Darmstädter Tagblatt 1885


10. März 1885

[  ][ ]

148.
Jahrgung


AévsuUhtt COIIIN

148.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Wringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mart 50 Pf.
pro Quartal incdl. Poſtaufſchlag.

Jrag= und Arzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Iuſerate
werden angenommen: uDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 28.
m Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoneen=Erpedltionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

N3 48.

Dienstag den 10. März.

1885.

B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Vornahme der Kanalbauarbeiten wird die Heinheimerſtraße von der Dieburger= bis Kranichſteinerſtraße für
Fuhrwerke und Reiter geſperrt.
Darmſtadt, den 5. März 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
12146
In Vertr.: Seim, Polizei=Aſſeſſor.
B e k a n n t m a ch u n g.
Durch rechtskräftiges am 28. Februar 1885 von dem kommandirenden General des 11. Armee=Corps beſtätigtes Er=
lenntniß
vom 23. Februar 1885, ſind die nachſtehenden Mannſchaften: 1) Garde=Dragoner Wilhelm Schultheiß der
* Eskadron 1. Großh. Heſſ. Dragoner=Regiments (Garde=Dragoner=Regiment) Nr. 23 aus Darmſtadt; 2) Garde=Dragoner
Michael Nonnenmacher der 3. Eskadron desſelben Regiments aus Lupſtein, Kreis Zabern, in contumaciam für fahnenflüchtig
erklärt und Jeder in eine Geldſtrafe von 300 Mark verurtheilt worden.
Darmſtadt, den 3. März 1885.
Großherzogliches Gericht der Großh. Heſſiſchen (25.) Diviſion. (2147

xr.

Bekanntmachung.
In Vollziehung des Schuldentilgungsplanes der Stadt Darmſtadt ſind nach=
jehende
ſtädtiſche Obligationen auf den Inhaber durch Verlooſung zur Rückzahlung
beſtimmt worden.
1. Rückzahlbar am 1. Juni 1885 die 4¼ procentigen Obligationen:
Lit V. Serie I. Nr. 203, 376, 467, 605, 632 1000 Mk.
V. II. 200, 451, 656, 896, 903 500 Mk.
V. III. 27, 38. 131, 304, 447 200 Mk.
II. Rückzahlbar am 1. Juli 1885 die 3½ procentigen Obligationen:
Lit. A. Nr. 187, 333, 335, 362, 373, 395 1000 fl. (1714 Mk. 29 Pfg.)
B. 42, 81, 151, 198, 232, 302, 376, 394 500 fl. 1857 M. 14 Pfg.)
C. 9, 11, 46, 145, 153, 234 276, 359, 368, 393, 399, 431, 481,
498, 542. 549 200 fl. 1342 Mk. 86 Pfg.)
Die 3½ procentigen Gaswerks=Obligationen:
Lit. B. Nr. 18, 86, 113, 135, 137, 211, 221, 230, 280, 304, 315, 330
360, 379, 425, 457 428 Mk. 57 Pfg.
1II. Rückzahlbar am 1. Oktober 1885 die 4 procentigen Obligationen:
Lit. E. Nr. 48, 100, 133, 141, 177. 256, 260, 284 500 fl. (857 M. 14 Pfg.)
F. 356, 311, 387, 421, 430 200 fl. (342 M. 86 Pfg.)
Die 4 procentigen Gaswerks=Obligationen:
Lit. A. Nr. 638, 668, 716, 737, 1138, 1188, 1238 200 M.
Die Rückzahlung erfolgt bei unſerer Stadtkaſſe und unſerer Gaswerkskaſſe,
für die Obligationen des Anlehens Lit. V. außerdem bei den Niederlaſſungen der
Bank für Handel und Induſtrie zu Darmſtadt, Berlin und Frankfurt a. M. für
die Gaswerks=Obligationen Lit. A., außer den genannten ſtädtiſchen Kaſſen bei dem
Bankhauſe Ferdinand Sander zu Darmſtadt und Frankfurt a. M.
Die Verzinſung der Obligationen hoͤrt mit den oben angegebenen Verfallterminen auf.
Darmſtadt, den 5. März 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
12148

Bekanntmachung.
In unſer Firmenregiſter wurde heute
eingetragen:
Die Firma Kiſtinger und Numerich=
zu
Eſchollbrücken iſt ſeit 1874 in Folge
Geſchäftsaufgabe erloſchen.
Darmſtadt, den 5. März 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt II.
[2149
Lauer.
Uhrig.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Müllers Wilhelm Götz
von Nieder=Beerbach iſt zur Abnahme
der Schlußrechnung des Verwalters, zur
Erhebung von Einwendungen gegen das
Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung
zu berückſichtigenden Forderungen und zur
Beſchlußfaſſung der Gläubiger über die
nicht verwerthbaren Vermögensſtücke der
Schlußtermin auf
Montag den 30. Mürz 1885,
Nachmittags 3 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgericht
Darmſtadt II, Neckarſtraße 3, beſtimmt.
Darmſtadt, den 4. März 1885.
Uhrig.
Hülfsgerichtsſchreiber des Großherzogl
Amtsgerichts Darmſtadt II. (2150.

[ ][  ][ ]

540
Oeffentliche Aufforderung.
Gläubiger der verſtorbenen Marie
Jonas, Ehefrau, des Küfers Peter Phil.
Jonas, verehelicht. geweſene, Friedrich
Schmidt, geb. Reinhardt von hier, wer=
den
aufgefordert, ihre Forderungen bin=
nen
zwei Wochen vom Tage der öffent=
lichen
Bekanntmachung an, bei dem Vor=
mund
, Schreinermeiſter Heinrich Schäfer
hier oder bei. Großh. Amtsgericht I. an=
zumelden
bei Meidung der Nichtberück=
ſichtigung
.
Darmſtadt, den 2. März 1885.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
(2002
C. Küchler.
Bartha.

Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 20.
Februar 1885 ſollen nachſtehende Immo=
bilien
der Zimmermeiſter Heinrich Bens=
heimer
Eheleute dahier und zwar:
Flur. Nr. ⬜Met.
5 96½ 2738 Hofraithe Land=
wehrſtraße
,
597½ 90 Hofraithe daſ.,
5 98½⁄ 470 Bauplatz daſ.,
Mittwoch den 18. März 1885,
Vormittags 11 Uhr,
mit unbedingtem Zuſchlag öffentlich
an den Meiſtbieterden verſteigert werden.
Darmſtadt, den 2. März 1885.
Großherzogliches OrtsgerichtDarmſtadt.
Berntheiſel.
(1868
Stamm==Stangen=und
Brennholz= Verſteige=
rung
.
Montag den 16. März l. J.,
Vormittags 9 Uhr,
anfangend, ſollen im Roßdörfer Gemeinde=
wald
, Diſtrikt Mark, nachverzeichnete
Holzſortimente verſteigert werden und
zwar:
5 Stück Nadelſtämme 288 Feſtm.
enthaltend,
27
Eichen= und
237
Radelderbſtangen,
475 Nadelreisſtangen,
2 Amt. Birke=,
51 Nadelſcheiter,

33 Eichen=,
343
Nadelknüppel,
4600 Stück Eichen=,
Nadel=Wellen,
9940
8 Rmt. Eichen=,
68 Nadelſtöcke.
Das im Wald zerſtreut ſitzende Dürr=
holz
wird auf einem Platz ausgeboten.
Die Zuſammenkunft iſt auf der Kubig
am Eingang des Waldes.
Roßdorf, den 6. März 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Roßdorf.
[2151
Müller.

