148.
Jahrgaug.
11
WIIN N
1UOIIN
148.
Al mementsprels
viertelſährlich 1 Mart 50 Pf. nel
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
end=
gegengenommen zu 1 Mark 50 Vf.
vro Quartal incl. Poſiauſichlag
Grag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Inſerut=
werden angenommen: hDarmſtadt
von der Expedition Rheinſtr. N. 2.
mBeſſungen von Friedr. Blßer,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auwärt
von allen Annaneen=Expedittonen.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Volizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
N 170.
Mittwoch den 2. September.
1895.
Gefunden: 1 meſſingener Drücker, viereckig. 1 Drücker, dreieckig. 1 rother Gummiball. 1 Compaß von Nickel.
1 elfenbeinener Manſchettenknopf mit eingravirten Buchſtaben C. M. 1 Maulkorb und Hundehalsband. 1 Paar baumwollene
dunkelbraune Handſchuhe. 1 Korkenzieher mit Pinſel. 1 Handtuch. 1 Geldtäſchchen, enthaltend 1 Mk. 87 Pfg. und ein
Rezept ꝛc. 1 alte Bandage.
Verloren: 1 Armband aus hellbraunem Haargeflecht mit goldenem Schloß und dem Buchſtabeu H. 1 goldenes
Armband treifähnlich. 1 halbes Stückaß. 1 goldene Broſche.- 1 ledernes Cigarren=Etui, enthaltend einige Cigarren.
1 braunledernes Portemonnaie, enthaltend über 4 Mk.
Zugeflogen: 1 Kanarienvogel, gelb und grau. Zugelaufen: 1 gelblicher Hund, klein mit ſchwarzem Kopf. 1 kleiner
weißer Hund mit braunen Ohren. Entlaufen: 1 engliſcher Mopshuud.
Darmſtadt, den 31. Auguſt 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Hofraithe=Verſteigerung.
Auf Antrag der Wittwe des Hefenfabrikanten Georg Appfel II. wird
deren Hofraithe:
Flur.
Nr.
⬜ Meter.
II.
418
686 in der Schulzengaſſe,
Montag den 7. September l. Js., Vormittags 10 Uhr,
an den Meiſtbietenden verſteigert.
Das Anweſen eignet ſich wegen ſeiner Räumlichkeiten, großen, gewölbten
Kellern, großen Bodenräumen und Stallungen, zu jedem Geſchäfte. Das Ausgebot
erfolgt mit und ohne Dampfbetriebseinrichtung.
Nähere Auskunſt bei Heinrich Storger, Eliſabethenſtraße 4I.
Darmſtadt, den 1. September 1885.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
Dr. Gervinus.
68240
Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 4. September, Vormittags 9 Uhr,
werden im Orb'ſchen Saale (Ecke der Mühl= und
Rundethurm=
ſtraße) die zum Nachlaſſe der verſtorbenen Fräulein Helene Simon,
gehörigen Mobiliargegenſtände, als:
Gold, Silber, worunter 1 ſilberne Damenuhr, Frauenkleider,
Weißzeug, Bettwerk, 1 Kanapee, 1 kleines Ruhebett, 1
Schreib=
ſecretär, Stühle, Tiſche, 1Herrnſchreibtiſch, Kommode, Schränke,
Spiegel, Bilder, 1 Küchenſchrank mit Glasaufſatz, Küchengeſchirr,
Glas und Porzellan und ſonſtiger Hausrath; feruer 1 ſehr/
gut erhaltenes Tafelklavier von Lipp in Stuttgart
gegen baare Zahlung verſteigert.
H. Doustadt, Hof=Taxator.
Zwetſchen=Verſteigerung.
Freitag den 4. September l. Js.,
Nachmittags 4 Uhr,
ſoll kauf der Großherzoglichen Anlage
„Marienhöhe: die Zwetſchen=Ernte
meiſt=
bietend öffentlich verſteigert werden.
Darmſtadt, den 1. September 1885.
Großherzogliches Hofmarſchall=Amt.
J. A.:
(8242
Nau, Hofſecretär.
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amerikaniſche Oefen,
Vorzügliche Stückkohlen,
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Schwere Schmiedekohlen,
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Qua=
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Feueranmachen 10 Pfg.,
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noch bis
Samstag den 5. September.
0RELI IU, 25 Wilhelmmenſtraße B5.
Geſchäfts=Uebergabe und Empfehlung.
Ich mache hiermit die ergebene Anzeige, daß ich mein ſeit 10 Jahren auf
hieſigem Platze betriebenes
ohrurgare
Colohaa=vad eh. und Volicatossenkoschäft
vom 1. September d. 33. ab dem Herrn Anton Fassbender hier käuflich
überlaſſen habe.
Indem ich bei dieſer Gelegenheit meiner ſeitherigen hochverehrten Kundſchaft
für das mir in vollem Maaße geſchenkte Vertrauen und Wohlwollen meinen Dank
ausſpreche, bitte ich dasſelbe auch meinem Herrn Nachfolger gütigſt zu Theil
wer=
den zu laſſen.
Hochachtungsvoll
Wülhelm Wober,
Hoflieferant.
Unter Bezugnahme auf vorſtehende Anzeige werde ich das von Herrn Wilh.
Weber übernommene Geſchäft in unveränderter Weiſe fortführen. Neelle,
auf=
merkſame und zuvorkommende Bedienung laſſen mich hoffen, das meinem Herrn/
Vorgänger geſchenkte Vertrauen und Wohlwollen der ſeitherigen hochverehrten
Kund=
ſchaft und Publikum mir raſch zu erwerben und bitte ich hierdurch ergebenſt mein
neues Unternehmen durch gütigen Zuſpruch zu unterſtützen.
Hochachtungsvoll
Amton Fassbender.
Hoflieferaut,
in Firma Wilh. Weber Nachfgr. 8244
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7412) Heinrichſtraße 62 iſt der 3.
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7989) Promenadeſtr. 9 Beletage:
4 Zimmer mit Zubehör per 15. Septbr.,
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7990) Beſſgr. Carlsſtraße 16 der
mittl. Stock, 4 Zimmer, Alkoven, Küche ꝛc.
7992) Steinſtraße 32
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8028) Beſſunger Carlsſtraße 58
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unmöblirte Zimmer nebſt Keller u.
Boden=
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Eliſabethenſtraße 34.
8110) Roßdörferſtr. 26 iſt der zweite
Stock mit allen Bequemlichkeiten für
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8113) Wilhelmſtraße 30 ſind
zwei herrſchaftliche Wohnungen, in der
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8114) Schirmgaſſe 16 iſt eine
Woh=
nung mit allem Zubehör im 1. Stock per
1. October zu verm. Näh. Parterre.
8255)
Zu vermiethen:
Beletage 3 Zimmer und Küche oder
Manſarde: 4 Zimmer und Küche, an
einzeln ſtehende Damen oder Herren.
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Zimmer mit Kabinet.
6514) Alexanderſtr. 16 ein möbl
Zimmer ſofort zu vermiethen.
6906) Carlsſtr. 33, 1. St., ein nach
der Straße gelegenes gut möbl. Zimmer.
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Niederramſtädter=
u. Kiesſtraße 66 ein fein möbl. Zimmer
mit Cabinet zu 18 M., ſowie eines zu 10 M.
7529) Roßdörferſtraße 26 im 1.
Stock 2 möblirte Zimmer.
7771) Riedeſelſtraße 35 Parterre
ein ſchön möbl. Wohn= und Schlafzimmer.
7890) Louiſenplatz 7, 2. Stock, ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
7995) Ernſt=Ludwigſtr. 24 ein möbl.
Zimmer ſofort beziehbar. Gg. Lerch We.
8130) Schulſtraße 7 ein hübſches
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
8131) Mühlſtraße 18 zwei gut
mö=
blirte ſeparate Zimmer in d. Nähe der
Infanteriekaſerne per 1. October.
8132) Mühlſtr. 8 ein möbl.
Parterre=
zimmer i. d. Nähe d. Inf.=Kaſerne z. verm.
8135) Beſſ. Carlsſtr. 5, 1. Stock,
ein freundlich möblirtes Zimmer, mit
ſeparatem Eingang zu vermiethen.
8215) Mühlſtraße 20, 3. St., ein
freundlich möblirtes Zimmer zu verm.
8258) Marienplatz 7 parterre ein
ſchönes möbl. Zimmer per 1. October.
8259) Neue Kiesſtraße 42 parterre
ein ſchön möblirtes Zimmer.
8260) Alexanderſtraße 21 ein ſchön
möblirtes Zimmer zu verm. bei Gölz.
8261) Carlsſtr. 53½ ein möbl. Z.
Gtre.
nach bewährter, auf langjährige
Erfah=
rung geſtützter Methode ertheilt, (8011
Mrs. Bongough, Steinſtr. 21.
K10
1955
19
N.
.
D i e
nechnung des Armen Hulfsverens Beſlungen,
pro1884
liegt von heute an acht Tage lang auf dem Bürgermeiſterei=
Büreau offen.
18262
Beſſungen, den 2. September 1885.
va Maie)Uhl'go 1M Ulld’xaddooiluie
des Rheiuischen Lunstveroins
18141
iſt im
„Darmstädter Hofi oberer Saal,
(Eingang von der Rheinſtraße aus)
von Honntag den 30. Auguſt 1885 ab bis Dienstag
den S. Beptember
eröffnet. Zu deren Beſuch wird höflichſt eingeladen.
Eintrittsgeld für Nichtmitglieder 50 Pfg.
Der Ausschuss.
AlS b hzmonith, e Uh Vdt uldudtv.
Die Proben beginnen Dienstag den 8. September.
Anmeldungen zum Eintrict in den Verein wolle
man an den Dirigenten Herrn Hofmuſiker W. Pelr,
Grafen=
ſtraße 39, gelangen laſſen.
[8263
Der Vorſtand.
Vierte Homats-Versammluug
der Mitglieder des
Vereins Kunſtfreund
Freitag den 4. September 1885, Abends 8½ Uhr,
im Local dos Hotols uur Post.
Tagesordnung:
1) Mittheilungen.
2) Gratisnerlooſung eines dem Verein gewidmeten Bildes.
Wir laden unſere Mitglieder zu recht zahlreichem Beſuche ein.
Der Vorstand.
Freunde des Vereins ſind willkommen.
(8264
Unterriohk
B LamensGnRGtGern.
Mit dem 15. September beginnt ein neuer 3 monatlicher Curſus im
methodiſchen Damenſchneidern nach dem bewährten - in der Induſtrieſchule des
Alice=Vereins hier eingeführten - Büttner'ſchen Syſtem.
Anmeldungen werden angenommen an jedem Tage und Auskunft gern ertheilt.
Kätha Rühl,
18265
Kahlertſtraße 13.
Interzeichnete empfiehlt ſich im Aus=
10 führen von Zeichnungen auf Stoffe
jeder Art, ſowie im Anfertigen von
Weiß= und Buntſtickereien im
modern=
ſten Style.
