Darmstädter Tagblatt 1886


06. August 1886

[  ][ ]

142.

LAtUovutLLCON

149.

Monnementspreis
vlerntelährlich 1 Mar 50 Pf. und
Gringerlohn. Auswaͤrtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vro Quartal inc. Voſtaufichlag

SSrag= und Anzeigebloft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Juhſtteltts unterhuitnagobtutt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſit. Nr. 23.
in Beſſungen von Frledr. Blößer
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annonceu=Expeditlonen.

Amtliches Organ
fur die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamls, des Großh. Polizeiamts und ſümmllicher Behörden.

e 151.

Freitag den 6. Auguſt.

1886.

Lieferung von Uniformsſtücken.
Für das Octroi=Aufſichtsperſonal ſind 27 Uniformen, beſtehend in je einem
Interims=Paletot, einer Hoſe und einer Dienſtmütze nach Militärmuſter zu liefern.
Die Lieferungs=Bedingungen nebſt Stoffmuſter liegen auf unſerem Büreau,
Stadthaus, Zimmer Nr. 13, zur Einſicht offen.
Offerten mit Tuchproben wolle man bis
Donnerstag den 12. k. Mts., Vormittags 1 Uhr,
verſiegelt und mit der Aufſchrift Uniformlieferung= verſehen, bei uns einreichen.
Darmſtadt, den 30. Juli 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[7814
Bekanntmuchung.
Die Berichtigung der im Monat Juni gerichtlich erkannten Forſt= und Feld=
ſtrafen
hat in den erſten 25 Tagen des Monats Auguſt und zwar mit Ausſchluß
des 12., 13. und 14. jeden Vormittag von 8-12 Uhr bei Großh. Diſtricts=
Einnehmerei Darmſtadt zu geſchehen, widrigenfalls das mit Koſten für die
Schuldner verbundene Beitreibungsverfahren eingeleitet wird.
Auf Erſuchen der gedachten Großh. Diſtricts=Einnehmerei bringen wir dies
hiermit zur öffentlichen Kenntniß.
Darmſtadt, den 5. Auguſt 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[7815
Ohly.

Meine vorzüglichen reingehal=,
tenen

EEAN

Uge..
ztrazh

in Flaſchen und Gebinden, em=
pfehle
billigſt.
Hammann,
G.
(4867
Caſinoſtraße 23.
Hastanienblüthen-Eosonl,
anerkannt beſtes Mittel gegen Gicht,
Rheumatismus ꝛc., per Flaſche M. 1.
bei
A. Weinmann,
Beſſ. Carlsſtraße 8. (6789

Nur 5 Harlz!
300 Dtzd. Toppiche in reizendſten
türkiſchen, ſchott. u. buntfarbigen Muſtern,
2 Meter lang, 1¹ Meter breit, müſſen
ſchleunigſt geräumt werden u. koſten pro
Stück nur noch 5 Mark gegen Einſendung
oder Nachnahme. Rettvorlagen dazu
paſſend, Paar 3 Mark.
[7816
Adolk Sommerkold, Dresden.
Wiederverkäufern ſehr empfohlen.

Chlhyol-Geiſe
von Bergmann & Co., Frankfurt,
a. M. und Berlin,
wirkſamſtes Mittel gegen Nerven=
rheumatiſche
und gichtlſche Leiden,
Podagra, ſowie gegen Flechten, Haut=
ausſchläge
ꝛc. Vorräthig Stück 60
Pfa. bei E. Scharmann, Ludwigs=
platz
Nr. 2.
[6882

pooooooocoeooeoceooocoooooe
Aud. Heyl Sohn,
Ecke der Saalbau=u. Eliſabethen=
ſtraße
48,
Z empfiehlt als Specialität:
Feinsten
Angverhiaueur,s
per Flaſche Mk. 1.40.
Durch eine ſorgfältige Vereitungs=
H weiſe erhält dieſer Liqueur das
8 eigenthümliche, pikante Aroma der
0
Ingwerwurzel in vodſtändiger Rein=
3 heit und iſt bei den bekannten vor=
8 trefflichen Eigenſchaften dieſer Wur=
zel
als magenſtärkendes und erwär= 8
8 mendes Getränk ganz beſonders zu 4
empfehlen.
8, Niederlagen bei:
M. Herge, Holzſtraße I7.
M. W. Praſſel, Rheinſtraße 16. H
H. Erlenbach, Ernſt=Ludwigsſtr. 11. 3
Ferd. Wagner Wwe., Roßdörfer=
ſtraße
.
C. Hammann, Caſinoſtraße. (6135³₈
9000oooooooooooooooeoooooeeo

Foinste Stangenpomaden
aus der kgl. bayer. Hofparfümeriefabrik
C. D. Wunderlich, präm. 1882, Nürnberg,
in blond, braun u. ſchwarz, zum Glätten,
Firiren u. Dunkeln blonder, grauer, rother
und ſchwarzer Kopf= und Barthaare.
Sorgfältigſt zubereitet, garantirt un=
ſchädlich
und nie dem Ranzigwerden un=
terworfen
, 35, 60 und 100 Pf. bei
E. Scharmann, (4314
Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.
Neues Bauernbrod. (568
Mein üchtes Kornbrod backe von heute
an aus neuem Kornmehl und empfehle
dasſelbe beſtens. Achtungsvoll
P. Olbert, Nieder=Ramſtädterſtraße 52.
488

[ ][  ][ ]

1884

J. Böltgor,
Tapezier, Mathildenplatz.
empfiehlt:
Comglete Betten,
alle Arten Polſtermöbel, ſowie einzelne
Theile für Betten, zu billigen Preiſen
unter Garantie.
Belkkedernéklaumsn,
trocken und ſtaubfrei. Möbel=, Vor=
hang
= und Rouleauxſtoffe, Vorhang=
Gallerien, ſowie alle Gebrauchs= und
Decorations=Artikel für Vorhänge.
Umarbeiten von Betten und Polſter=
[7817
möbeln billigſt.

Apotheker Oborhäusser's
Brauso-
Jimonade-Bonbons,
erfriſchend, durſtlöſchend u. geſund.
Schöne
BluL-Orangen
empfiehlt
Friedr. Schaefer.
Ludwigsplatz 7. (7304

Hupfer, Gilber & Gold

von

Gb. Adt. Kupferborg & Cie.,
Mainz,
empfiehlt
1681
M. W. Prassel, Rheinſtr. 16.
Zweigniederlage bei Aug. Mar=
burg
, Beſſung. Carlsſtraße.

Alle Arten
Sehuhvaarem
von den einfachſten bis zu den elegan=
teſten
Sorten empfiehlt in guter Waare;
bei größter Auswahl enorm billig.
J. G. Lacob,
großes Schuhwaarenlager Ecke der
großen Ochſengaſſe, gegenüber dem
Löwenbrunnen.
Reparaturen, Maaßarbeiten prompt
und billigſt.
[7375

Hundeverkauflrrst
aller Racen. Georg Ochs,
Beſſ. Heidelbergerſtr. 105.

