Darmstädter Tagblatt 1885


03. Juli 1885

[  ][ ]

148.

148.

0

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. indl
Bringerlohn. Auzwärts werden von
allen Poſtämtern Beſiellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſiauſchlag

Jrag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Iferzat
werden angenommen: nDermſtiade
von der Expedition, Rheinſt. R 2.
mBeſſungen von Friedr. Blßer
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auzwärt
von allen Annoncen=Eweditionen

Amtliches Organ
für die Behannkmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

49 127

Freitag den 3. Juli.

185.

B e k a n n t m a ch u n g.
Das Großherzogliche Dragoner=Regiment Nr. 23 wird Dienstag den 14. Juli l. J3. von Vormittags 7 Uhr ab
eine etwa 2 Stunden dauernde Schießübung mit ſcharfen Patronen auf dem Schießplatz bei Griesheim abhalten.
Darmſtadt, den 30. Juni 1885.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(6271
v. Marquard.

Bekanntmachung.
In den ſtädtiſchen Lagerhäuſern an
den Bahnhöfen ſind alsbald zu vermiethen:
1) ein Bodenraum von ca. 340 ⬜Mtr.
Flächenraum,
2) ein Raum im 2. Stock ca. 300 M.
Flächenraum,
3) ein kleiner für ſich abgeſchloſſener
Raum früher als Comptoir benutzt,
4) ein Kellerraum von ca. 130 Mtr.
Flächenraum.
Die unter 1bis 3 aufgeführten Räume
eignen ſich vorzugsweiſe zur Lagerung
von Frucht, Mehl und dergl.
Reflektanten wollen ſich auf unſerem
Bureau melden.
Darmſtadt, den 27. Mai 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[5255
284
Gras=Verneigerung
in der Oberförſterei Mörfelden.
Dienstag den 7. Juli
wird das Heugras von ca. 69 Morgen
Geraithswieſe Morgens 9 Uhr mit
Zuſammenkunft auf dem Damm am
Schlüchternwald, in der Geraithswieſe
und
Donnerstag den 9. Juli
das Heugras von der in Gemarkung Erz=
hauſen
liegenden Höllwieſe ca. 40 Mor=
gen
, ſowie von der in Gemarkung Wie=
enthal
liegenden Müllerwieſe -8 Mor=
gen
mit Zuſammenkunft Morgens 9 Uhr
am. Forſthaus Apfelbachbrücke ver=
ſteigert
. Steigliebhaber wollen die Looſe
vorher einſehen.
Mörfelden, den 30. Juni 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Mörfelden.
Marx.
(6272

Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Durch kriegsgerichtliches unterm 24. Juni 1885 beſtätigtes Erkenntniß vom
19. Juni 1885 ſind die Rekruten: 1) Friedrich Maſſoth aus dem Bezirk des
1. Bataillons (Darmſtadt I1) 3. Großherzoglich Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 117,
geboren am 7. April 1864 zu Lorſch, Kreis Bensheim, 2) Adam Fiſcher, geb.
am 29. September 1862 zu Lützel=Wiebelsbach, Kreis Erbach i. O., 3) Joſeph
Mades, geb. am 9. Mai 1862 zu Heppenheim, Kreis Heppenheim; aus dem Be=
zirk
des 2. Bataillons (Erbach i. O.) 3. Großh. Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 117:
4) Friedrich Louis Hohberg, geb. am 16. Februar 1863 zu Bunzlau, Regierungs=
bezirk
Liegnitz, 5) Johann Worf, geb. am 19. Oktober 1861 zu Klein= Wintern=
heim
, Kreis Mainz. 6) Joſeph Honecker, geb. am 22. Juni 1862 zu Dettelbach
in Bayern, 7) Martin Hausladen, geb. am 28. Juni 1864 zu Loibling, Bezirks=
amt
Cham, 8) Jakob Chriſtian Gerſtner, geb. am 9. Januar 1863 zu Roßtaig,
Oberamts Backnang; aus dem Bezirke des 1. Bataillons (Mainz) 4. Großh. Heſſ.
Landwehr=Regiments Nr. 118: 9) Johann Georg Trabold, geb. am 11. Februar
1862 zu Nierſtein, Kreis Oppenheim, 10) Jakob Dörr, geb. am 22. November
1862 zu Wintersheim, Kreis Oppenheim, 11) Andreas Heilmann, geb. am 23.
Dezember 1862 zu Hutten, Kreis Schlüchtern, 12) Philipp Schwindt, geb. am
24. Januar 1862 zu Heppenheim, Kreis Worms, aus dem Bezirk des 2. Batail=
lons
(Worms) 4. Großh. Heſſ. Landwehr=Regiments Nr. 118, in contumaciam für
fahnenflüchtig erklärt und jeder in eine Geldſtrafe von 200 Mk. verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1885.
Großherzogliches Gericht der Großh. Heſſiſchen (25.) Diviſion. (6273

Kriegsgerichtliches Erkenntniß.
Der Füſilier Ambroſius Nehren der 12. Compagnie 4. Großh. Heſſ. In=
fanterie
=Regiments (rinz Carh Nr. 118., geb. am 14. Mai 1862 zu Gotha, iſt
durch kriegsgerichtliches Erkenntniß vom 19. Juni 1885, beſtätigt am 24. Juni 1885,
in contumaciam für fahnenflüchtig erachtet und mit einer Geldſtrafe von 200 Mk.
beſtraft worden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1885.
Großherzogliches Gericht der Großh. Heſſiſchen (25.) Diviſion. (6274

Lieler natürliches Hineralwasger
Delleiöſes=Tafelgeträuk; ſchmeckt dem Selterswaſſer ähnlich und milt Weißwein und Zucker gemiſcht,
wie Kunſt=Champagner. Beſtes Vorbeugungs= und Heilmittel gegen Huſten, Heiſerkeit, Affectkonen ꝛc.
von 1. med. Autorikäten auch bei Harn= und Nierenleiden mit Erfolg angewendet. Verjandt nach allen
Ländern in Kiſten von 25 Douteillen an. Preis der ganzen Flaſche 30 Pfa. und der halben 20 Pfg.
Bad= und Brunnenverwaltnng. Bäd Liel bei Schliengen in Baden.
401

[ ][  ][ ]

R127

atAais

Geſdyuriidt zrit 180 Abbildungen.

d

GeivrirgiurierreriireDirt-sierrer
Lponnabunaaſois 21 uz 6zouxznok
ErEtirrrvrazrrrrerra..

