Darmstädter Tagblatt 1881


22. April 1881

[  ][ ]

144.
Phrgang.

144.
Jahrgung.

Wonnementspreis
viertenſahrlich 1 Mark 50 Pf. hd.
Briͤngerlohn. Auzwärtz werden von
allen Poſtämtern, Beſtellungen ent=
ſegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
vw Quartal uc. Poſtazfſchlag.

Srag= und Anzeigeblaft.)
. Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſt. Nr. 23.
mBeſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. W. ſowie anzwärz
von allen Annonen Epredillonen

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.
R78.
Freitag den 22. Auril.
W8oI.



B e k a n n t m a ch u n g.
Betreffend: Den Beginn des neuen Schuljahres.
Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntniß, daß das neue Schuljahr für die ſtaͤdtiſchen Schulen leigentliche Vollsſchulen
und Mittelſchulen) am 2. Mai l. Js. beginnt.
Die Eltern, Pflegeltern und Vormünder ſchulpflichtiger, d. h. ſolcher Kinder, welche am 1. Mai l. J3. das 6. Lebensjahr
zurückgelegt haben, werden hiermit aufgefordert, dieſe Kinder, ſoweit dieſelben nicht in andere Schulanſtalten eintreten, rechtzeitig
anzumelden und in die betr. Schulen aufnehmen zu laſſen. Bei der Anmeldung iſt der Impfſchein, oder Beſcheinigung über
Befreiung von der Impfung vorzulegen.
Es wird beſonders darauf aufmerkſam gemacht, daß diejenigen Kinder, welche bei vollendetem 14. Lebensjahre die Schule
nicht volle 8 Jahre beſucht haben, alsdann nicht aus der Schule entlaſſen, ſondern noch ein weiteres Jahr zur Schule zuge=
zogen
worden.
Die Anmeldungen haben zu erfolgen: Freitag den 29. April und Samstag den 30. April, Vormittags von 8-12 Uhr,
und zwar:
für die Knaben=Mittelſchule im Schulhaus in der Friedrichsſtraße;
für die Stadt=Knabenſchule im Schulhaus auf dem Ballonplatz;
für die Mädchen=Mittelſchule im Schulhaus hinter der Stadtkirche;
für die Stadt=Mädchenſchule im Schulhaus in der Blumenſtraße (Eingang in der großen Caplaneigaſſe).
Die Nichtanmeldung in den vorgeſchriebenen Terminen kann bei den Mittelſchulen die Folge haben, daß bei ſpäterer
Anmeldung die Aufnahme auf Schwierigkeiten ſtößt.
Darmſtadt, am 12. April 1881.
D e r Schu l vor ſt an d.
Ohly, Oberbürgermeiſter.
(3518

B e k a n n t m a ch u n g.

Forderungen an das ſtädtiſche Gaswerk für Lieferungen und geleiſtete Arbeiten
bis zum 31. Mürz c. ſind zur Vermeidung von Weiterungen alsbald und bis:
längſtens den 15. Mai c. bei unterzeichneter Verwaltung geltend zu machen.
Darmſtadt, den 20. April 1881.
(3698
Städtiſche Gaswerksverwaltung.

Bekanntmachung.
In dem Firmenregiſter des unterzeich=
neten
Gerichts wurden heute nachſtehende
Einträge vollzogen:
Guſtav Schwan von Darmſtadt
betreibt ſeit 1. April 1881 zu Darmſtadt
eine Weinhandlung und ein Deſtillations=
geſchäft
als Alleininhaber.
Philipp Friedrich Creter iſt verſtorben
und die Firma Auguſt Creter, am
16. März 1881 auf Sophie und Marianne
Creter von Darmſtadt als gleichberechtigte
Theilhaber übergegangen.
Darmſtadt, den 11. April 1881.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
3699
Küchler.
Bartha.

Bekanntmachung.
Die bei Erneuerung des äußeren Verputzes
an der Octroierheberwohnung in der Carls=
ſtraße
vorkommenden Maurer=, Steinhauer=,
Schloſſer=, Weißbinder= und Spengler=
arbeiten
ſollen im Wege der Submiſſion,
vergeben werden. Offerten ſind bis
Samstag den 23. April, Vormit=
mittags
10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen
lauf dem Stadtbauamt zur Einſicht offen,
bei welchem auch die Formulare für die
Offerten zu erheben ſind.
Darmſtadt, am 11. April 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
[3607
Ohly.

Bekanntmachung.
Bei der unterzeichneten Verwaltung ſoll
die Ausführung:
M. Pf.
A) Weißbinderarbeiten, veranſchl. zu 494. 53.
b=Steinmetzarbeiten, 348. 60.
0) Spenglerarbeiten, 566. 40.
in öffentlicher Submiſſion vergeben werden.
Verſiegelte, portofreie Offerten ſind bis
zu dem auf:
Dienstag den 26. April er.,
Vormittags 1 Uhr,
in unſerem Bureau auf dem Artillerie=
Schießplatze bei Darmſtadt
Caſino=
gebäude
- angeſetzten Termin, woſelbſt
auch die Bedingungen, Koſtenanſchläge ꝛc.
ſausliegen und von dem Submittenten vor
dem Termin einzuſehen ſind, einzureichen.
Artillerie=Schießplatz bei Darmſtadt,
den 12. April 1881.
(3604
Großherzogliche
Garniſon=Verwaltung.
218

[ ][  ][ ]