R 151

A u f r uf.

Schweres Unglück hat die Stadt Schweinfurt und deren Umgegend am 22.
Juli heimgeſucht. Ein Unwetter, wie es kaum ürger gedacht werden kann, ein
Gewitterſturm mit vernichtendem Hagel und verheerendem Wirbelwinde hat in we=
nigen
Minuten eine ſchauderhafte Verwüſtung angerichtet. Nicht nur die Gebäude
ſind theilweiſe zerſtört oder beſchädigt, auch Fluren, Gärten, Weinberge und Wal=
dungen
ſind verwüſtet und auf längere Zeit hinaus iſt der Ertrag in Frage ge=
ſtellt
. Die Obſtbäume ſind nahezu verſchwunden, die mit reichem Ernteſegen ge=
ſchmückt
geweſenen Felder bieten ein trauriges Bild der Zerſtörung, faſt kein Halm
iſt mehr zu ſehen, die vorher üppig grünenden, gute Ernteausſichten verheißenden
Weinberge gewähren jetzt, kahl und zerſchlagen, einen troſtloſen Anblick. Der
Schaden beträgt Millionen!
Außer dem ärmeren Theile der Bevölkerung der Stadt, welcher mit thränen=
dem
Auge die Erntehoffnungen geſcheitert und die beſcheidenen Wohnungen halb
zerſtort ſieht, ſtehen auch die Einwohner von etwa 20 Ortſchaften der Umgegend
vor einer traurigen und beklagenswerthen Zukunſt. Die betroffenen Landbewohner
ind zum weitaus größten Theile unbemittelt. Da ihnen durch das entſetzliche
Naturereigniß die zur Ernährung der Familien nothwendige Ernte geraubt wurde,
muß ſehr bald bittere Noth eintreten, wenn denſelben nicht Hülfe gebracht wird.
Wir wenden uns daher an Alle, welche ein fühlendes Herz für unverſchul=
detes
Unglück haben, mit der ebenſo herzlichen als dringenden Bitte, durch Veran=
ſtaltung
von Sammlungen die Mittel zu der nothdürftigſten Unterſtützung der in
ſo traurige Lage verſetzten armen, vom Ruin bedrohten Mitbürger von Stadt und
Land aufzubringen.
Wir bitten um möglichſte Verbreitung dieſes Aufrufes und erſuchen die ge=
ſammelten
Beträge, ſowie freiwillige Einzelgaben an das Hilfs=Komitie Schwein=
furt'
gelangen zu laſſen.
Moͤge Gott die edlen Geber für ihre Spenden reichlich lohnen!
Schweinfurt, im Juli 1886.
Aus Auftrag: Der geſchäftsleitende Ausſchuß:
G. Breitung. C. v. Schultes. A. Anſelm. A. Lehnſtaedt. J. C. Kirchner.
B. Reuter.
17818
Die Expedition d. Bl. erklärt ſich zur Empfangnahme von Gaben bereit.

34
ILL. Huftungsfest.
des
Darmstädter Bieyele-Aubs,
verbunden mit
OOettſahren
auf dem Marienplatz.
Sonntag den 8. Auguſt 1886, Nachmittags 3¼ Uhr.
3 Uhr: Grosse Corsofahrt mit Musik durch die Straßen
der Stadt nach dem Rennplatz.
Wührend des Rennens: GRossEs CovCunT, ausgeführt
von der Kapelle des 2. Heſſ. Dragoner=Rgmts. (Leib=Drag.=Reg.) Nr. 24.
Preiſe der Plütze: 1. Platz 2 Mk., 2. Platz 1 Mk., 3. Platz 30 Pfg.,
Familienkarte (3 Perſonen) 3 Mk. Billets ſind zu haben bei den Herren H.
de Waal, Rheinſtraße, Louis Walther, Rheinſtraße, L. F. Ohnacker, Ludwigs=
ſtraße
, W. Pfeil, Eliſabethenſtraße, M. Roll, Dieburgerſtraße, Georg Colmar,
Mathildenplatz. Näheres beſagen die Spezial=Programme.
[7819

Geſellſchaft Gloria
Samstag den 7. Auguſt 1886, Abends 8 Uhr:
0mLLasI0
in der Reſtauration Hauſt (ormals Markwort.
Eintrittskarten für Nichtmitglieder 1 Mk. (Damen frei) ſind an der Abendkaſſe

erhältlich.

Der Vorstand. (7656

[ ][  ][ ]

E. 151
VoreinigtoFochtvorbände lahr Ehlagdoburg
Samstag den 7. Auguſt 1886, Abends halb 8 Uhr,
in ſämmtlich feſtlich decorirten Räumen des Saalbaues:
4ossos JommorLos
um Beſten der
Errichlung deulſcher Reichswaiſenhäuſer.
Arosses Conoorl ww darten,
ausgeführt von der
ganzen Kapelle des 1. Großh. Heſſ. Juf.=CLeibg.=Rguts. Nr. 115,
unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Hilge.
Verkaufsſtände, Glücksrad, Glücksgriff, Reichswaage ꝛc.
Concert im Garten bis 11 Uhr.
Elektriſche Leleuchtung und italieniſche Nacht.
Grosses Feuerwerhi
ausgeführt von dem Großh. Oberfeuerwerker Herrn Bürstein.
Von 10 Uhr ab:
B AAD.
Grohr Derlooſung.
Eintrittsgeld: Für Nichtmitglieder Mk. 1.50; für Mitglieder Mk. 1;
Familien=Mitgliedskarten (3 Perſonen) Mk. 250, ſind zu haben bei den Herren
Wilh. Manck, Ballonplatz; G. Thies, Eliſabethenſtraße; D. Fair & Söhne
und C. Will, Ernſt=Ludwigsſtraße.
Programme 5 Pfg.
[7820
W. Das Sommerfeſt findet unter allen Umſtänden ſtatt.
Nur bis Dienstag. - Honorar nach Erfolg.
4 Radikal entferne ich Hühneraugen, ein=
6
gewachſene Nägel, Froſtbeulen ſowie jedes
Fußübel ohne Schmerz für d. Patienten.
Empfehlungen von höchſten u. hohen Herr=
ſchaften
, ſowie von Aerzten u. Apothekern
4
E
liegen zur gefl. Einſicht vor.
A. Konski, Specialiſt.
Sprechſtunden: 8-1 und 3-6 Uhr im Darmſtädter
Hofn
Zimmer Nr. 1. Auf Wunſch außerm Hauſe auch
Sonntags. - Von den vielen Empfehlungen folgen nur einige.
Empfehlungen.
Herr Konski hat mich mit leichter und geſchickter Hand
in ſchmerzloſer Weiſe von meinen Hühneraugen befreit, wo=
füͤr
ich ihm dankbar bin und jedem Leidenden beſtens empfehle.
Berlin, 30. Juni 1886. Prof. Dr. Steinthal.
Herrn Konski beſcheinige ich gern empfehlend, daß er
Hühneraugen und eingewachſene Nägel ebenſo ſchmerzlos als
gewandt operirt.
Wiesbaden, 17. Juli 1884. Dr. med. Bauerlein.
Herr Konski hat zu verſchiedenen Malen mit ganz erwünſchtem Erfolg meine
Füße behandelt, ſo daß ich denſelben zu dieſem Zweck nur Jedem empfehlen kann.
Verlin, 21. Juli 1884.
Rudloff, Lieutenant im Feld=Art.=Regmt. Nr. 15.
Herr Konski hat mich in zarter und ſchmerzloſer Weiſe von meinen Leiden an
den Füßen befreit, welche mich jahrelang quälten und kann ich ihn als einen er=
fahrenen
Hühneraugen=Operateur empfehlen.
(782]
Frankfurt a. M., 12. Auguſt 1884.
L. Feldner, Paſtor.
Ich bin ſehr glücklich Herrn Konski bezeugen zu können, daß er mich ohne jeden
Schmerz von den Hühneraugen unter den Nägeln befreit hat. Herr Konski hat
außerordentlich leichte Hand und operirt mit einer ſolchen Gewandtheit, daß Jeder=
mann
und ſelbſt zartfühlendſte und verwöhnteſte Perſonen ſich ohne Furcht ſeiner
Behandlung anvertrauen können. R. Lang, Schillerſtraße 7, Frankfurt a. M.

