147.
Jahrgang.
vAeTUrUvtt CIIub
147.
Mbonuementepreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. mcl.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen
ent=
gegengenommen zu 1 Mart 50 Pf.
vro Quartal inck. Voſſaufſchlag.
Irag= und Azeigebſatt.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Inſerate
werdenangenomment inDarnſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer.
Holzſtraße Nr. 96, ſowie auswaͤrts
von allen Annoncen=Expeditionen
Amtliches Organ
für die Behanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
98 22.
Donnerstag den 31. Januar.
1884.
B e k a n n t m a ch u n g
Betreffend: Das Erſatzgeſchäft pro 1884. insbeſondere die Zurückſtellung der mit dem Berechtigungsſchein zum
einjährig freiwilligen Dienſt verſehenen Militärpflichtigen.
Diejenigen im Jahre 1864 geborenen Militärpflichtigen, welche im Kreis Darmſtadt ihren dauernden Aufenthalt
haben und ſich im Beſitz des Berechtigungsſcheins zum einjährig freiwilligen, Militärdienſt befinden, werden, ſofern
ſie ihre Zurückſtellung bis jetzt nicht beantragt haben, dies zu thun aber beabſichtigen, hierdurch aufgefordert, ihre
Berech=
tigungsſcheine alsbald hier (Neckarſtraße 3 mittlerer Stock, Büreau für Militär=Angelegenheiten) vorzulegen.
Bemerkt wird, daß weder eine bereits erfolgte Zurückſtellung, noch die beabſichtigte Beantragung derſelben, von der
An=
meldung zur Stammrolle entbindet.
(579
Darmſtadt, den 16. Januar 1884.
Der Civil=Vorſitzende der Erſatz=Commiſſion des Aushebungsbezirks Darmſtadt.
v. Zangen.
Bekanntmachung.
Uniformlieferung.
Die Lieferung pro 1884 von
43 Waffenröcken,
43 Tuchhoſen,
43 Mützen
für die Schutzmannſchaft wird im
Sub=
miſſionsweg vergeben.
Angebote auf die Lieſerungen ſind ver
ſiegelt bis zum
10. k. Mts., Vormittags 10 Uhr,
im Amtslocal des Polizeiamts (Zimmer 10)
abzugeben, woſelbſt auch die Bedingungen/
einzuſehen ſind.
Darmſtadt, den 28. Januar 1884.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
11009
Haas.
Staum= und
Brennholz=Verſteigerung.
Montag den 4. Februar, Vormittags
9½ Uhr,
werden in der ſtädtiſchen Tanne an Ort,
und Stelle öffentlich verſteigert:
7 Eichſtämme von 2,16 Cbm., und
142 Kiefernſtämme von 145.77 Ehm.
Zuſammenkunft an der Feldſchneiſe,
zu=
nächſt der Abtriebsfläche.
Ferner:
Dienstag den 5. Februar, Vormittags
9 Uhr,
in dem oberen Local der Turngemeinde,
Woogsplatz Nr. 5, ebenfalls aus der
ſtädtiſchen Tanne:
878 Rm. Kiefern=Scheiter und
249 „ Kiefern=Stockholz, ſowie
6600 Kiefern=Wellen.
Sämmtliches Holz ſitzt im Diſtrict
„Bürgertanne.
Darmſtadt, den 28. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. B.:
Hickler, Beigeordneter. (931
Verſteigerungs=Anzeige.
Dienstag den 5. Februar, Vormittags 9 Uhr,
werden die zum Nachlaſſe des verſtorbenen Rentners Herrn
Blö=
ſinger, Beſſunger Herdwegſtraße Nr. 47, gehörigen, ſehr gut
er=
haltenen Mobiliargegenſtände, als:
Gold, worunter 1 goldene Uhr mit dito Kette, Silber,
Kleider, Weißzeug, 5 vollſtändige Betten, 2 Eckdivan, 6 Stühle
mit braunem Peluche, 1 Kanapee, 6 Stühle, 2 Seſſel mit
blauem Seidendamaſt, 3 Kanapee's mit Wollenſtoff, 1
Aus=
ziehtiſch, ovale und ⬜Tiſche, 1 Buffet mit Marmorplatte,
Kleiderſchränke worunter 1 von Mahagoni, 1 Spiegelſchrank,
Vorhänge, Waſch= und Nachttiſche. Porzellan und Glas,
Kücheneinrichtung, Gartengeräthe, 1 Partie Welſchkorn, eirca
4 Ohm Wein und Weinfäſſer, Steinkohlen und ſonſtiger
Hausrath; ferner 1 ſehr guter junger Hofhund
gegen baare Zahlung verſteigert.
H. Noustadt, Hof=Taxator.
60
216
Verſteigerungs=Anzeige.
Tralsn.
Montag den 4. Februar l. J3.,
Vormittags 10 Uhr
beginnend, werden im Traiſaer
Gemeinde=
wald, Diſtrict „Haiden nachbezeichnete
Holzſortimente, als:
60 Rm. Buchen=Scheiter,
20 „ Eichen=
42 „ Buchen=Knüppel,
2 „ Birken= „
17 „ Eichen= „
2 „ Nadel=
32 „ Buchen=Stöcke,
5
Eichen=
145 Hundert Buchen=Wellen,
15
„ Eichen- „
4,0
„ Nadel= „
15 Stück Eichen=Derbſtangen und
155 „ Nadel=Reisſtangen
verſteigt.
Bei ungünſtiger Witterung wird die
Verſteigerung auf dem Rathhauſe zu Traiſa
abgehalten.
Traiſa, den 28. Januar 1884.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Traiſa.
[101;
Mahr.
N6
Einem hohen Adel und geehrten Publikum hiermit ergebenſt zur Nachricht, daß
ich mein ſeit 40 Jahren hier beſtehendes
rapoton, a0llGallI,
Wachstuch- und
Vorhanggallorion-Geschäft
an Herrn Carl Jungmann käuflich abgetreten habe, welcher es unter der Firma
W. Sohmid's Hachtolger, Carl lungmann,
weiterführen wird.
Mit meinem Dank für das mir bewieſene Wohlwollen und Vertrauen verbinde
ich die Bitte, ſolches auch meinem Nachfolger angedeihen zu laſſen.
Hochachtungsvoll
W. Schmidt, Schulſtraße 1.
Auf Vorſtehendes höfl. bezugnehmend werde ich das übernommene
Tapoton- Rouleaus, Wachstuch und
Vorhanggallorion-Geschäft
Aul-Orangen
eingetroffen.