320

R78

Bekanntmachung.
Dienstag den 26. April l. Js., Nachmittags 3 Uhr,
werden im Hauſe Wendelſtadtſtraße 48 dahier gegen Baarzahlung verſteigert:
I. Möbel: 1 Regulator, 1 Ladentiſch, 1 Ladentheke, 1 Mehlkaſten, 1 Waage
mit Gewicht, 1 Brodgeſtell, 1 Schreibcommode, 3 Oelbilder, 1 Kukuksuhr, 1 Waſch=
tiſch
, 1 Nachttiſch, 1Toilettenſpiegel, 2 Bilder, 1 Stahlſtich, 1 Kleiderſchrank, 1 runder
nußbaumener Tiſch, 1 Etagere, 1 tannener Kleiderſchrank,, 1 braun lackirter
Kleiderſchrank.
2. Weißzeug und Bettwerk: 2 Unterbetten, 2 Seegrasmatratzen, 1 weiße
Piqusdecke, ½ Dutzend Bettücher, ½ Dutzend farbige Bettzüge, 10 dito Kopfzüge,
1 Dutzend Handtücher, 1 Dutzend weiße und ¼ Dutzend farbige Taſchentücher,
½ Dutzend Servietten, 1 Dutzend Frauenhemden, diverſe Herrenhemden.
3. Kleidungsſtücke: 1 ſchwarzes Cachemirkleid, 1 Regen= und 1 Winter=
Mantel, 1 Frauenhut, 1 graues und 1 Kattun=Hauskleid, 1 Winter=Ueberzieher,
1 graue Hoſe, 1 dunller Herrenrock, 1 Seidenhut.
Ferner: 1 Küchenſchrank mit Glasaufſatz, ſowie diverſe Küchen= und Bäckerei=
Geräthſchaften nebſt einer Decimalwaage und drei Einlegſchweine.
Bemerkt wird, daß die Verſteigerung unbedingt ſtattfindet.
Darmſtadt, den 20. April 1881.
Dieter,
(3700
Großherzoglicher Gerichtsvollzieher.


Verſteigerung
von Bau=, Nutz= und Brennholz in den Waldungen des Groß=
herzoglichen
Hauſes der Overförſterei Ernſthofen.
Es ſollen verſteigert werden:
1. Dienstag den 26. und Mittwoch den 27. d. M., jedesmal von Morgens
8 Uhr an, in den Domanialwald=Diſtritten Erlenhecke, Göttmannsirr, Großer
und Kleiner Holzhügel:
Stämme.
Reiſig. Stöcke.
Knüppel.
Scheiter.
100 St.
Stück. Kubmtr.
Raummeter.
Rm.
18
63
6
54
8,34
172
Buche
75
1060
3429
20
29
226
Kiefern
Das Kiefern=Stammholz iſt zu Schnitt= und Mühlenbauholz vorzüglich ge=
eignet
und befinden ſich unter demſelben mehrere Krümmlinge.
Das Stammholz wird erſt am zweiten Tage verſteigert. Zuſammenkunft
jedesmal im Diſtrict Erlenhecke.
Gleichzeitig mit vorſtehendem Holze werden auch 8 Rm. Stöcke, welche aus
der vorjährigen Holzernte herrühren und unverbürgt geblieben ſind, verkauft.
2. Donnerstag den 28. und Samstag den 30. d. M., jedesmal
von Morgens 8 Uhr an, in den Diſtricten Wimpelwald, Grund, Weichkopf,
Wingertsberg, Kohlwald u. ſ. w.:
Scheiter. Knüppel. Reiſig. Stöcke. Stämme. Derbſtangen. Reisſtangen.

Raummeter. 100 St. Rm. St. Kbmt. St. Kbmt. St. Kbmt. Buche 19 27 2 Eiche 14 350 4 4 77 Nadelholz 13 29 17775 32 169 3875 165 19,26 59 629 Erle, Asp= 1 4 125

Die Zuſammenkunft iſt am erſten Tage im Diſtrict Wimpelwand auf dem
Rodauer Vicinalwege, am zweiten Tag im Diſtrict Wingertsberg.
Das in den Diſtricten Grund, Weichkopf, Bannholz und Funkernkopf ſitzende
Holz wird nicht an Ort und Stelle, ſondern theilweiſe im Diſtrict Wimpelwand,
theilweiſe im Diſtrict Wingertsberg verkauft, weshalb Steigerer ſolches vorher ein=
ehen
wollen.
Donnerstag den 28. d. M., Nachmittags 3 Uhr, werden weiterhin ein
dürrer Obſtbaum, ſowie acht Rmtr. desgleichen Scheiter und Knüppel, 200 Stück
Wellen und zwei Rmtr. Stöcke von den cameralfiscaliſchen Grundſtücken in der Forſt=
hofraithe
dahier verſteigert.
Ernſthofen, den 15. April 1881.
Großherzogliche Oberförſterei Ernſthofen.
Preuſchen.
(3603

Bekanntmachung.
Die Anlieferung von gußeiſernen Rechen
für Kanaleinläufe ſoll im Wege der Sub=
miſſion
vergeben werden.
Offerten ſind bis
Mittwoch den 27. April 1881,
Vormittags 10 Uhr,
bei unterzeichneter Stelle einzureichen.
Voranſchlag und Bedingungen liegen auf
dem Stadtbauamt zur Einſicht offen, bei
welchem auch die Formulare für die Offerten
zu erheben ſind.
Darmſtadt, den 21. April 1831.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.
(3701

Leilgebotenes.
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Mineralwaſſer,
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5

5

4

[ ][  ][ ]

18

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4

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Keller, ſofort beziehbar, für eine Dame.
2336) Ludwigsſtraße 3 ein
kleiner Laden mit Manſarde, Waſſer=
leitung
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früher, beziehbar. Ferd. Mann.
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Etage mit allem Zubehör, Waſſerleitung ꝛc.
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Zimmer zu verm., mit und ohne Klavier.
3706) Gr. Ochſengaſſe 24 ein Logis
an eine ruhige Familie zu vermiethen.
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H Zimmer mitſeparatem Ausgang zu verm
AruuanuuununA Auuuanuuuuui
3708) Neckarſtraße 9 ein gut möbl.
freundl. Zimmer per ſofort; auf Wunſch
mit gut bürgerlicher Koſt.

