Darmstädter Tagblatt 1886


05. Februar 1886

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteliährlich 1 Mark 50 Pf. uck.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck. Poſiaufichlag.

(Srag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenomnen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annonten=Erpeditionen

Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Kreisamks, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
N. 25.
Freitag den 5. Februar.
1886

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Geſuch der deutſchen Verſicherungs=Geſellſchaft gegen Froſt=, Hagel= und Roſtſchaden zu
Schöneberg bei Berlin um Erlaubniß zum Geſchäftsbetrieb im Großherzogthum Heſſen.
Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſtiz hat der deutſchen Verſicherungsgeſellſchaft gegen Froſt=,
Hagel= und Roſtſchaden zu Schöneberg bei Verlin die Erlaubmiß zum Geſchäftsbetrieb im Großherzogthum Heſſen auf Grund
der vorgelegten Statuten auf Widerruf ertheilt.
Darmſtadt, den 1. Februar 1886.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
11096
B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Verlooſungen.
Großherzogliches Miniſterium des Innern und der Juſtiz hat für folgende Verlooſungen die Genehmigung ertheilt und
den Vertrieb der Looſe im Großherzogthum geſtattet:
1) Dem Pferdemarktverein zu Darmſtadt für eine im Frühjahr und Herbſt dieſes Jahres mit einem Fohlen= und
Pferdemarkt zu verbindende Verlooſung von Fohlen, Pferden, Pferdegeſchirren, landwirthſchaftlichen Geräthen und dergleichen;
2) für eine Verlooſung von Pferden und ſonſtigen Gegenſtänden bei Gelegenheit des diesjährigen Friedberger Früh=
jahrs
= und Herbſtpferdemarkts;
3) der Direction des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Mannheim und der Direction des Badiſchen Rennvereins
Mannheim für eine Verlooſung von Pferden, Rindvieh, Silbergegenſtänden, Fahr= und Reitrequiſiten und ſonſtigen Geräthen
für Haus= und Landwirthſchaft aus Anlaß des im Mai 1889 in Mannheim abzuhaltenden Pferde= und Rindviehmarktes.
Darmſtadt, den 1. Februar 1886.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
v. Marquard.
1097

Holzverſteigerung.
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Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 5. Februar.
12. Vorſtellung in d. 6. Abonnements=Abteilung.
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Perſonen:

Herr Hanſen
Frau Eppert.
Frl. Schütky.
deren Töchter Frl. Ethel.

Anton Haſemann
Albertine, ſeine Frau
Emilie,
Roſa.
Frau Kläger.
Franziska, )
Wilhelm Knorr, Schloſſer
meiſter, Emiliens Gatte Herr Wagner.
Herr Steude.
Hermann Körner
Herr Mickler.
Bakon von Zinnow
Klinkert, Handſchuhmacher. Herr Schimmer.
Frau Klinkert,
Frau Kilian.
Frau Kanzleidirektor Giſeke Frau Kugler.
Herr Hacker.
Eduard Klein, Proviſor
Dr. Seiler
Herr Knispel.
Anna, Dienſtmädchen bei
Frau Klein.
Haſemann
Marthe, in Körners Dienſten Frl. Bernhard.
Herr Göbel.
Fritz, Schloſſerlehrling
Herr Leib.
Lohmann,) Schloſſergeſellen Herr Krüger.
Bartſch,
Frau Mickler.
Ein Dienſtmädchen
Anfang 7 Uhr. Ende gegen halb 10 Uhr.
Sonntag, 7. Februar.
13. Vorſtellung in d. 6. Abonnementsabtheilung.
(Blaue Karten gültig.)
Der Nordſtern.
Große Oper in 3 Akten von G. Meherber.

[ ][  ][ ]

268

R

4. Verzeichnis
der für den Bazar bei der Hauptſammelſtelle eingegangenen Ge=
ſchenke
:
A. Geld.
Von Frl. Nöllner, Herrn W. Venuleth, Herrn Otto Wolfskehl,
Frau Marie Rothe, geb. Merck, Herrn Oberlandesgerichts=Präſident
Görz.
b. Verkaufsgegenſtände.
Von Ungenannt, Frl. Auguſte Kühn, Herrn Joſeph Trier, Frau
Major Kröll, Frau Geh. Baurat Lichthammer, Frl. Fannh Licht=
hammer
, Frl. Marie Grünig (Alice=Bazar), Frl. Feldpuſch, Frl.

Lottchen Eigenbrod, Frau Dr. Becker, Frau Geheimrat Goldmann
Exc., Frl. Naumann, Frl. Emilie Coulmanu, Frau Oberſtlieutenant

Scriba, L. F., Frl. Sophie Herrmann, Frau Albert, Frl. Amalie
Felſing, Frau Wilhelmine Scheid, Frau General Arnold, Herrn
Gymnaſiaſt Ph. Becker, Frl. Lucius (Frankfurt), Frau Schädel,
Frl. Crößmann, Herrn Friedr. Hau, Herrn Hofvergolder H. Sonn=
thal
, Herrn Hofjuwelier Friedr. Schmidt, Ungenannt, Herrn F.

