4.
PouoyuUttt C
C9UIUIN
146.
Jahrgang.
Dagementsrey
ererſthtlid i Mal éé Dr. ud
Eiaihi Anzvärt verden von
Aen Poſtimurn Beſtellungen ent.
eoengenommen zu 1 Mark 5o Pf.
ve Quariil Ec. Böſtaufſchlag
(rag= und Anzeigeblatt.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Iuſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſte. Nr. 22.
m Beſſungen von Friedr. Blbher
Holzſtraße Nr. 16, ſowie auswärts
vn allen Annonen=Erpeditionen
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Areisamts, des Großh. Volizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
AEID.
Donnerstag dey 21. Juni.
1883
Zu publiciren iſt aus dem Großherzoglichen Regierungsblatt Nr. 15:
Verordnung, die Ausführung des Reichsgeſetzes vom 20. Juli 1881 über die Bezeichung des Raumgehaltes der Schanlgefäße
betreffend;
aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 8:
Handelsvertrag mit Serbien; Konſularvertrag mit Serbien;
Bekanntmachung, betreffend die Uevergangsabgabe und die Steuerrückverglltung für Branntwein in Baden.
(6027
Darmſtadt, am 16. Juni 1883.
Betreffend: Die heimliche Entfernung des Georg Friedrich Kopp, Sohn des Pbilipp Kopp V. zu Reinheim.
Das Großherzogliche Kreisamt Darmſtadt
ſan die Großherzoglichen Bürgermeiſtereien des Kreiſes mit Ausnahme derjenigen von Darmſtadt und Beſſungen.
Nach einer Mittheilung Großherzoglichen Kreisamts Dieburg hat ſich der 15 Jahre alte, geiſtesſchwache Georg Friedrich
Kopp, Sohn des Philipp Kopp V. zu Reinheim am 6. l. Mts. heimlich aus ſeinem Elternhauſe entfernt. Derſelbe iſt circa
125 Met. groß, geſetzter Statur, bekleidet mit einer ſchwarzen gehäkelten Mütze mit blauem Bördchen, grauem geſtricktem Wamms,
geflickter Tuchhoſe, alten Zugſtiefeln und M. und G. gezeichneten Strümpfen.
Sie wollen nach demſelben recherchiren und ihn im Betretungsfalle Großherzoglicher Bürgermeiſterei Reinheim oder an
uns abliefern.
(6028
v. Marquard.
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen des Hefenfabrikanten Georg
Appfel II. zu Darmſtadt iſt in Folge
eines von dem Gemeinſchuldner gemachten/
Vorſchlags zu einem Zwangsvergleiche
Ver=
gleichstermin auf
Montag den 2. Juli 1883,
Vormittags 9 Uhr,
vor dem Großherzogl. Amtsgericht
Darm=
ſtadt 1 anberaumt.
Darmſtadt, den 18. Juni 1883.
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großherzogl.
Amts=
gerichts Darmſtadt I. - (6029
Konkursverfahren.
In dem Konkursverfahren über das
Vermögen der Firma Friedrich Alt,
Uhren=
geſchäft zu Darmſtadt, iſt zur Prüfung der
nachträglich angemeldeten Forderungen
Termin auf
Samstag den 30. Juni 1883.
Vermittags 9 Uhr,
vor dem Großherzoglichen Amtsgerichte
Darmſtadt 1 anberaumt.
Darmſtadt, den 18. Juni 1883.
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großherzogl.
Amts=
gerichts Darmſtadt I. (6030
Bekanntmachung.
Die Pflaſterarbeit, ohne Steinlieferung,
und das Verſetzen der Trottoirwandſteine
zur Herſtellung der Mühlſtraße, ſoll im
Wege der Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Dienstag den 26. Juni l. Js.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 19. Juni 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[6031
Ohly.
von Handarbeitsmaterialienu verſehen bei
uns einzureichen.
Darmſtadt, den 18. Juni 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(5996
Bekanntmachung.
Die Lieferung der Materialien für den,
Handarbeitsunterricht an der Stadtmädchen=/
ſchule im Etatsjahre 1883-84 ſoll
ſub=
miſſionsweiſe vergeben werden.
Voranſchlag und
Submiſſionsbe=
dingungen liegen auf unſerem Büreau zur
Einſicht offen.
Offerten ſind bis längſtens
Montag den 25. d. Mts.,
Vormit=
tags 1 Uhr.
verſiegelt und mit der Aufſchriſt „Lleferung
Bekanntmachung.
Die Maurer=, Steinhauer, Zimmer=,
Dachdecker=, Glaſer=,Schreiner=, Schloſſer=,
Spengler= und Weißbinderarbeit, ſowie
auch die Gußwaaren=Lieferung bei
Er=
bauung einer Octroierheber=Wohnung in
der Roßdörferſtraße ſollen im Wege der
Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Donnerstag den 28. Juni l. J3.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
auf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 16. Juni 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
J. V. d. O.=B.:
Riedlinger, Beigeordneter. (6032
Dehn Gartenſtühle und einige Tiſche
2) billig zu verl. Langgaſſe 18. 6066
876
1396
hufträge für Havierstimmon
werden entgegengenommen in der
Muſika=
lienhandlung von Hrn. A. Schödler,
Eliſabethenſtraße 7 und Kaufm. H. Keller,
[6048
Promenade 26.
