Darmstädter Tagblatt 1885


12. November 1885

[  ][ ]

148.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufichlag.

Srag= und Anzeigeblatt.)

Mit der Sonntags=Beilage:
e8 Ruterhalt

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Rreigamts, des Großh. Polizeiamt= und ſämmtlicher Behörden.

9 221.

Donnerstag den 12. November.

Zu publiciren iſt aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 30:
Verordung über das Verjahren vor den auf Grund des Unfalloerſicherungsgeſehes errichteten Schiedsgerichten.
B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Bekanntmachung des Königl. Polizeipräſidenten zu Verlin vom 28. Oktober 1885 iſt auf Grund des 8 12 des
Reichsgeſetzes vom 21. Oktober 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie die nicht periodiſche
Druckſchrift: Was der Socialdemokrat will und wie er es willln; Rede, gehalten vor dem Turnverein in Williamsburg
1885 von Dr. Franz Gerau, herausgegeben vom National=Executib=Comité der ſocial. Arbeiter=Partei; New=York, Druck von
Wetzel & Oehler, 137-139, Chatham=Street 1885, nach 8 11 des gedachten Geſetzes verboten worden.
Darmſtadt, den 10. November 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
[1050
Haas.

Bekanntmachung.
In den ſtädtiſchen Lagerhäuſern an den
Bahuhöfen ſind alsbald zu vermiethen:
1) ein Bodenraum von circa 340 Met.
Flächenraum
2) ein Kellerraum von circa 130 Met.
Flächenraum.
Der unter Ord=Nr. 1 aufgeführte
Raum eignet ſich vorzugsweiſe zur La=
gerung
von Frucht, Mehl und derglchen.
Reflectanten wollen ſich auf unſerem
Büreau melden.
Darmſtadt, den 6. November 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[11051
Ohly.
Verpachtung.
Der Unterzeichnete läßt Freitag den
13. November, um 1 Uhr, an Ort und
Stelle im öffentlichen Termin ſeine am
Auerbacher Schloßberg gelegene, circa
15,000 M. große Weinberg=Anlage,
insgeſammt oder getheilt unter günſtigen
Bedingungen verpachten.
Plan und nähere Auskunft ſtehen gern
zu Dienſten.
(10086
Philipp Köhler.
Crieeen.
Im Centrum der Stadt ein 3ſtöck.
2) Geſchäftshaus mit 2 Läden theilungs=
halber
zu verkaufen.
[1088.
Woz ſagt die Exped. d. Bl.

Ich empfehle in ganz vorzüglichen Qualitäten:
Arac, öcht Watavia, abgelagert,
Wum, zcht Jamaica, abgelagert,
Cognac, ächt frauzösisch Original,
Mirschwasser, ächt Schwarzwälder,
alt und abgelagert,
Vordhiimser Hornbranntwein, ächt,
Wunsch-Essenzen, höchſt fein,
Täameure, hochfeine Qunlitäten,
als:
Curacad, Anuisette, Mirsch,
Vaniile, Quitten, Pfefermünz,
Anguer. Häümmel und Gilka,
in ganzen und halben Flaſchen, ſowie im Anbruch.
Löuhmn Gbudouot,
[11052
Ludwigsplatz 7.
Das Kohlengeſchäft W. Hoſtmamm,
(6494
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18.
eukuwky.
ſempfiehlt K434 4040N vorzüglicher Qualitat, ſehr ſtückreich, wenig
ſrußend und von großer Heizkraft von der Leche ver. kamburg, ſowie
Buss-, Stück- und echte Anthracit-Mohlen.
693

[ ][  ][ ]

226
M 221
Prks
ſchwerſte Qualität (gefütterh). vorzüglich
8.
Double--olalllen,
ſitzend, alle Größen und Farben,
per Stüch Mk. 7.50,
Pei
garantirt reine Wolle, per 6tüek von
E01Geideheh, Mi. 3.35 anfangend,
Wrhz
garantirt reine Wolle, per Stück von M. 6.50
16.
½R0l Anzötz, anfangend,
1
Ppi
garantirt reine Wolle, per Paar von
O4
v= A00l Handssmilhs, 50 xiz. anſangend,

empfehle in großen Sortimenten.
C. - Ud0,

Ludwigsplatz.

0,
[11053

En détail.
En gros.
GEORh Dbuu,
Zrbbuchen= und Anis=Bücherei,
22 Schloßgaſſe Nr. 22,
empfiehlt:
Honiglebkuchen, Schnitt= und Herzformat,
Anisgebackenes, weiß und roth,
Buttergebackenes, täglich friſche und vorzügliche Waare, größte Auswahl.

En détail.

En gros.

[11054

Dom Baoken!
Haarmann's Janillin,
der Edelbestandtheil d. Vanille,
zum Backen d. Kochen fertig verrieben.
Frei von den aufregenden, zuweilen
gogar, giftigen Stoffen der Vanille-
Schote, genügt ein keleiner Lusatz an
Speisen und Getränken, um denselben
80kort den kräftigsten, verfeinerten
Vanille-Geschmack zu verleihen. Pück
chen 25 Pfg, Dose mit 10 Pickchen
auf ¼ Pfund Lucker.) Mochbücher
m. vorzügl. Recepten gratis. In Darm-
Stadt echt zu haben bei Gg. Liebig & Co.,
Fr. Pröscher, Moriz Landau. (11055
General Depot Max Elb, Dresden.

Be ſt e

Zu verkaufen:
ſehr guter langer Pelzmantel für,
Fahrten auf offenem Wagen, Reiſen ꝛc.
ſehr geeignet. Zu erfragen in der Expe=
dition
d. Bl.
doppelläufiges Lefaucheur=Gewehr
mit ſeparatem Büchsflinten=Einlegrohr.
Näheres bei Herrn Hofbüchſenmacher
Probſt, Frankfurterſtr. Nr. 6. 11057

2 Mk. (u Bestreunncker 1 Pückchen von Grosse & Blackewell - total
friſch direct bezogen, in Büchſen 28,
14, 7 und 1 Pfd. und offen billigſt.
Enorr's PaientHaſergrütge und
dietät. Supponmshle,
Waiberahu's Hafermehl,
Resiié's Kindermehl,
Condensirts Külsh v. Cham,
Liebig's Fleisohextraote.

Zucker,
per Pfund 29 Pſo.,
im Abſchlagen begriffen, ſtets
zum billigſten Fabrikpreis,
Hotog
a ana Potroteum, Eosor Catarrh.Pasten.
per Liter 20 Pfg.
Fvar,
7
4 MlApp Neber.
[1056
Carlsſtraße 24.

Dr. Pfanustior's Reidelbeermein,
C. W. Bullriob's Caivorsal- Magen-
gals
,
Lechten Franzbranntwein nach

Prof. Loo,
Saxiohner's Biltermasser Hunyadi
Janos),
Nauheimer Badesalz,
Hatürlicke Rinsralwasser sle.
[1058
empfiehlt

14

extra ſchwere Qualität,
ohne Appretur,

ſür Leib=und Betlwäſche,
per Meter
45 ud 50 Pig,
[10794
empfiehlt
Jranz Haydouk.

