Darmstädter Tagblatt 1885


16. Januar 1885

[  ][ ]

148.
Jahrgung.

1UN
Hi
2ABALN
EwSIGOh

148.

Abonnementepreis
vlertelährlich 1 Mart 50 Pf. ndl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck. Poſtaufichlag.

Jrag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuflrirtes Unterhaltungsblatt.

Iuſerate
werden angenommen: inDarmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. R. V.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 36, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

B8 11.

Freitag den 16. Januar.

1265.

Darmſtadt, am 9. Januar 1885.
Betreffend: Die Ausführung der Beſtimmungen der Gewerbeordnung über Arbeitsbücher, Arbeitskarten und die Beſchäftigung
von Arbeiterinnen, ſowie jugendlicher Arbeiter in den Fabriken.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt,
an die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme von Darmſtadt und Beſſungen.
Sie wollen innerhalb acht Tagen berichten wie viel Arbeitsbücher=Duplicate im Jahr 1884 von Ihnen ausgefertigt
ſund eventuell wie viel Gebühren dafür erhoben worden ſind.
v. Marquard.
(425

R e g u lati v
die Errichtung eines Ortsgeſundheitsrathes für den Dienſtbezirk des Großh. Polizeiamts Darmſtadt.
8 1. Für den Dienſtbezirk des Großh. Polizeiamts wird als techniſcher Beirath dieſer Behörde in der Verwaltung der
Geſundheitspolizei nach Berathung mit den Gemeindevertretungen von Darmſtadt und Beſſungen, ſowie mit Genehmigung
Großherzoglichen Miniſteriums des Innern und der Juſtiz vom 5. Januar 1885 zu Nr. M. J. 30257 ein Ortsgeſund=
heitsrath
gebildet.
5 2. Der Ortsgeſundheitsrath beſteht aus:
1) dem Vorſtand des Großherzoglichen Polizeiamtes als Vorſitzendem,
2) den Großh. Bürgermeiſtern von Darmſtadt und Beſſungen, bezw. den von denſelben delegirten Gemeindebeamten,
3) dem Großherzoglichen Kreisarzte,
4) dem Großherzoglichen Kreisveterinärarzte,
5) dem Stadtbaumeiſter von Darmſtadt,
6) vier von der Stadtverordneten=Verſammlung von Darmſtadt gewählten Mitgliedern,
7) einem von dem Gemeinderath zu Beſſungen gewählten Mitgliede,
8) zwei von dem ärztlichen Verein gewählten Aerzten,
9) dem Vorſteher des chemiſchen Unterſuchungsamtes,
10) zwei von der Militärbehörde zu bezeichnenden Mitgliedern.
Das Großherzogliche Polizeiamt iſt befugt im gegebenen Falle auch andere Beamte und Sachverſtändige zu den
Sitzungen einzuladen.
5 3. Der Ortsgeſundheitsrath iſt berufen über alle im Reſſort der Geſundheitspolizei vorkommenden Angelegenheiten
R berathen, Gutachten zu erſtatten und Vorſchläge zu machen.
8 4. Der Ortsgeſundheitsrath verſammelt ſich mindeſtens einmal vierteljährlich zu einer Sitzung, außerdem ſo oft
Veranlaſſung vorliegt und der Vorſitzende eine Sitzung für zweckmäßig hält, oder drei Mitglieder darauf antragen.
Er iſt beſchlußfähig, wenn mindeſtens die Hälfte der Mitglieder anweſend iſt.
8 5. Ueber die regelmäßigen und beſonderen Sitzungen des Ortsgeſundheitsraths wird von einem durch denſelben hier=
zu
. gewählten Schrifuhrer Protokoll aufgenommen, welches von allen in der Sitzung Anweſenden zu unterſchreiben iſt.
Darmſtadt, den 14. Januar 1885.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
426

Eirsserstrvrtteden.

Bekanntmachung. ⁵⁄.
die Holzpreiſe im Magazin ſind feſtgeſetzt: d.
9 für Buchenſcheiter 1. Kl. zu Mk. 10.50,

8
b)

do.
II. Kl.
Kiefernſcheiter I. Kl.
d0.
II. Kl.
der Raummeter.

Fe.
9.50 Das Scheitholz II. Klaſſe beſteht aus
8.-, ſaufgeſpaltenem Stamm=Knüppelholz von
7. -, völlig geſunden Buchen=Stangen.
Großh. Holzmagazins=Verwaltung.
29

[ ][  ][ ]

408

R6 11

Bekanntmachung.

Die Anfuhr des Holzes aus den ſtädtiſchen Waldungen in das Magazin, für
die Stiftungen, das Armenhaus =und das Hoſpital ſoll. im Wege der Submiſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis Montag den 19. d. Mts., Vormittags 11 Uhr, bei
unterzeichneter Stelle verſchloſſen und gehörig überſchrieben einzureichen.
Die Bedingungen liegen auf unſerem Büreau zur Einſicht offen.
Darmſtadt, den 12. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(427
Ohly.

gporlſetung und Scluß der
Verſteigerung

von

Cu'
d Wossvaaro

wegen Wegzug von

Adolph Kahn & Co.
Darmstadt - Rhoinstrasso 8.

Donnerstag den 15. Januar und Freitag den 16. Januar,
Vormittags 9 und Nachmittags 2 Uhr anfangend.

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und viertel Flaſchen,
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Mk. 1.50 und Mk. 2,
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Wiersteiner Weisswein, Flaſche M. 1.50
und 90 Pfg.,
Fäßchen von 25 Liter 70 Pfg. per Liter, in ganz vorzüglicher
Qualität. Proben zu Dienſten ohne Vergütung.
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Ludwigsplatz 7.
Leere Flaſchen werden zurückenommen.

Faſſeleber=Verſteigerung.
Montag den 19. Januar d. J.,
Mittags um 1 Uhr,
ſoll ein gutgehaltener Faſſeleber auf dem
hieſigen Rathhaus öffentlich verſteigert
werden.
Nieder=Ramſtadt, am 13. Jan. 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Nieder=Ramſtadt.

Bender.
(429

Die Holzverſteigerung
vom 12. Januar aus dem Diſtrict Wie=
ſenthal
iſt genehmigt.
Die Abfuhrſcheine ſind vom 21. Januar
an beim Großherzoglichen Rentamt Groß=
Gerau im Empfang zu nehmen.
Holzüberweiſung am 22. Januar
Vormittags.
Mörfelden, den 14. Januar 1885.
Großherzogliche Oberförſterei Moͤrfelden.
[430
Marx.

Holz

und Streu= Ver=
ſteigerung
.
Montag den 19. d. M., Vormittags

9 Uhr anfangend,
kommen in dem Gräfenhäuſer Gemeinde=
wald
zur Verſteigerung:
32 Rm. Kiefernſcheiter,
341 Kiefernknüppel,
7
Kiefernſtöcke,
1940 Gück Kiefernwellen,

3000 Ginſternwellen,
52 Kiefern=Baumſtangen drei
Meter lang,
55 Haufen Streu.
Die Zuſammenkunft iſt auf der Lang=
ſchneiſe
am Holzſchlage.
Bei ungünſtigem Wetter wird die Ver=
ſteigerung
auf dem Rathhauſe zu Gräfen=
hauſen
abgehalten und wollen Steiglieb=
haber
von Holz und Streu vorher Einſicht
nehmen.
Gräfenhauſen, am 14. Januar 1885.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Gräfenhauſen.
431
Hönig.