=.4 09
razt

14

Schulzmarke,Globus jennzeichnet
ede Vose der angriannt vovzüglichsten
44)
9½
Retull-Putz-Yomndr
vom Fritz Sehuiz jun., heipzis
Wirkung übervaschend. Versuch dedem anzurathen.
Losen Alofgugrssere ühenal varäthig.-

Lmftüurort Hechargemümd.
Gasthof und Pension zur Pfalz.
15 Minuten von Heidelberg mit der Bahn, ſchöne Gartenanlagen, reigende Ausſich
in's Gebirge und Neckarthal, umgeben von prachtvollen Waldungen mit hübſchen
Spaziergängen nach dem Königſtuhl, Schloß, Molkenkur ꝛc. Badehäuſer beim Gaſt=
hofe
, neu eingerichteter Gartenſaal und comfortable Zimmer mit Valkon, gute Küche,
rein gehaltene Weine und gute Biere, Penſionspreis 3-4 Mk., empfiehlt aller
Reiſenden und Familien beſtens.
Der Beſitzer: Jul. Ebert.
65131

[3932

In Darmatadt bei Valentin Hebermehl, Carl Hornmann, M.
Landau, Lobſtein & Scholl, Wilh. Manck, Friedr. Pröſcher Chriſtian
Schwinn, A. Ullmann, Carl Watzinger, Wilh. Weber, Paul Störger Sohn.

Die bis zum Samstag Abend nicht abgeholten
Gewiune der Blumen- umd
Pfamzemvertoosuug
werden Montag den 6. Juli 1885, Nachmittags 2 Uhr, im Orangeriegarten
zu Beſſungen gegen ſofortige Baarzahlung öffentlich meiſtbietend verſteigert.
Die Erlöſe können von den betreffenden Gewinnern gegen Rückgabe der gezogenen
Looſe bis zum 25. d. Abends in der Roßdörferſtraße 15 in Empfang genommen
werden; die dann noch nicht abgeholten ſind verfallen.
(6277
MohnungsYeranderung.
Uuſere Wohnung befindet ſich von heute an
Promenadestrasse Nr. 49.
Ludvig & Honrad
ArLob,
Kunſt= und Handelsgärtner.
(62)

1502

Il "ubnaluthot
olne Partie Spitnon

Bunt=Stick oroion
enorm billig eingetroffen.
A. atavodk,

None Hartoſkohn und nouo
Matjes=Häringe
billigſt
(6275
ERaUst EAld.
Bergmann's, (5529
Giginal alloll Cohto Jahnsoiſo
iſt das vor 40 Jahren von Dr. Bergmann
erfundene allein von Bergmann & Co.
Frankfurt a. M. fabrizirte vorzügliche
Zahnreinigungsmittel, welches einen euro=
päiſchen
Ruf erworben. Zu haben St.
50 und 40 Pf. bei L. A. Burkhardt.

eingeſtreut oder in Säckchen vertheilt, ſchützt
es Kleider und Pelzwerk gründlich vor
Motten und Schwaben. - Zu haben
40 Pfa. bei E. Scharmann,
Hoflieferant. (3731
Apotheker Oborhäuser's
Brauſe-Simonade-
Bonbons,
herrlichesErfriſchungsgeträuk,
1 Bonbon zu 1 großen Glas Waſſer.
Schachtel von 10 Stück 90 Pfg.,
im Dutzend billiger.
Haupt=Depot:
Friedr. Schaefer
Ludwigsplatz 7.
63)

1)
Alurz0lo,
feinſte Qualität,
empfiehlt billigſt
663
C. Hammann.
Fin 4räderiger Handwagen zu verkauf.
H. Rundethurmſtraße 5.
(62706

[ ][  ][ ]

ft
gang
ige
adl.
vigs.

Haupt=Niederlage: K. W. Prassel

1

32
Sa=
9 0
102
110.
24
458
549
740
1016
[058

T.
ſ

785
1021
122

55
89
11 4

Gol6.
Kupſer.
Hilber.
Donlschen se0
von
Gh. Adt. Anpierberg & Gie.,
Mainz.
Zweig=Niederlage:
Aug. Marburg, Beſſungen. (554.

AREUA UI

1

deutſch, franz. u. ächt
italieniſch,
in beſter Qualität zu billigſten
[4469
Preiſen.
H. W. Prassel.

15)


5

7⁄₈
9 1
12
440
023

1.

7
857
122
5

1037

92
14
417)
10½

p. bis
ubach.
ſaͤgen.

44
RGR8 KOI-LGOIOU,
18830N
d650,
feinſte Qualität,
billigſt.
(6279
ERATA
U4b-

Billige Sohuhuaaron.

Zurückgeſetzte Kinder= Mädchen=
und Knaben=Stiefel von Mk. 185 ab,
ſowie alle übrigen Sorten Schuhwaaren
billigſt. Bahnhofſtraße 1, eine St. hoch.

79

=Vortwährend Selleriepſlanzen.
5 Heinheimerſtraße 7.
(5274

Cn Großh. Hofmeierei werden Dick=
2 wurzpflanzen, per hundert Stück
10 Pfg., abgegeben.
Dettweiler. (6280
.
xtas
.
4
14
b6e
BrAAluntt-thilz
0000000000000000000000000000
8
4481)
Beletage,
.
F vollſtändig neu und elegant herge=
8 richtet, beſtehend aus Salon mit 8
6 Balkon nebſt 6 geräumigen Zim= 9
3 mern, in ſchöner Lage, per 1. Juli,
8 auch früher zu vermiethen. Event.
8 kann dazu auch eine große Man=
8 ſarde gegeben werden. Auskunft
8 ertheilt C. Köhler, Rheinſtr. 49 III.
8 oder Eliſabethenſtr. 4.
0o92909000000e00000000000000

R 127

1503

Nur für kurze Zeit!
Nur für kurze Zeit!
Im Gaulbau.
GoURRE=-UARCUUNN
von
.
E
Origimal-Oelgemälden -
3
E
4
(internationaler moderner Meiſter).
Eröffnung Samstag den 4. Juli d. J., von 9 Uhr Mrgs. bis Abds. 7 Uhr.
Die Sammlung enthält Werke von hervorragenden Künſtlern, als:
Prokossor L. Godlek, C. Sohweiniger, F. Kaulbach. A. Gramoni,
Chevalier de A. Koroneli, H. Hansteld, Seskats (alt), F. Brunneri,
V. Gamphausen, A. Piok, Biltor v. Bensa, F. Böhm, Simonini-
Franzeseo u. a. ui.
Poro
(6281
M Entrée frei.-Dei
Um zahlreichen Beſuch bittet
Die Direction.

