Darmstädter Tagblatt 1885


06. Februar 1885

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierleljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn Auswärts werden von
allen Poſlämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtaufſchlag.

rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommm ndermſicht
von der Expedition, Rhanſtr. R. V.
m Beſſungen von Friedr. Bllßer,
Holzſtraße Nr. 36. ſowie autwärz
von allen Annoncen=Expeditionen

Amtliches Orgau
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.

Freitag den 6. Februar.
26.

1885.

Darmſtadt, am 2. Februar 1885.
Beireffend: Die Einſendung der für die Großherzogliche Landes=Waiſenanſtalt zu erhebenden Colleten und Büchſengelder.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Beſtehender Vorſchrift gemäß ſollen die in Ihren Gemeinden aufgeſtellten Sammelhüchſen am 31. Januar jeden
Jahres von Ihnen und dem den Miwerſchluß führenden Gemeinderat hsmitglied geöffnet und deren Inhalt, nebſt dem vor=
ſchriftsmäßig
ausgefertigten und unterſchriebenen Sortenzettel bis ſpäteſtens zum 31. März jeden Jahres von Ihnen gele=
gentlich
perſönlich oder durch andere, Koſten nicht verurſachende, Gelegenheit auf unſerem Büreau ühergeben werden.
Sollte nichts eingegangen ſein, ſo iſt eine von Ihnen und dem betreffenden Gemeinderathsmitglied zu unterſchreibende Be=
ſcheinigung
hierüber vorzulegen.
Wir empfehlen Ihnen, dieſer vorerwähnten Vorſchrift pünktlich nachzukommen.
1051
v. Marquard.
Darmſtadt, am 26. Januar 1885.
Betreffend: Lehrkurſus für Obſtbaumwärter bei Baumſchulbeſitzer Th. Jäger in Bensheim.
Der Director des landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Darmſtadt
an die Herren Bürgermeiſter des Kreiſes Darmſtadt.
Unter Bezugnahme auf die in Nr. 15 des Tagblatts enthaltene Bekanntmachung des Herrn Directors des landw. Be=
zirksvereins
Bensheim vom 8. l. Mts. erſuche ich Sie dringend, ſich angelegentlich dafür bemühen zu wollen, daß junge
Leute, welche Luſt und Liebe zur Obſtbaumzucht haben - die jedoch in der Regel nicht unter 17 Jahre alt ſein ſollen
ſich als Theilnehmer an dem am 2. März d. J3. in der Jüger'ſchen Anlage zu Bensheim beginnenden Unterrichtscurſus
melden und ſich zu dieſem Behufe, namentlich wenn eine Beihülfe zur Beſtreitung der Koſten aus Mitteln des landw. Be=
zirks
vereins Darmſtadt erbeten wird, mir perſönlich vorſtellen. Solchen Bewerbern bitte ich ein Zeugniß über ihr ſittliches
Verhalten mitzugeben und ſich in demſelben auch darüber ausſprechen zu wollen, ob der Betreffende zum künftigen Obſt=
baumwärter
ſich nicht nur eignen, ſondern auch Gelegenheit finden dürſte, die in Bensheim zu erwerbenden Kenntniſſe in
ſeiner Heimathgemeinde und Umgegend zu verwerthen.
Es wäre namentlich erwünſcht, wenn aus ſolchen Gemeinden Bewerber aufträten, in denen ein gründlich ausgebildeter
Obſtbaumwärter bis jetzt nicht anſäſig iſt.
(866
Gros.
B e k a n n t m a ch u n g.
Landwirthſchaftliche Vorträge betreffend.
Sonntag den 8. Februar d. 33., Nachmitags 3 Uhr, wird zu Nieder=Ramſtadt im Saale des Gaſthauſes
zum Löwen eine landwirthſchaftliche Beſprechung über Obſtbaumzucht und Obſtbaumpflege ſtattfinden, welche Herr Hof=
gärtner
R. Noack von Beſſungen durch einen Vortrag einleiten wird.
Alle, welche ſich für den Gegenſtand intereſſireu, ſind freundlichſt zur Theilnahme eingeladen.
Die Herren Bürgermeiſter von Nieder=Ramſtadt und den Nachbarorten erſucht der Unterzeichnete ergebenſt, Vorſtehendes
in ihren Gemeinden ortsüblich bekannt machen und ſich für einen zahlreichen Beſuch der Verſammlung bemühen zu wollen.
Darmſtadt, am 31. Januar 1885.
Der Director des landw. Bezirksvereins Darmſtadt.
0976
Gros.

Ueberſicht
der Durchſchnittspreiſe von folgenden Früchten
vom 16. Januar bis 31. Januar 1885.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 18. -. Korn per Sack
100 Kilo M. 16.25. - Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 1875. - Hafer per Sack 100 Kilo M. 15.-.
Darmſtadt, den 2. Februar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt.

Reberſicht
der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden
vom 16. Januar bis 31. Januar 1885.
Butter per ½ Kilo M. -.90, desgl. in Partien 50 Kilo.
Eier per Stück 7½ Pfg., desgl. per 25 Stück
M. - 75.-
M. 1. 88. Kartoffeln per 100 Kilo M. 4.35, desgl. per
25 Kilo M. 1.40. Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.50.
Heu per 50 Kilo M. 288.
Darmſtadt, den 2. Februar 1885.
11084
Großherzogliches Polizeiamt.

[ ][  ][ ]

280

Bekanntmachung.
Das in den hieſigen Kaſernen in der
Zeit vom 1. April 1885 bis Ende März
1886 zur Ausſchüttung kommende alte
Bettſtroh ſoll in, dem auf. "=
Dienstag den 10. Februar 1885,
Vormittags 11 Uhr,
im Geſchäftszimmer der unterzeichneten
Verwaltung anſtehenden Termin an den
Meiſtbietenden verkauft werden.
Darmſtadt, den 26. Januar 1885.
Großherzogliche Garniſon=
1802
Verwaltung.
Bekanntmachung.
Die Holzverſteigerung vom 3. und
4. Februar d. J3. iſt genehmigt.
Erſter Zahl= und Fahrtag: Freitag
den 13. Februar d. J.
Darmſtadt, den 4. Februar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
Eckſtorm. (1085
Holzverſteigerung.
Mittwoch den 11. Februar d. Js,
von Vormittags 9 Uhr an,
werden im Gemeindehauſe zu Arheilgen
aus Diſtrict Faulbruch 15 und 21, Bir=
ken
11 und 13 verſteigert: Scheiter:
44 Rm. Buchen I. Cl., 66 Rm. Buchen
II. Cl., 58 Rm. Eichen I. Cl., 556 Rm.
Eichen II. Cl., 12 Rm. Nadelholz;
Knüppel: 47 Rm. Buchen, 173 Rm.
Eichen, 8 Rm. Nadelholz; Reiſig: 850
Wellen Buchen, 2290 Wellen Eichen,
950 Wellen Nadelholz; Stöcke: 65 Rm.
Buchen, 150 Rm. Eichen, 3 Rm. Nadel=
holz
.
Bemerkt wird, daß die Eichen=Scheiter
theilweiſe ſich für Glaſer, Küfer ꝛc.,
eignen.
Wegen vorheriger Einſichtnahme wol=
len
ſich Kaufliebhaber an Großh. Forſt=
wart
Vöglin 1. zu Bayerseich wenden.
Darmſtadt, den 4. Februar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
Eckſtorm.
(1086
Stammholz=Verſteigerung.
Mittwoch den 9. Februar d. 3s.,
Vormittags 10 Uhr
anfangend, werden in hieſigem Gemeinde=
wald
, Diſtrict Malchertanne,
205 Kiefern=Stämme
von 20 bis 56 Etm. Durchmeſſer und 8
bis 14 Meter Länge,
an Ort und Stelle öffentlich meiſtbietend
verſteigert. Die Zuſammenkunft iſt am
Bahnwärterhaus am Malcherweg.
Pfungſtadt, den 3. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Pfungſtadt.
Schiemer.
1061

Tamuschuhe.
werden billig ausverkauft.
[1010
L. Rellmann, Schulſtr. 6.

