Darmstädter Tagblatt 1881


01. Juli 1881

[  ][ ]

1444.
P0h.

144.
Jahrganz.

Wonnementspreis
Ouerntelſihrlich 1 Mark 50 Pf. indl.
Gringerlohn. Auzwärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartal inc. Poſtaufſchlag.

rag= und Anzeigebkatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſeran
werden angenommen: nDarmſtadt
von der Expedition, Rhelnſtr. R D
mBeſſungen von Friedr. Boher.
Lollſtrate Lr. B. ſevie arkuün
ven allen Ernone- Errditeun

Amtliches Organ
fur die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

N 126.

Freitag den 1. Juli.

188I.

Zu publiciren iſt aus dem Reichsgeſetzblatt Nr. 12:
Convention über die Ausübung des Schutzrechts in Marokko.

B e k a n n t m a ch u n g.
Von Seiten der vier Bezirkskaminfeger wird darüber Beſchwerde erhoben, daß bei Ausübung ihres Beruſes ſowohl von den
Hauseigenthümern als den Miethern ihnen vielfach Schwierigkeiten bereitet würden, indem die Boden= und Kellerräume häufig
nicht zugänglich gemacht, und ſie in Folge deſſen einerſeits genöthigt ſeien, beſtehender Vorſchrift zuwider, über die Dachflächen zu
gehen, andererſeits an der Vornahme gründlicher Reinigung der Kamine gehindert ſeien.
Wir erſuchen daher die Hauseigenthümer, ſtets dafür Sorge zu tragen, daß bei Erſcheinen der Kaminfeger die Boden= und
Kellerräume denſelben zugänglich ſind, da im Gegenfalle dieſelben wegen des Betretens der Dachflächen und etwa verurſachten
Schadens nicht zur Berantwortung gezogen werden können. Außerdem würden wir genöthigt ſein, durch geeignete Maßregeln
die Möglichkeit der Reinigung ſicher zu ſtellen.
Darmſtadt, den 27. Juni 1881.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.
B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Magdeburg vom 10. Juni 1881 iſt auf Grund des Reichs=
geſetzes
vom 21. October 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie die Nummer 18 des 8. Jahrgangs
der periodiſchen Druckſchrift: Vorboten, unabhängiges Organ für die wahren Intereſſen des Proletariats, d. d. Chicago, den
30. April 1881, und 2. das Flugblatt: Social=Revolutionärer Club, New=York, Mahnruf an alle Arbeiter der Vereinigten
Staaten Nord=Amerikag (Namen des Druckers und Verlegers ſind nicht angegeben), nach 8 11 des gedachten Geſetzes verboten
worden. - Darmſtadt, am 25. Juni 1881.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

B e k a n n t m a ch u n g.
Laut Bekanntmachung des Königl. Regierungs=Präſidenten zu Gumbinnen vom 16. Juni 1881 iſt auf Grund des 8 11
des Reichsgeſetzes vom 21. October 1878 gegen die gemeingefährlichen Beſtrebungen der Socialdemokratie die Druckſchrift in
littauiſcher Sprache: Kningos Tejslbiun pranenzisakaj per Kunega Lemmena, gurasavtos o lietuwiszkaj iorgneditos per
Blodislawa Vebskia Kunega, Lemajczu Wiskupistes, Parisziuje, Kasztu B. Vebskia Vrezdene Spaustune J. 1.
Kraszauskia 1870 verboten worden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1881.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

B e k a n n t m a ch u n g.
Auf Grund der beſtehenden Local=Polizeiverordnung bringen wir hiermit zur
öffentlichen Kenntniß, daß alle Hecken an öffentlichen Fahr= und Fußwegen alsbald
und die neuen Schößlinge bis zum 15. Auguſt d. J. wiederholt beſchnitten und zurück=
gebunden
werden müſſen, ſo daß ſie nicht über die Nachbar=und Weggrenze hinausragen.
Zuwiderhandlungen unterliegen einer Geldſtraſe von 1 bis 5 Mark, und wird
außerdem das Zurückſchneiden der Hecken und Zurückbinden der Schößlinge auf Koſten
der Säumigen von Amtswegen ausgeführt.
Darmſtadt, den 27. Juni 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
65885
J. V.: Riedlinger, Beigeordneter.

Ausverkauf
nur kurze Zeit!
Alle Arten' Korbartihel
werden wegen Familienderhältniſſen unter-
dem
Einkaufspreis verkauft.
(5856
F. Gulb
Louiſenplatz Nr. 4.
353

[ ][  ][ ]

1329
R136
Es wird hierdurch bekannt gemacht, daß die Rückſtände des 1. und 2. Ziels der
diesjährigen Communal= u. Kirchenſtener vom 5. Juli d. J. an gemahnt werden.
Darmſtadt, den 20. Juni 1881.
Kriegk, Stadtrechner.
(5711

Verſteigerungs=Anzeige.
Samstag den 2. Juli 188l, Vormittags
9 Uhr,
werden durch den Unterzeichneten in der
Nähe des Friedhofs öffentlich meiſtbietend
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lackirter Waſchtiſch und 1 Kommode.
Darmſtadt, den 29. Juni 1881.
Engel,
Großh. Gerichtsvollzieher. (5943

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nicht hoch, die werthvolleren Extract= und Aſchen=Beſtandtheile dagegen in reicher
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Die Doſis für Kinder unter 1 Jahr wechſelt von 10-15 Tropfen, zwiſchen
1 bis 2 Jahren von ¼ bis 1 Eßlöffel, über 2 Jahre von ¼ bis 1 Liqueurglas
ein= bis zweimal täglich.
Erwachſene nehmen Vormittags oder bei der Mittagsmahlzeit ¼ bis 1 Wein=
glas
voll. Nlederlage in ½ ½ und ¼ Flaſchen bei
Louis Hein Nachfolger
[5944
Ludwigſtraße 18.
Geſchüſts=Verlegung und Empfehlung.
Unterzeichneter beehrt ſich hiermit ſeinen werthen Kunden, ſowie einem geehrten
Publikum ergebenſt anzuzeigen, daß er mit dem heutigen Tage ſeine Bückerei nach
Soderſtraße Nr. 7 verlegt hat. Für das mir in ſo reichem Maße geſchenkte Ver=
trauen
dankend, bitte ich, mir daſſelbe auch in meinem neuen Lokale zu Theil werden
zu laſſen, und erſuche unter Zuſicherung reeller und guter Waare um geneigten Zu=
ſpruch
. Mein Ladengeſchäft Marktſtraße Nr. 6 behalte bis auf Weiteres als
Verkaufsſielle bei.
Achtungsvoll
ReInhOtd SxrOngel,
(5945
Bückermeiſter.