Eine Wohnung
von ca. 6 Zimmern und Zubehör mit
Zier= und Obſtgarten oder ein lleines
herrſchaftliches Haus wird in ſchöner,
geſunder Lage und an einem Orte, wo
höhere Lehranſtalten für Knaben und
und Mädchen ſind, zum 1. October d.
J3. geſucht. Offerten nimmt die Annoncen=
Expedition von Rudolt Moase in Cöln
unter L. 2660 bis zum 27. Juni d. J.
(6049
entgegen.
Stoll.
In der Promenadeſtraße oder deren
nächſter Umgebung wird ein Stall für ein
Reitpferd geſucht. Offerten werden unter
der Chiffre F. K. in der Exped. d. Bl.
angenommeu.
(6050
Folgende dätetischs Präparate
und Eindernährmittel halte ich in
ſtets friſcher Waare auf Lager:
Liebigs Maltoleguminosenmehl,
Chocoladepulver und Chocolade
von Starker & Pobuda in
Stuttgart,
Löflund's Malzextracte in den
verschiedenen Verbindungen,
Löflund's Kindernahrung und
Malzbonbons,
Emser Pastillen, echt,
Kränchen und Kessel von der
Eönigl. Brunnenverwaltung,
Liebig's Eleischextract,
Remmerich's Fleischextract,
Condensirte Milch von Cham,
Nestlés Kindermehl,
Amerikanische Hatergrütze von
Schumacher in Akron, Ohio,
Schottische Hafergrütze (
Oat-
meal) in 1 und 2 Pfd.
Pa-
queten und lose,
Weibenahn's Hafermehl,
Knorr's Hafermehl,
Timpe's Kraftgries,
Präparirte Hafergrützeſv. Bet- &
Nennich.
Kraftsuppenmehl
Spiegel
Erbsen- u. Linsenmehl verg,
Grſstan Sehnhn,
Wilhelminenſtraße.
[2967
Donnerstag den 21. Juni
liegt der 8. Bogen des Adreßbuchs auf
dem Hauptmeldebüreau, Hügelſtraße, offen.
Pfannſchmidt-chenk. (6051
K 19
RAAUrATUUOus
Badaanzüge, Frottirtücher, Badeschuhe, engl. Handtücher,
Frottirstoſte am Stück,
in größter Auswahl und zu äußerſt billigen Preiſen.
Bei Baarzahlung 5 pCt. Sconto.
Ph. Sebortemmer,
(6052
25 Ernſt=Ludwigsſtraße 2.
Welsovaaren-Ausstattugogeschäft.
E
ie Waldpartie des Darmſtädter Oeconomenvereins wird nunmehr
Sonntag, 24. Juni, auf dem Voogsberg, nahe am Brunnersweg,
abgehalten. — Abgang des Vereins an der Eiſenbahnbrücke in der
Die=
burgerſtraße Punkt 2 Uhr.
Der Vorstand. (6054
1
G0bAſl vuv Gobhuut coupenh
werden von heute an ohno Vorzeigung der Stücke ausbezahlt.
GOrI volskeh,
(6055
Louiſenplatz 1.
Deutſcher und öſterreichiſcher Alpenverein.
Section Darmstadt.
Sonntag den 24. Juni:
10
Austug auf den Breuberz
Abfahrt von Station Darmſtadt nach Lengfeld (Retourbillet III. Klaſſe) um
6 Uhr 48 Vorm.; von Station Roſenhöhe 6 Uhr 56. Marſch von Lengfeld
über den Otzberg auf den Breuberg. Um 1¼ Uhr Nachm. gemeinſchaftliches
Mittagsmahl im Schloßgebäude daſelbſt (das trockene Couvert Ml. 2).
Beſich=
tigung des Schloſſes und Gang nach Höchſt. Rückfahrt von Station Höchſt um
8 Uhr 45 Abends.
Die Betheiligung von Damen iſt erwünſcht.
Der Sectlonzvorstand.
66056
Gaalban Darmetadt.
Donnerstag den 21. Juni, Abends halb 8 Uhr:
EROSSES TOTTARN
von der Capelle des Infanterie=(Leibgarde=) Regiments Nr. 115
unter Leitung des Muſikdirectors Herrn Th. Adam.
[580:
Zweiter Theil: Streichmugtk Goh. Strauss).
1) Indigo=Marſch; 2) Quverture zur Oper: „Fledermausu; 3) Wein, Weib
und Geſang (Walzer); 4) Fantaſie aus der Oper: „Der luſtige Kriegi; 5) An
der ſchönen blauen Donau von Joh. Strauß.
Hier eingelegt: „Alpengruß: Jdylle von L. Anton.
Entree Perſon 50 Pfa. Actionäre 40 Pfg.
Israelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge.
