Darmstädter Tagblatt 1886


07. Januar 1886

[  ][ ]

149.

149.
Jllhrgang.

94
CVLUVUAIL
REGTIUII

Abchnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
ullen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal indl. Poſlauſichlag.

(Irag= und Anzeigeblatk.
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommen inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annonen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

N.

Bekanntmachung.
In dem Genoſſenſchaftsregiſter des:
unterzeichneten Gerichts wurde folgender
Eintrag vollzogen:
Georg Ruſchkau und Friedrich Olff
ſind aus dem Vorſtand des Gewerbehalle=
Vereins ausgetreten und beſteht derſelbe
dermalen aus:
Chriſtoph Schmidt, Schreinermeiſter,
erſter Geſchäftsführer,
Paul Lochhaas, Schreinermeiſter,
zweiter Geſchäftsführer,
Philipp Baumbach, Drehermeiſter,
Kaſſier.
Darmſtadt, den 30. Dezember 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[33
Weller.
Bartha.
Bekanntmachung.
In dem Genoſſenſchaftsregiſter des un=
terzeichneten
Gerichts wurde folgender Ein=
trag
vollzogen:
Die Vereins=Dampfmolkerei Darmſtadt
hat ſich zum Zweck der Erlangung der
Rechte einer eingetragenen Genoſſenſchaft
nach dem Genoſſenſchaftsgeſetz vom 4. Juli
1868 und der Großh. Heſſ. Verordnung
vom 20. Mai 1870 unter der Firma:
Vereins=Dampfmolkerei Darmſtadt, ein=
getragene
Genoſſenſchaft zu Darmſtadt
ausweislich des übergebenen Geſellſchafts=
vertrags
vom 12. Dezember 1885 zum
Zweck Verwerthung der von den Theil=
nehmern
einzuliefernden Milch auf ge=
meinſchaftliche
Rechnung und Gefahr mit
dem Sitz zu Darmſtadt conſtituirt.
Die Mitgliederzahl der Genoſſenſchaft
iſt unbeſchränkt, ſie ſelbſt auf unbeſtimmte
Zeit gegründet.
Der Vorſtand beſteht zur Zeit aus
den Herren Wilhelm Hildebrand I von
der Hahnmühle bei Pfungſtadt als Direk=
tor
, Philipp Adam von Nieder=Modau
als Stellvertreter und Philipp Roßmann II
von da als Beiſitzer.

Donnerstag den 7. Januar.

Die die Genoſſenſchaft verpflichtenden
Documente erfolgen unter deſſen Firma
und die Zeichnung für dieſelbe iſt nur
dann rechtsverbindlich, wenn ſie von min=
deſtens
zwei Vorſtandsmitgliedern ge=
ſchehen
iſt.
Alle Bekanntmachungen und Erlaſſe
in Genoſſenſchaftsangelegenheiten ergehen
unter der Firma der Genoſſenſchaft und
werden in dem Organ der landwirthſchaft=
lichen
Genoſſenſchaften der Fortſchritt=
veröffentlicht
.
Die Genoſſenſchaft zählt dermalen 24
Mitglieder.
Die Namen der Mitglieder können
bei unterzeichnetem Gericht eingeſehen
werden.
Darmſtadt, den 24. Dezember 1885.
Großherzogl. Amtsgericht Darmſtadt I.
[139
Weller.
Bartha.
Bekanntmachung.
Durch vollſtreckbar gewordene Straf=
befehle
ſind gegen die Nachgenannten die
beibemerkten Strafen ausgeſprochen wor=
den
:
I. Wegen Verkaufs abgerahmter Milch
ohne Bezeichnung als ſolche:
31. Auguſt 1885: Schneider, Heinrich
Ehefrau, zu Ober=Ramſtadt, 40 M.;
25. Sept. 1885: Mager, Heinr., Milch=
händler
zu Darmſtadt, 20 M.;
24. Oet. 1885: Ahl, Peter, Milchver=
käufer
, Sohn des Peter Ahl zu
Zeilhard, 30 M.;
30. Oct. 1885: Lang, Peter, Milchver=
käufer
, Sohn des Peter Lang zu
Wixhauſen, 20 M.
II. Wegen Verkaufs gewäſſerter- Milch:
9. Oct. 1885: Langendorf, Pet., Milch=
verkäufer
in Dienſten bei Johs.
Knell Wwe. zu Gräfenhauſen, 30 M.
20. Oct. 1885: Wolf, Georg, Milch=
verkäufer
zu Groß=Bieberau, 40 M.;
24. Oct. 1885: Körner, Jacob, Milch=
händler
zu Weiterſtadt, 40 M.

1886.

II. Wegen Verkaufs gewäſſerter Butter:
1. Octbr. 1885: Rodenhäuſer, Anna,
Tochter des Georg Rodenhäuſer zu
Weiterſtadt, 20 M.
[135
Großh. Amtsgericht Darmſtadt I.
Bekanntmachung.
In den ſtädtiſchen Lagerhäuſern an den
Bahnhöfen ſind alsbald zu vermiethen:
1) ein Bodenraum von circa 340 Met.
Flächenraum,
2) ein Kellerraum von circa 130 Met.
Flächenraum,
Der unter Ord.=Nr. 1 aufgeführte
Raum eignet ſich vorzugsweiſe zur La=
gerung
von Frucht, Mehl und derglchen.
Reflectanten wollen ſich auf unſerem
Büreau melden.
Darmſtadt, den 6. November 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[11051
Ohly.
Aum Baoken!
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der Edelbestandtheil d. Vanille,
zum Racken u. Kochon fertig verriobon.
Prei von den aufregenden, zuweilen
gogar giftigen Stoffen der Vanille-
Schote, genlgt ein kleiner Lusatz an
Speisen und Getränken, um denselben
g0fort den kräftigsten, verfeinerten
Vanille-Geschmack zu verleihen. Päck-
chen
25 Pfg., Dose mit 10 Päckchen
2 Mk. Eu Bestreuzucker 1 Päckchen
auf ¼ Pfund Lucker.) Mochbücher
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Stadt echt zu haben bei 6g. Liebig ≈ Co.,
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E- zu nerkaufen. Neckarſtraße 19, par=
[12771
terre rechts.
9

[ ][  ][ ]

34

R4

Bekanntmachung.

Betreffend: Das Militär=Erſatz=Geſchäft für 1886, hier die Auf=
ſtellung
der Stammrollen.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß die Anmeldungen der
Militärpflichtigen zur Stammrolle vom 15. Januar bis 1. Februar l. J3. unter
Vorlage der Geburtsſcheine - mit Ausnahme der hier Geborenen - der betreffen=
den
Pflichtigen auf unſerem Büreau entgegengenommen werden.
Zur Anmeldung ſind verpflichtet:
1) alle im Jahre 1866 Geborenen,
2) ebenfalls die im Jahre 1865 und 1864 Geborenen,
3) alle Militärpflichtigen, welche eine endgültige Entſcheidung über ihre Dienſt=
pflicht
durch die Erſatzbehörden noch nicht erhalten, jedoch in Beſſungen ihren
dauernden Aufenthalt haben.
Militärpflichtige, welche zwar hier geboren, jedoch in anderen Kreiſen des
Großherzogthums zur Stammrolle eingetragen ſind, können hier nicht zur Muſterung
zugelaſſen werden.
Bezüglich derjenigen Militärpflichtigen, welche von hier abweſend ſind, liegt
deren Eltern, Vormündern, Lehr=, Brod= oder Fabrikherren die Aumeldung ob.
Schließlich machen wir noch darauf aufmerkſam, daß diejenigen, welche es
unterlaſſen, ſich zur Stammrolle zu melden, mit Geldſtrafe bis zu 30 Mark event.
Haft bis zu 3 Tagen beſtraft werden.
Beſſungen, den 4. Januar 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[36

Schutz=

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107) Neue Kiesſtr. 66 mittl. Stock,
6 Zimmer mit Zubehör per März zu ver=
miethen
. Näheres daſelbſt parterre oder
Soderſtraße 16 im Laden.