1885

5344) Neckarſtr. 24, 3. St., Woh=
nung
, 6 Zimmer u. alles Zubehör, gleich
beziehbar, zu vermiethen.
7633) Hermanuſtr. 15 im 2. Stock
3 Zimmer nebſt Zubehör, Anfang Nov.
zu beziehen.
7822) Ecke der Lindenhofſtraße u.
Hinkelsgaſſe 21 eine Wohnung nur an
ruhige Leute. Preis 10 Mk.
C .

7318) Ballonplatz 11 im 1. Stock
ein gut möbl. Zimmer zu vermielhen.
6886) Louiſenplatz 7 Hinterbau ein
möbl. Zimmer zu vermiethen.
f. Geld.
Fr.el.

7823) Ein ſolider Mann ſucht
Mittags Beſchäftigung, am liebſten Aus=
zahlung
oder Einkaſſirung von Geldern
u. ſ. w. Offerten unter R. G. 10 poſt=
lagernd
hier.

7796) Eine Lauffrau,
pünktlich, reinlich und zuverläſſig. wird
geſucht. Saalbauſtraße 24 parterre.

Commis-Gosnoh.

Ein tüchtiger, gewandter Commis der
Spezerei= und Delicateſſen=Branche bei
freier Station per ſofort geſucht.
Offerten mit Gehaltsanſprüchen unter
C. fl. 305 poſtlagernd Darmſtadt I. erb.

7824) Ein zuverläſſiger Mann,
der mit Kranken umzugehen verſteht, wird
zur Bedienung geſucht. Lautenſchläger=
ſtraße
32 1, 11-12 Uhr.

7825) Ein braver Junge mit
beſonderem Zeichentalent, kann in
die Lehre treten.
Joſ. Grimm, Lithogr. Atelier,
Darmſtadt, Markt 4.

Junge Arbeiter
für die Chocoladenfabrik geſucht.
Wehner & Fahr,
Holzhof=Allee 1. (799a

Ein Armband
auf dem Wege von der unteren Rhein=
ſtraße
nach dem Bahnhof und zurück nach
dem Saalbau verloren. Abzugeben gegen=
(7826
Belohnung Hochſtraße 13.

[ ][  ][ ]

1886

N 151

Mrtne Wahnung und Birran
befindet ſich nunmehr Frledrichstrasse 26 parterre.
W. Fuchs. ſs2.

Darmstädter ſeverbehalle-Verein
Cc. G.)
Außerordentliche Generalverſammlung.
Montag den 9. Auguſt d. J3., Abends halb 9 Uhr, im hinteren
Saale der Bierbrauerei L. Heß, Kirchſtraße 3.
Tagosordnung;
1) Verlooſung betreffend.
2) Antrag auf Weitererhebung der Hausantheile.
Namens des Ausſchuſſes:
Hrch. Schmidt, Schreinermeiſter,
Vorſitzender.
(7828

G
D

S.
Bordenur Rohhwehn,
abſol. Güte, Alter verbürgt, Lit. od.
Fl. 80,110, 125 Pfg. offr. als Specialität.
Küfer Item, Heppenheim a. d. B.

ſFin hellgrau=ſchwarzer Spitzhund
= (ſog. Fuchshund) iſt entlaufen. Dem
Wiederbeinger eine gute Belohnung. Vor
Ankauf wird gewarnt.
(7829

Ausnuleihen!
Größere Kapitalien in hieſiger Neu=
ſtadt
zu 4 pCt. erſte Hypothek auszuleihen.
Näheres bei der Exped. d. Bl.
(7830

Gebrauchte und ¼ Hektoliler=
Wissor

billig zu kaufen geſucht.
die Expedition d. Bl.

Von wem? ſagt
(7800

L.OOSN
der Jubiläums=
Kunſtausſtellungs=Lotterie
in Berlin,
der Landwirthſchaftlichen
Ausſtellung in Offenbach
1 Mark,
ſowie des Darmſtädter
Pferdemarkts 2 Mk.,
ſind in der Expedition ds. Bl.
zu haben.
Gewinne im Herthe v. 30,000
20,000, 15,000, 10,000 0te. Mle.

(ſin gangbares Spezerei=Geſchäft
C. mit Wohnung iſt per Mitte Sep=
tember
zu vermiethen. Zu erfragen Ried=
eſelſtraße
35.
[7832
Win Gymnaſial=Primaner ſucht freies
L Logis gegen Nachhilfe=Unterricht.
Offerten unter G. M. an die Expe=
dition
d. Bl.
[7833

