Murnerventhrel
vbertetſährtid 1 Mark v0 Pf. ud
Eringerlohn Auzwärtz werden von
den Boſismtern Beſtellungen a
2gengenemuan zu 1 Mark 50 Pfl.
wCuata ue Beſaufſchlag.
rag= und Anzeigeblatt.
Mit der Sonntags=Beilage:
25Uuſlitttep zenttthattuſhvolhit.
Aſerate
werben angenommen: iDarmſtadt
dn der Expedition, Rheinſt. xr. 2.
mBeſſungen von Friedr ooze
Holzſtraße R. A ſovie ain
von ellen Cunemen Eppeditona
Amtliches Organ
fuͤr die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behärden.
R 125.
Donnerstag den 30. Juni.
1881.
Ueberſicht der Marktpreiſe von folgenden Gegenſtänden vom 15., bis 22. Juni 1881)
Butter per ¹⁄ Kilo Mk. 1., ditto in Partien 100 Kilo 85 Pfg. Eier per Stück 6 Pfa., ditto per 25 Stück M. 1.30,
Kartoffeln per 100 Kilo M. 7, ditto per 25 Kilo M. 1.75. Kornſtroh per 50 Kilo M. 4, Heu per 50 Kilo M. 5.
Darmſtadt, den 24. Juni 1881.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
B e k a n n t m a ch u n g.
Im hieſigen ſtädtiſchen Lagerhaus (nördliche Hälfte) iſt die 4. Etage vom
3. September d. J. an zu vermiethen. Naͤheres auf unſerem Bureau.
Darmſtadt, den 13. Juni 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
(3507
Ohly.
Aufforderung der Pfandſchuldner
und
Pfänder=Verſteigerung.
Die Schuldner des hieſigen ſtädtiſchen Pfandhauſes, deren Pfänder in den
Monaten October, November, December 1880, ſowie Januar, Februar und
März 1881 fällig waren, werden hierdurch aufgefordert, ſolche bis zum
9. Juli d. J. einzulöſen oder die Pfandſcheine prolongiren zu laſſen,
widrigenfalls dieſe Pfänder
Montag den 15. Auguſt d. J.,
Nachmittags 2 Uhr,
verſteigert werden.
Es wird ausdrücklich darauf aufmerkſam gemacht, daß fällige Pfänder,
welche weder ausgelsſt noch prolongirt worden ſind, vor dem
Ver=
ſteigerungs=Termin umverſetzt ſein müſſen, indem während der
Ver=
ſteigerungstage die Umverſetzung nicht mehr ſtattfinden kann.
Darmſtadt, den 15. Juni 1881.
Die ſtädtiſche Pfandhaus=Verwaltung.
Leißler.
Ollweiler.
5448)
Steinkohlenlieferung.
Die Lieferung des ſtädtiſchen
Steinkohlen=
bedarfs für den Winter 18812 ſoll
ver=
geben werden. Es wird nur auf
Förder=
kohlen 1. Qualilät von einer der beſten
Zechen der Ruhr reſlectirt, welche direct
von der Zeche nur per Bahn und zwar
mit 10,000 Centner im September und
October, im Uebrigen je nach Bedarf im
Laufe des Winters in der Weiſe zu liefern
ſind, daß nach erfolgter Beſtellung täglich
2 Doppelwaggons mit Originalfrachtbrief
dahier eintreffen. Der Preis iſt per
Doppel=
waggon 200 Centner entweder ab Zeche
oder franco Bahnhof Darmſtadt zu ſtellen,
und ſind Angebote bis längſtens 15. Julid. J.
verſchloſſen und gehörig überſchrieben bei
uns einzureichen.
Darmſtadt, den 20. Juni 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
[5761
Aufforderung. (5851
Forderungen jeder Art an den
Nachlaß des verſtorbenen Buch= und
Kunſthändlers L. W. Rühl dahier
ſind binnen 8 Tagen bei mir
anzu=
melden.
Darmſtadt, den 27. Juni 1881.
In Auftrag der Erben:
Heinrich Störger.
Freiwillige
Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 1. Juli 1881, Vormittags
9 Uhr.
werden durch den Unterzeichneten in dem
Hauſe Teichhausſtraße Nr. 8 dahier in
Folge Umzugs verſchiedene Möbel, Haus=
und Küchengeräthe, ſowie ein gut erhaltener
Hühnerſtall öffentlich meiſtbietend gegen
gleich baare Zahlung verſteigert.
Darmſtadt, den 29. Juni 1881.
Engel,
Großh. Gerichtsvollzieher. 6917
Feilgebotenes.
Berlner Weissbier,
geſundes und erfriſchendes. Getränk,
ſempfiehlt
Cafs Stamm.
351
R 125
1314
Nineralwasse.
4½
friſch eingetroffen: „.
Carlsbader Schloss, Mühl & Sprudel
Homburger Elisabethbr., Kissinger
Racoezy, Marienbader Kreuabr.,
Schwalbacher Wein- & Stahlbr.,
Vichy, Wildunger Gg. Victor,
Hunyadi Janos, Friedrichshaller
Bitterwasser, Biliner, Pachinger,
Sodener ete. eto.
A. P. Polh,
Bleichstrasse. (5552
Taſel-Senſe;
Sehr feinen Moſt=Senf,
Düſſeldorfer Senf,
Aecht Engliſches Senfmehl in
Packung und Anbruch
empfiehlt
Friedr. Schaefer,
1639)
Ludwigsplatz 7.
Roſenſtäbe
weiße und farbig angeſtrichene,
em=
pfiehlt
(3816
Leopold Reinhard, Holzhdlg.
8. Nieder=Ramſtädterſtraße 8
lach Hilfe ſuchend,
Abſdurchfliegt mancher Kranie die
Zei=
tungen, ſich fragend, welcher der vielen
Heilmittel=Annoncen kann man
ver=
trauen? Dieſe oder iene Anzeige
im=
ponirt durch ihre Größe; er wählt und
wohl in den meiſten Fällen das -
Unrichtigel Wer ſolche Enttäuſchungen
vermeiden und ſein Geld nicht unnütz
ausgeben will dem rathen wir, ſich
1
von Richter's Verlags=Anſtalt in
Leip=
ig die Broſchüre „Gratis=Auszug
kommen zu laſſen, denn in dieſem
Schriftchen werden die bewährteſten
Heilmittel ausführlich und ſachgemäß
beſprochen, ſo daß jeder Kranke in
aller Ruhe prüfen und das Beſte für
ſich auswählen kann. Die obige,
be=
keits in 450. Auflage erſchienene
Broſchllre wird gratis und franco verſandt,
es eutſtehen alſo dem Beſteller weiter keine
Koſten, als 6 Pfa. fülr ſeine Poſtkarte.
Gebrannter Kaſſee
ſtets friſch, rein und kräftig.
per Pfund 1 M.
G. F. Woth,
Bleichſtraße.
(5290
Billigs Pankofieln.
2379) Die ſo beliebten Frauenpantoffeln,
das Paar zu 3 Mark, friſche Sendung
Frauen=, Männer= und Kinderſtiefel in
bekannter Güte eingetroffen.
Bahnhofsſtraße 1, 1 St. hoch.
Empfehle:
Eine Partie zurückgeſetzte baumwoll. Strümpfe u. Beinlängen per Paar von 20 Pig. an,
diverſe Knöpfe per Dutzend von 10 Pfg. an,
„ „
Herren=Kragen per Stück 15 Pfa.,
(5773
„ Herren=Vorhemden „ 40 „
„
Louiſenplatz
Michael Sohmidt,
4.
W
41
StolIweroksche
Chocoladen
und Cacaos
empfehlen in Origivalpackung
in Darmstadt:
J. Brüchweh. Hof=Lieferant,
H. H. Jochheim,
G. Liehig Sohn,
Carl Reinemer,
Jac. Röhrich,
(5685
Carl Watzinser.
garantirt reine alte Waare, billigſt.
G. F. Podh,
Bleichſtraße. (5286
Royce
Durch große Einkäufe von der
vorletzten Auction in Holland, welche
bekanntlich die allerbilligſte war,
bin ich in der angenehmen Lage,
meine werthen Kunden in Kaffce
zu außerordentlich billigen
Preiſen bedienen zu können, und
erlaube ich mir auf einige meiner
Sorten, welche zu den allerfeinſten
Marken gehören, aufmerkſam zu machen.
Braunon &am; golben Proangor,
braunen & golben Honado,
grosshohnigen Martiniqus,
„ Conadoloup & Bourhon
Hoilgherry, blauon Java,
blauen Jamaica ote. ote.
Gleichzeitig empfehle meine ſtets
friſch gebrannten Kaffe's in nur feiner
Qualität von Mk. 1.20, Mk. 1.40,
Mk. 160, Mk. 170 und Wiener,
Miſchung, anerkannt das
aller=
feinſte, zu Mk. 1.80.
Hochachtungsvoll (5775
Wilhelm Weber.
Burgunder-Essig
hochfeiner Speiſe= u. Einmach=Eſſig,
ver Schoppen 15 Pfg.