Krätzinger Sohn, Frl. Nöllner, Frau Kommerzienrat Marie Merck
und Frl. Merck, Frau Dr. Landsberger, Frau General v. Franken=

berg, Ungenannt, Frau General v. Schenck, geb. v. Eſchwege, Frau
Major v. Hagen, Herren Gebr. Eichberg, Frl. Helene Hauff, Frau
Marie v. Hombergk zu Vach, Herrn Georg Hof, Herrn Bernhard
M. Hachenburger, Herrn Jſaac Wolff, Familie Henigſt, Herrn
Spengler A. Müller, Herrn G. Ph. Nieder, Frau Obermedicinal=
rat
Wüſt, Frl. K. Schmidt, Frau Ingenieur Bart, Herrn Direktor
Dr. Wulckow, Herrn Michael Fürth.
c. Speiſen und Getränke
wurden weiter angemeldet von Herrn Bäcker Ferdinand Brückner,
Brauerei Ensling, Herrn Hofmetzger J. Poth, Herren H. und S.
Bodenheimer labgeliefert), Frau Dr. Brühl, Frau Kommerzienrat
Marie Merck labgeliefert, Herrn Bäcker Anton Hiſſerich.
Darmſtadt, 3. Februar 1886.
Das Komite.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 5. Februar.
Deutſches Reich. Die Ausſchüſſe des Bundesrats für das Zoll=
und Steuerweſen, für Handel, Verkehr und Juſtizweſen berieten am
1. und 2. d. M. in längeren als dreiſtündigen Sitzungen über den
Branntweinmonopol=Entwurf. Wie verlautet, ſollen mehrere Staa=
ten
, darunter Bayern und Württemberg, Abänderungsanträge ge=
ſtellt
haben. Am 3. wurden die Beratungen fortgeſetzt. - Die
Generaldebatte der Bundesratsausſchüſſe über die Branntwein=
monopol
=Vorlage wird vorausſichtlich noch in dieſer Woche zu Ende
geführt werden. Die Ausſchüſſe dürften alsdann ſofort an die Vor=
beratung
des preußiſchen Antrages, betreffend die Verlängerung des
Sozialiſtengeſetzes auf 5 Jahre, gehen. Ob die weiteren Beratungen
des Monopol=Entwurfes und des genannten Antrages im Bundes=
rate
eine derartige raſche Förderung erfahren werden, daß die bei=
den
Vorlagen dem Reichstage noch im Laufe dieſes Monats zugehen
können, iſt vorerſt zu bezweifeln.
Auf der Tagesordnung der Sitzung des Reichstags vom 3. d.
ſtand die Beratung des Geſetzentwurfs, betr. die Unfall= und Kran=
kenverſicherung
der in den landwirtſchaftlichen und forſtwirtſchaft=
lichen
Betrieben beſchäftigten Perſonen. Staatsſekretär v. Boetticher
erklärte ſich mit der Kommiſſionsberatung einverſtanden und ſprach
ſeine Geneigtheit aus, jedem Vorſchlage beizutreten, der darauf ge=
richtet
ſei, eine Verbeſſerung des Entwurfs herbeizuführen. Der
Geſetzentwurf wurde an die ſechſte Kommiſſion verwieſen. - Für
den 4. d. ſteht die Beamtenunfallverſicherung zur Tagesordnung.
In der Sitzung des preußiſchen Abgeordnetenhauſes vom o. d.
wurde über den Etat der Verwaltung, direkte Steuern, beraten.
Meyer (Arnswalde) plaidiert für die Rückkehr zu dem Prinzip, ſich
auf eigene Einnahmen, ohne Bittgang beim Reich, zu ſtützen und
zwar durch eine Reform der direkten Einkommen=Klaſſenſteuer.
Abg. Rickert meint, die Linke wäre nicht Gegnerin der Kapital=
rentenſteuer
an ſich, ſondern nur des vorgelegten Entwurfs. Es
ſcheine, die Regierung habe eine Reform der direkten Steuern auf=
gegeben
. Der Finanzminiſter erinnert an die von ihm gemachte be=
zügliche
Vorlage, welche der vom Hauſe früher beſchloſſenen Reſo=
lution
Punkt für Vunkt entſprochen und worauf die Regierung eine
volle Abſage erhalten habe. Die Regierung werde eine ſolche Vor=
lage
in dieſer Seſſion nicht wieder einbringen. Die Kapitalrenten=
ſteuer
war ein Erfordernis für die Steuerreform, ſolange die Grund=
und Gebäudeſteuer aufrechterhalten wurde. Sie verlor den Charak=
ter
eines Komplements, nachdem die ganze oder teilweiſe Aufhebung
derſelben in Ausſicht genommen war. Deshalb ſei von einer wie=
derholten
Vorlage abgeſehen. Abg. Meyer GBreslau) will getrennte
Budgets für das Reich, den Staat und die Gemeinden, ſowie ſtärkere
Heranziehung des fundierten Eigentums unter Entlaſtung des un=
fundierten
Beſitzes. Im weiteren Verlaufe der Debatte betonte
Abg. Rickert, der Regierung dürfe das Branntweinmonopol nicht
bewilligt werden. Der Finanzminiſter hofft, der Reichstag werde
das neue Projekt, ſür deſſen Erträgniſſe die Regierung ihr Pro=
gramm
entwickelt habe, wohl bewilligen. Die Regierung habe mit

