Darmstädter Tagblatt 1885


03. Februar 1885

[  ][ ]

Abonnementspreis
vlerteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inel. Poſaufichlag.

Grag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommen; in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſti. Re. V.
in Beſſungen von Friedr Bllßer.
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswuͤrtz
von allen Annonen=Eppeditlonen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Rreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Dienstag den 3. Februar.
23.
1845.
B e k a n n t m a ch u n g.
Landwirthſchaftliche Vorträge betreffend.
Sonntag den 8. Februar d. J3., Nachmitags 3 Uhr, wird zu Nieder=Ramſtadt im Saale des Gaſthanſes
Zum Löwen eine landwirthſchaftliche Beſprechung über Obſtbaumzucht und Obſtbaumpflege ſtattfinden, welche Herr Hof=
gärtner
R. Noack von Beſſungen durch einen Vortrag einleiten wird.
Alle, welche ſich für den Gegenſtand intereſſiren, ſind freundlichſt zur Theilnahme eingeladen.
Die Herren Bürgermeiſter von Nieder=Ramſtadt und den Nachbarorten erſucht der Unterzeichnete ergebenſt, Vorſtehendes
lüin ihren Gemeinden ortsüblich bekannt machen und ſich für einen zahlreichen Beſuch der Verſammlung bemühen zu wollen.
Darmſtadt, am 31. Januar 1885.
Der Director des landw. Bezirksvereins Darmſtadt.
Gros.
l976

B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der 88 11 und 12 des Reichsgeſehes gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie vom
21. October 1878 ſind die nachſtehend verzeichneten Druckſchriften verboten worden:
1) Laut Bekanntmachung des Großh. Kreisamts Mainz vom 2. Januar 1885 die periodiſche Druckſchrift: Rheiniſches
Wochenblatt; Verlag Franz Jöſt in Mainz, Redaction Dr. Bruno Schönlank und Druck von M. Ernſt (vorm. G. Poll=
mer
), Beide in München;
2) laut Bekanntmachung der Königl. Kreishauptmannſchaft zu Leipzig vom H. Januar 1885 die nichtperiodiſche Druck=
ſchrift
: Die wahrhaftige Lebensgeſchichte des Joſua Davidſohn; aus dem engliſchen überſetzt von Natalie Liebknecht; mit
einem Vorwort verſehen von Wilhelm Liebknecht,
3) laut Bekanntmachung der Königl. Kreishauptmannſchaft zu Leipzig vom 6. Januar 1885 die nichtperiodiſche Druck=
ſchrift
: Briefe einer Nihiliſtin' mit erklärenden Anmerkungen verſehen; aus dem Franzöſiſchen überſetzt und nebſt einer
kurgefaßten Geſchichte des Nihilismus herausgegeben von F. Stolz, Rechtsanwalt in Appenzell; Buchdruckerei von Gebr.
Meyer in Schaffhauſen, 1884;
4) laut Bekanntmachung des Königl. Polizei=Präſidenten zu Verlin vom 6., 13. und 15. Januar 1885: a. die nicht=
periodiſche
Druckſchrift Der Normal=Arbeitstag von Aug. Geib; b. die nichtperiodiſche Druckſchrift: Das Recht auf Arbeit
oder kritiſche Beleuchtung unſerer kapitaliſtiſchen Productionsweiſe, von einem Sozialdemokraten; c. das mittelſt Holzſchnitt
hergeſtellte Bild, enthaltend zwiſchen zwei Fahnen eine männliche Büſte mit der auf einem verſchlungenen Bande befindlichen
Ueberſchrift: Stellmacher, gefallen für die Freiheit 1884½ und einem Sockel, in deſſen Mitte ein Aufruf An die Proletarier
aller Länder abgedruckt iſt.
Darmſtadt, den 30. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
(977
Haas.

Bekanntmachung.
Auf gerichtliche Verfügung vom 12.
Januar 1885 werden nachſtehende Im=
mobilien
der Sattler Bernhard Brauß,
Eheleute dahier und zwar:
Flur. Nr. ⬜Meter.
344 Hofraithe Gar=
4 5686
diſtenſtraße,

4 5687 609 Grabgarten da=
ſelbſt
,
Mittwoch den 4. Februar l. 3s.,
Vormittags 1 Uhr,
mit unbedingtem Zuſchlag an den
Meiſtbietenden verſteigert.
Darmſtadt, den 19. Januar 1885.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
(537
Berntheiſel.

Brenn=u. Stammholz=
Verſteigerung.
Montag den 9. und Dienstag den
10. Februar d. J.,
Vormittags um 9 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe zu Beſſungen
aus dem Gemeindetannenwald, Diſtrict

[ ][  ][ ]

252
Kbhlertanne, Saufang und Kaiſerſchlag,
folgende Holzſortimente verſteigert:
753 Nm. Kiefernſcheiter, 429 Rm. Kie
fernknüppel,
143) Hundert Kiefernwellen,
147 Rm. Kiefernſtöcke.
Bon jeder Sorte an jedem Tage die

Hälfte.

Und
Mittwoch den 11. Februar d. 33.,
Vormittags 9½ Uhr,
an Ort und Stelle:
110 Stück Kiefernſtämmie von 30 bis
45 Emtr. Durchmeſſer und 7 bi=
13 Mtr. Länge, ſowie 55 Stück
Derb= und 25 Stück Reisſtangen.
Zuſammenkunſt der Steigerer für das
Stammholz in dem Holzſchlag=Diſtrict
Köhlertanne.
Beſſungen, den 31. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
[978
Berth.
Am Montag den 2. März erx.;
Vormittags 10 Uhr,
ſollen im Bureau auf dem Artillerie=
Schießplatze die im Jahre 1885 ſich er=
gebenden
Materialien aus Artillerie= Ge=
ſchoſſen
und zwar:
von 4400 Centner Gußeiſen, meiſtens
mit anhaftenden Bleireſten;
von 3 Centner Eiſenblech und ſonſtige
Schmiedeeiſenabfälle;
von 800 Centner Blei in Shrapnell=
kugeln
und Bleimantelreſten;
von 75 Centner Meſing, aus Zündern
herrührend;
ca. 9 Centner Weißmetall, aus Zün=
dern
herrührend;
ca. 35 Centner Zink, in Kartätſchkugeln
und Treibſcheiben;
ca. 3 Centner Kupfer, aus Führungs=
ringen
der Geſchoſſe herrührend,
im Submiſſionswege an den Meiſtbieten=
den
verkauft werden.
Die Bedingungen ſind an allen Werk=
tagen
, morgens von 9-12 Uhr, zu
Darmſtadt, Liebigſtraße 9, 2 Treppen,
einzuſehen, und können auch gegen Ein=
ſendung
von 1 Mark franco bezogen
werden.
[979
Verwaltungs=Commiſſion des
Artillerie=Schießplatzes bei Darmſtadt.

Verſteigerungs=Anzeige.
Traisn.
Freitag den 6. Februar l. Js.,
Vormittags 10 Uhr
beginnend, werden im Traiſaer Gemeinde=
wald
, Diſtrict Haide und Dippelshofwald
nachbenannte Holzſortimente, als:
44 Rm. Buchen=Scheiter,
44 Eichen=Scheiter
4 Nadel=Scheiter,
24 Buchen=Knüppel,
24 Eichen=Knüppel
9 Nadel=Knüppel
17 Buchen=Stöcke,
21 Eichen=Stöcke,
3 Nadel=Stöcke,

M 23
6,1 Hundert Buchen=Wellen,
53 Eichen=Wellen,
58
Nadel=Wellen
ferner 13 Stück Eichen=Stämme von 18
bis 33.Emt. Durchmeſſer und 5-9 Met.
Lünge verſteigt.

