Darmstädter Tagblatt 1885


24. Februar 1885

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. iel.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen em=
zegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.

Jrag= und Anzeigeblatk.)
Inſerate
werdenangenommun KDarnſadt
Mit der Sonntags=Beilage:
von de Ereditio, Rhuiſte. R x.
mBeſſungen von Friedr. AUhe
Hohzſtraße N. , poie auzwien
ubertey aenltehſttUſhpoiſt.. inan tnsnanstnanua

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

Dienstag den 24. Februar.
N 38.
1865.

B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſetzes gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie vom
21. October 1878 ſind die nachſtehenden Druckſchriften verboten worden:

1) laut Bekanntmachung der Königl. Kreishauptmannſchaft zu Leipzig vom 30. und 31. Januar l. J3. die nicht=
periodiſchen
Druckſchriften: a. Die Fliegen und Spinnen=, herausgegeben von dem National=Executiv=Comits der ſocialiſtiſchen
Arbeiter=Partei; b. Reporter und Socialiſt;, ein Geſpräch über Ziele und Wege des Socialismus, von Alexander Jonas,
herausgegeben vom National=Executiv=Comité der ſocialiſtiſchen Arbeiter=Partei, New=York 1884; c. An die jungen Leute!,
ſon Peter Krapotkin; aus dem Franzöſiſchen überſetzt von Frau J. Schultze, Rew=York, Verlag von Moritz Bachmann;
2) laut Bekanntmachung der Königl. Kreishauptmannſchaft zu Dresden vom 5. l. Mts. die Rummer 1 des 1. Jahr=
gangs
der zu New=York erſcheinenden periodiſchen Druckſchrift: Der Socialiſt, Centralorgan der ſocialiſtiſchen Arbeiter=
fartei
von Nord=Amerika, herausgegeben vom National=Executivcomitt;
3) laut Bekanntmachung der Königl. Regierung von Mittelfranken Kammer des.Innern, zu Ansbach vom 11. I. M.,
die bei Wörlein & Comp. in Nürnberg erſchienene Druckſchrift von Karl Frohme: Die nationale Miſion der deutſchen
Socialdemokratie."
Darmſtadt, den 20. Februar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
11620
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Stelle des Hundefängers für den diesſeitigen Dienſtbezirk iſt durch Tod des bisherigen Inhabers erledigt. Be=
werber
wollen ſich binnen 14 Tagen bei der unterzeichneten Behörde in dem Amtsgebäude Hügelſtraße 31-33 parterre,
ſgimmer Nr. 27 melden, woſelbſt auch die Bedingungen eingeſehen werden können.
Darmſtadt, den 20. Februar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
4621
B e k a n n t m a ch u n g.
Die Beſtimmungen des Reichs geſetzes vom 15. Juni 1883, die Krankenverſicherung der Arbeiter betreffend, über die
Verpflichtung der Arbeitgeber zur An= und Abmeldung ihrer Arbeitnehmer und zur Einzahlung der Beiträge zur Gemeinde=
Krankenverſicherung oder zu einer Ortskrankenkaſſe werden ſo vielfach nicht befolgt, daß wir uns veranlaßt ſehen, nochmals
darauf hinzuweiſen.
Nach dieſen Beſtimmungen 68 49-53 des Geſetzes) ſind lediglich die Arbeitgeber verpflichtet: 1) jede von ihnen
beſchäftigte Perſon, welche der Gemeindekranken=Verſicherung oder einer Ortskrankenkaſſe angehört, innerhalb 3 Tagen nach
dem Eintritt in die Beſchäftigung anzumelden und ſpäteſtens am 3. Tage nach Beendigung des Arbeitsverhältniſſes wieder ab=
ſjumelden
; 2) die Beiträge, welche für ihre Arbeiter zur Gemeindekranken=Verſicherung oder zu einer Ortskrankenkaſſe zu ent=
richten
ſind, im Voraus an die betreffenden Stellen zu zahlen; 3) ½ dieſer Beiträge aus eigenen Mitteln zu beſtreiten
woraus hervorgeht, daß ſie die übrigen ¾ der betr. verſicherten Perſonen an ihrem Lohn abzuziehen berechtigt ſind).
Die Beiträge ſind ſo lange fortzuzahlen bis die Abmeldung erfolgt iſt. Außerdem treten für Perſonen, welche den
An= und Abmeldeverpflichtungen nicht nachkommen, die Strafbeſtimmungen des 8 81 (Geldſtrafe bis zu 20 Mk.), ſowie die
Beſtimmung in 8 50 (Erſatz der Krankenunterſtützung) in Kraft.
Nach den bezw. ſtatukariſchen Beſtimmungen ſind die Beiträge zur Gemeindekranken=Verſicherung wöchentlich zur Kaſſe
einznzahlen, während diejenigen zu der Ortskrankenkaſſe für die Nahrungsmittelgewerbe und für weibliche Beſchäftigungen
monatlich durch den Kaſſediener abgeholt werden.
Rückſtändige Beiträge werden durch das ſtädtiſche Pfandperſonal zwangsweiſe beigetrieben. Die Anforderung des Rück=
ſtandes
durch den Kaſſediener gilt als Mahnung im Sinne der Executionsordnung. Jede verſicherte Perſon, welche im Krank=
heitsfalle
den Verſicherungsarzt conſultiren will, muß ſich bei demſelben durch Vorzeigen des Quittungsbogens legitimiren.

[ ][  ][ ]


R38
418
Aer ſich von dem bezwv. Kaſſenarze nicht behandeln läßt, kann auf Auszahlung des Krankengeldes, freie Arznei ꝛc. keinen
Anſpruch machen. Auswärtigen Kranken ſteht die Wahl des Arztes frei.
Die gemeinſamte Meldeſtelle, ſowie die Kaſſe der Gemeindekranken=Verſicherung befinden ſich in dem Hauſe Kirchſtraße 9.
Ebendaſelbſt und zwar von 11-1 Uhr jeden Tages werden die ärztlichen Sprechſtunden des Herrn Dr. Birnbaum für die
der Gemeindekranken=Verſicherung angehorigen Perſonen, ſowie die Mitglieder der Ortskrankenkaſſe für die Nahrungsmittel=
gewerbe
abgehalten. Der Kaſſenarzt der Ortskrankenkaſſe für weibliche Beſchäftigungen Herr Dr. Stimmel, Neckarſtraße I,
hält ſeine Sprechſtunden Mittags von 1-3 Uhr.
Wir müſſen alle Intereſſenten, insbeſondere die Arbeitgeber, dringend erſuchen, den einſchlagenden geſetzlichen Beſtim=
mungen
ihre volle Aufmerkſamkeit zu widmien und ihren Verpflichtungen gewiſſenhaft nachzukommen.
Darmſtadt, den 18. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Ohly.
[1622

Bekanntmachung.
Mittwoch den 25. Ifd. Mts., Nach=
mittags
3 Uhr,
ſoll im Hofe des Pädagogs und des Stadt=
bauamts
verſchiedenes Gehölz, Eiſen ꝛc.,
öffentlich an den Meiſtbietenden verſteigert
werden.
Beginn der Verſteigerung im Hofe
des Püdagogs.
Darmſtadt, den 21. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[1623
Ohly.

Holzverſteigerung.
Aus dem Domanialwald, Diſtrikt
Baſſintheil, kommen zur Verſteigerung:
1) Freitag den 27. d. Mts.,
Vormittags 9 Uhr,
auf dem Beſſunger Gemeindehaus:
Scheiter: 1 Am. Buchen, 312 Rm. Kie=
b
2 e fern, 31 Rm. Eichen, 2 Rm. Pappel
u. ſ. w.
Knüppel: 405 Am. Kiefern, 34 Am.
Eichen.
Reiſig: 1340 Wellen Buchen, 5800 Wll.
Kiefern, 1430 Wellen Eichen.
Stöcke: 71. Am. Kiefern, 12 Rm. Eichen.
2) Samstag den 28. d. Mts.,
Vormittags 9 Uhr,
an Ort und Stelle. Zuſammenkunft an
der Krenzung der Griesheimer Chauſſe,
und der Bergſchneiſe:
24 Eichſtämme - 8,30 Feſtmeter,
E68 Kiefernſtämme = 89,96 Feſtmeter,
1 Eichenderbſtange = 008 Feſtimeter,
70 Kiefernderbſtaugen 9,00 Feſtmtr.
Vor Beginn dieſer Verſteigerung
kommen die Schnittweiden auf der Pallas=
wieſe
zum Ausgebot.
Darmſtadt, 22. Februar 1885.
Großherzogliche Oberforſterei Beſſungen.
J. V.:
Wihd..
Hallwachs, Forſtaſſeſſor. (624