145) Roßdörferſtraße 12 iſt
die Beletage mit allem Zubehör ſo=
fort
beziehbar.

16) Graſenſtraße 511. Stock mit
4 Zimmer und Zubehör zu vermiethen.
147) Arheilgerſtr. 54 eine Wohnung
gleich zu beziehen. Gottf. Kemmerzehl.
148) Ober=Ramſtädterſtr. 7 erſter
Stock: 3 heizbare Zimmer, 1 Magdſtüb=
chen
und Zugehör, gleich beziehbar, für
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Stock eine ſchöne Wohnung von 4 Zim=
mer
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ſofort oder ſpäter preiswürdig an ruhige
Bewohner. Näheres Aliceſtr. 23, Par=
terre
, Nachmittags.
12649) Auf 1. April od. früher ſchöne
Wohnung, neu hergerichtet, 6 Zimmer
mit vollſtändigem Zubehör nebſt Waſſer=
leitung
. Auf Wunſch Gartenantheil, wegen
Abreiſe freiwerdend. Näheres durch Herrn
Möbelfabrikanten Glückert, Bleichſtraße.
49) Heidelbergerſtraße 33 iſt eine
Herrſchaftswohnung, circa 12 Zimmer,
Stallung für 6 Pferde, Burſchenzimmer,
Remiſe, ſowie großer Garten mit An=
lagen
per 1. April zu vermiethen.
Näheres Riedeſelftraße 35, 1. Stock.
54) Schloßgartenſtr. 49 eine Man=
ſardewohnung
per 1. März.
55) Müllerſtr. 12 der Parterreſtock
mit allen Bequemlichkeiten per 1. April.

8489) Rheinſtr. 33 ſind zwei möbl.
Zimmer zu vermiethen.
56) Caſinoſtraße ein freundlich möbl.
Zimmer zu verm. Näheres Expedition.
57) Marienplatz 9 iſt ein möblirtes
Zimmer an einen Herrn zu vermiethen.
149) Ernſt=Ludwigsſtr. 16, 3. St.,
ein möblirtes Zimmer mit Koſt.
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potenz
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verzw. Fällen, heilt ſicher in kurzer
Zeit. Proſp. gratis.- F. C. Bauer,
Specialiſt, Baſel=Binningen (Schweig.

[ ][  ][ ]

36

No. 4

Vorträge
über
die erſte Hülfe bei Unglücksfällen in Verbindung mit praktiſchen
Uebungen.
Die Vorträge finden in der Aula der Realſchule um 5 Uhr ſtatt.
Erſter Vortrag Mittwoch den 13. Januar. Herr Oberſtabsarzt Dr. Metzler:
Einleitung, kurze Ueberſicht über den Bau und die Lebensthätigkeit des menſch=
lichen
Körpers.
Zweiter Vortrag Mittwoch den 20. Januar. Fortſetzung und Schluß.
Dritter Vortrag Mittwoch den 27. Januar. Herr Dr. Maurer: Ueber
Verletzungen, Blutungen und vergiftete Wunden.
Vierter Vortrag Mittwoch den 3. Februar. Herr Dr. Arthur Hoffmann:
Ueber Knochenbrüche, Verrenkungen, Verſtauchungen und Verbreunungen.
Fünfter Vortrag Mittwoch den 10. Februar. Herr Dr. Orth I.: Ueber
Erfrierung, Ertrinken, Erſtickung und Bewußtloſigkeit.
Sechſter Vortrag Mittwoch den 17. Februar. Herr Dr. Brückner: Ueber
Vergiftungen.
Die praktiſchen Uebungen beginnen nach dem dritten Vortrag und finden
in dem Alice=Hoſpital Samstags 5 Uhr ſtatt.
Eintrittskarten für ſämmtliche Vorträge und die praktiſchen Uebungen ſind
in der Bergſträßer'ſchen Buchhandlung, Rheinſtraße 6, zu 4 Mk. für eine
Perſon zu haben.
Karten für einzelne Vorträge und Familienkarten werden nicht ausgegeben.
Der Reinertrag iſt für Freibetten im Alice=Hoſpital beſtimmt.

[150
Das Central-Comité
des Alice=Frauenvereins für Kranke upflege.

Verſicherung auf Leibrenten.

Jährliche Rente aus einer Einlage von 100 Mark.
Lebensalter beim
Eintritt:
40 45 50 55 60 65 70 Jahre,
Betragd. Rente Mk. 641 685 140 808 893 1003 116l,
mit Anſpruch auf Dividende,
welche ſeit mehr als 20 Jahren mindeſtens 10-25 pCt. der Rente betragen hat.
Die Einlagen können für jedes Lebensalter und auch mit Rückvergütung
gemacht werden, in welch letzterem Falle ſich die Rente etwas niedriger ſtellt.
Anzahl der Rentenverſicherungen Ende 1884 - 11,877. welche eine jähr=
liche
Rente von 600,700 Mk. beziehen.
Wir machen auf obige Verſicherungsform aufmerkſam, weil es bei dem ge=
ſunkenen
Zinsfuß vielen Perſonen, insbeſondere ſolchen, welche lediglich auf das Er=
trägniß
ihrer Kapitalien angewieſen ſind, von Werth ſein wird, eine Gelegenheit
zu haben, ihr Einkommen weſentlich zu erhöhen.
Die Anſtalt ſchließt auch Verſicherungen auf den Todesfall ab, ebenſo
den verſchiedenſten Verhültniſſen angepaßt, Ausſteuer, Kapitgl= und Mili=
tär
=Verſicherungen.
Die Anſtalt, im Jahre 1855 reorganiſirt, ſteht unter Aufſicht der kal. Staats=
regierung
und hat die ausreichendſten Reſerbe= und Sicherheitsfonds, ſie iſt auf
volle Gegenſeitigkei gegründet, ſo daß aller Gewinn nur den Verſicherten zu
Gute kommt.
[151
Für das Großherzogthum Heſſen und Naſſau:
Hofmannstr. 8.
ſondralaollur Darmstadt
Fr. Ekert.

Madm. Bohny, Lehrinſtitut u. Confection, Kirchſtr. 5,
empfiehlt ſich den geehrt. Damen zur Aufertigung einfacher u. eleg. Damencoſtumes
nach Pariſer Schnitt. Verkauf angepaßter und zur Anprobe zugerichteter Taillen=
muſter
für Selbſtanfertigung. 1-Zmonatl. Unterrichtskurſe im Zuſchneiden und
Anfertigen von Damengarderobe nach Pariſer Meth. u. gar. Erfolg. Gelegenheit
zu franzöſ. Converſation.
[10469

Ein gebildetes Mädchen
ſucht tagsüber Stelle zur Pflege und Un=
terhaltung
einer älteren Dame.
Näheres Expedition.
[73

152) Ein ält. Fraueuz., w. 12 J.
ſelbſtſtd. die Haush. führte, ſucht, Sterbfall
halber, eine ähnl. Stellg. in kleiner Fa=
milie
. Näheres Frankfurterſtraße 36.