Carl Watuingor,
im Sinne meines Herrn Vorgängers bei guter Waare, billigſten Preiſen weiterführen,
und hoffe ich mir das Vertrauen meiner geehrten Abnehmer in gleichem Maße zu
gewinnen.
Meine nahezu 11jährige Thätigkeit in einer der beſtrenommirteſten Fabriken
Deutſchlands und die hiermit verbundenen Reiſen ließen mich die beſten Bezugsquellen
kennen lernen und wird ſpeciell meine diesjährige
Tapeten=Collerkion
nur die neueſten Muſter der hervorragendſten Fabriken enthalten.
Indem ich um geneigten Zuſpruch ergebenſt bitte zeichne
Hochachtend
Louiſenplatz 4. 1012
W. denmidts Naont, CartéUngmanI,
Buchenſcheitholz per Meter M. 10,
Geſpaltene buchene Knüppel M. 7.
Kleingem. Buchenholz per Ctr. M. 150,
Geſchnitt. Tannenholz per Ctr. M. l.20.
D. Sobernheim, Bleichſtr. 40 (1722
Schulſtraße I.
Darmſtadt, im Januar 1884.
1949
(Ein gebrauchtes Break zu kaufen ge=
E ſucht. Offerten unter B. 420 an die
Expedition d. Bl.
[(1013
Frankfurter
Muſchinenbrod.
Gyps=Offerte.
Baugyps,beſigebrannten, unter Garantie
liefert zu 45 Pfg. per Centner, alle
an=
deren Sorten unter billigſter Berechnung.
Muſter ſtehen zu Dienſten. Anfragen
be=
fordern unter 6. 7203 Haasonstein &
Vogler, Stuttgart.
[1014
Vom 1. Februar an
4 Pfund runde Laibe ſehr weiß) 60 Pfg.,
4 Pfund „ „ Kornbrod, 57 „ ſper Laib 3 Pfg. billiger wie ſeither,
4 Pfund
„ Schwarzbrod 51
bei Herrn Lobstein & Scholl iſt die Verkaufsſtelle aufgehoben, dagegen das
Brod bei Herren E. Fuld, Kirchſtraße, zu haben.
S
G. Stammler.
Das Eintreffen von neuen Sendungen
Beſſunger Kirchſtraße 54 iſt eine Kaute
2 Kuhmiſt zu verkaufen.
[015
Ein Turlelaubenpaar
wird zu kaufen geſucht Sandſtr. 30. 1946
CTLsLvLzdd
in den bekannten, anerkannt gutſitzenden Façons, erlaube ich mir
ergebenſt anzuzeigen.
Ein Eleiner Raochund
wird geſucht. Promenadeſtraße Nr. 42,
mittlerer Stock.
[1016
EhREE GOOb
Ludwigsſtraße 12.
(757
18
blf=
Hok
Zahl
4u½
ru
we
21₈
14) Coverftrafe 5 Dletage, vie.
Zimmer neu hergerichtet, gleich zu bezieben.
12469) Eliſabetheuſtr. * (druter Stock,
6 bis 7 Piecen, event alsbald beziehbar.
271) Wilhelminenſtr. 8 2 Zimmer
nebſt Alkogen zu vermiethen.
304) Neckarſtraße 15 im Hochparterre
ine Wohnung von vier heizbaren Zimmern
mit Zubehör, auch Waſſer und Bleichplatz,
vom 8. April d. J. an zu vermiethen.
532) Mathildenplatz 19 der 2. Stock,
3 Zimmer, Küche ꝛc., per Mitte April an
eine ſtille Familie zu vermiethen.
715) Niederramſtädterſtraße 39 der
3. Stock, ganz neu hergerichtet, 5 Zimmer,
Waſſerleitung, ſofort zu bez. Hch. Beſt.
716) Niederramſtädterſtr. 37 eine
Wohnung, 3 Zimmer und Cabinet mit
ſallen Bequemlichkeiten, per 15. April zu
vermiethen.
Carl Hahn.
Für Herren Officiere oder
Einjährige.
887) Eine Wohnung von 6 Piecen,
leingetheilt in 3 Abtheilungen von
Zim=
mer und Cabinet, ganz für ſich abgeſchl.,
elegant möblirt, iſt ſofort zu vermiethen
mit guter Bedienung. Näheres Exped.
1018) Dieburgerſtr. 120 eine ſchöne
Wohn., 3 Zimmer, Küche, Bleichplatz, ſogl.
1019) Stiftſtraße 56 iſt eine Woh=
Anung an eine ruhige Familie zu vermiethen
ſund alsbald zu beziehen.
ſid
12
Läden, Hag
11958) Eliſabethenſtr. 49 ein großer
azine eto
gewölbter Keller zu vermiethen.
³⁄₈
ſo½
H₈
14
17
l2.
bl½
80
un2.
ſöe
A
1020) Ein großes Zimmer, zwei
Kabinette, mit oder ohne Möbel, an einen
ruhigen Herrn zu vermiethen.
Adreſſen i. d. Exped. d. Bl.
LAEIRMUII8T,
Möbeltrausporteur,
DanusraOI,
56 Oieburgerstr. - Dieburgorstr. 56
empfiehlt ſeine aufs Beſte eingerichtete
Höbel Transpori-Wagen
zu allen vorkommenden
Wohnungsverände=
rungen. Möbeltransporte nach auswärts
werden aufs Pünktlichſte und
Gewiſſen=
hafteſte ausgeführt.
[1021
Garantie für alle Möbeltransporte.
Coneerl Auzoigo.
Das vierte Concert zum Oeſten des Atttwen=
und Waiſenfonds der Großh. Hofmuſik
findet Montag den 4. Februar im Saalbau ſtatt.
Anfang 7 Uhr.
Frogramm; Hendolssohn: Symphonie in A-moll; Bosthovon:
Ouverture Op. 15 Weihe des Hauſes); Brahms: Violinconcert;
Boet-
hoven: Romanze für die Violine, vorgetragen von Herrn Prof. Joachim;
Arie aus „Eliast von Mendelssohn und Liodor, vorgetragen von
Fräulein Noogo.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Borgsträssor,
Klingslhöffer, ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
Darmſtadt, im Januar 1884.
984
Der Vorstand.
O0000000000ooodooeo000000
⁄.
51
ALzreci-basiAo vArEstado-
Rechnungsabſchluß pro 1883 am 31. Januar 1884.
Noch nicht übergebene Rechnungen ſofort einzureichen.
Einanz-Commiesion.
