Darmstädter Tagblatt 1881


26. August 1881

[  ][ ]


18
30
15
36
2
55
55)
1
⁄o0.
o0

144.
Jahrgang.

Monnementsmeis
vlerdellährlich 1 Mark 50 Pf. md
Brinerlohn. Unzwärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen end=
ogengenommen
zu 1 Mart 50 W.
ww Quarial uet Poſtauffchlag.

Srag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

N 166.

Gras=Verſteigerung.
Montag den 29. Auguſt l. J,
Vormittags 11 Uhr, ſoll in dem Groß=
herzoglichen
Hofgarten Beſſungen II.
die zweite Schur Gras meiſtbietend öffent=
lich
verſteigert werden.
Darmſtadt, den 24. Auguſt 1881.
Großherzogliches Hofmarſchall=Amt.
J. A.:
[515
Nau, Hoffecretär.

Bekanntmachung.
Die bei Erbauung von Abtritten für die
Vorſchule der Realſchule vorkommenden
Maurer=, Steinhauer, Zimmer=, Dach=
decker
=, Schloſſer=, Spengler=, Weißbinder=
und Pflaſter=Arbeiten, ſowie Ghußeiſen=
Lieferung, ferner Lieferung eines Porzellan=
ofens
für die Vorſchule, ſollen im Wege der
Submiſſion vergeben werden.
Offerten ſind bis
Montag den 29. Auguſt l. J.,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen, bei
welchem auch die Formulare für die Offerten
zu erheben ſind.
Darmſtadt, den 25. Auguſt 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(7516
Ohly.

Freitag den 26. Auguſt.

Bekanntmachung.
Auf freiwilligen Antrag des Hefen=
Fabrikanten Georg Appfel läßt der=
ſelbe
ca. 10 Morgen Grummetgras
Dienstag den 30. Auguſt,
Nachmittags 4 Uhr,
an Ort und Stelle verſteigern.
Zuſammenkunft am Grüfenhäuſer We=
nächſt
dem Darmbach
Darmſtadt, den 22. Auguſt 1881.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
[7517
Berntheiſel.

Ludwigsstrasse 18.
empfiehlt beſtens
(3749
Arac, Rum, Cognao,
Halaga, Hadeira,
Marsala, Sherry, Leres,
ſowie den ärztlich empfohlenen
Lubovsky’schen Ungar.
Sanitätswein in ½ ½ u. ¼ Fl.

Kartoffeln.
[7466
Jedes Quantum verkauft
Pitthan,
Karlshof.

Wegen Umzugs zu verkaufen:
6 Stühle, 1 Tiſch, 1 Sopha, grau Rips
bezug, aus ſchwarzem Holz 6 Stühle mithohen
Lehnen, 1 gr. Tiſch, 1 Wanduhr in eichen
Holz, Teppich, Teppichſtangen, Gasampel.
[7467
Näheres in der Expedition.

in ſchwarz und farbig
ſind wieder in ſchöner Auswahl ein=
getroffen
bei
Ph. Versbach,
D. Carlsſtraße 29. 17468
Neue Heller-Linsen,
vorzüglich kochend, ſowie
Neue Salzgurken
empfiehlt
Carl Fattes
vormals: Chriſt. Höhn,
Mathildenplatz l. [5i9
Complette Ladeneinrichtung
für Colonialwaarengeſchäfte zuſ. oder getheilt
zu verkaufen. Näheres Soderſtraße 16
im Eckladen.
[7520
Nur unter Garantie

3.
5.1)
haarstärkendes Mittel

Kölnisches Hlaui wagser.)
laus der Fahrik von A. mofüs &ap Comp.
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des Kopfnerveysystems beliebt, u. als das
reellste Haarmittel in der ganzen Welt
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Schuppenbildung, macht die Haare geschmei-
dig
ünd Seidenglänzend, befördert deron
wächsthum u. verhindert ihr Ausfallen und
Graunerden. 1ſ Fl. 2 M. 12Fl. 125 Ub

5

1
.
½2
2=
8. *
8.
5
5
2.
28)

51
3=
Hi

Wagdalenenſtraße 20 iſt ſehr
V

Pferdefleiſch
zu verkaufen per Pfund 20 Pfg.