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1055

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4¼

g
95

49)

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Einladung zum Abonnement
auf das
Darmſtadter Taghlatt
(148. Jahrgang)
zugleich Amtliches Organ für Stadt und Kreis Darmſtadt.
Daſſelbe iſt von allen in Darmſtadt und Umgebung erſcheinenden
Blättern wie das älteſte, ſo auch das verbreitetſte in allen Kreiſen. Es
iſt gleichzeitig das Organ für die amtlichen Bekanntmachungen des Großh.
Kreisamts, der Polizei und ſämmtlicher Behorden und eignet ſich durch
ſeine Verbreitung zu Inſeraten jeder Art, welchen es durch ſeinen großen
Leſerkreis den beſten Erfolg ſichert.
Das Tagblatt bringt neben einer politiſchen Ueberſicht reich=
haltige
Mittheilungen von allgemeinem und localem Iu=
tereſſe
aus Stadt und Land; Unterhaltung wird ferner durch das
damit verbundene Illuſtrirte Unterhaltungsblatt mit Beiträgen
namhafter Schriftſteller und jährlich an 250 vorzüglichen Illuſtrationen
geboten.
Annoncen werden von der Expedition, ſowie auch von allen ſoliden
Annoncen=Bureaux entgegengenommen.
Abonnementspreis pro Quartal M. 1.50 einſchl. Bringerlohn, durch
die Poſt bezogen M. 1.50 einſchl. Proviſion excl. Bringerlohn.
Abonnements können jederzeit bei der Expeditiou, Rheinſtraße 23, ſowie
auf allen Poſtanſtalten erfolgen.
Die in der näheren Umgebung Darmſtadts wohnenden Poſt=
Abonnenten erhalten das Tagblatt am Tage des Erſcheinens mit dem
erſten Beſtellgang.
Die Expedition.

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Derſelbe enthält: Kalender pro 1885
mit Raum zu Notizen, amtliche Bezeich=
nung
der Maaße und Gewichte, Maaß=
tabellen
, Entfernungen, Berghöhen, Größe
von Bauwerken, Gewichtstabellen, Atom=
gewichte
, Münztabellen, Thermometerſcalen,
Ausdehnung durch Wärme, Schmelz= und
Siedepunkte, Brennſtoffe, verſchiedene Ge=
ſchwindigkeiten
, Mathematiſche und phyſi=
kaliſche
Notigen, Logarithmentafeln, Sinus=
und Coſinustafeln, Quadrat= und Wurzel=
tafeln
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1337

No 11

Darmſtädter

1
L.-. Auf vielſeitiges Verlangen hat das Comits A- A-
beſchloſſen
, dem am Samstag den 17. Januar ſtattfindenden
Carneval-Abend

rin Günzchen

folgen zu laſſen. Sterne für Nichtmitglieder Mk. 1.30, für
Damen 70 Pfg., ſind zu haben bei den Herren D. Faix und
Söhne und Inſpector Velten im Saalbau.
(435
Das Comité.

Vereinigte Geſellſchaft.
Samstag den 17. Januar 1885, Abends 8 Uhr:
Rönnion

in den oberen Geſellſchaftsräumen.

Anzug: Geſellſchafts=Toilette.
Das obere Local wird um 7 Uhr geöffnet.
Darmſtadt, den 10. Januar 1884.
[343
Der Ausschuss der Voreinigton Gesollschakt.

5

Großherzogliche Handekskammer
zu Darmſtadt.

Geffentliche Sitzung.
Freitag den 16. Januar 1885, Abends 6 Uhr.
Tagesordnung:
1) Neue Einläufe.
2) 1V. heſſiſcher Handelskammertag in Mainz.
3) XIII. deutſcher Handelstag in Berlin.

Auf Grund des Voranſchlags für 1884 wurden nachfolgende Obligationen
ausgeloſt, die Nummern 124, 264, 267.
Wir erſuchen die Inhaber derſelben gegen Rückgabe dieſer Obligationen ſammt
Couponsbogen betreffende Kapitalbeträge bei dem Rechner unſerer Geſellſchaft H.
Emmel, Hölgesſtraße 9, in Empfang zu nehmen.
Darmſtadt, im Januar 1885.
Der Vorstand.
437

Das Kohlengeſchäft W. Hoſtmamm,
Geſchäftslokal: Grafenstrasse 18.
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enpfiehlt Ruhrkohlon vorzüglicher Qualität, ſehr ſtückreich, wenig

rußend und von großer Heizkraft von der Loche vor. hamburg, ſowie
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[ ][  ][ ]

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Ludwigatr. 8. (438

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390) Ein 15jährigis Mädchkn WWaiſe
ſucht per ſofort Stelle. Frank's Stellen=
Büreau, Caſinoſtraße 2.
388) Eine geſunde Schenkamme ſucht
Stelle. Zu erfr. Arheilgerſtr. 48, Hinterb.
(Kine geübte Friſeurin empfiehlt ſich
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außer dem Hauſe. Waldſtraße 11. 1122

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Malaga, prima Qualität, pr. Fl. M. 2,
⁄⁄ Marx'ſcher Kinderwein, pr. Fl. M. 1.25,
A aͤllſeitig ärztlich mit den größten Erfolgen
.
empfohlen, bei M. W. Praſſel, Rhein=
L
ſIſtraße.
[13246

441) Eine junge, kräftige Frau ſucht
Arbeit im Waſchen und Putzen. Näheres
bei Frau Landau, Hochſtraße 10.

5

442) Ein kräftiges Mädchen mit
guten Zeugniſſen geſucht.
Frank'3 Stellenbüreau, Caſinoſtraße 2.
443) Ordentliche Mädchen erhalten
ſehr gute Stellen. Beck, Stellenbureau,
Mathildenplatz 11.
444) Tüchtige Mädchen, die kochen
können, erhalten ſofort ſehr gute Stellen.
Stellenbureau Röſe, Eliſabethenſtr. 46.
445) Ein junges Ehepaar ſucht ein
tüchtiges Mädchen für Hausarbeit und
Küche. Lohn 150 Mark.
Wor ſagt die Expedition.
446) Ein tüchtiger Fuhrknecht, wel=
cher
im Ackerbau bewandert, wird geſucht.
Beck, Stellenbureau, Mathildenplatz 11.

in allen Ballkarben
ſoeben eingetroffen.
Lyton Sohmidt,
Ludwigſtraße 8. (447

Münchener

56

O.

Der Vertreter einer der älteſten und
größten Brauereien Münchens ſucht be=
deutende
Abnehmer ſeines vorzüglichen
Bieres. Originalpreiſe. Directe Lie=
ſerung
. Offerten sub. L. Nr. 1 beför=
dert
die Annoncen=Expediton von Haa-
Senstein & Vogler in München.

Behufs Vergebung der Arbeiten bei
der Reinigung des Parade= und Marien=
platzes
hierſelbſt an den Mindeſtfordern=
den
iſt auf
Dieustag den 27. d. Mts., Vormit=
tags
1 Uhr,
ein Licitationstermin in unſerem Ge=
ſchäftslokal
, Riedeſelſtraße Nr. 60, anbe=
raumt
, wozu wir Unternehmer mit dem
Bemerken einladen, daß die Bedingungen
in oben bezeichnetem Lokal während der
Amtsſtunden zur Einſicht offen liegen.
Darmſtadt, den 15. Januar 1885.
Großherzogliche Garniſon=
(450
Verwaltung.

Auvrarrz

Am

An

Reiche Reirath.