M48
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 11. März 1885, Vormittags 9 Uhr,
werden im Ritſert'ſchen Saale zum Schützenhofen dahier:
mehrere feine Zimmereinrichtungen, ein Büffet mit weißer Marmorplatt,
Tiſche, 1 Herren= und 1 Damenſchreibtiſch, Spiegel, 1 Weißzeugſchrank,
1 Silberſchrank, mehrere Stühle, 1 Eckſchrank, 1 Steingut=Bierſervice,
1 Servirtiſch mit Waſſerflaſche und 8 geſchliffenen Gläſern, 1 Sopha mit 6
Seſſeln in grünem Peluche, 1 Büchergeſtell, mehrere vollſtändige Betten.
1 Kukuksuhr, Kleiderſchränke, 1 Theeſervice mit 12 Taſſen, 2 Waſchkommode,
2 Nachtſchränke, 2 Bettvorlagen, 1 Kaffekanne ꝛc., 1 Licht= und Feuerzeuz
ſtänder, 1 Sopha, 1 Regulator, 1 Wanduhr, 1 Nachttiſch, 1 Kommode,
mehrere Oeldruckbilder, Küchenſchrank, 2 Stück Betttücherleinen und mehrer
Mille Cigarren, 150 Paar Herren= und Damenſtiefel
durch den Unterzeichneten öffentlich meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung ver=
ſteigert
. Die Verſteigerung der Cigarren findet unwiderruflich ſtatt.
(2152,
Darmſtadt, den 7. März 1885.
Engel, Gerichtsvollzieher.

Verſteigerungs=Anzeige.
Donnerstag den 12. März, Vormittags 9 Uhr,
werden im Orb'ſchen Saale, Eck der Mühl= und Rundethurmſtraße,
nachverzeichnete neue Möbel als:
1 Kanapee, 6 Stühle mit braunem Peluche, 1desgl. mit 4 Seſſel,
2Kanapees, Rohrſtühle, 4 Kommoden, 2 Spiegelſchränke, 2 Bücher=/
ſchränke, 2 nußbaumene Kleiderſchränke, 3 Ausziehtiſche, 3 ovale
Tiſche, 1 Schreibſekretär, Spiegel, 4 vollſtändige Betten mit=
Bettſtellen, 2 Waſch=, 4 Nachttiſche mit Marmorplatten, eim
feuerfeſter Kaſſenſchrank; ferner: verſchiedene gebrauchte Möbel.
wornnter 1 Küchenſchrank mit Glasaufſatz
gegen baare Zahlung verſteigert.
M. Hemstodt, HofTarator.

Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 1. März d. Js., Nachmittags 2 Uhr,
werden Schulzengaſſe Nr. 3 gegen baare Zahlung verſteigert:
1 Dampfmaſchine mit Keſſel, 4-6 Pferdekraft, 12 ⬜Meter Heizfläche,
4 Atm. Ueberdruck, 1 Maiſchbütte mit Bekker'ſchem kupfernem Apparat
2 Gährbütten 2000 Liter, 1 eiſernes Kühlſchiff, 1 eiſernes und
1 hölzernes Reſervoir, 1 kupferner Kühler, 1 kupferne Rohrleitung,
1 Partie Schläuche, Riemen und Transmiſſionen, Bütten und Ständer,
100 Hefenfäßchen, 1 Schrotmühle.

Kurl Strauß, Tarator.

ur bevorſtehenden Schlußvertheilung
a) im Konkurs über das Vermögen des
Müllers Wilhelm Götz in Niederbeerbach
ſind M. 4. 73 Maſſebeſtand vorhanden.
Die Forderungen der bevorrechtigten
Gläubiger betragen M. 235. 20. Mithin
entfällt auf die Forderungen der Konkurs=
gläubiger
Nichts.
(2153
W. Huber, Konkursverwalter.

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[ ][  ][ ]

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dürfte überſehen, daß beim Blank=
machen
der Oefen die binnen Kurzem
ſö in Aufnahme gekommene
staubfroie Ofonschnäris
von
Reinhold Diezmann in Plauen i. V.
angewandt wird, wodurch alle Gegen=
ſtände
in den Zimmern vom Staube
verſchont bleiben. Dieſe Ofenſchwärze
hinterläßt beim Gebrauch nicht den
geringſten Staub, erzeugt einen
prachtvollen tiefſchwarzen Glanz
und verhindert das Roſten der
Oefen, Herdplatten, Ofenrohre
u. ſ. w. - Zu haben das Packet
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Vierheller, Herren Philipp Weber
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und Carl Watzinger.

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Stock nebſt Zubehör, auch Garten, an eine
kleine Haushaltung zu vermiethen.
113) Neckarſtraße 18 der mittlere
Stock, beſtehend aus 10 eventuell auch
7 ſehr ſchönen Zimmern nebſt allen Be=
quemlichkeiten
per 4. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
769) Ernſt=Ludwigſiraße 3 der zweite
Stock zu vermiethen. Näheres 3. Stock.
1207) Frankfurterſtraße 3 Parterre=
wohnung
, 6-7 Zimmer nebſt allem Zu=
gehör
, auch Gartengenuß, an eine ruhige
Familie bis zum April zu vermiethen.
Näheres Beletage daſelbſt.
1344) Obere Niederramſtädterſtr. 7
der mittlere Stock, 3 Zimmer, und ein
Manſardezimmer, Souterrain u. Zugehör,
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1567) Mühlſtr. 74 eine Wohnung,
3 Zimmer, 2 Cabinete ꝛc. zu vermiethen
und per Mitte Mai beziehbar.
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1795) Schützenſtraße 10, 3. Stock,
enthaltend 5 Zimmer nebſt allem Zubehör
per 1. April zu vermiethen. F. Hartter.
1804) Zeughausſtraße 3 ſechs neu=
hergerichtete
Zimmer, Gas, Waſſer und
Badeeinrichtung, Garten, Bleichplatz und
alle ſonſtige Bequemlichkeiten, per 1. Mai.
Näh. bei Frau Meyer, 1. Stock.
1979) Ernſt=Ludwigſtr. I, 2. St.,
2 Zimmer nebſt Zubehör per 1. Mai zu
Heinrich Erlenbach.
vermiethen.
2158) Heerdwegſtr. 37 Wohnung,
beſtehend aus 5 Zimmern mit Zubehör,
auf Wunſch mit Stallung und Garten,
ſogleich zu verm. Näherss daſ. 2 Tr. h.

[ ][  ][ ]

542

14.

2159) Heidelbergerſtraße 7. zu=
nächſt
der Artillerie=Kaſerne:die
Beletage: 6 Zimmer, Küche, Waſſer=
leitung
; Manſarde: 3 Zimmer, Bo=
denkammern
und ſonſt allem Zubehör
zu vermiethen mit od. ohne Stallung;
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M60.Martinſkr. 78 der 2. Stock.
2161) Große Ochſengaſſe 2 eine
Wohnung von 3 3. nebſt Zubehör ſofort.
2162) Die ſeither von Herrn Rechts=
anwalt
Köhler in meinem Hauſe innege=
habte
Wohnung iſt per Anfang Jun,
vollſtändig neu hergerichtet, zu vermiethen.
Moriz Landau, Mathildenplatz 1.
2163) Ecke der Lindenhofſtr. und
Hinkelsgaſſe 21 eine kleine Wohnung
mit Waſſerleitung, per Monat M. 7. 70.

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Jahre bei einer Familie als Stütze der
Hausfrau ſowie zur Pflege und Erziehung
der Kinder thätig war und die beſten
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42

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5 geräum. Zimmern nebſt Zubehör (keine
Manſardenwohnung). Offerten, mit
Preisangabe ſind unter H. L. bei der
Expedition d. Bl. abzugeben.
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mit Glasabſchluß und ſämmtlichem
Zubehör per Juni von einem jungen Ehe=
paar
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d. Bl. erbeten.
(2167

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möblirtes Zimmer mit Penſion zu verm.
1887) Waldſtr. 7 ein freundliches,
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2173) Heidelbergerſtraße 17 GBeſſungen)
wird ein zuverläſſiger

Diemer
mit guten Zeugniſſen zu einem kranken,
alten Herrn geſucht, welcher bei ihm im,
Zimmer ſchläft und am Tage ihn fort=
während
.bedient.
2176) Ein tüchtiges, nur mit guten
Zeugniſſen verſehenes Dienſtmädchen
auf Oſtern=geſucht. Eliſabethenſtr. 20. II.
2177). Ein Mädchen von 14-15 J.
geſucht. Kranichſteinerſtr.46, parterre.
Cehrmädchen angenommen von Marg.
C Heim, Damenconfection, Rheinſtr. 47,

Vorderhaus.

