149.
TBTUEUIL1 COUb
149.
galhrgang.
4l3
Wonnementspreis
Uentehiuhelich 1 Marr 5o Pf. iudk.
Bringerlohn. Auswaͤrtz werden von
allen Poſiämtern Beſtellungen
ent=
geyengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pw Quartall inck. Poſtauſichlag
rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
ThEüſtiltep Rkettyilungostuir.
Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadl
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer
Holzſtraße Nr. 30, ſowie auzwärt
von allen Annomien=Erpeditionen
Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmllicher Behörden.
M161.
Freitag den 20. Auguſt.
1886.
Darmſtadt, am 16. Auguſt 1886.
Betreffend: Die Ausführung des Unfallverſicherungsgeſetzes, hier die Anmeldung unfallverſicherungspflichtiger Baubetriebe.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereten Arheilgen, Eberſtadt, Gräfenhauſen, Hahn, Nieder=Beerbach,
Ober=Ramſtadt, Pfungſtadt, Roßdorf, Schneppenhauſen und Traiſa.
Wir beauftragen Sie, die in Ihren Gemeinden befindlichen Unternehmer unfallverſicherungspflichtiger Schreiner= und
Schloſſerbetriebe zur baldigen Einſendung ihrer nach 8 11 des Unfallverſicherungsgeſetzes zu erſtattenden Anmeldungen
an=
zuhalten.
v. Marquard.
[8225
B e k a n n t m a ch u n g.
Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß wegen des nächſten Sonntag den 22. Auguſt Nachmittags auf
dem Infanterie=Exerzierplatz ſtattfindenden Pferde=Rennen des Darmſtädter Reitervereins, die Holzhof=Alle von dem Main=
Neckar=Bahnülbergang an, ſowie die Neue Anlage jenſeits der Main=Neckarbahn für Fuhrwerke, Reiter und Fußgänger, die
nicht im Beſitz einer Eintrittskarte zu dem Rennen ſich befinden, von Nachmittags halb 2 Uhr an vollſtändig geſperrt iſt.
Darmſtadt, den 18. Auguſt 1886.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[8226
J. V. Seim, Polizei=Aſſeſſor.
B e k a n n t m a ch u n
Wegen Vornahme von Erdarbeiten für die Dampftraßenbahn wird die obere Rheinſtraße vom Paradeplatz bis zum
Lbuiſenplatz vom 20. l. Mts. ab auf einige Tage für Fuhrwerke geſperrt.
Darmſtadt, am 19. Auguſt 1886.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(8227
J. V.: Seim, Polizei=Aſſeſſor.
Das Schulgeld pro HL. Quartal 1886
für die Vorſchule des Gymmaſiums wird nächſten Samstag den 21. und den
folgenden Samstag den 28. d. Mts., Nachmittags von 2- 4 Uhr, in dem Muſik=
Saal des Gymnaſiums, Zimmer Nr. VII, ebener Erde, im Nordbau, erhoben.
Darmſtadt, den 20. Auguſt 1886.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe:
8228
Langsdorf, Rechnungsrath.
Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 27. Auguſt, Vormittags
9 Uhr,
werden in dem Hofe des hieſigen
Poſt=
gebäudes
zwei ausgemuſterte Handwagen und
eine Anzahl alter Ledertaſchen, eiſerne
Gewichtsſtücke ꝛc.,
gegen gleich baare Zahlung öffentlich
meiſtbietend verſteigert werden.
Darmſtadt, den 17. Auguſt 1886.
Der Kaiſerliche Ober=Poſtdirector:
(8229
Hagemann.
Zimmerſpähne zu verkaufen. L. Sonn=
[7922
O thal, Oberer Herdweg.
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J.
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Früchten enthaltenen Zuckerart identiſch iſt.
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und bei der leichten und direkten Verwendungsweiſe dieſes flüſſigen Zuckers, das Löſen, Läutern und Filtriren
vollſtändig wegfällt.
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5
„ 35 „
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10
„ 34 „
20
33
„
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G. P. Poth, Bleichſtraße,
M. W. Praſſel, Rheinſtraße,
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ſich bewährende, von Autoritäten
empfoh=
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aus=
zeichnende
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aufmerkſam machen, welches wirklich leiſtet,
was es verſpricht: Conſervirung u.
Kräf=
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für Sammler, ſowie die neueſten
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des Dr. v. Brühl, mit auch ohne Vorwiſſen,
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(8115
kehr häuslichen Glückes.
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F heit und iſt bei den bekannten vor= e
8 trefflichen Eigenſchaften dieſer Wur=
8 zel als magenſtärkendes und erwär=
8 mendes Getränk ganz beſonders zu
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traße.
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„2
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(4867
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fahren kann geſucht. Poſthalterei.
Abonnement und Inserate
für das „Darmſtädter Tageblatt” mit
illuſtrirter Sonntagsbeilage werden
jeder=
zeit angenommen und pünktlich beſorgt
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C. A. Lücker, Arheilgen.
Derloren
eine ſilberne Broſche loxydirt) mit dem
Bild der Germania.
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dörferſtraße 19, 3. Stock.
Frachtbriefe
ver Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahn, auf Wunſch mit Firma.
M.7 per Tauſend.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdrnckerei.
Einquartirung (8096
wird angenommen große Ochſengaſſe 21.
Der Inhalt des anonymen Brie=
A fes von geſtern an M. iſt
4
F falſche Beſchuldigung, bitte
09
behufs Aufklarung ſich zu nennen.
Woog 19. Auguſt 1886.
Waſſerhöhe am Pegel: 365 Mtr.
Lufttemperatur 150 R.
Waſſerwärme Vorm. 8½ Uhr 160 R.
Voogpolizeiwache.
K 161
1988
Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
vom 12. bis 18. Auguſt 1886).
