Darmstädter Tagblatt 1885


05. November 1885

[  ][ ]

Ubonnementspreis
vlerteljahrlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
po Quartal inck. Poſaufichlag.

(rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Janglitep unkiherunhsbthir.

Inſerate
werdenangenommen inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 96, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
Donnerstag den 5. November.
1885.
N 216.
Zu publiciren iſt aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 29:
Verordnung, betreffend die Einberufung des Reichstags.
Darmſtadt, am 2. November 1885.
Betreffend: Ermittelung der landwirthſchaftlichen Bodenbenutzung und des Erntetrags im Jahre 1885.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Diejenigen von Ihnen, welche der Verfügung vom 16. April l. Js. noch nicht entſprochen haben, werden an deren
Erledigung binnen acht Tagen erinnert.
[10780
In Vertretung: Gros.
Darmſtadt, den 31. October 1885.
Betreffend: Das Unfallverſicherungsgeſetz; hier die Führung der Unfallverzeichniſſe Seitens der Ortspolizeibehorden.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes, mit Ausnahme von Darmſtadt und Beſſungen.
Nach 8 52 des Unfallverſicherungsgeſetzes vom 6. Juli 1884 haben die Ortspolizeibehörden über die bei ihnen zur Anzeige
gelangten Unfälle ein Unfallverzeichniß zu führen.
Indem wir Ihnen nachſtehend das von dem Reichsverſicherungsamt für das Unfallverzeichniß feſtgeſtellte Formular mit=
theilen
, empfehlen wir Ihnen die genaue Beachtung der einleitenden Bemerkungen zu demſelben und die ſorgfältige Führung
des Verzeichniſſes nach dem vorgeſchriebenen Muſter.
Bei dieſer Veranlaſſung weiſen wir Sie zugleich auf die Ihnen nach 8 51 u. ff. des Unfallverſicherungsgeſehzes zukommen=
den
Verpflichtuugen hin, mit dem Anfügen, daß die zur Anzeige gekommenen Unfälle ſobald wie möglich, alſo falls die Be=
deutung
des Unfalls ſofort feſtſteht, alsbald nach der Anzeige - falls aber die längere Dauer der Erwerbsunfähigkeit ſüber
13 Wochen) erſt ſpäter wahrſcheinlich wird, ſpäteſtens alsdann, wenn die Ueberzeugung von dieſer Bedeutung des Unfalls ge=
wonnen
worden iſt, einer Unterſuchung zu unterziehen ſind.
J. V. Gros.
10781
Unfallverzeichniß.
18 52 des Unfallverſicherungsgeſetzes vom 6. Juli 1884.)
Zur Beachtung.
1) In das Unfallverzeichniß ſind alle Unfälle einzutragen, welche auf Grund des 8 51 des Unfallverſicherungsgeſetzes zur
Anzeige gelangen.
2) Die Eintragung iſt in der Reihenfolge zu bewirken, in welcher die Anzeigen eingehen. Die letzteren ſind mit fort=
laufender
Rummer zu verſehen und in einem Beilageheft zum Unfallverzeichniß zu ſammeln.
3) In Spalte 2 iſt der Betrieb, in welchem ſich der Unfall ereignet hat, genau zu bezeichnen. Soweit zur Feſtſtellung
der Identität eine Ortseingabe (Gemeindebezirk, Straße, Hausnummer) erforderlich erſcheint, iſt dieſelbe beizufügen.
4) Sind mehrere Perſonen durch einen Unfall verletzt oder getödtet, ſo bedarf es einer Ausfüllung aller Spalten für
jede Perſon nicht. Es genügt, in Spalte 5 die Namen der Perſonen, in Spalte 6-7 die Verletzungen, welche dieſelben
erlitten haben, aufzuführen, im Uebrigen aber nur eine einmalige Angabe hinſichtlich des Betriebs u. ſ. w. zu machen.
5) Iſt ein Unfall zur Anzeige gelangt, welcher eine Unterſuchung (8 53 a. a. O.) zwar nicht erforderlich erſcheinen
ließ, indeß auch nicht als ein ganz unerheblicher anzuſehen iſt, ſo wird die Ortspolizeibehörde wohl daran thun, denſelben
im Auge zu behalten, um ebentuell bei eintretender Verſchlimmerung der Folgen des Unfalls die Unterſuchung rechtzeitig
bewirken zu können. In dieſem Falle wird in Spalte 10 anzugeben ſein, warum die nachträglich erforderlich gewordene
Unterſuchung erſt nach einiger Zeit vorgenommen worden iſt.
6) Mit Rückſicht auf 3 5 Abſatz 9 a. a. O. empfiehlt ſich eine kurze Mittheilung über das Ergebniß der Unfallunter=
ſuchung
an die in der Unfallanzeige bezeichnete Krankenkaſſe, wecher der Verletzte angehört, und iſt hierüber in Spalte 10
ein entſprechender Vermerk einzutragen.
7) E3 iſt zuläſſig, getrennte Unfallverzeichniſſe für örtlich abgegrengte Theile des Bezirks der Ortspolizeibehörde Poli=
geireviere
u. A.) oder für eine oder mehrere Berufsgenoſſenſchaften (vergl. den Kopf der Unfallanzeigen) oder für einzelne
Gewerbezweige oder einzelne größere Etabliſſements zu führen.
676

[ ][  ][ ]

2558
M 216

2. 3. 4. b= 8. ½. 8. 9. 10. Betrieb,
in welchem ſich der
Unfall ereignet hat.
Name,
ſFirma) des Be=
triebsunternehmers

Datum
des
Unfalls. 51 Vor= und Zuname
der
Verletzten.
Getödteten.) Art
der
Verletzung. Wird die Ver=
letzung
voraus=
ſichtlich
den Tod
oder eine Er=
werbsunfähigkeit

von mehr als
13 Wochen zur
Folge haben? Veraulaſſung
des
Unfalls. Iſt der Un=
fall
unter=
ucht
?
(Wenn ja,
an welchem
Tage?)
Vergl.
8855f9. des
Unfallver=
ſicherungs
ſicherungs=
geſetzes
.
Bemerkungen.

Maſchinenfabrik
von
Erh. Keller,
Teichſtraße II. 2.
Oktober
1885. 1 Robert
Müller, Leichte
Fingerquetſchung Nein.
ſca. 1 Woche
Erwerbsun=
fähigkeit
.) Gerieth in das
Zahnradgetriebe
einer Handbohr=
maſchine
.
Nein.

