Darmstädter Tagblatt 1883


13. November 1883

[  ][ ]

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. md
Bringerlohn. Auswärtz werden vor
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mari 50 Pf.
pre Quartal incl. Poſtaufſchlag

(Jrag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
erden angenommen: in Darmſtads
von der Expeditlon, Rheinſtr. Nr. 23
in Beſſungen von Friedr. Büßer,
Holzſtraße Nr. 86, ſowie auzwärts
von allen Aunoncen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
NDD2.
Dienstag den 13. November.
12

Gefunden: 4 Taſchentücher gez. 4 1 Schnalle L. 2 Opernglasfutterale s. 1 Regenſchirm 3. 1 Paar Manſchetten s.
1 Glacsehandſchuhk. 1 Schleierk. 1 buntes Säckchen. 1 ſchwarze Schürze. 1 weißes Taſchentuch gez. 1 altes

Portemonnaie mit etwas Inhalt. 1 Notizbuch, ſchwarz eingebunden. 1 desgl. 1 Schweinsblaſe mit Geldinhalt.
1 Portemonnaie mit Inhalt. 1 Paar bunte Stauchen. 1 alter Hohlſchlüſſel. 1 Zwanzigpfennigſtück.
Verloren: 1 Vortemonnaie mit 15 Mk. 64 Pfg. Inhalt.
Entflohen: 1 Buchfink.
Darmſtadt, den 9. November 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
WB. Die mit 1 bezeichneten Gegenſtände ſind im Großherzoglichen Hoftheater gefunden worden und bei Verwalter Pfers=
dorf
in Verwahr.

B e k a n n t m a ch u n g.
Wegen Vornahme der Kanalbauarbeiten wird die Kaſernenſtraße von der Rhein= bis zur Waldſtraße für Fuhrwerke und
Reiter geſperrt.
Darmſtadt, am 8. November 1883.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

10958

Oeffentliche Aufforderung.
Forderungen und ſonſtige Anſprüche
an den Nachlaß, des Conditoreibeſitzers
Otto Glockner von Darmſtadt, zu wel=
chem
die Erbſchaft wegen Minderjährigkeit
der Erben und nach Vorſch ift des für
dieſe Erben zur Anwendung kommenden
badiſchen Landrechts nur unter der Rechts.
wohlthat des Juventars angetreten wurde,
ſind binnen 14 Tagen bei uns anzu=
melden
, andernfalls ſie bei Regulirung des
Nachlaſſes leine Berückſichtigung finden
werden.
Darmſtadt, den 9. November 1883.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
[10959
Schüfer.
Cramer.

Wieſen= und Güter=
Verpachtung.
Montag den 19. November l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
werden auf dem Rathhauſe die unten ver=
zeichneten
Wieſen und Aecker auf weitere
nenn Jahre unter den vorgeſchriebenen
Bedingungen verpachtet:

1) 726 Klftr. Wieſe die Lichtwieſe, 2) 1384 am Dengelbaum, 3) 708 die gezäumt=
Wieſe, 4) 453 die ileine Stel=
kertswieſe
, 6) 231 aufder Schmlds.
hufe, 6) 1039 Oberförſterwieſe, 7) 352 Acker am Hermanns=
ſpiel
, 18) 34 am Vorderforſt.

Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
Berth.
(1006.

Bekanntmuchung
Auf gerichtliche Verfügung werden die
dem Jacob Färber zu Beſſungen zu=
ſtehenden
Immobilien, als:
Flur. Nr. ⬜Meter.
I. 331⁄₁₀ 212 Hofraithe, Heidel=
bergerſtraße
und
I. 330¾⁄ 273 Wirthſchaftsgarten=
daſelbſt
,
Donnerstag den 15. November d. J3.
Vormittags 1 Uhr,

auf hieſigem Rathhaus mit unhedingtem
Zuſchlag öffentlich meiſtbietend verſteigt.
Beſſungen, den 5. November 1883.
Großherzogliches Ortsgericht Beſſungen.
Weimar.
[10726

Main=Neckar=Bahn.
Die am 30. v. Mts. abgehaltene
Schwellenverſteigerung iſt genehmigt.
Darmſtadt, den 8. November 1883.
Der Bau=Inſpector.
Dittmar.
10961

Bekanntmachung.
AmDonnerstag den l5. Novemberd. J.,
Vormittags 9 Uhr,
wird das ausgelagette Bettenztroh aus ca.
1080 Lagerſtellen, eine Partie Lumpen und
altes Eiſen meiſtbietend verſteigert.
Verſammlung bei Stallbaracke 9.
Artillerie=Schießplatz bei Darmſtadt, den
10. November 1883.
Großherzogliche Garniſon=
Verwaltung. 10962
Bekanntmachung.
Die Lieferung und Aufſtellung von
Gerüſten von Holz für Montirungskam=
687

[ ][  ][ ]

2502
mern in der Infanterle=Kaſerne, veran=
ſchlagt
zu 1166 Mark, ſoll im Wege der
öffentlichen Submiſſion vergeben werden,
wir haben hierzu Termin auf
Freitag den 1E. November er.,
Vormittags 10 Uhr,
in unſerem Geſchäftszimmer Riedeſelſtraße
Nr. 60 anberaumt und laden Unter=
nehmungsluſtige
ein, bezügliche Offerten
vor dem Termin abzugelen.
Bedingungen und Zeich=ungen können
in dem genannten Büreau während der
üblichen Geſchäilsſtuaden eingeſehen werben.
Darmſtadt, den 9. November 1883.
Großherzogliche Garniſon=
Berwalsung. 110963

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L nächſten Montag den 12. und Mittwoch den 14. d. Mts., Nachmittags vo
2 bis 4 Uhr, in dem Muſikſaal des Gymnaſiums dahier - Zimner ebener Erd
Nr. 7 im Nordbau - erhoben.
Darmſtadt, den 8. November 1583.
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Langsdorf, Rechnungsrath.
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möbl. Zimmer mit oder ohne Penſion.
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Parterregimnerchen.
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10671) Schützenſtraße 18 zwei inein=
andergehende
möblirte Zimmer zu verm.
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kleines freundliches möblirtes Zimmer.
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Handachuho werden ſehr ſchön gewaſchen.
Galor. Helaert, Handſchuhfabrik,
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Ludwigsplatz 10, Ecke der Ludwigſtraße.

HunlYrrrtuz-Auahtellung.
Gaalbauſtraße Nr. 738
Die diesjährige Ausſtellung wird um 14. I. M. geſchloſſen, wovon die Mit=
glieder
mit dem Bemerken in Kenntniß geſetzt werden, daß die zur Weihnachtsver=
looſung
angekauften Gemälde durch angebeſtete Zettel kenntlich gemacht worden ſind.
Der Vorstand. (1oo3s
Wichtig für jede Familie.
der E. Klett'ſche Kraͤuter=Magenbitter iſt ein unübertroffenes Mittel
gegen Magen= und Uhterleibsbeſchwerden ꝛc. und bringe ich demelben in empfehlende
Erinnerung.
Clemens Bohle, Spezereihandlung, Marktplatz. 11474

[ ][  ][ ]

222

Die Original
Singer Nähmaschinen
empfingen auf der Welt=Ausſtellung zu
Amsterdam
den
erhlen und höchsten Prels, dus
Ehren-Diplom.
Dadurch ſind, wie auf allen bisherigen Welt=Ausſtellungen zu Wien, Paris,
Philadelphia, wo eine unparteiiſche Prüfung ſtattfand, und den Original Singer
Nähmaſchinen ebenfalls die höchſten Auszeichnungen verliehen wurden, auch jetzt wieder
die hohen Vorzüge dieſer Maſchinen auf das Glänzendſte anerkannt.
Die Mitglieder der Concordia! machen ein Gewerbe daraus, die Original
Singer Nähmaſchinen herabzuſetzen, und zur Erreichung dieſes Zweckes wird
auch die Anwendung nachweisbarer Unwahrheiten nicht geſcheut. So behaupten
dieſe Herren jetzt, ibren Maſchinen, nicht den Original Singer Nähmaſchinen,
ſei in Amſterdam der höchſte Peeis verliehen. Man kann in Verſuchung kom=
men
, die Dreiſtigkeit zu bewundern, mit der man auf dieſe Art das Publikum
zu täuſchen ſucht; der folgende Auszug aus der offiziellen Amſterdamer Preis=
vertheilungsliſte
beweiſt jedoch, daß auch dieſe Behauptung der Concordia= Mit=
glieder
eine Unwahrheit iſt.
Vereinigte Staaten von Nord=Amerika (Seite 27)
No. 5703 The Singer Manufacturing Co. Ehrendiplom,
L. Preis.
Deutſchland (Seite 26)
No. 2316. Viesolt ≈ Locke
Goldmedaille, HL. Preis
2320. Friator & Rogemann Goldmedaille, HI. Preis
2414. Seidel & Naumann Goldmedaille, HI. Preis
Von den andern Mitgliedern der Concordiau erhielten zwei den III. Preis
die ſilberne Medaille; einer den IV. Preis - die Broncemedaille. Der V. Preis
Ehrenvolle Erwähnung - gelangte in der Nähmaſchinenbranche nicht zur Ver=
theilung
.
10
G. Heidinger, Darmstall, HrnstIlldhigskasso I9.
Inhaber deutſcher Reichspatente - Aelteſte und größte Nähmaſchinen=
handlung
Deutſchlands.
Reparatur=Werkſtätte für alle Sorten
Nähmaſchinen.
[10979