Holzverſteigerung.
Donnerstag den 26. Februar l. J.
Vormittags 9 Uhr,
werden aus dem Beſſunger Gemeinde=
Laubwald, Diſtrikt Hirtenhaus, Ständige
Weide, Vorderwieſenſchlag, Hintererlen
u. ſ. w. auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
verſteigert:
3 Am. Buchenſcheiter,
18 Eichen= und Birkenſcheiter,

5 Nm. Kiefernſcheiter,
Erlenſcheiter,
91 Buchenknüppel,
214 Eichen= undsVirkenlmüppel,
265 Kiefernknüphel,
15
Erlenknüppel,

2120 Well. Buchenreiſig,

2260 Eichenreiſig,
3740 Kiefernreiſig,
280 Erlenreiſig,
6 Am. Buchen=Stöcke,
38 Eichen=
12 Kiefern=
owie
Freitag den 27. Februar l. J.,
Vormittags 9½ Uhr anfangend,
ſan Ort und Stelle:
66 Eichenſtämme von 10.30 Fm.,
2 Kiefernſtämme von 037 Fm.,
8 St. Eſchen= und Ulmenſtämme von
122 Fm.,
35 St. Eichenderbſtangen v. 203 Fm.,
40 St. Nadelholzderbſtangen von
1.30 Fm.
Zuſammenkunft der Steigerer auf der
ſalten Roßdörferſtraße am Eingang des
Waldes.
Beſſungen, den 20. Februar 1886.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
[1539

Bau= und Nutzholz=
Verſteigerung.

Es werden an Ort und Stelle ver=
ſteigert
:
1) Donnerstag den 26. Februar d. J.,
von Vormittags 9 Uhr au,
nach vorheriger Zuſammenkunſt am Berg=
thor
, des Diſtrikts Faſanerie, aus Di=
ſtrikten
Faſanerie, Kühpfade, Luderplatte,
Kleeneck und verſchiedenen anderen Di=
ſtrikten
:
151 Eichenſtämme 2 19808 Im.,
3 Nadelholzſtämme = 105 Fm.,
114 Buchenſtämme = 13250 Fm.,
Pappelſtamm = 096 Fm.,
3 Nadelholzderbſtangen - 0.4 Im.
und
16 Buchenderbſtangen 0.96 Fm.;
2) Freitag den 27. Februar d. J.,
von Vormittags 9 Uhr au,
nach vorheriger Zuſammenkuuft auf der
Abtriebsfläche im Diſtrikt Faulbruch an
der Darmſtadt=Frankfurter Staatsſtraße,

aus Diſtrikten Faulbruch, Birken, Hanauer
Koberſtadt, Hintere Wand und verſchie=
denen
anderen Diſtrikten:
95 Eichenſtämme = 20217 Im.,
1 Kiefernſtamm =098 Fm.,
12 Buchenſtämme = 15713 Fm.,
21 Fichtenderbſtangen = 150 Fm.
Darmſtadt am 18. Februar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein,
Eckſtorm.
(1542

Großh. Anſtalt für
Blödſinnige

Aliceſtift

Die Lieſerung nachverzeichneter Gegen=
ſtände
für das Rechnungsjahr 188586 ſoll
ſ auf dem Submiſſionswege vergeben wer=
den
und zwar:
1. Verbrauchsgegenſtände:
1) Taſſen, emaillirte, circa 48 Stück,
2) Teller
48

3) Schüſſeln

10
4) Waſchbecken
12
5) Nachttöpfe
48
5) Wollmatratzen 12 Stück nach vor=
liegendem
Muſter,

7) Putztuch, circa 200 Meter,
8) Seife (Harzer Kernſ.) ca. 300 Kilo,
9) Schaumſeife
6
10) Schmierſeife
75 h
11) Soda
100
Proben ſind einzureichen.
12) Haarbeſen,

13) Handbeſen,

14) Haar= und Wurzelſchrupper,
15) Haar= und Kleiderbürſten,
16) Wichs=, Dreck= und Auſchmierbürſten,
17) Nachttopf= und Getäfelbürſten,
18) Wurzelbürſten,
nach vorliegendem Muſter,
19) Petroleum (Kaiſerbl) eirca 9 Jaß=
20) Stearinlichter
30 Kilo,
21) Steinkohlen circa 100,000 Kilo,

22) Wolltuch
23) Moleskin
24) Caſſenet,
25) Blaudruck
26) Baum-olltuch
27) Baumwollzeug.
zu
Schürzen
28) Leinenzeug zu Schür=
gen

29) Saͤrſenet

circa 120 Meter,
80
120
160
100

100

60
180

49)
90

ſo
88

[ ][  ][ ]

419

aus
chi

39) Leintuch verſchiedener
100 Meter,
Farben

531) Leinen zu Betttüchern 150
180
32) Baumwollflanell
50
33) Handtücher
34) Bettunterlageſtoff
24
35) Schirttng.
60
60
56) Kattun

30
37) Lüſter
24 Dutzd.,
38) Taſchentücher
12 Stück,
39) Teppiche
30 Kilo.
10) Strickwolle
Von Nr. 22-40 liegen Muſter vor.
II. Verzehrsgegenſtände.
circa 600 Kilo,
4) Salz;
150 Liter,
42) Salatsl
1) Eſſig
450
42) Aepfelſchnitzen, getr. 100 Kilo,
15) Zwetſchen,
60
463) Erbſen, geſchälte
400
47) Linſen
300

48) Gerſte, geſchälte
250
42) Hafer,
50

50) Grünkern,
50
51.) Nudel
100

52) Reis
= 350

58) Sago
50

54) Kaffee
400
56) Zucker, raff
160
50) Gries
450
15
Waizenmehl
1400
pe) Sourrogat
100 Päckch.,
) Eichelkaffee
65 Kilo,

66) Bier
1580 Liter,
51) Branntwein
50

Proben ſind mit Ausnahme von Nr. 41
und 60 einzureichen.

N 38
Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch dem 25. Februar 1885, Vormittags 9 Uhr,
werden im Ritſert'ſchen Saale zum Schützenhofen dahier:
1 Nähmaſchine, mehrere Tiſche, Kommoden, Kleiderſchränke, Sophas, Spiegeln,
Lampen, Bilder, Strohſtühle, 1 Schrank mit Glasthüren, 1 Schreibſecretär,
1 Pfeilerſchrank mit Spiegel, 1 Blumentiſch, Teppich, 1 Wanduhr, 1 Waſch=
tiſch
, 1 Fußteppich, 1 Waſchſchrank, 1 ſilberner Tafelaufſatz, 1 Küchenſchrank,
1 Schreibtiſch, 1 Thürvorhang. 1 Ofenſchirm, 1 Opernglas, 1 Pult, 2 Büffets
mit weißer Marmorplatte, 1 Eckſchrank, 1 Damenſchreibtiſch, verſchiedene
Nippfachen, 200 Corſetten, 3 Stück Betttücherleinen, 4 Stück Bettdrell, ver=
ſchiedenes
Porzellan, 3 Pritſchenrollen, 1 ſchwere Rolle, 2 Pferde, 1 Kuh,
2 Stallhaſen, 6 Hühner und 1 Hahn, ſodann werden daſelbſt wegzugshalber
unwiderruflich mehrere Glasſchräuke, für Kürſchner und Schuh=
waarenhändler
geeignet, 3 Tiſche, 1 Stellleiter, 1 Hängelampe mit Zug,
mehrere Kommoden, mehrere Betten, 1 Sopha, 1 Nachttiſch, mehrere Stühle,
2 Blumengeſtelle, 3 Vorhanggallerien, verſchiedene Bilder, 1 Nachtſtuhl,
2 Cauſeuſe mit ſchwarzem Leder bezogen, 22 Mille gute Cigarren,
1 Partie Kartoffeln und Sauerkraut,
durch den Unterzeichneten öffentlich meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung
verſteigert.
Darmſtadt, den 21. Februar 1885.
(626
Engel, Cenichsollicher.

Wegene
circa 23000 Kilo, 53.) Milchwecke 29200 Stück, 54.) Waſſerwecke 49280 ßh.) Ochſenfleiſch 2500 Kilo, ß.) Kuhfleiſch 1800 57) Kalbfleiſch 390 Schweinefleiſch 250 59) Schinken 40 10) Wurſt, verſchiedene
Fett, Schweine= u. 500
Rindsfett 100

Die Lieferungsbedingungen, ſowie die
lleuſter können täglich, den Sonntag aus=
emommen
, von 10 bis 12 Uhr Vormit=
ags
und von 2 bis 5 Uhr Nachmittags
ſurf dem Bureau der Anſtalt und zwar
bis zum 4. März l. J. eingeſehen werden.
Offerten ſind mit der Aufſchrift:
Submiſſion zu der am 24. Febr. 1885
msgeſchriebenen Lieferung' bis zum Er=
nungstermin
:
Mittwoch den I. Mürz l. J.,
Nachmittags 2 Uhr,
ſin den Submiſſionskaſten vor dem An=
ta
ltsbureau einzulegen.
Die einzureichenden Muſter ſind mit
er entſprechenden Aufſchriſt verſehen auf
dem beſ. Bureau abzugeben. (1625
Aliceſtift, den 24. Februar 1885.