821
Vermiſchte Nachrichten.
Wohunngs=Veränderung.
Meine Wohnung jund Bureau befindet
ſich nunmehr Pädagogſtraße Nr. 16
in der Nähe der Stadtkirche.
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Großh. Geometer. (3557

Zpedlalarzt E. Rod. Hoyor,
Verlin, Leipzigerſtraße 91, heilt anch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſlets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
[534

Verloren
ein Battiſttaſchentuch mit einem großen
geſtickten G. Man bittet um gefl. Abgabe
in der Exp. d. Bl.
[3580

Fin Maſchinenheizer, gelernterSchloſſer,
C= geſucht. Aliceſtraße 5.
(3685

Ordentliche Müdchen können Koſt u. Logis
O erhalten. Kiesſtr. 14 Manſarde. 63686

1N
EMGIOE-etusrtettun,
des
Rheinischen Kunstvereins zu Darmstadt
Saalbanſtraße 73
vom 3. bis 28. April 1881.
Tüglich geöffnet von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 5 Uhr.
Eintrittspreis für Nichtmitglieder 20 Pfg.
(2961
Der Vorstand.

Beide Kindergärten,
Grafenſtraße 39, Woogsplatz 3.

nehmen Montag den 25. April wieder ihren Anfang.
Gleichzeitig beginnt ein neuer Lehrkurſus für Kindergärtnerinnen.
Thereſe Bchultz, Grafenſtraße 39.

(3709

Loos0,
für den Darmetädter
Frühjahrs-Pferde-
Markt ſind 2 M. in
der Expedition d. Bl. zu
haben.

F.
C.

in braves Dienſtmädchen ſucht Stellung.
Zu erfragen Annaſtraße 22. (3696

1
2½=

ine reinl. Frau ſucht einen Monatdienſt.
Langegaſſe 47, 1 St. hoch. (3710

G. L. DIWB &aCo.
Vontral-Annoneen-Ppeliton
4 Coutschen L ausländ. æoltungon
PAohter dadntender Dantot.
H
u tu b. ud tuhata.
Bureau in Darmatadt, Grafenftr.30.
(Fin junger Mann mit den nöthigen
C= Vorkenntniſſen kann bei mir die Hand=
[3690
lung erlernen.
Th. Schorlemmer,
25 Ernſt=Ludwigſtraße 25.

C=

Fine junge reinl. Frau ſucht Laufdienſt oder
Waſchen u. Putzen. Gr. Bachg. 31. (3711

Fine brave zuverläſſige Lauffrau,
E welche auch die Wäſche übernimmt,
ſofort geſucht. Wo? ſagt die Exped. (3712

[ ][  ][ ]

822

R 78

Aufruſt!

Ein entſetzliches Unglück, noch weit ſchrecklicher und verheerender in ſeinen
Wirkungen und mehr opferverſchlingend als die traurige Kataſtrophe von Szegedin,
wird vom fernen Oſten gemeldet.
Die türkiſche Inſel Chios wurde von einem Erdbeben heimgeſucht, das an
Größe des Unglücks an die traurige Epoche von Liſſabon erinnert.
Aus den genauen Berichten, die dem türkiſchen Conſulate für das Großherzog=
thum
Heſſen von der kaiſerlich türkiſchen Botſchaft in Berlin geworden ſind, entnehmen
wir, daß bereits 16,000 Perſonen unter den Trümmern verſchüttet umkamen.
Mehr als 30 Doͤrfer ſind vollkommen zerſtört und 60,000 Perſonen, die nur
das nackte Leben gerettet, Alles, ihr Hab und Gut, ſogar die Erde auf der ſie ge=
lebt
, verloren haben, ſind dem bitterſten Elend preisgegeben. Raſche Hülfe thut Noth.
Der Zuſtand der Ueberlebenden, dem Hunger und der plötzlichen Armuth ausgeſetzt,
iſt, da auch noch jedes Obdach fehlt, geradezu unbeſchreiblich.
Die Bevölkerung von Ehios beſtand meiſtens aus griechiſchen Chriſten und nur
theilweiſe aus Muhamedanern und Iſraeliten.
Die öffentliche Wohlthätigkeit, der allbekannte menſchenfreundliche Sinn der
Bürger von Darmſtadt, der ſtets und überall in Füllen der Noth in hochherzigſter
Weiſe zur Linderung des Elends ſich bethätigt hat, wird ſich auch in ächter Menſchen=
liebe
dieſen ſchrecklich heimgeſuchten Unglücklichen zuwenden.
Die Unterzeichneten ſind zu einem Comits zuſammengetreten, um milde Beiträge
entgegenzunehmen, die ſeiner Zeit veröffentlicht werden.
Auch die Redactionen der hieſigen Zeitungen ſind zur Annahme von Gaben bereit.
Becker, Geh. Ober=Schulrath. Beyer, Dekan. A. Bergſträßer, Buchhändler.
W. Diefenbach, Kaufmann. Ewald, Dekan. C. Gauls, Stadtverordneter.
Hickler, Beigeordneter. Jordis, Rentner. Küchler, Prov=Director. K. Kahlert,
Stadtverordneter. Dr. Landsberger, Rabbiner. K. Lautenſchläger, Stadtver=
ordneter
. W. Merck, Fabrikant. Ohly, Oberbürgermeiſter. Parcus, Bankdirector.
L. Trier, Kaufmann. F. Wittich, Buchdruckerei=Beſitzer. L. Wondra, Hofjuwelier.
S. Löwenthal=Rheinberg, kaiſ. türk. Conſul.
(3642
Zur Entgegennahme von Beiträgen erklärt ſich ebenfalls bereit
die Redaction des Tagblatts.
An Beiträgen zu obigem Zwecke ſind eingegangen: Ohly, Oberbürgermeiſter 10 M. Guſtav
Hickler 5 M. Stadtpfarrer Ewald 10 M. A. Bergſträßer 3 M. Karl Kahlert 3 M. L. Wondra
5 M. Ludwig Triers M. G. Jordis 3 M. F. Wittich 15 M. Beyer, Dekan 10 M. W. Merck15 M. Dr.
Landsberger 5 M. J. Gans, Stadtverordneter 3 M. Küchler, Stadtverordneter 5 M. Lauten=
ſchläger
, Stadtverordneter 5 M. Karl Gaule, Stadtverordneter 3 M. Geſammelt in den Bureaus
der Banken für Handel und Induſtrie und für Süddeutſchland 67 M. 35 Pf. p. 20 M. Wil=
helm
Diefenba ch 10 M. R. Wittich 5 M. Theodor Becker 5 M. Carl Betſch 3 M. Leonhardt,
Privat. 2 M. Pfnor, Oberlehrer 2 M. Friedrich, Gymnaſiallehrer 1 M. Philippi, Lehrer 1 M.
L. v. G. 5 M. Pfaltz, Oberpoſtmeiſter 3 M. B. S. 2 M. Zuſammen 229 M. 35 Pf.