Hine durchaus tüchtige Verkäuferin
E der Manuſakturwaaren=Branche ſucht
bis Ende Februar. oder Anfangs März
anderweitiges Engagement in einem Kurz=
oder
Manufacturwaarengeſchäft. Näheres
bei G. Beck, Mathildenplatz 11. (153

118) Ein reinl. Mädchen für Nach=
mittags
zu einem Kinde geſucht.
Eliſabethenſtr. 14, Seitenbau links.
12835) Ein Mädchen für die Küche wird
für die Kleinkinderſchule geſucht. Näheres
Promenadeſtraße 53 im 3. Stock.
154) Ein braves Dienſtmüdchen,
das gute Zeugniſſe hat, wird ſofort ge=
ſucht
. Schulſtraße 8.
155) Laufmädchen für Vormittags
geſucht. Capellplatz 56, 3. St.
84) Nach Mülheim bei Köln wird
eine perfecte Köchin
ſgegen guten Lohn auf baldigen Eintritt
geſucht, welche etwas Hausarbeit mit über=
nehmen
muß. Nur ſolche, die gute Zeug=
niſſe
aufweiſen können, wollen ſich melden
Wienersſtraße 65. 1 Treppe.

Anl
und 4
Bal
Jar

E=

z5

0000000000o000ooooooooooooos
Lehrlings=Stelle
8
O offen für einen jungen Mann mit
8 guten Schulkenntniſſen.
(81
H. Stade & Raer.

Eine freundliche Parterrewohnung
4 Zimmer mit Zubehör, in einem ruhigen
Hauſe, wird bei pünktlichſter Bezahlun,
von 2 ruhigen Perſonen bis April, auch
ſpäter, zu miethen geſucht. Gefällige
Offerten an die Expedition d. Bl. unter
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[156

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58
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951
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Ein elegant und comfortable
eingerichtetes Zimmer
in ruhiger, freier Lage (ev. mit Cabinet)
Hochparterre od. Beletage, wird für einen
Herrn per ſofort geſucht. Offerten unter
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Voppelte Buchführung in wenigen
2
Tagen leicht u. gründl. nach 2 Brie=
fen
M. 1 zu erlernen. Proſpekt gratis
und franco. - H. Huas, Meinngen,
Georgſtraße.
(66

[ ][  ][ ]

4

unfk
bgang
züge
Rtadk.
hbelckaur.

Ml.
2) 545 625 20. 15 25 90) 10

½

2
5
145
230
296
44
155
545
20
82

Im Saalbau.
Montag den 11. Januar 1886, Abends 7½ Uhr:
Cömduha

von

[158

Veresina Tuu,
unter Mitwirkung des
Pianiſten Yerrn Profeſſor WüllyRehberg.
Billets: Sperrſitz 3 Mk. Saal 2 Mk., Vorſaal 1 Mk., ſind
in der Muſikalienhandlung von Georg Thies, bei Herrn Saalbauinſpector
Belten und Abends an der Kaſſe zu haben.

18 des berähmten Verf. von Brehms Vierleden
litterarischer Nachlass

G enthaltend eine yrosse Anzahl ungedruckter
Apopulärer Vortrüge ſinteressante Sehilderungen aus dem
Tierleben der Heimat u. Fremde, Reisen ete.) erscheint vom
1. Jan. ab in der Gartenlaube (vierteljährl. M. 160).

(2788

Localgewerbverein Darmſtadk.
Freitag den 8. Januar 1886, Abends 8 Uhr: 5. Verſammlund
der Mitglieder, im großen Saal der Brauerei Diſchinger (Textor). Tages=
ordnung
: Vortrag des Herrn Landtagsabgeordneten Tecklenburg über die Lage
der Kleingewerbe, mit anſchließender Discuſſion.
Mit Bezug auf die betreffenden Verhandlungen in der Generalverſammlung
der Mitglieder des Landesgewerbvereins zu Pfungſtadt am 7. Oktober v. J3., ab=
gedruckt
in Nr. 45 des vorjährigen Gewerbeblattes, laden wir zu recht zahlreichem
Beſuch dieſer Verſammlung ergebenſt ein.
Eröffung des Locals 7½ Uhr, in welchem die neueren techniſchen Zeit=
ſchriften
aufliegen und der Fragekaſten aufgeſtellt iſt.
Darmſtadt, den 4. Januar 1886.
Der Vorſtand des Localgewerbvereins Darmſtadt.
Buſch.
[159
General=Verſammlung
des
VarMtadtét veoonomeh-erems.
Sonntag den 10. Januar, Nachmittags 4 Uhr,
im goldenen Anker.
Tagesordnung:
Jahresabſchluß pro 1885.
Neuwahl des Vorſtandes.
160
Der Vorstand.

Dio Andoros

Verscheinen v. 1. Jan. ab in der Gartenlaube (vierteljähn. A. 160).
2232szaagzrrrrrsrrrrrrrr3sr3irn

37

IIl

auf Oberſtichmaſchine gewandt, aber
nur ſolche, finden ſofort oder ſpäter
bei hohem Lohn dauernde angenehme
Stellung bei
[65
Friedrich Helfferich,
Strohhutfabrik,
Stutigart, Gartenſtr. 15.

Ner 1. März eine Wohnung von
6 Zimmern geſucht.
Offerten mit Preis unter 0. an die
Expedition d. Bl.
(68

Wohnung geſucht
von einer einzelnen Dame, 4-5 Zimmer
mit Zugehör, zwiſchen dem 1. März und
1. April 1886. Schriftliche Anerbieten
bitte i. d. Exped. d. Bl. unt. V abzug. (161

fConangrhend

rrichhalkig
unkerhalkend udnühlich

iſt die
reich illuſtrirke Damenzpilung
IO
DerGazdl
prois vierkelährlich 2. Warh.
Allr 8 Cage eine Rummer
im Umſange von 1-8 Bogen.
Alle Poſtanflalten
und Buchhandlungen nehmrn jederpik
Beſtellungen rntgrgen.
Dummern zur Anſichk verſendek die Rd.
miniſtration des Patari in Berlin W.
Der Bazar' bringt
Modrm Bandarhriken
Hhnikkmuſter
Aukerhalkung
Cylnrirkr Mndenbilder.

12681

heſchwerden über unregelmäßige oder
verſpätete Ueberbringung des Tage=

M.
blatts bitten wir auf unſerer Expe=
dition
ſofort zur Anzeige bringen zu
wollen.
Die Expedition des Tageblatts.

jeder Art für alle Zei=
Annoncol tungen, Fachzeitſchrif=
ten
ꝛc. der Welt beſorgt prompt u. unter
bekannt coulanten Bedingungen die
Central=Annoncen=Expedition von G. L.
Danbe & Co. in Darmstadt,
Grafenſtraße 30.
(325

English Service in the Hof=Kirche.
Priday 8. Jan.: Litany and Bible Cass at 3.15.
E. Cummin A. A. Chaplain.
10

[ ][  ][ ]

38
162) Magenkeidende vertragen bekanntlich
nicht den Genuß von Kaffee und Thee, des=
halb
iſt denſelben, ſei es nun, daß es ſich um
ein primäres Magenleiden oder um ein ſecun=
däres
im Gefolge anderer Krankheiten (wie
Blutarmuth, Lungenſchwindſucht ꝛc.) handelt,
an ihrer Stelle der Gebrauch des reinen ent=
ölten
Cacao zu empfehlen, der einmal die
ſchädlichen Wirkungen jener auf die Verdau=
ung
nicht hat, andererſeits aber durch ſeinen
hohen Gehalt an Proteinſtoffen auf die Er=
nährung
und die Aufbeſſerung der Blut=
miſchung
von hohem Einfluß iſt. Der Cacao
muß natürlich rein und von feinſtem Ge=
ſchmack
ſein, und iſt Blookers holländiſcher
Cacao beſonders zu empehlen.
Gr. er. e.
p .
Gottesdienſt in der Stadtkapelle.
Freitag den 8. Januar. Abends 6 Uhr:
Bibelſtunde: Herr Superint. Dr. Sell.