Für eine junge Dame von perſ.
Repräſ., welche 60,000 Thlr. Ver=
mögen
beſitzt, ſuche ich einen geeig=
neten
Lebensgefährten.
Nicht
anonhme Offerten mit Angabe der
Verhältniſſe u. Rückporto an Julius
Wohlmann, Breslau, Oderſtraße 14.
Nicht ernſte, ſcherzh. od. unpaſſ. An=
träge
ausgeſchloſſen. Ber Convenienz
kann ſofort perſ. Vorſtellung erfolgen.
Abſolute Discretion. E (451

90000000000000
10¾
G
TEALTUUIO

Samstag und Sonntag
9
auETL1UPPE
bei
J. Lumphose. 452
Geſucht
Jhalbo Logenplätuo l. Rang
Näh. in der Expedition d. Bl.

Do Vorkanten
eine neue Futtermühle, eine neue Kilo=
wage
und eine Windmühle. Fuhr=
mannsſtraße
18.
[448
6
H. S,000
gegen exate Hypothek geſucht. Offerten
unter J K. an die Expedition. (397
Fin ſchwarzer Pelzkragen iſt am
E14. d. Mts. in der Aula der ſtädt.
Realſchule verwechſelt worden. Man bittet
denſelben gegen Empfang des Verwechſelten,
Wilhelminenſtraße 29 im 4. Stock gefl.
abgeben zu wollen.
[449

ſigr.

Frachtbriefe
der Main=Neckar=Bahn, ſowie der Heſſ.
Ludwigsbahu, auf Wunſch mit Firmo,
M. 7 per Tauſend.
9 L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.

Bei Huſten,
Heiſerkeit, Verſchleimung ꝛc. überhaupt bei allen
catarrhaliſchen Affektionen der Athmungs=Organe
Hals= und Bruſtleiden haben ſich die Malzextract=
Caramellen a Beutel 30 und 50 Pfg., und Malz=
extract
(Schutzmarke Huſte=Nicht=) von L. H.
Pietſch u. Co, in Breslau, Altbüſſerſtraße 8 9
als anerkannt wirkſam bewährt: Zu haben bei
(13360
G. L. Kriegk.
Mrtirziraiaiſazn
Mxtnrixrrzartarrarnuntarim,
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag. 16. Januar.
12. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung.
(Rothe Karten gültig.)
F e en n d e.
Luſtſpiel in 5 Akten nach dem Franzöſiſchen des
Scribe, bearbeitet von Ch. v. Graven.
Anfang 7 Uhr. Ende vor halb 10 Uhr.
30

[ ][  ][ ]

Standegamtliche Nachrichten
aus Beſſungen.
Geborene.
Am 1. November: Dem Schuhmacher Konrad Nungeſſer, S. Karl
Konrad. Am 3. Dem Buchhändler Hermann Stamm, T. Eliſabethe.
Am 7: Dem Schloſſer Heinrich Schüler, L. Anna Marie. Am 9.
Dem Schuhmacher Joh. Friedrich Meiſinger, T. Maria. Dem Schloſſer
Balthaſer Ehrhardt, S. Friedrich. Am 11.: Eine unehel. T. Katharina.
Am 13.: Dem Großh. Kreis=Aſſeſſor Freiherr Ludwig von Senarclens=
Graney, T. Am 15.: Dem Gemeinde= und Sparkaſſerechner Jacob
Ludwig Nohl, S. Ludwig. Am 16.: Dem Friedhofverwalter Heinrich
Dörr, T. Louiſe. Am 20.: Dim Schreiner Georg Heinrich Meier, T.
Anna. Am 25.: Dem Feurwerker Roman Eugen Karl Kühnel, S.
Walter Ernſt Erich Roman. Am 26.: Dem Schreiner Georg Heinrich
Spahn, S. Friedrich. Am 28.: Dem Bahnarbeiter Peter Weißmantel,
S. Karl. Am 29.: Dem Weißbindermeiſter Wilhelm Erbes, T. Louiſe.
Cheſchließungen.
Am 4. November: Der Mühlbauer Michael Heinrich Friedrich Eckert,
mit Wilhelmine Trier dahier. Am 9.: Der Tupetenarbeiter Johann
Philipp Lipp, ein Wittwer, mit Marie Meß dahier. Der Zimmermann
Konrad Wienold dahier, mit Eliſabethe Krug von Eberſtadt. Der Schloſſer
Wilhelm Ludwig Koch, mit Maria Eliſabethe Uhl dahier. Am 16.:
Der Schloſſer Karl Peter Geyer dahier, mit Henriette Mathilde Heppen=
heimer
von Darmſtadt. Am 29.: Der Schuhmacher Alois Fieweger
aus Aligrottkau in Schleſien, mit Katharina Rexroth hier. Der Ober=
feuerwerker
Johann Krämer, mit Louiſe Helene Johanna Richtberg hier.
Am 30.: Der Maurermeiſter Peter Meckel 111, ein Wittwer, hier, mit
Bertha Auguſte Walter aus Sechskirchen, Königreich Preußen.
Geſtorbene:
Am 1. November: Die Gertrude Ludwig, geb. Knapp, Wittwe des
Kanzleidieners Ludwig, 79 J. alt. Am 2. November: Die Ehefrau des
Oberſt und Regiments=Kommandeurs Auguſt von Seebeck, Maria, geb.
von Lübtow, 45 J. 6 M. alt. Am 5.: Der Großh. Landgerichtsrat
Guſtav Scriba, 47 J. alt. Am 11.: Dem Spenglermeiſter Georg Wil=
helm
Roth, S. Friedrich Wilhelm, 1 J. 10 T. alt. Am 17.: Eine
unehel. T. Auguſte, 2 M. 3 T. alt. Am 19.: Der Taglöhner Georg
Preſſon, 64 J. 7 M. alt. Am 21.: Die Ehefrau des Wachtmeiſters i. P.
Heinrich Kirch, Louiſe, geb. Lutz, 47 J. 5 M. alt. Der Großh. Haupt=
mann
i. P. Ferdinand Kehrer, 75 J. 1 M. alt. Am 22.: Dem Rentner
Guſtav Adolf Schumacher, S. Guſtav, 9 J. 8 M. alt. Am 25.: Der
Großh. Bauaufſeher i. P. Nicolaus Mittelſtädter, 65 J. 6 M. alt.
Am 27.: Eine unehel. T. Margaretha, 7 Wochen alt.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 16. Januar.
Deutſches Reich. Se. Majeſtät der Kaiſer empfieng am Mitt=
woch
nachmittag den Biſchof Kopp von Fulda.
Die Leiche des Prinzen Auguſt wird nach Ludwigsburg verbracht,
um dort in der königlichen Gruft beigeſetzt zu werden.
Der Bundesrat hat folgendes über den Zollanſchluß eines bremi=
ſchen
Gebietsteiles bei Hemelingen und Seebaldsbrück beſchloſſen: 1
Die gedachten Gebiete werden, ſoweit ſie bisher zum Freihafengebiet
Bremens gehörten, vom 1. Januar 1885 ab dem Zollgebiete angeſchloſſen.
2) Die Nachverſteuerung in dem angeſchloſſenen Gebietsteile geſchieht
nach einem beſonderen Verordnungsentwurf. Der Vollzug des An=
ſchluſſes
, die Nachverſteuerung einbegriffen, wird einer einzuſetzenden
Kommiſſion von zwei Mitgliedern übertragen, von denen das eine der
Senat der freien Stadt Bremen, das andere der königl. preußiſche Pro=
vinzial
=Steuerdirektor in Hannover ernennt. 3) Von dem Ertrag der
Nachſteuer nach Abzug der Erhebungskoſten werden 40 pCt. der freien
Stadt Bremen überwieſen, 60 pCt. aber zu den Einnahmen des Reiches
verrechnet.
Wie die Poſt= hört, handelt es ſich in dem dem Bundesrat zu=
gegangenen
Geſetzentwurf um eine Verdreifachung der Zölle für Weizen,
Haſer, Gerſte ꝛc. ſowie um eine Verdoppelung des Roggenzolles. Auch
die Zollerhöhung einer ganzen Reihe von anderen Gebrauchsgegenſtänden
iſt in der Zolltarifnovelle vorgeſehen.