L. C. WITTIOIGGIE.

⁵⁄₈
5 0
E,

Visitenkarten,
Geburts- und Verlobungs-
Anzeigen,
Rrauerbriefe,
Biefe und Cowerts
mit Frmadruck.
Eloganto Austährunz.
Eilligste Preise.

=
C,

HorVVGVrVRVkVI.

Fin braves Müdchen, das bürgerlich kochen
u. gründliche Hausarbeit verſteht, kann
ich den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Frau Röſe, Friedrichſtraße 14½. (3717

Eine Ladnerin
von angenehmem Aeußern und von guter
Familie, welche ſchon in einem Delicateſſen=
oder
ähnlichen Geſchäfte thätig war, wird bei
ſ. hohem Salair zu ſofortigem Eintritt
g eſ u ch t.
Franco=Offerten beliebe man unter
D. 6949 an Haasenstein &
Vogler in Frankfurt a. M.
gelangen laſſen.
1371¾

PHIIILP IEVBR,
8086)
garlsſtraße 24.

Eine kinderloſe Frau übernimmt Laufdienſt
oder Aushülfſtellen für den ganzen Tag.
Schloßgaſſe Nr. 3.
[3714

1 empfohlener Kutſcher geſucht. Näh.
G Soderſtraße Nr. 10 parterre zwiſchen
und 2 Uhr.
(3715

Fin fremder, militärfreier Mann, wel=
Ocher mit Pferden umzugehen verſtehtu. gute
Zeugniſſe beſitzt, ſucht Stelle auf ſogleich.
Näheres Beſſ. Friedrichſtraße 9. (3718

Colonialwaaren., Delicatesven;
Seßech- & Mineralwasser.
Handlung.
En gros K en dekall.

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Kafee, Zucker,
Landeeproducte, Sämeraien,
Delicatessen. Weine,
Hineralwaaier & Sesſieche.

PIIIIpP VBVBR,
Garſsſtraße 24.

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unnöthig
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an die Exp. d. Bl. sub WI0. 13716,
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 22. April.
Abonnement suspendu.
Zur Feier von Shakeſpeares Geburtstag und
zum Benefiz des Hoftheater= und Hofmuſik=
Penſionsfonds.
Neu einſtudirt:
Ein Wintermärchen.
Schauſpiel in 4 Akten von Shakeſpeare.
Muſik von F. v. Flotow.
Perſonen:
Leontes, König von Sicilien Herr Edward.
Hermione, deſſen Gemahlin. Hrl. Weigel.
Kathinka Röder.
Mamilius.) beider Kinder Frau Kläger.
Perdita,
Polipenes, Lönig von Arkadien Herr Dalmonici.
Florizel, deſſen Sohn
Herr Hacker.
Camillo
Herr Mickler.
Antigonus,
Herr Knispel.
iciliſche Hofherren
Herr Wisthaler
Kleomenes,
Dion,
Herr Wagner.
Paulina, Gemahlin des An=
tigonus
.
Frl. Berl.

Erſte
Frau Pichon.
Zweite) Frau Hermiones Frau Kugler.
Titirus, ein Schäfer
Herr Butterwef
Mopſus, deſſen Sohn
Herr Franke.
Dorkas, Schäferin,
Frau Kilian.
Autolykus, ein Gauner
Herr Werner.
Der Aelteſte eines Gerichts=
hofes
.
Herr Leib.
Oberprieſter Apollo's.
Herr Köhler.
Ein Gerichtsſchreiber

Herr Krüger.
ſerkermeiſter
Herr Schimmer,
Ein Diener des Mamilius, Herr Hartig.
Einlage im 3. Akt. Ballade vom Währwol,
Chor von Laſſen.
Vorkommende Tänze,
arrangirt von Fräulein Dittmann.
Art 1. Feſttanz, ausgeführt von Fräulein Bohn
Fräulein Dittmann und dem Corps de Balls
Akt 3. Schäfertanz, ausgeführt vom
Corps de Ballet.
Anfang halb 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr,

Sonntag 24. April.
13. Vorſtellung in der 8. Abonnements=Abtheilu=
D e r P rophe t.
Große Oper mit Ballet in 5 Akten von
G. Meyerbeer.
Fides .... Fräulein v. Müller als Gal,

[ ][  ][ ]

R 78

823

Für Familien und Leſecirkel, Bibliotheken, Hotels, Cafés und BReſtaurationen.

Probe=Aummern gratis und franco.
Abonnements=Preis vlerteljährlich 6 Mark. - Zu beziehen durch alle Buchhandlungen und Poſtanſtalhen.
Expedition der Illuſtrirten Zeitung in Leipzig.