Woog 5. Auguſt 1886.
Waſſerhöhe am Pegel: 377 Mtr.
Lufttemperatur 100 R.
Waſſerwärme Vorm. 8½ Uhr 150 R.
Voogpolizeiwache.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 29. Juli bis 4. Auguſt).
Geborene: Am 25. Juli: Dem Schloſſer Konrad Wilhelm Rühl
T. Roſina. Am 28.: Dem Bahnhofarbeiter Georg Meier, S. Peter
Philipp. Dem Bahnwärter Georg Friedrich Löſer, T. Henriette.
Am 29.: Dem Schloſſermeiſter Heinrich Merkel, L. Margaretha.
Dem Maurer Adam Tracht, S. Johannes. Am 30.: Dem Ober=
fahnenſchmied
Friedrich Chriſtian Weiſe, T. Am 1. Auguſt: Dem
Kaufmann Friedrich Karl Vierheller zu Offenbach a. M., L. Katha=
rina
Emilie Auguſte Babette.
Proſkamiert als Verkobte: Der Schriftſetzer Wilhelm Spuck,
ein Witwer, dahier mit Friederike Willand von Babenhauſen.
Geſtorbene: Am 3. Auguſt: Die Heinrich Jacoby IV. Witwe,
Eliſabethe, geb. Götz, 76 J.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 6. Auguſt.
Deutſches Reich. Kriegsminiſter Bronſart v. Schellendorff be=
findet
ſich ſeit dem 8. d. wieder in Berlin. Miniſter Maybach iſt
am 4. nach Heringsdorf abgereiſt, wo er bis Mitte Auguſt bleiben
wird.
Der Chef der Admiralität, Generallieutenant v. Caprivi, iſt
am 3. abends zur Abhaltung von Beſichtigungen nach Kiel abge=
reiſt
; ſeine Rückehr nach Berlin iſt Sonntag oder Montag zu er=
warten
.
Der Austauſch der Ratifikations=Urkunden zu der am 2. Juni
d. Js. zwiſchen Deutſchland und Großbritannien abgeſchloſſenen
Uebereinkunft, durch welche die preußiſcheengliſchen Literarkonven=
tionen
von 1846 und 1855 auf die bisher vertragsloſen Teile des
Reiches ausgedehnt werden, hat zu London ſtattgefunden. Die
Uebereinkunft tritt am 29. Oktober in Kraft.
Durch das am 4. d. M. von dem Gerichtshofe in Freiberg ver=
kündigte
Urteil in dem Prozeſſe gegen die Reichstagsabgeordneten
v. Vollmar, Bebel und Genoſſen wegen Teilnahme an einer gehei=
men
Verbindung wurden Bebel, Auer, v. Vollmar, Viereck, Frohme
und Ulbrich zu ie neun Monaten, Müller, Heinzel und Dietz zu je
ſechs Monaten Gefängnis und Tragung der Koſten verurteilt.
Bei den diesjährigen Kaiſermanövern bei Straßburg wird Frank=
reich
nicht vertreten ſein, da nach einer Mitteilung des D. T.
auch der Militärattache der franzöſiſchen Botſchaft in Berlin den=
ſelben
nicht beiwohnen wird.
Heſterreich=Angarn. Es ſteht nunmehr feſt, daß Graf Kalnoky
den Kaiſer von Oeſterreich nach Gaſtein begleiten und wie Fürſt

Bismarck der Begegnung der beiden befreundeten Herrſcher beiwoh=
nen
wird.
Der ungariſche Miniſterpräſident Tisza iſt am 4. nachmittags
in Iſchl eingetroffen.
Franktreich. Die Veröffentlichung der Briefe Boulangers be=
ſchäftigt
lebhaft die Regierungskreiſe, beſonders wegen der Stellung
des Generals zur Armee. Der Kriegsminiſter hat ſeinen Amts=
genoſſen
mitgeteilt, er ſei bereit, zurückzutreten; vor der Rückkehr
Freyeinets wird indeſſen nichts entſchieden werden.
Die Republique françaiſe' ſchreibt bezüglich der Haltung des
Kriegsminiſters Boulanger: Es iſt und bleibt erwieſen, daß der
General, welcher gegenwärtig noch die unverdiente Ehre hat, der
oberſte Kriegsherr des franzöſiſchen Heeres zu ſein, in wenigen
Tagen zweimal öffentlich in Abrede ſtellte, wovon er wußte, daß es
die Wahrheit war
Nachdem wir dieſe traurigen Dinge kon=
ſtatiert
haben, verlieren wir für den Augenblick kein Wort mehr
darüber.
Die Autorite' Caſſagnae) ſagt: Herr Boulanger kann von
Glück reden, daß der Skandal ſich während der Abweſenheit der
Kammern zuträgt; ſonſt würde ſein Portefeuille ernſte Gefahr lau=
fen
. Wir hoffen aber, er werde durch warten nichts verlieren:
denn ohne Zweifel wird nach Eröffnung der nächſten Seſſion ſich
ein Abgeordneter finden, der auf der Tribüne die Unmöglichkeit
nachweiſt, an der Spitze der franzöſiſchen Armee einen Mann zu
erhalten, welcher lügt, wie der letzte der Straßenhändler, die unſere
Boulevards unſicher machen.
Vereinigte Staaten. Der Repräſentanten=Ausſchuß für aus=
wärtige
Angelegenheiten nahm am 4. d. anläßlich der Weigerung.
Mexikos. den Journaliſten Cutting freizulaſſen, eine Reſolution an.
welche folgendes erklärt: Obgleich das Haus erkannt hat, daß
Mexiko bereit iſt, ſeine internationalen Verpflichtungen zu erfüllen,
kann es doch niemals ein Prinzip anerkennen, wonach amerikaniſche
Bürger wegen in Amerika begangener Vergehen in einem fremden
Lande verfolgt werden dürften; das Haus billigt deshalb die For=
derung
des Präſidenten Cleveland wegen Freilaſſung Cuttings und
erſucht ihn, dieſelbe zu wiederholen.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. Auguſt.
B. Zu Beginn der geſtrigen Sitzung der Stadtverord=
neten
machte zunächſt Herr Oberbürgermeiſter Ohly Mitteilung
daß Herr Stadtverordneter Jäger ſeiner Geſundheit wegen der
Sitzungen noch nicht beiwohnen kann, daß von Herrn Kultur=
ingenieur
Claas die Gutachten über die Bewirtſchaftung der Ham

[ ][  ][ ]