Geborene: Am 7. Auguſt: Dem Obertelegraphenaſſiſtent
Lud=
wig Moos, S. Friedrich Ludwig. Am 9.: Dem Schloſſer Karl
Valentin Georg Schmitt, S. Karl Auguſt. Am 11.: Ein
außer=
ehelicher S., Georg Auguſt. Am 14. Dem Maurer Daniel
Brück=
mann, S. Daniel.
Eheſchkietzungen: Am 18. Auguſt: Der Großh. Miniſterial=
Kalkulator Johann Georg Kiſſel zu Darmſtadt mit Mathilde Louiſe
Wilhelmine Noack hier.
Geſtorbene: Am 11. Auguſt: Der Gaſtwirt Chriſtian Fey,
48 J. 2 M. 12 T. Am 12.: Die Ludwig Aßmuth L. Witwe,
Katha=
rina, geb. Wittmann, 73 J. 10 M. 2T. Am 13.: Dem Zeugſergeant
Julius Fiſcher, L. Marie Louiſe, 8 M. 17 T. Am 15.: Die
Ehe=
frau des Weißbinders Jakob Dillmann II., Eliſe, geb. Klier, 29 J.
6 M. 8 T.
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 20. Auguſt.
Deutſches Beich. Prinz Albrecht iſt von Berlin nach
Scheve=
ningen, die Prinzen Heinrich und Friedrich Leopold von Preußen
nach Kiel und Eutin zurückgekehrt.
Der Miniſter Dr. Lucius hat am 19. einen längeren Urlaub
angelreten und ſich zunächſt auf ſeine Beſitzung Balhauſen bei
Er=
furt begeben. Der Chef der Admiralität Generallt. v. Caprivi iſt
zur Vornahme von Beſichtigungen nach Wilhelmshaven abgereiſt,
die Rückkehr nach Berlin wird Ende dieſer Woche erfolgen. Der
deutſche Botſchafter in Paris, Graf Münſter, welcher während,
ſeines Aufenthaltes in Berlin mehrmals Beſprechungen mit dem
Kaiſer hatte, hat ſich nach Derneburg in Hannover begeben. Der
Kriegsminiſter iſt am 18. Nachmittags wieder in Berlin
einge=
troffen, ebenſo der Geſandte beim Vatican, v. Schlözer, ſowie die
Miniſter Mahbach und Friedberg und Staatsſekretär v. Stephan.
Marquis Tſeng wird nach Uebergabe ſämtlicher Geſchäfte der
chineſiſchen Geſandtſchaft in Petersburg an ſeinen Nachfolger Liu=
Jui=Fen demnächſt wieder nach Berlin zurückkehren.
Der rumäniſche Finanzminiſter Campineanu iſt in Berlin
ein=
getroffen.
Der Biſchof von Metz, Dupont des Loges, iſt am 18. früh
geſtorben.
Die Mitteilung. daß der ſ. Z. wegen Unterzeichnung der an
den Herzog von Cumberland gerichteten Welfen=Adreſſe verurteilte
Reſerve=Offizier Graf Grote bei den Zieten=Huſaren in
Rathe=
now als Gemeiner eingetreten ſei, um auf Avancement zu dienen,
hat ſich beſtätigt. Graf Grote iſt am 1. d. M. mit Familie und
Dienerſchaft in Rathenow eingetroffen und inzwiſchen bereits zum
Unteroffizier befördert worden.
In der deutſchen Preſſe iſt der hundertjährige Todestag des
großen Preußenkönigs allſeitig gewürdigt und die Bedeutung
Fried=
richs des Großen für Preußen und Deutſchland pietätvoll
hervor=
gehoben worden. Aber auch in den außerdeutſchen Blättern hat
man dieſen Tag nicht ohne entſprechende Betrachtungen
vorüber=
gehen laſſen und von der öſterreichiſchen Preßwelt widmet beſonders
die Wiener „Neue Freie Preſſer dem Gedenken Friedrichs des
Großen einen warmgehaltenen Artikel. Das leitende Wiener Blatt
weiſt namentlich darauf hin, wie ſehr die ſtille Feier des 17. Auguſt
durch die preußiſche Königsfamilie einen feinen Zug politiſchen
Schicklichkeitsgefühls, eine aufmerkſame Schonung der zarten und
innigen Freundſchaftsbeziehungen zwiſchen Preußen=Deutſchland und
Oeſterreich, die eben erſt in Gaſtein einen ſo beredten Ausdruck
gefunden, darſtelle. Das Blatt hebt ferner hervor, wie eine offizielle
Verherrlichung der Kriege Preußens mit dem öſterreichiſchen
Nach=
barſtaat und ſeiner Siege über denſelben im vorigen Jahrhundert
jetzt, unmittelbar nach der weiteren Befeſtigung des deutſch=
öſter=
reichiſchen Bündniſſes, mit den politiſchen Stimmungen und
Be=
dürfniſſen der Gegenwart kontraſtiert haben würde, und fügt hinzu,
daß in Oeſterreich eine ſo zarte Auffaſſung und Behandlung nicht
unbemerkt bleiben könne, daß dieſe als ein neues Unterpfand der
Dauer einer die Völker beider Kaiſerreiche ſo ſehr befriedigenden
Allianz gelte. - In Berlin wird dieſe warme und taktvolle
Kom=
mentierung des 17. Auguſt ſeitens des bedeutendſten unabhängigen
öſterreichiſchen Blattes ſicher nur angenehm berühren.
Der Magiſtrat von Berlin hat nun gleich dem Münchener
Gemeinderatskollegium die Einladung zur Teilnahme an den
Feier=
lichkeiten der Befreiung Ofens von der Türkenherrſchaft abgelehnt.