826¾
H. Hofmann, Rundethurmſtr. 17.
Zwei halbe Sperrſitzplätze
abzugeben. Näheres Expedition. (8175
Ein halber Sperrsilz (rechts)
geſucht. Näheres in der Exped. (8177
M
4
8267) Eine Kammerjungfer mit
guten Zeugniſſen ſucht Stelle. Offerten
unter M. 121 an die Expedition.
8268) Ein ſolides Mädchen, welches
ſelbſtſtändig kochen kann u. ſich theilweiſe
Hausarbeiten unterzieht, auf Michaeli nach
auswärts geſucht. Gute Zeugniſſe
erſor=
derlich. Näheres in der Expedition.
8269) Zur Aufſicht zweier kl. Kinder
wird ein zuverläſſiges Mädchen geſucht.
Heinheimerſtraße 7.
8270) Ein geſetztes, durchaus ſolid.
zuver=
läſſiges Mädchen, welches ſelbſtſtändig
gut bürgerlich kochen kann, ſich jeder
Hausarbeit unterzieht, wird auf Michaeli
nach auswärts geſucht. Gute Zeugniſſe
erforderlich. Zu erfragen Carlsſtraße
Nr. 53½ II. Etage.
Ein guter Arbeiter
findet dauernde Beſchäftigg. bei A. Mager,
Schneidermeiſter, Arheilgerſtraße 110.
Ebendaſelbſt kann ein brader Junge
in die Lehre treten.
[8271
3272) Einen tüchtigen Schreiner=
Geſellen für dauernd ſofort geſucht.
Beſſunger Holzſtraße 25.
Ein tüchtiger Schloſſer
kann ſofort eintreten bei
8233
Heinr. Möſer.
Ein zweiter Hausbursche
wird angenommen im
(8235
Darmſtädter Hof.
5735) Einen Lehrling ſucht
Gg. Frank, Friſeur, Eliſabethenſtr. 2.
8170) Für ein feineres Gebrauchs=
und Luxuswaaren=Geſchäft wird ein
Lehrmädchen
geſucht. Näheres in der Expedition.
8171) Für Strickmaſchinenarbeit einige
tüchtige Arbeiterinnen geſucht.
Adum Horn, Kirchſtr. 14.
Lehrſtelle.
8172) Ein ordentlicher Junge kann als
Lehrling eintreten.
Rapt. Jos. Hermes.,
Mechaniker und Optiker.
3039) Einen Lehrling ſucht Fr.
Wam=
bach, Schloſſermeiſter, Alexanderſtraße 5.
Ein nachweislich rentables, nicht zu
großes
H369
GesCudz!
wird zu übernehmen geſucht. — Offerten
unter H. 8273 an die Expedition. 18273
520
N 170
1856
ſgährend, meiner Abweſenheit
(bis Ende September) wer=
H.
h den die Herren:
Dr. Birnbaum, Bleichſtraße 9,
Dr. Rofmann, Hügelſtraße 4,
Dr. Stimmel, Neckarſtraße I.
die Güte haben mich in meiner
Praxis zu vertreten.
S
VL. -IOD.
Für ein Fräulein von 24 Jahren wird
in Darmſtadt gegen angemeſſene Vergütung
Pemsiom
(Inſtitut oder Familie) geſucht, wo
Ge=
legenheit geboten wäre, ſich in häuslichen
und wiſſenſchaftlichen Arbeiten zu
ver=
vollkommnen. Der Eintritt würde Anfang
Januar erfolgen und iſt eine lüngere
Dauer des Aufenthalts in Ausſicht
ge=
nommen. - Gefl. Offerten unter C. H.
(8275
poſtlagernd Frankfurt a. M.
(Feſucht von einer einzelnen Dame eine
Wohnung von 4 Zimmern mit
Zu=
gehör (Parterre oder Beletage) in einem neu
erbaut. Hauſe des weſtl. Stadttheils. Offert.
mit Preisang. Poſtreſtant G. J. I. (8276
(Hin oder 2 möbl. Zimmer von einem
G Herrn zum 1. Octbr. geſucht. Gute
Bedienung erforderlich. — Offerten mit
Preis unter R. R. poſtlagernd. 8277
Awelhalbe Sperrslze
lrechts) ſind abzugeben.
(8278
Näheres Expedition.
Woog, 1. September 1885.
Waſſerhöhe am Pegel 312 Meter,
Waſſerwärme des Vorm. 8½ Uhr 13½R.
Woog=Polizeiwache.
4
D,
RIOOO4
der
Internationalen Ausſtellung
zu Nürnberg
1 Mark ſind in der Expedition
d. Bl. zu haben.
Gewinne von 20000, 10,000
4000, 3000, 2000 ꝛc. Mark Werth.
Ein Wohnhaus
von 5—8000 Mark zu kaufen geſucht.
Näheres in der Exped. d. Bl. (7970
pCrrrre.
Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat Juni ſind eingegangen:
a. Legate: Nichts.
b. Aus dem Opferſtock vor dem
Waiſen=
haus 40 M. 32.Pf., teilweiſe mit folgenden
Inſchriften. 1) Den a. W. die verſprochenen
20 Pf. L. 2) Ihr l. W. bittet Gott, daß m.
Wunſch erf. werde. 20 Pf. E. N. 3) Bittet
Um Gewinn ꝛc. 3 M. B. Z. L. 4) Ihr l.
Kinder bittet Gott, daß er m. lieben Manne
Geſundheit ſchenkt 1 M. 5) Für die a. W.
bei der Hochzeit v. H. St. 5 Juli in Beſſungen
geſammelt 2 M. 75 Pf. 6) Gott zum Dank
für die gl. Errettung aus einer gr. Gefahr,
5 M. M. K. 7) Ihr l. W. bittet um
Erhal=
tung meines Geſchäfts. 2 M. 70 Pf. Ch.
8) Den l. W. zum Dank, daß der liebe Gott
meinen Mann beſchützt hat. 5 M. 9) Für
den erſten Verdienſt 1 M. 10) Ihr a. W
bittet Gott, daß er mir meine Geſundheit
wieder ſchenkt 1 M. 11) Heute den 1. Juli
ſind es 70 Jahre, daß ich in das Großh.
Artilleriecorps eingetreten bin 70 Pf. V. Haas.
12) Den a. l. W. 1 M. H. 13) Dem lieben
Gott innigen Dank 50 Pf. 14) Für die
glück=
liche Geburt eines Kindes 1 M. 15) Gott
gebe, daß m. Sohn ſein Geſchäft gedeiht, den
a. W. 2 M. 16) Den armen W. verſprochen
50 Pf. E. Sch. 17) Aus Dankbarkeit 5 M.
Darmſtadt den 11. Auguſt 1885.
Großherzogliche Landeswaiſenkaſſe:
Langsdorf, Rechnungsrat.
An Beiträgen für die Nationalfeier am
2. September ſind weiter bis heute
ein=
gegangen: Otto Wolfskehl 5 M. Frau Joh.
Wolfskehl 5 M. Wilh. Moeſer 2 M. J
H. E. Merk 2 M. Dr. L. Merk 2 M. N. N.
2 M. E. Lettermann 2 M. A. Lamparter
2 M. Georg Möſer 2 M. Ferd. Jacobi
2 M. Gymn.=Lehrer Schopp 1 M.
Real=
lehrer Völſing 1 M. Heis 1 M. Dr. Forbach
1 M. 50 Pf. Präſident Hahn 2 M. Miniſt.=
Kanzliſt Nick 1 M. Major Schenk 1.
Schloſſer=
meiſter W. Möſer 1 M. Durch Finanz=Aſſ.
Elbert geſammelt: 4 M. 75 Pf. C. J. Kemmler
1 M. Staatsanwalt Rüſter 1 M.
Rechts=
anwalt Hallwachs 1 M. Forſtaſſeſſor
Hoff=
mann 1 M. Zahlmeiſter i. P. Fauſt 50 Pf.
Rentner Johannſen 1 M. Bäckermeiſter
Huf=
nagel 1 M. Fiſchhandlung Nöſinger 1 M.
Nähmaſchinenhandlung Engel 1 M. Klein,
Berlin, 1 M. Rechtsanwalt Dr. E. E.
Hoff=
mann 3 M. Profeſſor Dr. Koch 1 M.
Summa 53 M. 75 Pf. Hierzu die bereits
veröffentlichten 59 M. 75 Pf., zuſammen
113 M. 50 Pf.
Um weitere Beiträge, ſowie Rückgabe der
Sammelliſten bittet
Darmſtadt, 30. Auguſt 1885.
der Rechner:
Meyer, Kanzlei=Inſpektor.
(Hauptſtaatskaſſe oder Mühlſtraße 6.)
Für die Abgebrannten in Appeurod gingen
gingen weiter ein bei Herrn Oberbürgermeiſter
Ohly: Lauteſchläger 3 M. G. Jordis 3 M.
Kröll, Finanzſecretär, 2 M. Ungenannt 10 M.
H. Lehr 3 M. W. 1 M. G. F. A. 2 M.
H. H. 1 M. A. Anton 2 M. Kriegk,
Stadt=
rechner, 3 M. Parcus, Bankdirector 10 M.
Friedrich, Betriebs=Inſpector, 2 M. Summa
42 M. Bei Herrn Buchhändl. Bergſträßer:
S. 2 M. Buxmann 3 M. Müller,
Ober=
quartiermeiſter, 1 M. M. K. 5 M. J. Jaoger
M. Summa 12 M. Bei Herrn
Buch=
händler Waitz: C. I. 3 M. Ungenannt
2 M. Superint. Dr. Linß 5 M. Miniſt.=
Secr. Dr. Linß 3 M. 3 Dienende 1 M. 50 Pf.
A. B. C. 3 M. L. Z. 1 M. O. W. 5 M.
Ungenannt 1 M. v. Sh. 3 M. W. 8 M.
Summa 30 M. 50 Pf. Bei Herrn
Buch=
händler Klingelhöffer: Wiener, Landrichter,
10 M. Bei Herrn Buchhändler Köhler:
Th. 50 Pf. H. 50 Pf. Friederich 2 M. W.
Köhler 2 M. C. Tylmann 2 M.
Pfann=
müller 2 M. K. E. C. S. P. 50 Pf. -2M. 50 Pf.
Summa 11 M. 50 Pf. Zuſammen 106 M.
Zum 2. Seplemher.
Es ſind der Jahre fünfzehn nun dahingeſchwunden,
Seit dort bei Sedan auf dem weiten Plan
Der rote Lebensquell aus tauſenden von Wunden
Hernieder auf des Kampfes Wahlſtatt rann
Seit dort in blurger Schlacht ſo grimmig ward geſtritten,
Und wo der Feind den Deutſchen tapfer ſtand,
Wo auch von Deutſchlands Söhnen Tauſende erlitten
Den Heldentod für's einge Vaterland.
