Darmstädter Tagblatt 1885


23. Januar 1885

[  ][ ]

148.

AEREAUSUULLTCOIUIN

148.

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50. Pf. mch.
Gringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtümtern Beſtellungen end=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſanfichlag


Irag=und Anzeigebtatt.)
. n k k. . Mit der Sonntags=Beilage:
Alluſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inlerate
werdemangenommen; inDarmſtade
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. V.
m Beſſungen von Friedr. Bllßer
Holzlraße Nr. 86, ſomie auswärts
von allen Annonen=Eppeditlonen.


Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

M 16.

Freitag den 23. Januar.

1885.

Betreffend: Die Statiſtik der Bewegung der Bevölkerung.
Darmſtadt, am 20. Januar 1885.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
1
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes.
Diejenigen von Ihnen, welche mit Einſendung der rubricirten Regiſter noch zurück ſind, werden hiermit an deren
önſendung erinnert.

(649
v. Marquard.

Darmſtadt, den 19. Januar 1885.
Betreffend: Die Ueberwachung des Verkehrs mit Nahrungsmitteln und Gebrauchsgegenſtänden.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme von Darmſtadt und Beſſungen.
Durch unſer lithographirtes Ausſchreiben vom 13. Dezember 1880 wurde Ihnen eine ſtrenge Ueberwachung des Ver=
ehrs
mit Nahrungs= und Genußmitteln, ſowie mit Spielwaaren, Tapeten, Farben, =, Trink= und Kochgeſchirr und mit
C
etroleum zur Pflicht gemacht und Ihnen weiter die Führung einer Tabelle über die auf Ihre Veranlaſſung vorgenommenen
nterſuchungen nach vorgeſchriebenem Muſter anempfohlen. Unter Bezugnahme auf das Reichsgeſetz vom 14. Mai 1879
fleichsgeſetzblatt Nr. 14) bringen wir unſer gedachtes Ausſchreiben bei Ihnen in Erinnerung und weiſen Sie gleichzeitig an,
ns am Ende jeden Jahres einen Jahresauszug aus der zu führenden Tabelle vorzulegen.
650
v. Marquard.

B e k a n n t m a ch u n g.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß auf dem Artillerie=Schießplatze bei Griesheim Samstag den
4. Januar l. Js., Vormittags, ein geſechtsmäßiges Schießen mit ſcharfen Patronen durch das Garde=Füſilier=Bataillon des
infanterie=Regiments Nr. 115 abgehalten werden wird.
Darmſtadt, den 21. Januar 1885.
Großherzogliches Kreisamt Darmſtadt.
(651
v. Marquard.
B e k a n n t m a ch u n g.
(Abfuhrweſen.) Nach 8 10 der Abfuhrordnung für Darmſtadt iſt die Verbringung von Grubeninhalt auf Grund=
ucke
innerhalb des Stadtbezirks zu Düngungszwecken nur nach vorheriger Desinſection in der Zeit vom 1. November bis
1 März während der Nachtzeit von 10 Uhr Abends bis 5 Uhr Morgens geſtattet, jedoch iſt 24 Stunden vorher dem
nſchlägigen Polizeirevier=Commiſſariat davon Anzeige zu machen und kann die Ausführung gegebenen Falles poli=
ilicherſeits
unterſagt werden.
Wegen Ausführung der Duͤngung ſind weiter beſondere polizeiliche Anordnungen vorbehalten worden, welche nach An=
hrung
des Großh Kreisgeſundheitsamles nunmehr wie folgt getroffen worden:
1) Die oben erwähnte Anzeige bei dem betreffenden Polizeirevier=Commiſſariat hat unter Angabe der Stunde der Vor=
uhme
der Dingung zu erfolgen.
2) Die Düngung iſt nur zuläſig, wenn das betreffende Grundſtück in unmittelbarer Verbindung mit der Hofraithe ſich
bindet, in welcher die betreffende Grube liegt. Eine Verbringung des Grubeninhalts über die Straße iſt nicht geſtattet.
3) Die Düngung darf nur erfolgen, wenn zur Zeit der Ausführung der Temperaturgrad kein höherer als 60
Aaumur iſt.
4) Die vorherige Desinſection der Grube hat mit Eiſenvitriol ſtattzufinden. Bei Herſtellung der Desiufectionsmaſſe
üd 8 Theile Waſſer und 1 Theil Eiſenvitriol zu verwenden. Das zerkleinerte Salz übergießt man mit der angegebenen
lnge heißen Waſſers und läßt die Maſſe unter öfterem Umrühren bis zur völligen Löſung ſtehen. Alsdann ſetzt man von
lier Löſung unter fortwährendem Umrühren dem Grubeninhalt ſo lange zu bis der ammoniakaliſche Geruch verſchwunden iſt.
llf ein Hectoliter Fäcalmaſſe iſt ein halb Kilo Eiſenvitriol zu verwenden und es iſt darauf zu ſehen, daß nur, die raſche
Aung garantirendes heißes Waſſer benutzt wird.

45

[ ][  ][ ]

164

K. 16
5) Der auf das betreffende Grundſtück gebrachte Dünger muß ſoſort mit einer Lage trockener Erde bedeckt oder unter=
gegraben
werden.
6) Nichtbeachtung dieſer Vorſchriften, ſowie die Unterlaſſung rechtzeitiger Anzeige bei dem einſchlägigen Polzeirevier=

Commiſſariat wird mit Geldſtrafe bis zu 50 Mark geahndet.

Darmſtadt, am 15. Januar 1885.

Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
1

Haas.
6578
Ge.

Gd.
R e gu l ati v
d.
die Errichtung eines Ortsgeſundheitsrathes fur den Dienſtbezirk des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
8 1. Für den Dienſtbezirk des Großh. Polizeiamts wird als techniſcher Beirath dieſer Behörde in der Verwaltung der
Geſundheitspolizei nach Berathung mit den Gemeindevertretungen von Darmſtadt und Beſſungen, ſowie mit Genehmigung
Großherzoglichen Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 5. Januar 1885 zu Nr. M. J. 30257 ein Ortsgeſund=
heitsrath
gebildet.
G.

8 2. Der Ortsgeſundheitsrath beſteht aus:

1) dem Vorſtand des Großherzoglichen Polizeiamtes als Vorſitzendem,
2 den Großh. Bürgermeiſtern von Darmſtadt und Beſſungen, bezw. den von denſelben delegirten Gemeindebeamten,
3) dem Großherzoglichen Kreisarzte,
4) dem Großherzoglichen Kreisveterinärarzte,
5) dem Stadtbaumeiſter von Darmſtadt,
6) vier von der Stadtverordneten=Verſammlung von Darmſtadt gewählten Mitgliedern,
7) einem von dem Gemeinderath zu Beſſungen gewählten Mitgliede,

8) zwei von dem ärztlichen Verein gewählten Aerzten,


9) dem Vorſteher des chemiſchen Unterſuchungsamtes,

10) zwei von der Militärbehörde zu bezeichnenden Mitgliedern.
Das Großherzogliche Polizeiamt iſt befugt im gegebenen Falle auch andere Beamte und Sachverſtindige zu den
Sitzungen einzuladen.
8 3. Der Ortsgeſundheitgrath iſt beruſen über alle im Reſſort der Geſundheitspolizei vorkommenden Angelegenheiten
zu berathen, Gutachten zu erſtatten und Vorſchläge zu machen.
8 4. Der Ortsgeſundheitsrath verſammelt ſich mindeſtens einmal vierteljährlich zu einer Sitzung, außerdem ſo oft
Veranlaſſung vorliegt und der Vorſitzende eine Sitzung für zweckmäßig hält, oder drei Mitglieder darauf antragen.

Er iſt beſchlußfähig, wenn mindeſtens die Hälfte der Mitglieder anweſend iſt.
8 5. Ueber die regelmäßigen und beſonderen Sitzungen des Ortsgeſundheitsraths wird von einem durch denſelben hier=
zu
gewählten Schriftführer Protokoll aufgenommen, welches von allen in der Sitzung Anweſenden zu unterſchreiben iſt.
Darmſtadt, den 14. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

Haas.

Mhnsnvrsttrarz
G.

Bekanntmachung.