08ten Anthracitkohlen
Disue, für amerik. Oefen,

8ten Fettsahrot,
Diebe uuss-é Stückkohlen

liefert die Kohlenhandlung
Max Remm,
1 Hügelſtraße I. 1105,

Friſch eingetroffen:
Aechte
Halvortract=Bonbons,
loſe ausgewogen,
ſcht engl. Drops
in
Rimbeer, Citron, Orange, Ananas.
Pgapipr.
CSe
BAALAb BAAaak,
Wilhelminenſtraße. (1066.
SchuL-Kinte,
liefſchwarz.
Hanztei-inte,
tiefſchwarz,
Copir-inte,
ſeinſte Copien liefernd,
mpiehlt
Friedr Schaefer,
Ludwigsplatz 7.
[1061
Schwarzwihd
per halb Kilo 40-70 Pf.
empfiehlt
[11004
J ham
p00
Gsbt von u0u10h,
gegenüber der kath. Kirche.

5

z
8

15
11

11

⁵⁄
7.

[ ][  ][ ]

Wintor-Mandschuhe.
Großartige Auswahl.
4 Paur GO TIg.
Eine Partie, (11062
Gaaé-Bandsahuhe.
Gebr. Eckert,
Handſchuhfabrik,
Emduigsstrasse.
Chemiſche Handſchuh=Wäſcherei.
Straßb. Gansleberpaſteten,
Ganslebertrüffelwurſt,
Gothaer Cervelatwurſt,
Wormſer Leberwurſt,
in friſcheſter Waare.

Hoflieferant. (11063

Vorzügliche Teinl- und
Gedizinisohe Seiſen,
Carbolsäureseife gegen Anſteckung,
Salieyl-,Boraz-,Bennoe, Camphor.,
Träuter. und Jodseifen,
ſämmtlich 35 Pfg. bei, (0004
H. Scharmanr,
Hofbürſtenfabrikant Ludwigsplatz 2.
Rehziemer per ; Ko. M. 1.10,
d0.
1.20,
Rehkeule

70
Rohbug



empfiehlt
Heinr. Röhrict,
gegenüber der kath. Kirche.
Haſen billigſt. (1015
Welſchkorn
empfiehlt
10533
Emanuel Fuld.
Canuruauft,
womit man im Zimmer ſofort genau den
Geruch des Kiefernwaldes herſtellen kann.
In Flacons mit Gebrauchs=Anweiſung
25 Pfg. und 50 Pfg. und Mk. 1
empſiehlt
Priedr. Schaerer
Ludwigsplatz 7. (11065

Na 221
CaOliOl
ohne Kopf,
im ganzen Fiſch 30 Pfg.,
desgl. im Schnitt 50 Pfg.,
9 r o ß e
Goll. Sohellfsche,
per Pfund 30 Pfg.,
kleine
Holl. Sohelksche
zum Sieden und Backen,
per Pfd. 25 Pfg.
Hhhullen
zum Backen,
per Pfund 30 Pfg.
Phllipp Webor.
Carlsſtraße 24. (11066
(10965
PEIL
Rüchenstreten

im Stück per Meter 6 Pf. bei
J. Ph. Reinhardt,
Papierhandlung - Schloßgraben 7.

bei

4
Celd-Lamims
per Stück 70-80 Pf.
111022

AHuſten= und Bruſtleidendeh
mache darauf aufmerkſam, daß ſoeben H
A neue Sendung des rheiniſchen
Pr=

Trauben -nſt-Honigs
direct von dem alleinigen Fabrikanten
4 W. H. Zickenheimer in Mainz
bezogen, in Flaſchenfüllungen einge=
troffen
iſt. A. Fiſcher, (10964
Haupt=Depot, gr. Ochſengaſſe 14
Friſche
GRGIGS0N6
Mittwoch, Donnerstag, Freitag
und Sanstag.

Emaniel Fuld.

2627

Täglich friſche Hendung
Hirſche,
Rehwild und
H a ſ e n.
Hirschziemer per ½ Kilo 90 Pf.
Reule
80
Bus
60
Ragoul
35
Rehziemer
120
Leule
110
Bug
70
Ragoul
35
Hasem

von M. 2. 30 bis M. 3. 60 per
Stück empfiehlt
Holrich Grimm,
Schulſtraße 16. 10869

Friſch!
Friſch!

Friſch! einegtroffen. Friſch!
Wih. Wobor
llachk.,
[10971
Hoflieferant.
Auf dem Großherzogl. Hofgut
Kranichſtein werden
[10967
24
WaRGN
abgegeben per Stück M. 5.
Oberverwalter vettweiler.
Hammelfleiſch
40 Pg. 10969
Frohmann.
BATGmOm
und
GaStARGU,
in ſchönſter Frucht und zu den
billigſten Preiſen bei
Lobstein LSeholl
am Ludwigsplatz. (1067

[ ][  ][ ]

2628

1

Lachsſorellen, Lebende Hechte
per Pfd. M. 1.-,
Sechechte 70 Pf.,
Backfische 35 Pf.
Gewäſſerte Stockſiſche und
Labberdan,

Turbote,
Seenungen,

Bralbüokings.
- Mlipp -eber,

Carlsſtraße 24. 1106e

In Großh. Hofmeierei werden
[1096¾
Kartoffeln abgegeben.
Spätrosen per 100 Ko. 3. 50
Chili
3. 50,
Aurera
4. 50,
ſelbe Rose 5.
5.
Andersen
Bei Abnahme von mindeſtens
100 Ko. frei ins Haus geliefert.
Oberverwalter Dettweiler.

Von heute ab:
Feinſte Honig=Lebſuchen,
Nürnberger, Baſeſer,
Ams- E; Bultergebacknes,
täglich friſch, beſter Qualität.
Fhulipp Pullmant,
Backermeiſier, (10828
Große Bachgaſſe 35.

Frische
ſ(
WILVyO6
eingetroffen.
GuLUTehhrIM,

(10532
Hoflieferaut.

Ha.
GIOEGT, Cöhner,
per halb Kilo 30 Pf.,
Petrolemm
per halb Liter 10 Pfg. bei
[10968

IOote Odulz G

Louiſenſtraße 10.

Weſſunger Friedrichsſtraße Nr. 5 ſind
D2vierräderige Wägelchen, zu allem
[11069
geeignet, zu verkaufen.

221

49=
OTUI-SLULnN

Rheinſalm,
Auſtere,
Hummer,
Turbot,
Seezungen, Aal,
Lachsſorellen, Hechte,
Karzfen,
Zander,
Cablian, pr. Pfd. 60 Pfg.,
Backſiſche.
Schellfiſche,
Schollem
zum Backen.
Friſch gewäſſerten
Stockſisch und Labbordan.
CaViar.

Bückinge,
Sprotten.

ROBL. IA881,

Hoflieferanten. 11070

Bieſen=
VGuo udt G'y

geſunde, haltbare Frucht.
pOVN
18
A. n.CT kh

Bleichſtraße. 11071

GO. SGRLuAGN6

und

ußk Bratvucige
eingetroffen.
AaOEls Ladal

Mathildenplatz 1. 11072

F.
C=

nen Krankenfahrſtuhl abzugeben
Aliceſtraße 11.
[11073

8209) Schloßgraben 15 der 1. Stock
ſofort zu vermiethen. Näheres bei R.=A.
Dr. Kleinſchmidt, Hügelſtraße 55.

9736) Roßdörferſtraße 12 iſt
die Beletage mit allem Zubehör ſo=
fort
beziehbar.