4 151

melstrift vorlägen, ferner ſchlug er vor, daß die Stadt die Koſten
des bei der Forſtmännerverſammlung vorgeſehenen geſelligen Abends
tragen ſolle, womit man ſich einverſtanden erklärt, und verlas ſo=
dann
ein Dankſchreiben der Direktion der techniſchen Hochſchule.
Weiter eingegangen iſt eine Vorſtellung der Hauseigentümer der
verlängerten Kiesſtraße wegen Erbauung eines Kanals, ein Geſuch
der Bewohner der mittleren Wilhelminenſtraße wegen Anpflanzung
einer Baumreihe auf der Weſtſeite der genannten Straße. Auf die
en ihn gerichteten Privatfragen wegen des Standes der Beſſunger
Angelegenheit antwortete der Herr Oberbürgermeiſter, daß die Schuld
der Verzögerung in der Lage der Verhältniſſe liege.
Endlich iſt ein Geſuch eingegangen um Fortſetzung der Dampfſtraßen=
bahn
vom Reſidenzſchloß durch die Alexanderſtraße und die Dieburger=
ſtraße
. Angeregt von Herrn Stadtverordneten Lehr, entſpann ſich
darauf eine kurze Diskuſſion über die Benutzung des Platzes, welcher
durch den Abbruch der ſogenannten Inſelventſtanden iſt, wonach in
die eigentliche Tagesordnung eingetreten wurde. Dabei wurde die
Benutzung des Kellers unter dem Khritz'ſchen Schulhauſe durch die
Steuerverwaltung genebmigt, der Abſchluß der Realſchulkaſſe für
1885186 gutgeheißen, ebenſo die vierteljährige Erhebung des Schul=
geldes
zur Fortbildungsſchule der Knaben=Mittelſchule und ein ein=
maliger
Beitrag von 100 M. zur Arbeiterkolonie Neu=Ulrichſtein
bewilligt. Ueber das Konto=Korrentverhältnis der ſtädtiſchen Kaſſen
und die Kontrole desſelben, wie die von der Sparkaſſe geſtellten
Bedingungen, erfolgte keine Debatte.
In Bezug auf die Dampfſtraßenbahn berichtete der Vorſitzende,
daß die Unterhandlungen über die Führung derſelben über den
Louiſenplatz, der dem Fiskus gehört, wohl in Kürze zu befriedigen=
dem
Abſchluß kommen werden. Speziell über die von dem Finanz=
Miniſterium auf Grund eines früheren Vertrags beanſtandete Er=
richtung
einer Wartehalle auf dem Ernſt=Ludwigsplatz berichtete
der Herr Oberbürgermeiſter weiter, daß es ſich dabei, ebenſowenig
wie bei dem Waſſerhäuschen, um eine Verbauung des Platzes, ſon=
dern
eigentlich nur um ein widerrufliches Proviſorium handle.
Das Miniſterium ſteht nicht auf dieſem Standpunkte und verlangt
in dieſer Beziehung Stellungnahme zur Anſicht und zum Beſchluſſe
der Bürgermeiſterei, bezw. der Baukommiſſion. Herr Stadtverord=
neter
Bergſträßer beantragt, die Fortſetzung der Bahn zu betreiben
und die ſchwebenden Differenzen einſtweilen auf ſich beruhen, bezw.
Zum Austrag kommen zu laſſen. Herr Stadtverordneter Hauſer,
Abenſo Herr Dr. Oſann betonten, daß das Miniſterium die Er=
Flärung der Verſammlung verlange. An der weiteren Diskuſſion
veteiligten ſich die Herren Stadtverordneten Wolfskehl, Wittich,
Mahr und Rickert, worauf einſtimmig beſchloſſen wurde, dahin zu
antworten, daß die Stadt die Bewilligung nur unter der Bedingung der
Einwilligung des Miniſteriums erteilt habe, ohne daß durch die Errich=
rung
der dem öffentlichen Intereſſe dienenden Wartehalle in keiner Hin=
icht
ein Präjudiz für die Auslegung des Vertrags v. J. 1851 abgegeben
verden ſolle. Ebenſo einſtimmig wurde die Beſeitigung des Waſſerhäus=
chens
beſchloſſen und die Herſtellung des Trottoirs von der Alexander=
ſtraße
bis zum Marktplatz, desgleichen die Uebertragung der An=
ertigung
der Kulturveränderungsmeßbriefe an den Stadtgeometer
venehmigt. Ein Baugeſuch für die Schloßgartenſtraße von der
Gendarmeriekaſerne bis zur Frankfurterſtraße (Anlegung von Vor=
ärten
) wurde nach längerer Diskuſſion genehmigt und beſchloſſen.
daß für ſämtliche dort zu errichtende Gebäude die Bauflucht zurück=
zelegt
wird. Endlich wurde die Abtretung von Gelände des früheren
grünen Wegs bewilligt und die Vergebung der Lieferungen für
Hoſpital, Pfründner= und Armenhaus gutgeheißen. Damit war die
Tagesordnung der öffentlichen Sitzung erledigt und die Verſamm=
ung
trat zur Erledigung perſönlicher Angelegenheiten in die ge=
heime
Sitzung ein.
Im Juli d. J. wurden bei der Stadtkaſſe die Octroige=
bühren
für folgendes Schlachtvieh entrichtet, wobei die einge=
klammerten
Zahlen auf den nämlichen Monat des Vorjahres Bezug
haben: 171 (169) Ochſen, 120 (99) Kühe und Rinder, 1333 (1249)
Schweine, 687 (629) Kälber, 185 (222) Hämmel und Schaafe, 2 14)
Pferde und 7 Ziegen.
Im Juli d. J. ſind hier 69 Perſonen verſtorben, was auf
den Jahresdurchſchnitt eine Sterblichkeitsziffer von 1918⁸⁄ ergiebt.
Von den Verſtorbenen hatten 5 das 80., 10 das 70. und 6 das 60.
Vebensjahr zurückgelegt. Kinder unter 1 Jahr ſind 80 verſtorben.
Die Sterblichkeitsziffer an ſich iſt eine ſehr günſtige, die große
Pinderſterblichkeit charakteriſiert gewöhnlich den in Frage ſtehen=
den
Monat.
Neu=Iſenburg, 5. Auguſt. Am 15. Auguſt d. J. wird im
Heſſiſchen Hof; dahier der diesjährige Delegiertentag der
Kriegerkammeradſchaft Haſſiar ſtattfinden.
Mainz. 4. Auguſt. Zu Ehren des Herrn Biſchofs Dr. Haffner
ſindet am nächſten Sonntag bei Herrn Gouverneur von Woyna
ein Diner ſtatt, wozu die Spitzen der Civil= und Militärbehörden
ngeladen ſind.
Mainz, 5. Auguſt. Geſtern Nachmittag ſtatteten circa 80
latholiſche Volksſchullehrer dem Biſchof von Mainz einen Beſuch ab.
Mainz, 5. Aug. Bei Abfahren des Grundes an ſtädtiſchen
Bauten erteilt das Bauamt ſogenannnten Obmännern Karten, die
d ieſe jedem Fuhrmann bei Abfahren des Grundes zu geben haben.