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per 1 Kilo Mk. 1.60.
Der zu verwendende inländiſche Honig ſleht unter Kontrole des
Bienenzüchtervereins.
1946)
Amtom Hüsserich, Eliſabethenſtr. 43
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Iloll vog lla
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fkräftig und fein, per ½ Klo M. l.
Export-Compaguie in Cöln.
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Niederlage.
Caſinoſtraße 23. (1049
Bei Abnahme von 6 Flaſchen und mehr
Preisermäßigung. 110933
ſFin gut erh. 4rädr. Haudwüägelchen
zu 18 M. zu verkaufen.
Elähnet FUd-
P. Gut, Langgaſſe 32. (10926

Polawaaroh.
Bei nahendem Winter bringe meine
Pelzoegenſtände

4566

in empfehlende Erinnerung. Das Repariren
u. Verändern von getragenen Pelzen werde
ich billigſt und prompt (eſorgen. Mein
Geſchäftslocal befindet ſich bei Herrn Kauſ=
mann
Kühn an der Stadtkirche.
J. W. Biotsoho,
Rürſchner. - (10562

Friſch eingetroffen.
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Caviar, Maronen,
Engl. Speckbückinge,
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Hausm. Leber- und Blut-
Wurst,
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Louiſenplatz 4.
688

110735

[ ][  ][ ]

2666

R 22L
Bur Gagfrage.
Saͤmmtliche Gasconſumenten werden zu einer Beſprechung auf
Mittwoch den 14. November, Abende S Uhri
im Ritſert'ſchen Saale
eingeladen. Um recht zahlreiches Erſcheinen bittet in Anbetracht der Wichtigkeit
der Sache
(10980
Der Verein der Gaſtwirthe zu Darmſtadt-Beſſungen.
Bürger-Perein.
Den verehrlichen Mitgliedern zur Nachricht, daß die Bibliothek wieder er=
öffnet
iſt.
Kataloge ſind 1 10 Pfg. bei dem Hausmeiſter zu haben.
Der Vorstand.
[10857

gN
14
AuUM Besten der Waisen
veranſtaltet
von dem Aiee-Frauenverein, Abtheilung für Waisenpflege,
Samstag den 17. November, Avends 6½ Uhr,
im großen Taale des Gaalbaues
unter güliger Milwirkung
der Frau ReubkeBellhac von Wiesbaden, des Fräulein Amallo Kling
von Frankfurt a. M., Fräulein Louiso Selzam der Herren Kammer=
muſiker
Fordinand Bauer und Bergmann nebſt einer Anzahl hieſiger
Dilettanten.

Es werden Compofitionen für Streichorcheſter, Juſtrumental=, Geſang= und melo=
dramatiſche
Vorträge zur Ausführung kommen.
Die Programme werden das Nähere beſagen.
Preise der Plätzo:
Sperrſitz 3 Mk.
Saal 2 Mk. Vorſaal Mt.
Billets, und demnächſt die Programme 10 Pf, ſind in der Buchhandlung
des Herrn A. Bergſträßer zu haben.
[10833

Etaa.

10981) Ein verheiratheter Mann ſucht
Beſchäftigung als Auslaufer ꝛc. oder
irgend welcher Art. Näheres Expedition.

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welche der bürgerlichen und feinen Küche
vorſtehen können, finden auf Weihnachten
gute Stelle für hier und auswärts.
Frau Gölzenleuchter, Grafenſtr. 13.
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ein junger Mann als Lehrling mit guten
Schulkenntniſſen.
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Hofpapierhandlung.

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10984

D
Ee.

ir bitten die für die Samstagsnummer beſtimmten
Anzeigen möglichſ im Laufe der Woche ſchon
aufgeben zu wollen.
Expedition des Tagblatts.

Saal des Saalbaues zul Darmsiadt.
Mittwoch den 14. November 1883,
Abends ½8 Uhr:
E- Nur eine Gaſt=Vorſtellung -Cx
des rühmlichſt bekannten Salonkünſtlers
der Neuzeit
Proſessor Wietzöch
aus Leipzig:
frosse lauber-Vorstellung,
höchſt animirt, intereſſante Experimental=
Phyſik ꝛc. angenehme Täuſchungen ohne
alle Apparate und ohne alle Gehülfen. Die
Unterhaltungen ſind Allen zur Erholung
und Erfriſchung des Geiſtes und namentlich
auch der ſchönen Damen=Welt beſtens
empfohlen.
Billets: Reſervirter Platz 2 M.-
Erſter Platz (nicht reſervirt) 1 M. und
zweiter Platz 50 Pf. ſind von heute ab im
Burcan der Inſpection des Saalbaues und
Abends an der Kaſſe zu haben.
Anfang 18 Uhr. Kaſſenöffnung 17 Uhr.
Programm im Saal.- 110985

Kraut wird eingeſchnitten Pancrattus=
06 ſtraße 21. Wittwe Port. 10677
g00000000000000000000000000
LIOO
3 für die Letterie des Mainzer Kirchen=
8 baues II. Klaſſe, ſowie fur die Weih
8 nachts=Verlooſung der hieſigen Ge=
8 werbehalle ſind in der Exped. d. Bl.
8 zu haben.
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Hoflieferanten. 10956
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nichtet
ſie unbedingt alle Arten Hautun=
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und erzeugt in kürzeſter Friſt
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hardt
, Alfred Graßer, G. Liebig Sohn,
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2) bank u. 1 Holzdrehbauk in gebr.
Zuſtande mit gutem Werkzeug. Wo? ſagt
[10987
die Expedition d. Bl.
Welnr-earis
10988) Verkäufe und Verpachtungen,
Betheiligungen, Stellen=Vakanzeu ete. wer=
den
am ſicherſten durch Annoncen in zweckent
ſprechenden Zeitungen zur Kenntniß der bez.
Reflektanten gebracht; die einlaufenden Offerten
werden den Inſerenten im Original zugeſandt.
NähereAuskunft ertheilt die Annoncen=Expedition
von Rudoſf Moſſe, Frankfurt a. M., Roßmarkt
Nr. 3. Vertreter in Darmſtadt: Herr J. R.
Schröder.

[ ][  ][ ]

p3
2.
r6.
15
35
20)

4 222
Mittehrheintecher
Arobilecten. und Igeyieur-Vereln.
Localverein Darmſtadt.
Mittwoch den 14. Rovember 1883, Abends 8 Uhr,
Resteuration Sehmitz, Lomisenstr. 14½
Reiſemittheilungen des Prof. Tb. Landsberg.
Her Vorstand. 10989

Gold=Cours.

Ruſſiſche Imperiales
20 Franken=Stücke
Enaliſche Sovereigns
Dollars in Gold .

2567
M. 16.70-7
16.16- 20
20.29-84
= 4.18- 22

Großherzogliches Hoftheater.
Dienstag, 13. November.
14. Vorſtellung in der 3. Abonnements=Abtheilung.
Preelosn.
Schauſpiel mit Geſang und Tanz in 4 Alten.
Precioſa
Fräulein Schneider.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.

Dreiklang
zum 10. November 1883.

8.

I.
Der Tag, da nun vor vier der Säcula
In ſchlichtem Haus ein Knäblein ward geboren,
In ernſter Zeit zu Dingen auserkoren,
Daß alle Welt den Gottesſtreiter ſah:
Nicht ſinniger wohl ward er fern und nah
Gefeiert von Altären und Emporen,
Als durch drei Hammerſchläge vor den Thoren
Der Stadt in unſerem Weichbild dies geſchah.
Ein Gotteshaus verherrliche den Tag!
Wer iſts, der dieſe Segensworte ſprach?
Man ſagt es nicht; doch will ich ihn erheben.
Der edlen Sinnes durch der Schenkung Brief,
Zugleich die Pfründe in das Leben rief:
Das Pfarrhaus und den Pfarrer mit=
gegeben
!

