Darmstädter Tagblatt 1883


01. März 1883

[  ][ ]

Ganmentipru
Aendtrheltg 1 Mark 50 Pf. ud.
Ahnilahn Anzwüru werden von
A2 Pſimten Oeſtellungen ent=
Ceynomma zu 1 Marl 50 Pf.
wOaui ud. Poſaufſchlaz

Srag= und Anzeigeblaft.)

Mit der Sonntags=Beilage:

Inſerate
verdenangenommenz inDarmſtadt
von der Expedition. Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 25. ſowie auzwärts
von allen Annoncen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Breigamts, des Großh. Polizeiamts und ſümmtlicher Behörden.
Donnerstag den 1. März.
1883.
R43.

Zu publiciren iſt aus dem Großherzoglichen Regierungsblatt Nr. 4:
Erlaß, die Stiftung eines Ehrenzeichens für Verdienſte während der Waſſersnoth 188283 betreffend.

B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Die Säuberung der Bäume, Geſträuche und Hecken von Raupenneſtern.
Auf Grund des Art. 80 des Feldſtrafgeſetzes ordnen wir hiermit an, daß die
Säuberung der Bäume, Geſträuche und Hecken von den Raupenneſtern in der Ge=
markung
Beſſungen längſtens bis 3. März d. J. zu vollziehen iſt. Die ſäumigen Be=
theiligten
verfallen in eine Geldſtrafe bis zu 60 Mark oder in eine Haftſtrafe bis zu
14 Tagen, und wird nöthig werdende Säuberung der Bäume ꝛc. auf deren Koſten
verfügt. Die Biſitation durch das Feldſchützenperſonal, zu welcher ſich die Grund=
eigenthümer
und Pächter einfinden wollen, beginnt
Montag den 5. März, Vormittags 8 Uhr in den Gärten und Baum=
ſtücken
im Heerdweg, von dem Theil der Gemarkung der ſtädtiſchen Grenze bis Nie=
derramſtädter
Straße,
Dienstag den 6. Mürz, Vorm. 8 Uhr von Niederramſtädter Straße bis
an die ſtädtiſche Grenze der Heinrichſtraße,
Mittwoch den 7. Marz, Vorm. 8 Uhr von der Heinrichſtraße an für den
übrigen Theil der Gemarkung.
Beſſungen, den 22. Februar 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
(726
Berth.

Konkursverfahren.
Ueber das Vermögen des Milchhänd=
lers
Peter Trietſch zu Darmſtadt, Teich=
hausſtraße
6, wird heute am 27. Februar
1883, Nachmittags 4 Uhr 50 Minuten,
das Konkursverfahren eröffnet.
Der Kaufmann Heinrich Störger,
hier wird zum Konkursverwalter ernannt.
Konkursforderungen ſind, bis zum
26. Mürz 1883 bei dem Gerichte anzu=
melden
.
Es wird zur Beſchlußfaſſung über die
Wahl des Verwalters, ſowie über die Be=
ſtellung
eines Gläubigerausſchuſſes und
eintretenden Falls, über die in 8 120 der
Konkursordnung bezeichneten Gegenſtände
und zur Prüfung der angemeldeten
Forderungen auf

Montag den 2. April 1883,
Nachmittags 3 Uhr,
vor dem unterzeichneten Gerichte, Termin
anberaumt.
Allen Perſonen, welche eine zur Konkurs=
maſſe
gehörige Sache in Beſitz haben, oder
zur Konkursmaſſe etwas ſchuldig ſind, wird,
aufgegeben, nichts an den Gemeinſchuldner,
zu verabfolgen oder zu leiſten, auch die
Verpflichtung auferlegt, von dem Beſitze
der Sache und von den Forderungen, für
welche ſie aus der Sache abgeſonderte Be=
friedigung
in Anſpruch nehmen, dem Kon=
kursverwalter
bis zum 1. April 1883
Anzeige zu machen.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Bekannt gemacht:
Kümmel,
Gerichtsſchreiber.
(1950

Bekanntmachung.
Auf freiwilliges Anſtehen der Erben
des Bückermeiſters Konrad Hiſſerich dahier
laſſen dieſelben nachſtehende Grundſtücke und
zwar:

Flur. Nr. ⬜Mtr. 19 205 1188 Acker am Sand=
hügel
, 6 128 2406 Acker im Bach=
gang
.
Acker daſelbſt, 6 129 800 6 130 762 Acker daſelbſt, 6 131 2006 Acker daſelbſt, 6 85. 506 Acker am Oppen=
heimergau
, 19 157 2375 Acker am Sand=
hügel
, 19 158 2381 Acker daſelbſt, 38 242 778 Acker vor der Ro=
ſenhöhe
, 38 243 1708 Acker daſelbſt, Montag den 26. Februar l. J., Vormittags 10 Uhr,

Darmſtadt, den 21. Februar 1883.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
J. V. d. V.:
Riedlinger,
11678
älteſter Gerichtsmann.

Holzverſteigerung.
Dienstag den 6. März 1883, von
Vormittags 9 Uhr,
werden im Walde der Gemeinde Waſchen=
bach
aus den Diſtricten Alteich und Geber=
ſtadt
verſteigert:
19 Rm. Buchen=, 4 Rm. Eichen=, 26 Rm.
Nadel=Scheiter,
43 Rm. Buchen=, 8 Rm. Eichen=, 28 Rm.
Nadel=Knüppel,
33 Rm. Buchen, 22 Rm. Nadelſtöcke,
700 Stück Nadelholz=Wellen,
23 Eichenſtämmchen,
128

[ ][  ][ ]

462
26 Stück Lärchenſtämmchen und
205 Derbſtangen.
Die Zuſammenkunft iſt im Diſtrict
Alteich an dem Pfad von Waſchenbach
nach der Mordach.
Nieder=Ramſtadt, den 27. Febr. 1883.
Großherzogliche Bürgermeiſterei
Nieder=Ramſtadt.
(1951
Bender.

Verſteigerung.
Das in dem Gefängnißhof, dahier
lagernde Bauholz ſoll nunmehr nüchſten
Samstag den 3. März, Vormittags
um 10 Uhr,
öffentlich an die Meiſtbietenden verſteigert
werden.
Darmſtadt, den 27. Februar 1883.
Großherzogliches Kreisbauamt Darmſtadt.
(1952
Wieſſell.

8
8E
OSD8
L.
Roquekort,
Brie,
Camenbert,
Honi d'or,
Neufchateler,
Lobenburgor,
lsenburger Rahm,
Emmenthaler Sahweizer,
Edamer Tatel,
Prima Limburger,
Sohweizer Träuter,
Parmesan und
Hainzer Eümmelkäschen
friſch eingetroffen.
G. vrLoah,
(1668
Bleichſtraße.

2 B. Sprongel &4 Co. 2
AATAOTTD
empfehlen ihre nach franzöſiſchem und
ſchweizer Shſteme bereiteten
G. Trinh; u. Speise-Chocoladen
und Chocoladen-Deaserts,

Leichilselche
Malzertract-Fuder-Chocolade.
anerkannt zuträglichſtes Geſundheits=
Getränk für Kranke und Geſunde jedes
Alters, beſter Erſatz für Caffee u Thee;
Eiſenhaltige Anthracit=Chocolade,
nach Vorſchriſt des Oberſtabsarztes Dr.
Dyes, bewährteſtes Mittel gegen chroni=
ſchen
Magencatarrh, Magenkrampf,
v2 Bleichſucht und Blutarmuth. 6.
5
Niederlagen für Darmſtadt bei den
Herren W. Weber Hoflieferant, Carl
Watzinger u. Gebr. Vierheller. (1953

Gut und billig gegen baar.
Mittageſſen 40 Pf.
Mittageſſen ohne Fleiſch 25 Pf.,
Abendeſſen 25 und 15 Pf.
Anmeldungen täglich bis 10 Uhr ſind
erwünſcht. Große Bachgaſſe 13. (1864

R43
mETaIVasek
frischer Füllung:
Saxlehner's Hunzadi Janos,
Friedrichshaller Bitterwasser,
Kissinger Racéezy,
Carlsbader, Mühl Schloss & Sprudel,
Emser Krähnchen und Kessel,
Wildunger Georg Victor- und
Helenenquelle,
Ludwigsbrunnen (von Leonhardi)
Selters (Nassau),
Selzer (Grosskarben) und Andere.
Hulterlaugen.
Echte Kreuznacher,
Echte Nauhermer.