Am Mittwoch ſtanden im Reichstag die Anträge Hertling, wegen
Vorlegung eines Arbeiterſchutzgeſetzes, Junggrern, betr. die Gerichts=
ſprache
in den ehemals däniſchen Landesteilen, und Lohren, betr. den
Arbeiterſchutz, auf der Tagesordnung. Die Beratung darüber konnte
an dieſem Tage nicht beendet werden und erfolgt die Fortſetzung der=
ſelben
am Donnerstag.
Die Wahlprüfungskommiſſion erklärte die Wahl des Abgeordneten
Woermann mit 7 gegen 4 Stimmen für giltig. Einzelne Erhebungen
werden trohdem noch vorgenommen werden.
In der am Mittwoch ſtattgehabten Sitzung der Dampferkommiſſion
wurde die Nebenlinie der auſtraliſchen Hauptlinie nach Tonga und
Samoa debattiert. Brömel und hauptſächlich Bamberger beſtritten, daß
der dortige deutſche Handel bedeutend genug ſei, um die Subvention zu
rechtfertigen; ſie behaupteten, daß nur eine Demonſtration im Intereſſe
der Kolonialpolitik beabſichtigt werde. Dieſe Ausführungen wurden von
Kuſſerow und Krauel widerlegt. Die nächſte Sitzung iſt auf Montag
anberaumt.
Die Budgetkommiſſion beriet die Zölle und Verbrauchsſteuern und
genehmigte für Zölle den eingeſtellten Betrag von 199 820000 M., ſowie
die Tabakſteuer mit 10673300 M. An den Titel der Rübenzuckerſteuer
knüpfte ſich eine längere Debatte über die Steuerreform, die ſchließlich
vertagt wurde. Im Lauſe derſelben erklärte der Staatsſekretär Burchard,
die Regierung ſei nicht in der Lage, während der jetzigen Zucker=Kriſis
eine Reform der Zucker=Steuer zu beſchließen.
Die bei der geſtern ſtattgehabten Eröffnung des preuß. Landtags
verleſene Thronrede bezeichnet die Finanzlage als an ſich befriedigend.
Der Ueberſchuß betrage insgeſamt über 20 Millionen, welcher nament=
lich
aus dem günſtigen Reſultate der Staatseiſenbahnen hervorgegangen
ſei und faſt ausſchließlich zur Tilgung der Staatseiſenbahn=Kapitalſchuld
verwendet wurde. Auch das laufende Jahr laſſe einen gleich günſtigen
Abſchluß hoffen. Doch komme dem gegenüber die Erhöhung der Matri=
kularbeiträge
um über 24 Millionen in Betracht. Die Rede betont die
Notwendigkeit der Eröffnung neuer Einnahmequellen des Reichs. Der
durch Einnahmen nicht gedeckte Teil der Matrikularbeiträge werde
durch eine Anleihe gedeckt werden. Die Rede weiſt auf den Aufſchwung
der Gewerbethätigkeit hin, nur auf der Landwirtſchaft laſte ein Druck,
deſſen Urſachen aufzuklären und Abhilfe zu ſchaffen die Regierung un=
ausgeſetzt
bemüht ſei. Angekündigt werden der Staatshaushaltsetat,
Geſetzentwürfe über Umgeſtaltung perſönlicher Steuern, Kapitalrenten=
ſteuer
, Verträge über Erwerb weiterer Privateiſenbahnen, Vorlagen über
die Kreis= und Provinzialordnung für Heſſen=Naſſau, über Zuſammen=
legung
der Grundſtücke im Geltungsgebiet des rheiniſchen Rechts und
des hohenzollernſchen Landes.
Der preußiſche Etat pro 1885-86 ſchließt in Einnahme und Aus=
gabe
mit 1257725000 M. ab. Die dauernden Ausgaben betragen
1221 175 788, die einmaligen und außerordentlichen 36 549 212 M. Das
Defizit beziffert ſich auf 22091000 M. und muß durch eine Anleihe
gedeckt werden. Da der von Preußen an das Reich zu jahlende Matri=
kularbeitrag
um 24584641 M. höher als im Vorjahre iſt, ſo bleibt das
Defizit doch noch hinter dieſer Mehrzahlung zurück.
Die Nordd. Allg. 3tg. ſchreibt: China habe eine Anzahl ehemaliger
deutſcher Militärs, welche bis jetzt als Privatleute in voller Unabhängigkeit
lebten, als Armeeinſtruktoren engagiert. Die Reichsregierung könne die=
ſelben
dabei weder fördern noch hindern. Solchen Militärs aber, welche
zum deutſchen Heere gehörten und noch in dienſtlichem oder in einem
Reſerveverhältnis ſtünden, würde ſie bei der von Anfang an dem fran=
zöſiſchchineſiſchen
Konflikt gegenüber bewahrten ſtrikten Neutralität eine
Beteiligung an derartigen Geſchäften nicht geſtatten.
In der gegenſeitigen Stellung der europäiſchen Mächte vollzieht ſich
anſcheinend eine bemerkenswerthe Veränderung. Verſchiedene Anzeichen
deuten darauf hin, daß zwiſchen Deutſchland und Italien nicht mehr
alles ſo ſteht, wie bisher, und daß letzteres mehr und mehr in das eng=
liſche
Fahrwaſſer einlenkt. Was die eigentliche Urſache für dieſe
Schwenkung des italieniſchen Kabinets bildet, liegt noch nicht klar zu
Tage, wahrſcheinlich hat aber hierbei Mr. Gladſtone die Hand mit im
Spiel, der die Koloniſationspläne Italiens am Rothen Meere trotz der
hierdurch England drohenden Konkurrenz offenbar begünſtigt, um ſich
hierdurch die Unterſtützung Italiens namentlich in der egyptiſchen Frage
zu ſichern. Das Verhältnis Italiens zu Deutſchland ließ überhaupt in
letzter Zeit die wünſchenswerte Klarheit vermiſſen und über die Stel=
lung
des Appenninen=Königreiches zur deutſch=öſterreichiſchen Allianz
herrſcht heute größere Ungewißheit als je; vielleicht bringt die nächſte
Zeit Aufklärungen hierüber.
Gelegentlich der Feſttafel zu Ehren des Landesausſchuſſes von Elſaß
Lothringen kam der Statthalter in längerer Rede auf ſeine früheren
Reden zurück, wobei er wiederholt hervorhob, daß das Reich dem Lande
die vollen Verfaſſungsrechte nicht eher geben könne, bis es die Siche=
heit
habe, daß ihm ſelbſt keine Schwierigkeiten daraus erwachſen. De
erſte Schritt, dem Reiche dieſe Sicherheit zu gewähren, ſei, daß Elſa
Lothringen ſeine definitive Zuſammengehörigkeit mit Deutſchland offer
rückhaltlos anerkenne und ſich von dem Einfluß frei mache, den d
franzöſiſche Preſſe noch ausübe. Der Stadthalter hob ferner hervor,
wie auch ihn nur das Gebot der Selbſterhaltung gegen das chauviniſti=
che
Getreibe jenſeits der Vogeſen im Anſchluß an einzelne Proteſt=Agi
tationen im Lande zu Maßnahmen gezwungen hätte, die ihm ſchwe
geworden, die aber nicht ſeiner von Anfang an befolgten Politik wide=
prachen
. Sollten die veralteten Proteſtphraſen und Hetzereien gegen das
Deutſchtum nicht nach und nach abnehmen, ſollte die Ruhe des Landes