4

10448) Hermannſtraße 2ſtöckiges
Haus mit Manſarde, enthaltend
10-12 Zimmer nebſt Garten, zum
Preis von M. 900 zu vermiethen.
Auf Wunſch werden auch die ein=
zelnen
Etagen vermiethet. Ueber=
nahme
ſofort, Nähere Auskunft
ertheilt Herr B. L. Trier, Lud=
wigſtraße
.

10801) Arheilgerſtr. 48 eine ſchöne
Manſardewohnung, 3 Zimmer mit Waſſer=
leitung
ſofort zu beziehen. Preis 160 M.
Eine Wohnung, 2 Zimmer, mit Waſſerl.
per Monat 12 M., ſofort zu beziehen.
10802) Soderſtr. 82 mittl. Stock,
2- 3 Zimmer mit Küche, ſofort an eine
ruhige Familie zu vermiethen.

11074) Ludwigsſtruße Nr. 8
Beletage mit Badecabinet und allem
Zubehör ſofort zu vermiethen.
Anton Schmidt.

11075) Marktſtraße 7, Hinterbau,
eine Wohnung für 130 M.

Teuz
fre.

Hoganih,
144
uGuGU, nadischid evo

mit Entreſolwohng. gl.
Hin Laden beiehbar Kapellplatz 14.

g nebſt anſtoßenden 2 Räumen zu
AadOh verm. Schulftr. 10. 10124

Ar.

1M

1
8489) Rheinſtr. 33 ſind zwei möbl.
Zimmer zu vermiethen.
10538) Waldſtraße 7 ein möblirtes
Manſardenzimmer mit Kabinet ſofort zu
beziehen. Näheres Parterre.
11076) Hofſtallſtr. 6 nächſt d. Ma=
thildenplatz
, ein fein möbl. Zimmer mit
ſeparatem Eingang zu vermiethen.
11077) Waldſtr. 11 ein gut möbl.
Wohn= und Schlafzimmer für ſofort.

10276) Grafenſtraße 35 Seitenbau
eine kleine Wohnung für eine einzeln
Perſon ſofort zu vermiethen.

rerererrrtare.

11
u
2
W. Blasenkrankheiten-
auch
Bettn., Stein ꝛc.), Schwäche, Im=
potenz
, Frauenkrankh. ꝛc., ſelbſt in den
verzw. Füllen, heilt ſicher in kurzer
Zeit. Proſp. gratis.- F. C. Rauer,
Specialiſt, Baſel=Binningen (Schweiz).

unger Mann ſucht Unterricht in
15 Franzöſiſch und Engliſch. (11079
Offerten unter L. W. an die Exped.
Fa4 gegen gute Zinſen und
AosüO- bei monatlicher Rückzah=
lung
200 Mark auf 6 bis 9 Monate.
Offerten E. K. an die Exped. 111080

itbewohner eines möbl. Zimmers
v0 k geſucht. Näheres Rheinſtraße 5,
Hinterbau.
(11081

5

3½

145

6=
816
1055

1-
143
45
8,
635
917
951

4 Vo

80
d-
[18
853
94
112
227
1.
129
552
510
6.
740
810
927
1015
30

612
85¾
940
1120.
00
510

6
740
810
927
1015
[130

[ ][  ][ ]

2625

2.

Ne. 221
Montag den 16. November 1885,
Abends halb 8 Uhr,
im großen Saule des Saulbaurs:

GGNTIN

zum
Beſten der Peuſionskaſſe des allgemeinen deutſchen
Chorſäuger=Verbandes,
veranſtaltet durch den

7
Harmstad-rhanhe-ssangrereth,
unter Leitung ſeines Dirigenten Herrn Hofmuſik=Director Meigor,
in Verbindung mit dem Grossherzogl. Hofihoaler-Chor, und gütiger
Mitwirkung der Großh. Hofſängerinnen Fräulein Sidonie Roth und
Fräulein Johanna Loisinger, des Herrn Kammerſängers Eduard
Passler. des Großh. Hofſängers Herrn Sob. Hofmüller. des Großh.
Hofſchauſpielers Herrn Uugo Edward, ſowie eines Theils der
Erossherzoglichen Hofkapelle.
Karten - Sperrſitz 3 Mk., Saal 2 Mk., Vorſaal und Gallerien
1 Mk. - ſind zu haben bei den Herren D. Faiz & Söhne, G. Thies,
Muſikalien=Handlung. ſowie Abends an der Kaſſe.
[11082

11083) Ein tüchtiges Mädchen,
welches alle Arbeit übernimmt, wünſcht
Stelle für den ganzen Tag.
Näheres bei Becker, Holzſtraße 24.

H At-uvttARilzzztt,
10989) Brave Mädchen können ſofort
gute Stelle erhalten oder aufs Ziel.

Frau Gluske, Caſinoſtraße 14.
10990) Es werden ſogleich unter Zu=
ſicherung
hoher Arbeitslöhne
einige tüchtige Arbeiter oder
Arbeiterinnen für Damen=
mäntel
geſucht.
Selbſtſtändige Meiſter außer dem Hauſe
erhalten den Vorzug.

10993) Für mein Cryſtall= und
Porzellangeſchäft ſuche ich zum noſor-
Cigem Eintritt eine
Vorlzämferim.
E. Exert.

GAA1OII.
Freitag den 13. November 1885.
EEöz EölSvuLLEN
der
RECV BAAOTTAAOU
18 Damem
in 12 verſchiedenen Enſemble=Coſtüme=Gruppen,
Direction: Gothov Grüncke,
unter Mitwirkung der
Muſik=Kapelle des Großh. Leibgarde=Reguts. Nr. 115,
unter Leitung ihres Kapellmeiſters Herrn Hilge.
Anfang 8 Uhr.
Kaſſa=Eröffnung 1 Uhr.
Billetvorverkauf bei den Herren G. Thies, Eliſabethenſtraße, D. Faiz
& Söhne, ſowie Saalbau=Inſpector Velten. Loge Mk. 1.50, Parterre 1 Mk.
An der Abendkaſſe Loge 2 Mk., Saal Mk. 1.50.
Das Concert findet mit Reſtauration ſtatt. 11042
Verrin für Bullabildung.
0GN
Vortra,
des Herrn Gymnaſiallehrer L. Münch, Darmſtadt, über:
Die verſchiedenen Arten des elektriſchen Lichtes= mit er=
läuternden
Verſuchen,
Donnerstag den 12. November, Abends 8 Uhr, im großen
Saale der Turngemeinde.
1095
Eintritt frei für Jedermann.

Hausmüdchen, das mit
Joslloht guten Zeuguiſſen verſehen
und in weiblichen Handarbeiten erfahren
iſt. Buxmann, Heinrichſtr. 73. 11084

Zuverläſſiger Diener
geſucht. Zu erfragen Neckarſtraße 1 bei
[11085
H. Schröder.

auf dauernde Arbeit geſucht. u00os
OV1089) Gebr. Schuitz, Mainz.

Lehrlings=Geſuch.
Ein junger Mann mit guten Schul=
kenntniſſen
wird unter günſtigen Beding=
ungen
als Lehrling geſucht.
[10716
Georg Hof, Papierhandlung.