Pür bevorstehende Saison em-
pfiehlt
sich zum Waschen, Färben
und Krausen von Federn
50Annd GOUI,
Aleranderstr. 16, parterre.
P. S. Lur Bequemlichkeit der
geehrten Reflectanten werden get,
Autträge auch im Nähmaschinen-
geschäft
des Herrn Angust Engel,
Ernst-Ludwigstrasse 8, entgegen-
genommen
.
[1955

BadeSalze AEzlraal,
Nauheimer Salz,
Kreuznacher Salz,
Seesalz,
Fichtennadel Bade-Extraot.

Beachlung,
Eine größere Quantität abgebrochene:
Ruſſen= und Backſteine, gut an Qualität
gibt nach Bedarf billigſt ab
Heinrich Küller, Eberſtadt.

A0
aCusalzC E dsheh:
Carlsbader Salz,
Hunyadi Janos-Salz,
Krankenheiler Seifen.

Paskillen.
Emser Pastillen,
Vichy Pastillen,
Biliner Pastillen,
Krankenheiler Pastillen.

Reichenhaller Latschenöl
(Eichtennadelduft).
Frrodr. Oonastor,
Ludwigsplatz 7 (1159

Feinste Toiletteseifen,
aus erſten Fabriken.
Feinste Partumes,
in eleganter Verpackung und ausgewogen.
Lulahs,
vegetab. Waſchſchwamm, in allen Größen.
Sohwämme
in großer Auswahl.
LAEISGRRSGIUI,
Wilhelminenſtraße.
[1954

(Fine Badbütte von Zink wird zu kau=
C= fen geſucht Wilhelminenſtr. 8. (1936

Täglich friſch gemolkene Kuhmilch,
Süßen Rahm,
Schlag=Rahm,
Sauern Rahm.
Täglich friſche, ſüße Rahm=Butter
ſowie friſche Landeier, feinſtes
Wiener Blumenmehl Nr. 1 u. 2,
Macaroni=Gemüſe und Suppen=
Nudeln, Hülſenfrüchten und
Dörrobſt aller Gattungen empfiehlt
3
J. lstemmSt,,
Eliſabethenſtraße 17.
Jehnſchöne Zwetſchenbäumchen wez
a) zugshalber billig zu verkaufen.
Dreibrunnenſtraße 5, 1 Stiege.
(195)

Lur -onſrmanden
empfehle
120 Emtr. breiten
GAGGG
zu M. 1. 40, M. 1.60 und
M. 1.80 in vorzüglicher Qua=
Lität.

conaduz,
Markt 4. (195,

Ainder-Sitzwagen (195
zu verkaufen. Näh. in der Exped. d. B,

[ ][  ][ ]

R43

463

9 Ludwigſtraße 9
Man merke genau M. 2,
Und gerathe nicht wo an=
ders
hinein.

von

Jach. Oopenhommel

9 Ludwigſtraßeßo
Noch ähnliche Firmen la=
den
ein,
Drum wohlgemerkt auf
N. D.

in DARhlGTIVI.

Zu Ende iſt des Winters kalte Tyrannei in einigen Tagen,
Dann kommt in voller Pracht herbei, auf ſchmuckem Siegeswagen
Die längſt erſehnte holde Frühlingszeit.
Alles in der Natur. von langem Winterſchlaf ſich erfriſcht, verjüngt erhebt,
Der Menſch nun auch nach neuer Zierde ſtrebt.
Drum ertönt mein Gruß.
Denn auch bei mir iſt eingekehrt der Frühling mit aller Macht
Und hat gefüllt meiner Magazine weite Räume mit unendlicher Pracht;
Alles was Frühlingszeit - zum Nutzen und zum Frommen
Meiner Kunden lieb und werth, und denen die gerne zu mir kommen,
An Neuheiten der Hode nur beſcheert, iſt in Menge angekommen.
Herrliche Eleiderstotfe, an Muſtern und in Farben reich,
In einer Auswahl. unübertroffen, schön und gut auch zugleich.
Leinen, Gebilde, Ausstattungsartikel in nie geſehener Pracht,
Daß darob der kaufenden Braut das Herz im Leibe lacht.
Regenmäntel, Hantelets, Paletots, der Kinder und Damen reiche Zier,
Findet man in größ er Auswahl bei mir.
Und was die Hauptſache, wie es unten iſt zu erſehen,
Sind ſämmtliche Waaren gar billig zu erſtehen.
Auch mein Lager fertiger Eleider für Knaben und für Herren,
Empfehle ich deren Wohlwollen im Bedürfnißfalle gern,
Vorzügliche Arbeit, neueſte Deſſins, neueſter Schnitt,
Für Klein und für Groß, für Dünn und für Dick,
Iſt vorräthig in Mene, drum komme, wer braucht,
Ich ſtehe dafür ein, es iſt zufrieden, wer bei mir kauft.
Hochachtungsvoll
Lach. Oppenheimer.

A. Preise der Hanufactur. & Hode-Naaren.

Große Partien einfarbiger, guter Kleiderſtoffe in allen
neuen Farben 3 60, 70, 80 Pfg. per Meter.
Große Partien reinwollener, einfarbiger Diagonals, Beige
und Laſtings, herrliche Sachen, L 80, 90, 1.-
1.25, 1.50 per Meter.
50 Stück doppelt vreiter carrirter Stoffe, ganz neue Deſſins,
beſte Qualitäten, I. - 1.40. 175. 2. -, 250 per Meter.
Neue wundervolle Cattune für Vorhänge, Sophas, Bett=
Ueberzüge, in Cöper, waſchecht, 50, 60, 70 und
I. - per Meter.
Beſte Qualitaten Bettzeuge, Barchente, Zwilche, Haus=
macher
=Leine, Hemdenſtoffe, Elſäſſer Cretonnés,
außerordentlich billig.

1000 Stück der reizendſten, neuen Damen=Regenmäntel
Baletots, Mantelets. von M.6. an bis zu den feinſten.
Alle Farben Atlas, Seiden= und Baumwoll=Sammete
für Beſatz.
Prachwvolle, garantirt echte, ſchwarze Cachemires,
doppelt breit, 1.60. 2. - bis zu 5. - per Meter.
Gatin soleil, neuer Stoff für Damen Paletots, Man=
telets
4.- und 5. - per Meter.
Bettücherleinen ohne Naht in 5 Qualitäten, Hand=
tücherzeuge
, Gebilde, Bett= und Tiſchdecken in großer
Auswahl und billig.

b. Herren- & Inaben-Garderobe.

500 complete Anzüge für Herren in guten wollenen
Stoffen und modernen Farben, 25.-, 30.-, 35.-
40. - 45. - Mk.
300 Stück Frühjahrs=Paletots, neueſte Façon in
allen Farben und allen Größen, 17.-, 20.-, 2b.-,
30.- 35. - Mk.
1000 Stück Hoſen, alle mögliche Farben und Qualitäten,
2.50, 3.-, 4. -, 5. - 8. -, 10. -, 12. - bis 20 M.
per Stück.
Juppen, Saccos, Sommerjacken und Arbettsröcke in
großer Auswahl, 3.-, 4. - 6. - 8. -, 10. - und
15. - per Stück.
Anfertigung nach Maß unter Garantie ſchnell, gut u. billig.