Waiſenhaus=Nachrichten.
Im Monat März ſind eingegangen:
1. Legate: a. der Chriſtina Eliſ. Fiſcher von
Darmſtadt, durch Carl Drott in Offenbach und
Friedrich Drott in Friedberg 17 M. 14 Pf.
b. der. Georg Rothenbürger I. Wittwe zu Lam=
pertheim
, durch Adam Eberle daſ. 8 M. 57 Pf.
c. des Heinrich Ruppel zu Nidda, durch deſſen
Wittwe 20 M.
II. Aus dem Opferſtock 28 M. 25 Pf., theil=
weiſe
mit folgenden Inſchriften: 1) Ihr lieben
Waiſen, bittet zu Gott, daß wir unſer Examen
beſtehen. 10 Pf. 2) Den armen Waiſen ſchon
längſt verſprochene 30 Pf. C. W. 3) 50 Pf.
den armen Waiſen, mit der Bitte zu Gott, einer
armen Wittwe ferner Verdienſt zu geben. J. H.
4) Ihr lieben Waiſen, bittet mit mir zu Gott,
daß er mir meine liebe Mutter noch lange geſund
erhält 20 Pf. -5) Für die armen Waiſen 74 Pf.
von einer Geſellſchaft in der Reſtauration Stelz.
6) Ihr lieben Waiſen, betet mit mir zum

lieben Gott, daß uns unſer Vorhaben gelingen
möge. 50 Pf. S. M. - 7) Ihr lieben Waiſen,
betet zum lieben Gott, daß er meine weitere
Bitte erhöret. 50 Pf. - 8) Den armen Waiſen
verſprochen 1 M. L. P. L. -9) Am 28. Marz
den armen Waiſen verſprochen 6 Mark. W. W.
10) Für die Waiſen 2 M. am 6. März 1881.
11) 30 Pf. den armen Waiſen von einer ar=
nen
Wittwe.
12) Ihr lieben Waiſen, bitte=
für
mich, daß mir K. wieder gut wird. 5 Pf.
13) Ihr lieben Waiſen, bittet den lieben Gott
daß unſer Brüderchen bald ſprechen lernt 20 Pf.
E. W. und B. W. - 14) Von meinem erſten
Verdienſt 2 M. E. W. - 16) Ihr lieben Wai=
ſen
bittet, daß mein Mann wieder geſund wird.
1 M. - 16) Allmächtiger Gott, offenbare alle
teufliſche Rathſchläge der heuchleriſchen Familie
N. und vernichte ſie. 50 Pf.
- 17) Ihr lieben
Waiſen, bittet den lieben Gott, daß er mein Ge=
bet
erhört 50 Pf. - 18) Ihr lieben Waiſen,
bittet für mich, daß H. mit mir ſpricht. 5 Pf.
19) Den armen Waiſen von unſerem erſten Ver=

dienſt 20 Pf. Mutter und Tochter G.
20)
Den armen Waiſen von einer Waiſe den 1. März
1881 2 Mark, mit der Bitte, daß mich Gott
nicht verlaſſe. - 21) Ihr lieben Waiſen, bittet
Gott, daß mein lieber Heinrich ſprechen lernt
10 Pf. D. W. 22) Ihr lieben Waiſen, bittet
Gott, daß mein liebes Enkelchen ſprechen lernt
10 Pf. M. O. - 23) Den Waiſen, ſchon längſt
verſprochen 50 Pf., der liebe Gott möge uns
auch ferner beſchützen. D. W. 24) Ihr lieben
Waiſen, bittet den lieben Gott, daß er meine
gute Schweſter bald geneſen läßt. 1 M. - 25)
Lieber Gott gib mir wieder meinen zweiten Platz.
26) Den armen Waiſen 50 Pf. mit
J. M. Bitte um fernere Geſundheit. W. B. - 27)
Ihr lieben Waiſen, bittet mit mir zu Gott dem
Allmächtigen. daß ich meiner Herrſchaft recht
lange treu dienen möge ꝛc. Von einem armen
Tienſtmädchen 23 Pf.
Darmſtadt, den 12. April 1881.
Großherzogliche Landes=Waiſenkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.

Aus Etadt und Land.

Darmſtadt, 22. April.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den prakt. Arzt
und Privatdocenten an der Landesuniverſität Dr. C. Spamer zu
Gießen zum Kreisaſiſtenzarzt für den Kreis Mainz ernannt.

Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Muſikdirector
Ph. Schmitt die Erlaubniß zur Annahme der ihm von Sr. Hoheit
dem Furſten von Bulgarien verliehenen goldenen Verdienſtmedaille
ertheilt.
- Se. Hoheit der Fürſt von Bulgarien mit Gefolge iſt geſtern
Vormittag um 11 Uhr. 20 Min. nach Wien abgereiſt. Se. Großh. Hoheit
Prinz Alexander, Graf und Gräfin Erbach=Schönberg begleiteten den
Fürſten zur Bahn, woſelbſt ſich auch Se. Königl. Hoheit der Großherzog
und Prinz Wilhelm, der preußiſche und ruſſiſche Geſandte, die Generali=
tät
und Regimentscommandeure, ſowie das Officiercorps des 2. Dragoner=
Regiments eingefunden hatten.
Seine Hoheit der Fürſt von Bulgarien haben vor der Rück=
reiſe
nach Sofia dem Allgemeinen Verein gegen Verarmung und
Bettelei zu Darmſtadt 800 Mark und dem Vorſtand der Kleinkinder=
Bewahranſtalt zu Jugenheim a. d. B. 200 Mark zuſtellen laſſen. (D. 3.)
Wir machen unſere Leſer darauf aufmerkſam, daß das Sommer=
Semeſter an der techniſchen Hochſchule Montag den 25. April
beginnt und daß der Beſuch einzelner Vorleſungen und Uebungen auch
Denjenigen ermöglicht iſt, welche vermöge ihrer Lebensſtellung nicht
als Studirende eintreten können. Insbeſondere wird hierdurch Mannern,
welche ſchon einen Lebensberuf erwählt haben, Gelegenheit gegeben, in
einigen Specialgegenſtänden frühere Studien aufzufriſchen oder neue
vorzunehmen. Die Anmeldung zur Theilnahme als Hoſpitant erfolgt
beim Secretariat, welches zu näherer Auskunft bereit iſt. Die Zeit für
die einzelnen Unterrichtsfächer kann im Stundenplan im Veſtibüle des
Hauptgebäudes, ſowie im Secretariat eingeſehen, auch können daſelbſt
Stundenplan und Programm bezogen werden.
Wir heben nachfolgende Gegenſtände von allgemeinem Intereſſe
hervor:
1) Hellas und Rom: Profeſſor Dr. Roquette, Dienstag, Donners=
tag
4 Uhr.