G. P. Poth,
Bleichſtraße. (5784
Sohr Schönen Hopfsalat,
Gurkon, Erbson & Carotton
empfiehlt
Gärtner Lenz,
Heidelbergerſtraße 8. (5791
usoctonstich-Gläschon,
ſehr bequem und praktiſch,
Sehnaken-Räucherkorzon
empfiehlt
Friedr. Schaefer,
Ludwigsplatz 7. (5854
Gefüllte Nelken Stück 20 Pig.
Aloys Roessner,
Kranichſteinerſtraße Nr. 51.
Dimmerdouche zu verkaufen.
6899
2) Promenade 57. 2. Etage.
Z u m
AnſetzensrEinmachen.
Alten Nordhäus. Tornbranntwein.
Feinsten Cognas, Aras, Rum (alles
Originalwaare)
Feinsten gereinigten Weingeist,
Alle dewürze (nur beſte Qualität),
Feinsten Weinessig,
„ Champagneresslg.
„ Bordeauxessig,
Raffinade & ächten holl. Aucker,
Pergamentpapier eto.
empfiehlt
1
Heber,
Eliſabethenſtraße 14. (5918
Blumen
Blühende und Blattpflanzen, ſowie
Hochzeits., Geburtstags. und Trauer=
Bouquets empfiehlt billig und ſchön die
(5919
Handelsgärtnerei von
Brch. Lenz,
Heidelbergerſtraße Nro. 8.
Sohwalheimer
Kur=& Cafelwaſſer 1. Ranges.
Erfriſchungstrank, an
Lieblich=
keit des Geſchmacks nnübertroffen;
übertrifft an Kohlenſäuregehalt alle
anderen Mineralwaſſer.
Haupt=Niederlage:
4. 4 Gu,
G.
Bleichstrasse. (578s
Jud. Heyl Sohn,
Holzſtraße 17,
empfiehlt:
alle Sorten Branntweine
u. Weingeist zum Anſetzen
in anerkannt beſten Qualitäten, ſowie die
dazu nöthigen Gewürze. (5920
Alle Sorten
ächte engl. Props
wieder eingetroffen und empfiehlt
ilh. Weber,
Eliſabethenſtraße 14. (5921
Hizza-Oliven-Oel,
hochſein, per ½ Liter 80 Pfg.,
Bostes Salat-Oel
per ½ Liter 80, 60 u. 40 Pfg.,
Burgunder & Rheinischen
Weinessig
in beſten Qualitäten
Düsseldorfer & Thüringer,
Tafelsente
von ſcharfem und ſüßem Geſchmack
[5922
empfiehlt
Emanuel Fuld.
zpielwein
1000 bis 1200 Liter guter
Apfel=
wein zu verkaufen bei
Gaſtwirth H. Heil
in Eberſtadt. (5923
Vermiethungen.
1971) Aliceſtraße 8 iſt der mittlere
Stock, beſtehend aus 5 Zimmern und allen
Bequemlichkeiten, zu vermiethen und
ſo=
fort zu beziehen.
5014) Carlsſtraße 12 II. ein möbl.
Zimmer zu vermiethen.
R125
4170) Ob. Heinrichſtraße 60 iſt die
Parterrewohnung, aus 6 Zimmern ꝛc.
be=
ſtehend, zu verm. u. bis Auguſt zu bez.
4726) Ballonplatz 2 iſt in meinem,
Hauſe ein ſchönes Logis, beſtehend aus drei
Zimmern, Küche, Keller und allen
Bequem=
chkeiten, zu vermieihen.
4731) Soderſtraße 5, 1. Stock, ein
gut möblirtes Zimmer, auf Wunſch mit
Penſion, zu vermiethen.
5075) Stiftſtraße 46 ein möblirtes
Parterre=Zimmer gleich zu beziehen.
5176) Bleichſtraße 27 eine freundl
Wohnung, enthaltend 5 Zimmer,
Waſſer=
leitung ꝛc., gleich zu beziehen.
5497) Marienplatz 10 ein hübſch möbl.
Zimmer im Seitenbau zu vermiethen.
5563) Rheinſtraße 23 Laden mit
Comptoir zu vermiethen.
5596) Marienplatz 12, zunächſt der
Dragonerkaſerne, 2 fein möblirte Zimmer.
5748) Kiesſtraße 8 Vorderhaus
par=
terre ein möbl. Zimmer zu vermiethen.
5802)
Laden
mit vollſtändiger Einrichtung, kleinem
Lo=
gis, ſofort zu beziehen. Wilhelminenſtr. 17.
5810) Neue Kiesſtraße 50 die bel
Etage, beſtehend aus 5 Zimmern nebſt
Zubehör, Waſſerleitung und Gartenantheil,
ſofort beziehbar. Näheres Kirchſtraße 18.
1315
5864) Lauteſchlägerſtraße 22 ein
Manſardenlogis zu vermiethen.
5866) Magdalenenſtraße 21 ein
kleines Logis zu vermiethen.
5867) Grafenſtraße 37 I. Stock ein
gut möblirtes Zimmer zu vermiethen:
5871) Steinſtraße 21 zwei möblirte
Zimmer an 1 Herrn.
5924) Wienersſtraße 65 eine hübſche
Manſarde von 5 Piecen unter Glasabſchluß,
Waſſerleitung und ſonſt allen
Bequemlich=
keiten ꝛc. an ruhige Familie zu vermiethen.
5925) Ein fein möblirtes Zimmer
mit Kabinet iſt an einen Herrn oder Dame
zu vermiethen, auf Wunſch auch theilweiſe
Penſion. Wo? ſagt die Expedition.
5926) Ecke der Bleich= und
Fabrik=
ſtraße 1 im Seitenhau eine Stiege iſt
ein freundliches Logis mit Ausſicht auf die
Straße, beſtehend aus 3 Zimmern, Küche,
Zubehör, und, wenn gewünſcht, auch
Man=
ſardenzimmer, zu vermiethen und Ende
September zu beziehen.
5927) Ecke der Beſſ. Carlsſtraße
u. Herrmannsſtraße in dem neu erbauten
Hauſe der 2. Stock u. das Manſardenlogis
per 1. Aug. zu verm. Näh. Eichbergſtr. 19.
Vermiſchte Nachrichten.
Alle Haararbeiten;
C. Hermes, Hoftheaterfriſeur, Louiſenſtr. 8.
[6
ſesangveren
Aouuaidton
Sonntag den 3. Juli 188l.
Whlbpllu Uu goooholliy.
Zuſammenkunft am hohlen Weg. Abmarſch präcis 2 Uhr.
Der Vorstand. (5829
5590
Kſlgemeine Deutſche
„
rateh E. MölerSGhut-AlSStGhg.
ERANEEURT a. M. 1881.
Donnerstag den 30. Juni 1881,
Abends 6 Uhr:
Auffahrt des berühmten zuflſchiffers
Eugone Godard
aus PAnI8
in ſeinem großen Ballon
„C0UETE.
Eintritt in die Ausſtellung von Mittags 12 Uhr ab bis Schluß des Parks.
Für Abonnenten M. 1. - Für Nichtabonuenten M. 1.50.
Kinder unter 12 Jahren die Hälfte.
Der AusstellungsVorstand.
1316
R125
Allgemeiner Vereingegen Verarmung und Bettelei
um Darmstadt.
Der wichtigſte Theil der Thäligkeit unſeres Vereius, ſowie der Verwendung
ſeiner Mittel fällt in den Winter, welcher deshalb auch vorzugsweiſe den Maßſtab
ſowohl für die Größe der vorhandenen Noth als für die Wirkſamkeit des Vereins
geben kann. Gerade in dieſer Hinſicht lonnten aber die bisherigen Rechenſchaftsberichte
unſeren Mitgliedern kein genügend tlares Bild geben, indem die vom 1. Januar bitz
31. Decbr. laufenden Abrechnungen natürlich ſtets die zweite Hälſte des einen und die erſte
Hälfte des nächſten Winters enthielten. Der Vorſtand hat deshalb beſchloſſen, die künftigen
Rechnungen für die Zeit vom 1. April bis 31. März jeden Jahres aufzuſtellen und
der diesjährige Bericht muß deshalb die Feit vom 1. Januar 1880 bis 31. März 1881
umfaſſen. Die betreffende Generalverſammlung wird im Herbſt d. Js. ſtattfinden, der
Vorſtand glaubt aber den verehrten Mitgliedern ſchon jetzt die vorläufig feſtgeſtellten
Ergebniſſe der Rechnung in folgender Ueberſicht mittheilen zu ſollen.
Ue b erſicht
über die Einnahmen und Ausgaben des Allgemeinen Vereins gegen Verarmung und
Bettelei zu Darmſtadt für die Periode vom 1. Januar 1880 bis Ende März 1881.
A. Einnahme.
M. Pf. M. Pf.
1. Milde Gaben und Verehrungen:
2) Beiträge der Mitglieder
21691
b) Einmalige Geſchenke
732 78 22423 78
2. Zinſen von Depoſiten und Effecten
640 12
3. Erſatzpoſten
484
4. Kaſſevorrath aus vorderen Jahren
8219 69
4a. Zurückempfangene Darlehen.