Falls auch die übrigen deutſchen Städte, denen dieſelbe Einladung
des Peſter Magiſtrats zugegangen iſt, dem von Berlin und München
gegebenen Beiſpiele folgen, ſo wird demnach das Deutſche Reich bei
der Ofener Feier offiziell nur durch ſeinen Generalkonſul vertreten
ſein. Eine beredtere Demonſtration des deutſchen Volkes gegen die
Verfolgungen ſeiner Stammesgenoſſen durch die Magyaren könnte
es wahrlich nicht geben, als das Fernbleiben der deutſchen Städte
bei der bevorſtehenden Nationalfeier in der ungariſchen Hauptſtadt
und wer etwa den lärmenden Verſicherungen der Peſter Blätter,
es handle ſich hier lediglich um eine böswillige Verdächtigung der
maghariſchen Nation, Glauben ſchenken will, der möge nur die
Leidensgeſchichte der ſiebenbürger Sachſen in den letzten 20 Jahren
nachleſen! Jedenfalls hat aber dieſe Kundgebung mit dem
deutſch=
öſterreichiſchen Bündniſſe nicht das Geringſte zu thun, denn ſie iſt
einfach nur gegen das chauviniſtiſche Magharentum gerichtet.
Heſterreich=Angarn. Die Cholera nimmt neuerdings
bedeuten=
dere Dimenſionen an. In Trieſt ſind vom 17. auf den 18. 25
Per=
ſonen an der Cholera erkrankt und 6 geſtorben. In Tranik, Bezirk
Gottſchee, ſind 4 Cholera=Todesfälle am 18. vorgekommen. Die
Landesregierung berief den Grazer Univerſitätsprofeſſor Mar Gruber,
um baktereologiſche Unterſuchungen vorzunehmen.
Franſtreich. Kriegsminiſter Voulanger tritt am 29. Auguſt
ſeine auf 10 Tage berechnete Beſichtigung der Alpengrenze an.
Der „Voltarre' kündigt das Aufthun einer zweiten
orientali=
ſchen Frage an: Der Kampf um den Einfluß in Marokko, der bisher
unter der Decke ſpielte, werde fortan offen zutage treten. In
die=
ſem Augenblick ſuche Muley=Haſſan eine neue Stütze und der Miniſter
des Auswärtigen ſei deshalb nach Berlin geſchickt worden. Es ſei
das aber zu ſpät. Frankreich, als nächſter Nachbar Marokkos,
müſſe klare Verhältniſſe ſchaffen und dafür ſorgen, daß die
Marok=
kaner nicht länger in Berlin ſuchen, was ſie daheim nur mit Hülfe
ihrer Nachbarn finden würden; man bildet ſich bei uns ein, wir
hätten blos Grenzen in Europa; die Deutſchen wiſſen ſehr wohl,
daß wir auch anderwärts Grenzen haben, und ſie handeln darnach.
Vorigen Samstag hatten in Vierzon die Arbeiter der „8ociets
française du matérial agricolen die Arbeit eingeſtellt und einige ihrer
Kameraden, die ihrem Beiſpiel nicht folgen wollten, arg mißhandelt.
Die Behörden ſchritten ſofort ein und 520 Mann Infanterie und
eine große Anzahl von Gendarmen wurden alsbald nach Vierzon
abgeſandt. Die ausſtehenden Arbeiter wurden zweimal von den
Gendarmen auseinander gejagt und ſieben Verhaftungen
vorgenom=
men. Faſt ſcheint es, als ob die Anarchiſten in Vierzon eine neue
Auflage der Vorgänge in Decazeville ins Werk ſetzen wollten;
be=
reits iſt der Anarchiſt und Pariſer Gemeinderat Vaillant dort
ein=
getroffen und mit Jubelrufen empfangen worden. Basly, Camelinat
und die übrigen Arbeiterdeputierten wollen bald nachfolgen.
England. Die Königin iſt am 17. Nachmittags von Osborne
mit dem Prinzen und der Prinzeſſin von Battenberg nach Edinburg
abgereiſt, um die dortige Ausſtellung zu beſuchen.
Betgten. Der in Brüſſel erſcheinende „Nord:, ein offiziöſes
Organ der ruſſiſchen Regierung ſchließt einen längeren Artikel über
die Beziehungen Oeſterreichs zu Rußland mit Bezug auf die
orien=
taliſchen Verhältniſſe mit nachſtehenden Worten: „Unter dem
Ge=
ichtspunkte kann man ſich nur beglückwünſchen wegen der Entrevue
in Kiſſingen; denn die Pourparlers zwiſchen Bismarck und Kalnoky
ſind, wie ich aus ſicherer Quelle erfahre, höchſt günſtig für den von
den drei Kaiſerreichen gemeinſchaftlich gefaßten Entſchluß verlaufen;
nämlich jeden Stein des Anſtoßes zu vermeiden, ſo lange ſich nicht
die Unmöglichkeit ſeiner Entfernung von dem politiſchen Terrain
herausſtellen würde. Es kann alſo von einer Beſetzung Bulgariens
durch ruſſiſche Truppen, oder von einer formellen Annexion
Bos=
niens und der Herzegowina gar nicht die Rede ſein, denn das würden
Akte ſein, die dem rationellen Verhalten Oeſterreichs und Rußlands
diametral entgegenſtänden, das darauf gerichtet iſt, die gegenwärtigen
vorzüglichen Beziehungen aufrecht zu erhalten, deren Opportunttät
jede der Mächte zu ſchätzen weiß. Sie brauchen durchaus keinen
Pakt, ſondern Eintracht, und jetzt, wo man dieſelbe erreicht hat,
würde es die größte Ungeſchicklichkeit ſein, wollte man ſich auf
abenteuerliche Schritte einlaſſen, die man klüglich unterlaſſen hat,
ſelbſt als die orientaliſche Kriſis ihren Höhepunkt erreicht hatte
und für die heute weit weniger ein Grund vorliegt als damals.:
Hüdameriſa. Aus Montevideo wird vom 18. d. M. gemeldet:
Als der Präſident der Republik geſtern abend in das Theater trat,
ſchoß ein Mann mit dem Revolver auf den Präſidenten, denſelben
leicht an der Wange verletzend. Der Attentäter wurde ſofort
er=
griffen und von der Volksmenge derart mißhandelt, daß er kurze
Zeit darauf ſtarb.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt. 20. Auguſt.