A6 26
Das Schulgeld pro L.- Quartal 1885
für die Vorſchule des Gymnaſiums wird nächſten Samstag den 7. und
Mittwoch den 1. d. Mts., Nachmittags von 2 bis 4 Uhr, in dem Muſikſaal
des Gymnaſiums, Zimmer Nr. VII ebener Erde im Nordbau, erhoben.
Darmſtadt, den 5. Februar 1885.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.
(1087
G
Die bei Erbauung der Gendarmerie=Kaſerne
zu Darmſtadt

vorkommenden Arbeiten für den inneren Ausbau, als:
1) Schreinerarbeit im Betrage von
2314 Mk. 15 Pfg.,
2) Lieferung von Rolläden im Betrage von
520

3) Schloſſerarbeiten
1043 30



4) Glaſerarbeiten

1436 80
2413 54
5) Weißbinderarbeiten
3) Tapezierarbeiten 137 50
Pflaſterarbeiten
1077
7)





ſollen auf dem Submiſſionswege vergeben werden.
Pläne, Voranſchläge und Bedingungen können von Montag den 9. Februar
ab bei uns eingeſehen werden, und ſind die Offerten bis ſpäteſtens
Freitag den 13. Februar, Vormittags 9 Uhr,

Ge
daſelbſt einzureichen.
Für die Schreiner=, Schloſſer=, Glaſer= und Weißbinderarbeiten können Vor=
anſchläge
und Bedingungen gegen Erſatz der Copialgebühr in Empfang genommen
werden.


Darmſtadt, den 4. Februar 1885.

Großherzogliches Kreisbauamit Darmſtadt.
[1088
Wießell.

Freitag den 6. d. Mts., um 2 Uhr Nachmittags,

läßt die Firma

E00l Lann & vI8., Rheinſtraße.d,i.
wegen Wegzug gegen Baarzahlung folgende Waaren verſteigern:
30 Otzd. Damenhemden von gutem Stuhltuch,
und fein geſtick,
25
35 Damenhoſen mik Beſatz,
von feinem Madapolam mit ſchweizer Stickerei,
30


feinſtem
ächter ſchweizer Stickerei,
15


18 Damen=Bettjacken aus Shirting und mit Beſatz,

von feinem Satin mit eleganter Stickerei,
22
10 weiße Damen=Unterröcke mit Beſatz,
mit breiten Bolants u. feiner ſchweizer Stickerei,
12
10
farbige Küchenſchürzen, prima Qualität,



12 weiße Damenſchürzen mit ſchweizer Stickerei,

10 leinene Kaffeedecken,
15 elegante Filz=Unterröcke,


8 Steppröcke,
20
Kinderhemden aus Stuhltuch, für Knaben und Mädchen im Alter v. 1-3 J.,
25

3-5.
40
5- 12,
10 weiße Herren=Nächthemden aus prima Stuhltuch,
30 Mädchenhoſen von feinem Madapolam und ſchweizer Stickerei.

Es wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß ſämmtliche zur Ver=
ſteigerung
gelangenden Waaren nur beſter Qualitüt ſind und es den ſich dafür
Intereſſirenden geſtattet iſt, die Waaren am Freitag von 11 Uhr Vormittags an
im Verſteigerungslokale Rheinſtraße 8 zu beſichtigen.
S. Adler
hr.

[ ][  ][ ]

281

p= Die Frzeugnisse der
Grossh. Hless., Rgl. Preuss. u. Kais. Oestorr.
Hof-Chocolade-Fabrikanten:
Gebrüder Stollerck in Cöln,
Filialen in Frankkurt a. M. Breslauu. Wien,
verdanken ihren Woltruf der gevissenhatten Vervendung von nur
besten Rohmaterialien und deren gorgfältigster Bearbeitung. Die
Orig.- N. u. ¼. Pfund-Packungen sind mit Preisen u. Garantie-Marke
Gein Cacao und Lucker) versehen.
vie Pabrik ist brevetirte Eisferantin:
II. Mthl. dos Raisers Mülholm, der kaiserin Augusta, 8r. k. u. k.
Hoheit des Kronprinzen, Sr. Raiserl. u. Königl. apostol. Majestät franz
loseph, sowie der Höfo von England, Italien, der Türkei, Bayern,
Sachsen, Holland, Belgien, Baden, Sachsen-Meimar, Mecklenburg,
Anhalt, Rumänien, Lippe-Detmold, Schwarzburg und Schaumburg=Lippe.
W Axaldene, silberne und hroncene Hedaillen.-

StolIverck’sche Chocoladen und Cacao's
sind in allen Städten Deutschlands zu haben, sowie an den Haupt-
Bahnhof=Buffets, durch Dépét-Schilder kenntlich.
In Darmstadt bei L. Gerschlauer, Lobstein & Scholl, Cg. Liebig
Sohn, F. Pröscher, Prita Reichert, Jacob Röhrich, Hoſlieferant, Carl
Watninger, Carl Reinemer und bei Ph. Weber; in Babenhausen bei
Fr. Fuhr und bei H. Loeb zr.; in Boorfelden bei W. F. Schott; in
Sensheim bei Rob. Heckmann, E. Müller, A. J. Schuster und bei J.
L. Weigold;, in Biblis bei Jac. Franck, in Dieburg bei H. Ostheimer
und bei Carl Reh; in Erbach bei F. W. Gebhard I. und bei Ferd.
Sachs; in Gernsheim bei J. Porch und bei M. A. Schnauber; in Gross-
Bieberau bei G. J. Buths I.; in Gross-Gerau bei Th. Kühn, Jac.
Schleicher und bei J. G. Wolfk Erben; in Gross-Umstadt bei C. Lin-
denborn
Apoth.; in Gross-Limmern bei Mart. Brücher; in Heppen-
heim
bei Jacob Hamel; in Hirschhorn bei F. R. Derscheid; in lugon-
heim
bei A. Loos jr.; in Lampertheim bei Apoth. Veldhofen; in
Langen bei Beck & Steingoetter; in Lengfeld i. 0. bei P. Lehmann
Sohn; in Lorsch bei G. Goecking Wwe.; in Mlichelstadt bei J. C.
Künzel; in Neustadt fi. 0. bei C. H. Weichel; in Ober-Ramstadt bei
B. Breitwieser und bei Chr. Stromberger; in Pfungstadt bei Chr.
(6090
Loy II.; in Reinheim bei Joh. Schmidt.

Em uur Eintreffen der Aeuhriten
drs Lager zu räumen, verkaufe ich Freitag den 6., Samstag den 7. und
Montag den 9. Februar:
Finige Hundert Reste Spiton und Büschen aller Art.
lielche ſich ganz beſonders zu Ball= und Masken=Coſtümen eignen, zu außerordentlich
hilligen Preisen. - Außerdem gebe ich an genannten Tagen
sämmiliche fertig confectionirte Spitzensachen
g1 Fabrikpreiſen, Muſter vom vorigen Jahr unter dem Einkaufspreis ab. (1065
Harie Dauth, Lousenstr. 32.
Das Kohlengeſchäft W. Hoſtmamm,


(10853
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18.

leinpfiehlt RuhrEohlon vorzüglicher Qualität, ſehr ftückreich, wenig
rußend und von großer Heizkraft von der Loche vor. Hamburg, ſowie
Nuss., Stück- und echte Anthracit=Mohlen.

Aechte italieniſche
½
1AACCaTOhl,
Feinste Eiernüdeln,

Tafel-Reis,
Suppen=Reis,
Grüne Kern,
Verl-Gerste,
Aechter ind. Tapiocca-Sago,
Deutscher Perl=Sago,
Feinster Gries,
Präparirte Hatergrütge,
Knorrs Suppenartikel,
Erbsen, Linsen, Bohnen,
Hochfeinen Java-Kaffee,
Hochteinen Honduras-Kaffee
empfiehlt
Friedr. Schaofer.
Ludwigsplatz 7.
(12208

Feinſten
Hedichal-Tohayer
von Ern. Stein,
Erdö-Rénye b. Tokay,
pr. Originalflaſche M. 2 u. M. 2. 50
ſempfiehlt
Carl Watuinger.
Louiſenplatz 4. (2501

keohten letten
burger Häso
in Stücken von ca. 1½ Pfund=
per
Pfund 40 Pfg.,
Desgl. Rahmkäse
in Stücken von circa Pfund,
per Pfund 54. Pfg. (877
Emanuel Fuld.
Nur 5 Harlz!
300 Obd. Teppiche in reizendſten
türkiſchen, ſchott. und buntfarb. Muſtern,
2 Meter lang, 1½ Meter breit, müſſen
ſchleunigſt geräumt werden u. koſten pro
Stück nur noch 5 M. gegen Einſendung
oder Nachnahme. Bettvorlagemn dazu
1089
paſſend, Paar 3 Mark.
Adolk Sommerkeld, Dresden.
Wiederverkäufern ſehr empfohlen.