856
Summe der Einnahmen
32623 59
B. Ausgabe.
I. Verwaltungskoſten, Abgänge und Nachläſſe:
6. Gehalte, beſondere Belohnungen und Taggelder
1897 58
6. Schreibmaterialien, Druckſachen, Buchbinderlohn
25 80
7. Botenlohn, Poſtgeld, Verkündigungskoſten
187 5
295 84
8. Miethe, Heizung und Beleuchtung.
9. Für Anſchaffung von Mobilien
3 40
10. Uneinbringliche Poſten und Nachläſſe
423 50 2833 17
II. Unterſtützungen:
13. a) Gaben an hieſige Unterſtützungsbedürſtige
25169 46
b) Desgleichen an Großh. Polizeiamt dahier für arme
durchreiſende Handwerksburſchen
900
17. Darlehen
1070 - 27139 46
Summe der Ausgaben
29972 63
A bſ chl u ß.
Die Einnahme beträgt.
32623 59
Die Ausgabe beträgt.
29972 63
Bleibt Reſt
2600 96
welcher in baarem Vorrathe beſteht und in das Rechnungsjahr v. 1. April 1881182 übergeht.
Die Zahl der Mitglieder des Vereins, welche Ende 1879 1209 betrug. iſt bis
Ende März 1881 auf 1230 geſtiegen. In der Periode vom 1. Januar 1880 bis
Ende März 1881 wurden in 1275 Fällen Unterſtützungen und in 13 Füllen
Dar=
lehen gewährt. Unter den 1275 Unterſtützungsfällen befinden ſich 806 Gaben bis zu
20 M., 412 Gaben von 21- 40 M., 50 Gaben von 41-60 M., 4 Gaben von
61-80 M., 3 Gaben über 80 M.
Der Vorſtand freut ſich darauf hinweiſen zu können, daß das Ziel, welches die
Conferenz in Berlin als höchſt wünſchenswerth und nothwendig zu erſtreben bezeichnete,
nämlich das Zuſammenwirken der communalen Armenpflege mit der
Privat=
wohlthätigkeit, hier in Darmſtadt durch den allgemeinen Verein in ſchönſter Weiſe erreicht
wurde. Möchten nun doch auch alle diejenigen Mitbürger, welche dem Verein bisher
noch ferne geblieben, ſich ihm anſchließen, um ſeine wichtigen Zwecke, die entſittlichende
Bettelei zu beſeitigen, und jeder wirklichen Noth die entſprechende Hülje zu bringen,
immer vollſtändiger erreichen zu helfen.
(5928
Der Vorſtand des Allgemeinen Vereins gegen Berarmung und Bettelei.
Bessunger ällerer
Gesangverein,
Sonntag den 3. Juli:
Valdpartie auf den Herrgottsberg.
Zuſammenkunft an der Alle vor dem Großh. Hof=Orangeriegarten um ½3 Uhr.
Abmarſch um 3 Uhr. Zu zahlreichem Beſuche ladet ein
(5941
(Ein braver, zuverläſſiger Mann ſucht die
Bedienung eines Herrn oder
Herrſchaft in den Vormittagsſtunden zu
übernehmen. Zu erfragen Bleichſtraße 5.
Beck. 5841
Iffene Lehrlingsſtelle für einen jungen
2= Mann mit guten Schulkenntniſſen bei
Georg Hol, Hofpapierhandlung. 4326
Berlorenl
Zwei Fünfpfennigſtücke, durch einen
goldenen Ring verbunden, wurden zwiſchen
der Wilhelm= u. Wittmannſtraße verloren.
Abzugeben Wittmannſtraße 47. Dem
red=
lichen Finder 5 M. Belohnung. (5878
Lo050
der
Frankfurter Patent= u. Muſterſchutz=
Ausſtellung
ſind 1 Mark in der Exp. d. Bl.
zu haben.
Hauptgewinn im Werthe von
30,000 Mk. ꝛc.
Wine perfecte Köchin wird nach England
L zu 2 Leuten geſucht. Lohn 500 Mark.
Reiſe frei. Gute Zeugniſſe erforderlich.
Näheres bei Frau Neßling, Vermieth=
Bureau, Louiſenſtraße 30.
(5929
ſEin Mädchen vom Lande, welches ſich
aller Arbeit unterzieht, ſucht Beſchäftigung,
am liebſten Waſchen und Putzen. Näheres
Geiſtberg 1, 2 Treppen hoch.
[5931
Wirthſchafterin,
Geſucht
auf beſtes Feld 5 - 6000 Mark zu
4½%g. Näheres in der Expedition. (5934
Epaolalarzt Dr. Red. Hoyor,
Gerlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibz=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den
hart=
näckigſten Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[534
Fin durchaus tüchtiger Reiſender von
= angenehmem Aeußeren und aus guter
Familie ſucht per ſofort Engagement.
Derſelbe bereiſte ſchon ganz Mittel=
Deutſchland, Elſaß, Lothringen, und ſtehen
Prima Referenzen u. Zeugn. zu Dienſten.
Offerten beliebe man unter 777 an die
Exp. d. Bl. gelangen zu laſſen. (5930
eine tüchtige, wird auf ein größeres Gut
am Rhein geſucht. Der Eintritt kann
ſo=
gleich geſchehen. Offerten unter R B 11603
an D. Frenz in Mainz.
[5932
Mm
Ein junger, gelber
E Hühnerhund mit weißem
Fleck auf der Bruſt entlaufen. Der
Wiederbringer erhält eine ſehr gute
Belohnung: Dieburgerſtraße 10. Vor
Ankauf wird gewarnt.
(5933
2 19 A 4H⁄₈ 615) 852 4l½9. [11s ſ¾ 2¾ N. 144 28) 242, 1498 582 9s 4 15₈ 2 2 740₈ 0) 1118 go 242 N. 14 66 17½ 948 lon
Nesf
1118,
242
66
94
1
N.
55.
6
G.
R.
Nurb. Mpzul
Die mithinn
Zahlenbaſßz.
4)
[00
8i
Der Vorstand.
[ ← ][ ][ → ] Paldl
inkod
abee
Bate,
54
A.
v0
410
6
88
l.
Füß
24
15
Na-.
14
2
5e2
46
115₈
29.
é2
Arb AAub.
Die mäkhaer
hlunſſſio
125
4920) Eliſabethenſtraße Nr. 48
ein neuhergerichtetes Logis (5 Zimmer
und alle ſonſtigen Bequemlichkeiten) zu
verm., auf Wunſch ſogleich beziehbar.
(5857
Vorzüglichen
Eimbeersakk
empfiehlt
Triedr. Ochasſel,
Ludwigsplatz 7.
Nehrere ſtarke eiſerne Bettſtellen
2E billig zu verkaufen.
A. Bassmann, Schloſſermeiſter,
Grafenſtraße 4. (5935
F.
inen Lehrling ſucht
A. Bassmann, Schloſſermeiſter,
Grafenſtraße 4. (5936
(Neuesl) Als etwas Unübertreffliches zur
Vertilgung von Wanzen, Flöhen, Schaaben,
Schwaben, Ruſſen, Fliegen, Motten, Ameiſen,
Milben, Raupen ꝛc. wird das neu entdeckte
J. Andels überſeeiſche Pulver geſchildert. Mit
ſtaunenerregender Kraft, Schnelligkeit und
Sicher=
heit ſoll es mit Hülfe der Inſectenpulverſpritze
obige Inſecten. tödten und zwar derart, daß von
der vorhandenen Brut auch nicht eine Spur
übrig bleibt. Für diejenigen, welche damit einen
Verſuch machen wollen, die Bemerkung, daß
das Pulver in Darmſtadt nur bei Carl Watzinger
[5937
zu haben iſt.
Waiſenhaus=Nachrichteu.
Im Monat Mai ſind eingegangen:
Aus dem Opferſtock vor dem Waiſenhauſe 24 M.
16 Pf., theilweiſe mit folgenden Inſchriften:
1) Ihr lieben Waiſen, betet mit mir zu Gott,
daß er meinen theuren Vater noch lange geſund
erhält. - 2) Für die Waiſen 10 Pfennig, ich
danke Gott. — 3) Den armen Waiſen 1 Mark,
Du lieber Gott ich danke dir ꝛc. - 4) Von der
3. Klaſſe der h. Mädchenſchule 15 Pf.
5) Den armen Waiſen für Erfüllung meines
Wunſches 4 Mark. - 6) Lieber Gott gib deinen
Segen. 50 Pf. - 7) Den armen Waiſen 1 Mark,
der liebe Gott wolle uns unſere Geſundheit
ſchenken. - 8) Gott beſchütze die Waiſenkinder,
3 Mark. J. N. - 9) 20 Pfennig den armen
Waiſen an meinem Geburtstag den 6. Mai 1881 ꝛc.
R. B. - 10) Den lieben Waiſen 1 Mark, Dank,
lieber Gott für deine große Gnade und
Barm=
herzigkeit ꝛc. R. - 11) Den armen Waiſen, da
Gott=geholfen hat 5 M.