Wollſpinnerei
von
Chriſtoph Reuter
u. Comp. 5.
Oktober
1885. 2
bis
5 1. Peter Wirtz.
2. Maria Nickel.
3. Joſeph Werner.
4. Carl Weiſe. 1. Leichte Kopfver=
letzung
.
2. Armbruch und
Verbrühung.
3. Schwere Ver=
brühung
.
4. Bruſtquetſchung; fl. Nein = Wochen
Erwerbsunfähigkeit).
2. Ja.
3. Ja.
4. Iſt bereits ge=
ſtorben
. Dampfkeſſel
Exploſion. Ja.
Am
7. Oktober
1885. Iu Betreff der
Verletzten ½. u. 3
Mittheilung an
die zuſtändige
Krankenkaſſe am
10. Oct. 1885. J.
55
2. Kalkſteinbruch der
Wintersberger
Steinbruchs=Aktien
Geſellſchaft.
Gemeindebezirk:
Rehmhauſen im
Hölzchen 10.
Oktober
1885. 6 Friedrich
Schönberg. Fußquetſchung. Nein. ſca. 3 Wo
chen Erwerbs
unfähigkeit.) Fall von über=
hängendem
Ge.
ſtein. Ja.
Am
5. November
1885. Interſuchung nach=
träglich
vorgenom.
men, da nach ange=
ſtellter
Ermittlung
die Herſtellung des
Verletzten ſich hin
zieht. Der zuſtän.
digen Krankenkaſſe
am 15. Nov. Mit.
theilung gemacht.

Pnſprüche an den Nachlaß der Fräulein
T4 Joſephine Klos, Wittmannsſtr. 30,
Beſſungen, ſind binnen 14 Tagen bei
Vormund Velten, Saalbau, oder dahier
bei Meidung der Nichtberückſichtigung gel=
tend
zu machen.
Darmſtadt, den 30. Oktober 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[10782
C. Küchler.
Bartha.
Bekanntmachung.
In unſer Firmenregiſter iſt auf be=
fugten
Antrag
die FirmaMüller Wilhelm Speng=
ler
zu Nieder=Ramſtadt
heute gelöſcht worden.
Darmſtadt, den 2. November 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
10783
Lauer.
Uhrig.

Verſteigerung.
Nüchſten Montag den 9. d. Mts.,
Vormittags um 10 Uhr,
ſoll dasGebäude auf demfrüher Stumpf'ſchen
Grundſtück, neben dem Provinzial= Arreſt=
hauſe
in der Runden Thurmſtraße, au
den Abbruch unter den bei der Ver=
ſteigerung
bekannt zu gebenden Beding=
ungen
öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 3. November 1885.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
Wießell.
[10784


Eza
2
2

Reine Veine
Hermannſtraße 5.
ſtets billigſt

G
G
Bekanntmachung.
Ein Communal=Nachtrags=Hebregiſter der Stadt Harmſtadt für das Jahr
1885-86 liegt zur Einſicht eines jeden Intereſſenten vom 4. d. Mts. 8 Tage lang
auf unſerem Büreau offen.
Beſchwerden gegen die im Regiſter enthaltenen Anſätze müſſen binnen der
erſten vier Wochen nach Ablauf der Offenlegungsfriſt entweder ſchriftlich oder münd=
lich
zu Protokoll bei Großherzoglichem Kreisamt vorgebracht werden, ſpäter vor=
gebrachte
Beſchwerden finden keine Berückſichtigung.

Darmſtadt, den 3. November 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterel Darmſtadt.
(10785
Ohly.

der Communal= und
Das H. und W. Ziel
Kirchenſtener pro 1885-86
iſt bei Vermeidung der Mahnung bis längſtens den 12. November l. J3. an den
Zahltagen Montags und Donnerstags, Vormittags von 8-12 Uhr und Nach=
mittags
von 2-5 Uhr, zu entrichten.
Beſſungen, am 2. November 1885.
Gemeinde=Einnehmerei Beſſungen.
10737
Nohl.

Nadelholzſamen=
Verpachtung.
Samstag den 7. November d. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
wird auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
die Nadelholzſamen=Ernte für 1885586 aus
den Gemeindewaldungen und den Diſtrik=
ten
: Kaiſerſchlag, Köhlertanne, Saufang,
Maitanne u. ſ. w. öffentlich meiſtbietend
verſteigert.
Beſſungen, den 2. November 1885.
Großherzogl. Bürgermeiſterei Beſſungen.
[10733
Berth.

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prima Soholfscho,
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Sardehtem,

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Ruſſ. Sardinen,
Bückinge,
geräucherte Lachsforellen.

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G8ML. Koslge,

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Trische Secheehte
per Pfund 70 Pfg.,
Schollem
zum Backen und Sieden 30 Pfg.
Frisch gowüss. Stockfische
und Labberdan.

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dige
Aufgabe ihres Bedarfs.
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dungen
veranlaſſen mich eine noch=
malige
Preisherabſetzung eintreten
zu laſſen.
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Reh in ganzen Stücken M. - 65
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bis 1. 30
Rehkeule
1. 10,
Reh-Collettes per St. 40-50 Pf.
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Aechten

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mente
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wozu freundlichſt einladet.
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Grafenſtraße 27.

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Dr. Kleinſchmidt, Hügelſtraße 55.

9736) Roßdörferſtraße 12 iſt
die Beletage mit allem Zubehör ſo=
fort
beziehbar.

10276) Grafenſtraße 35 Seitenbau
eine kleine Wohnung für eine einzelne
Perſon ſofort zu vermiethen.

3

51

[ ][  ][ ]

2561

19
l.
90.

His,
835
102
110
215
456
559
Hi6=

1017
=
H
739)
1021

4 6
65
89
11 4

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ſchöne Wohnung von 3 Zimmern, Küche,
Keller und Bodenkammer per 15. Nov.
oder ſpäter. Näheres Aliceſtr. 23 part.
links, Nachmittags.
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Manſardewohnung, 3 Zimmer mit Waſſer=
leitung
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Eine Wohnung, 2 Zimmer, mit Waſſerl.
per Monat 12 M., ſofort zu beziehen.
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2 - 3 Zimmer mit Küche, ſofort an eine
ruhige Familie zu vermiethen.