[ ][  ][ ]

282

B26.

Haupt=Niederlage: H. W. Prassel.

Gold.

Gllber.

Kupker.

Deutschen Seol

von

Ch. Adt. Eupferberg & die,
Mainz.

Zweig=Niederlage:
Aug. Marburg, Beſſungen. (554

Aufr

GUUUN

Im deutſchen Volke iſt aller Orten der Wunſch lebendig, dem Reichskanzler
Fürſten Wismarck zu ſeinem 70. Geburtstage eine Ehrengabe als Ausdruck des
Dankes der Nation zu überreichen. Männer aus allen Theilen des Reichs und von
den verſchiedenen politiſchen Richtungen haben ſich in Berlin vereinigt, um für dieſes
Beſtreben einen Mittelpunkt zu bilden und ein Zuſammenwirken der das gleiche
Ziel verfolgenden Comite's zu ermöglichen. Im Anſchluß an jenes Centralcomits
haben wir uns als Landescomits für unſer Großherzogthum Heſſen conſtituirt.
Wir erſuchen, wo dies noch nicht geſchehen iſt, mit Bildung von Provinzial=
und Localeomites, ſowie mit den Sammlungen ſofort vorzugehen und die Zeich=
nungen
und Beiträge bis zum 15. März l. J. an unſeren Rechner, Kaufmann
W. Diefenbach zu Darmſtadt, Rheinſtraße 21, einzuſenden.
Der Beſtimmung der Ehrengabe entſprechend werden auch die kleinſten Bei=
träge
willkommen ſein. Ueber die Ausführung werden wir öffentlich Rechenſchaft
legen. - Darmſtadt, 1. Februar 1885.

Das Landescomite:

Rechner.

In franzöſiſchen Macaroni
von vorzüglicher Qualität,
habe ein Pöſtchen ſehr preis=
werth
angekauft und verkaufe ich
dieſelbe ſo lange Vorrath
per Pfund 30 Pfg.

Mortz Lundan,
Mathildenplatz 1. 1109.

Stearim-
BaGU-AUlavu

prima qualität
in Packeten und offen offerirt
Priedr. Schaefer.
Lndwigsplatz 7. 12273

Von den Großh. Jagden er=
hielt
ich ſchönes

9

Ohly, Oberbürgermeiſter, Buchner, Geh. Juſtigrath. W. Diefenbach,
Schriftführer.
Vorſitzender.
Provinz Starkenburg:
Bernhardt, A., Direktor der Volksbank in Darmſtadt. Beſt, K., Maurer=
meiſter
in Darmſtadt. Böhm, Fabrikant und Landtagsabgeordneter in Offenbach.
Brinck, Bürgermeiſter in Offenbach. Goldmann, Dr., Geh. Rath und Präſident
des Ober=Conſiſtoriums in Darmſtadt. Guntrum, G., Fabrikant in Bensheim.
Hagemann, Ober=Poſtdirekter in Darmſtadt. Heidenreich, Dr., Gutsbeſitzer in
Affolterbach. Heß, Bürgermeiſter in Beerfelden. Karp, G., Uhrmacher u. Stadt=
verordneter
in Darmſtadt. Kredel, Bürgermeiſter und Landtagsabgeordneter in
Michelſtadt. Kugler, Direktor, Präſident der II. Stündekammer, in Offenbach.
Lahr, Kaufmann in Groß=Gerau. Lautz, Landtagsabgeordneter in Groß=Umſtadt.
Mühlberger, Fabrikant in Erbach. Olt, Bürgermeiſter in Höchſt i. O. Oſann,
Dr., Rechtsanwalt u. Landtagsabgeordneter in Darmſtadt. Pirazzi, E., Fabrikant
in Offenbach. Rockel, K., Spenglermeiſter in Darmſtadt. Schafer, Dr., Fabri=
kant
in Beſſungen. Schloßmacher, Handelsſekretär in Offenbach. Ulrich, J.,
Bierbrauereibeſitzer und Reichstagsabgeordneter in Pfungſtadt. Volk, Bürgermeiſter
in Reichelsheim. Weber, Dr., Rechtsanwalt in Offenbach. Wecker,.Geh. Com=
merzienrath
in Offenbach. Wolf, J., Kaufmann in Groß=Gerau.
Provinz Oberheſſen:
Bramm, Bürgermeiſter in Gießen. Buderus, H., Hüttenbeſitzer u. Reichs=
tagsabgeordneter
in Hirzenhain. Dittmar, Dr., Rechtsanw. in Gießen. Gareis, Dr.,
Profeſſor und Kanzler der Landesuniverſität in Gießen. Geyger, Dr., Kammer=
direktor
in Aſſenheim. Jöckel, Rechtsanwalt in Friedberg. Adalbert, Freiherr
von Nordeck zur Rabenau in Friedelhauſen. Stamm, Gymnaſiallehrer in
Gießen.
Provinz Rheinheſſen:
Allmann, Kaufmann in Bingen. Brand, Direktor in Mainz. Eiſenhut, Dr.,
Seminar=Director in Alzey. Görz, Rechtsanwalt in Mainz. Heyl, Geh. Com=
merzienrath
in Worms. Koch, Chemiker in Oppenheim. Kupferberg, Dr., prakt.
Arzt in Mainz. Küchler, Bürgermeiſter in Worms. Michel, St. C., Commer=
zienrath
, Präſident der Handelskammer in Mainz. Michel, Bürgermeiſter in Neu=
Bamberg. Reinhart, N., Fabrikant in Worms.
(1076

10

ſowie auch
200 Stüok Hasen,
welche ich zu den billigſten Preiſen
verkaufe.
Hrch. Grimm,
[1066
Schulſtraße 16.

Alle Arten Glacé. & Militär-
Handschuhe
werden ſchön u. billig gewaſchen, dieſelben
können auch in der Tabakshandlung des
Hrn. Franziskus, dem Gymnaſium gegen=
über
, abgegeben werden.
(759
H. Best We., Waldſtr. 23, Hinterb.

Ensling's Brauerei.
Samstag den 7. Februar.
Zum Beſten der durch die Erdbeben Beſchädiglen
in Spanien:
Musikalisch- deklamatorische
Abendunterhaltung.
ſowie
Aehelbilder.
Anfang 8 Uhr.
Eintritt 50 Pfg.
109)
WB. Der Eingang iſt durch das obere Thor.

1.

8a5

[ ][  ][ ]

ler
des
uite

Hemmerich's
Boullon

(2907
empfiehlt in vorzüglicher Qualität
L. Holsheimer, Eisabethenstr.

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urch uns ſowie durch alle hieſigen Buch=
Ahandlungen zu beziehen:
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kür Techniker und Laien.
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Derſelbe enthält: Kalender pro 1885
heit Raum zu Notizen, amtliche Bezeich=
hung
der Maaße und Gewichte, Maaß=
¾ ſabellen, Entfernungen, Berghöhen, Größe
55 von Bauwerken, Gewichtstabellen, Atom=
ewichte, Münztabellen, Thermometerſcalen,
Kusdehnung durch Wärme, Schmelz= und
5 Siedepunkte, Brennſtoffe, verſchiedene Ge=
A ſchwindigkeiten, Mathematiſche und phyſi=
kaliſche
Notizen, Logarithmentafeln, Sinus=
4und Coſinustafeln, Quadrat= und Wurzel=
lafeln
, Zinſes=Zins= und Rentenrechnung,
Notizenblätter.
[12751
. C. Wittick'sche Hofbuchdruckerei.

10

1 ⁄₈
Kieler
Iwrotten
hhriſch eingetroffen.
.
Mortz Lundan,
Mathildenplatz 1. 109.

T.

NE6

283

Deulſchr

Errichtet
1869.

LOEScaIl.

Adiv=Vermögen:
7 Millionen Mk.