In dem Firmenregiſter des unter=
zeichneten
Gerichts wurden folgende Ein=
träge
vollzogen:
Am 2. Januar 1885:
Die Firma F. Woſahlo zu Darm=
ſtadt
iſt ſeit 1. Januar 1885 erloſchen.
Die Firma Jean Lutz'ſche Maſchi=
nenfabrik
zu Darmſtadt iſt vom 1. Ja=
nuar
1885 an erloſchen.
Die Fabrikanten Julius Lutz und
Jacob Lutz zu Darmſtadt betreiben da=
ſelbſt
ſeit 1. Januar 1885 eine Maſchinen= Kaufmann Theodor Trier iſt aus der
fabrik unter der Firma Lutz'ſche Ma=
ſchinenfabrik
, Gebrüder Lutz, als
gleichberechtigte Theilhaber und haben
ihrem Vater Jean Lutz Procura er=
theilt
.
Am 5. Januar 1885.
Die Firma Guſtav Fehrer zu Darm=
ſtadt
iſt ſeit 1. Januar 1885 erloſchen.
Kaufmann Guſtav Fehrer zu Darm=
ſtadt
iſt ſeit 1. Januar 1885 als gleich=
berechtigter
Theilhaber in die Firma
Guſtav Schwan zu Darmſtadt einge=
treten
.
Am 10. Januar 1885.
Kaufmann Louis Weber zu Darm=

ſtadt betreibt daſelbſt unter der Firma
gleichen Namens eine Holzdraht= und
Kittfabrik, ſowie eine Kreidemühle ſeit
27. Dezember 1884.
Am 12. Januar 1885.
Auguſt Ernſt Kohlſtadt und Guſtav
Hammer zu Beſſungen betreiben vom
1. Januar 1885 an zu Beſſungen unter
der Firma Kohlſtadt &a Hammer eine
Metallwaarenfabrit als gleichberechtigte
Theilhaber.
Am 15. Januar 1885.
Firma Gebrüder Trier zu Darmſtadt
ausgetreten und dieſelbe mit Activen und
Paſſiven auf Kaufmann Adolf Trier
übergegangen.
Die Collectiv=Procura des C Erlanger,
S. Mainzer und M. Rothſchild beſteht
fort.
Dem Dr. jur. Juſtus Kahlert zu
Darmſtadt wurde von der Firma J. G.
Kahlert & Söhne daſelbſt unterm 7.
l. Mts. Procura ertheilt.
Am 16. Januar 1885.
Die Kaufleute Weis und Egenolf zu
Darmſtadt führen ihre Firma Louis,
Hein Nachfolger' nunmehr mit dem Zu=

ſatz Louis Hein Nachfolger, Weis 8.
Egenolf.
Die Firma Heinrich Ruhland zu
Darmſtadt iſt erloſchen.
Am 17. Januar 1885.
Kaufmann Adolf Homberger, Inhaber
der Firma Roſenthal'ſche Puppenfabrik,
Moritz Strauß zu Darmſtadt, hat ſeiner
Ehefrau Emma, geb. Strauß, Procura,
ertheilt.
Darmſtadt, den 17. Januar 1884.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
C. Küchler.
(652
Bartha.

Bekanntmachung.

Die Holzverſteigerung vom 19.
und 20. d. Mts iſt genehmigt und
können Bürgſcheine auf unſerem Bureau
errichtetet werden.

Erſter Abfuhrtag: Montag den 26.
d. Mts.

Darmſtadt, den 21. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.
Hickler, Beigeordneter. (653

[ ][  ][ ]

dten=
niern
=
60
tadt.
) der


Holzverſteigerung.
Mittwoch den 28. Januar d. J., von
Vormittags 10 Uhr an,
werden zu Forſthaus Faſanerie aus Di=
ſtrict
Faſanerie (Abtheil. 22-24) ver=
ſſteigert
: Scheiter: 287 Rm. Büchen
I. Cl., 147 Rm. Buchen II. Cl.,. 18 Rm.
Eichen I. Cl. 52 Rm. Eichen II. Cl.;
Knüppel: 116 Rm. Buchen, 21 Rm.
Eichen; Reiſig: 2340 Wellen Buchen,
200 Wellen Eichen; Stöcke: 75 Rm.
Buchen, 21 Rm. Eichen.
Wegen vorheriger Einſichtnahme wol=
en
ſich Kaufliebhaber an Großh. Forſt=
wartvicar
Dillemuth zu Forſthaus
Faſanerie wenden.
Darmſtadt, den 21. Januar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Kranichſtein.
(654
Eckſtorm.
C.
Bekanntmachung.
Die Holzpreiſe im Magazin ſind feſtgeſetzt:
1) für Buchenſcheiter I. Kl. zu Mk. 10.5.,
do. II. Kl. 9.50,

9 Kiefernſcheiter I. Kl. 8.-
II. Kl. 7.
f) do.
der Raummeter.
Das Scheitholz II. Klaſſe beſteht aus
Aufgeſpaltenem Stamm=Knüppelholz von
Wöllig geſunden Buchen=Stangen.
Großh. Holzmagazins=Verwaltung.

R 16

gr

AN

1665

Ich empfehle in ganz beſonders=hochfeinen Qualitäten alle
Sorten in großer Auswahl:

gatharze Forten:
Kaiser-Souchong,
Souchong-Pamilienthee,
Congo-Souchons,

Thee-Mischung,
Thee-Mischung Enzenborg,
Jongo,
Harawanen-Thee,
Thee=Spiteen.

drüne Sorion:
Imperial-Thee,
Perl.Thee,
Haysan-Thee.

Packungen in eleganten Packeten von
⁵⁄₄ und Pfund.
Familien-honchong
in Original=Kiſtchen von 1½ 2½
5 und 10 Pfund.

ætraits dodeurs. Poudre de riz,
Handelkleie, Einderpuder,
lau de oulnlne, Far de Lovande,
Eau de Cologne,
Lahnpulver, Lahnſasser ete.
u8 der Parfümeriefabrik von Feodor
achfeld in Frankfurt a. M. empfiehlt,
ſchöner Auswahl, vorzüglichen Quali=
hten
und zu billigen Preiſen 6655
Carl Sohmill,
Darmſtadt- Louiſenſtr. 8.
6)

Ferler:
Vanille und feinen Ceylon=Zimmt.
Postpackete von Hk. 10 franco.
V.
Eviedr. ONaeſor.
[1749
Ludwigsplatz 7.
Das Kohlengeſchäft W. Hoftmaum,
(10853
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18.
empfiehlt BuhrEohkon vorziglicher Qualitat, ſehr ſtückreich. wenig
rußend und von großer Heizkraft von der Leche ver. Hamburg, ſowie
Huss., Stück- und echte Anthracit-Mohlen.
4
Der =endenztalender
für das Jahr 1885 iſt erſchienen und zu 40 Pfg. pro Exemplar in
der L. C. Wittich'ſchen Hofbuchdruckerei zu beziehen.
Ich habe von heute an einen reinen
Haardter Hatur-Wein 1884or
den Schoppen zu 36 Pfg. in Zapf genommen.
Georg Schmitt, früher C. A. Stongel. (656
Uon AhieerBarar
iſt eine ſtändige Verkaufsſtelle für Gegenſtände aus dem
Hal-Cursus
der Alice=Schule eingerichtet.
Der Vorstand.
(657
Teulſche Generalſechtſchute
Lahr.
Verband Darmſtadt.
Freitag den 23. I. Mis., Abends 8½ Uhr:
Versammlung
in der Restauration Schmitt, früher Stengel.
Darmſtadt, den 21. Januar 1885.
Der Vorſtand. (658

[ ][  ][ ]

Giza-Olivons
in hochfeiner Qualität,

in bekannter vorzügl. Qualität,
empfiehlt billigſt
G
WV.

G. x.. OAA.
Bleichſtraße. 659

WAecht. Madeira, direkt vom Pro=
ducenten
importirt, pr. Fl. M. 2.50, ächt.
Malaga, prima Qualität, pr. Fl. M. 2,
Marr'ſcher Kinderwein, pr. Fl. M. 1.25,
allſeitig ärztlich mit den größten Erfolgen
empfohlen, bei M. W. Praſſel, Rhein=
[13246
ſtraße.

32 Pfg. per Pfund, 3
heute eintreffend.
Horiz Landau,
Mathildenplatz 1.

E Der berühmte Medicinal= Roth=
wein
, pr. Fl. M. 1. für Blutarme, Magen=
u
. Nervenleidende, ſowie ſchwächliche Kinder
ungemein ſtärkend, nur allein zu haben bei
M. W. Praſſel, Rheinſtraße, in Beſſungen
[13264
bei Aug, Marburg.

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verkaufen von jetzt ab zu
reducirtem Preis
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Handschuhfabrilk,
Ludwigsſtraße. (631

5
Sasl zum ,Darmslädter Hof.


Samstag den 24. Januar, Abends 6½ Uhr:
hammarmusik-Abond
EhlIor
von Martin Wollenstein, Großh. Kammervirtuos,
unter Mitwirkung des
Herrn Concertmeiſters Willy Hess und Valentin Müller.
E.moll=Trio-Scholz; G.dur-Violinsonate - Beethoven;
Demoll-Trio - Schumann.
Eintrittskarten: Sperrſitz 3 Mk., Saal 2 Mk., Vorſaal 1 Mk.,
ſind zu haben in der Hofbuchhandlung von Herrn Klingelhöffer, Rheinſtraße,
ſowie bei Herrn Verwalter Ruppel, Grafenſtraße 35 und Abends an der Kaſſe.

zE UVTN

zum

Geſten der Opfer der Erdberben in 5panien.