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Das zweite Concert zum Beſten des Wittwen
und atſenfonds der Großh. Hofmuſik

D findet Montag den 9. November im Saalbau ſtatt. 10806 6
Anfang 7 Uhr.
G
3 Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren üklingelhöffor
H und 8orgsträsser, ſowie in der Muſikalienhandlung des Herrn Thies zu haben.
Abonnements für die noch ſtattfindenden vier Concerte: Sperrſitz
3 Mk. 9, Saalkarte Mk. 6; Einzelkarten: Sperrſitz Mk. 3. Saal Mt. 2.
E
H Vorſaal Mk. 1.
Darmſtadt, im November 1885.
Der Vorstand.
GG00GOOOagaaaOtGOaaaaooaoG0Oe

Die Büreaus

der
Süddeutschen Immobilien=Gesellschaft und der Com-
mandit
-Gesellschatt Blumenthal & Conp.
befinden ſich
Aliceſtraße 23. Hochparterre ſinks,
und ſind, mit Ausnahme der Sonn= und Feiertage, täglich Nachmittags von 3 bis
6 Uhr geöffnet.
[10720

Veissbinder, Halor- u. JackiererInnung

742
9¼
12
449
103

747
85
1225
5 2
1037

8489) Rheinſtr. 33 ſind zwei möbl.
Zimmer zu vermiethen.
9771) Schloßgraben 1 ein möblirtes
Zimmer zu verm. und gleich zu beziehen.
10538) Waldſtraße 7 ein möblirtes
Manſardenzimmer mit Kabinet ſofort zu
. Näheres Parterre.
10704) Louiſenplatz 4 ein freundlich
möbl. Zimmer mit Alkoven ſofort beziehb.
10705) Marienplatz 4 ein freundlich
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
10803) Caſinoſtr. 14 parterre zwei
möblirte Zimmer einzeln oder zuſammen.
10804) Wilhelminenſtr. 8 zwei ſchön
möblirte Zimmer mit Alkoben, für Offi=
ziere
oder Studirende, ſofort zu verm.
10805) Ein gut möblirtes Zimmer
in feiner Lage alsbald zu vermiethen.
Zu erfragen in der Expedition.

5

9¼
1½4.
102

1. bis
bach.

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billigſt bei
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1. A. RGlhardt,
Papierhandlung, Schloßgraben Nr. 7.

Barmstadt.
Dieſelbe eröffnet mit dem 16. November gleichwie im vorigen
Jahre ihre Fachſchule zum Erlernen der Zimmer=, Holz= und
Schriftmalerei.
Durch das Entgegenkommen der ſtädtiſchen Behörde, befindet
ſich das Schullokal vorerſt in dem früheren Pfarrhauſe am Kapellplatz.
Anmeldungen nimmt der Obermeiſter Herr Ph. Kinkel, Wie=
[10462
nersſtraße Nr. 91, bis zum 8. November entgegen.

Turngemeinde Darmſtadt.
Samstag den 14. November, Abends 8 Uhr beginnend:
TTAAAAN
in den Bäumen dos Saalbauos.
Eintrittskarten werden allen Vereinsmitgliedern rechtzeitig zugeſendet; ſie
berechtigen unſere Mitglieder nebſt ihren Familienangehörigen ohne Weiteres zum
freien Eintritt. Einzuführende Damen, welche nicht Familienangehörige ſind,
können bis ſpäteſtens Dienstag 10. November Abends, bei Herrn Kaufmann Kriegk
(Rheinſtraße), Kaufmann Stein (Marktſtraße) und bei unſerer Hausverwaltung
(Woogsſtraße 5) angemeldet werden; die betr. Eintrittskarten werden Mittwoch den
11. November, Abends 9 Uhr, im Turnhauſe von uns ausgegeben.
Darmſtadt, den 27. Oktober 1885.
10807
Der Vorstand.
677

[ ][  ][ ]

2562

10709) Ein militärfreier, junger Mann
mit ſchöner Handſchrift wünſcht auf einem
Comptoir oder Bureau placirt zu werden.
Zu erfragen bei der Expedition.
10808) Drei tücht. Mädchen, welche
bürgerl. koden können u. alle Hausarbeit
verſtehen, ſuchen ſofort Stelle. Näheres
bei Frau Fiſcher, Schirmgaſſe 10.
10809) Ein ſehr braves reinl. Mäd=
chen
ſucht Laufdienſt. Zu erfragen bei
Frau Hahn, Ernſt=Ludwigsſtraße 9.

10810) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Näh. Ballonplatz 10, Seitenbau, 3. St.

Wür S0fort

wird ein ordentliches Müdchen geſucht,
welches kochen kann, alle Hausarbeiten
verſteht und gute Zeugniſſe beſitzt; am
liebſten eines, das zu Hauſe ſchlafen kann.
Zu erfragen in der Expedition. (10562
10811) Ein zuverl. Mädchen im Alter
von 35-45 J. wird ſür einen ruhigen
Dienſt zu einem alleinſtehenden Herrn für
ſofort geſucht. Näheres Frau Frank,
Caſinoſtraße 2.
Ein junges Dienſtmädchen,
welches zu Hauſe ſchlafen kann, ſofort ge=
ſucht
. Beſſ. Carlsſtr. 6.
[10772
Angahender Commis
mit ſchöner Handſchrift auf ſofort geſucht.
Bewerber mit Kenntniſſen der Droguen=
oder
Colonialwaarenbranche bevorzugt.
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Ne. 216
10715) Zwei ſolide, kräftige, verhei=
rathete
, jüngere
Arbeiter
für die Chocoladenfabrik geſucht.
Wehner & Fahr.
Lehrlings=Geſuch.
Ein junger Mann mit guten Schul=
kenntniſſen
wird unter günſtigen Beding.
(10716
ungen als Lehrling geſucht.
Georg Hof, Papierhandlung.

Ein Schöner grosser Saal mit Mobiliar,
in der Alexanderſtraße, für Burenux
oder zur Ertheiluug von Schulunter-
richt
ſehr geeignet, alsbald zu verm.
Näheres bei der Expedition. (10338
1200 0s 1590 ua1N
auf 1 Jahr gegen monatliche Rückzahlung
zu leihen geſucht. Offerten an die Expe=
dition
unter Chiffre L. 10. (10812

6

inder aus beſſeren Familien werden in
SL gute Pflege genommen. Näh. Exp.

