Darmstädter Tagblatt 1886


25. Juni 1886

[  ][ ]

149.

REUREERATL TUTIUI

149.
Julrgaug.

Abonnementspreis
ertehnahrlich 1 Mark 50 Pf. ind-
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſlämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag

(Jrag= und Anzeigeblatk.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinftr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annonzen=Expeditionen

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Breisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmklicher Behörden.

Na 121.

Freitag den 25. Juniz

1886.

An die Einwohner von Darmſtadt.
Das am 26. und 27. Juni dahier ſtattfindende Sängerfeſt des MMainthal=Sängerbundes wird
eine große Anzahl von Gäſten in unſerer Stadt vereinigen. Um denſelben einen möglichſt freundlichen
Empfang zu bereiten, werden die Einwohner erſucht, von Samstag Mittag an ihre Wohnungen mit
Fahnenſchmuck zu verſehen.
Darmſtadt, den 24. Juni 1886.
Grotzhrzzogliche Bürgermeiſterei Durmſtadt.
3

B e k a n n t m a ch u n g.
Nachſtehendes Regulativ bringen wir hiermit zur Kenutniß der Betheiligten.
Darmſtadt, den 26. Mai 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
Regulativ
ur die ſtädtiſche Krankenanſtalt für Dienſtboten und dem Reichsgeſetz vom 15. Juni 1883 nicht unterworfenen Gewerbs=
Gehülfen und Lehrlinge.
Auf Grund des von Großh. Miniſterium des Innern genehmigten Regulativs vomt 7. Juni 1861 werden hiermit
unter Zuſtimmung der Stadtverordneten=Verſammlung und mi Genehmigung Großh. Miniſteriums des Innern und der
Juſtig vom 15. Mai 1886 zu Nr. M. J. 11706 folgende ortsſtatutariſche Beſtimmungen erlaſſen.
8 I. Beitrittspflichtige. Alle hier im Dienſtbotenverhältniß ſtehende Perſonen männlichen und weiblichen Geſchlechts, ſowie
die hier in Arbeit ſtehenden Gewerbsgehülfen und Lehrlinge, welche keinen Gehalt oder Lohn im Sinne des Reichsgeſetzes vom 15. Juni
188¾, betr. die Krankenverſicherung der Arbeiter, beziehen und nicht im Familienverbande leben, ſind verpflichtet, zur Deckung des Auf=
wandes
für ihre Verpflegung im Falle einer Erkrankung Beiträge nach 8 7 dieſes Statuts im Voraus an die mit dem ſtädtiſchen Hoſpital
verbundene Krankenanſtalt entrichten.
3 2. Befreiung. Befreit von dieſer Verpflichtung ſind diejenigen, welche der Großh. Bürgermeiſterei den Nachweis erbringen,
daß ihre Verpflegung in Krankheitsfällen auf die Dauer von 13 Wochen in anderer der Großh. Bürgermeiſterei genügend erſcheinender
ausreichender Weiſe ſicher geſtellt iſt.
83. Einzahlung der Beiträge. Zur Einzahlung der Beiträge an die Kaſſe der Anſtalt ſind die Dienſtherrſchaften, Arbeits=
und Lehrherren verpflichtet. Die geſchehene Beitragszahlung wird auf einem Quittungsbogen, welcher zugleich als Verechtigungsſchein
zur Benutzung der Anſtalt für die Verſicherten dient, beſcheinigt. Vorauszahlungen bis zu einem Jahre ſind geſtattet. Beiträge, welche
nach Ablaüf eines Monats vom Fälligkeitstermine gerechnet, nicht eingezahlt ſind, werden durch einen Kaſſendiener gegen eine Gauggebühr
von 10 Pf. erhoben. Für ſolche Beiträge, welche bei dieſer Erhebung rückſtändig bleiben, gilt die Anforderung als Mahnung im Sinne
der Executionsordnung vom 20. Mai 1835 und es findet das Beitreibungsverfahren der letzteren auf dieſelbe Anwendung.
84. Die Dienſtherrſchaften, Arbeits= und Lehrherren ſind berechtigt, die einbezahlten Beiträge, ſofern ſie dieſelben nicht ſelbſt
übernehmen wollen, den bei ihnen in Dienſt oder Arbeit ſtehenden Verpflichſeten an den Lohnzahlungen in Abzug zu bringen.
85. Das Hauptmeldebureau. des Großh. Polizeiamtes wird allmonatlich der Bürgermeiſterei eine Nachweiſung der Zu= und
Abgänge an Dienſtboten überſenden, weshalb beſondere Meldungen derſelben zur Aufnahme in die Krankenanſtalt nicht ſtatkzufinden haben.
8 6. Freiwilliger Beitritt. Als freiwillige Mitglieder der Anſtalt können aufgenommen werden:
Alleinſtehende dem Verſicherungszwang nach dem Reichsgeſetze vom 15. Juni 1883 nicht unterliegende Perſonen ( Kauf=
leute
Scribenten, Nätherinnen ꝛc.).
2 In Beſſungen als Dienſtbote beſchäftigte Perſonen, ſofern dieſelben zur Zeit der Anmeldung nicht ſchon erkrankt ſind.
87. Beiträge. Die Beiträͤge betragen monatlich:
a. für die nach 8 T zum Beitritt verpflichteten Perſonen
40 Pfg.,
50
b. für die nach 5 6 Poſ. 1 freiwillig beitretenden Perſonen
c. für die nach 8 6 Pof. 2 zum Beitritt berechtigten Beſſunger Dienſtboten
60
für die Dauer der Hoſpitalverpflegung erliſcht die Beitragspflicht nicht.
5 8. Perſonen, welche näch bieſem Statut zum Beitritt verpflichtet ſind oder freiwillig der Anſtalt beitreten, können ſich durch
400