H ä u ſ e r

in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
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H. Heustadt,
ſtraße.

[ ][  ][ ]

F 126

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Berichten, außerdem Coursnachrichten, Civilſtands= und Marktberichte
bringen wir früher als alle anderen hieſigen Blätter), Kunſt u. Literatur, Vermiſchtes,
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da derſelbe nachweisbar das verbreitetſte Blatt in Mainz und Umgegend iſt. Inſerate
werden mit 20 Pf. per Petitzeile berechnet und an 74 der frequenteſten Stellen der
Stadt angeſchlagen. Entgegennahme der Inſerate bei allen Annoncen=Bureaus des In=
und Auslandes. In Mainz bei der Expedition.
Jeden Sonntag wird das Unterhaltungsblatt Der Hausfreund: gratis
beigegeben. Daſſelbe enthält feſſelnde Erzählungen, Gedichte, Preisräthſel ꝛc. ꝛc. in
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tionspreis
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Der Verleger: J. Gottsleben,
Eigenthümer von 74 Placat=Anſchlags=Tafeln.
(5946

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Odenwald ꝛc. empfiehlt die Buchhandlung
von C. Möhler, Eliſabethenſtraße 4.

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132-
15857
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Ludwigſtraße 18.
(5948
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vorletzten Auction in Holland, welche
bekanntlich die allerbilligſte war,
bin ich in der angenehmen Lage,
meine werthen Kunden in Kaſſce
zu außerordentlich billigen
Preiſen bedienen zu können, und
erlaube ich mir auf einige meiner
Sorten, welche zu den allerfeinſten
Markengehören, aufmerkjam zu machen.
Braunen &am; gelhen Proungor,
hraunen & golben Henado,
grosshohnigen Martiniquo,
Couadoloup & Bourhon,
Hoilghorry, blauon Java,
blauon Jamaiea ote. oto.
Gleichzeitig empfehle meine ſtets
friſch gebraunten Kaffee's in nur feiner
Qualität von Mk. 1.20, Mk. 1.40,
Mk. 160, Mk. 1.70 und Wiener,
Wiſchung, anerkannt das aller=
einſte
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hochſein, per ½ Liter 80 Pfg.,
Bestes Salat-Oel
per ½ Liter 80, 60 u. 40. Pfg.,
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Weinessig
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Hmanue Fulck.

[ ][  ][ ]

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Franhaſaurt a. M. 188I.
geöſſnet vom 10. Mal 6is Ende Seylember 188l.
Die Patent= und Muſterſchuhz=Ausſtellung im Hauppalaſt, die erſte ihrer Art in Deutſchland, veranſchaulicht, zum
Theil im Betrieb, das Neueſte und Beſte auf dem Gebiete der Erfindungen und Muſter. Die internationale balneologiſche
Ausſtellung in einem beſonderen Gebäude, bietet eine Darſtellung der europäiſchen Kur= und Bade=Einrichtungen. Die
reichhaltig beſchickte deutſche Gartenbau=Ausſtellung, ſowie Ausſtellungen für Frankfurter Kunſtwerke und Local=Juduſtrie
vollenden das großartige Geſammtbild.
Der Ausſtellungsplatz, 70 Morgen, unmittlbar am Palmengarten in der ſchönſten Gegend von Frankfurt gelegen,
iſt durch reizende Garten=Anlagen zum angenehmſten Aufenthaltsort umgeſchaffen.
Im Ausſtellungspalaſt, 18006 Quadratmeter groß, Correſpondenz= und Leſezimmer mit 200 Zeitſchriften. Im
Elngangsportal Poſt, Telegraphie und Verkehrsbureau, Verbindung mit der Stadt durch Trambahn und Omnibus.
Eine erſte Reſtauration, eine altdeutſche Welnſtube, Bierhallen renommirter Brauereien, Conditoreien, Kaffee's, Apfelwein
Halle ꝛc., electriſche Eiſenbahn, Ausſichtsthurm mit electriſchem Aufzug, natürliche Eisbahn, Rieſenfernrohr.
Täglich Nachmittags und Abends CORGERTE der berühmten Kapelle des Königlichen und Hofmuſikdirectors
Bilſe vom Berliner Concerthaus.
Ausſtellungszeitung erſcheint zwei Mal wöchentlich. Auflage 5000, Beſtellungen bei allen Buchhandlungen und Poſt=
anſtallen
, in Commiſſion bei Hrch. Keller in Frankfurt a. M. Alleinige Annoncen=Annahme Haaſenſtein &Km; Vogler. Reich
illuſtrirter Katalog von dauerndem Werth,
Eintrittspreis von 10 Uhr Horgens bis 6 Uhr Abends 1 Mk. pro Person.
Ex- Jamiſienſiarten ſür die ganze Dauer der Ausſleſſung 30 Mli. 2M
EDer Allein=Verkauf der Frankfurter Ausſtellungs=Looſe iſt dem Herrn B. Magnus,
rankfurt a. M., übertragen, an den ſich auch Wiederverkäufer wegen näherer Bedingungen wenden wollen.
reis des Looſes 1 Mark.
Frankfurt a. M., Mitte Aprl 1881.

[3791

Der Ausstellungsvorstand.

[ ][  ][ ]

(5898
Alten

geeignet zum Anſetzen,
per ¼ Liter 30 Pfennige.
ſovis Pink,
neben der Stadtkirche.

Vermiethungen.
5516) Untere Rheinſtraße ſchöne
Wohnung mit Balkon, 7 Zimmer, event.
auch Stallung, Remiſe ꝛc. Näheres Rhein=
ſtraße
49, 3. Stock.
5746) Ein ſchönes Zimmer, 1 Stiege
hoch, an eine einzelne Perſon zu vermiethen.
Näheres Schirmgaſſe 2.
5815) Alexanderſtraße 10 iſt der
mittlere Stock zu verm. u. bis Ende Auguſt
zu bez. Das Nähere Hinterbau rechts.
J. Schorlemmer, Hofſchreiner, Wwe.
5949) Marktplatz 5 ein Logis im
Vorderhaus mit allen Bequemlichkeiten zu
vermiethen und ſogleich zu beziehen. Zu
erfragen bei J. Poth, Hofmetzger.
5950) Mein Neubau, Heidelberger=
ſtraße
17, zunächſt der Wilhelmſtraße, iſt
zum Alleinbewohnen, oder in einzelnen
Etagen, zu vermiethen. Stallung kann
dazu gegeben werden. Zu erfr. Stadt=Allee 1
bei J. Conr. Mahr, Zimmermeiſter.