2) Deutſche Literatur in der erſten Hälfte des X1x. Jahrhunderts
Prof. Dr. Roquette, Mittwoch, Freitag 4 Uhr.
3) Allgemeine Kunſtgeſchichte: Hofrath Prof. Dr. Schäfer, Montag,
Freitag 5 Uhr.
4) Grundzüge der Volkswirthsſchaftslehre: Landgerichtsrath Heinzer=
ling
, Dienstag, Donnerstag 5 Uhr.
Franzöſiſche Sprache (Lectüre techniſcher Stoffe): Prof. Eger,
Mittwoch. Freitag 5 Uhr.
Engliſche Sprache: Prof. Eger, Dienstag, Donnerstag 5 Uhr.
7) Handelswiſſenſchaft: Lehrer Stern, nach Verabredung.
8) Engliſche Sprache The Novcomes von W. M. Thackeray):
Dr. Hangen, nach Verabredung.
5) Zoologie: Prof. Dr. von Koch, nach Verabredung.
16) Syſtematiſche Botanik: Prof. Dr. Dippel, Montag, Donnerstag
bſlkuhr, Samstag 5 Uhr.
11) Mikroſkopiſches Prakticum: Prof. Dr. Dippel, Mittwoch 9-12,
Samstag 2-5 Uhr.
12) Geſteinslehre: Prof. Dr. Lepſius, Donnerstag. Freitag 11 Uhr.
13) Mineralogiſches und geologiſches Prakticum: Prof. Dr. Lepſius,
Donnerstag 9-11 Uhr.
14) Experimentalphyſik: Prof. Dr. Herwig, Montag, Dienstag 10 Uhr,
Mittwoch 9 Uhr, Donnerstag, Freitag 10 Uhr.
15) Organiſche Chemie: Prof. Dr. Städel, Montag, Dienstag,
Mittwoch, Donnerstag, Freitag 11 Uhr.
16) Chemiſche Technologie: Prof. Dr. Thiel, Dienstag, Donnerstag
7 Uhr, Samstag 7-9 Uhr.
17)
Freihandzeichnen: Prof. Kumpa, Dienstag, Donnerstag
2-5 Uhr.
18) Figurenzeichnen und Aquarellmalen: Prof. Noack, Montag,
Dienstag 8-12 Uhr.
19) Maleriſche Perſpective: Prof. Simons, Montag 79 Uhr.
Es wird noch darauf aufmerkſam gemacht, daß die Verechtigung
zum Hoſpitiren zugleich diejenige zum Beſuch des Leſezimmers und
zur Benutzung der reichhaltigen allgemeinen Vibliothek der tech=
niſchen
Hochſchule einſchließt.

Stadtverordnetenverſammlung vom 21. April.
(Kurzer Bericht.) Unter den Mittheilungen befindet ſich eine energiſche
Proteſtation zahlreicher Einwohner gegen eine etwa geplante Aufhebung
219

[ ][  ]

