Darmstädter Tagblatt 1881


14. Januar 1881

[  ][ ]

rag= und Anzeigeblaft.
Mit der Sonntags=Beilage:
Illuſtrirtes Unterhaltungsblatt.
Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

Wonnementspreis
Diernteinſthrlich 1 Mark 50 Pf. mel
Eringerlohn. Auzwärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent
gegengenommen zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incL Poſtaufichlag.

Inſerate
werden angenommen: in Darmſtadt
von der Expedition, Rheinſtr. Nr. 23.
in Beſſungen von Friedr. Blößer,
Holzſtraße Nr. 25, ſowie auswärts
von allen Annoncen=Expeditionen.

NN.

Freitag den 14. Januar.

1881:

B e k a n n t m a ch u n g.
Herr Spenglermeiſter Auguſt Neumeyer hat den erforderlichen Nachweis über die Geſchäftseinrichtung zur Herſtellung
von Privatwaſſerleitungen erbracht.
Darmſtadt, den 8. Januar 188l.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
Ohly.

152) Bei der unterzeichneten Gerichts=
ſchreiberei
kann ein Volontair ſofort ein=
treten
. Nur Bewerber, welche einige Claſſen
einer höheren Schule abſolvirt haben, oder
über den erfolgreichen Beſuch einer Fort=
bildungsſchule
ſich ausweiſen können, und
gute Sittenzeugniſſe beſitzen, können zuge=
laſſen
werden.
Darmſtadt, den 4. Januar 1881.
Die Gerichtsſchreiberei
Großherzoglichen Amtsgerichts Darmſtadt I.
Abtheilung für ſtreitige Gerichtsbarkeit.
Kümmel.

Holzanfuhr=Verſteigerung.
Samstag den 15. d. Mts., Nach=
mittags
3 Uhr, wird im Großherzog=
lichen
Holzmagazin die Anfuhr von
162 Rm. Buchenſcheitholz,
735 Kiefernſcheitholz.
320 Buchenknüppelholz,
aus den Waldungen der Oberförſterei
3 Heſſungen in verſchiedenen Looſen an dis
H Wenigſtfordernden in Accord gegeben.
84) Darmſtadt, 7. Januar 1881.
100 Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.

5.
E.
8

4r3275)

Llehan

Muhl.

Holzanfuhr=Verſteigerung.
neSamstag den 15. d. Mts., Nach=
mittags
3 Uhr,
wird im Großh. Holzmagazin die Anfuhr
Elvon 1000 Rm. Buchen=Scheitern aus dem
Diſtrict Spieß der Oberförſterei Nieder=
Ramſtadt an den Wenigſtfordernden in
ccord gegeben.
Darmſtadt, den 12. Januar 1881
Großherzogliche Holzmagazin=Verwaltung.
376)
Muhl.

Holzverſteigerung.
Freitag den 21. Januar, Vormit=Montag den 17. d. Mts., Vormit=
tags
9 Uhr anfangend,
60 Rm. Kiefern=Scheiter,
285 Knüppel,
23
Stöcke,
6000
Wellen.
Die Zuſammenkunft iſt auf der Langen=
ſchneiſe
am Holzſchlage.
378)
Hönig.

Holzverſteigerung.
tags 10 Uhr,
ſoll zu Meſſel in der Rathsſtube nachſte= kommen in dem Gräfenhäuſer Gemeinde=
hendes
Holz aus dem Meſſeler Ge=ſwald zur Verſteigerung:
meindewald, Diſtrict Streitlach und Mittel=
hecken
an die Meiſtbietenden verſteigert
werden:
6 Rm. Eichen=Kuüppel,
403 Kiefern=Scheiter,
258 Kiefern=Knüppel,
220 Stück Eichen=Wellen,
7770 Kiefern=Wellen,
176 Kiefern=Stöcke.
Das Holz iſt von der Abtriebsfläche) Verſteigerungs=Anzeige.
her einſehen will, kann ſich an den Unter=
wenden
, welche nähere Auskunft ertheilen haltene abgängige Ziegenböcke gegen baare
werden.
Meſſel, den 12. Januar 1881.
376)
Germann.
J
2
Main=Neckar=Bahn.
Die zur Herſtellung einer Waſſerleitung für den Bahnhof Friedrichsfeld erfor=
derlichen
Arbeiten und Lieferungen als: zwei freiſtehende Waſſerkrahnen, zwei Schieber,
fünf Schachtdeckel aus Gußeiſen, 240 Meter gußeiſerne Rohre von 150 Millimeter
Lichtweite, ein Anſchlußſtück ꝛc. ſollen vermittelſt Submiſſion vergeben werden.
Das Ganze iſt zu 6400 M. veranſchlagt. Pläne, Bedingungen und weitere Aus=
kunft
auf dem Bureau des Unterzeichneten.
Die Offerten ſind verſchloſſen und verſehen mit der Aufſchrift: Waſſerleitung
im Bahnhof Friedrichsfeld= bis zum 19. Februar l. J., Vormittags 10 Uhr,
bei mir einzureichen.
Copien der Bedingungen und der Zeichnung zu den Krahnen ſind gegen Ein=
ſendung
von drei Mark zu beziehen, ſofern die Anmeldung hierzu vor Ablauf des
23. d. M. bei mir erfolgt.
Darmſtadt, den 11. Januar 1881.
Der Eiſenbahn=Baumeiſter.
Dittmar.
22

und guter Qualität. Wer dasſelbe vor= Montag den 17. d. Mts., Vormit=
tags
11 Uhr,
zeichneten oder den Forſtwart Germannlwerden im Faſſelhofe dahier zwei gut ge=
Zahlung verſteigert.
Beſſungen, den 8. Januar 1881.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Meſſel. Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
279)
Nohl.