Verſicherungsbeſtand: 56½ Millionen Mk. Angeſammelte Reſerven:
6 Millionen Mk. Capital=Verſicherungen für den Todesfall
ſowie für eine beſtimmte Lebensdauer. Kinder=u. Aus=
ſteuer
=Verſicherungen. Leibrenten=u. Alters=Verſicherungen unter
coulanteſten Bedingungen. Koſtenfreie Auskunft ertheilen ſämmtl. Vertreter
der Geſellſchaft an allen größeren Plätzen, ſowie
Die Direction in Potsdam.

1
eroßyerzoglige Handerskammer
zu Darmſtadt.
Geffentliche Sitzung.
Freitag den 6. Februar 1885, Abends 6 Uhr.
Tagesordnung:
1) Neue Einläufe.
2) Antrag des Herrn Langenbach, betr. die Aenderung einiger Poſitionen
[1095
des Zolltarifs, insbeſondere die Erhöhung der Getreidezölle.
Der neueste
O
v9-Catalt
Lakfounaie

1885

nebst Insertions-Parif
1885

der Annoncen-Expedition von
REdOIk Moss0
ist soeben erschienen.
Derselbe enthält ausser sämmtlichen politischen Leitungen auch ein aus-
führliches
Verzeichniss der
Fachzeitschriften.
In einem besonderen Anhang geben zablreiche Blätter nüheren Aufschluss
über ihren Leserkreis, Verbreitung ete.
meistens unter: Beifugung einer
Photographisch verkleinerten Abbildung und einer Titel- resp. Annoncen=Seite.
Alle grösseren Inserenten erhalten den Catalog auf Wunsch
1096
gratis und franco.

Tollower Rüben
PlDieburgerſtraße 45.
(1093

p0
A4t


per Centner
rannenholz M. l.
Niederramſtädterſtraße 27.
[(1094

Gesmcht.
In der Nähe des Wilhelmsplatzes wird
für einen ruhigen Haushalt von zwei Per=
onen
eine Wohnung von drei Zim=
mern
mit Zubehör zu ebener Erde oder
im erſten Stock geſucht. Anerbietungen
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qui a pratiqué eet enseignement avec
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par mols 4 A., en réunion M. 2.80
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[1097

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L anſtändigen, beſſeren, iſrae=
litiſchen
Familie in der Nähe der
Rheinſtr. Koſt u. Logis. Reinlich=
keit
vor Allem nothwendig. Gefl.
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H. H. 235 an d. Exped. d. Bl. 11098

in älterer Mann ohne Familie, der
1 die Oekonomie verſteht, wird gegen
Koſt und Lohn geſucht. Näheres Sonn=
tag
Nachmittags Pallaswieſenſtraße 53.
Daſelbſt iſt guter Kuhmiſt zu ver=
kaufen
.
11099
77

[ ][  ][ ]

284

M.26

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iſt die ſeither von Bankdiener Strohmenge:
innegehabte Wohnung bis 1. Mar. d. J.
anderweit an eine ruhige Familie zu ver=
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mer
und Kabinet, mit Ausſicht auf die
Straße Küche, Boden, Keller ꝛc.

1037) Louiſenſtraße 22 Manſarde
ein möblirtes Stübchen. Preis 7 Mark.

M

1100) Eine perfekte Herrſchaftsköchin
mit beſten Zeugniſſen ſucht Stelle oder
Aushülfe; dieſelbe beſorgt auch etwas
Hausarbeit. Näheres Frau Landau,
Hochſtraße 10.

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794) Ein zuverläſſiges und kräftiges
zu allen Hausarbeiten williges Dienſt=
mädchen
wird zum alsbaldigen Eintritt
geſucht Mathildenplatz 13 (Juſtizpalaſt).

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Lehrmädchen geſ. Louiſenſtr. 42.1101

Tüchtige Arboiterinnen
ſucht die Cartonagefabrik von
H. Schneider,
Schützenſtraße 14. (1049

Tüchtige Rockarbeiter
ſucht

A. Schuchmann,
Grafenſtraße 20. (1102

8
Bekanntmachung. 3
Die Holzpreiſe im Magazin ſind feſtgeſetzt:
a) für Buchenſcheiter 1. Kl. zu Mk. 10.50,
1
d0.
II. Kl. 9.50,

C) Kiefernſcheiter I. Kl. 8.-
1) do. II. Kl. 7.
der Raummeter.
Das Scheitholz II. Klaſſe beſteht aus
aufgeſpaltenem Stamm=Knüppelholz von
völlig geſunden Buchen=Stangen.
Großh. Holzmagazins=Verwaltung.

Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen a Beutel 30 und 50 Pfg., und Malz=
extract
(Schutzmarke Huſte=Nicht=) von L. H.
Pietſch u. Co, in Breslau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkannt wirkſam bewährt! Zu haben bei
(13360
d. L. Eriegk.

Nrheilgerſtraße 66 ſind einige Tauſend
Heftweiden zu verkaufen bei
W. Weber. (110
Schiffsnachrichten, mitgeteilt von dem
Agenten Adolph. Rady. Eliſabethenſtraße 27.
Der Poſtdampfer Elber, Kapitän Hamelmann,
vom Nordd. Loyd, welcher am 21. Januar von
Bremen und am 22. Januar von Southampton
abgegangen war, iſt am 3. Februar wohl=
behalten
in New=York angekommen.

Für die durch das Erdbeben in Spanien
Verunglückten ſind weiler bei uns eingegangen:
Von Rentner Hiſſerich 3 M. Frau Eimer 1M.
H. H. 2 M. E. H. 1 M. R. W. 10 M. Frau
Dr. Reininger 10 M. Frau Aſſeſſor Klein=
ſchmidt
10 M. Zuſammen 37 M. Hierzu
rüherer Betrag 208 M. 80 Pf. Summa bis
heute 245 M. 80 Pf., wovon wir unterm
4. Februar 200 M. an den Königl. Spaniſchen
Vicekonſul, Herrn Preetorius in Mainz, als
1. Rate eingezahlt haben.
Weiteren Beiträgen ſieht entgegen
die Expedition.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 6. Februar.
9. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Das Käthchen von Heilbronn.
Großes hiſtoriſches Ritterſchauſpiel in 5 Akten
von Heinrich von Kleiſt.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Sonntag, 8. Februar.
10. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
(Rothe Karten gültig).
Zum erſten Male wiederholt:
Die Kaiserstoehter.
Oper in 3 Akten. Dichtung von Wilh. Jacoby.
Muſik von Willem de Haan.

[104
Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme und für
die Begleitung zur letzten Ruheſtätte unſerer lieben Mutter
und Großmutter
Magdalena Baumbach, geb. Fauſt,
ſagen wir unſeren innigſten Dank.
Beſſungen, den b. Februar 1885.
Die Hinterbliebenen.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 6. Februar.
Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer wohnte am 3. d. M. dem
Subſcriptionsballe im Berliner Opernhauſe in erfreulichem Wohlſein
und in heiterſter Stimmung an.
Die Spezialberatung des Etats der Reichspoſt= und Telegraphen=
Verwaltung, in welche der Reichstag am Dienstag eintrat, hat zunächſt
wieder einmal eine lange Erörterung über die viel ventilierte Frage der
Sonntagsruhe der Poſtbeamten gebracht. Wie erinnerlich, iſt vom Reichs=
tag
ſchon früher eine Reſolution angenommen worden, deren Tendenz
dahingieng, die Poſtbeamten vom Sonntagsdienſt ſo viel als möglich
zu befreien und die Reichspoſtverwaltung hat dieſer Tendenz auch inſo=
fern
entſprochen, als jetzt - wie Staatsſekretär Dr. Stephan im Laufe
der Debatte hervorhob - 82 Procent Beamte und 71 Procent Unter=
beamte
Sonntags freir haben. Wer von den poſtaliſchen Verhält=
niſſen
nur etwas verſteht, wird zugeben müſſen, daß die Erreichung
dieſes Reſultats bei dem ungeheuren Verkehr, den die Poſt tagtäglich
zu bewältigen hat, keine Kleimgkeit war und daß das Möglichſte hiermit
geleiſtet worden iſt. Auf Seiten der enragierten Gegner des poſtaliſchen
Sonntagsdienſtes will man aber immer weiter gehen, indem der Cen=
trumsabgeordnete
Dr. Lingens in der Dienstags=Sitzung eine Reſo=
lution
eingebracht hat, nach welcher Waarenproben, Druckſachen, Packete,
Geld= und Wertſendungen, ſofern ſie nicht durch Eilboten zu beſtellen
ſind, von der dienſtlichen Behandlung an Sonn= und Feiertagen ganz
ausgeſchloſſen ſein ſollen. Es liegt auf der Hand, welche Schädigung
dieſe Beſtimmung in erſter Linie für die Intereſſen des Handels= und
Gewerbeſtandes nach ſich ziehen müßte und Staatsſekretär Dr. Stephan
wies denn auch in treffendſter Weiſe darauf hin, wie die Ausführung
dieſer Reſolution ganz unmöglich ſein würde, da von der in ihr ent=