1000 der reizendſten Knabenanzüge in allen denkbaren
Größen, neuen Façonen und Farben, 3.-, 4.-, 6.-
8. - 10.-, 15. - Mk.
Confirmanden=Anzüge in ſchwarz und duntelfarvig, 12.-,
14.- 18. - 24. - 30.- Mk.
30 Stück zurückgeſetzter Taillenröcke für Confirmanden,
4. - 6. - und 8.- Mk.
50 St. zurückgeſ. Taillenröcke f. Herren, 6. -, 5. -, 10.-
1000 Stück neneſte Muſter in Tuch und Bukskins,
4 - 5. - 6. - 7. - 8 - Mk. per Meter.
Herrliche Auswahl engliſcher und dentſcher Bukskms
für Anfertigung nach Maß.
Große Auswahl billiger, ſtarker Stoffe f. Knabenanzüge.
1826

[ ][  ][ ]

464

R43
GAallbuvl audvolAan
11910
des
Kurz=, Weiß= und Wollenwaaren=Geſchäfts von A.
Baronowsky, in Firma C. Hahn Nachfolger,
Marktplatz 10,
nur noch bis zum Freitag den 2. März,
mit Strickwolle, geſtrickte Jacken, Strümpfe, Damenweſten, Halstücher,
Hemden, Unterhoſen, Corſetten, Schürzen, Kinderjäckchen, Herren= und
Damenkragen und Manſchetten, ſchwarzes und farbiges Band, Handſchuhe,
eine große Partie Strohhüte, Knöpfe und ſonſtige Kurzwaaren aller Art.
Außergewöhnlich billige Preiſe. Wiederverkäufern hohen Rabatt.
Wichtig für jede Familie.
Der E. Hlettsche Kräuter-Magenbitter iſt ein vorzügliches, ſo=
fort
wirkendes, unübertroffenes Hausmittel bei Verdauungsbeſchwerden, Appetit=
mangel
, Durchfall, Hämorrhoiden, Blähungs= und, Harnbeſchwerden, ſowie
Kopfſchmerzen und wird daher beſtens empfohlen.
Alleinige Niederlage in Darmſtadt bei:
Marktplatz,
Cemens Behle, im Schwab'ſchen Hauſe.
[412
Preis per ¼ Flaſche Ml. 2.40, per ½ Flaſche Mt. 1.30.
Rdei meinem Lager in großen Sürgen halte einen Vorath in kleineren
(feinſten und gewöhnlichen) in allen Größen, und erlaſſe dieſe zu ganz
8c
billigem Preis.
Promenade
C. Federlin, pr. 14.

Strohhuta zum Waſchen und Façonniren,

ſowie

Federm zum Färben und Krauſen,
werden zur ſchnellen Erledigung entgegen genommen.
Id. RCttuuſhddu huuy

Ludwigsplatz 9.

[1961

4.4
Gelchuftzuurrgunk.
Ich zeige hiermit ergebenſt an, daß ich mit dem Heutigen das
von mir ſeither betriebene Metzgergeſchäft käuflich an
Herrn Georg Hornung
abgetreten habe. Indem ich für das Vertrauen, das mir in ſo
reichem Maße von meiner werthen Kundſchaft zu Theil wurde, beſtens
danke, bitte ich, dasſelbe auch meinem Nachfolger zu Theil werden
zu laſſen.
Auguſt Ireund.
Beſſungen, 1. März 1883.
Empfehlung.
Auf Obiges Bezug nehmend bitte ich, das meinem Vorgänger/
in ſo reichem Maße geſchenkte Vertrauen auch mir angedeihen zu
laſſen, indem ich ſtets beſtrebt ſein werde, nur durch gute Waare und
prompte Bedienung meine geehrten Abnehmer zufrieden zu ſtellen.
Achtungsvoll
Georg Hornung.

Mainner Kirchenhauloso.
Lotterie in 4 Claſſen.
Die Gewinne beſteben in:
ungeprägtem Gold &amp Sülber,
Brillauten, Kunſt= und In=
duſtriegegenſtänden
.
W Hanpttrefferl!
100,000 Mark,
25,000 2
20,000
15,000
12,000
10,000
Viele 5000, 4900, 3000, 2500,
2000, 1500, 1000, 600, 500, 400,
300 Mk. u. ſ. f.
Zuſammen 6000 Gewinne im
Betrage von:
m 337980 Mark.
Lose zur nächſten Ziehung
zwei Hark.
Abgeſehen von dem löblichen Zweck,
welcher dieſer Lotterie zu Grunde
liegt, bietet dieſelbe außerordentliche
Gewinn=Chancen.
[1752
Generaldepit
der Mainzer Kirchenbaulotterie:
Moritz Strauss jun. in Mainz.

Rein wollene ſchwarze

Cachemure,
1.30, l.70 u. 2 M.per Mtr.,
beſonders für Konfirmanden geeignet,
empfiehlt als ſehr billig
1745
Ludwigsſtr.
21. Ludwigsſtr.
7.
Hllald Loll,.
7.

Mehrere Hundert Stück
Champaguerfaschen
werden billigſt abgegeben. (1962
Velten, Saalbauinſpector.

[ junge Canarienhahnen, gute Schläger,
9 6 Mk., zu verkaufen Wilhelminen=
ſtraße
Nr. 8.
903

des

L10080
Darmſtädter Frühjahrs

Pferde=Markts 2 Mark
ſind in der Expedition d. Bl. zu hab

hsthaum- und Rehensehnitt,
Neuanlegen und Inſtandſetzen
der Gärten
übernimmt unter raſcher und billiger Aus=
ührung

Philipp Loos, Kunſtgärtner,
51 Landwehrſtr. 31. 1345

[ ][  ][ ]

125) Saalbauſtraße 75 ein ſchö=
nes
Hochparterre mit Veranda, ſechs
Zimmer, Küche, 3 Zimmer im Sou=
terrain
, Keller und ſonſtiges Zubebör.

873) Aliceftraße HHohpaerre
elegante Wohnung, 4 Zimmer nebſt
allem Zubehör, wegzugshalber per
15. April beziehbar. Näh. 1 St. h.

868) Landwehrſtraße 33, parterre,
ein Logis, 3 Zimmer, Küche, Keller nebſt;
Zubehör zu vermiethen und kann ſofort
bezogen werden.
907) Schützenſtraße 17 die Beletage
mit 4 Zimmern, Cabinet, Küche m. Waſſer=
leitung
, Magdſtube ꝛc. per 16. April.
945) Ruthsſtraße 9, 2 Logis, eins
3, eins 2 Zimmer, Waſſer nebſt Zubehör.
1080) In meinem neuerbauten Hauſe,
Wienerſtraße 79, iſt der 1. und 2. Stock,
ſowie die Manſarde, je 4 bis 5 Zim=
mer
mit allen Bequemlichkeiten, Garten,
bis 1. April zu verm. J. Blümlein,
Kunſt= u. Handelsgärtner.
1161) Kiesſtraße 5 iſt ein kleines
Dachlogis zu verm. und Anfangs Mai bezb.
1237) Mühlſtraße 60 (Kapellplatz)
und gegenüber dem neuen Realſchulgebäude:
iſt die Manſardenwohnung mit abgeſchloſſenem
Vorplatz, Waſſerleitung nebſt allen anderen
Bequemlichkeiten an eine ruhige Familie
billig zu vermiethen. Näheres im Hauſe
parterre.
1320) Soderſtraße 9 im Seitenbau
ein kleines Logis zu vermiethen.