Ererivere.
Errrreerrerrer.ere.
Ein Schöner grosser Saal mit Mobiliar,
in der Alexanderſtraße, für Bureuux
oder zur Ertheilung von Schmlumter-
richt
ſehr geeignet, alsbald zu verm.
Näheres bei der Expedition. (10338

in ſem. geb. Fräulein wünſcht wüh=
E rend der Nachmittage Beaufſichtigung
u. Belehrung von Kindern zu übernehmen.
[11086
Näheres Expedition.
Prbeiter können Koſt und Logis erhal=
24 ten. Magdalenenſtr. 9, Vorderhaus,
eine Stiege. hoch.
[10999

ſFin bis 2 Baugewerkſchüler erhalten
gute, billige Penſion.
Auskunſt Expedition.
1101

P in drittel Sperrſitz, links, guter Platz
G. abzugeb. Näh. Waldſtr. 31. 111087
394

[ ][  ][ ]

2630
ſewinne

M 221
Ausſtellung
der
dor Lollorie dos Envof.Veroins

im
Großherzoglichen Neſidenzſchloß
im früheren Lokale der Hauptſtaatskaſſe.
Geöffuet von Vormittags 11 bis Nachmittags 4 Uhr.
[10982
Eintritt frei für Jedermann.

Liederlafek.
Heſangverein
Samstag den 14. November 1885, Abends 8 Uhr:
AWeUt-CAuurRdttAae Ii JUhſbhohndl.
Der Vorstand. 110931

Madm. Wohny, Lehrinſtitut u. Confection, Kirchſtr. 5,
empfiehlt ſich den geehrt. Damen zur Anfertigung einfacher u. eleg. Damencoſtumes
nach Pariſer Schnitt. Verkauf angepaßter und zur Anprobe zugerichteter Taillen=
muſter
für Selbſtanfertigung. 1-Zmonatl. Unterrichtskurſe im Zuſchneiden und
Aufertigen von Damengarderobe nach Pariſer Meth. u. gar. Erfolg. Gelegenheit
zu franzöſ. Converſation.
[10469

Donnerstag, Freitag, Samstag:
Hin halber Sporrsitn,
rechts, wird abgegeben.

Näheres in der Expedition. (1089

G. P. POLII.

Fine gebrauchte Puppenſtube zu kau=
E= fen geſucht. Offerten unter I. S.
Bleichſtraße. 11088 poſtlagernd Darmſtadt.
[11090

ſc.
C=

in Hund (Männchen, ½ J. alt, zu
verſchenken. Näheres Exped. (1091

Schiſfsnachrichten; mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Caland: von der Niederl.=
Amerik. Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, welcher
am 24. Oktober von Rotterdam abgegangen
war, iſt am 9. November wohlbehalten in
New=York angekommen.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 12. November.
11. Vorſtellung in d. 5. Abonnementsabtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Neu einſtudiert:
Der Vildſchütz.
Komiſche Oper in 3 Akten, nach Kotzebue frei
bearbeitet. Muſik von Albert Lortzing.
Anfang halb 1 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Freitag, 13. November.
12. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabteilung.
(Blaue Karten gültig.)
Hoctor Klaus.
Luſtſpiel in 5 Akten von PArronge.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synagoge).
Samstag den 14. November.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 15 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Predigt um 9 Uhr 15 Min.
Sabbathausgang um 5 Uhr 10 Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
isr. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 14. Nov.: Vorabend 4 Uhr - Min.
Morgens 8 Uhr.
Nachmittagss Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 10 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag 1h. Nov. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr Min.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 12. November.
Deulſches Zeich. Wie der Reichs=Anzeiger' meldet, hat der
Kaiſer den bisherigen Geſandten in Darmſtadt, Legationsrat Stumm,
zum außerordentlichen Geſandten und bevollmächtigten Miniſter ant
königlich däniſchen Hofe ernannt. Der für Berlin exnannte neue
türkiſche Botſchafter Tewfik, der nach der Volit. Corr. bereits am
1. d. M. von Konſtantinopel abgereiſt ſein ſollte, befindet ſich noch
dort und wird amtlichen Nachrichten zufolge erſt nach Verlauf der
Botſchafterkonferenz ſich auf ſeinen Poſten begeben.
Durch Allerhöchſte Kabinetsordre iſt die Bildung einer Reſerve=
diviſion
, beſtehend aus den Panzerſchiffen Bayern= Baden:
Sachſen' und Württemberg; ſowie dem Abiſo Ziethen= zum
15. November angeordnet. Bahern: das Stammſchiff der zu bil=
denden
Diviſion, beſindet ſich bekanntlich in Dienſt, bei einer In=
dienſtſtellung
der übrigen Fahrzeuge würden die Panzerſchiffe eine
Beſatzung von je 354 und der Aviſo 8iethen' eine ſolche von 111
Mann erhalten. Die ganze Diviſion würde mithin eine Beſatzung
von 1527 Köpfen haben, während die Schiffe mit 28 Geſchützen
ſchweren Kalibers beſtückt ſind. Was die Bildung einer ſo ſtarken
Panzerdiviſion mitten im Winter bezwecken ſoll, darüber werden
elbſtredend nur Vermutungen laut. S. M. Kreuzerfregatte Gnei=
ſenau
, Kommandant Kapitän zur See Balois, iſt am L. November
n Lanzibar eingetroffen.
Prinzeſin Albrecht iſt Montag nachmittag von Braunſchweig
über Berlin nach Kamenz abgereiſt. Ueber die Abreiſe des Regenten
ſind noch keine Beſtimmungen getroffen. Dem am Sonntag ſtatt=
gehabten
feierlichen Gottesdienſt im Dom wohnten Prinz und Prin=
zeſſin
Albrecht, ſowie auf Wunſch des Regenten der Hofſtaat und
die Spitzen der Militär= und Civilbehörden bei.
Der König und die Königin von Württemberg ſind incognito
als Graf und Gräfin Teck nach Nizza abgereiſt.
Die bayeriſche Steuerdeputation genehmigte die Etats des könig=
lichen
Hauſes. des Hofes, des Staatsrats und des Landtags dem
Antrage des Ausſchuſſes gemäß debattelos.
Die Meldung des Reuter'ſchen Bureauss, wonach der Prinz
Franz Joſeph von Battenberg, welcher ohne Urlaub bei ſeinem