M4
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Shnagoge).
Samstag den 9. Januar.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 15 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Predigt zur Säculärfeier von Hosesfendels-
sohn
um 9 Uhr 15 Min.
Sabbathausgang um 5 Uhr Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
sr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 9. Jan.: Vorabend 3 Uhr 55 Min.
Morgens 8 Uhr.
Nachmittags 3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag 10. Jan. an:
Morgens 6 Uhr 45 Min.
Nachm. 4 Uhr Min.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 7. Januar.
10. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabteilung.
GBlaue Karten gültig.)
Ira Diavoko.
Komiſche Oper in 3 Akten von Scribe.
Muſik von Auber.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Freitag, 8. Januar.

11. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Emiſia GHalotti.
Trauerſpiel in 5 Akten von G. E. Leſſing.
Anfang 7 Uhr. Ende gegen 10 Uhr

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 7. Januar.
Deutſches Reich. Dem Kaiſer und der Kaiſerin ſind die großen
Anſtrengungen der beiden letzten Tage recht gut bekommen; die
Friſche des Kaiſers während der Defiliercour iſt allgemein aufge=
fallen
. Mit beſonderer Auszeichnung ſind ſeitens des königlichen
Hofes die Abgeſandten der Königin von England und des Zaren,
Lord Wolſeley und Graf Adlerberg, aufgenommen worden. Gegen=
über
Zeitungsmeldungen von einer Amneſtie, welche anläßlich des
Regierungs=Fubiläums beabſichtigt ſein ſollte, berichtet die Neue
Preuß. 3tg., es ſeien, wie regelmäßig, eine Anzahl Straferlaſſe
erfolgt, die jedoch von Fall zu Fall geprüft ſind und nicht einſeitig
eine beſtimmte Kategorie von Strafen betreffen.
Dem am Freitag wieder zuſammentretenden Reichstag dürfte
nach dem ,Fr. Jl.= außer dem Weißbuch über die Karolinen= An=
gelegenheit
auch das Protokoll über die Verſtändigung mit Frank=
reich
, welche neulich bezüglich der weſtafrikaniſchen Beſitzungen er=
zielt
worden, vorgelegt werden. Das Protokoll bezüglich der Karo=
linen
iſt ſehr umfangreich und ähnlich wie das ſeiner Zeit über den
Sulu=Archipel publizierte. Die Verhandlungen mit England ſind
noch nicht abgeſchloſſen, ſo daß die Vorlage der hierauf bezüglichen
Aktenſtücke noch nicht ſo bald zu erwarten ſein dürfte; im großen und
ganzen iſt jedoch die Verſtändigung erzielt. Im Augenblick handelt
es ſich darum, die gegenſeitigen Grenzgebiete genau zu präziſieren,
was bei den noch nicht genau erforſchten Ländern - wie Kamerun
deutſcherſeits, dem Nigergebiete engliſcherſeits - nicht ohne Schwie=
rigkeiten
iſt.
Die Poſtſparkaſſenvorlage wird wie die ,K. Z. hört, in der
gegenwärtigen Reichstagsſeſſion nicht wieder eingebracht werden, in=
deſſen
iſt damit auf den Plan keineswegs endgiltig verzichtet.
Der preußiſche Landtag iſt auf den 14. Januar einberufen.
Die Nordd. Allg. 3ta.: erinnert daran, daß am 1. Januar
zehn Jahre verfloſſen ſind ſeit Einführung der jetzigen Münzgeſetz=
gebung
. In dem Umſtande, daß kaum jemand dieſes Jubiläums
Erwähnung gethan, erblickt das Kanzlerorgan den Beweis, wie
ſehr wir uns in die neuen Münzverhältniſſe hineingelebt haben
und wie gering die Neigung iſt, zu der früheren Vielgeſtaltigkeil
zurückzukehren.
Heſterreich=Angarn. Die Neue Freie Preſſe= meldet aus Rom:
Der Wiederzuſammentritt der Konferenz auf Grund eines feſten
Programms. worin auch Maßnahmen zur Beruhigung Griechen=
lands
enthalten ſind, wurde offiziell angeregt.

Frankreich. In ihren Kommentaren über die Jubiläumsfeier=
lichkeiten
des Kaiſers und Königs Wilhelm befleißigt ſich die Pariſer
Preſſe, ſoweit ſie allerdings nicht vorzieht, darüber zu ſchweigen,
einer durchaus anſtändigen und korrekten Sprache.
Gutem Vernehmen nach werden Goblet, Carnot und Sarrien
in das neue Kabinett Freyeinet eintreten. Alle übrigen von den
Blättern bezüglich des neuen Miniſteriums gebrachten Nachrichten
ſind zweifelhaft.
Engkand. Wie nunmehr endgültig beſtimmt iſt, wird das Un=
terhaus
am 21. d. eröffnet werden.- Die Botſchafter Graf Karolyi
und Graf Hatzfeldt hatten am 4. nachmittags eine längere Unter=
redung
mit Lord Salisburh im Auswärtigen Amte.
Die Regierung iſt entſchloſſen, den ſchwierigen Verhältniſſen
und ihrer Pflicht, im Amte zu bleiben, bis die Lage ſich geklärt und
ſie ein Mißtrauensvotum empfangen, noch mehr Rechnung zu tra=
gen
und die anſtandsloſe Genehmigung einer Adreſſe durch das
Unterhaus als Antwort auf die Thronrede, welche das Programm
des Miniſteriums enthalten wird, als Vertrauensvotum anzuſehen.
Eine amtliche Depeſche aus Abri lam Nil) vom 2. Jan. ſagt:
General Butler meldet aus Erame, 20 Meilen ſüdlich von Abri,
der Verluſt des Feindes ſei viel größer, als er anfangs angenom=
men
habe, er ſchätze ihn jetzt auf 600 Mann an Toten. Der Feind
fliehe durch Kaibar in der Richtung auf Dongola. Ein Telegramm
vom 4. meldet ebendaher, die Aufſtändiſchen hätten ſich weiter zu=
rückgezogen
; in Kaibar befänden ſich nur noch Nachzügler. Nach
den im arabiſchen Lager aufgefundenen Angaben beſtehe die Streit=
macht
der Aufſtändiſchen aus nahezu 11000 Mann.
Eine Depeſche Lord Dufferin's meldet, daß die Dacoits 24 Mei=
len
von Mandalay drei Curopäer getötet haben.
Spanien. Romero Robledo griff jeiner Abſicht gemäß in der
Sitzung der Deputiertenkammer am 4. d. Mts. den Kammerpräſi=
denten
Canovas wegen ſeiner Haltung nach dem Tode des Königs
an und legte die Notwendigkeit dar, die konſervative Parteibildung
neu zu geſtalten. Don Francisco Silvela verteidigte auch heute
Canovas; die Regierung beteiligte ſich nicht an der Erörterung.
Der Senat genehmigte den von dem Finanzminiſter Camacho vor=
gelegten
Geſetzentwurf.
Sagaſta verlas am 5. in der Kammer und im Senat das De=
kret
, welches die Sitzungen ſuspendiert.
Ruhkaud. Der Gouverneur Archangels, Paſchtſchenko, wurde
zum Gouverneur Kurlands ernannt.
Herbien. König Milan iſt, wie bereits mitgeteilt, am Montag
Nachmittag wieder in Belgrad eingetroffen. Auf eine Anſprache
des Gemeindeälteſten erwiderte der König, er danke für die Opfer=
willigkeit
der Bürgerſchaft und hoffe er, daß dieſelbe auf dem be=
tretenen
Wege ausharren werde, damit das Anſehen und das
Staatsintereſſe Serbiens gewahrt bleibe. Die Worte des Königs
wurden mit enthuſiaſtiſchen Ziviorufen begrüßt.
General Horvatovies wird demnächſt ſämtliche Truppen im
Innern des Landes inſpizieren. - Bezüglich des Ortes der Frie=
densverhandlungen
iſt noch keine Einigung erzielt.
Griechenkand. Die Regierung hat ein Rundſchreiben an ihre
Vertreter im Auslande gerichtet, in welchem auf die lohale Haltung
Griechenlands in der ſerbiſch=bulgariſchen Frage hingewieſen wird.
Das Schreiben bezeichnet weiter die Situation an der Nordarenze
des Königreichs als voll von Gefahren und giebt dann der Hoffnung
Ausdruck, daß die Mächte bei Regelung der bulgariſch=oſtrumeliſchen
Frage den vitalen Intereſſen Griechenlands Rechnung tragen wür=
den
. In Athen ſcheint man allen Ernſtes gewillt zu ſein, aus den
jetzigen Balkanwirren irgend etwas für Griechenland herauszu=
ſchlagen
.