Vermiſchte Nachrichten.

Gyoolalarzt Dr. Rod. Reyor,
Verlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[53

[3)
=

a3 Anſtreichen der Fußböden,
Küchen und Treppen beſorgt raſch

und billig
Conrad Hopp=
gr
. Ochſengaſſe 34. (5517

Im Auguſt u. Octbr. a. c.
gehen mehrere große Möbel=
Ewagen leer nach Oberheſſen,
und können bis dahin Möbel billigſt mit=
genommen
werden.
(5519
L. A1ter, Möbelfabrik.

Leſucht für eine chemiſche Fabrik in
(-
2 Offenbach a. M. ein mit Inſtalla=
tions
= und Kupferſchmiede=Arbeiten durch=
aus
vertrauter
Gpenglermeister.

Offerten mit Angabe der Lohnanſprüche,
Familien=, Militär=Verhältniſſe und Ein=
trittszeit
ſind unter Beifügung von Zeug=
niß
=Abſchriften sub T4507 an Ru-
dolt
Mosse in Frankſurt a. M.
zu richten.
(5759

1323
126
Renten= u. Lebensverſicherungs=Anſtalt zu Darmſtadt.
Die diesjährige ordentliche General-Versammlung findet
Samstag den 9. Juli l. J., Nachmittags 3 Uhr,
im Hauſe der Anſtalt, Eliſabethenſtraße Nr. 60, dahier ſtatt.
Zur Theilnahme an dieſer Verſammlung werden die hierzu berechtigten Renten=
verſicherten
- 8 126 der Statuten - hiermit eingeladen.
Die in demſelben Paragraphen vorgeſchriebenen Berechtigungskarten, ſowie der
Rechenſchaftsbericht für 1880 ſind hier auf dem Bureau der Anſtalt, der letztere auch
auswärts bei deren Agenten, unentgeltlich zu haben.
T a g e s o r d n u n g:
1) Rechenſchaftsablage und Entlaſtung der Verwaltung für 1880.
2) Beſchlußfaſſung über Verwendung des Reingewinns aus 1880.
3) Statuten=Aenderungen.
(5749
Darmſtadt, den 22. Juni 1881.
Der Ausſchuß der Renten= und Lebensverſicherungs=Anſtalt.

Bekanntmachung.
Aus der Sparkaſſe und Kreditanſtalt für den Sparkaſſebezirk Groß=Bieberau
ſollen in der auf Ludwigstag den 25 Auguſt l. J. dahier ſtattfindenden General=
Verſammlung, zu welcher hiermit alle Mitglieder eingeladen werden, Prämien an
ſolche Dienſtboten ausgetheilt werden, welche mindeſtens 4 Jahre lang ununterbrochen
bei einer Dienſtherrſchaft gedient und Einlagen in die Sparkaſſe gemacht haben.
Die bewerbenden Dienſtboten haben ihre Geſuche längſtens bis zum 31. Juli l. J.
bei dem Rechner der Kaſſe einzureichen.
Dieſem Geſuch muß beiliegen:
1. ein Zeugniß der Dienſtherrſchaft:
a) über die ſeitherige Aufführung,
b) über die Dauer der Dienſitzeit (Tag des Eintritts),
0) daß ſich der Dienſtbote ununterbrochen und gegenwärtig noch in dem=
ſelben
Dienſte befindet, oder, wenn dies nicht der Fall iſt, aus welchen
Gründen der Dienſt aufgegeben worden iſt.
Dieſes Zeugniß muß von der Dienſtherrſchaft unterſchrieben, deren
Unterſchriſt von dem Bürgermeiſter beglaubigt und müſſen zugleich von
dieſem die Erforderniſſe unter b &am e mitbeſcheinigt ſein;
2. ein Zeugniß des Ortsgeiſtlichen und
3. des Großherzoglichen Bürgermeiſters darüber, daß ihnen bezüglich der ſitt=
lichen
Aufführung des Dienſtboten nichts Nachtheiliges, bekannt ge=
worden
iſt;
4. bei Dienſtboten, welche aus dem hieſigen Sparkaſſebezirk gebürtig ſind, aber=
außerhalb
deſſelben dienen, iſt außerdem noch ein Zeugniß erforderlich, daß
ſie keine Einlagen in die, an ihrem Dienſiorte beſtehende Sparkaſſe ge=
macht
haben.
Die Großherzoglichen Bürgermeiſter des Sparkaſſebezirks werden erſucht, Vor=
ſtehendes
in Ihren Gemeinden bekannt machen zu laſſen und zugleich darüber zu
ſ wachen, daß bei den Geſuchen allen Erforderniſſen entſprochen wird.
Groß=Bieberau, den 20. Juni 1881.
Die Direction der Sparkaſſe und Kreditanſtalt für den Sparkaſſebezirk
Groß=Bieberau.
(5750
Wörißhoffer.

Meinen gehrten Kunden zur Nachricht, daß ſich meine Wohnung nebſt Geſchäfts=
Jk Lokal vom 1. Juli ab
p₈
Hoſſtallſtraße Nr. 6 2M
befindet. - Für das mir ſeither geſchenkte Vertrauen beſtens dankend, hoffe ich, daß
Sie mich auch ferner mit Ihren werthen Aufträgen beehren werden.
Hochachtungsvoll
W. Maup, Herren=Kleidermacher,
(5951
W Hofſtallſtraße 6,
im Hauſe der Hof=Schönfärberei Fey=Böhler Wtwe.

in braver Junge geſucht bei (5952,
Schmied Walther, Saalbauſtraße 24.