[ ][  ][ ]

1550

R 12

C. RAhhldUh,
4179) Carlsſtr. 45,
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¼ und ½ Flaſchen/ Gefäße.

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Carlsſtraße 45,
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z heit und iſt bei den bekannten vor= 9
d trefflichen Eigenſchaften dieſer Wur=
zel
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3 mendes Getränk ganz beſonders zu
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K 121

1551

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ſEinmachen von Gurken, Früchten ꝛc.
NB. Ich übernehme jede Garantie, daß alle Früchte, Gurken ꝛc.,
welche mit dieſem Eſſig eingemacht werden, ſtets vor dem
Verderben geſchützt ſind, ſowie einen hochfeinen Geſchmack
haben.
Rhein-Wein-Essig, per ¼ Liter 15 Pfg.
Champagner-Essig. . 20
Haſel-Speise-Essig, ½ 9 u. 12 Pfg.

PhilipD
Weber,

Carlsſtraße 24.

(6394

Burgunder=Eſſig
a0n
hoohſoinoer Binmack &a Spoise Loditz,
empfiehlt per Schoppen 10 Pfo.
G. P. Poth,
Bleichſtraße.
(6298

bei

per Flaſche M. 1.40
4. NeinmanD,
Beſſ. Carlsſtr. 8. (6302

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fabrik
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gut ſchäumend und mild, 50 Pf. bei
E. Scharmann,
Hofbürſtenfabrik, Ludwigsplatz 2.

Aumdl

5344) Neckarſtr. 24, 3. St., Woh=
nung
, 6 Zimmer u. alles Zubehör, gleich
beziehbar, zu vermiethen.
5617) Friedrichſtraße 36, in der
Nähe der Bahnhöfe, der 2. Stock von 6
Zimmern nebſt Zubehör an ruhige Fam.
6200) Beſſ. Carlsſtr. 3 Parterre:
5 Zimmer nebſt Zubehör, Mitte Septbr.
beziehbar. Auskunft im 2. Stock.

6395) Heinrichſtraße 64 iſt eine
Wohnung von 5 Zimmern und allen Be=
quemlichkeiten
zu vermiethen und bis zum
15. Auguſt zu beziehen. Näheres daſelbſt
im 3. Stock.
6396) Untere Rheinſtraße 49 Hoch=
parterre
kleinere Wohnung, 4 Zimmer,
Küche nebſt Zubehör. Näheres daſelbſt
bei C. Köhler im 2. Stock.

5412) In nächſter Nähe der Rhein=
ſtraße
zwei möblirte Zimmer zu verm.
Näheres in der Exped. d. Bl.

6397) Zwei feinere Hausmädchen,
welche perfekt ſchneidern u. bügeln, ſuchen
alsbald Stelle. K. Gluske, Caſinoſtr. 14.
6398) Bauzeichner, geübter, ſucht
Nebenbeſchäftigung.
Gefl. Offerten unter B. 100.

dehrere anſtändige Leute finden
für einige Tage Beſchäf=
Sbe tigung u. wollen ſich ſolche
alsbald im Saalbau melden. (6390
Oſſene Stelle.
Ein cautionsfähiger, braber, verhei=
ratheter
Mann, der mit Fuhrwerk um=
zugehen
verſteht, Säcke auf= und abtragen
kann, wird per 1. Juli gegen guten Lohn
geſucht. Beſte Zeugniſſe ſind erforderlich.
Ludwis lungmann,
Mehl= und Getreidehandlung,
Dieburgerſtraße 10. (6400
6401) Ein kautionsfähiger Zäpfer f.
ſeine gangbare Wirthſchaft geſucht. Näh.
Beck, Mathildenplatz 11.
401

[ ][  ][ ]

1552

R121
Saalbau Darmſtadt.
Alle diejenigen, welche Forderungen für Lieferungen und Leiſtungen an die
Saalbau=Actien=Geſellſchaft zu machen haben, werden hiermit aufgefordert, ihre
Rechnungen bis längſtens den 30. Juni d. Js. als Schlußtag des Rechnungs=
jahres
1885-86, hierher einzureichen.
[6402
Die Saalbau=Actien=Geſellſchaft.
Lmfthurort Hechargemimd.
Gaſthof und Penſion zur Pfalz.
15 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, ſchöne Gartenaulagen, reizende Aus=
ſicht
ins Gebirge und Neckarthal, umgeben von prachtvollen Waldungen mit hüb=
ſchen
Spaziergängen nach dem Königſtuhl, Schloß, Molkenkur ꝛc. Badehäuſer beim
Gaſthofe, neu eingerichteter Gartenſaal und comfortable Zimmer mit Balkon, gute
Küche, reingehaltene Weine, gute Biere, Penſionspreis 3-4 Mark, empfiehlt
allen Reiſenden und Familien beſtens,
(5890
der Beſitzer,Kr. Bullerdiech.

Douluvuon Vobl,
Hupkor, Gilbor & ſlold
17.
V.
Cb. Adt. Eupferberg & Cie.,
Malnzz.
empfiehlt.
11681
H. W. Prassel, Rheinſtr. 16.
Zweigniederlage bei Aug= Mar=
burg
, Beſſung. Carlsſtraße:
Fortige Todenkleidor
bei L. Bender, Wienerſtraße 57.