Samstag den 23. Juni: Vorabendgottesdienſt um 74 Uhr. Morgengottesdienſt um 8 Uhr.
Predigt um 84 Uhr.
Nachmittagottesdienſt um 4 Uhr. - Sabbathausgang um 9 Uhr 20 Min.
4l.
Ein mit dieſer Branche durchaus vertrautes Fräulein wird ge=
(6053
ſucht. — Näheres Lauteſchlägerſtraße 11.
14
86=
9
ſ10
1.
⁵5
111
8
10
11
Gottesdienſt in der Synagoge der israel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag den 23. Juni: Vorabend 7 Uhr 30 Min. Morgens 7 Uhr 30 Min. Nachm. 5 Uhr.
Sabbathausgang 9 Uhr 20 Min.
Wochengottesdienſt: Von Sonntag den 24. Juni an: Morgens 6 Uhr.
Nachmittags 7 Uhr.
3
[ ← ][ ][ → ]N6
Lodes=Anzeige.
Statt jeder beſonderen Anzeige widmen wir Freunden
und Bekannten die traurige Nachricht, daß unſer lieber
Bruder, Schwager, Onkel und Vetter
Schmiedmeiſter Adam Jung
heute Morgen 9½ Uhr im 63. Lebensjahre nach kurzem
aber ſchwerem Leiden ſanft dem Herrn entſchlafen iſt.
Darmſtadt, den 19. Juni 1883.
H. Repp=
Familie Pohl.
Die Beerdigung findet Donnerstag den 21. Juni,
Abends 6 Uhr, ſtatt.
Holitiſche Aeberſicht.
Darmſtadt, 2. Juni.
Deutſches Reich. Wegen der beſtehenden Abneigung gegen die
Zwanzigpfennigſtücke ſoll demnächſt mit der Umſchmelzung von drei
Millionen ſolcher Stücke in verſchiedenen Münzſtätten vorgegangen werden.
Am Montag Abend 10 Uhr brach im Dachſtuhl des
Telegraphen=
amtes in Straßburg (Elſaß) Feuer aus. wodurch die
Fernſprecheinrich=
tune, welche gegen 100 Abonnenten zählt, vollſtändig zerſtört wurde. Die
Säle, worin die Telegraphenapparate ſtanden, wurden geräumt und
er=
leidet der Telegraphendienſt keine Unterbrechung. Nachts 1 Uhr wurde
das Feuer bewältigt.
Die von Berlin aus angeordnete Zurücknahme der auf die deutſche
Unterrichtsſprache bezüglichen Verfügungen der Poſener Regierung ſoll
auf die deutſche Bevölkerung in der Provinz Poſen einen ſehr
verſtim=
menden Eindruck gemacht haben. Durch den betreffenden Erlaß des
Cultusminiſters wird die Ertheilung des Religionsunterrichtes in
polni=
ſcher Sprache an die Kinder polniſcher Zunge, ſoweit es ſich um die
Volksſchulen handelt, wieder geſtattet und glaubt man einfach, daß dies
nur ein Vorläufer zu weiteren Conceſſionen an die Polen ſei.
Ueber die zu Berlin erfolgte Verhaftung des in Dresden lebenden
greiſen polniſchen Dichters Kraszewski, welche ſo viel Auſſehen erregt,
liegen noch immer keine definitiv aufklärenden Mittheilungen vor. Von
Berlin aus iſt Kraszewski nach Dresden transportirt worden, wo er ſich
gegenwärtig in Unterſuchungshaft befindet. Zugleich wurden in Dresden
drei mit Kraszewski befreundete polniſche Schriftſteller verhaftet, von
denen jedoch einer, Konopacki, bereits wieder entlaſſen worden iſt.
Schweiz. In Bern iſt am Montag die neue Seſſion der
ſchwei=
zeriſchen Bundesverſammlung eröffnet worden. Zum Präſidenten des
Nationalrathes wurde Kaiſer (radical) und zum Präſidenten des
Stände=
raths Hauſer (radical) gewählt.
Frankreich. Nach einer Mittheilung des „Temps” findet die vom
chineſiſchen Geſandten, Marquis Tſeng, nachgeſuchte Unterredung mit
Ferry Donnerstag den 21. d. M. ſtatt. — Die madagaſſiſche
Geſandt=
ſchaft iſt wieder in Paris eingetroffen und hatte bereits eine Beſprechung
mit Ferry. - Admiral Pierre meldet in einem Telegramme aus
Tama=
tave (Madagascar) vom 13. Juni, er habe, nachdem ſeine Aufforderung
zur Uebergabe zuruckgewieſen ſei, Tamatave, Mohambo und Tanaſivo
ohne Verluſte beſetzt; ſeine Stellung ſei eine feſte. Die Hovas ſeien
ge=
flohen. Die Hauptaction ſei damit beendet. Ueber die beſetzten Gebiete
wurde der Belagerungszuſtand verhängt.