ſFin tüchtiges Ladenmüdchen geſucht.
C.Wo? ſagt die Expedition.
(595¾

5954
1
rauO
Eine roth geherzte, engliſche Kropftaube
hat ſich verflogen. Dem Wiederbringer eine
gute Belohnung: 14 Ernſt=Ludwigſtraße 14.
354

[ ][  ][ ]

im erſten Lebensjahre iſt

R 126
1324
Als das beste Ranrungsmlttel tür EIdOT ds Löflund'ſge Kinder=
nahrungs
=Extract (aus
der Fabrik von Ed. Löflund in Stuttgart) zu empfehlen. Dieſes Extract iſt als aufgelöſter Zwieback zu betrachten, denn
es enthält die concentrirten Nährſtoffe des Waizenmehls aus denen Muskel, Knochen und Blut, ſich bilden, und zwar in
durchaus gelöſtem Zuſtande, ſo daß ſie mit größter Leichtigkeit und ohne Störung verdaut werden. Durch Zuſatz dieſes
Extractes zu friſcher Kuhmilch wird eine Miſchung hergeſtellt, die der natürlichen Nahrung am nächſten kommt, deshalb
zeichnen ſich auch die mit dem Löflund'ſchen Extract aufgezogenen Kinder durch Ruhe und Schlaf, raſche Körperzunahme und
feſtes, muskulöſes Fleiſch vor anderen Kindern gleichen Alters aus. - Das Extract iſt in jeder Apothele zu 90 Pfg. per Glas
(5955
zu haben, andernfalls verſendet die Fabrik 6 Gläſer im einfachen Porto.

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Expedition der Illuſtrirten Zeitung in Leipzig.

Hathollhenverein Darmstadt
Sonntag, 3. Juli, Abends 8 Uhr:
1. Abonnements-Concert.
Bei ungünſtiger Witterung im Saal.

(5956

5590
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Patent- &a
rRANETURT a. M. 1881.
Samstag den 2. Juli 1881,
Abends 6 Uhr:
Auffahrk des berühmten zuflſchifferg
Eugene Godard
aus PAR18
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Eintritt in die Ausſtellung von Mittags 12 Uhr ab bis Schluß des Parks.
Für Abonnenten M. 1. - Für Nichtabonnenten M. 1.50.
Kinder unter 12 Jahren die Hälfte.
Der AusstellungsVorstand.

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werden auf ſolide erſte Hypothek bei pünkt=
licher
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unter E F an die Exp. d. Bl. abzugeben.

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[5958

110030

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Frankfurter Patent= u. Muſterſchutz=
Ausſtellung
ſind 1 Mark in der Exp. d. Bl.
zu haben.
Hauptgewinn im Werthe von
30,000 Mk. ꝛc.

B Ein junger, gelbe
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H.
EE Hühnerhund mitweißer
Fleck auf der Bruſt entlaufen. De
Wiederbringer erhält eine ſehr gul
Belohnung: Dieburgerſtraße 10. V.
Ankauf wird gewarnt.
(593
G. .
Todes=Anzeige.
Allen Verwandten, Freunden und
Bekannten die ſchmerzliche Mittheilung,
daß unſere liebe Gattin, Mutter und
Tochter:
Frau Elise Hess, geb. Helfmann,
geſtern Abend½12 Uhr nach ſchwerem
Leiden in noch nicht vollendetem
28. Lebensjahre verſchieden iſt.
Um ſtille Theilnahme bittet
Der trauernde Gatte:
Georg Friedrich Heß, Feldwebel.
Darmſtadt, den 1. Juli 1881.
Die Beerdigung findet Samstag den
2. Juli 1881, Nachm. 5 Uhr, vom
Sterbehauſe, Mauerſtr. 17, ſtatt. (5959b