N2r.,
Apothekerlehrling.J.zgRachtbriefe
Für eine Darmſtädter Apotheke wird der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Hefſ.
für jetzt oder auch ſpäter ein Lehrling=Ludwigsbähr, auf Wunſch mlt Firmo.
geſucht. Offerten befoͤrdert Friedrich M. 7 per Tauſend.
l6283 L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Schaofor in Darmſtadt.

Woog 24. Juni 1886.
Waſſerhöhe am Pegel:382 Mir.
Lufttemperatur 130 R.
Waſſerwärme Vorm. 8¼ Uhr 120 R.
Voogpoſizeiwache.

Standesamtliche Nachrichten von Beſſungen
(vom 17. bis 23. Junih.
Heborene: Am 12. Juni: Dem Trompeter Joh. Adam Specht,
T. Barbara Maria Annai Dem Maurermeiſter Georg Heinrich
Frantz, S. Am 13.: Dem Bautechniker Friedrich Heinrich Stoll,
S. Friedrich Jakob. Am 14.: Dem Mechanikus Ludwig Georg
Vaul Dern, T. Chriſtine. Am 15.. Dem Bäckermeiſter Heinrich
Friedrich Schneider, T.=Anna Katharina. Am 20.. Dem Taglöhner
Juſtus Seibert. S. Chriſtian. Dem Tapetendrucker Heinr. Ritſert,
S. Heinrich. Dem Schreinermeiſter Philipp Meß II., T. Karoline
Suſanne.
Prokkamiert als Verkobte: Der Trompeter Heinrich Dörr hier,
mit Maria Magdalena Steingäſſer von Darmſtadt. Der Kaufmann
Konrad Adam Anton, zu Worms, mit Selma Maria Seeger, T.
des verſtorb. Profeſſors Karl Ludwig Seeger, zu Beſſungen.
Ehelchtiezungen: Am 20. Juni:Der Schloſſer Karl Valentin
Georg Schmitt, mit Anna Emilie Annita Geppert hier.
Geſtorbene: Am 19. Juni: Dem Zimmermeiſter Georg Ludwig
Stier, S Georg Ludwig, 1 M. 4 T. Am 22.. Die Ehefrau des
Lehrers Konrad Löſch, Eliſabetha Barbara, geb. Mohr, 59J. 8 M.
18 T. Die Oberſteuerkontroleur Lehleitner Witwe, Bertha, geb.
Joſeph, 84 J. 9 M. 12 T. Dem Schuhmachermeiſter Jakob Schweins=
berger
, S. Heinrich Wilhelm, 19 T.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 25. Juni.
Zeutſches Reich. Reichskanzler Fürſt Bismarck iſt am 22. d.
früh nach Varzin abgereiſt. In Abgeordnetenkreiſen verlautete, der
Fürſt ſei auf Wunſch des Kaiſers aus Friedrichsruhe nach Berlin
geeilt, um dem Monarchen vor der Abreiſe über beſonders wichtige
Fragen der auswärtigen Politik Vortrag zu halten. Er iſt wieder=
holt
beim Kaiſer geweſen und einmal bei dem Kronprinzen. Auch
hat er über eine Reihe von Fragen der innern Politik Anordnungen
getroffen, welche zumeiſt den Gegenſtand eines Miniſterrats gebildet
haben dürften, der am 23. länger als zwei Stunden hindurch im
Abgeordnetenhauſe ſtattgefunden hat.
Bei Beginn der Bundesratsſitzung vom 20. widmete im Auf=
trag
des Kaiſers Staatsſekretär v. Bötticher dem König Ludwig
von Bahern einen Nachruf, welcher zur amtlichen Veröffentlichung
gelangen ſoll. Der Bundesrat überwies ſodann die Vorlage, betr.
die Gewährung eines Reichsbeitrags von 3 Millionen Mark für die
projektierte allgemeine deutſche Induſtrie=Ausſtellung in Berlin im
Jahre 1888 den Ausſchüſſen fur Handel und Verkehr und Rech=
nungsweſen
. Dem Entwurfe einer Verordnung zum Geſetze über
die Ausdehnung der Kranken= und Unfallverſicherung vom 28. Mai
1885 ſtimmte der Bundesrat zu. Der Antrag Sachſens wegen er=
neuter
Anordnungen auf Grund des Geſetzes gegen die Cozial=
demokratie
und der Ausſchußbericht über den Geſetzentwurf betreffs
der Fürſorge für die Witwen und Waiſen der Angehörigen des
Reichsheeres und der Marine wurden angenommen.
Das preußiſche Abgeordnetenhaus nahm am 23. in 2. Leſung