Looalgeverbverein Darmstadt,
Sonntag den 5. Juli:
4. Hommerausfug
der Vereinsmitglieder, in Gemeinſchaft mit dem Localgewerbverein Wiesbaden,
nach Aschaſtenburp. Abfahrt 9 Uhr 15 Min. früh, mit Sonntags=Retour=
Billet III. Kl. Mk. 1.50; Rückunft 9 Uhr 24 Min. Abends. - Beſucht wer=
den
mehrere Fabriken, Bauwerke und Baudenkmale ꝛc. Anmeldungen zur
Theilnahme, insbeſondere auch zum Mittageſſen im Adler: ( Mk. 1.50 pro
trockenes Couvert), wolle man längſtens bis Samstag Mittag an das Gewerb=
vereinsbüreau
oder an den Diener, Herrn Beilſtein, gelangen laſſen.
Darmſtadt, den 2. Juli 1885.
Der Vorſtand des Localgewerbvereins in Darmſtadt.
Buſch.
(6282

Vovom Hunstfronnd.

Dritte Honats-Versammluug,
der Oſitglieder.
Freitag den 3. Juli, Abends 8½ Uhr, im hinteren Saale des Hôtels
zür Post.
Tagesordnung:
1) Mittheilungen.
2) Gratisverlooſung eines der für den Verein geſtiſteten Bilder.
Wir erſuchen unſere Mitglieder recht zahlreich zu erſcheinen.
Der Vorstand.
Freunde des Vereins ſind willkommen.
(6283

rein, trocken und vollſtändig ſtaubfrei empfehlen
Nothuagel & Weller,
Großherzogliche Hoflieferanten,
(50
Marktplatz Nr. 7.

[ ][  ][ ]

1504

1.
AdvAanizaudntht

6284) Ein reinliches Mädchen, wel=
ches
nähen, bügeln und auch kochen kann,
ſucht Stelle als Hausmädchen oder allein
in einer kleinen Familie. Näh. Nieder=
Ramſtädterſtraße 47, I. Stiege.

R 127
6287) Brave Mädchen können ſo=
fort
gute Stellen erhalten durch Frau
Landau, Hochſtraße 10.
6068) Ein tüchtiger Schloſſer kann
ſofort eintreten bei
Heinr. Moeſer.

Ein Barbier=
und Friſeur=Geſchäft
mit Kundſchaft in guter Lage von Frank=
furt
a. M. zu verkaufen. Offerten
sub N. V. 288 an Haasenstein &
Vogler, Frankfurt a. M. (6291

6285) Eine geſunde Schenkamme ſucht
Stelle. Näher. Rheinſtraße 33, Hinterbau.

6286) Ein kautionsfähiger junger Mann
ſucht Stelle. Näh. Rundethurmſtraße 5.

M
4

6265) Eine reinliche, kräftige Perſon
zum Fahren eines Fahrſtuhls von ½11
bis ¼1 Uhr täglich geſucht.
Wo? ſagt die Expedition d. Bl.
6002) Ein junger Mann mit
guter Schulbildung und ſchöner
Handſchrift findet auf einem hie=
ſigen
Comptoir ſofort Stellung
unt Gehalt. Eigenhändig geſchrie=
bene
Offerten unter J. R. an die
Expedition d. Bl. erbeten.

Die Saalbau=Reſtauration
empfiehlt ein vorzügliches Glas Bier
aus der Brauerer Diſchinger zu 12 Pf.
wenn keine Concerte u. Bälle ſtattfinden),
Kaffee per Portion zu 40 Pf.
Für Hochzeiten und Familienfeſte die
Locale grulis.
Beſtellungen auf ſolche Feſte übernimmt
(5968
gerne
C. Stebinger, Reſtaurateur.
ſeine in der Eſchollbrückerſtraße ge=
ot
legene Scheuer iſt als Lagerraum
zu vermiethen.
(6288
A. Schmidt, Beſſ. Carlsſtraße 12.
6289) Hochſtraße 10 zwei Zimmer
mit oder ohne Möbel zu vermiethen.
Notenpult zu kaufen geſucht Wilhel=
I6 minenplatz 2. III. St.
(6290

6211a) Ballonplatz 10, Hinterb. rechts,
köͤnnen 2 ordentl. Arbeiter Wohn. u. Koſt erh.

Verloren
eine goldene Damenuhr mit goldenem
Deckel und ganz kleinem Glas. Dem red=
lichen
Finder eine gute Belohnung Kra=
(6292
nichſteinerſtraße Nr. 17.
Wtdirritrrentn. er Erreirersntretretidsrtrtetr-eteatn
Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady, Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Schiedam; von der Niederl.
Amerik. Dampfſchiffahrts=Geſellſchaft, welcher
am 13. Juni von Rotterdam abgegangen war,
iſt am 26. Juni wohlbehalten im New=York
angekommen.
Gnrtagnaatmy

Woog, 2. Juli 1885.
Waſſerhöhe am Pegel 3.37¼ Meter,
Waſſerwärme des Vorm. 8¼ Uhr 170R.
Woog=Polizeiwache.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 3. Juli.
Deutſches Reich. Die über das Befinden des Kaiſers aus Ems
eingehenden Nachrichten lauten nach wie vor befriedigend und iſt
demnach die erfreuliche Ausſicht vorhanden, daß dem greiſen Monar=
chen
auch der diesjährige Aufenthalt in Ems vortrefflich bekommen
wird. Ueber die Dauer dieſes Aufenthaltes ſind noch keine endgil=
tigen
Beſtimmungen getroffen worden und können demnach die Mit=
teilungen
einiger Blätter, denen zufolge Se. Majeſtät bereits in
nächſter Zeit Ems verlaſſen und nach Gaſtein weiterreiſen würde,
jedenfalls als verfrüht bezeichnet werden.
Se. Majeſtät der Kaiſer machte am 1. Juli ſeit ſeinem Auf=
enthalt
in Ems die erſte Fußpromenade durch die Kolonaden.
Der Nordd. Allg. 8tg. zufolge nahm der Juſtizausſchuß des
Bundesrats im ſeiner Sitzung am Mittwoch einſtimmig den Antrag,
betr. die braunſchweigiſche Angelegenheit, anz Wie weiter ver=
lautet
, war der Ausſchußbericht auf die Tagesordnung der Don=
nerstag
ſtattgehabten Bundesratsſitzung geſetzt.
Die Vorlage, betr. die Fürſorge für Beamte und Perſonen des
Soldatenſtandes in Folge von Betriebsunfällen, iſt iu den Aus=
ſchüſſen
des Bundesrats ſehr abgeändert worden und wird nach
dem J. J.- erſt im Herbſt im Plenum zur Verhandlung kommen.
Im Vertrage zwiſchen dem Reich und dem Norddeutſchen Lloyd
übernimmt letzterer die Koſten, welche den Verfrachtern in Deutſch=
land
dadurch mehr entſtehen, daß ſie ihre Waaren nach Bremen
ſtatt nach Vliſſingen verfrachten. Offiziere und Mannſchaften des
weſtafrikaniſchen Geſchwaders haben vom Kaiſer Ordensauszeich=
nungen
erhalten, Kontreadmiral Knorr den Roten Adlerorden Cl.
mit Eichenlaub und Schwertern.-Das Feſtungsgefängnis in Mainz