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B 126

Aus Etadi uad Land.
Darmſtadt, 1. Juli.
0 Die erſte Strafkammer des hieſigen Landgerichts hatte am
Donnerstag über einen Act empörender Nohheit zu befinden. In
dieſem Frühjahr wurde in Pfungſtadt allerlei Unfug verübt, Laternen
demolirt, Läden ausgehängt, Schilder fortgetragen, Gartenzäune und
Obſtbäumchen umgeriſſen, und endlich ſogar in dem mit einer 2 Meter
hohen Mauer umgebenen Hausgarten des Fabrikanten L. Scherer faſt
ſämmtliche Roſenſtämmchen - 24 an der Zahl - abgebrochen
reſp. abgeſchnitten und ausgeriſſen, außerdem die Beete zertreten, kurz,
der ganze Garten gräulich verwüſtet. Hinterlaſſene Fußſpuren lieferten
die erſten Anhaltspunkte für Ermittelung der Thäter, des 21jährigen
Heinrich Rühl und des damals noch nicht 18 Jahre alten Wilh. Löff,
die an jenem Tage ſtark in Bier und Branntwein gekneipt, auch nach
kurzem Leugnen, Trunkenheit vorſchützend, die That eingeſtanden. Die
Staatsbehörde beantragte behufs ſtrenger Ahndung ſolcher Exceſſe
6 reſp. 4½ Monate Gefängniß, allein der Gerichtshof ließ noch einmal
Milde walten und erkannte nur auf 24 reſp. 14 monatliche Gefängniß=
ſtrafe
, wobei das ſeither ungetrübte Vorleben der Beſchuldigten weſentlich
ſtrafmildernd in Betracht kam.
Der Vorſtand der Deutſchen Fortſchrittspartei beſchloß
in ſeiner am 25. Juni ſtattgehabten Sitzung, eine Verſammlung von
Vertrauensmännern aus dem Wahlkreis Darmſtadt=Großgerau auf
Sonntag, den 10. Juli, Nachmittags 3 Uhr in den Ritſert'ſchen
Garten=Saal einzuberufen, um die Candidatur unſeres bisherigen Reichs=
tagsabgeordneten
Herrn Fabrikant Büchner aus Pfungſtadt zu proclamiren
und gleichzeitig die weiteren Schritte zu berathen, die behufs Agitationen
bei der bevorſtehenden Wahl geſchehen ſollen.
1 Mittwoch den 29. d. Mts. hatte die Geſellſchaft Bürger=
vereins
wieder ein Feſt zu verzeichnen, das nach allen Seiten hin ein
wohlgelungenes zu nennen iſt. Der Gärtnerverein von Darmſtadt
hat unter Leitung des Herrn Gebauer den ſchon durch ſeine pracht=
vollen
Bäume bekannten Garten neu angelegt. Herrliche Teppichbeete
wechſeln mit ſeltenen Exoten ab, blühende Rieſenbeete verſchiedener
Blumen zieren den Garten. Die heiteren Klänge O. Engel'ſcher Muſik,
die durch die Vergnügungs=Commiſſion arrangirten Decorationen und
Fontainen ſchufen das Ganze zu einem Feentempel. Dank den Herren
Arrangeurs, die ſo viel Schönes in ſo uneigennütziger Weiſe ihrem
Verein geboten. Küche und Keller waren vorzüglich.
O Dem Vernehmen nach gebührt zwei hieſigen Lehrern das Ver=
dienſt
, auf der Mathildenhöhe ein ſchweres, gegen die Sittlichkeit
verſuchtes Verbrechen vereitelt zu haben. Die Unterſuchung ſoll bereits
eingeleitet ſein.
In Folge des ſtarken Zufluſſes von Fremden in Wiesbaden
iſt der hieſige Kälbermarkt geſtern ſeit längerer Zeit wieder einmal
von dortigen Metzgern als Einkaufern frequentirt worden, und hat die
Nachfrage von dieſer Seite naturgemäß ein Anziehen der Preiſe zur
Folge gehabt.
- Gerichtsvollzieher H. Eſchborn zu Groß=Umſtadt iſt ſeines
Dienſtes entlaſſen worden.
Mainz, 29. Juni. Das Ende eines Millionärs und
ſeiner Millionen; ein Roman aus der Gegenwart. Vor wenigen
Tagen wurde in unſerer Nähe die Villa x. verſteigert. Troßdem das
darauf erfolgte Angebot, das auch ſofort Mangels anderer Steigerer
den Zuſchlag erzielte, nach den Begriffen Vieler ein anſehnliches Ver=
mögen
repräſentirte, ſo war es doch nur ein kleiner Bruchtheil des
Werthes jenes mit fürſtlicher Pracht ausgeſtatteten Beſitzthums und
ſeines Flächeninhaltes. Das iſt ſchon an und für ſich traurig, ohne
gerade tragiſch zu ſein. Tragiſch aber iſt das Schickſal des einſtigen
Beſitzers jener Villa und ſein Ende. Er war mit Millionen heimgekehrt
aus der Fremde und ſo geehrt, oder die Pracht ſeiner Beſitzung ſo
merkwürdig, daß ers wagen konnte, eine der ſtolzeſten und höchſten
Fürſtinnen Curopa's zum Beſuch einzuladen, und dieſe wirklich auch er=
ſchien
. Indeſſen war ſeine Frau geſtorben, die ihm, während er die
Millionen erwarb, treulich zur Seite geſtanden war. Um nicht allein
zu ſein in dem Glanz und Ueberfluß, heirathete er wieder. Leider war
die Wahl nicht glücklich. Die junge Frau verlor inmitten des Reich=
thums
mehr als den Kopf, ſtürzte ſich in den Strudel von Vergnügungen
aller Art unter unſinniger Verſchwendung. Vergebens ſuchte der Mann
Halt zu gebieten. Seine Vitten wie Gebote und Vorkehrungen erwieſen
ſich als fruchtlos gegen den Dämon, der ſeine Frau erfaßt hatte, welche
in ſo unſinniger Weiſe das Geld hinauswarf, daß ſie ohne zu feilſchen
in Mainz gute Werthpapiere zu halbem Cours verſchleuderte. Eines
Tages überraſchte der Mann die Gattin zu Frankfurt bei einer Ver=
gnugungspartie
. Keck improviſirte ſie, er ſei irrſinnig, und ließ ihn feſt=
halten
. Das dauerte allerdings nicht lange, war aber ein furchtbarer
Schlag für ſein Gemüth. Auf ſeine Prachtvilla zurückgekehrt, folgte ihm
die Frau, und um ihr Benehmen zu rechtfertigen, ließ ſie ihren Mann
wie einen Kranken bewachen. Die Mägde erhielten den Auftrag, ihm
das Eſſen zu verweigern, ein ſtämmiger Kutſcher wurde ihm als per=
ſönlicher
ſtändiger Wächter in's Schlafgemach gegeben. Eines Tages
entkam der Bewachte dieſem Wächter, und manzkonnte ihn ſehen, den
Millionär, wie er in der benach harten Ortſchaft bei einem Glaſe Bier