[ ][  ][ ]

1
dadurch gefährdet ſein, ſeine Pflichterfüllung gegen das Reich dabei in
Frage kommen, ſo ſchrecke er auch vor keinem Extrem zurück. Abgeſehen
aber von dieſem Zwange, den die Agitationen Einzelner ihm auferlege,
halte er unverbrüchlich an ſeiner Politik feſt, dem Lande die Uebergangs=
periode
möglichſt zu erleichtern.
Auf der in Straßburg tagenden mitteleuropäiſchen Sommerfahr=
plankonferenz
pro 1885 wurde beſchloſſen den Sommerjahrplan am
1. Juni c. in Kraft treten zu laſſen. Die Winterfahrplan=Konferenz
pro 1885-86 wird am 24. Juni d. J. in Peſt ſtattfinden.
Oeſterreich=Uugarn. Die Betrugsaffaire des verhafteten Börſen=
comptoir
=Inhabers Norderer nimmt ungeahnt große Dimenſionen an.
Die bisher feſtgeſtellten Geſamtpaſſiven betragen 200 000 Gulden.-
Hiervon fallen auf den Wiener Platz 74000 Gulden, der Reſt auf die
Provinzen. Lediglich 500 Gulden figurieren als Aktiven.
Die Frankfurter Mordthat erregte in Wien große Bewegung. Die
Polizeibehoͤrde recherchiert auf Erſuchen des Frankfurter Polizeichefs eifrigſt.
Frankreich. Figaron meldet die vollſtändige Verſtändigung
Bismarcks mit Ferry bezüglich der beiderſeitigen Kolonialpolitik.
Frankreich verpflichtet ſich, in allen ſeinen Kolonien den deutſchen Handel
u beſchützen, Deutſchland werde dagegen Frankreich am Kongo, in
Sgypten und in China unterſtützen.
Soirs veröffentlicht ein Schreiben des Sekretärs des Königs von
Kambodſcha, Monteiro, welches der Kommiſſion zur Beratung des Ver=
frages
mit Hüe mitgeteilt wurde. In dem Schreiben wird aufs neue
Ezegen den Vertrag vom 2. Juni proteſtiert und die Regierung Cochinchinas
beſchuldigt, in Kambodſcha wie ein Souverän aufzutreten.
Nach einem Telegramm des Temps= aus Kairo hätte der Mahdi
die Bedingungen Wolſeleys angenommen. Die Engländer marſchieren
ngehindert auf Khartum.
In der am Mittwoch ſtattgehabten Kammerſitzung interpellierte
Raoul Duval die Regierung über ihre diplomatiſche und militäriſche
Aktion in Oſtaſien. Ferry erklärte ſich zur ſofortigen Beantwortung
hereit. Duval hob hervor, der Rücktritt Campenon's ſei durch Mei=
nungsverſchiedenheiten
mit ſeinen Kollegen über die Politik in Oſtaſien
motiviert worden; er wünſche zu wiſſen, ob die Regierung beabſichtige,
gll über ihr in der Sitzung vom 26. November entwickeltes Programm
hinauszugehen und die Operationen in Oſtaſien weiter auszudehnen.
Ferry erwiderte: die Kammer ſprach durch ihr Votum vom 27. Novem=
ber
klar und deutlich den Wunſch aus, die Poſition Frankreichs in
Tonking voll zu behaupten und die vollſtändige Ausführung des Ver=
trages
von Tientſin zu verlangen. Die Kammer habe eine energiſchere
Aktion gewünſcht. Die Regierung habe deshalb den Feldzugsplan andern
müſſen, ſie konnte nicht anders handeln, ohne die Wünſche der Kammer
und des Landes zu mißachten. Die Regierung habe daher die ſofortige
und völlige Beſetzung Tonking's beſchloſſen. Als einziges Mittel, die
CAngelegenheit mit China zu beendigen, habe man neue Verſtärkungen
abſenden müſſen, wobei Campenon nicht mitzuwirken geneigt war. Die
Frennung von ſeinen Kollegen ſei in loyaler und freundſchaftlicher Weiſe
53
lerfolgt. Campenon habe niemals Befürchtungen über die militäriſche
V0Lage Frankreichs ausgeſprochen. Herr Lewal erklärte, er ſei Soldat und
wolle keine Politik treiben; er gedachte rühmend ſeines Vorgängers,
heſſen Hingebung für Frankreich und die Republik er nacheifern werde.
55 ſei unrichtig, daß die Operationen in Tonking die Mobiliſierung ge
ljaͤhrdeten. So lange er Kriegsminiſter ſei, werde das nicht der Fall
emn. Nach weiteren Reden wurde die von Ferry verlangte einfache
Lagesordnung mit 294 gegen 234 Stimmen angenommen. Die Kammer
88 vertagte ſich hierauf bis zum 27. Januar.
g0⁄₈
England. Bei dem am 13. d. ſtattgehabten Meeting der Liberalen
n Kenſington äußerte Dilke, es werde vielleicht notwendig ſein, die aus=
Grtige und Koloniaipolitik Englands wozu die Regierung durch die
üngſten Ereigniſſe genötigt geweſen ſei, teilweiſe zu ändern und durch
line Politik zu erſetzen, die der gegenwärtigen Lage beſſer angepaßt ſei.
Dänemark. Die Quarantäne=Maßregeln gegenüber den Prove=
lenzen
aus ſämtlichen franzöſiſchen Häfen wurden aufgehoben.
Rußland. Der Finanzminiſter Bunge iſt in Anerkennung ſeiner
erdienſte zum wirklichen Geheimerath ernannt worden.
Das Budget=Defizit im Betrage von 7760 341 N, ſoll durch die
innahmen aus dem Bauernloskauf gedeckt werden.

Eghpten. Die Verhandlung über die Berufung der Regierung
553
eden das erſtinſtanzliche Urteil findet nicht in nächſter Woche ſtatt,
196
ndern iſt in Uebereinſtimmung mit den Parteien bis zum 18. Februar
136
ſeitagt worden.
575
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 16. Januar.
O (Stadtverordneten=Verſammlung vom 15. Januar.
hirzer Bericht.)
Vor ſEintritt in die eigentliche Tagesordnung theilt
br Herr Ober=Bürgermeiſter mit, daß es dieſer Tage 25 Jahre geweſen,
ub die Herren Juſtus und Bach in die freiwillige Feuerwehr einge=
eten
und nahm Veranlaſſung, den genannten Herren für ihr ſeitheriges
Hierauf
iſh rießliches Wirken den Dank der Stadt auszuſprechen.
ſchäftigte man ſich mit der Ergänzungswahl der verſchiedenen Organe
kr Armenverwaltung, deren ausſcheidende Mitglieder, Major Herpel
ud Stadtv. Lehr, wieder gewählt wurden, desgleichen die austretenden
ezi rksvorſteher mit Ausnahme des Herrn B. Storck, welcher eine Wie=
trwahl
abgelehnt, ebenſo die meiſten ſeitherigen Armenpfleger.