[ ][  ][ ]

88

N6 10

Holzverſteigerung
in den Waldungen des Großherzoglichen
Hauſes der Oberförſterei Meſſel.
Montag den 17. d. Mts., von Vor=
mittags
10 Uhr an,
werden in dem Saale der J. Germann'ſchen
Gaſtwirthſchaft zu Meſſel aus den Diſtricten
Dieburger= und Röder=Mark:
Schelter. Knüppel. Reiſig. Stöcke.

Rm. Rm. 100 Wll. Eiche 4 18 Kiefer 31 755 130.0 Erle 27 26 öffentlich verſteigert.

Wegen vorheriger Beſichtigung des Holzes
und ſonſt gewünſcht werdender Auskunft
wolle man ſich an den Großh. Forſtwart
Germann zu Meſſel wenden.
Meſſeler Forſthaus, 7. Januar 1881.
Großherzogliche Oberförſterei Meſſel.
277)
Heinemann.

Feilgebotenes.

46) In G. Pönicke's Schulbuch=
handlung
in Leipzig iſt in 77 Auf=
lage
erſchienen und für 3 Mark (auch
in Briefmarken) zu beziehen:
M. Rolall s G6lhstho n ahlullh.
(Mit 27patholog.=anatom. Abbildungen)
Dieſes rühmlichſt bekannte Werk bietet
allen Denen, welche an Schwüche=
zuſtänden
ꝛc. leiden, ſichere Hülfe und
Heilung. In Darmſtadt vorräthig in
der Buchhandlung von L. W. Rühl.

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per Liter 30 Pfenmige.
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Carlsſtraße 24.
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Neuen

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per Centner M. I.
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Eliſabethenſtr. 45.
189)

donVarze denuensauutstrehen

ſind wieder friſch eingetroffen und werden billig abgegeben.
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Marktplatz 3.

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382) CrangenPunschEssenz
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Ananas-Punsch-Essenz
per Fl. M. 2.50, per ½ Fl. M. 1.40
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Niederlage bei Hrn. Kaufm. Jerch, Ludwigspl.

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Joiſette-Gſycerin
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tar1 Gaumgol,
Louiſenplatz 4.
286)

288) Alexanderſtraße 23 eine Stieg=
hoch
ſind gute, auserleſene
Kartoffeln,
per Kumpf 35 Pfennige, auch malterweiſe
abzugeben.


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Emser Wassers unter Leitung der
Administration der König Wil-
helms
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Leiden der Respirations- u. Ver-
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und 2.50 pr. Pfd.
Theespitzen Pfd. M. 125, M.l.15
H. Vanille Stange 25 u. 75 Pfg.

3 Billige Pantoffeln.
Eine Partie billige Frauen=Stramin=
Pantoffeln (Handarbeith; ebenſo von den
beliebten Herren=, Frauen= u. Kinder=
ſtiefeln
(Kalbleder, für deren Güte garan=
tirt
wird, iſt eine friſche Sendung eingetroffen.
Bahnhofſtraße 1, eine Stiege hoch.

Holzpreiſe

im Großherzoglichen Holzmagazin.
Buchenſcheiter I. Cl. 11 M. 50 Pf.
II.
9 50
Kiefernſcheiter I.
8

Das Holz 1 Claſſe beſteht aus ge=
ſpaltenen
Stammknüppeln von geſundem
ausgewachſenem Holze.
Beſtellungen gegen baare Zahlung bei
Großherzoglchem Rentamt (Paradeplatz 4).
Darmſtadt, den 1. April 1880.
Großherzogliche Holzmagazins=Verwaltung.
3172
Muhl.

4)

Vermiethungen.

10990) Ecke der Hügel. und
Zimmerſtraße Nr. 11, ebener Erde,
eine hübſche Wohnung von 3 Zim=
mern
, Küche und allem Zubehör zum
Preiſe von 350 Mk. alsbald bezieh=
bar
zu vermiethen.

5

5.

84.
7589
129
928
t R uck.
Die
Zahlh,

[ ][  ][ ]

10066) Beſſ. Carlsſtraße 3 ein möbl.
kleines Zimmer für 8 M. monatlich.
11383) Wilhelminenſtraße 35. Ecke
der Hügelſtraße, iſt im oberen Stock eine
Wohnung, beſtehend aus 7 Zimmern ꝛc.
zu vermiethen. Näher. im Hauſe parterre.
11464) Ludwigsſtraße 4 zwei möb=
lirte
Zimmer zu vermiethen.
11905) Schirmgaſſe 2 im Seitenbau
ein freundliches Logis, 4 Zimmer ꝛc., zu
vermiethen und ſogleich zu beziehen.
Moritz Nathan.
401) Caſinoſtraße 17 eine Manſarde

Vermiſchte Nachrichten.