II.
Mein zweiter Klang, er gilt der ſchönen Stadt,
Die gute Schulen, Straßen und Kanäle,
Ein Waſſerwerk, das nicht die Hausfrau ſchmäühle,
Gut Bier, doch wenig Gotteshäuſer hat,
Dabei erſt jüngſt, beweiſend durch die That
Daß ſie den gottgetreuen Städten zahle,
Die fünfte Pfarre ſchuf; ſich doch der Säle
Bedienen muß noch oft an Tempels ſtatt.
Für's Weſtend wohl trat ernſten Wirkens ein,
Und guten Muths der Kirchenbauverein;
Doch wenig Hoffnung blieb der Stadt im
Norden:
Sieh, da erſtand für ihn, von wo man weit
Zum Pfarrthurm hat, ein Bürger hilfbereit;
Und jedes Braven Dank iſt ihm geworden.

III.
Zum dritten ſchlag ich in dem Kranz der Lieder
Die Saiten an. Nun gilts der Frömmigkeit.
Demüthgen Sinn's, zu gutem Werk bereit,
Hat ſie gebracht das Heil zur Erde nieder,
Wenn bald vom Thurm der Dreiklang ruft
die Glieder
Der Kirche, ſei der Segen im Geleit,
Der Wackren alle, die ein Stündchen Zeit,
Dem Ruf zu folgen, finden hin und wieder!
Denn ob die Kunſt den Menſchen hoch erhebe,
Des lieben Kindes Aug das Herz entzückt,
Ob ein Charakter glänzen mag und ſtrahlen:
Es bleibt der Glaube doch die Edelrebe,
Daran das Herz die beſſren Beeren pflückt
Des Wahren, Guten, Schonen, - Idealen.
B.

Politiſche Ueberſicht.


e

Darmſtadt, 13. November.
Dentſches Reich. Se. Maj. der Kaiſer wohnte am Sonntag
dem Luther=Feſtgottesdienſte im Dome in Berlin an.
Ueber die Reiſe des deutſchen Kronprinzen nach Spanien gehen der
Nat.=Ztg. nachſtehende Mittheilungen zu: Puf Anordnung des Königs
Alfons wird der Kronprinz in Spanien mit kaiſerlichen Ehren empfangen
werden. Der Tag der Abreiſe iſt noch nicht feſt beſtimmt, vorausſicht=
lich
wird dieſelbe am 15. erfolgen. Der Kronprinz reiſt mit
großem Gefolge. In Begleitung des Krouprinzen wird ſich General
Graf Blumenthal befinden, der bei der Vermählung des Königs Alfons
den hieſigen Hof vertrat und bei dem König Alfons persona uratissima
iſt. Im Gefolge des Kronprinzen werden ſich weiter der Hofmarſchall
v. Normann und der Oberſtlieutenant v. Sommerfeld, ſowie v. Nyven=
heim
und Generalmajor Miſchke befinden. Der deutſche Geſandte in
Madrid. Graf Solms=Sonnenwalde, der auf Urlaub in Deutſchland
verweilt, reiſte bereits am 9. Abends über Paris nach Barcelona, um
dort den Kronprinzen bei ſeiner Ankunft zu empfangen. Mit der Ueber=
reichung
des kaiſerlichen Handſchreibens, welches dem Könige von Spanien
den Beſuch des Kronprinzen anzeigt, iſt der Generaladjutant des Kaiſers.
Generallieutenant Frhr. v. Los, Commandeur der 5. Diviſion, betraut
worden. Derſelbe traf am 7. aus Frankfurt früh in Berlin ein, nahm
in einer Audienz beim Kaiſer das Schreiben in Empfang und fuhr am
ſelben Abend 9 Uhr 35 Minuten von Berlin nach Madrid weiter. Den
Kronprinzen werden auf ſeiner Reiſe nach Spanien von Genua die
Schiffe Prinz Adalbert= Sophie= und der Aviſo Loreley= begleiten.
Die Lutherfeier iſt, ſoweit uns bekannt, allerorten ohne Mißklang
verlaufen und an vielen Orten geſtaltete ſie ſich zu einer wahrhaft im=
poſanten
Kundgebung des von Luther geweckten freien deutſchen Volks=
geiſtes
. Die ganze Lutherbewegung hat ohne Zweifel eine ſtarke Be=
lebung
und Kräftigung des proteſtantiſchen Bewußtſeins in Deutſchland
mit ſich gebracht und ſteht es zu hoffen, daß dieſe Bewegung auch ihre
Früchte tragen und namentlich dazu beitragen wird, daß ſich die ein=
zelnen
Richtungen innerhalb des Proteſtantismus wieder mehr zuſam=
menfinden
.
Oeſterreich=Ungaru. Dem Vernehmen nach wird die bereits
mehrmals aufgeſchobene Reiſe des Kaiſers nach Italien im nächſten
Jahre ſtattfinden und zwar würde das öſterreichiſche Kaiſerpaar mit dem
Kronprinzen und ſeiner Gemahlin gelegentlich der Ausſtellung in Turin
mit der italieniſchen Königsfamilie zuſammentreffen.
Die Verletzung, welche der Herzog Philipp von Koburg bei der
Jagd, wie verlautet durch Staatsſekretär Dr. Stephan, erhalten hat,
war eine ganz leichte, ſo daß derſelbe an der Jagd bis zu Ende theil=
nehmen
konnte.
Das officielle Wiener Fremdenblatt= beſpricht die Reiſe des kron=
prinzlichen
Paares nach Berlin und conſtatirt, die Völker der Monarchie
blickten mit dem Gefühle wahrer Befriedigung auf den dem Kronprinzen

und der Kronprinzeſſin bereiteten Empfang. Die Worte des Grafen
Kalnoky, daß das deutſchöſterreichiſche Bündniß in das Bewußtſein
aller Theilnehmer übergegangen ſei, hätten ſich abermals glänzend
manifeſtirt. Das Bündniß ſei ſo tief gewurzelt, daß es einer weiteren
Kräftigung kaum fähig ſei. Deſſenungeachtet könne alles nur mit leb=

hafter Befriedigung entgegengenommen werden, was dasſelbe gleichſam
noch inniger in das Gefühls= und Gemüthsleben aller betheiligten
Factoren verſenke.
Frankreich. General Appert iſt zum Botſchafter in Petersburg
ernannt worden, General Logerot zum General en chek des tuneſiſchen
Occupationscorps. Der Miniſterpräſident hat am 10. Morgens dem
Miniſterrathe Serrano's Ernennung zum ſpaniſchen Botſchafter in Paris
amtlich mitgetheilt.
Die Ernennung Daubigny's zum Botſchaftsrath in London und
Raindel's zum Botſchaftsrath in Berlin iſt durch das Journal officiel=
nunmehr
veröffentlicht worden. Ferner wurde ein Decret veröffentlicht,
welches die Ausführungsbeſtimmungen für die Literarconvention zwiſchen
Frankreich und Deutſchland enthält.
England. Auf dem am Freitag in London ſtattgefundenen Lord=
mayors
=Banket war auch der Premier Gladſtone anweſend. Derſelbe
hielt eine längere Rede, in welcher er ſich über die allgemeine europäi=
ſche
Lage verbreitete. Gladſtone hob namentlich das herzliche Verhält=
niß
zwiſchen England und Frankreich hervor, deutete dann die bevorſtehende
Räumung Kairos durch die engliſchen Truppen an und ſagte bezüglich
der allgemeinen Lage, daß in dieſem Augenblicke alle Großmächte ihren
Wunſch auf Aufrechterhaltung des Friedens erklärten. Der Berlier
Vertrag bilde einen wichtigen Theil des Staatsrechtes Curopas und
dieſen Vertrag aufrecht zu erhalten, ſei das Hauptziel der Beſtrebungen
Englands.
Spanien. Der Generaladjutant des deutſchen Kaiſers, General=
lieutenant
Freiherr von Los, welcher ein Schreiben des Kaiſers Wilhelm
mit der Ankündigung von dem Beſuche des Kronprinzen überbringt, iſt
am 9. in Madrid eingetroffen und wurde vom König Alfons empfangen.
Italien. Der Popolo Nomano bringt nachſtehende Mittheilungen
über das Bündniß zwiſchen Deutſchland, Oeſterreich=Ungarn und Italien:
1) Ein ruſſiſcher Angriff auf Deutſchland oder die öſterreichiſch=
ungariſche
Monarchie würde beide genannte Mächte gegen den Anareiſer
vereint finden, Italien aber nicht. 2) Ein franzöſiſcher Angriff auf
Deutſchland würde Italien gegen den Angreifer ſtellen, Oeſterreich aber
nicht; ebenſo würde Italien gegen einen franzöſiſchen Angriff die deut=
ſche
, aber nicht die öſterreichiſche Hülfe zur Verfügung haben. 3) Ein
vereinter ruſiſch franzöſiſcher Angriff aufieine der Mächte würde alle drei
auf das Schlachtfeld rufen.
Rußland. Der Miniſter des Aeußern, v. Giers, trat am 11. d. M.
die projectirte Reiſe in das Ausland au.
Ein kaiſerlicher Tagesbefehl ernennt den Generalmajor Kaulbars
zum Commandeur der erſten Brigade der erſten Cavalleriediviſion,
Generalmajor Soboleff zum Commandeur der erſten Brigade der 37. In=