Anläßlich des Todestages Garibaldi's hat nun auch in der
franzö=
ſiſchen Hauptſtadt nachträglich eine Garibaldi=Feier, und zwar am
Sonn=
tag, ſtattgefunden. Dieſelbe ſollte zu einer großen politiſchen
Demon=
ſtration, zu einem Verbrüderungsfeſt zwiſchen der franzöſiſchen und
italie=
niſchen Nation aufgebauſcht werden, glich aber bei weitem mehr einer
Comödie. Die Theilnehmer, deren Zahl ſich auf ca. 1500 belief, ſetzten
ſich zuſammen aus franzöſiſchen Radicalen, italieniſchen Frredentiſten,
ver=
ſchiedenen Deputationen der „Freidenker=Geſellſchaften u. ſ. w. Den
Vorſitz führte Delattre, Mitglied der äußerſten Linken; die Redner hielten
mehr oder weniger begeiſterte Reden, in denen von der Verbrüderung der
Franzoſen und Italiener, der Tripel=Allianz, der Revauche Frankreichs
gegen Deutſchland und andern Dingen die Rede war, und die
ſelbſtver=
ſtändlich mit fanatiſchem Beifall aufgenommen wurden. Der
Schriſt=
ſteller Raquoni ging in ſeinem Enthuſiasmus ſogar ſo weit, den Franzoſen
100,000 Rothhemden (Freiſchärler) zur Wiedereroberung von Elſaß=
Loth=
ringen zu verſprechen, was begreiflicherweiſe ebenfalls ſtürmiſche
Zuſtim=
mung fand. Im Uebrigen verlief die Feier ohne ſtörende Zwiſchenfälle;
einige „zweideutigen Elemente, welche verſchiedene Male verſuchten einen
Scandal herbeizuführen, wurden zur Ruhe gebracht.
England. Das Oberhaus beendete am 19. Juni die
Specialbe=
rathung der Bill, welche die Ehe eines Wittwers mit ſeiner Schwägerin
legaliſirt und nahm die Bill mit unbedeutenden Amendements an,
nach=
dem Dalhouſie angekündigt, daß er demnächſt den Unterantrag ſtellen
werde, wonach die rückwirkende Kraft der Bill auf Kinder vor dem Erlaß
des Geſetzes eingegangener Ehen beſchränkt bleibt.
Spanien. Von den 17 Mitgliedern der „ſchwarzen Hand= welche
der Ermordun. Blanco's angeklagt ſind, wurden am 19. Juni in Leres
7 zum Tode und 8 zu Zwangsarbeit verurtheilt.
119
1897
Rußland. Seit einer Woche weilt Czar Alexander III. mit ſeiner
Familie wieder in dem reizenden Luftſchloſſe Peterhof, das er, nach den
getroffenen Anordnungen zu urtheilen, vorläufig nicht zu verlaſſen
ge=
denkt. Im Theater von Peterhof werden glänzende Ballet= und
drama=
tiſche Vorſtellungen ſtattfinden; im neuerbauten Muſikpavillon ſollen
Concerte des Hoforcheſters und der Muſikcorps der Garde=Regimeater
veranſtaltet werden, und die Gemächer des ausgedehnten Schloſſes ſind
für einen längeren Aufenthalt auf das Eleganteſte und zugleich
Be=
quemſte eingerichtet worden. Der prachtvolle, Peterhof umgebende Park
hat ebenfalls eine gründliche Renovirung erfahren, Grotten und
Cas=
caden, Thürmchen und künſtliche Ruinen, Laubengänge, Teiche ꝛc. ſind
geſchaffen worden. 6s iſt demnach Alles geſchehen, um den Bewohnern
der Kaiſerlichen Sommer=Reſidenz die ſtrengſte Abſperrung nach Außen,
unter der ſich Peterhof noch immer befindet, weniger fühlbar zu machen.
Die gleichnamige Kreisſtadt liegt am ſüdlichen Ufer des finniſchen
Meer=
buſens, iſt mit Petersburg durch Dampfſchiffe und Eiſenbahnen
ver=
bunden und zählt circa 12,000 Einwohner. Seitdem hier Peter der
Große 1711 eine Sommer=Reſidenz gründete, gehört Peterhof mit zu den
begünſtigteren Sommeraufenthaltsorten der Czaren.
Rumänien. Die rumäniſche Regierung kann ſich mit den
Be=
ſchlüſſen der Londoner Donau=Conferenz, die bekanntlich keineswegs den
Wünſchen Rumäniens entſprechen, noch immer nicht zufrieden geben.
Erſt kürzlich hat Herr Liteano, der Vertreter Rumäniens in Berlin, den
Verſuch gemacht Deuiſchland zu einer Action gegen die Beſchlüſſe der
Londoner Conferenz zu veranlaſſen. Gutem Vernehmen nach iſt indeſſen
Herrn Liteano hierbet vom Fürſten Bismarck der deutliche Beſcheid
ge=
worden, daß ſich die Signatarmächte der Londoner Donau=Conferenz in
keine neue Discuſſion über ihre Beſchlüſſe einlaſſen könnten. Ob ſich
Rumänien mit dieſer Zurechtweiſung begnügen wird, iſt jedoch noch fraglich.