[ ][  ][ ]

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Aus Stadt und Land.

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Darmſtadt, 7. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern
den Oberſt v. Seebeck, Kommandeur des 1. Großh. Inf.=Regts. Nr.
115 den Oberſtabsarzt Dr. Zimmermann vom Naſſ. Inf.=Regt.
Nr. 87, den Sekondelieutenant Vogel vom Badiſchen Train= Batail=
lon
Nr. 14, die Handelsrichter an der Kammer für Handelsſachen
zu Darmſtadt Diefenbach und Wittich, ſowie den Ergänzungsrichter
an genannter Kammer Wenck, die Lehrer an der Realſchule zu
Wimpffen Enzgraber, Eck und Steuerwald, den Pfarrer Kalbhenn
von Biſchofsheim, den Geheimen Hofrat Profeſſor Dr. Schaefer
von der techniſchen Hochſchule; zum Vortrag den Staatsminiſter
Finger, den Geheimerat Dr. Becker, den Landſtallmeiſter v. Willich,
den Hofbaurat Melior von Büdingen.
Die für heute nachmittag 3 Uhr anberaumte Stadtver=
ordneten
=Verſammlung hat nachſtehende Tagesordnung: 1) Mit=
teilungen
. 2) Ergänzungswahl der Mitglieder der Armenverwal=
tung
, der Bezirksvorſteher und Armenpfleger. 3) Gebührentarif
der Schlacht= und Fleiſchverkaufsordnung. 4) Rechnung der Volizei=
kaſſe
für 1884-85. 5) Abſchluß der Waſſerwerkskaſſe für 1884-85.
6) Trottoirherſtellungen aus 1885-86er Mitteln. 1) Erweiterung
des Rathausgäßchens und Beſeitigung der Gebäude der ſog. Inſel,
insbeſ. die erfopderlichen Ankäufe. 8) Ankauf von Straßengelände
am hohlen Weg. 9) Recognitionsgebühr für Privat=Feuerhydranten.
10) Behandlung der Wertpapiere des Dr. Momberger'ſchen Nach=
laſſes
.
Geſuch um Ortsbürger=Aufnahme. 12) Geſuch um
Wiederverleihung der Heſſ. Staatsangehörigkeit.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters.
Sonntag, 10. Januar:Mignon', Im Reich der Blumen= (Ballet).
Dienstag, 12. Jan. Egmontr. Donnerstag, 14. Jan.: Die Re=
gimentstochter
;. Waldeinſamkeit: GBallet. Freitag, 15. Januar:
Colberg.
Nächſten Freitag abend 8 Uhr, wird ſeitens des Gewerb=
vereins
in der Winterſchen Brauerei (Saalbauſtraße) ein Vortrag
und eine Beſprechung über das Innungsweſen und eine etwa zu
bildende Enquete zur Unterſuchung der Lage des Kleingewerbes
ſtattfinden, welche gewiß für ſämtliche hieſige Gewerbetreibende von
großem Intereſſe ſein dürfte. Herr Landtagsabgeordneter Bergrat
Tecklenburg hat es übernommen, die Diskuſſion einzuleiten. Ein
recht pünktliches Erſcheinen möchte ſich empfehlen.
Während nach der D. 3tg. beim Jahreswechiel 1853 84 ſich die
Zahl der hier zur Beſtellung gelangten Neujahrsbriefe ꝛc. auf ca.
130000 Stück velief, ſtieg ſie in derſelben Zeit 188485. d. h. in den
Tagen vom 31. Dezember bis 3. Januar, alſo binnen 4 Tagen, ſchon
auf 160 000 und in demſelben Zeitraume des letzten Jahreswechſels gar
auf 252000 Stück, alſo faſt auf 100000 Stück mehr als im vorherge=
gangenen
Jahre l Unter dieſen 252000 Stück befanden ſich allein 45 000
Ortsbriefe, von denen bis zum 31. Dezember mittags nur ca. d000 Stück
per Umſchlag eingeliefert waren. Welche Schwierigkeiten bei der Be=
ſtellung
dieſes enormen Verkehrs obwalten, mag man daraus ermeſſen,
daß die Zahl der hier zu beſtellenden Briefe ꝛc. ſich durchſchnittlich auf
ca. täglich 6000 Stück beläuft, binnen 4 Tagen alſo auf ca. 24000, ſo
daß die Steigerung des letzten Neujahrsverkebrs gegen den normalen
Verkehr eine zehnfache Höhe erreichte. Wenn in den angegebenen
Tagen das Beſtell= und Sortierperſonal auch mehr als verdoppelt wurde,
ſo war die Bewältigung des ungeheuren Materials wahrlich keine ge=
ringe
, und mußte in angeſtrengteſtem Pflichteifer faſt 4 Tage jlang un=
unterbrochen
Tag und Nacht bis zu völligſter Erſchöpfung gearbeitet
werden - eine Leiſtung, welche der Leitung des hieſigen kaiſerl. Poſt=
amts
wie dem Perſonale desſelben gewiß zur höchſten Anerkennung ge=
reicht
.
- In der am 29. v. Mts. im oberen Rathausſaale ſtattgehabten
Generalverſammlung der Kleinkinderſchule dahier, legte
der Vorſitzende die geprüfte Jahresrechnung pro 1884 vor und machte
über die Ergebniſſe des Betriebes die nachfolgenden Mitteilungen.
Es betrugen:
Dieordentlichen Einnahmen 753240 M. und zwar:
von Allerhöchſten Herrſchaften 686 M. von der Stadt Darmſtadt
161429 M. von Privaten 151460 M. zuſammen 381489 M. Beiträge
der Kinder zu ihrer Verköſtigung 2003.28 M. Zinſen von ausge=
liehenen
Kapitalien 1619.23 M. Ertrag der Armenbüchſe 5 M.,
im Ganzen ſonach wie oben 7532.40 M. gegen 7944.56 M. in 1883.
Die außerordentlichen Einnahmen 8556.45 M. und
zwar: Kaſſevorrat aus 1883 335.24 M. Zurückempfangene Kapita=
lien
4200 M. Vermächtniſſe und beſondere Geſchenke 382121 M.
1274.42 M. in 1883). Einnahme aus dem Vermächtnis der Tam=
bourmajor
Schäfer Witwe 200 M., im Ganzen wie oben 855645 M.
gegen 611937 M. in 1883.
Die ordentlichen Ausgaben 824282 M. und zwar:
öffentliche Laſten 113.54 M., Verköſtigung der Kinder 474347 M.,
Bekleidung 34.56 M. Reinigung 460.45 M. Feſtlichkeiten 3462 M.,
Unterhaltung der Gebäude 348.66 M., Hausgerätſchaften 132.92 M.,
Brennmaterialien 328.79 M., Gehalt der Bedienſteten 1723.80 M.,
Remunerationen 10043 M. Hebgebühren 80.23 M., Kanzleikoſten
26.95 M. Ausgaben verſchiedener Art 105.40 M. zuſammen
824282 M.