- S. Kgl. Hoh. der Erbgroßherzog wird heute abend von
London auf Jagdſchloß Wolfsgarten eintreffen.
Aller Vorausſicht nach wird die Eröffnung der
Dampf=
ſtraßenbahn am 25. Auguſt erfolgen können. Die wegen der
Fortſetzung der Bahn von der Poſt nach dem Ernſt=Ludwigsplaz
beſtandenen Schwierigkeiten ſind nunmehr beſeitigt und iſt geſtern
mit zahlreicher Mannſchaft die Legung der Schienen begonnen
wor=
den. Das Waſſerhäuschen auf dem genannten Platze wird beſeitigt
und an deſſen Stelle die Wartehalle errichtet werden. Plakate ſind
an der Halteſtelle bereits angebracht. An der Ecke der Rhein= und
Neckarſtraße werden eben die Schienen etwas näher
zuſammenge=
rückt und durch eiſerne Querſchienen verbunden.
N Am Mittwoch nachmittag, kurz vor fünf Uhr, ſtürzte der
Maurerlehrling Johannes Hahn aus Weiterſtadt, in Arbeit bei
Maurermeiſter Möſer dahier, in einer Höhe von ca. 6 Meter von
dem Gerüſt des Neubaues des Hofſchloſſers Ludwig in der
Wald=
ſtraße auf das Pflaſter, wobei er ſich einen Beinbruch und kleinere
Hautabſchürfungen am Kopfe zuzog. Der Verletzte wurde in das
ſtädtiſche Hoſpital verbracht. — Einer in der Promenadenſtraße
wohnhaften Dame iſt am Donnerstag Morgen ein goldner Ring
von ca. 30 M. Wert aus der Küche entwendet worden. - Wegen
Bettelns und Landſtreicherei wurden 4 Perſonen durch die
Schutz=
mannſchaft feſtgenommen.
Mainz. Der bereits erwähnten Eingabe des Mittelrheiniſchen
Fabrikanten=Vereins an den Reichskanzler, die einheitliche
Re=
gelung des Submiſſionsweſens betreffend, iſt nachſtehende
intereſſante Motivierung beigegeben:
„Für die Induſtrie iſt kaum irgend eine Frage von größerer
und einſchneidenderer Bedeutung als die des Submiſſionsweſens.
Der weitaus größte Teil der Arbeits= und Lieferungsverträge wird
auf dem Wege der Submiſſion vergeben. In erſter Linie iſt dies
bei allen Staatsbehörden, ſodann bei Provinzialbehörden, Städten,
Eiſenbahnen und in neuerer Zeit auch bei Privaten der Fall. Von
dieſer Ueberzeugung durchdrungen, hat der Mittelrheiniſche
Fabri=
kanten=Verein ſtets die Frage der einheitlichen Regelung des
ſtaat=
lichen Submiſſionsweſens im Auge behalten und dieſelbe wiederholt
zum Gegenſtand ſeiner Beratungen in Vorſtands=und Plenarſitzungen,
zuletzt in derjenigen vom 5. Mai d. J. gemacht. Der Verein iſt
un=
geteilt der Anſicht, daß das Submiſſionsweſen hauptſächlich an dem
Mangel einer einheitlichen Behandlung kranke, daß nicht nur die
ein=
zelnen deutſchen Partikularſtaaten nach verſchiedenen Grundſätzen
verfahren, ſondern daß ſogar bei den einzelnen Miniſterien desſelben
Landes eine große Verſchiedenbeit in Auffaſſung und Handhabung
hervortrete. Ferner wird konſtatiert, daß in einigen Ländern
häufig=
ein Unterſchied zwiſchen den Angehörigen des engeren Vaterlandes
und den übrigen deutſchen Submittenten gemacht werde. Hierzu
kommt noch, daß die meiſten der beſtehenden Submiſionsbedingungen
ſo unvollkommen und von ſolcher Beſchaffenheit ſind, daß dieſelben
der Induſtrie zum Nachteil gereichen und die letztere ſchwer darunter
leidet. Dieſer Zuſtand tritt noch ſchärfer bei allen nicht direkt
ſtaat=
lichen Behörden, bei Städten und Privatbahnen, bei welchen ein
regelrechtes Submiſſionsverfahren oft gar nicht eingehalten wird,
ob=
gleich man ihm den äußeren Anſtrich eines ſolchen verleihen will, zu
Tage. Eine rühmliche Ausnahme hiervon machen die
Submiſſions=
bedingungen des Königlich Preußiſchen Miniſteriums für öffentliche
Arbeiten. Der Königlich Preußiſche Staatsminiſter und Miniſter
für öffentliche Arbeiten Herr Maybach Excellenz hat ſeit Jahren ſich
mit dem größten Erfolge mit dem Submiſſionsweſen beſchäftigt und
Normativbeſtimmungen aufgeſtellt, welche den Bedürfniſſen und
Ver=
hältniſſen der Induſtrie in durchaus zweckmäßiger Weiſe Rechnung
tragen. Es dürfte daher der geſamten deutſchen Induſtrie nur zum
Vorteil gereichen und für deren gedeihliche Entwickelung von
ent=
ſcheidendem Einfluſſe ſein, wenn dieſelben in allen Staaten des
deut=
ſchen Vaterlandes zur Grundlage der Submiſſionsbedingungen
ge=
macht würden. Wäre dieſe Ausdehnung einmal für die ſtaatlichen
Ausſchreibungen erfolgt, dann würden die übrigen Behörden,
Kor=
porationen ꝛc. baldigſt nachfolgen müſſen und auch ihrerſeits die bei
den ſtaatlichen Behörden maßgebenden Normativbeſtimmungen in
Anwendung bringen.