25
dieſem Programm keine unerfüllbaren Verſprechungen gemacht.
Die Einnahmen und Ausgaben des Titels direkte Steuern werden
unverändert bewilligt.
Die Auswanderung der Oppoſitionsparteien am Schluſſe der
Polenverhaudlungen des preußiſchen Abgeordnetenhauſes wird in
der Preſſe aller Parteien noch immer ziemlich lebhaft erörtert und
die Urteile über dieſe unerwartete Demonſtration lauten überwie=
gend
abſprechend. Auch der dem Auszuge der Oppoſition vorher=
gegangene
Geſchäftsordnungsſtreit erfährt noch lebhafte Kommen=
tare
; eine Wiederholung desſelben infolge des von der Zentrums=
partei
im Abgeordnetenhauſe eingebrachten Antrages auf präziſere

haſſung des vielgenannten 8 27 der Geſchäftsordnung iſt ſehr wahr=
cheinlich
. Eingehend erörtert wird in der Tagespreſſe ferner die

kirchenpolitiſche Vorlage, die zunächſt dem Herrenhauſe zugehen ſoll,
wie es heißt, ſchon in nächſter Woche. Die Germania hatte be=
hauptet
, daß der Papſt mit der Vorlage ſehr unzufrieden ſei und
daß in den vatikaniſchen Kreiſen die peſſimiſtiſche Stimmung gegen
Preußen überhand nehme. Was von dieſer Meldung zu halten iſt,
geht ſchon aus der Thatſache hervor, daß Papſt Leo XIII. den
Biſchof Dr. Kopp von Fulda anläßlich ſeiner Berufung in das
preußiſche Herrenhaus beglückwünſcht hat; Dr. Kopp iſt behufs
Teilnahme an den parlamentariſchen Sitzungen bereits in Berlin
eingetroffen und hat ſich auch beim Kaiſer gemeldet. Um Uebrigen
wird die Annahme, als ſei die neue kirchenpolitiſche Vorlage als
Abſchlagszahlung für die Unterſtützung der Branntweinmonopol=
vorlage
im Reichstage durch das Centrum zu betrachten, von der
Nordd. Allg. 3tg. in ſcharfer Weiſe zurückgewieſen.
Die Vermählung des Prinzen Wilhelm von Württemberg mit
der. Prinzeſſin Charlotte von Schaumburg=Lippe findet kurz nach
Oſtern im fürſtlichen Schloſſe in Bückeburg ſtatt.
Die Nachrichten von Unterhandlungen der Verwaltung der
Kabinetskaſſe des Königs Ludwig von Bayern mit der Wiener
Anglobank und der baheriſchen Wechſel= und Hypothekenbank zur
Herbeiführung geordneter Vermögensverhältniſſe des Königs wird
von München aus als vollkommen unbegründet erklärt. Auf welche
Weiſe nunmehr ein Arrangement mit den Hauptgläubigern der
Kabinettskaſſe getroffen werden ſoll, entzteht ſich noch der Beurtei=
lung
, doch wird der Geheimerat Klug, welcher die Leitung der Hof=
und Kabinetskaſſe übernommen hat, bei ſeinen Verſuchen, die finan=
ziellen
Angelegenheiten des Königs Ludwig in Ordnung zu bringen,
die Unterſtützung eines angeſehenen Finanzinſtituts ſchwerlich ent=
behren
können.
Rrankreich. Der Kriegsminiſter ordnete am 3. d. M. weitere
Verlegungen von Kavallerie=Regimentern an. Patrimonio wurde