383) Eine tüchtige, gewandte
Verkäuferin
findet bei mir gegen gutes Gehalt
dauernde Stellung.
Anmeldungen Sonntags im Laden.
Marktplatz

Marie Weber,

Z.

10640) Das Haus Brandgaſſe 10 iſt
ganz an einen Miether zu vermiethen,
event auch zu verkaufen unter günſtigen
Bedingungen.
Hof und Pumpe, guter Keller beim Haus.
Näheres bei Hartter & Comp., Wil=
helminenſtraße
35.
E Hutkormentisohler,
2-3 tüchtige Arbeiter, namentlich auf
Herrenformen und Matrizen,
finden ſofort dauernde und lohnende
Stellung in der Hutformenfabrik von
Hax Herber, Falkenſr. 1-3,
Dresdem.
WB. Arbeit vurch Bandſägen, Bohr=
maſchinen
ꝛc. ſehr erleichtert.

Die Aufnahmo jeder Art von Behörden
und Privaten in ſämmt=
385) von
liche exiſtirende Zeitungen
Anzeigen Kreis- u. Wochenblätter,
illuſtr. Journale, Fachzeitſchriften, Kalender,
Coursbücher u. a. Publikationsorgane ver=
mittelt
prompt, billig und discret die
Annoncen=Expedition von
MAAsEüsrziy & voolEn
in Frankfurt a. M., Karlsruhe,
Stuttgart, München u. a. O.
ſFin ganzer und ein halber Par=
8
quet=Logen=Vorderplatz ab=
zugeben
. Näheres in der Expedition.

Spoclalarzt Dr. med. Heyor,
lin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch

Abrieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erfolge.
534)

R 10
84
53
E
Hlustrirte Cuterhallungsblätter
zur Completirung des Jahrgangs 1880 ſind, ſoweit ſolche noch nicht vergriffen, zu
10 Pfg. pro Exemplar in der Expedition d. Bl. zu haben.
Geſchäfts-Verlegung.
Meinen werthen Kunden, ſowie dem geehrten Publikum die ergebene Anzeige,
daß ich mein Geſchäft in das Haus
Bleichſtraße 45, nächſt den Bahnhöfen,
verlegt habe, und bitte mich auch in meinem neuen Locale mit Ihrem Wohlwollen,
unterſtützen zu wollen.
Achtungsvoll
AETTIDlm OCiOhOI,
887)
Friſeur.
Hontag den 17. Januar, Abends 8 Uhr:
Verſammlung
des Vereins der heſſiſchen Fortſchrittspartei=
in
der Böttinger'ſchen Brauerei am Ludwigsplatze.
Tagesordnung:
1) Reactionäre Beſtrebungen der Gegenwart. Berichterſtatter: der Vorſitzende.
2) Civilehe. Berichterſtatter: Herr Abgeordneter Wolfskehl.
3) Einberufung einer allgemeinen Volksverſammlung. Berichterſtatter: Herr Gym=
naſiallehrer
Friedrich.
Geſinnungsgenoſſen, wenn ſie auch keine Vereinsmitglieder ſind, haben Zutritt.
Der Vorſitzende des Vereins:
388)
Metz I.
1Il. vouulltt uonv Huddlouuo lut -ollalluo.
unter hohem Protectorate Sr. Großh. Hoheit des Prinzen Alexander.
Samstag den 15. Januar 1881, Abends ½7 Uhr
im Saale zum Darmſtädter Hof
44. Comcert.
Frogramm: 1. Ouverture zur Schönen Meluſinen für 2 Pianos von
Mendelsſohn. 2. Schneewittchen, dramatiſirtes Märchen für Sopran, Alt, weib=
lichen
Chor und Pianoforte von Reinecke. 3. Sonate für Pianoforte in D-moll von
C. M. v. Weber. 4. Adagio u. Corrente für Pianoforte u. Violine von Leclair.
5. Ungariſcher Tanz für Pianoforte zu 4 Händen von Moszkowski. 6. Legende
für die Violine von L. Schlöſſer. 7. Arie für Alt aus Samſon von Händel.
8. Kreutzer=Sonate für Pianoforte und Violine von Beethoven.
Numerirte Plütze M. 2. Saalkarten M. 1.50 ſind zu haben in
der Akademie und bei den Herren Thies und Bölling.
Der Reinertrag iſt zum Beſten eines unter hohem Protectorate J. Kgl. Hoheit
der Frau Prinzeſſin Karl ſtehenden Wohlthätigkeits Vereins.
(389

402)
Saal zur Traube.
Samstag den 15. Januar, Abends 6½ Uhr:
G6o Ratmuuutaada-Arudh
von
Hartin Wallenstein, Großh. Kammervirtuos,
unter gefälliger Mitwirkung der Herren Concertmeiſter WIlly Hess
und Robert Riedel aus Frankfurt.
Der Flügel iſt aus dem Lager des Herrn Zimmermann.
Eintrittskarten: Sperrſitz 3 Mark, Saal 2 Mark und Gallerie 1 M.
ſind zu haben in den Buchhandlungen der Herren Borgsträsser, Ellngolhöſkor und
Thios, bei Herrn Buppol, Grafenſtr. 35, ſowie Abends an der Kaſſe.