die Notſtandvorlage, die Ueberſchwemmungen der Weichſel betr.
nach dem Entwuxfe der Regierung an.
Kultusminiſter v. Goßler traf am 23. früh in Poſen ein, wo
unter ſeinem Vorſitze eine das Volksſchulweſen betreffende Konferenz
ſtattfindet. Miniſter v. Goßler ſtattete dem Erzbiſchof einen Beſuch
ab, der nachmittags von demſelben erwidert wurde.
Die ſeit 5 Jahren offene Frage wegen Beſetzung des von Eng=
land
und Preußen abwechſelnd zu beſetzenden evangeliſchen Biſchof=
ſtuhles
zu Jeruſalem iſt der Kreuzzeitung= zufolge jetzt entſchieden.
Wie verlautet, iſt eine Trennung beſchloſſen worden und wird= ſei=
tens
der preußiſchen Krone ein eigenes Bistum in der Hauptſtadt
Paläſtinas errichtet werden. Als erſter Biſchof des deutſch= evange=
liſchen
Bistums Jeruſalem ſoll ein in Süddeutſchland lebender
Miſſionar Hefter auserſehen ſein, der ſchon früher in Paläſtina
thätig geweſen und mit den dortigen Verhältniſſen vertraut iſt,
In Bezug auf unſere oſtafrikaniſchen Schutzgebiete wird be=
richtet
, daß die Gebrüder Denhardt den Verkauf des von ihnen
erworbenen Witugebietes (nahe dem 2. Grad nördl. Breite) an den
Deutſchen Kolonialverein abgeſchloſſen haben. Das nördlich vom
Tanafluſſe gelegene Witugebiet, das von dem Verein käuflich er=
worben
worden, umfaßt ungefähr 500 Qu.=Km., gilt als einer der
fruchtbarſten Landſtriche an der afrikaniſchen Oſtküſte und hat im
Verhältmis zu ſeinem Umfange eine ziemlich lange Küſte ſetwa 20
Kilometer).
Die geheime Kommiſſion der baheriſchen Abgeordneten beendigte
am 23. abends ihre Sitzungen. Sie beſchloß einſtimmig, die Re=
gentſchaft
zu genehmigen. Eine öffentliche Plenarſitzung der Abge=
ordnetenkammer
findet am 26. ſtatt.
Zu den Anzweifelungen, ob König Ludwig II. wirklich aus
eigenſtem Antriebe dem Könige von Preußen die Kaiſerwürde an=
getragen
habe, bemerkt die Königsb. Hart. 8tg.- Wir ſind in
der Lage, eine bisher, ſo viel wir wiſſen, nicht bekannt gewordene
Thatſache mitzuteilen, über deren Authentieität nach der=Quelle,
aus der ſie ſtammt, jeder Zweifel ausgeſchloſſen iſt.1 Danach ging
der erſte Vorſchlag des Königs Ludwig dahin, König Wilhelm zum
Kaiſer von Norddeutſchland zu proklamieren. Thatſächlich=wurde
dieſer Vorſchlag an allerhöchſter Stelle zur Kenntnisnahme unter=
breitet
, vom König Wilhelm aber ausdrücklich abgelehnt. Es er=
folgten
nunmehr weitere Verhandlungen und darauf ſchließlich das
bekannte entſcheidende Schreiben des Bayernkönigs. Wir ſind, wie
geſagt, in der Lage, dieſe Mitteilung als unzweifelhaft wahr zu
verbürgen.
Der König von Württemberg iſt am Mittwoch zum Sommer=
1.
aufenthalt nach Friedrichshafen abgereiſt.
Der kürzlich in Kiel wegen Verdacht des Landesverrats ver=
haftete
Marinezeichner heißt Mäuſel. Die Hausſuchung in ſeiner
Wohnung ergab, daß er im Beſitz von nahezu 200 Zeichnungen von
Schiffsteilen war, die er auf der kaiſerlichen Werft entwendet hatte.
Der neue für die Anſchlußfahrten in China beſtimmte Reichs
poſtdampfer Stettin, Kapitän Warnkes, iſt am 21. von der Weſer
nach Hongkong in See gegangen. Der Dampfer läuft Southampton
an, um daſelbſt Kontanten im Werte von etwa 2 Millionen Mark
für Hongkong an Bord zu nehmen.

[ ][  ][ ]

tr.