Eine erſchütternde Reihe von Unglücksfüllen hat ſeit dem Weihnachtsfeſt zwei
Provinzen Spaniens betroffen. In Folge von Erdbeben, die bis in die letzten
Tage gedauert und immer neuen Schaden dem alten hinzugefügt haben, ſind eine
größere Anzahl Städte und Dörfer ganz oder theilweiſe in Trümmer gelegt wor=
den
. Tauſende von Menſchen wurden getödtet oder verwundet, die Beſorgniß einer
weiteren Kataſtrophe hat die Einwohnerſchaft vieler Ortſchaften veranlaßt, aus ihren
Wohnſtätten zu fliehen. Die Stockung jeder geſchäftlichen Thätigkeit, Krankheit und
Noth ſind zu den elementaren Ereigniſſen hinzugetreten und haben das Elend auf
einen hohen Grad geſteigert.
Ein ſo großes und über weite Gebiete verbreitetes Unglück fordert überall
Theilnahme und werkthätige Hülfe heraus. Unter den Nationen, welche ſich beeifern,
jenen Gegenden beizuſtehen, wird auch die Deutſche nicht zurückbleiben wollen, die,
wenn ſie niemals fremdem Unglück ſich verſchloß, ſich in dieſem beſonderen Falle
noch erinnern wird, mit welcher edlen Sympathie und Gaſtfreundſchaft die von der
Kataſtrophe heimgeſuchten Gegenden den Erben des Deutſchen Kaiſerthrones noch
jüngſt empfangen haben.
Wir wenden uns daher vertrauensvoll an die Deutſche Nation mit der Bitte
um Spenden für die ſo ſchwer heimgeſuchten Gegenden
Zur Annahme von Beiträgen iſt jeder der Unterzeichneten bereit; außerdem
können Zahlungen auch
an die Königliche Haupt=Seehandlungskaſſe, Berlin Wi. Jägerflr. 21,
an die Präſidial=Kaſſe des Königlichen Polizei=Präſidiums, Berlin C.,
Molkenmarkt 1
an die ſtädtiſche Haupi=Stiftungskaſſe, Berlin C., Rathhaus Zimmer 25
geleiſtet werden J.
Die eingehenden Beiträge, über welche öffentliche Quittung erfolgt, werden
durch Vermittlung der hieſigen Köͤnigl. Spaniſchen Geſandtſchaft ungeſäumt zur
zweckentſprechenden Verwendung nach Madrid geſandt werden.
Berlin, den 15. Januar 1885.


von Wedell=Piesdorf,
Präſident des Reichstages, Pariſer Platz 2,
Vorſitzender.
Fürſt von Hatzfeld=Trachenberg,
Dr. von Forckenbeck,
Oberſt=Schenl Sr. Majeſtät des Königs,
Oberbürgermeiſter,
U. d. Linden 78.
Voßſtraße 15,
ſtellvertretende Vorſitzende.
(661
Eugen Landau,
Kgl. Spaniſcher General=Conſul, Wilhelmſtr. 70 b,
Schatzmeiſter.

2
7 Die Expedition dieſes Blates nimmt gleichfalls zur Weiterbeßorderung 7½nl=
Beiträge in Empfang.

[ ][  ][ ]

R16

163

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Ortskrankenkaſſe für die Nahrungsmittelgewerbe.
Gemäß 8 57 der Statuten der genannten Krankenkaſſe bringen wir hiermit, zur Kenntniß der Betheiligten, daß der
Kaſſenvorſtand ſich wie folgt zuſammenſetzt: Vorſitzender: Bierbrauer L. Heß Stellvertreter: Bäckergehülfe K. Better;
Schriftführer: Metzgermeiſter H. Hein; Beiſitzer: Bäckermeiſter Gg= Koch, Metzgergehülfe H. Metzler, Metzgergehülfe Heinrich
Göbel, Brauergehülfe Gg. Heiniſch, Kellner Willenbücher und Küfergehülfe P. Gernand.
Dem Vorſtand liegt von jetzt ah die Geſammtverwaltung der Kaſſe nach= Maßgabe der Statuten ob. -Ueber die Er=
hebung
der Beiträge, den Kaſſenarzt ꝛc., wird der Vorſitzende des Vorſtandes demnächſt weitere Bekanntmachung erlaſſen.
Darmſtadt, den 22. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.

Ohly.
(662

Hoyarl-Voroin.
Samstag den 24 Januar 1885, Abends präcis 8 Uhr:
Estes ClOEI im Caalball

Fal i

hie,

lillig
2
44¼
97
f,

des

zur
Vorfoior von Houart's ſoburtstag
und
unter gütiger Mitwirkung der Großh. Hofopernſängerin Frl.
Wooge, des Großh. Hofſchauſpiele's Herrn Edwurd
und des hieſigen Kuartettvereins.
Karten für Nichtmitglieder ſind bei den Herren A Bergſträßer,
0 M. Bolling und G9. Thies, ſowie Abends an der Kaſſe Ml. 2,
H
H zu haben.
6
Mitgliederkarten verabfolgt Herr W. Pfeil, Eliſabethenſtraße 5.
(639
Der Vorstand.
vGL00a00oooooto00ooo0oooo00e

1
AA

eingeführt:
Nr. 1, gebrannt, candirter Raſſes
4 M. 1. 20,
Nr. 2, gebrannt, candirter Raffee
. M. 1. 40,
Nr. 3, gebrannt, candirter Kaffee
M. 1. 70.
Schutzmarke: Rother Stern.
Bei
Vamens Behles
zim Marktplatz, im Schwab'ſchen Hauſe.
300 Btück große

Knittarrrtnn
12 4
50-60,000 Na- K.
Ein Kapitaliſt will ſich an einem
rentablen Geſchäfte mit 50-60,000
Mark betheiligen. Offerten bitte an
mich richten zu wollen.
4 Darmſtadt.
Carl Schnabel,
Kapellplatz. 665 b

80)

aldhaſen

per Stück M. 2.80
ingetroffen.
H. Röhrich,

5 ine ruhige Familie ſucht Wohnung
3½
von 3-4 Piecen nebſt Zubehör zum
Preiſe von ca. 350 M. Offerten mit Preis=
angabe
sub K. C. 12 an die Exp. (617

Ens Sandgrube

59
in der Nähe von Beſſungen wird zu
pachten geſucht. Offerten ſind abzugeben
5
auf dem Bureau des Zahlmeiſters Kühne,
9es
Saalbauſtraße Nr. 7.
(666
1x)
kathol. Kirche. 630
452)
Am verfloſſenen Montag wurde in der
c. Alberfolder Hatorgrütho, 22 Stadt eine braune Sealskin=Mütze
merkannt beſtes Kindernährmittel, verloren. Der redliche Finder wird ge=
imnpfiehlt
H. Göbel,. (664 beten, dieſelbe gegen eine Belohnung Mühl=
Ernſt=Ludwigſtr. 5, Hinterhaus. ſtraße 14, im 1. Stock, abzugeben. (667

668) Ein braves Mädchen ſucht auf
ſofort Stelle. - Beck, Stellenbureau,
Mathildenplatz 11.

M.

669) Eine Geſellſchaftsdame und
zwei Kammerjungfern können ſofort
gegen hohen Lohn Stelle erhalten durch
Frau Landau, Hochſtraße 10.
670) Ein reinliches, braves Lauf=
mädchen
wird geſucht. Näheres Exped.
442) Ein kräftiges Müdchen mit
guten Zeugniſſen geſucht.
Frank's Stellenbüreau, Caſinoſtraße 2.
671) Brave Müdchen erhalten ſogl.
Stelle. Frau Cohn, kleine Ochſengaſſe 9.
Gesmeht,
ein Burſche von 14-15 Jahren. (672
Wilh. Stein, Beſſunger Ludwigſtr. 9.
Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
Catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen a Beutel 30 und 50 Pfa., und Malz=
extract
(Schutzmarke Huſte=Nicht) von C. H.
Pietſch u. Co, in Bresſau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkannt wirkſam bewährt: Zu haben bei
Gl. J. Briegk.
3360
.
v2
Waiſenhaus=Nuchrichten
Im Monat Dezember 1884 ſind eingegangen.
d. Legate: 1) Des Johannes Dietri Knöp=
pele
von Wimpfen, bezahlt durch E. F. Franken=
bach
daſelbſt 42 M. 86 Pf. 2) Des Georg
Lorenz 111. zu Roßdorf, bezahlt durch Friedrich
Lenjamin Ewald daſelbſt 8 M. 57 Pf.
b. Geſchenke: Keine.
6. Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhaus
26 M. 19 Pf., teilweiſe mit folgenden Inſchriften:
1) Ihr l. W. bittet ꝛc. 20 Pf. 2) Den a. W.
verſprochene 2 M. 3) Von einer Waiſe am
Sylveſierabend 2 M. 4) Den Waiſen für ein
freudiges Creianis 1 M. 5) Den a. W. ver=
ſprochen
ꝛc. 1 M. 6) Ihr a. W.bittet ꝛc. 20 Pf.
7) Bitte Gott um Geſundheit ꝛc. 1 M. 8) Ihr
l. W. bittet ꝛc. M. 9) Den a. W. die ver=
ſprochenen
72 Pf. 10) Den a. W. die ver=
ſprochene
1 M. für einen erf. Wünſch ꝛc. 11)
Ihr l. W bittet ꝛc. 10 Pf. 12) Betet ihr a.
W. um Glück und Segen für uns 5 M.
Darmſtadt, den 13. Januar 1885.
Der Rechier Großh. Landeswaiſen Kaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrat.
46