[1022
In unſerm Verlage iſt erſchienen und durch uns, ſowie durch alle hieſigen
Buchhandlungen zu beziehen:
4*
40
„es
La n.
Frap.
v EEmOUuass Aulskarshdet M -Conv,
und Laien.
Preis cart. 30 Ptz., gob. 40 Pte.
Derſelbe enthält: Kalender pro 1884, amtliche Bezeichnung der Maaße und Gewichte,
Maaß=
tabellen, Entfernungen, Berghöhen, Größe von Bauwerken, Gewichtstabellen, Atomgewichte,
Münz=
tabellen, Thermometerſcalen, Ausdehnung durch Wärme, Schmelz= und Siedepunkte, Heizkraft
verſchiedener Brennſtoffe, verſchiedene Geſchwindigkeiten, mathematiſche und phyſikaliſche Notizen,
worunter Berechnnng des Zugs der Kamine, Logarithmentafeln, Sinus= und Coſinustafeln,
Quadrat= und Wurzeltafeln, Zinſes=Zins= und Rentenberechnung.
J. G. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
RLIrs.
Central-Annoneen-Expeditlon
der doutsch und ausl Leitungen.
Central-Buroan: Frankfurt a. A.
Verner: Berlin. Gin. Dresden.
Hamburg. Hannover. Leipzig. London.
Münohen. Paris. Stuttgart. Wlen.
Prompte Boförderung aller Art
=— Anzeigon.
Sokannte Iborale Bodingungon.
Bel grösseren Auftrigen
Auonahmepreise.
Jur. Annoncen-Aonopol aer
bedoutendsten Journale des
Auslandes.
o0 M
Gt
3 S.
pE=
„H
*
89.
15
8
„
Specialarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den
hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
11415
914) Für ein feines Putzgeſchäft eine
ſelbſtſtändige Arbeiterin geſucht. Offert.
unter A. 25 an die Exped. d. Bl.
Bine Apferdekr. Locomobile
und ein Dreſchwagen ſind wegen
Auf=
löſung der Geſellſchaft preiswürdig aus der
Hand zu verkaufen.
Näheres bei dem Vorſtande der
Ge=
ſellſchaft in Wolfskehlen.
(939
Zu miethen geſucht
bis Mai ein kleineres Haus mit Garten
zum Alleinbewohnen oder auch eine ſchöne
Parterrewohnung von 6-8 Zimmern
mit größerem Garten.
Offerten mit Preisangabe sub 2350
befördert die Expedition d. Bl.
[919
Kullauſen.
Ein eisgrauer Spitzhund mit ſchwarzer
Schnauze am Montag Mittag entlaufen.
Wiederbringer erhält gute Belohnung
Nie=
derramſtädterſtraße 39, 2. Etage. Vor
Ankauf wird gewarnt.
[1023
216
1124) Ein Mädchen ſucht Laufdienſt.
Zu erfragen Obergaſſe 30.
1025) Ein braves, zu aller Hausarbeit
williges Mädchen, welches Liebe zu
Kin=
dern hat, ſucht Stelle. - Frau
Gölzen=
leuchter, Grafenſtraße 13.
9
1026) Eine erfahrene Kindergärtnerin,
welche den Kindern in den Schulaufgaben
behülflich ſein kann, wird zum baldigen
Eintritt geſucht. Näheres in der Exped.
o27) Kindermädchen
für die Zeit von 2 bis 6 Uhr Nachmittags
wird geſucht. Eliſabethenſtr. 27. part.
1028) Ein Lehrjunge känn ſofort
ein=
treten bei
Heinrſch Heimann, Tapezier,
Beſſungen, Hügelſtraße 9.
1029) Gesmeht,
ein beſſeres Colonialwanren-
Geschäft oder ein geräumiger
Laden mit nöthigem Magazin und
Kellerräumen. - Offerten unter
Nr. 100 befördert die Expedition.
515) Einen Lehrjungen ſucht
CGhr. Wamboldt Jr.,
Spenglermeiſter, Grafenſtraße 29.
Ginige Schriftsctuor
Nichtverbandsmitglieder) werden zu ſofor=
[1030
tigem Eintritt geſucht.
Horilz Sohauenburg
in Lahr.
ſFine freundl. Wohnung v. mindeſtel
C 5 geräumigen Zimmern im ungefähr
Preis von 600 Mk. in möglichſter Nä
der Artilleriekaſerne wird geſucht per
April. — Offerten durch die Expediti
[9½
ſsub N. M. erbeten.
Einen Lchriing
ſucht unter ſehr günſtigen Bedingungen.
das Manufacturwaarengeſchäft von
Hermann Löb,
1
Ludwigſtr. 7. (692
24
Gold=Cours.
Ruſſiſche Imperiales.
20 Franken=Stücke
Engliſche Sovereigns.
Dollars in Gold
M. 1668.
„ 16.17
„ 20.30
4.16-
Israelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synagoge.
Samstag den 2. Februar: Vorabendgottesdienſt um 4½. Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Schrifterklarung.
Nachmittaggottesdienſt um 3½ Uhr. - Sabbathausgang um 5 Uhr 50 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israel Religiousgeſellſchaft
Samstag den 2. Februar: Vorabend 4 Uhr 30 Min. Morgens 8 Uhr. Nachm. 3 Uhr 30 Min.
Sabbathausgang 5 Uhr 50 Min.
Wochengottesdienſt: Von Sonntag den 3. Februar an: Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachmittags 4 Uhr — Min.
Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag, 31. Januar.
9. Vorſtellung in der 6. Abonnements=Abtheilung
Don Juan.
Oper in 4 Akten von W. A. Mozart.
Anfang halb 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uh
Freitag, 1. Februar.
10. Vorſtellung ein der 6. AbonnementZabtheilun=
Zum erſten Male wiederholt:
Flutterſucht.
Luſtipiel in 3 Akten von Victor Sardou.
Hierauf:
BalLet.
1) Pas de fleurs, getanzt vom Corps de Ballet,
2) Ungariſcher Nationaltanz, getanzt von Frl.
Sutor und Frl. Swoboda.
Anfang 2 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.
Sonntag, 3. Februar.
11. Vorſtellung in der 6. Abonnementsabtheilung.
A f do.
Große Oper in 4 Akten mit Ballet von Verdil
Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 31. Januar.