Bruder, dem Fürſten, weilte, auf die Aufforderung der deutſchen
Regierung, nach Deutſchland zurückzukehren, mit einem Entlaſſungs=
geſuch
geantwortet habe, läßt den Vorgang ſo erſcheinen, als ob der
Prinz mit einer gewiſſen Schroffheit gehandelt habe. Thatſächlich
liegt die Angelegenheit ſo, daß der Prinz vor acht Tagen die Auf=
forderung
des deutſchen Militärkabinets erhielt, zurückzukehren, wenn
er es nicht vorziehe, ſeinen Abſchied einzureichen. Hierauf ant=
wortete
der Prinz, daß er von der zweiten ihm gebotenen Möglich=
keit
Gebrauch mache und ſeinen zeitweiligen Abſchied aus dem
deutſchen Heere erbitte. Vor Ausbruch der bulgariſchen Bewegung
zufällig nach Bulgarien gekommen, glaube er ſeinen Bruder jetzt
nicht verlaſſen zu ſollen.
Heſterreich. In dem in Königgrähz verhandelten Proceß wegen
der am 23. Auguſt bei dem Turnfete in Königinhof vorgekommenen
Ausſchreitungen wurde Dienſtag das Urteil veröffentlicht. Es ſind verur
teilt wegen des Verbrechens der öffentlichen Gewalttätigkeit: Mandl,
Lorenz, Halbiſch zu je 6 Monaten ſchweren Kerkers, Bürgermeiſter
Lipard. Gemeindeausſchußmitglied Stuchleck zu je 5 Monaten,
Franke und Hein zu je 4 Monaten, Polizeimann Recina und Mattig
zu je 7 Monaten ſchweren Kerkers. Ferner erhielten Müller 5,
Endt 7 Monate und Walzak 2 Monate ſchweren Kerkers zuerkannt.
Wegen Erpreſſung wurden Saſolineck zu 18 Monaten, Neumann
und Tuſek zu je 14 Monaten, Kettner zu 13 Monaten ſchwerer
verſchärfter Kerkerſtrafe verurteilt, gegen 17 Angeklagte wurde
wegen Auflaufs auf ſtrengen Arreſt in der Dauer von 3 Tagen bis
3 Wochen, gegen die drei Brüder Ruzicker, ſowie gegen Anderle und
Wek wurde wegen Steinwerfens auf ſchweren Kerker in der Dauer
von 8 bis 13 Monaten erkannt. Die übrigen Angeklagten wurden
freigeſprochen. Ueber dieſes Urteil herrſcht in Wien allgemeine Ent=
rüſt
ung da auch 4 deutſche Turner verurteilt wurden.
Im Budgetausſchuß der öſterreichiſchen Delegation beaxtwortete
der Miniſter des Aeußern, Graf Kalnoky, die Interpellation Czer=
kawskis
bezüglich der Ausweiſungen aus Preußen mit dem Hinweis
darauf, daß Preußen aus Staatsrückſichten handle
Jranſtreich. Von der am 10. d. M. zuſammengetretenen Ab=
geordnetenkammer
wurde Floquet mit 392 Stimmen vorläufig
wieder zum Präſidenten, Delaforge mit 430 zum 1. und Blaue mit
250 Stimmen zum 2. vorläufigen Vizepräſidenten gewählt. Die

[ ][  ][ ]

2631

ſt.
ang
ge
dt.
igs.

5is
835)
1102
110
2
458.
559
746
101
101

789
1021
12½

4
65
8
11

H2

742
91
128
449

1025

56
SH

747
857
122
5 2

1037

9=
447
10

bis
bach
agen.

44
miniſterielle Erklärung wird erſt k. Montag zur Vorlage kommen.
Der Senat vertagte ſich nach einer kurzen Anſprache des Präſidenten
Leroyer auf den Montag. Es kamen keinerlei Ausſchreitungen vor,
wenn ſchon eine große Anzahl Blouſenmänner ſich vor dem Palais
Bourbon angeſammelt hatte und die Menge häuſig durch die Po=
lizeibeamten
von den Zugängen weggetrieben werden mußte. Alters=
präſident
Blanc hielt eine Anſprache, in welcher er hervorhob, daß
Einigkeit notwendig ſei, um die Republik zu befeſtigen und die
ſchwebenden Fragen und Angelegenheiten zu erledigen. Redner gab
unter Beifall der Linken und des Zentrums eine Ueberſicht über
die notwendigſten Reformen, welche einen friedlichen und unauf=
hörlichen
Fortſchritt herbeiführen würden. Im Senat gedachte
Präſident Leroyer der ſeit dem Schluſſe der Seſſion verſtorbenen
vier Senatoren. Der Senat hat ſich bis Montag vertagt.
Der Abg. Gomot wurde zum Ackerbauminiſter, Dautresme zum
Handelsminiſter ernannt.
Engkand. Bei dem am 9. d. in der Guildhall ſtattgehabten
Bankett ſagte Lord Salisbury bei Beſprechung der Vorgänge in
Oſtrumelien und Bulgarien, daß England kein unmittelbares In=
tereſſe
an dieſer Frage habe und daher kein Grund vorhanden ſei,
die Notwendigkeit einer materiellen Einmiſchung Englands zu
fürchten. Nach den Ausführungen des Redners entſpringt das
Haupthindernis für die Vereinigung Oſtrumeliens mit Bulgarien
nicht aus dem Vorgehen der fremden Mächte oder der Pforte,
ſondern aus dem von Griechenland und Serbien aufgeſtellten Grund=
ſatz
, daß ihre Gebiete vergrößert werden müßten, wenn die Ver=
einigung
aufrecht erhalten werde. Salisbury iſt der beſtimmten
Anſicht, daß ein politiſches Gebäude, welches gegen den Willen der
dabei beteiligten Bevölkerung errichtet werde, ncht lange beſtehen
könne. Salisbury meint, daß die Bulgaren, wenn die Vereinigung
nicht anerkannt werde, ſich mit den Serben und Griechen verbinden
würden, und daß die nächſte Bewegung gegen die Türkei demnach
eine ſolche von drei kleinen Staaten an Stelle eines ſein würde.
Die engliſche Regierung erwarte zunächſt, daß die Kraft des türki=
ſchen
Reichs unvermindert erhalten werde, ſodann daß jedes von
Europa zu treffende Abkommen ſo beſchaffen ſein werde, daß es die
dabei beteiligte Bevölkerung befriedige und von jedem Eingriff in
den Beſtand des türkiſchen Reiches, welchen England als weſentlich
für Europa erachte, abſchrecke.
Itakien. Die Gazette uficiale; veröffentlicht ein Dekret, die
Verſetzung des bisherigen Botſchafters in London, Nigra, nach
Wien betreffend.
Spanien. Don Emilio Caſtelar, einer der berühmteſten
ſpauiſchen Staatsmänner, hielt am Sonntag Abend im Circolo
commercial' eine Rede, in welcher er u. a. behauptete: Ein be=
kanntes
Hamburger Handelshaus ſei trotz 3 Millionen Subvention
bankbrüchig geworden und fordere jetzt Deutſchlands Schutzhoheit
über die Karolinen, um wieder auf die Beine zu kommen. Deutſch=
land
ſei bettelarm, es ſterbe Hungers, darum habe es Kriege ge=
jührt
, welche Milliarden einbrachten, darum ſuche es jetzt Kolonien.
Hunderttauſend Deutſche wandern jährlich aus, um dem Hunger=
tode
zu entgehen. Damit die Hungernden nicht die Republik aus=
rufen
, ſchicke man ſie nach dem Kongo, Neu=Guinea und anderen
Erdenparadieſen. Deutſchlands koloniale Gewaltpolitik ſei geeignet,
Europa in die alte Barbarei zurückzuſchleudern.
Zzuſgarien. Die Einberufung der gemeinſamen bulgariſchen
und oſtrumeliſchen Nationalverſammlung iſt beſchloſſene Sache.
Wahlen finden zu dieſem Zwecke jedoch nicht ſtatt, ſondern es werden
die augenblicklich in beiden Ländern beſtehenden Volksvertretungen
zu einem großen Parlament vereinigt. Wenn die Konferenz die
Wiederherſtellung des früheren Zuſtandes beſchließen ſollte, ſo wird
dieſer Beſchluß der Volksvertretung vorgelegt werden. Der Beſchluß
der Nationalverſammlung kann nicht zweifelhaft ſein.
Herbien. Offiziell gibt die Regierung bekannt, ſie brauche nicht
den casus belli zu erſinnen, ſie habe infolge des Verhaltens Bul=
gariens
genügende ſachliche Gründe für eine Kriegserklärung, wenn
ſie den Zeitpunkt als gekommen erachte.
Die Schanzen gegen etwaige Operationen der bulgariſchen
Donau=Flottille ſind von der Timokmündung aufwärts vollendet
und mit ſchweren Poſitionsgeſchützen armiert. Die Schumadtja=
Diviſion beſetzte mit drei Regimentern die Berghöhen unmittelbar
an der bulgariſchen Grenze bei Zaribrod. In maßgebenden Kreiſen
wird fortgeſetzt daran feſtgehalten, das Ergebnis der Konferenz ab
zuwarten.
Griechenkand. Die Regierung hat alle ſich im Auslande auf=
haltenden
militärpflichtigen Staatsangehörigen, darunter beſonder=
viele
Studierende, zur unverzüglichen Rückkehr in die Heimat auf=
gefordert
.
Fürſtei. Der Sultan äußerte in einer Audienz, die er dieſe
Woche dem Grafen von der Goltz erteilte, daß das Reich nicht nur
in allen Teilen des Landes 450000 Mann effektive Truppen habe,
ſondern im Falle der Not noch weitere 300000 Mann einberufen
könnte. Djemal Paſcha iſt nach Eſſen abgereiſt, um die Lieferung
von 150 Kruppſchen Feldgeſchützen zu beſchleunigen. Die Pforte
hat die Botſchafter benachrichtigt, daß ſie eine jerbiſche Invaſion
von Bulgarien als einen Kriegsfall betrachten würde.