Mainz, 19. Auguſt. Von der Bembe'ſchen Möbelfabrik
ſind 10 Schreiner nach Stettin geſandt worden, um die hier
ange=
ſertigte Einrichtungen für einen überſeeiſchen Dampfer fertig zu
ſtellen.
Frankfurt a. M., 17. Auguſt. Von beſonderer Wichtigkeit für
die hier tagende VII. Wanderverſammlung des Verbandes
deutſcher Architekten= und Ingenieur=Vereine war die
Be=
ſichtigung von Bauwerken und baulichen Anlagen in der Stadt und
Umgebung, welche am 16. vorgenommen wurde. Wir entnehmen
nach=
ſtehendes hierüber der „D. 3tg.1: Die Ingenieurgruppe hatte als erſtes
Ziel den Centralbahnhof. Dort gab Herr Regierungs= und
Bau=
rat Hottenroth und andere Herren, die zum näheren Verſtändnis
des großartigen Werkes erſorderlichen Erläuterungen. Der im edlen
italieniſchen Renaiſſanceſtyl proiektierte Bau geht rüſtig vorwärts und
wird hierbei durchweg nur wertvolles Steinmaterial verwandt,
näm=
lich der bekannte Heilbronner Sandſtein und anderes ähnliches
Stein=
material aus Württemberg. Der innere Bau zeigt feuerfeſte Decken=
und Wände=Konſtruktionen ꝛc., während die innere Ausſtattung faſt
luxuriös zu nennen iſt. Von den drei in großen Dimenſionen
auszu=
führenden Einſteighallen, die ca. 40 Meter hoch ſind, ſteht ſeit längerem
das rieſige Fachwerkgerippe und hat man einen Teil der Dacheindeckung
vollendet. Die nach den Hallen zu gelegene Gebäudeſeite wird bis zur
Brüſtungshöhe mit Paſſauer Granit verkleidet ꝛc.; kurzum, man konnte
ſich überzeugen, daß nichts geſpart wird, um hier einen monumentalen
Bau zu ſchaffen. der allen Anforderungen entſprechen dürfte, welche
das heutige großſtädtiſche Verkehrsleben au ein ſo wichtiges
Vermitte=
lungsglied des Verkehrs zu ſtellen berechtigt iſt. Die keineswegs leichte
Aufgabe der Einführung der Geleiſe der fünf Hauptbahnen in den
Bahnhof iſt dahin gelöſt, daß von dem als Kopfſtation angelegten
Bahn=
hofe die Linie Mainz=Köln mit der Linie nach Limburg ca. 2 Kilometer
lang geradeaus läuft, worauf die erſtere links mit einer Kurve
ab=
zweigt und den Main auf einer - bereits fertig geſtellten - eiſernen
1611
1989
Fachwerkbrücke überſchreitet. Die Trace der Main=Neckar=Bahn und
Bebra=Hanauer Bahn zweigt etwa 10 Minuten außerhalb des
Bahn=
hofes links ab, um ebenfalls auf einer neuen lauch bereits vollendeten)
eiſernen Brücke über den Main zu gehen, nach deren Paſſierung die
zweite Route mit einer Kurve linksſeitig ſich wendet. Die jetzige Main=
Neckar=Bahn=Brücke wird danach dem Eiſenbahnverkehr nicht mehr
dienen, ſondern als Straßenbrücke fungieren. In etwa gleicher
Entfer=
nung von der Station wie die zwei letzt genanuten Bahnen wendet
ſich die Main=Weſer=Bahn nach rechts, die Geleisanlage des ebenfalls
in großer Ausdehnung angelegten Centralbahnhofs mittelſt einer
Ueber=
ührung traverſierend. Außerdem ſind beſondere Geleiſe für die
Wies=
badener Linie, eine Strecke lang mit Mainz=Köln parallellaufend und
dann rechtsſeitig abbiegend, vorhanden.
Nicht minder intereſſant als dieſe Beſichtigung geſtaltete ſich die des
in geringer Entfernung oberhalb der neuen Main=Neckar=Bahn=Brücke
zur Ausführung kommenden Sicherheits= und Handelshaſens
und der Haltung 1 (der oberſten) der Mainkanaliſation,
welche beide Anlagen miteinander in Verbindung ſtehen. Der Hafen,
den man mit der Mainkanaliſation zugleich Ende dieſes Jahres dem
Be=
triebe zu ubergeben gedenkt, ſodaß die Arbeiten jetzt in beſchleunigtem
Tempo betrieben werden müſſen, wird durch einen Paralleldamm an
der rechten Uferſeite gebildet und ſoll bei einer Länge von 570 Meter,
einer Breite von 70 Metern, einer Tiefe bei ungünſtigſtem Waſſerſtande
von 28 Metern und einer Waſſerfläche von ca. 40000 Quadratmetern
50 der größten Rheinlſchiffe aufnehmen koͤnnen. Längs beider Ufer
wiſchen der jetzigen Eiſenbahnbrücke und der neuen
Staatseiſenbahn=
brücke werden hochwaſſerfreie Lagerplätze mit einer Fläche von 12
Hek=
taren, außerdem oberhalb erſterer Brücke 5 Kilometer lange Quais, die
ausdehnungsfähig ſind, angelegt. Unter den ſonſtigen
Hafeneinrich=
tungen iſt beſonders erwähnenswert das großdimenſionierte Lagerhaus
mit einer Baufläche von 100 Meter Länge und 265 Meter Breite), das
im allgemeinen ein eiſernes Gerippe mit ausgefüllten Wünden ꝛc.