[ ][  ][ ]

16s

46

16

5 6674
HNtatülz.
Für die vielen Beweiſe herzlichſter Theilnahme bei dem
uns betroffenen Verluſte unſerer guten Mutter und Großmutter
Eva Jacobi
ſprechen wir allen Verwandten, Freunden und Bekannten
unſern herzlichſten Dank aus.

Die trauernde Familie.
Jacobi.

(675

Dankſagung.
Allen Freunden und Bekannten, namentlich auch den
barmherzigen Schweſtern, welche während der langen Krankheit
meiner lieben Frau durch aufopfernde Pflege ſowohl als auch
beim Begräbniß ihre Theilnahme durch Blumenſpenden ſowie
durch perſönliche Betheiligung bewieſen, meinen tiefgefühl=
teſten
Dank.
E. Mohr, Hofmuſikus.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 23. Januar.

Deutſches Reich. S. M. der Kaiſer hat am 21. d. nach einer
gut verbrachten Nacht das Diner außerhalb des Bettes einnehmen können.
Der Geſundheitszuſtand iſt beſtem Vernehmen nach unbedenklich.
S. M. der Kaiſer konnte geſtern Vormittag bereits wieder im
Arbeitszimmer verweilen.
Nackdem der Reichstag am Montag die Spezialberatung des Mili=
färetats
beenvigt, ſcheinen ſeine Verhanolungen endlich ein etwas raſcheres
T mpo annehmen zu wollen, da das Haus am Dienstag den geſammten
Marine=Etat in zweiter Leſung erledigte. Die Verhandlung hierüber
geſtaltete ſich wiederum zu einer Erörterung der deutſchen Kolonalpoli=
tik
, wie dies bei dem in Rede ſtehenden Gegenſtand ja auch nahe lag.
Von den Centrumsrednern wurde hierbei die Anſchauung ausgeſprochen,
daß die Grenzen der urtprünglichen Kolonialpolitk bereits überſchritten
ſeien; ſpeziell erklärte Abg. Frhr. v. Franckenſtein, daß, wenn das Cen=
trum
für den Marine=Etat ſimme, dies nur geſchehe, um die Ehre der
deutſchen Flaage zu wahren, nicht aber, um hiermit eine Billigung der
Kolonialpolitik auszuſprechen. Auch der Sprecher der -ozialdemokraten,
Avg. Haſenctever, erklarte ſich namens ſeiner Partei gegen die Kolonial=
politik
und memte, wenn der Kanzler kolomſieren wolle, ſo habe er da=
zu
in Deutſchland genug Gelegenheit; die Gefahr liege nahe. daß die
Aegierung, die mit einem Auge nach Afrika blicke, jetzt nicht die ge=
nügende
Aufmerkſamkeit für die Reform der ſozialen Verhältniſſe in
Deutſchland ſelbſt haben werde. Freundlicher ſtellten ſich viesmal die
freiſinnigen Redner zu der Kolonialfrage; doch betonten ſie, daß die
Zuſtimmung ihrer Partei zum Marine=Etat nicht auch eine ſolche zur
gejammten Kolonialpolitik involviere, dieſelbe müſſe in beſchräukten
Grenzen bleiben, wenn anders ſie ſich der Unterſtützung der freiſinnigen
Partei erfreuen ſolle. Die nationalliberalen und konſervativen Reoner
ſprachen ſich unumwunden zuſtimmend nicht nur bezüglich des Marine=
Etats, ſndern auch der kolonialen Beſtrebungen der Reichsregierung
aus. In Folge dieſer vorwiegend günſtigen Stimmung des Hauſes
wurden jämmtliche Poſitionen des Marine Etats unverkürzt bewilligt;
vorher war auch der Handels= und Schiffahrts=Vertrag mit Griechen=
land
in 1. und 2. Le ung genehmigt worden.
In der Reichstagsſitzung vom 21. d. M. kam der Wedell= Malchow=
ſche
Börſenſteuerentwurf nebſt dem dazu geſtellten Oechelhäuſer'ſchen An=
trag
in erſter Leſung zur Beratung. Beide Geietzentwürfe wurden
ſchlierlich an eine bejondere Kommiſſion von 21 Mitgliedern verwieſen.
Auf der Tagesordnung des Reichstags für die Donnerstagsſitzung ſteht,
außer der dritten Leſung des Handelsvertrags mit Griechenland, das
Poſtſparkaſſengeſetz.
Im Reichstag iſt die neueſte Sammlung der auf die überſeeiſchen
Landerwerbungen deutſcher Reichsangehöriger bezüglichen Aktenſtücke ver=
teilt
worden nd trägt dieſelbe den Titel: Deutſche Landreklamationen
auf Fidſchil. Aus derſelben geht hervor, welchen Bedrückungen und
kleinlichen Verfolgungen engl ſcherſeits die Deutſchen, welche noch vor der
im Jahre 1874 durch England erfolgten Annexion der Fidſchi=Inſeln
dort Ländereien erworben hatten, fortwährend ausgeſetzt waren. Die
Retlamationen der betreffenden deutſchen Reichsangehörigen in Berlin
gegenüber dieſem Bedrückungsſyſtem hatten einen ſich durch mehr als
zehn Jahre hinziehenden Notenwechſel zwiſchen Deutſchland und Eng=
land
zur dolge, in welchem deutſcherſeits ein immer energiſcherer Ton
angeſchlagen werden mußte, um dem von England beobachieten Ver=
ſchleppungsverfahren
entgegenzutreten. Die engliſche Regierung gab
ſchließlich vollſtändig nach und beide Mächte kamen überein, eine ge=
miſchte
Kommiſſion die Fidſchi Reklamationen unterſuchen und das Re=
jultat
dieſer Prüfung der deutſchen und engliſchen Regierung vorlegen
zu laſſen.
Das günſtige Bild, welches Finanzminiſter v. Scholz in der Mon=
zagsſitzung
des preußiſchen Abgeordnetenhauſes von der Finanzlage des