[ ][  ][ ]

2568
2.
fanteriediviſion. Beiden Generalen wird ferner die Anerkennung des
Kaiſers für die Ausführung der ihnen übertragenen beſonderen Aufträge
ausgeſprochen.
Das Journal de Petersburg; dementirt kategoriſch die Meldung
Londoner Blätter betreffs Mobiliſirung der Pfkower Truppendiviſion
und Einberufung der Altersklaſſe 1877.
Bulgarten. Der ruſiſche Oberſt Kaulbars iſt am 11. in Sofia
eingetrofſen.
Eine große Anzahl ſerbiſcher Inſurgenten iſt nach Bulgarien ge=
flohen
. Die Regierung ordnete die Entwaffnung und Internirung der=
ſelben
an und verſtärkte den Militärcordon an der ſerbiſchen Grenze.
Unter den Flüchtlingen befand ſich auch der Führer der Zaitſcharer
Radicalen, Lazarowitſch.
Serbien. Der Aufſtand kann jetzt wohl als unterdrückt betrachtet
werden, da die Inſurgenten bisher überall den Truppen der Regierung
unterlagen. Die verhafteten Mitglieder des radicalen Central Comites,
deren revolutionäre Correſpondenz mit den Bewohnern von Banja und
Boljewaz conſtatirt iſt, wurden am 10. November nach Saitſchar trans=
portirt
und dort vor das Standgericht geſtellt. Der König berief Riſtie
Nicolovic und Waſiljewie und trug denſelben auf das Strengſte auf,
ein loyales und correctes Verhalten zu beobachten. Riſtic bat den
König, an ſeiner Treue und Ergebenheit nicht zu zweifeln.

Darmſtadt, 13. November.
- S. Königl. Hoheit der Großherzog werden am Donnerstag,
15. ds. Mts., aus Oberheſſen hierher zurückehren.
Die Rückehr Ihrer Kaiſerl. Hoheit der Kronprinzeſſin des
Deutſchen Reiches und Ihrer Königl. Hoheit der Prinzeſſin Victo=
ria
von Preußen nach Wiesbaden erfolgte Samstag Nachmittag.
Auf Befehl Sr. M. des Kaiſers fand Sonntag Vormittag
8 Uhr für die evangeliſchen Militärperſonen der Garniſon eine allge=
meine
Kirchenparade zur Feier des Lutherfeſtes ſtatt, zu welcher das
geſammte Officiercorps und Deputationen von allen hier garniſoniren=
den
Truppentheilen commandirt waren. Se. Großh. Hoheit Prinz Hein=
rich
wohnten gleichfalls dem Gottesdienſte bei.
Durch Entſchließung Großh. Miniſteriums des Innern und der
Juſtiz wurde der Gerichts=Acceſſiſt Dr. G. Beſt zu Darmſtadt zum
Amtsanwalt bei den Großh. Amtsgerichten Bingen, Ober=Ingelheim
und Wöllſtein mit dem Sitze in Bingen beſtellt.
Ordensverleihung. Dem Major Roerſch, Platzmajor
zu Frankfurt a. M. wurde das Ritterkreuz 1. Kl. mit Schwertern des
Großherzogl. Verdienſt=Ordens Philipps des Großmüthigen, dem Feld=
webel
Keſſeler, Schreiber bei der Commandantur zu Frankfurt a. M.,
das ſilberne Kreuz mit Schwertern desſelben Ordens verliehen.
Militärdienſtnachrichten. Die Unterärzte der Reſerve
Vogel, vom 1. Vat. (Gießen) 2. Großh. Landw=Rgts. Nr. 116,
Dr. Reiſinger. vom 1. Bat. (Mainz) 4. Großh. Landw.=Rgts.
Nr. 118, wurden zu Aſſiſtenz=Aerzten 2. Kl. der Reſ. befördert. General=
major
v. Wuſſow Commandeur der 50. Infanterie=Brigade, wurde
in Genehmigung ſeines Abſchiedsgeſuches und unter Beförderung zum
Generallieutenant, mit Penſion zur Dispoſition geſtellt; Oberſt
v. Werder, Commandeur des 7. Thüring. Inf.=Rgts. Nr. 96 unter
Stellung 1.3. des genannten Regiments, mit der Führung der 50. Inf.=
Brigade beauftragt.
Zur Feier des 400 jährigen Geburtstags Luthers
fanden am Samſtag Vormittag in den verſchiedenen hieſigen Schulen
Feierlichkeiten ſtatt, ſo namentlich in der Realſchule und dem Hofmänn=
iſchen
Mädchemnſtitut, welche letztere in Verbindung mit anderen Pri=
vatmädchenſchulen
in der Stadtkapelle begangen wurde. Nachmittags
3 Uhr wurde der Grundſtein zu einer neuen Kirche im nordöſtlichen
Stadtviertel gelegt, welche zur Erinnerung an den Tag der Grundſtein=
legung
Martinskirche genannt werden ſoll. Dem feierlichen Acte wohnten
S. K. H. der Erb=Großherzog, J. K. H. Frau Prinzeſſin Carl, J. G.
H. H. die Prinzen Heinrich und Wilhelm und J. D. die Prinzeſſin
Battenberg an; ferner die Vertreter des Großh. Staatsminiſteriums,
die Geiſtlichen, die Stadtverordneten, der Kirchenvorſtand, die Kirchen=
gemeindevertretung
u. ſ. w. Nachdem der Feſtzug an Ort und Stelle
angekommen war und nach Abſingung des Liedes Ein feſte Burg iſt
unſer Gott durch die Verſammlung, ſprach Herr Superintendent Dr.
Sell die Weiherede, worauf Herr Oberbürgermeiſter Ohly Namens der
Stadt ſprach und Herr Geh. Juſtizrath Buchner die in den Grundſtein
einzulegende Urkunde verlas. Den erſten Hammerſchlag führte S. G. H.
Prinz Heinrich mit dem Spruche: Gott zu Ehren, der Gemeinde zum
Segen!
Die Bauleitung der neuen Kirche iſt Herrn Architect v. Kaufmann
in Frankfurt übertragen.
Am Camſtag Abend fand in der Stadtkirche ein Concert des
Kirchengeſangvereins ſtatt, bei welchem auch die Knabenchorſchule mit=
wirkte
. Am Sonntag früh ertönte Choralmuſik von der Stadtkirche;
die Gottesdienſte am Sonntag Vor= und Nachmittag in der Stadtkirche,
ſowie Abends in der Stadtkapelle waren ganz ungewöhnlich ſtark beſucht.
Wir= fügen noch nachſtehend den Wortlaut der von Herrn Super=
intendent
Dr. Sell verfaßten und von Herrn Nick auf Pergament ge=
ſchriebenen
Urkunde an, welche nebſt anderen Actenſtücken in die blecherne
Kapſel des Grundſteins eingelegt wurde. Dieſelbe lautet:

222
Das walte Gott Vater, Sohn und heiliger Geiſt.
Im Jahre nach der Geburt unſeres Herrn 1883 Achtzehnhundert
dreiundachtzig, im 12. Jahre nach der Aufrichtung des Deutſchen
Reiches, im 6. Jahre der Regierung des Großherzogs Ludwig IV.
von Heſſen und bei Rhein,
im 366. Jahre nach dem Beginn der Kirchenreformation im
357. Jahre nach Einführung der Reformation in den altheiſiſchen
Landen, im 50. Jahre nach der Kirchenvereinigung der Lutheraner
und Reformirten allhier zu Darmſtadt
wurde heute, am 10. November, als am 400jährigen Geburts=
tag
des deutſchen Reformators Martin Luther der Grundſtein ge=
legt
zu einer neuen Kirche für die evangeliſche Gemeinde der Haupt=
und Reſidenzſtadt Darmſtadt.
Seit Jahrhunderten beſaß dieſe Gemeinde für ihre Gottesdienſte
nur zwei ſelbſtſtändige Gotteshäuſer: die Stadtkirche und die ehe=
mals
dem reformirten Gottesdienſt zugewieſene Friedhofskapelle,
welche 1870 umgebaut wurde und die Stadtkapelle genannt wird.
Schon bei Abſchluß der Kirchenvereinigung zwiſchen Lutheranern und
Reformirten im Jahre 1833 dachte man daran, in künftigen Tagen
eine weitere Kirche zu bauen, aber bis jetzt konnte die Sache, ob=
wohl
ſeit Jahren für einen neuen Kircherbau geſammelt wird, nicht
in's Werk geſetzt werden.
Da hat ein Darmſtädter Bürger, der nicht will, daß ſein Name
genannt werden ſoll, beſchloſſen, Gott zu Ehren und ſeinen chriſt=
lichen
Brüdern zum Dienſt auf ſeine alleinigen Koſten ein Gottes=
haus
zu bauen von beſcheidenem Umfange, doch ſo, daß es dem Be=
dürfniſſe
dieſes Stadttheils genüge, und es der vereinigten evangeli=
ſchen
Gemeinde zu eigen zu geben.
Ein verſchloſſener Brief enthält ſeinen Namen und ein anderer
den Bericht über weitere Begebungen und Stiftungen, welche er
den evangeliſchen Anwohnern dieſes Stadttheiles zugedacht hat.
Die evangeliſchen Chriſten der Stadt Darmſtadt bilden zwei
Kirchengemeinden, die eine bürgerlichen Standes, zu der alle nicht
dem Kriegerſtande Angehörigen ſich zählen, die andere beſteht aus
dem Militär und ſeinen Familiengliedern. Der bürgerlichen Ge=
meinde
ſtehen vor ein Oberpfarrer und fünf Stadtpfarrer. Den
Kirchenvorſtand bilden die 5 Stadtpfarrer und 12 von und aus der
Gemeindevertretung auf 6 Jahre gewählte Kirchenvorſteher. Ihrer
aller Namen und Stand, desgleichen in weſſen Händen dieſer Zeit
alle Gewalten bürgerlicher und kriegeriſcher Obrigkeit und die
Führung des Regiments in Staat und Stadt liegen, erſieht man
aus dem beigelegten Verzeichniß aller Namen, Orte und=Stände der
Stadt.
Zum Baumeiſter dieſer Kirche iſt auserſehen Architekt von Kauff=
mann
von Frankfurt a. M.
Gott wolle ihm verleihelt, daß er den Bau vollführe und daß
Alles ohne Unfall, Hinderung und öffentliche Noth von Statten
gehe.
Er, der Herr Himmels und der Erden, wolle Stadt und Land
auch ferner gnädig ſchützen, durch ſeinen heiligen Geiſt in dieſem
Gotteshauſe, wenn es vollendet iſt, fromme Beter und fleißige Hörer
von Gottes Wort erwecken und helfen, daß das Reich ſeines
Sohnes Jeſu Chriſti unſeres Herrn wachſe und ſich mehre auf der
ganzen Erde.
Er wolle allen frommen Chriſtenleuten, wenn ihr irdiſches Haus
dieſe Hütten zerbrechen wird, eine ſelige Heimfahrt ſchenken in ſein
himmliſches Reich.
Deß zur Urkunde haben dieſe Schrift nebſt dem Baumeiſter
unterſchrieben die Mitglieder vom Vorſtand des evangeliſchen Kirchen=
bauvereins
, die zur Mithülfe bei dieſem Bau berufen ſind:
A. Buchner, Geh. Juſtizrath. Ewald, Kirchenrath und
1. Stadtpfarrer. Ohly, Oberbürgermeiſter. Pfaltz, Ober=
poſtmeiſter
a. D. Dr. Sell, Superintendent. F. Wittich,
G
Buchdruckereibeſitzer.
Bei dem ſo erfreulichen Zudrang zu den Gottesdienſten in der
Stadtkirche dürfte es an der Zeit ſein, nunmehr auch die hinteren
Bänke des Chors, welche dermalen ohne Lehnen ſind, mit ſolchen zu ver=

fruͤhkren Zeiten machten ſich die eben bemerkten Uebelſtände nicht ſo be=
merkbar
, jetzt aber, wo ſo häufig, wie z. B. wieder vorigen Sonntag bei
der Lutherpredigt des Herrn Superintendenten Dr. Sell, der Chor bis
auf den letzten Platz gefüllt iſt, werden ſie von vielen Kirchenbeſuchern,
insbeſondere den Damen, unangenehm empfunden. Es bedarf gewiß nur
dieſes Hinweiſes, um die zur Abhülfe berufenen gerechten Wünſche bis=
her
ſtets zugängliche Behörde zum Vorgehen in jenen Richtungen zu
veranlaſſen.
der zweite der Reformationsgeſchichtlichen Vorträge zum Beſten
des Kirchenbauvereins findet nicht am 21. November ſondern Mittwoch
den 28. November in dem Feſtſaal des Gymnaſiums ſtatt. Herr
Profeſſor Dr. Kawerau von Magdeburg wird ſprechen über kirchliche
und religiöſe Zuſtände Deutſchlands am Vorabend der
Reformation. Die ſich hieran ſchließenden beiden weiteren Vor=
träge
folgen noch in den beiden erſten Decemberwochen.
EEingeſandt.) Nächſten Mittwoch den 14. November Abends
8 Uhr findet im Ritſert'ſchen Saal eine Verſammlung von Gas=

[ ][  ][ ]

4

conſumenten ſtatt, welche von dem Verein der Gaſtwirthe dahier
einberufen wurde. Ueber das von dieſer Verſammlung zu beſprechende,
für jeden Intereſſenten ſo wichtige Thema - Herabſetzung der Gas=
preiſe
- iſt übrigens ſchon ſo viel geſchrieben und geſprochen worden,
daß es eigentlich überflüſſig erſcheint, noch weiteres hinzuzufügen. Da
jedoch alle bisher unternommenen Agitationen zu einem Reſultate nicht
führten, ſo beabſichtigt obiger Verein, deſſen Mitglieder zu den größten
Gasconſumenten zählen, durch eine öffentliche Verſammlung dem Stadt=
vorſtand
die Wichtigkeit der Sache näher ans Herz zu legen. Die hieſigen
Gaspreiſe ſind im Verhältniß zu denen vieler anderer Städte außer=
ordentlich
hohe und glauben wir deßhalb, daß die ſtädtiſche Behörde nur
einen Act der Billigkeit vollzieht, wenn ſie den Gaspreis entſprechend
herabſetzt. So nöthig das ſtadtiſche Budget den Reingewinn des Gas=
werks
gebraucht, ſo erſcheint es doch nicht gerechtfertigt, wenn man ſolch
beträchtliche Summen von den Gasconſumenten aufbringen läßt, es er=
fordert
vielmehr ſchon die Billigkeit die Preiſe herabzuſetzen und den
hierdurch entſtehenden Ausfall auf die allgemeine Steuer zu ſchlagen.
Nur die hohen Preiſe haben viele Conſumenten veranlaßt die Gas=
beleuchtung
abzuſchaffen und ſtatt derſelben eine der vielen jetzt zu Ge=
bote
ſtehenden anderen Beleuchtungsarten einzuführen, deren Koſten ſich
nur auf eirca ein Drittel derjenigen des Gaſes bei gleicher Lichtſtärke
belaufen. Mit Sicherheit kann angenommen werden, daß bei einer ent=
ſprechenden
Preisermäßigung die meiſten der früheren Gasconſumenten
die Gasbeleuchtung wieder einführen und würde in dieſem Fall durch
den entſtehenden Mehrconſum die durch die Preisermäßigung entſtehen=
de
Mindereinnahme gedeckt. Möge dieſe Agitation dazu beitragen, daß
dieſe unerquickliche Angelegenheit zu aller Zufriedenheit geregelt und da=
mit
aus der Welt geſchafft werden wird.
Da im laufenden Jahre die Strohernte wieder ſehr mäßig aus=
gefallen
iſt, ſo iſt die Forſtbehörde wiederum angewieſen worden, ſolchen
Anträgen auf Abgabe von Waldſtreu aus Gemeindewaldungen die=
ſelbe
Beachtung zu ſchenken und die gleiche Beſchleunigung zu Theil

2569

werden zu laſſen, wie dies im Jahre 1882 angeordnet worden iſt.
IIn Folge der von der Bauſchule der Großh. techniſchen Hoch=