[1636

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terin
in einem feinen Geſchäft per ſofort
Stellung. Offerten unter K. H. 20
an die Expedition d. Bl.
[2169
2170) Eine reinliche Frau ſucht Lauf=
dienſt
. Zu erfr. Gardiſtenſtraße h.
2171) Eine perfecte Reſtaurations=
und Herrſchaftsköchin ſucht per ſofort
oder auf Oſtern Stelle durch Frau Katzen=
bach
, Alexanderſtraße 15.

1
M

2124) Ein Müdchen, welches die Haus=
arbeit
verſteht und waſchen kann, auf halbe
Tage geſucht. Näh. 1. d. Expedition.
Gesmeht
zu Oſtern ein tüchtiges Mädchen, das
gut kocht und Hausarbert verſteht.
Eſchollbrückerſtr. 12 parterre. (1740
2020) Ein tüchtiges Hausmädchen,
das nähen und bügeln kann, wird für
Oſtern geſucht. Frankfurterſtr. 22.
00000ooooooooooooooeoooeoooe

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mädchon.
Näheres bei C. F. Wemmler,
Ludwigsplatz.
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G niſſen wird geſucht.
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Wilhelm Schulz, Eliſabethenſtraße 25.

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Hofſpengler.
1526) Ein Lehrling geſucht.
Handelsgärtneret K. Arheilger.

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ſtandhaltung
der Maſchinen, Dampfkeſſel ꝛc.
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2175) Ein erfahrenes Küchenmädchen
wird gegen guten Lohn auf Oſtern zu
miethen geſucht. Zu erfr. Sandſtraße 20.

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J. Petri, Spenglermeiſter,
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Dienstag den 10. März, Abends 9 Uhr:

Hauptprobe

En Studirenden der Wechnischen Hochschule,
arrangirt vom Academiſchen Verein,
im großen Saale des Saalbaues,
zm Beſten armer Lehrerwittwen des Großherzogthums:
I. Probe des muſikaliſchen Theils.
Probe des Schönbartſpiels Reineke Fuchs: von Prof. O. Roquette.
Billets zu 50 Pfg. ſind nur Abends an der Kaſſe zu haben.
(2184
Bas Comité

Prima

SkrstrAtuuizu
ächte Gothaer,
przügliche Qualität.
F
W. A.RDAA,

Sn der letzten Verſammlung des Alpen=
2) vereins wurde ein Regenſchirm ver=
wechſelt
, der auf der Innenſeite die Firma
Leonhard Hitzl trägt. Man bittet, denſel=
ben
Frankfurterſtr. 42 umzutauſchen. (2187

Bleichſtraße.

[2185

Dum Beſchneiden der Obſtbäume und
OReben, Ausführung und Inſtand=
haltung
von Gartenanlagen empfiehlt
d
ſich
A. AirsGd,
Kunſtgärtner, Erbacherſtraße 12.

Geſtern Abend wurde in
hrloroh. Beſſungen ein weißer
Derhandſchuh verloren. Der redliche
Zuber wird gebeten, denſelben gegen Be=
hnaung
in der Geflügelhandlung Göbel,
[2186
Eiſſtraße 11, abzugeben.
hat den Schreibtiſch ge=
W. O1 wonnen.
(2186a

Pür Briofmarkensammlor.
Eine Partie meiſtens älterer und ſel=
tener
Briefmarken habe ſehr billig ab=
zugeben
.
G. v. Argnor,
8

Buchhandlung,
Eliſabethenſtr. 17.
8

bei

Rheinischer;
Kuslsn=Trüdhlsaft

543

Orr.SGhininn.

1 Mark per Glas.

1632

Warnung.
Ich warne hiermit Jedermann meiner
Frau weder etwas zu borgen' noch: zu
leihen, indem ich für nichts hafte. (1963:
Ludwig Kunitſch, Dachdecker.

Fin gewoniener Schreibtiſch mit acht
C. verſchließbaren Schubladen billig zu
verkaufen Ruthsſtraße 7. 2. Stock. 12189

Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen a Beutek 30 und 50 Pfa., und Malz=
extract
(Schutzmgrke Huſte=Nicht= von C. H.
Pietſch u. Co, in. Breslau, Altbüſſerſtraße 8,9
als anerkannt wirkſam bewährt: Zu haben bei
(13360
G. L. Eriegk.
Geteereitarariseeeneiterneineeim.
Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph Rady. Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer ,Elbe', Kapitän Hamelmann,
welcher am 25. Februar von Bremen und am
26. Februar von Southamvton abging, iſt am
6. März, und der Poſidampfer,Donau, Kapitän
Ringk, beide vom Nordd. Loyd. in Bremen,
welcher am 22. Februar von Bremen und am
24. Februar von Southampton abgegangen war,
iſt am 7. März wohlbehalten in New=York ange=
kommen
. - Der Poſtdampfer. Nürnbergi,
Kapitän Jaeger, vom Nordd. Loyd, welcher am
18. Februar von Bremen abgegangen:war, iſt
am 6. März wohlbehalten in Baltimore ange=
kommen
.
A
Ercinz.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 0.März.
11. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung.
Blaue Karten gültig.
Neu einſtudirt:
Adelaide.
Genrebild mit Geſang in 1. Akt von H. Müller.
Pas sérieux, ausgefuhrt von Frl. Weiner und
4 Damen vom Corps de Ballet.
f. l.
Zum erſten Male:
Die Burgruine.
Luftiſpiel in einem Aufzuge von Carl Caro.
Ländlicher Tanz. ausgeführt von den Damen
Weiner, Swoboda und Röſch.
Zum erſten Male:

Frauen=Emancipation.
Schwank in 1 Akt von Carl Sontag.
Ungariſcher Tanz, ausgeführt von den Damen
Röſch, Swoboda und dem Corps de Ballet.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.


12190
Dankſagung.
Für die herzliche Theilnahme, die uns bei dem ſo furcht=
kr
ſchnell über uns hereingebrochenen ſchweren Schickfals=
lage
geworden, ſowie für die Beweiſe aufrichtiger Liebe und
krehrung, die der theuren Heimgegangenen von allen Seiten be=
ugt
wurden, ſprechen wir hiermit unſern innigſten Dank aus.
Im Namen der Hinterbliebenen.
der trauernde Gatte
Carl Schwarz.

Dankſagung.

Für die zahlreichen Blumenſpenden und die Begleitung
der Herren Billeteure, ſowie für die vielen Beweiſe innigſter
Theilnahme an dem uns ſo ſchwer betroffenen Verluſt unſeres
lieben Gatten und Vaters ſagen wir hiermit unſern innig=
ſten
Dank.
Die trauernden Hinterbliebenen:
Marie Nungeſſer und Kinder.
148

[ ][  ][ ]

Allen Verwandten, Freunden und Bekannten hier=
durch
die traurige Nachricht, daß unſer innigſtgeliebter
Sohn und Bruder
Karl Burkhard

geſtern Abend 7¼ Uhr nach langem, ſchwerem Leiden
im 24. Lebensjahre geſtorben iſt.
Um ſtille Theilnahme bitten
die trauernden Hinterbliebenen.
Darmſtadt, den 9. März 1885.
Die Beerdigung findet ſtatt: Dienstag Nachmittag 4½ Uhr
vom Sterbehauſe aus, Müllerſtraße 12.


Politiſche Ueberſicht.