haltenen Beſchränkung jährlich ca. 50 Millionen Poſtſendungen betroffen
werden würden. Den Ausführungen des Staatsſekretärs Dr. Stephan
ſchloß ſich von freiſinniger Seite Abg. Baumbach an, wobei er zugleich
die ſympathiſche Stellung ſeiner Partei gegenüber der Entlaſtung der
Poſtbeamten bekundete, während konſervativerſeits Abg. Stocker der
poſtaliſchen Sabbathsfeier entſchieden das Wort redete. Dazwiſchen zog
ſich eine ziemlich animierte Controverſe hin, einmal zwiſchen dem Staats=
ſekretär
Dr. Stephan und dem Abg. Liebknecht über ein dem letzteren
aus der Schweiz zugegangenes eröffnetes Kreuzband, das andere Mal
zwiſchen den Abgeordneten Stöcker und Singer wegen der Sonntags=
arbeit
bei jüdiſchen Arbeitgebern. Die Abſtimmung über die Reſolution
Lingens wird in dritter Leſung erfolgen; ſchließlich wurden ſämtliche
Poſitionen der Ausgaben bis Tit. 30 nach den Kommiſſionsanträgen
bewilligt.
Die Poſtſparkaſſen=Kommiſſion nahm den erſten Paragraphen der
Vorlage mit dem Antrage Manteuffel an, wonach in Bezirken, wo die
beſtehenden Sparkaſſen die Mitwirkung der Poſtanſtalten in Anſpruch
nehmen, Poſtſparkaſſen nicht errichtet werden dürfen.
Oeſterreich=Ungarn. Die öſterreichiſchen Poſtſparkaſſen haben
pro 1884 einen Gewinn von 520 301 fl. erzielt und ſind in der Lage
auf weitere Staatszuſchüſſe zu verzichten. Die Spareinlagen in Oeſter=
reich
haben ſich, wie amtlich konſtatiert wird, ſeit Errichtung der Poſt=
ſparkaſſen
verdoppelt.
Der ſchwere Kampf, den das Deutſchtum ſeit Beginn der Aera
Taaffe' gegen das übermächtige Vordringen des Claventums zu führen
gezwungen iſt, hat unter den liberalen Deutſch=Oeſterreichern den Ge=
danken
entſtehen laſſen, einen National=Kongreß der Deutſchen Oeſter=
reichs
nach Wien einzuberufen. Im Hinblick auf die nicht mehr fernen Neu=
wahlen
zum Reichsrate iſt es allerdings notwendig, daß ſich die Deut=
ſchen
über ihre nationalen Forderungen klar werden und dieſen Zweck
würde ein National=Kongreß jedenfalls erfüllen. Heute ſchon iſt es hohe
Zeit, kräftig einzugreifen, um in die mitunter unklaren Verhältaiſſe auf
deutſchliberaler Seite Klärung zu bringen und für die ſehr vernach=
läſſigte
Detailarbeit zu den Wahlen Vorſorge zu treffen. Mit den Schlag=
worten
, man müſſe eine ſchärfere Tonart anſchlagen, das nationale
Moment kräftiger betonen iſt für das Deutſchtum in Oeſterreich kein
poſitives Programm gefunden, für welches es in den Wahlkampf ein=
treten
könnte. Die deutſchen Führer müſſen gehört werden, ſie mögen
beſtimmt ihre Anſchauungen kundthun und darlegen, was für die nächſte
Zukunft notwendig ſei. Nicht überall iſt man zu ſolcher nationalen
Wehrhaftigkeit gelangt, wie in Deutſchböhmen; die Bewohner der deut=
ſchen
Alpenprovinzen, ſelbſt die, welche zur liberalen Sache ſtehen,
ſchwanken und wiſſen nicht, ob es heufe mehr gerathen ſei, das nationale

[ ][  ][ ]

Na
oder das verfaſſungstreu=liberale Moment hervorzuheben. Die Klärung
auf einem allgemeinen deutſchen Kongreſſe in Wien thäte darum ſehr noth.
Frankreich. Am 4. d. wurde gegen einen deutſchen und einen
belgiſchen Anarchiſten die Ausweiſung aus Paris und Frankreich verfügt.
England. Lord Granville erklärte am 4. d. M. dem Präſidenten
der Handelskammer von Mancheſter, der Regierung ſei nichts bekannt
über die Beſitznahme der beiden Kongo=Ufer durch Portugal. Die Re=
gierung
habe Portugal empfohlen, mit Frankreich und der internationa=
len
Aſſociation ſchleunigſt ein Abkommen zu treffen. Uebrigens werde
die Regierung in Liſſabon Erkundigungen einziehen.
Eine in London am 5. d. M. eingetroffene Depeſche Wolſeley's
meldet: Mahdi nahm Khartum durch Verrat. Gordon wahrſcheinlich
gefangen.
Die Londoner Polizei erhielt Angaben, nach welchen Cunningham
an dem Dynamit=Attentat auf die unterirdiſche Eiſenbahn am 2. Jan.
beteiligt ſer. Der Führer des Zuges, an welchem das Attentat verübt
wurde, erkennt Cunningham als einen der drei der Mitſchuld verdäch=
tigen
Individuen. Cunningham wird auch dieſes Verbrechens angeklag=
werden
.
Am 4. d. abends wurde in Whitechapel ein Individuum verhaftet,
das bei den jüngſten Dynamit=Attentaten beteiligt ſein und auch zu dem
verhafteten Cunningham in Beziehung ſtehen ſoll. Man hat bei dem=
ſelben
einen dem Angeklagten Cunningham gehörigen Koffer gefunden.
Italien. Der belgiſche Geſandte beim Vatikan iſt am 4. d. in
Rom eingetroffen.
Die Dampfer Vespucci' und Gottardo' ſind am 3. morgens von
Suakim nach Maſſauah abgegangen, wo ſie am 4. Abends eintreffen
werden. Die Vermuthung liegt nahe, die Eile. mit welcher bei der
Occupation am rothen Meere vorgegangen wird, auf die Abſicht zurück=
zuführen
, die Beſitzergreifungen zu verwirklichen, noch bevor die Be=
ſchlüſſe
der afrikaniſchen Konferenz in Kraft treten können.
Rußland. Der Petersburger Zeitung zufolge erhielt der jüngſt
vom Reichsrate gefaßte Beſchluß, betreffend die Errichtung von Kontrole=
ſtellen
ſeitens der Regierung für die Rechnungsführung privater Eiſen=
bahnen
die allerhöchſte Genehmigung.
Egypten. Einem am 3. d. in Kairo eingetroffenen Telegramm
zufolge war ein Trupp Huſaren und eine Abteilung Cgypter nach Handub
ausgeſendet, um eine Rekognoscierung vorzunehmen. Die Truppe brannte
das feindliche Lager bei Handub nieder, wurde aber auf dem Rückwege
von einer ſtarken feindlichen Macht angegriffen. Acht Huſaren und
drei Cgypter werden vermißt. Ein Egypter iſt verwundet.

1

24
1

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11

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Aus Stadt und Land.