Geſchäfts=Verlegung.
Hiermit die ergebene Anzeige, daß ſich mein Geſchäftslokal von heute an
Ludwigsstrasse 12
tm Hauſe des Herrn Aetzgermeiſter Ewald,
befindet. Für das mir ſeither geſchenkte Vertrauen beſtens dankend, bitte ich meine
verehrlichen Kunden mir dasſelbe auch in meinem neuen Lokale bewahren zu wollen.
Hochachtungsvoll
H. J. Hever,
Ludwigsſtraße 12.
[411

RenherkenBegenmänkeln
ſind in großer Auswahl eingetroffen.
J. Johmann Limon
1480
4 Markt 4.

Bordeaux St. Emilion per Flaſche M. 1.10,
Malaga
beſte üchte 1.65,
Sherry
1. 65,
Originalqualitäten
Hohayer.
2. 40,
von mir aus erſter Hand importirt, empfiehlt Kud. Geligmann, Weingroß=
handlung
, ſowie deſſen Wiederlagen bei: Fr. Buß, C. Hammann, Emanuel
[12465
Fuld, H. Keßler, A. Marburg, Beſſungen.
W.
Hoſtmamm,
Das Kohlengeſchäft
(10853
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18,
ſempfiehlt BuhrEohlon vorzüglicher Qualität, ſehr ſtückreich, wenig
ſrußend und von großer Heizkraft von der Leche vor. hamburg, ſowie
Wuss., Stück. und echte Anthracit=Mohlen.

[ ][  ][ ]

420

LOLO0

38

Rovordys Lotio-(Wäsche.) Saln
ausgezeichnetes Waſchmittel (keine Bleich=
ſoda
) reinigt und ſchont die Wäſche, ſowie
alle damit zu behandelnden Gegenſtände.
G.

AAt

von

R. C. van Haagen,
den beſten holländiſchen Fabrikaten gleich
ſtehend, in
Blechdoſen von ½ ½ und ¹⁄ Kilo
zu M. 3, 1.60 und 85 Pf.,
ſowie ausgewogen empfehlen
floorg Laobig & Comp.
Louiſenſtraße 10.

Hauptniederlage.
Gratisproben ſtehen zu Dienſten.
nOrron-GraVatton
(Specialität,
Nemheitem
eingetroffen.
Prachtvolle Auswahl!
uODL. EGROIk,
Handſchuhfabrik, (629
Lmdwigstrasse.

Feinſten
Mudvol L uu doddtt-ol
in Streubüchſen 40 und 60 Pf.
empfiehlt
(arl Wathingok.
Louiſenplatz 4. 11633
Eine olserne Wondeltreppe
billig zu verk. Wo? ſagt die Exp. (257
Lollower Rüben
Dieburgerſtraße 45.
[1093

Ein hölzernes, guterhaltene=
Hofthor

Beverdy's
wird billig abgegeben. Heinrichſtraße 753
Oryuae Sonnenglannstärko
beſte, ausgiebigſte und billigſte Glanz=
ſtärke
zu haben bei den Herren:
Friedr. Schaefer,
Louis Hein Nachfolger,
[1630
F. B Grodhaus.
12068) Grafenſtraße 2, mittlerer

per Stück 5 Pfg.
empfiehlt
[413

Parhums Exollauss,
eingeführt von
Rigaud &E Co.,
8 rue Vivienne, Paris,
Tlang Tlang de Rigaud
& Co..
die Perle der Parfume,
Champacca de Lahore,
angenehm und originell,
Helati de Chine,
Lieblingsparfum der haute volée.
Diese 3 Specialitäten
sind zu haben in
[1185
Pommade, Puder,
Extraits,
Oel,
Eandetollette.
Seife
Depot in Darmstadt bei
Alfred Graser, Coiffeur.
Frack, Lose I. Voslo,
gut erhalten, billig zu verkaufen. Näheres
bei Schneider Schuchmann, Grafen=
ſtraße
20.
[1416

1. Ernſt=Ludwigsſtraße I.

Ein neuer, eleganter
Herrſchafts-Landauer
desgleichen ein gebrauchtes Break vor=
räthig
bei
H. Buchhammer,
Sattler und Wagenbauer,
Pankratiusſtraße 1. (1559.
Waſſerdichte
Pforde- und Wagendecken
in prima präpar. Segelleinen liefert
unter Garantie zu billigſten Fabrikpreiſen
H. Buchhamner,
Pankratiusſtr. 1. (1558
Limburger käss
empfiehlt per Pfd. 30 Pf., in Stein von
1½ Pſd. ſchwer, bei größerer Ab=
nahme
billiger.
1631
Jean Kühn.
Rheinischer
Eusten-Fruohlsaft

bei

Or Schirrerz.
1 Mark per Glas.
1632

Stock nebſt Zubehör, auch Garten, an eine
kleine Haushaltung zu vermiethen.
13376) Der dritte Stock unſeres
Hauſes am Ludwigsplatz
- 5 Zimmer, Kabinet, Küche, Glasab=
ſchluß
, Gas= und Waſſerleitung, völlig
neu hergerichtet, iſt ſofort beziehbar.
J. G. Kahlert & Söhne.
113) Neckarſtraße 18 der mittlere
Stock, beſtehend aus 10 eventuell auch
7 ſehr ſchönen Zimmern nebſt allen Be=
quemlichkeiten
per 4. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
769) Ernſt=Ludwigſtraße 3 der erſte
Stock zu vermiethen. Näheres 3. Stock.
990) Rheinſtraße 41 im Seitenbau
iſt die ſeither von Bankdiener Strohmenge=
innegehabte
Wohnung bis 1. Mai d. J.
anderweit an eine ruhige Familie zu ver=
miethen
. Die Wohnung beſteht aus Zim=
mer
und Kabinet, mit Ausſicht auf die
Straße Küche, Boden, Keller ꝛc.
1207) Frankfurterſtraße 3 Parterre=
wohnung
, 6-7 Zimmer nebſt allem Zu=
gehör
, auch Gartengenuß, an eine ruhige
Familie bis zum April zu vermiethen.
Näheres Beletage daſelbſt.
W.
Heerdweg. 56 Hochparterre:
Wohnung von 6 Zimmern und
Veranda nebſt allem Zubehör, mit
Gartengenuß. Zu beziehen im
April oder Mai. - Näheres daſelbſt
im oberen Stock.
[1013
1344) Obere Niederramſtädterſtr. 7
der mittlere Stock, 3 Zimmer und ein
Manſardezimmer, Souterrain u. Zugehör,
bald zu beziehen. Preis 320 M.

2=

H44
M6.

[ ][  ][ ]

ü 36

42

eſpo.
je uh.

bäden, Hagazine olo.
12326) Laden mit und ohne Woh=
nung
, ferner= große helle Räumlich=
keiten
füs Werkſtätten geeignet. Näheres
bei C. Köhler, Eliſabethenſtraße 4 und

Rheinſtraße 49.

774) Beſſ. Carlsſtr. 3 im 2. Stock
ein ſchönes großes möblirtes Zimmer.
1370) Langgaſſe 5 ein möbl. Stübch.
1422) Soderſtraße 7, eine Treppe,
ein gut möblirtes Wohn= und Schlafzim=
mer
an einen Herrn oder zwei Schüler.
1579) Capellplatz 10 ein möblirtes
Zimmer für 7 M. Zu erfr. Manſarde.
1634) Kiesſtraße 69 ein ſchön möbl.
Zimmer zu vermiethen. Winter Wwe.
rure.
.

1607) Ein ordentliches Müdchen ſucht
Laufdienſt. Näheres zu erfragen bei Frau
Schröder, Langegaſſe 27, Hinterbau 1 St.

1608) Ein fleißiges, braves Mädchen
für alle Hausarbeit wird für ſogleich ge=
ſucht
. Beſſ. Herrngartenſtraße 23.
2
1655) Auf Oſtern ein zuverläſſiges
Mädchen geſucht, das kochen kann und
alle Hausarbeit verſteht. Nur ſolche, die
in anſtändigen Häuſern gedient und gute
Zeugniſſe aufweiſen können, wollen ſich
melden. Näheres in der Expedition.

Hehrmüdchen angenommen von Marg.
S Heim, Damenconfection, Rheinſtr. 47,

Vorderhaus.

[1636

1637) Zur Beaufſichtigung
eines Kindes während der Nachmit=
tagsſtunden
wird ein beſſeres Mäd=
chen
geſucht. Waldſtraße 22 eine
Stiege hoch.