1 313) In unſerem Hauſe Wiͤhelmmen
ſltraße Nr. 14 iſt die Beletage, beſtehend
aus 7 Piecen mit Gas= und Waſſerleitung
und geräumiger Manſarde, per Ende April
zu vermiethen. Dr. med. C. Werner.
1180) Ein Laden mit Comptoir,
auf Wunſch auch Wohnung, in guter Lage
zu vermiethen. Näh. in der Exp.
1866) Aliceſtraße 6 iſt der Parterre=
und 3. Stock, jeder 5 Zimmer enthaltend,
zu vermiethen und im April zu beziehen.
Näheres Aliceſtraße S, parterre.
1868) Große Ochſengaſſe 14 ein
möblirtes Zimmer und 2 Schlafſtellen.
1869) Magdalenenſtr. 9, Vorderh.,
ein möbl. Stübchen, auf Verlangen mit Koſt.
1963) Neckarſtraße 19 2 Zimmer,
parterre, mit Stallung, Burſchenſtuve, Sat=
telkammer
ꝛc. zu vermiethen.
1964) Langgaſſe 27 eine Schreiner=
werkſtätte
zu vermiethen.

H
E
D

1264) Schurſtraße Is parterre ein
möblirtes Zimmer zu vermiethen.
1266) Ludwigſtraße 2 ein ſchö=
möblirtes
Zimmer per 1. März zu ver=
miethen
.
Leopold Wolf.

R43
1792) Arheilgerſtraße 2 ein freund=
lich
möbl. Zimmer zu vermiethen.

465
1965) Saalbauſtraße 4 zwei möbl.
Zimmer zu verm. Preis 10 u. 12 Mk.

pe.

Geſchäfts=Eröffnung und Empfehlung.
Erlaube mir meinen Freunden und Bekannten, ſowie einem hieſigen verehrten
Publikum ergebenſt mitzutheilen, daß ich mit dem Heutigen das Hôtel Strauss
in Pfungstadt übernommen habe. Es wird mein eifriges Beſtreben ſein, durch
ein gutes Glas Bier aus der Brauerei J. Hildebrand, ſowie rein gehaltene Weine
und vorzügliche Küche mir bald die Gunſt des Publikums zu erwerben und zu
erhalten ſuchen.
Pfungſtadt, im Mürz 1883.
Hochachtungsvoll
Guslar Sinn.

C
Geſangverenn Melomanen.
Samstag den 10. März, Abends 8 Uhr,
im grossen Saale zum Schützenhoft.
Aoenounteryattung mit Gyeaiet.

99

Zur Aufführung kommt:
Datterich."

Darmſtädter Localpoſſe.
Eintrittspreis für Nichtmitglieder 80 Pfg.
Karten ſind zu haben bei Herrn Spanier. Saalbauſtraße, Herrn Lortz,
Ernſt=Ludwigsſtraße und Frau Schneider, große Ochſengaſſe.
1966

Volksbildungs-Verem.
Elfter Vortrag
Donnerstag den 1. Mürz 1883, Abends 8 Uhr,
im Turngemeinde=Saal.
Herr Profeſſor Dr. Uhrig in Darmſtadt über: Städteweſen im
Mittelalter."
Tageskarten zu 20 Pfg. bei Herrn Kaufmann Ph. Schorlemmer, Ernſt=
Ludwigſtraße 25 und Abends am Saal=Eingang.
[1874

CarmStaater veoonomsA-serehh.
Der regelmäßige Jahresball wird Samstag den 3. März im Ritſert=
ſchen
Saale abgehalten. Beginn 8 Uhr Abends. Die Mitglieder des Vereins bei
dürfen keiner Eintrittskarte. Fremdenkarten ſind 2 Rm. bis einſchl. 1. März
zu haben bei den Herren G. Jacobi, Kiesſtraße Nr. 41 und J. Schneider,
Ruthsſtraße Nr. 7. Jeder Theilnehmer hat das Recht 1-2 Damen frei einzuführen.
Darmſtadt, den 20. Februar 1883.
Der Vorstand. (1616

Strohhüte

nehme zum Waſchen, Färben
und Fagonniren au.
Thomsin,
11 Schulstrasse II.

Eune alle zobslbank

wird zu kaufen geſucht
die Expedition d. Bl.

Von wem? ſagt
1968

Bauſchutt
kann abgeladen werden 28 Niederram=
[1971
ſtädterſtraße 28.

Per L. April
2 gut möblitte Zimmer bei ruhiger Fa=
milie
für einen Heirn geſucht.
Offerten mit Preis unter W. H. an
[1969
die Expedition d. Bl.

Eine Bäckerei
zu vermiethen kleine Ochſengaſſe 5. (1970.
129

[ ][  ][ ]

466

von reiner und vorzüglichſter
Qualität
empfiehll
HPP WeOL.
Carlsſtraße 24. (1967
Wohnungsvoränderung.
Mein Geſchäft in Waſchen, Färben und
Krauſen von Schmuckfedern befindet ſich
nicht mehr Ernſt=Ludwigſtraße 3. ſoyderr
Schulſtraße Nr. 16, 3 Stiegen hoch.
Rosalie Georg.

R.43

10,000-D,000 Hark
auf erſte Hypothek zu 4½ pCt. zu leihen
geſucht. Briefl. Offerten unter A. B. 100
bittet man bei der Exped. abzugeben. (1717

Wei Schmiedmeiſter Hofmann in Eber=
ſtadt
ſind mehrere neue Stuhlwägel=
(1882
chen billig zu verkaufen.

E.

in vraver Schüter kann gute Penſion
erhalten Kapellplatz 64.
(1346

Frlsoh.
Lobendi:
Feinſten Winter=
Rheinſalm,
Turbots,
Seezungen,
Cabliau,
Schellfiſche.
Frisch gewüsserten
Stookfisch amp;Labberdan.
ghulpp wever,
Carlsſtraße 24. 1988

Hechte,
Karpfen,
Backfiſche,

Friſch. Leoenb.
Rheinſalm,
Aal,
Seezungen,
Hechte,
Cabliau,
Karpfen,
Schellfiſche,
Auſtern.
Eratbückinge
per Stück 8 Pfg.
Friſch gewäſſerten
Stockſisch und Labbordan.
uOL. RoImger

Hoflieferanten.

(1989

Fin reicher, großer Spiegel mit
Marmor=Trumeaux, verſchiedene ſchöne
uſtres, werthvolle Oelgemälde und eine
Inzahl Granatbäume und Oleander
erden wegzugshalber ſehr, preiswürdig
[1980
bgegeben Wilhelmſtraße 32.

1973) Eine geſetzte Perſon, in Küche
u. Hausarbeit tüchtig erfahren, ſucht Stelle
auf Oſtern. Zu erfragen Schloßgaſſe 13.

1829) Köchinnen, Haus- u. Kinder=
mädchen
mit guten, langjährigen Zeug=
niſſen
, ſowie ordentliche Mädchen für alle
Hausarbeit ſuchen Stelle auf Oſtern.
Stellenbureau H. Gölzenleuchter,
Grafenſtraße 13.

1885) Ein junges anſtänd. Mädchen
welches Kleidermachen, Bügeln u. Friſiren
kann, ſucht zu Oſtern eine feinere Stelle.
Näheres zu erfahren in der Exped. d. Bl.

ſſine ſehr brave, reinliche Frau ſucht
C= Laufdienſt, Zu erfr. Beſſ. Kirchſtraße
(1889
Nr. 21, eine Stiege hoch.

Fin zuverläſſiger Mann, der ſich jeder
C Arbeit unterzieht, auch Gartenarbeit
verſteht, ſucht Beſchäftigung. Karls=
ſtraße
Nr. 44.
(1886

z

1974) Geſucht auf Oſtern gegen guten
Lohn ein braves Mädchen, welches bür=
gerlich
kochen kann und die Hausarbeit
verſteht. Näheres bei der Exped. d. Bl.