1887
Kürzlich ſtellte ſich heraus, daß dieſe Obmänner für 1600 Karren
mehr Karten ausgegeben haben, als überhaupt zu fahren waren, es
repräſentiert dieſes einen Betrag von 800-1000 M.
W. B.
Mainz, 5. Auguſt. Geſtern vormittag wurden die Submiſſions=
Offerten für die Lieferung von Zimmerarbeiten und Eiſenlieferungen
für die zu erbauende Infanterie=Kaſerne eröffnet. Die hierbei
erfolgten Abgebote für die zu 16 640 M. veranſchlagten ſchmiedeiſernen
gewalzten Träger ſprechen nur zu deutlich für die gegenwärtige
gedrückte Lage der Eiſenproduktion. Die Abgebote betrugen nach
dem M. A. bei den Herren: B. Seibert=Saarbrücken 49, S. B.
Goldſchmidt=Frankfurt a. M. und Mainz 53½. Jon. Sichel=Mainz
52½, Zinggraf=Wiesbaden 58, Katzenſtein-Caſſel 53, Gebr. Trier=
Darmſtadt 52¾, Mayer und Cie=Hannover 52 und Brandes und
Cie.=Wolfenbüttel 49 pCt.
8t. Frankfurt, 5. Aug. Die Wereſchagin=Ausſtellung
im ehemaligen Großh. Heſſ. Valais auf der Zeil war geſtern zum
erſten Male für das größere Publikum geöffnet und ſofort ſehr ſtark
beſucht. Der Realismus in Wereſchagins Werken iſt kaum glaub=
lich
und ſieht man ſich vollſtändig in die Schrecken und das Elend
des letzten ruſſiſch=türkiſchen Krieges hinein verſetzt. Viel Intereſſe
erregen auch die Bilder aus des Meiſters indiſchen Reiſen.
Heidelberg. 4. Aug. Das geſtern abend ſtattgehabte Schloß=
feſt
war vom klaren Wetter begünſtigt und verlief äußerſt glänzend.
Tauſende von zum Teil farbigen Papierlampen zeichneten die archi=
tektoniſchen
Linien des Schloſſes aus, welches außerdem noch mit
elektriſchem und anderem Lichte erleuchtet wurde. Gegen 7000 Ver=
ſonen
waren im Schloßhof, auf dem Balcon und in dem Garten
anweſend. Der Staat hatte die Bewirtung der Gäſte übernommen.
Um 8 Uhr erſchienen der Großherzog und die Großherzogin, der
Kronprinz, die Prinzen Ludwig und Karl. In dem ſogenaunten
Bandhauſe, welches mit Gobelins prachtvoll geſchmückt war, hatten
ſich die Ehrengäſte, die Abgeſandten, ſowie die Profeſſoren der
Heidelberger Univerſität fakultätsweiſe verſammelt. Die Dekane
ſtellten die Herren ihrer Gruppen den höchſten Herrſchaften vor.
Der Großherzog und der Kronprinz unterhielten ſich in der leut=
ſeligſten
Weiſe mit den Anweſenden; die franzöſiſchen Vertreter
wurden von allen Herrſchaften in eine längere Unterhaltung gezogen.
Die Präſidien ſämtlicher ſtudentiſchen Verbindungen wurden dem
Kronprinzen vorgeſtellt, der für jeden einige freundliche Worte hatte.
Die Frau Großherzogin ließ ſich die Gemahlinnen ſämmtlicher
Profeſſoren vorſtellen. Um 10 Uhr verließen die Herrſchaften das
Schloß unter begeiſterten Kundgebungen der Anweſenden. Das Feſt
ſelbſt fand erſt in ſpäter Nacht ſein Ende.
Bei dem heutigen Feſtmahl im Muſeum, an welchem unge=
fähr
500 Perſonen teilnahmen, brachte der Großherzog von
Baden, nachdem er einen Rückblick auf die wechſelnden Geſchicke
der Univerſität geworfen, ein Hoch auf Kaiſer Wilhelm aus, den
Begründer des Reichs, den Behüter des Friedens!
Der Kronprinz des deutſchen Reichs erwiederte hierauf:
Ich will Sie auffordern, auf das Wohl Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs mit mir zu trinken; und wenn ich dabei der lang=
jährigen
Anhänglichkeit und Liebe gedenke, mit der das Zähringer
Geſchlecht dem Kaiſer zugethan, ſo fällt es mir ſchwer, meinen Empfin=
dungen
den rechten Ausdruck zu geben. Die Stelle aber, an der ich
hier ſtehe, erleichtert mir doch weſentlich, es auszudrücken. Denn
hier in Heidelberg war es, wo ſeit langer Zeit ſchon die Söhne
Deutſchlands ein geiſtiges Band ſchufen, welches für die Zukunft
viel bedeutſam werden ſollte. Die Geſinnungen, welche von dieſer
Hochſchule aus über ganz Deutſchland ſich ausbreiteten, waren im
eigentlichen Sinne des Wortes die körperliche Rüſtung für den Groß=
herzog
. Und wenn ich in dieſem Augenblicke vor Ihnen ſpreche, gedenke
ich in tiefer Bewegung der Geſchichte unſerer Jugend, des Austauſches
unſerer Hoffnungen auf eine Zeit, die wir nicht mehr glaubten, ſelbſt
noch erleben zu dürfen, die zu erwirken aber wir beide Hand in
Hand zu gehen uns gelobt hatten. Es kam dann die ernſte Zeit
für uns, die uns beide ins Feldlager führte, und was dort in
mancher ernſten Stunde unter uns beſprochen wurde, verkündete der
Mund des Großherzogs am 18. Januar 1871. Wenn mein Haus
damals in den Beſitz der Kaiſerkrone gelangte, ſo weiß ich, wie ſehr
wir den geſamten deutſchen Fürſten zu immerwährendem Danke ver=
pflichtet
ſind, daß ſie unter Führung des erlauchten Mundes, der
nun geſchloſſen iſt, und Seiner Königliche Hoheit des Großherzogs
den entſcheidenden Augenblick herbeiführten. Ich gedenke in dieſem
Augenblicke mit liefer Rührung der Stunde, da das an Haupt und
Gliedern reformierte alte Reich wieder hergeſtellt wurde und Deutſch=
land
ſeinen Kaiſer wieder hattel Wenn ich dieſe Worte hier ge=
ſprochen
, fühlt wohl ein jeder von Ihnen mir nach, daß ſie aus
deutſchem Munde kommen, und ſie ſollen dem erlauchten Fürſten
gelten, der dem Wiedererſtehen unſerer Einheit die Bahn gebrochen
und vorangegangen iſt, um die große Entſcheidung herbeizuführen.
Der Name des Großherzogs iſt unvergeßlich für die deutſche Ge=
ſchichte
und das deutſche Volk. In dieſer Erinnerung wollen Sie alle
mit einſtimmen in den Ruf: S. K. H. der Großherzog lebe hoch!
Ueber den Fackelzug, welcher am Abend von der Studenten=
ſchaft
dem Großherzog als Rector magniſicentissimus dargebracht
wurde, ſagt das F. J..: Die entfaltete Lichterpracht war über

[ ][  ]