Längſt ſchlummern dort im fränk'ſchen Sand all dieſe Braven,
Der Pflug geht über ihre Gräber hin;
Wo ſie dem Auferſtehungstag entgegenſchlafen,
Wob ſich ſchon oft der Saaten junges Grün,
Und ihre Leiber ſind im Lauf der Zeit verfallen,
Es ward zu Staub und Aſche ihr Gebein
Die Namen aber leben fort von ihnen allen,
Fort in des deutſches Volkes Herzensſchrein!
Und das, was ſie durch ihren Heldentod errungen:
Des neugeeinten Deutſchlands Macht,
Dies Werk, wie iſt es doch ſo herrlich ſchön gelungen,
Wie glänzt es fort in ſeiner hehren Pracht!
Drum woll der Toten dieſes Tags Du nie vergeſſen,
O deutſches Volk, denk ihrer heute auch
Und ſie zu ehren, die Dir teuer einſt geweſen,
Dies ſei und bleibe Dir ein heilger Brauch!
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 2. September.
Deutſches Reich. Nach der großen Parade des Gardecorps am
2. September beabſichtigt Se. Maj. der Kaiſer den Kavallerie=
Manövern des 3. Armeecorps am 3. 4. und 5. September bei
Pritzwalk beizuwohnen. Nach der Parade bei Verlin wird die
Kaiſerin Babelsberg verlaſſen und ſich nach Baden=Baden begeben,
um ihre jährliche Herbſtkur zu beginnen. Der Kaiſer wird
voraus=
ſichtlich am 9. September in Karlsruhe im großherzoglichen Schloſſe
ſein Hauptquartier aufſchlagen und an den folgenden Tagen über
die badiſchen Truppen in der Gegend von Raſtatt Parade abhalten.
Die Kaiſerin wird von Baden=Baden ſich auf das Paradefeld
be=
geben, um der Parade beizuwohnen, wird ſich aber in dieſem Jahre
weiter an den Manövern vorausſichtlich nicht beteiligen. Zum
Em=
pfang des Kaiſers werden in Karlsruhe großartige Vorbereitungen
getroffen, die auch zum Einzuge des bis dahin jungvermählten
erb=
großherzoglichen Paares Verwendung finden, der am 26. September
ſtattfindet, der beide kaiſerliche Majeſtäten beiwohnen werden. Ob
der Kaiſer am 19. September die große Parade über die
württem=
berger Truppen bei Stuttgart abhält, hängt ganz von der Witterung
und Geſundheit, die bis jetzt vorzüglich zu nennen iſt, ab. Wo der
Kaiſer in der Zwiſchenzeit bis zum Geburtstage der Kaiſerin zu
reſidieren gedenkt, ob in Wiesbaden oder in Baden=Baden, darüber
ſind Beſtimmungen noch nicht getroffen.
Kommenden Montag den 1. September werden die Ausſchüſſe
des Bundesrats zur Beratung der Ausführungsgeſetze des
Börſen=
ſteuergeſetzes zuſammentreten. Das Plenum des Bundesrates tritt
ſpäteſtens am 16. September zur definitiven Beſchlußfaſſung
zu=
ſammen.
ift
zanz
ige
2dt.
ſhar.
59
585
545
720
91=
.
210
95
55
55)
720
8.
930
1015
1021
erg.
830
937
1015
1145
250
236
244
455
645
86
1010
1182
1150)
He=
1018
1145
1255
243
243
457
660
810
1010
1196
1154
gen.
N
Das Gerücht, daß der Reichstag, wie im vergangenen Jahre
im November, alſo vor dem preußiſchen Landtage berufen werden
ſoll, erhält ſich. Dem Reichstage würden allem Anſchein nach
ſämt=
liche unerledigte Gegenſtände der letzten Seſſion wieder zugehen.
Hierzu ſoll namentlich, trotz der gegneriſchen Stimmung, auch das
Poſtſparkaſſen=Geſetz wieder gehören; doch erwartet man eine
Um=
arbeitung des Entwurfs.
Die Erhebungen über die Frage der Sonntagsarbeit ſind
nun=
mehr im ganzen Reiche im Gange, und zwar wenden ſich die
Re=
aierungen hiermit nicht nur an die Arbeitgeber, ſondern auch an die
Arbeitnehmer, um auch die Meinungen der letzteren zu hören. Wenn
man den Aeußerungen einzelner Arbeiterführer glauben ſollte, ſo
verurteilte man in Arbeiterkreiſen einſtimmig die Sonntagsarbeit;
wenn man indeſſen Stimmen aus den letzteren ſelbſt hört, ſo
ge=
langt man zu der Ueberzeugung, daß ein großer Teil der Arbeiter
durchaus nicht mit der unbedingten Abſchaffung der Sonntagsarbeit
einverſtanden iſt und wird bei den Erhebungen wohl auch auf dieſe
Stimmen gebührend Rückſicht genommen werden.
Ein kürzlich erſchienenes ſtatiſtiſches Handbuch für Elſaß
Lothringen enthält u. a. nicht unintereſſante Daten über die
Na=
tionalitätsverhältniſſe im Reichslande. Beiſpielsweiſe erfährt man,
daß daſelbſt von den Gemeinden 72pCt. dem deutſchen, 24 pCt. dem
franzöſiſchen und 4 pCt. dem gemiſchten Sprachgebiete angehören.
Anders geſtaltet ſich jedoch das Verhältnis, wenn man jeden der
drei reichsländiſchen Bezirke für ſich ins Auge faßt. Da ergibt ſich,
daß im Ober=Elſaß 85pCt. und im Unter=Elſaß 95 pCt. der
Ge=
meinden auf das deutſche Sprachgebiet entfallen, dagegen in
Loth=
ringen nur 49 pCt. Günſtiger iſt das Verhältnis, wenn man nicht
die Gemeinden ſelbſt, ſondern die Civilbevölkerung betrachtet; von
dieſem Geſichtspunkte aus haben wir auch in Lothringen nicht
Gleichgewicht, ſondern ſogar ein Ueberwiegen des deutſchen, denn
demſelben gehören 52pCt. an, gegenüber 28. reſp. 18pCt., die dem
franzöſiſchen reſp. dem gemiſchten Sprachgebiete angehören. Die
Zahl der Gemeinden endlich, die auf Grund des Geſetzes vom 31.
März 1872 vom Gebrauche der deutſchen Sprache als
Geſchäfts=
ſprache dispenſiert waren, betrug am 1. Januar noch 417 bei einer
Geſamtzahl von 1608.
Kaum iſt das Verbot der Einfuhr ruſſiſcher Schweine
zurück=
genommen worden, ſo macht ſich dasſelbe wiederum notwendig.
Wegen der in den angrenzenden ruſſiſchen Gouvernements
ausge=
brochenen Rinderpeſt iſt die Schweineausfuhr im Regierungsbezirk
Gumbinnen vom 1. September d. J. ab bis auf weiteres verboten.
Heſterreich=Angarn. Die Königinhofer Affaire bewegt die
öffent=
liche Meinung in Oeſterreich noch immer ſehr lebhaft. Die deutſche
Preſſe iſt natürlich voller Entrüſtung wegen der bekannten
Vor=
gänge in Königinhof und zwar ſind in verſchiedenen Blättern ſo
ſcharf gehaltene Artikel veröffentlicht worden, daß deren Konfiska
tion erfolgte. So iſt der „Teplitz=Schönauer Anzeiger' in voriger
Woche zweimal konfisziert worden und auch die „Grazer Tagespoſt;
wurde wegen eines Artikels „Kremſier und Königinhof;
beſchlag=
nahmt. Dieſer Erregung in der Preſſe entſpricht diejenige in der
deutſch=böhmiſchen Bevölkerung, namentlich im nordöſtlichen
Böh=
men iſt die Erbitterung der Deutſchen wegen der Affaire von
Kö=
niginhof eine derartige, daß Repreſſalien gegen die anſäſſige ezechiſche
Bevölkerung befürchtet werden. In Reichenberg ſoll es ſogar ſchon
zu Ruheſtörungen gekommen ſein, ſo daß der dortige Magiſtrat die
Bevölkerung durch öffentlichen Anſchlag auf die Folgen von
An=
ſammlungen und Widerſtand gegen die Sicherheitsorgane
aufmerk=
am gemacht hat. Uebrigens ſehen die Urheber der Königinhofer
Exzeſſe, ſoweit ſie ermittelt werden konnten, einer exemplariſchen
Beſtrafung entgegen.
Rranſtreich. Am 30. Auguſt kamen in Marſeille 24 und in
Toulon 20 Choleratodesfälle vor; die Epidemie ſcheint infolge des
Temperaturwechſels abzunehmen.
Engkand. Hartington, der Miniſter des Innern im früheren
Kabinet, hielt am Sonnabend vor ſeinen Wählern in Waterfort
(Lanarſhire) eine Rede, in welcher er die Anſicht ausſprach, daß
kein Partei die Forderungen Parnells bewilligen werde. Wenn
Parnell auf unmöglichen Forderungen beſtehe und dem engliſchen
Parlamente fortdauernd Schwierigkeiten bereite, um ſeine
Forde=
rungen zu erreichen, ſo werde man Mittel finden, dieſem Beginnen
entgegenzutreten. Das vereinigte Parlament in ſeiner Eigenſchaf
als Vertreter des Volkes könne ein Veto einlegen gegen Vorſchläge,
die für den Frieden, die Integrität und die Wohlfahrt des
Reiche=
verhängnisvoll ſeien.
Einer in London eingetroffenen Meldung aus Aden vom 30.
Auguſt zufolge iſt die Nachricht des „Tempsl von dem Abgange
eines engliſchen Schiffes nach der Tadſchurrabai zur Beſetzung von
Ambo unbegründet.
Türſei. Sir Drummond Wolff iſt endlich am Sonnabend vom
Sultan in feierlicher Audienz empfangen worden. Der
außerordent=
liche Botſchafter Englands überreichte hierbei ein Handſchreiben
ſeiner Souveränin, welches den Wunſch, die guten Beziehungen
Englands zur Türkei forterhalten zu ſehen, ausſpricht, weiter daran
erinnert, daß der Vater Abdul Hamids der Freund und Alliierte
Englands geweſen ſei und ſchließlich die Hoffnung ausdrückt, der
170
1957
Sultan werde mitwirken, in Egypten wieder Ordnung zu ſchaffen.
In ſeiner Erwiderung betonte der Sultan, daß er auf die
Freund=
ſchaft mit England großen Wert lege, auch ſprach er ſeine
Genug=
thuung darüber aus, daß man engliſcherſeits ſo ſtrenge Rückſichten
auf ſeine Rechte als Souverän in Egypten nehme. Er äußerte
ferner, daß er in einigen Tagen eine oder mehrere Perſonen
be=
ſtimmen werde, mit welchen Drummond Wolff ſich über die
ver=
ſchiedenen Eaypten betreffenden Fragen beraten könne, er werde in
Kürze Sir Drummond Wolff eine neue Audienz erteilen.