Deutſches Reich. Der Elſaß=Lothringſche Unterſtaatsſecretär
v. Puttkamer hat ſich am 29. d. M. nach Friedrichsruhe zum
Reichs=
kanzler Fürſten Bismarck begeben. — Die in einer Zuſchrift an den
„Hannov. Courieru enthaltene Behauptung, der Standpunkt, wonach
den künſtlichen Waſſerſtraßen den Eiſenbahnen gegenüber jede
Concur=
renzfähigkeit abgeſprochen werde, finde gegenwärtig auch bei den
maß=
gebenden Perſönlichkeiten des Arbeitsminiſteriums die entſchiedenſte
Ver=
tretung, wird von der „Nordd. Allg. 3tg.- im Einklang mit den jüngſten
Erklärungen des Arbeitsminiſters bei Berathung des Bauetats als
unrichtig bezeichnet. Von anderer Seite wird über dieſen Gegenſtand
berichtet, daß die Vorarbeiten für die Canalprojecte, namentlich die
Verbindung Oberſchleſiens mit Mitteldeutſchland, eifrig gefördert werden
und wird dem Landtage in nächſter Seſſion ein umfaſſender
Canalbau=
plan vorgelegt werden.
Der ſiameſiſche Prinz Prisdang iſt in Berlin anweſend, um im
Auftrage des Königs von Siam dem Kronprinzen ein koſtbares Geſchenk,
ein Erzeugniß feinſter ſiameſiſcher Arbeit, zu überreichen.
Auf Anordnung des Reichskanzlers findet die Erſatzwahl im zweiten
meiningen'ſchen Reichstagswahlkreiſe für Lasker am 17. März ſtatt.
Ueber etwaige Candidaten verlautet noch nichts Beſtimmtes.
Die Novelle zum Militär=Penſions=Geſetz, welche in der vorigen
Seſſion des Reichstages im Plenum gar nicht zur Berathung kam,
wird dem zuſammentretenden Reichstage jedenfalls wieder vorgelegt
werden, obgleich dieſelbe dem Bundesrathe noch gar nicht wieder
zuge=
gangen iſt. Wie die „Kreuz. Ztg.” hört, iſt in dem Geſetze der Zuſatz
der conſervativen Mitglieder in der Commiſſion der letzten Reichstags=
Seſſion, die Penſions=Erhöhung auch auf die Officiere auszudehnen,
welche während des deutſch=franzöſiſchen Krieges 1870-71 aus dem
Penſionsverhältniſſe wieder in die Armee eingetreten ſind, aufgenommen
worden. Die Forderung, der liberalen Mitglieder der damaligen
Com=
miſſion, die Officiere auch zu den Communalabgaben heranzuziehen, ſoll
keine Berückſichtigung gefunden haben, weil dieſe Frage mit dem
be=
treffenden Geſetz nichts zu thun hat. Dagegen iſt es noch ungewiß,
ob das Militär=Relictengeſetz dem Reichstage jetzt wieder zugehen wird,
da man ſich in den Kreiſen der Reichsregierung mit dem Plan
beſchäf=
tigt, die Beiträge zur Wittwenkaſſe überhaupt ganz aufzuheben, die
Vorarbeiten zu dieſer Maßregel aber noch nicht zum Abſchluß gelangt ſind.
Am Montag hat in Berlin unter zahlreicher Betheiligung das
Leichenbegängniß Eduard Laskers ſtattgefunden. Der Beiſetzung auf
dem israelitiſchen Friedhofe ging die Trauerfeier in der Synagoge
vor=
aus. Hier waren die politiſchen Freunde Laskers aus Reichstag und
Landtag vollzählig zur Stelle, das Präſidium des Reichstages war durch
den Präſidenten v. Levetzow und den zweiten Vicepräſidenten, Geh.
Hofrath Ackermann, dasjenige des preußiſchen Abgeordnetenhauſes durch
die beiden Vicepräſidenten von Heermann und von Benda vertreten;
auch ſonſt waren zahlreiche Abgeordnete zugegen, darunter auch der
Führer des Centrums, Dr. Windthorſt. Zahlreiche Notabilitäten aus
Staat, Stadt und Geſellſchaft wohnten außerdem der Trauerfeierlichkeit
bei. In der Synagoge ſprachen nur Rabbinats=Aſſeſſor Dr. Frankl
und der zſeceſſioniſtiſche Reichstagsabgeordnete Friedrich Kapp. Nach
der Feier in der Synagoge bewegte ſich der wahrhaft impoſante
Leichen=
zug nach dem jüdiſchen Friedhofe. In demſelben waren u. A. die fort=
Krtnet- Mthslagsuahttreiſt, vie
Bezirksvereine, der große Berliner Handwerkerverein, der Berliner
Arbeiterverein, ſowie verſchiedene andere Vereine vertreten. In der
Trauerhalle des Friedhofes ſprach noch Rabbiner Dr. Maibaum;
wäh=
rend der Sarg in das Grab geſenkt wurde, defilirte an demſelben der
3ig unter Neigung der Banner und Standarten vorüber, womit die
würdige Feier ihr Ende erreichte.
Nach einem am 29. ausgegebenen Bulletin iſt in dem Befinden der
am Nervenfieber erkrankten Prinzeſſin Georg von Sachſen, Gemahlin
des präſumtwen Thronfolgers, eine Beſſerung nicht eingetreten. Schwere
Krankheitserſcheinungen, beſonders ſeitens des Gehirns dauern fort.
Die ganze vorige Nacht hat die Prinzeſſin ſchlaflos verbracht.
Gelegentlich der Berathung des bereits erwähnten Antrags wegen
Grlaß eines Schank= und Tanzſtätteverbotes an Steuerreſtanten, worüber
am Montag in der ſächſiſchen 2. Kammer berathen wurde, und welcher
Antrag nur von dem ſocialdemokratiſchen Abg. Bebel bekämpft wurde,
trat der fortſchrittliche Abg. Starke den Ausführungen Bebels energiſch
entgegen und gab zugleich die Erklärung ab, daß die ſächſiſche
Fort=
ſchrittspartei keine Urſache zu einer principiellen Oppoſition gegen ihre
Regierung habe, und daß ſie ſich verpflichtet fühle, die Regierung in
deren Kampfe gegen das ſtaatsgefährliche Treiben der Socialdemokraten
nach Kräften zu unterſtützen. Die Erklärung Starke's rief allſeitiges
Bravo hervor. Nachdem ein Antrag auf Schluß der Debatte
angenom=
men, beſchloß die Kammer, den Antrag Starke in Schlußderathung zu
ſiehen.