1975) Ordentliche jüdiſche wie chriſt=
liche
Mädchen, welche kochen können, er=
halten
für ſogleich und auf Oſtern gute
Stellen. Näher. bei Frau Cohn, Lang=
gaſſe
Nr. 35.

1612) Es wird eine Kindergärtnerin
zu einem dreijährigen Kinde geſucht. Wo?
ſagt die Expedition.

Ein Eindermädohen,
welches nähen und bügeln verſteht, wird
gegen guten Lohn auf Oſtern geſucht.
Nüheres Wendelſtadtſtr. 27, I. (194½

1722) Ein tüchtiges Mädchen,
in Küche und Hausarbeit erfahren,
welches gute Zeugniſſe beſitzt, wird
für Oſtern geſucht. Wo? ſagt die
Expedition d. Bl.

Cür ein Putz., Mode= und Kurzwaa=
TF rengeſchäft wird per 15. März, evt.
auch früher, eine gewandte, mit obiger
Branche durchaus vertraute junge Dame als
Verkäuferin
geſucht. - Offerten beliebe man unter
D 600 an die Expedition d. Bl. zu
richten.
[1694

1435) Ein Gehülfe und ein Lehr=
ling
werden für ein hieſiges Ver=
ſicherungs
=Bureau geſucht. Offerten
gub E. C. 10 poſtlagernd Darmſtadt.

2)

(ch ſuche unter günſtigen Bedingungen
einen Lehrling.
(1978
Jonas Lehmann,
Manufactur und Damen=Confection.

Bekanntmachung.
Samstag den 3. März l. Js., Vor=
mittags
11 Uhr,
werden in dem Güterbahnhof der heſſiſchen
Ludwigsbahn dahier gegen Baarzahlung
verſteigert:
a) ca. 48 Malter Tannenzapfen,
b) 133,75 Hect. Kiefernzapfen,
zur Samenbereitung beſtimmt.
Die Verſteigerung findet unbedingt
ſtatt.
Darmſtadt, den 28. Februar 1883.
Dieter,
Großh. Gerichtsvollzieher. (1986

1987) Ecke der Eliſabethen= und
Louiſenſtr. ein großes ſchön möbl. Zimmer.
Verkäuterin
per Mitte April für ein hieſiges Manu=
facturwaarengeſchäft
geſucht. Offert. unter
A. L. an die Exped. d. Bl.
[1976

1977) Eine tüchtige Köchin in eine
kleine Haushaltung geſucht, die die Haus=
arbeit
übernimmt. Nur ſolch, die in
beſſern Häuſern gedient, mögen ſich melden.
Wo? ſagt die Expedition.

Lehrlng gesuohl.
Ein hieſiges Fabrik. und Engros- Ge=
ſchäft
ſucht einen jungen Mann mit guter
Schulbildung in die kaufm. Lehre zu neh=
men
, event. gegen Vergütung.
(1876
Offerten gub S. 19 an die Exped.

Fin geſitteter, mit guten Schulzeugniſſen
2= verſehener junger Mann findet zu
Oſtern Lehriingestelle auf dem
Comptoir der Maſchinenfabrik von
Venuleth & Ellenberger,
Landwehrweg 75. (1979

in Stamm Houdan=Hühner zu ver=
kaufen
Soderſtraße 8.
(1981

Großherzogliches Hoftheater.
Donnerstag den 1. März
8. Vorſtellung in der 7. Abonnements=Abtheilung:
N o r m a.
Oper in 3 Aufzügen von Bellini.
Perſonen;
Sever, Proconſul in Gallien Herr Bär.
Oroviſt, Haupt der Druiden Herr Baumann.
Norma, deſſen Tochter, eine
Seherin,
Fraulein Roth.
Adalgiſa, Dienende im
Tempel Irmenſul's
Fräulein Czerwenka=
Clotilde, Norma's Freundin Frau Pichon.
Flavius, Sever's Begleiter Herr Reichhardt.
Anfang 7 Uhr. Ende nach halb 10 Uhr.

Freitag den 2. März.
Zum erſten Male wiederholt:
Der Schwabenſtreich.
Luſtſpiel in 4 Acten von Franz v. Schönthan.

Sonntag den 4. März:
Indra.
Romantiſch=komiſche Oper in 3 Acten mit Ballet
von Flotow.

[ ][  ][ ]

465

930,000 Mark
4½ pCt.
a. A. getheilt auf 1. Hypothek auszuleihen
d. V. d. Süddeutſchen Hypotheken= und
Immobilien=Makler=Bank von L. Wind
(11063
in Stnttgart.

Dachpappe zum Fabrikpreis. I.
9932) bei J. Dingeldey, Obergaſſe

R43
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
(Haupt=Synagoge.
Samstag den 3. März: Vorabendgottesdienſt um 5½ Uhr. Morgengottesdienſt um 8½ Uhr.
Predigt um 9½ Uhr.
Nachmittaggottesdienſt um 8½ Uhr. - Sabbathausgang um 6 Uhr 85 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag den 3. März: Vorabend 5 Uhr 10 Min. Morgens 8 Uhr. Nachm. 4 Uhr.
Sabbathausgang 6 Uhr 35 Min.
Wochengottesbienſt: Von Sonntag den 4. März an: Morgens 6 Uhr 30 Min.
Nachmittags 5 Uhr.