zum Miniſterreſidenten Frankreichs in Cettinje ernannt.
Der
Plan einer allgemeinen Ausſtellung im Jahre 1889 auf Grundlage
der Mitwirkung einer Garantiegeſellſchaft iſt feſtgeſtellt. Von dem
auf 40 Millionen bemeſſenen Garanliekapital werden 20 von dieſer
Geſellſchaft, 12 vom Staat, 8 von der Stadt Paris beigeſteuert.
Engkand. Die Königin genehmigte folgende Ernennungen:
Gladſtone erſter Lord des Schatzamts, Herſchell Lordkanzler, Spencer
Präſident des geheimen Rats. Childers Inneres, Roſeberry Aus=
wärtiges
, Granville Kolonialminiſter, Kimberley Indien, Banner=
mar
Kriegsminiſter, Harcourt Schatzkanzler, Ripon Marineminiſter,
Chamberlain Präſident des Lokalregierungskomites, Trevelhan Se=
kretär
von Schottland, Mundella Handelsminiſter, John Montley
Sekretär von Irland, Charles Ruſſel Staatsanwalt. Goſchen hatte
den Eintritt in das neue Kabinet wiederholt abgelehnt.
Rußland. Der Fürſt von Montenegro iſt am 3. abends in
Petersburg eingetroffen. Der Fürſt, deſſen Aufenthalt daſelbſt un=
gefähr
. 8. Tage währen wird, nimmt im Winterpalaſt Abſteigequartier.
Rumänien. Der König empfing am 3. die Delegierten zu den
Friedensverhandlungen. Die erſte Sitzung derſelben findet am 4.
im Gebäude des Finanzminiſteriums ſtatt.
Griechenland. Die griechiſche Antwort auf die letzte Geſamt=
erklärung
der Mächte iſt in der ſchroffſten Form abgefaßt und be=
kundet
, daß die griechiſche Regierung ſich durchaus der Uneinigkeit
der Mächte der griechiſchen Haltung und Forderung gegenüber be=
wußt
iſt. Die Antwort erklärt, daß die Regierung Kenntniß von
der Erklärung der Mächte genommen habe, daß ſie es aber für
überflüſſig halte, ihre Anſichten über dieſe Frage nochmals darzu= ſ
legen, da ſie dieſelben ja ſchon früher den Großmächten dargelegt
habe. Die griechiſche Regierung müſſe jede Verantwortung für die
Folgen ablehnen, die aus einer etwanigen Verwicklung entſtehen
könnten. Keinenfalls glaubt ſie verheimlichen zu dürfen, daß ſie
eine jede Verhinderung der freien Verfügung über ihre Seekräfte
als unverträglich mit der Unabhängigkeit des Staates und den
Rechten der Krone ſowie zu gleicher Zeit als die öffentlichen In=
tereſſen
des griechiſchen Volkes ſchädigend betrachten müſſe.
Türkei. Ueber den Inhalt des jetzt endlich zwiſchen dem
Fürſten Alexander und der Pforte zuſtande gekommenen, noch der
Genehmigung der Mächte unterliegenden Abkommens erfährt die
K. Z. aus zuverläſſiger Quelle folgendes: Der Fürſt wird Ge=
neralgouverneur
von Oſtrumelien auf fünf Jahre, jedoch mit jedes=
maliger
ſtillſchweigender Verlängerung auf weitere gleiche Zeit,
falls nicht die Mächte rechtzeitig widerſprechen. Die mohamedaniſch=