W. Bei ungünſtiger Witterung iſt
die Verſteigerung im Gaſthaus zum Heſ=
ſiſchen
Hof zu Traiſa.
Traiſa, den 1. Februar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Traiſa.
Mahr. (980

G

Bekanntmachung.
Um dem Publikum die Möglichkeit zu gewähren, in dringenden Fällen
Packete ſtets mit der nüchſten ſich darbietenden Beförderungs=Gelegenheit
zur Abſendung zu bringen, wird vom 1. Februar ab, zunächſt verſuchsweiſe,
die Einrichtung getroffen, daß die Poſtämter 1 (Rheinſtraße 11-13) und 1( Ludwigs=
bahnhof
) hierſelbſt gewöhnliche Packetſendungen zu ſolchen Poſtbeförderungs=
Gelegenheiten, welche außerhalb oder kurz nach Beginn der für den Verkehr am
Schalter beſtimmten Dienſtſtunden ſich darbieten, auch außerhalb der Schalter=
dienſtſtunden
annehmen. Bedingung dabei iſt, daß die Packete von den Abſendern
nach Vorſchrift der Poſtordnung als dringende Sendungen bezeichnet ſind.
Für derartig außerhalb der Poſtſchalterzeiten eingelieferte Packete iſt vom
Aufgeber außer dem Porto und den Gebühren für dringende Packetſendungen eine
ſEinlieferungsgebühr von 20 Pfg. für jede Sendung zu entrichten. Dieſe
Einlieferungsgebühr kann vom Abſender baar oder durch Aufkleben von Poſtfrei=
marken
entrichtet werden.
Die Schlußzeit für die Annahme von dringenden Packetſendungen vor Er=
öffnung
der Schalter und nach Beendigung des Schalterdienſtes iſt auf 30 Minuten
vor Abgang jeder Poſt bz. jedes Transports nach dem Bahnhof feſtgeſetzt worden.
Wührend des Schalterdienſtes werden dringende Packetſendungen bis 5 Minuten
vor Abgang der Poſten zur Beförderung angenommen.
Darmſtadt, am 30. Januar 1885.
Kaiſerliches Poſtamt I.
Weberſtädt.
1981
Das Schulgeld pro L. Leuartal 1885
wird in nachſtehenden Schulen erhoben und zwar:
In der Victoriaſchule:
Donnerstag den 5. Februar l. J3., Vormittags von 8-10 Uhr.
In der Kuaben=Mittelſchule:
Freitag den 6. Februar l. J3., Vormittags von 9-10 Uhr.
In der Mädchen=Mittelſchule:
Freitag den 6. Februar l. J3., Nachmittags von 2-3 Uhr.
In dem Großh. Real=Gymnaſium, der Großh. Realſchule
und Vor=Realſchule:
Montag den 9. Februar l. J3., Vormittags von 8-11 Uhr.
Darmſtadt, am 29. Januar 1885.
Die Stadtkaſſe:
1982
Kriegk.


Verſteigerungs=Anzeige.
Mittwoch den 4. Februar 1885, Vormittags 10 Uhr,
werden im Nitſert'ſchen Saale zum Schützenhofe dahier:
3 Kommoden, 2 Spiegel, 3 Wanduhren, 3 Kanapees, 3 Küchenſchränke,
1 Nachttiſch, 2 Tiſche, 1 Peluchegarnitur, beſtehend aus 1 Sopha, 2 Seſſeln
und 6 Stühlen, 1 Schreibſecretär, 1 Pfeilerſchrank, 1 Blumentiſch, 2 Tep=
piche
, 1 ſilberner Tafelaufſatz, 1 Waſchtiſch, 1 Kleiderſchrank, ſowie 1 Chaiſe=
longue
, Tiſche, Kleider, 1 Partie Spezereiwaaren, 2 Waagen,
1 Pfeffermühle, 1 Hängelampe, mehrere Füßchen Branntwein,
2 Füſſer Eſſig reſp. Spritt, 1 Füßchen Thran, 1 Glasſchränkchen,
1 Partie leere Flaſchen und leere Cigarrenkaſten, eine Partie Ga=
lanterie
= und Lederwaaren, Werktiſche für Sattler und Portefeuiller,
2 Etagéren u. ſ. w.,
durch den Unterzeichneten öffentlich meiſtbietend gegen gleich baare Zahlung
verſteigert.
Die Verſteigerung der Chaiſelongue und nachfolgenden Gegenſtände findet
unwiderruflich ſtatt.
Darmſtadt, den 31. Januar 1885.
983
Engel, Genchsvolliehen.

1½)

[ ][  ][ ]

253

M 23


Bekanntmachung.
Der Voranſchlag der israel. Religionsgemeinde zu Darmſtadt und
Beſſungen pro 1885-86 liegt vom 3. Februar 1885 an acht Tage lang auf
uinſerer Gemeindeſtube, Friedrichsſtraße 2, zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 31. Februar 1885.
1984
Der Vorſtand der israel. Religionsgemeinde.

p

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22
O
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u
2

Malz-Ertract u. Caramellen
von
L. H. Pietsch & Co, Breslan.
Heiſerkeit.
Hiermit nehme ich Veranlaſſung,
Ihnen meinen beſten Dank auszuſpre=
chen
und bekunde gern, daß ich mich
bei dem Gebrauch Ihres Malz= Extrac=
tes
(Huſte=Nicht), durch Herrn Conditor
Wilh. Haaſe in Geldern bezogen, ſehr
wohl befinde und nach Verbrauch von
mehreren Flaſchen von meinem Lungen=
leiden
, Heiſerkeit und Athemnoth voll=
ſtändig
wieder hergeſtellt bin.
Geldern, den 20. Mai.
H. Gloven, Schenkwirth.
5 Extract Flaſche M. 1., 1.75
u. 2.50. Caramellen Beutel 30
u. 50 Pfg. - Zu haben in Darm=
ſtadt
bei G. L. Mriesk. 87
Pottschrot, Stüok, Auss- und
Anthracitkohlon,
Tannon- und Buchenholu,
ſowie Fouorannünder
(988
bei
Hax Remm,
1 Hügelſtraße I.
lava-Lafoo.
B. S. per ¼ Kilo 65 Pfg.
gebrannt,
(471
per ¼ Kilo 80 Pfg.,
bei größeren Entnahmen billiger, empfiehlt
Höllldh Hrlölhash,
11. Ernſt=Ludwigsſtraße I.
pr e.

Gesmcht.
5 In der Nähe des Wilhelmsplatzes wird
für einen ruhigen Haushalt von zwei Per=
ſonen
eine Wohnung von drei Zim=
mern
mit Zubehör zu ebener Erde oder
im erſten Stock geſucht. Anerbietungen
(1014
gef. an die Expedition d. Bl.
959) Eine ſtille, reinliche Familie zur
Führung eines kleinen Haushalts geſucht
gegen freie Wohnung, Feuerung u. weitere
zu vereinbarende Vergütung. Anträge
unter E. N. 6. poſtlagernd Darmſtadt.
An einem guten, bürgerlichen
4
Mlagslisoh
können noch einige Herren theilnehmen;
auch iſt daſelbſt ein hübſch möblirtes
Parterrezimmer ſogleich zu vermiethen.
Wo? ſagt die Expedition.
(881

[ ][  ][ ]

A110 Arten Glacé- & Militär.
Handschuhe.
werden ſchön u. billig gewaſchen, dieſelben
können auch in der Tabakshandlung des
Hrn. Franziskus, dem Gymnaſium gegen=
759
über, abgegeben werden.
H. Rest We., Waldſtr. 23, Hinterb.
22 Floischextraat. Depot; ſ98.
Lacharias Hirgoh, Darmstadt.

11533) Viktoriaſtraße 26 iſt der
mittlere Stock, enthaltend 5 große Zim=
mer
, Balkon, Gas= und Waſſerleitung,
mit allen Bequemlichkeiten, anderweit zu
vermiethen u. auf Wunſch ſofort zu bez.
12068) Grafenſtraße 2, mittlerer
Stock nebſt Zubehör, auch Garten, an eine
kleine Haushaltung zu vermiethen.
13376) Der dritte Stock unſeres
Hauſes am
Ludwigsplatz
5 Zimmer, Kabinet, Küche, Glasab=
ſchluß
, Gas= und Waſſerleitung, völlig
neu hergerichtet, iſt ſofort beziehbar.
J. G. Kahlert & Söhne.
113) Neckarſtraße 18 der mittlere
Stock, beſtehend aus 10 eventuell auch
7 ſehr ſchönen Zimmern nebſt allen Be=
quemlichkeiten
per 4. April zu vermiethen.
Näheres parterre.
376) Holzſtraße 17 der mittl. Stol=
per
1. März zu vermiethen.
493) Beſſ. Karlsſtraße I, der mittlere
Stock, 3 große Zimmer und Kabinet, Küche,
Mitgebrauch der Waſchküche und des Bleich=
platzes
bis 15. April zu vermiethen.
769) Ernſt=Ludwigſiraße 3 der erſte
Stock zu vermiethen. Näheres 3. Stock.
774) Beſſ. Carlsſtr. 3 im 2. Stock
ein ſchönes großes Zimmer.
924) Pankratiusſtr. 52 eine Woh=
nung
an eine ruhige Familie zu verm.
990) Rheinſtraße 41 im Seitenbau
iſt die ſeither von Bankdiener Strohmenger
innegehabte Wohnung bis 1. Mai d. J.
anderweit an eine ruhige Familie zu ver=
miethen
. Die Wohnung beſteht aus Zim=
mer
und Kabinet, mit Ausſicht auf die
Straße Küche, Boden, Keller ꝛc.