Japan. Eine Depeſche aus Yokohama vom 30. Auguſt
berich=
tet den Ausbruch der Cholera in Nagaſaki.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 2. September.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog werden heute hier
keine Audienzen erteilen und keine Vorträge entgegennehmen.
Aller=
höchſtdieſelben haben ſich geſtern früh 6 Uhr, von Jagdſchloß
Wolfs=
garten kommend, mit Extrazug nach Höchſt im Odenwald begeben,
um am Dienstag und Mittwoch den Detachements=Uebungen der
49. Infanterie=Brigade und Donnerstag denjenigen der 50.
Infan=
terie=Brigade beizuwohnen. Se. Königl. Hoheit nehmen, einer
Ein=
ladung Cr. Erlaucht des Grafen von Erbach=Erbach folgend,
Quar=
tier in dem Gräflichen Schloſſe zu Erbach. Im Gefolge Sr. Königl.
Hoheit befinden ſich der Generaladjutant Generalmajor v.
Weſter=
weller und der Flügeladjutant Oberſtlieutenant Wernher.
Auch das hieſige Gymnaſium beteiligt ſich an dem
Sedan=
tage durch eine öffentliche Feier, welche im großen Saale des
Saalbaues abgehalten wird. Dieſelbe beginnt um 10 Uhr
vormit=
tags und ſind hierzu nicht blos die Angehörigen der Schüler,
ſon=
dern auch alle Freunde der Jugend und des Vaterlandes eingeladen.
Programme des Feſtaktus werden im Saalbau ausgegeben.
Nachſtehende Immobilien=Verkäufe wurden im Monat
Auguſt durch den Immobilien=Agenten Karl Schnabel abgeſchloſſen:
1) Ein großes Baugelände zu 5 Bauplätzen eingeteilt, verlängerte
Hochſtraße, Herrn Rentner Ackermann gehörend, wurde an Herrn
Bauunternehmer Jacob Berth von Beſſungen verkauft. 2) Ein
Bau=
gelände, Beſſunger Eichbergſtraße, Herrn Bauunternehmer und
Architekten Chriſtian Rückert und Herrn Profeſſor Gundelfinger
gehörend wurde an Herrn Schloſſermeiſter Ludwig Wenz verkauft.
3) Das dreiſtöckige Wohnhaus, Ecke der Soder= und Teichhausſtraße,
Frau Rentner Anton Meyer gehörend, wurde an Herrn
Metzger=
meiſter Hechler von hier verkauft. 4) Ferner vermittelte derſelbe
Agent an Kapitalien im Monat Auguſt zu 4, 4½ und 4½ pCt.
verzinslich 87500 M.
Bei der am Dienstag morgen auf dem Rathaus ſtattgehabten
Verſteigerung der Carouſſelplätze für die demnächſtige
Herbſt=
meſſe blieb für den Ludwigsplatz Herr Peter Eckert aus Oſthofen
mit 100 M. Letztbietender, während die beiden Abteilungen des
Ernſt=Ludwigsplatzes Herrn Wilh. Viel aus Ober=Florſtadt für
zu=
ſammen 405 M. zugeſchlagen wurden.
Im Auguſt d. J. wurden im ſtädtiſchen Schlachthaus
197 Ochſen, 86 Kühe und Rinder, 1307 Schweine, 661 Kälber,
ſo=
wie 187 Hämmel und Schafe geſchlachtet. In den
Pferdeſchlächte=
reien war der Bedarf nur 3 Stück.
Mainz, 31. Auguſt. Bei dem vor einigen Tagen hier
ſtatt=
gehabten ſchrecklichen Verbrechen des Doppelmordes wurden
bekannt=
lich dem einen Opfer der Kopf, ſowie Arme und Beine vollſtändig
vom Rumpfe getrennt und konnten die Körperteile bis jetzt noch
nicht aufgefunden werden. Es iſt daher ſehr im Intereſſe der
Aufklärung über dies Verbrechen gelegen, wenn alle
Per=
ſonen, welche irgendwie Anhaltspunkte über dieſe menſchlichen
Körperteile erhalten ſollten, oder denen ſonſt Mitteilungen zukommen,
die mit dem verübten Verbrechen in Verbindung gebracht werden
können, hiervon alsbald ihrer nächſten Polizei= oder Ortsbehörde
Kenntniß geben, damit etwaige Nachforſchungen hierüber ſofort
an=
geſtellt werden können.
Heute Mittag ſtürzte in Folge der Exploſion von Ligroin
ein Teil des Kellergewölbes eines in der großen Emmeransgaſſe
befindlichen Hauſes ein. Der darüber beſindliche Spenglerladen
bildete nur noch einen Trümmerhaufen. Ein Dienſtmädchen, welches
mit einem offenen Lichte in den Keller gegangen war und dadurch
die Exploſion verurſacht hatte, wurde gerettet, hatte aber bedeutende
Brandwunden erhalten. Das in dem Keller ausgebrochene Feuer
wurde raſch gelöſcht.
Mainz. 1. Sept. Am vorigen Samstag wurden ca. 80
In=
ſaſſen des Militärgefängniſſes, auf der Citadelle, nach Weſel
verbracht. Die wenigen noch übrig bleibenden Inſaſſen haben bis
zum 1. Oktober ihre Strafe abgebüßt. Das hieſige
Militärgefäng=
nis ſoll demnächſt andere Verwendung finden.
Das Rechtſchutzbureau der hieſigen Bäcker=Innung hat dieſer
Tage die erſte „ſchwarze Liſter der ſchlechten und ſäumigen Zahler
ausgegeben.
Jugenheim. Nach der letzten Fremdenliſte vom 80. v. M.
belief ſich die Frequenz bis zu dieſem Tage ausſchließlich der
Paſ=
ſanten in Jugenheim auf 2004 und in Auerbach auf 1236 Perſonen
1958
14
8t. Frankfurt, 31. Augnſt. Geſtern abend verabſchiedete ſich
Fräulein Minna Walter, welche vier Jahre lang mit ſtetem
Er=
ſolg unſerer Oper angehört hatte, als „Eva in Wagner's,
Meiſter=
ſingerr vom hieſigen Publikum, welches die beliebte Künſtlerin nur
ungern ſcheiden ſah und es ſich nicht nehmen ließ, die Abſchieds=
Partie mit all den ſtürmiſchen Beifallsbezeugungen, ſinnigen
Blumen=
ſpenden ꝛc. auszuſtatten, welche man nur ſeinen ausgeſprochenen
Lieblingen gewährt. Aber nicht nur im Theater, ſondern auch in
unſeren erſten geſellſchaftlichen Kreiſen, wo ihre Anmuth und
Liebens=
würdigkeit ihr überall Eintritt verſchafften, wird man Fräulein
Walter ſehr miſſen.
Wiesbaden, 31. Auguſt. Von dem Afrikareiſenden Paul
Reichard iſt heute hier folgendes Telegramm eingetroffen: Am
29. Auguſt bin ich in Zanzibar mit der ganzen Karawane
ange=
kommen und bleibe hier 14 Tage.
Das Gerſprenzthal und die Sage vom
Rodenſteiner.
Es iſt ein herrliches Stück deutſcher Erde, der Odenwald, zumal
wenn der Frühling ins Land zieht, Amſeln und Finken in
maien=
grünen Birken ſchlagen und der Staar von den Pappeln des
Wieſen=
grundes ſeinen Lenzesjubel empor zum blauen Himmel ſendet!
Glücklich, wer da, frei von den Pflichten des Berufes und Sorgen
des Alltaglebens, zum Wanderſtabe greifen, ſich in der Einſamkeit
des Gebirges in grünes Gras oder weiches Moos niederſtrecken,
dem melodiſchen Geplätſcher des Mühlenbaches und dem ſauften
Rauſchen der Bergföhren lauſchen kann! Doppelt glücklich aber
der=
ſenige, welcher dieſe ſtolzen Berge und lieblichen Thäler zu ſeiner
Heimat rechnen und ſich des Bewußtſeins freuen darf, daß hier ſeine
Wiege geſtanden und er an dieſen trauten Stellen den ſchönſten
Traum träumte - den ſüßen Traum der Jugendzeit. Auch ich
ge=
höre zu dieſen Glücklichen und fühle mich immer neu geſtärkt, wenn
ich nach langer Abweſenheit, den mir teuren Boden meiner
oden=
wälder Heimat - das Gerſprenzthal - betrete.
OGerſprenzthal, oGerſprenzthal,
Des Odenwaldes Stolz u. Glück,
Wie zieht mich doch der Sehnſucht
Qual
Nach deiner Fluren Pracht zurück!
Der Zug der Berge, hoch und breit,
Von Buchenwipfeln überdacht,
War Zeuge einer ſchönen Zeit,
Die mir der Lenz us Herz ge
lacht.
Von allen Zweigen klang es laut
In allen Wieſen ohne Zahl:
O Jugendzeit, o Kindheit traut,
Wie biſt du ſchön im
Gerſprenz=
thal.
Den Wieſengrund durchdrang ſo
klar
ImJubeltondes PoſthornsSchall,
Und traulich rauſchte immerdar
Dazu ſein Lied der Waſſerfall.
Da ſchien mein Leben nur ein Mai,
Durchglüht von Duft und
Sonnen=
g0ld.
Mir war, als ob ich König ſei,
Denn eine Seele blieb mir hold.
Nun iſt entflohen und verhallt
Der Jugendtage froher Ton.
Kein Lied erklingt, kein Horn
er=
ſchallt,
Und tot iſt auch der Poſtillon.
Doch ziehr's mein Herz in Sehuſuchtqual
Noch zu der Heimat grünem Plau.
2 Gerſprenzthal, v Gerſprenzthal,
Dein Zauber hat mir's angethan!
Die ſchönſte Partie des Gerſprenzthales liegt unſtreitig zwiſchen
Reichelsheim und Brensbach. Durch den üppiggrünen Wieſengrund
ſchlängelt ſich, maleriſch umbuſcht von Weiden und Erlen, die
Ger=
ſprenz der Mainebene zu, während rechts die bewaldeten Hoͤhen
von Beerfurt, Ober=Kainsbach (mit Schnellerts), Böllſtei und links
die Neunkircher Höhe in reizender Abwechſelung das Auge entzücken.
Hier bei Neunkirchen hat auch ein Arm der Gerſprenz ſeinen Urſprung.
Stolz aus kalten Felſenarmen
Fröhlich ſprudelt ſie zum Thale,
Windet ſich die Gerſprenz los
Ohne Raſt und ohne Halt
Und durchbricht mit lautem Falle, Stürzt ſie fort in klarer Fülle
Bei Neunkirchen Buſch u. Moos. Durch den grünen Odenwald.
Frohe Dörfer, ſtille Gründe,
Fluren, reich an Frucht und Weink
Grüßen ſie, und aus der Ferne
Winket ihr Burg Rodenſtein.