preußiſchen Staates zeichnete, hat beim Centrum wie bei der freiſinnigen/
Partei wenig Eindruck gemacht. Von beiden Seiten wurde in der Diens=ſo
tagsſitzung des Abgeordnetenhauſes behauptet, daß Herr v. Scholz hier=
bei
viel zu roſig gemalt habe, welche Anſchauung namentlich der Cen=ſ
trumsredner, Abg. v. Huene, vertrat; doch ſtellte ſich derſelbe inſofern
noch günſtig zur Regierung, als er für die beabſichtigte Erhöhung der
Getreidezölle eintrat. Der Finanzminiſter verwahrte ſich gegen den Vor=
wurf
, als ob die Regierung ſich durch Einführung des indirekten Steuer=
ſyſtems
unbeſchränkte und unkontrolierbare Einnahmequellen verſchaffen
wolle; die Zolleinnahmen ſollten, um die notwendigſten Einnahmen zu=
decken
, die Laſt der direkten Steuern erleichtern. Abg. v. Benda, der
nationalliberale Führer, ſprach ſich gegen die Holzzollerhöhung aus,
ebenſo gegen die Beſeitigung der dritten und vierten Steuerſtufe, dageger
betonte er die Bereitwilligkeit ſeiner Partei zur Unterſtützung der anf
Umgeſtaltung der direkten Steuern gerichteten Beſtrebungen der Regie=
rung
. Uebereinſtimmend mit ſeinem Fraktionsgenoſſen v. Huene erklärte
ſich Abg. Mooren zuſtimmend zur Erhöhung der Getreidezölle, während
ſich Abg. Büchtemann (freiſ.) gegen dieſelben und überhaupt gegen die
geſammte Wirtſchaftspolitik wandte. Vom Eiſenbahnminiſter Maybach
wurde eine Vorlage wegen Sekundärbahnen in Ausſicht geſtellt und
Finanzminiſter v. Scholz führte am Schluß der Sitzung aus, daß es
unmöglich geweſen ſei, die nicht nur in Deutſchland herrſchende Zucker=
kriſis
vorauszuſehen und wies im Uebrigen den Vorwurf, daß die Re=
gierung
nur das Wohl der Großgrundbeſitzer im Auge habe mit Ent=
ſchiedenheit
zurück.
Die Poſtdampferſubventionskommiſſion des Reichstags beantragt,
die Poſtdampfſchiffsverbindungen auf den oſtaſiatiſchen, afrikaniſchen und
auſtraliſchen Limen deutſchen Unternehmern im Submiſſionswege auf
die Dauer bis zu 15 Jahren zu übertragen unter der Bedingung, daß
die Linie monatliche Fahrten einrichtet und die Dampferſchnelligkeit min=
deſtens
11½ Knoten beträgt.
Die ,Nordd. Alla. 3tg. bemerkt in Anknüpfung an die aus Auſtra=
lien
eingegangene Meldung, daß Neuſeeland eine Dampferverbindung
zwiſchen Auckland und Samoa und der Tongagruppe herzuſtellen beab=
ſichtigt
: Es jolle verſucht werden, der bis jetzt überwiegenden deutſchen
Konkurrenz auf den Samoa= und Tonga Inſeln entgegenzutreten, um
einen maßgebenden Einfluß in Samoa und Tonza zu gewinnen. Die
Neuſeeländer erwarten jedenfalls eine Ausdehnung der engliſchen Herr=
ſchaft
auf dem öſtlichen Teil der Südſee.
In der am 20. d. M. in Breslau ſtattgefundenen Generalverſamm=
lung
des Neuen Wablvereins wurde ein Antrag eingebracht, für die
Abgeordnetenhaus=Wahlen in dieſem Jahre ein Zuſammengehen der
Deutſch Konſervativen mit den Nationalliberalen zu beſchließen. Der An=
trag
warde einſtimmig angenommen.
Das Geſamtkollegium der württembergiſchen Centralſtelle für die
Landwirtſchaft ſprach ſich einſtimmig für Erhöhung des Zolle auf Ge=
treide
und andere landwirtſchaftliche Produkte aus.
Die Poſt will aus ſicherer Quelle erfahren haben, daß die In=
teſtaterben
des Herzogs Wilhelm von Braunſchweig, nämlich Prinz
Alexander von Heſſen, die Herzogin von Hamilton, die Fürſtin von
Hohenzollern und die Herzogin Max in Bayern das angebliche Teſtament
des Herzogs angreifen. Es ſei deshalb'ſchon an die Gerichtsbehörde ein
Antrag ergangen und gegen das bisherige Vorgehen Verwahrung ein=
gelegt
. Ohne Zweiſel werde die endgiltige Entſcheidung in dieſer An=
gelegenheit
vom Reichsgerichte ausgehen.
England. Am 20. und 21. Januar wurde Kabinetsrat abge
halten.
Der Kolonialſekretär der Fidſchi Inſeln wurde nach einer Mit
teilung der Daily Newsu durch Lord Derby nach London berufen und
iſt bereits daſelbſt eingetroffen.
Aus Melbourne wird gemeldet, daß auf den Louiſiaden=, Wood=
lack
=, Huon= und Entrecartearx=Inſ ln die britiſche Flagge aufgehißt
wurde.
Italien. Aus Rom wird unterm 21. d. M. mitgeteilt, daß in
der Gemeinde Fraſſiniera bei Suſa durch Schneelawinen 15 Häuſer
verſchüttet und 11 Perſonen getötet wurden. Zwiſchen Majola ( Pro=
vinz
Cuneo) und Demonte wurden 3 Arbeiter verſchüttet. In Fraſſino
Cuneo) wurden 30 Leichen aus dem Schnee gezogen und 10 verſchüttet,
Perſonen gerettet. Gegen 40 Perſonen ſind noch verſchüttet, zu deren
Rettung wenig Hoffnung vorhanden iſt.
Rußland, Durch einen Ukas des Kaiſers vom 20. d. M. wird
angeordnet, daß während der Abweſenheit des Staatsſekretärs v. Reutern,
welcher ſich einer Kur unterzieht, Graf Pahlen dem Miniſterkomitt
präſidiere.
In der am 20. d. ſtattgehabten Generalverſammlung des Petersburger
ſtädtiſchen Kreditvereins wurde beſchloſſen, die Direktions=Mitglieder, die
Mitglieder der Taxations=Kommiſſion und den Vereinsarchitekten ab=
zuſetzen
, ſowie bei der Prokuratur das Kriminalverfahren gegen diejenigen
Perſonen einzuleiten, welche an der Taxation und der Beſtätigung der
Darlehensſummen teilgenommen haben.
Cgypten. Einer Meldung aus Abuklei Wills vom 17. Januar
zufolge traf die Kolonne Stewarts am 16. Januar in der Nähe von
Abuklei Wills ein und fand die Poſitionen von 10 00 Aufſtändiſchen
beſetzt. Stewart rückte am 17. Januar 1200 Mann ſtark im Carré
vor. Der Feind griff dasſelbe plötzlich an und ſprengte für einige
Augenblicke das Carre. Die Engländer ſchloſſen ſich jedoch alsbald
wieder zuſammen und richteten ein verheerendes Feuer auf den Feind,
welcher ſich ſchließlich mit Verluſt von 1200 Toden zurückzog. Die

[ ][  ][ ]

5
en Engländer verloren 9 Offiziere, darunter Oberſt Barnaby, und 65 Mann
ens. tot, ſowie 9 Offiziere, darunter die Lords Sainctvincent und Airlie, und
r. 8 Mann verwundet. Das Pferd Stewarts wurde getötet, Stewart iſt
Cen., jedoch unverletzt. Die Engländer beſetzten die Poſitionen des Feindes
ſund wird Stewart unverweilt bis Metammeh vorrücken.
Einer weiteren Meldung aus Kairo vom 21. zufolge hat bei
Metammeh ein Geſecht ſtattgefunden, wobei 800 Aufſtändiſche getstet
wurden. Die Engländer hatten keinen Verluſt.
Vereinigte Staaten. Der Kommandeur des amerikaniſchen
Kriegsſchiffes Alliancer telegraphierte am 18. d. aus Panama, daß die
Revolution in den inneren Staaten Columbiens fortdauert. Die Stadt
u Vogota ſei von Inſurgenten belagert. Eine weitere Depeſche iſt am 21.

1 4
Der ämerikaniſche Kriegsdampfer Teneſſee iſt in Eile nach Kap
Regieſ lleſt entſendet worden, wo, wie es heißt, eine neue Freibeuter=Expedition
erklärtch zach Cuba ausgerüſtet wird.
hrenß

16

169

Darmſtadt, 23. Januar.
Im Laufe des vierten Quartals 1884 ſind von Sr. Königl.
peheit dem Großherzog u. a. nachſtehende Stiftungen und Vermächt=
ſiſſe
beſtätigt und hiernach die betreffenden Behörden zu deren Annahme
rhächtigt worden: Die Schenkung der Sparkaſſe Erbach an das Ma=
ſl
den=Landkrankenhaus zu Darmſtadt, im Betrage von 300 M. Das
ſe. mächtnis der Eliſabetha Philippi von Fauerbach an die Landes=
ſa
iſen=Anſtalt, beſtehend in deren geſammtem Nachlaß, abzügl ch ver=
hedener
Legate, im ungefähren Werte von 9500 M. Die Schenkung
4 Mathildenſtiftung für die Provinz Starkenburg an das Mathilden=
y
dkrankenhaus zu Darmſtadt, im Betrage von 200 M. Die Schenkung
4 Lutherfeſtſpiel=Kaſſe zu Worms an die evangeliſche Kirche zu Worms,
Anſchaffung eines Jubiläumsfenſters an die Dreifaltigkeitskirche da=
1, im Betrage von 1200 M. Die Schenkung ungenannter Damen
Darmſtadt an die Stadtkirche baſelbſt, beſtehend in einer Altardecke
Werte von 250 M.
Das Großh. Regierungsblatt Beilage Nr. 1 enthält: 1)
belanntmachung, die Beſtätigung von Stiftungen und Vermächtniſſen
Ut. 2) Bekanntmachung die von dem gerichtlichen Perſonal zu tr=gende
n Stracht betr. 3) Bekanntmachung, die Freiherrlich von Weihers'ſche
Peſnoren=Stiftung betr. 4) Bekanntmachung, die Umlagen der Ge=
min
de Ober=Fintenbach für 1884-85 betr. 5) Bekanntmachung, die
Lrgütung der Brandſchäden in Affolterbach, Hammelbach, Morlenbach
d Steinbach betr. 6) Piomotionen an der Großh. Landes=Univerſität
ſeben. 7) Ordensverleihungen. 8) Namensveränderungen. 9) Auf=
ahe
der Zulaſſung zur Rechtsanwaltſchaft. 10) Militärdienſtnachricht.
Dienſtnachrichten. 12) Charakterverleihungen. 13) Ruheſtandsver=
nungen
. 14) Konkurrenzeröffnungen. 15) Sterbefälle.
0 Stadtverordneten=Verſammlung vom 22. Januar.
haͤrzer Bericht.) Angezeigt wurde eine Eingabe der Bewohner der
giltzenſtraße wegen Umpflaſterung dieſer Straße und Asphaltierung
F Trottoirs, die an die Baukommiſſion ging. Weiter te lte der
gußh Ober=Bürgermeiſter mit, daß das Stadtbauamt einen neuen
Unementsplan der Altſtadt angefertigt, der 14 Tage langoffen gelegt
4. In die Tagesordnung eintretend, wurde das Geſuch des Peter
klopert, ſein in der Nähe der Faſaneriemauer gelegenes Gartenhaus in
in Wohnhaus umbauen zu dürfen, abgelehnt, dagegen eine projektierte
cioheir deerwerbung zur Beckſtraße genehmigt, und bei dieſer Gelegenheit
nateit, daß das Enteignungsverfahren gegen Gunder deshalb ins
r Mjestaen geraten, weil ſich die Intereſſenten geweigert, die fragliche Ent=
ſen