Darmſtadt, 6. Februar.
p*
Die Darmſt. 3tg. ſchreibt: Oeffentliche Blätter bringen die
gerüchtweiſe Mitteilung, daß Seine Königliche Hoheit der Großherzog
durch eine Vertrauensperſon beim Vatikan habe anfragen laſſen, unter
welchen beſtimmten Bedingungen der religiöſe Friede zwiſchen ſoiner
Regierung und dem Vatikan wieder hergeſtellt werden könne und zugleich
ſeine Geſichtspunkte dem päpſtlichen Staatsſekretariat zur Kenntnis ge=
bracht
habe. Wir ſind ermächtigt, die Mitteilungen als vollſtändig
aus der Luft gegriffen zu bezeichnen.
E. Herr Dr. Vix hielt am 4. Februar einen hochintereſſanten Vor=
trag
über: Die Störungen der Geiſtestätigkeit und deren
Verhütung. Als Einleitung ſchickte Redner voraus, daß die in
früheren Zeiten beſtehende Anſicht von einem Dualismus zwiſchen
Leib und Seele, die ja auch noch heute manches Gemüt beherrſcht, der
rationellen Behandlung der Geiſteskranken im Wege geſtanden hätte;
Ghielt man ja doch in der Regel die armen Irren von einem böſen Dämon
wbeſeſſen und ihre geiſtige Zerrüttung für eine Folge ſündhaften Lebens=
wandels
. Selbſt ein ſo großer Denker und Dichter wie Shakeſpeare
Konnte ſich der Anſchauungsweiſe ſeiner Zeit nicht ganz entziehen; wenn
eer den Wahnſinn in ſeinen Tragödien ſchildert, ſo läßt er ihn ſtets auf
Grund ſittlicher Konflikte entſtehen; als Belege führte Dr. Virz
Line Stelle aus König Lear und eine aus Hamlet an. Unter den
Völkern des Altertums waren es die Cgypler, welche in Behandlung
Her Irren eine ſchöne Humanität zeigten. Die erſten Irrenhäuſer ver=
Hanken wir den Mohamedanern. Erſt nachdem man gelernt hatte,
Die Störungen der Geiſtestätigkeit auf anatomiſche Veränderungen zu=
wückzuführen
, konnte eine vernünftige und menſchliche Behandlung der
Zrren ſtattfinden. Den bekannten Ausſpruch: Nur wer den Wahuſinn
Cennt, kennt den Menſchen' kann man auch umkehren und ſagen: Nur
wer den Menſchen kennt, kennt den Wahnſinn. Erſt gilt es, die Be=
Hingungen des normalen Menſchen zu ergründen, wofern man die ano=
rnalen
Bewußtſeinserſcheinungen begreifen will. Die Ernährungs=
ſtörungen
, welche auf die peripheren Nerven wie auf die Gehirnthätig=
keit
umbildend wirken, können verſchiedene Teile des Nervenſyſtems, das
m Gehirn ſeinen Verſtand hat, angreifen: Die Vorſtellungswelt, oder
die Sphäre der bewußten Empfindung oder der Bezirk der Willenstätig=
eit
kann erkranken. Die Arten der Geiſtesſtörung ſonderte Redner nach
hren urſächlichen Momenten in vier Gruppen: 1) Pſychiatriſche Er=
krankungen
des normal entwickelten Gehirns (Melancholie). 2) Geiſtige
Entartungen (Epilepſie, Hypochondrie). 3) Grob materielle Gehirner=
krankungen
(Delirium tremens). 4) Entwicklungshemmungen des Ge=
hirns
(Jdiotismus. Kretinismus.
Nach dieſem gegebenen Ueberblick verweilte der Vortragende etwas
länger auf der Erſcheinung der primären Verrücktheit, um dieſe in

26
285
ihren hervortretendſten Symptomen zu ſchildern. Den Kern dieſer
Krankheit bilden Wahnideen; ſie hat, in der Regel einen gleichmäßzigen
chroniſchen Verlauf und läßt den logiſchen Gedankenapparat beſtehen, iſt
ſogar mit einer gewiſſen intellektuellen Begabung vereinbar; dieſe wird
ſich freilich ſtets mit großer Einſeitigkeit kundgeben und den Gegenſtand,
auf welchen ſich ſeine Ideen werfen, mit vielem Affekt bearbeiten.
Kranke dieſer Gattung betrachten ſich ſehr bald als den Mittelpunkt des
menſchlichen Treibens und nehmen alles im Sinne ihrer barocken Per=
ſönlichkeit
auf. Gewöhnlich bleibt dieſe Krankheitserſcheinung auf einer
ungefährlichen Stufe ſtehen, ſie ſchreitet nicht bis zur gänzlichen Zer=
rüttung
fort, ja es findet bisweilen noch eine teilweiſe Anbequemung
an die wirklichen Verhältniſſe ſtatt. Auf die Form des religiöſen Wahn=
ſinns
ging der Vortragende etwas näher ein und illuſtrierte ſie durch
Beiſpiele aus der Geſchichte wie durch Erfahrungen, die er= gelegentlich
eines Beſuchs im Orient geſaumelt.-
Sodann kam Herr Dr. Vix auf
die Verhütung der Geiſtesſtörungen zu ſprechen; er zeigte, wie die ärzt=
liche
Behandlung ſchon in früheſter Zeit für ſolche Individuen in An=
ſpruch
genommen werden müſſe, für welche die Gefahr einer einſtigen
Geiſtesſtörung nahe läge; er betonte ferner die Gefahren, welche die
Eheſchließungen geiſteskranker Perſonen für die kommenden Generationen
in ſich bergen; das Geſetz, das ſo viele Ehehinderniſſe kennt, nimmt auf
dieſen Punkt noch immer viel zu wenig Rückſicht. Nicht alle Geiſtes=
krankheiten
ſind erblich, ebenſowenig wie andere Krankheiten, der Spe=
zialiſt
, der Irrenarzt weiß den Unterſchied wohl zu erkennen. Die Ehe
in zu nahen Verwandtſchaftsgraden erweiſt ſich laut ſtatiſtiſcher Belege
als ſchädlich für die folgende Generation, ſobald die Eheſchließenden eine
große Aehnlichkeit in der körperlichen Bildung haben; iſt dies nicht der
Fall, ſo fällt auch die Gefahr weg.
In der Pflege der Kinder, bei welchen ſich Keime zeigen, die ſich
zu einer Zerſtörung des Nervenſyſtems entwickeln können, iſt ein ganz
beſonderes Augenmerk auf die Unterrichtsmethode zu richten; die Be=
ſchäftigung
mit abſtrakten Gegenſtänden iſt zu vermeiden, vor allem iſt
darauf zu achten, daß das Gehirn nicht in einſeitiger Thätigkeit er=
müdet
. Nachdem Dr. Vix noch auf die Rouſſeau'ſche Pädagogik hin=
gewieſen
, welche, ſobald man ſie nur ihrer phantaſtiſchen Hülle ent=
kleide
, trotz ihrer vielen Verkehrtheiten einen geſunden Sinn enthalte,
faßte er ſeine Auseinanderſetzungen in den Satz zuſammen: Das Ver=
dienſt
der modernen Naturwiſſenſchaft iſt, daß ſie uns befähigt. die
Segnungen der Civiliſation zu genießen und uns zugleich vor den Nach=
teilen
, die dies mit ſich führt, zu bewahren.
Die knappe, gewählte Form, in welche der Redner ſeinen Stoff zu
kleiden wußte, trug auch viel dazu bei, daß die Hörer dem Vortrag bis
zu Ende mit geſpannteſter Aufmerkſamkeit folgten.
- Sämtliche Inhaber von Mühlen in der Provinz Heſſen=
Naſſau und im Großherzogtum Heſſen werden kommenden Sonntag in
Frankfurt a. M. eine Verſammlung abhalten, um Stellung zu den ver=
ſchiedenen
Punkten, welche in der Einladung des Reichs=Verſicherungs=
Amtes zu der am 23. Februar er. in Berlin ſtattfindenden General=
verſammlung
erwähnt ſind, zu nehmen und bevollmächtigte Abgeord=
nete
zu dieſer Generalverſammlung zu wählen.
Groß=Umſtadt, 4. Februar. Vor dem hieſigen Schöffengericht
wird demnächſt eine Anklage gegen den ſozialdemokratiſchen Agitator
Ulrich in Offenbach zur Verhandlung kommen. Es hängt dies noch
mit den letzten Reichstagswahlen zuſammen, wo bei den von der natio=
nalliberalen
Partei in Münſter und Dieburg anberaumten Verſamm=
lungen
, Ulrich und Genoſſen in dieſelben eindrangen und den Kandidaten
der nationalliberalen Partei, Handelskammerſekretär Schloßmacher
zu Offenbach, in gröblicher Weiſe beleidigten.
Gießen, 4. Februar. Um die Kolliſion mit dem im kommenden
Jahr zu feiernden Jubiläum der Univerſität Heidelberg zu vermeiden,
iſt nunmehr beſchloſſen worden, die 38. Verſammlung deutſcher Philo=
logen
und Schulmänner im Herbſte d. J. abzuhalten. In das Präſi=
dium
ſind Prof. Dr. Schiller und Prof. Dr. Oncken gewählt worden.
Direktor Nodnagel hat den Vorſitz in der pädagogiſchen Sektion über=
nommen
. So wird denn das Großherzogtum Heſſen in dieſem Jahre
die beiden großen Lehrerverſammlungen Deutſchlands bei ſich aufnehmen.
Mainz, 5. Februar. Die Großh. Regierung hat die nötigen An=
ordnungen
für die in der Stadt Mainz vorzunehmende Neuwahl von
2 Mitgliedern zur 2. Heſſ. Ständekammer bereits getroffen. Die bei
der erſten jetzt beanſtandeten Wahl aufgeſtellten Wählerliſten müſſen
genau rektifiziert und dann nochmals in der geſetzlichen Friſt zur Ein=
ſicht
der Wahlberechtigten offengelegt werden. Die Wahlen ſelbſt ſollen
derart beſchleunigt werden, daß dieſelben bis zum Wiederzuſammentritt
der Kammer möglichſt vollzogen ſind.- Zwiſchen der katholiſchen Volks=
partei
und den Nationalliberalen ſollen Verhandlungen über ein Kom=
promiß
bei der bevorſtehenden Landtagswahl ſchweben. Als Kandidaten
werden die Herren Profeſſor Schlenger und Herr Adjunkt Reinach genannt.
Wiesbaden. Das hieſige Tagbl." bringt die Mitteilung, daß
am 2. d. M. ein erſt kürzlich von dem Königl. Opernſänger Herrn
Philippi zu hohem Preiſe angekaufter großer Hund, plötzlich in der
Küche die Gemahlin und Tochter des genannten Herrn überfiel und
dieſelben jämmerlich zerfleiſchte. Auf das Hilfegeſchrei herbeigeeilte Arbeiter
tödteten das raſende Thier.
Mannheim, 3. Februar. Zur Ermordung der Margaretha Ries.
Bei der geſtern nachmittag ſtattgehabten Leichenſchau der ermordeten
Margaretha Ries waren zwei Frauen und vier Metzger zugegen, welche
auf verſchiedene Fragen des Staatsanwalts Auskunſt geben mußten.