Die nunmehr zerfallenen Burgen Rodenſtein bei Reichelsheim
und Schnellerts bei Ober=Kainsbach machen das Gerſprenzthal auch
in hiſtoriſcher Beziehung intereſſant und führen ihm Fremde aus
nah und fern zu. Hat doch ein Scheffel die Herren von
Roden=
ſtein verherrlicht! Und wer möchte nicht einmal das liebliche Kirch=
4
Wein bei Reichelsheim und Brensbach.
70
Beerfurt (Kirch Beerifurth) ſchauen, von dem unſer Dichter ſingt,
daß es Ritter Rodenſtein „veritrunken; hat! Vom Gerſprenzthale
aus hat die Sage von des Rodenſteiners Auszug ihre Wanderung
in die fernſten Gaue Deutſchlands und Oeſterreichs angetreten.
Wer heute noch daſelbſt ältere Leute über den Rodenſteiner oder
Schuellertsherrn - beide Begriffe werden von der Bevölkerung von
Brensbach und Umgebung für identiſch gehalten - erzählen hört,
der wird vernehmen, daß noch zu Anfang dieſes Jahrhunderts dieſe
Sage vielfach für wirkliche Thatſache gehalten wurde. Haben doch
in der Mitte und zu Ende des vorigen Jahrhunderts darüber
amtliche Vernehmungen, ſelbſt eidliche Erhärtungen ſtattgefunden,
welche klar bewieſen, wie tief das Volksgemüt von ihr ergriffen
warl Obgleich ich vorausſetzen darf, daß erwähnte Sage genügend
bekannt iſt, will ich ſie doch ſo, wie ſie im Gerſprenzthal erzählt
wird, kurz hier wiedergeben.
„Die Herren von Rodenſtein waren treue Anhänger des
öſter=
reichiſchen Kaiſerhauſes. Als nun Wien einſt von den Türken
be=
lagert wurde, kämpfte auch der damalige Beſitzer des Rodenſteiner
Schloſſes im Heere ſeines kaiſerlichen Herrn und zeichnete ſich durch
große Tapferkeit aus. Der Kaiſer, welcher hörte, daß die Güter
des Herrn von Rodenſtein ſehr verſchuldet wären, bezahlte dieſem
in Anerkennung ſeiner Treue alle Schulden, worüber der dankbare
Nitter in ſolche Freude geriet, daß er ſeinem Kaiſer in Leben und
Tod zu dienen verſprach. Später verunglückte er durch einen Sturz
ſeines Pferdes in der Nähe des Schnellerts, wo er auch begraben
wurde. Seinem Verſprechen getreu, dient er aber auch im Tode
noch ſeinem kaiſerlichen Herrn dadurch, daß er durch ſeinen Auszug
aus dem Schnellerts jeden Deutſchland bevorſtehenden Krieg und
durch ſeine Rückkehr in genannten Berg den beginnenden Frieden
ankündet. So lautet die ältere und urſprüngliche Sage vom
Land=
geiſte auf Rodenſtein. Eine zweite, ſpätere Sage läßt einen Ritter
Rodenſtein, der nur Kämpfen und Turnieren lebt, aber für
Häus=
lichkeit keinen Sinn hat, überhaupt ein finſterer, hartherziger Mann
iſt, in eine Fehde mit einem benachbarten Ritter geraten und aufs
neue zum Kampfplatz, an den Schnellerts ziehen. Seine in geſegneten
Umſtänden ſich befindende Gattin beſchwört ihn unter Thränen, zu
Hauſe zu bleiben und ſie in ihrer bevorſtehenden ſchweren Stunde
nicht zu verlaſſen, aber vergeblich. Als ſie nun vor ihm
nieder=
fällt und flehend ſeine Knie umklammern will, ſtößt ſie der harte
Mann mit Gewalt von ſich, ſchwingt ſich auf ſein Streitroß und
jagt herzlos davon. Die Frau bringt ein totes Knäblein zur Welt
und - ſtirbt. — Unterdeſſen lagert Ritter Rodenſtein draußen im
Walde und erwartet den Feind. Da erſcheint ihm eine bleiche
Frauengeſtalt mit einem Knäblein auf dem Arme. Sein Haar
träubt ſich, ſeine Glieder zittern, ſeine Muskeln beben - das iſt
ſein Weib, von überirdiſchem, himmliſchem Glanze umſtrahlt. Sie
chwebt an ihn heran, hebt die Hand drohend zum Himmel und
pricht mit ernſter, dumpfer Stimme: „Du haſt dein Weib gemordet
und dein Kind vernichtet, drum ſollſt Du ewig ruhelos im Lande
umherziehen und Krieg und Frieden verkündigen1 Die Erſcheinung
verſchwand, Ritter Rodenſtein aber wurde bald darauf ſchwer
ver=
wundet und auf das Schnellertsſchloß gebracht, wo er noch am
ſelben Tage ſtarb.
(Fortſ. folgt.)
Vermiſchtes.
- Könnte ich nicht auf einige Augenblicke Herrn x. ſprechen?
Mit dieſen Worten erſchien dieſer Tage ein fein behandſchuhter Herr
auf dem Bureau eines Frankfurter Handlungshauſes. Man erſuchte
ihn, ſich in das Kabinet zu bemühen, wo er von Herrn L. empfangen
und in liebenswürdigſter Weiſe um ſein Anliegen befragt wurde.
Der Beſucher ſtellte ſich als Heiratsvermittler vor und ehe ſich
Herr x. von ſeinem Erſtaunen erholt hatte, lagen ſchon ſechs
Photo=
graphien junger und älterer Damen vor ſeinen nichts weniger als
entzückten Augen ausgebreitet. „Sie ſind mir von Ihrem Freunde
Herrn N. ganz beſonders warm empfohlen, ich habe deshalb die
ſechs beſten Partien ausgeſucht, Mitgift nicht unter 20 Mille: bitte,
wählen Siels Bei der Nennung ſeines Freundes N. koſtete es Herrn
E. die denkbar größte Anſtrengung, um nicht herauszuplatzen, wußte
er doch, zu welchen Streichen dieſer Erzgalgenſtrick immer
aufge=
legt iſt, und ſo ließ er ſich denn die Verhältniſſe der offerierten
Heiratsluſtigen ſchildern. Nachdem der Vermittler alle Tugenden
derſelben aufgezählt, meinte Herr F. „Ich will die Sache einmal
mit meiner Frau überlegen!
„Wa-a-a-s, mit Ihrer Fra-au?
„ Allerdings, ich bin ſeit 8 Jahren verheiratet und in ſo ernſter
Angelegenheit muß ich die Anſichten meiner Frau kennen lernen!
Die letzten Worte hörte der Vermittler nicht mehr, ſo raſch war er
verduftet!
Tageskalender.
Freitag. 4. September: Monatsverſammlung des Vereins
Kunſt=
freund im Hotel zur Poſt.
Mittwoch, 9. September: Concert von Eduard Strauß aus Wien
(Saalbau).
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.
Extra=Beilage zu Nr. 170 des „Darmſtädter Tagblatts."
Die Vermäßlungsfeier
r. Durchlaucht des Primzen von Battenberg mit Ihrer Lönigl. Joheil
Primzeſſin Beakrice von England.
Die Frauung
in der Kirche zu Bhippingham.
Cowes, Donnerstag, 23. Juli.
Eine prächtige Sonne ſtrahlte über die erhebende Feier.
Wenn die ſtets ſo liebevolle Tochter bereits als ſolche das
göttliche Anrecht beſitzt, eine glückliche Gattin zu werden, ſo
kann es nicht fehlen, daß ſich das uns allen ſo bekannte
Wort heute mehr als je bewähren wird: „Glücklich die Braut,
die die Sonne beſcheint.” — Die langen prachtvollen
Pro=
zeſſionen, die Feierlichkeit der Handlung, die Größe des
Schau=
ſpiels, Alles gewann durch der Sonne Strahlen, die Meer
und Erde, Kirche und Schloß, Türme und Stadt in ein von
goldenem Lichte überſtrömtes Bad tauchten.
Schon gleich in früheſter Morgenſtunde, als die goldene
Kugel in Sommerpracht ſich aus dem Waſſer erhob, welches
die Inſel von dem Feſtlande trennt, ſandte ſie glühende
Streifen und glitzernde Flecken über den ſich kräuſelnden
Solent, und die Kraft ihrer Strahlen dauerte an, bis der
Tag der Abenddämmerung wich, und die Küſtenlichter über
den Schiffen und Osbornes grünen Matten erglänzten.
Mit dem erſten Kanonenſchuſſe waren ſämtliche
Ver=
gnügnugsbote und Schiffe, ſoweit das Auge reichte, mit
Guirlanden und wehenden Fahnen jeglicher Art geſchmückt,
die der Königin und des Royal Squadron Gubs hatten ihre
weißen Flaggen aufgehißt und zwiſchen den feſtgeankerten
Fahrzeugen bewegte ſich als ſtets entzückendes Schauſpiel eine
Flottille von weißen Segeln.
Die Werften und Landungsplätze waren harmoniſch mit
den Schiffen auf dem Waſſer verziert, und die Straßen
bildeten deren geſchmückte Fortſetzung. Das ſonſt ſo ruhige
Cowes bot heute den luſtigen Anblick der Regatta=Tage.
Einfache aber getreue Stadtbewohner, ohne Ahnung
alt=
römiſcher Sitte, hatten ihre Hauseingänge mit
Blumenge=
winden verziert, ſo daß das Auge überall nur Sonne, grünes
Laub und Blumen ſah.
Die Matroſen des Küſtenſchiffes Hektor= und die Ihrer
Majeſtät Jachten „Victoria and Albert= und „
Osborne=
hatten große Lorbeerkränze gewunden und die Maſten mit
Kronen verziert. Jeder Droſchkenkutſcher ſchmückte ſein
Knopf=
loch mit einer Blume. Der Stadtvorſtand ließ rechts und
links von dem abſchüſſigen Wege, der von der Trinith=Werfte
zum Königlichen Thore nach Osborne führt, in regelmäßigem
Abſtande Maſten errichten, deren Spitzen durch Seile, an
welchen zahlreiche Flaggen hingen, verbunden waren, und
was hauptſächlich beitrug, die Feſtlichkeit zu verſchönern, war
die angenehme leichte Briſe, welche die große Hitze der heißen
Sonne milderte. Die Blumen in den Gärten und die
Linden=
bäume in Lord Gort's Park dufteten dabei ſo lieblich, daß
man unwillkürlich an die Feueranbeter, an deren ſonnigen
Götzendienſt und an das Lotusland, wo ein ewiger
Nach=
mittag waltet, dachte und ſich gar nicht darüber wunderte,
in Queensroad nur wenige Leute zu ſehen, kaum hatte man
jedoch das erſte Thor paſſiert, ſo erblickte man von da ab
bis zur Whippingham=Kirche beide Seiten der Chauſſée mit
Menſchen dicht beſetzt und Tribünen erbaut, von welchen die
größte vor dem Gaſthofe zum „Prince of Walesi mit Ihrer
Majeſtät Erlaubnis errichtet war. Ihre Majeſtät hatte
gleichfalls einem der Pächter geſtattet, ſein Gerſtenfeld auf3
Beſte für dieſe Gelegenheit auszubeuten, und es müßte mit
ſchlechten Dingen zugehen, wenn Pächters Drudge von
Os=
borne „Holzpflanzungen; ihm nicht mehr Gewinn brächten,
als irgend eines ſeiner anderen Produkte. Die tauſende
Zu=
ſchauer, welche die Tribünen hinter den Zäunen ſchon in der
Morgenhitze füllten, waren ruhig und guter Dinge und als
der Zug vorbeikam, war die Begeiſterung eine allgemeine.