030

54
Heſterreich=Angarn. Der Kaiſer und der Krouprinz werden
vom 8. bis 14. September den von zwei Armeecorps ausgeführten
Manövern in Galizien beiwohnen. Die Kaiſerreiſe nach Bosnien
wird neuerdings bezweifelt.
Das Herrenhaus erledigte am 23. ſämtliche auf der Tagesord=
nung
ſtehenden Geſetzentwürfe, darunter auch das Anarchiſtengeſetz,
worauf der Miniſterpräſident im Auftrage des Kaiſers die Vertag=
ung
des Reichsrats ausſprach.
Rranktreich. Der Senat hat am 22. das Ausweiſungsgeſetz an=
genommen
, und zwar mit einer Majorität von 34 Stimmen (41
gegen 107 Stimmen). Der Schluß der Rede Freyeinets machte
einen großen Eindruck, weil darin feierlich verſichert wurde, daß
die Regierung mit aller Energie den extremen Parteien entgegen=
treten
und nicht zögern werde, eine Verſchärſung der Geſetze zu
beantragen, wenn die beſtehenden nicht ausreichen ſollten, um die
Ordnung aufrecht zu erhalten. Etwa 40 gemäßigte Republikaner
haben ſich der Abſtimmung ſenthalten und dadurch die Annahme des
Geſetzes ermöglicht.
Das Journal oficiels veröffentlichte bereits am 23. das Geſetz
über die Ausweiſung der Prinzen.
Die Deputiertenkammer nahm den Antrag Melins, auf die
Tagesordnung für Samstag die Anträge auf Erhöhung der Ge=
treidezölle
zu ſetzen, mit 302 gegen 227 Stimmen an.
Der Graf von Paris und ſein Sohn reiſten am 14. von Treport
nach England ab, wo er in Tunbridgewalls (Grafſchaft Kent) ſeinen
Wohnſitz nehmen wird. Der Herzog von Aumale begab ſich am
22. nach Eu; Prinz Napoleon reiſte am 23. nach Genf und Prinz
Viktor nach Brüſſel. Letzterer empfing am 22. die bonapartiſtiſchen
Senatoren und Deputierten, darunter Paul Caſſagnac, und ſagte
zu denſelben: Ich reiſe ab, Kummer im Herzen, aber mit der
Hoffnung der Wiederkehr, um Orduung in dieſem anarchiſtiſchen
Lande zu ſchaffen.
Die orleaniſtiſche Gazette de Francer meldet: In Geſtalt
einer brieflichen Erklärung wird ein Manifeſt erſcheinen, welches
der Graf von Paris ans Land richten wird, um gegen die Aus=
weiſung
Einſpruch zu erheben und das Programm der monarchiſti=
ſchen
Partei zu entwerfen. Dieſes Schreiben wird am Freitag zu=
gleich
in Paris und in der Provinz erſcheinen. Der Graf von
Paris wird ſeinen Wohnſitz nicht in England nehmen. Die Ver=
hältniſſe
ſind zu ernſt, die Ereigniſſe in Frankreich zu nahe bevor=
ſtehend
, als daß der Graf von Paris an ſeine Niederlaſſung im
Auslande denken könnte. Er wird in den Ländern, die an Frank=
reich
ſtoßen, reiſen, um, wenn die Stunde ſeiner Rückkehr gekommen,
bereit zu ſein, dem Rufe des Landes Folge zu leiſten.
England. Das Oberhaus nahm am 23. in dritter Leſung die
Wahlbeamtenkoſtenbill, die Medizinalbill, die Weinzollbill und die
Finanzbill an.
Gladſtone hielt am 22. in Glasgow eine Rede und trat ſodann
die Rückreiſe nach London an. An allen Bahnhöfen Schottlands
wurde er von großen Menſchenmengen begeiſtert begrüßt.
Lord Hartington beabſichtigt, ſich am Freitag nach Glasgow zu
begeben und dort in einer großen Verſammlung der Unioniſten eine
Rede zu halten. John Bright richtete an den liberalen Abgeord=
neten
Caine, welcher ſich in der iriſchen Frage von Gladſtone trennte,
ein Schreiben, worin er ſeinen Wünſchen für den Erfolg der Kan=
didatur
Caine's bei den nächſten Wahlen Ausdruck giebt.
Den Morgenblättern vom 23. zufolge wären die Unter=
handlungen
behufs Regelung der Mexikaniſchen Schuld abgeſchloſſen
und wird die Wiederaufnahme der Dividenden=Zahlungen im Juli
erwartet.
Vortugal. Der König beabſichtigt ſich nach Ems zu begeben.
Rußland. Das Journal de St. Petersbourg: dementiert die
Gerüchte über Concentrationen ruſſiſcher Truppen in Beſſarabien
und die Sendung von Verſtärkungen an die armeniſche Grenze ſeitens
der Pforte als den Beziehungen zwiſchen Rußland und der Türkei
nicht entſprechend. Das.,Journal; dementiert ferner die Infor=
mation
der Volit. Korr. aus Sofia, daß Nabokow bemüht ſei,
die Spuren ſeiner Mitſchuld an der ſogenannten Verſchwörung
verſchwinden zu machen. Nabokow verlange im Gegenteile richter=
liches
Verfahren, aber in den legalen Verhältniſſen gemäß den
Kapitulationen. Dieſe Genugthuung werde ihm verweigert. Das
Blatt wiederholt, die Verſchwörung ſei eine Fabel.
Bulgarten. Der Zolldirektor von Philippopel macht bekannt,
daß Südbulgarien vom 22. Juni ab einen achtprozentigen Einfuhr=
zoll
auch von Waren, die bereits in Konſtantinopel verzollt ſind,
erheben werde.
Rumänien. Gutem Vernehmen nach hat der Miniſterrat be=
ſchloſſen
, den Kammern einen Geſetzentwurf vorzulegen, durch welchen
die Regierung ermächtigt wird, während der Zeit, in welcher die
Kammern nicht verſammelt ſind, mit ſolchen Staaten vorläufige
Abmachungen abzuſchließen, welche mit Rumänien in Handelsbe=
ziehungen
ſtehen; dieſe Abmachungen ſollen auf derſelben Grund=
lage
abgeſchloſſen werden wie der jüngſte ſchweizeriſch=rumäniſche
Handelsvertrag. Auch dürfen dieſelben vorläufig in Vollzug geſetzt
werden, müſſen aber den Kammern bei deren Wiederzuſammentritt
zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt werden.