Darmſtadt im Juni 1881.
Der Rechner der Großherzogl. Landes=Waiſenkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.
1317
Verſteigerungs=Anzeige.
Freitag den 1. Juli, Vormittags 9 Uhr,
werden Beſſunger Carlsſtraße Nr. 6 nachverzeichnete Gegenſtände, als:
1 Schreibpult, 1 Kleiderſchrank, 2 Bettſtellen mit Matratzen, Nachttiſch,
Stühle, Tiſche, 1 eiſerner Heerd, 1 Drehbank, 1 Rundmaſchine,
ver=
ſchiedenes Spengler=Werlzeug und Waaren gegen Baarzahlung verſteigert.
(5938
K. Strauß, Taxator.
Krieger-Perenn Darmſtadt.
Nächſten Samstag den 2. Juli findet bei
HAREVoRI:
Garten-Concerk und Tanz
ſtatt. Anfang 8 Uhr Abends. Muſik vom 1. Dragoner=Regiment.
Eintritt für Nicht=Mitglieder: Herren 50 Pf., Damen 30 Pf.
Zu zahlreichem Beſuche ladet ein
[5939
Der Vorstand.
Die verregnete Waldpartie der „Sängerluſt
wird nunmehr Sonntag den 3. Juli im Thale ſüdöſtlich am Herrgettsberg
abgehalten. Abmarſch Punkt 2 Uhr am Polytechnikum.
(5040
Unter Bezugnahme auf den in unſerer geſtrigen Rummer veröffentlichten Proſpect betr. die
Anmeldungen auf die Actien derhMehl= und Brotfabrik in Hauſen bei Frankfurt a. M. bei
den Herren v. Erlanger und Söhne in Frankfurt a. M. heben wir hervor, daß das
Unter=
nehmen ſeit 1868 mit Erfolg betrieben wurde und deſſen Prosperität für die Zukunft als
ge=
ſichert betrachtet werden kann. In erſter Linie dürften die erhöhten Eingangszölle auf Mehl auf
die geſchäftliche Entwicklung der Fabrik vortheilhaft einwirken, deren Betrieb ſchon unter
ungünſti=
geren Verhältniſſen in den letzten 5 Jahren einen Durchſchnittsgewinn von ca. 290857 M., faſt
9 Procent, per Jahr ergab. Laut Statut ſind 50,000 M. als Maſchinen=Reſervefonds von den
früheren Beſitzern der neuen Geſellſchaft überlaſſen worden, wodurch eine Vermehrung der
Ma=
ſchinen ſich leicht ohne Opfer bewerkſtelligen läßt. Beſonders wichtig für die ſolide Fundirung
des Unternehmens iſt jedoch der Umſtand, daß zur Ergänzung der 700,000 M. betragenden
Vor=
räthe an Getreide, Mehl ꝛc. von den Vorbeſitzern noch eine Specialreſerve von 50,000 M. der
Ge=
ſellſchaft in coulanter Weiſe zur Verfügung geſtellt wurde. Die Direction der Fabrik bleibt ſin
den bewährten Händen der ſeitherigen Beamten. Ueber alles Weitere verweiſen wir auf
den Proſpect.
(5942
Kirchliche Nachrichten.
Evangeliſche Gemeinde.
Die Vorbereitung zur Feier des heiligen Abendmahls Sonntag den 3. Juli in der Stadtkirche
findet Samstag den 2. Juli, Nachmittags 3 Uhr, in der Stadtkirche ſtatt.
Jsraelitiſcher Gottesdienſt.
Haupt=Synagoge).
Samstag den 2. Juli: Vorabendgottesdienſt um 75 Uhr. Morgengottesdienſt um 8 Uhr.
Predigt um 84 Uhr.
Nachmittaggottesdienſt um 4 Uhr. - Sabbathausgang um 9 Uhr 10 Min.
Gottesdienſt in der Synagoge der israel. Religionsgeſellſchaft.
Samstag, 2. Juli: Vorabend 7 Uhr 30 Min.
Morgens 7 Uhr 30 Min., Nachmittags 5 Uhr,
Sabbathausgang 9 Uhr 15 Min.
Wochengottesdienſt: Von Sonntag den 8. Juli an: Morgens 6 Uhr, Nachmittags 7 Uhr.
Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 30. Juni.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Steueraufſeher
Chr. Stellwag zu Offenbach zum Pfandmeiſter bei dem Rentamte
Groß=Gerau ernannt.
Militärdienſtnachrichten. Dr. Hölzinger, vom 2. Bat=
(Friedberg) 1. Großh. Landwehr=Regmts. Nr. 115, zum Aſſiſtenz=Arzt
1. Klaſſe der Reſerve b fördert; — Dr. Scotti, Aſſiſtenz=Arzt 1. Klaſſe
der Landwehr vom 1. Bat. (Darmſtadt) L. 1. Großh. Landwehr=Rgmts.
Nr. 115, der Abſchied bewilligt.
Der hiſtoriſche Verein beabſichtigt, für Samstag den 2. d. Mts.
einen gemeinſchaftlichen Ausflug nach Dieburg zu unternehmen. Abfahrt
Nachmittags 3 Uhr, Rückunft 8 Uhr 30 Min.
Für die ſeitens der Stadtverordneten zu Gunſten des deutſchen
Schützenfeſtes zu München bewilligten 200 M. iſt eine ſchöne goldene
Uhr als Gewinn erkauft worden.
R. Die Ammeldungen zum deutſchen Central=Sparverein,
deſſen Conſtituirung im Laufe nächſten Monats erfolgen wird, nehmen,
wie anderwärts, ſo auch hier einen recht erfreulichen Fortgang und haben
bereits eine größere Anzahl hieſiger Geſchäftsleute ihre Betheiligung
zu=
geſagt, ſo daß faſt alle Geſchäftszweige bei dieſem gemeinnützigen Unter=
352
R
11318
nehmen vertreten ſein werden. Nur wäre zu wünſchen, daß, wie in
anderen Städten, ſo auch hier eine lebhaftere Betheiligung ſeitens der
Herren Bäcker und Metzger ſtattfände. In Stuttgart und Neuſtadt=
Magdeburg z. B. haben ſie ſich in richtiger Würdigung der ihnen durch
den Anſchluß an den Verein gebotenen Vortheile in großer Zahl betheiligt;
an letzterem Orte mit etwa 25,000 Einwohnern gehören ca. 40 Bäcker und
Metzger dem Verein an. Es ſollen demnächſt in allen größeren Städten
Vorträge gehalten werden, um durch dieſe das Verſtändniß und Intereſſe
für die Ziele und Beſtrebungen des deutſchen Central=Sparvereins in
weiteren Kreiſen zu verbreiten, und ſowohl Publicum wie Geſchäftswelt
über dieſes gemeinnützige, die beiderſeitigen Intereſſen fördernde
Unter=
nehmen aufzuklären und zu belehren.
Geſtern früh wurde ein hieſiger Schneidermeiſter in ſeiner
Wohnung erhängt gefunden.
- Das von den Herren Harres und Barth erbaute Haus, Ecke
der Riedeſel= und Weyprechtſtraße, iſt für den Preis von 52,000 M. in
den Beſitz des Frhrn. K. v. Schenck übergegangen.
Das „Frankf. Journ.” ſchreibt: In dem ſeither durch den
national=liberalen Rentner Martin von Darmſtadt vertretenen
Reichs=
tagswahlkreis Bensheim=Erbach=Heppenheim wird von liberaler Seite
Kreis=Aſſeſſor v. Löw zu Heppenheim als Candidat aufgeſtellt.
Der=
ſelbe iſt, nebenbei bemerkt, größerer Grundbeſitzer und als vollſtändig
unabhängiger, in jeder Beziehung intacter Character bekannt.