ſchule im März d. J. geſtellten Preisaufgabe: Architectoniſche Auf=
nahme
der Reſte der Palatiums zu Seligenſtadt a. M.u ſind
zwei Arbeiten eingegangen und zwar von dem Studirenden W. Karn

und von dem Studirenden Herrn O. Sior. Herrn Karn wurde der
ausgeſetzte Preis von 100 M. ertheilt. Auch der recht fleißigen und
befriedigenden Arbeit des Herrn Sior wurde die Berechtigung zuge=
ſprochen
, als Erſatz für die Prüfungsarbeit in Bauſtilen zu gelten, eine
Anerkennung, die um ſo ehrenvoller iſt, als der Verfaſſer noch zwei
D. Z.
Jahre bis zur Vollendung ſeiner Studien vor ſich hat.
Herr Polizeicommiſſär Old wird heute, Dienstag, ſeine neue
Stelle in Caſtel antreten.
Im ſtädtiſchen Armenhaus ſind im Oetober d. J. 3 Männer,
4 Frauen und 7 Kinder ausgetreten, dagegen 1 Mann, 2 Frauen und
2 Kinder zugegangen. Der Perſonalbeſtand zu Ende des fraglichen Mo=
nats
war: 32 Manner, 27 Frauen und 12 Kinder, zuſammen 71, eine
gegen die Belegung in den letzten Monaten nicht unbeträchtlich vermin=
derte
Zahl.
Während des Monats September d. J. waren im ſtädtiſchen
Hospital 63 Kranke auf deren eigene Rechnung aufgenommen, da=
von
28 aus dem vorhergegangenen Monat übertragen, 35 kamen zur
Entlaſſung. Die Krankenanſtalt für Gewerbsgehülfen, Lehrlinge und
Dienſtboten verpflegte 34 Perſonen, wovon 27 entlaſſen wurden. Armen=
kranke
waren 93 aufgenommen, darunter 61 hieſige und 32 auswärtige.
In der Zeit vom 1. April 1882 bis dahin 1883 wurden im
ſtädtiſchen Pfandhaus 11478 Pfänder verſetzt und auf jedes einzelne
Pfand durchſchnittlich 6 M. 50 Pf. geliehen. Ausgelöſt wurden vor dem
Verfall 9778 Pfänder. Es kommen alſo auf jeden Geſchäftstag unge=
fähr
38 zur Verſetzung gebrachte und 33 ausgelöſte Pfänder. 417 ver=
fallene
Pfänder wurden noch vor der Verſteigerung ausgelöſt, zur Ver=
teigerung
ſelbſt gelangten 2058 Pfänder.
2 Einem angehenden Wirth brannte vor einiger Zeit ſeine Braut
durch unter Mitnahme von diverſen Gegenſtänden im Werth von
75 M. Einem Reſtaurateur in der Rheinſtraße wurden von ſeinem
In der Bahnhofsſtraße wurden vor=
Kellner 40 M. unterſchlagen. Nacht eiuem Beamten verſchiedene Eßwaaren, ſowie eine Hoſe
im Werthe von 20 M. entwendet.
44 Im Feierabend=Hauſe war die Frequenz im Oetober wieder
ſehr ſtark, denn es verkehrten daſelbſt 2014 Perſonen; ausgegeben wur=
den
1445 Bücher und iſt dieſes wohl der beſte Beweis, wie ſehr einer=
ſeits
der Zweck des Vereins erkannt und andererſeits wie der Vorſtand es
ſich gewiſſenhaft angelegen ſein läßt, das von den Vereinsmitgliedern
in ihn geſetzte Vertrauen zu rechtfertigen. An den wieder begonnenen
Geſangſtunden haben ſich 37 junge Sänger betheiligt und hatte Herr
Lehrer Stumpf die Güte die Leitung der Stunden zu übernehmen.-
Ebenſo wurde am 31. October die Reihe der Vorträge eröffnet und
zwar, nachdem der zweite Vorſitzende in einer kurzen Anſprache erklärt,
daß der Verein obwohl von Anfang an in politiſcher und confeſſioneller
Beziehung auf neutralem Boden ſtehend und nur in der Bethätigung un=
gefarbter
Nüchſtenliebe eine ächte Probe wahrer Gottesliebe erkennend, ſo
doch naturgemäß in der Zeit, in welcher in ganz Deutſchland und daruber
hinaus der 400jährige Geburtstag des größten Deutſchen, Dr. M. Luther's,
gefeiert werde, auch desſelben in Feierabend=Vorträgen gedacht werden
müſſe - von Herrn Pfarrer Deggau über die Vorboten der

222
Reformation Ten zweiten Vortrag am kommenden Mitt=
woch
den 14. November Abends 8½ Uhr, über Nationale Feier=
tage
hat Herr Fabrikant C. Hochſtätter übernommen.
Die geſtern zu Ende gegangene, von dem älteren Verein für
Vogel= und Geflügelzucht veranſtaltete Ausſtellung in der Turnhalle
am Woogsplatz hat ein finanziell zufriedenſtellendes Reſultat gehabt,
und iſt viel ausgeſtelltes Material verkauft worden.
) Bei der geſtern ſtattgehabten Vergebung des in der Promenade=
ſtraße
auszuführenden neuen Kanals blieb Herr L. Harres mit einem
Abgebot von 16½ pCt. Mindeſtfordernder.
7)
Die neue katholiſche Kirche in Beſſungen wird rach uns
gewordener Mittheilung in aller Kürze vollendet ſein.
Wir machen an dieſer Stelle auf die Mittwoch den 14. d. M.
im Saalbau ſtattfindende Soirée des Herrn Profeſſor Nietzſch aus
Leipzig aufmerkſam, deſſen Leiſtungen auf dem Gebiete der Magie, des
Spiritismus und der Klopfgeiſterei nach uns vorgelegten Mittheilungen
in andern deutſchen Städten ſich großen Beifalls erfreute.
Die Reſtaurationsarbeiten in der evangeliſchen Kirche in Groß=
Umſtadt ſind nun ſo weit vorgeſchritten, daß deren feierliche Neuein=
weihung
auf den 18. d. M. feſtgeſetzt worden iſt.
Wie wir hören, wurden im Kreis Groß=Gerau verſchiedene
Abſchlüſſe für zu lieferndes Weiskraut zu dem enorm billigen
Preis von einer Mark per Centner gemacht. Andererſeits iſt dagegen
in der letzten Zeit ein Anziehen der Kartoſfelpreiſe zu conſtatiren.
Romrod, 12. November. Se. Königl. Hoheit der Großherzog
wohnten geſtern Vormittag dem Feſtgottesdienſt in der Kirche zu Als=
feld
bei und kehrten ſpäter nach Romrod zurück, woſelbſt Tafel ſtatt=
fand
. Se. Großh. Hoheit der Prinz Alexander, S. D. der Prinz Franz
Joſeph von Battenberg und einige Herren der Jagdgeſellſchaft nahmen
daran Theil. Prinz Alexander iſt um 3 Uhr nach Darmſtadt abgereiſt.
Prinz Franz Joſeph von Battenberg, Fürſt zu Solms=Lich, Prinz Lothar
zu Pſenburg=Büdingen ſind eingeladen, von jetzt an in Schloß Romrod
zu wohnen. Nachmittags 4 Uhr empfingen Se. Königl. Hoheit der
Großherzog den Kanzler der Landesuniverſität Prof. Dr. Gareis. D. Z.
Offenbach, 12. Nov. Das Schienengeleiſe der electriſchen Bahn
iſt nun von Oberrad her bis zur Offenbacher Grenze gediehen und vom
Mathildenplatz in Offenbach aus hat man mit derſelben Arbeit bereits
den Marktplaz erreicht.
Worms, 13. Novbr. Die letzte (neunte) Aufführung des kirch=
lichen
Feſtſpieles Luthers von Hans Herrig findet Sonntag den
18. November, Nachmittags 4 Uhr, in der Dreifaltigkeitskirche ſtatt;
Billete hierfür ſind zu haben bei Herrn Jul. Stern in Worms (M. 3
reſp. 2). Die nachhaltige Wirkung des herrlichen Werkes iſt eine durch
die Eigenartigkeit und den weihevollen tiefen Ernſt jeden Zuſchauer und
Hörer ergreifende. Die Aufführung am Freitag zden 16. November iſt
nur für Mitglieder der Wormſer proteſtant. Kirchengemeinde beſtimmt.
Frankfurt, 12. Nov. Unter den vielen Bewerbern um die Diri=
gentenſtelle
der Palmengarten=Kapelle befinden ſich Kapellmeiſter Adam,
Parlow, Mansfeld und der Concertmeiſter der Bilſe'ſchen Kapelle.
Vacante Stellen im Bezirk des 11. Armee=Corps. Altena,
Weſtfalen, Magiſtrat, Stadtſecretär, 1500 M. Bebra, Poſtamt, ſtändiger
Hülfsbote, per Tag 1 M. 20 Pf. Frankfurt a. M., Poſtamt, 2 Poſt=
ſchaffner
, 1040 M. 2 Packetträger 990 M. Gelnhauſen, Poſtamt, Packet=
träger
, 772 M. Höchſt a. M., Poſtamt, Poſtſchaffner, 872 M. Lüden=
ſcheid
, Magiſtrat, Polizeidiener, 900 M. 4. Nachtwächter 800 M.
Marburg (Reg.=Bez. Caſel), Poſtamt, Landbriefträger, 648 M. Monta=
baur
, Poſtamt, Landbriefträger, 612 M. Rasdorf, Poſtagentur, Land=
briefträger
, 510 M. Wetzlar, Bürgermeiſteramt, Nachtwächter und
Flurhüter, 750 M. Weilmünſter, Poſtamt, Landbrieftrager, 600 M.
Wiesbaden, Poſtamt, Poſtſchaffuer, 900 M. Bezirk des kgl. Eiſenbahn=
Betriebs=Amts zu Wiesbaden, 7 Telegraphen=Aspiranten, per Monat
75 M. 4 Stations=Aspiranten für den Stations= und Expeditionsdienſt,
pro Monat 75 M. Naheres bei den Bezirksfeldwebeln.
Schiffsnachrichten, mitgetheilt von A. Rady, Rheinſtraße 47.
Der Antwerpener Poſtdampfer Pennland=, Capitän Weyer von der