Darmſtadt, 10. März.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer empfing am Samstag Vor=
mittag
den General=Feldmarſchall Grafen Moltke, welcher ſich zum An=
tritt
eines längeren Urlaubes nach dem Süden abmeldete.
Fürſt Bismarck leidet an leichten rheumatiſchen Schmerzen in der
Schulter, welche ihn an das Zimmer feſſeln.
Der Staatsſekretär im auswärtigen Amte Graf Hatzfeld wird am
15. d. Mts. nach Berlin zurückkehren und ſeine Thätigkeit wieder auf=
nehmen
.
In Folge Kaiſerlicher Kabinetsordre wird eine Reihe von Kriegs=
ſchiffen
und Torpedobooten zu verſchiedenen Zwecken im Laufe des Früh=
jahrs
in Dienſt geſtellt werden.
Der Reichstag beſchäftigte ſich in ſeiner Freitagsſitzung anläßlich
der Spezialberatung des Etats des Reichsſchatzamtes mit der hochwich=
tigen
Frage ob die bisherige Goldwährung für das Deutſche Reich
beibehalten oder die Doppelwährung eingeführt werden ſolle. In
faſt zweiſtündiger Rede begründete Herr v. Kardorff, der Führer der
Freikonſervativen, den vom ihm im Verein mit Herrn v. Schorlemer=
Alſt und Gen. eingebrachten Antrag, den Reichskanzler zu erſuchen, die
Initiative zur Wiederaufnahme der 1851 abgebrochenen Münzkonferenzen
zu ergreifen, um die Fortſetzung der Ausprägung vollwertiger Silber=
münzen
ſeitens der Vereinigten Staaten, der lateiniſchen Münz= Kon=
vention
und Deutſchlands herbeizuführen. Abg. v. Kardorff führte,
nachdem er einen Rückblick auf die Geſchichte unſeres Münzweſens ge=
worfen
, aus, daß die Vorausſetzungen, welche man an die Einführung
der Goldwährung geknüpft, ſich nicht erfüllt hätten, zu denen auch die
gehört haben, daß wir künftig immer Goldüberfluß haben würden, im
Gegenteil, es ſei Goldknappheit eingetreten, auch habe Deutſchland durch
die eingetretene Silberentwertung ganz bedeutende Verluſte erlitten.
Weiter polemiſierte der Redner gegen Bamberger, den Vater der Gold=
währung
, der ſchließlich ſelbſt von den Gefahren der Goldwährung über=
zeugt
worden. Herr v. Kardorff ging dann auf die Einzelheiten des
Antrages näher ein und bezeichnete als Hauptzweck desſelben, das Silber
als Deckung für die Banknoten zu behalten, nicht das Gold zu ver=
drängen
. Wer ein Aufblühen des wirtſchaftlichen Lebens in Deutſchland
wünſche, müſſe dem Antrage zuſtimmen; die von demſelben behandelte
Frage ſei wichtiger, als alle anderen, die der Steuer= und Kolonial=
politik
nicht ausgenommen. Nach einer kurzen Bemerkung des Geheim=
rats
Schraut nahm Abg. Dr. Bamberger das Wort, um in einer orato=
riſch
glänzenden Rede die Goldwährung zu verteidigen, wobei er nament=
lich
darauf hinwies, daß es kein Land gäbe, das ſich eines ſo geordneten
Geldverkehrs erfreue wie Deutſchland, und daß der öffentliche Kredit ſo
hoch ſtehe, wie nie je zuvor. Die Einführung der Doppelwährung ſei
ein Sprung ins Dunkele, der die jetzige ſolide, in der ganzen Welt acereditierte
Währung in eine ſolche verwandeln würde, die allen Erſchütterungen
preisgegeben wäre. Bamberger ging dann auf alle Einzelheiten des
Geldverkehrs und auch auf die Silberfrage näher ein und ſprach ſchließ=
lich
die Anſicht aus, daß es auch im Falle der Annahme des Kardorff=
ſchen
Antrags nie zu einer bimetalliſtiſchen Konvention kommen würde. Da=
gegen
verlieh Bamberger am Schluſſe ſeiner ebenfalls ſehr langen, dabei aber
äußerſt anregenden Ausführungen der Befürchtung Ausdruck, daß die Welt
und Deutſchland ſelbſt durch den Standpunkt alarmiert werden könnten,
den die Reichsregierung bisher in der Währungsfrage eingenommen
habe, wenngleich derſelbe, wie man aus dem Verhalten der Regierung
ſchließen könne, noch feſtſtehe. Nachdem noch Frege (conſervatio) und
Schalſcha (Centrum) für, Oechelhäuſer (nationalliberal) gegen den An=
trag
Kardorff=Schorlemer geſprochen, wurde derſelbe mit großer Ma=
jorität
abgelehnt.
Der Reichstag überwies am Sonnabend zunächſt den Bericht der
Reichsſchuldenkommiſſion an die Rechnungskommiſſion und genehmigte
debattelos die Novelle zum Reichsmilitärgeſetz in dritter Leſung. Das
Haus wandte ſich hierauf der Fortſetzung der dritten Veratung des Etats
beim Extraordinarium zu, welches mit einer Aenderung beim Poſtetat,
betr. die Wiederherſtellung der zuerſt geſtrichenen erſten Rate von
80000 M. zum Bau eines Poſtdienſtgebäudes in Weißenfels angenom=

48
men wurde. Eine längere Debatte entipann ſich bei der nun folgenden
Beratung der Einnahme über das Kapitel der Zölle und Verbrauchs=
ſteuern
; dasſelbe wurde ſchlleßlich genehmigt. Beim Etat der Poſtver=
waltung
befürwortete Lingens ſeinen bereits in zweiter Leſung diskutier=
ten
Antrag, betr. die Ausſchließung von Waarenproben, Geldſendungen
u. ſ. w. vom Sonntagsdienſt, worauf Staatsſekretär Dr. Stephan noch=
mals
die Unmöglichkeit darthut, den Antrag praktiſch durchzuführen.
Sämtliche Poſitionen von den Einnahmen des Poſtetats wurden ſchließ=
lich
gleichfalls genehmigt. Nachdem ſodann auch die definitive Geneh=
migung
des Anleihegeſetzes erfolgt und die verſchiedenen zum Etat ge=
ſtellten
Reſolutionen teils angenommen, teils abgelehnt worden waren,
wandte ſich der Reichstag der zweiten Beratung der zur Zolltarifnovelle
geſtellten Anträge Ausfeld, Struckmann, Wörmann und Scipio zu, welche
am Montag fortgeſetzt wurde. Für Mittwoch oder Donnerstag iſt die
weitere Beratung der Dampferſubventionsvorlage in Ausſicht genommen.
In dem Landesverratsprozeſſe gegen Janſſens und Knipper fand
am Samſtag die Verkündigung des Urteils ſtatt. Janſſens wurde wegen
Landesverrats und Verleitung von deutſchen Unteroffizieren zur Ver=
letzung
des Dienſtgeheimniſſes zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt. Knipper
wurde freigeſprochen. Der Verurteilte Janſſens (ein Belgier) hielt ſich
hauptſächlich in Kölnals Generalagent des franzöſiſchen Kriegsminiſteriums
auf, um militäriſche Geheimniſſe auszukundſchaften und hatte ſich durch
Beſtechung eine Abſchrift der Mobilmachungs=Inſtruktion für das 8.
Armeekorps, ſowie die Beilagen zur Mobilmachungs=Inſtruktion des 7.
Armeekorps zu verſchaffen gewutzt. Seine Agenten hatten ferner den
Auftrag, Abzeichnungen von Feſtungsplänen, ſowie Mobilmachungspläne
des 5. und 11. Armeekorps und des bayeriſchen Heeres zu beſchaffen.
Als Janſſens merkte, daß ſein Treiben zur Kenntnis der Behörden ge=
kommen
war, hatte er noch die Frechheit gegen eine Prämie von 1200
Frs. dem Berliner Polizeipräſidium die Namen der von ihm Verführten
ſowie die nötigen Beweismittel anzubieten.
Die Nordd. Allg. 3tg." verſichert, daß die afghaniſche Frage mit
der Reiſe des Grafen Bismarck in gar keinem Zuſammenhang ſteht:
die zwiſchen Rußland und England ſchwebenden Differenzen ſeien keines=
wegs
ſo zugeſpitzt, daß für eine dritte Macht eine Veranlaſſung vorliegen
könnte, ihre guten Dienſte anzubieten.
Ueber die Auflöſung des Kreislandwehrvereins in Braunſchweig
wird mitgeteilt, daß gewiſſe Vorgänge in den letzten Vorſtandsſitzungen
deſſelben, ſowie der Einfluß, welchen ſocialdemokratiſche Elemente in dem
Verein ſich zu verſchaffen wußten, hierzu Veranlaſſung boten.
Oeſterreich=Ungarn. In der preitagsſitzung des Abgeordneten=
hauſes
erklärte Miniſterpräſident Graf Taafſe, daß er und ſeine Kollegen
mit den jüngſten Ausführungen Dunajewskis vollſtändig einverſtanden
ſeien. Graf Taaffe betonte aber hierbei, daß dies nur für das gelte,
was Herr v. Dunajiewski wirklich geſagt, nicht aber für das, was man
ihm untergeſchoben habe. Im übrigen verſicherte auch der Miniſter=
präſident
, wie neulich ſein Kollege im Finanzminiſterium, daß ſeine Re=
gierung
nicht gegen die Deutſchen gerichtet ſei eine Verſicherung, die
nach den bisherigen Erfahrungen, welche die Deutſch=Oeſterreicher mit
der Taaffe'ſchen Verſöhnungspolitik gemacht haben, mindeſtens ſehr eigen=
tümlich
klingt.
Einer offiziellen Mitteilung aus Karwin (Mähren) zufolge wird
die Zahl der verunglückten Bergarbeiter auf 123 angegeben, welche
größtenteils erſtickten und teilweiſe verbrannten. Bis jetzt wurden 47
Leichen geborgen. Nach einer anderweitigen Meldung ſind 5 Menſchen
gerettet worden. Die Verunglückten ſind größtenteils Familienväter.
Die Bergung der Toten iſt infolge herabgeſtürzter Geſteinmaſſen äußerſt
ſchwierig und dürfte 14 Tage beanſpruchen. Die Exploſion fand in
einer Tiefe von 160 Meter ſtatt und ſoll einer Unvorſichtigkert zuzu=
ſchreiben
ſein, da entgegen einem Verbote an einer mit Grubengaſen/
erfüllten Stelle ein Sprengſchuß abgefeuert worden iſt.
Frankreich. In der Abgeordnetenkammer brachte Soubeyran einen
Antrag ein, worin die Wiederaufnahme von Unterhandlungen zu einer
baldigſt zu berufenden Münzkonferenz empfohlen wird. Finanzminiſter
Tirard ſagte, daß, wenn man überall einen doppelten Münzfuß einrichten
könnte, damit der ganzen Welt ein ſehr großer Dienſt erwieſen würde,
dem ſtünden aber Schwierigkeiten im Wege. Die Konferenz des lateini=
ſchen
Münzbundes trete am 15. April zuſammen und man werde ſehen,
ob ſie einen Wiederzuſammentritt der Münzkonferenz von 1881 anregen
könne, aber bei den ausemandergehenden Anſichten der Müchte ſei kaum
auf eine Einigung zu rechnen. Er bitte Soubeyran, ſeinen Antrag, dem
er ſich nicht widerſetze, aber welchen er für inopportun halte, zurück=
zuziehen
. Soubeyran zog darauf ſeinen Antrag zurück.
Die äußerſte Linke beſchloß, eine Interpellation an die Regierung zu
richten über die Eventualität von internationalen Verwickelungen, die
aus dem Kriege mit China hervorgehen könnten.
In einer am 8. März in Paris eingetroffenen Meldung, teilt General
Briere mit, daß er am 3. d. in Tuyenquan angekommen ſei, und fügt
hinzu, daß er in einem Defile vorwärts Tuyenquan auf Schwarzflaggen
und die Armee von Pünnan in ſtark verſchanzter Stellung geſtoßen ſei,
mit der er einen heftigen Kampf beſtanden habe. In der Nacht vorher
habe der Feind die Belagerung aufgehoben. Die franzöſiſche Beſatzung
von Tuyenquan habe nach Oeffnung einer Breſche ſieben Sturmangriffe
ausgehalten und dem Feinde große Verluſte zugefügt. General Negrier
habe chineſiſche Forts an der Grenze, ſowie bedeutende Mengen von
Munition und Magazine zerſtört.
In einem von der Agence Havass veröffentlichten Communiqus