[ ][  ][ ]

0000000000000000000
6 390)

Die

husſkalienhandlune

Von

Vikhekminenſtraße 17.

1 Guuulg,

empfiehlt ihre Muslkalien -Abonnements unter den günstigsten Be-
dingungen
.
Ex- Grosses Lager in allen Gassen der Musik.
Ex- Bei Ankauf 20 bis 40 pCt. Rabatt.

Der Reſidenzkalender für das Jahr 1881
ſt zu 40 Pfg. pro Exemplaͤr in der Expedition d. Bl. zu beziehen.
H ä u ſ e r
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Heustadt. ſtraße.

Oriſche Naturbutter, 9 Pfd. 9 M.
38 franco. Gruber in Rieden bei

Murnau, Oberbayern.

Friſche Schellfiſche,
ſoeben eingetroffen, pr. Pfund 30 Pfg.
G. Lrzonh,
392)
Lleichſtraße.
Priua Petroleum,
per halb Liter 12 Pfg.
vouls tMK,
383) neben der Stadtkirche.
Sohellfische,
friſch eingetroffen, bei
Carl Sattes,
vormals Christ. Möhn,
Mathildenplatz 1.
394)
e SDine Wittwe ſucht Laufdienſt. Lang=
8 T gaſſe 37.

ſEine junge Dame möchte Englün
derinnen deutſchen Unterricht er=

Adreſſe in der Exped. zu erfahren.

theilen.

6 (Ein tüchtiges, ſauberes Mädchen
H 18, das die Hausarbeit gründlich
verſteht, ſowie ſerviren kann, gegen guten
Lohn geſucht nach außerhalb.
Zu erfragen Bleichſtraße Nr. 7.

(Fine tüchtige Lauffrau wird geſucht.
2. Bleichſtraße 35 im Laden.

Ein gebildetes Mädchen (Halbwaiſe)
E ſucht Stelle zu einer Dame oder

zu zwei älteren Leuten.
gaſſe 17, 1 Treppe hoch.

Zu erfr. Schloß=

Todes Anzeige.
Es hat dem Allmächtigen gefallen,
unſere geliebte Mutter, Schweſter,
Schwieger=, Groß= und Urgroßmutter,
Schwägerin und Tante, die Wittwe
des zu König verſtorbenen Großher=
zoglichen
Phyſicatsarztes Dr. Munz.
heute Morgen nach kurzem Kranken=
lager
im Alter von 82 Jahren in
das beſſere Jenſeits abzurufen.
Um ſtille Theilnahme bittet
Neuſtadt i. Odw., 12. Jan. 1881.
Im Namen
der trauernden Hinterbliebenen.
Friedrich Munz,
Lehrer in Langen.

Logenplätze (1. Rang) abzugeben
Näheres in der Expedition.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 14. Januar.
10. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung.
Drei Paar Schuhe.
Lebensbild mit Geſang von Carl Görlitz.
Vorſpiel.
Perſonen:
Lorenz Flink, ein Schuſter . Herr Franke.
Frl. Schütky.
Martha, ſeine Frau
Erſte Abtheilung:
Die Schuhe der Bankierstochter.
Perſonen:
Herr Mickler.
Bankier Moſer, Wittwer.
Frau Kläger.
lara, ſeine Tochter
Lohberger, ein Geſchäftsfreund, Herr Wisthaler.
Herr Hacker.
Max Born, Buchhalter
Herr Wagner.
Heinrich, Bedienter
Frl. Schütky.
Martha, die Schuſterfrau
Zweite Abtheilung:
Die Schuhe der Sängerin.
Perſonen:
Arabella Wendini, Prima=
donna

Frl. Ethel.
Frau Trude Wendt, ihre
Mutter,
Frau Pichon.
Baron Leo von Dahlen=
Wappenheim
Herr Steude.
Friedrich Rohrdrommel Commis Herr Knispel.
Lips, der Theaterdiener
Herr Schimmer.
Roſa, Arabella's Kammer=
mädchen

Frau Kilian.
Martha, die Schuſterfrau
Frl. Schütky.
Dritte Abtheilung
Die Schuhe der Saalbauwirthin.
Perſonen:
Landrath von Kleinitz.
Herr Werner.
Gulalia, deſſen Gemahlin
Frl. Verl.
Emma, deren Freundin
Frau Kugler.
Peter Kühne
Herr Butterweck.

Goldlottchen
Frau Mewes, Wirthin
Fritz, ) Kellner
Paul,
Lorenz Flink, der Schuſter
Martha, die Schuſterfrau

Frl. Bernhard.
Frau Eppert.
Herr Krüger.
err Hartig.
Herr Franke.
Frl. Schütky.

Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag 16. Januar.
11. Vorſtellung in der 5. Abonnements=Abtheilung
L o h e n gri n.
Große romantiſche Oper in 3 Akten von
Richard Wagner.
5 1 Ortrud. . Frl. v. Müller, vom Hoftheate=
in
Weimar, als Gaſt.

[ ][  ][ ]

Aus Stadt und Land.

Darmſtadt, 14. Januar.
Die erſte Kammer nahm in ihrer am Donnerstag ſtattge=
habten
Sitzung die Beſchlüſſe zweiter Kammer hinſichtlich der Vorſtellungen
über die Waſſerſchäden des Rheins mit der alleinigen Abänderung
an, daß die betheiligten Techniker auch in der betreffenden Unter=
ſuchungskommiſſion
Vertretung finden, alſo nicht ausgeſchloſſen ſein
ſollen. Abgelehnt wurde die Beſchwerde der Stadt Bensheim wegen
Niederlegung des alten Rinnenthors, ſowie der Antrag des Abg.
Rake wegen anderweitiger Beſteuerung des Hauſirhandels, an=
genommen
, dagegen die Vorlage wegen Anwendung der für die Großh.
Civildiener beſtehenden Beſtimmungen auf die übernommenen Beamten
und Bedienſteten der oberheſſiſchen Bahnen und der Normalbeſoldungs=
etat
derſelben, ſowie der Wedekind'ſche Antrag in Betreff des Geo=
meterweſens
. Eine Beſchwerde des Kaplans Heeß in Dieburg wegen
2 verweigerter Auszahlung ſeines Suſtentationsgehalts wurde für erledigt
erklärt, nachdem die Regierung auf Grund neuen Materials deren
Willfahrung in Ausſicht geſtellt, worauf ſich die Kammer vertagte, um
Ahlgegen Ende Februar, kurz vor Schluß des Landtags, noch einmal zu=
ammen
zu treten.
0 Wie uns mitgetheilt wird haben ſich in der letzten Zeit noch eine
eträchtliche Anzahl Hausbeſitzer nachträglich zum Waſſerbezug ange=
meldet
. Nunmehr hat auch die Aufſtellung der Waſſermeſſer
Hren Anfang genommen.
- Im Monat December v. J3. hatte im ſtädtiſchen Hoſpitale dahier
bie Verpflegung von 224 Kranken, 47 Pfründnern und 27 Perſonen des
Hausperſonals, zuſammen 298 Köpfen mit 5584 Verpflegstagen ſtatt.
44 Das Repertoire unſerer Hofbühne iſt inſofern abgeändert
worden, als am Freitag nicht Auf eigenen Füßen ſondern Drei
Paar Schuhe' gegeben werden. Es folgen dann Lohengrin' (Sonntag
W.) Auf der Brautfahrt(Dienstag 18.) -Alibi= (Donnerstag 20.)-
3 letzte Fenſterln (Freitag 21.). In Vorbereitung befinden ſich: Johann
von Paris, Der Spieler, Nachtwandlerin.
Dem Vernehmen nach hat Herr Kapellmeiſter Lux in Mainz der
Großh. Hoftheater=Direction ſeine neue Oper Der Schmied von Ruhla=
eirigereicht
und wird dieſelbe wohl auch hier zur Aufführung kommen.
A.K. Concert von Miß E. Thursby und Herrn R. Fiſch=
hoff
. Es war uns ein wahrer Genuß, einmal wieder einem ſo ſeltenen
Eingvogel, wie Miß Thursby einer iſt, lauſchen zu dürfen. Es findet ſich
eben alles bei ihr vereinigt: ein prachtvoll weiches, geſchmeidiges Or=
gtn
, ausgezeichnete Schule und - though last, not loast - ein ſo lieb=
rerzendes
Aeußere, daß man unwillkürlich die verkörperte Frau Muſika
vor ſich zu ſehen meinte. Die große Concert=Arie Lh, non sal von Mo=
art
und la Calandrina von Jomelli waren einzige Leiſtungen, was
Schule anbetrifft. Einen feſten Einſatz, ſelbſt in den höchſten Lagen,
erlend gleichmäßige Triller und ein ſicheres Staccato verband ſie mit
in er ſo glockenhellen hohen Sopranſtimme, daß wir wirklich nicht wuß=
ſen
, was wir am meiſten an ihr bewundern ſollten. Beſonders reizvoll
ſt aber Mitz Thursbys kindlich naive Art des Vortrags, die zur beſten
beltung kam in Liedern wie Vöglein von Taubert, der Schelm
vo Reinecke, Keine Sorge um den Wegr von Raff, März=
8uacht; von Taubert, und, wie ſie, alle heißen. - Würdig
nterſtützt wurde Miß Thursby von dem Pianiſten Herrn Fiſch=
off
. Ganz abgeſehen von ſeiner brillanten Technik, die wir beſonders
En der Parantelle von Kleinmichel=Schubert und der Rhapsodie
Pongroise von Liſzt, zu bewundern, Gelegenheit, hatten, ent=
ſoickelte
er ein ſehr ſchönes Piano und Pianiſſimo in Stücken wie Nocturne
End Harfenetude von Chopin. Das Publikum war vollkommen en=
huſiasmirt
und lohnte beiden Künſtlern mit wohlverdientem Beifall.
- In der mit enormen Koſten errichteten Neuen Muſterſchule
or dem Friedberger Thore in Frankfurt iſt der Schwamm ausge=
wchen
, wie man annimmt in Folge von verwendetem grünem Holze.
Ver, ſagt die Fr. Pr. - ſo ſind wir berechtigt zu fragen - hatte dieſe
rbeit im Wege der Submiſſion zugebilligt erhalten, und wer hat ſie
us geführt? Allein ein halbes Dutzend verſchiedener Schreiner haben, der
ſine die Schränke, ein Zweiter die Lamberies, ein Dritter die Schul=
ſche
u. ſ. w. u. ſ. w. zum niedrigſten Preiſe übernommmen gehabt und
ſo arm dabei geworden, daß ſie bei etwaigen nöthig werdenden
paraturen nicht einmal mehr aufzufinden ſein werden.
Zudrang zum Lehrerberuke. Vom Rhein wird über den
t vorhandenen Zudrang zum Lehrerberufe geſchrieben: Vom Jahre
670 bis 1879 iſt die Zahl der Seminariſten in Preußen von 5008 auf
04 geſtiegen. Während früher über Lehrermangel geklagt wurde, drohl
gt eher eine Ueberfüllung in dieſem Berufe einzutreten, falls bei dem
manchen Gegenden noch immer anhaltenden wirthſchaftlichen Noth=
ſinde
der Zudrang junger Leute zu den Seminarien ein ſo erheblicher
7 kibt, als es jetzt der Fall iſt. Was die Provinz Hannover betrifft, ſo
ben ſich in dieſem Jahre an den neun Seminaren zu Ottweiler, Neu=
ed
. Boppard, Brühl, Cornely=Münſter, Linnich, Kempen, Mörs und