R23
Carnevall Fastnachb',Prachtvolle, fürstlich-elegante Costüme,
aller Art, äusserst billig; aber nicht zu verleihen.

Cotillon-Gegenstände.
Masken, Bosatzborden, Schmucksachen, Stoffe, Knallerbsen.
darnevallallacha genalte Büder zur Sal-veeoratian Gebenagrössel 2 Hark.

hochst Komisch und originell. - Carnovals Gesollschatts Kütgzen.
Carnevals-Artikel jeder Art!

TheatorDokorationen, auf Stofk gemalt.
Reichbaltige Preis-Verzeichnisse gratis u. franco.
Bonner Fahnenfabrik HofFahnenkabrik) in Bonu. (992

Durch Gegenwärtiges beehre ich mich dem hochgeehrten Publikum
ganz ergebenſt anzuzeigen, daß ich mein Geſchäftslokal von Wil=
helminenſtraße
21 nach
Rcke dor Louisen- und Hisabethenstrasse
(Louiſenſtraße 42) verlegt habe. Ich bitte um ferneres geneigtes
Wohlwollen und zeichne
Hochachtungsvoll
C. Hoxmauu's Buchhandlung,
G. Stamm)

Ecke der Louiſen- und Eliſabethenſtraße,

DARESTADT.
[514

Bulten

uItOT

Dem Herrn Horiz Landau, Mathildenplatz 1,
haben wir die Hauptniederlage unſerer
C9
hochieinen Süesrahmbutier
übertragen und wird dieſelbe täglich friſch zu M. 1.20 per Pfd.
verkauft.
1993

Läden, Hagazine sto.
Laden mit Wohnung
vom 1. April an billigſt zu vermiethen.
Ph. Schaeffer, Hofmetzger. (162

E

11272) Marienplatz 10 ein ſchön möbl.
Zimmer mit Kabinet, ſofort beziehbar.
11789) Schloßgaſſe 3 ein möbl. Z.
991) Kiesſtraße 69 iſt ein ſchön
möbl. Zimmer zu verm. Winter Wwe.

Wohnung und Atelier

des Unterzeichneten befinden ſich von heute an in dem Hauſe

Landwehrſtraße Il parterre.

Darmſtadt, den 29. Januar 1885.
Volſyung Pſuor,
(O
Tylograph.

4)

Deutſcher und öſterreichiſcher Alpenverein.
Sestion Darmstadt.
Dienstag den 3. Februar, Abends 8½ Uhr.
Monnts-Yerſummlung
im Saalbau (amensalon).
Tagesordnung:
Vortrag des Herrn Proſeſſors Dr. Dorn: Berg= und Gletſcherfahrten.
Gäſte ſind willkommen.
Der Sectionsvoratand.
[994

416

[ ][  ][ ]

M 23

255

995) Eine Frau ſucht Laufdienſt, am
liebſten für einen Laden. Ernſt= Ludwig=
ſtraße
14, Seitenbau.
996) Eine reinliche Frau ſucht Lauf
dienſt. Große Caplaneigaſſe 58.
997) Ein reinliches Mädchen ſucht
Laufdienſt. Zuerfr. Obergaſſe 16, Hinterb.
998) Eine perfecte Herrſchafts= ſowie
Reſtaurations=Köchin ſucht ſof. Stelle,
auch Aushülfe. Näheres Marienplatz 8,
Seitenbau.
Beſt, Odeon.
999) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Jarlsſtraße 33.
1000) Eine Wartfrau mit guten Zeug=
niſſen
ſucht Beſchäft. Schützenſtr. 6, III.

794) Ein zuverläſſiges und kräftiges
zu allen Hausarbeiten williges Dienſt=
mädchen
wird zum alsbaldigen Eintritt
geſucht Mathildenplatz 13 JJuſtizpalaſt).
Finige brave Mädchen, die das Klei=
E, dermachen gründlich erlernen wollen,
werden angenommen.
[1001
Marg. Heim, Rheinſtr. 47. Vorderh.
1002) Junge Müdchen finden dauernde
Beſchäftigung. Carlsſtr. 12, Hinterbau.
830) Dienſtſuchende Mädchen aller
Branchen erhalten gute Stellen u. billige
Wohnung durch Schug's Stellen=
Wbureau in Wiesbaden, Hochſtätte 6.
Briefe w. nur beantwortet, w. 50 Pf.
Poſt=Freimarken beigefügt werden.
Derkuuferin
248)
der
Mannfacturbrauche
wird zu baldigem Eintritt geſucht. Offerten
unter A. 15972 an die Annoncen=Expediton
won D. Fxenz in Mainz.
950) Ein Gärtner, ledigen Standes,
in ſeinem Fache bewandert und mit guten
Zeugniſſen verſehen, wird zu einer Herr=
ſſchaft
geſucht. Offerten unter Chiffer
1 Nr. 5 befördert die Expedition.
⁵⁄ in Lehrliug mit guten Schulkennt=
2 niſſen wird geſucht.
[313
Wilhelm Schulz, Eliſabethenſtraße 25
1003) Ein gewandter, junger Menſch
als

Auslauſer

Behufs Beſchlußfaſſung über Bildung einer Baugewerks=Berufsgenoſſenſchaft
Unfallverſicherung) für die Provinz Heſſen=Naſſau, das Großherzogthum Heſſen und
das Fürſtenthum Waldeck findet auf Einladung des Reichsverſicherungsamtes
.
am 7. Februar 1885 in Caſſel die erſte Generalverſammlung ſtatt.
Da es von großer Wichtigkeit iſt, daß auch die hieſigen Intereſſenten in ihrer
Geſammtſtimmenzahl hierbei vertreten ſind, ſo laden die Unterzeichneten ſämmtliche
ſtimmberechtigten Berufsgenoſſen, welchen eine Einladung zu obiger Generalverſamm=
lung
vom Reichsverſicherungsamt zugeſtellt wurde, zu einer Beſprechung auf
Dienstag den 3. Februar, Abends 5 Uhr,
in den oberen Rathhausſaal ganz ergebenſt ein, und erſüchen, obige Einladung
bezüglich Legitimation und Vollmachtsertheilung au daſelbſt zu wählende Delegirte
gefälligſt mitbringen zu wollen.
Die auf Mittwoch den 4. Februar von einzelnen Mitgliedern des hieſigen
Baugewerkvereins anberaumte Beſprechung in obiger Angelegenheit fällt hiermit aus.
Darmſtadt, den 31. Januar 1885.
L. Riedlinger. Heinrich Beſt. Wilhelm Ganß. Conrad Mahr.
[1004
J. Müller. H. Pullmann. C. Rockel.- E. Wagner.

Samstag den 7. Februar 1885, Abends 8 Uhr,
im Chaussechause:
Große Faſchingskneipe.
Eintrittspreiſe: Mitglieder und deren Damen je 30 Pfg.
Nichtmitglieder
70 Pfg., deren Damen 50 Pfg.
Sterne für Mitglieder ſind zu haben bei Buchdrucker K. Bender, für Nichtmit=
glieder
bei Kaufmann K. Lind und Abends an der Kaſſe.
Die närriſchen Kopfbedeckungen werden an der Kaſſe ausgegeben. 11005
Das Comité.
oooooonoooeooooooooooooooee
Rach Ausſpruch
eines berühmten H. Univerſitäts=Profeſſors
2
8 une Aisloerbeſahe;
wären bei künftigen Generationen wenig
8 in Hohair. mit foinen Perlen gſoder keine Kahltöpfe mehr zu erwarten,
wenn man ſich von Jugend auf ſtatt der
0 und mit Gold und Silber, ſo=
ſchädlichen
Oele u. Pomaden ausſchließ=
8 wie alle Arten Knöpie. Fpal-
lich
des
lettss, Agraften, Spitzen,
Haarwäſſers v. C. Retter,
d Nasohgalons eto. ſoeben ein=
Müuchen,
F getroffen.
bedienen würde, welches allein Alles ent=
hält
, was einer rationellen Haar= und
ANLon vChmldt,
t
8 Kopfhautpflege dienlich iſt. Zu haben um
Ludwigſtraße 8. 10068 40 Pf. u. M. 1.10 bei M. W. Praſſel,
[1008
doooooooogaaaoaooaaaaaaauo8, Rheinſtraße.
Eine Wein= und
Von den Großh. Jagden er=Hufek- Liqueurhandlg. ſucht

hielt ich ſchönes

geſucht. Näheres Schulſtr. 2 im Laden.
m.
TCinvaupfkehelhenzel,
welcher auch eine Dampfmaſchine zu füh=
ren
weiß, geſucht; muß reinlich, ordnungs=
Liebend und gut empfohlen ſein.
Schriftliche Offerten befördert die
6862
Expedition unter E. 6.