Die Hochrufe waren in der Windrichtung in großer
Ent=
fernung noch deutlich zu vernehmen. Die Königin und die
Braut, welche ſich in demſelben Wagen befanden, obgleich an
lohale Kundgebungen gewöhnt, ſchienen entzückt. Am
Ein=
gange der Kirche wurden ſie vom Prinzen von Wales,
dem Oberhofmeiſter und dem Oberkammerherrn empfangen.
Die Einwohner der Isle of Wight, gekommen, um den
Königlichen Zug, die Küſtenwächter und die Highländer, welche
die Ordnung aufrecht erhielten, zu ſehen, haben aber auch in
anderer treuer Weiſe die Vermählungsfeier begangen, und
von einem Ende der Inſel bis zum andern, vom Solent bis
zum Meere wurden zur Feier des Tages Kinder und Greiſe
feſtlich bewirtet. Newport, wie es der Hauptſtadt der
Inſel von Rechts wegen zuſteht, gebührt die Palme.
Zahlloſe Wagen mit Kindern, durch Thee und Kuchen
in die heiterſte Laune verſetzt, fuhren unter dem Klange der
National=Hymne den ganzen Tag durch die Straßen. In
Wootton, einem Dorfe zwiſchen Whippingham und
Quarr=Abtei, wo das junge Paar die Flitterwochen
zu=
bringen wird, iſt eine Anzahl Maſte auf der Brücke errichtet,
die über einen Arm des Solents führt. Nun iſt in Wootton
- auch Wootton=Bridge genannt - wie in jedem echt
eng=
liſchen Dorfe, an Kindern kein Mangel und, um dieſe lieben
Kleinen zu unterhalten, kam jemand auf die bizarre Idee,
jedem derſelben auf Verlangen 20 Pfennige auszuzahlen,
mit der Verpflichtung, für dieſes Geld zu Ehren des Tages
ſchmücken zu müſſen, und die Erſten wurden mit der
Ver=
zierung der Maſten auf der Brücke beauftragt. Wenn nun
auch freilich für 20 Pfennige weder Flaggen noch
Fahnen=
ſtangen gekauft werden können, ſo gaben doch die Leiſtungen
der Kleinen den deutlichſten Beweis, wie hübſch ſich mit
ge=
ringen Koſten ſchmücken läßt, wenn guter Wille, verbunden
mit einem Blumen=Flor, wie er eben nur auf der Isle of
Wight anzutreffen, vorhanden iſt. In Bentnor, Shanklin,
Sandown, Ryde, kurzum überall auf der ganzen Inſel
zechten und ſpielten die Kleinen in den Feldern luſtig und
guter Dinge zu Ehren der Königlichen Hochzeit. Man ſagte
mir, die Königin ſei gewillt, in den nächſten Tagen durch den
Diſtrikt zu fahren und dieſe lohalen Kundgebungen perſönlich
zu beſichtigen.
Caſt= und Weſt=Cowes, die nächſten Städte zu
Osborne, waren natürlicher Weiſe an Lohalität nicht
zurück=
geblieben.
Nebſt der Königin prächtig illuminierten Schiffe bietet
Weſt=Cowes mit ſeinen vielen Gas= und Oel=Alluminationen
ein hübſches Bild. Die Schüler der Sonntags=Schulen
ver=
ſammelten ſich heute morgen in ihren Haupt=Quartieren und
zogen in Progeſſion durch York=Street zur Spitze und von da
zum Schloſſe und nach Eghpt=Houſe auf ein Feld über dem
Meere, wo ein Feſt ſtattfand. — Vergnügt zogen ſie dahin,
die kleinen Friedens=Soldaten, mit Muſik und flatternder
Fahne. Glückliches Kindesalter, das ſich bei ſo warmem
Wetter wie das heutige, zu Ehren einer Königlichen Hochzeit
an Wettrennen, ſüßen Orangen, Polichinellen und Kuchen
er=
götzen kann.
Die Feier iſt aber auch wirklich eine Wohlthat und ein
Segen für Cowes. Die Eigentümer der Dampffähre müſſen
heute den Grundſtein zu ihrem Vermögen gelegt haben, und
wenn die Hotelbeſitzer, Kutſcher und Schiffersleute ihr
Gut=
haben bei den Banken nicht weſentlich vermehren, ſo iſt nicht
der Mangel des Entſchluſſes daran ſchuld, heute ſo viel wie
möglich zu verdienen. Vom Jagd=Klub=Houſe bis nach
Os=
borne iſt die Entfernung ungefähr 2 Meilen, wofür der
Kutſcher zu 5 Shillinge und 6 Pence für die einfache Fahrt
berechtigt iſt. — Heute variiert nun der Preis einer Fahrt
nach Whippingham=Kirche und zurück von 21 zu 42 Shillinge.
Indeſſen verſtehen die Leute auch das Geld für gute Zwecke
auszugeben - ſo erhielten heute nachmittag 250 Arme in
Foreſter=Hall von dem Vorſtande der hieſigen Kaufmannſchaft
ein treffliches Mahl. Einer von denſelben, ein wettergebräunter
Seefahrer von nahezu 80 Jahren, ſagte mit Bezug auf die
Prozeſſion der Sonntagsſchüler, er hätte lieber ſeine Mahlzeit
im Stiche gelaſſen, ehe er verſäumt haben würde, die Kinder
vorüberziehen zu ſehen.
Doch um auf Kirche und Feierlichkeit zurückzukommen,
ſo glaube ich ſchwerlich, daß, wenn die altſächſiſche Familie
der Wepingas, aus deren Namen, ſo behaupten die
Alter=
tumsforſcher nämlich, Whippingham entſtanden ſein ſoll,
in=
mitten des ſonnigen Morgens heute wieder hier erſchienen
wäre, ſie die Stätte erkannt hätte, die ihre Heimat geweſen.
Wo ihre Strohhütten ſtanden auf ſumpfiger Küſte und ihre
geflochtenen Boote auf dem Fluſſe fuhren, hätten ſie waldige
Anhöhen und den ſo ſorgfältig und hübſch gepflanzten Boden,
anheimelnde Häuſer und die merkwürdige Dorfkirche erblickt.
Gewiß hat auf dieſer Stelle bereits früher, als der Ort unter
dem Namen Whippingham zu Zeiten Wilhelm des Eroberers
blühte, eine Kirche, St. Mildred geweiht, geſtanden - auf
demſelben Platze, wo der verewigte Prinz=Gemahl in
Gemein=
ſchaft mit Herrn Humbert vor ungefähr einem
Vierteljahr=
hundert, kurz vor ſeinem Tode, das jetzige Gebäude aufführen
ließ. Hier an der Mauer, in nächſter Nähe des Betſtuhles
Ihrer Majeſtät, ſteht das von Theed zum Andenken an den
Erbauer ausgeführte Monument, deſſen Inſchrift endigt: „In
der Kirche, die unter ſeiner Leitung gebaut wurde, errichtet
von der untröſtlichen Witwe, der Königin Victoria.. Es
iſt indes nicht nötig, bis auf die Wepingas zurückzugehen, um
von Veränderungen zu ſprechen. Die Bewohner der nächſten
Dörfer, welche gewohnt ſind, in des Domherrn Prothero's
Kirche zum Gottesdienſte zu gehen, werden kaum im Stande
ſein, ſie wieder zu erkennen.
Die jetzige Metamorphoſe iſt wunderbarer noch als die,
welche von der Zeit der Sachſen bis zu den Normannen
ſtatt=
gefunden hat; denn eine Reihe von Abänderungen haben na=
mentlich den Kirchhof „in etwas Neu=Seltſames” umgeſtaltet.
Noch vor einer Woche gelangte man an das ſüdöſtliche Portal
der Kirche durch ein kleines Thor auf einem mit Gras
ein=
geſäumten Kiespfade, auf deſſen Seiten die Grabſteine unter
hübſch gewachſenen Cypreſſen ſtanden.
Alles dies wurde beibehalten, mit dem Unterſchiede jedoch,
daß der Weg und ein Teil der Gras=Einſäumung mit einem
hölzernen Boden bedeckt wurde, aus welchem nur, durch
hier=
für gelaſſene Oeffnungen die Grabſteine herausblickten. Ueber
dieſem Wege ruht auf Säulen, welche in regelmäßiger
Ent=
fernung aufgeſtellt wurden, ein Baldachin in rot und weiß
geſtreifter Leinwand. Zu beiden Seiten des mit rotem Filze
bedeckten Ganges befinden ſich drei Reihen Sitze, ebenfalls rot
ausgeſchlagen - ein lebhafter Kontraſt zu dem tiefen Grün
der Cypreſſen - und die Grabſteine mit carmoiſin rotem Stoffe
bedeckt, bilden die Arme an den Bank=Enden. Dieſer bedeckte
Gang war von bevorzugten Zuſchauern ſchon am frühen Morgen
dicht beſetzt. Perſonen jeden Ranges und Standes waren
abſichtlich in die Gleichheit lohaler Zuſchauer verſchmolzen.
Elegant gekleidete Damen der feinen Welt und Pächtersfrauen,
Adelige und Bürgerliche, Städter und Landleute, fanden ſich
da mit Erlaubnis der Königin zuſammen, alle gleich froh,
eine Gelegenheit zu haben, beſſer als in der Kirche ſelbſt, eine
großartige und prächtige Progeſſion in nächſter Nähe
vorbei=
ziehen zu ſehen. Ueber dem ſpitzen, normänniſchen Dache des
ſüdlichen Portales ſaß, ſoviel wie möglich den Blicken entzogen,
ein Poſten, der einem Wächter auf Schloß Osbornes höchſtem
Turme das Zeichen zu geben hatte, um den Kanonieren der
Schiffe die Beendigung der Trauungs=Feierlichkeit zu
ſigna=
liſieren, da Kanonendonner dieſelbe verkünden ſollte.
Die Kirche beſteht aus dem Altarraume, aus dem Schiffe
und dem Kreuzflügel und zahlreichen hübſchen Glasmalereien,
über dem Altar iſt ein ſchönes Fenſter mit der Darſtellung
der Kreuzigung, der Himmelfahrt und der Auferſtehung.