[ ][  ][ ]

ulgariſchen Pomakendörfer des Rhodopebezirks werden an die
Cürkei abgetreten. Burgas wird im Abkommen nicht erwähnt.
Eine türkiſch=bulgariſche Kommiſſion ſoll alle Fragen der künftigen
nneren Organiſation, der Zolleinrichtung, des Lributs und des
beeres innerhalb vier Monate regeln.
Bei Mitteilung des türkiſch=bulgariſchen Uebereinkommens regte
ie Pforte zugleich eine Konferenz der Mächte zur Ratiſikation
esſelben an.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. Februar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben der Ernen=
ung
des Ingenieurs Heinrich Mülwert aus Glattfelden zum
Betriebskontrolleur bei der Heſſiſchen Ludwigs=Eiſenbahn= Geſell=
chaft
die landesherrliche Beſtätigung erteilt, ſowie den Gerichts=
ſſeſſor
Otto Schwarz zu Mainz zum Notar mit dem Amtsſitze
zu Worms ernannt.
Der Gerichtsacceſſiſt Auguſt Rach aus Groß=Steinheim
vurde zum Regierungsaſſeſſor ernannt.
Zweite Kammer der Stände. Sitzung von Mittwoch,
den 3. Februar. Zur Beratung ſtanden:
1. Die Anforderung Großh. Regierung im Hauptvoranſchlag
der Staatseinnahmen und Ausgaben für die Jahre 188588 unter
Kapitel 119 Centralbauweſen im Reſſort der Sektion für innere
Verwaltungir zu Titel 2 Errichtung eines chemiſchen Laborato=
jums
für die Landesuniverſität in Gießen
im Betrage von
40000 M. und die Vorlage Großh. Miniſteriums des Innern und
der Juſtiz und Großh. Miniſteriums der Finanzen, die Aufnahme
von 34200 M. für den Bau einer Dienſtwohnung des Direktors
des chemiſchen Laboratoriums an der Landesuniverſität in das Staas=
budget
pro 1885188, Kapitel 119, Titel 2 betreffend.:
Es erfolgte einſtimmig Annahme des Ausſchuß=Antrags dahin,
gehend: 213600 M. zur Errichtung eines chemiſchen Laboratoriums
enſchließlich der in demſelben unterzubringenden Direktorwohnung
und der Beſchaffung des geeigneten Bauplatzes unter der Beſchrän=
kung
zu verwilligen, daß Erſparniſſe, welche bei der Vergebung der
Arbeiten durch Abgebote an den Voranſchlägen erzielt werden, nur
inſoweit zur Verwendung kommen dürfen, als ſie zur Deckung von
Aufgeboten über die Voranſchläge, zur Beſchaffung eines geeigneten
Bauzlatzes oder zu Fundamentierungsarbeiten notwendig ſind.
2. Die Vorlage Großh. Miniſteriums des Innern und der
Juſtig und Großh. Miniſteriums der Finanzen, die Errichtung neuer
Gebäude für die medieiniſche Klinik, für das pathologiſch= anato=
miſche
Inſtitut und für die gynäkologiſche Klinik nebſt Entbindungs=
anſtalt
, ſowie die Einrichtung des ſeither als Entbindungsanſtalt
benutzten Gebäudes für die Zwecke des phyſiologiſchen Inſtituts an
der Landesuniverſität betr.
Hierüber entſpann ſich eine längere Debatte, nach welcher der
Ausſchußantrag mit allen gegen 2 Stimmen angenommen wurde.
Derſelbe lautet:
Wir beantragen: 1) behufs Errichtung neuer Gebäude für die
mediciniſche Klinik, für das pathologiſch=anatomiſche Inſtitut und
für die gynäkologiſche Klinik nebſt Entbindungs=Anſtalt, ferner zur
ſEinrichtung des ſeither als Entbindungs=Anſtalt benutzten Gebäudes
für die Zwecke des phyſiologiſchen Inſtituts an der Landesuniver=
ſität
Gießen, ſowie zur Beſtreitung der Koſten der zu dieſen Ge=
bäuden
erforderlichen Anlagen ꝛc. und der Koſten der inneren Aus=
ſtattung
derſelben der Großh. Regierung nach Abſtrich von der an=
geforderten
Summe von 1441800 M., der Beträge von 54 400 M.
für Zinſen während der Bauzeit und von 171 400 M. für Koſten
für Einführung der Dampfluftheizung und zugehörigen Ventilation
in der mediciniſchen und ghnäkologiſchen Klinik mit Dampfkeſſel
und Dampfmaſchine und nach weiterem Abſtrich an der Reſtſumme
von 10 Procent, ſomit den Betrag von 1094600 M. als Pauſch=
ſumme
mit der Beſchränkung zur Dispoſition zu ſtellen, daß Er=
ſparniſſe
, welche bei der Vergebung der Arbeiten durch Abgebote
an den Voranſchlägen erzielt werden, nur inſoweit zur Verwendung
kommen dürfen, als ſie zur Deckung von Aufgeboten über die Vor=
anſchläge
oder zu Fundamentierungsarbeiten notwendig ſind;
2) unter der gleichen Beſchränkung zur Beſtreitung der Koſten der
Einrichtung der Heizung mit Ventilation in der mediciniſchen und
der gynäkologiſchen Klinik 154260 M. im Höchſtbetrag mit der Be=
ſtimmung
zu verwilligen, daß Erſparniſſe an dieſem Betrag nicht
der unter Poſ. 1 zur Dispoſition geſtellten Summe zugewendet
werden dürfen; 3) die Zuſtimmung dazu zu erteilen, daß die er=
forderlichen
Mittel zur Deckung der unter 1 und 2 enthaltenen Ver=
willigungen
im Wege des Staatskredits durch Aufnahme eine=
höchſtens
4 Prozent verzinslichen Anlehens flüſſig gemacht werden;
4) Großh. Regierung zu ermächtigen, die Zinſen von den im
Wege des Staatskredits flüſſig gemachten Kapitalien während der
Bauzeit aus den vorhandenen Ueberſchüſſen der Hauptſtaatskaſſe
zu decken; 5) ſich damit einverſtanden zu erklären, daß die Tilg=
ung
des aufgenommen werdenden Kapitals in der Art erfolgt, daß
die jeweilig durch den Hauptvoranſchlag der Staats=Einnahmen
und Ausgaben dazu beſtimmt werdenden Mittel zum Ankauf einer