ſowie auch
200 Stüok Hasen,
welche ich zu den billigſten Preiſen
verkaufe.
6
O10. Grumm,
Schulſtraße 16. 11007

per März c. einen durchaus ſoliden, tüch=
tigen
Küfer. Gute Empfehlungen oder
Zeugniſſe unerläßlich. Offerten ſind bei
der Expedition d. Bl. abzugeben. (965
ſoübtor Druckor
zur Aufertigung von Autographien
für dauernde Beſchäftigung geſucht.
Freo=Offerten unter fl. 669b.
an Haasenstein & Joglor, in
[964
Mannheim.
79

[ ][  ][ ]

256

23

Heerdweg. 56 Hochparterre:
Wohnung von 6 Zimmern und
Veranda nebſt allem Zubehör, mit
Gartengenuß. Zu beziehen im
April oder Mai. Näheres daſelbſt
[1013
im oberen Stock.

Für die durch das Erdbeben in Spanien
Verunglückten ſind weiler bei uns eingegangen:
Von Hoftaxator Neuſtadt 5 M. v. B. 30 M.
N. N. 25 M. Baurath Kraus 5 M. Zuſammer
65 M. Hierzu früherer Betrag 115 M. 80 Pf.
Summa bis heute 180 M. 80 Pf.
Weiteren Beiträgen ſieht entgegen
die Expedition.

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 3. Februar.
7. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
Rönig Lear.
Trauerſpiel in 5 Akten von Shakeſpeare.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

E

(1016

Lodes=aanzeige.
Verwandten und Freunden ſtatt beſonderer Anzeige
die traurige Mittheilung, daß unſere liebe Mutter und
Großmutter
Frau Magdalene Baumbach,
geborene Fauſt,
geſtern Nacht nach kurzem Leiden im 78. Lebensjahr
ſanft entſchlafen iſt.
Wir bitten um ſtille Theilnahme.
Beſſungen, den 1. Februar 1885.
Die trauernden Hinterbliebenen.
Die Beerdigung findet ſtatt: Dienstag den 3. Februar,
Nachmittags 3 Uhr, vom Sterbehauſe aus, Ludwigſtr. 21.

(1017

Dankſagung.
Für die vielen Beweiſe herzlicher Theilnahme an dem
uns ſo hart beiroffenen Verluſte unſerer lieben, unvergeßlichen
Gattin, Mutter, Tochter, Schwiegertochter und Schweſter
Elise Lang, geb. Geyor,
ſagen wir hiermit allen Verwandten, Freunden und Bekannten
unſeren herzlichſten Dank.
Beſſungen, den 2. Februar 1885.
Die trauernden Hinterbliebenen.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 3. Februar.
Deutſches Reich. Der Reichstag beſchäftigte ſich in der Freitags=
ſitzung
zunächſt mit der Vorlage, betr. die Ausdehnung der Unfall= und
Krankenverſicherung, welche von allen Rednern - auch von dem ſozial=
demokratiſchen
Abgeordneten Kräcker - ſympatiſch aufgenommen wurde,
wenngleich ſie hierbet eine Reihe von ſpeziellen Wünſchen und Forde=
rungen
geltend machten; die Vorlage ging an eine Kommiſſion von 2.
Mitgliedern. Es folgte hierauf die erſte Leſung des Geſetzentwurfes
über die Verſicherung der in land= und forſtwirtſchaftlichen Gewerben
beſchäftigten Perſonen. Von konſervativer Seite rügte Abg. Frhr. v. Ow
die zu raſche Aufeinanderfolge der ſozialpolitiſchen Vorlagen, wodurch
alle dabei Beteiligten in hohem Maße belaſtet würden; der Redner ſprach
im Uebrigen die Bereitwilligkeit ſeiner Partei zur Annahme des ge=
nannten
Geſetzentwurfs aus, zugleich wandte er ſich aber gegen ver=
ſchiedene
Beſtimmungen desſelben und beklagte namentlich, daß die
Koſten des Heilverfahrens den Genoſſenſchaften, anſtatt den Arbeit=
gebern
, zugewieſen würden. Die folgenden Redner ſprachen ſich zwar
im Allgemeinen ebenfalls zuſtimmend zu der Vorlage aus, doch wieſen
ſie - ſo beſonders die Abgeordneten Frhr. v. Wendt (Centrum) und
Dr. Buhl (nat.-Iib.) auchauf die großen Schwierigkeiten hin, welche die
Durchführung der Vorlage darbiete und plaidierten des Weiteren für
Ueberweiſung derſelben an eine Kommiſſion. Bei Beginn der Freitags=
ſitzung
erklärte noch Staatsſekretär Dr. v. Schelling, in Beantwortung
einer von dem Abg. Frhr. v. Hammerſtein über den Zuſammenbruch
der deutſchen Grundkredit=Bank in Gotha geſtellten Inlerpellation,
daß die Reichsregierung vom rechtlichen Standpunkte aus nicht in die
Angelegenheit eingreifen könne, und dies den Erwägungen der gothaiſchen
Regierung überlaſſen müſſe.
Der Reichstag beendigte in der Sonnabend=Sitzung zunächſt die
erſte Leſung des Geſetzes, betr. die Unfallverſicherung der in land= und
forſtwirtſchaftlichen Gewerben beſchäftigten Arbeiter, wobei namentlich
die Redner der rechten Seite ihre Bedenken gegen die Ausdehnung der
Vorlage auf alle landwirtſchaftlichen Arbeiter außerten. Dieſelbe ging
ſchließlich an die gleiche Commiſſion, welcher der am Freitag beratene
ähnliche Geſetzentwurf überwieſen worden iſt. Der ganze ubrige Teil
der Sitzung wurde durch die Beratung der Darlegung über die von
der preußiſchen und der hamburgiſchen Regierung auf Grund von 6 28
des Geſezes gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Sozialdemo=
kratie
getroffenen Anordnungen ausgefüllt. Die ausgedehnte und leb=
hafte
Debatte drehte ſich hauptſächlich um die Frage nach der Wirkſam=