ein Stück im Laden gekaufte Wurſt verzehrte, als wäre es ein Lecker=
biſſen
, denn er hatte Hunger, der arme Millionär, und das Geld,
welches man ihm gelaſſen hatte, reichte eben zu jenen Genüſſen. Das
erregte indeſſen Aufſehen, und der Ortsvorſtand legte ſich ins Mittel,
begab ſich in die Villa und ſchaffte Ordnung. Der Kutſcher wurde
fortgejagt und die Mägde mit Gleichem bedroht, falls ſie fortführen,
ihrem Herrn den Gehorſam zu verweigern. Aber die ſchrecklichen Er=
fahrungen
hatten das Herz des Mannes gebrochen. Er ſiechte dahin
und ſtarb bald. Die Sachen nahmen dann den entſprechenden Verlauf,
die prüchtige Villa mußte unter den Hammer des Verſteigerers, das
große Vermögen iſt fort, in alle Winde zerſtreut.
(M. N.)
Ein Mainzer Geſchäftsmann hatte einem dortigen Metzgermeiſter
einen Hund auf fünf Wochen in Pflege gegeben und erhielt dafür eine
Rechnung von 25 Mk., deren Zahlung er als zu hoch verweigerte. E3
erfolgte darauf Klage, es wurden Zeugen und Experten geladen, und
kam nach mehrmaliger Verhandlung der Fall in letzter Sitzung des
Landgerichts Mainz zur Erledigung. Die Entſcheidung fiel dahin aus,
daß der Geſchäftsmann nur 5 Mark, zugleich aber auch die Koſten
mit circa 70 Mk. zu zahlen habe, wonach das Futtergeld doch nicht
billig wurde.
Von einem ſchweren Schickſal wurde Secretariatsgehülfe K. der
Bürgermeiſterei Mainz betroffen. In dem Zeitraum von vier Wochen
ſind demſelben ſeine ſämmtlichen Kinder, 4 an der Zahl, im Alter von
anderthalb bis ſieben Jahren, durch den Tod hinweggerafft worden.
Die zwei älteſten ſtarben an Diphtherie, und hatte man darum die
beiden anderen nach auswärts geflüchtet. Allein der Todeskeim muß
auch in dieſen bereits geſteckt haben, denn das dritte iſt der Cholera,
das vierte wieder der Diphtherie erlegen.
Worms, 29. Juni. Wie wir hören, treten nach Beendigung der
diesjährigen Manöver im hieſigen Offiziercorps nachſtehende Veränderungen
ein. 1) Verſetzt werden nach Mainz: die Premier=Lieutenants Winter
und Hopfe; 2) nach Offenbach: Premierlieutenant Keppler, die
Secondelieutenants Hogrewe, Kolb und Zwenger. Dagegen wer=
den
hierher verſetzt: die Premierlieutenants Külp, von Rehfues,
Haneſſe(abcommandirt), von Graevemeyer, die Secondelieutenants
Lüttich (abcommandirt), Niſſen=Meyer, Wagner und Linde.
(W. Z.)
Am Dienstag Nachmittag ereignete ſich bei Gelegenheit der Militär=
übungen
bei Speyer ein höchſt bedauerlicher Unglücksfall. Es wagten
ſich nämlich einige junge Leute - Zöglinge der Speyerer Studienanſtalt
ſo nahe an den Uebungsplatz, daß der Wache ſtehende Soldat die=
ſelben
zurückweiſen mußte. Da deſſen Aufforderung jedoch nicht ſofort
entſprochen wurde, kam es, daß bei den Sprengverſuchen einige größere
Eiſenſtücke zwei der jungen Leute mit ſolcher Gewalt trafen, daß dieſelben
ſofort todt waren.
11 Theater= und Kunſtnotizen. In den heißen Tagen des
Sommers pflegt nicht nur die dichteriſche Productivität abzunehmen, auch
die Directionen ſind ermüdet, das Theaterpublikum zerſtreut ſich in die
Badeorte, und die kritiſchen Wartefrauen ſchlafen ein. Daher erfährt
man in dieſer Zeit auch wenig von neuen Erzeugniſſen der dramatiſchen
Muſe, höchſtens hier=und da etwas von den Arbeitsplänen jener Schrift=
ſteller
, die jedes Ei, bevor ſie es noch gelegt haben, ankündigen, oder
von den guten Vorſätzen ſtrebſamer Bühnenleitungen. Nur die Sen=
ſationskünſtler
ſind ſtets auf der Lauer, um irgend einen packenden
Stoff der Zeitgeſchichte möglichſt bald ſeeniſch zu verarbeiten. Von
widerwärtiger Actualität iſt ein Drama, das dem Wiener Carl=Theater
kürzlich eingereicht wurde: Jeſſe Helfmann Senſationsdrama in
8 Bildern von Gregor Sforzenski. Der jedenfalls pſeudonyme Autor
hat ſowohl für den Fall der Begnadigung, als für den der Vollſtreckung
des Todesurtheils an der Nihiliſtin vorgeſorgt. Jene Blätter, auf wel=
chen
der Schluß Nr. 2 (in gereimten Jamben) verzeichnet iſt, ſind ſchwarz
Umrändert! Die =Abfaſſung eines derartigen Stückes bekundet einen
äſthetiſchen Nihilismus, der das ſchärfſte kritiſche Strafmaß verdientl-
Im Münchener Hoftheater hat noch kurz vor Thorſchluß eine eigenartige
Premidre ſtattgefunden. Das erſte bayeriſche Infanterie=Regiment,König:
beging die Feier ſeines hundertjährigen Beſtehens in einem mannigfachen,
Bankette, Paraden und Gottesdienſt umſchließenden Feſtrepertoire, welches
mit der Aufführung eines Luſtipiels Die Schweſter des Oberſtlieutenants:
von Ludwig Ganghofer ſeinen Abſchluß gefunden. Ganghofers hervor=
ragendes
dichteriſches Talent, welches in der Bauernkomödie treffliche
Früchte gezeitigt, hat ſich in dieſer ſeiner jüngſten dramatiſchen Arbeit
von einer neuen Seite erfreulich bethätigt. - Italien entwickelt eine
beſondere Fruchtbarkeit auf dem Gebiete der Oper. Von dort kommt
die Kunde von ſechs theils in Vollendung begriffenen, theils bereits
fertigen neuen Opern. Ein italieniſcher Masſtro hat auch den Wallen=
ſteinz
in Muſik gebracht. Eine der graziöſeſten Opern des liebens=
würdigſten
aller franzöſiſchen Componiſten, Der Blitzl von Auber
ein Werk, das zur Zeit unſerer Väter ſich einer allgemeinen Beliebt=
heit
erfreute, aber ſeitdem merkwürdiger Weiſe von der Bühne verſchwunden
iſt iſt im Kroll'ſchen Theaterzin Verlin wieder in Scene geſetzt
worden und hat ihren alten Zauber bewährt. - Adelina Patti tritt
im Oktober von Liverpool aus ihre Reiſe über den Ocean an. Sie will
in Amerika nur in Concerten auftreten. Sie wird begleitet werden von
ihrem Gatten, Herrn Nicolini, von Frl. Hohenſchild, einer Al=
tiſtin
, Tochter des zu Darmſtadt verſtorbenen Ober=Medicinalraths