entſprechenden Anzahl von Schuldverſchreibungen verwendet werden,
und daß dem Staate - nicht aber auch den Inhabern der Schuld=
verſchreibungen
- das Recht vorbehalten bleibt, die ausgegebenen
Schuldverſchreibungen auch zur Einlöſung mittelſt Baarzahlung
des Nominalbetrags der Kapitalien zu kündigen; 6) die Zuſtim=
mung
dazu zu erteilen, daß die Summe von 6200 M., welche von
dem in der Finanzperiode 1882-85 für verſchiedene Umbauten in
der dermaligen Entbindungsanſtalt vorgeſehenen Betrag von
10 330 M. noch diesponibel iſt, für die Koſten der Einrichtung der
dermaligen Entbindungsanſtalt für die Zwecke des phyſiologiſchen
Inſtituts Verwendung finden.
3. Die Anträge des Abgeordneten Schade und Genoſſen, betr.:
1) Großh. Regierung zu erſuchen, die Beſtimmung in der Verord=
nung
vom 3. Auguſt 1874 in 85 Ver. 18, wonach die Tagegebühren
und Transportkoſten der Kreisſchulinſpektoren aus der Kreiskaſſe zu
zahlen ſind, aufzuheben und dieſe Gebühren und Koſten auf die
Staatskaſſe zu übernehmen, 2) hohe Kammer wolle beſchließen,
Großh. Regierung um Vorlage eines Geſetzentwurfs zu erſuchen,
zwecks Abänderung des Artikels 84 des Volksſchulgeſetzes, dahin
gehend, daß die Reiſekoſten und Tagegebühren des Kreisſchulinſpek=
tors
und der übrigen Mitglieder der Kreisſchulkommiſſion aus der
Staatskaſſe bezahlt werden.
Nach ſtattgehabter Debatte ſtellt der Präſident folgende Fragen:
1) Will die Kammer die Großh. Regierung erſuchen, einen Geſetz=
entwurf
vorzulegen, nach welchem Art. 84 des Schulgeſetzes dahin
abgeändert wird, daß die Transportkoſten und Tagegebühren der
Schulinſpektoren und der Vorſitzenden der Kreisſchulkommiſſionen
von der Staatskaſſe getragen werden, vorbehältlich weiterer Ab=
ſtimmung
über die Frage, ob ſtatt der Worte der Vorſitzenden der
Kreisſchulkommiſſionen' geſetzt werden ſolle: der übrigen Mitglie=
der
der Kreisſchulkommiſſionen?
wird bejaht mit allen gegen
3 Stimmen.
2) Will die Kammer an Stelle der Worte ,der Vorſitzenden der
Kreisſchulkommiſſionen: die Worte ſetzen: der übrigen Mitglieder
der Kreisſchulkommiſſionen'?
wird verneint mit allen gegen
9 Stimmen.
Die Fortſetzung der Beratung von Poſ. 1V der Tagesordnung
wurde auf die Donnerstag=Sitzung verlegt. Nach verſchiedenen ge=
ſchäftlichen
Mitteilungen ſchloß der Präſident die Sitzung.
Zweite Kammer der Stände. Sitzung vom 4. Februar.
Nach der Verkündigung neuer Einläufe und der Verleſung der
Interpellationen der Abgeordneten Frhr. v. Rabenau und Muth.
welche Stellung die Regierung gegenüber dem Branntweinmonopol
zu nehmen gedenke, erfolgte die Fortſetzung der Beratung über die
Anträge: a. der Abgeordneten Ohly und Wolfskehl, die Kammer
wolle beſchließen, die Vorſchule für das Gymnaſium zu Darmſtadt
mit dieſer Anſtalt zu vereinigen und die entſtehenden Koſten auf
den Staat zu übernehmen; b. des Abgeordneten Metz (Gießen), die
Kammer wolle die Großh. Regierung erſuchen, die in Gießen that=
ſächlich
in Verbindung mit dem Gymnaſium beſtehende Vorſchule
dauernd mit dem Gymnaſium zu vereinigen und die hierzu erfor=
derlichen
Mittel in das Budget einzuſtellen; o. des Abgeordneten
Reinhart, in Anſchluß an die von den Abeordneten Metz (Gießen),
Ohly und Wolfskehl geſtellten Anträge wolle die zweite hohe
Kammer die prinzielle Uebernahme der Vorſchule der Gymnaſium
auf Staatskoſten beſchließen.
Es ſprachen die Abg. Friedrich und Ohly; ein inzwiſchen ge=
ſtellter
Antrag auf Schluß der Debatte wird mit großer Majorität
angenommen. Der Präſident bemerkt, daß noch 12 eingeſchriebene
Redner zum Worte zu gelangen haben. Es ſprechen die Abgg.
Wolz, Reinhart, Metz (Darmſtadt, Heinzerling und Ulrich, worauf
Geh. Oberſchulrat Becker das Wort ergriff. Da hiermit die De=
batte
wieder eröffnet erſchien beſchließt die Kammer auf Antrag
des Abg. Schröder und Genoſſen wiederholt deren Schluß und ge=
langen
dann noch zum Wort die Abgg. Tecklenburg, Ellenberger,
Oſann, Arnold, Waſſerburg., Möhn, von Wedekind und
Jöſt; der Berichterſtatter verzichtet aufs Wort. Die Abgeord=
neten
Schröder, Ulrich und Ohly machen perſönliche Bemerkungen.
Abg. Kredel beſchränkt für ſich und die Mitunterzeichner ſeinen
geſtern geſtellten Antrag auf namentliche Abſtimmung auf die prin=
zipielle
Frage der Uebernahme der Vorſchule auf den Staat. Ueber
die Abſtimmungsweiſe entſpinnt ſich noch eine kurze Debatte,
worauf die vom Präſidenten geſtellten Fragen wie folgt beant=
wortet
werden:
Frage 1. Will die Kammer, gemäß des Antrags des Abg.
Reinhart, die prinzipielle Uebernahme der Vorſchule der Gymnaſien
Die Frage wird mit 35 gegen 12
auf Staatskoſten beſchließen?
Stimmen in nan entlicher Abſtimmung verneint.
Frage 2.Lzill die Kammer dem Antrage des Ausſchuſſes ge=
mäß
, die Großh. Regierung ermächtigen, die zu Darmſtadt, Gießen,
Worms und Bensheim beſtehenden Vorſchulen als organiſch mit
den Gymnaſien verbundene Staatsanſtalten zu übernehmen - wird
verneint mit 29 gegen 18 Stimmen. Mit Verkündigung der Tages=
ordnung
für Freitag ſchließt die Sitzung.
Wir machen darauf aufmerkſam, daß der hieſige Verein
der nationalliberalen Partei auf künftigen Montag, den 8.
66