wird am 1. Oktober 1885 aufgelöſt. Einſtellungen von Verurteilten
in dasſelbe finden fortan nicht mehr ſtatt.
F. J.
Die Straßburger Landeszeitung; veröffentlicht einen Aller=
höchſten
Erlaß, d. d. Ems, 29. Juni, an den Staatsſekretär, betr.
die interimiſtiſche Weiterführung der Geſchäfte des Statthalters.
Bis zur Wiederbeſetzung des Poſtens wird beſtimmt, daß, ſo oft in
den durch die Verordnung vom 23. Juli 1879 bezeichneten Ange=
legenheiten
eine landesherrliche Verordnung oder Verfügung not=
wendig
, an den Kaiſer zu berichten und kaiſerliche Entſchließung
einzuholen iſt. Gleiches hat zu geſchehen bei Abordnung von Kom=
miſſarien
in den Bundesrat. In allen ſonſtigen Befugniſſen und
Obliegenheiten wird der Statthalter durch den Staatsſekretär in
den bisher im Verhinderungsfalle des Statthalters gebräuchlichen
Formen vertreten.
Das Braunſchweiger Tageblatt teilt über die am 30. Juni
ſtattgehabte geheime Sitzung des Landtages mit, daß es ſich des
weiteren darum gehandelt habe, die Stellung des Landtages zu dem
bekannten preußiſchen Autrage im Bundesrate feſtzuſtellen und die
Auſicht der Verſammlung bezüglich des Verhaltens Braunſchweigs
bei der Abſtimmung im Bundesrate zu hören. In letzterer Be=
ziehung
habe der Landtag dem Regentſchaftsrate vollſtändig freie
Hand gegeben. Der Staatsminiſter Görtz=Wrisberg habe darauf
eine Anzahl Aktenſtücke verleſen, welche viel neues Material zur
Begründung des preußiſchen Antrages enthalten haben ſollen. In
länzender Weiſe ſoll der Miniſter unter lebhaftem Beifall der Ver=
ſammlung
das Miniſterium und den Regentſchaftsrat gegen die be=
kannten
Angriffe der Welfen gerechtfertigt haben. Nachdem ein
Mitglied einige Bedenken gegen den Kommiſſionsantrag erhoben
hatte, verlas Görtz=Wrisberg ein Aktenſtück, deſſen Inhalt eine
überaus große Wirkung auf die Abgeordneten ausgeübt haben ſoll.
Das Reſultat war, daß der Landtag einſtimmig den Antrag der
ſtaatsrechtlichen Kommiſſion annahm, dahin gehend, daß der braun=
ſchweigiſche
Landtag ſich mit dem preußiſchen Antrag an den Bun=
desrat
vollſtändig einverſtanden erklärt.
Der braunſchweigiſche Landtag wurde am 1. Juli bis auf wei=
teres
vertagt. Der Miniſter Görtz=Wrisberg verlas den Schrift=
wechſel
mit dem Herzog von Cambridge, welcher Anſprüche auf die
Regentſchaft, die Vormundſchaft über den Sohn des Herzogs von
Cumberland, eventuell auch auf die Succeſſion erhebt.
Heſterreich.=Angarn. Die Neuorganiſation der vereinigten Linken
in Oeſterreich hat in der jüngſt zu Wien abgehaltenen deuſchlibera=
ten
Parteikonferenz zwar noch keine beſtimmten Formen angenom=
men
, aber man kann die Zweiteilung der vereinigten Linken ſchon
im voraus als eine feſtſtehende Thatſache betrachten. Neben einem
größeren deutſchen Club: wird ſich eine kleinere deutſch= öſterreichi=
ſche
Staatspartei' bilden, die aber keineswegs unbedingt im Fahr=
waſſer
der Taaffe'ſchen Politik ſteuern, ſondern vielmehr in allen
prinzipiellen Fragen mit dem deutſchen Club' zuſammengehen wird.
Man darf mit größter Wahrſcheinlichkeit annehmen, daß der deutſche

[ ][  ][ ]