In der Generaldebatte des Cultusetats im bayeriſchen Landtage
erklärte Miniſter v. Lutz am 29. d. M., er habe Conceſſionen gemacht,
ſo weit er ſich für berechtigt glaubte, augenblicklich aber habe er nicht
im Sinne, weitere Conceſſionen zu machen. Bezüglich des
Altkatholicis=
mus könne die Regierung dem Biſchof Reinkens die Vornahme von
Amtshandlungen weder erlauben noch verbieten. Das neue
Kirchen=
geſetz dürfe Angeſichts des königlichen Placets in Bayern nicht
voll=
zogen werden. Bezüglich des Falles des Schulrathes Rohweder müſſe
für die Stadtobrigkeit von Munchen dasſelbe Princip gelten, wie für
die Regierung, welche mit den widerwilligſten Organen ihr Syſtem zur
Wenn die Regierung auch Conceſſionen machte, ſo
Geltung bringe.
wolle er doch nicht Mitglied und Agent der Ultramontanen werden, was
er hierbei hätte thun ſollen.
Im badiſchen Landtage wurden am 29. für Vorarbeiten zur
Er=
haltung des Heidelberger Schloſſes 66,000 M. bewilligt. Der
Finanz=
miniſter hatte es als die Aufgabe der badiſchen Regierung bezeichnet,
von ſich aus Vorarbeiten zu veranlaſſen und ſo eine Entſcheidung über
das künftige Schickſal des wichtigen Baudenkmals herbeizuführen, er
könne aber jetzt noch nicht mittheilen, ob die Anſpruchnahme der
ge=
ſammten deutſchen Nation nothwendig wird.
Oeſterreich=Ungarn. In einem am 29. Januar Abends
abgehal=
tenen Miniſterrathe iſt dem Bernehmen nach die ſofortige Verfügung
des Ausnahmezuſtandes über Wien beſchloſſen worden.
Am 29. wurden nach mehrtägiger Debatte im öſterreichiſchen
Abge=
ordnetenhauſe über den Antrag des Grafen Wurmbrandt (geſetzliche
Erklärung der deutſchen Sprache als Staatsſprache) unter tumultuöſer
Abſtimmung ſowohl die Ausſchußanträge als die beantragten
vermitteln=
den Tagesordnungen abgelehnt. Die Miniſter ſtimmten nur gegen den
Wurmbrandt'ſchen Antrag mit. Damit iſt der Gegenſtand vorerſt
er=
ſedigt.
Miniſter Tisza machte in Peſt bezüglich ſeiner Reiſe nach Wien die
Mittheilung, daß er nebſt der croatiſchen Angelegenheit über das
Miſch=
thegeſes und die Lage berichtete und vom Monarchen ermächtigt wurde,
zu erklären, daß das Cabinet ſein vollſtes Vertrauen beſitze.
Frankreich. Die Abgeordnetenkammer genehmigte am Dienstag
das außerordentliche Budget mit den Modiſicationen des Senats,
aus=
genommen den vom Senat wiederhergeſtellten Credit von drei Millionen
Francs für die Fortſetzung der Bahnarbeiten am oberen Senegal,
welcher in einer Sondervorlage neu beantragt werden ſoll. Die
Weiter=
berathung der wirthſchaftlichen Kriſis iſt bis Donnerstag verſchoben.
Der Senat nahm einſtimmig das außerordentliche Budget definitiv
an und glaubt die Emiſſion der neuen Anleihe vor dem 10. Februar
zu bewerkſtelligen.
England. Das Parlament tritt am 5. Februar wieder zuſammen
und verſpricht die Seſſion ſehr lebhaft zu werden. De Oppoſition
be=
reitet ſich vor, der Regierung ſowohl in Fragen der inneren Politik,
als auch in der auswärtigen Politik energiſch entgegenzutreten. In
erſterer Beziehung wollen die Conſervativen namentlich die Bill über
die Reform der Londoner Municipalverwaltung bekämpfen und ebenſo
gegen jeden Vorſchlag, auch Irland in die beabſichtigte Ausdehnung
des allgemeinen Stimmrechts hineinzuziehen, ſtimmen. Was die
aus=
wärtige Politik anbelaugt, ſo wird es jedenfalls wegen der egyptiſchen
Angelegenheiten zu kräftigen Auseinanderſetzungen zwiſchen der
Regie=
rung und den Conſervativen kommen und letzteren bietet die
merkwur=
dige unentſchloſſene Haltung des Cabinets Gladſtone gegenüber den
Vorgängen im Sudan auch eine geeignete Handhabe zu ihren Angriffen.
Itatien. Die amtliche Zeitung veröffentlicht ein Handſchreiben
des Königs an Depretis, worin der König für die Wallfahrten an das
Grab Victor Emanuel's dankt. Dieſelben bewieſen, wie ſtark die
Ein=
tracht Italiens und wie groß das Vertrauen zu den nationalen
In=
ſitutionen ſei. Dieſe Eintracht und dieſes Vertrauen würden das
An=
ſehen Italiens noch heben und ihm die Kraft verleihen, in würdiger
219
Weiſe an die Löſung ſchwieriger Probleme heranzutreten, welche die
Civiliſation gegenwärtig als Aufgabe ſtellt. Die Wallfahrt ſei ein
neuer Beweis für die moraliſche Erziehung des italieniſchen Volkes und
beſtätige zugleich die Heiligkeit des Gedankens, wovon die
Gedächtniß=
feier inſpirirt. Der Köng gedenkt ſchließlich noch lobend der
Gaſt=
freundlichkeit und edlen Haltung der Stadt Rom und beauftragt den
Miniſterpräſidenten Dolmetſch der Dankbarkeit des Königs bei der ganzen
Nation zu ſein.
Rußland. Die Regierungsabtheilung für ſtädtiſche Angelegenheiten
caſſirte die Verfügung der Stadtverordneten=Verſammlung von Charkow,
wonach die Anzahl der in die neuerrichtete Handwerksſchule
aufzu=
nehmenden iſraelitiſchen Schüler auf 2 Procent beſchräukt wird.
Serbien. Am Sonntag haben die Wahlmännerwahlen zu den
Neuwahlen für die Skupſchtina ſtattg=funden. Soweit bis jetzt bekannt,
ſind meiſt Anhänger der Ordnungspartei gewählt worden, was die
Regierung Criſtie's in den Stand ſetzen würde, den Radicalen in der
neuen Skupſchtina die Spitze zu bieten. Es verdient hervorgehoben
zu werden, daß der Miniſter des Innern jede Wahlagitation zu
Gun=
ſten der Regierung ſtreng unterſagt hatte und daß ſogar drei Beamte,
welche gegen dieſen Befehl handelten, ihrer Poſten enthoben wurden.