M151

1888
alles Beſchreiben. Als der Hug aufgebrochen und von Handſchuchs=
heim
die alte Brücke erreicht hatte, ſchillerte der Neckar in bräun=
licher
Goldbronce auf der ganze Fläche. 3000 Fackeln waren im
Zuge, der buchſtäblich unabſehbar, denn die Spitze des Zuges war
bereits am Rathaus, als die letzten noch im Aufbruch begriffen:
zahlreiche Muſikcorps belebten den Zug. Der Chargierte der hul=
digenden
Studentenſchaft fuhr im Vierſpänner voraus. Der Rat=
hausplatz
war in dichte Rauchwolken und grellen Feuerſchein über
und über eingehüllt, als die Nachrückenden allmählich den Platz aus=
gefüllt
hatten. Der Großherzog erſchien auf dem Balkon des Rat=
hauſes
und erwiederte das Hoch der Studenten mit einem Hoch
auf den Kronprinzen. Gegen 10 Uhr betraten die Mengen die
Feſthalle, in deren einen Hälfte ſodann der 8.-C Kommers beaann.
Für das Diner, welches der Großherzog am 5. im Schloſſe zu
Karlsruhe gibt, waren 400 Einladungen ergangen.
Berlin, 4. Auguſt. Der Geheime Rat Profeſſor E. Zeller,
welcher bei dem Heidelberger Jubiläum im Namen der alademiſchen
Anſtalten die Glückwünſche derſelben überbrachte, feiert gegen Ende
dieſes Monats ſein fünfzigjähriges Doktor=Jubiläum. Da
der Tag in die Univerſitäts=Ferien fällt und der Jubilar nicht hier
anweſend ſein wird, ſo iſt die Feier, zu der von vielen Seiten Vor=
bereitungen
getroffen ſind, auf den 81. Oktober verſchoben worden.

Vermiſchtes.
Ueber den Aufenthalt des Fürſten Bismarck in
München ſind die dortigen Blätter voll von Einzelheiten. Die
N. N. beſchreiben das Ausſehen des Reichskanzlers wie folgt:
Der Kanzler trug ſeine bekannte Küraſſieruniform, dunkelblauer
Interimsrock mit gelben Aufſchlägen, weiße Mütze mit gelber Borte,
auf der Bruſt das eiſerne Kreuz 1. Klaſſe. Sein Ausſehen war ein
brillantes; wohl iſt der ſchmale Kranz des Haupthaares, das unter
der weit in den Nacken gerückten Mütze hervorſchaut, ſind die bu=
ſchigen
Augenbrauen und der martialiſche Schnurrbart ſchneeweiß,
aber die Haltung des mächtigen Körpers iſt noch nicht diejenige
eines Durchſchnittsſiebzigers, die Hautfarbe iſt faſt blühend und aus
den friſch und ſcharfblickenden Augen ſpricht jugendliche Spannkraft.
Allgemein fiel das herzliche, verbindliche Weſen des Reichskanzlerg
auf, das er ſeiner geſamten Begleitung gegenüber an den Tag legte.
Dasſelbe Blatt berichtet über eine ſeltſame improviſierte Ovation,
die dem Kanzler dargebracht wurde: Am Samstag abend wurde
der Reichskanzler durch eine eigenartige Deputation überraſcht; in
der Künſtlergeſellſchaft Allotria war man auf die Jdee gekommen,
dem eiſernen Kanzler einen Willkommen' zu ſenden. Flugs wurde
die Rieſenpitſche aus Zinn, ein uralter Zunftpokal, der gut ſeine
zehn Liter faßt, mit Gerſtenſaft gefüllt und an den Henkel ein mit
Lannenreis bekränzter Zettel gehängt des Inhalts: Da unſer
Kanzler jüngſt erklärt, daß auch ſein Metier in denſelben Kreis ge=
hört
als wie Frau Muſika, Malerei und Poeſie, - denn Kunſt,
nicht Wiſſenſchaft ſei Diplomatie; ſo haben wir alle, die ſich der
Kunſt befleißigen, den großen Kollegen willkommen zu heißen.: Der
alſo geſchmückte Rieſentrunk; wurde ſofort in kleiner Deputation
lohne Chlinder und Glace) nach dem preußiſchen Geſandtſchaftshotel
verbracht. Der Portier war nicht wenig verwundert über den ſelt=
ſamen
Aufzug und das wunderliche Gefäß um ſolche Zeit les war
10 Uhr des Abends), aber nach pflichtſchuldiger Meldung wurden
die Herren zum Kanzler geführt, der ſich ſamt ſeiner Geſellſchaft
über den guten Einfall und die ſchlichte, von Herzen kommende
Ehrung lebhaft freute. Nur eines bedauerte er ſehr: daß ihm ſein
Arzt nicht erlaube, auch ſeinerſeits dem Willkommen volle Ehre
anzuthun und die ganze Kanne auszutrinken.: Er trank aber daraus
wiederholt und die anderen halfen ihm und als die Ehrenboten zu
ihren erwartungsvoll harrenden Zechgenoſſen in die Kneipe zurück=
gekehrt
waren, da wurde ſelbige Nacht ſelbige Pitſche noch des
öfteren gefüllt und geleert auf das Wohl des eiſernen Kanzlers
deſſen Namen ſie nun für immer führen wird. Auch Nürnberg
iſt zu einer Bismarck=Reliquie gekommen; dieſelbe iſt in den Händen
des Staatsbahnhof=Reſtaurateurs. Für das Glas, in welchem dem
Fürſten Bismarck bei ſeiner Durchreiſe das von ihm beſtellte Bier
kredenzt wurde, hat laut Fränk. Kur. ein anweſender Engländer
50 M. jedoch ohne Erfolg, geboten.
Der Berichterſtatter des Pariſer Figarol Pierre Giffard, wel=
cher
ſeinem Blatte über die Jubiläumsfeierlichkeiten in Heidel=
berg
berichtet, ſchreibt u. a. Zum dritten Male ſtehe ich dieſer Al=
hambra
Deutſchlands und den Verheerungen gegenüber, welche die
Kanonen der Barbaren an ihrem Geſtein verübten.... Und die Bar=
barens
- wir dürſen es uns nicht verhehlen - ſind wir. Die Fran=
zoſen
waren es, welche auf Befehl Louvois das rechte Rheinuſer ver=
wüſteten
, ausraubten, ſengten. Wahrlich, wenn wir vor dem nieder=
gebrannten
Schloſſe von Saint=Cloud, vor dem eingeäſcherten Bazeille,
vor dem bombardierten Paris die Arme zum Himmel erheben, ſo
vergeſſen wir Mannheim und Heidelberg, die beide zwei und drei Mal
von den Soldaten Ludwigs X1V. mit anderen Städten ausgeplündert,
niedergebrannt, dem Erdboden gleichgemacht wurden. Man kann nicht
einen Schrilt hier zu Lande thun, ohne die lakoniſche Bemerkung
des Führers: Dies wurde von den Franzoſen im Jahre 1688 zerſtört.