4
39
Dieaußerordentlichen Ausgaben 703613 M., und
zwar beſteht dieſer Poſten aus neu ausgeliehenen Kapitalien. Wie=
derholung
der Ausgabe: Ordentliche Ausgabe 824282 M. Außer=
ordentliche
Ausgabe =086.1s M. zuſammen15278.95, gegen 13 728.60 M.
in 1883.
Abſchluß: Die Geſamt=Einnahme beträgt 16088.85 M. die Ge=
ſamt
=Ausgabe beträgt 15 278.95 M. verglichen bleibt Reſt 809. 90 M.
In dem Betriebsjahre 1884 haben ſich weſentliche Ver=
änderungen
in der Anſtalt nicht ereignet, auch die Mit=
gliederzahl
iſt im Ganzen gleichgeblieben. Die Kleinkinderſchule
war im Ganzen an 263 Tagen geöffnet, gegen das Vorjahr mit 278
Schultagen ein Weniger von 15 Tagen. Es iſt dies darauf zurück=
zuführen
, daß die Schule wegen einer, an ſich wenig gefährlichen
aber anſteckenden Augenkrankheit, deren Weiterverbreitung nach
Möglichkeit verhindert werden mußte, während einiger Wochen ganz
geſchloſſen wurde. Auch nach der Wiedereröffnung erſchien große
Vorſicht bei der Wiederaufnahme der Kinder geboten, wodurch außer
der Zahl der Schultage auch diejenige der Verpflegungstage und
die Frequenzziffer der Anſtalt im verfloſſenen Jahre erheblich ge=
ſchmälert
erſcheint. So kamen denn auch in 1884 nur 34888
Verpflegstage gegen 42 456 im Vorjahre zu Verrechnung; auch die
Frequenzziffer, d. h. die Zahl der im Durchſchnitt täglich anweſen=
den
Kinder ſank von 153 im Vorjahre auf 133 in 1884.
Den laufenden Ausgaben der Anſtalt von 824282 M. ſteht in
1884 eine ordentliche Einnahme von nur 7532.40 M. gegenüber, ſo
daß der Mehrbetrag der Ausgaben mit 7042 M. aus dem Ertrag
der Vermächtniſſe und beſonderen Geſchenke gedeckt werden mußte.
Dieſe letzteren waren nun auch in 1884 der Anſtalt in beſonders
reichem Maaße zugefloſſen, ſo zwar, daß der erwähnte Ausgabe=
Ueberſchuß nicht allein gedeckt wurde, ſondern auch noch ca. 3210 M.
dem Vermögen zugewachſen ſind.
Die beſonderen Geſchenke und Vermächtniſſe in 1884
detaillieren wir wie folgt: Erlös aus Entſchuldigungskarten wegen
der Gratulationsbeſuche zu Neujahr 1885 538 M., Legat des Herrn
Oberlandesgerichts=Präſidenten Dr. Kempff hier 200 M., Legat von
Frln. Luiſe Frey dahier, abzügl. Collateralſteuer 161.50 M., Legat
aus dem Nachlaß der Schuhmacher Nic. Griesheimer Witwe s57 M.,
Vermächtnis aus dem Nachlaß des Bankbeamten Andreas hier
88987 M., Vermächtnis der Witwe des Rentners Chriſt. Keßler,
Liſette, geb. Pfeil hier 300 M. Geſchenk zum Andenken an den am
8. Juni 1872 verſtorbenen Hofbanquier Moritz Wolfskehl von deſſen
Angehörigen 50 M., Geſchenk von der Mathildenſtiftung 350 M., durch
Herrn G. H. C. Köhler hier von Ungenannt 3 M., Ungenannt
300 M., Ertrag eines Preis=Bouleſpiels in der Vereinigten Ge=
ſellſchaft
15 M., durch Herrn A. W. Zimmermann hier von Unge=
nannt
4 M. durch Herrn C. Hochſtätter und Söhne 1.45 M. durch
Herrn Uhrmacher Feyh 150 M., durch Herrn Baumeiſter L. Ried=
unger
2293 M., Geſchenk des Herrn Baron Schey in Wien aus
Anlaß der Vermählung Ihrer Großh. Hoheit der Prinzeſſin Victoria
von Heſſen 400 M., Geſchenk der Erben der Frau Wirkl. Geheim=
rat
Hallwachs, Excellenz, 500 M., Geſchenk von Frau J. J. Haas,
Witwe 1 M., Geſchenk des Herrn B. 5.7 M., Geſchenk des hieſigen
Gaſtwirts=Vereins 6 M., Geſchenk der Frau Friedr. Beſt II., Witwe
4 M. Geſchenk aus der Chriſtbeſcheerung der Darmſtädter Jung=
geſellen
10 M. Geſchenk der L. C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei
1165 M., Sachverſtändigen=Honorar durch die Herren J. W. Diefen=
bach
und Ad. Weidenbuſch 20 M., Geſchenk des Herrn Hofſteinmetz
Emil Wagner6 M., Geſchenk des Herrn Schloſſermeiſiers W. Wittich
4.23 M., Geſchenk des Herrn Glaſermeiſters L. Rettig 3 M. Ge=
chenk
des Herrn Glaſermeiſters J. Chr. Schmidt 380 M. zu=
ſammen
3821.21 M.
Noch iſt der wohlthätigen Stiftung zu gedenken, welche der
verſtorbene Herr Rentner Helfmann mit einem Betrage von ca.
100 000 M. gemacht hat, um damit eine weitere Kleinkinderſchule
in dem Nordoſtende unſerer Stadt in's Leben zu rufen. - Bereits
rſt denn auch zu dieſem Zwecke ein Bauplatz in der Stift=
traße
erworben worden, und hofft mau im Frühjahre 1886 mit
dem Bau beginnen laſſen zu können. Wenn ſchon aus der zu er=
bauenden
zweiten Kleinkinderſchule einige Entlaſtung der älteren
Anſtalt reſultieren wird, ſo bleiben denn doch beide Anſtalten in der
Lage der bisher in ſo reichem Maaße dem Verein für die Kleinkinder=
ſchule
bewieſene Teilnahme und Unterſtützung des Publikums nach
wie vor zu bedürfen; möge ihr dieſelbe auch fernerhin ungeſchwächt
zu Teil werden!
Der Bericht ſchließt mit dem Ausdrucke herzlichſten Dankes für
alle Wohlthäter der Kleinkinderſchule, insbeſondere auch für das
Wohlwollen, deſſen dieſelbe ſeitens der ſtädtiſchen Verwaltung fort=
geſetzt
ſich zu erfreuen hat, und wodurch die Erfüllung ihrer Auf=
gaben
weſentlich erleichtert wurde.
0 Beſſungen, 6. Januar. Morgen nachmittag 5 Uhr findet
eine Gemeinderatsſitzung mit folgender Tagesordnung ſtatt:
1) Mitteilungen, 2) Beratung über das Ortsbauſtatut, 3) Anlage
von Vorgärten in der unteren Schulſtraße, 4) Feſtſtellung von Ein=
kauf
= und Einzuggeld, 5) Pflegvertrag mit dem Mathilden= Land=
krankenhaus
, 6) Straßenbahn Darmſtadt=Eberſtadt, 7) Wahl zweier
Mitglieder in den Vorſtand der Kleinkinderſchule, 8) Geh. Sitzung:
Geſuche.