Cgypien. Wie verlautet, ſoll der König von Abeſſynien England
gegenüber erklärt haben, er wolle ſich gegenwärtig jeder feindſeligen
Handlung gegen Cgypten enthalten; er hoffe aber, England werde
da=
gegen ſein Land in Schutz nehmen, und Abeſſynien den Seehafen und
ſene Küſtenſtriche zuweiſen, die für die Entwickelung des Landes
uner=
läßlich ſeien.
In den letzten Tagen ſind wieder etwas günſtigere Nachrichten aus
dem Sudan eingetroffen. Ihnen zufolge ſind Abgeſandte des mächtigen
Stammes der Bicharieh in Berber erſchienen und haben die
Unter=
werfung des Stammes angeboten, was den Muth der Bevölkerung
Chartums wieder gehoben haben ſoll und hofft man, daß auch andere
aufſtändiſche Stämme dem Beiſpiel der Bicharieh folgen werden. Ferner
hat der Bruder des in Chartum befehligenden engliſchen Oberſten
Cret=
logon von demſelben ein Schreiben erhalten, wonach in Chartum
hin=
reichende Lebensmittel vorhanden ſeien und auch die Zufuhr von
Ge=
treide keine Unterbrechung erlitten habe.
Ans Stadt und Land.
Darmſtadt, 31. Januar.
- Se. Königl. Hoheit der Großherzog empfingen geſtern den
Major v. Hyne, Commandeur des heſſiſchen Train=Bataillons Nr. 11
aus Kaſſel, den Rittmeiſter I. 8. des 1. Großh. Dragoner=Regiments
Nr. 23, commandirt zum Nebenetat des großen Generalſtabes, den
Diviſionspfarrer Büttel von Schleswig, den Möbelfabrikant Alter, den
Bürgermeiſter Ahlheim aus Langwaden, den Bürgermeiſter Merkel aus
Groß=Hauſen; zum Vortrag den Staatsminiſter Frhrn. v. Starck, den
Miniſterialpräſidenten Schleiermacher, den Hofceremonienmeiſter v. Werner.
Das Großh. Heſſiſche Regierungsblatt Nr. 5 enthält:
Be=
kanntmachung, die Koſten der Rechtshülfe in Strafſachen betr. Vom
26. Januar 188t.
Das Amtsblatt Großh. Miniſteriums des Innern und der
Juſtiz, Section für Juſtizverwaltung, Nr. 3 enthält Ausſchreiben, betr.:
Die Gebühren für gerichtsärztliche Verrichtungen.
C Die zweite Kammer trat geſtern zu einer vorausſichtlich längeren
Seſſion zuſammen, erklärte zunächſt die Wahl des Abg. Römer
(Alzey) für gültig, worauf derſelbe den verfaſſungsmäßigen Eid leiſtete
und ſeinen Sitz einnahm. Erledigt wurde zunächſt der Nachweis über
die Verwaltung der Staatsſchuld in der Finanzperiode 1876,78, ſodann
die Rechenſchaftsablage über die Eiſenbahnverwaltung für die Jahre
1879-81, worauf man ſich eingehend mit den Erläuterungen des Gr.
Miniſteriums zu dem bekannten Gutachten der Mainzer Commiſſion über
die Beſchwerden gegen die Rheincorrection beſchäftigte. Dieſelben wurden
ſchließlich zu den Acten genommen, nachdem die Regierung wiederholt
verſichert, daß ſie die Angelegenheit nach Möglichkeit beſchleunigen werde.
Dem Beſchluß erſter Kammer, die hier in Betracht kommenden Projecte
vor ihrer endgültigen Feſtſtellung durch auswärtige Techniker prüfen zu
laſſen, trat man einſtimmig bei. — In einer der nächſten Sitzungen
wird Se. Exc. der Miniſterpräſident von Starck die Interpellation
des Abg. Racke und Genoſſen in Betreff der kirchenpolitiſchen Lage
beantworten.
Militardienſtnachricht. Büttel, bisher ſtädtiſcher
Pfarrer in Mainz, wurde zum Diviſionspfarrer der 18. Diviſion in
Schleswig ernannt.
Beſeitigung der Landarmen, Schaffung eines
Hei=
mathsrechtes für jeden Deutſchen, eines Ortes, wo er das Recht
hat, ſich aufzuhalten, das iſt eine Forderung. die immer wiederholt
wird, wo man ſich mit der Reform der Armengeſetzgebung, mit der
Reviſion des Geſetzes über den Unterſtützungswohnſitz beſchäftigt!
Und mit Recht, denn das Landarmenweſen iſt in ſeinen directen und
indirecten Folgen eine wahrhaft erſchreckende Calamität für unſer
öffentliches Leben. Wir wollen heute nur die Frage aufwerfen, wie es
denn eigentlich mit dem Schulunterricht der Kinder ſolcher
Familien ſteht, die als notoriſch hülfsbedürftig von Ort zu Ort ziehen,
nirgendwo ein Heimathrecht beſitzen und deren ſich jede Gemeinde, welche
vorläufig. jeder Kreis, welcher endgültig für derartige Arme zu ſorgen
hat, ſo ſchnell als möglich zu entledigen ſucht! Es können Beiſpiele an=
N6
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geführt werden, daß ſolche Kinder gaͤnz ohne Schulunterricht
auf=
wachſen, während doch in den deutſchen Staaten der
Schulunterricht=
obligatoriſch und jeder Staat verpflichtet iſt, dafür zu ſorgen, das keins
ſeiner Angehörigen ohne den nöthigen Schulunterricht aufwächſt. Wie
will aber der Staat dieſer Pflicht nachkommen, ſo lange das
Landarmen=
weſen beſteht!
Die jo überaus ſegensreich wirkenden Pfennigſparanſtalten ſind
bekanntlich in unſerer Stadt durch Herrn Wilhelm Schwab vor
nunmehr 3 Jahren zuerſt in's Leben gerufen worden und haben ſich in
überraſchend' ſchneller Weiſe über ganz Deutſchland und weit über deſſen.
Grenzen hinaus verbreitet. — Da hier in Darmſtadt die freundliche
und hingebende Mitwirkung ſo Vieler dem ſchönen Gedanken zur
frucht=
bringenden Verwirklichung verholfen hat, ſo war es Herrn Schwab ein
Bedürfniß, die Gönner und Förderer des Unternehmens zu einem
ge=
müthlichen Feſte um ſich zu vereinigen. Am vorgeſtrigen Abend waren
demnach, auf Einladung des Herrn Schwab zu einem Souper im
Saal=
bau, insbeſondere erſchienen die ſtädtiſchen Behörden, das Curatorium
der Pfennigſparkaſſe, die Verwaltung und Beamten der ſtädtiſchen
Sparkaſſe, die Stationserheber, ſowie auch Vertreter der Preſſe.