E10
91
Rheydt 802 Bewerber zur Aufnahme gemeldet; von denſelben konnten
aber nur 244, alſo kaum der dritte Theil, in den genannten Anſtalten
Aufnahme finden. Auch der Zudrang zum Lehrerinnenfache wird immer
größer, ſo daß di Vorſteher von höheren Mädchenſchulen und Lehrerinnen=
Bildungsanſtalten ſolchen jungen Mädchen, die nicht ganz beſonders
körperlich kräftig und geiſtig befähigt ſind, vom Eintrittt in die Lehrerinnen=
laufbahn
abzurathen genöthigt ſind.

44 Ein Vild von Darmſtadt im Jahre 1901.
Ein ſchriller Pfiff, und langſam fährt der Zug in die prächtigen,
mit Glas gedeckten Hallen des Heſſiſchen Ludwigsbahnhofs ein. Ich
trete, von einem Gepäckträger gefolgt, an den Ausgang, fordere eine Droſch=
kenmarke
, rufe die Nummer 2530 aus, ein Pfiff giebt mir zu erkennen, daß
ich gehört bin, und raſch iſt das elegante Gefährt an die Treppe gedampft.
Indem ich mich auf dem weichen Polſter gemüchlich niederlaſſe, idenke ich leb=
haft
der Zeit - es ſind ſchon 20 Jahre her - während ich zuletzt in Darm=
ſtadt
war. Ein Seujzer entfloh mir bei der Erinnerung an die alten Pferde=
droſchken
, die in ſpärlicher Anzahl vor dem Main=Neckar= und Ludwigsbahn=
hof
hielten, d. h. gewöhnlich bei Regenwetter oder wenn man ſie etwa ſonſt
recht nöthig hatte, nicht ſichtbar waren.
Raſch und ohne Erſchütterung rollte die Dampfdroſchke davon. Zu meiner
Rechten gewahrte ich eine Ueberführung Uber das Schienengeleiſe der Main=
Neckar=Bahn, woraus ich entnahm, daß Fußgänger jetzt nicht mehr nöthig
haben, vor der Barriere ſtille zu ſtehen und zu warten, bis der Perſonenzug
ein= oder ausgelaufen oder etwa gar ein Güterzug von 100 Achſen rangirt
iſt. Beim Einfahren in die Rheinſtraße war ich Uberraſcht Uber das Gedränge
in derſelben. Unter dem dichten Schatten großer Lindenbäume bewegten ſich
Tauſende von Spaziergängern, dazwiſchen eine lange Reihe von Dampfwagen,
deren Halten und Wenden mit einer Präciſion bewirkt wurde, welche bei dem
Pferdebetrieb unmöglich war. Auf meiner Fahrt durch die Rheinſtraße fielen
mir die vielen monumentalen Gebäude auf, namentlich an einem Ecke der
Rheinſtraße ein großartiges Haus, welches man mir als das junge Caſino
bezeichnete, im Gegenſatze zu dem alten Caſino, welches nur noch von den
ülteren Herren benutzt wird. Den Louiſenplatz fand ich mit 2 Rieſenfontainen
geſchmückt, welche von prächtigen Blumenparterres umgeben ſind. Auf der
Promenade entdeckte ich eine große Menge Säulen, welche eine zierliche, aus
Eiſen conſtruirte Brücke trugen, und wurde von meinem Kutſcher be=
lehrt
, daß ſich hier die electriſche Bahn nach der Faſanerie, dem Ein=
ſiedel
, Meſſel ꝛc. bewege. Ueberhaupt hat das ſtill=vornehme, aber mitunter
etwas zopfige Ausſehen der Stadt einem wirklich großſtädtiſchen Treiben und
Drängen Platz gemacht, obwohl die Vorbeigehenden einander höflich aus=
weichen
und ihre Stöcke nicht mehr horizontal tragen. Im Vorüberfahren
bemerkte ich auch, daß ſämmtliche Trottoirs gleichmäßig mit Asphalt be=
legt
ſind. Wie man mir ſagte, hatten ſämmtliche Hausbeſitzer auf eine