Dies von den Franzoſen im Jahre 1693 eingeäſchert. Und das
Schlimmſte iſt, daß die wahnſinnige Wut Louvois ſich an großartigen
Kunſtwerken, wie dieſes Heidelberger Schloß, verging, deſſen Bruchſtücke
noch heute über dem Abgrunde hängen, gleich Opfern franzöſiſcher
Barbarei. Ich widme dieſe Betrachtungen jenen unter unſeren Lands=
leuten
, welche ſchwerhörig ſind und die deutſche Wut von 1570 noch
nicht begriffen haben. Die Pfalz iſt nur ein Punkt in dem unermeß=
lichen
Deutſchland und faſt überall haben wir ſeit Ludwig XIV. mehr
als ein unnützes Verbrechen von der Art jenes verübt, welches Louvois
in Heidelberg befahl, Wenn ich mich a priori mit dieſer Frage der
biſtoriſchen Verantwortung beſchäftige, ſo hat dies ſeinen Grund in dem
Umſtande, daß das Schloß bei den Feſten, die heute beginnen, eine Haupt=
rolle
ſpielen wird. Auf dem Schloſſe finden die Beluſtigungen ſtatt;
zum Schloſſe werden die hunderttauſend Delegierten oder Touriſten, die
nach Heidelberg gekommen ſind, wie zu einem Heiligtum der Kunſt wall=
fahrten
, und die Geſchichte ſeines langſamen Baues wie ſeiner gewalt=
ſamen
Zerſtörung durch Franzoſenhand wird hunderttauſend Mal in drei
oder vier Tagen von den Fremdenführern wiederholt werden. Sie wird
daher eine der vorherrſchenden Eindrücke jeder dort ſtattfindenden Feier
ein. Die Ideenverbindung hat etwas Verhängnisvolles: wie man nicht
in Paris die Stätte der Tuilerien ſehen kann, ohne an die Lommune
zu denken, ſo kann man in Heidelberg nicht das Schloß ſehen, ohne an
die Franzoſen von 1688 zu denken.:
Ein furchtbares Unglück ereignete ſich Freitag abends
in der Nähe von Sandhhook. Die Pacht Sarah Craig, von 25
Tonnen Tragfähigkeit, war mit einer Geſellſchaft von 11 Herren
und Damen an Bord von Philadelphia in See geſtochen. Das
Wetter war ſo ruhig, daß die Geſellſchaft ihr Mittagsmahl in hei=
terſter
Stimmung auf Deck einnahm. Um Sonnenuntergang begann
ein leichter Regen zu fallen, welcher die Damen veranlaßte, in die
Kajüte zu gehen, während die Herren oben blieben. Da der Kapi=
tän
den Regen als Vorboten einer leichten Boe anſah, ſo ließ er
die Segel einreffen. Statt eines leichten Windſtoßes aber erhob ſich
ein ungewöhnlich heftiger Sturm, der mit einer Geſchwindigkeit von
75 Meilen in der Stunde das leichtgebaute Fahrzeug ſogleich zum
Umſchlagen brachte. Alle Perſonen, die auf Deck waren, wurden
ins Waſſer geſchleudert, während die in der Kajüte befindlichen ſechs
Damen und ein Herr keine Möglichkeit hatten, ihrem ſchrecklichen
Gefängnis zu entrinnen. Unter den größten Anſtrengungen gelang
es den ins Waſſer Geſchleuderten ſich am Wrack anzuklammern, und
hatten ſie auf demſelben die volle Gewalt des Sturmes auszuhalten.
Der Hagel fiel ſo ſtark, daß die Körner desſelben ſich in die eichenen
Bretter des Kiels eingruben, während die Wellen ſo hoch gingen, daß
ſie jeden Augenblick in Gefahr ſtanden, von denſelben fortgeſchwemmt
zu werden. Aber all ihr Leiden war nichts im Vergleich zu der
Angſt der in der Cajüte eingeſchloſſenen Unglücklichen, die ſie trotz
ihres herzzerreißenden Jammergeſchreies nicht befreien konnten. Die
Sarah Craig' ſchlug ſo ſchnell um, daß Luft genug im Innern
vlieb, um das Fahrzeug über Waſſer zu halten und die einge=
kerkerten
Perſonen über eine Stunde am Leben zu erhalten. Ihr
Klopfen und Hilfegeſchrei machte die Männer faſt wahnſinnig.
Einige wollten die Gangtreppe hinuntereilen, jedoch wurden ſie mit
Gewalt von der Mannſchaft daran verhindert. Das letzte Lebens=
zeichen
gab eine Dame, welche ins Waſſer geſprungen ſein muß,
indem ſie die Hand durch ein Fenſter hielt, deſſen Gitter jedoch ihre
Rettung unmöglich machte. Dann kamen einige Schiffe heran,
welche das Unglück bemerkt hatten, und nahmen mehrere von der
Mannſchaft an Bord. Die Herren weigerten ſich, das Wrack zu
verlaſſen, ſo lange noch ein Hoffnungsſtrahl für die im Schiffe ein=
geſchloſſenen
vorhanden wäre. Sie verſuchten mit Stücken Eiſen
eine Oeffnung in die Schiffswände zu machen, allein natürlich ver=
geblich
. Nach Verlauf einer Stunde war unten alles ſtille. Nach=
dem
die Bacht ans Ufer gezogen worden war, begab ſich ein Taucher
in das Schiff und förderte die Leichen ans Licht. Die Unglücklichen
waren nicht ertrunken, ſondern erſtickt. Mehrere der umgekommenen
jungen Damen waren mit einigen der geretteten Herren verlobt.
Nach zwölfjähriger Ruhe tritt das Rieſenſchiff, der Great
Caſtern urſprünglich Leviathan genannt, in einen neuen Wirkungs=
kreis
: es iſt ein ſchwimmender Tanz= und Vergnügungsſaal gewor=
den
. Es liegt im Merſey vor Liverpool, wirkt abends ungemein
anziehend in der prächtigen Beleuchtung und hat bis jetzt über
200 000 Beſucher zu verzeichnen, welche von der Prince's Landungs=
brücke
mittels Dampfboot anlangen. Der Raum, der früher zur
Aufbewahrung der Kabeltaue diente - denn der Leviathan wurde
zur Kabellegung benutzt - iſt in ein Theater, welches 1000 Perſonen
Umfaßt, umgewandelt worden.

Tageskalender.
Samstag, 7. Auguſt: Sommer=Kaſino der Geſellſchaft Gloriau in
der Reſtauration Hauſt vorm. Markwort. - Großes Sommer=
Feſt der Vereinigten Fechtverbände Lahr und Magdeburg im
Saalbau.
Sonntag, 8. Auguſt: III. Stiftungsfeſt des Darmſtädter Bichle=
Klubs, verbunden mit Wettfahren auf dem Marienplatz.
Montag, 9. Auguſt: Generalverſammlung des Darmſtädter Gewerbe=
halle
=Vereins in der Bierbrauerei L. Heß.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.