keit des Sozialiſtengeſetzes, welches ſelbſtverſtändlich von ſozialdemokra=
tiſcher
und demokratiſch=freiſinniger Seite auf das ſchärfſte angegriffen
wurde. Laneben kamen noch die Vorgänge auf der Wahlverſammlun.
im Berliner Tivoli, die Abkommandierung einer Anzahl von Mit=
gliedern
der freiſinnigen Fraktion bei der Aoſtimmung über das Sozia=
liſtengeſetz
, der Frankfurter Mord u. ſ. w zur Erörterung. Mit einer
Flut erregter perſönlicher Bemerkungen ſchloß die Debatte, die natürlich
keinerlei praktiſches Reſultat zur Folge hatte. Nächſte Sitzung Diens=
tag
, 8. Februar, (Etat).
Der Bundesrat verwies in ſeiner am Sonnabend abgehaltenen
Plenarſitzung den preußiſcheruſſiſchen Auslieferungsvertrag an die zu=
ſtändigen
Ausſchüſſe und nahm die Vorlage über die Abanderung des
Zolltarifgeſetzes weſentlich nach den Ausſchußanträgen an.
Von den ſozialdemokratiſchen Abgeordneten iſt der Entwurf eines
Arbeiterſchutzgeſetzes im Reichstage eingebracht worden. Die in dem=
ſelben
enthaltenen Hauptforderungen ſind: Zehnſtündiger Normalarbeits=
tag
, Verbot der Nachtarbeit - allerdings mit Ausnahmen - Verbo=
der
gewerblichen Beſchäftigung von Kindern unter 14 Jahren, obligatoriſche
Einführung von Arbeitsordnungen in den Fabriken u. ſ. w. Außerdem
wird die Errichtung eines Reichsarbeitsamtes, von Arbeitsämtern,
Arbeitskammern und Schiedsgerichten vorgeſchlagen.
Die Dampferſubventions=Kommiſſion nahm in der zweiten Leſung
den 5 1 in einer Faſſung an, wodurch nur die oſtaſiatiſche Linie be=
willigt
, die auſtraliſche und afrikaniſche aber abgelehnt wird und zwar
mit 11 gegen 10 Stimmen. Die Majorität bildeten 4 Freiſinnige,
5 Centrumsmitglieder, 2 Sozialdemokraten, die Minorität die konſer=
vativen
und nationalliberalen Vertreter, ſowie Graf Adelmann. 5 4
(Verluſt des Mandats für die an ſubventionierten Geſellſchaften be=
teiligten
Abgeordneten) wurde mit 12 gegen 9 Stimmen abgelehnt. Die
an Stelle Meiers und Woermanns eingetretenen Nationalliberalen
ſtimmten gegen den Paragraphen. Bei der Schlußabſtimmung wurde
die ganze Vorlage mit 14 gegen 7 Stimmen abgelehnt. Die Konſer=
vitiven
und Nationalliberalen, ſowie Adelmann ſtimmten mit den Frei=
ſinnigen
, weil ihnen die oſtaſiatiſche Linie allein nicht genügt, und ſie
keinen darauf beſchränkten Geſamtbeſchluß zu Stande kommen laſſen
wollten. Der Referent Nobbe lehnte das Referat ab und wurde Broemel
zum Referenten ernannt.
Die Berliner Konferenz hielt am Sonnabend eine Plenarſitzung ab,
in welcher das von der Kommiſſion feſtgeſtellte Deklarationsprojekt zu
Punkt 3 (Formalitäten der Occupation) angenommen und der Beſchluf
gefaßt wurde, der Kommiſſion die Redaktion der Schlußakte zu über=
tragen
.
Aus Zanzibar wird dem B. T.u unterm 30. Januar telegraphiert:
Soeben hat unſer deutſcher Generalkonſul, Dr. Gerhard Rohlfs, dem
Sultan von Zanzibar in feierlicher Audienz ſein Beglaubigungsſchreiben
als Vertreter Deutſchlands überreicht.
Wie die Schleſiſche Zeitung meldet, hat die Breslauer Studenten=
ſchaft
einen Aufruf an die Studentenſchaft ſämtlicher deutſchen Uni=
verſitäten
gerichtet und zu einer gemeinſamen Kundgebung zu dem be=
vorſtehenden
Jubiläum des Fürſten Bismarck aufgefordert.
Schweiz. In Folge einer an den Bundesrat gelangten Benach=
richtigung
, daß der Bundesrat demnächſt in die Luft geſprengt werden
ſolle, ſind umfaſſende Vorſichtsmaßregeln getroffen worden, obſcho
man es hier wohl nur mit einem Bubenſtreiche zu thun hat.
Oeſterreich=Ungarn. Die Politiſche Korreſpoudenzi bezeichnet
die Nachrichten von öſterreichiſcheruſſiſchen Verhandlungen wegen der
Abſchließung eines Auslieferungsvertrages auf Grund authentiſcher
Information als unrichtig.
Die Berichterſtatter des öſterreichiſchen Reichstags haben in Folge
von Invectiven des Abg. Schönerer gegen die Preſſe ſowie wegen der
Ausſchließung aus den Couloirs des Abgeordnetenhauſes geſtrikt und
bringen daher ſämtliche Zeitungen nur ganz karze thatſächliche Berichte
ohne Nennung der Redner.
In den Ausführungen des Staatsanwalts gegen den dieſer Tage
in Wien zu 7 Jahren ſchweren Kerkers und zum Erſatze von 138 623 fl.
26 kr. an den Giro= und Kaſſenverein verurteilten Chef des erwähnten
Vereins Ed. Baldey heißt es u. a. Männer auf Vertrauenspoſten,
Cheſs auf Poſten erſten Ranges, in einer geſellſchaftlichen Situation,
wo man an Pflicht= und Ehrvergeſſenheit ncht einmal zu denken ge=
wagt
hätte; Männer mit einer Dotation, um die ſie zahlloſe Menſchen=
kinder
, die ſich im Schweiße des Angeſichts ihr Brod verdienen müſſen,
beneiden würden, ſolche Männer haben einen widerrechtlichen Griff ge=
rade
dort gethan, wo ſie als Hort der Kontrole, des Geſehes, zur Be=
obachtung
. daß nichts Unrechtes geſchehe, aufgeſtellt wurden. Gewiß
ein trauriges Zeichen der Zeit! Und wenn wir auf die Urſachen zurück=
gehen
, warum dergleichen Unredlichkeiten geſchehen ſind, die in die
Hunderttauſende, ja in die Millionen gegangen ſind, die den Einen in

[ ][  ][ ]