dar=
tellt und jetzt bis zum zweiten Stockwerk vorgeſchritten iſt; es wird
bekanntlich nach dem z. Zt. preisgekrönten Entwurfe der hieſigen
Archi=
tektenfirmen Holzmann, Lauter und Weißmüller ausgeführt. Die auf
vorläufig ca. 4 Millionen Mark berechneten Koſten der ganzen Anlage
trägt die Stadt. — Ferner hatte man, wie ſchon erwähnt, Gelegenheit
den oberſten Teil der Mainkanaliſation oder, techniſch geſprochen, die
gerſte Haltung' in Augenſchein zu nehmen. Man ſah das Nadelwehr
(ſo genannt, weil aus einzelnen herausnehmbaren Balken, Nadeln
ge=
nannt, beſtehend) mit ſeinem Schiffsdurchlaß, rechts davon die Floß Rinue
für die Flößerei, links die Fiſchleiter und am linken Ufer den
Seiten=
kanal mit der Schiffahrtsſchleuſe. Bekanntlich werden für die 36
Kilo=
meter lange Strecke Mainz=Frankfurt fünf „Haltungen' angelegt und
ſoll durch dieſe ganze Anlage eine durchwegs vorhandene Waſſertiefe von
vorläufig 2 Meter (früher betrug ſie 0,90 Meter bei Mittelwaſſer)
erzielt werden, ſodaß auch den größeren Rheinſchiffen bis zu 20000
Centner Tragfähigkeit das Anfahren von Frankfurt ermöglicht werden
ſoll. Die vom Preußiſchen Staate zu tragenden Geſamtkoſten der
Kanaliſation hat man auf 5½ Million Mark veranſchlagt. Die
Füh=
rung der Teilnehmer war Herrn Stadtbaurat Lindley und Herrn
Abteilungsbaumeiſter Düſing anvertraut, die dieſer Aufgabe in ebenſo
anerkennenswerter Weiſe nachkamen, wie bei der ſich anſchließenden
Be=
ſichtigung des Klärbeckens der ſtädtiſchen Sielanlage bei
Niederrad, wohin ſich die Geſellſchaft mittelſt Nachen begab. Wir
ſehen hier eine eigenartige Anlage, mehr unter= als oberirdiſch (denn
ſie reicht nur etwa 1¼ Meter über die Erde empor) vor uns;
lang=
geſtreckte, gemauerte Baſſins, von Kuppelgewölben, die ein ausreichendes
Licht von außen einfallen laſſen, überdeckt. In dieſe Behälter wird die
Kanalmaſſe eingeleitet und mechaniſch und chemiſch (mit Kalkmilch u. dgl.)
behandelt, ſodaß allmählich eine Trennung der feſten Fäces=Teile von einer
etwas reineren Flüſſigkeit erfolgen kann; erſtere werden an Landwirte
abgegeben, während die Flüſſigkeit in den Main geleitet wird. Die
ganze Anlage iſt ebenſo neu und eigentlich noch im Verſuchsſtadium
be=
griffen wie eigenartig.
8t. Frankfurt, 19. Auguſt. Die erſte deutſche
Weinaus=
ſtellung wurde geſtern vormittag, im Beiſein der Spitzen unſerer
Behörden, feierlich eröffnet. Die große landwirtſchaftliche Halle
gewährt einen ungemein freundlichen, des Beſuches werten Anblick.
Unzählige Flaſchen und Fäſſer bergen einen köſtlichen Inhalt,
wel=
chen zu proben bewährte Richter berufen ſind. Das Ausſtellungs=
Komits hat ſeine Sache recht gut gemacht.
Heidelberg. 18. Auguſt. Von gut unterrichteter Seite wird
die Nachricht von dem Verkauf der Feſthalle als verfrüht
bezeich=
net, da beſtimmte Verhandlungen darüber noch nicht ſtattgefunden
haben.
Karlsruhe, 18. Auguſt. Der in der Uhlandſtraße
einge=
ſtürzte Neubau hat eine größere Zahl Opfer gekoſtet, als man
anfangs vermutete. Von 22 an demſelben beſchäftigten Arbeitern
konnten ſich nur 2 an den Gerüſtſtangen retten. Tot ſind retzt 14,
die übrigen ſind ſchwer verwundet oder liegen tot unter dem Schutte.
Der Baumeiſter iſt B. Kirchenbauer. Die Unterſuchung wird
er=
geben, ob und welche Schuld er an dem Unglück trägt.
Rumpenheim beiHanau. Eine Luſammenkunft
fürſt=
licher Perſönlichkeiten wird wie im vorigen Jahre auch in
dieſer Saiſon auf dem landgräflichen Schloſſe ſtattfinden. Es ſoll
wieder eine große Zahl hoher und höchſter Herrſchaften ſich dort
518
4
550
lgegen Ende dieſes oder Anfang nächſten Monats ein Rendezvous
geben. Unter anderen werden erwartet: Der König und die Königin
von Dänemarck, der König von Griechenland, Prinz und Prinzeſſin
von Wales, der Herzog und die Herzogin von Naſſau, die
Mit=
glieder der landgräflich heſſiſchen Familie u. ſ. w.