Türkei. Der Sultan hat der Kaiſerin von Deutſchland den
Groß=
cordon des Chefkat=Ordens und dem Prinzen Wilhelm von Preußen,
älteſten Sohn des deutſchen Kronprinzen, den Großcordon des Osmanie=
Ordens in Brillanten verliehen.
Tunis. Unterm 19. Juni wird berichtet, daß aus Gaſſa und
Tabeſſa Infanterie, Artillerie= und Cavallerieabtheilungen gegen einen
Marabut geſchickt worden ſind, welcher im ſüdweſtlichen Tuneſien den
heiligen Krieg predigt und ſchon zahlreiche Anhänger gewonnen hat.
Aus Gtadt und Land.
Darmſtadt, 21. Junt.
- Se. Königl. Hoh. der Großherzog empfingen geſtern den
Oberſten v. Struenſee, Commandeur des 1. Heſſ. Inf.=Regts. Nr. 81,
den Oberſten v. Weſternhagen, Commandeur des 3. Großh. Inf.=Regts.
Nr. 117, die Majore Caspary und Dieckmann, die Hauptleute v. Goltz,
Sartorius und v. Kummer, den Premierlieutenant v. Winterfeld, ſowie
den Oberſtabsarzt Dr. Graf von demſelben Regiment, den Rittmeiſter
von der Großh. Traincompagnie Kuckein, den Oberforſtrath Frey, den
Oberförſter Reuß von Butzbach, den Rittmeiſter Frhrn. v. Schenck zu
Schweinsberg, perſönl. Adjutanten Sr. Großh. Hoh. des Prinzen
Hein=
rich, den Rittmeiſter v. Bachmayr, Adjutant der Großh. (25.) Divtſion;
zum Vortag den Staatsminiſter Frhrn. v. Starck, den
Hofceremonien=
meiſter v. Werner, den Hofjägermeiſter v. Werner, den Geh.
Cabinets=
rath Dr. Becker.
- Se. Königl. Hoh. der Großherzog haben dem Schullehrer
an der Gemeindeſchule zu Elpenrod, im Kreiſe Alsfeld, H. Schneider
das ſilberne Kreuz des Verdienſt Ordens Philipps des Großmüthigen
und dem Schullehrer an der Gemeindeſchule zu Ripfeld, im Kreiſe
Lauter=
bach, V. Liſtmann das allgemeine Ehrenzeichen mit der Inſchrift:
„Für fünfzigjährige treue Dienſtes verliehen.
Der Commandirende General des Xl. Armeecorps, General
der Cavallerie Frhr. v. Schlotheim, trifft heute Abend im
Gries=
heimer Lager ein. Seine Excellerz wird morgen daſelbſt Beſichtigung
abhalten. Für den 29. und 30. d. Mts. ſteht der Beſuch des General=
Inſpecteurs der Artillerie, Generallieutenant v. Voigts=Rhetz, in
Ausſicht.
D. 3tg.
Das diesjährige Herbſtmanöver des 11. Armeecorps wird von
deſſen Generalſtabschef, Oberſt v. Scherff, geleitet. Im Gefolge des
Kaiſers werden ſich Generalfeldmarſchall Graf Moltke und
General=
quatiermeiſter Graf Walderſe befinden.
Für die heute Nachmittag präcis 3 Uhr ſtattfindende
Stadt=
verordneten=Sitzung iſt folgende Tagesordnung feſtgeſetzt: 1.
Mit=
theilungen. - Die Verhältniſſe des Saalbaues.-Dienſtwohnung für den
Ueber=
Director der Realſchule. — Kanal in der Heinrichs=Straße.
nahme der Waldbäume auf der Pumpſtation. - Schuldentilgung für
1882-83. - Ueberwachung der Bedürfnißhäuschen. — Innere
Ein=
richtung des Werkſtättebaues des Waſſerwerks.- Kanalbau in der großen
Ochſengaſſe. — Lagerhausbau der Heſſ. Ludwigsbahn. - II. Geheime
Sitzung. Perſönliche Angelegenheiten.
- Die O. 3tg. ſchreibt: Der Verwaltungsrath der Heſſ.
Ludwigseiſenbahn=Geſellſchaft hat an die erſte Kammer der heſſiſchen
Stände eine Vorſtellung gerichtet, welche auf eine eingehend motwirte
Bitte um Ablehnung der von der 2. Kammer beſchloſſenen Heranziehung
der Actiengeſellſchaften zur Einkommenſteuer hinausläuft. Soweit wir
unterrichtet ſind, herrſcht in der erſten Kammer wenig Neigung, den
Beſchluß der zweiten Kammer durch ihre Abſtimmung gut zu heißen.
* Auf Einladung des Central=Ausſchuſſes des evang.