R.
824
der hieſigen Meſſen. Ferner wurde Kenntniß von einer auf Chauſſi=
rung
der oberen Heinrichſtraße abzielenden Eingabe gegeben.
Dieſelbe wurde an die Baucommiſſion verwieſen.- Zunächſt ſollte in die
Berathung des Entwurfs einer Abfuhrordnung für die hieſige Stadt
eingetreten werden, allein man ſah hiervon einſtweilen noch ab und zwar
weſentlich mit Rückſicht auf die Krankheit des in der Sache ſehr infor=
mirten
Herrn Beigeordneten Riedlinger. Sodann genehmigte man
die ſtattgehabte Verſteigerung der Planirungsarbeiten der abgetriebenen
Waldfläche an der Pallaswieſe.- Für äußere Herſtellung und Bepflanzung
des Hochreſervoirs auf der Mathildenhöhe wurde ein Credit von 3182 M.
bewilligt, alſo eine für die Leiſtung verhältnißmäßig kleine Summe.
Hinſichtlich der Schließung der Privatabſtiche an den alten
Brunnenleitungen beſchloß man nunmehr im Princip, dieſelbe vom 15. Mai
ab zu beſeitigen, ließ jedoch den Intereſſenten die Möglichkeit, unter gewiſſen
Bedingungen die Leitungen unter Verſchluß und Plombe für Nothfälle
fortbeſtehen zu laſſen. Die Vergebung der ſogenannten Procent=
arbeiten
für das laufende Etatsjahr fand Genehmigung. Am
ſtärkſten war das Abgebot bei ſden Schloſſerarbeiten, wo es
40 pCt. betrug. Das Stadtbauamt wurde beauftragt, bei Abnahme
und Prüfung der Arbeiten mit aller Strenge vorzugehen. - Weiter
regte Stadtverordneter Ruths die nothwendige Begießung der
Straßen an, was zu dem Beſchluß führte, dieſelbe vorerſt wenigſtens
in der alten Weiſe vornehmen zu laſſen, ſodann demnächſt an die Frage
heranzutreten, ob in Zukunft die Begießung durch Hydranten oder
auf andere Weiſe erfolgen ſoll. Der alte baufällige Stall auf dem
Viehmarkt ſoll nicht mehr reparirt, ſondern abgebrochen, dagegen an
dem neuen die Holzpfoſten mit Steinfundament unterfangen werden.
Da ſich die Nothwendigkeit ergeben, die Baufluchtlinie in der oberen
Eliſabethenſtraße zu modificiren, ſo beſchloß man auf Antrag der
Commiſſion, daß bei einer demnächſtigen Bauveränderung des Schäffer=
ſchen
Hauſes daſſelbe um etwa 30 Centimeter zurückzuſetzen ſei. Weiter
zu gehen und auch das Hermes'ſche Haus mithereinzuziehen, hielt
Hieran reihte ſich eine vertrauliche
die Mehrheit für nicht angezeigt.-
Sitzung.
hat die Direction
Nach einer Mittheilung der 7B. B. Z.
eines Heirathsvermittelungsbureaus in Darmſtadt ein Verzeichniß
vou Heirathscandidaten angelegt, welches folgenden Lagerbeſtand auf=
weiſt
: 3 Fürſten, 8 Grafen, 91 Barone, 240 Ritterguts= und Groß=
grunoſtücksbeſitzer
, 380 Offiziere, 800 Beamte und Lehrer, 120 Gelehrte,
Aerzte und Künſtler, 240 Großhändler und Fabrikanten, 1400 Kaufleute,
800 Landwirthe, 1700 Induſtrielle und Gewerbtreibende und 110 Private
und Rentiers!
- Frankfurt rüſtet ſich mit Macht, um den zehnjährigen Ge=
denktag
des Frankfurter Friedens von 1871, den 10. Mai, nach Gebühr
zu feiern. Ein Feſtzug, gebildet aus zahlreichen Kriegervereinen von Nah
und Fern, aus Gewerken und Vereinen mit Fahnen und Emblemen, aus
Vertretern der ſtaatlichen und ſtädtiſchen Behörden, wird bereits am
8. Mai die Feſtlichkeiten eröffnen und gleichzeitig dem Congreß deutſcher
Kriegervereine, welcher an demſelben Tage hier zuſammentritt, den Gruß,
der Stadt darbringen. Ein Bankett im zoologiſchen Garten, ein Krieger=
commers
, die Schmückung des Kriegerdenkmals, eine Fahrt nach dem
Niederwald, endlich Volksbeluſtigungen verſchiedener Art werden die Tage
des 9. und 10. Mai ausfüllen und den Beweis dafür liefern, daß Frank=
furt
den Tag, an welchem nach hartem Kriege uns ein Frieden wieder=
gebracht
wurde, nicht vergeſſen hat. Die Anmeldungen zur Theilnahme
an dem Feſtzuge ſind ſchon jetzt zahlreich eingelaufen, namentlich aus den
Kreiſen der benachbarten Kriegervereine. Es dürften ſich wohl an eirca
10,000 Köpfe an dem Marſche durch die Straßen Frankfurts betheiligen.
Der Feſtplatz befindet ſich in dem Park der ehemaligen Kurfürſtlichen
Villa in der Nähe der Weſtbahnhöfe.
Dachdecker Sommer in Frankfurt dürfte vielleicht bald in die
Derſelbe
Lage kommen, ein ſeltenes Jubiläum feiern zu können.
ſtürzte im Laufe voriger Woche zum 23. Mal vom Dache und zwar
von der Haupthalle der Patent= und Muſterausſtellung in Frank 9
Sommer hatte bis jetzt das Glück, ohne bedeutende Beſchädigung davoi
zu kommen, obwohl er auch einmal vom Gonzenheimer Kirchthurm
herunterſtürzte.
Mainz, 21. April. Die Arbeiten zur Hebung der Pfeiler=
reſte
der Brücke Carls des Großen ſind wieder aufgenommen worden.
Dieſelben waren wegen der Höhe des Waſſerſtandes und der Kälte des
Waſſers ſeither eingeſtellt.
In Heidelberg ſoll nun ebenfalls eine Pferdebahn einge=
richtet
und in der Länge von 2 Kilometern von den Hauptbahnhöfen
durch die Rohrbacher, Bergheimer= und Hauptſtraße bis zum Bahnhofe
am Carlsthore geführt werden.
44 Theater= und Kunſtnotizen. Der bekannte Komiker
und Reuter=Darſteller Auguſt Junkermannin Stuttgart hat bei der
Intendanz ſchon vor einger Zeit ſeine Entlaſſung nachgeſucht und die=
ſelbe
erhalten. Die Urſache ſoll in Gagendifferenzen liegen. Die Auf=
führung
des Nibelungen=Ringes im Victoria=Theater zu Berlin
iſt in letzter Stunde fraglich geworden, da die Leipziger Stadtverwaltung
Bedenken gegen den Gebrauch der ſtadtiſchen Theater=Requiſiten ꝛc. an
einem anderen Orte als Leipzig erhoben hat.
In den Pfingſttagen
finden in Düſſeldorf und in Mannheim Muſikfeſte ſtatt.
Am
1. October er. kommen 2 Stipendien der Felix Mendelsſohn=

Redaction und Verlag: L. C

78
Bartholdy'ſchen Stiftung für befähigte und ſtrebſame Muſiker
zur Verleihung. Jedes derſelben beträgt 1500 Mark. Das eine iſt für
Componiſten, das andere für ausübende Tonkünſtler beſtimmt. Die
Verleihung erfolgt an Schüler der in Deutſchland vom Staat ſub=
ventionirten
muſikaliſchen Ausbildungsinſtitute, ohne Unterſchied des
Alters, des Geſchlechts, der Religion und der Nationalität. Der Ba=
ritoniſt
Reichmann aus München, der größte jetzt lebende deutſche
Baritonſänger, iſt von 1883 ab für das Hofoperntheater in Wien mit
16000 Gulden Gage engagirt worden.