M
benKerker, den Andern in den Selbſtmord trieben und blutige Thränen
anarmen Angehörigen verurſachten, ſo iſt es die geſteigerte Genuß= der Dieburgerſtraße gemietet worden und dürfte ein ſpäterer Ankauf
ich und das Börſenſpiel.
Frankreich. Der Miniſter des Innern hat die Veranſtaltung
n großen Lotterie von fünf Millionen Franken für die Notleidenden
ſclilnf der Pariſer Preſſe unter der Bedingung geſtattet, daß die
Gjaurg derſelben längſtens am 31. März ſtattfinden muſſe.
2em Marineminiſter iſt bis jetzt keine Meldung zugegangen, welche
das Gerücht von einem Kampfe franzöſiſcher Schiffe mit chineſiſchen
(beſſigte. Aus den neueſten Meldungen geht aber hervor, daß Cour=
Geſal ernächſtens zur Aktion übergehen wird.
Per Agence Havas wird aus Chuadman vom 30. Januar vor=
hürs
gemeldet: General Briere de V3sle iſt geſtern abend mit ſeinem
Gſalſiab hier angekommen. Die Konzentration der Truppen, deren
etioheitszuſtand ein ausgezeichneter, iſt beendigt.
England. Einer Meldung der Times zufolge haben ſämtliche
Aache im Prinzipe die franzöſiſchen Gegenvorſchläge in der von England
nncik zierten Faſſung angenommen. Die britiſche Regierung habe
jus noch nicht die offiziellen Antworten der Mächte empfangen.
Her am 30. Januar in London wegen Verdachts der Beteiligung
gndn Exploſionen im Weſtminſterpalaſt verhaftete Goodman wurde
44 Mangel an Beweiſen wieder freigelaſſen.
nfolge eingegangener Warnungen wurden außerordentliche Maß=
re
4t zum Schuße der Bank von England, des indiſchen Amtes und
(rentralbahnhofs der Oſtbahn gegen Dynamitattentate getroffen.
Der Verwaltung des Britiſh Muſeum= ging eine Benachrichtigung
ſinem gegen dasſelbe geplanten Dynamitattentat zu. Die an dem
gände ſtationierte Polizei wurde verſtärkt und andere Vorſichts=
r
=geln getroffen.
Tuch in den neuen Gerichtshöfen wurden beſondere Vorſichtsmaßregeln
ſloffen infolge wiederholt eingegangener Drohungen einer bevorſtehen=
(xploſion.
Die Evening Poſt veröffentlicht ein Telegramm aus Montreal
afl. da). demzufolge der Chef der dortigen Geheimpolizei die Grand
tnnk Eiſenbahn von einem Komplott, welches darauf hinausgeht, die
Gſcia=Brücke zu zerſtören, in Kenntnis geſetzt hat. Das Telegramm
üt Hinzu, daß Dynamit ganz in der Nähe der amerikaniſchen Grenze
auß iert wird, und daß die Tynamitarden beabſichtigen, eine Kampagne
nſonada zu beginnen. Auf Grund= dieſer Nachricht ſind in Montreal
leſichtsmaßregeln getrofſen worden.
Belgien. Von Senat und Kammer iſt die Vorlage, betr. die Ver=
ägerung
der Gültigkeit des Ausländergeſetzes, angenommen worden.
Sürkei. Einer Mitteilung aus London zufolge hat die Miſſion
öſten Fehmi Paſcha's guten Erfolg. Die definitive Abmachung werde
fer=Tage-erwartet. England heanſprucht Suakim und die Kontrole
ürl die ganze Küſte des roten Meeres, ſodann für Italien die Aſſab=
59 dagegen würde den Sultan die Herrſchaft über Cgypten über=
lge
) Die Türkei proteſtiert in einer Rote gegen de Beſetzung von
Tpolis durch Italien und teilt mit, daß ſie Truppen hinſenden werde,
Gren Beſitz zu ſichern.
Eohpten. Der Geſamtverluſt der britiſchen Kolonne unter Ste=
Et in dem Gefechte vor Metanneh am 22. Januar bezifſert ſich auf
4 Tote und 216 Verwundete. Der Verluſt des Feindes wird auf
9o Tote und Verwundete geſchätzt.
Vereinigte Staaten. In dem Repräſentantenhauſe teilte Freling=
hhien
mit, die Teilnahme an der Berliner Konſerenz ſei auf die Ein=
laurig
Deutſchlands erfolgt. Die Einladung wurde angenommen, da
5 Unionsregierung vorher die Flagge der Internationalen Aſſociation
orrsannt habe. Die Fragen in Betreſf territorialer Jurisdiktion ſeien
yulDen Beratungen ausgeſchloſſen.
Der New=York Heraldä veröffentlicht ein Telegramm aus Paris,
Aches neue Einzelheiten über das Planen der Dynamitattentate in
Antoon enthält. Darnach wurde das Komplott in einem Reſtaurant
dstheckt, und das Dynamit von einer Frauensperſon nach England
uudergeſchafft. Es wird hinzugefügt, daß ein geheimer Dynämitarden=
hwent
in Paris im Februar abgehalten werden ſoll.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 3. Februar.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen am Freitag
uOberförſter v. Eſchwege aus Oebisfelde; am Samstag den Oberſten
Winterfeld, Kommandeur des 3. Großh. Inf.=Regts. Nr. 117, den
4hiOr v. Heyne, Kommandeur des Heſſiſchen Train=Bataillons Nr. 11,
m Major l. s. Heyl, den Feuerwerkshauptmann Wiſotzky, den Pre=
ſierkieutenant
Hahn L. vom Großh. Feld=Artillerie=Regt. Nr. 25, den
Ekundlieutenant Lindt vom 3. Großh. Inf.=Regt. Nr. 117, den Rent=
miſter
Chrhardt aus Viernheim, den Präſidenten des Hiſtoriſchen Ver=
us
für das Großherzogtum Heſſen Dr. Rieger, den Muſikdirektor
ſcher vom 3. Großh. Inf. Regt. Nr. 117½ zum Vortrag den Staats=
humſter
Finger, den Oberſtkammerherrn v. Grolman.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Bahnwärter
de Main=Neckar=Eiſenbahn J. J. Ebert bis zur Wiederherſtellung
ener Geſundheit vom 1. März 1885 ab in den Ruheſtand verſetzt.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Rentner
C. Rönecke zu Offenbach das Ritterkreuz 2. Klaſſe des Verdienſt=
(dens Philipps des Großmütigen verliehen.
Dem Vernehmen nach iſt von Sr. Großh. Hoheit dem Prin=

23
257
zen Wilhelm die früher Maringer'ſche jetzt Felſing'ſche Villa an
derſelben nicht ausgeſchloſſen erſcheinen.
- Die 2. Kammer der Stände iſt zum 19. Februar einbe=
rufen
zur Beratung des Staatsvoranſchlags.
Militärdienſtnachrichten. Die Unterärzte Dr. Goebel
vom 1. Großh. Inf=Regt. Nr. 115 und Dr. Friedrich vom 2. Naſ=
ſauiſchen
Juf.=Rgt. Nr. 88 wurde erſterer unter Verſetzung zum Schle=
ſiſchen
Füſilier=Regt. Nr. 38, letzterer unter Verſetzung zum 4. Großh.
Inf.=Regt. Nr. 118 zu Aſſiſtenzärzten 2. Klaſſe befördert; der Oberſtabs=
arzt
Dr. Dieſterberg vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115, wurde unter
Beauftragung mit Wahrnehmung der diviſionsärztlichen Funktionen bei
der 20. Diviſion zum 1. Hannover'ſchen Feld=Artillerie=Regt. Nr. 10,
und der Oberſtabsarzt 2. Kl. und Regimentsarzt Dr. Metzler vom
Inf.=Reg. Nr. 98 zum 1. Großh. Inf.=Rgt. Nr. 115 verſetzt. Mülker,
Kaſernen=Inſpektor in Mainz. wurde nach Raſtatt verſetzt: Hofmeiſter,
Kaſernen=Inſpektor auf dem Artillerie=Schießplatz bei Darmſtadt zum
Garniſons=Verwaltungs=Inſpektor ernannt.
Am Sonntag vormittag fand im hieſigen Nathauſe auf 6i
ladung des Herrn Oberbürgermeiſters Ohly eine Verſemmlung
Vertrauensmännern aus den drei Provinzen des Großherzogtums ſtaf
mit dem Zwecke, ein Landeskomits zu bilden, welches Veranſtaltunzer
für die Ehrengabe für den Fürſten Bismarck in die Hand nehmen virhl.
- Repertoire=Entwurf des Grohh. Hofthealerzs
Donnerstag, 5. Februar: Fra Diavolol. Freitag, 6. Februar: Das
Käthchen von Heilbronnv. Sonntag, 8. Februar: Die Kaiſerstochters.
Wie wir erfahren, hat die Intendanz der Wiener Hofoper ſo=
eben
mit dem Heldentenor unjerer Hofbühnk, Herrn Ludwig Baer,
einen längeren Gaſtſpielvertrag abgeſchloſſen, deſſen Zuſtandekommen für
den Künſler um ſo ehrenvoller iſt, als Herr Baer damit über mehrere
namhafte Bewerber, welche der Intendanz für dieſes Gaſtſpiel in Vor=
ſchlag
gebracht waren, den Sieg davontrug. Herr Baer wird ſich in
der Zeit vom 10. bis 28. März d. J. dem verwöhnten Publikum Wiens
ſechsmal präſentieren. Als Antrittsrolle iſt der Fauſt in Gounod's
Oper gewählt; das weitere Programm iſt noch näherer Vereinbarung
vorbehalten, doch hören wir, daß Herr Baer etwa Raoul, Eleazar, Maſa=
niello
, Prophet und Lohengrin zu ſingen beabſichtigt. Sämtliche ge=
nannte
Partien zählen zu den hervorragendſten Leiſtungen unſeres Te=
nors
. Der erforderliche längere Urlaub iſt Herrn Baer bereits ſeitens
S. K. H. des Großherzogs bewilligt worden.
- Immobilien=Verkauf. Das Haus des Herrn Leopold Rein=
hard
. Nieder=Ramſtädterſtraße 8. wurde durch Vermittelung des Agenten
Auguſt Werner hier an Herrn Generalagent J. G. Schröder verkauſt.
Morgen Mittwoch wird auf Anregung des Alice=Frauenvereins
für Krankenpflege Herr Ober=Medicinalrat Dr. Vix in der Aula der
ſtädtiſchen Realſchuie yUeber die Störungen der Geiſtesthätig=
keit
und deren Verhütungs einen Vortrag halten.
[) In dem Groß=Gerauer Wald fand am Freitag ein Griesheimer
Tannäpfelbrecher. Familienvater, durch einen Sturz den Tod.
2 In der Schloßgaſſe wurden einem Spezereihändler verſchiedene
zum Trocknen aufgehängt geweſene Wäſchegegenſtände geſtohlen.
Wegen Wegfangen eines Hundes wurde gegen einen Hundehändler An=
zeige
erhoben. 2 Einem Hote beſitzer kamen gelegentlich einer Feſilich=
keik
zwei ſilberne Gabeln abhanden. Gegen einen Wirt iſt Straf=
antrag
wegen Mißhandlung ſeiner Kellnerin geſtellt worden. Einem
Kaufmann auf dem Mathildenplatz iſt die Kandel an ſeinem Hauſe ab=
geriſſen
und entwendet worden. - In der Bachgaſſe mißhandelte am
Samstag Abend ein Handarbeiter ſeine Frau und Kinder, ſowie einen
Schneider, weshalb erſterer durch die Schutzmannſchaft verhaftet und in
das Polizeigefängnis verbracht wurde. Einem Molkereibeſitzer wur=
den
durch ſeinen Milchveriäufer ca. 85 M. Kundengelder unterſchlagen.
Wegen Tiebſtahls eines Gummiſchlauchs von ca. 8 M. Wert iſt
gegen einen Schloſſer Anzeige erhoben worden.
In der vorver=
gangenen
Nacht wurden einem Schloſſer aus ſeinem Gartenhäuschen im
Hohlen Weg '8 Paar Tauben von 30 M. Wert geſtohlen.-
Einem,
Wirt in der Soderſtraße ſind 10 M. entwendet worden.
Worms, 30. Januar. Drei Fabrikarbeiter aus Bürſtadt, welche
geſtern ihre Arbeit plöhzlich verlaſſen und den vollſtändigen Lohn her=
ausbezahlt
haben wollten, zogen, als dies verweigert wurde, Meſſer
und Piſtol und ſchoſſen auf den Aufſeher, ohne denſelben jedoch zu
treffen. Durch die Schutzmannſchaft erfolgte daraufhin die Verhaftung
der Exeedenten.
(W. Z.
Friedberg. In einer kürzlich dahier abgehaltenen zahlreichen
Verſaͤmmlung wurde beſchloſſen, den 70. Geburtstag des Reichskanzlers
Fürſten Bismarck durch ein Vanket zu feiern.
Gießen, 1. Februar. Auch hier hat ſich ein Zweigverein
des allgemeinen heſiſchen Vereins akademiſcher Lehrer gebildet. In
einer geſtern Abend abgehaltenen Verſammlung wurden die Statuten
angenömmen und ein aus Vertretern der hieſigen drei höheren Lehr=
anſtalten
gebildeter Vorſtand gewählt.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 30. Januar.
Die Geier=Wally.
B. Wir nahmen ſchon im vergangenen Jahre Gelegenheit darauf
hinzuweiſen, welch greller Unterſchied zwiſchen dem RomanDie Geier=