Kirchengeſang=
vereins für Südweſt=Deutſchland wird der 2. deutſcheevangeliſche
377
44
1895
Kirchengeſangvereinstag am 2. und 28. September d. J. in
Frankfurt a. M. abgehalten werden. Die Hauptverſammlung findet am
28. September ſtatt, in welcher über den vorzulegenden Statutenentwurf
Beſchluß gefaßt werden ſoll und in welcher vorausſichtlich auch die
defi=
nitive Conſtituirung des deutſcheevang. Kirchengeſangvereins erfolgen
wird.
C Verkauft wurde der circa 51 Klafter haltende Reatzſche
Bau=
platz in der Caſinoſtraße an Herrn S. Strauß dahier um den Preis
von 13,000 Mark.
Lorſch. Die zweite Verhandlung gegen unſeren Bürgermeiſter
Schönherr wegen Urkundenfälſchung findet am 2. Juli ſtatt. Die
Unterſuchung gegen unſeren Beigeordneten Helmling wegen
Tabak=
ſteuer=Defraudation ſoll ſicherem Vernehmen nach mit einem Zahlbefehl
W. Z.
von 1100 M. ihren Abſchluß gefunden haben.
Offenbach, 20 Juni. Der hierher verſetzte Realſchuldtrector.
Dr. Schön, ſeither in Oppenheim, wurde heute durch Herrn
Ober=
ſchulrath Greim von Darmſtadt in ſein neues Amt eingeführt.
Mainz. Der Bau der neuen Cavalleriekaſerne im
Garten=
feld wird in aller Kürze begonnen werden. — Der Darmſtädter
Localgewerbverein beſuchte am Montag Nachmittag, Uber 250
Mitglieder ſtark, unſere Stadt. Am Bahnhof wurden die Herren von
Mitgliedern des hieſigen Gewerbevereins empfangen, worauf eine
ge=
meinſchaftliche Beſichtigung der Brückenbauten unter der Führung von
Ingenteuren und Architecten der Bauleitung ſtattfand. Alsdann
be=
gaben ſich die Herren in die Induſtriehalle, um die dortige
Möbelaus=
ſtellung in Augenſchein zu nehmen, und erwarb ſich dieſelbe die volle
Anerkennung der Beſucher. Nachdem ſich die Herren in den verſchiedenen
Reſtaurationen erquikt hatten, ging der größte Theil derſelben in die
Neue Anlage die herrliche Ausſicht zu genießen. Mit den Abendzügen
kehrten die Reſidenzbewohner hochbefriedigt nach Hauſe zuruck.
Frankfurt. Zur Erleichterung des Beſuchs der Hygiene=
Ausſtellung in Berlin werden auf der Station Frankfurt (Main=
Neckar=Bahnhof) von Montag den 25. und Dienstag den 26. d. M. ab
in Zwiſchenräumen von 14 zu 14 Tagen je an den Montagen und
Diens=
tagen zu den Perſonenzügen und einzelnen Schnellzügen beſonders
er=
mäßigte Retour=Billets 2. und 3. Klaſſe nach Berlin mit einer
Gültig=
keitsdauer von 8 Tagen und Gewährung von 25 Kg. Gepäck=Freigewicht
ausgegeben. Nähere Auskunft ertheilen die Billet=Expeditionen. An
denſelben Tagen werden auf dem Main=Weſer=Bahnhofe Frankfurt
eben=
falls ermäßigte Retour=Billets nach Berlin zu allen jahrplanmäßigen
Zügen ausgegeben.
Vacante Stellen im Bereich des 11. Armee=Corps.
Arns=
berg, Regierung, Regierungs=Hauptkaſſen=Wächter, 1.50 M. vro
Nacht=
wache. Aumenau, Poſtagentur, Landbriefträger, 960 M. Burghauſen,
Poſtamt, Landbriefträger, 510 M. Carlshafen, Poſtamt, Poſtſchaffner,
872 M. Darmſtadt, Garniſons=Lazareth, Civilkrankenwärter, 600 M.
Frankfurt a. M. Poſtamt 1, Briefträger, 1040 M., Voſtſchaffner, 1040 M.,
Poſtamt 4, Poſtſchaffner, 1040 M. Poſtamt S, Poſtſchaffner, 1040 M.
Voſtamt 4, Packettrager, 990 M. Poſtamt 1, Stadtpoſtbote, 990 M.,
Landbriefträger, 960 M. Limburg a. L. Betriebsmaterialien=
Haupt=
magazin, Magazin=Aufſeher=Aſpirant, 75 M. monatlich. Obermarsberg,
Uffeln,
Bürgermeiſteramt, Flurſchütz, 450 M., Nachtwächter, 210 M.
Poſtagentur, Landbriefträger, 510 M. Wehlheiden, Strafanſtalt,
Auf=
ſeher, 1110 M. Wetter, Poſtamt, ſtändiger Poſthilfsbote, 1 M.
Tage=
geld. Wiesbaden, Poſtamt, Briefträger, 1040 M. Wüſtenſachſen,
Poſt=
amt, Poſtverwalterſtelle, 250 M. Tagegeld. Station noch unbeſtimmt,
Strecke Schwerte=Caſſel, Eiſenbahnbetriebsamt Caſſel, 2 Magazin=Aufſeher,
2.25 M. Diäten. Station noch unbeſtimmt, Strecke Schwerte=Caſſel,
Eiſenbahnbetriebsamt, 10 Zugbremſer, 690 M. - Bezirk der Gr. Heſſ.