Politiſche Ueberſicht.
Darmſtadt, 1 März.
Deutſches Reich, Kronprinz Rudolf von Oeſterreich, ſowie das
ſächſiſche Königspaar ſind am Dienstag in Berlin eingetroffen; ſie wur=
den
vom Kaiſer, dem Kronprinzen und den übrigen Prinzen empfangen.
Nachmittags fand bei dem Könige von Sachſen Gala=Familientafel ſtatt,
an welcher der Kaiſer, der Kronprinz und die Kronprinzeſſin, der Prinz
von Wales, der Kronprinz Rudolf, der Graf von Flandern, der Herzog
von Genua, die Großherzöge von Heſſen, Baden und Mecklenburg, ſowie
die Königlichen Prinzen und Prinzeſſinnen theilnahmen.
Die Briefmarkenfrage, über welche in einem Ausſchuſſe des Bundes=
rathes
zur Zeit verhandelt wird, iſt ihrer Löſung noch immer nicht näher
gerückt. Die Miniſter von Bayern und Württemberg haben zwar Vor=
ſchlaͤge
gemacht, doch ſollen dieſelden im Weſentlichen darauf hinaus=
laufen
, dem Reiche die aus dem poſtaliſchen Reſervatrecht Bayerns und
Württembergs entſtehenden Ungelegenheiten und Unkoſten aufzuhalſen.
Die Vorſchläge der Herren v. Crailsheim und v. Mittnacht haben denn
auch, wie verſichert wird, im Bundesrathe keine Billigung gefunden und
da ſich andererſeits Bayern und Württemberg zu keinen annehmbaren
Conceſſionen entſchließen können, ſo ſcheint die poſtaliſche Einheit des
Deutſchen Reiches noch im weiten Felde zu liegen.
Oeſterreich=Ungarn. Im öſterreichiſchen Abgeordnetenhauſe hat
am Montag die Generaldebatte über das Budget begonnen, bei welcher
erfahrungsmäßig, wie in anderen Parlamenten, hohe Politik getrieben
wird. während man zur Sache ſelbſt ſo gut wie nichts ſpricht. Falls
die Gerüchte, denen zufolge ſich innerhalb der Parteien der Rechten eine
gewiſſe Entfremdung bemerkbar mache, nicht übertrieben ſind, ſo kann
man ſich auf intereſſante Erörterungen gefaßt machen, wobei das
Miniſterium Taaffe wieder verſchiedene Proben ſeiner Geſchicklichkeiten,
zwiſchen den einzelnen Parteien hin und her zu laviren, wird ablegen
müſſen.
Frankreich. Der vielfach beſprochene Brief des Miniſterpräſidenten
Jules Ferry an die radicale Riforma Socialer in Neapel iſt vom
15. ds. Mts., alſo acht Tage vor dem Amtsantritt des Schreibers,
datirt und hat in der Hauptſache folgenden Wortlaut; Mit lebhafter
Freude empfange ich die Nachricht von der Wiederauferſtehung Ihres
Blattes: Die ſociale Reform Die Gemeinſamkeit der Abſtammung,
die Waffenbrüderſchaft auf den Schlachtfeldern, die Freiheit, die Intereſſen
der Demokratie, Trieſt und Straßburg: ſie machen unſeren beiden
Ländern ein enges Bündniß zur Pflicht. Möge Ihr Journal that=
kräftig
an dieſem politiſchen Werke arbeiten und Sie können dann ſicher
ſein des Beiſtandes Ihrer Freunde und Mitbrüder in Paris ꝛc.-
England. Die Adreßdebatte im engliſchen Unterhauſe zieht ſich in
ermüdender Einförmigkeit hin und umſomehr beſchränkt ſich das Intereſſe
an den iriſchen Angelegenheiten auf die iriſche Frage. Wann die Ver=
handlungen
des Dubliner Mordproceſſes zu Ende kommen werden, läßt
ſich bei der Menge des zu bewältigenden Materials noch nicht überſehen,
jedenfalls werden ſie wohl noch einige Zeit in Anſpruch nehmen. Der
Proceß droht übrigens auch zu diplomatiſchen Verwickelungen zwiſchen
England und den Vereinigten Staaten zu führen, denn die engliſche Re=
gierung
hat die Auslieferung des in New=York weilenden verdächtigen
Irländers Sheridan verlanat, welchen der Kronzeuge Carey der Theil=
nahme
an den Dubliner Morden beſchuldigt. In Waſhington dürfte
man aber, nach ähnlichen früheren Vorfällen zu urtheilen, ſchwerlich auf
das Verlangen des Londoner Cabinets eingehen, zumal Sheridan ſeine
Theilnahme an den Mordthaten entſchieden in Abrede ſtellt.
Gladſtone verließ am 26. Cannes, um zunächſt nach Paris zu gehen
und den Präſidenten Greoy zu beſuchen. Am Freitag beabſichtigt Glad=
ſtone
wieder im Parlamente zu erſcheinen.
Das Unterhaus verwarf am 26. das Amendement Parnell's mit
135 gegen 15 Stimmen und ſetzte hierauf die Adreßdebatte fort.
Dänemark. Das Folkething beſchloß am 27. Februar einſtimmig
die Wahl einer Commiſſion, welche ſich mit der Frage beſchäftige, welche
Stellung den im Auslande lebenden däniſchen Unterthanen nach dem
beſtehenden Uebereinkommen zukomme. Der Conſeilpräſident ſtimmte dem
Beſchluſſe zu.
Bulgarien. Fürſt Alexander ſchloß am 25. Februar die Sitzungen
der Volksvertretung mit einer mit großem Beifall aufgenommenen An=
rede
, in welcher er den Deputirten für ihre energiſche Thätigkeit und die
vielen dem Lande heilſamen Reſultate dankte. Ein neuerdings ver=

öffentlichtes Geſetz, betreffend die Organiſation des Juſtizweſens, führt
eine in Bulgarien bisher noch nicht gekannte Einrichtung, die Geſchwore=
nen
, ein.
Orient. Eine weitere Verzögerung werden die Arbeiten der Donau=
Conferenz wohl durch den Umſtand erleiden, daß der neue franzöſiſche
Miniſter des Auswärtigen, Challemel=Lacour, den Vertreter Frankreichs
auf der Conferenz. mit veränderten Inſtructionen verſehen hat.
Eghpten. Die Agence Havas- berichtet aus Alexandrien unterm
27. Februar, daß zahlreiche Curopäer eine Petition unterzeichneten,
worin das Verbleiben der engliſchen Truppen zu ihrem Schutze er=
beten
wird.

Darmſt adt. 1. März
Nachſtehend bringen wir das Programm des Koſtüm=
feſtes
, welches am Abend des 28. Februar im weißen Saale des
Königl. Schloſſes in Berlin ſtattfand. Der ganze Feſtzug gliedert ſich
in drei Abtheilungen: den Minnezug mit der Minne=Quadrille, den
Engliſchen Zug mit gleichnamiger Quadrille, an die ſich als dritter Theil
die deutſche Quadrille anreiht.
Den Minnezug eröffnen 4 Trompeter, ihnen ſchließen ſich 14 Herolde
an, die Majore Freiherr v. Beverförde. v. Wurmb und v. Bärenhorſt,
die Hauptleute Graf Schliefen, zwei Grafen Kanitz (1. u. 2. Garde=
Regt.). v. Moltke, von der Lancken, Rittmeiſter v. Moltke und die
Lieutenants Grafen Bismarck=Bohlen (1. und 2. Garde=Drag.=Regt.)
v. Arnim I. v. Voß, v. Jacobi. Nach dieſen erſcheint Hauptmann
Dietrich von Hülſen und ſpricht den von Ernſt v. Wildenbruch gedichteten
Prolog. Darauf beginnt der Zug Friedrich III., welchen Gräfin Szechenyi
als Patronatsdame mit Graf Wilhelm Pourtalés einführt. Ihnen
folgen 4 Kavaliere: Erbprinz von Ratibor, Major Prinz zu Salm= Horſt=
mar
, Heinrich Prinz zu Schönaich=Carolath und Freiherr Paſetti von
Friedenburg, ein Hofmarſchall: Freiherr von Nordeck zur Rabenau und
Unmittelbar darauf Kaiſer Friedrich III. und Eleonore von Portugal,
dargeſtellt durch den Großherzog von Heſſen und Prinzeſſin Friedrich
Karl, deren Schleppe von zwei Pagen getragen wird. Hinter dieſem
Paare ſchreitet das Gefolge; an deſſen Spitze, als Oberhofmeiſterin, die
Erbprinzeſſin von Ratibor, dann paarweiſe die Gräfinnen Lehndorff,
Eulenburg, Wanda Perponcher, Frau Petronievitſch, die Erbprinzeſſin
von Schönburg=Waldenburg, die Gräfinnen Alten, Danckelmann und
Frl. E. v. Mutius, die Herren: Hofmarſchall Graf v. d. Schulenburg,
die Grafen Wilhelm Bismarck, Jacini, Dohna=Mallwitz, die Rittmeiſter
Grafen zu Culenburg und Lüttichau. Ein Kavalier, Prem.=Lieut. Erb=
prinz
v. Schönburg=Waldenburg, ſchreitet den Schwert= und Schild=
trägern
, Prem.=Lieuts. Grafen Pourtalés und zu Dohna, voran, die den
Zug des Erzherzogs Maximilian mit Maria von Burgund (Prinz und
Prinzeſſin Albrecht) einführen. Die Rollen der Brautjungfern haben
die beiden Prinzeſſinnen Victoria und Eliſabeth von Heſſen und Prin=
zeſſin
Luiſe Sophie von Schleswig=Holſtein übernommen. Gräfin Ar=
nim
Boitzenburg fungirt hier als Oberhofmeiſterin, die Damen des Ge=
folges
ſind die Gräfinnen v. Harbuval und Chamare, Ferd. Harrach,
Joſephine Dönhoff und Eliſabeth Pückler mit Frau v. Schrader und
Frl. Auguſte v. Moltke, die Kavaliere: Oberſtlieutenant v. Below, die
Rittmeiſter Graf C. Dönhoff, Graf v. d. Aſſeburg, Freiherr v. Schele,
Lieut. Graf Hahn und Frhr. v. Heyking. Maximilians luſtiger Rath
Kunz von Roſen (Hauptm. von Bonin 1.) beſchließt dieſen Zug. An
der Spitze der nächſten Abtheilung treten 2 Kavaliere ein: die Premier=
Lieutenants Grafen Wartensleben und Wachtmeiſter; hinter dieſen er=
ſcheint
Kurfürſt Joachim von Brandenburg (Erbgroßherzog von Baden)
mit ſeinen beiden Brüdern den Markgrafen Albrecht und Kaſimir (Prinz
Friedrich Leopold und Prinz Wilhelm von Hohenzollern). Ihnen ſchlie=
tzen
ſich 7 Paare an: Freifrau von Heintze, Frau von Ortau, Gräfin
zu Rantzau=Breitenburg, Frau von Voß, die Prinzeſſinnen E. und M.
von Ratibor und Frl. v. Rappard mit den Herren Major Freiherr von
Gayl, Rittmeiſter von Ziethen, Hauptmann Graf v. d. Goltz, Premier=
Lieutenant von Lüderitz, Graf Chotek, Lieutenant von Bülow 11 und
Major Biſeſti. Wieder erſcheinen 2 Kavaliere (Graf Keller und Freiherr
v. Wangenheim) als Vortritt für das nun folgende Paar: den Herzog
von Jülich mit Gemahlin Sibylle und Tochter, dargeſtellt von dem
Herzoge von Ratibor, der Herzogin Alexandrine von Mecklenburg=
Schwerin und deren Töchterchen Herzogin Charlotte. Die 5 Damen