[ ][  ]

258

R23

Wally und dem Schauſpiel gleichen Namens beſtehe; letzteres kann
kaum auf den Namen eines dramatiſchen Gebildes Anſpruch erheben; es ſind
vielmehr feſſelnde Tableaux, bald von wenigen Perſonen, bald von Volks=
maſſen
geſtellt, die ſich vor unſeren Augen auf= und abſchieben; im
Hintergrunde als Staffage die Tyroler Hochgebirgsnatur; ich ſage
als Staffage, denn im Roman ſind die Geſtalten unmöglich zu trennen
von dem Boden, auf welchem ſie ſtehen, es ſind gleichſam Geſchöpfe der
Alpenluſt, die ſie atmen. Um ſchimpflichem Zwange ſich zu entziehen,
nimmt Wally lieber die Schrecken der Bergenwildnis auf ſich und weidet
am Fuße des Murzoll ihre Heerde. Hier oben war für ſie volle Frei=
heit
, kein Menſch war da, ihr zu widerſprechen, kein fremder Wille ſtellte
ſich ihr entgegen und als das einzig denkende Weſen weit und breit
ſühlte ſie ſich allmählich als Königin auf ihrem einſamen, hohen Trone.
Dort unten war der Kampf und die Qual und die Schuld, hier oben
in dem reinen Element von Eis und Schnee, in der reinen Luft, die
kein Rauch und kein Peſthauch zerſtörten Lebens verdichtete, war der
Friede, die Unſchuld; hier zwiſchen den gewaltigen, ruhigen Formen der
Gebirge war ihr die Ahnung des Erhabenen aufgegangen und ihr Sinn
te ſich daran emporgehoben weit über das gewöhuliche Maß hinaus.
Aſs ſie dann vach dem Lode des rauhen Vaters wieder in's Tal hinab=
ſteigi
und den ſiattlichen Hof in Beſitz nimmt, zeigte es ſich bald, daß
garßör das Dorfleben verdorben war. Sie ſcheute Niemanden. Was
ſyiwaz ſei, das hatte ſie verlernt droben auf dem Ferner; die eiſerne
Stile, die ſie dort oben dem Schrecken der Elemente geboten, trug ſie
auch dem kleinen Leben hier unten entgegen. Gewaltig an Leib und
Seele ſtand ſie da mitten unter den Dörflern, wie eine Geſtalt aus
einer andern Welt. . . Das iſt das Weſen, das uns Frau von Hillern
im Roman in all ſeinen Entwicklungsſtadien gezeichnet hat. Was merken
wir davon im Drama; Herzlich wenig! Sticht ſchon die Art und Weiſe
der Geier=Wally von denen der anderen Dorfmadeln ab, ſo iſt ſie darum
noch lange nicht groß; ihren Charakter, den wir nicht haben werden
ſehen, der uns als etwas fertiges entgegentritt, können wir nur zur
Hälfte verſtehen; Momente, die im Roman von ergreifender Tiefe ſind,
wurden bei der Dramatiſierung entweder gänzlich geſtrichen oder doch
um ihr eigentliches Leben gebracht. Wüßten wir nicht, daß Frau
v. Hillern ſelbſt die Bühnenbearbeitung geliefert, ſo würden wir fragen:

welch unberufene Hand hat da an dem herrlichen Roman herumge=
ſchnittenl
Frl. Braunfels, die heute zum erſtenmale in dieſer Saiſon
auftrat, gab die Geier=Wally mit Kraft und Wärme; im Dialekt be=
wegte
ſie ſich mit großer Sicherheit. Nach dem 1. Akt wurde Frln.
Braunfels mit zwei Lorbeerkränzen, 3 Bouquets und 1 Blumenkorb
begrüßt.
Sonntag, 1. Februar.
Willem de Haan's Oper Die Kaiſerstochter wurde von den
Hörern mit höchſtem Enthuſiasmus aufgenommen. Der Erfolg war ein
ſo durchſchlegender und glänzender, daß einer Kritik, die ſich etwa unter
ven Wahlſpruch vox populi vox dei begeben, nichts weiter übrig bliebe
als zum Verkünder der öffentlichen Meinung zu werden. Aber ohne
zu den Erfolgsgläubigen zu gehören, ohne dem Lokalpatriotismus Rech=
nung
zu tragen, ſind wir im Stande, uns voll und ganz für die neue
Oper zu erklären. Wir waren bei keiner Probe anweſend, wir haben
retne Partitur, keinen Klavierauszug ſtudiert, wir haben nichts als den
Eindruck des heutigen Abends, aber dieſer iſt ein ſo klarer und
beſtimmter, daß er ſich nicht ändern wird, auch wenn wir noch zehn
oder mehreren Aufführungen beiwohnten; wir werden dann zwar mehr
in die Details eindringen, wir werden einen Einblick in die Zuſammen=
ſetzung
der Teile bekommen und die muſikaliſche Exiſtenz der einzelnen
Figuren näher kennen lernen - aber das Geſamtbild, das uns heute
entgegentrat, wird ſich nicht verſchieben, die Ueberzeugung, daß wir einer
der edelſten und gediegenſten Schöpfungen der unmittelbaren Gegenwart
gegenüberſtehen, wird keine Störung erleiden. Das Werk iſt aus Einem
Geiſt, feſt und beſtimmt in ſeinen Umriſſen, im Einzelnen fein und
ſinnig ausgeführt, neben den großen Zügen vermiſſen wir die Schattie=
rungen
und Nuancen nicht. Die Sprache wendet ſich nicht an das
muſikaliſche Gemeingefühl, ſie appelliert ſchon an ein höheres Verſtänd=
nis
, dem oberflächlichen Hörer kommt ſie nichtentgegen, nur dem wirk=
lichen
Muſikfreund. Nach der banalen Melodie, welche auf der Ober=
ſläche
ſchwimmt und die man ſofort nachſingen oder nachpfeifen kann,
ſieht man ſich vergebens um, wenn ſchon die Muſik melodiös wie eine
iſt, nur eben im tieferen Sinne des Wortes; wie bei allen tüchtigen
Muſikern der Neuzeit, hat ſie auch bei de Haan ihren weſentlichen (nicht
ausſchließlichen) Sitz im Orcheſter. Der Komponiſt hat ſich in der
Muſik zur Kaiſerstochter eines edlen, einfachen Stiles befleißigt;
nirgends macht ſich ein Arbeiten auf äußeren Effekt hin bemerkbar;
die großen Wirkungen, die die Oper heute erzielte, beruhen einzig und
allein auf der Harmonie des Aufbaus, auf der weiſen Oekonomie in
Verwendung der Mittel, auf der Kunſt, jedem Akt ſeinen eigentümlichen
Gehalt zu wahren. Willem de Haan hat die Eſſenz der Muſik von
Mozart bis Wagner in ſich aufgenommen und in ſchöner, freier Weiſe
mit ſeiner eignen Schaffenskraft verſchmolzen, ſo daß ſich nirgends eine
nachweisbare Erinnerung an einen früheren Tonſetzer eingeſchlichen hat
- hingegen finden ſich viele Stellen. die ein ſelbſtändiges, originelles
Vorgehen an der Stirne tragen. Nach dieſen allgemeinen Bemerkungen
werfen wir einen kurzen Blick auf den dramatiſchen Gehalt der Oper.
Der Dichter des Textbuches, Wilhelm Jakoby, ſtellt ſich auf den Boden
der bekannten Sage von dem Liebesverhältnis zwiſchen Emma und
Cginhard (oder Einhard). Einhard oder Eginhard, Zögling,