Eßbirnen und Frühäpfel ſwerden unter Discretion vertilgt: Ratten,
auf dem Karlshof. (7366 Mäuſe, Wanzen, Schwaben, Heimchen
durch L. Sandfuchs, Kammerjäger,
ſchönes
aus Frankfurt a. M.
Anmeldungen erbitte Kaſerneſtraße 24.
452
[518

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1682

oelfarben, Nasserſarben
Firnisse, Leinöl &
Terpentinöl
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Friedr. Schaefer,
Ludwigsplatz 7. (7324

Die Hof=Buchhandlung von
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und 2.50 pr. Pfd.
Theespltzen Pfd. M. 125, M.l. 15.
G. Vanille Stange 25 u. 75 Pfg.

Vermiethungen.
6895) Rheinſtraße 23
ſind 2 Läden mit Comptoir zu
vermiethen und demnächſt zu beziehen.

6134) Riedeſelſtraße eine ſehr ſchöne
Wohnung in der Beletage mit 8 Zimmern,
Küche mit Waſſerleitung ꝛc., ſowie alles
Zubehör per 1. October zu vermiethen.
Näheres zu erfragen Schützenſtraße 17.
6403) Rheinſtraße 12 Weſtſeite iſt
1 kleineres Logis mit Glasabſchluß zu verm.

7475) In meinem herrſchaftlich einge=
richteten
Hauſe, Kranichſteinerſtraße I7,
mit großem Vorgarten, iſt die halbe
Beletagev. 5 Zimmern zu verm. Gieſau.
7522) Stadt=Allee 1 iſt eine ſchöne,
große 2. Etage zu vermiethen.
Zu erfragen daſelbſt bei
Zimmermeiſter J. Conr. Mahr

Vermiſchte Nachrichten.
Specialarzt Dr. med. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
(6899

ſ6
C=

in Lehrling mit guter Schulbildung
(7239
kann eintreten bei
L. B. Müller, Papierhandlung.

R 166
M
E
82.
E
Main=Neckar=Bahn.
Auf Wunſch einer größeren Anzahl von Intereſſenten,
Eil-ſowie in Berückſichtigung der von den betreffenden Bürger= Wz
meiſtereien abgegebenen Erklärungen unterbleibt die auf 1. September d. J.
vorgeſehene Fahrplan=Aenderung, und wird demgemäß Localzug Nr. 2 von Darm=
ſtadt
nach Frankfurt bis zum Eintritt des Winterfahrplans (5. October) wie
ſeither um 415 Morgens von Darmſtadt abfahren.
[7523
Darmſtadt, den 24. Auguſt 188l.
Die Direction.

Zum 2. Heptember!
Auch dieſes Jahr, wo wir in das zweite Jahrzehnt unſerer großen Erinnerungs=
tage
eintreten, kommen wir zum bevorſtehenden Nationalfeſt vom 2. September wieder
mit der Bitte um Gaben für die Invaliden und die Hinterbliebenen gefallener
Soldaten des Krieges 187071. Wir bitten, überall, wo man an jenem Tag, in
Gotteshäuſern oder bei ſonſtigen Vereinigungen, dieſes Feſt feiert und ſich deſſen
erinnert, was vor elf Jahren geſchah, auch jener Opfer des Krieges dankend zu
gedenken und durch Gaben je nach Vermögen dazu beizutragen, daß ihr Loos auch
weiterhin verbeſſert werde.
Wir bitten insbeſondere, wie früher, die evangeliſchen Pfarrämter und
Kirchenvorſtände, gemäß der ihnen von Großherzoglichem Ober=Conſiſtorium er=
theilten
Erlaubniß, bei den Feſtgottesdienſten des 2. Septeuber Collecten für jenen
Zweck zu erheben.
Unſere Zweigvereine erſuchen wir, wie ſeither, möͤglichſt für Verbreitung dieſer
Anſprache und Durchführung unſerer Idee zu wirken, insbeſondere an geeigneten Orten
Sammelbüchſen aufzuſtellen.
Alle, welche uns demnächſt die Erträgniſſe von Sammlungen zu übermitteln
haben, bitten wir, dieſelben durch Poſteinzahlung an unſeren Schatzmeiſter, Herrn
Hauptſtaatskaſſe=Dicector Michell dahier, einzuſenden.
Darmſtadt, am 18. Auguſt 1881.
Der Vorſtand des Hülfsvereins im Großherzogthum Heſſen für die Kranken=
pflege
und Unterſtützung der Soldaten im Felde, als Landesverein der
Kaiſer=Wilhelms=Stiftung für deutſche Invaliden.
A. Weber, Miniſterialrath,
A. Buchner, Rechtsanwalt,
Vorſitzender.
(7524
Schriftführer.