11
113
Alsdann trat man in die auf Beratung der Gaspreiſe abzielenden
Anträge, welche teilweiſe ſchon im Juni v. J. Gegenſtand der Erörterung
geweſen. In erſter Linie handelte es ſich um den von Dieffenbach und
Genoſſen geſtellten Antrag, der auf Ermittelungen in der Richtung ab=
zielt
, ob ſich mit einem Aufwand von 300000 M. ein neues, weſentlich
wohlfeiler produzierendes Gaswerk herſtellen laſſe und bis dahin die
Frage der Ermäßigung der Gaspreiſe in der Schwebe halten will. Nach
Mitteilung des Referenten Stadtv. Wolfskehl würde nach einem Gut=
achten
der Verwaltung des Gaswerks ein neues Werk nicht unter
600 000 M. zu beſchaffen ſein, weshalb die Mehrheit der Gasdeputation
an ihren alten, im Prinzip auf eine mäßige Preisherabſetzung gehenden
Anträgen, welche ſ. Z. ſchon die generelle Billigung der Mehrheit der
Stadtverordneten gefunden, feſthalten zu ſollen glaubt. Weber führte
eingehend aus, daß das Gutachten des Gaswerks auf einer ungeheuren
Ueberſetzung der Preiſe baſiere, während unſere dermaligen Produktions=
koſten
ganz unverhältnismäßig hoch ſeien und trat daher dafür ein, ein
Gutachten eines bewährten Technikers über die Frage einzuholen.
Gaule ſprach dafür, endlich einmal den Gaskonſumenten durch eine
Herabſetzung der Preiſe gerecht zu werden.
Bähr erklärte ſich für den Antrag der Gasdeputation, ebenſo Pro=
feſſor
Dr. Thiel, der den Standpunkt verſolgt, daß das alte Etabliſſe=
ment
ſich noch lange als leiſtungsfähig erweiſen werde, wenn man, wie
auch beantragt, 2 Generatoröfen errichte. Wittich erachtete dagegen
den Antrag Dieffenbach=Blumenthal und Genoſſen für gerechtfertigt, be=
tonte
, daß man bei Erwerbung des Gaswerks davon ausgegangen, daß
dasſelbe nur proviſoriſch dort zu belaſſen ſei, die Frage der Ermäßigung
der Gaspreiſe mit derjenigen der Erbauung eines anderen Gaswerks im
engſten Zuſammenhang ſtehe. Rückert wunderte ſich darüber, daß
man den früheren auf Herabſetzung der Gaspreiſe abzielenden Beſchluß
nun wieder in Frage ſtelle und erwarte, die Ermäßigung zur Wahrheit
werden zu laſſen, dagegen aber die Entſcheidung uber die Erbauung
neuer Generatoröfen bis zur Einholung eines weiteren Gutachtens zu
vertagen. Beigeordneter Riedlinger erklärte ſich prinzipiell gegen Her=
abſetzung
der Gaspreiſe, da Gasbrennen eigentlich ein Luxus ſei, die
Stadt die ihr hieraus zufließende Einnahme nicht entbehren könne zund
befürwortete daher den Antrag Dieffenbach=Blumenthal.
Wittich wies nochmals darauf hin, daß die einzige Möglichkeit
billig zu produzieren, die Erhauung eines zweckmäßigen Werkes ſei.-
Diehm hält ſein früheres, auf Ermäßigung der Preiſe lautendes Votum
aufrecht, da der erzielte Gewinn ein unverhältnismäßig hoher ſei und
befürwortete den von Rückert geſtellten Antrag. - Der Großh. Ober=
Bürgermeiſter konſtatierte, daß man ſeiner Zeit bei Erwerbung des
Gaswerks davon ausgegangen, das alte Werk auszunützen. ſo lange es
gehe, daß man ſich aber hüten müſſe, die Theorie zu erwecken, als wolle
man die alte Fabrik verewigen, alſo der Antrag Dieffenbach= Blumen=
thal
, Ermittlungen über die Koſten eines neuen Werkes anſtellen zu
laſſen, Berechtigung beſitze.
Die Stadtverordneten lehnten die beantragte abermalige Vertagung
der Ermäßigung der Gaspreiſe ab, erſuchten dagegen um Ermittelungen
darüber, ob ſich ein neues Gaswerk für 330000 M. erbauen laſſe und
orderten Vorlage wegen Erbauung zweier Generatoröfen.
Hiernach
blieb alſo das Detail der Ermäßigung zu beraten übrig. Nach ſehr ein=
gehender
Erörterung beſchloß man unter Aufrechthaltung der Gasmeſſer=
miethe
den Gaspreis für Private von 28 Pf. für einen Konſum von 1500
Cubikmeter auf 26, von 1500-5000 auf 23, dann weiter bis unter
15000 auf 224 für höheren Konſum auf 22 Pf., für Kraftmaſchinen auf
18 Pf. mit Wirkung vom 1. April ab zu ermäßigen.
Die Generalverſammlung des Kriegervereins findet Sonn=
tag
den 18. Januar, nachmittags 3 Uhr, im Vereinslokale (Gaſthaus
Die Tagesordnung für die Ver=
zum
Schwanen, Kirchſtraße) ſtatt.
ſammlung iſt: 1) Verleſung des Rechenſchaftsberichts des Vorſtandes
für 1884, 2) Verleſung der Vereinsrechnung pro 1884, 3) Neuwahl des
geſamten Vorſtandes für 1885, 4) Beſtimmung dreier Revidenten für
die 1884er Rechnung.
Die Techniſche Hochſchule zu Darmſtadt begeht im Jahre
1886 die Jubelfeier ihres fünfzigjährigen Beſtehens. Allerdings
wurde die jetzige Hochſchule nicht ſofort als ſolche ins Leben gerufen; viel=
mehr
wurde ſie in gleicher Weiſe, wie die meiſten übrigen deutſchen tech=
niſchen
Hochſchuen, zuerſt in engerem Rahmen und mit ähnlichen Zielen
als Höhere Gewerbeſchule; gegründet. Die Eröffnung fand am 13. Ok=
tober
1836 mit 31 Schülern und Zuhörern ſtatt, nicht lange vorher waren
in Karlsruhe (1825), München (1827), Dresden (1828), Stuttgart 11829)
und Hannover (1831 ähnliche Gewerbeſchulen ins Leben geruſen. Erſt
im Jahre 1868 erhielt die Anſtalt den Titel polytechniſche Schule=
aber
bereits lange Zeit vorher war ſie ſowohl in ihren Beſtrebungen, wie
in ihren Leiſtungen wirklich eine polytechniſche Anſtalt. Beſtanden duch ſchon
im Jahre 1858 neben den beiden allgemeinen Klaſſen, welche einen zwei=
jährigen
Kurſus bedingten. fünf beſondere Fachabteilungen, und zwar ſolche
für Architekten, Bau=Ingenieure, Maſchinen=Ingenieure, Chemiker und Land=
wirte
.
Eine große Zahl höherer Beamten im Großherzogtum Heſſen und außer=
halb
desſelben, von Privat=Architekten. Ingenieuren. Induſtriellen, Land=
wirten
u. a. verdankt dieſer Schule ihre fachwiſſenſchaftliche Ausbildung.
Es wird deshalb beabſichtigt eine Jubelfeier, wenn auch in einfachem
Rahmen, zu veranſtalten, und es ſind bereits verſchiedene Aktions=Komites
aus früheren Studierenden, aus Dozenten der Anſtalt und aus jetzigen