Freund und Miniſter Karls des Großen, ſoll nach einer wenig ve
bürgten Sage auch Gemahl von Karls Tochter Emma geweſen ſei=
Die ganze Erzählung entbehrt der geſchichtlichen Glaubwürdigkeit, denn
Einhards Gattin Emma. von der ſich der Gelehrte auch nicht trenna
als er unter Ludwig dem Frommen Abt geworden, war nicht häi
Kaiſers Tochter. Wohl aber mag der Umſtand, daß Karls zweite Tochle:
Berta in heimlicher Ehe mit dem ſchönen und geiſtvollen Dichter Angill
bert, der Kapellau an ſeinem Hofe war, lebte, Anlaß der Sage ge,
geben haben. Die Fabel iſt hier wieder einmal poetiſcher als die Ge
ſchichte, und es kann Einen nicht wundern, daß ſie vor den Augen de
Tichters Gnade gefunden hat. Ein kurzes Vorſpiel von ſehr ausg=
prägtem
Charakter, bereitet auf die Scene des 1. Aktes, eine Liebesſeerh
zwiſchen Eginhard und Emma, vor; wir horchen auf die Stimmen in
Orchſter, die ausmalen, was oben nur angedeutet wird, faſt mehr, alſ
auf das Liebespaar auf der Bühne, das Grauen des Tages ſcheucht/
von einander. Einige ſtürmiſche Figuren im Orcheſter verkünden da
Nahen der Adalrun; dieſe vertritt das böſe Prinzip des Stückes,
hat gewiſſe Verwandtſchaft mit der Ortrud, nur ſteht ihr kein Telrch
mund zur Seite. Adalrun iſt eine Sachſin, ſie glaubt noch an di
alten Götter und haßt im tiefen Innern die Franken, die Chriſten,3
denen ein feindliches Schickſal ſie verſchlagen hat; nur Einer unter ihne
iſt ihr theuer, das iſt der blonde Geheimſchreiber des Kaiſers, Eginhark
aber mit Schmerz und Wut ſieht ſie, daß dieſer ſein Herz dem liebliche
Königskinde zugewandt hat; die beiden zu verderben, iſt jetzt ihr einzige
Streben. Es iſt ſchade, daß der Textdichter der Adalrun, welche del
Komponiſt ſtets mit ſo großen, ich möchte ſagen, heroiſchen Figure
einführt, keinen einzigen ſympatiſchen Zug verliehen hat; in den erſte
zwei Akten intereſſiert ſie uns noch als böſer Dämon, im letzten abe
wo wir nur ein ohnmächtiges Wüten ſehen, iſt ſie um jede Spur drc
matiſchen Lebens gekommen. Sie hat eigentlich ein beſſeres Schickel
verdient, denn die Scene, in der ſie uns entgegentritt, iſt wahrhaft groſ
artig. Ihr Geſang Wo hoch der Götter Cäulen ragen findet ell
teilnahmsvolles Echo im Orcheſter, das dieſe Stimmung weiter ausmal
ich rechne dieſen Satz zu den Schönheiten des Werkes. Alles, wa,
Adalrun in den erſten zwei Akten zu ſingen hat, iſt höchſt charakteriſtiſch
das Orcheſter arbeitet ſtets mit allen Kräften, ſobald ſie an der Reih=
iſt
. Im 2. Akt gelingt es Adalrun, dem Kaiſer das geheime Verhält,
nis, das zwiſchen Eginhard und Emma beſteht, zu offenbaren; das Loo=
der
Verbannung. das Eginhard trifft, teilt Emma mit ihm. Die mi
affektvoller Steigerung aufeinander folgenden Momente wie Entdeckum
Richterſpruch des Kaiſers Demut und Faſſung auf ſeiten da
Liebenden, ſind von hoher Schönheit und können die Gemüter tief er=
greifen
. Der dritte Akt ſpielt in einer Waldwildnis, wo Eginhard un
Emma als Einſiedler leben; ein Zwiegeſang voll Wärme und Tie
ſagt uns.-daß die beiden ſich glücklich fühler und ihr Schickſal nich
bereuen. Len Kaſſer Karl führt eine Jagd in dieſe Gegend, wo di
von ihm Verſtoßenen hauſen. Auf ſeine Frage, was ſie in die Einſam=
keit
getrieben, wird ihm von dem Paar die Antwort:
Wohl wollt es einſt des Himmels Fügen,
Daß wir die Welt im Glanze ſahn,
Wir tranken Luſt in vollen Zügen,
Empfanden hellſter Freude Nah'n.
Was jener Welt uns ließ entſagen
Mit ihren Wonnen ohne Neu,
Was uns entrückt glanzvollen Tagen,
Die Liebe war's, die Lieb und Treu'!
Da muß auch der Kaiſer der Vergangenheit gedenken, er erinnert ſich
ſeines geliebten Kindes, Wehmut und Rührung überkommen ſein Her.
und bereiten die nun folgende Erkennungsſcene vor. Verſöhnt ſchließ.
Karl die Wiedergefundenen in die Arme, das Gefolge tritt hinzu und
preiſt mit ſchwungvollem Geſange den Herrſcher, welcher ſeinerſeits mi
dem mächtigen und weihevollen Satz:
Selig ſei die Statt genannt,
Wo mein Kind ich wiederfand.
das Ganze würdig abſchließt. Wir kommen bei der erſten Wieder/
holung noch eingehender auf die verſchiedenen Scenen und Auftritte zu
rück. Heute wollen wir nur noch Eins erwähnen: der feine Sinn und
das äſthetiſche Verſtändnis des Komponiſten ſpricht ſich vor allem auch
in der Behandlung des Chors aus dieſer iſt bei de Haan keine ſtarre,
lebloſe Maſſe, einzig zum Accompagnieren geeignet, er iſt vielmeh=
muſikaliſch
wie dramatiſch aufs engſte mit dem Kern der Hand=
lung
verflochten, die Wirkung ganzer Scenen beruht auf den Chor=
nummern
. Die reichen Ovationen, welche dem Komponiſten zu Teil
wurden - die Lorbeerkränze konnten wir ſchließlich gar nicht meh=
zählen
, - ſagten deutlich, daß das hieſige Publikum der Wirkſamkeil.
des Herrn Kapellmeiſters die wärmſten Sympathien entgegenbringt undl
die Gelegenheit, dieſen den unverhohlenſten Ausdruck zu geben, mit auf=
richtiger
Freude ergriffen hat, Nach jedem Akte mußte ſich der Kom,
poniſt von der Bühne herab dem Hauſe zeigen; zum Schluß ehrte ihn
Orcheſtertuſch und abermaliger ſtürmiſcher Beifall der Anweſenden.
Wenn wir nicht irren, ſo wurde auch der Textdichter Herr Wilh. Jakob.
zum Schluß hervorgerufen.

Tageskalender.
Dienstag, 3. Febr.: Herren=Stzung der Darmſtädter Carneval= Geſell=
ſchaft
(Saalbau).-
Monatsverſammlung des Alpenvereins, Sektion
Darmſtadt (Saalbau).

Wo

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.