin ſagt nun mit ſichtlicher
Ueberwin=
dung aus. daß der Graf Wolfshagen im Fieberwahn den Verband
von der Wunde geriſſen habe, und ehe noch menſchliche Hilfe zur
Stelle war, ſeinen Tod gefunden habe.
Der Gerichtshof beſchliest hierauf, das Urteil an dem und dem
Tage zu verkünden und entläßt Gerhard v Brügge aus der Haft.
Die Gräfin hat erſt durch eines der zur Verleſüng gelangten
Ge=
dichte im Gerichtsſaal erfahren, daß ſie von Brügge geliebt wird.
Dieſem aber giebt der Verteidiger den freundſchafklichen Rat, der
Verleumdung, als habe er um ſeiner Liebe zur Gräfin willen den
Grafen vorſätzlich erſchoſſen, dadurch die Spitze abzubrechen, daß er
die Gräfin für immer meide. Gerhard macht auch die energiſchſten
Anſtrengungen, dieſer gut gemeinten Aufforderung nachzukommen
und ſtellt deshalb ſein ganzes Denken und ſeine ganze Arbeitskraft
in den Dienſt der öffentlichen Angelegenheiten: vornehmlich widmet
er ſich dem Studium der ſozialen Frage mit Nachdruck. In welcher
Weiſe er an der Löſung derſelben gearbeitet, darüber läßt ſich der
Verfaſſer freilich nicht näher vernehmen. Erſt, als wir erfahren,
daß die Regierung Brügge ins Miniſterium berufen will, können
wir uns halb und halb denken, daß Brügge der Vertreter der
herr=
ſchenden Wirtſchaftspolitik ſei. Die für Gerhard beſtimmte Stelle
muß jedoch erſt neu geſchaffen werden, und dabei hat der Landtag
mitzureden. Die politiſchen Gegner Brügges wollen um jeden Preis
die Schaffung dieſer Stelle verhindern, und zu dieſem Zweck wird
von einem Abgeordneten in Ausſicht geſtellt, man werde den Fall
Wolfshagen aus der Vergangenheit ausgraben, um die ſittliche
Be=
fähigung Brügges für ſein Amt in Zweiſel zu ziehen. Brügge will
nicht, daß der Name der Gräfin durch die Parlamentsdebatten
ge=
ſchleift werde und verzichtet daher auf die Hilfsarbeiterſtelle im
Miniſterium. Uebrigens kommt es zu einer Zuſammenkunft
zwi=
ſchen ihm und der Gräfin. In dieſer macht Brügge ſeinen lang
verhaltenen Empfindungen Luft und trägt der Witwe ſeines Gegners
die Hand an. Die Gräfin weiſt ſie zurück, denn zwiſchen ihr und
Brügge ſteht der Schatten ihres toten Mannes. Der ſchwarze
Witwen=
ſchleier iſt ein unbeſiegliches Hindernis einer Verbindung zwiſchen
den beiden. Dr. Brüage ſucht nun ſein ausſchließliches Heil in
einer ausgebreiteten öffentlichen Wirkſamkeit. Doch der deutſche
Boden eignet ſich für ihn zu ſolcher nicht mehr, nachdem er die
bittere Erfahrung hat machen müſſen, daß auch die weſtfäliſchen
Arbeiter, die ſo ſehr an ihm hängen, ſeinen moraliſchen Charakter
mit Rückſicht auf das Duell in Frage ziehen. In Schottland
öffnet ſich für Brügge ein Feld weiter, ſegensreicher Thätigkeit: Ein
ſchottiſcher Induſtriekönig ſtellt dem jungen deutſchen Sozialpolitiker
das nötige Material behufs Durchführung ſeiner Pläne zur
Ver=
beſſerung des Looſes der arbeitenden Klaſſen. Auf der Beſitzung
ſeines Brodberrn, des Lord Ettonville, ſieht Brügge denn auch die
Gräfin wieder; er iſt jetzt imſtande, ihr einen Brief des Vaters des
verſtorbenen Grafen vorlegen zu können, in welchem der alte Mann
der Ueberzeugung Ausdrück giebt, der Selbſtmord des Grafen ſei
eine Folge erblichen Jähzornes, nicht wie die Gräfin glaube, ein
Akt eiferſüchtiger Verzweiflung. Dieſer Brief bewirkt, daß die
Gräfin den ſchwarzen Schleier nunmehr beruhigten Herzens mit
dem Brautkranz vertauſchen darf.
Dieſer Haupthandlung zur Seite geht eine Liebesepiſode des
ſidelen Studenten Heinz Hagedorn und Clariſſe's, der Tochter des
Sachwalters Brügge's, welche den ernſten Grundton des Dramas
dämpft und dem erregten Gemüt des Hörers willkommene
Er=
holungspauſen ſchenkt.
är anacr.
Mr..
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Mtr. reritririirzitiirsrrar.
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Freunden und Bekannten geben wir, ſtatt jeder
beſonderen Anzeige, hiermit die ſchmerzliche Nachricht,
daß unſer innigſt geliebter Vater, Schwiegervater und
Großvater,
der Großherzogliche Hofoffiziant i. P.
Herr Johann Jogel,
heute Nacht nach kurzer Krankheit, 86 Jahre alt, ſanft
entſchlafen iſt.
Darmſtadt, Frankfurt a. M. und Stuttgart,
3. Januar 1887.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Veerdigung findet Mittwoch den 5. Januar,
Vor=
mittags um 10 Uhr, ſtatt.
WAdAAAttaes
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Mittich.