[ ][  ]

114
M1

Studierenden beſtehend - zuſammengetreten, um die erforderlichen vorbe=
reitenden
Arbeiten in Angriff zu nehmen. Beſonders erfreulich iſt es, daß
diejenigen fünf Herren,. welche bereits im Jahre 1861 gelegentlich des da=
maligen
ſünfundzwanzigjährigen Jubiläums der höheren Gewerbeſchule als
Feſtausſchuß die Feier vorbereitet und geleitet haben, dem Komité für die
fünfzigjährige Jubelfeier als aktive Mitglieder beigefreten ſind. Es ſind
dies die Herren Geheimerat Fink zu Darmſtadt, Oberbuchhalter Beſt da=
ſelbſt
, Kreisbaumeiſter Baurat Heim zu Mainz, Geh. Baurat Kramer
zu Mainz und Oberbetriebs=Inſpektor Baurat Heyl zu Frankfurt a. M.
Es iſt anzunehmen, daß die bevorſtehende Jubiläumsfeier dazu beitragen
wird, der techniſchen Hochſchule, welche nunmehr auf eine bald fünſzig=
jährige
erſolgreiche Thätigkeit zurückblicken kann, zu ihren alten Freunden
und zahlreichen, meiſt in geachteten Lebensſtellungen befindlichen ehemaligen
Schülern auch die Sympathien vieler neuen Freunde zu erwerben.
1 Städtiſche Sparkaſe. Eine vorläufige Ueberſicht ergiebt
auch für 1884 eine erhebliche Steigerung des Geſchäftsverkehrs gegen
das Vorjahr 1883, welches ſeither die höchſten Ziffern aufzuweiſen hatte.
Die baaren Einlagen betrugen:
1884. . 1598489 M. 07 Pf. in etwa 33000 Poſten.
gegen 1883.. 1544932 M. 96 Pf. in etwa 32000 Poſten,
Die Ruckzahlungen betrugen:
1884 . . 1334785 M. 39 Pf. in 9200 Poſten,
1375 259 M. 28 Pf. in 9700 Poſten.
gegen 1883
Die Zahl der Einleger: 1884 24003: 1883 22676.
An neuen Einlegern kämen 1884 hinzu 3973, 1883 3709.
Die 1884 neu ausgeliehenen Kapitalien betragen M. 945 980. 85
1883 585 556 M. 83 Pf.),
M. b4b 603. 5
die 1884 zurückbezahlten Kapitalien

(1883 275 766 M. 06 Pf.),
M. 400 377. 30.
o daß 1884 mehr ausgeliehen wurden
Der Rückgang der Ziſfer der Rückzahlüngen iu 1884 (gegen 1883)
iſt natürlich gleichfalls ein erfreuliches Zeichen.
E. Vortrag des Herrn Dr. Eigenbrodt: Die hauptſäch=
lichſten
Sünden gegen die Geſundheitspflege im Privat=
leben
in der Staats= und Gemeindeverwaltungr. Der ge=
ſchätzte
Vortragende leitete ein mit der Bemerkung, daß er einer
Stimme aus dem Publikum, welche ihn aufgefordert, ſich in ſeinem
heutigen Vortrag lediglich auf die Sünden gegen die Geſundheitspflege
im Privatleben zu beſchränken. da ſich doch das Publikum zumeiſt
aus Damen zuſammenſetzte, welche nur dieſes intereſſiren könnte-
nicht
wohl Gehör geben dürfe, da der eine Punkt nur in Bezug auf
den anderen erläutert werden könne, das Privatleben, was die Ge=
ſundheitspflege
anlangt, durchweg von ſtaatlichen und Gemeindevor=
ſchriften
beeinflußt und dieſe wiederum auf die Unterſtützung der Privat=
leute
angewieſen ſeien. Sodann ſetzte Redner, an der Hand erläutern=
der
Beiſpiele, die ſegensreichen Folgen des Schwemmkanalſyſtems
auseinander, für welches auch in unſerer Stadt gegenwärtig alle Be=
dingungen
vorhanden ſeien. Berlin wäre infolge des Schwemmkanal=
iyſtems
im Verlauf weniger Jahre aus einer der ſchmutzigſten und
ungeſundeſten, Städte zu einer, höchſt reinlichen und, geſunden
Stadt geworden. In eingehender Weiſe, beleuchtele Redner die
Schädlichkeit der Abortgruben; die Miasmen, die von ihnen ausgehen,
teilen ſich direkt oder indirekt der Luft mit, die wir einatmen. Ein=
führung
von Waſſerkloſets und Anſchluß der Häuſer an das Schwemm=
kanalſyſtem
ſeien die erſten Bedingungen für Erhaltung der Geſund=
heit
. Ferner hätte man bei Aufführung der Wohnhäuſer darauf zu
ſehen, daß nicht mit dem Raum zu ſehr geſpart würde, da das enge Ne=
beneinanderwohnen
, vieler Menſchen die Dispoſition zu Krankheiten in
ſich trüge; ebenſo nachteilig ſei die Uebervöikerung der Städte eine auf=
gehängte
Tafel zeigate in tabenariſcher Form den Parallelismus, der
zwiſchen Bodenbevölkerung und Sterblichkeit ſtattfindet; kommen 7
Menſchen auf 1 Quadrat=Kilometer zu wohnen, ſo bedeutet das pro
Mille 14 Sterbfälle.
Im zweiten Teil ſeines Vortrags kam Herr Dr. Eigenbrodt auf
das Verhalten der Privatleute gegenüber der ſanitätlichen Vorſchriften
zu ſprechen; hier ergaben ſich recht beſchämende Thatſachen, vornemlich
rügte Redner das geringe Quantum des Waſſerverbrauchs und die
Furcht vor friſcher Luft, die viele nicht ängſtlich genug abſperren könn=
ten
, da ſie ſtets Erkältung fürchteten, Dinge, an denen freilich die frühere
Generation der Aerzte - wie Dr. Eigenbrodt hinzufügte - nicht ohne
Schuld ſei. War doch früher das Wechſeln der Leibwaſche bei Krank=
heiten
verpönt; vielleicht hat zu dieſer ſeltſamen Auffaſſung das aus=
ſchließliche
Tragen der Leinwand beigetragen, welche, wenn ſie ohne vor=
herige
Erwärmung mit dem Körper in Berührung kommt, allerdings
nicht zuträglich iſt, da die Leinwandfaſern Feuchtigkeit enthalten.
Zum Schluß glaubte Herr Dr. Eigenbrodt noch eine Erklärung
reſp. Entſchuldigung wegen des Wortes Verſündigung= gegen die Ge=
ſundheitspflege
ꝛc. geben zu müſſen. Er habe ſich dieſes Wortes abſicht=
lich
bedient, um damit die hohe Pflicht und die große Verantwortung,
die wir alle gegenüber den Fragen der Geſundheit haben, den Anweſen=
den
vor Augen zu führen; den Einwand, dem man ihm vielleicht machen
könnte, daß er ſich mit ſeinem Vortrage an eine unrichtige Adreſſe ge=
wandt
habe, nämlich an ein Auditorium, das vorzugsweiſe aus Frauen
beſtehe begegnete Redner mit den zutreffenden Worten, daß er nicht glau=
ben
könne, daß die Frauenwelt, deren Einfluß ſich ja von jeher auf den
verſchiedenſten Lebensgebieten in ſo hervorragender Weiſe geltend gemacht,
gleichgiltig einer Angelegenheit gegenüberſtehen ſollte, die, wie die Ge=