Red Star Line, am 27. October von Antwerpen abgegangen, kam am
8. November wohlbehalten in New=York an.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag, 9. und Samstag, 10. November.
E. Wie ſchon oft wurde auch dies Mal die Wiederkehr von Schillers
Geburtstag durch die Auſführung der Wallenſtein=Trilogie
gefeiert.
Daß bei ſolcher Gelegenheit die Wahl ſo häufig auf dies
Stück fällt hat wohl einen tieferen Grund. Die Wallenſtein=Trilogie
iſt in Anlage und Ausführung das complicirteſte und zugleich reifſte
Werk des Schillerſchen Genins und verlangt als ſolches eine ſorgfältigere
Vorbereitung als deſſen übrigen Dichtungen. Wenn man nun die größere
Mühe der Einſtudirung nicht ſcheut, ſo ſtellt ſich damit die Direction
das ehrende Zeugniß aus, daß ſie der tragiſchen Muſe Schillers in
Wahrheit die gebührende Pietät und Liebe entgegenzubringen weiß.
Und dafür iſt ihr das Publikum dankbar, das beweiſen jene donnernden
Beifallsſalven, welche jede erhabene, ſchöne Stelle der Dichtung beglei=
teten
. Wir haben es denn doch nicht verlernt vor die Ideale unſerer
Claſſiker mit Liebe und Begeiſterung hinzutreten, und wir werden auch
hoffentlich in Zukunft nicht aufhören, das Volk Schillers und Göthes
zu bleiben, wenn es auch unter uns leider ſtumpfe und hlaſirte Ge=
680

[ ][  ]

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14
müther genug gibt, die ſich bei dieſer klaſſiſchen Koſt mit mehr oder
minder Anſtand langweilen und ein Gähnen nicht unterdrücken können.
Dichtungen wie die Wallenſtein Trilogies ſind ſo Gemeingut der Nation
geworden, daß dem Schauſpielreferenten füglich nur über die Inſeene=
ehzung
zu reden bleibt. Aber bei einer liebevollen Verſenkung in Werke
von ſolchem Gedankenreichthum kann der Gewinn neuer Geſichtspunkte
nicht ausbleiben, und auch nur die alten, ſchon oft erörteten Seiten
wieder von Neuem zu beleuchten dürfte kein müßiges Geſchäft ſein.
Wie merkt man in Wallenſteins Lager= doch in jedem Zug den
Hiſtoriker, der überall mit großen Zügen, mit breitem Pinſel malt.
Sehen wir uns dieſe Soldatenwelt des Lagers näher anl Der Geiſt,
der vom Feldherrn herabwirkt, entwickelt auch hier eine dämoniſche
Kraft, er inſpirirt dieſe ſtrammen Krieger bei jenem Melniker, den die
Marketenderimn nicht aufs Kerbholz ſchreibt, zu dem energiſchen Ent=
ſchluſſe
ein Memoria zu ſchreiben. Es weht der echte hiſtoriſche Geiſt
des dreißigjährigen Krieges durch dieſes Vorſpiel wohl noch mit ſtärkerem
Hauch als in den beiden anderen Stücken der Trilogie. Keine Ideen
beſeelen dieſe Welt; in dieſem verwegenen Glücksſpiel des Krieges wird
für nichts Poſitives mehr gekämpft - die Fortuna ſteht jetzt als die
allein herrſchende Gottheit auf der rollenden Kugel der Welt. Die reine
Beſtialität hat hier hinreichenden Spielraum, wir ſehen dies an den
Croaten. Ferner iſt das ſoldatiſche Vagabundiren und die Ueberläuferei
ſo geläufige Sitte geworden, daß ſich der Holkſche Jäger mit der größten
Nonchalance ſeiner Geſinnungsloſigkeit bei einem Glaſe Wein rühmen
darf. Was bleibt in dieſer Zerſetzung der Ueberzeugungen und tieferen
Intereſſen endlich noch Poſitwes übrig? Nichts als etwa das Selbſt=
geſühl
der vornehmeren Soldatenrace, wie bei dem Terzkyſchen Wacht=
meiſter
- oder die noblere Auffaſſung der Reiterfreiheit wie ſie der
Pappenheimer Küraſſier vertritt. Die Komik der Schillerſchen Dichtung,
welche ſich zuerſt in dem Spitzbuben=und Galgenhumor der Räuberoffenbarte,
finden wir wieder in dem prächtigen Soldatenhumor des Lagers;halten
wir einmal in der Einbildungskraft - ſagt der tüchtige Literarhiſtoriker
Joſef Bayer - den flüchtigen Einfall feſt, die Näuber aus den böhmi=
ſchen
Wäldern hätten Kriegsdienſte genommen, Schufterle und Spiegel=
berg
wären unter die Croaten, Schweizer und Koſinsky unter die Pappen=
heimer
gegangen - ſo hätten wir ſo ziemlich analoge Beziehungen-
eine
ebenſo geſetzloſe Welt, eine gleiche Anarchie, nur nicht aus der
Phantaſie eines aufgereizten Kopfes, ſondern aus dem nothwendigen
Gang der Ereigniſſe entſprungen. Auch der Pater findet ſich in der
Kutte des Kapuziners wieder ein - und das Reiterlied am Ende iſt
nur der idealiſirte Räuberchor. Schiller hat hier den größtmöglichen
Compromiß mit dem Realismus, deſſen ſeie Natur überhaupt fähig
war, geſchloſſen. Freilich, wo er kann, durchbricht er die concreteſte
Schilderung mit dem kühnen Flügelſchlage des Gedankens. So fällt
ſchon in das Lager mit der Rede des Kuraſſiers plötzlich ein elegiſcher
Lichtſtrom herein. Dieſer Küraſſier iſt nur ein etwas derberer, natur=
wüchſiger
Max Piccolomini. Gewöhnlich liegen auch beide Partien in
der Hand ein und desſelben Darſtellers, was dies Mal bei uns nicht
der Fall war. In den Piccolomini's' hat der Dichter den Generalen
tiefgegriffene, realiſtiſche Züge gegeben, die ſie ihren Soldaten gegenüber
geradezu in Schatten ſtellen. Haben dieſe Wachtmeiſter, dieſe Küraſſiere
nicht unendlich mehr Ideen, als die Jſolani's, die Tiefenbachs ꝛc. ?
Und wenn ſich den Lagergenoſſen bei ihrem Melniker der Kopferleuchtet
und das Herz erweitert, treten uns nicht dagegen die Generale bei dem
Gaſtmahle in Pilſen als ganz gemeine Zecher entgegen? Zum großen
Verdruß des alten Kellermeiſters richten ſie eine entſetzliche Verwuſtung
in den raren Ehrenweinen: des Hauſes Terzky an, und wanken zuletzt
mit wüſtem Kopf und bleiernen Beinen davon, nachdem ſie ſich der
Arbeit des Leſens beim Unterſchreiben der Eidesformel überhoben und
vor dem Schlafengehen noch eine kleine Schlägerei mitgenommen haben.
Die figurenreiche Charakterzeichnung baut ſich wie wie Pyramide auf, wo
Alles zu der Perſon des Feldherrn hinaufführt, deſſen Commandoſtab
eine Wünſchelruthe iſt, der die Welt ſich gläubig entgegenbewegt, und
der doch am tragiſchen Doppelſinn des Lebens zu Grunde gehen muß.
In Thekla's Geiſterſtimme, die das Grab des Freundes umflüſtert,
tönt das großartige Werk wie in einem Schmerzensſeufzer aus, das mit
Schwerter= und Becherklang, mit allen rauſchenden Tönen des hoch=
fluthenden
Lebens ſo friſch und kräftig begonnen.
Das königliche Weſen Wallenſteins tritt uns in der Perſönlichkeit
des Herrn Wünzer in imponirender Weiſe entgegen. Die vielen
Gegenſäße, welche der Character Wallenſteins in ſich vereinigt, weiß
Herr Wünzer aufs Schönſte auszugleichen, und weil er ſich miemals
in eine allzugroße Detailmalerei, in ein Zerpflücken der Rolle einläßt,
erhalten wir durch ihn ſtets ein einheitliches Bild von dem Feldherrn
des dreißigjährigen Krieges, in deſſen Natur ſich praktiſche Umſicht und
ſchlaue Diplomatie mit abergläubiſchem Fatalismus ſo ſeltſam miſchen.
Herr Wünzer läßt es ſich auch angelegen ſein, entſchieden zum Vor=
theil
des Wallenſtein'ſchen Portraits - das Hin= und Herſchwanken im
Entſchluß, die unentſchloſſene Haltung des Helden zu einer ver=
ſchloſſenen
umzumodeln, ſoweit dies die Dichtung eben geſtattet.
Mit großem Intereſſe verfolgten wir das Spiel der Frau Hacker=
Zabel als Gräſin Terzky. Offenbar fußt ihre Wiedergabe dieſer Rolle
auf einem eingehenden, verſtändnißvollen Studium. Wir müſſen ein=
räumen
, daß uns zuerſt ihre Auffaſſung einiger Stellen - es war in
den Picolomini Zu die Seene unt Thekla - weil ſie von der ſonſt
Ablichen. Mark ahvich. Fappirte, als ctmas Fremdes berührte, aber als.