[ ][  ]

40
M
88 Pfungſtadt, 5. Januar. Unter dem Vorſitze des Herrn
Ludwig Lang, Präſident der Nationalliberalen Vereinigung
zu Pfungſtadt, fand letzten Sonntag bei Gaſtwirt van Kaik eine
ſehr zahlreich beſuchte Verſammlung ſtatt. Reichstagsabgeordneter
Herr Ulrich berichtete über die Thätigkeit des Reichstages im ver=
floſſenen
Jahre und ſeine Stellung zu den einzelnen Abſtimmungen.
Ungeteilter Beifall wurde dem Redner für ſeine klaren Ausführungen.
Herr Polizeirat Haas berührte ſodann zwei Fragen der Gegen=
wart
, das Branntweinmonopol und die beabſichtigte Eiſenbahntarif=
Ermäßigung für den Getreide=Transport. Herr Otto Wolfskehl,
Landtagsabgeordneter, ermahnte zu treuem Feſthalten an der natio=
nalliberalen
Sache. Der erſte Toaſt galt dem Schutz= und Schirm=
herrn
des Vaterlandes Kaiſer Wilhelm, im Hinweis auf ſein 25 Jubiläum, ausgebracht von Herrn Bürgermeiſter Schiemer,
der zweite des Kaiſers treuem Diener Bismarck, von Herrn Reich=
tagsabgeordneten
Friedrich. Auf jeden Toaſt folgten patriotiſche
Lieder. Der Vorſtzende ſchloß die Verſammlung mit einem Hoch
auf Deutſchland.
Worms, 6. Januar. Für das im Sommer dieſes Jahres hier
abzuhaltende mittelrheiniſche Turnfeſt haben die Bewohner der Stadt
bereits 40000 M. für den Garantiefonds gezeichnet und befindet
ſich darunter die Firma Heyl mit 8000 M.
Frankfurt, 6. Januar. Seit dem Nachmittag des 31. Dezbr.
iſt die Paſſage über den geiſernen Stegl freigegeben. Am Neu=
jahrstage
fand auf demſelben ein unabläſſiges Hin= und Herwogen
von Menſchen ſtatt und alle freuten ſich darüber, daß die letzte
Schranke zwiſchen Frankfurt und Sachſenhauſen gefallen iſt.
Der Magiſtrat hat an die Stadtverordnetenverſammlung den
Vorſchlag gelangen laſſen, von jetzt an auf ſtädtiſche Koſten die
Standbilder aller deutſchen Kaiſer der Zukunft im Kaiſer=
ſaale
des Römers aufzuſtellen und das Standbild Sr. Majeſtät des
Kaiſers unverzüglich zur Ausführung zu bringen. Bekanntlich
füllen die im Kaiſerſaal befindlichen Bildniſſe der Kaiſer von Karl
d. Gr. bis zum Jahre 1806 vollſtändig die Wandflächen.
Düſſeldorf. Die Familie unſeres Oberbürgermeiſters wurde
durch einen Unfall in tiefe Trauer verſetzt. Der älteſte Sohn, ein
Sekundaner des Gymnaſiums, hatte als Weihnachtsgeſchenk eine
jener kleinen Lokomobilen erhalten, die als Spielzeug dienen, durch
eine Spirituslampe geheizt werden und eine kleine Maſchine in
Bewegung ſetzen. Der Knabe beſchäftigte ſich am Sonntag damit,
die Lokomobile zu heizen; dieſelbe explodierte, und die Stücke flogen
ihm in das Geſicht. Leider wurde er dabei entſetzlich zugerichtet
und ihm das Geſicht zerriſſen. Man fürchtet ſogar den Verluſt
beider Augen.
Berlin, 5. Januar. Vom Jubiläum Kaiſer Wilhelms.
Die erſte Beglückwünſchung, welche Sonntag dem Kaiſer dargebracht
wurde, kam von der Kaiſerin, die zu dieſem Zwecke ſich in die Ge=
mächer
des Kaiſers begab. Der gegenſeitigen Beglückwünſchung
des Kaiſerpaares folgte die der beiden Kinder und der Kindeskinder,
der Kronprinzlichen, ſowie der Großherzoglich badiſchen Herrſchaften,
welche um den Kaiſer und die Kaiſerin einen immer mehr ſich er=
weiternden
Familienkreis bildeten. Als Geſchenk brachte die Königliche
Familie dem Kaiſerpaar ein ganzes Service von vienx Berlin dar,
das ehedem im Beſitze und Gebrauch Friedrichs des Großen war.
In den Zimmern des Kaiſers fanden nur noch zwei Geſchenke Platz.
Das eine war ein Engel, etwa 5 Centimeter hoch. von weißem
Marmor. vor ſich ein Buch haltend, auf dem in Silber die Ziffer
XXV glänzt, mit einigen eingeſteckten Kornblumen. Dieſelbe Chiffre
wiederholt ſich auf einem ſchweren Briefbeſchwerer von Bergkryſtall.
Beide Gaben kamen von der Frau Großherzogin von Baden, und
wohl darum hat ſie der Kaiſerliche Herr auch vor ſich auf ſeinen
Schreibtiſch geſtellt. Im blauen Vortragszimmer fand das Geſchenk
Platz, welches das Erſte Garde=Regiment z. F. und das Regiment
der Gardes du Corps ihrem Königlichen Chef verehrten. Mit
ſeinem Königs=Jubiläum begeht der König auch ſein Jubiläum als
Chef beider Regimenter. Die Jubiläumsgabe derſelben beſtand in
zwei großen Blumentiſchen in den Farben des Regiments. Auf
dem des erſten Garde=Regiments erhebt ſich eine Grenadiermütze aus
der Friedericianiſchen Zeit, wie dieſe das Regiment bei feierlichen
Gelegenheiten heute noch trägt. Das blanke Meſſingſchild der Vor=
derſeite
iſt durch kleine gelbe Blumen dargeſtellt, der Gardeſtern
und die Puſchel ſind in Silber ausgeführt, ebenſo wie der Adler
und der Stern am Gardes du Corps=Helm, deſſen blanke Teile
ebenfalls durch kleine gelbe Blumen angedeutet ſind. Bekanntlich
hatte ſich der Kaiſer zu dieſer Gelegenheit alle Geſchenke verbeten.
Eine Ausnahme davon bilden Adreſſen. Es kam eine ſolche Fülle
von Beglückwünſchungs=Adreſſen, darunter zahlreiche Kunſtwerke,
mit Edelſteinen beſetzt und ſogar mit maſſiv goldenen Kränzen ge=
ſchmückt
, daß der Raum des großen Miniſterzimmers im Palais
und die Halle kaum genügten, um ſie unter voller Würdigung ihrer
koſtbaren und künſtleriſch ſchönen Ausführung zu placieren. Unter
den Gebern fehlt keine Provinz, keine bedeutendere Stadt der preußi=
ſchen
Monarchie.