(25.) Diviſion: Darmſtadt, Direction der Main=Neckarbahn,
Wagen=
wärter, 1150 M. Michelſtadt, Amtsgerichtsdiener, 1400 M. Mainz.
Staatsanwaltſchaft am Großh. Landgericht der Provinz Rheinheſſen,
Schreibgehilfe, 600 M. Nähere Auskunft ertheilen das Bezirks=
Com=
mando und die Bezirksfeldwebel.
Mit der Aufſtellung der einzelnen Theile des Denkmals auf
dem Niederwalde iſt bereits begonnen worden und zwar macht die
Gießerei Lauchhammer mit dem Anbringen und der Befeſtigung der ihr
übertragenen vier coloſſalen Kränze, des eiſernen Kreuzes, der
Palm=
zweige und den Inſchriften an dem oberen Theile des Poſtamentes den
Anfang; hierzu müſſen von den Steinmetzen über 1000 Löcher eingehauen
werden. — Mit Fertigſtellung dieſer Arbeiten wird die Statue der
Ger=
mania von München eingetroffen ſein, deren Aufſiellung den Technikern
nicht geringe Schwierigkeiten bietet. Hierauf folgen nach Wegnahme des
Gerüſtes die Aufſtellung der Figuren: Krieg und Frieden, der Rhein
und die Moſel, die Reliefs u. ſ. w., welche in verſchiedenen Gießereien
in Nürnberg, Dresden, Lauchhammer und Berlin hergeſtellt ſind und
hofft man alle dieſe Arbeiten bis Mitte September zu bewältigen.
Zur Wiederherſtellung des Heidelberger Schloſſes
hat der „Badiſche Architecten= und Ingenieur=Verein' folgende Vorſchläge
gemacht: 1) Vor allem den Otto=Heinrichsbau durch Dachung, Gebälke
und überhaupt durch inneren Ausbau ſo zu ſchützen, daß er zu
gemein=
nützigen Zwecken verwendbar iſt; 2) den Bau Friedrichs IV. durch die
geeigneten Bauvornahmen in guten Zuſtand zu verſetzen; 8) den
acht=
eckigen Thurm in gleicher Weiſe wieder herzuſtellen; 4) die Bauten
Rudolfs und Rupprechts durch Dachungen zu ſchützen und ſo weit wieder
herzuſtellen, als dies im Aeußeren nothwendig erſcheint; 5) die übrigen
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Thürme in ihrem gegenwärtigen Zuſtande ſorgfältia zu erhalten; dann
in zweiter Linie: 6) den Bau Friebrichs 11 wiederherzuſtellen und 7)
den engliſchen Bau in ſeinem gegenwärtigen Zuſtande als Ruine zu
be=
laſſen. Die Frage, wie reſtaurirt werden ſoll, wird dahin beantwortet:
im engſten Anſchluſſe an die Architectur der einzelnen Bauten, und mit
Unterlaſſung des Hereintragens neuer Compoſitionen, wie dies bei
Reſtaurationen ſo gern geſchieht.
In Galatz ſtarb am letzten Freitag Frau Katharina Vergolici,
die, wie die dortigen Blätter melden, das hohe Alter von
hundertund=
vierzig Jahren erreicht haben ſoll. Im Laufe ihrer langen irdiſchen
Pil=
gerfahrt hatte die Greiſin ihr Gehör und Seevermögen faſt gänzlich
ein=
gebüßt. Auch hatte ſie die meiſten ihrer Nachkommen überlebt und nur
einige Urenkel folgten ihrem Sarge.
Nach einer Mittheilung der „D. Z.- hat das furchtbare
Unalück in Sunderland in allen Kreiſen der Vevölkerung die
größte Trauer hervorgerufen, und die entſetzlichen Einzelheiten, welche
jetzt bekannt werden, müſſen jedes Herz mit Grauen und Mitleid erfüllen.
Die armen Kinder - 1170 an der Zahl - warzn ohne alle Aufſicht
auf der Gallerie der Victoria=Halle belaſſen worden. Als die Vorſtellung
knapp nach 5 Uhr zu Ende war, begann der Taſchenſpieler, Mr. Fay,
Spielzeuge unter die Kinder im Parterre zu werfen; die kleinen Zuſchauer
auf der Gallerie wollten ſich ihren Antheil an dieſer verſprochenen Beſcheerung
ſichern, und liefen der Wendeltreppe zu; mit frohem Lachen und Scherzen
ging es die ſteilen Stufen hinab. Unglücklicherweiſe war die
Ausgangs=
thüre am Fuße der Treppe verſchloſſen; nur eine Pforte in derſelben,
gerade breit genug, um eine Perſon durchzulaſſen, ſtand offen. Zwei
Knaben zwängten ſich da zu gleicher Zeit hinein, konnten aber nicht
durchkommen - und das Schickſal von 200 Kindern war entſchieden.