[ ][  ][ ]

weg

ſrd das Gerücht, daß in Marſeille, die Cholera ausgebrochen ſei, formell
ennentiert und bemerkt, daß gegen diejenigen Zeitungen, welche derartige
ſche Nachrichten verbreiten, gerichtlich eingeſchritten werde.
Gegen zwanzig Ausländer wurde wegen Beteiligung an den jüngſten
ſentlichen Kundgebungen vom Pariſer Polizeipräfekten die Ausweiſung
Erfügt; darunter ſind ſechszehn Deutſche, zwei Italiener, ein Pole und
7 Ruſſe.
England. Graf Herbert Bismarck ſtattete dem Prinzen von Wales
ſen Beſuch ab und wohnte am Samstag der Sitzung des Oberhauſes
während Lord Granville ſeine Erklarung über Fürſt Bismarcks
ſgſte Rede abgab.
Die Regierung hat eine Depeſche aus Petersburg empfangen, welche
ſe Hoffnung auf freundſchaftliche Beilegung der Oifferenzen mit Ruß=
nd
in Betreff der Grenze von Afghaniſtan beſtärkt.
Die Regierung hat in Schanghai bekannt gemacht, daß ſie es ab=
ſehne
Reis als Kontrebande anzuerkennen.
Im Oberhauſe gab=Lord Granville am 7. d. unter anhaltendem
gutem Beifall die Erklärung ab, daß er bezüglich der von Fürſt Bis=
ipperl
J uarck bemängelten Aeußerungen glaube, daß hier Mißverſtändniſſe vor=
igen
, deren Beſeitigung er='ſich angelegen ſein laſſen werde, in betreff
umigl sa pptens wohl einen beſſeren Ausdruck hätte gebrauchen können. Gran=
ſle
ſagte ferner, daß es kein Land gebe, welches mehr als England,
durdh
ſ. überaus wichtige Stellung wurdige, welche Deutſchland ſeit
emer Einigung einnehme und ſchloß mit der Verſicherung, daß
ſein eifrigſtes Beſtreben ſein werde, die von Fürſt Bismarck
irgeſchlagene verſöhnliche Politik weiter auszuführen, ſo weit es in
äand
emer Macht liege.
en,
Im Unterhauſe kündigte Cowen am 7. d. an, daß er demnächſt
lau-f Deutſchlands Vorgehen in Kamerun die Aufmerkſamkeit des Hauſes
Gch.
luͤken und eine Reſolution beantragen werde. Fitzmaurice erklärte, die
rt,
f gierung betrachtet Nordborneo als nicht unter britiſcher Souveränität
ſliechend. Gladſtone antwortete Bartlett: Vie Regierung habe es hin=
ichtlich
ihres Vorgehens in Cgypten und unter den ſchwierigen Ver=
ßezshilltniſſen
für wünſchenswert gehalten und halte es noch für wünſchens=
uart
, die Souveränität des Sultans anzuerkennen. Dies ſei das Prinzip,
norauf Englands Vorgehen baſiere, aber die Anwendung dieſes Prin=
ſw
3 muß von den Umſtänden abhängen. Auf Anfrage Gorſt's er=
ſm
derte Fitzmaurice: Die Regierung halte Bismarcks Verſprechen für
Pſor llig hinreichend, daß keine Abſicht beſtehe, Samoa zu annektieren oder
Pdaſelbſt ein Protektorat zu errichten.
Italien. Die Kammer nahm ſämtliche Eiſenbahn=Konventionen
ſnͤch Ablehnung aller zu dem letzten Artikel geſtellten Amendements in
gcheimer Abſtimmung mit 226 gegen 203 Stimmen an. Von der Re=
girrung
war die Ablehnung der Amendements zur Kabinetsfrage
geracht.
Eghpten. Infolge der Weigerung des engliſchen Präſidenten des
Geſundheitsrates, die durch den letzteren vorgeſchlagenen Maßregeln zur
Veratung zu ſtellen, werden die Generalkonſule fordern, daß die Regie=
aung
den Präſidenten zur Befolgung anhalte.
Einer Mitteilung aus Kortt vom 7. d. zufolge dankte Wolſeley in
leldem Tagesbefehl ſeinen Truppen für ihren Mut und ihre Aufopfe=
lung
und hofft ſie vor Ende des Jahres nach Khartum zu führen. Er
fügte hinzu, man ſehe jetzt einer Zeit verhältnismäßiger Ruhe entgegen,
die gegenwärtige Armee ſei zu einer Belagerung von Khartum noch nicht
ololgganiſiert; augenblicklich müſſe man ſich mit den Vorbereitungen zum
898orrücken im Herbſte begnügen.
Aus Stadt und Land.