Dwei unmöbl. Zimmer b. e. einzelnen
2) Frau, momögl. i. Stb. d. unt. Stadt=
theils
ſucht Schulz, Waldſtr. 50. 110813

F.
C=

ine ſehr gute Violine iſt zu verkau=
fen
. Große Bachgaſſe 29. (10814

Hetzten Samstag Abend wurde in der
D Frankfurter Straße eine
lederne Pferdedecke
verloren. Man bittet den Finder, dieſelbe
gegen eine Belohnung Aliceſtraße Nr. 2
(10815
abzugeben.

Nächſten Samstag und Sonntag
Metzrlluppe;
bei
C. Lulmpnoso.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 5. November.
7. Vorſtellung in d. 3. Abonnementsabtheilung.
GBlaue Karten gültig.)
Norma.
Oper in 3 Aufzügen von Felix Romani.
Muſik von Vincenz Bellini.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Freitag, 6. November.
8. Vorſtellung in d. 8. Abonnementsabteilung.
(Rothe Karten gültig.)
Zer Hüttenbeſitzer.
Schauſpiel in 4 Aufzügen von G. Ohnet.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
pe.
p
pC.

Gottesdienſt in der Stadtkapelle.
Freitag den 6. November.
Jahresfeier des Frauenvereins der Guſtav=
Adolf=Stiftung.
Um 5 Uhr: Herr Pfarrer Ritſert.

Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synagoge).
Samstag den 1. November.
Vorabendgottesdienſt um 4 Uhr 15 Min.
Morgengottesdienſt um 8 Uhr 30 Min.
Schrifterklärung.
Sabbathausgang um 5 Uhr 20 Min.

Gottesdienſt in der Synagoge der
i3r. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 7. Nov.: Vorabend 4 Uhr 10 Min.
Morgens 8 Uhr.
Nachmittags3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 20 Min.
Wochengottesdienſt. Von Sonntag, 8. Nov. an:
Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachm. 4 Uhr - Min.
WB. Sonntag und Montag: Rausch Chau-
desch
Rislew.

[10817
Dankſagung.
Allen Denjenigen, welche an dem uns betroffenen ſchwe=
reu
Verluſte unſeres Gatten, Vaters und Schwiegervaters ſo
herzlichen Antheil genommen, insbeſondere dem Vorſtand des
Seibel'ſchen Kranken= und Sterbekaſſevereins, der Geſellſchaft
Pfeifenclub, den Mitgliedern der Capelle Hilge, ſowie für die
zahlreichen Blumenſpenden, beſonders aber dem Herrn Kirchen=
rath
Ewald für ſeine troſtreiche Grabrede, ſagen wir unſern
innigſten Dank.
Im Namen der trauernden Hinterbliebenen:
E. Reil.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 5. November.
Deutſches Reich. Der Kaiſer arbeitete am Dienſtag nachmittag
mit dem Vize=Admiral Graf Monts und dem General v. Albedyll.
Der Etat des Reichsinvalidenfonds weiſt eine Geſamtausgabe
von 26961588 M. d. i. um 763917 M. weniger als im Vorjahr auf.
Die Einnahmen betragen 20894000 M. d. 1. weniger um 430167 M.
Der Kapitalzuſchuß beträgt 6067588 M.
Das am 3. ds. Mts. von dem Prinzen Albrecht, Regent von
Braunſchweig erlaſſene und von den Miniſtern gegengezeichnete Patent
beſagt, daß er nach Annahme der einſtimmig erfolgten Wahl die
Regierung des Herzogtums Braunſchweig antrete, und daß die Ab=
leiſtung
der Allgemeinen Huldigung erfolgen ſolle, ſobald die dieſer=
halb
weiter erforderlichen verfaſſungsmäßigen Anordnungen getroffen

ſeien. Zugleich verſichert der Prinz bei ſeinem Fürſtenwort, daß er
die Landesverfaſſung in allen ihren Beſtimmungen beobachten, auf=
rechterhalten
und beſchützen wolle.
Das ſächſiſche Königspaar hat ſich am Dienſtag zu mehrtägigem
Aufenthalte nach Schloß Sibyllenort in Schleſen begeben, wohin
am nächſten Tage Prinz Georg von Sachſen mit den Prinzeſſinnen
Mathilde und Joſefa nachgefolgt iſt.
Von den neuerdings eingelaufenen Wahlnachrichten iſt diejenige,
von beſonderem Intereſſe, wonach im Wahlkreiſe Herford, Halle,
Bielefeld infolge eines zwiſchen den Liberalen und den gemäßigten
Konſervativen geſchloſſenen Kompromiſſes Herr Hofprediger Stöcker
ſeines bisherigen Mandates aus dieſem Kreiſe verloren gehen wird.
Durch den Kompromiß iſt die Wahl eines Nationalliberalen, eines
Deutſchfreiſinnigen und eines Freikonſervativen in dem genannten
Wahlkreiſe geſichert.
England. Die Vertreter Englands und Frankreichs haben ſich
infolge ungebührlichen Verhaltens der Regierung von Haiti gegen=
über
den dort wohnenden Ausländern an ihre Regierungen gewen=
det
mit dem Erſuchen um Abſendung von Schiffen.
Dänemark. Die däniſche Regierung iſt offenbar feſt entſchloſſen,
den Umtrieben der radikalen Partei in Däuemark mit allen Mitteln
entgegenzutreten. Nachdem erſt kürzlich der Staatsrat das bekannte
Geſetz erlaſſen hat, durch welches die Bildung eines beſonderen
militäriſch organiſierten Gendarmeriekorps angeordnet wird, iſt am
Mittwoch ein Geſetz in Kraft getreten, welches behufs Erhaltung der
öffentlichen Ruhe und Ordnung verſchiedene Zuſatzbeſtimmungen zum
bürgerlichen Strafgeſetz enthält. Verſuche zur Aufwiegelung einer
Bevölkerungsklaſſe gegen die andere, Aufreizung zum Haß gegen
ſtaatliche Inſtitutionen und Regierungserlaſſe, Verleitung von Militärs
zum Ungehorſam, Uebertretungen der Polizeivorſchriften bezüglich
des Waffenhandels und ähnliche Vergehen werden mit namhaften