ſſhidigungsjumpie vorzuſtrecken. Die Auſicht der Verſammlung ſchien
ſch dahin zu neigen, raß es nunmehr an der Zeit ſei, die Verhand=
Uihen wegen Erwerb des Gunder'ſchen Terrains wieder aufzunehmen.
Luſoh
Sodann beſchäftigte man ſich nochmais mit der zum größtenteil
Anhaeführten Verbreiterung der Kiesſtraße, die einen Auſwand von
dab Diss M. erheiſcht, wovon 4375 M. durch baaren Beitrag der Intereſſenten
Haͤ
Kuſebracht ſind, mithin die Stadt einen Zuſchuß von 35883 M. zu
hat. - Hierauf berichtete Oiann eingeh nd über das Geſuch des
Fra=
ra
4h Kirchenvorſtandes um Bewilligung eines jährlichen Zuſchuſſes von
ſchül 220 M. zur Beſtreitung ſeiner Bedürfniſſe. Der Antrag der Kommiſſion
ugin auf Ablehnung des Geſuchs, während Bergſträßer und Genoſſen
dem Antrag einbrachten, unter Anerkennung des Notſtandes einen ein=
b
. ö nulgen Beitrag zur würdigen Herſtellung der Kirche in Ausſicht zu
ſeuls ſt elln. Die Stadtverordneten lehnten die Bewilligung eines jährlichen Zu=
ſerkos
ſckufes an die kath. Kirchengemeinde ab und zwar mit 16gegen 10Stimmen,
errläten dagegen ihre Bereitwilligkeit einem wiederholten Nachſuchen des
sbus Kirden vorſtands um Gewährung eines einmaligen Beitrags zur Herſtellung
der, deruͤrchlichen Gebäulichkeiten zu entſprechen.-Endlich genehmigte man noch
um dieſkchaffung einer 6. Gehaltsklaſſe für unſere Volksſchullehrer, alſo den
iſüs Gihet bei mehr als 25 Dienſtjahren auf 2400 M. zu normieren.
Zu der auf Pfingſten d. J. in unſerer Stadt abzuhaltenden
2G1Ilgemeinen deutſchen Lehrerverſammlung iſt zu be=
gaos
merthn, daß von unſerem Miniſterium ſaͤmtliche Kreis=Schulkommiſſionen
6 dess andes ermächtigt worden ſind, den Lehrern, welche an dieſer Ver=
arnnung
teilzunehmen n ünſchen, den erforderlichen Urlaub zu erteilen
6s unn las Ausſetzen des Unterrichts an den Tagen vom 27. bis 29. Mai
ſl zu getatten.
1. Das Auftreten der drei Künſiler: Brindis de Salas,
50 Miaͤnne Zimkri und Frl. Hennes wurde unter dem Titel Elite=

Concerts ins Werk geſetzt; das Publikum war demnach auch berechtigt;
ſeine Erwartungen beſonders hoch zu ſpannen. Was den Violinvirtuoſen
Brindis de Salas anlangt, ſo erwies ſich der ihm vorangegangene Ruf
als durchaus gerechtfertigt; ſein Spiel durfte ſich auch bei uns der
ſchmeichelhaften Aufnahme erfreuen; ſein feiner, zarter Strich, die noble
Vortragsweiſe und die warme, ſtellenweiſe von einer ſüdlichen Glut
durchzitterte Auffaſſung, werden ihm wohl überall einen enthuſiaſtiſchen
Hörerkreis gewinnen. Brindis de Salas hat nicht die klaſſiſche Art und
Weiſe eines Joachim oder Wilhelmi ſein Spiel iſt vielleicht weniger
einfach und durchſichtig als das genannter Größen, allein es hat einen
eigenartigen, beſtrickenden Zauber, der beſonders in den Adagioſtellen
zu ſeiner vollen Geltung gelangt. Dem Vortrag der umfangreichen
gauſt=Fantaſie (Gounod=Wieniavsky), in welcher alle in der Oper her=
vorragenden
Momente nacheinander mit greifbarer Klarheit auftreten,
muß noch ganz beſondere Anerkennung gezollt werden. Nach jeder Piéce
wurde der geſchätzte Künſtler mit Beifall überſchüttet; nach Beendigung
des Chopinwalzers mußte er ſich auf allgemeinen Wunſch zu einer Zu=
gabe
entſchließen.
In Frl Thereſe Hennes lernten wir eine Pianiſtin kennen, die
unſere volle Anerkennung herausfordert; ſowohl ihr Vortrag des
Chopin'ſchen Nocturnes, des Menuetto capricioſo von Weber als ihre
Wiedergabe der Sommernachts=Paraphraſe von Mendelsſohn=Liszt
ſprachen von trefflicher Schule und feinem Verſtändnis; vornämlich iſt
ihre Behandlung des Piano zu loben. Die Dame hatte auch die Be=
gleilung
aller übrigen Concertnummern zu beſorgen, welcher umfang=
reichen
Aufgabe ſie ſich mit vieler Feinfühligkeit entledigte.
Aber in einer eigentümlichen Lage befinden wir uns gegenüber der
Madame Zimeri; entweder litt die Dame an einer ſo gründlichen
Indispoſition, daß ein Erfolg von vornherein ausgeſchloſſen war, oder,
was wir zu hören bekommen, waren die Trümmer eines ehemaligen
Glan es Die Stimem klang im höchſten Grade unausgeglichen, eine
gewiſſe Höhe konnte nur mit Mühe erreicht werden, die Koloratur war
durchweg verwiſcht. Allem Anſchein nach iſt dem im Laufe der Zeit
abgenutzten Stimmmaterial der Sängerin keine Schule zu Hilfe ge=
kommen
, welche durch Kunſt erſetzen muß, was die Natur verſagt. Nur
mühſam erwärmte ſich ſchließlich das Publikum zu einigen ſpärlichen
Beifallsbezeugungen, welche dem Vortrag des Abt'ſchen,Poſtillon damour=
galten
. Um doch der reichlichen Doſis von Tadel ein kleines Lob bei=
zufügen
, ſei erwähnt, daß Madame Zimeri über eine deutliche Textaus=
ſprache
verfügt.
Nachſtehend teilen wir das Programm des nächſten Samstag
ſtattfindenden Concertes des Mozart=Vereins mit: 1) Abend=
ruhe
, Chor von Mozart; 2) Prolog, geſpr. v. Herrn H. Edward; 3)
Zwei Lieder: a. Das Peilchen b) Zugvögel, von Mozart, geſ. von
Frl. Wooge; 4) Streichquartett in Gdur von Mozart, ausaef. von dem
Quartettverein; 5) Zwei geiſtliche Lieder für Chor: a. Wie ſelig ſind
die Toten, b. Es ſtrahlen hell die Gerechten, von Mende Zſohn; 6) Drei
Lieder: a. Traumbil , von Bendel, b. Die Maiennacht, von Brahms.
C. Es ſingt ein Vogel im Walde. von Grüdner: 7) Zwei Chöre: a. Noch
iſt die blühende goldene Zeit, von v. Perfall, b Sehnſucht nach dem
Walde, von A. Schmidt. Zweite Abteilung: Verſchiedene Chorvorträge u. a.
Der am zamstag ſtattfindende, dritte Kammermuſikabend des
Herrn Kapellmeiſter Wallenſtein bringt, unter Mitwirkung der Herren
Concertmeiſter Willy Heß und Valentin Müller das nachſtehende, in=
tereſſante
Programm: Trio in Eemoll von Bernhard Scholz und in Demoll
von Robert Schumann und die reizende Sonate in Gdur für Klavier
und Geige von Beethoven.
General v. Treskow welcher ſich beſonders vor Belfort aus=
zeichnete
und zuletzt die 2. Infanterie=Diviſion in Danzig kommandierte,
iſt am 19. d. in Altenburg bei Leipzig nach längerem Leiden geſtorben.
Bacante Stellen im Bezirk des 11. Armeekorps. Stations=
ort
wird bei der Einberufung beſtimmt, Kgl. Eiſ.=Betr.=Amt Altena, 10
Bahnwärteraſpiranten, während der Probezeit je 55 M. diätariſche
Monatsremuneration, als etatsm. Bahnwärter 160 M. Jahresgehalt
und den tarifmäßigen Wohnungsgeldzuſchuß (6-180 M. jährlich) bezw.
Dienſtwohnung ſteigend. Stationsort wird bei der Einberufung be=
ſtimmt
, Kgl. Eiſenbahn=Betr.=Amt Altena 7 Schaffner bezw. Aſpiranten
für den Fahrdienſt, während der Probezeit 65 M. monatliche Diäten bei
Anſtellung 8. M. Jahresgehalt, 60-180 M.) Wohnungsgeldzuſchuß
bezw. freie Wohnung, ſteigend. Kgl. Eiſenbahn=Betr=Amt Altena, 15
Bremſer bezw. Aſpiranten für den Fayrdienſt, vorläufig 67 M. 50 Pf.
monatl Diäten, bei erfolgter Anſtellung 610 M. Jahresgehalt und
Wohnungsgeldzuſchuß bezw. Dienſtwohnung, wie vorſtehend, ſteigend.-
Altena, Kgl. Eiſenbahn=Betr.=Amt, Kaſſen= und Bureaudi ner, während
der Probezeit 75 M. diätariſche Monatsremuneration, bei etatsmäßiger
Anſtellung 900 M. Juhresgehalt und den tarifmäßigen Wohnungsgeld=
zuſchuß
(6t-180 M.) bezw. Dienſtwohnung, ſteigend. - Diez, Bürger=
Eiſenach, Großh. Arbeits=
meiſteramt
, Flurſchütz 36. M. pro Jahr.
haus, Lohn= und Hilfsaufſeher vorläufig 900 M. und 60 M. Kleider=
geld
jährl., ſteigend. Weimar, Großh. Direktion des 1. Verwaltungs=
bezirks
, Hilfsdiener, 2 M. täglich. - Wiesbaden, Königl. Gymnaſium,
Pedell, 840. M. Gehalt jährl. und freie Wohnung. - Bezirk der Gr.
Heſſ. (25.) Diviſion: Homburg a. d. O., Amtsgericht, Gefangenwärter
am Haftlokal, eine bare Remuneration von 300 M. jährl. freie Wohnung,
Heizung und Beleuchtung.
Nach dem Abſchuß des Centralkataſters für das Groß=
herzogtum
hat ſich in 1883-84 in Folge neuer Vermeſſungen, Berich
tigungen ꝛc. im Geſamtflächengehalt des Landes ein Zugang von 65 b=