[ ][  ]

M4
286
Nach allem zu ſchließen, hüngt der Mord vermutlich mit dem an dieſem
Abend ſtattgehabten Metzgerball zuſammen. Als das Mädchen am frag=
lichen
Vormittag zu der Verdingfrau kam, bei welcher ſie ihre ſämt=
lichen
Effekten ſtehen hatte, um dort, ihre beſten Kleider anzuziehen,
ſagte die betreffende Frau ſcherzweiſe; Grethchen, man meint gerade,
Du wollteſt heute auf, den Metzgerball! worauf das Mädchen lachend
erwiderte: Ja, wenn mein Jean hier wäre, dann ſchonl" Weiter ſagte
das Mädchen nichts und entfernte ſich, ohne wieder zurückzukehren. Be=
merken
wollen wir noch, daß die Ermordete ſtets beſtrebt war, über
ihren Jeanz den ſie immer noch nicht vergeſſen hatte, etwas zu er=
fahren
. Wie noch ferner mitgeteilt wird, hörte eine Frau in der
fraglichen Mordnacht, und zwar nach Mitternacht, in der Straße zwi=
ſchen
H5 und G5 eine Frauenſtimme: Was habe ich Dir gethan?
in eineni jämmerlichen=Tone, der alsbald verſtummte.
Ge.

Vermiſchtes.
Die Krinoline iſt wieder da. Dem Weſtf. Merk.! wird
von Berlin geſchrieben: Alea est jacta. Der erſte Berliner Hofball
am 20. Januar hat über das Schickſal des unteren Teiles der ſchöneren
Hälfte des Menſchengeſchlechtes entſchieden. Jeder Gatte und jeder
Vater weiblicher Weſen vernehme es mit Faſſung und Ergebung: die
Krinoline iſt da! Was wir ſchon lange, den Blick auf die unheil=
ſchwangere
Tournüren gerichtet, in banger Ahnung gefürchtet haben,
jetzt iſt's Ereignis. Das Unbeſchreibliche - auf dem Hofball iſt's ge=
than
: das ewig Weibliche - zieht ſie wieder an. Die Prinzeſſin Friedrich
von Hohenzollern, welche die verlorene Poſt=Suprematie ihres Thurn=
und Taxis'ſchen Stammhauſes durch die Suprematie auf dem Gebiete
der Schönheit und Eleganz mit Erfolg zu erſetzen ſucht, iſt laut dem
Zeugniſſe, welches die zünftigen Toiletten=Hiſtoriker auf ihren Dienſteid=
nehmen
, zin ganz weiten Kleidern erſchienen und mit ihr desgleichen
die Prinzeſſin Viktoria, die Gräfin von Hohenau, Frau von Balluſſek
und viele andere ſchöne Mitglieder des Mode=Staatsrats. Da hilft keine
Petition, keine Appellation, ja nicht einmal eine Demonſtration. Mit
Ausnahme der neudeutſchen Provinzen in Afrika, die in Toiletteſachen
viel mehr Reſervatrechte haben, als Bayern im Poſtweſen, muß ſich ganz
Deutſchland. und Umgegend dem unerbittlichen Geſetze fügen, daß ein
edles Frauenherz nur über einer imitierten Glocke ſchlagen darf. Zur
Frühjahrsparade werden wir bereits alle Hoflieferantinnen in Geſtalt
von wandernden Bienenkörben erblicken, und wenn der Roggen blüht,
dann werden alle weiblichen Honoratioren von Memel bis Trier das
rapide Wachstum unſerer Kolonien durch die noch rapidere Vergröße=
rung
ihrer perſönlichen Territorialanſprüche in Schatten ſtellen. Ehe
Weihnachten abermals ins Land kommt, hat auch der dünnſte Schneider
eine dicke Frau, und bis Faſtnacht 1886 wird auch die ärmſte Vielmagd
einen alten Reifen für ihren ſonn= und feſttäglichen Unterrock aufge=
trieben
haben.
Die Jägerianer oder Wollenen haben kürzlich vom Höchſt=
kommandierenden
in Stuttgart eine Heerſchau über ſich ergehen laſſen
müſſen, nach deren Ergebnis 17 Städte mit zuſammen rund zwei
Millionen Einwohnern 2500, das iſt 11 pro Tauſend der Bevölkerung
ſHanzwollene aufzuweiſen batten. Für Deutſchland wäre das bei rund
40 Millionen Einwohnern ein Stand von 50000 Ganzwollenen. Die
Halbwollenen, die natürlich viel ſchwieriger zu taxieren ſind, werden in
dem gleichen Rayon auf rund 25000, alſo den zehnfachen Betrag ver=
anſchlagt
. Das gübe für Deutſchland eine halbe Million. Aus Oeſter=
reich
liegt jetzt eine einzige ſtatiſtiſche Mitteilung und zwar aus Prag
vor, wo bei einer Einwohnerzahl von 157000 nur 50 Ganzwollene
(032 vom Tauſend, dagegen 10000 Halbwollene (66 vom Tauſend)
gemeldet werden. Dies ſtimmt auch mit der ſonſtigen Wahrnehmung,
daß in Oeſterreich die Reformbewegung ſich viel mehr auf die Unter=
kleider
beſchränkt als in Deutſchland. In letzterem kommen nach
obigem 10 Unterjägeru auf einen Oberjäger in Oeſterreich da=
gegen
200.
1885, ein Weinjahr. Daß die ganze Natur zuſammenhelfen
muß, ein gutes Weinjahr hervorzubringen, iſt eine Erfahrung, die ſich
ſeit uralter Zeit in den verſchiedenſten zum Sprichwort gewordenen
Wetterregeln ausdrückt. Insbeſondere iſt es die Stellung der Wandel=
ſterne
unter einander zu den feſten Sternenbildern, deren Einfluß auf
die Beſchaffenheit und Menge des Weins ebenſo oft beobachtet, wie als
Vorzeichen genommen worden iſt. Nun finden wir ſchon aus dem
vorigen Jahrhundert eine Prophezeiung, die, wenn ſie eintreffen würde,
unſerm Weinbau einen ungeahnten Aufſchwung zu geben geeignet wäre.
Dieſelbe lautet: E3 iſt manniglich bekannt, daß ſo in einem Jahre auf
einen Monat zwei Vollmonde kommen, das Jahr eine große Menge
Weines zu erwarten hat. Auch hat es ſich ſchon vielmal bewähret, daß,
wenn ſolches am Himmel geſchiehet, die Traubenſtöcke Mühe haben, die
Menge zu tragen. Je. früher im Jahre aber die zwei Vollmonde in
einem Monat zuſammenkommen, deſto länger dauert ihr Einfluß und
deſto voller werden die Kübel; am allerbeſten iſt es daher, wenn ſchon
der Januar dieſe ſeltene Himmelserſcheinung bringet. Das geſegnete
Weinjahr im kommenden Jahrhundert wird desentwegen das Jahr 1885
ſein; unſere Kindskinder ſollen ſich freuen alle Wege. Denn in dieſem
Jahre regiert die Göttin der Fruchtbarkeit, und was in unſerem ganzen
saeculo nicht paſſiert iſt, dort wird ſchon im erſten Monat, im Januar,
der Mond zweimal voll werden. Deswegen werden dort Fäſſer und