222
wir uns nach der Vorſtellung mit einer eingehenden Analyſe dieſes
Frauencharakters befaßten, gelangten wir zu dem Reſultat, daß wir die
Auffaſſung der Dame, wenn wir ſie auch nicht als eine normal=lyriſche
hinſtellen wollen, doch als berechtigt ſtehen laſſen können. Eins aber
müſſen wir mit rückhaltloſer Anerkennung hervorheben: Frau Hacker=
Zabel iſt eine viel zu reife und überlegte Schauſpielerin, als daß ſie es
ſich einfallen ließe, uns gleich am Anfang mit jenem ſchrecklichen Pathos
entgegenzutreten, das von Scene zu Scene fortwüthet und endlich am
Schluß keiner Steigerung mehr fähig iſt. Die Scene, in der die Gräfin
den wankenden Bruder zum energiſchen Entſchluſſe aufſtachelt, war ein
wohl abgeſtuftes, rhetoriſches Meiſterwerk. Was das Spiel der Dame
anlangt, ſo iſt auch dieſes ein fein ausgearbeitetes und hat den Vorzug,
daß es in der That immer da iſt und niemals fehlt; kein Augenblick
verſtreicht unausgefüllt.
Wenden wir uns zu den Vertretern der Max= und Thekla=Epiſode,
die gleichſam eine Tragödie der Pflicht und Liebe von Schiller in jene
des Ehrgeizes eingeſchoben iſt, ſo haben wir Herrn Hacker gegen=
über
keine andere Verpflichtung als ſeine feurige und noble Darſtellung
des Max, der in der Handlung des Dramas der Genius des ethiſchen
Idealismus iſt, auf 3 hochſte zu loben. Was die Theklav von Frl. Braun=
els
betrifft, ſo hatte ſie zwar einige recht gute Momente, ließ aber im
Geſammteindruck außerordentlich viel zu wunſchen übrig. Im Element
der Lyrik zu excelliren, iſt ihr offenbar verſagt. Den Vortrag des
Liedes Der Eichwald brauſt... müſſen wir als gänzlich verfehlt be=
zeichnen
. Thekla ſoll dieſes Lied in ſinnender träumeriſcher Stimmung
prechen, weich und ſehnſüchtig muß die Klangfarbe ſein, - Affect und
Pathos ſind dabei ſehr übel angebracht. Ebenſo klang uns die Decla=
mation
in der Stelle; E3 geht ein finſtrer Geiſt durch unſer Haus=
hohl
und leer, viel zu wenig uberdacht. Die Künſtlerſchaft der Frl.
Braunfels liegt entſchieden auf einem ganz anderen Gebiet. Daruber
darf ſich die Dame, deren Talente anzuerkennen wir ſtets bereitwillig
ſind, nicht gekränkt fühlen.
Der Buttler des Herrn Werner iſt eine Leiſtung auf deren
charakteriſtiſches Gepräge der Künſtler alle Urſache hat ſtolz zu ſein.
Den Küraſſier ſowie den kleinen Part des ſchwediſchen Hauptmanns
gab Herr Edward mit feinem Verſtändniß. Die Partien des Terzky,
Jſolani und Illo waren tüchtig vertreten durch die Herren Steude,
Franke und der Kapuziner des Herrn Butterweck zeigte eine
vorzügliche, beißende Komik. Der feine, geriebene Abgeſandte Queſten=
berg
fand in Herrn Knispel einen ſehr befriedigenden Darſteller.
Der undankbaren Rolle des älteren Piccolomini hatte Herr Dalmonico
ſich zu entledigen; er erfüllte ſeine Aufgabe aufs Beſte.
In Haltung und Maske war Frl. Schütky als Gräfin Wallen=
ſtein
außerordentlich gut; bei dieſer Gräfin würde uns wirklich nie der
Gedanke kommen, daß ihre Darſtellerin am meiſten auf dem Gebiete
der Komik heimiſch iſt. Die zahlreichen übrigen Rollen waren aufs
Trefflichſte beſetzt, jeder Mitwirkende war eifrig beſtrebt zum Gelingen
der Vorſtellung nach Kräften beizutragen.
Sonntag, 11. November.
Es war in dieſer Saiſon zum zweiten Mal, daß uns die operetten=
artigen
Melodien von Carmenz umflutheten. Die Oper iſt hier bereits
zu wiederholten Malen gegeben, alſo wohl genügend bekannt. Auch er=
ſcheint
uns das Object nicht gerade ſo beſonders werthvoll und hoch=
bedeutend
, als daß man es einer wiederholten Unterſuchung zu unter=
ziehen
hätte.
Im Großen und Ganzen können wir uns mit Frl. Finkelſteins
Auffaſſung der Titelrolle einverſtanden erklären. Ein derartiger Charakter,
wie der der Carmen, verträgt keine Idealiſirung und kann uns nur in
durchaus realiſtiſcher Färbung als lebenswahr anmuthen. Trohdem
weiß ſie die geziemende Grenze inne zu halten, und wenn ihre Carmen=
dadurch
auch an Pikanterie verliert, ſo erſcheint uns dafür
die niedrige Unweiblichkeit dieſer Figur nicht ganz ſo abſtoßend,
die allzuſchroffen Partien des Bildes umhüllt das Spiel der Frl. Finkel=
ſtein
wie mit einem leichten Schleier. Herr Bär konnte oder wollte
uns ſeine Stimme dies Mal nicht in ihrem vollen Glanze zeigen, und
vermochte uns daher für ſeinen Joſs nicht ſehr zu erwärmen. Ein Sänger
wie er wird freilich ſeine Partie memals verderben, aber da wir wiſſen,
was Herr Bär in Wirkleichkeit zu leiſten im Stande iſt, wenn er günſtig
disponirt und die Partie eine ſeiner Begabung entſprechende iſt, können
wir von ſeinem Joſe= nicht befriedigt ſein. Herr Feßler ſang den
Escamillo mit echter ſpaniſcher Gluth. Das war in der That ein Stier=
kämpfer
, für den ſich die heißblütige Menge Sevillas begeiſtern könnte.
Die liebliche Rolle der Micasla, deren Bild einen ſcharfen Contraſt zu
all' den andern Figuren bildet, wurde von Frau Mayr=Olbrich ge=
ſanglich
recht warm wiedergegeben. Alle andern Betheiligten waren voll
Eifer bei der Sache. Das Orcheſter löſte ſeine durchaus nicht leichte
Aufgabe mit Feinheit und Präciſion.

Tages=Kalender.
Mittwoch 14. Novbr. Vortrag im Mittelrheiniſchen Architekten= und
Ingenieur=Verein, Localverein Darmſtadt (Reſtauration Schmitz).
Samstag 17. November: Concert zum Beſten der Waiſen veranſtaltet
von dem Alice Frauenverein (Saalbau). Stiftungsfeſt der Geſell=
Abendunterhaltung der
ſchaft Freundſchaft (Darmſtädter Hof).
Turngemeinde Darmſtadt (Turnhaus).

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.