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Hohenſchild, und Frl. Caſtellane, einer talentvollen Violiniſtin.-
Der Berliner Concertagent Eugen Hermann, der uns die Zumuthung
ſtellen wollte, auf Sarah Bernhardt trotz ihrer wiederholten Declamationen
gegen Deutſchland und die Deutſchen dennoch unſere künſtleriſche Gaſt=
freundſchaft
auszudehnen, hat von der Dame ſelbſt eine empfindliche
Lection bekommen. Sie ſagt in einem an den Gaulois- gerichteten
Schreiben: Ich kenne das Individuum ncht, welches ſich Hermann
nennt. Mein Agent in Curopa wird Monſieur Jarrett ſein, derſelbe,
welcher mich in Amerika begleitet hat. Mein Vertrag umfaßt ganz Eu=
ropa
, Preußen ausgenommen, - das iſt die abſolute Wahrheit. Jeder,
der ſie nicht glaubt, muß ein Schwachſinniger ſein. Thatſächlich hatte
allerdings Mr. Jarrett bereits Herrn Hermann mit den Arrangements
für Deutſchland betraut. Selbſtverſtändlich wird nach dieſem Briefe
das Deutſche Reich von Sarah Bernhardts Gaſtſpielglobus getilgt wer=
Hans Makart hat das Portrait
den. O unglückliches Deutſchland!
der öſterreichiſchen Kronprinzeſſin Stefanie gemalt; das Bild ſollte in
dieſen Tagen in Prag ausgeſtellt werden. - In Tübingen fand am
30. Juni die Enthüllung des Hölderlin=Denkmals ſtatt. Dasſelbe
iſt von dem Bildhauer Andrieſſen aus Dresden der Stadt Tübingen
zum Geſchenk gemacht worden. Es ſtellt die gefeſſelte Pſychel dar und
trägt am Fuße des Sockels den Namen Hölderlin; der Genius des
Ruhmes reicht den Lorbeerkranz dar. - Lord Byron, dem Dichter
und Freiheitskämpfer, wird gegenwärtig in Miſſolounghi ein Denk=
mal
geſetzt. Die in neugriechiſche Hexameter gekleidete Inſchrift lautet
in der Ueberſetzung alſo: Steh ſtill, o Wanderer, und betrachte Byron,
Englands Ruhm und die Ehre der Töchter Mnemoſynens, welche ihn ſo
ſehr geliebtl Zum Gedächtniß ſeiner edlen Thaten haben ſich die Griechen
unſerer Zeit vereinigt, um ihm dieſen Marmor zu errichten. Denn e:
iſts, welcher Griechenland in ſeiner Kampfesnoth zu Hilfe eilte und ſeiner
Helden Muth entflammte. Eine zu ihrer Zeit berühmte und beliebte
Sängerin, die auch unſerer Hofoper als Primadonna angehörte, iſt
jüngſt aus dem Leben geſchieden. Die verwittwete Frau Oberſt=
Lieutenant von Steiger, unter ihrem Mädchennamen Pauline
Marx vielen Darmſtadtern noch in lebhafter Erinnerung, iſt
in Potsdam geſtorben. Geboren 1819 zu Karlsruhe (mit Adolf
Bernhard Marx war ſie nicht verwandt), erregte ſie in Paris als
Schülerin Vordoczin's die Aufmerkſamkeit Meyerbeer's, welcher mit ihr
die Alice, Jſabelle und Valentine einſtudirte. 1843 gaſtirte ſie, nachdem
ſie drei Jahre in Dresden engagirt geweſen, in Berlin und wurde für
lyriſche und dramatiſche Partien erſten Ranges engagirt. Ihr Repertoire
hatte im Verlaufe eines Jahrzehnts eine ungemeine Vielſeitigkeit und
Ausdehnung erlangt; neben Coloratur=Partien (Amina, Conſtanze;
figuriren Soubretten=Rollen, und die ſchüchterne Gabriele des Nacht=
lagers
verwandelte ſich am nächſten Abend in die Furie des Haſſes oder
die giftgeſchwollene Eglantine. Nach acht Jahren einer ehrenwerthen
Wirkſamkeit packte ſie der Wandertrieb, bis ſie 1857 der Bühne entſagte
und ſich in Ulm mit dem württembergiſchen Hauptmann von Steiger
vermählte.

4 Wie man in der guten ruſſiſchen Geſellſchaft
zu Mittag ißt.
Ich werde mich huten, über ein fremdes Volk zu ſprechen, ohne mit
ſeinem Speiſezettel zu beginnen. Das Beiſpiel Herodok's, der die Nationen
nach den Nahrungsmitteln elaſſificirte, iſt mir Autorität, und ſo wie
die Afrikareiſenden, gleich als wären wir Zuckerbäcker, uns immer und immer
wieder umſtändlich berichten, wie die Neger ihren Kuchen kneten und treten,
und uns nicht vergeſſen mitzutheilen, ob die Kaffern ihre Heuſchrecken ge=
ſotten
oder gebraten, mit Salat oder mit Conſiture verzehren, ſo will ich
auch gewiſſenhaft ſein und den Leſer mit gebührendem Ernſt darüber unter=
halten
. was und wie der Ruſſe ißt.
Ohnehin nimmt nicht bloß der Forſcher, ſondern der Ruſſe ſelbſt an
der Beſchaffenheit ſeines Diners ein großes Intereſſe; dieſer Gegenſtand iſt
ihm immer wichtig. Und wie wichtig! Haben Sie noch nie in einem Gaſt=
hofe
Deutſchlands oder der Schweiz eine ruſſiſche Familie ſeufzend und
händeringend, mit allen Zeichen der bitterſten Verzweiflung getroffen? Was
Nein, Gott,
iſt geſchehen? Erhielten Sie ſchlechte Nachrichten von Hauſezu-
ſei
Dank, ſie befinden ſich alle recht wohl, aber wir verhungern! Sie ver=
hungern
? Zwiſchen ſechs Gaſthöfen eingeklemmt und das Portefeuille von
Banknoten ſtroßend? Doch tröſten Sie ſich, um vier Uhr iſt Table dhste,
da werden Sie ſich erholen. Ach, ſprechen Sie mir nicht von Table dhöte,
was da gereicht wird, iſt la vache enragée. Nicht ſelten packt eine ruſſiſche
Geſellſchaft über Nacht ihre Siebenſachen zuſammen und reiſt aus den ſchön=
ſten
Gegenden der Schweiz und Italiens Knall und Fall heim, um wieder
einmal etwas Anſtändiges zu eſſen. Eſſen die Ruſſen denn zu Hauſe beſſer?
Allerdings, es läßt ſich nicht leugnen.
In ganz Nordoſt=Europa, alſo in Skandinavien, Finnland und Ruß=
land
, auch in Vor=Pommern und auf der Inſel Rügen, wo ſich dieſe Sitte
von der ehemaligen ſchwediſchen Herrſchaft her erhalten hat, hebt das Diner
(um 5 Uhr etwa beginnend) nicht mit der Suppe, ſondern mit dem Vor=
ſchmackl
(ruſſiſch sakusska) an, der an einem beſonderen Tiſch
ſtehend verzehrt wird. Der Vorſchmack enthält allerlei Kleinig=
keiten
: Caviar, Sardellen, geräucherten Lachs, Radieschen, Schweizerkäſe und
magenſtärkenden Liqueur.