Die Kinder ſahen oben nicht, was unten vorging, ſie drängten nach,
und bald kämpften auf der Treppe 400 Kinder, die jüngſten kaum 5 Jahre
alt, um ihr Leben, während ihre ahnungsloſen Spielgenoſſen auf der
Gallerie frohe Lieder ſangen. Niemand hatte eine Ahnung von dem was
vorging; Niemand legte dem Lärm eine Bedeutung bei. Erſt nach
einigen Minuten kam der Hausmeiſter zufällig zu der Thüre, half dem
einen Knaben aus ſeiner Lage, der ihm freundlich „Tanke, Herrlu zurief
und davoneilte, und war entſetzt, als er den zweiten Knaben als Leiche
hervorzog; ein kleines Mädchen fiel ihm eutgegen und ſtarb ſofort in
ſeinen Armen; und als er nun auf die Treppe blickte, ſah er nichts als
ein Gewirr von todten und ſterbenden Kindern mit verrenkten und
gebrochenen Gliedmaßen, mit den Zeichen furchtbarer Kämpfe auf den
ſtarren, unſchuldigen Geſichtern. Einer Ohnmacht nahe, rief der arme
Mann um Hülfe, und dieſe ließ leider lange auf ſich warten; erſt nach
etwa 10 Minuten kamen einige Männer, vermochten aber die Thür, die
ſich nach Innen zu öffnete, nicht aufzumachen, und eilten nun auf die
Gallerie, um von oben herab den nur noch leiſe um Hülfe rufenden
Kleinen beizuſpringen.
Der Anblick, der ſich dieſen Männern bot, war ein derartiger, daß
ſie ſtarr vor Schrecken ſtehen blieben und ſich dann zur Flucht wandten.
Nur der Kutſcher eines Doctors fand den Muth, in den Leichenknäuel
hineinzugreifen und die armen Kleinen hervorzuziehen. Mauche
ath=
meten noch, die Meiſten waren aber todt. Bald kamen jetzt mehrere
Helfer — Poliziſten, Aerzte, und trotz aller Bemühungen, ſchnelle Hülfe
zu leiſten, dauerte es volle vier Stunden, ehe man die Treppe frei
ge=
macht und die dem Tode Verfallenen im Erdgeſchoſſe der Halle in langen
Reihen neben einander gelegt hatte. Der Anblick war ein herzbrechender.
Manches kleine Geſichtchen war ganz ſchwarz und blutunterlauſen; das
Blut ſickerte bei Vielen aus Mund und Ohren hervor; klaffende Wunden,
zerriſſene Kleider, krampfhaft geballte Händchen zeigten, wis unter der
armen Kinderſchaar um das Leben gekämpft worden war, und der Jammer
der ihrer Kleinen beraubten Eltern entzieht ſich jeder Beſchreibung. Eine
arme Frau wurde beim Anblick der Leichen ihrer beiden Kuaben
tob=
ſüchtig; eine andere riß den Leichnam ihres kleinen Mädchens an ſich
und verſuchte es mit tauſend Schmeichelworten zum Leben zurückzurufen.
Die ganze Nacht über kamen Männer und Frauen, um jammernd die ihnen
entriſſenen Kinder unter den Leichen aufzuſuchen. Im Ganzen fanden,
ſoweit bisher ſichergeſtellt, 183 Kinder den Tod. Viele lieçen noch im
Hoſpital oder ſind zu Hauſe unter ärztlicher Behandlung, und man
fürchtet, daß ein großer Theil derſelben noch den erhaltenen Verletzungen
erliegen wird. Die Königin hat ſofort telegraphiſch ihrer Theilnahme
Ausdruck gegeben, und überall gibt ſich das Mitleid mit den armen
Kindern und ihren bedauernswerthen Eltern kund. Leider wird damit
das Geſchehene nicht ungeſchehen gemacht, und die unverantwortliche
Nach=
läſſigkeit, daß die Thüre verſchloſſen gehalten wurde, und die Kinder auf
der Gallerie ohne alle Auſſicht blieben, fordert zur ſtrengſten Unterſuchung
und zur Beſtrafung der Schuldigen heraus. Die Kataſtrophe in
der Victoria Hall in Sunderland hat den neueſten Berichten
zufolge im Ganzen 197 Opfer gefordert.
- Schiffsnachrichten, mitgetheit von A. Rady, Rheinſtraßs 47.
Der Hamburger Poſtdampfer „Weſtphalia;, Capitän Ludwig, von der
Linie der Hamb.=Amerik. Packetf.=Act.=Geſellſch., welcher am 6. Juni von
Hamburg abging, iſt am 18. Juni in New=York angekommen.
„
Tages=Kalender.
Samstag 23. Juni: Gartenfeſt des Handelsvereins (Saalbau).
Sonntag 24. Juni: Waldpartie des Oekonomenvereins. - Ausflug des
Alpenvereins (Section Darmſtadt) auf den Breuberg.
Redgrilgu und Verlag L. L. Bittich'ſche Hofbuchdruckzrei.