221
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 11. November.
Ein kirchliches Ereignis hervorragendſter Bedeutung war
es, welches ſich am geſtrigen vormittag für die evangeliſche Be=
völkerung
unſerer Stadt vollzog. Es war das ins Leben treten
der ſelbſtſtändigen Martinsgemeinde im Nord=Oſtviertel, verbunden
mit der feſtlichen Einweihung der neuen Kirche, ſowie die Einſetzung
und Antrittspredigt des Geiſtlichen Herrn Pfarrer Dr. Flöring.
Wie ſehr die neue Gemeinde ſich der Bedeutung des Tags bewußt
war, zeigte der überaus reiche Schmuck den das Stadtviertel zu
Ehren desſelben angelegt hatte, denn nahezu alle Häuſer prangten in
feſtlicher Beflaggung und boten die frohbewegten Straßen bei un=
gewöhnlich
ſchöner Herbſt=Witterung ein höchſt anziehendes Bild.
Gegen 10 Uhr verſammelten ſich die geladenen Feſtteilnehmer im
Schulhauſe in der Müllerſtraße und ſetzte ſich ſodann der Zug unter
Glockengeläute in folgender Ordnung in Bewegung: Bauhandwerker,
Baumeiſter und Bau=Komits, Pfarrer und Gemeindevertreter der
Martinsgemeinde, welch letztere die Abendmahlsgefäße trugen, die
geſamte evangeliſche Geiſtlichkeit von hier und Umgegend, Kirchen=
vorſtand
und Kirchengemeinde=Vertretung der Stadt=Gemeinde,
Oberconſiſtorium und Landesſynode, Staatsminiſterium, Generalität,
Staatsbehörden, Stadtvorſtand, ſowie zahlreiche Angehörige der
neuen Gemeinde, ſo Männer wie Frauen.
Nachdem der Zug ſich vor der Kirche aufgeſtellt, trafen Se. Königl.
Hoheit der Großherzog, der Erbgroßherzog, ſowie die geſamte
großherzogliche Familie ein. Der Architekt des Baues, Herr von
Kauffmann, ergriff hierauf das Wort, um einen kurzen Rückblick
auf die ohne jeglichen Unfall verlaufene Bauperiode zu werfen und
überreichte ſodann den Schlüſſel dem Präſidenten des Baukomite's,
Herrn Geh. Juſtizrat Buchner welcher namens des Stifters den
vollendeten Bau der Kirchenbehoͤrde, vertreten durch Herrn Super=
intendenten
Dr. Sell, mit herzlichen Wünſchen übergab. Nach
Weihegebet des Letzteren und Ueberreichung des Schlüſſels an Se.
Königl. Hoheit den Großherzog wurde von Allerhöchſtdemſelben die
Kirche geöffnet mit den Worten: Unſern Eingang ſegne Gott,
worauf der geſamte Hof und alle Zugsteilnehmer die Kirche betraten,
die ſich dann ſofort mit Andächtigen in allen Räumen füllte. Das
Programm des Feſtgottesdienſtes war Folgendes: Chorgeſang, der
100. Pſalm von Mendelsſohn, Weiherede und Weihegebet des Super=
intendenten
, Gemeindegeſang, Einführung des Pfarrers durch den
Dekan, Gemeindegeſang: Ein' feſte Burg iſt unſer Gott Predigt
des Pfarrers Dr. Flöring, Chor= und Gemeindegeſang, Taufhand=
lung
ſowie Abendmahlsſpendung, an welcher 12 Gemeindemitglieder
in vorgerückten Jahren beteiligt waren.
Die ganze Feier trug den erhebendſten Charakter und haben
namentlich die gehaltvollen Antrittsworte des neuen Geiſtlichen der
Martinsgemeinde die Ueberzeugung gegeben, daß ſie mit vollem
Vertrauen deſſen Wirken begrüßen darf. -Das nach allen Richtungen
harmoniſch und würdig ausgeſtattete neue Gotteshaus hat ſich auch
bezüglich des Punktes der Acuſtik vollkommen bewährt. In Aner=
kennung
der Verdienſte des Architecten Herrn v. Kauffmann haben
Se. K. Hoheit der Großherzog geruht demſelben das Ritterkreuz
1. Klaſſe des Philippsordens zu verleihen.- Wenn allen Betheiligten
bei dem wohlgelungenen Bau volle Würdigung gebührt, ſo ſei hier
noch insbeſondere des Herr
n Maurermeiſters Vogel gedacht, der
mit Umſicht und Tüchtigkeit der ganzen Detail=Leitung vorſtand und
dieſelbe zu gutem Ende führte
Militärdienſtnachrichten. Kiſtner Sekondlieutenant
vom 3. Großh. Heſſ. Inf. Reg. Nr. 117, kommandiert zur Dienſt=
leiſtung
bei dem Schleswig=Holſtein'ſchen Drag.=Reg. Nr. 13, in
dieſes Regiment verſetzt; Dr. Frank, Aſſiſtenzarzt 2. Kl. der Reſ.
vom 1. Bat. 4. Großh. Heſſ. Landw.=Regts. Nr. 118, zum Aſſiſtenz=
arzt
1. Kl. der Reſerve befördert.
- Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters. Sonn=
tag
, 15. Novbr.. Robert der Teufelr. Dienstag, 17. Nobr.. Was
Ihr wollt Luſtſpiel von Shakeſpeare ſneu einſt.). Donnerstag,
19. Novbr. Die luſtigen Weiber von Windſors. Freitag, 20. Novbr.:
Ein Luſtſpiel: Luſtſpiel von Benedix (neu einſt.).
8t. Konzert der Großherzoglichen Hofmuſik. Wenn
Mendelsſohn ſelbſt die Ouvertüre zur ſchönen Meluſine ſein beſtes
und innerlichſtes Werk nennt, ſo wollte er wohl damit andeuten,
daß die Poeſie des Märchens ihn tief im innerſten bewegte und er
aus dieſer Bewegung die Melodien ſchöpfte, welche auch in dem
Hörer alle Geſtalten desſelben erſtehen laſſen. Das Rauſchen des
Zauberwaldes, das Rieſeln der blitzenden Wevier, der Geſang der
Vögel, Blumenduft, bunte Farben, ja das Klikven der Waffen, der
tapferen, auf Abenteuer ansziehenden Ritter zieht auf den dahin=
flutenden
Tonwellen an uns vorüber. Die Wiedergabe des Ton=
ſtückes
war eine vortreffliche, ſo daß die Poeſie desſelben voll und
ganz auf uns wirken konnte. Das Konzert Nr. 1 in Omoll von
J. Brahms hörten wir zum erſtenmale. Die Anlage des Werkes
iſt ſo großartig und bietet eine ſolche Fülle von Schönheiten, daß das
Gedächtnis beim erſten Hören nicht imſtande iſt dem Ohre zufolgen.
Der erſte Satz iſt voll ſchmerzlicher Leidenſchaft, im zweiten jedoch
erſcheinen manche Stellen voll des glücklichſten Seelenfriedens.