1638) Ich ſuche einen tüchtigen Küfer
ſowie für die Eſſigſpritfabrik einen zuver=
läſſigen
Arbeiter.
J. J. Diekenbach.
Tüohüge Sohlosss
die in Blecharbeit geübt, und verheirathete
Dreher finden dauernde und gut lohnende
Accordarbeit.
Woz ſagt die Expedition.
[428

1526) Ein Lehrling geſucht.
Handelsgärtnerei K. Arheilger.

1639) Einen Lehrling ſucht
B. Schulz, Graveur, Ludwigſtr. 2.

421

41

Fahrplau=Aenderung.

43

Mit dem 1. Mürz 1885 erhalten folgende Localzüge die beigeſetzten neuen
Curszeiten:

Localzug Nr. 21
Localzug Nr. 22
ſeither um 550 Morgens aus Darmſtadtz ſeither um 51 Morgens aus Heppen=

Darmſtadt
Arheilgen
Egelsbach
Langen
Sprendlingen
Iſenburg
Louiſa
Frankfurt

abgehend):

410 Mrgs Heppenheim ab 430 Mrgs. Laudenbach

an 487 448 Hemsbach ab 44: 457 Weinheim an 450
ab 451
Großſachſen (Hedesheim) ab 459 55 Ladenburg ab 57 Friedrichsfeld an . ½. 51 mit Anhalt. in
Friedrichsfell
Seckenhm. 523 ab 5is 520 Mannheim, an 532 ½. 537 Friedrichsfeld
Schwetzingen ab 525
an 53=
½.

an 535

ab 520
Friedrichsfeld
un 530

Wieblingen
an 537
Heidelberg
Ferner wird Schnellzug 7, Abgang aus Frankfurt 410 Nachmittags, vom
1. März an in Heppenheim und zwar um 555 Nachmittags anhalten.
Die Wochenkarten bleiben für alle gewöhnlichen Perſonenzüge gültig.
Darmſtadt, den 12. Februar 1885.
Die Direction.
[1640

Kunſt=Verein.

Die Raphael=Ausſtellung in der Aula des Gymnaſiums wird Mittwoch
den 25. Februar geſchloſſen. An den 3 letzten Tagen der Ausſtellung, Montag,
Dienstag und Mittwoch, iſt den Mitgliedern des Vereins freier Eintritt geſtattet.
Der Vorstand.
[1602

Sectiom Starkemburg
des
deutſchen und öſterreichiſchen Alpenvereins.
Samstag den 28. Februar, Abends 8½ Uhr, im Hôtel Köhler
(reſervirter Saal):
Monutz-Yrrſummlung.
Reiſeberichte: Herr Maler A. Fritz, Aus dem ſchottiſchen Hochland."
Freunde der Section ſind höflichſt eingeladen.
Der Vorstand. (64
Im LohrIstilut für Damensohneiderel
von Frau Bohny, priv. Lehrerin, Kirchſtr. 5, wird Schnittzeichnen, Zu=
ſchneiden
u. Anfert. ſämmtl. Damen= u. Kinderkl. perfect, ſicher u. mit gar. Erfolg
erlernt. Die Damen können 2-3 Coſtumes in einem Curſus anfertigen. (642

2us der Landrichter Dr. Müller'ſchen Stiftung in Darmſtadt iſt an einen
Ih bedürftigen elternloſen Studioſen der Rechtswiſſenſchaft aus Starkenburg oder
H Oberheſſen ein Unterſtützungslegat von jährlich 500 Mark von uns zu ver=
geben
. - Zur Bewerbung, mit Nachweis über die Qualiſikation, wird hier=
mit
Friſt von vier Wochen geſetzt.
Darmſtadt, am 17. Februar 1885.
Großherzogliche Civildiener=Wittwenkaſſe=Commiſſion.
Dr. Lembke. (644
Draudt.
115

[ ][  ][ ]

422
ſEine perfecte Damenſchneiderin empfiehlt
ET, ſich den hochgeehrteſten Damen im
Aufertigen von Frühjahrs=Coſtümen.
Alle älteren Garderoben werden auf das
neueſte und geſchmackvollſte arrangirt
unter Zuſicherung billigſter und reellſter
Bedienung. Es wird mein eifrigſtes Be=
ſtreben
ſein meine hochgeehrteſten Damen
zu deren größter Zufriedenheit zu be=
dienen
.
[1645
Hölgesſtraße 13, 3. Stock.

ſKin unmöblirtes, geräumiges Zimmer
E geſucht. Offerten unter B. B. 20
[646
an die Expedition d. Bl.

Peſſunger Kirchſtraße 34 eine Kaute
Dung zu verkaufen.
[1647

E. 38
Höblirtos Limmer mit Habinet
in der Heidelbergerſtraße oder deren Nähe
geſucht. Gefl. Offerten mit Preisangabe
gub W. W. an die Expedition. (648
Ein Drittel Sperrſitz
(1649
abzugeben Heinheimerſtraße 10.

Wringe den geehrten Herrſchaften in ge=
füllige
Erinnerung, daß ich ſchon jetzt
für Oſtern ausgeſuchtes Dienſtperſonal
habe. - Stellenbureau Röſe, Eliſabethen=
[1650
ſtraße 46.
(ine weiße Hündin mit linkem brau=
C= nem Auge abhanden gekommen.
Vor Ankauf wird gewarnt. - Gegen
Belohnung abzugeben Beſſunger Schul=
[1651
ſtraße 53.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 24. Februar.
Abonnement suspendu. (Mit erhöhten Preiſen.)
Zweite Gaſtdarſtellung des Herrn Holurich Bötel.
Der Trouhadour.
Oper in 4 Akten mit Ballet von Verdi.
Manrico, Herr Heinrich Bötel, als Gaſt.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Mittwoch, 25. Februar.
3. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung
Blaue Karten gültig.
Lumpacivagabnudus,
oder:
Das lüderliche Kleeblatt.
Zauberpoſſe mit Geſang in 3 Akten von Reſtroy.
Muſik von A. Müller.
Anfang 73 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 24. Februar.
Deutſches Reich. Der Reichstag genehmigte am Sonnabend zu=
nächſt
die. in der Regierungsvorlage beantragte Zollerhöhung für
Schaumwein (80 M. pro 100 Kilo) unter Ablehnung des Richter'ſchen
Antrags, eine Beſteuerung des inländiſchen Schaumweins einzuführen
und den Ertrag zur Ermäßigung des Kaffeezolles zu verwenden. Die
Poſition Kraftmehl u. ſ. w.. wurde ſodann an die Kommilſion ver=
wieſen
und ſchließlich der Zollſatz für Mühlenfabrikate, der bisher nur
3 M. betrug, auf Antrag des Centrumsabgeordneten v. Heermann au
750 M. normiert, während die Regierungsvorlage eine Erhöhung von
6 M. vorſchlug; der Antrag des Abg. Windthorſt, den Reichstag bis
zum 2. März zu vertagen, wurde hierauf mit 137 gegen 118 Stimmen
angenommen, obwohl Fürſt Bismarck erklärt hatte, daß der Reichstag
die vorliegenden Geſchäfte auch ohne Vertagung vielleicht bis Oſtern
würde erledigen können, während durch die Vertagung eine Verlängerung
der Seſſion bis in die Sommenmonate hinein herbeigeführt würde.
Die Dampferkommiſſion des Reichstags hat ihren Bericht nun=
mehr
vollendet und iſt derſelbe am Sonnabend im Vlenum zur Ver=
teilung
gelangt. Derſelbe ſollte Dienstag auf die Tagesordnung des
Plenums geſetzt werden, was durch die inzwiſchen eingetretene Vertagung
des Reichstags jedoch verhindert wurde.
Die Holzollkommiſſion genehmigte am Samstag mit 11 gegen
7 Stimmen die Holzölle in erſter Leſung nach den Anträgen der wirt=
ſchaftlicher
Vereinigung.
Der Bundesrat nahm in ſeiner am Freitag abgehaltenen Sitzung die
Vorlage, betreffend die Zollbehandlung des in Spanien und den übrigen
zollbegünſtigten Ländern produzierten Roggens, mit einigen Aende=
rungen
an.
Gleichzeitig mit dem Sperrgeſetz brachte das Reichsgeſetzblatt= eine
Bekanntmachung des Reichskanzlers, betreffend die vorläufige Erhebung
der neuen Eingangszölle für Weizen, Roggen, Buchweizen und Gerſte
Der Reichsanzeigeru veröffentlichte einen Erlaß des Reichskanzlers
vom 20. Februar, betr. die zollamtliche Behandlung des in Spanien
und den übrigen meiſtbegüngſtigten Ländern produzierten Roggens
und betr. die Führung des Nachweiſes des Urſprungs in dieſen Ländern.
Im preußiſchen Abgeordnetenhaus hat am vorigen Freitag die Be=
ratung
des Kultusetats begonnen und iſt hiermit das Haus wieder in
ſeine aus dieſem Anlaß regelmäßig wiederkehrenden Kulturkampfdebatten
eingetreten, wie bereits der Gang der Verhandlung von dem genannten
Tage bewies. Von ſeiten der Konſervativen wurde die Generaldebatte
vom Abg. Stöcker durch den Hinweis auf die ſchreienden Notſtände in
der evangeliſchen Kirche, die beſonders in den großen Städten beſtänden,
eröffnet. Der genannte Abgeordnete befürwortete Staatshilfe, was den
Centrumsrednern Anlaß zu der Erklärung gab, die Katholiken wollten
vom Staate keine Unterſtützung. ſondern nur Freiheit. Von ſeiten der
Freiſinnigen und der Nationalliberalen wurde die Meinung vertreten,
daß die evangeliſche Kirche gleichfalls kräftig genug ſei, den in ihr vor=
handenen
Notſtänden aus eigener Kraft abzuhelfen, man ſolle nur den
Gemeinden mehr Freiheit laſſen. Die Debatte geſtaltete ſich ſchließlich
immer mehr zu einer Polemik zwiſchen den einzelnen Fraktionen und
namentlich Centrum und Konſervative gerieten lebhaft aneinander,
wobei die gegenſeitige Haltung beider Parteien bei den letzten Reichstags=
wahlen
zur Sprache kam und der Centrumsführer, Herr Windthorſt,
dem Führer der Konſervativen, Herrn v. Rauchhaupt, gegenüber die vom
Centrum befolgte Taktik zu rechtfertigen ſuchte. Die Kultusberatung
wird jedenfalls noch weitere intereſſante Momente bringen.
Der Staatsanzeiger' publiziert die Beauftragung des Graſen
Otto zu Stolberg=Wernigerode mit der einſtweiligen Verwaltung des
Miniſteriums des königlichen Hauſes.
Frankreich. Während es jetzt in den franzöſiſchen Operationen in
Oſtaſien ganz nach Wunſch des Miniſteriums Ferry geht, begegnet das=
ſelbe
in ſeiner inneren Politik plötzlich ungeahnten Schwierigkeiten. Die