leiſe Anregung des Stadtvorſtandes einmüthig und zugleich ſich zu dieſer
Verbeſſerung verſtanden; nur eine einzige arme alte kränkliche Wittwe hatte ſich
ausgeſchloſſen! Der Wagen hält endlich vor einem großen Gebäude, welches in
rieſigen Goldlettern die Inſchrift trägt Central=Telephon=Büreau'. Hier er=
jahre
ich, daß die meiſten meiner Bekannten, mit welchen ich im Laufe des
Tages zuſammentreffen wollte, der Telephonverbindung beigetreten ſind. In
einer kleinen halben Stunde habe ich mich mit Allen verſtändigt und weiß,
daß ich den einen des Mittags im Zoologiſchen Garten' einen Anderen des
Abends im =Saalbau treffe, wo der Verein zur Förderung des Fremden=
verkehrs
einen großen internationalen Clubabend veranſtaltet; einen Dritten
treffe ich im Palmengarten'. So war ich auf bequeme Weiſe einer Menge
Beſuche enthoben, brauchte keinen Dienſtmann in der Stadt herumzuſenden
und hatte mich zugleich ſchon direct mit meinen Bekannten unterhalten.
Von hier ging ich zu Fuß weiter, um die Stätten, welche ich einſt lieb
gewonnen hatte, wieder zu betrachten. Mein Weg führte mich durch die
Paſſage Schuchard an der ſtädtiſchen Badeanſtalt vorbei zunächſt an das
Theater. Der Platz vor demſelben iſt nicht wieder zu erkennen; er iſt mit
chönen Bosquets bedeckt, durch welche vortrefflich gepflaſterte Fußpfade führen;
in der Mitte erhebt ſich eine mächtige Fontaine. Meine Schritte führten
mich ſodann nach dem alten Rathhauſe; es iſt verſchwunden, an ſeiner Stelle
ſteht ein herrliches Gebäude im Renaiſſanceſtil. An Stelle der alten, Börſe
in der Alexanderſtraße hat ſich ebenfalls ein neues ſtattliches Gebäude erhoben.
Ich trete hinein und erſtaune über die im Innern deſſelben entfaltete Pracht.
An einer großen, an der Wand angebrachten Tafel waren die neueſten De=
peſchen
, ebenſo die Coursnachrichten angeſchlagen. Von beſonderem Intereſſe
waren die Courſe der Actien=Ziegelei, welche mit 125 und die der Saalbau=
actien
=Geſellſchaft, welche mit 249½⁄ notirt waren. Letzterer hoher Cours
beruht darauf, daß die Geſellſchaft, wie man mir verſicherte, im abgelaufenen
Jahre 11¾% an die glücklichen Actionäre vertheilt hatte. Ein nicht weit
davon befindliches Reſtaurant erinnerte mich an die Bedürfniſſe des Magens,
ich trete ein und ſinde dort von Zeitſchriften die lieben Bekannten von früher.
Unter den Anzeigen des Tagblatts leſe ich, neben Stiergefechten im Skating=
Rink= undSchifferflechen vor dem Rheinthor=, auch Regelmäßige Ballon=
Verbindung nach der Ludwigshöhe, Jugenheim und dem Auerbacher Schloß,
morgen, bei günſtigem Wetter, Extrafahrt nach Heidelberg und Schwetzingen
Nachdem ich mir vorher noch ſchnell hatte erklären laſſen, daß dem durch
die neue Leitung herbeigeführten Waſſerüberfluß in Darmſtadt nicht mehr
anders abzuhelfen geweſen, als durch Umwandlung des Exercierplatzes in
ein rieſiges Baſſin, das jetzt mit den ſchönſten Landhäuſern umgeben ſei, in
welchen porzugsweiſe die durch den Verein zur Förderung des Verkehrs her=