Hachruf aus der Ferne
Am 14. d. Mts. verſchied zu Darmſtadt unſer lieber, guter Vater, der
penſionirte Militär
Herr Jacob Lautermamm
im Alter von 66 Jahren.
Wer nun die Sorgfalt des theuren Dahingeſchiedenen für ſeine Familie und
nach dem leider allzufrühen Ableben unſerer ſeeligen Mutter für ſeine Kinder,
hinwiederum aber die Liebe und dankbare Anhänglichkeit der Letzteren zu ihrem guten
Vater kannte, mochte ſich billig verwundert haben, daß wir unterfertigte 2 Söhne
dem tiefbetrauert Verblichenen nicht das letzte Ehrengeleite gaben, woran wir indeß
nur durch den Umſtand verhindert waren, daß wir von dem Trauerfall erſt nach
Beerdigung des Vaters verſtändigt wurden, anſonſt wir, früher durch Brief oder
Telegramm benachrichtigt, nicht ermangelt hätten, ſelbſt aus weiter Ferne ins
elterliche Trauerhaus zur Erfüllung einer heiligen Kindespflicht zu eilen.
Wir erachten es nun noch als unſere Pflicht, Allen, welche unſeren lieben,
guten Vater zur letzten Ruheſtätte geleiteten, herzlich Dank zu ſagen, und bitten
wir, den theueren Verblichenen in ehrendem Andenken zu bewahren, uns aber ihr
tilles Beileid zu ſchenken.
Landshut a. d. Jſar, den 22. Auguſt 1881.
Die tieftrauernden Söhne:
Joh. Georg Lautermann, Kaufmann, und
Franz Lautermann, Carouſſelbeſitzer. (525

[ ][  ][ ]

11

17)

K166
1683
im erſten Lebensjahre iſt
A1s das oos6e 1AUTUngGuIEEGt TUT EIIIOT das Löflund'ſche Kinder=
nahrungs
=Ertract (aus
der Fabrik von Ed. Löflund in Stuttgart) zu empfehlen. - Dieſes Extract iſt als aufgelöſter Zwieback zu betrachten, denn
es enthält die concentrirten Nührſtoffe des Waizenmehls aus denen Muskel, Knochen und Blut, ſich bilden, und zwar in
durchaus gelöſtem Zuſtande, ſo daß ſie mit größter Leichtigkeit und ohne Störung verdaut werden. - Durch Zuſatz dieſes
Extractes zu friſcher Kuhmilch wird eine Miſchung hergeſtellt, die der natürlichen Nahrung am nüchſten kommt, deshalb
zeichnen ſich auch die mit dem Löflund'ſchen Ertract aufgezogenen Kinder durch Ruhe und Schlaf, raſche Körperzunahme und
feſtes, muskulöſes Fleiſch vor anderen Kindern gleichen Alters aus. Das Extract iſt in jeder Apotheke zu 90 Pfg. per Glas
zu haben, andernfalls verſendet die Fabrik 6 Gläſer im einfachen Porto.
(5955

28
159
39
5½.
16

⁄o6
1)
12
9
17.