R 127
1505

Club der umfaſſendere ſein wird, daß von ihm alle Jnitiativanträg=
ausgehen
werden, da ihm über 80 Mitglieder der ehemaligen ver=
einigten
Linken, darunter 40 Vertreter der ſchärferen Tonart ange=
hören
werden, während die deutſch=öſterreichiſche Staatspartei nur
auf etwa 50 Mitglieder zählen kann. Auf Seiten der Rechten iſt
die Zerfahrenheit indeſſen faſt noch größer als unter der Linken:
die verſchiedenen Fraktionen der Rechten, der ezechiſche Club, der
Hohenthalclub, der Liechtenſteinelub (die deutſchen Ultramontanen),
der Polenclub und die ttalieniſche Gruppe wollen ſich diesmal gar
nicht unter einen Hut bringen laſſen und Graf Taaffe wird ſeine
liebe Not haben, die ſo verſchiedenartigen Elemente der Rechten
wieder zu einer Majorität zuſamenzuſchweißen, wie er ſie unbedingt
braucht.
Franſtreich. Ein gewiſſer polniſch=franzöſiſcher Journaliſt
namens Wolowski, der längere Zeit hindurch franzöſiſche Intereſſen
in Wien vertreten, provogierte am Mittwoch in den Wandelgängen
der Kammer eine peinliche Scene. Wie verrückt ſchrie er ver=
ſchiedne
Deputierte mit den Worten an: Bismarck hat mich kaufen
wollen, hat mir viel Geld geboten, um Ungarn zu verraten, ich
habe ihm aber gebührend geantwortet.: Der Unglückliche mußte
mit Gewalt aus dem Saale des Pas Perdus entfernt werden. Es
iſt derſelbe Wolowski, deſſen Name bei dem Landesverratsprozeß
Henſchel=Kraszewski vorkam.
(F. J.)
Eine außerordentliche marokkaniſche Geſandtſchaft iſt am Diens=
tag
in Paris eingetroffen und am Mittwoch von Herrn de Freyeinet,
dem Miniſter des Auswärtigen, empfangen worden. Der Beſuch
der Marokkaner in der franzöſiſchen Hauptſtadt läßt auf die Vor=
trefflichkeit
der gegenwärtig zwiſchen Frankreich und Marokko be=
ſtehenden
Beziehungen ſchließen, nachdem dieſelben durch die kaum
verhüllten Sympathien, welche man in Marokko Bu=Amema, dem
Führer der aufſtändiſchen Beduinen im ſüdweſtlichen Algerien, ent=
gegenbrachte
, ſeinerzeit eine bedenkliche Trübung erfahren hatten.
England. Manners, der Generalpoſtmeiſter, hielt am Dienstag
zu Meltonmowbray eine Rede, in welcher er ſagte, die Aufgabe der
Regierung ſei, Ordnung in das Chaos in Egypten zu bringen und
der geſpannten Lage an der afghaniſchen Grenze ein Ende zu ſetzen,
welche ſo verhängnisvoll für die beſten Intereſſen Indiens ſei.
Am Mittwoch fand in London ein zrabinetsrat ſtatt, nach wel=
chem
ſich Salisbury zur Königin begab.
Itakten. Während ſich Herr Depretis noch immer ohne ein be=
merkenswertes
Reſultat abmüht, ein neues italieniſches Kabinet zu=
ſammenzubringen
, dringt ein ſenſationelles Gerücht über die Alpen:
Der Papſt ſoll einen förmlichen Staatsſtreich beabſichtigen, indem
er mit der Politik des Vatikans brechen und ſich der italieniſchen
Regierung nähern will, und zwar ſoll er geneigt ſein, den ihm von
der italieniſchen Regierung gewährleiſteten Fonds in Anſpruch zu
nehmen. Die Beſtätigung dieſer Nachricht, welche darauf ſchließen
ließe, daß Leo XIII. ganz neue Wege in ſeiner Politik einzuſchla=
gen
gedenkt, bleibt allerdings noch abzuwarten.
Das Journal de Rome= hört auf päpſtlichen Befehl vom
1. Juli ab auf zu erſcheinen, weil es das vom Papſt des=
avouierte
Schreiben des Kardinals Pietras an den Direktor Amſtel=
bode
mit billigenden Bemerkungen publizierte.
Rußkand. Aus Kronſtadt, dem großen ruſſiſchen Kriegshafen
an der Oſtſee, wird gemeldet, daß die Pacht Harewna mit der
Kaiſerin an Pord, am Dienſtag nachmittag, geleitet von den Pachten
Slavianska und Marevor in See gegangen iſt. Das Ziel der
ruſſiſchen Kaiſerin iſt noch unbekannt, wenn man ſich aber erinnert,
datz ſchon öfters von einem abermaligen Beſuche der ruſſiſchen Kai=
ſerfamilie
in Kopenhagen die Rede geweſen iſt, ſo wird man viel=
leicht
nicht irren, wenn man Kopenhagen als das Ziel der 8 a=
rewna
betrachtet.
Vereinigte Staaten. Am 29. Juni hatte der Prozeß gegen
Lucilla Dudley begonnen, welche des Mordverſuchs an Odonovan
Roſſa angeklagt war. Sie wurde für wahnſinnig erklärt und frei=
geſprochen
.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Juli.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Kanzlei=
diener
bei der Provinzialdirektion Starkenburg und Kreisdiener bei
dem Kreisamt Darmſtadt V. Bormet das ſilberne Kreuz des Ver=
dienſtordens
Philipps des Großmütigen verliehen.
Das Großh. Regierungsblatt, Beilage Nr. 14, ent=
hält
: 1) Bekanntmachung, den Steuerausſchlag zur Bezahlung des
Gehalts des Rabbinen zu Offenbach für das Jahr 188586 betr.
2) Ueberſicht der für das Jahr 1885,86 von Großh. Miniſterium
des Innern und der Juſtiz genehmigten Umlagen zur Beſtreitung
von Kommunalbedürfniſſen in den Gemeinden des Kreiſes Dieburg.
3) Desgl. in den Gemeinden des Kreiſes Schotten. 4) Ordensver=
leihungen
. 5) Dienſtnachrichten. 6) Konkurrenzeröffnung.
0 Stadtverordneten=Verſammlung vom 2. Juli.
Vor Eintritt in die Tagesordnung rügte Ebert, daß die Entleerung
der Sinkkäſten unſerer Kanäle in einer höchſt mißſtändigen Weiſe,
oft während der Geſchäftsſtunden an Vormittagen ſtattfindet, worauf