1 121
1553
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 25. Juni.
B. Schwurgerichtsverhandlungen. Um 7 Uhr abends
hat vorgeſtern die Verhandlung gegen den Fabrikarbeiter Ludwig
Büchler von Lampertheim ihren Abſchluß gefunden mit der Frei=
ſprechung
des Angeklagten, der eine Unterſuchungshaft von drei
Monaten erlitten hat, indem die Geſchworenen die auf einen wiſſent=
lich
geleiſteten Falſcheid gerichtete Frage, ebenſo wie die Zuſatzfrage
wegen fahrläſſiger Eidesabgabe durch ihr Verdikt verneinten. Eben=
alls
wegen eines ihm zur Laſt gelegten Verbrechens des Meineides
ſollte ſich heute, verteidigt durch Herrn Dr. Reuling, Franz Bre=
chenſer
aus Bürſtadt, vor dem Schwurgerichtshofe verantworten.
Für dieſe Verhandlung ſind zwei Tage angeſetzt; über den Ver=
lauf
und das Ergebnis derſelben werden wir daher erſt in der
nächſten Woche im Zuſammenhang berichten.
In der letzten öffentlichen Sitzung der Großh. Handels=
kammer
wurden mehrere Einläufe zur Kenntnis genommen. Man
beſchloß, ſich bei Großh. Regierung für Aufrechthaltung bezw. Er=
neuerung
des deutſch=ſchweizeriſchen Handelsvertrags
zu verwenden. Herr Holtz referierte hiernach über die Frage der
Enquete über die Cigarrenfabriken, welche durch ein Rund=
ſchreiben
des Reichskanzlers veranlaßt worden iſt. Die Handels=
kammer
beſchloß, auf Antrag des Referenten, an Großh. Miniſte=
rium
, ohne- eine Aufforderung hierzu abzuwarten, einen Bericht
über die in ihrem Bezirk beſtehenden Cigarrenfabriks=Anlagen zu
erſtatten und in demſelben ſich gegen den Erlaß gemeinſamer geſetz=
licher
Beſtimmungen über den Betrieb der Cigarrenfabrikation ſeitens
des Bundesrats auf Grund des 8 120 der Gewerbeordnung, ſowie
gegen die Beſeitigung der Hausinduſtrie in dieſem Fabrikations=
zweige
auszuſprechen. Der letzte Teil des Jahresberichts für 1885
wurde ſodann beraten und feſtgeſtellt.
Die Herren Oberlehrer Schad und Lehrer Wiß mann be=
gingen
am Mittwoch gleichzeitig die Erinnerungsfeier ihrer fünf=
zigjährigen
Lehrer=Wirkſamkeit. Zu dem feſtlichen Akt hatte
ſich im Turnſaal der Viktoria=Schule eine zahlreiche Verſammlung
von Vorgeſetzten, Kollegen, Freunden und Schülern der Jubilare
eingefunden. Die Feier wurde durch Chorgeſang des Lehrer=Geſang=
Vereins eröffnet, worauf nach Vortrag eines von Herrn Lehrer
Schäfer gedichteten poetiſchen Feſtgrußes, Herr Provinzial=Direktor
von Marquard, die Glückwünſche des Großh. Miniſteriums aus=
ſprechend
, gleichzeitig den Jubilaren das ihnen von Sr. Kömglichen
Hoheit dem Großherzog verliehene ſilberne=Kreuz des Philipps=
Ordens überreichte. Namens des Gr. Oberkonſiſtoruums ſprachen ſo=
dann
Herr Kirchenrath Ewald, Namens der Stadt Herr Ober=
bürgermeiſter
Ohly herzliche Worte der Anerkennung für die Ver=
gangenheit
und Glückwünſche für die Zukunft, wobei der Herr Ober=
bürgermeiſter
die Geſchenke der Stadt, beſtehend in werthvollen
goldenen Taſchenuhren mit Kette überreichte. Weitere Gratulationen
ergingen an die Jubilare ſeitens der Kreisſchul=Kommiſſion, des
Vorſtandes der Ludwig= und Alice=Stiftung (bei Ueberreichung einer
durch Herrn Nick kunſtvoll ausgeführten Adreſſe für den langjäh=
rigen
Rechner der Stiftung Herrn Wißmann), der ſämtlichen Kol=
legen
der Gefeierten bei Darbringung der Feſtgaben von zwei
Sophas, ſowie endlich von einer Deputation von früheren Schülern
des Herrn Schad, welche einen ſilbernen Becher als Ehrengeſchenk
überreichte. Mit bewegten Worten ſprachen die beiden Herren
Jubilare ihren Dank für die ſo vielſeitig ihnen zu Theil gewordene
Anerkennung aus. Das Feſtmahl im feſtlich geſchmückten Saal des
Gaſthofes zur Traube' hatte über 200 Theilnehmer vereinigt. Wir
bemerkten darunter außer ſämtlichen Lehrern und Lehrerinnen unſerer
ſtädtiſchen Schulen auch die meiſten Spitzen unſerer Lehranſtalten,
die Herren Provinzialdirektor v. Marquard, Geh. Oberſchulrat
Greim, Kreisſchulinſpektor Müller, Oberbürgermeiſter Ohly. ver=
ſchiedene
Stadtverordnete ꝛc. - Die Reihe der Trinkſprüche
wurde eröffnet durch Herrn Provinzialdirektor v. Marquard
auf Se. Königl. Hoheit den Großherzog, worauf Herr Oberbürger=
meiſter
Ohly in längerer Rede das vereinte Wirken der beiden
Jubilare feierte, die vor 50 Jahren am gleichen Tage als Lehrer
eingetreten, ſeitdem ununterbrochen in ihrer Vaterſtadt gewirkt
hätten, wonach auch das ihnen heute bereitete Feſt ſo recht eigent=
lich
als ein Feſt der ganzen Stadt gelten könne. Von weiteren
offiziellen Toaſten nennen wir jenen des Herrn Oberlehrer Pfaff
auf das Miniſterium, des Herrn Lehrer Rapp auf die Kreisſchul=
kommiſſion
, des Herrn Lehrer Bonhard auf die Jubilare in Bezug
auf ihre Stellung zur Ludwig=und Alice=Stiftung, des Herrn Lehrer
Backes, Obmann des Landeslehrervereins, auf die Einigkeit im
Lehrerſtande, des Herrn Lehrer Hanſtein von Beſſungen auf die
Stadt Darmſtadt und ihre auf das Wohl der ſtädtiſchen Schulen
und Lehrer ſtets bedachten Vertreter.
Auf dieſe offiziellen Trinkſprüche folgten noch eine Reihe weiterer
oft ſehr anziehender, launiger und ernſter Toaſte, die die allge=
meine
Achtung und Anerkennung, deren ſich die beiden Jubilare er=
freuen
, in mannigfachſter Weiſe darthaten. Hierfür ſprachen auch
eine Reihe von Glückwünſchen und Begrüßungs=Telegramme von
außen; unter Erſteren erwähnen wir ein ſolches ſeitens Sr. Großh.