Die animirte Stimmung, gehoben durch treffliches Arrangement
und Bewirthung, fand ihren Ausdruck in zahlreichen Toaſten.
Die=
ſelben wurden eröffnet durch Herrn Miniſterialrath Jaup, welcher
die Verdienſte des Herrn Schwab auf ſo mannigfachen Gebieten
be=
leuchtete, und insbeſondere, neben der Pfennigſparkaſſe, noch hervorhob
den allgemeinen Verein gegen Verarmung und Bettelei, die
Kleinkinder=
ſchule, den Gartenbauverein ꝛc. als Anſtalten, welche der Anregung und
Mitwirkung des Herrn Schwab ihre gedeihliche Entwicklung verdankten.
- Herr Oberbürgermeiſter Ohly ergriff hierauf das Wort, um
Na=
mens der Stadt auszuſprechen, daß dieſelbe in Herrn Schwab einen
ihrer beſten Bürger erkenne und ſchätze, denn auch in ſeiner früheren
Wirkſamkeit als Gemeinderath und Stadtverordneter habe Herr Schwab
es jederzeit ſich zur Aufgabe gemacht, den Intereſſen der Stadt zu
dienen und erinnerte dabei Herr Ohly an die beſtrittenen und ſiegreich
durchgeführten Rechte der Stadt auf das Hoſpital, an die erfolgreichen
Bemühungen bezüglich der ſeiner Zeit ſchwebenden Eiſenbahn= und
Bahnhof=Fragen ꝛc.
Herr Schwab dankte mit herzlichen Worten für die ihmh gewordene
Anerkennung, betonte aber, daß wenn er Erfolge erreicht, dieſelben ihm
nur hätten ermöglicht werden können durch die Unterſtützung ſeiner
Mitbürger, die er in ſo reichem Maße gefunden. Bezüglich der
Pfennig=
ſparkaſſen verbreitete ſich Herr Schwab noch über die Nützlichkeit der
Beibehaltung der Sparbüchlein ſtatt der Markenkarten, welch letztere
bei vielen auswärtigen Pfennigſparkaſſen zur Einführung gelangt ſind,
aber mancherlei Nachtheile bezüglich der Ordnung und des
Zuſammen=
haltens der Erſparniſſe bieten. Von den zahlreichen weiteren Toaſten
heben wir hervor jene auf die unermüdlichen Stationserheber,
auf die Beamten der ſtädtiſchen Sparkaſſe, auf Herrn Oberbürgermeiſter
Ohly und die ſtädtiſche Verwallung, auf den Präſidenten des
Armen=
vereins Herrn Miniſterialrath Jaup, auf die Stadt Darmſtadt ꝛc. Herr
Geh. Juſtizrath Buchner gedachte in freundlicher Weiſe der
Wirkſam=
keit der Preſſe, die zur raſchen Einbürgerung der Pfennigſparkaſſen ſo
Vieles beigetragen. In dankender Erwiderung Namens der Vertreter
der Preſſe betonte Herr F. Wittich, daß derſelben ſelten eine
loh=
nendere und angenehmere Aufgabe zugefallen ſei als jene bei Einführung
dieſes ſegensreichen Spar=Inſtituts mitzuwirken.
Das nach allen Richtungen aufs Harmoniſchſte verlaufene Feſt
hinterließ bei ſämmtlichen Anweſenden den beſten Eindrnck und trennten
ſich die Theilnehmer erſt in ſräter Abendſtunde.
2 Einem Geſchäftsmann in der Steinſtraße wurde in der Nacht
von Dienstag auf Mittwoch ſein an dem Hauſe angebracht geweſenes
Firmenſchild ausgehängt und mitgenommen.
Erbach. Bei einer Gemeinderathswahl in einem Dorfe in der
Nähe Erbachs iſt der wohl als Unicum daſtehende Fall vorgekommen,
daß ein Sohn gegen ſeinen Vater, mit welchem er unter einem Dache
wohnt, als Candidat auftrat. Der Vater, ein geachteter und angeſehener
Landwirth, verwaltete das Amt eines Beigeordneten ſchon eine Reihe
von Jahren und doch ſiegte ſein Sohn mit einigen Stimmen Mehrheit.
Frankfurt. Da nach Fertigſtellung des Centralbahnhofes und
der Maincanaliſation der Platz Frankfurt für den Waarenhandel
wie=
der von Bedeutung werden wird, haben bereits jetzt verſchiedene
Export=
firmen die Ueberſiedelung aus Bayern nach hier bewerkſtelligt. Eine
dieſer Firmen iſt ſchon im vorigen Jahre nach hier verlegt worden und
andere ſind ihr kürzlich gefolgt.
ſEiner Meldung aus Elberfeld zu
Folge ſcheint es zweiſellos, daß der des Dynamitattentats verdächtig
geweſene und deßhalb gefänglich eingezogene Reinsdorf zur fraglichen
Zeit in Elberfeld ſich aufgehalten hat und daher das Verbrechen nicht
verübt haben kann. Uebrigens iſt erwieſen, daß er zu der
anarchiſtiſch=
nihiliſtiſchen Partei vom Schlage Moſ's gehört und dafür vielfach
operirt. hat.
Bad Soden. Die Königl. Regierung in Wiesbaden hat den
von der Gemeinde erfolgten Ankauf des bisher im Privatbeſitze
ge=
weſenen Kurhauſes genehmigt. Der Kaufpreis beträgt 165,000 Mr.
für das Hauptgebäude mit Hinterhaus und Halle, mit Haus= und
Gartenmobiliar, ſowie mit 7 Morgen Park und einem im Dachberg
gelegenen Eiskeller.
Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 29. Januar.
„Wilhelm Tello.