Vermiſchtes.
Ein Monſtre=Prozeß im wahrſten Sinne des Wortes hat ſoeben vor
dem Londoner Appellationsgericht ſein Ende erreicht, und zwar mit dem
Siege der deutſchen Firma.
Die Singer=Manufacturing= Com=
panyi
in London hat mit Unbehagen bemerkt, daß ihr von deutſchen Näh=
maſchinen
=Fabrikanten in England erfolgreiche Concurrenz gemacht wurde.
Sie beſchloß daher, gegen den Vertreter der Friſter und Roßmann'ſchen Näh=
maſchinenfabrik
, Herrn Hermann Loog in London, klagend vorzugehen, und
zwar unter dem Vorgehen, daß dieſe Firma, welche das Syſtem Singer
und Wheeler und Wilſon' fabricirt, dadurch eine Täuſchung des Publikums
herbeiführe, daß ſie auf ihren Circularen, Preisliſten ꝛc. den Ausdruck
Friſter und Roßmann'ſche Singer=Maſchinen' gebrauche. Die Verhandlung
erſter Inſtanz währte ſiebzehn Tage. Das Urtheil lautete gegen die Herren
Friſter und Roßmann reſp. deren Agenten. Die Gerichtskoſten betrugen
gegen 6000 Pfd. Sterl. oder 120,000 Mk. - Die unterlegene Firma
appellirte jedoch un die höhere Inſtanz und dieſe hat nach nur viertägigen
Verhandlungen die Anklage zurückgewieſen und der Singer=Manufacturing
Lompany die inzwiſchen auf 200,000 Mk. angewachſenen Koſten auferlegt.
Es mag hierbei nicht unerwähnt bleiben, daß das engliſche Publikum ge=
wöhnt
iſt, größere Unterſchiede in der Güte der verſchiedenen Fabrikate zu
machen, als es leider in Deutſchland der Fall iſt. Fur die in Deutſchland
von obengenannter Fabrik erzeugten Maſchinen, welche aus dem vorzüglichſten
Material in der gediegenſten Weiſe hergeſtellt, mit vielen neuen Ver=
beſſerungen
verſehen und dabei gefällig ausgeſtattet ſind, werden in England
dem entſprechend höhere Preiſe, als für andere Maſchinen gezahlt. - Das
deutſche Fabrikat gilt für das beſte auf dem engliſchen Markte, und würde
ſicher auch in Nordamerika gleiche Triumphe feiern, wie in England, wenn
die Regierung der Vereinigten Staaten es nicht für nothwendig hielte, ihre
angeblich ſo ſtarke Nähmaſchinen=Induſtrie durch einen Zoll von 45 pCt. des
Werthes zu ſchützen, d. h. die Einfuhr fremder Nähmaſchinen unmöglich zu
machen.
Seit einiger Zeit bemerkt man in den Auslagen der Pariſer Mode=
magazine
Puppen in Lebensgröße mit papierenen Toiletten, dazu
beſtimmt, den Damen als Muſter für den Schnitt und die Farbenzuſammen=
ſtellung
ihrer Roben zu dienen. Alles, bis in die kleinſte Einzelheit, iſt aus
Papier nachgemacht, ſogar die Spitzen, Blumen, Franſen u. ſ. w., aber aus
einer Entfernung von wenigen Schritten iſt die Illuſion eine vollſtändige.
Die neue Erfindung hat in dem capriciöſen Hirn einer der eleganten Mode=
damen
von Paris eine originelle Idee aufkeimen laſſen. Sie veranſtaltet
demnächſt einen Ball, bei welchem die Damen ausſchließlich in ſolchen
papierenen Toiletten erſcheinen ſollen. Nach der Seiden= und Sammetperiode
die Periode des Papiers - die Herren Ehemänner werden ſchwerlich etwas
dagegen einzuwenden haben.
Ein kleiner, aber reger Ort iſt nach dem =Allg. Anz. v.
St. Johann a. d. Saar' Türkismuhle. Dieſer Ort iſt wohl einer
der merkwürdigſten auf der ganzen Erde: er enthält 10 Häuſer, darunter
ein noch unbewohntes, und dennoch ſind dort vorhanden: 1 Bürgermeiſterei=
und Standesamt, 1 Bahnſtation nebſt Expedition, 1 Poſtamt, 1 Poſt=
halterei
, 1 Hotel, 4 Wirthe, 1 Mehlhandlung, 1 Bäcker, 3 Kohlenhandlungen,
2 Holzhandlungen, 1 Kramladen, 2 Eiſenhandlungen, 1 Bierniederlage,
1 Agenturgeſchäft, 1 Metzgerei, 1 Lohnfuhrwerksbeſitzer, 1 Schuſterei,
1 Schmiedewerkſtätte, 1 Schneiderei, 1 Friſeurgeſchäft, 1 Kegelclub. Iſt in
Europa oder Amerika irgend ein Ort, der im Verhältniß zul ſeiner Ein=
wohnerzahl
eine gleiche Fülle von Regungen des gewerblichen und ſonſtigen
mit der Cultur verknüpften Lebens aufzeigt? Es fehlt nur noch ein Tur=
kismühler
Stadttheater, um den Ort in die Reihe der europäiſchen
größeren Plätze einreihen zu können. Vielleicht wird auch dieſem Mangel
abgeholfen.

Polizei=Bericht vom 22. April.
Einer Dame, ſeither hier wohnhaft, wurden bei ihrem Wegzuge
4 Oelgemälde, 1 Kiſtchen, Stein= und Muſchelſammlung, enthaltend, ent=
wendet
. Einem Droſchkenkutſcher wurde eine Ehlinderuhr aus der Taſche
geſtohlen.

Lages=Kalender.
Montag 25. April: Außerordentliches Concert des Mozart=Vereinz. - Gene=
ralverſammlung
der Darmſtädter Volksbank.
Montag 25. bis Mittwoch 27. April: Hauptprüfung und Contert der Ph.
Schmitt'ſchen Akademie für Tonkunſt.
Montag 25. bis Mittwoch 27. April: Darmſtaͤdter Pferde= und Fohlenmarkt.
Täͤglich bis 28. April: Gemälde Ausſtellung des Rhein. Kunſtvereins.
Samstag 30. April: Generalverſammlung des Kaufm. Vereins.

Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.