der Herr Oberbürgermeiſter die geeigneten Anordnungen zu=
ſagte
und man alsbald zur Vergebung des ſtädtiſchen Kohlenbedarfs
ſchritt und für den allgemeinen Bedarf die Kohlen der Zeche Ver=
eingte
Hamburg
vorbehaltlich einer noch ausſtehenden Preis=
vereinbarung
- für das Waſſerwerk, diejenige der Zeche Prinz
Wilhelm, letztere zu 136 M. 50 Pf. per Doppelwaggon, einſchließlich
Fracht, in Ausſicht nahm. Sodann trat man in die Beratung
des Voranſchlags für 1885-86 ein und zwar fungierte Laute=
chläger
als Berichterſtatter, welcher zunächſt bei der Rubril
Waldungen; darauf aufmerkſam macht, ob es ſich nicht empfehle
für die Folge eine Moosſtreunutzung in der Tanne vorzuſehen.
Bei der Rubrik Schule regte Schödler an, ob es nicht ange=
meſſen
ſei, die bei allen übrigen Schulen eingeführte Maßregel, daß
auswärtige Schüler ein höheres Schulgeld zu entrichten haben,
auch auf die, überſüllte Viktoriaſchule auszudehnen, worauf
Bergſträßer ausführte, daß ſolches mit Rückſicht auf den Staats=
zuſchuß
zu dem Lehrerinnenſeminar nicht durchführbar erſcheine,
ein Einwand, deſſen Berechtigung Schödler nicht gelten laſſen
wollte und für demnächſt einen ſeinen Intentionen entſprechenden
Antrag ankündigte, Wolfskehl die Frage dem Kuratorium unter=
breitet
wiſſen möchte, worauf der Gegenſtand ohne beſondere Be=
ſchlußfaſſung
verlaſſen wurde.
Die RubrikFriedhof= gab Hochſtätter Anlaß, die Notwendig=
keit
zu betonen, die Taxe für Erwerbung von Erbbegräbniſſen zu
erhöhen, zukünftig auch einperſönige Erbbegräbniſſe abzugeben, was
bis jetzt bekanntlich nicht der Fall iſt. Die Entſcheidung hierüber
wurde umſomehr ausgeſetzt, als eine neue Friedhofsordnung in
Ausarbeitung begriffen iſt.
Der Ertrag der Kommunalſteuer wurde mit 622000 Mark in
ſEinnahme geſtellt und alsdann zur Beratung des Ausgabebudgets
geſchritten. Auf eine Anfrage wegen der Auseinanderſetzung zwi=
ſchen
der politiſchen Gemeinde und der evangeliſchen Kirche er=
widerte
der Herr Oberbürgermeiſter, daß der Kirchenvorſtand
neben Anerkennung der Eigentumsrechte an der Kirche u. ſ. w. ein
Kapital von etwa 500000 Mark beanſpruche, alſo die Angelegenheil
eine ſehr reifliche Erwägung verdiene. Mahr gab zu erwägen, ob
es angezeigt ſei, trotz dieſer Lage doch die im Intereſſe der Sicher=
heit
der Kirchenbeſucher gebotene Veränderung der Thüren und
Verbeſſerung der ſchlechten Ventilation vornehmen zu laſſen, wo=
gegen
namentlich Rückert entſchieden opponierte.
Der Herr Oberbürgermeiſter erklärt, daß im Laufe dieſes
Etatsjahres die Auseinanderſetzung ſtattfinden werde und wird der
Antrag Gaulés, vorläufig wenigſtens die Mittel zu bewilligen,
damit die Thüren der Stadtkirche von innen nach außen geöffnet
werden können, abgelehnt, ebenſo ein von Karp zu der Rubrik
Schulen geſtellter Antrag, künftig den ſtädtiſchen Beitrag für den
Lehrſtuhl der Elektrotechnik bei der techniſchen Hochſchule wegfallen
zu laſſen, nachdem der Herr Oberbürgermeiſter, Thiel, Wolfskehl,
Bergſträßer, Gaule dieſe Idee im Intereſſe der in Frage ſtehenden
Anſtalt entſchieden zurückgewieſen.
Im weiteren Verlauf der Beratung wurde einem Antrag der
Kommiſſion entſprechend der Anſatz für Herſtellung einheitlicher
Trottoirs von 50000 auf 25000 Mark herabgemindert, obgleich
namentlich Rückert, Weber und Bauunternehmer Müller im In=
tereſſe
einer ſchleunigen Durchführung der Trottoirherſtellung dieſen
Antrag bekämpften, während der Herr Oberbürgermeiſter, Beige=
ordneter
Riedlinger, die Stadtverordneten Lehr, Bergſträßer u. a.
die Anſicht verfolgten, daß die Finanzlage es gebiete, vorläufig eine
ſchonende Rückſicht auf den Geldbeutel der Steuerzahler zu nehmen.
Bei Schluß des Blattes dauerten die Verhandlungen fort.)
O (Schwurgericht.) Geſtern wurde gegen den 43jährigen,
bereits wegen Urkundenfälſchung beſtraften Schuhmacher Adam OttII.
von Weiskirchen wegen Urkundenfälſchung, Unterſchlagung und
ſchweren Diebſtahls verhandelt. Der Angeklagte war geſtändig und
beſchuldigt, daß er einen Betrag von 10 M., den er für Dritte an
die Diſtriktseinnehmerei Seligenſtadt abliefern ſollte, unterſchlagen,
nachdem er die Quittung der Diſtriktseinnehmerei gefälſcht, ferner
aus einem Gebäude bei Offenbach eine Partie altes Eiſen ent=
wendet
. Das Endurteil lautete auf eine Geſamtzuchthausſtrafe
von 1 Jahr 6 Mon. 2 Wochen. Als Verteidiger fungierte Rechts=
anwalt
Mainzer.
Ueber die Thätigkeit des allgemeinen Vereins gegen
Verarmung und Bettelei im Rechnungsjahr 1881-85 gibt die
nachbemerkte Zuſammenſtellung der bewilligten Unterſtützungen und
Darlehen Auskunft. Es wurden im Ganzen an 838 Perſonen Unter=
ſtützungen
verabreicht, im Geſamtbetrag von 18874 M. Zum Erſten=
mal
unterſtützt wurden 121 Perſonen, während 717 P. wiederholte
Petenten waren. Die geringſte Zahl von Unterſtützungsgeſuchen
kam im Monat Juni vor mit 34 P. und 790 M. während die
höchſte Zahl im März mit 128 P. und 2626 M. erreicht wurde.
Darlehen wurden an 6 Perſonen mit im Ganzen 505 M. bewilligt.
Dem Stande nach ſind Tagelöhner, Handarbeiter, Schuhmacher,
weibliche ledige Perſonen, Ehefrauen, welche von ihren Männern
verlaſſen ſind (53), ſowie Witwen (329) die am meiſten vorkommen
den geweſen, während Fuhrleute, Barbiere, Zinngießer, Buchbinder,
Drucker und Schriftſetzer, die geringſte Zahl von Unterſtützungs=
402

[ ][  ]