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1136
115

Na
Gefängnis= und Geldſtrafen geahndet. Vergehen, welche ſeitens der
Preſſe gegen dieſes Geſetz begangen werden, ſind einer beſchleunigten
Rechtsverfolgung unterworfen.
Hpanien. Iu Madrid ſtarb in der Nacht zum 31. Oktober
Admiral Topete im Alter von 65 Jahren. Admiral Topete hat in
der revolutionären Bewegung im Jahre 1863, welche den Sturz
der Königin Jſabella herbeiführte, eine nicht unbedeutende Rolle ge=
ſpielt
. Er war es vornehmlich auch, der den Ausbruch der Bewegung
in Kadix leitete.
Autzkand. Das Journal de St. Petersbourg; bekämpft ener=
giſch
die bulgariſcherſeits verbreitete Enthüllung, wonach ruſſiſche
Agenten die rumeliſche Bewegung vorbereitet hätten. Rußland
widerriet die revolutionäre Bewegung den Balkanländern und ließ
keinen Zweifel, daß trotz der Sympathie für die Bulgaren dieſe
nicht auf ruſſiſche Unterſtützung für eine vertragswidrige Bewegung
zählen könnten.
Bulgarien. Eine offizielle Mitteilung des Miniſters des Aeußeren
beſagt, die bulgariſche Regierung könne mit gutem Grund das Ein=
rücken
der Serben in bulgariſches Gebiet als vollendete Thatſache
betrachten, denn die Serben beſetzten in der Nacht vom 24. Oktober
einen Teil des bulgariſchen Dorfes Kliſſura und zogen ſich erſt
wieder am 25. Oktober morgens auf ſerbiſches Gebiet zurück.
Herbien. Wie verlautet, hat König Milan anläßlich der Er=
klärungen
, welche Graf Kalnoky im Ausſchuſſe der ungariſchen
Delegation abgegeben, in Wien ſeinen wärmſten Dank ausſprechen
laſſen für die Serbien betreffenden ſympathiſchen Auslaſſungen und
beſonders für die Betonung der Thatſache, daß Serbien die Wieder=
herſtellung
des früheren Zuſtandes als die befriedigendſte Löſung
der Schwierigkeiten betrachten würde.
Hriechenkand. Ein vom 31. Oktober datiertes Rundſchreiben
an die diplomatiſchen Agenten Griechenlands bemerkt nach einigen
friedlichen Verſicherungen, die durch die bulgariſchen Ereigniſſe in
der Griechenwelt erzeugte Gärung beweiſe, daß für Griechenland
nichts verderblicher ſei als die Wiederholung ähnlicher Vorkomm=
niſſe
. Folgerichtig erachte Griechenland die Schaffung einer neuen
Ordnung der Dinge, welche die griechiſchen Intereſſen wirkſamer
gegen die Erneuerung jener Ereigniſſe ſicherſtelle, für notwendig.
Griechenland hofft, daß die Mächte in ihrer ferneren Haltung dieſen
Bemerkungen Rechnung tragen werden.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 5. November.

- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſtlieutenant v. Klitzing. Chef des Stabes des Xl. Armeecorps,
den Premierlieutenant v. Lariſch vom 1. Großh. Inf.=Reg. Ne. 115,
den Königlich Großbritanniſchen Oberſten Delme=Radeliffe, den
Bürgermeiſter Ernſt von Wimpfen, den Dr. Flöring, Pfarrer an
der Martinskirche hierſelbſt, den Geheimen Juſtizrat Buchner, die
Notare Dr. Lucius von Worms, Keller von Mainz. Dr. Wallen=
ſtein
von Bechtheim und Sommer von Sprendlingen, den Lehrer
Walz von Lich, den Oberförſter Krauß von Nieder=Ramſtadt, den
Miniſterialrat von Preuſchen, den Hauptſtaatskaſſeſekretär Beſt; zum
Vortrag den Staatsminiſter Finger, den Hofjägermeiſter v. Werner,
den Geheimerat Dr. Becker.

Am Hubertustage fand im Kranichſteiner Parke eine Hof=
jagd
auf Sauen ſtatt, an welcher Se. Königl. Hoh. der Groß=
herzog
, Se. Königl. Hoh. der Erbgroßherzog und Se. Großh.
Hoh. der Prinz Alexander teilnahmen. Es wurden 26 Sauen
zur Strecke gebracht.
Der am Dienstag ſtattgehabten Schnitzeljagd der Darm=
ſtädter
Schleppmeute wohnten Ihre Großh. Hoh. die Prinzeſſin
Victoria, Prinzeſſin Ludwig von Battenberg, Se. Großh. Hoh.
Prinz Heinrich und Se. Durchl. Prinz Ludwig von Batten=
berg
bei.
- S. M. der Kaiſer hat vor kurzem die Einführung des neuen
Militär=Geſangbuches für die geſamte deutſche Armee
genehmigt. Dasſelbe kommt nach und nach in allen Militärgemein=
den
zur Einführung.
Militärdienſtnachrichten. v. Radecke, Generallieute=
nant
und Kommandeur der 4. Diviſion, mit Penſion der Abſchied
bewilligt; v. Olberg, Major la suite des 3. Oſtpr. Gren.=Regts.
Nr. 4, unter Entbindung von der Stellung als Adjutant bei der
General=Inſpektion des Militär=Erziehungs= und Bildungsweſens,
mit Penſion zur Dispoſition geſtellt und zum Bezirkskommandeur
des 1. Bats. Brandenburg a. H.) 7. Brandenb. Landw.=Regts.
Nr. 60 ernannt.
Einweihung der Martinskirche. Nachdem Se. xgl.
Hoheit der Großherzog Seine Teilnahme bei der Feier zugeſagt
haben, iſt das Programm der Einweihungsfeier der evangeliſchen
Martinskirche für Mittwoch den 11. November nunmehr der Haupt=
ſache
nach feſtgeſtellt worden. Ein Feſtzug, gebildet aus allen
Perſonen, welche gegen Karten Zutritt im unteren Raum der
Kirche erhalten - die Emporbühnen ſind für Sänger, Schul=
jugend
und geladene Ehrengäſte reſerviert - begibt ſich um 310 Uhr
vom Schulhauſe in der Müllerſtraße nach der Kirche. Es folgen