von der Deputiertenkammer zur Vorberatung der Getreidezölle eingeſetzte
Kommiſſion hat einen Tarif=Entwurf ausgearbeitet, der den Regierungs=
vorſchlägen
gerade entgegengeſetzt iſt und von der Regierung auch ſofor=
abgelehnt
worden iſt. Mit dieſer Behandlung zeigt man ſich aber indeſſen
in der Deputiertenkammer wenig einverſtanden und es iſt nicht unwahr=
ſcheinlich
, daß dieſe nunmehr ihrerſeits die von der Regierung beantragten
Zollerhöhungen ablehnt. Ein faſt noch ernſterer Konflikt mit der Kammer
droht dem franzöſiſchen Kabinet in der Frage des Liſtenſkrutiniums.
Ueber die Einführung desſelben herrſcht zwar beiderſeitige Uebereinſtim=
mung
, aber Herr Ferry will nicht - im Gegenſatz zur Kammer,
daß der Termin für die Neuwahlen nach dem Liſtenſkrutinium bereits
jetzt, und zwar auf den erſten Oktoberſonntag, feſtgeſetzt werde, und be=
fürchtet
man, daß dieſe Frage zu ernſten Differenzen zwiſchen dem Kabinet
und der republikaniſchen Kammermehrheit führen werde. Da die Kammer
dem Antrage des Gambettiſten Spuller, ſofort nach Erledigung der
Tarifvorlage das Liſtenſkrutinium auf die Tagesordnung zu ſetzen, zu=
geſtimmt
hat, ſo ſteht die Entſcheidung in dieſer Angelegenheit nahe
bevor.
Der Senat hat die Generaldiskuſſion über das Ausgabebudget be=
endigt
und ſämtliche Kapitel des Finanzbudgets genehmigt.
Die Abgeordnetenkammer bewilligte einen Kredit von 3 Millionen
zur Subventionierung der Handelsmarine. Bei der Beratung der
Larifnovelle wurde der Antrag auf Auflegung eines Eingangszolls von
fünf Franks für Weizen, ſowie der Antrag auf Erhebung eines Zuſchlag=
zolls
von Franks 4,20 abgelehnt.
England. Beiden Häuſern des Parlaments ſind Botſchaften der
Königin anläßlich der Sachlage im Sudan zugegangen. Die Königin
befiehlt, daß die Soldaten, welche unter gewöhnlichen Verhältniſſen in
die Reſerve übertreten würden, unter der Fahne verbleiben ſollen und
daß die Miliz einzuberufen iſt. Die Beratung der Botſchaften der
Königin iſt im Unterhauſe auf den 2. März, die Beratung über den
Tadelsantrag gegen das Kabinet auf den nächſten Montag feſtgeſetzt.
General Graham iſt am 21. d. mit ſeinem Stab nach Suakim
abgegangen.
Italien. In der Abgeordnetenkammer wurde am 21. d. M. eine
Interpellation angekündigt, ob und welche anglo=italieniſche Ab=
machungen
beſtehen. Ferner wurde angefragt, wann Mancini die Do=
kumente
zu veröffentlichen oder eine Erklärung abzugeben gedenke, welche
das Land über die Stellung und Aktion Italiens in Afrika und über
die Beziehungen zu England und der Pforte beruhigen. - Stampa
iſt ermächtigt, die Gerüchte von einer allgemeinen Flottenausrüſtung
zu dementieren. Es werde blos die permanente Schiffsdiviſion zu den
jährlichen Manövern ausgerüſtet. Am 21. hatte der Kriegsminiſter
eine Veratung mit den Generalen wegen des Feldzugsplans für den
Sudan und der näheren Beſtimmungen für die vierte Expedition von
3000 Mann.
Belgien. In den Kohlenbezirken von Mons macht ſich eine Ar=
beiterbewegung
behufs Lohnerhöhung bemerklich. Etwa 3000 Arbeiter
der bei Jemappes gelegenen Kohlengruben Levant du Flenu, Pro=
duits
= und Belle et Bonne haben zur Erreichung des gedachten Zweckes
die Arbeiten eingeſtellt. Ausſchreitungen ſind bisher noch nicht gemel=
det
worden.
Stanley iſt am 21. d. in Brüſſel eingetroffen und wurde alsbald
vom König empfangen. Mouvement geographique: will wiſſen, Stan=
ley
wäre zum Generalgouverneur des Kongoſtaates auserſehen.
Bulgarien. Die türkiſche Regierung hat eine Note nach Sofia ge=
richtet
, in welcher ſie die Auflöſung des Macedoniſchen Vereines ver=
langt
, welcher die bulgariſche Agitation in Macedonien fördert.
Griechenland. Die Miniſterkriſis dauert noch fort. Delyannis
hat, da der König der Auflöſung der Kammer ſeine Zuſtimmung ver=
ſagte
, die Bildung eines neuen Kabinets abgelehnt. Darauf wurde
Trikupis wieder zum König berufen und zog nach einer längeren Kon=
ferenz
mit dem König ſeine Demiſſion zurück.

[ ][  ][ ]