Auf der in Frankfurt a. M. abgehaltenen
Generalverſamm=
lung der Concordia, Verein zur Förderung des Wohles der
Ar=
beiter, wurde in dem erſtatteten Geſchäfsbericht zunächſt conſtatirt, daß
der Verein Ende 1880 im Ganzen 1725 Mitgliederkarten ausgegeben hatte
gegen 1268 Ende 1879. Die Einnahme in 1880 betrug 30,031 M. die
Ausgabe 15841 M. 79 Pf., und blieb Ende 1880 ein Kapitalſtock von
22433 M., am Tage der General=Verſammlung von 30,481 M. - Des
verſtorbenen Mitbegründers des Vereins, Profeſſor A. Held, der in
Folge ſeiner opferbereiten Menſchenliebe verunglückt ſei, wurde in
war=
men Worten gedacht. — Die Zeitſchriſt des Vereins wurde in 918
be=
zahlten Exemplaren abgeſetzt und in ihr neben der Beſchreibung von
Wohlfahrtseinrichtungen regelmäßige Berichte über Arbeitslöhne und
Preiſe der nothwendigſten Lebensmittel ꝛc. zuletzt aus 270 Orten zur
Ver=
öffentlichung gebracht, die in der Zeitſchrift des Kgl. ſtatiſtiſchen Büreaus
ſehr wohlwollend beſprochen worden ſeien. — Der Verein habe ſich
be=
müht, in der Vereinszeitſchrift möglichſt zahlreiche Veröffentlichungen in
der oben erwähnten Beziehung eintieten zu laſſen und eine möglichſt
voll=
ſtändige Beſchreibung derjenigen Wohlfahrtseinrichtungen zu geben,
be=
züglich welcher das nöthige Material zu erlangen geweſen ſei. Es ſei
nicht zu bezweifeln, daß bei der weiten und gerade im Bereiche der Groß=
Induſtrie thatſächlich ſtarken Verbreitung der Zeitſchrift der Verein nicht
wenig zur Veranſtaltung neuer und zur Verbeſſerung und
Vervoll=
kommnung vorhandener Wohlfahrtseinrichtungen beigetragen habe, und
er habe die Beweiſe in Händen, daß manche ſegensreiche Einrichtung
E3
ſeinem Vorgehen und ſeiner Anregung ihre Entſtehung verdanke.
könne überhaupt mit Genugthuung berichtet werden, daß die anregende
Thätigkeit des Vereins in Bezug auf Herſtellungen und Verbeſſerungen
der großen und wichtigen Reihe von Einrichtungen, welche man unter
dem mehrgenannten Namen zuſammen zu faſſen pflege, keine
unweſent=
liche geweſen ſei. Als wichtiger und praktiſch bedeutender noch als die
von dem Verein ausgegangenen Anregungen ſeien die auf erfolgte
An=
fragen hin ertheilten Rathſchläge und Auskünfte zu erachten, da es ſich
hier um Arbeitgeber handle, die von der Abſicht, Gutes zu ſchaffen,
ge=
leitet waren und nur über die Art der Ausführung, die Zweckmäßigkeit
dieſer oder jener Einrichtung, die Frage, welches Bedürfniß ſie zuerſt zur
Befriedigung bringen ſollten, Auskunft wünſchten. Die Concordia habe
hier um ſo erſprießlicher zu wirken vermocht, als von vornherein feſt
ge=
ſtanden habe, daß ihre Anregungen auf guten Boden ſallen würden.
Von der erklärten Bereitwilligkeit des Vereins, mit ſeiner Erfahrung und
mit ſeinem Rath allen Mitgliedern zur Seite zu ſtehen, ſei denn auch in
einem großen Umfange Gebrauch gemacht worden. Schon der Umſtand
und die Thatſache, daß der Arbeitnehmer ſehe, daß ſein Arbeitgeber bemüht
ſei, für ihn zu ſorgen, das Bewußtſein, daß der Arbeitgeber beſtrebt ſei,
das Loos ſeiner Arbeiter zu verbeſſern und angenehmer zu geſtalten,
müſſe und werde auf das Verhältniß zwiſchen beiden Berufsſtänden der
induſtriellen Arbeit begünſtigend einwirken.-
Das Hauptprogramm
des Vereins, die Sicherſtellung der Arbeiter gegen die aus dem Ableben
und der Arbeitsunfähigkeit des Ernährers reſultirenden Gefahren, habe
der Verein mit Rückſicht auf die Lage der Reichsgeſetzgebung, bezw. die
Abſichten des Reichskanzlers nicht weiter fördern können, die definitive
Ausarbeitung und bezw. die Vollendung des Projectes aber beſchloſſen.
Es ſeien nur laue Anhänger des Vereins geweſen, die wegen dieſes
noth=
gedrungenen Gewehr bei Fuß Stehens denſelben nicht mehr unterſtützt
hätten. Dagegen hätte der Verein ſeinen ganzen Einfluß geltend gemacht,
die Beſtimmungen des Unfallverſicherungsgeſetzes verbeſſernd zu geſtalten.
Mit beſonderer Schärfe wird die Zerreißung der vaterländiſchen
Ver=
ſicherung in particulare Kaſſen gegeißelt. — Die beantragte Decharge
wurde ertheilt und mit Rückſicht auf Gruppe 14 (Fabriken,
Arbeiter=
wohnhäuſer, Waſch= und Badeanſtalten für Arbeiter, Arbeiterküchen ꝛc.)
125
der Ausſchuß beauftragt, an der für 1852 in Berlin projectirten
Aus=
ſtellung für Geſundheitspflege und Geſundheitstechnik practiſches Intereſſe
zu bethätigen, auch die Ausſetzung von Preiſen für vorzügliche Leiſtungen
auf dem Gebiete der Arbeiterwohlfahrtseinrichtungen in Anregung
ge=
bracht. Ueber die Bildung von Arbeiterſparkaſſen wurden die
nachſtehen=
den Theſen begründet: „63 iſt wünſchenswerth, auf die Einführung von
Labrikſparannahmekaſſen hinzuwirten und zu dieſem Zweck die
Arbeit=
geber, in deren Fabrik noch keine Annahmeſtelle beſteht, zur Anlage einer
ſolchen und zwar mit Rückſicht darauf zu gewinnen, daß 1) die
Er=
hebung der Spareinlagen bei der jedesmaligen Löhnung erfolgt, daß
2) ſoweit dies zweckmäßig erſcheint, der Arbeitgeber einen Zuſchuß zu
den zu zahlenden Zinſen gewähre, ſo daß wo möglich auch die kleinſte
Einlage ſofort und zum üblichen Zinsfuß, bei längerer Unkündbarkeit zu
einem höheren verzinſt werde, daß 3) jugendliche in Zukunft in die
Fabrik eintretende Arbeiter zum Aufſparen eines gewiſſen kleinen
Procent=
ſatzes ihres Lohnes und zum Verzicht auf die Kündigung der Einlage
für eine gewiſſe Reihe von Jahren veranlaßt werden”
und dem
Central=
ausſchuß zur Veranlaſſung des Weiteren überwieſen.
Fremdenverkehr in Darmſtadt.
Hotel Traube. Prince de Polignac von Paris. S. D. Prinz zu
Solms=Braunfels von Braunfels. E. v. Kronthal von Wunzendorf i. Schl.
Frau v. Holzheim von Magdeburg. Roemer, General Director von Cöln.
Frau v. Breidenbach Exc. und Dienerſchaft von Stuttgart. Teſcher, Geh.
Hofrath von Wiesbaden. Taube, Offizier von Stockholm. v. Boehm, Pr.
Lt. und Adjutant der 50. Inf.=Brigade von Hanau. Frau Greger und
Familie von Baden=Baden, Frau Seligmann von London. Friedr. Kratzer,
Baumeiſter von Forchheim. Chevalier de Stuers von Brüſſel. A. S. Cohen,
Antiquar von Rymwegen. Stern und Frau von Bielefeld. Frau Dieteren=
Gerant und Frau Tochter von Gent. Staub, Krebs, Hammerſchmidt, Leſſer,
Telmy, Kind, Bamberg, Walter Sturm, David und H. Schwarz von
Ber=
lin, Kaufleute. Karthaus, Maler von Berlin. Braumann von Augsburg,
Schubert von Wernigerode, Wickertsheim, Raſch, Schwab und Hirſch von
Frankfurt a. M., Vollmann von Mehlis, Fiſcher von Plauen, Dornbuſch
von Bielefeld, Stamm von Gießen, Stamm von Fürth, Nau von Metz,
Aſchhaus von Emmerich a. Rh., Henneberg von Gotha, Ehmann von
Bam=
berg, Marx von Freiburg, Engländer von Stuttgart, Frederic von
Straß=
burg, Landsberg von Berlin, Girmendank von Crefeld, Diehl von Hanau,
Schmidt von Vortmund, Kaufleute. Frl. Gieſe von Bad Ems. Frau
Har=
burg und Julius Krailsheimer von London. Alex. Krailsheimer von Aew=
Port. H Heuſer von Gladenbach. Muhlich von Schneeberg, Buhlmann
von Elberfeld, Haubach von Ludwigshafen, Ennsheimer von Ulm, Robert
Fürth von Mainz, Kaufleute. Görlich, Fabrikant von Pirmaſens. Pulch
und Frau von Bendorf a. Rh. Böhm, Fabrikant von Hanau. Schuhmache:
von Hagen i. W., Güllich von Münchberg in Sachſen, Meyerdorf von
Hannover, Hockarth von Duſſeldorf, Bruquing von Amſterdam, Michel von
Bruchſal, Hogermann von Bremen, Kaufleute.
Vermiſchtes.
Samuel Abramſon, Profeſſor der Aſtronomie in Boſton, hat die
un=
trügliche Berechnung aufgeſtellt, daß Ende October die Welt untergehen
wird. Um die ſchauerliche Mitternachtsſtunde ſollen Jupiter, Saturn und die
Erde an einander gerathen, letztere den gefährlichen Platz in der Mitte
ein=
nehmen und nach einem leichten Taumeln in Scherben gehen. Unter ſolchen
Umſtänden mag Jeder davor gewarnt ſein, Gelder auf ſo gebrechliche Dinge
wie Häuſer und Grundſtücke anzulegen.