Straßburg, 18. Auguſt. Die bevorſtehenden Kaiſermanöver
werfen bereits ihre Schatten. Die Truppen ſind in angeſtrengter
Thätigkeit, um die letzte Hand an ihre Ausbildung zu legen. Es
herrſcht ſchon jetzt ein reges militäriſches Leben und Treiben in der
Stadt und Umgegend, da viele Truppenteile von auswärts zu den
Brigadeülbungen eingetroffen ſind. An zahlreichen Orten werden
Magazine angelegt zur Verpflegung der Truppen während der
Manöverzeit, was bei der außerordentlich großen Zahl der
Kaval=
lerieregimenter mitunter ziemliche Schwierigkeiten macht. Der
Ge=
meinderat hat in ſeiner letzten Sitzung anſtandslos eine bedeutende
Summe zur Ausſchmückung der Straßen und Deckung ſonſtiger
Unkoſten aus Anlaß der bevorſtehenden Anweſenheit des Kaiſers
bewilligt. Der bisher gänzlich verwahrloſte Kaiſerplatz hat grüne
Anlagen erhalten und die Arbeiten am Kaiſerpalaſt hat man
der=
art beſchleunigt, daß die eine Façade faſt ganz beendet iſt, ſo daß
der Kaiſer ſich eine annähernde Vorſtellung von dem ſpäteren Heim
der deutſchen Kaiſer in Straßburg wird machen können. Im
Land=
kreiſe Straßburg und Erſtein haben ſich die Gemeinden
zuſammen=
gethan, um in einem prachtvollen Aufzuge in Landestracht dem
Kaiſer ihre Huldigungen darzubringen. Neben verſchiedenen
Feſt=
vorſtellungen im Stadttheater iſt dem Vernehmen nach ein Feſt bei
dem kaiſerlichen Statthalter, Fürſt von Hohenlohe, ſowie in den
Räumen des baulich erweiterten Offizierkaſinos geplant. Weitere
Feſtlichkeiten laſſen die auf das Alter des kaiſerlichen Herrn zu
nehmenden Rücknchten nicht zu.
Koblenz, 18. Aug. An dem Gewinn von 300000 Mark der
preußiſchen Klaſſen=Lotterie, der hierher kommt, nehmen 26 Muſiker
der Kapelle des 28. Infanterie=Regiments Teil.
Pr. Stargardt. Ein Viertel des großen Loſes der
preußi=
ſchen Lotterie im Betrage von ca. 32000 Thalern iſt laut
telegraphi=
ſcher Depeſche nach hier gefallen und ſind die Herren Kaufmann
Mannheim und Pferdehändler Biber, die je ¹⁄ Anteil ſpielten, die
Glücklichen. Die Schweſter der Frau Biber, Frau Moſes
Mendel=
ſohn, die auch mit einem kleinen Betrage partizipierte, hörte von
161
dem großen Gewinne, eilt, um ſich zu vergewiſſern, zu Biber, findet
das Gehörte beſtätigt und fällt vom Schlage gerührt, tot zu
Boden. Sie war vor Freude geſtorben.
Wien, 18. Auguſt. Nachdem erſt am 15. Profeſſor Dr. A.
Migotti an der Univerſität Czernowitz, ein geborener Wiener, im
Val di Gonora von einer Felswand abgeſtürzt und ſofort tot
ge=
blieben war, wird jetzt aus Ebenſee gemeldet, daß der Sohn des
Hauptkaſſiers der Wiener Anglobank, Mathes, vom Sonnſtein
abgeſtürzt und ſchwer verletzt aufgefunden worden iſt. Der
Bruſt=
kaſten des verunglückten Touriſten iſt vollſtändig eingedrückt. Trotz
der ſchweren Verwundung hatte der junge Mann noch ſo viel Kraft
und Beſinnung, auf einen Zettel mit Bleiſtift zu ſchreiben: „Ich
heiße Mathes bin aus Wien, wohne Ebenſee. Dann ſchleppte er
ſich bis zum Bauernhaus am Sattel, wo er blutüberſtrömt in
ſterben=
dem Zuſtande aufgefunden wurde.
Der Untergang der Brigg „Ada White' auf der
Reiſe von Rio Janeiro nach New=York erfolgte aus
eigentüm=
lichen Urſachen. Das Schiff hatte eine Ladung von 12000
Säcken Kaffee. Nicht weit von Jamaica erhob ſich ein
Nordweſt=
ſturm und die Wogen gingen hoch über das Fahrzeug. Etwas
Waſſer kam in den Kaffee und die Folge davon war, daß die Bohnen
anſchwollen und die oberſten Säcke platzten. Alles wäre noch gut
abgegangen, wenn nicht die loſe Bohnen die Pumpen verſtopft
hätten. So war es der Mannſchaft unmöglich, gegen das Waſſer
anzukämpfen. Sobald die ganze Ladung ſich vollgeſogen hatte, ging
ſie auf wie Hefe. Nach Verlauf weniger Stunden zerbarſt die
Brigg buchſtäblich unter dem Drucke der immer mehr
anſchwellen=
den Maſſe. Alle Hoffnung, das Schiff zu retten, verſchwand und
die Mannſchaft verließ es bei Cap Hatteras.
Tageskalender.
Freitag, 20. Auguſt: General=Verſammlung der Ortskrankenkaſſe
„ Merkurz in der ſtädtiſchen Turnhalle.
Samstag, A., Sonntag, 22. und Montag, 23. Auguſt: Kirchweihe
in Traiſa bei B. Riedmatter und Gaſtwirt Walther.
Mittwoch, 25. Auguſt: Feier des Ludwigs=Feſtes, verbunden mit
Verloſung, in der Knaben=Arbeits=Anſtalt. — Ausflug des
Lokal=
gewerbvereins Darmſtadt nach Offenbach.
Staats=Papiere.
49lo Deutſche Reichsanleihe 107
4⁄₁₀ Preuß. Conſols
40⁄₁₀ Naſſ. Oblig.
40⁄₁₀ Bayr. „
Kursbericht der Frankfurter Börſe vom 19. Auguſt 1886.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach, Darmſtadt, Rheinſtraße 23.
40⁄ Sächſ.
44%⁄₁₀ Württ.
440 „
4½⁄o „
. 1877
1878179
1875, 80,
81, 82
„ 1885
4¹⁄₈
49⁄₁₀ Bad. „
40⁄₁₀ Heſſ.
40⁄ Cukkurrente
4%⁄₁₀ Oeſt. Goldrente
440
Silberrente
„
4½%⁄₁₀ „ Papierrente
4⁵⁄₀ Ung. Goldrente
500er u. 100er Goldrente 8870
50⁄o Ung. Papierrente
Fol
E. B. Oſtbahn
150⁄₀ Ikal. Rente
10, 000er
bol Ital. Rente
5⁄. Rum. Obligationen
Amort. Rente
olo
LI.