[ ][  ]

170

16

ergeben, ſo daß derſelbe jetzt 768 164 ha beträgt. Der groͤßte Kreis iſt

Alsfeld mit 62207. ha, der kleinſte Bingen; mit 19615 h3; der Kreis
Mainz hat 19729, der Kreis Darmſtadt 20803 ha Flächeninhalt.
In den ſtatiſtiſchen Nachweiſungen des Reichsgeſundheitsamtes
über die Sterblichkeit in den deutſchen=Städten (umfaſſend alle Städte
über 15000 Einwohner) iſt aus der 1. Woche des Jahres.1885 das be=
merkenswerte
Reſultat zu verzeichnen, daß DDarmſtadt die niedrigſte
Sterblichkeitsziffer, nämlich 8.9 auf 1000 Einwöhner pro Jahr aufweiſt;
dann kommt Metz mit 178 und Stuttgart mit, 17,9.k, Aus den frag=
lichen
Nachweiſungen iſt überhaupt ſtets eine ganz=außerordentlich
günſtige Sterblichkeitszifſer für unſere Stadt zu konſtatieren.
1 In der Montag abend abgehaltenen, von 70 Vereinsmitgliedenn
beſuchten Generälverſammlung des älteren Vereins für Vogel=
und Geflügelzucht wurde der Jahresbericht über das 9. Geſchäſts=
jahr
1884 vorgetragen; welcher, des einträchtigen und erſprießlichen Zi=
ſammenwirkens
aller Mitglieder gedenkt, ferner die zahlreichen in den
Verſammlungen abgehaltenen anregenden und belehrenden Vorträge
aufzählt, die fleißige Beteiligung der Mitglieder an den Verſammlungen
konſtatiert, endlich auch des ſchönen Verlaufes des im Juli abgehaltenen
Commerfeſtes, wie, der gemeinjamen Weihnachtsfeier erwähnt. Eine
Ausſtellung fand im Berichtsjahre nicht ſtatt. Das Inventar wurde
im ordnungsmäßigen Stand erhalten. Die Bibliothek hat eine ent=
ſprechende
Vermehrung erfahren. Durch Publicierung=kurzer Referat=
über
die Vereinsverſammlungen in Fachzeitichriften, der Lokal= und
Provinzialpreſſe iſt es gelungen, das Intereſſe an der Geflügel= und
Voaelzucht und Pflege auch in weitere Kreiſe zu tragen, und wird den
verehrl. Redaktionen für Aufnahme dieſer Berichte Dank votiert. Die
Finanzlage in eine recht- zufrieden ſtellende, die Mitglederzahl beträgt
dermalen 186, darunter 3 Ehrenmitglieder.
Nach dem Berichte des
Rechners betrug die Geſamteinnahme 1917 M., darunter an Mitglie=
derbeiträgen
557 M., die Geſamtausgabe 1822 M. wonach ein Ueber=
ſchuß
von 94 M. verbleibt. Das verzinslich angelegte Kapitalvermögen
beträgt 1062 M Dei Bericht des Oekonomen, beziffert den Anſchaf=
fungswert
des Inventars auf 8110 M. Es ſind vorhanden 209 Hühner=
käfige
, 154 Taubenkäfige, 270 Käfige aller Art, ferner Stände für Fa=
ſanen
, Gänſe ꝛc. Nach beendigter Berichterſtättung widmete Herr Dr.
Schäfer Namens der Mitglieder dem Vorſtande für ſeine erſprießliche
und umſichtige Thätigkeit Worte des Daͤnkes und der Anerkennung und
brachte ein Hoch auf den Vorſtand aus. - Bei der nun folgenden Neu=
wahl
des Vorſtandes wurden die beiden Präſidenten Herren Brauerei=
beſitzer
L. Heß und Dekateur Göbel, wie auch die übrigen Vorſtands=
mitgleeder
ſämtlich wieder gewählt. Hieran ſchloß ſich die Wahl der
Rechnungsprüfungskommiſſion und des Schiedsgerichtes, welche raſch
erledigt wurde. Der angeſetzte Vortrag wurde der vorgerückten Zeit
wegen bis zur nächſten Monatsverſammlung vertagt; man verhandelte
hierauf u. a. noch über den gemeinſamen Bezug von Verſandtkörbchen
für Bruteier, worauf die Verſammlung mit einer reichhaltig ausge
ſtatteten Gratisverlooſung von Geflügel ꝛe geſchloſſen wurde.
Mainz, 22. Januar. Unter dem Vorſitze des Herrn Oberbürger=
meiſter
Tr. Lu Mont hat ſich geſtern vormittag hier ein Komite kon
ſtituiert, zu dem Zwecke, Sammlungen für die von dem Erdbeben heim=
geſuchten
Einwohner von Spanien zu veranlaſſen.
Mit dem geſirigen Tage iſt die Schiffahrt auf dem Rhein voll=
ſtändig
eingeſtellt worden, indem durch das auch hente Nacht ein=
getretene
Rhein=Eis der Verkehr unterbrochen werden mußte Die Schiff
brücke zwiſchen hier und Kaſtel mußte noch in der Nacht abgefahren
werden und wird die Kommumkaton zwiichen den beiden Ufern durch
die Trajektſchiffe der naſſaͤutſchen Staatsbahn bewerkſtelligt. Die noch
vor unſerer -tadt auf dem Rhein liegenden Schffe flüchten eiligſt in
die Sicherheitshäfen.