26
Stauden überlaufen, und Jedermann ſoll ſich mühen, ſeine Fäßchen leer
zu trinken, daß, er den Neuen aufheben kann; er wird auch ſehr gut=
werden
, darum daß die Copulation der zwei Vollmondgeſcheine da
ganze hindurch wirket.; Möge wahr werden, was hier ſo zuverſichtlich
in Ausſicht geſtellt wird= und möge das geſegnete Weinjahr 1884 durch
ein noch geſegneteres 1885 übertroffen werden. Auch in den März dieſe;
Jahres fällt zweimaliger Vollmond, alſo iſt doppelter Grund zurſ Hoff
nung vorhanden.
Ein ſonderbares Vermächtnis. Zu Paris ſtarb in de
letzten Tagen ein bekannter Koch, Namens Duriſot, mit Hinterlaſſung
eines Vermögens von etwa 250 000 Franes. In ſeinem Teſtament fand
ſich folgende bizarre Klauſel: Da ich auch nach meinem Lode meinen
lieben Mitbürgern nützlich ſein will und beobachtet habe, daß die Grab=
ſchriften
, welche die Tugenden der Verſtorbenen preiſen, keinen praktiſchen
Zweck haben, ordne ich an, daß ſtatt einer dieſer Inſchriften auf meinem,
Grabe ein von einem Gitter bedeckter Bronzerahmen auf einer Marmor
ſäule aufgeſtellt werde. In dieſer Säule ſoll mein Name eingegraben
werden und meine Erben ſollen dafür ſorgen, daß man jeden Tag ein
lesbar geſchriebenes Küchenrecept dort finde, von denen ich 365 Exem
plare, eines für jeden Tag, in meinem Schreibtiſche zurücklaſſe. Dieſe
Rezept ſoll in den Rahmen innerhalb des Gitters geſteckt werden, ſo dah
es Jedermann leſen kann.
Zugleich iſt im Teſtament feſtgeſetzt, daß,
wenn dieſe Anordnung nicht ausgeführt wird, der ganze Nachlaß an=
Wohlthätigkeitsanſtalten fallen ſoll. So ſeltſam es erſcheinen möge, ſo
haben ſich die Erben dennoch geweigert, die erwähnte Klauſel auszu
führen und es ſteht nun ein intereſſanter Prozeß in Ausſicht.

Litterariſches.
- Afrika. Der dunlle Erdteil im Lichte unſerer Zeit. Vo=
A. v. Schweiger=Lerchenfeld. Mit 300 Illuſtrationen hervorragende:
Künſtler, 18 kolorierten Karten ꝛc. (In 30 Lieferungen 60 Pf.
A. Hartlebens Verlag in Wien. Von dieſem äußerſt zeitgemäßen und
in den weiteſten Kreiſen mit ungeteiltem Beifall aufgenommenen Werkel
liegen drei Lieferungen vor, mit denen der Abſchnitt Güd=Afrikar zum
Abſchluß gelangt; der Verfaſſer hat auf dem Raume, der ihm hierfür
zur Verfügung ſtand, ein prägnantes Bild der Länder und Völker, der
politiſchen Zuſtände und ethnographiſchen Eigentümlichkeiten jener ent=
legenen
Region des dunklen Erdteils entrollt. Die nächſten Hefte wer=
den
ſich unter anderem mit dem Kongo=Becken und der großartigem
Bewegung, welche die Neuordnung der Dinge in dieſem weiten Erdraume
geſchaffen hat, beſchäftigen, ſo daß man der Fortſetzung des Werkes ge=
wiß
mit Spannung entgegenſehen darf.
Hackländers berühmteſter Roman, ſein Guropäiſches
Sklavenleben erſcheint zum erſtenmal in illuſtrierter Ausgabe
(bei Carl Krabbe in Stuttgart.) Die Geſchichte einer jungen, ſchonen
Tänzerin, welche in dieſem, von tauſend Gefahren umringten Leben ihr
Herz und Leben rein erhält und ſchließlich eines edlen Mannes Weib
wird, iſt der eigentliche Mittelpunkt der Handlung. Der maleriſche
Reiz des Buches iſt ein unglaublich großer: die einzelnen, oft wahrhaft
typiſchen Figuren wie die reich bewegten Scenen - die Umgebung, ob
es nun ein verfallenes düſteres Winkelwerk oder ein mit raffiniertem
Luxus ausgeſtatteter Salon iſt, alles drängt ſich in höchſter Anſchaulich=
keit
dem Auge dar. Der Künſtler, Arthur Langhammer in München,
hat die Bilder, die in uns entſtanden, reicher, bedeutender, geiſtvoller
wiedergegeben, als unſere Phantaſie ſie ſah. Die in dem farbigen
Umſchlag ſich höchſt elegant präſentierende Ausgahe erſcheint i
30- 32 Lieferungen zum Preiſe von 40 Pf.
Von der Deutſchen Jugend, Jugend= und Familien
Bibliothek, herausgegeben von Julius Lohmeyer-(Verlag von Alphons
Dürr in Leipzig) liegen die Hefte Nr. 2 und 3 des Jubiläumsbands
(25.) vor, welche u. a. eine Erzählung von M. Gerhardt, der beliebtn
Daheim=Schriftſtellerin, Die beiden Freunde: eine ſehr feſſeln
Geſchichte Bange Adventwochen/ von Victor Blüthgen, illuſtriert un
Oscar Pletſch. Mit dem erſten Januar begann ein neues Quartal=
Abonnement (3 M.) des beſonders reichen 25. Bandes dieſer anerkam
erſten unſerer Jugendzeitſchriften, auf die wir alle Eltern und Erziehr
bei dieſer Gelegenheit wiederholt hinweiſen möchten.
In Meinhards Verlag in Beerfelden und Leipzig erſcheint
demnächſt das 1. Heft einer neuen Monatsſchrift Siegfried= Pe=
ſonders
will ſie die Erinnerungen der Geſchichte und der Sage pflegen,
wie auch viele ihrer Erzählungen ein heimatliches Gepräge tragen wer=
den
. Außerdem bringt ſie allgemein gehaltene Aufſätze über alle
Wiſſensgebiete, Erzählungen, Gedichte u. ſ. w. Als Mitarbeiter ſind
tüchtige Kräfte gewonnen, dabei iſt der Preis ein beiſpiellos billigel
25 Pf. das Heft im Abonnement. Als eine beſondere Vergünſtigung
iſt es anzuſehen, daß jedes Heft einzeln käuflich iſt.
Tageskalender.
Freitag, 6. Februar: Verſammlung des Lokalgewerbevereins (Winters
Brauerei). Oeffentliche Verſammlung der Handelskammer.
Samstag, 1. Febr. Ball der freiwilligen Feuerwehr (Saalbau).
Großer Maskenball des Beſſunger älteren Geſangvereins ( Reſtaura=
tion
Markwort). - Große Faſchingskneipe der Turngemeinde Beſſungen
Chauſſeehaus). Carnevaliſtiſcher Herrenabend des Kaufmänniſchen
Vereins (Bahnhof=Hotel).

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.