6³⁄₁₀ Ruſſ. Goldanleihe
5¾
5e
50
k.
Oblig. v. 1862
„ 772,73 100,
77er
5. „ Orient. I. Em.
50⁄
II.
„
4½ Oblig. von 1880
59⁄ Serb. Goldrente
5½ St.=Eiſenb. Hyp. 8050
5%⁄
B.
4¹⁄₁₀ Schwed. Obligationen
4⁸⁄₁₀ Norweger Obligationen 10305
40⁄ Spaniſche Ausl. Anl.
In Proc
105 80
1033
105 20
104,80
108,70
105 60
106, 20
10625
104,90
105 2k
—
20f
955
70,20
69,20
8855
7760
100 80
100 80
7050
10735
9805
9825
11360
10050
9960
9960
61,40
61,30
8845
8030
5820
1043*
61,70
4⁄ Schweiz. Berner v. 1880 1044
7470
4⁄₁₀ Eahpt. Unif. Oblig.
In Proc.,
Eiſenbahn=Obligationen.
Inländiſche: In Proc.
10⁄₈ Türk. Convert. Oblig. 1485 4'⁄₀ H. Ludwigsb. v. 1875178 103,10
Bank=Aktien.
Deutſche Reichsbank
Darmſtädter Bank
Deutſche Bank
Disconto Commandit.
Mitteld. Credit=Bank
Oeſter. Credit=Bank,
Süddeutſche Bank
Wiener Bankverein
13940
13985
15950
20970
9455
227³⁄₈
108-
83¼
Inländiſche Eiſenbahn=Aktien.
Heſſ. Ludwigsbahn
99 80
Ludwigshafen Verbacher
22050
46,20
Marienburg Mlawka
Werra Bahn
81,
Ausländiſche Eiſenbahn=Aktien
per Stück in fl. v. W.
46—
Albrecht
155½
Alföld=Fiume
159⁷⁄₈
Buſchtehrader Bahn
Dux Bodenbacher
273½
Galiz. Carl=Ludwig
155¼
Oeſter. Ungar. Staatsbahn 184¼
Oeſter. Süd. Lombard.
92¼
141¼
„ Nordweſtbahn
B.
143-
Ungar. Galizier
In Proc.
Gotthardbahn
10150
Schweizer Centralbahn
99,20
Nordoſtbahn
50 60
Ruſſiſche Südweſtbahn
67
Italieniſche Mittelmeerbahn 115,20
Weſtſicilianiſche
81,
4⁄₁₀ convertirte von 1868ſ69 10325
40⁄₈
„ 1874
„
1863165 10255
40lo „
1881
49⁄₈
103,40
4³⁄₈ Pfälz. Ludwig=Bexbach. 10360
4½ „ Nordbahn
Ausländiſche:
10670
5⁄₁₀ Albrecht Gold
5%⁄ Alföld.=Fiumaner
82,20
4o⁄o ſteuerpfl. Eliſabeth Gold 97
1027
4o⁄ ſteuerfreie
Ple Franz=Joſeph
7805
5⁄₁₀ Oeſterr. Süd=Lombard. 107,2
100—
42⁄ „
65.75
30⁄₈
5³⁄₈ Oeſer=Ungar. Staatsb. 10830
49⁄ do.
101 85
30⁄₈ do. L.-VIII. Em. 8170
30⁄₈ do.
LL. Em. 79,10
30⁄₈ do.
L. Em. 78.15
8⁄₁₀ Ergänzungsneh
7880
P⁄o Prag=Duxer
100,40
30⁄₀ Raab=Oedenburger
7370
4⁵⁄₀ Rudolf=Salzkammergut 1012
5%⁄ Ungar.=Galiziſche
81,70.
1.
4%⁄₁₀ Voralberger
1½
4⁄₈ Berner Juraſſtaatl. gar.) 104.
50⁄₁₀ Gotthard IV. Serie
10780
42⁄
10335
„
3⁄₀ Große Ruſſ. Eiſenbahn, 8065
4⁄₁₀ Ruſſ. Südweſt=Oblig. 91,
3⁄ Livorneſer
6950
5⁄₀ Toscaner
10920
Pfandbriefe.
4⁄₁ Frankf. Hypothekenbank 101,05
4⁵⁄₈
Hyp. Credit=Ver. 101, 90
4⁄₁₀ Südd. Boden=Credit
10060
40⁄₁₀ Schwediſche Pfandbriefe 102
Verzinsliche Anlehens=Looſe.
In Proc
34⁄₈ Göln=Mindener Looſe 132,
4⁄₁₀ Bayeriſche
138.
4⁄₁₀ Badiſche
140
4½⁄₈ Meininger Prämien Pfb. 123 30
3⁵⁄₁₀ Oldenburger
132
4⁄₁₀ Oeſter. 1854er
121,
5¾₈
118.-
1860er
„
4⁵⁄₈ Raab=Grazer
9940
Unverzinsliche Looſe.
95,50
Braunſchweiger
25760
Kurheſſiſche
28660
Oeſter 1864er
300
„ 1858er
Ungariſche
21880
50,90
Finnländer
Ansbacher
33
29
Augsburger
Bukareſter
2790
Freiburger frs. 15 Looſ=
Mailänder Frs. 10 Looſe
1780
frs. 45 Looſe
Meiningen fl. 7 Looſe
2415
Neuſchateler
1880
Schwediſche
68,70
Venezianer
24,70
Provinzial= und Kommunal=
Obligationen.
4⁄0 Stadt Darmſtadt
4⁸⁄₈
40⁄₀
440
4½⁄
Mainz von 1883
1884
Offenbach
Worms
Gold=Kurs.
10315
104
Ruſſiſche Imperiales
20 Franken=Stücke
Engliſche Sovereigns
Dollars in Gold
M. Pf.
16 73
16 16
20 29
4 15
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.