N6.
1506
fällen aufweiſen. Der Nationalität nach waren 540 Perſonen aus
dem Inlande gebürtig (Starkenburg 470 laus Darmſtadt ſelbſt 246)
Oberheſſen 41, Rheinheſſen 29); ferner aus Preußen 29, Bayern 18,
Sachſen 5, Oeſterreich 3, Württemberg und Baden je 2. Das Ver=
einsvermögen
hat ſich von 25100 M. im Rechnungsjahr 1883-84,
auf 28442 M. in 1884-85 gehoben.
Die Monatsverſammlung des Gartenbauvereins am
Mittwoch bot nur wenig allgemeines Intereſſe. Zunächſt warf man
einen Rückblick auf die ſtattgehabte Ausſtellung, die leider infolge
der ungünſiigen Witterung ein Defizit von etwa 1200 Mk. im Gefolge
gehabt, nahm eine Reihe Glückwunſchſchreiben aus Anlaß des
50 jährigen Jubiläums zur Kenntnis, ebenſo daß der Mainzer
Gartenbauverein Herrn Wilh. Schwab zu ſeinem Ehrenmitglied
ernannt, daß endlich dem Genannten, ſowie Herrn Hofgärtner R.
Noack für ihre Verdienſte um den Verein eine goldene Medaille
verliehen worden, zu deren Annahme indeß Herr Schwab nicht zu
bewegen war. Sodann hielt Herr Hofgärtner M. Noack einen
kurzen Vortrag über Erdbeerenkultur, empfahl insbeſondere die
Monatserdbeeren, wovon 27 Sorten, darunter die ſehr empfehlens=
werten
Alpenerdbeeren vorhanden, die am zweckmäßigſten nicht aus
Ranken, ſondern durch Samen zu erziehen und deren Pflanzung
alle 3-4 Jahre herkömmlich zu erneuern iſt. Vorgeführt wurde
ein reichhaltiges, aus 200 Sorten beſtehendes Sortiment im Beſ=
Schließlich wurde noch
ſunger Herrngarten gezüchteter Erdbeeren. Mitteilung gemacht, daß die Zuerkennung einer goldenen
Verbandsmedaille für Azalienſammlungen an Herrn Handelsgärtner
Roſt in Gonſenheim ſeitens des Verbands mittellrheiniſcher Garten=
N. H. V.)
bauvereine in Ausſicht genommen iſt.
- Lokalgewerbverein Darmſtadt. Wie man uns mit=
teilt
, wird am nächſten Sonntag, den 5. Juli, ein gemeinſchaftlicher
Ausflug der beiden Lokalgewerbvereine Darmſtadt und Wies=
baden
nach Aſchaffenburg ſtattfinden. Abfahrt früh 9 Uhr
15 Minuten von Darmſtadt. Falls das Wetter gunſtig iſt, wird
wohl eine ſehr rege Beteiligung aus beiden Lokalgewerbvereinen
angenommen werden können, da bekanntlich Aſchaffenburg einer der
intereſſanteſten Orte iſt, welcher für derartige Ausflüge gewählt
werden kann und da auch mehrere Fabrikbeſitzer in Aſchaffenburg
mit dankenswerter Bereitwilligkeit die Beſichtigung ihrer Betriebe
geſtattet haben. Es wird weiter dafür geſorgt werden, daß bei
Beſichtigung der Denkmale der Baukunſt in Aſchaffenburg, insbe=
ſondere
des Pompejanums, der Stiftskirche und des kurfürſtlichen
Schloſſes eine Erläuterung von Sachverſtändigen erteilt wird, und
auch die betreffenden Gaſthalter haben zugeſagt, daß ſie ſich um
das leibliche Wohlbefinden der Ausflugs=Teilnehmer beſtens be=
mühen
wollten. Indem wir noch auf das bezügliche Inſerat in
einer der nächſten Nummern verweiſen, machen wir ſchon jetzt
darauf aufmerkſam, daß es unbedingt wünſchenswert iſt und im
eigenen Intereſſe der Betreffenden liegt, wenn die Anmeldungen zur
Teilnahme an fraglichem Ausflug, insbeſondere am Mittageſſen, im
Gaſthaus zum Adler, 150 M., thunlichſt bald auf dem Gewerb=
vereins
=Bureau bewirkt werden, wo auch das Programm des Aus=
flugs
ausgegeben wird.
I. Beſſungen, 2. Juli. Die auf geſtern Nachmittag ſeitens
unſerer Bürgermeiſterei in den Markwort'ſchen Saal eingeladenen
Hausbeſitzer des nordlich gelegenen Teils von Beſſungen, von denen
ctwa 80 erſchienen waren, wurden Namens des Bürgermeiſters, der
dienſtlich verhindert, ſpäter aber doch erſchienen war, von dem Bei=
geordneten
begrüßt und wurde von dieſem, indem er vorausſetzte,
den Jutentionen der Anweſenden zu entſprechen, Se. Exc. Herr
Präſident Dr. Goldmann erſucht, der Verſammlung zu präſidieren.
Derſelbe unterzog ſich bereitwilligſt dem Erſuchen, ernannte den
Herrn Landgerichtsrat Heinzerliug zum Schriftführer und berichtete
ausführlich über das Ergebnis der mit der Stadt Darmſtadt,
ſpeziell dem Herrn Oberbürgermeiſter, wegen des Waſſeranſchluſſes
geführten=Verhandlungen. Bekanntlich wird von Darmſtadt eine
Zahlung von 30 Pfa. für den Kubikmeter und eine garantierte
Waſſerabnahme von 10 000 Kubikmetern pro Jahr verlangt. Land=
gerichtsrat
Heß hält die Bedingung bezüglich der 10000 Kubikmeter
für zu hart, allein man ſei vor die Alternative geſtellt, entweder
noch einige Jahre bis zur Fertigſtellung eines eigenen Waſſer=
werks
zu warten oder das Verlangen der Stadt zu accep=
tieren
, er empfehle der Verſammlung folgenden Antrag zur
Diskuſſion: 1) Die Gemeinde genehmigt den Preis von 30 Pfg.
per Kubikmeter, ſowie 41 Mk. für die Hausleitung pro Jahr;
2) die Gemeinde legt das Rohrnetz auf ihre Koſten, eventuell doch
bis zur Hälfte desſelben, während die andere Hälfte von den Haus=
beſitzern
getragen wird; 3) Antrag bei der Stadt einzubringen um
Reduzierung der verkangten 10000 Kubikmeter. Redner hob noch
hervor, daß mindſtens ⁶⁄ der Komunallaſten auf Neu=Beſſungen!
⁵⁄₈ auf Alt=Beſſungen' entfielen und müſſe man gerade denjenigen
Steuerzahlern, die das Meiſte aufbringen doch auch etwas gönnen.
Nach ihm ſprachen noch die Herren Profeſſor Simons, welcher be=
tont
, daß Beſſungen vollſtändig in der Lage ſei, ein eigenes Waſſer=
werk
innerhalb 2 Jahren zu bauen, Profeſſor Sonne, Stabsaudt=