2563
216
ſich: Bauhandwerker, Baumeiſter und Baukomite, Pfarrer und Ge=
meindevertreter
der Martinsgemeinde, die Geiſtlichkeit, Kirchenvor=
ſtand
und Kirchengemeindevertretung der Stadtgemeinde, Oberkon=
ſiſtorium
und Landesſynode, Staatsminiſterium, Staatsbehörden und
Generalität, Stadtvorſtand, Männer und Frauen der Martins=
gemeinde
. Nach Ankunft der Allerhöchſten und höchſten Herrſchaften
vor der Kirche um 10 Uhr findet die Uebergabe der Schlüſſel durch
den Baumeiſter an den Präſidenten des Baukomites, durch dieſen
an den Vertreter der Kirchenbehörde ſtatt. Die Herrſchaften betreten
das geöffnete Gotteshaus zuerſt unter Orgelſpiel, der ganze Feſtzug
folgt und nimmt die beſtimmten Plätze im Schiff der Kirche ein.
Der Gottesdienſt beſteht aus der feierlichen Weihe der Kirche, Ein=
führung
des Pfarrers durch den Dekan, Predigt des Pfarrers,
Feier der heiligen Taufe und Feier des heiligen Abendmahls, be=
gleitet
von Chorgeſängen des Kirchengeſangvereins und Gemeinde=
Chorälen. Nach Eintritt ſämtlicher mit Karten verſehener Per=
ſonen
füllen ſich die übrigen Räume der Kirche mit den ſonſtigen
Theilnehmern der Feier. Kinder ſind ausgenommen die auf der
Emporbühne beſonders aufgeſtellten Deputationen ſämtlicher
ſtädtiſcher Schuleu, am Vormittag ausgeſchloſſen. Dieſe Be=
ſchränkungen
erweiſen ſich im Intereſſe der Ordnung als unum=
gänglich
. Nachmittags 5 Uhr findet ein zweiter Feſtgottes
dienſt in der erleuchteten Kirche ſtatt mit Feſtpredigt des Herrn
Prälaten Dr. Habicht und Geſängen der Kirchenchorſchule. Hier=
bei
iſt der Eintritt frei für Jedermann. Am Nachmittag
des Einweihungstags von 2-4 und am Donnerstag und Freitag
iſt die Kirche von 10-1 und von 2-4 Uhr geöffnet. In beiden
Feſtgottesdienſten findet eine Kollekte für den Martinskirchen=
fonds
ſtatt. Die Kirche wird nur einen einfachen Schmuck von
Fahnen tragen und läßt ſich wohl erwarten, daß, wie bei der Grund=
ſteinlegung
, die Häuſer der neuen Kirchengemeinde ein Feſtgewand
anlegen werden. - Zur Teilnahme am heiligen Abendmahl werden
die zwölf älteſten Männer der Gemeinde aufgefordert werden. Die
Glocken der Stadtkirche werden ebenſo wie die der Martinskirche
den Feſttag einläuten und den Beginn der Feier anzeigen. Die
Einladungen unter Beiſchluß der Karten für reſervierte Plätze wer
den im Laufe der Woche ergehen, für die den Gemeindegliedern
der Martinsgemeinde in großer Anzahl aufgehobenen
Plätze können Karten bei den 8 Vertretern der Martins=
gemeinde
in Empfang genommen werden, deren Namen und
Wohnung demnächſt noch einmal bekannt gegeben werden. Für
Ordnung des Zuges und Ordnung im Innern der Kirche werden
Männer aus der Gemeinde Sorge tragen. Ueber die reichen Stif=
tungen
, die der neuen Gemeinde zu Teil geworden, erfolgt nächſtens
Bericht.
4 Der evangeliſche Kirchengeſangverein wird Sonntae
den 8. November, abends 7 Uhr, in der Stadtkirche eine kirchen=
muſikaliſche
Aufführung mit folgendem Programm veran=
ſtalten
: 1) Orgelpräludium von J. Pachelbel; 2) Motette von
Homilius, geſungen von dem Verein und der Chorſchule; 3) Bece
quomodo moritur justus, von J. Gallus; 4) Selig ſind, die Leid tragen,
von Grell; 5) Troſtl von J. S. Bach, geſungen von der Chorſchule;
6) Fuge in Cdur für die Orgel, von J. S. Bach; 7) Exultate justi,
von Bulpius; 8) Nun geh uns auf, du Morgenſtern=, geſungen von
der Chorſchule; 9) Jauchzet dem Herrn, von F. Mendelsſohn.
Der Eintritt zu den unteren Räumen der Kirche findet nur gegen
Eintrittskarten ſtatt, welche Samstag den 1. November, nachmittags
Um 2 Uhr, in dem Pädagoggebäude unentgeltlich, jedoch nur
an Erwachſene, ausgegeben werden. Für diejenigen, welche einen
jährlichen Beitrag zur Kirchenchorſchule zahlen, ſind Eintrittskarten
reſerviert und können Freitag den 6. November bei Herrn Buch=
händler
Waitz in Empfang genommen werden. Die Emporbühne
gegenüber der Orgel iſt für die nichtaktiven Mitglieder des Vereins
reſerviert. Die Kirche wird um 6 Uhr geöffnet. Freiwillige Bei=
träge
für die Kirchenchorſchule bittet man in die in der Kirche be=
findlichen
Opferſtöcke einzulegen.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters. Sonn=
tag
, 8. Nobbr.: Aida. Dienstag. 10. Novbr.: zu Schillers Ge=
burtstag
: Wilhelm Tell.: Donnerstag, 12. Nov.: Der Wildſchütz.
Die für heute nachmittag anberaumte Stadtverordneten=
Verſammlung hat nachſtehende Tagesordnung: 1) Mitteilungen.
2) Beleuchtung der verlängerten Heinheimer= und der Wenckſtraße.
3) Antrag des Herrn Stadtverordneten Schödler, das Schulgeld an
der Viktoriaſchule betr. 4) Geſuch der Turngemeinde um Abtre=
tung
von Gelände der ſeitherigen Stadtbauamtshofraithe. 5) Holz=
hauerlohn
=Akkord für den Winter 1885186. 6) Bedingungen der
Anſtellung eines Stadtgeometers. 7) Antrag mehrerer Herren
Stadtverordneten, die Organiſation der freiwilligen Feuerwehr betr.
- Das Gaſthaus ur Stadt Frankfurt iſt ohne Inventar
an Herrn S. May um den Preis von 48000 Mark verkauft
worden.
N. H. V.)
D. Beſſungen. Donnerstag den 5. November l. J., nach=
mittags
5 Uhr, ſindet eine Gemeinderatsſitzung mit folgen=
der
Tagesordnung ſtatt: 1) Mitteilungen, 2) Inſtruktion der Schul=
diener
, 3) Errichtung einer Pfemigſparkaſſe, 4) Prüfung der Ge=
meinderrechnung
für 1884-85, 5) geheime Sitzung: Geſuche.