Die Berliner 3tg. erzählt: Der Lehrer einer hieſigen höheren
Lehr=
anſtalt, Dr. K., erhielt geſtern ein ihm von einem Taſchendiebe geſtohlenes
Portemonnaie als Poſtpacket mit einem Zettel folgenden Inhalts zurückgeſendet:
„Sie dauern mir. Die lumpigen 60 Pfg., die im Portemonnaie waren, habe
ich als Porto benutzt. Sie können mir überhaupt leid thun. Auguſt der
Großmüthige.
Merkwürdige Anzeigen.- Ein junger, kräftiger Metzgerburſche,
den man zum Zerhacken und zum Füllen der Würſte gebrauchen könnte, wird
geſucht. — Ein neunjähriger Reiſender in Spiritus ſucht für ſeinen
verſtor=
benen Chef einen neuen Prinzipal in obiger Flüſſigkeit. — Es wird geſucht
eine Franzöſin zur Erziehung kleiner Kinder; eine geborene erhält den Vorzug.
- Eine Köchin, die mit guten Zeugniſſen kochen kann, findet ſogleich in meiner
Küche eine Anſtellung.
Polizei=Vericht vom 28. Juni.
Ein Damenſchneider auf dem Marktplatze hat ſich heute Nacht in ſeiner
Wohnung erhängt. Motiv der That unbekannt.
Tages= Kalender.
Donnerstag 30. Juni: Großes Militär=Concert im Saalbau.
Samstag L. Juli: Garten=Concert des Kriegervereins Darmſtadt mit Tanz
in der Reſtauration Markwort.
Sonntag 3. Juli: Waldpartie des Geſangvereins Süngerluſt. — Waldpartie
des Beſſunger älteren Geſangvereins.
Hierzu eine Beilage, betreffend: „Wahlprogramm des Herrn Präſidenten Geheimerath Dr. Goldmann.”
Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
[ ← ][ ][ → ]Beilage zu Nr. 125 des „Darmſtädter Tagblatt”.
Waklprogramm
des Herrn Präſidenten Geheimerath Dr. Goldmann,
Präſidenten des landwirthſchaftlichen Vereins für die Provinz Starkenburg,
als für den Wahlbezirk Darmſtadt=Groß=Gerau aufgeſtellten Candidaten zur bevorſtehenden
Reichstagswahl.
Ich erlaube mir, über meine politiſche Stellung im Allgemeinen und
insbeſondere hinſichtlich einiger der wichtigſten Fragen, welche dermalen
in Deutſchland vielfach beſprochen werden, Einiges mitzutheilen.
Selbſtverſtändlich erwaͤrten Sie von Ihrem Reichstagsabgeordneten
ehrliches Feſthalten an Kaiſer und Reich; ich glaube nicht nöthig
zu haben, Sie meiner reichstreuen Geſinnungen zu verſichern, wenn ich
Sie daran erinnere, daß ich im April 1867 im Verein mit einigen
Freunden in der 2. Kammer den Antrag auf Ausdehnung des Norddeutſchen
Bundes auf alle ſüddeutſchen Staaten, insbeſondere auf Eintritt des
ganzen Großherzogthums in den Norddeutſchen Bund, ſtellte. Ich werde
bieſer Geſinnung treu bleiben und ſehr gerne Alles dazu beitragen, daß
das Reich nach Außen und Innen ſeſt daſtehe und in ruhiger
Ent=
wickelung ſich der Segnungen Außeren und inneren Friedens erfreue.
Was meine Parteiſtellung betrifft, ſo iſt bei der jetzigen
Zer=
fahrenheit der ſeither im Reichstag vertretenen Parteien eine genäue
Angabe hierüber ſehr ſchwer. Ein ausgeſprochener Parteimann bin ich
nie geweſen, dies liegt einmal nicht in meiner Natur; ſoll ich jedoch
meine Stellung im Allgemeinen bezeichnen, ſo bekenne ich mich zu der
Richtung, welche von der ſog. freiconſervativen oder deutſchen
Reichspartei verfolgt wurde. Es entſpricht dies der Stellung, die
ich während meiner landſtändiſchen Thätigkeit in der zweiten Kammer
eingenommen habe, und ich würde im Reichstag einer Partei, welche die
gleiche Richtung einhält, mich anſchließen können; dabei würde ich mir
jedoch eintretenden Falles Freiheit meiner Abſtimmung vorbehalten und
die Pflicht einer unbedingten Unterordnung unter die Beſchlüſſe der
Partei nicht anerkennen.
Auf das Einzelne übergehend, ſo ſteht dermalen in erſter Linie die
Wirthſchafts=Politik, und gerade um dieſe iſt der Kampf heiß
entbrannt. Die Erhaltung der Maͤchtſtellung und
Vertheidigungsfähig=
keit des Reichs, die Entwickelung Geſammt=Deutſchlands und der
ein=
zelnen Staaten, die mancherlei Aufgaben, welche im öffentlichen Intereſſe
von dem Reich uud den Einzelſtaaten zu löſen ſind, die Beförderung des
Verkehrs, die geſteigerte Sorge für den Unterricht, dies Alles hat dem
Reich und den Einzelſtaaten außerordentliche Koſten verurſacht, und eine
Verminderung dieſer Ausgaben deren Bewilligung hinſichtlich des Reichs
vom Reichstag, hinſichtlich der Einzelſtaaten von den Landtagen abhängt,
iſt für eine Reihe von Jahren nicht zu erwarten. Daneben ſind die
Laſten der Kreiſe und Gemeinden in der letzten Zeit in ſo enormer Weiſe
ge=
wachſen, daß eine Steigerung nicht möglich iſt. — Das Reich hatte
An=
fangs nur geringe eigene Einnahmen, und es war deshalb zum größten
Theil auf die nach Maßgabe der Bevölkerung unter die einzelnen Staaten
zu vertheilenden Matricular=Umlagen angewieſen; die Einzelſtaaten
ſchlugen dieſe mit ihren ſonſtigen Bedürfniſſen auf die directen Steuern
aus, ſoweit ihnen nicht einzelne, der Reichsgeſetzgebung nicht unterworfene
indirecte Steuern die Mittel lieferten. Der Mehrzahl der Gemeinden
ſteht zur Beſtreitung ihrer Bedürfniſſe ebenfalls faſt ausſchließlich die
directe Beſteuerung zu Gebot, und ſo kam es, daß der bei Weitem
größte Theil der in Folge der Verhältniſſe außerordentlich vermehrten
Laſten durch directe Beſteuerung aufgebracht werden mußte. Klagen
wegen Ueberlaſtung konnten nicht ausbleiben, namentlich da die Aufgabe
einer ganz gerechten Vertheilung der directen Steuern noch nicht gelöſt
iſt und nie gelöſt werden wird.
Unter dieſen Umſtänden und da es im Intereſſe einer feſten Stellung
des Reichs liegen mußte, daſſelbe finanziell möglichſt ſelbſtſtändig zu
machen, entwarf der geniale Reichskanzler, welchem Deutſchland ſo
unend=
lich viel verdankt, den Plan, auf dem Wege der indirecten Steuern dem
Reich bedeutende Einnahmen zu verſchaffen, und zwar ſo bedeutende, daß
ein Theil derſelben den Einzelſtaaten überlaſſen werden könne, um dieſe
in Beſtreitung der eigenen Bedürfniſſe zu erleichtern und in Stand zu
ſetzen, ihrerſeſts die Gemeinden zu entlaſten. Mit Bekanntwerden dieſes
Planes begann der Kampf gegen den Reichskanzler; man wollte dem
Reich keine bedeutenden ſelbſtſtändigen Einnahmen bewilligen um in jedem
Jahr bei Feſtſetzung der Matricular=Umlagen mit der Reichsregierung
feilſchen, die Bewilligung als Preſſionsmittel zur Erreichung aͤnderer
Zwecke benutzen zu können, um die Reichsregierung noch mehr von dem
Reichstag abhängig zu machen; man zeigte der Reichsregierung ein
Miß=
trauen, welches dieſe nicht verdiente. Dem erwähnten Plan des
Reichs=
kanzlers verdankten die Vorlagen wegen der erhöhten Zölle, wegen
Erhöhung der Branntwein= und Brau=Steuer, wegen Erhöhung
er Tabakſteuer ꝛc., ihre Entſtehung. Meines Erachtens war es, um
letztere zuerſt zu erwähnen, ein großer Fehler des Reichstags, nicht von
vornherein ſich für das Tabaks=Monopol, welches die Reichsregierung
als das Erſtrebenswertheſte bezeichnet hatte, zu erklären; ich würde im
Reichstag, wenn die Frage wiederholt angeregt würde, mich entſchieden
für Einführung des Tabaksmonopols ausſprechen, und zwar aus
folgen=
den Gründen:
1) Nach den in anderen Ländern gemachten Erfahrungen wird das
Monopol einen ſolchen Ertrag liefern, daß hierdurch der beſtehenden
Finanznoth radical abgeholfen werden kann.
2) Für den Tabak=Producenten iſt das Monopol die beſte und
wenigſt beläſtigende Art der Tabak=Beſteuerung, und bei dem Verkauf
des Tabaks an das Reich fallen die mancherlei Chikanen weg, welchen
der Bauer dermalen ausgeſetzt iſt.