8

0

Nit Beginn des Winterſemeſters haben die Unterzeichneten das Inſtitut von
l Frln. Lanz übernommen. Der Unterricht beginnt Dienstag den 20. Septbr.,
und werden Kinder von 6 Jahren an aufgenommen. Anmeldungen nehmen die Vor=
ſteherinnen
zu jeder Zeit in ihrer Wohnung, Sandſtraße 20, an.
[(7269
E., B. & H. Eirschbaum. ſFin cand. philol. ertheilt Privatſtunden
C, in Griech., Lat., Franz., Deutſch ꝛc.
gegen mäßiges Honorar. Näheres zu erfr.
auf der Expedition.
[7456 Finj. geb. Mädchen, evang., ſucht Stelle
C als Geſellſchafterin oder zur Stütze
der Hausfrau in einem feinen Hauſe.
Offerten sub A. M. 6 befördert die
Annoncen=Expedition von Büttner & Winter in Weime.
Die Petroleum=Land=Geſellſchaft in Peine hat auf faſt ſämmt= lichen in der Umgegend von Oethelm und in dem übrigen Oel=
Gebiete belegenen Ländereien - etwa 20,000 Morgen - das aus=
ſchließliche
Recht der Petroleum=Gewinnung erworben und gibt da=
von
beliebige Flächen an Bohr=Unternehmer wieder ab. Reflectanten
belieben ſich an den unterzeichneten Vorſtand der Geſellſchaft in
Peine zu wenden.
Petroleum-Land-Gesellschaft in Peine.
Eanil Hever. Eustav Runde.
Er. Wiesembuch,
(7526
Regierungsrath a. D.
(Fin Schüler findet freundliche Aufnahme (Eine geſunde Schenkamme ſucht ſofort
C= in der Nähe der Realſchule.
== Stelle bei Hebamme Diefenbach,
Näheres in der Expedition.
4½)
Neugaſſe 8. (528 Cheſln io 86. bngedies Baundl. Derſelbe leitete ſchon eine Brauerei mit beſtem
Erfolg; auch würde derſelbe in einer größeren
Brauerei als Obermälzer oder Gährführer
eintreten. Beſte Referenzen. Offerten an die
Erp. d. Bl. unter GL7481erbeten. (7481
Prchiv des hiſtor. Vereins Band XII
2L Heft 1 u. 2 u. Bd. XIII H. 13. kauf.
geſucht. Offert. m. Preis bef. die Exp. (7529 Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. Auguſt. Geſtern Morgen wurden zuerſt das 4. Großh. Infanterie=Regi= des Vorſitzenden der Ausſtellungs=Commiſion, Polizeirath Haas, über Offerten unter B 87530 an die Exp. 17530
Curatorium der landw. Verſuchsſtation; 4) Wahl eines Mitgliedes und
deſſen Stellvertreters zum Eiſenbahnbeirath; 5) die Bedeutung der ver=
ſchiedenen
Arten von Oelkuchen für die Viehfütterung; 6) Mittheilungen

ment Nr. 118 und hierauf das L. Großh. Inf.=Regiment Nr. 115 auf
dem Griesheimer Schießplatz von dem Lommandirenden General des
Se. Königl. Ho=
11. Armee=Corps Frhrn. v. Schlotheim beſichtigt.
heit der Großherzog wohnten der Parade und den Geſechtsübungen
an. Eine Beſichtigung der Cavallerie=Brigade fand nicht ſtatt.
Militärdienſtnachrichten. Seconde=Lieut. v. Lochow
im 1. Großh. Inf.=Regiment Nr. 115 wurde zum Premier=Lieutenant be=
fordert
; Seconde=Lieutenant Stubenrauch vom 4. Grenadier=Regt.
(1. Pommer.) Unter Entbindung von dem Commando zum Inf.=Regt.
Nr. 22 in das 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115 verſetzt; Pr.=Lt. v. Voigts=
Rhetz vom 1. Großh. Inf.=Regt. Nr. 115 als aggregirt in das Schles=
wig
=Holſteiniſche Füſ.=Regiment Nr. 86 verſetzt.
Am 10. September Vormittags 10 Uhr wird im Darmſtädter
Hof dahier eine Ausſchußſitzung des landwirthſchaftlichenVer=
eins
für die Provinz Stärken burg abgehalten mit nachſtehender
Tagesordnung: 1) Aufnahme neuer Mitglieder; 2) Rechnung des Pro=
vinzial
=Vereins pro 1880181 und Rechnungen und Voranſchläge von Be=
zirksvereinen
; 3) Vorſchläge der Commiſſion für Viehzucht über die
Verwendung des aus Staatsmitteln zur Förderung des Molkereiweſens
zur Verfügung geſtellten Betrages; 4) Geſuch des Bezirksvereins Erbach
um Bewilligung eines Beitrages für Abhaltung einer Viehpreisverthei=
lung
. - Für die hieran ſich anſchließende Generalverſammlung iſt
folgende Tagesordnung vorgeſehen: 1) Erſtattung des Rechenſchafts.
berichts; 2) Wahl des Vicepräſidenten; 3) Wahl eines Vertreters im