B. Es gibt kein im weiteſten Sinne populäreres Schauſpiel als
den „Tellu. Der Stoff an ſich iſt ſchon ein durch und durch
drama=
tiſcher, aber es bedurfte der kühnen und ſicheren Hand eines Schiller,
das Legendariſche einer Handlung, wie ſie der Apfelſchuß darbietet, in
die höchſten Regionen des Sittlichen und Leidenſchaftlichen empor zu
heben und ihr alles Romantiſche zu benehmen, das mehr zu unſerer
Phantaſie als zu unſerem H rzen geſprochen hätte. Mochte Göthe
ſei=
nem Freunde die Nichtung zeigen, in welcher der Stoff zu verfolgen
ſei - dieſe eigenthümliche Durchdringung der realiſtiſchen Motive mit
dem heiligſten Feuer der Begeiſterung, dieſe Erhebung der kleinſten
Thatſache zu der Weihe des Allgemeingültigen gehört Schiller ſo ganz
und gar zu eigen wie die gewaltige, dramatiſche Zuſpitzung der
Hand=
lung. In wunderbarer Weiſe hat er es verſtanden, die idylliſch=epiſche
Grundſtimmung und den Pulsſchlag des geſchichtlichen Lebens zu Einer
Wirkung zuſammenzufaſſen. Die erſte Scene iſt eine der herrlichſten,
dramatiſchen Einführungen, die die geſammte Literatur beſitzt. Eine
Ouverture könnte man ſie nennen, die ihre zwei Sätze nach altelaſſiſchem
Zuſchnitt, ein Adagio und ein wild dahinfahrendes Allegro hat. Um
zu ſehen, in welch ein friedliches Leben die tyranniſche Gewalt
einge=
griffen hat, iſt die oft angegriffene, opernhafte Einleitung da, welche
ein Bild der freundlichen Alpenidylle entrollt; und dann das ſich
er=
hebende Unwetter, der gehetzte Baumgarten, der wogende See, die
Er=
rettung des Verfolgten durch den Tell - es iſt das ganze Drama im
Kleinen, eine großartige Vorbereitung auf das, was kommen ſoll.
Der Tell des Herrn Wünzer iſt aus Einem Guß. In Spiel und
Rede repräſentirt ſeine Erſcheinung den feſten, ernſten Manneswillen,
der die große That im entſcheidenden Augenblick „nothwendig wie des
Baumes Frucht= hervorbringt; in ſeiner Auffaſſung durchbricht kein
reflectirendes Moment die naive Anlage des Charakters. Nur
gewin=
nende Männlichkeit und ein Zug der Harmloſigkeit verträgt ſich mit
dem Bilde des Helden der Volksſage. Herr Wünzer ſpricht ſchlicht
und natürlich das Vertrauen auf Gott und die eigene Kraft, die
ange=
borene Scheu, ſich von fremdem Rath leiten zu laſſen, die offene
Ehr=
lichkeit und Gemüthstiefe Tell's - all dieſe Füge waren zu einem
treff=
lichen Geſammtbilde vereint. Den Monolog, aus welchem viele
Dar=
ſteller ein pomphaftes Declamationsſtück machen, ſprach Herr Wünzer
im Ton ſtiller, ernſter Beſchaulichkeit, welcher auch allein für dieſen
eigenartigen Theil der Rolle taugt. Schon oft iſt uns Herr Wünzer
als Tell entgegengetreten, und ſeine künſtleriſche Leiſtung in dieſer Partie
dürfte daher hinreichend bekannt ſein, aber wir halten es dennoch für
kein müßiges Geſchäft ſtets von Neuem unſere freudige Anerkennung
auszuſprechen gegenüber einer ſo lebenswahren und abgerundeten
Dar=
ſtellung. Wir wiſſen Herrn Wünzer's Tell um ſo mehr zu würdigen,
als wir leider oft genug Veranlaſſung hatten, auf andern, auch großen
Bühnen wahre Tell=Caricaturen zu ſehen.
Der Dreimännerbund wurde gebildet durch die Herren Edward,
Dalmonico und Leib. Herr Edward gab den Arnold Melchthal mit
jugendlichem Feuer und edler Begeiſterung, wir können uns für dieſe
Partie wirklich keinen beſſeren Vertreter wünſchen als genannten Künſtler;
auch Herr Dalmonico wurde ſeinem Stauffacher in jeder Weiſe
ge=
recht; aber wundern mußte es uns, Herrn Leib, den wir bisher nur
in der Oper zu ſehen gewohnt, auch im Schauſpiel anzutreffen; er gab
ſich freilich mit ſeinem Walter Fürſt redliche Mühe, doch konnte er nicht
vermeiden die Art und Weiſe der Tonbildung, wie ſie die Oper
erfor=
dert, auf die geſprochene Rede zu übertragen; einige Sätze waren bald
zu haſtig, andere zu ſchleppend genommen. Herr Werner lieferte ein
charakteriſtiſches, in ſich abgeſchloſſenes Bild vom Landvogt Geßler.
Als Attinghauſen mußte uns Herr Butterweck durchaus
ſym=
pathiſch berühren. Der junge Edelmann Rudenz war bei Herrn Hacker
gut aufgehoben. In Folge der Unpäßlichkeit von Frl. Schütky mußte
Frl. Berl ſowohl die Rolle der Gertrud wie die der Hedwig
über=
nehmen; ſie vertrat dieſe beiden ganz entgegengeſetzten Frauengeſtalten
in höchſt befriedigender Weiſe. Eine ſehr ſaubere Ausarbeitung zeigte
uns die Partie des Edelfräuleins, vertreten durch Frl. Ethel; die
Dame ſpielte die Bertha mit noblem Anſtand und feinem Gefühl. In
der Rolle des Hans von Schwaben führte ſich, wenn wir nicht irren,
Herr Steude zuerſt an unſerer Hofbühne ein. Die Unruhe und
quälende Angſt, welche die Seele des Parricida foltert, kommt in ſeiner
Darſtellung zu überzeugendem Ausdruck. — Die kleinen und kleinſten
Partien waren alle ſo beſetzt, daß ſich nirgends eine ſonderliche Lücke
zeigte, welche den ſchönen Geſammteindruck hätte ſtören können.
Tages=Kalender
Freitaa, 1. Februar: Vortrag im Kaufm. Verein (Darmſtädter Hof).
— Verſammlung des Lokalgewerbvereins (Prauerei Böttinger).
Samstag, 2. Februar: Ball des Darmſtädter Oeconomen=Vereins
(Schützenhof). - Ball der Freiw. Feuerwehr (Saalbau). -
General=
verſammlung des Darmſtädter Männer=Geſangvereins.
Sonntag, 3. Febr.: Vortrag in der Conſervativen Vereinigung (Saalbau).
Montag, 4. Februar: Generalverſammlung des Verſchönerungs=Vereins
( Saa bau). — Concert zum Beſten des Wittwen= und Waiſenfonds
der Großh. Hofmuſik (Saalbau ).
Druck und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei. —- Verantwortlich für die Redaction: Carl Wittich.