127
teur Eigenbrodt, Bauunternehmer Harres, Profeſſor Gundelfinger,
Gemeinderäte Gg. Geyer Hch. Schulz, Henkel, Dr. Kraus, Bergrat
Tecklenburg, Ingenieur Nau und Oberſtlieutenant v. Heſſert. Sonne
iſt entſchieden dagegen, daß ſämtliche Koſten des Rohrnetzes von
der Gemeinde getragen werden, während Weinmann und Schulz
dafür ſind. Der Präſident läßt über den Heß'ſchen Antrag ab=
ſtimmen
und wird derſelbe mit großer Majorität angenommen, auch
ſofort von 65 Hausbeſitzern unterzeichnet. Bemerkt wird noch vom
Präſidium, daß die Unterſchriften bindend ſeien. Um 8 Uhr wurde
die Verſammlung geſchloſſen.
Mainz, 2. Juli. Die Bürgermeiſterwahl wird gutem
Vernehmen nach ſchon auf der Tagesordnung für die am kommen=
den
Mittwoch ſtattfindende Stadtverordneten=Sitzung ihre Stelle
finden. Es ſoll darüber Beſchluß gefaßt werden, ob man die er=
ledigte
Bürgermeiſterſtelle zur Konkurrenz ausſchreiben oder die
Wahl ohne vorhergegangene Ausſchreibungen vornehmen will.
Frankfurt, 1. Juli. Wenige Minuten vor 4 Uhr wurde der
Wahrſpruch der Geſchworenen, der Lieske mit mehr als 7 Stimmen
des Mordes des Volizeirats Rumpff ſchuldig erklärt, verkündet. Wenn
bisher noch die Meinungen über ſeine Schuld geteilt waren, ſo hat die
aufregende Scene, welche ſich bei Verkündigung des Urteils im Gerichts=
ſaal
abſpielte, allem Zweifel ein Ende gemacht. Als Lieske wieder
in den Gerichtsſaal eingeführt und durch den Gerichtsſchreiber das
Verdikt der Geſchworenen verleſen, auch der Staatsanwalt den
Antrag auf Todesſtrafe geſtellt hatte, ſprang Lieske, ſeine bisherige
erzwungene Faſſung vollſtändig verlierend, mit gleichen Füßen mehr=
mals
kräftig von ſeinem Platze gleich einem wilden Thier in die
Höhe, ſo daß der Fußboden zitterte, ſtieß einige unartikulierte Laute
aus, aus welchen dann einzelne Worte verſtändlich herausklangen:
Eure Bluturteile werden ein Ende nehmenl Iſt mir etwas be=
wieſen
? (damit ſchlug er mit geballten Fäuſten auf die Barriere
vor ihm), dann ſchrie er dem Staatsanwalt entgegen: Das war
das letzte Bluturteil, welches Sie gefällt haben. Die mahnende
Zuſprache, welche der Präſident inzwiſchen an Lieske gerichtet hatte,
blieb vollſtändig wirkungslos. Lieske ſank dann auf ſeinen Sitz,
während der Gerichtshof ſich zur Urteilsfaſſung zurückzog. Das
Geſicht Lieske's, das vorher blutrot geweſen, nahm nach und nach
eine leichenähnliche Farbe an, und die geſpannten Züge wurden
vollſtändig ſchlaff. Das Publikum, das Kopf an Kopf gedrängt den
Zuhörerraum füllte, war während dieſer Vorgänge in eine unbe=
ſchreibliche
Aufregung geraten, die, nachdem der Gerichtshof ſich
zurückgezogen hatte, ſich durch laute Rufe und Geſtikulationen
äußerte. Nach kurzer Beratung erſchien der Gerichtshof wieder
und ſprach auf Grund des Wahrſpruchs der Geſchworenen das
Todesurteil über Lieske mit den üblichen Nebenſtrafen aus. Lieske
wurde ſodann raſch abgeführt; im Hinausgehen lachte er laut auf,
hob die Arme in die Höhe, klatſchte mehrmals kräftig in die Hände
und ſchrie: Ha, ha, ha
Rumpff iſt kaputl Dann wurde er ins
Inculpatenzimmer geführt, wo er die zahlreiche Wachmannſchaft
wild höhnte und beleidigte und ihnen u. a. zurief: Ihr kommt
noch alle an die Reihe; Kurz darauf wurde Lieske mit gefeſſelten
Händen unter ſtarker Bedeckung in die Droſchke gebracht, die, um=
geben
von reitenden Schutzleuten, nach dem Gefängnis davonfuhr.
(F. J.)
Frankfurt, 2. Juli. Der hieſigen Schuhmacher=Innung wurde
ein Hammer, mit welchem, wie die darauf befindliche Inſchrift lehrt,
Hans Sachs dermaleinſt gearbeitet hat, von einem ihrer Mit=
glieder
verehrt. Dasſelbe bekam ihn vor mehreren Decennien von
einem Nürnberger Freunde und Handwerksgenoſſen. Die Form des
Hammers iſt von der jetzigen bedeutend abweichend.
Friedberg, 1. Juli. In dem Prozeſſe Hinze gegen Jöckel iſt
Termin vor der hieſigen Strafkammer auf den 8. Juli 8½ Uhr
morgens anberaumt.
Lahr, 2. Juli. Nachdem am Montag der Prozeß zwiſchen
Lahr und Magdeburg wegen nicht abgelieferter Reichswaiſen=
gelder
begonnen hatte, kam während desſelben ein Vergleich zu
Staude, wonach Lahr 86000 M. erhält.

Tageskalender.
Freitag, 3. Juli: Monatsverſammlung des Vereins Kunſtfreund
(H0tel zur Poſt).
Von Samstag den 4. Juli an: Kunſt=Ausſtellung von Oelgemälden
(Saalbau).
Sonntag, 5. Juli: Konzert im Katholiken=Verein.
Waldfeſt des
Geſangvereins Melomanen auf dem Glasberg.-Vierter Sommer=
Ausflug des Lokalgewervereins Darmſtadt nach Aſchaffenburg.
Mittwoch, 8. Juli: Generalverſammlung der Ortskrankenkaſſe für
weibliche Beſchäftigungen (ſtädtiſche Turnhalle).
Mittwoch, 22. Juli; Ordentliche General=Verſammlung der Darm=
ſtädter
Actien=Ziegelei (Kranichſteinerſtraße Nr. 71).

Dusk und Berlag: L. 6. Mlihſide Hebnasdruacerei. - Derantnortlih fülr die Aedaction, Carl Miion.