[ ][  ]

ds. abends 84 Uhr im Ritſert'ſchen Caale (Schützenhof) eine Ver=
einsverſammlung
anberaumt hat, für welche Herr Handels=
kammerſekretär
Schloßmacher von Offenbach einen Vortrag über
das Branntweinmonopol zuzuſagen die Freundlichkeit hatte.
Bei dem großen und berechtigten Intereſſen, welches dieſe zur Zeit
im Vordergrunde der öffentlichen Diskuſſion ſtehende Frage überall
erregt, wird eine Darſtellung derſelben von Seiten eines ſachkun=
digen
, auf dem volkswirtſchaftlichen Gebiete wohl bewanderten
Mannes gewiß auch für weitere Kreiſe ſehr willkommen ſein. Wir
bemerken noch, daß der Zutritt zu der Verſammlung außer den
Mitgliedern des Vereins auch allen Freunden und Geſinnungsge=
noſſen
der nationalliberalen Partei geſtattet iſt.
Im Mathilden=Landkrankenhaus wurden im Monat
Januar 102 Kranke mit 2379 Pflegetagen ärztlich behandelt und
verpflegt.
- Aus dem Nachlaß des verſtorbenen Herrn Kommerzienrat
Karl Merck wurde dem Armen=Verein hier die Summe von
4000 M. als Geſchenk überwieſen.
In der am Mittwoch im Saalbau ſtattgehabten Vorſtands=
ſitzung
des Kunſtvereins wurde Herr Geh. Oberſteuerrat Hahn
einſtimmig zum Präſidenten gewählt, nachdem Herr Geh. Staatsrat
Hallwachs die zuerſt auf ihn gefallene Wahl dankend abge=

lehnt hatte.
Der Handelsverein ſprach ſich in ſeiner letzten Sitzung
gegen das Branntweinmonopol aus.
2 Im Monat Januar l. J. haben 769 Milchreviſionen durch
die Schutzmannſchaft ſtattgefunden. - Am Mittwoch vormittag iſt
einem Knecht der Bierbrauerei Ritſert eine ſilberne Chlinderuhr aus
ſeiner Schlafkammer entwendet worden. Gegen verſchiedene Fort=
bildungsſchüler
iſt wegen Ruheſtörung in der Stiftſtraße Anzeige
erhoben worden. - Bei einem Metzgermeiſter an dem Woogsplatz
ſchwindelte am Mittwoch abend ein unbekanntes Frauenzimmer
unter dem Vorgeben, ſie ſei das Kindermädchen des Bierbrauerei=
beſitzers
F. dahier, auf den Namen des Letzteren 3 Pfund Ochſen=
fleiſch
ſowie 1 Pfund Leberwurſt aus.
Einem Ingenieur wurde
in einer Reſtauration ein wertvoller Elfenbeinſtock geſtohlen.
Ein Tapezierlehrling, welcher ſeinem Vater 30 M. geſtohlen halte
und mit dem Geld flüchtig gegangen war, iſt durch die Schutzmann=
ſchaft
in Worms verhaftet worden. Mittwoch Nacht iſt der an

der Ecke der Wiener= und Nieder=Ramſtädterſtraße ſtehende Pfahl
mit der Straßenbezeichnung Wienerſtraße; aus der Erde geriſſen
und das Schild demoliert worden.-Wegen Bettelns wurden am
Mittwoch ſechs Perſonen feſtgenommen.
In geſtriger Sitzung der 2. Kammer kamen auch verſchie=
dene
Angaben der ſ. 3. ausgewieſenen Mathilde Höppner zur
Verleſung. Dieſelbe beſchwert ſich wegen verweigerter Rechts=
hilfe
ꝛc. Die Angelegenheit ſteht auf der Tagesordnung der heuti=
gen
Kammerſitzung
Berlin, 3. Februar. S. M. der Kaiſer hat für das Heim
für deutſche Erzieherinnen in Paris die Summe von 10000 M.
an den Schatzmeiſter des Komites, Herrn von Hanſemann, geſandt.

Tageskalender.
Freitag 5. Februar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins Darm=
ſtadts
in der Brauerei Diſchinger (Textor).

Staats=Papiere.
48 Deutſche Reichsanleihe
4⁄₁₀ Preuß. Conſols
49⁄₈ Naſſ. Oblig.
4o Bahr.

Kursbericht der Frankfurter Börſe vom 4. Februar 1886.
Mitgeteilt von Hermann Reichenbach, Rheinſtraße 23.

In Proc.
In Proc. 4⁄₁ Schweiz. Berner v. 1880 16480
105,10 10⁄₀ Türk. Convert. Oblig.
14,70
6520
105,10 4⁄₁₀ Cgypt. Unif. Oblig.

40 Sächſ.
4½¹⁄₈₀ Württ.,
440⁄₈
4½

v. 1877
1878170
1875, 80,
81, 82
1885

H⁄.
Hoſ=
H⁷⁄₈

kr.

10245
104,70

4½
4⁄₈ Bad.
4l₀ Heſſ

4½ Culturrente
4⁄₁₀ Oeſt. Goldrente
44½ Silberrente
4½¹⁄₈
Papierrente
4°. Ung. Goldrente
500er u. 100er Goldrente
5⁄₈ Ung. Papierrente
. E. B. Oſtbahn
o Ital. Rente
1000der
3½⁄. Ital. Rente
6⁸⁄₈ Rum. Obligationen,
50 Amort. Rente
kt.
60⁄₈ Ruſſ. Goldanleihe

Oblig. v. 1862
7172,73

77er

Holo Orient. I. Em.
Heſ.
II.
4⁄₁₀ Oblig. von 1880
5o⁄₈ Serb. Goldrente
59 St=Eiſenb. Hyp.
5¾
B.
4⁄₁₀ Schwed. Obligationen
4⁄₁₀ Norweger Obligationen
42 Spaniſche Ausl. Anl.