ſundheitspflege, für alle von gleichem Intereſſe ſei und die beſonders,
was das Haus und das Familienleben anlangte, an das Verſtändnis
und den umſichtigen Blick der Frau appellierte.
Hierbei möchten wir noch gerne hinzuſetzen, daß wir in der That-
ſo
ſonderbar das den Einſichtsvollen klingen mag - in unſerem Darm=
ſtadt
auf Stimmen geſtoßen ſind, welche es für überflüſſig, wenn nicht
gar für ſchädlich hielten, daß Frauen dieſe Alice=Hoſpital=Vorträge be=
ſuchten
. Dieſe Anſicht verrät eine merkwürdige Befangenheit, iſt ſelbſt
von einer gewiſſen Komik nicht freizuſprechen. Handelt es ſich hier etwa
um mediziniſche Kollegien, um Fachvorleſungen? Es handelt ſich um
allgemeine Geſundheitsregeln, die nicht oft und eindringlich genug der
Laienwelt - und ſomit auch den Frauen nahe gebracht werden
können, wenn die Vorſchriften der Aerzte Befolgung und Entgegenkommen
finden ſollen. Wir glauben, daß wir in dieſem Punkte ſchon viel weiter
wären, wenn man ſchon vor Jahrzehnten daran gedacht hätte, das Ver=
ſtändnis
der Frauen für dieſe ſo wichtigen Gegenſtände zu wecken,
denn Intereſſe kann man nur da erwarten, woſEinſicht iſt. Dem
Vortrag des Herrn Dr. Eigenbrodt wohnten Se. Königl. Hoheit der
Großherzog und Se. Königl. Hoheit der Erbgroßherzog bei.
Repertoire=Entwurf des Großh. Hoftheaters.
Dienstag, 20. Januar: Der Widerſpänſtigen Zähmungs. Donnerstag,
22. Januar. Robert der Teuſelꝛ. Freitag, 23. Januar: Die große
Glocke
Ingenieur Brockmann von Offenbach behandelte am
O Her
Mittwoch abend im Lokalgewerbverein ein ebenſo zeitgemäßes wie
intereſſantes Thema, das Telephon, in einem längeren, durch eine
Reihe von praktiſchen Demonſtrationen unterſtützten Vortrag und lieferte
auch den Beweis, daß der verſtorbene Lehrer Ph. Reiß in Friedrichs=
dorf
derjenige iſt, der allein mit Fug und Recht als der Erfinder des
Telephons, das in neuerer Zeit insbeſondere durch den Amerikaner
Graham Bell in erſtaunenswerter Weiſe vervollkommnet wurde, zu be=
zeichnen
iſt. An den Vortrag ſelbſt knüpfte ſich noch eine Debatte, aus
der wir entnehmen, daß in den Kreiſen der hieſigen Geſchäftswelt die
glückliche Jdee aufgetaucht iſt, einleitende Schritte zu thun, um auch
für unſere räumlich ſo ausgedehnte Stadt eine Fernſprechanlage zu
etablieren, und zweifeln wir nicht daran, daß das Projekt bald zur
Ausführung gelangen wird.
2 In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag wurde bei einem
hieſigen Zahnarzt eingebrochen und ca. 100 M. geſtohlen. Einem
Barbier wurde am Mittwoch ein Fünfmarkſtück entwendet.
In einer am Mittwoch abend auf dem Rathaus abgehaltenen
Sitzung des von der Bürgermeiſterei einberufenen Vorſtands, hat ſich
nunmehr, als zweite am hieſigen Platz, die Ortskrankenkaſſe für
weibliche Beſchäftigungen (Ladnerinnen, Modiſtinnen u. ſ. w.) konſtituirt.
und den Herrn Kaufmann L. Berbenich zum Vorſitzenden gewählt.
Frankfurt. 14. Januar. Wer iſt der Mörder? Aus welchen
Gründen iſt der Mord geſch hen? Ueber dieſe Frage wird heute überall
lebhaft verhandelt. Ueber die erſte Frage haben wir bis jetzt auch nicht
einmal eine Vermutung ausſprechen hören. Ein Polizeibeamter, der
etwa um dieſelbe Zeit das Polizeipräſidium verließ, wie Herr Dr. Rumpff,
will in der Nähe des Cleſern Hofs drei Männer bemerkt haben, die ihm
auch ſcheinbar folgten und dann verſchwanden. Seit langer Zeit gingen
Gerüchte um, daß Dr. Rumpff bedroht ſei und er ſich in jedem Augen=
blicke
eines Attentats auf ihn gewärtigen könne. Dieſe Gerüchte ſind
ihm auch mitgeteilt worden, und man hat ihm wiederholt geraten,
Schutzmaßregeln zu treffen, ſich namentlich von einem Schutzmanne des
Abends heim geleitten zu laſſen. Aber in faſt heftiger Weiſe wies er
alle Ratſchläge ab. Trotzdem war das Sachſenlager während der Nacht
von Schutzleuten ſtärker beſetzt, als andere Straßen, wahrſcheinlich auf
Anordnung des Polizeipräſidiums, welchem die erwähnten Gerüchte.
jedenfalls nicht unbekannt geblieben ſind.
Heute morgen begab ſich der Unterſuchungsrichter, Hr. Dr. Fabricius,
in die Behauſung des Ermordeten, um den Lhatbeſtand feſtzuſtellen und
die Bewohner zu vernehmen. Eine mit einem Brett bedeckte kleine
Blutlache vor dem Hauſe bezeichnet den Ort, wo Rumpff ſeinenz Geiſt
aufgegeben. Die Polizei entwickelt ſeit geſtern eine fieberhafte Thätigkeit.
Noch in der Nacht wurden die Polizeikommiſſare zum Präſidenten be=
ſchieden
und ihnen Weiſungen bezüglich ihrer Nachforſchungen gegeben.
Fortgeſetzt wird das Haus von Neugierigen belagert, welche ſich den
Thatort betrachten. Die Polizei läßt über ihre Mutmaßungen nicht
das Geringſte verlauten. Noch am geſtrigen Abend wurden unter Zu=
hilfenahme
von Laternen die benachbarten Gärten durchſucht, allein ohne
jedes Reſultat.
(Fr. 3tg.)
An die Polizeibehörden in allen großen Eiſenbahnknotenpunkten iſt
Dienstag Nacht das folgende Telegramm abgeſandt worden: Der Polizei=
rat
Dr. Rumpff wurde Dienstag abend erſtochen. Die That wurde
unzweifelhaft von Anarchiſten verübt. Möglicherweiſe iſt der Thäter
oder Mitwiſſer ein Mann von etwa 30-40 Jahren, unterſetzt, hat volles
Geſicht, blonde Haare, kurzen blonden Schnurrbart und iſt 5½ Fuß
groß. Ich bitte ſofort und in den nächſten Tagen nach dem Verbrecher
zu forſchen. Der Präſident: v. Hergenhahn.
In Stuttgart ſoll gerüchtweiſe vom Zuge weg Mittwoch früh ein
des Mordes verdächtiger Mann verhaftet worden ſein.

Tageskalender.
Freitag den 16. Januar: Oeffentliche Sitzung der Großherzogl. Handels=
kammer
zu Darmſtadt.

Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.