[ ][  ]

2632
4
Außerordentlich ſchön erſchienen uns die fugenartigen Stellen, welche
von den Blasinſtrumenten und dem Klavier ausgeführt werden
und der Schluß dieſes Satzes. Auch das Rondo iſt reich an herr=
lichen
Momenten, und wir wünſchten nur, dieſes Werk recht bald
wieder hören zu können. Den äußerſt ſchwierigen Klavierpart
bewältigte Herr Prof. Mar Schwarz mit einer glänzenden Technik.
Ob er nun die Saiten im zarteſten pianossiwo oder im mächtigen
Forte erklingen läßt, ſtets iſt der Ton abgerundet und von reiner
Klangfarbe. Dieſe Vorzüge kamen auch in den Solis des Künſtlers
zur Geltung, neben einer charakteriſtiſchen Auffaſſung der Chopin=
ſchen
Tonſtücke. Reicher Beifall wurde ihm ſowohl nach jedem Satze
des Brahmsſchen Konzertes, als auch nach jeder Solonummer zu
teil. Nach der Polonaiſe ſteigerte ſich derſelbe zum Hervorrufe und
der Künſtler war auch ſo freundlich, noch ein Nocturno von Chopin
zuzugeben. Die Sängerin des Abends, Frl. A. Rau, beſitzt eine
angenehme, wohlgeſchulte Stimme und feine muſikaliſche Auffaſſung,
welche beſonders im Vortrage der Lieder zur Geltung kamen. Die
Wiedergabe der großen Mendelsſohnſchen Arie bezeugte fleißiges
Studium und achtungswertes Können. - Wie die Konzerte der
Hofmuſik gewöhnlich eine Ueberfülle des Guten bringen, ſo folgte
auch noch den beſprochenen Nummern die herrliche Gemoll=Sinfonie
von Mozart. Auch hier bewunderten wir wieder die ſo ſehr ge=
ſchickte
thematiſche Arbeit des unſterblichen Meiſters, der es verſteht,
einen aus wenig Noten beſtehenden Satz in reichſter Abwechslung
wiederkehren zu laſſen. Eine außerordentliche prägnante Rhythmik
zeichnet den 3. menuetartigen Satz aus, während im Finale ein
heiterer Gedanke den andern weckt und verfolgt, und das Ganze
zuletzt in hellem Jubel ausklingt. Dem Werke ſowohl, wie auch
der Hofkapelle und ihrem Dirigenten hätte für die Aufführung ein
lebhafterer Beifall geſpendet werden dürfen.
Ueber die Leiſtungen der am Freitag im Saalbau auftreten=
den
Wiener Sängerinnen ſchreiben die Bamberger N. N.: Das im
Erlangerhof=Saale abgehaltene erſte große Konzert der Wiener
Sängerinnen, unter Mitwirkung der Kapelle des k. 5. Infanterie
Regiments, war ſo zahlreich beſucht, daß die Räume des Saales
nicht ausreichten, die Beſucher alle aufzunehmen und mußten ſpäter
Eintreffende auf das folgende Konzert vertröſtet werden. Der Er=
folg
der eigenartigen Geſangsgeſellſchaft war ein außerordentlicher:
die ſchönen Stimmen und die exakten Leiſtungen dieſer feſchen ſchönen
12 Wienerinnen in prachtvollen Koſtümen erregten Stürme von
Beifall und mußten die verſchiedenen Piecen faſt alle da capo ge=
bracht
werden; namentlich fand das Solo von Frl. Rallini im
6
Volka: , die Männer nicht enden wollenden Beifall und mußte
dieſe Piece gleichfalls wiederholt werden.
1 Ein bei einem hieſigen Flaſchenbierhändler ſeither bedienſtet
geweſener Hausburſche aus Groß=Bieberau iſt nach Unterſchlagung
von etwa 50 M. Kundengeldern flüchtig gegangen.-Dienstag abend
verhaftete die Schutzmannſchaft eine bekannte arbeitsſcheue Perſon
aus Ober=Ramſtadt, die es ſich zum Geſchäfte machte, an hieſige
hochgeſtellte Perſönlichkeiten Bettelbriefe zu ſchreiben. Dieſelbe wurde
wegen Bettelei beſtraft und außerdem dem Arbeitshauſe überwieſen.
Einem Frauenzimmer in der Schloßgaſſe wurde eine Petroleum=
lampe
aus ſeiner Wohnung entwendet.- Zwei Graveure, welche ſich
bei einem hieſigen Hoftapezier einlogiert hatten, ſind mit Hinter=
laſſung
einer Schuld von circa 30 M. flüchtig gegangen. Einer
Dame, die von Eberſtadt hierher reiſte, iſt ein Handkoffer mit In=
halt
im Wert von etwa 100 Mark aus dem Eiſenbahncoupe ab=
handen
gekommen.
Beſſungen. Laut gewordenen Wünſchen entſprechend, wird
der evangel. Kirchen=Geſangverein die am 25. vorig. Mts. zum
Beſten der Kleinkinderſchule abgehaltene Geſangsauffüh=
rung
Sonntag den 15. d. Mts., abends 5 Uhr, in der Kirche
dahier wiederholen. Der Zutritt iſt frei.
Füz die inaktiven Mit=
glieder
des Vereins bleibt der weſtliche Teil der Emporbühne,
ſowie die vorderſte Bank der Orgel gegenüber, vorbehalten und
werden die Eintrittskarten hierzu Samstag den 14. d. Mts., nach=
mittags
von 2 bis 3 Uhr im Mädchenſchulhauſe, Saal der 1. Klaſſe
ausgegeben. Etwaige Gaben für die Zwecke des Vereins wolle
man in die aufgeſtellten Opferſtöcke einlegen.
Lt. Frankfurt a. M. 11. Noobr. Seit geſtern nachmittag
ſind Politik, Kunſt und alles Sonſtige hier vollſtändig in den Hin=
tergrund
getreten und intereſſiert nur noch der drei Tage währende
Wohlthätigkeits=Jahrmarkt, welcher einen über alle Begriffe
glänzenden Verlauf nimmt. Die nüchternen Räume des Saalbaues
haben Feſtgewand ongelegt und präſentieren ſich prächtig. Aller=
dings
koſten die L.Prationen die Kleinigkeit von vollen 10000 M.,
dafür ſind aber Keſeehäuſer, ruſſiſche und italieniſche Reſtauratio=
nen
, altdeutſche Weinſtuben ꝛc. hervorgezaubert worden. Schon um
fünf Uhr nachmittags wogte eine nach tauſenden zählende Menge
Umher, welche bis ſieben Uhr ſtets zunahm. Um ſieben Uhr be=
gannen
die Jahrmarkts=Sehenswürdigkeiten: Cirkus, Damenkapelle,
Mordgeſchichten, Bergknappen, Tyroler Sänger u. ſ. w., es war
ein embarras de richesse, daß man wirklich nicht wußte,
wo man zunächſt hinblicken ſollte. Nicht weniger wie 25 junge
Damen in italieniſchem Koſtüm verkauften Blumen und verein=