[ ][  ]

1554
Hoheit des Prinzen Wilhelm von Heſſen an Herrn Oberlehrer
Schad.
Der ganze Verlauf der Feſtfeier darf als ein höchſt würdiger,
durchaus gelungener bezeichnet werden, der allen Teilnehmern in
angenehmer Erinnerung bleiben wird. Einen nicht geringen An=
teil
hieran hatte auch die vorzügliche Vertretung des culinariſchen
Teiles durch Herrn Gaſthalter Stempel.
B. Der evangeliſche Kirchengeſangverein hat ſich im
Laufe dieſes Jahres ſo ſchöne und lohnende Aufgaben geſtellt und
dieſelben in einer ſo würdigen Weiſe gelöſt, daß die zahlreiche Teil=
nahme
, die die am Mittwoch abend in der Kapelle ſtattgehabten
Vorträge von Werken der evangeliſchen Kirchenmuſik
dieſes Jahrhunderts fanden, eine in jeder Hinſicht gerecht=
fertigte
war. Die kleine Aufführung geſtaltete ſich zu einer Geiſt
und Gemüt anſprechenden Feier. Eine wirklich kunſtvolle Verar=
beitung
und Durchführung zeigte ſich in dem Vortrage des Satzes:
Selig ſind, die da Leid tragen' und in der Wiedergabe der Men=
delsſohnſchen
Motette Herr, nun läſſeſt du deinen Diener in Frie=
den
fahren: Das warme, eine mehr ſubiektiv gefärbte Religioſität
widerſpiegelnde Wenn ich ihn nur habe: wurde ſeinem innerlichen
Charakter gemüß zum Ausdruck gebracht. Um die Orgelvorträge
machte ſich recht verdient Herr Gymnaſiallehrer Trümpert.
Vom 5. Juli ab wird auf die Dauer von 12 Tagen bei dem
Infanterie=Regiment Nr. 115 ein Landwehrübungsbataillon
in Stärke von 5 Offizieren und 560 Unteroffizieren und Mannſchaften
zuſammengezogen und bei den Einwohnern ohne Verpflegung
einquartiert werden.
- Zur Erinnerung an das nächſten Sonntag dahier ſtattfin=
dende
Geſangfeſt des Mainthalſängerbundes iſt eine geſchmack=
volle
Gedenkmünze hergeſtellt worden. Dieſelbe iſt in der
Köhler'ſchen Buchhandlung zu haben. Der mäßige Preis geſtattet
jedem Teilnehmer die Anſchaffung.
Jugenheim, 24. Juni. Der König von Dänemark iſt
mit ſeinem Bruder, dem Prinzen Chriſtian, geſtern zu kurzem Beſuch bei
Sr. Großh. Hoheit dem Prinzen Alexander auf Schloß Heiligenberg
eingetroffen. Se. Königl. Hoheit Prinz Heinrich von Batten=
berg
begab ſich geſtern abend wieder nach England zurück.
Offenbach, 2. Juni. Herr Kreisrat Hallwachs iſt ſeit
Pfingſten an einer Rippenfellentzündung erkrankt, weshalb er, dem
Rate ſeiner Aerzte folgend, ſeit Sonntag ſeinen Aufenthalt in Fal=
kenſtein
genommen hat, woſelbſt er baldige Geneſung erhofft.
Während der Abweſenheit des Herrn Kreisrat hat Herr Amtmann
Fuhr die Leitung der Geſchäfte übernommen.
O. 3tg.
Mainz, 24. Jun. Unter den Erwerbungen in den Jahren
1883-85 unſerer Stadtbibliothek iſt u. a. von beſonderem In=
tereſſe
ein Almanach der Mainzer Univerſität für das
Jahr 1492. Dieſer aſtrologiſche Wandkalender, ein ein=
ſeitig
bedrucktes Blatt von 38 em Höhe und 26 em Breite, war
bisher unbekannt. Die Stadtbibliothek verdankt denſelben der
gütigen Vermittelung des Herrn Oberſt von Prittwitz und Gaf=
fron
von Darmſtadt, welcher den ihm zufällig bekannt gewordenen
intereſſanten Mainzer Druck der hieſigen Bibliothek zugewieſen hat.
Aus Rheinheſſen, 22. Juni. Die naßkalte Witterung der
verfloſſenen Tage hat die Hoffnungen unſerer Winzer ſehr her=
untergeſtimmt
. Der plötzliche Umſchlag der Witterung trat wäh=
rend
der Traubenblüte ein und verhinderte deren Fortgang, ſo daß
binnen kurzem, wenn nicht ganz warme Tage kommen, die Beeren
abfallen müſſen. Nebenbei tritt auch allerwärts der ſo ſehr ge=
fürchtete
Sauerwurm auf.
Berlin, 23. Juni. Der am 18. ds. ohne Leibeserben hier
verſtorbene Kaufmann Adolf Reichenheim, von der altberühm=
ten
Firma Reichenheim und Sohn, hat einer Reihe von öffentlichen
Anſtalten letztwillig große Summen vermacht, darunter 150000 M.
der Stadt Berlin für Witwen und Waiſen der ſtädtiſchen Elemen=
tarſchullehrer
, je 15000 M. an vier Gymnaſien zur Unterſtützung
von Schülern, je 15000 M. dem katholiſchen St. Hedwigs= Kranken=
hauſe
, der Geſellſchaft zur Verbreitung von Volksbildung, dem
Aſhl für Obdachloſe, der Kronprinz=National=Invalidenſtiftung,
90 000 M. der hieſigen jüdiſchen Gemeinde für die Altersverſorgungs=
anſtalt
, 75000 M. derſelben für ihr Seminar, etwa 27000 M. für
mehrere Anſtalten zur Unterſtützung von Lehrern und Schülern;
endlich ſind zu Penſionen und Unterſtützungen an invalide Arbeiter,
Aufſeher und Beamte des der Handlung N. Reichenheim und Sohn
gehörigen Wüſtegiersdorfer Etabliſſements die Zinſen eines Kapitals
beſtimmt, welches alle obigen Vermächtniſſe zuſammen überſteigt.
Prag, 23. Juni. Bei Kozerad ſchlug geſtern beim Ueberfahren
über die Sazawa ein Kahn mit 50 Firmlingen um; bisher wurden
25 Leichen aus dem Fluſſe gezogen.
Köln, 24. Juni. Nach endgültiger Feſtſtellung hat der Jahr=
markt
auf dem Gürzenich einen Ertrag von 94261 M. ergeben.
Die Rechnungen ſind feſtgeſtellt. Die Summe wird vom vollziehen=
den
Ausſchuß dem Vorſtande des Vaterländiſchen Frauen=Vereins
übergeben und von dieſem nach Prüfung der Rechnungslage dem
Verein für Ferien=Kolonieen überwieſen.