N
Bürkei. Der Vertrag wegen des Anſchluſſes der Orientbahnen
zwiſchen der Banque Ottomane und dem Arbeitsminiſter iſt unter=
zeichnet
und abgeſchloſſen. Die Konzeſſionäre erteilten bereits den Auf=
trag
zum Beginn der Arbeiten, der ſofort erfolgen ſoll.
Nach einer Mitteilung aus Konſtantinopel, welche von der R. Fr.
Pr.: veröffentlicht wird, hat in Folge eines Miniſterrats die Ad=
miralität
Befehl gegeben, alle Krieasſchiffe der Flotte mobil zu machen
und ſollen einige derſelben, mit 2000 Mann Landungstruppen an Bord,
ſofort zur Beſetzung von Maſſauah nach dem Roten Meere abgehen.
In Tripolis habe die Pforte, um italieniſchen Eingriffen zuvorzu=
kommen
, eine Armee von 75000 Mann bereits konzentriert.
Cgypten. Durch ein Dekret des Khedive wurde Legationsrat
v. Richthofen als deutſcher Vertreter bei der egpptiſchen Schuldenkaſſe
beſtätigt.
Die ägyptiſche Regierung iſt dem Vernehmen nach von London aus
benachrichtigt worden, daß alle Details des äayptiſchen Finanzarrange=
ments
zwiſchen England und den übrigen Mächten definitiv geregelt
ſeien.
Reuter's Bureau meldet aus Korti vom 21. d. M.: Die Sani=
tätsverhältniſſe
im Lager von Korti ſind gute, aber wahrſcheinlich wird
die herannahende große Hitze (Mahdi 2) die Wahl eines neuen, mehr
nördlich gelegenen Lagers nötig machen, weil es ſpäter unmöglich ſei,
unter Zelten zu lagern.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 24. Februar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Samstag
den Oberſt v. Klüber, Kommandeur des 1. Großh. Drag.=Regts. Nr. 23,
den Sekondlieutenant Frhrn. Schenk zu Schmittburg, den Zahlmeiſter
Fuchs von demſelben Regt., den Oberſt Rüti, Kommandeur des Großh.
Gensdarmerie=Corps, den Major v. Stockhauſen, Kommandeur des
Schleswig=Holſt. Huſ.=Regts. Nr. 16, den Major v. Lübbers vom
2. Niederſchleſ. Inf.=Regt. Nr. 47, Adjutant des 7. Armee=Corps, den
Major Frhrn. v. Follenius, Gensdarmerie=Diſtrikts=Kommandeur der
Provinz Oberheſſen, den Sekondlieutenant Schenk zu Schweinsberg vom
1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, den Oberamtsrichter Zipp, den Ober=
förſter
Köhler aus Beerfelden, den Kreisaſſiſtenzarzt Dr. Weißgerber
aus Ulrichſtein, den Landgerichtsrat Scriba, den Pfarrer Hainer aus
Hungen, die Margaretha Hildebrand aus Annerod, in Dienſten der
Kupferdrucker Felſing Witwe in Beſſungen; zum Vortrag den Staats=
miniſter
Finger, den Miniſterialpräſidenten Weber.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Zahlmeiſter
Kalbfleiſch im 2. Großh. Infanterie=Regiment Nr. 116 das Ritter=
kreuz
2. Klaſſe des Ludewigs=Ordens verliehen.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben der Margarethe
Hildebrand aus Annerod (Kreis Gießen), welche 50 Jahre ohne
Unterbrechung in der Kupferdruckerei Felſing'ſchen Familie dahier
treu gedient hat, die ſilberne Verdienſtmedaille des Ludwigs=Ordens
verliehen.
Militärdienſtnachrichten. Graf Otto zu Solme= Lau=
bach
, älteſter Sohn des Grafen Friedrich zu Solms=Laubach Erl., in
der Armee, und zwar als Sekondlieutenant la guite des Leib=
Küraſſier=Regiments Nr. 1, unter Vorbehalt der Patentierung angeſtellt;
Feſtenberg, bisher Studierender einer militäriſchen Bildungsanſtalt,
zum Unterarzt ernannt und beim 3. Großh. Inf.=Regt. Nr. 117 an=

geſtellt.
v. Lübbers Hauptmann und Kompagniechef vom 4. Großh.
Inf.=Rgt. Nr. 118, unter Beförderung zum uberzähligen Major und
Verſetzung in das 2. Nieder=Schleſ. Inf.=Rgt. Nr. 47. als Adjutant zum
General=Kommando des VII. Armeecorps kommandiert; Roechling,
Hauptmann la suite des 2. Großh. Inf.=Rgts. Nr. 116, unter Ent=
bindung
von dem Kommando als Adjutant bei der 28. Inf.=Brig., als
Kompagniechef in das 4. Großh. Inf.=Rgt. Nr. 118 verſetzt.
Die aus den Neuen Heſſ. Volksblättern in das Tagblatt
übergegangene Mitteilung, daß Seine Hoheit der Fürſt von Bulgarien
dem Oberſt Freiherr von Rotsmann, welcher zur Zeit als Begleiter des
Prinzen Heinrich von Battenberg in Cofia ſich befindet, das Comthur=
kreuz
zweiter Klaſſe des Alexanderordens mit dem Stern verliehen habe,
bedarf inſofern einer Berichtigung, als Herr von Rotsmann durch
die Verleihung nicht der genannten Klaſſe (das Comthurkreuz hat nur
eine Klaſſe, womit der Stern nicht verliehen wird), ſondern der zweiten
Klaſſe des Alexanderordens, nämlich des Großoffizier=
kreuzes
mit dem Stern ausgezeichnet worden iſt.
Die letztge=
nannte
Decoration iſt, ſicherem Vernehmen nach, am Nenjahrstage auch
dem Vorſtand der General=Adminiſtration Sr. Großh. Hoheit des Prinzen
Alexander, Geheimen Finanzrat Menges dahier, vom Fürſten verliehen
worden.
Morgen, Mittwoch, wird der 8. der vom Alice= Frauen=
verein
für Krankenpflege veranlaßten Vorträge ſtattfinden. Herr Dr.
Draudt ſpricht Ueber den Gehörſinn und die Pflege des
Ohres im geſunden und kranken Zuſtander, verbunden mit
Demonſtrationen von Photogrammen, die in vergrößertem Maßſtabe
auf weißer Fläche gezeigt werden.
Im Mathilden=Landkrankenhaus wurden im Monat
Jenuar l. J. 103 Kranke mit 2144 Pflegetagen ärztlich behandelt und
verpflegt.

38
423
In der nächſten Samstag im Hotel Köhler (reſervierter Saal)
ſtattfindenden Monatsverſammlung der Sektion Starkenburg des
deutſchen und öſterreichiſchen Alpenvereins wird Herr Maler A. Fritz
über ſeine im vergangenen Sommer unternommene Reiſe im ſchottiſchen
Hochland ſprechen. Gäſte haben Zutritt.
Pfarrwaiſenverein. Diejenigen, welche Unterſtützungen aus
dem Pfarrwaiſenverein in Anſpruch nehmen, haben ſich vor Oſtern
dem Vorſtand zu melden. Da dieſes öfters verſäumt wird, ſo dürfte
eine Erinnerung hier am Platze ſein. Die Geſuche ſind bei Herrn Super=
intendent
Dr. Habicht einzureichen.
O In der am Freitag ſtattgehabten Sitzung des Lokalgewerb=
vereins
verbreitete ſich Herr Profeſſor Lepſius in einem längeren,
intereſſanten Vortrag, in dem er auch auf den Nutzen der vor einiger
Zeit ins Leben gerufenen geologiſchen Landesanſtalt hinwies, über die
wichtigſten, in hieſiger Umgegend gewonnenen Bau=
materialien
, und zwar zunächſt den als Bauſtein wenig geeigneten
Granit, der im Oſten und Süden unſerer Stadt ziemlich nahe herantritt,
deſſen Verwitterungsprodukt, der Kies, aber ausgedehnte Verwendung
findet, worauf der Vortragende das wichtige und intereſſante Melaphyr=
gebiet
des Glasbergs, welches treffliches Baumaterial liefert, in an=
ziehender
Weiſe behandelte und dann zu dem Baſalt des Roßbergs über=
ging
. Letzteres Material, das früher bekanntlich auch als Pflaſterſtein
ausgedehnte Anwendung fand, obwohl es hierzu wenig geeignet erſcheint,
findet ſeine Hauptanwendung als Schotter und Chauſſeematerial, wo
es unübertrefflich iſt, während neuerdings der bei Meſſel gefundene
Trachyt zu Pflaſterzwecken benutzt wird. Zu den in hieſiger Gegend
gewonnenen Baumaterialien dürfte alsdann, abgeſehen von unſeren
mächtigen Thon= und Lehmlagern, noch der bei Langen auftretende, in
ſeiner Qualität, namentlich Haltbarkeit jedoch nicht allgemein befrie=
digende
dortige Sandſtein, der demjenigen des Odenwalds weit nachſteht,
zu rechnen ſein. Daß der Vortragende noch unſeres Sandes gedachte,
iſt ſelbſtverſtändlich, aber auch ebenſo, daß man ſeiner Verwendung
beim Bau keineswegs das Wort reden konnte, zumal bei Erzhauſen
und Wixhauſen im ehemaligem Flußbette ſich ein trefflicher, quarzreicher
Sand findet, der einen ausgezeichneten haltbaren Mörtel und Verputz
liefert, der allſeitige Würdigung gefunden. An den ſehr beifällig
aufgenommenen Vortrag knüpfte ſich noch eine längere, animierte Debatte.
Mainz, 20. Februar. Der diesjährige Mittelrheiniſche Turn=
tag
. welcher in früheren Jahren ſtets in Mainz abgehalten worden iſt,
wird diesmal Sonntag den 20. März in Darmſtadt ſtattfinden. Man
bringt dieſe Verlegung mit dem aus Geſundheitsrückſichten beabſichtigten
Rücktritt des ſeitherigen Kreisvertreters Neuter=Darmſtadt in Ver=
bindung
.
D. 3ta.
Mainz, 24. Februar. Heute abend wird ſich dahier ein Lokal=
comite
im Anſchluß an das in Darmſtadt beſtehende Komits konſtituiren,
Um die Cammlung zu einem Ehrengeſchenk für den Reichskanzler Fürſten
Bismarck aus Anlaß ſeines 50. Geburtstags einzuleiten.
8t. Frankfurt, 22. Febr. In dreifacher Reihe wälzten ſich geſtern
abend Cquipagen und Droſchken nach dem Zoologiſchen Gartenhin,
in deſſen ſämtlichen Geſellſchafts=Räumen der nun zum dritten male
und noch glänzender wie in den Vorjahren arrangirte Privat= Mas=
kenball
abgehalten wurde. Mehr als 1400 Perſonen waren der
freundlichen Einladung des Komités gefolgt und füllten die prächtig
ausgeſtatteten und glänzend erleuchteten Räume. Schon bald nach 10
Uhr war ein Drängen im großen Saale, ſo daß wohl manch tanzluſtige
Schöne unter der Larve ein mißvergnügtes Geſichtchen machte, da es
unter ſolchen Umſtänden unmöglich ſchien der Tanzluſt zu fröhnen. Aber
auch hier wußte das unermüdliche Komits Rat und ſchaffte Ordnung
in dies Chaos, ſo daß auch die in höchſtem Maße reichen Ball=Toiletten,
Charakter= und Phantaſie=Anzüge zur Geltung kamen. Die Galanterie
der Herren zeigte ſich beſonders an der reizenden Niſche der Berg'ſchen
Blumenhandlung und an der Tombola. Es war keine leichte Arbeit
die ſchönſten Masken unter ſo vielen Geſchmackvollen herauszufinden und
doch dürften die Picarde: das Spiel=, das Glühlicht in erſter
Linie zu nennen ſein, Ueber das Gelingen des ſchönen Feſtes herrſcht
heute nur eine Stimme.