[ ][  ]

N216

2564
88 Pfungſtadt, 2. November. Auf der Kirchweihe zu
Eſchollbrücken ſoll es zu einer tüchtigen Keilerei gekommen
ſein. Brauer und Gerber haben ſich die Häute ſo gegerbt und ge=
picht
, daß heute noch die Spuren hiervon bemerkbar ſind.
88 Pfungſtadt, 3. Nov. Der Situationsplan der Neben=
bahn
von der Station Eberſtadt nach Pfungſtadt, nebſt Längen=
und Querprofil, ſowie Geländeverzeichnis iſt auf hieſigem Rathauſe
zu Jedermanns Einſicht aufgelegt. Einwendungen jeder Art können
bis zum 9. November dorten gemacht werden.-
Feuerwehr= In=
ſpektor
Juſtus hielt am Sonntag nachmittag dahier eine In=
ſpektion
ab. Die freiwillige Feuerwehr ſowie die Pflichtfeuer=
wehrmannſchaften
erſchienen präcis 3 Uhr am hieſigen Rathauſe
und ſollen die Uebungen ſehr gut ausgefallen ſein. Der Gabels=
berger
Stenographen=Verein hielt am Samstag abend bei
Gaſtwirt Friedel ſeine Generalverſammlung ab. Der Winter=Kurſus
ſoll unter der trefflichen Leitung des Herrn Lehrer Kredel in Bälde
beginnen. - Ebenſo hat der hieſige Lokal=Gewerbverein be=
kannt
gegeben, daß im Laufe des Winters ein Kurſus über Buch=
führung
und Wechſellehre; abgehalten wird. Der Kurſus iſt auf
24 Stunden berechnet. Das Honorar iſt ein ſehr geringes.
Frankfurt. Während des Krieges 1870ſ71 befand ſich ein
junger Deutſcher als Feldwebel in Nanch, wo es ihm in ſeinem
Quartiere gelang einem alten von Strolchen überfallenen Ehepaar
während der Nacht Beiſtand zu leiſten und einen beabſichtigten
großen Diebſtahl zu verhindern. Nach Beendigung des Krieges
kehrte der junge Mann hierher nach Frankfurt zurück und empfing
alljährlich an Weihnachten von den dankbaren alten Leuten aus
Frankreich ein Geſchenk von 1500 Franken. Vorige Woche nun kam
aus Paris ein Brief an den Feldwebel, worin ihm angezeigt wurde,
daß ihn der alte Herr welcher inzwiſchen verſtorben iſt, in ſeinem
Teſtament mit einem Legate von 25000 Franken bedacht habe. Bei
ſeiner heldenmütigen Errettung hatte ihm damals ein Burſche bei=
geſtanden
, der mit einem Vermächtnis von 10000 Franken bedacht
wurde. Da dieſer aber im Kriege gefallen iſt, und eine beſondere
Beſtimmung die beiden Legate im Falle des Ablebens des einen der
Erben großmüthigerweiſe dem Andern zuſammen überweiſt, ſo iſt
jetzt unſer Frankfurter, der zwar mit einer Familie geſegnet, aber mit
Glücksgütern ſonſt nicht überſchwänglich von Fortuna bedacht wurde,
nach Paris gereiſt, um perſönlich, mit Legitimationspapieren ver=
ſehen
, ſeinen Schatz zu erheben.
Babenhauſen, 2. Nov. Der Seiltänzer Knie sen welcher
geſtern nachmittag hier eine Vorſtellung gab, fiel vom Seil und
brach den Arm. Der 72jährige Mann wird allgemein bedauert
und ſuchte man durch eine reiche Spende ſeine Lage einigermaßen
zu lindern.
8t Frankfurt, 4. November. Das geſtrige Konzert der
Meininger Hofkapelle war überaus zahlreich beſucht und fan=
den
die Vorträge die denkbar beifälligſte Aufnahme. Beſonders ge=
fiel
die neue Brahms'ſche Symphonie in E.moll, welche dem Kom=
poniſten
und gleichzeitigen Leiter des Werkes einen wohlverdienten
Lorbeerkranz eintrug.
Leipzig, 2. November. Geſtern feierte die ſeit 13 Jahren hier
beſtehende Geographiſche Anſtalt und Druckerei von H. Wagner
und E. Debes ihr 50jähriges Jubiläum. Die Anſtalt, 1855 in
Darmſtadt begründet, hat beſonders ſeit 1839 die Karten zu den
weltbekannten Bädekerſchen Reiſehandbüchern ausgeführt.
Aus der Kaſerne. Unteroffizier zu einem langen, ſteif=
beinigen
Rekruten: Na, nu fehlt man blos noch, dat Se ne rote
Hoſe anziehen, ne Stange Siegellack int Maul nehmen und uf de
Wieſe marſchieren; dann iſt der Storch fertig und Se können ſich
bei der Frau Feldwebeln melden.
F. B.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 3. November.
Die Räuber.
V. Wir ſind von dem tintenkleckſenden Säculum=, gegen welches
das Pathos eines Karl Moor eifert, durch eine weite Kluft ge=
ſchieden
. Die Miniſter, welche Ehrenſtellen an den Meiſtbietenden
verkaufen, die Geiſtlichen, welche auf der Kanzel darüber weinen,
daß die Inquiſition ſo in Verfall gerate, ſind wohl ausgeſtorben,
aber dennoch ſind wir auch heute noch im Stande, die gewaltige
Wirkung zu begreifen, die 1782 die Räuber; auf die Zeitgenoſſen
ausgeübt haben. Es war die Poeſie der Proteſte, des jugendlichen
Zornes der Oppoſition, welcher in dieſem Trauerſpiel ſo heiß auf=
gährte
. Das Bleibende in dieſem flammenden Meteor iſt die Sig=
natur
der Zeit, die ihm das Leben gegeben. Das Geſetz hat zum
Schneckengang verdorben, was Adlerflug geworden wäre. Das
Geſetz hat noch keinen großen Mann gebildet, aber die Freiheit
brütet Koloſſe und Exzentrizitäten ausz - wie vielen thatendurſtigen
Naturen, die in den damaligen Verhältniſſen keinen Spielraum für
ihre Kräfte fanden, mochte das aus der Seele geſprochen ſein! Nur
gut, daß wenigſtens auf äſthetiſchem Gebiet ein dieſem Sturm und
Drang entſprechender Ausdruck gewonnen wurde. Kaum hatten