K 121

Vermiſchtes.
Aucheine Verſchwörungl Eine hübſche=Verſchwörungs=
Geſchichte; bringen die Münchener Humoriſtiſchen Blätter . Ein
alter Gymnaſiallehrer hat es nie dahin gebracht ſeine Klaſſe im
Zaume zu halten. Die Schüler kommen ſtets ohne Präparation
zum Unterricht und erlauben ſich während desſelben allen erdenk=
lichen
Unſinn auszuführen. Der Profeſſor iſt ſchon ſo daran ge=
wöhnt
, daß er es kaum noch merkt. Aber eines ſchönen Tages ver=
abredeten
ſich ſeine Schüler, für den ſolgenden Tag einmal das
Klaſſenpenſum ordentlich zu lernen und ſich während des Unterricht=
überhaupt
muſterhaft zu betragen. Geſagt, gethan. Als am anderen
Tage der Vrofeſſor in das Schulzimmer tritt, iſt die Klaſſe mäus=
chenſtill
. Er blickt ſich verwundert um. Er geht nach dem Katheder
und legt dort ſeine Bücher nieder. Er fängt an, unruhig zu wer=
den
. Der Unterricht beginnt. Es werden tadelloſe Antworten er=
teilt
. Der Livius in der Hand des Profeſſors fängt an zu zittern.
Die weiteren Fragen des Profeſſors werden prompt beantwortet,
während die Klaſſe im tiefſten Stillſchweigen verharrt. Da, plötz=
lich
erbebt der Profeſſor am ganzen Leibe, er wirft ſein Buch aus
der Hand und ruft mit Stentorſtimme über die ganze Klaſſe hin=
weg
: Das laſſe ich mir nicht gefallen, das iſt eine niederträchtige
Verſchwörung!
Ein chineſiſches Geſchwader unter dem Kommando, de=
Admirals Ting wird binnen Kurzem Europa beſuchen. Es iſt
das erſtemal, daß eine chineſiſche Flottenabteilung in europäiſchen
Gewäſſern ſichtbar wird. Daß ſie die Häfen der verſchiedenen Natio=
nen
beſuchen wird, meldet die chineſiſche offizielle Zeitung Shen
Paoz- ſie bemerkt, daß das Eskadre, das aus den Panzerſchiffen
Wei=Yuen= und Chen=Yuen' nebſt einem Aviſodampfer beſteht,
ausgeſandt wird, um der chineſiſchen Flotte Anſehen zu verſchaffen
und um Erfahrungen zu ſammeln.

Todes=Anzeige.

(6403

Verwandten, Freunden und Bekannten machen wir
die traurige Mittheilung, daß unſer Sohn
Friedrich,
Bremierlieutenant l. D. des Großherzogl. Heſſiſchen
2. Inf. Regts. Nr. 116,
heute Nacht um 1½ Uhr an den Folgen einer Rippen=
ſellentzündung
, nach längerem Leiden, in ſeinem 36 Lebens=
jahre
verſchieden iſt.
So iſt uns denn durch Gottes Rathſchluß auch noch
der letzte von vier erwachſenen blühenden Söhnen durch
den Tod entriſſen worden.
Darmſtadt, 24. Juni 1886.
Hartmann, Oberſt 3. D.,
Canny Hartmann, geb. Geilfus.

[6404

Geſtern Abend 7 Uhr entſchlief ſanft nach langen
ſchweren Leiden unſer theurer Gatte und Vater
Feldwebel i. P. Georg Horz
im 46. Lebensjahr. Tiefgebeugt zeigt dies allen Ver=
wandten
und Freunden an
die trauernde Wittwe.
Die Beerdigung findet Samstag Nachmittag um
3 Uhr ſtatt.

Samstag, 26.
Saalbau.

und

Tageskalender.
Sonntag, 27. Juni:

Mainthal=Sängerfeſt im

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.