13

Darmſtadt, 10. März.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
be Major Klock, Kommandeur des Heſſiſchen Train=Bataillons Nr. 11,
3 adie Hauptleute Hanneſſe und Röchling, den Sekondlieutenant Klages
vom L. Großh. Inf.=Regt. Nr. 118, den Forſt=Inſpektor Klippſtein aus
groß=Gerau, den Staatsanwalt Ewald aus Mainz, den Miniſterial=
2 Gegiſtrator Röttger, den Rentner Klein; zum Vortrag den Miniſterialrat
Becker.
- Wie die D. 3tg. hoͤrt, werden Ihre Majeſtät die Königin
Victoria und Ihre Königl. Hoheit die Prinzeſſin Beatrice von
24
béſſmgland am 1. April zum Beſuch des Großh. Hauſes dahier eintreffen.
Se. Durchl. Prinz Heinrich von Battenberg, der Bräutigam
KiosoHrer Königl. Hoh. der Prinzeſin Beatrice, traf Freitag wieder in Wind=
ſarr
ein.
hrü,
O Obwohl ſich die zweite Kammer noch in einer ausgedehnten
Wendſitzung am Freitag mit der Weinſteuerfrage beſchäftigte, konnte
Alhr Abſtimmung der eingetretenen Beſchlußunfähigkeit wegen doch erſt
ve ellam Samstag vormittag erfolgen und wurde, dem Antrag der Mehrheit
22)ds Ausſchuſſes entſprechend, der als Ertrag der Trankſteuer aus Wein
mooe
vorgeſehene Betrag von jährlich 280000 M. ins Budget eingeſtellt und
9Cſdrmit die Petition der Wirte wegen Aufhebung der Steuer mit allen
99
gegen 7 Stimmen abgelehnt, dagegen weiter und zwar mit 26 gegen 13
IIEIimmen die Regierung erſucht die Frage der Beſteuerung der Weinein=
4Plagen der Privaten in Erwägung zu ziehen und im Falle ſich eine ſolche
ſohne Wiedereinführung einer allgemeinen Bezettelung durchführen läßt,
O0en tſprechende Vorlage zu machen. - Hierauf war die Kammer in der
Lage den noch rückſtändigen Reſt des Budgets zu erledigen, genehmigte
bisb insbeſondere auch den Staatsvertrag mit Preußen wegen Regelung der
ach6
enem Rheinſtrecke zwiſchen Mainz und? Bingen, wofür 467262 M. vorgeſehen
lzügel

wurden, bewilligte ferner und zwar einſtimmig die aus Anlaß der Vermäh=
lung
J. Gr. H. der Prinzeſnn Eliſabeth angeforderten Dotalgelder im
Betrag von 34285 M.=und endlich die Anforderung von 25000 M.
für Verlängerung der Perronhalle des- hieſigen Main=Neckarbahnhofs,
während vie zu 31590 M. veranſchlagte Erneuerung der verroſteten
Brunnenleitung bei dem Jagdſchloß=Wolfsgarten abgelehnt wurde.
Die Kammer vertagte ſich hierauf bis zum 11. d. M.
Wir ſind in der Lage, aus der am Samstag Nachmittag im
oberen Rathausſaal ſtattgehabten Beſprechung über den neuen Kom=
munalſteuer
=Geſetzentwurf, an welcher die Vertreter der Städte
Darmſtadt, Mainz, Gießen, Offenbach, Worms= und Alzey,
ſowie einige beſonders eingeladene Landtagsabgeordnete teilgenommen
haben, Einiges von beſonders allgemeinem Intereſſe mitzuteilen. Zu=
nächſt
wurde die Frage behandelt, ob man nicht für die Städte eine
vollſtändige Steuerautonomie anſreben ſolle, das Recht, innerhalb
gewiſſer, durch das Geſetz zu ziehender Grenzen, die Steuern ſelbſtändig,
wenn auch unter Benutzung der vom Staate zu bildenden Steuerkapi=
talien
, auszuſchlagen. Trotz verſchiedener dagegen vorgebrachter Be=
denken
, daß z. B. eine ſolche Autonomie in den Städten bedenkliche
Agitationen, ſogar den Kampf Aller gegen Alle hervorrufen könne, daß
durch dieſelbe in unſer, in das Volk eingelebtes Steuerſyſtem, eine Breſche
gelegt würde, und deshalb das Beiſpiel benachbarter Staaten nicht maß=
gebend
ſein könne, fand ſich ſchließlich in der Verſammlung für die
Autonomie eine ſchwache Mehrheit. Mit großer Mehrheit wurde dagegen
der Beſchluß gefaßt, daß den Städten die Befugnis zu wahren ſei, durch
Lokalſtatut die Einkommen unter 500 M. ebenſo von der
Kommunalſteuer freizugeben, wie dieſelben bereits von der Staats=
ſteuer
befreit ſind. Beide Punkte (Autonomie der Städte und Befreiung
der Einkommen unter 500 M.) ſind in dem Geſetzentwurf nicht gewahrt.
Hinſichtlich der neuen Kapitalrentenſteuer ſieht der Entwurf die
Zuziehung der ganzen desfallſigen Steuerkapitalien zur Kommunalſteuer
vor, in der Erwägung, daß dieſe Steuer ihrem Weſen nach eine Aus=
gleichung
der Grund= und Gewerbeſteuer ſein ſolle und dieſe beiden
Steuerarten auch vollſtändig zur Kommunalſteuer herangezogen würden.
Gegen dieſe Beſtimmung und für Zuziehung nur des halben Kapital=
rentenſteuerkapitals
machte ſich nur eine Stimme in der Verſammlung
geltend. Im Uebrigen wurde letztere ſichtlich von der Anſicht beherrſcht,
daß die vorgeſehene Beſtimmung ſachgemäß ſei und gegenteilige Anträge
wohl keine Ausſicht haben würden, die Zuſtimmung der geſetzgebenden
Faktoren zu erlangen. Den Hauptgegenſtand der Beſprechung bildete
die Frage der Einkommenſteuerkapitalien. Bekanntlich ſind ſeit=
her
bei der Kommunalſteuer nur die halben Einkommen=
ſteuerkapitalien
zugezogen worden. Dieſe Beſtimmung hält auch
der Entwurf des neuen Geſetzes aufrecht und hat ſich auch die Sams=
tagsverſammlung
mit großer Mehrheit dafür ausgeſprochen. Dieſelbe
konnte ſich der Ueberzeugung nicht verſchließen, daß bei Zuziehung der
ganzen Einkommenſteuerkapitalien die Arbeiter, Subalternbeamten,
kurz alle diejenigen Perſonen, welche von beſtimmtem Arbeitsverdienſt
leben, in nicht gerechtfertigter Höhe getroffen würden, daß Grundeigen=
tum
und Gewerbe allerdings aus allen kommunalen Einrichtungen
größeren Nutzen zögen, und daß das mobile Kapital durch die Kapital=
rentenſteuer
und die ſchärfere Progreſſion bei der Einkommenſteuer zu=
nächſt
genug getroffen ſei. Andererſeits würden bei Zuziehung der ganzen
Einkommenſteuerkapitalien die kleineren und mittleren Gewerbtreibenden
und Grundbeſitzer nur wenig Vorteil haben, der letztere vielmehr haupt=
ſächlich
den größeren Gewerbtreibenden und Grundbeſitzern zu gut
kommen, was man gewiß nicht anſtreben wolle. Der letzte Punkt der
Tagesordnung war der Artikel 4 des Geſetzentwurfs, wonach Aktien=
geſellſchaften
und Kommanditgeſellſchaften auf Aktien
mit ihrem Einkommen nicht zur Gemeindebeſteuerung zugezogen werden
ſollen. Dagegen ſeien die Inhaber derartiger Aktien mit den ihnen zu=
fließenden
Zinſen und Dividenden nach Maßgabe beſonders zu bildender
Steuerkapitalien zur Kommunalſteuer heranzuziehen. In dieſer Frage
ging die Anſicht der Verſammlung mit Einſtimmigkeit dahin, daß ſich
der Ausführung dieſer Geſetzesbeſtimmung geradezu unüberwindliche
techniſche Schwierigkeiten entgegenſtellen würden, und daß von den Städten
mit aller Entſchiedenheit eine Korrektur des Geſetzes dahin angeſtrebt
werden müſſe, daß ſowohl die Aktiengeſellſchaften wie auch der Fiskus
ſelbſt durchweg am Orte ihrer Thätigkeit mit den betr. Einkommen der
Gemeindebeſteuerung unterworfen werden müßten. Die Berechnung der
auf die einzelnen Gemeinden entfallenden Einkommen laſſe ſich bei Eiſen=
bahnen
u. ſ. w., wie das Beiſpiel anderer Staaten zeige, ohne beſondere
Schwierigkeiten durchführen.
In dem ausführlichen Bericht über die Stadtverordneten=Sitzung
vom 5. März d. J. wird die von 1400 Unterſchriften begleitete Vorſtel=
lung
gegen Verlegung der Bureaux Großh. Bürgermeiſterei aus dem
Rathaus als von Bewohnern der Altſtadt ausgehend bezeichnet.
Auf Erſuchen teilen wir mit, daß die Eingabe nicht allein Bewohner
der Altſtadt ſondern auch ſolche anderer Stadtteile unterzeichnet haben.
Von Dekorationsmaler Beyer iſt ein neues Stadtwappen
nach Maßgabe der von Profeſſor Hildebrand in Berlin vorgenom=
menen
authentiſchen Zeichnung ausgeführt worden, welches letzthin am
Rathaus angebracht wurde.
E Die vierte zum Beſten des Lehrerinnenheims arrangierte
Kammermuſik=Soiree des Herrn M. Wallenſtein nahm einen
ſchönen Verlauf, trotz der kleinen Programmabänderung, welche in=
folge
des Nichteintreffens der Herren Welker und Heß aus Frankfurt
vorgenommen werden mußte. Das Erlanger'ſche Qumtett fiel weg, und