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 19. Februar.
Die Kaiſerstochter:
E. Auf Grund der dritten Aufführung, die ein gut beſeztes Haus
und ein dantbares Publikum vorfand, gehen wir noch einaal ausführ=
lich
auf den muſikaliſch=dramatiſchen Gehalt der Oper ein. Sehr weich
und leicht fließt das Vorſpiel dahin, in ſeinem wunderbar ſchönen
Geigenuniſono die Stimmung eines ſeligen Friedens ausdrückend. Eine
liebliche abwechſelungsreiche Melodik zeigt der erſte Zwiegeſang, das
Liebesgeſpräch zwiſchen Emma und Eginhard, in das Frohlocken der
Liebenden miſchen ſich die jubelnden Klänge des Orcheſters. Wie innig
und warm klingt Eginhards Abſchiedsgruß Und geht es nun zum
Trennen, o denk in Frieden mein .. derſelbe findet ſein muſikaliſches
Seitenſtück in Emmas Erwiderung. Doch wenn nach hartem Winter
auch uns ein Frühling naht, ein Herold und Verkünder, der Gottes
treu'ſte Kinder beglückt mit Himmelsgnad, dann juble laut aus treuer
Bruſt zum Sonnenlicht die Liebesluſt. Das Orcheſter malt an dieſer
Stelle das Nahen des lichten, Freude und Segen ſpendenden Frühlings.
Die auf die Trennung der Liebenden folgende zweite Scene gehört der
Sachſin Adalrun, welche in energiſchen, eigenartigen Figuren ihr Leid,

[ ][  ]

M
424
ihre Liebe und ihren Haß ſchildert. Von dem im klagend=wehmutsvollen
Tone gehaltenen Satz: Balſam'ſche Heilkraft meiner Wunden glaub ich
allein in ihm gefunden .. ." macht ſie einen jähen Uebergang zu heftigen,
leidenſchaftlichen Zornesäußerungen, deren muſikaliſche Illuſtration der
Satz birgt: Denn wo die Rache grimmig ſchreitet:: Der Schlußſatz:
Du haſt dies Herz verſchmäht: mit ſeinen flimmernden, unruhigen Figuren
erinnert an den alten Arienſtil. An die Darſtellerin ſtellt dieſe Scene
muſikaliſch wie dramatiſch die höchſten Anforderungen. Frl. Finkel=
ſtein
beherrſchte ihre ſchwierige Partie mit wohltuender Sicherheit: der
ihr zu Teil gewordene Lorbeerkranz war ein durchaus angemeſſener
Ausdruck des Dankes für ihre gediegene Leiſtung. Die 3. Scene des
1. Aktes ſpielt zwiſchen Adalrun und Eginhard. Wie ein wilder, in
ſeinem Sturz allerlei Geſtein mit ſich führender Bergſtrom ergießt ſich
das Liebesgeſtändnis der Adalrun an Eginhard; ſie wird zurückgeſtoßen.
Nach den Worten Eginhards, mit welchen er ſie abweiſt, tritt eine kurze,
bedeutungsſchwere Pauſe ein, welche die Vorbereitung auf den neuen
muſikaliſchen Gedankengang iſt, der mit den Worten Adalrun's anhebt:
Nun denn! Dein Wille ſoll geſchehn,
Nie ſollſt Du ſo mich wieder ſehnl.. . "
Eginhard ſchließt dieſe Scene mit einer gefühlvollen Reflexion ab,
die beſonders melodiös iſt in dem Satz; Laß mich noch einmal bei Dir
ſein und dieſe Zweifel löſen. Die Edlen des Kaiſers treten auf, an
ihrer Spitze der Oberkämmerer Meginfried und der Ritter Gerold; ein
charakteriſtiſches Chorſtück bereitet auf das Nahen des Kaiſers vor,
welcher in der Oper ganz im Sinne der legendariſchen Auffaſſung als
mächtiger Schirmherr der Chriſtenheit und gefürchteter Glaubensſtreiter
erſcheint. Karl kommt, um aus den Händen ſeiner Tochter Emma die
Kreuzesfahne zu empfangen, welche die Frauen ſeines Hauſes angefertigt
haben. Doch bevor es zu neuem Kampfe gegen die Sachſen geht, will
ſich der Herrſcher im Kreiſe der Seinen noch an einem frohen Liede von
den Lippen Eginhards erfreuen. Mit Beziehung auf die Spottworte
Adalrun's Vom Girrn der Tauben möcht er ſingen wohl beſſer als
vom Klang der Klingen' hebt Eginhard an, ein friſches Lied von kühnem
Thatendrang zu ſingen; die Schlußſtrophe desſelben lautet: Des Feindes
Streich trifft nicht ſogleich, wir lernten's ſein zu wehren; Drum nicht
verzag, es kommt der Tag, der uns zurück ſieht kehren. Dann darf
der Sieger niederknien, die Holde wird nicht ſäumen - die Sonne ſiegt,
die Nebel fliehn, zum Sein wird liebſtes Träumen In ſeliger
Entzückung ſingt Emma auf ihrem Thronſitz die letzten Worte mit,
während der Sänger in tiefer Bewegung zu ihren Füßen kuiet. Das
iſt zu viel für das Auge Adalruns, in aufbrauſender Wildheit ſtürzt ſie
ſich zwiſchen die beiden, wird jedoch ſtrenge vom Kaiſer zurückgewieſen,
welcher als Zeichen ſeiner Gunſt und ſeines Vertrauens Eginhard die
Kreuzesfahne übergiebt. Ein prachtvoll gebautes Finale, eingeleitet
durch die vom Kaiſer a capella geſungene Strophe; Kreuz des Glaubens,
deinen Gegen ſtrahl auf deine Streiter ausu beſchließt den erſten Akt.
Im Hof der Kaiſerpfalz ſpielen die Vorgänge des 2. Aktes. Adalrun
hat alle Anſtalten getroffen, um das Stelldichein der Liebenden zu
ſtören. Langſam ſchreiten Eginhard und Emma die Treppe aus dem
Frauengemach in die Vorhalle. Aus ihrem durch ſchönen Melodienfluß
ſich auszeichnenden Geſange tönt uns eine Welt echter, ſeliger Liebe ent=
gegen
, welche ihren muſikaliſchen Höhepunkt in den Strophen erreicht:
(Eginhard) So laß noch einmal Dir bekennen,
Daß einzig Dir mein Herz gehört.

(Emma): So oft Dich meine Lippen nennen,
Mein Herz Dir ew'ge Treue ſchwört."