Schiller's ,Räuber' auf den Brettern feſten Fuß gefaßt, ſo drohte
ſich ſchon die geſammte Bühne in ein Feldlager von Libertinern zu
verwandeln, überall ging man in die böhmiſchen Wälder, verſchwor
ſich gegen Tyrannen und Unterdrücker, fluchte mit Franz Moor
Mond und Sterne vom Himmel herunter und ſtarb für Freiheit
und Manneswürde. Seit jeher waren die großen Haupteffekte in
der Litteratur durch ein ſtarkes ſtoffliches Intereſſe bedingt. Die
Räuber= und ihr Nachtrab wirkten ſo mächtig, weil ihnen eine
verwandte Strömung in der Zeit entgegen kam. Aber auch heute
iſt der Eindruck, den dies Drama auf den unbefangenen Hörer her=
vorbringt
, ein mächtiger und ergreifender, was unmöglich wäre,
wenn die Räuber nichts weiter als ein in eine beſtimmte Epoche
gebanntes Tendenzſtück wären, wenn die äſthetiſche Bedeutung der
hiſtoriſchen nicht die Wage hielte, wenn mit dem ſtofflichen Reiz
nicht ein ideeller Wert Hand in Hand ginge.
Die heutige Aufführung erfolate im ſtrengen Anſchluß an den
Grundtert, wennſchon nicht ohne Streichungen. Unzuträglichkeiten,
welche in der Bühnenbearbeitung vorkommen, wie z. B. das Be=
gegnen
der beiden Brüder, die ſich daran ſchließende Einkerkerung
Franzens und endlich die Freiſprechung Schweizers und Koſinskys,
die Karl Moor in einer pathetiſchen Rede vor dem Publikum zu
reinigen wünſcht - waren ſomit beſeitigt worden.
In der Rolle
des Karl Moor befindet Herr Edward ſich in glücklicher Ueber=
einſtimmung
mit ſeinen natürlichen Anlagen; rühmend heben wir
die außerordentliche Naturwahrheit und Wärme hervor, mit welcher
er alle ſentenziöſen und deklamatoriſchen Stellen auszuſtatten weiß.
In früheren Zeiten pflegte Herr Edward ſich in derartigen Kraft=
partien
etwas zu übernehmen, es darf daher nicht unerwähnt ge=
laſſen
werden, daß auch nach dieſer Richtung hin ſein künſtleriſches
Vermögen eine wohlthuende äſthetiſche Läuterung erfahren hat, und
mithin auch die Momente in der Rolle des Karl, welche einen
weichen elegiſchen Grundton erfordern, den Geſetzen der Schönheit
entſprachen. Herr Wagner zeigte als Franz ſeine Darſtellungs.
kraft auf einer Höhe, welche ſeine bisherigen ſchauſpieleriſchen Leiſt=
ungen
der Natur der Sache nach nur andeutungsweiſe entfalten
konnten. Wagner's Franz iſt kein gewöhnlicher Theaterböſewicht,
auch nichts weniger als ein blaſierter Materialiſt, der leidenſchaft=
licher
Ausbrüche kaum mehr fähig iſt, ſondern jene unſelige, unhar=
moniſche
Natur, in der raffinierte Berechnung mit wilden Wallungen
Hand in Hand geht. Wo es auf Vermittlung der Uebergänge
in der Stimmung und im Affekte ankommt, bewies der Künſtler
eine feine pſychologiſche Beobachtung. In packender Weiſe, mit
großen kräftigen Zugen behandelte Wagner das grandioſe Nacht=
ſtück
der erſten Scene des 5. Aktes, aus deſſen unheimlichem Schatten
das Traumbild Franz Moor's mit grauenhafter Majeſtät aufſteigt.
Nach dieſer Scene wurde Herr Wagner durch dreimaligen Hervor=
ruf
und zwei Lorbeerkränze ausgezeichnet. Für die Darſtellung der
Amalie bedarf es einer Kraft, die bei großer Leidenſchaft doch ge=
nug
Einfachheit im Spiel beſitzt, um uns dieſe verſchwommene Ge=
ſtalt
anziehend zu machen. Frl. Cramer war dieſer Aufgabe im
vollen Sinne des Wortes gewachſen; es iſt auch recht vorteilhaft,
wenn die Vertreterin der Amalie die Lieder, welche Schiller in die
Rolle eingewoben hat, ſingen kann; dieſe Lieder dürfen nicht fort=
bleiben
, ſie ſind ein gar zu weſentlicher Zug im Bilde dieſer leiden=
ſchaftlichen
Schwärmerin. Frl. Cxamer ſang dieſelben mit innigem
Ausdruck. Sehr verdienſtvoll wirkte Herr Knispel als Vater
Moor; Maske wie Sprache waren tadellos. Die Räuberbande war
in allen ihren Spielarten prächtig vertreten, vom biederen Schweize:
Herr Dalmonico) an bis herunter zum ſchäbigen Auswurf, dem
Schufterle (Herr Knörzer). Dem gemeinen Spitzenbubenpathos
eines Spiegelberg verhalf Herr Hanſen zur erforderlichen Geltung.
Der Koſinsky des Herrn Hacker war der leidenſchaftliche, durch die
Bosheit der Menſchen verbitterte, aber nicht verunreinigte Jüngling,
der mit Karl, Schweizer und Roller zuſammen die Elite der Bande
ausmacht. Die Vertreter der beiden Geiſtlichen ließen zu wünſchen
übrig; ſowohl aus dem Pater wie aus dem Paſtor Moſer läßt ſich
mehr ſchaffen. Mit der undankbaren Rolle des Hermann fand ſich
Herr Steude befriedigend ab. Ein paſſender Vertreter des alten
Daniel war Herr Leib.

Litterariſches.
Im Verlag von Aſcher und Co., Berlin, erſchien ein Plakat,
Arbeiter=Unfall=Verſicherung= betr., dazu beſtimmt, um den Arbeitern
Gelegenheit zu geben, ſich ſchnell über die Bedeutung der geſetzlichen
Unfall=Verſicherung zu orientieren. Ein Exemplar koſtet 20 Pf., in
Partien bedeutend billiger.

Tageskalender.
Donnerstag, 5. November: Vortrag von Herrn Dr. P. Wislicenus
im Verein für Volksbildung, im Saale der Turngemeinde.
Montag, 9. November: Konzert zum Beſten des Wittwen und Waiſen=
fonds
der Großh. Hofmuſk im Saalbau.
Samstag, 14. November: Ball der Turngemeinde Darmſtadt im
Saalbau.

Bruck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.