10350

105,
10515
104,40
104,20
104,15
91,
6795
6775
81,10
82,40
75.40
10225
98.-
9795
6445
105,
93,70
9370
11125
9805
98,15
98.
98
6130
61,
84,80
81,70
81,10
80,10
101,70
101 35
5580

Bank=Aktien.
12960
Deutſche Reichsbank
Darmſtädter Bank
135
15320
Deutſche Bank
Disconto Commandit
19850
93,80
Mitteld. Credit=Bank
Oeſter. Credit=Bank
239¾

Süddeutſche Bank
88,
Wiener Bankverein
Juländiſche Eiſenbahn=Aktien.
Heſſ. Ludwigsbahn
9930
Ludwigshafen Berbacher
21525
Marienburg Mlawka
5460
Werra Bahn
85,30
Ausländiſche Eiſenbahn=Aktien
per Stück in fl. v. W.

Albrecht
Alföld=Fiume
Buſchtehrader Bahn
Dux Bodenbacher
Galiz. Carl=Ludwig
Oeſter. Ungar. Staatsbahn 212
Oeſter. Süd. Lombard.
Nordweſtbahn

B.
Ungar. Galizier

Gotthardbahn
Schweizer Centralbahn.
Nordoſtbahn.
Ruſſiſche Südweſtbahn
Italieniſche Mittelmeerbahn 1128.
Weſtſicilianiſche

Eiſenbahn=Obligationen.
Inländiſche: In Proc.
50⁄₀ H. Ludwigsb. v. 185578 101,80
4o⁄₀ convertirte von 1868169 103,
4
10230
1874

40⁄₀
186365 101,80

4⁄₈
1881
103,20
4⁄₈ Pfälz. Ludwig=Berbach. 10360
4½ Nordbahn
103, 25
Ausländiſche:
50⁄₀ Albrecht Gold
805l
5%⁄₁₀ Alföld.=Fiumaner
4⁄₀ ſteuerpfl. Eliſabeth Gold 9345
4oo ſteuerfreie
100,15
40⁄₁₀ Franz=Joſeph
75 95
5⁶⁄₁₀ Oeſterr. Güd=Lombard. 106,30
96,
40
80⁄₈
63,90
5o⁄o Oeſter.=Ungar. Staatsb. 106 8l.

49¾
149¾
153¾
241
176¾
106,
136)
131,

In Proc.
10750
86,60
54.
6780
84,

4 do.
30⁄₈ do. I.-VIII. Em.
80⁄₈
do.
1X. Em.
30 do.
A. Em.
30⁄₁₀ Ergänzungsnetz
40⁄₁₀ Prag=Duxer
30⁄₁₀ Raab=Oedenburger
40⁄₁₀ Rudolf=Salzkammergul
50⁄₀ Ungar.=Galiziſch=
40₁₀ Voralberger
49⁄₁₀ Berner Jura ſſtaatl. gar.)
50⁄₁₀ Gotthard IV. Serie
40⁄₈
3o⁄₁₀ Große Ruſſ. Eiſenbahn
4%⁄₁₀ Ruſſ. Südweſt=Oblig
90⁄₀ Livorneſer
50o Toscaner
Pfaudbriefe.
40⁄₈ Frankf. Hypothekenbank
49
Hpp. Credit=Ver
49⁄₀ Südd. Boden=Credit
40⁄₁₀ Schwediſche Pfandbriefe

100 30
8155
7880
70.
78.6,
9660.
6950
989
80 2:
7395
102,6.
106, 40
101, 90
75 2
87,
65,70
103,70
101,80
10050
102,10
99 90

Verzinsliche Aulehens=Looſe.
In Proc.
34⁄₁₀ Cöln=Mindener Looſe 12880

1342)
49₁₀ Bayeriſche
4%⁄₁₀ Badiſche
134,70
49⁄₈ Meininger Prämien=Pfb. 11860
3%⁄₁₀ Oldenburger.
130
4o⁄₁₀ Oeſter. 1854er
111,50
1860er
11755
50
95,60
40⁄₁₀ Raab=Grazer
Unverzinsliche Looſe.
9730
Braunſchweiger
Kurheſſiſche
200
Oeſter 1864er
300 8(
1858er

21850
Ungariſche
5160
Finnländer
2980
Ansbacher
2450.
Augsburger
39,50
Bukareſte:

Freiburger krs. 15 Looſe
15770
Mailänder Frs. 10 Looſe
43,70
frs. 45 Looſe

2450
Meiningen fl. 7 Looſe
Neuſchateler
69,60
Schwediſch=
2385
Venezianer
Provinzial= und Kommunal=
Obligationen.

4⁄₁₀ Stadt Darmſtadt
Mainz von 1883 102,70
4½l

42⁄₈
44⁵₈
4⁵⁄₀

Offenbach
Worms
Gold=Kurs.

1884

102,70
10310
102

Ruſſiſche Imperiales
20 Franken=Stücke
Engliſche Sovereigns
Dollars in Gold

M. Pf.
16 70
16 17
20 30
4 17

Druck und Verlag: L. C. Wittichche Hofbuchdruckerei.- Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.