[ ][  ]

und 3 Herren des Gefolges werden repräſentirt durch Gräfin Behr=
Bandelin, Frl. v. Selchow; Frl. Anna v. Heinz, den Freiinnen v. Ende
und Martha v. d. Buſche, Chevalier Oliveira, Frhr. v. Humboldt= Dach=
röden
und Prem.=Lt. v. Dewitz=Krebs. Es folgen nun Patrizier von
Gent und Brügge mit ihren Frauen, ſowie Orientalen in beſonders
reichen Trachten, die zum größten Theile von jüngeren Herren aus dem
diplomatiſchen Corps und deren Damen dargeſtellt werden. Von
16 Pagen eingeführt erſcheint dann der Triumphwagen der Königin
Minne (Prinzeſſin Wilhelm), begleitet von 4 Lamen ihres Hofſtaates:
Oberhofmeiſterin Gräfin Brockdorff, Frau v. Liebenau, Gräfin Keller
und Frl. v. Gersdorff und 6 Kavalieren: den Hauptleuten v. Arnim
und v. Bernuth, den Lieutenants Frhr. v. Lentz, v. Kalkreuth, Graf
Schlippenbach und v. Henk. Durch die Gemahlin des Kriegsminiſters
Frau von Kameke werden nun die ſechzehn Paare eingeführt, welche in
der Minne=Quadrille mitwirken, deren erſtes die Prinzeſſin Friedrich
von Hohenzollern und Prinz Eduard von Anhalt bilden. Die übrigen
Tänzer und Tänzerinnen ſind junge Damen und Herren aus der Hof=
geſellſchaft
. 24 junge Officiere erſcheinen dabei als vornehme Gäſte, die
ſich nicht am Tanze betheiligen. Nun tritt der Engliſche Zug auf welchem
die Idee eines Feſtes unter Königin Eliſabeth zugrunde liegt und welcher
von der Generalin von Albedyll als dame patronnesse eingeführt
In der ſich anſchließenden Quadrille tanzen Prinz Wil=
wird
.
helm mit Lady Amphtill und Prinzeſſin Viktoria mit Graf Wilhelm
Hohenau. Herzog Ernſt Günther zu Schleswig=Holſtein, Prinz Heinrich
Reuß XVIII. und die Gräfinnen Fritz Hohenau und von der Aſſeburg
im erſten Quarke.
Hieran reiht ſich die deutſche Quadrille und bildete ſodann der
Künſtlerzug. mit welchem die Ueberreichung der Feſtgaben verbunden iſt,
den Abſchluß des Ganzen, zu welchem gegen 200b Einladungskarten aus=
gegeben
wurden.
Graf Harrach. A. v. Heyden und Profeſſor Döpler liegt die künſt=
leriſche
Leitung des ganzen Arrangements ob; die Koſtüme ſind nach
Entwürfen der beiden letztgenannten Künſtler, der Profeſſoren Gentz und
Ewald, der Maler Lulvés und Scarbina ausgeführt. Die Geſammt=
zabl
der in den Feſtzügen und Quadrillen Mitwirkenden belauft ſich auf
529 Perſonen.
Eingeſandt. Da die Erbauung des Mittelſchulhauſes auf
einem im Centrum der Stadt gelegenen Platze erheblich mehr Opfer er=
fordert
, als die Erbauung auf dem Platze neben der Gasfabrik, und
dieſe Opfer nicht gebracht werden können ohne ſehr weſentliche Erhöhung
der Steuern, wird beabſichtigt die erforderlichen Mehrbeträge auf dem
Wege der freiwilligen Zeichnungen zuſammen zu bringen. Wenn dieſer
Gedanke zur Wahrheit wird, dürfte wohl kein Stadtverordneter anſtehen,
einer für den Bau geeigneten centralen Lage ſelne Stimme zu geben.
Wir erhalten folgende Zuſchrift: In Ihrem Blatte vom 28. d.
findet ſich eine Notiz. nach welcher nur der Theil der Heinri4sſtraße von
der Hochſtraße bis zur Carlsſtraße mit einem Canal verſehen werden
ſolle. Dem iſt nicht ſo. Auch der Canal durch die Heinrichsſtraße von
der Carls= bis zur Heidelbergerſtraße iſt mit dem Betrag von 14,000 M.
in das Budget eingeſtellt worden. Es hatte ſich in der Stadtverordneten=
verſammlung
eine ſtarke Minorität dagegen erklärt, namentlich machte
Herr Lehr geltend, daß noch ältere Straßen als die kaum 14 Jahre alte
peinrichsſtraße der Canaliſation bedürftig ſeien, aber der Referent der
Baucommiſſion, Herr Stadtv. Rückert, drang durch. Geſtrichen wurden,
reſp. zurückgeſtellt der Canal der Promenadenſtraße von der Wilhelminen=
bis
zur Caſinoſtraße, der Canal durch die Soderſtraße von der Wiener=
bis
zur Mühlſtraße und der Canal durch die Sandſtraße zwiſchen
Wilhelminen= und Steinſtraße.
Der Betrieb der Suppenanſtalt wird Mittwoch den 14. März
eingeſtellt werden.
) Im Herrngarten iſt eine durchgreifende Vertilgung der ſehr
überhand nehmenden Maulwürfe angeordnet worden.
Das Programm des Gaſtſpiels des Richard Wagner=
Theaters, welches unter der Direction von Herrn Angelo Neumann
mit eigenem Orcheſter und unter Mitwirkung der K. preußiſchen Kammer=
ſängerin
Frl. Marianne Brandt und des Herrn Anton Schott den
Ring der Nibelungen hier zur Aufführung bringen wird, iſt wie folgt
definitiv feſtgeſetzt: Montag 12. März (Vorabend) das Rheingold. Diens=
tag
13. März (erſter Tag) die Walküre, Donnerstag 15. März (zweiter
Tag) Siegfried. Freitag 16. März (dritter Tag) Götterdämmerung. Die
Preiſe der Plätze für den Geſammt=Cyclus ſind bereits bekannt, diejenigen
für die einzelnen Vorſtellungen: 1. Rang 10 M.. 2. Rang M. 7.50,
3. Rang M. 4.50, Parketloge M. 9, Sperrſitz M. S. Parterre M. 6,
1. Gallerie M. 3, 2. Gallerie M. 1.50. Montag 5. März, Vormittags
10 bis 1 Uhr, werden die Billets an Abonnenten gegen Vorzeigung
des Stammbillets ahgegeben, Dienstag 6. März bis einſchließlich 11. März
in den gewohnten Kaſſenſtunden an die übrigen Cyelusbeſucher.
An den Aufführungstagen ſelbſt werden hur Billets für die einzelnen
Vorſtellungen abgegeben.
Der kürzlich von der Mainzer Strafkammer wegen gewerbs=
mäßigen
Wuchers zu 18 Monaten Gefängniß und 5000 Mark Geldſtrafe
verurtheilte Marx Loeb, aus Worms hat das Urtheil des Landgerichts
mit dem Rechtsmittel der Reviſion angefochten und wird ſich nun=
mehr
das Reichsgericht zu Leipzig mit der Sache zu befaſſen haben.