221
nahmten dieſelben von 3 Uhr nachmittags bis 9 Uhr abends volle
fünfhundert Mark! Glänzend ſind die Bazarbuden ausgeſtattet.
Prächtig nimmt ſich das Büffet im Baukettſaal aus, deſſen reiche
Ausſtattung gar verlockend winkt. Viel Geld ging in der Schieß=
bude
ein, nicht minder im baheriſchen Bierlokal. Die altdeutſche
Weinſtube mit ihren markigen Inſaſſen nahm ſich beſonders ſchön
aus. Wir hätten für heute noch vieles zu berichten, aber lei=
der
geſtattet es der Raum nicht. Alles in allem muß konſtatiert
werden, daß das Komits wirklich großartiges zu Stande gebracht
hat und allerſeits Anerkennung findet. Heute iſt das Kinderfeſt.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 10. November.
B. Am Schillertage gelangte diesmal Wilhelm Tellu zur
Aufführung, dasjenige von den Werken unſeres Dichters, das den
Freiheitsgedanken, der uns in den Räubern; noch mit allem Un=
geſtüm
der Sturm= und Drangperiode behaftet entgegentritt, in ge=
klärter
, verſöhnender Weiſe zum Austrag bringt. Wie glänzt jenes
dunſtig=feurige Morgenrot, das einſt in des Dichters Erſtlingswerk
über den böhmiſchen Wäldern aufgeſtiegen, hier ſo gereinigt in der
Lichtglorie wieder, mit der die Abendſonne des Schillerſchen Genius
hinter den Alpenfirmen niedertaucht!
Die heutige Vorführung des Wilhelm Telli, der ein Volks=
ſchauſpiel
im ſchönſten und edelſten Sinne des Wortes genannt
werden kann, war eine im Ganzen und meiſt auch im Einzelnen
wohlgelungene. Wilhelm Tell' gehört mit zu den am ſchwierigſten
zu beſetzenden Stücken; er zählt nahe an 50 Rollen, darunter eine
ungewöhnlich große Zahl wichtiger Partien. Hier iſt es nicht da=
mit
abgethan, ein paar Hauptrollen tüchtigen Kräften anzuvertrauen;
ſoll eine reine, künſtleriſche Wirkung erzielt werden, ſo muß joder
Mitwirkende Verſtändnis für ſeine Aufgabe mitbringen. Wie leicht
kann der Träger einer Rolle von wenigen Zeilen 3. B. in der
Rütliſcene die Stimmung unheilbar zerſtören. - In Bezug auf den
Tell des Herrn Wünzer iſt immer wieder von neuem anerkennend
hervorzuheben die ſchlichte, ſchmuckloſe Weiſe, mit der er den naiven
Volkshelden zu verkörpern weiß; auch die ſchwungvollſten Stellen
der Schiller'ſchen Diktion können ihn nicht verleiten, in ein zu idea=
liſtiſches
Pathos zu verfallen, in eine Deklamationsweiſe, die, wenn=
ſchon
die Dichtung ſelbſt ſie nahe legen mag, mit der Natur Tells
ſchlecht vereinbar iſt. Selbſt in dem großen Monolog, der wohl
am meiſten Gelegenheit zum Hervortreten der Reflexion bietet und
den ſich viele Telldarſteller zu einem rhetoriſchen Glanzſtück aus=
garbeitet
haben, bleibt Tell=Wünzer der biedere, ſchlichte Mann aus
dem Volke. An dieſer realiſtiſchen Darſtellung gemeſſen erſcheint
uns Herrn Edward's Melchthal, wennſchon wir der energiſchen
Kraft, mit der er die Rolle geſtaltet, lebhaften Beifall ſpenden, zu
pathetiſch, zu gebildet, was Natur ſein ſollte, wandelte ſich zu=
weilen
in Koſtüm. Der Schillerſche Jdealismus bemächtigt ſich
ſeiner oft in einer Weiſe, die die charakteriſtiſche Beſtimmtheit be=
einträchtigt
. Einen kräftigeren Realismus trugen die Darſteller
des Stauffacher und Walter Fürſt, die Herren Dalmonico und
Mickler zur Schau. Herr Butterweck, deſſen Bedeutung in der
Geſchichte des Darmſtädter Theaters längſt feſtgeſtellt iſt, iſt uns
auch auf dem Kothurn willkommen; ſein Freiherr von Attinghauſen
iſt gewiß eine ſehr achtbare Leiſtung. Wenn er in ſeiner Darſtel;
lung freilich mehr den gebrechlichen, ſterbenden Greis als den Banner=
herrn
und Landammann betont, von deſſen ſterbender Lippe der
mächtige, mahnende Ruf zur Einigkeit ertönt, ſo iſt das eine Auf=
faſſung
, die wir uns aus Herrn Butterwecks ganzer künſtleriſcher
Begabung wohl erklären können, aber nicht zu teilen vermögen.
Entſchieden ſtörend wirkt es aber, wenn die letzten Worte des Atting=
(de:
hauſen: Die Fürſten ſeh ich und die edelen Herren
Dichter hat für den Schauſpieler eigens die Bemerkung beigefügt:
er ſpricht das folgende mit dem Ton eines Sehers - ſeine Rede
ſteigt zur Begeiſterung), wenn dieſe Worte durch peinlich berührende
Todeszuckungen zerſtückelt, abgeriſſen zu Gehör gebracht werden.
Der junge Freiherr Rudenz fand wie immer in Herrn Hacker einen
angemeſſenen Vertreter. Frl. Jda Rau, die als dritte Gaſtrolle
die Berta ſpielte, beſitzt die ſchauſpieleriſche Gewandtheit, welche
die Verkörperung dieſer Geſtalt erfordert. Sie ſpricht verſtändnis=
voll
und kann bei fortgeſetztem, fleißigem Studtum ein tüchtiges
Mitglied unſerer Bühne werden. Ihre Auffaſſung der Rolle, die
mehr das liebende Mädchen als die Edeldame betonte, kam man
ſich gefallen laſſen. Daß die Rolle der Armgard, deren Bedeutung
für die Situation des 3. Auftritts im 4. Akt oftmals unterſchätzt
wird, diesmal einer erſten Kraft, Frl. Cramer, anvertraut war,
wirkte höchſt vorteilhaft, indem die Künſtlerin die kleine Partie
durch die Leidenſchaft ihrer Darſtellung zu beſonderer Geltung
brachte. Nachdem der Landvogt mit kalter Grauſamkeit das jam
mernde Weib von ſich gewieſen, bleibt in den Herzen der Hörer
auch für die leiſeſte Regung des Mitleids kein Raum, wenn den
Tyrannen das ſchwarze Verhängnis ereilt. Herr Werner hebt
als Geßler nicht blos die Gewaltthätigkeit und Fühlloſigkeit des
Landvogts hervor, er verleiht demſelben auch einen gewiſſen ſtaats
männiſchen Zug.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.