[ ][  ]

546

d ie Herren Hohlfeldt, Hayn und Wallenſtein hatten die Liebenswürdig=
keit
, den Ausfall durch ein Beethoven'ſches Trio zu decken, das, aus des
Meiſters reifſter Periode ſtammend, den Hörern einen reinen und wahr=
haft
erhebenden Genuß verſchaffte. Eröffnet wurde das Konzert durch
die Schumann'ſchen Variationen, ausgeführt von Herrn Wallenſtein
und Frau Lilli Wolfskehl. Beide Vortragende zeigten, wie tief ſie ſich
in die Eigenart des Schumann'ſchen Geiſtes hineingelebt und wie klar
ſie zu interpretieren verſtehen. Die Deklamationen unſerer verdienten
Hofſchauſpielerin Frl. Berl: des Malers letztes Bildr von A. Seydl und
beſonders das reizende Roquette'ſche Gedicht die ſieben Nixen deſſen
zarte Poeſie die liebenswürdige Vortragsweiſe der Dame aufs ſchönſte
zu veranſchaulichen wußte, fanden lebhaften Anklang. Frl. Amalie
Kling aus grankfurt trug zuerſt zwei Brahms'ſche Lieder vor, die Be=
gleitung
für Bratſche und Klavier hatten Herr und Frau Wolfskehl
uͤbernommen, erſterer verfügt über eine ſehr ſympatiſche, leicht fließende
Vortragsweiſe. Die Altiſtin, Frl. Kling, ſang anfänglich mit ſichtbarer
Befangenheit, allmählich aber entwickelte ſich die Stimme immer ſchöner
und freier. Dieſelbe hat zwar keinen rieſigen Umfang, iſt aber von
äußerſt anziehender Klangfarbe und in der Tiefe recht ausgiebig; zu
dieſen ſtimmlichen Eigenſchaften geſellt ſich noch eine feine Auffaſſungs=
gabe
. Mit den Liedern von Franz, Mendelsſohn und Paradies, vor=
nemlich
mit dem erſten: die Harde iſt braunz erntete die Sängerin
reichen Beifall.
Herr Feßler, an welchem unſere Stadt einen ebenſo tüchtigen
Conzert= wie Opernſänger beſitzt, erfreute uns mit dem Vortrage von:
Am Meerz, Du biſt ſo ſanft;, dann Mailied von Reinecke und
zuletzt Frühlingslieds von Gounod, letzteres mußte der geſchätzte Sänger
auf allgemeinen Wunſch wiederholen. Mit Intereſſe folgten wir den
Cellovorträgen des Herrn Hofmuſikus Hayn, der ſowohl mit der
Popper'ſchen Conzertpolonaiſe als mit demMoment muſical=
reichen
Applaus gewann. Den Beſchluß des Conzertes machte die
Scholz'ſche Kompoſition,kontrapunktiſche Variationen über eine Gavotte
von Händel, welche in den Kreiſen von Muſikkennern und Muſikfreunden
auf volle Wertſchätzung rechnen darf. Der Komponiſt ſelbſt leitete die
Aufführung in Gemeinſchaft mit Frau Wolfskehl. Das Conzert hatte
ſich eines zahlreichen Beſuchs zu erfreuen; der Hof war gleichfalls an=
weſend
.
Am Freitag den 6. d. M. fand im Hotel zum Prinz Karl
auf Einladung der Herren Geh. Medicinalrat Dr. Eigenbrodt,
Miniſterialſekretär Linß, Oberbürgermeiſter Ohly und Buchhändler
Waitz eine Beſprechung einer Anzahl hieſiger Herren ſtatt, welche die
Bekämpfung der Trunkſucht, insbeſondere den Erlaß
eines Aufrufs zum Eintritt in den deutſchen Verein
gegen den Mißbrauch geiſtiger Getränke zum Gegenſtand
hatte. Ein von Miniſterialſekretär Linß erſtattetes Referat orientierte
die Verſammlung über die Pläne und Ziele des genannten im Jahre
1883 von Männern aus allen Teilen Deutſchlands und vom ver=
ſchiedenſten
politiſchen und religiöſen Standpunkt gegründeten und
ſeitdem zu ſtets wachſender Verbreitung in ganz Deutſchland gelangten
Vereins, indem es zugleich in gedrängter Darſtellung auf die in
faſt allen Kulturſtaaten, namentlich auch die in Deutſchland durch die
Trunkſucht mitbedingten oder mit derſelben im Zuſammenhang ſtehenden
ſozialen Schäden (wie Verarmung, Verbrechertum, Geiſteskrankheiten,
Selbſtmorde ꝛc.) eingieng und die hiergegen im Aus= und Inlande zur
Anwendung gekommenen oder in Vorſchlag gebrachten Maßregeln kurz
erörterte. Die Anweſenden erkärten hierauf ihren Beitritt zu dem
Verein und beſchloſſen den Erlaß eines Aufrufs, deſſen Redaktion
einem proviſoriſchen Komits (beſtehend aus den obigen Herren und drei
weiteren von denſelben zu Looptierenden Mitgliedern) übertragen wurde,
und welcher in aller Kürze in hieſigen Blättern erſcheinen ſoll. Es wurde
ferner mitgeteilt, daß demnächſt der Geſchäftsführer des Vereins,
Herr Redakteur A. Lammers in Bremen, dahier einen öffentlichen
Vortrag halten werde, um weitere Kreiſe für die Sache zu intereiſieren
und über dieſelbe aufzuklären. Dem gleichen Zweck ſoll die von der
Verſammlung beſchloſſene Drucklegung und möglichſte Verbreitung des
erwähnten Referates dienen. Indem wir uns vorbehalten, auf deſſen
Inhalt ſ. Z. zurückzukommen, heben wir für jetzt aus demſelben nur
hervor, daß der deutſche Verein gegen den Mißbrauch geiſtiger Ge=
tränke
nicht zu den Mäßigkeits= oder Temperenzvereinen gehört, welche
ihre Mitglieder zur Enthaltſamkeit von geiſtigen Getränken verpflichten,
und welche in verſchiedenen außerdeutſchen Ländern Anſehen und Be=
deutung
gewonnen, teilweiſe aber auch zu lächerlichen Auswüchſen geführt
haben. Für derartige Maßregeln iſt nach Anſicht der Gründer und
Leiter des Vereins in Deutſchland kein Boden; ſie erſcheinen aber auch
als entbehrlich, da der Unmäßigkeit im Genuß geiſtiger Getränke, be=
ſonders
des gefährlichſten desſelben, des Branntweins, und den dadurch
veranlaßten Mißſtänden auch unter Anerkennung des berechtigten Be=
dürfniſſes
nach Anregung und Erholung durch geeignete geſetzgeberiſche
und freiwilliae Veranſtaltungen wirkſam begegnet werden kann, wie
namentlich das Beiſpiel von Schweden und Holland beweiſt.
Herr Kammerſänger Reichmann wird kommenden Sonntag
ſein Gaſtſpiel am hieſigen Hoftheater beginnen.
0 Nach einer uns gewordenen Mitteilung iſt die Nidda in ihrem
unterem Laufe, insbeſondere bei Vilbel ausgetreten und hat große
Strecken Land unter Waſſer geſetzt.
Der Rhein, ſowie Main und Neckar ſind in fortwährendem
raſchem Steigen.