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Iſt die Sakußka beendet, ſo ſetzt man ſich zu Tiſche. Von den ver=
ſchiedenen
Potages ſteht obenan eine kräftige Bouillon (oder ſoll man ſagen
ein Bouillon L), ſo kräftig, wie ſie ſelten anderswo in Europa, nie in einem
Gaſthofe, gekocht wird. Das ausgeſottene Fleiſch kommt natürlich nicht mehr
auf den Tiſch, ſondern bleibt den Dienſtboten aufgeſpart. Zur Suppe ſer=
virt
man immer Paſtetchen (Piroschki). Nach dem Potage giebt man
einen Fiſch erſter Qualität, am häufigſten Sik, Sudak oder Lachs. Bei
beſonders ſolennen Gelegenheiten wird man Sterlet, einen ſehr koſtbaren
Wolga=Fiſch, auftragen. Jetzt ruͤckt der ungeheure Roaſtbeef an, von mannig=
fachen
Gemüſen umgeben (=Grünigkeiten; heißen es die Deutſchruſſen, und
Grünkerl= nennen ſie den Gemüſehändler). Der Roaſtbeef ſteht an Saftig=
keit
dem engliſchen gleich, und er iſt es hauptſächlich, der beim Anblick der
deutſchen vache enragée: das Heimweh der Ruſſen erweckt. Als Braten
erſcheint delicates Wildgeflügel: Haſelhuhn, Birkhuhn, Urhuhn. Dieſe
drei Waldhühner werden dem Rebhuhn, der Wachtel, der Schnepfe und der
Wildente vorgezogen. Tauben darf der Ruſſe nach ſeiner Religion weder
tödten noch eſſen, und wenn man es ausnahmsweiſe thäte, würde man ſie
ſophiſtiſch nicht für Taube (coluby), ſondern für Spatzen ausgeben, gerade
ſo, wie in der heiteren Geſchichte des Lahrer Hinkenden Boten' die Ente
von der Gaſtwirthin für einen Fiſch erklärt und deßhalb am Faſttage von
ihren Gäſten ohne Bedenken verſpeiſt wurde.
Neben den geflügelten Braten kommt der vierfüßige kaum in Betracht.
Rehe giebt es nicht, Haſen - dieſes für uns köſtliche Gericht - werden
nicht geſchätzt, ſie gelten für Dienſtbotenſpeiſe. Die ſüße Speiſe geräth beſſer
als in England, das mit ſeinem Plumpudding ein Attentat auf jeden halb=
wegs
zarten Magen vollführt. Außer Creme und Eis ſervirt man ſchöne
Fruchtgelses.
Das Diner iſt noch nicht zu Ende, unſer warten noch die , blauen Gläſer=
Der Diener räumt die Teller ab wiſcht die Broſamen ſäuberlich vom Tiſch=
tuch
, und nun ſpazieren die ominöſen blauen Gläſer an, welche das erwärmte
Spülwaſſer enthalten. Das Geſchäft wird mit Anſtand verrichtet - mir
iſt es jederzeit shocking geweſen! - und nun wirft die Dame des Hauſes
einen prufenden Blick über die Geſellſchaft und wendet ſtumm das Geſicht
nach dem Diener. Dieſer eilt, die Flügelthüren des Saales zu öffnen, Ma=
dame
erhebt ſich, und jetzt beginnt das Nachſpiel!
Alle, welche am Mittageſſen theilgenommen, nahen dem Hausherrn und
der Hausfrau, um für die Gaſtfreundſchaft zu danken, und je nach dem
Grade der Intimität erlaubt man ſich, entweder der Dame die Hand zu
küſſen, wofür man mit einem Kuß auf die Stirn belohnt wird, oder be=
gnügt
ſich mit einer ſtummen Verbeugung und erhält als Antwort die Rechte
zum Handſchlag gereicht.
Der Kaffe wird entweder im Speiſezimmer oder im Kabinet des Herrn
genommen; Verwandte und gute Freunde bleiben entweder bis zum Thee,
oder rüſten ſich zum Theater, denn es iſt ſieben Uhr geworden.

Vermiſchtes.
- Folgen des Aergers bei Canarienvögeln. Ein Gerichts=
vollzieher
in Berlin pfündet unter Zuziehung des Gläubigers bei einem
Schuldner vierzehn Canarienvögel mitſammt den Käſigen. Als der Gerichts=
vollzieher
einige Tage ſpäter die gepfändeten Vögel abholen will, ſitzen vier=
zehn
Sperlinge in den Küfigen. Wo ſind die Canarienvögel zu iſt die erſte
Frage des Gerichtsvollziehers. Die ſind ja da, antwortete der Schuldner,
kann ick denn davor, daß die Bande vor Aerger jrau jeworden; wenn ick
eenen Jerichtsvollzieher ſehe, krieje ick ooch jraue Haare. Dem Gerichtsvoll=
zieher
gelang es nicht, den Verbleib der gelbgefiederten Sänger zu ermitteln,
zu einer Anzeige bei der Behörde kam es nicht, denn Kläger und Beklagter
hatten ſich inzwiſchen geeinigt.
Zwei Frankfurter Börſenmänner forderten ſich im Verlaufe voriger
Woche auf Piſtolen, weil dem Einen das Geſicht des Andern nicht gefiel.
Nachdem alle Vorbereitungen ſoweit getroffen, der Termin und Ort beſtimmt
waren, ſagte der Geforderte: Ich bin etwas unpünktlich. Sollte ich vielleicht
zu ſpät kommen, ſo fangen Sienur inzwiſchen allein an.

Volizei=Bericht vom 30. Juni.
Einer Dienſtmagd ſind heute Vormittag mittelſt Einbruchs mehrere
Kleidungsſtücke entwendet worden. Der Thäter iſt unbekannt. Aus einer
unverſchloſſen geweſenen Schlafſtube wurde eine ſilberne Remontoir=Uhr ent=
wendet
. Als der That verdächtig wird ein unbekannter Bettler bezeichnet.

Tages

ſalender.

Samstag 2. Juli: Garten=Concert des Kriegervereins Darmſtadt mit Tan
in der Reſtauration Markwort.
Sonntag 3. Juli: Waldpartie des Geſangvereins Sängerluſt. Waldparti
des Beſſunger älteren Geſangvereins. Abonnements=Concert im Katho
liken=Verein. Waldpartie des Geſangvereins Liedertafel.

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperials 16 M. 72-7. Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 39-44 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 20-24 Pf. Dollars in Gold 4 M. 22-25 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.