die dem Verein vorzulegenden Vorſchläge.
Am Mittwoch Abend ſtarb in dem Landkrankenhaus gleich nach
der Amputation des Beins auch der zweite durch Exploſion eines Spreng=
geſchoſſes
verwundete Griesheimer, ein junger Menſch von ca. 16 Jahren.
Cpr.
Den geſtern Abend gegen 6 Uhr von der Beſichtigung des
ſtädtiſchen Waſſerwerkes zurückfahrenden Frankfurter Stadtver=
ordneten
wurde in der Rheinſtraße durch eine demonstratio ad oculos
die Bedeutung deſſelben vorgeführt. An ſämmtlichen Hydranten waren
Feuerwehrmänner aufgeſtellt, die auf ein gegebenes Signal zugleich das
Waſſer ſpringen ließen, was den etwas feucht gewordenen Frankfurter
Herren zu imponiren ſchien.
Als ein wahres Meiſterwerk der Haarflechtekunſt iſt gegen=
wärtig
ein in dem Schaufenſter des Herrn L. Vogelsberger in der öberen
Schützenſtraße ausgeſtellter Kranz von Haarblumen zu betrachten, welcher
von Friſeur Frank, in Firma Ch. Wagner Wtw. hier, für eine aus=
wärtige
Familie angefertigt wurde und der durch die künſtleriſche Zu=
ſammenſtellung
und überaus ſorgfältige Ausführung die Aufmerkſamkeit
der Paſſanten auf ſich zieht.
14 Theater= und Kunſtnotigen. Die Künſtler des Dres=
dener
Hoftheaters haben eine Vereinbarung darüber getroffen. von jetzt
an nur noch fünfzigjährige Jubiläen feſtlich zu begehen. Die immer
mehr wachſende Zahl der Feiern aller erdenklichen Jubiläen hat zu die=
ſem
Acte der Rothwehr geführt. - In Zittau, der Vaterſtaͤdt des

[ ][  ]