4
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 5. Januar.
Die Goldprobei
B. Flottes Intriquenſpiel, prickelnde Situationen, die Viele als
vom franzöſiſchen Drama untrennbare Eigenſchaften erachten, ſuchen
wir in dem Luſtſpiel von Augier und Sandeau vergebens. Die
Goldprobe könnte ebenſo gut von einem Deutſchen geſchrieben wor=
den
ſein, denn deutſch ſind nicht nur die Verhältmiſſe, ſondern vor
allem der Geiſt des Stückes. Wir haben uns nun einmal gewöhnt,
die Bezeichnung deutſch' gleichſam als Schlagwort für alles das
zu gebrauchen, was ſittlich, gemütvoll, ſinnig ꝛc. iſt. Ob wir zu
dieſer ſtolz=beſcheidenen Ausdrucksweiſe auch dann noch berechtigt
ſind, wenn ſich im Nachbarlande Frankreich Geiſter vom Schlage
eines Augier, Ohnet, die zu der Fahne des Jdealismus ſtehen,
dauernd Bahn brechen, während bei uns durch den Einfluß der
naturaliſtiſchen Schule eine Klaſſe von Dichtern entſteht, die mit
Zola um die Wette,photographieren; und kolorieren: das wird
die Folgezeit lehren. Das Thema, für welches Augier und San=
deau
in der Goldprobe; unſere Aufmerkſamkeit fordern, iſt von
außerordentlicher Einfachheit und im Stoffe auch nicht neu, aber
mit ſolcher Feinheit im Einzelnen und ſolch tiefem Verſtändnis für
das komplicierte Getriebe des menſchlichen Herzens behandelt, daß
wir den Vorgängen, die eine Illuſtration zu dem Jean Paul'ſchen
Satze der Reichtum macht das Herz ſchneller hart, als kochendes
Waſſer ein Ei= heißen können, mit ungeſchwächtem Intereſſe
folgen. Ein junger Muſiker, namens Franz Wagner, auf deſſen
Künſtlertum man die größten Hoffnungen ſetzt, dem zu Liebe ein
braver Maler Spiegel ſeinen Pinſel in den Dienſt des täglichen
Broderwerbs ſtellt, offenbart die Gemeinheit und Nichtigkeit ſeines
inneren Menſchen in der Goldprobe. Ein ihm plötzlich zufallender
Reichtum ein alter Freiherr, den einſt eine Symphonie des
jungen Komponiſten übermäßig entzückte, hat ihn zu ſeinem Univer=
ſalerben
erklärt
läßt alle die häßlichen Eigenſchaften ſeiner
Natur, denen bisher die Gelegenheit zum Hervortreten gefehlt,
im grellſten Lichte erſcheinen. Er behandelt nicht nur den Freund,
der früher ſeine einzige Stütze geweſen, und das Mädchen, dem er
ſich verlobt, in elender Weiſe, er beginnt ſich ſeiner ganzen Ver=
gangenheit
zu ſchämen und wird ſogar zum Judas an ſeiner Kunſt,
weil die bochadlige Koterie, in der zu verkehren jetzt ſein einziges
Streben iſt, den Künſtlerr nicht als ihres Gleichen betrachtet. Wohl
hat Alf. Claar Necht, wenn er ſagt: Wagner verliert ſich nicht
im Reichtum, er tritt als ein Verlorener in den Reichtum ein.
Nicht eine Wandlung ſehen wir vor uns, nur eine Enthüllung, und
auch dieſe iſt gegen das Ende des 3. Aktes. eine ſo vollſtändige, daß
die äußeren Geſchehniſſe mehr eine Häufung als eine Steigerung
bedeuten, daß der fertige, häßliche Charakter ſich uns zwar immer
aufs neue, aber nicht mehr von einer neuen Seite zeigt. Darum
ſchwindet auch unſere Teilnahme an der Probe, durch die nichts mehr
zu erproben iſt, und ſelbſt Spiegels Schmerz berührt uns nicht wie
die Täuſchung des gekränkten Freundesherzens, ſondern nur wie die
in ihren Folgen leicht zu heilende Selbſttäuſchung des eigenſinnigen
Wahnes; Aber das Gute hat doch die Goldprobe, daß ſie Spiegel,
der im Begriff ſtand, ſein ganzes Ich, ſeine Kunſt wie ſeine Liebe
dem Freunde zu opfern, rechtzeitig die Augen öffnet. Ohne dies
äußere Moment wäre die Enthüllung von Wagners Charakter
wohl nie erfolgt, und Spiegel zeitlebens in der Meinung befangen
geblieben, ein gutes Werk zu thun, wenn er ſich für das Wohl=
ergehen
dieſes genialen' Freundes im Schweiße ſeines Angeſichts
plage. Ein tief weltſchmerzlicher Gedankeliegt in dem Umſtand, daß der
hochherzige Freiherr, als er Wagner zum Univerſalerben erhob, in
der Abſicht, die Kunſt und mit ihr die idealen Güter der Menſch=
heit
zu fördern, einen Tunichtgut mehr ſchuf, denn der Künſtler tritt
das Erbe nicht im Sinne des Erblaſſers an, ſondern genau ſo wie
es die adligen Schmarotzer gethan haben würden, zu deren Un=
gunſten
der Freiherr das Teſtament aufſetzen ließ.
In höchſt vortrefflicher Weiſe erfolgte die Aufführung des Stü=
ckes
. Obenan mit ihren Leiſtungen ſtanden die Herren Hacker
(Franz Wagner) und Steude (Spiegel). Da war jede Falte des
Charakters, jede Seite der Situation mit Naturtreue getroffen.
Prächtige Typen der Adelsariſtokratie, wie ſie nicht ſein ſoll, waren
Frl. Berl (Gräfin Schwarzenfeld) und Herr Werner (Baron
Berghauſen). Man kennt dieſe Gattung aus Spielhagens Roma=
nen
. Die anſpruchsloſe, aber ſympathiſche Figur der Friederike
hatte in Frl. Rau eine anmutige Vertreterin, in ihrer Sprech= und
Spielweiſe machte alles den Eindruck des Natürlichen, Ungezwun=
genen
. Zur Vervollſtändigung des Kreiſes, in welchen wir treten,
tragen auch die untergeordneten Partien des Haushofmeiſters und
des Notars bei; mit der Verkörperung des letzteren gab uns Herr
Wagner wieder ein wirkſames Pröbchen ſeiner Proteusnatur.
Tageskatender.
Freitag, 8. Januar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins Darm=
ſtadt
(Diſchingers Braueret, Textor).
Sonntag, 10. Januar: Generalverſammlung des Darmſtädter Oeko=
nomenvereins
(goldener Anker).

Druck und Verlag: L. C. Wittichche Hofbuchdruckerei.
Vexantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.