Fürſt Bismarck als Parlamentsredner.
Dem Feuilleton der N. Zir. 3tg. entn hmen wir forgende inte
reſſante Charakteriſtik der parlamentariſchen Redeweiſe des Fürſte=
Bismarck: Ein leiſes, feines Klingeln läßt ſich in allen Nänmen des
Gebäudes hören. Im Leſeſaal, in den Fraktionszimmern, in den Jour=
naliſten
=Bureaux, überall länten die elektrichen Glock n, um den auße=
halb
des Sitzungsſaales Befindlichen anzuzeigen, daß Bismaick gekomm.
ſei und ſprechen werde. Mit ſeinen berühmten fußlangen Hleiſirften. di,
wie die Witzblätter ſagen, auch als kleine Koſakenlanzen verweidet wer
den könnten, macht er ſich bereits auf einer Reine loſer Quartblätter in
zolllangen Buchſtaben Notizen. Das iſt das g=wöhnliche Anzeichen dafür,
daß er alsbald einem Redner zu antworten gedenkt.
Eine kurze Verneigung des Präſidenten nach dem Plaßz des Kanzlers
und - Fürſt Bismarck hat das Wortl Jetzt, wenn man dicht unter
der Journaliſten=Tribüne ſteht, ſieht man erſt, welche Hunengeſtalt auch
äußerlich der eiſerne Kanzler iſt. Er ragt mindeſtens ſechs Fuß aus
ſeinen Schuhen hervor; auf dem machtvoll gewölbten Bruſikaſten und
den breiten Schultern'ſitzt ein merkwürdig runder, völlig ebenmäßig
ausgearbeiteter Schädel, ſo haarlos, rund und glatt wie eine Kuppel
aus poliertem Elfenbein. Dichte weiße Brauen hängen wie Eiszapfen
tief über den ſtahlgrauen Augen. Dieſe büſchelförmigen Augenbrauen
geben dem Antlitz etwas Finſteres, und der Blick, der hinter ihnen her=

vorleuchtet, hat ebenfalls in ſeinem feſten, kalten=Glanze etwas Hartes;
wenigſtens im Augenblick.
So dicht und dick, wie die Brauen, iſt auch der eisgraue Schnurr=
bart
, der unter der kurzen, ſtarken Naſe ſitzt und den Mund völlig ver=
deckt
. Das ganze: Geſicht iſt von Falten und Furchen durchgraben;
ſtarke Ringe ziehen ſich unterhalb der Augen hin und eine Reihe von
ſträhenfüßen= umrunzelt die Schläfen. Bismarck beginnt zu ſprechen.
Sein eben noch bleiches Antlitz bekommt dabei eine leiſe Röthe und
nimmt allmählich einen Farbenton an, der an helle Bronce erinnert.
Dieſe Farbe ſteht ihnt am allernatürlichſten. Der ganze mächtige Schädel
ſieht dadurch aus, als ob er aus Metall getrieben wäre.
Wer Bismarck zum erſtenmale ſprechen hört, wird mächtig über=
raſcht
, denn die ſchwache Stimme ſteht in gar keinem Verhältnis zu dem
rieſigen Körper. Sie droht öfter ganz zu erſterben und klingt bei der
geringſten Anſtrengung nach leichter Heiſerkeit. Dabei ſpricht der Kanzler
hald ſehr ſchnell, bald ganz langſam, aber immer ziemlich leiſe. Pathos
iſt ihm ganz fremd. Dieſelben Sätze, welche gedruckt ausſehen, als ſeien.
ie Erzſtücke, herausgeſchleudert mit der gewaltigſten Kraft des Tones,
und der Bewegungen, fallen bei ihm in Wahrheit in leichtem Umgangs=
ton
von den Lippen. Ebenſo gleiten die ſchärfſten perſönlichen Angriffe
mit einer ironiſchen Höflichkeit und in einer ſo verbindlichen Weiſe aus
dem Munde, als handle es ſich um rein freundſchaftliche Bemerkungen.
Freilich manchmal wächſt ihm auch langſam der Zorn empor; die Hals:
adern ſchwellen an und eine dunkle Glut ſteigt verräteriſch bis zur
Stirn. Mit der ſchmalen weißen Hand fährt er dann nervös in den

Kragen der Uniform, als mangele ihm dort die Luft. Die Brauen
ſenken ſich dann noch tiefer, ſo daß eben nur noch einzelne Blicke hin=
durchſchießen
können. Die Stimme wird um eine Schattierung heller
und es miſcht ſich ein metallener Klang hinein. Die Sätze drängen ſich
ſchneller heraus. Dabei wirft der Redner das Haupt in den Nacken und
ſein Antlitz nimmt einen Ausdruck an, als wenn es verſteinern wollte.
Dennoch iſt ſelbſt in ſolchen Augenblicken noch nicht zu ſagen, wie weit
der Zorn ein echter, naturwahrer. iſt, oder ein künſtlich angefachterl
Einigemal ſah ich freilich den Kanzler, daß jede Fiber an ihm im Zorn,
bebte und ein Ungewitter aus ihm mit einer elementaren Gewalt her,
ausbrach wie ein Wetterſturm im Hochgebirge. Er war des Glaubens,
daß ihm von den Bänken der Oppoſition eine ehrenrührige perſönlicht
Beleivigung zugerufen worden ſei. Dieſer Zorn war echt und er brauſts
ins Haus hinein, daß unwillkürlich Jedermann unter dem Orkan ver
ſtummte. Mit zuckenden Nüſtern, die Zähne zuſammengebiſſen, weil
geöffneten flammenſprühenden Augen, die Hände krampfhaft geballt, als
06 er ſich ſelbſt vor dem Aeußerſten im Zügel halten müſſe, dabei= im,
ſchnellſten Wechſel das Antlitz bald tief purpurroth, bald aſchgrau;
ſ0 ſprang damals der Kanzler von ſeinem Platze herab in die Reihen
der Oppoſition. Der Himmel weiß, welche Scene ſich entſponnen hätte,
wenn nicht noch rechtzeitig das aufklärende Wort von gegneriſcher Seit=
gefallen
wäre.
Aber ſonſt iſt Bismarck bei den Debatten in ſeinem=Auftreten al=
Redner immer der vornehme Mann. Er poltert nicht mit breitem
Tone heraus, ſondern giebt bei aller Schärfe des Ausdrucks äußerlichiE
einen Reden immer den Anſtrich ein r politiſchen Converſation.
Er hat dabei eine ganz beſondere Methode, den Gegner zu bel
lämpfen. Die Rede desſelben iſt für ihn ein Knäuel Garnz das letzt,
Ende des Fadens liegt oben auf und iſt am leichteſten zu ſehen. So
mimmt denn auch Bismarck den letzten Satz aus der Rede ſeines Gegners
zueiſt in die Hand und wickelt von hinten nach vorn die ganze gegneriſch
Auslaſſung gleich einem Knäuel auseinander. An jeden Faden, den eil Fet
blosleat und der ihm nicht gefällt, knüptt er ſeine Enigegnungen. Abel
wähtend er den einen Satz noch ſpricht, eilt bereits der Geiſt der Zungt
voraus. Seine Stimme wird zögeind, ſem lick ſenkt ſich gewiſſermaßer
nch innen, und ruckweiſe entwickelte er nun plötzlich von einem wetten
G ſichtspunkt aus eine blitzende Gedankenreihe, wobei der Zuhörer ordent
ch ſieht und fühlt, wie in ſeiner Gegenwart dieſe Gecanken im Hirrlücht
d s Reoners aufkeimen, geformt werden und ſich langſam in Worten,
0=r ngen.
Darim liegt ein großer Reiz der Bismarck'ſchen Reden. Sie ſin
memuts gl1te, ausgefahrene Landſtraßen, ſondern überraſchen durc
are friiche Uriprünglichkeit und durch plötzliche Abbiegungen mit uner
warteten Ausblicken. Daz: kommt der trockene Humor und, uhig
-arkasmus, der dem Reichskanzler in hohem Maße zu Gebote ſtett
und Beides bricht meiſtens durch, wenn man es am weuigſten erwariet
In Folge denen hat Bismarck ſo oſt die Lacher auf jeiner Seite und
geraoe unter dieſen Lachern ſo häufig ſeine eigenen überraſchten Gegner

Lantskalenner:
Freitag, 23. Januar: Verſammlung des Lokalgewerbvereins Darmſtad
(Brauerei Winter).
Verſammlung der Generalfechtſchule (eſtau
ration Schmitt, fr. Stengel).
Samstag, 24 Januar: Dritter Kammermuſik=Abend von Herrn Wallen,
ſtein (Darmſtädter Hof).
Erſtes Concert des Mozart=Verein;
(Saalvau).
Generalverſammlung des Beſſunger älteren Geſang
vereins (Fey).

Sonntag. 25. Januar: Vortrag im Katholikenverein.
Samstag, 31. Januar: Großer Masken Ball der Vereine Eintracht un

Bürgerverein (Saalbau).
Sonntag, 1. Februar: Generalverſammlung des Katholikenvereins.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.

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