3) Die Tabaks=Induſtrie wird nicht ruinirt, ſie geht nur in andere
Hände über, und das Reich iſt in der Lage und verpflichtet, die
be=
ſtehenden Fabriken in angemeſſener Weiſe zu entſchädigen.
Zu 2 ſtütze ich mich auf den einſtimmigen Beſchluß der
General=
verſammlung des landwirthſchaftlichen Provinzialvereins Starkenburg,
welcher auf Grund eines ausführlichen, nach in Elſaß=Lothringen
per=
ſönlich eingezogenen Erkundigungen erſtatteten Gutachtens gefaßt
worden iſt.
Wenn ich auf ſonſtige indirecte Steuern übergehe, ſo bemerke
ich. daß ich alle indirecten Steuern im Fall des Bedürfniſſes für
gerecht=
fertigt halte inſoweit ſie nicht von nothwendigen
Lebens=
bedürfniſſen erhoben werden. Aus dieſem letzteren Grunde würde
ich im Reichstag gegen die Einführung von Getreidezöllen geſtimmt
haben, wie ich ſeiner Zeit in der Centralſtelle für die Landwirthſchaft und
die landwirthſchaftlichen Vereine mich gegen die Getreidezölle ausgeſprochen
habe. Den übrigen Zoll=Erhöhungen, wie ſie nunmehr eingeführt ſind,
würde ich zugeſtimmt haben, weil ich in der dadurch herbeigeführten
Hebung der Induſtrie einen, auch den anderen Bevölkerüngsklaſſen zu
gut kommenden Vortheil erblicke. Uebrigens ſind dieſe Holl=Erhöhungen
nicht ſo bedeutend, als dies von den theoretiſchen Freihändlern darzuſtellen
verſucht wird. und es iſt ein Irrthum, wenn behauptet wird, daß durch
die jetigen Zölle die Vergangenheit des Zollvereins, unter deſſen
Herr=
ſchaft ſich die Induſtrie Deutſchlands ſo ſehr gehoben, verläugnet werde;
die jetzigen Zölle ſtehen vielmehr in vielen Poſitionen noch hinter
den=
jenigen des Zolltarifs von 1846 zurück.
Ich betrachte die Zölle, wie ſie nunmehr gelten, als feſtſtehend,
und würde im Reichstag nur aus zwingenden Gründen einem Verſuch
dieſelben zu ändern, zuſtimmen können.
Ueber die Frage der Erhöhung der Branntwein= und Brau=
Steuer ſchon jetzt mich entſchieden auszuſprechen, muß ich mir verſagen,
wenn die Frage an mich heranträte, würde ich Alles, was für und wider
vorgebracht wird, gewiſſenhaft prüfen und mich alsdann ſo entſcheiden
wie ich durch das öffentliche Wohl es geboten erachte. Ich würde mich
dabei daran erinnern, daß ſchon durch die Ende der 1860er Jahre
ein=
getretene Erhöhung der Brennerei=Steuer, welche das Eingehen vieler
kleinen Brennereien veranlaßte, die ſüddeutſche Landwirthſchaft ſchwer
ge=
ſchädigt wurde, und daß das, was man damals als Mittel zur Minderung
dieſer Schädigung erkannte, nämlich die Einführung der Fabrikat=Steuer
ſtatt der Maiſchraum=Steuer, noch nicht erlangt worden iſt.
Sie erſehen aus Vorſtehendem, daß ich zwar kein unbedingter
Ver=
theidiger aller Bismarckſchen Finanzpläne bin, daß ich aber den
groß=
artigen Gedanken ſeiner Zollpolitik anerkenne und im Großen und Ganzen
ihr zuſtimme.
Wie ich ſeiner Zollpolitik im Ganzen zuſtimme, ſo muß ich auch den
von dem Reichskanzler gemachten Verſuch, einen Anfang zur praktiſchen
Löſung der ſocialen Frage zu machen, als ein ſehr verdienſtvolles
Werk anſehen. Leider iſt es den Bemühungen aller Parteien im
Reichs=
tag gelungen, dem Arbeiterverſicherungsgeſetz eine Geſtalt zu
geben, daß es vorausſichtlich für die Reichsregierung unannehmbar ſein
wird. Nach den, von den Zeitungen berichteten Aeußerungen des
Reichs=
kanzlers iſt mit Sicherheit zu erwarten, daß das Geſetz, vielleicht in
et=
was neränderter Faſſung. dem Reichstag wiederholt vorgelegt werden
wird; ich würde demſelben zuſtimmen, betrachte aber folgende Punkte
als weſentlich: Ausſchluß der Privatverſicherungsaeſellſchaften, Befreiung
des Arbeiters vonZahlung eines Theils der Prämie, Uebernahme eines Theils
der Prämie auf den Einzelſtaat oder das Reich, nicht auf den Armenverband.
Ob eine Reichsverſicherungs=Anſtalt oder Landesverſicherungsanſtalten
dies halte ich nicht für weſentlich, dagegen lege ich großen Werth auf
Uebernahme eines Theils der Prämie auf das Reich oder den Staat.
Nicht als Armenverſorgung kann dies aufgefaßt werden, ſondern als eine,
der Pflicht des Staates entſpringende Fürſorge für denjenigen, welcher
in ſeinem, der Production von Werthen, alſo dem öffentlichen Wohl
ge=
widmeten, Berufe verunglückt und der Natur der Sache nach nicht in der
Lage war, ſeine und der Seinigen Zukunft ſicher zu ſtellen, und der
Arbeiter wird dies dankbar anerkennen.- Ob es möglich und
zweck=
mäßig iſt, das Arbeiter=Verſicherungsgeſetz auch auf die landwirthſchaftlichen
Arbeiter auszudehnen, darüber mich heute auszuſprechen müſſen Sie mir
erlaſſen. Ich habe dieſe Frage noch nicht ſo gründlich ſtudirt, um eine
beſtimmte Anſicht mir bilden zu können, und ich würde es für unrecht
halten, ohne genaue Information eine bindende Erklärung abzugeben.
Daß durch die Zoll= und Social=Politik des Reichskanzlers nun
alle Schäden beſeitigt werden, oder daß es überhaupt gelingen könne,
mit einem Schlage die Lage des Landwirths und des Arbeiters zu
beſſern, wer wollte dies behaupten? Ich möchte deshalb auch davor
warnen, von den wohlgemeinten Verſuchen, die Creditfähigkeit des
Land=
wirths etwa durch Abſchaffung des römiſch=rechtlichen Erbrechts für
das Grundeigenthum oder durch andere in neueſter Zeit gemachte und
viel beſprochene Vorſchläge zu befoͤrdern, viel Heil zu erwarten; ich für
meine Perſon könnte mich ſolchen, vorerſt jedenfalls noch verfrühten
Verſuchen nicht anſchließen. Wohl aber kann meines Erachtens nach
zwei Richtungen hin manchen Schäden, welche in der letzten Zeit
hervor=
getreten ſind, begegnet werden, nämlich durch Beſchränkung der
Wechſelfähigkeit und durch Reviſion des Geſetzes über den
Unterſtützungswohnſitz. In erſterer Beziehung hatte ich, in
An=
betracht des unſäglichen Unglücks, welches durch Wechſelſchulden über
viele Familien gebracht wird, und der nicht nachgewieſenen
Nothwendig=
keit, die allgemeine Wechſelfähigkeit beizubehalten, ſchon vor längerer
Zeit in der Centralſtelle für die Landwirthſchaft und die
landwirthſchaft=
lichen Vereine mich für Beſchränkung der Wechſelfähigkeit auf alle
Per=
ſonen bezw. Firmen, welche im Handelsregiſter bezw.
Genoſſenſchafts=
regiſter eingetragen ſind, ausgeſprochen, und ich würde mich einer
des=
fallſigen Anregung, möge ſie von der Regierung oder von
Reichstags=
mitgliedern ausgehen, mit voller Ueberzeugung anſchließen.