Großherzogliches Hoftheater.
Sonntag, 8. März.
Die St. Johannisnacht von AlbertEilers.
E Es koſtet die Komponiſten ſtets unendliche Mühe zu ihrer N.
einen paſſenden Text ausfindig zu machen: bei der komiſchen Oper=
die
Sache vielleicht noch eine ſchwierigere als bei den großen muſ.
liſchen Dramen, denn die meiſten Luſtſpielſtoffe, wie ſie in unſerer
teratur häuſerhoch aufgeſtapelt liegen, eignen ſich zur muſikaliſchen
handlung ſo gut wie gar nicht. Bis jetzt iſt es in Bezug auf
Opernterte noch eine offene Frage, welche Eigenſchaften ſie beſitzen müſſ
ob ſie der Muſik blos flüchtige Anhaltspunkte zu gewähren haben,
ob ſie ſich zur Geſchloſſenheit des Dramas. zur ſelbſtherrlichen Dicht;
erheben ſollen. Wer Heinrich 3ſchokkes Novelle ,der tote Gaſt=
leſen
, fragt im erſten Augenblick vielleicht zweifelnd: wie laſſen ſich d
Vorgänge und Schilderungen in den Rahmen eines Operntertbuh
bringen, handelt es ſich bei ihnen doch faſt weniger um einen hun
riſtiſchen Geſpenſterroman, als um ein Stück Gemütsleben, das U
gewandten Novelliſten in ſeinen geheimſten Falten mit vieler Innigl
und ebenſo vieler Seelenkunde dargelegt iſt. Das Wie wird
Fragenden klar, ſobald er Zeuge der heutigen Aufführung gewe
Mit unverkennbarer Geſchicklichkeit hat es der Bearbeiter verſtandl
vom Ganzen die rein komiſch wirkenden Züge beizubehalten und
Inhalt der Novelle darauf zu reduzieren, daß ein Herr von Hahn,
einer Zwangsverlobuug zu entgehen und die ihm zugedachte Braut
einen anderen, den ſie bereits liebt, frei zu machen, ſich der alten Herbl
heimer Sage bedient, nach welcher in dieſem Stadtchen alle hund=
Jahre ein bleicher, ſchwarzgekleideter Kavalier auftauchen ſoll, der
auf alle Bräute abgeſehen habe, zuerſt erweiſe er ihnen allerlei Ann
keiten, ſobald aber die Verlobung geſchloſſen, fände man die Mäde
am nächſten Morgen mit umgedrehten Hälſen in ihren Betten.
der Maske dieſer Sagenfigur, ſein Aeußeres entſpricht genau d
Bilde, das ſich die geſchäftige Phantaſie der Herbesheimer vom tot.
Gaſti entworfen - tritt Emil v. Hahn am Sankt Johannistage be=
zwölften
Glockenſchlage vor den Ratsherrn Bantes hin und begell
deſſen Tochter Berta zur Frau. Der heftig erſchrockene Alte, deſ
Inneres, obſchon er ſich für einen aufgeklärten Mann hält, nicht
von Aberglauben iſt, will nichts von der Verlobung wiſſen, wenngle
dieſelbe bereits vor Jahren zwiſchen ihm und dem alten Hahn kontræ
lich abgemacht wurde, und iſt höchlich erfreut, daß ihm ſein Pfle
ſohn Arthur, aus der peinlichen Situation hilft und ſich (
den Verlobten Bertas erklärt. Die Spekulation auf den Abel
alauben hat alſo vollkommen ihren Zweck, erreicht: Bertha 1
Arthur werden ein Paar, während Emil von Hahn des Ratshe
liebenswürdige Nichte Helmina heimführt. Wirken in der Novelle
vielen zuſammentreffenden Zufälligkeiten, welche noch im 19. Jal
hundert auf einige Augenblicke den Glauben an den toten Gaſt ſel
in den Köpfen der Aufgeklärteſten entſtehen laſſen, ergötzlich und bleil
den Vorkommniſſen gegenüber die Spannung bis zu Ende erhalten,
läßt uns das Operntertbuch bald am Anfang wiſſen, daß es ſich ledig=
um
eine gut angelegte Myſtiſikation handle, deren heiteren Ausgur=
wir
denn auch unſchwer erraten. Dieſe Zuſammenziehung reſp. u
einfachung des Stoffes mußte der Textdichter vornehmen, wenn 4
Komponiſt zu Wort kommen ſollte. Die einfache Handlung hat ſiml
Albert Eilers mit einer geſchmackvollen, anregenden Muſik ausgeſtalt:
die ſich von Anfang bis zu Ende in dem Charakter des Luſiſpieltos
hält, nirgends vermiſſen wir an ihr das leichte Blut, das übermüli=
Lachen. Daß ſie hin und wider an den Operettenſtil ſtreift, ſeiſ
nicht als Tadel nachgeſagt. Beſonderen Wert hat der Komponſt augn!
ſcheinlich auf die Ausarbeitung der Arien gelegt. Im 1. Akt ſteht uſ
ſchöne Lied Arthurs. Dich, o Heimat ſeh ich wieders woran ſich w
friſches, lebenswarmes Duett zwiſchen Arthur und Bertha ſchließt. Au
den Schönheiten des 2. Aktes heben wir hervor: das Trinklied glekl
am Anfang, bei welchem das Kling=Klang der Gläſer eine allerliehh
Verſinnlichung durch das Orcheſter erfährt, die Ballade vom toten Gat
welche Helmina mit komiſchem Ernſt vorträgt, und das heitere Finale
wo eine ganze Geſellſchaft, angeſteckt durch das Beiſpiel dreier übr-
mütiger
Madchen, in Lachkrampf verfällt. Den Anfang des 3. Alls.
bildet das dreiſtrophige, empfindungswarme Lied: 2 Märchenzeit, vrh
Kinderkleid erſcheinſt du als Engel der Seligkeit, es erinnert an das
Beſte, was in dieſer Art Lortzing komponiert hat. Der Modiſtin Beiz
iſt die allerliebſte Arie zugefallen: Ich bin die Modiſtin und Iuf
dazu." . .. Sehr anſprechend iſt auch noch die Arie, welche Bertha
der vorletzten Scene zu ſingen hat Dich zu beglücken, höchſtes b=
zücken
.1 Den Beſchluß des Ganzen macht die launige, munter o.
melodiös dahinfließende Strophe des Poliziſten Gruſelmann:
Ihr Herbesheimer, aufgepaßt!
Ich hab ihn ſelber arretiert,
Euch ſagt die Polizei,
Der Rat, der hat ihn
Daß Herbesheim vom toten Gaſt
pardonniert,
Nunmehr erlöſet ſeil
Nun lobet Gott, den Herrn=
Die Oper hatte ſich einer äußerſt beifälligen Aufnahme zu erfreuer!
der Komponiſt wurde nach jedem Akt zu wiederholten malen geruſe
und außerdem mit 5 Lorbeerkränzen bedacht.

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All=

Wtr

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Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.