E
1684
Componiſten des Vampyrü, des Templer und der Jüdin' ꝛc., ſoll
Joſeph.
Marſchner demnächſt eine Marmorbüſte geſetzt werden.
Labitzky, der fruchtbare Walzer= und Tanzmuſik=Componiſt, iſt in
Karlsbad im 80. Lebensjahre geſtorben. - Das neue, in Folge der
Frankfurter Preisconcurrenz zur Aufführung gebrachte Luſtſpiel:
Knalleffecte der Naturs iſt das Werk einer Dame, Ferdinande
Grieben. Der Titel des Stücks erklärt ſich durch einen Ausſpruch
Schopenhauers, der im zweiten Band der Parerga 5 378 eine ihm als
Thatſache erſcheinende Erkenntniß in folgende Worte kleidet: Mit den
Mädchen hat es die Natur auf das, was man im dramaturgiſchen
Sinne einen Knalleffect nennt, abgeſehen, indem ſie dieſelben, auf
wenige Jahre, mit überreichlicher Schönheit, Reiz und Fülle ausſtattete,
auf Koſten ihrer ganzen übrigen Lebenszeit, damit ſie nämlich während
jener Jahre der Phantaſie eines Mannes ſich in dem Maße bemächtigen
könnten, daß er hingeriſſen wird, die Sorge für ſie auf Zeitlebens, in
irgend einer Form, ehrlich zu übernehmen; zu welchem Schritte ihn zu
vermögen ihm die bloße vernünftige Ueberlegung keine hinlänglich ſichere
Bürgſchaft zu geben ſchien (2). Sonach hat die Natur das Weib, eben
wie jedes andere ihrer Geſchöpfe, mit den Waffen und Werkzeugen aus=
gerüſtet
, deren es zur Sicherung ſeines Daſeins bedarf; wobei ſie denn
auch mit ihrer gewöhnlichen Sparſamkeit ſvorhin war von über
reichlicher Fülle: die Redel) verfahren iſt.
Wir entnehmen der D. Z. nachſtehende Schilderung eines gräß=
lichen
Unglücks, das ſich in nächſter Nähe von Chamounx zu=
getragen
: Der Notar Dr. Brogheman aus Holland, ſeine Gattin und
ſeine 18jährige Tochter mietheten am 17. d. M. Morgens einen Wagen,
um über die réte noiret, eine zwiſchen jäh abfallenden Bergen ſich
hinziehende Schlucht, nach Martigny zu fahren, wo man Anſchluß an
die Eiſenbahnlinie St. Maurice=Lauſanne=Genf findet. Um 38 Uhr
brach Dr. Brogheman mit ſeiner Familie von Chamounix auf. Ein ſehr
verläßlicher Kutſcher lenkte den Wagen. Doch der Macht der Elemente
gegenüber wird ſelbſt ein Rieſe zum Zwerge. Von Chamounix bis zu
dem Dorfe Argentieres führt ein guter Weg. Dann beginnt eine troſtloſe
einförmige Sandwüſte, bis man in ein trümmerüberſäetes Waldthal ge=
langt
. Nach einer halben Stunde erweitert ſich die Schlucht, und man
erreicht Vallorcine, einen von Lawinen ſchwer bedrohten Ort, der ſich durch
keilförmige Mauern vor den verheerenden Wirkungen der Schneeblöcke
zu ſchützen ſucht. Dort ereignete ſich das Unglück. Der Wagen mit den
Inſaſſen hat um 9 Uhr früh die Stelle paſſirt und war bis Chatelar
gefahren, wo Station gemacht wurde. Die Ausſicht, daß das Wetter
beſſer werden würde, war immer geringer geworden, und man rieth
in Chatelar den Reiſenden ab, die Fahrt nach Martigny fortzuſetzen. Nach