Auf Beſehl Adalruns ertönt das Wächterhorn, das den Kaiſer her=
beiruft
. Mit Entſetzen ſchaut Karl das Unerhörte, Ungeglaubte, und
wankt gebrochen ins Haus zurück. Im hellen Hauf ziehen die fränkiſchen
Ritter zur Königsburg hinan; ein Bild des kampf= und wunderfrohen
altdeutſchen Rittertums entfaltet ſich vor unſeren Augen, die frohen,
feſtlichen Chorgeſänge ziehen unſere Teilnahme auf Augenblicke von dem
Geſchick der Liebenden ab. Da erſcheint der Kaiſer, bereit mit ſeinen
Rittern dem Gottesdienſte beizuwohnen:
Doch eh wir treten an des Altar's Stufen,
Müßt ihr noch einmal mich als Richter ſchaun.
Er enthüllt den Edlen ſeines Landes das Vergehen. deſſen Eginhard und
ſein Kind ſich ſchuldig gemacht und verlangt von ihnen den Urteilsſpruch.
Dieſe ſchwere Pflicht weiſen die Ritter von ſich in der Chorſtrophe:
Nicht uns laß richten und vollſtrecken, hier kann allein der Kaiſer, der
Vater Richler ſein.! Dieſe kurze Strophe iſt äußerſt charakteriſtiſch aus=
gearbeitet
und zeigt, mit welcher Sorgfalt der Komponiſt das Detail
vehandelt hat. Eginhard bietet ſich von ſelbſt dem Richterſpruche dar:
Das Haupt, ich beug' es Deinem Streiche,
Erheiſcht Dein Wille das Geſchehn,
Nur für das Kind, das engelgleiche,
Laß mich um volle Gnade flehn.
Dieſe letzten Zeilen prägen ſich unverlierbar dem Gehör ein. Der
Chor nimmt die Bitte Eginhards auf, und der Kaiſer läßt ſich bewegen,
die beiden zur Verbannung zu begnadigen. Das jetzt ſich entwickelnde
Finale, in welcher die verſchiedenen Gemütsſtimmungen der Perſonen in
einem grandioſen Hauptthema ſich zuſammenfinden, iſt von tief ergreifen=
der
Wirkung. Der dritte Akt wird eingeleitet durch das Orcheſterſtück
Irrfahrt und Waldesfriede, welches eine muſikaliſche Illuſtration

38
der Vorgänge enthält, welche ſceniſch nicht verkörpert werden. Von
der Irrfahrt Eginhards und Emmas erfahren wir lediglich durch das
Orcheſter; als der Vorhang ſich hebt, fällt das Auge bereits auf das
Endergebnis dieſer, auf den Waldesfrieden. Ein Zwiegeſang belehrt
uns darüber, daß Eginhard und Emma fern von des Hoſes Glanz,
der Krone Schimmer= den Frieden und das wahre Gluck gefunden
haben. Auf Augenblicke ſcheint dasſelbe durch den Dämon Adalrun
getrübt zu werden; doch es iſt nur ein flüchtiger Schatten, der auf das
Lichtbild fällt, es aber nicht mehr auf die Dauer zu umnachten vermag.
Adalrun iſt im Gefolge des Kaiſers, den eine Jagd in die Wildnis des
Odenwaldes geführt hat, mit einigen Begleitern iſt ſie vom Troß abge=
kommen
und zufällig zu der friedlichen Hütte der Waldbewohner ge=
langt
. Der Anblick Emma's, die ihr freundlich einen Labetrunk bietet,
regt die Stimme des Gewiſſens in dem böſen Weibe an. Im Orcheſter
beginnt ein geheimnisvolles Flüſtern und Rauſchen, das nächtliche Leben
des Waldes verſinnbildlichend und zugleich die paſſende Begleitung zu
den düſteren Betrachtungen der Adalrun. Noch einmal macht ſie den
Verſuch. an dem Glück des Paares zur Mörderin zu werden, aber das
Dazwiſchentreten des Kaiſers legt ihr böſes Wollen für immer in
Feſſeln. Das Wiederfinden und die Verſöhnung hat der Komponiſt mit
herzanſprechenden Tönen zu ſchildern vermocht. Das Schlußfinale, in
welchem die freudigweihevolle Stimmung einen mächtigen Ausdruck
findet, ſteht auf gleicher Höhe wie die beiden vorhergehenden. Die Mit=
wirkenden
waren alle ſehr gut bei Stimme und zeigten mit ihren
Leiſtungen, daß ſie ſich den Geiſt des Werkes bereits ganz zu eigen gemacht
haben.
Sonntag, 22. Februar.
Die Hugenotten; Gaſtſpiel des Herrn Heinrich Bötel.
Co hätte denn auch das hieſige Publikum die Bekanntſchaft des am
Tenoriſtenhimmel vor einigen Jahren aufgegangenen Geſtirns gemacht,
des zweiten Wachtel, des glücklichen hohen C=Beſitzers. Heinrich Bötel
führte ſich auf unſerer Bühne in der Rolle des Raoul' ein, was wir
gerade nicht als einen glücklichen Griff bezeichnen können. Wir wußten
freilich im Voraus, daß dies glänzende Talent des jungen Tenoriſten
vor der Hand nur auf rein lyriſchem Felde Lorbeeren ernten kann, ſo=
mit
konnte der heutige Abend uns keine Enttäuſchung bringen. Aber
wir fürchten, daß gar viele Theaterbeſucher in Folge des aufgehobenen
Abonnements und der Preiserhöhung Phänomenales erwartet haben und
ſich in ihren Hoffnungen betrogen ſahen. Nur wenn man im Auge
behält, daß Herr Böte, bis vor wenigen Jahren keine Noten kannte,
alſo Naturaliſt in des Wortes verwegenſter Bedeutung war, daß er im
beſchleunigſten Zeitmaß ſingen lernen, Rollen memorieren mußte, wobei
ſein Gedächtnis ſich oft ſpröde zeigte, - der wird keinen Künſtler er=
warten
, ſondern nur blendendes Stimmenmaterial, das noch ſehr des
Schliffs bedarf. Als Troubadour und, Voſtillon, allenfalls auch als
Lionel feiert Heinrich Bötel an allen Orten große Triumphe und
wird zuverſichtlich auch bei uns mit dieſen Rollen einſchlagen, aber mit
dem Maßſtab, den wir gewohnt ſind an einem Vertreter des Raoul zu
legen, können wir die heutige Leiſtung des Herrn Bötel kaum meſſen;
dieſe Partie verlangt in ihrer geſanglichen Repräſentation Feinheiten in
den Nuancen, für welche die Fähigkeiten des jungen Bötel im Augenblick
noch nicht ausreichen. In der ſchauſpieleriſchen Darſtellung vertritt er
die Figur des feurigen proteſtantiſchen Edelmanns nicht falſch, aber noch
zu flüchtig und oberflächlich; dem Spiel geht noch die nötige Leichtigkeit
und Sicherheit ab. Der Raoul gehört entſchieden zu den Tenorpartien,
bei welchen die Autoren auf nachſchaffende Künſtler gerechnet haben. Wo
aber gegenwärtig noch die ganze Kraft in der prachtvollen Höhe und
Friſche der Stimme beſteht, da muß man ziemlich lange warten bis die
Glanzpunkte ſich einſtellen. Bei der heutigen Hugenottenaufführung
trat der große Moment, dem man 3 Akte hindurch mit Spannung
entgegengeſehen, nach 9 Uhr in dem großen Duo mit Valentine ein.
Offen geſtanden war aber auch hier weniger Herr Bötel als Frl. Roth,
welche im Finale des 4. Artes ihrer wahrhaft großartigen Leiſtung die
Krone aufſetzte, der Held des Abends. - Alles, was Herr Bötel in den
voraufgehenden Akten zu ſingen hatte, geſchah mit Leichtigkeit und
Natürlichkeit, beſonders war es die ,Romanze, (1. Akt) welche beifällig
aufgenommen wurde. - Für Herrn Bögel hatte Herr Feßler die
Rolle des Grafen Nevers übernommen; er vertrat ſie mit feinfühliger
Nobleſſe. - Wie man uns von anderer Seite mitteilt litt Herr Bötel
an den Folgen einer Indispoſition, die er ſich durch den raſchen Wechſel
der Temperatur zugezogen hatte. Bis zu ſeinem zweiten Auftreten
dürfte dieſelbe gehoben und er wieder im Vollbeſitz ſeiner Stimm=
mittel
ſein.

Tageskalender.
Mittwoch, 25. Februar: Vortrag im Proteſtanten=Verein (Darmſt. Hof).
Donnerstag, 26. Februar: Generalverſammlung der Darmſtädter Volks=
bank
(Turnhalle).
Camstag. 28. Februar: Concert des Darmſtädter Zitherclubs (Saalbau).
Monats=Verſammlung des deutſchen und öſterreichiſchen Alpen=
vereins
, Sektion Starkenburg (Hotel Köhler).
Freitag. 6. März: Generalverſammlung des Bürgervereins (Vereinshaus).
Samstag. 7. März: Maskenball des Darmſtädter Männer=Geſang=
Vereins (Schützenhof).
Montag. 9. März: Concert zum Beſten der barmherzigen Schweſtern
Saalbau).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.