Großherzogliches Hoftheater.
Mittwoch, 28. Februar.
Der geſtrige Schauſpielabend geſtaltete ſich zu einem der inter=
eſſanteſten
der Saiſon. Die erſtmalige Aufführung von Otto Roquette's,
hiſtoriſcher Tragödie Sebaſtianu fand unter ganz außergewöhnlichem
Beifall ſtatt. Dichter und Darſteller wurden durch zahlloſe Hervorruſe
ausgezeichnet, und beſonders am Schluſſe des erſten Actes verliehen die
Zuhörer durch reiche Lorbeerſpenden ihrer begeiſterten Stimmung dank=
baren
Ausdruck. In der That wurden unſere Erwartungen von der
Bühnenwirkſamkeit Sebaſtians; durch die geſtrige Aufführung noch
übertroffen, nachdem die im vorigen Winter gehörte Recitation des
Werkes durch den Verfaſſer uns mit dieſer bedeutenden Dichtung bekannt
gemacht und den Wunſch nahe gelegt hatte, die kernigen Geſtalten der
Tragödie verkörpert ſehen und die edle Sprache der ſchwungvollen
Jamben von der Bühne herab hören zu dürfen. Selbſtverſtändlich ge=
bühren
auch der höchſt ſorgfältigen Einſtudirung und Inſcentrung des
Stückes ſeitens der Regie unſerer Hofbühne, ſowie ſämmtlichen Dar=
ſtellern
für die Bewältigung ihrer Aufgaben unumwundene Anerkennung;
der Zuſammenwirkung aller dieſer Factoren iſt der ſeltene Erfolg zu
verdanken.
Der Stoff der Tragödie iſt der portugieſiſchen Geſchichte entnommen,
aber den Bedürfniſſen der Dichtung entſorechend frei geſtaltet. König
Sebaſtian von Portugal iſt in der Schlacht bei Alcazar in Marokko ge=
fallen
(1578), Portugal ſchmachtet unter der despotiſchen Herrſchaft
Philipp's von Spanien. Schon wiederholt hatten Prätendenten nach der
portugieſiſchen Krone gegriffen und ſich gegen Spanien aufgelehnt, aber
ſtets ohne Erfolg; da ſtellt ſich der Held der Tragödie, Sebaſtian
von Menezes, in den Dienſt des Vaterlandes und der Freiheit. Um
das portugieſiſche Volk an ſich zu feſſeln, gibt er ſich fälſchlich für den
König Sebaſtian aus, er ſei nicht gefallen, ſondern nur in langer Ge=
fangenſchaft
und Sclaverei gehalten worden. Das Volk fällt ihm mit
Begeiſterung zu, er ſelbſt aber, den nicht egoiſtiſche Abſichten leiten, der
die Krone vielmehr nur erkämpfen will, um ſie nach Abſchüttelung des
fremden Joches dem beſtberechtigten Hauſe Braganza zurück zu geben,
jällt im Kampfe gegen die Spanier.
Das Haus Braganza gelangte 1640 zur Regierung, in welches Jahr
Roquette das Drama verlegt, um dem Jdeale ſeines Helden am Schluſſe
Verwirklichung verleihen zu können, während in Wahrheit die vier Prä=
tendenten
, die ſogenannten falſchen Sebaſtiane, noch im 16. Jahrhundert
auftraten. Andererſeits kann die Dichtung dieſe frühere Zeit nicht ent=
behren
, wenn ſie Anſchluß an die vorhergegangenen Creigniſſe behalten
und die bedeutſame, jene Zeit gleichſam plaſtiſch darſtellende Figur des
Herzogs Alba verwenden will.
Die Titelrolle erfordert von ihrem Darſteller neben allem Glanze
gewinnender äußerer Erſcheinung durchdringendes pſychologiſches Ver=
ſtändniß
, um die Vereinigung von Heldenmuth mit Liſt und Verſtellung
wirkſam und abgerundet zu verkörpern. Sebaſtian hat ſein edelgemeintes
Werk auf unwahre Grundlage gebaut, dies iſt ſeine tragiſche Schuld
und daraus fließt der tragiſche Conflict, den einzig der Heldentod auf
dem Schlachtfelde ſühnend zu löſen vermag. Herr Edward erfüllte
alle Anforderungen ſeiner Rolle in geradezu vollendeter Weiſe; ſelbſt be=
geiſtert
, begeiſterte er die Hörer, ohne irgend aus den Schranken der
Maßhaltung heraus zu treten. Reicher wohlverdienter Beifall ward dem
Künſtler zu Theil. Um dieſe Hauptfigur Sebaſtians gruppirt ſich eine
Reihe ſeingezeichneter und intereſſanter weiterer Geſtalten, namentlich
Katharina von Braganza, eine Rolle, in der Frln. Berl ihre
reiche Begabung für hochdramatiſche Aufgaben wiederum in das glänzendſte
Licht ſetzte. Die Kinder der Herzogin Jſabel und Juan, wurden
durch Frln. Etbel und Frln. Schütky gegeben. Erſterer gelang die
Wiedergabe der Liebenden, auch zu kühner That entſchloſſenen Jungfrau
und der Ausdruck innerer Kämpfe ganz vortrefflich, und Frln. Schütky,
deren vielſeitiges Talent in Rollen des verſchiedenſten Genres ſtets gleich
Vorzügliches leiſtet, ſpielte den jugendlichen Sproß des Hauſes Braganza,
halb Knabe noch, halb Held, mit glücklichſter Miſchung von Anmuth und
Jugendkraft und Begeiſterung. Beſonders zündete die Erzählung im
erſten Akte; dieſelbe war höchſt bedeutſam für ſofortigen großartigen
Eindruck der Dichtung.
Der tiefe Charakter des Alexio de Menezes, einſt Staats=
kanzler
, dann Mönch, zuletzt muthiger Freiheitskämpfer, fand in Herrn
Werner einen tadelloſen Vertreter, am ergreifendſten war unſeres Er=
uchtens
ſein Spiel in der großen Scene des erſten Actes im Kloſter.-
An Herrn Hacker, dem Darſteller des dem Helden mit unerſchütter=
licher
Treue ergebenen Sortelha, rühmen wir beſonders das edele
Feuer und das natürliche Spiel.-
Die Rollen des Gasparo, Alba,
Mondego, Tavora und de Silva waren bei den Herren Mickler,
Dalmonico, Eilers, Wagner und Knispel in beſten Händen,
ſo daß die kleineren Partien ſowohl, als auch die bewegten, perſonen=
reichen
Scenen als wohlgeordnete Glieder ſich dem Baue des Ganzen
einfügten.
Wir ſchließen mit dem Ausdruck der Ueberzeugung, daß Roquettes
Sebaſtian nicht nur dauernd dem Repertoire unſeres Hoftheaters er=
halten
bleiben, ſondern auch ſeinen ehrenvollen Weg über andere größere
Bühnen Deutſchlands nehmen wird.

Hierzu eine Beilage. betr.: Ziegler's Patent=Uhrfeder=Corſet.
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.