Rechts vom Altare befindet ſich das Betpult der Königin,
links die Sitze für die Hofchargen, da die Kirche
hauptſäch=
lich für den Gottesdienſt der Königlichen Familie während
ihres Aufenthaltes in Osborne erbaut wurde. Obgleich
nicht ſehr geräumig, iſt ſie doch größer, als ſie ſich die
Fremden vorſtellen. Der Altar für den gewöhnlichen
Gottes=
dienſt iſt ein einfacher hölzerner Tiſch, der jedoch heute durch
einen ſchöngeſchnitzten mit hübſchen Füllungen verzierten Altar,
bedeckt mit rotem, goldgeſticktem und mit weißen Lilien
ver=
ſehenen Sammete, erſetzt wurde. Auf zwei koſtbaren perſiſchen
Teppichen befanden ſich die vergoldeten Gala=Stühle der Königl.
Familie. Die Kirche war buchſtäblich in einen Blumengarten
verwandelt, wo irgendwie nur Blumen anzubringen waren,
ſah man Lilien und Roſen. Rot und weiß, die Farben des
heſſiſchen Hauſes waren in der Kirche und in Osborne heute
vorwiegend. Neben den Königlichen Betſtühlen an der Mauer
nach dem Altare zu war Erd=Epheu gelegt und prächtige
Blumen=
kiſſen lagen auf Moosbetten und ſonſtigem Grün. Niemand
kann die Namen aller Derer nennen, die dieſen Blumerreichtum
geſpendet. Sie kamen von Nah und Fern, von den
ver=
ſchloſſenen italieniſchen Gärten großer Häuſer, wie auch von
Blumenbeeten ländlicher Hütten - freie Liebesgaben, der
Königin jüngſten Tochter dargebracht. Das maſſive Abendmahl=
Silberzeug und zwei große goldene Almoſenteller kamen aus
dem Silberſchatze von Windſor. Die zwei roten Kiſſen am
Fuße des Altars, auf welchem Braut und Bräutigam knieten,
waren durch einen ſchmalen Streifen ſüß duftender Lilien getrennt.
Ja ſelbſt des Altars Einfaſſung war mit dieſen Emblemen der
Reinheit geziert. Die ſymboliſche Blume der heiligen Jungfrau,
nebſt Maſſen von Roſen, Nelken und Immergrün ſchlangen ſich
um die Säulen, verzierten das eichene Geſims des Daches==und
liefen längs der inneren Kante des Altarraumes, ſowie a uch
unterhalb der in alten engliſchen Buchſtaben angebrachten
In=
ſchrift:
„Having Coldness, brelhren, lo enter into the hofiest, 6y lhe oloof
of Jesus."
Um mehr Platz zu gewinnen, wurde die hölzerne Kanzel
in einen Raum unter die Orgel geſtellt. Das fünfeckige ſteinerne
Becken wurde in eine Blumenvaſe verwandelt, und eine ähnliche
Vaſe als Pendant gegenüber geſtellt, dieſe bildeten ungeachtet
des prächtigen Farbenſpieles des Ganzen noch zwei weitere reiche
Anziehungspunkte. In dem Seitenſchiffe waren ebenfalls einige
beſondere Sitze aufgeſchlagen.
Die Einladungskarten enthielten die Weiſung, daß die
Gäſte um 11 Uhr 30 Min. ihre Plätze in der Kirche
einzu=
nehmen hätten, jedoch um 11 Uhr 45 Min. waren höchſtens
12 Perſonen anweſend. Unter den Erſteren waren General
Willis und Lord Jddesleigh, deren Silhouetten aus dem
roten Grunde hervortraten. Sehr langſam füllte ſich die Kirche
mit den hervorragendſten männlichen Perſönlichkeiten in Gala=
Uniform in Windſor= und im Levee=Anzuge und mit Damen
in Drawing Room=Toilette.
Die höchſten Gäſte wurden durch des Lord
Chamber=
lain's Ceremonienmeiſter an ihre Plätze geleitet, und während
einer halben Stunde wenigſtens machte die Verſammlung den
Eindruck einer eleganten Nachmittags=Reunion. Lords und
Parlamentsmitglieder, Offiziere der Armee und der Marine
und hervorragende Staatsmänner bildeten kleine Gruppen und
vertrieben ſich die Zeit durch Plaudern mit Damen in Federn
und Schleppe, von Spitzen und Edelſteinen ſtrotzend. Wäre
nicht der geiſtliche Rahmen geweſen, ſo hätte das Schauſpiel
ganz den Eindruck gemacht, den der Vorſaal bei einem Herren=
und Damen=Empfangstage der Königin bietet.
Während alle noch umherſtanden, Lord Wolſeley mit
Sir Richard Croß plaudernd, Carl Granville mit Allen
lächelnd und die Damen in der reichen Farbentracht ihrer
Toilette graziöſe kleine Gruppen bildeten, fuhren die
Ceremonien=
meiſter fort, den Gäſten ihre Plätze anzuweiſen. Nach und
nach trennten ſich die verſchiedenen Farben und ordneten ſich
nach den vorgeſchriebenen Beſtimmungen und der Eindruck
machte ſich geltend, daß eine geübte Hand kunſtſinnig die
An=
ordnungen getroffen hatte. Herren vom Militär und der
Marine ſaßen längs der nördlichen Mauer des Schiffes, und
Staatsmänner, ungeachtet greller Meinungsverſchiedenheiten,
ſaßen ausnahmsweiſe wohl auf denſelben Bänken. So ſahen
wir Lord Hartington zwiſchen dem Marquis of
Salis=
bury und Lord Iddesleigh die Häupter der jetzigen
Re=
gierung trennend. Aber auch die konſervativen Führer waren
wiederum beſchützt durch liberale Staatsmänner, welche dicht
hinter ihnen ſaßen, wie zum Beiſpiel Lord Spencer, Carl
Kenmare und Carl Granville. Wollten wir alle die
Namen Derer aufzählen, die anweſend waren, die teils auf
dem Schlachtfelde, teils auf dem Gebiete der Diplomatie ihre
Berühmtheit erlangt haben, ſo würde dies uns zwingen, alle
Derer Namen zu nennen, die an der gegenwärtigen Geſchichte
Englands mitarbeiten.
Um ½1 Uhr ungefähr, nach eingetretener Stille, erſchien
der Zug der Chorſänger in weißen Chorröcken, ihre für das
Publikum unſichtbaren Plätze nördlich und ſüdlich des Tranſeptes
einnehmend, und Mr. Walter Paratt, der Komponiſt des
Hochzeits=Marſches der Prinzeſſin Beatrice, ſpielte denſelben auf
der Orgel in unübertrefflicher Fertigkeit. Prinzeſſin Beatrice
hat ſämtliche Muſikſtücke für ihre Hochzeit ſelbſt gewählt und
auch das Programm der Choräle feſtgeſtellt. Den Chorſängern
folgte die Geiſtlichkeit, der Erzbiſchof von Canterbury, der Biſchof
von Wincheſter, der Dekan von Windſor und Domherr Prothero,
der Vicar der Whippingham Kirche. Der Erzbiſchof ſaß an
der nördlichen, der Biſchof an der ſüdlichen Seite des Altars.
Die Feier wurde in Wirklichkeit unter der Leitung des
Erz=
biſchofs vollzogen. Nun war für eine kurze Zeit der Gang
zum Altare leer und tiefe Stille herrſchte. Die Lilien füllten
das heilige Gebäude mit einem kräftigen Dufte, und von der
Orgel herab erdröhnte mächtig der Marſch aus der „
Gelegen=
heits=Quverturel von Händel, unter deren Klängen die Königl.
Familie und die Königl. Gäſte die Kirche betraten. Im Ganzen
drei Prozeſſionen, die der Königl. Familie, der Braut und des
Bräutigams. Prinz Heinrich von Battenberg erſchien zuerſt
am Altar. Er trug die Uniform der Gardes du corps, weißer
Waffenrock und Beinkleider in hohen Stulp=Stiefeln, ſilberne
Epaulettes auf rotem Grunde, den goldenen Helm mit dem
ſilbernen Adler in der rechten Hand tragend. Seine Zeugen
ſtanden zu ſeiner Rechten, Prinz Alexander von Heſſen,
Prinzeſſin Battenberg und der Großherzog von
Heſſen dicht hinter ihm auf der ſüdlichen Seite des Altars.
Die Prinzeſſin von Wales ſtand einige Momente allein,
eine reizende Erſcheinung in weißer Seide und Roſenknoſpen
— ein Anziehungspunkt ſämtlicher Augen. Deutlich hörte
man von draußen das Hochrufen der Menge und die
Klänge der Muſik. Jetzt ertönten von der Orgel herab die
erſten Noten des Hochzeits=Marſches aus „Lohengrin= und in
langſamen, gemeſſenen Schritten betrat die Braut und deren
Zug die Kirche. Die Königin zur Linken, der Prinz von
Wales zur Rechten der Braut, deren weißſeidenes Kleid mil
alten Honiton=Spitzen und grünen Blättern verziert war.
Ihre Majeſtät in ſchwarzer Toilette mit dem blauen Bande
des Knieband=Ordens, auf einer Maria Stuart=Haube mit
langen weißen Flügeln eine kleine Diamant=Krone und große
Diamant=Ohrringe, ſowie Diamanten in der Haarverzierung
tragend. Der Prinz von Wales in Feldmarſchalls=
Uni=
form, mit dem Bande und Sterne des Knieband=Ordens.
Am Altare ſtanden ferner noch der Ober=Kammerherr, der
Vize=Kammerherr, der Oberhofmeiſter, die Oberhofmeiſterin
und der Oberſtallmeiſter. Auf der Seite der Braut
jaßen Prinz und Prinzeſſin Chriſtian, Graf und
Gräfin Erbach, die Prinzeſſin von Sachſen=Gotha,
Prinzeſſin Louiſe, der Marquis von Lorne in
ſchottiſchem Anzuge, der Herzog von Cambridge, Prin,
und Prinzeſſin von Leiningen und Prinz George.
Auf der Seite des Bräutigams ſaßen der Herzog und die
Herzogin von Edinburg, Prinz und Prinzeſſin
Ludwig von Battenberg, der Herzog von Connaught,
Prinzeſſin Margarethe von Connaught lein
wunder=
hübſches blondes Kind), die Herzogin von Connaught,
der Erbgroßherzog von Heſſen, Prinz Albert
Viktor und Prinz Eduard von Sachſen=Weimar.
Die zehn Braut=Jungfern, ſämtlich hübſche Blondinen, waren:
die Prinzeſſinnen Louiſe, Victoria und Mathilde
Maud) von Wales, die Prinzeſſinen Marie,
Vie=
toria und Alexandra von Edinburg, die
Prinzeſ=
ſinnen Irene und Alice von Heſſen und die
Prin=
zeſſinen Victoria und Louiſe von Schleswig=
Hol=
tein.