langem Widerſtreben gab Dr. Brogheman nach und beſchloß, nach
Chamounix zurückzukehren. Dieſer Entſchluß koſtete ihm und ſeiner
Familie das Leben.. . . Der Regen war immer ſtärker geworden,
wolkenbruchartig ſtrömten dicke Waſſerſtrahlen auf die Erde nieder. Der
Waſſerfall der Barberine war mächtig angeſchwollen, und das Eau noir,
welches die Barberine ſpeiſt, wuchs zu einem mächtigen Strom an, ſo
daß das Erdreich gelockert und der Weg am Rande der Schlucht voll=
kommen
unterminirt wurde. Es hat ſich, wie Leute, welche die Unglücks=
ſtelle
paſſirten, erzählten, unterhalb der Straße zwiſchen Valloreine
und Barberine ein förmlicher Tunnel gebildet. Wer die Stelle betrat,
Man konnte unmöglich erkennen, in welche
war rettungslos verloren.
Gefahr man ſich begab. Der Kutſcher ging, da er ein Scheuwerden der
Pferde befürchtete, neben dem Wagen einher und hielt die Pferde beim
Kopfzügel. Mit einem Male kippte eines der rückwärtigen Räder um,
der Kutſcher zieht, die Situation erkennend, die Pferde mit aller Ge=
walt
an, doch vergebens. Der Wagen mit ſeinen Inſaſſen und die
Pferde kollern in die ſchauerliche Tiefe. Der Kutſcher vermochte ſich nur
durch einen halsbrecheriſchen Sprung zu retten. Man kann ſich eine
Vorſtellung machen von dem Entſetzen, das den armen Kutſcher erfaßte.
Er wollte ſich das Leben nehmen, ſeine Abſicht wurde aber im entſchei=
denden
Augenblicke vereitelt. Er hatte ſich nach jahrelangem Sparen das
Geld für Wagen und Pferde erworben und iſt nun ein Bettler.
Eine Commiſſion iſt am 18. ds. Mts. Morgens zur Téte noire abge=
gangen
. Wie ein Telegramm meldet, iſt die ſchrecklich verſtümmelte
Leiche der Frau aufgefunden worden. Die Leichen des Dr. Brogheman
und ſeiner Tochter hat man trotz aller eifrigſten Nachforſchungen noch
nicht aufgefunden. Ebenſo ſind Pferde und Wagen bisher nicht entdeckt
worden. Nur zwei Räder fand man an einem der Abhänge.
- Briefkaſten. Unus e pluribus! H. 8. in Stuttgart iſt
D. R.
die vollſtändig genügende Adreſſe.
- Ueber die Landung Ertrunkenerſchreibt man dem Rh. K.:
Faſt täglich lieſt man in den Tagesblättern, daß hier oder dort, am Rhein
und am Main, ein Leichnam geländet worden ſei, oft erſt, nachdem er
wochenlang im Waſſer gelegen war. Für den Unbefangenen ſcheint es
räthſelhaft, wie es möglich ſei, daß in und an Flüſſen, deren Ufer zahlreich
bewohnt ſind, Todte oft ſo lange unentdeckt bleiben können. Wer aber die
Praxis der Uferbewohner in manchen Orten kennt, dem iſt das Räthſel ge=
löſt
. Wird ein Ertrunkener geländet, ſo muß der betreffende Finder auf
alle Fülle vor das Amt, um Protokoll zu ſtellen; für Mühe, Zeitverluſt
und Koſten wird ihm keinerlei Erſatz. Dazu kommt noch, daß der Todte,
falls ſeine Heimathsberechtigung nicht nachgewieſen werden kann, auf Koſten