Was das Unterſtützungswohnſitzgeſetz betrifft, ſo bitte ich vor Allem,
nicht zu glauben, daß ich mit Reviſion des Unterſtützungswohnſitzgeſetzes
eine Beſchränkung der Freizügigkeit wünſche. Freizügigkeit in dem Sinne,
wie ſie das Reichsgeſetz von 1867 giebt, hatten wir ſchon vor 1867 im
Großherzogthum beinahe in der vollen Ausdehnung des Reichsgeſetzes;
die Freizügigkeit war ſchon drei Jahre vor dem Unterſtützungswohnſitz
geſetz in dem Norddeutſchen Bunde eingeführt, und ſie kann ebenſogut
in den Ländern, in welchen letzteres Geltung hat, in voller Kraft
be=
ſtehen, als in den Ländern, in welchen die Heimathgeſetzgebung noch
gilt. Es iſt uns noch genau in Erinnerung, daß unſer früherer Miniſter
Hofmann, jetzt in Straßburg, bei Berathung des
Unterſtützungswohnſitz=
geſetzes ſich ſehr für Beibehaltung unſerer Heimathgeſetzgebung und
gegen Ausdehnung der Preußiſchen Beſtimmungen über den
Unterſtützungs=
wohnſitz auf Süddeutſchland ausgeſprochen hat; es iſt bekannt, daß das
Unterſtützungswohnſitzgeſetz den Orts= und Landarmenverbänden große
Laſten aufgelegt hat, und daß es dem auf Unterſtützung Speculirenden
leicht wird, die Aufmerkſamkeit der Behörden zu täuſchen und den ihm
paſſendſten Ort zur Unterſtützung auszuſuchen, abgeſehen von dem
ſitt=
lichen Nachtheil, welcher durch Verluſt des Gefühls der
Heimathange=
hörigkeit eintritt. Nachtheile hat auch die Heimathgeſetzgebung gehabt,
noch größere Nachtheile aber hat meines Erachtens die jetzige
Geſetz=
gebung. Die vor Kurzem im Reichstag geſtellten Anträge auf Reviſion
der beſtehenden Geſetzgebung wurden bekanntlich dem Reichskanzler
über=
wieſen; es iſt vorauszuſehen, daß der nächſte Reichstag ſich wieder mit
dieſem Gegenſtand zu befaſſen hat, und ich ſpreche meine Anſicht aus,
daß ich einer Reviſion im Sinne des Varnbüler'ſchen Antrags zuſtimmen
würde. Einer von anderer Seite angeſtrebten Abkürzung der Friſt zur
Erwerbung des Unterſtützungswohnſitzes würde ich nicht zuſtimmen
können.
Auch in anderer Weiſe kann meines Erachtens noch eine Erleichterung
der Bevölkerung erzielt werden, nämlich durch eine gründliche Reviſion
des Gerichtskoſten=Geſetzes, welche dem letzten Reichstag nicht
ge=
lungen iſt. Die drückende Höhe der Gerichtskoſten wird namentlich bei
uns lebhaft empfunden, da unſer Gerichtsverfahren bei allen allſeits
anerkannten Mängeln den Vorzug der Wohlfeilheit hatte, und
nament=
lich in einfachen Schuldſachen es dem Gläubiger leicht war, zu ſeinem
Rechte zu gelangen, und der Schuldner nicht durch oft unerſchwingliche
Koſten ruinirt wurde. Es iſt zu erwarten, daß Anträge auf Reviſion
des Gerichtskoſtengeſetzes im nächſten Reichstag nicht ausbleiben.
Ich habe zu Eingang meines Vortrags von unbegründetem
Miß=
trauen gegen die Reichsregierung geſprochen, welches bei den Verhandlungen
des Reichstags zu Tage getreten ſei. Dies hat ſich auch gezeigt bei
Be=
handlung der Vorlage der Reichsregierung wegen Einführung einer
zweijährigen Budget= und vierjährigen Legislatur=
Periode; man hat namentlich in erſterem Vorſchlag eine Beſchränkung
der verfaſſungsmäßigen Rechte des Reichstags geſehen. Ich kann mich
dieſer Behauptung nicht anſchließen. Dem Reichstag bleibt auch bei
zweijähriger Budget=Periode das Recht der Bewilligung von Einnahmen
und Ausgaben, inſoweit nicht einzelne derſelben durch Geſetz für immer
oder für gewiſſe Zeitperioden feſtgeletzt ſind. Iſt letzteres der Fall, ſo
kann auch die einjährige Budgetperiode hieran Nichs ändern. Daß man
aber auch bei einem zweijährigen Budget die Bedürfniſſe des Reichs mit
ziemlicher Sicherheit vorherſehen kann, iſt nicht zu leugnen; haben wir
im Großherzogthum doch ein dreijähriges Budget, ohne daß ſeit dem
60jährigen Beſtehen unſerer Verfaſſung beſondere Nachtheile
hervor=
getreten ſind. Bei außergewöhnlichen, nicht vorhergeſehenen Ausgaben
kann überdies der Reichstag ſehr raſch einberufen werden. Dazu, daß
die jährliche Berufung des Reichstages geſichert ſein müſſe, und daß man
deshalb das Recht der jährlichen Budgetberathung nicht aus der Hand
geben dürfe, liegt meines Erachtens kein Grund vor; der Reichstag kann
ſein Recht der Controle, der Initiative in der Geſetzgebung, der
Inter=
pellation ꝛc. auch bei einer, alle zwei Jahre eintretenden Berufuua wahren
und energiſch ausüben. Dagegen iſt der Vortheil, daß in den Sitzungen
der verſchiedenen Vertretungen einmal eine Pauſe eintritt, und daß
hier=
durch die Reichsrigierung die Möglichkeit erhält, der Entwicklung und
Feſtigung der inneren Zuſtände ſich zu widmen und die Vorlagen an
den Reichstag gründlich und beſſer, als zuweilen geſchehen, vorzubereiten,
nicht zu unterſchätzen. Einer wiederholten Vorlage der Reichsregierung
in dem angedeuteten Sinne würde ich meine Zuſtimmung nicht verſagen
Ob die Frage weiterer Aenderungen der Gewerbe=Ordnung
den nächſtenReichstag beſchäftigen, ob insbeſondere das Innungsgeſetz in
der Form, welche es im Reichstag erhalten hat, von den verbündeten
Regierungen angenommen, oder nochmals vorgelegt werden wird, ſcheint
zweifelhaft. Grundſätzlich ſtehe ich auf dem Boden der Gewerbefreiheit,
und würde Aenderungen, welche hierin Beſchränkungen eintreten laſſen
wollen, nur zuſtimmen, wenn ich mich überzeugt habe, daß ſie durch
Rückſichten auf das öffentliche Wohl geboten ſind. Durch Vorſchriften,
welche darauf abzielen, eine tüchtige Ausbildung der Lehrlinge und
Hand=
werksgehülfen herbeizufuhren und dadurch dem Handwerke innere
Tuchtig=
keit zu erhalten, wird meines Erachtens der Grundſatz der Gewerbefreiheit
nicht verletzt; ich würde deshalb beiſpielsweiſe der Einführung
obliga=
toriſcher Arbeitsbücher für alle Handwerksgehülfen mich nicht widerſetzen.
M. H.l In unſerer Zeit wird man bei der Beurtheilung eines
Mannes, welcher in eine parlamentariſche Körperſchaft gewählt werden
ſoll, fragen, wie er ſich zu dem ſ. g. Culturkampf ſtellt, und wenn
auch der Reichstag ſich mit den hier in Betracht kommenden
Kirchen=
geſetzen nicht zu befaſſen hat, dies vielmehr vor die Landtage der
Einzel=
ſtaaten gehört, ſo halte ich mich doch verpflichtet, mich Ihnen gegenüber
kurz über meine Aufaſſung der Verhältniſſe auszuſprechen. Ich bedaure
es, daß der Conflict zwiſchen dem Staat und der katholiſchen Kirche
aus=
gebrochen iſt, und ich würde den Tag mit Freude begrüßen, an welchem
derſelbe beigelegt wird. Ich kann indeſſen die grundſätzliche Stellung,
welche der Staat in dieſen Fragen eingenommen hat, nur billigen, und
erkenne das Recht des Staates an, die Grenze zwiſchen Staats= und
Kirchengewalt feſtzuſetzen und ſich gegen Schädigung ſeiner Intereſſen
durch die Organe der Kirche zu ſchützen. Ich halte es aber für möglich,
daß trotz Feſthaltung dieſes Grundſatzes ein ehrlicher geſunder Friede
zwiſchen Staat und Kirche geſchloſſen werden kann, wenn beiderſeits der
Wille dazu vorhanden iſt. Indeſſen werden, wie vorhin bemerkt, dieſe
Fragen direct den Reichstag nicht beſchäftigen; dagegen wird eine mit
der Religion in Verbindung ſtehende Frage vorausſichtlich wieder im
Reichstag angeregt werden, wenn auch vielleicht nur in der Form von
Petitionen, es iſt dies die Frage wegen Aufhebung derobligatoriſchen
Civilehe. Einem desfallſigen Verlangen würde ich mich widerſetzen,
weil es meines Erachtens Sache der ſtaatlichen Geſetzgebung iſt, über
die Form des Abſchluſſes der Ehe, welche der Staat als einen bürgerlichen
Vertrag mit bürgerlichen Folgen zu betrachten hat, Beſtimmungen zu
treffen, welche für die Bekenner aller Religionen gleich ſind. Ich erkenne
an, daß in Folge dieſer Geſetzgebung Nachtheile für das religiöſe und
ſittliche Leben des Volkes eingetreten ſind, und bedaure dies lebhaft;
wäre die obligatoriſche Civilehe 20 bis 30 Jahre früher, in einer Zeit,
in welcher nicht ſo wie jetzt von allen Seiten gegen Kirche und Religion
gekämpft wurde, eingeführt worden, ſo würden jene Nachtheile
wahr=
ſcheinlich in geringerem Grade eingetreten ſein.
L. C. Wittichſche Hofbuchdruckerei.