Als der Erzbiſchof von Canterburh Prinz Heinrich fragte:
„Wollen Sie dieſe Dame hier zu Ihrer ehelichen Gattin
haben, um mit ihr nach Gottes Ordnung im heiligen Stande
der Ehe zu lebeni, konnte man des Prinzen Antwort: „das
will ich= bis in den entfernteſten Teil der Kirche deutlich
hören. Als er ſich zu Prinzeſſin Beatrice wandte: „Wollen
Sie dieſen Mann zu Ihrem ehelichen Gatten haben, um mit
ihm nach Gottes Ordnung im heiligen Stande der Ehe zu
leben? Wollen Sie ihm gehorchen, ihm dienen, ihn lieben,
ihn ehren und für ihn ſorgen in Krankheit und Geſundheit,
und alles Andere verlaſſen und ſich zu ihm allein halten, ſo
lange als Sie Beide leben werden Lu antwortete dieſe leiſe
zwar, doch vernehmlich: „das will ich.: Beide Antworten,
die der Braut ſowohl als die des Bräutigams, obwohl etwas
Aufregung verratend, waren deutlich und vortrefflich gegeben.
„Wer, fragte der Erzbiſchof weiter, „giebt dieſe Dame dieſem
Manne zur FrauL” und hervor trat die erlauchte Mutter, die
Königin, ihre geliebte Tochter und geprüfte Stütze dem Prinzen
übergebend. Ihre Majeſtät hielt herzhaft Stand, trozdem es
zuweilen den Anſchein hatte, als ob die Mutter ſich ſtärker
ühlte als die Monarchin. Als nun der Prinz und die
Prinzeſſin Gatte und Gattin geworden, der Trauring am
Finger ſaß, der Segen gegeben, der 128. Pfalm geſungen,
das Gebet und die Ermahnung vom Erzbiſchofe geſprochen
war, ſang der Chor Mendelsſohn'3 Hymne: „Danket Gott
dem Herrn, preiſet ihn ihr Völker!u reihten ſich die Prozeſſionen
an einander, eine ununterbrochene Kette von Prinzeſſinen und
Höflingen bildend, und verließen die Kirche, das junge Paar,
Prinzeſſin Beatrice am Arme des Gatten, an der Spitze.
Die Königin, geführt vom Prinzen von Wales,
freund=
lichſt lächelnd und grüßend, ſchritt langſam unter den Klängen
des Hochzeits=Marſches von Mendelsſohn herab vom Altare.
Die Jeſtlichſteiten zu Osborne.
Zu Os borne war das Schauſpiel nach der Trauungsfeier
glänzender als irgend eine von Watteau in den Tagen ſeiner
beſten Inſpiration gemalte ländliche Feſtlichkeit. Denn eine
ſolche war es in jeder Beziehung. Die Ordnung der
Räum=
lichkeiten im Schloſſe war kaum geſtört. In jenem Teile des
großen Saales, wo das Billard ſteht, lagen die köſtlichen
Hochzeitsgeſchenke auf den Tiſchen und Seſſeln ausgebreitet.
An dem einen Ende des Gala=Korridors ragten zwei rieſige
Hochzeitskuchen bis zur Decke, jeder ungefähr 9 Fuß hoch
mit entſprechendem Durchmeſſer - wahre Zucker=Berge auf
ſilberner und vergoldeter Fläche. Zur Linken die Gabe der
Damen von Kent, zur Rechten das Geſchenk der Liverpooler
Bürger, von der dortigen Korporation überbracht, ein ſchönes
Muſter der Silberſchmiedekunſt, verziert mit dem prachtvoll
modellierten und eiſelierten Abzeichen der Stadt. Nicht weit
davon entfernt im Rats=Zimmer, gegenüber von Osborne
und Stokes Bay, ſtand auf goldener Unterlage ein anderer
großer Hochzeitskuchen, das Geſchenk des Haushaltes, und
trotz der an den Wänden hängenden prachtvollen Bilder
Ihrer Majeſtät und des verewigten Prinz=Gemahls und des
großartigen Bildes Edwin Landſeer's, „die Hirſch=Jagd=
vor=
ſtellend, war doch der Kuchen heute der Hauptanziehungspunkt.
Die Gäſte im Schloſſe wurden geſtern ſowohl als heute
im Freien bewirtet. Vom ſüdlichen Eingange aus nach den
Wieſen führt ein mit Leinwand bedeckter Gang in ein großes
längliches Zelt, deſſen innerer Raum mit Palmen und
Blumen aus den Königlichen Treibhäuſern verziert war,
welches durch dieſen natürlichen Schmuck den Anblick einer
prächtigen Blumen=Ausſtellung bot. In dem Zentrum
be=
findet ſich eine Tafel in Hufeiſenform, an welcher 80 Gäſte
frühſtückten und dinierten. Die Muſik=Kapelle der Seeſoldaten
und die der 93. Highländer befanden ſich in Zelten gegenüber
dem Pavillon Ihrer Majeſtät, die daſelbſt 50 der
auser=
leſenſten Gäſte bewirtete. Von den Privatgemächern Ihrer
Majeſtät führte ein mit Blumen verzierter bedeckter Gang in
dieſes Zelt - überhaupt waren die Vorkehrungen ſo
ge=
troffen, daß man ohne durch das Freie zu gehen zu dieſen
prächtigen improviſierten Banquett=Sälen gelangen konnte.
Für Ihre Majeſtät war dieſe Vorkehrung nichts neues, da
dieſelbe gewohnt iſt, bei warmem Wetter in Osborne das
Frühſtück in einem Gartenhauſe zu nehmen.
Der Anblick, den die Nordſeite des prächtig illuminierten
Palaſtes heute Nacht bietet, iſt wirklich entzückend. Die
Königlichen Gäſte wandeln zwiſchen den Bronze=Statuen in
einer Atmoſphäre, durchdrungen von dem angenehmen Duft
der Blumenbeete und erfriſcht durch die belebende Luft des
nahen Meeres.
Der Springbrunnen in der Mitte der Wieſe iſt mit
vielen farbigen Laternen verziert und zahlloſe Feuer=Guirlanden
werfen ihr magiſches Licht in die Dunkelheit des Parkes.
Auf dem Wacht=Schiffe, auf den Königlichen Jachten und auf
zwei Kanonenbooten ſteigen Feuerwerke gen Himmel - ein
wunderbar entzückender Anblick. Frohes Lachen und die Laute
herrlicher Muſik ertönen vermiſcht mit dem Plätſchern der
auf dem kühlen, zu uns herüber ſchimmernden Meere wacker
gehandhabten Ruder, und in Freude und Seligkeit, wie er
begonnen, ſchloß dieſer ſchöne Tag.
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Die Foiletten.
Die wunderbare und hiſtoriſche Draperie von Honiton=
Spitzen war wohl die bemerkenswerteſte Verzierung an dem
aus Satin=Ducheſſe beſtehenden Brautgewand der Prinzeſſin.
Dieſelbe Spitze ſchmückte auch einſt das Hochzeitskleid Ihrer
Majeſtät der Königin. Die engliſche Krone iſt in den
wunder=
ſchönen Spitzen ſichtbar. Ueber ein breites Atlaspliſſée, welches
das Vorderſtück des Rockes bedeckte, fiel eine Guirlande von
Orangeblüten, während die von der Königin geliehene Spitze,
ebenfalls von Orangenblüten gehalten, darüber befeſtigt war.
Auf der linken Seite befand ſich eine ſchöngeordnete
Orangen=
blütenmaſſe. Die tief ausgeſchnittene weiße Atlastaille endete
vorn und hinten in einer Pointe und war am Halſe mit
einer Spitzenborde und einer Guirlande von Orangenblüten
eingefaßt, während einige Zweige von weißem Haidekraut
das Shmbol des Glückes bei den Hochländern - auf dem Buſen
der Königlichen Prinzeſſin ruhten. Der Schleier, zu den Spitzen
des Kleides paſſend, bedeckte nicht das Geſicht. Die Schleppe
hatte, ausgenommen einer ſich inwendig befindlichen
Spitzen=
rüſche, keine weiteren Verzierungen.
Wie bei allen Neuvermählten der Königlichen Familie,
war das Kleid, worin die Prinzeſſin ihre Hochzeitsreiſe
an=
trat, ganz weiß. Es beſtand aus chineſiſchem Flor, mit
kleinen Zeichnungen aus Brokat bedeckt und mit den feinſten
Spitzen Irlands verziert, die auch die Draperie, welche
ſich über die vordere Seite ſchlang, begrenzte, um dann
ver=
eint die graziöſeſten Falten zu bilden. Ein kurzer Dolman
aus crspe de-Chine vervollſtändigte das Ganze. Die Aermel
waren mit denſelben Spitzen geſchmückt.
Der Rand ihres weißen Sammthutes war in Silber
gearbeitet und eine Maſſe Straußfedern, ſowie ein weißer
Reiherflügel krönten denſelben, an der Seite hatte man einen
Büſchel des beliebten weißen Haidekrautes aus Balmoral
angebracht. Der Sonnenſchirm war gleichfalls aus weißem
Atlas.
Die Brautjungfern, alle in gleiche Stoffe gekleidet, trugen
weißen Atlas mit rautenförmigem Brokat aus weißem
Sammt mit Spitze beſetzt, nach dem Geſchmack einer jeden
arrangirt. Die Königin hatte wie gewöhnlich ſchwarzen Atlas
mit ſchwarzen Spitzen auf dem Corſage gewählt. Ihre
Majeſtät trug ein Diadem aus Brillanten auf dem Kopfputze
mit den langen fallenden Bändern, einen diamantenen
Hals=
ſchmuck und „the star ok India;, darüber das blaue Band
des Kniebandordens. Die Prinzeſſin of Wales erſchien ganz
in Weiß gekleidet.
Prinzeſſin Chriſtian trug ein blau und weißes
brokatenes Schleppkleid 1a Louis XV. über einem
Unter=
kleid von weißem Atlas, es war wie die Taille mit Honiton=
Spitzen verziert, vorn und hinten war das Corſage herzförmig
ausgeſchnitten und mit kurzen Aermeln verſehen. Die blaue
Seide hatte Ihre Königliche Hoheit mit prächtigen Turquiſen
und Diamanten beſetzt.
Die Herzogin von Edinburg hatte zweifarbige
Beige gewählt, eine Zuſammenſtellung von Corduroh und
Crspe=de=Chine, beſtickt mit derſelben Farbe, das Schleppkleid
aus Corduroh, das darüber drapirte Crépe=de=Chine wurde
teilweiſe von zwei großen Seiten=Verzierungen bedeckt. Die
Taille und Tunique Prinzeſſe und eine Weſte aus alten
Spitzen.
2 6. Miltgige Holboachdnuaenat in Damſadt.