166
der Gemeinde begraben wird, in deren Gemarkung er an's Ufer gebrach
wurde. Was thun nun häufig die Leute, wenn ſie einen Ertrunkenen finden
Sie laſſen ihn einfach weiter ſchwimmen; hängt er an den Weiden oder
Erlen, ſo wird er gelöſt und dem Strome wieder überliefert, bis er endlich
nach wochenlangem Treiben durch die Hand eines Mitleidigen dem naſſen
Elemente entriſſen und in die Erde gebettet wird. Am einfachſten wären die
angeführten Mißſtände dadurch zu beſeitigen, daß auf die Ländung einer Leiche
eine Prämie geſetzt und die Koſten der Beerdigung nicht der betreffenden Ge=
meinde
aufgebürdet, ſondern durch den Kreis= oder Regierungsbezirk ge=
tragen
würden, falls die Heimath des Ertrunkenen nicht ermittelt
werden kann.

11 Pädagogiſche Erinnerungen aus Paris und Rom.
VI.
Einſt wohnte ich in der Jgnatiuskirche einer eigenthümlichen Feſtlichkeit
bei. Die Kirche bildet einen Theil des Collegium Komanum, der großen
von den Jeſuiten geleiteten höheren Schulanſtalt. Es fand eine Preis=
vertheilung
ſtatt. Das prächtige, von Marmor, Gold und Gemülden
ſtarrende große Gebäude war glänzend erleuchtet. In Gewändern der ver=
ſchiedenſten
Formen und Farben ſaßen Cardinäle, Prieſter, Mönche, Mit=
glieder
der mannigfachſten Congregationen da. Auf der einen Seite befand
ſich ein hochaufgethurmtes Geruſt. Hier ſaßen in mehreren Reihen Uber
einander die durch Prämien ausgezeichneten Schüler, deren Zahl ſich bis
über hundert belief, in hellſtem Lichterglanz. Auf einer Art Kanzel ſtand
ein Lehrer, wie die übrigen im Ordenskleid, und las die Namen der für jede
Klaſſe und jeden Gegenſtand rühmlich ausgezeichneten Schüler. Nach je drei
oder vier derſelben erhob eine auf einer Loge verſammelte Schaar von Mu=
ſikern
mit Blechinſtrumenten einen brauſenden Tuſch, aus den einzelnen
rhythmiſchen Gliedern einer Tanz= oder Opernmuſik gebildet. Wurde ein
Schüler zum zweiten oder dritten Male genannt, ſo erſcholl durch die ganze
Kirche lebhaftes Händeklatſchen. Zum Beſchluß ſpielte man ein italieniſches
Concert, worauf ſich die Verſammlung auflöſte, der Cardinal Alſieri ehr=
furchtsvolle
Grüße entgegennehmend. Ich ließ mir eine der vertheilten Me=
daillen
zeigen. Sie waren von Silber, etwa drei Mark werth und ſtellten
auf der einen Seite den Papſt (Pius 1X.) auf der andern in allegoriſcher
Figur den Glauben dar, der zwei Kinder führt. Die ziemlich monotone und
nur in den Namen wechſelnde Verleſung der Belobigungen geſchah in lateini=
ſcher
Sprache. (Das Latein mit italieniſcher Ausſprache geſprochen).
Eine Italienerin ſieht man im Hauſe faſt nie mit einem Buche
oder einer Handarbeit, ſie ſteckt im Winter die Hand in die Muffe oder hält
den scaldino (eine Art Wärmflaſche) und ſchaut im Sommer hinter halb
geſchloſſener Perſienne neugierig und gelangweilt hinaus. Leicht erklärlich!
Denn ſie iſt in der Jugend nicht an Thätigkeit gewöhnt worden, und ihre
Schulbildung hat nicht den Fonds gelegt, daß ſie darauf ſpäter mit Ver=
gnügen
weiter bauen konnte. Selbſt für die herrlichen Kunſtwerke, die ſie
von allen Seiten umgeben, fehlt es ihr an jedem Verſtändniß. Non sappiomo
ſwir wiſſen nicht) iſt eine Antwort, die man am häufigſten in Italien erhält.
Knaben und Mädchen der höchſten Stände haben faſt ausnahmslos
Privatunterricht, vielfach bei Prieſtern. Zwei, auch drei fremde Sprachen
werden mit den Kindern ſchon in früheſter Jugend getrieben; meiſt aber
beſchränkt ſich die ganze Kenntniß auf eine gewiſſe Zungenfertigleit, und die=
ſelben
Leute, die ſich in Franzöſiſch, Engliſch und Deutſch geläufig unter=
halten
, machen oft - wie wir das ja auch bei uns vielfach beobachten können
- in einem kleinen Billet in einer dieſer Sprachen die empfindlichſten Fehler.
Dieſes Scheinwiſſen bringt natürlich eine große Blaſirtheit und Ueberhebung
mit ſich.
Mit dem Unterrichte der Kinder deutſcher proteſtantiſcher Famillen ſtand
es recht mißlich. Ich lernte eine junge Dame aus Leipzig kennen, deren
Vater viele Jahre in Rom als Arzt gelebt und bei ſeinem Tode ſeinen Sohn
als Nachfolger in ſeiner Praxis hinterlaſſen hatte. Nach mehrjährigem
Aufenthalte in einem Privatſeminar in ihrer Heimath war ſie nach Rom
zurückgekehrt, um durch Stundengeben ihr Brod zu erwerben. Sie unter=
richtete
nicht blos einige Kinder von Ausländern im Deutſchen, da ſie ſelbſt
Engliſch, Franzöſiſch und Italieniſch ſprach, ſondern widmete auch der zwar
geringen, jedoch ſehr bunten Zahl von Kindern aus der proteſtantiſchen Ge=
meinde
täglich vier Vormittagsſtunden. Da kamen acht Kleine - zwei
Knaben und ſechs Müdchen - zwiſchen 5 und 9 Jahren zuſammen. Drei
kleine Bayern verſtanden nur Deutſch, eine andere Baherin Deutſch und
Italieniſch; dasſelbe die Tochter des Organiſten, Hausinſpectors und Kanzliſten
der preußiſchen Geſandtſchaft; eine Schweizerin ſprach nur Italieniſch und
Franzöſiſch. Gewiß war das eine Rieſenaufgabe, dieſe verſchiedenen Kinder
zum Sprechen und Hören, zum Lernen und Leiſten zu bringen.
Aber eine große Zahl von deutſchen Lehrerinnen und Erzieherinnen, die
in Italien ihren Erwerb ſuchen, iſt leider ihrer Aufgabe nicht gewachſen.
Bei eigner mangelhafter Ausbildung, des Deutſchen nicht einmal völlig Herr
wagen ſie es eben nur dort als Lehrerinnen aufzutreten. Und andere, ſelbſt
gebildet genug, verfallen bald in die dort herrſchende Oberflächlichkeit und be=
trachten
ihren Beruf nur als Erwerbsquelle.

Tages= Kalender.
Samstag 27. Auguſt: Sommer=Caſino des Darmſt. Oeconomen=Vereins.-
Sommer=Caſino des Geſangvereins Melomanen.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.