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beigezogenen Fremden wohnten, entſchied ich mich zu einer Fahrk auf die
Ludwigshöhe. Sechs große Ballons mit darunter befeſtigten Gondeln ſtehen
zur Abfahrt bereit, jede Gondel nimmt 4 Perſonen und den Conducteur auſ.
Zuerſt erhebt ſich der Ballon bis zur Höhe von 400 Fuß, dann verfolgt er
die Richtung der Bergſtraße; nach etwa 2 Minuten iſt das Ziel erreicht und
erfreue ich mich, neben der ſchönen Ausſicht, an der flinken Bedienung und
den gebotenen kulinariſchen Genüſſen. Mit dem folgenden Ballon fuhr ich
ſodann nach Jugenheim, von dort mit dem Bolls'ſchen Dampfwagen nach
Bickenbach und benutzte von hier einen der alle Viertelſtunde zwiſchen Heidel=
berg
und Frankfurt kurſirenden Schnellzüge.
Es iſt inzwiſchen Abend geworden, aber in allen Straßen Darmſtadts
iſt es tageshell. Vor zwanzig Jahren ſollte die Gasfabrik verlegt, beſſeres
und billigeres Gas eingeführt werden, was inzwiſchen wohl auch geſchehen iſt;
jetzt hat man die electriſche Beleuchtung eingeführt. Die alten Gaslaternen
ſind gefallen und an ihrer Stelle, natürlich in weit geringerer Anzahl, ſtehen
die hübſchen, den Straßen zur Zierde gereichenden Träger der electriſchen
Flammen.
In ſpäter Nachtſtunde kam ich müde und abgeſpannt von all dem Ge=
ſehenen
im Hotel zur Traube' an, wurde zum Fahrſtuhl geführt, in einer
Secunde bin ich in der zweiten Etage und frage mich, bevor ich mich dem
Schlummer übergebe, ob ich nicht bereits ſchon geträumt habe.

47 Die neueſten Romane.
I.
Guſtab Freytag: Aus einer kleinen Stadt.
Als vor etwa acht Jahren der erſte Band von Guſtav Freytags großem
Collectivroman: Die Ahnen' erſchien, welcher den Plan verfolgte, die Ge=
ſchicke
eines deutſchen Geſchlechtes in ihren verſchiedenen Wandlungen und
Hauptetappen bis zur Urväterzeit hinauf zu ſchildern und gleichzeitig die Ge=
ſchichte
unſeres Vaterlandes in ebenſo treuer als poeſievoller Wiedergabe in
den Hauptſtadien ihrer Entwickelung vorzuführen, war es in der Vorrede
vom Dichter zweifelhaft gelaſſen worden, welchem Geſchlechte dieſe großartige
Huldigung gelten ſollte, und Publikum und Kritik zerbrachen ſich darüber
den Kopf, ergingen ſich in den ausſchweifendſten Vermuthungen und erwar=
teten
mit geſpannter Neugierde Band auf Band, um der Löſung des Räth=
ſels
näher zu kommen. Als im Neſt der Zaunkönige: der zweiten Ab=
theilung
, die Burg =Gothatha' aus der Verſenkung emportauchte, glaubte
man allgemein die Ahnen des Herzogs Ernſt von Sachſen=Coburg=Gotha in
den Gefeierten entdeckt zu haben und eine Wiederkehr der ſchönſten Tage von
Byzanz begrüßen zu müſſen; doch ſchon der folgende Band, die Brüder vom
deutſchen Hauſe' zerſtörten dieſen Glauben, und jetzt endlich, wo wir den
ſechsten Band vor uns haben, zerrinnt der Nebelſchleier, der ſich in dichten
Wolken um das Bild von Sais geballt hatte, und mit ironiſcher Miene
ſchaut uns daraus des Dichters eigenes, heiter lächelndes Geſicht entgegen.
In der That, es iſt die eigene Ahnenweihe, die Freytag mit Hilfe
ſeiner dichteriſchen Phantaſie geſchildert, und eine Art Autobiographie ſchließt
das groß angelegte Werk uberraſchend und originell ab.
Man kann ſich des Gedankens nicht erwehren, daß der Dichter in der
Vorrede zu Ingo und Ingraban' ſein Ziel abſichtlich verſchleiert hat, um
der Kritik eine harmloſe Falle zu ſtellen: denn ein Grundzug von Freytags
Weſenheit iſt die Jronie, und ſo mag er recht ſchalkhaft dreingeſchaut haben,
als die Falle hinter den kritiſchen Mäuſen zuklappte.
Was den Inhalt dieſes letzten Bandes betrifft, ſo zerfällt derſelbe in
zwei Theile, von denen der erſte größere die Lebensgeſchichte des Doctors
Ernſt König, eines Nachkommen des Markus König, enthält, während im
zweiten in Victor König G. Freytag mit knappen Strichen ſeinen eigenen
Entwickelungsgang ſchildert. Trotz dieſer Thatſache iſt der erſte Theil der
intereſſantere, aus dem einfachen Grunde, weil er ein breiteres und mit
größerer Liebe und Feinheit ausgeführtes Zeit= und Culturgemälde vor uns
aufrollt. Der Dichter hat es von jeher geliebt
man vergleiche ſeine
Schilderung der polniſchen Revolution in Soll und Haben;, oder der Re=
formation
in Markus König - große Zeitereigniſſe nicht direct, ſondern
in ihrer Wirkung auf kleinere Kreiſe zu ſchildern, ihre Strahlen gewiſſer=
maßen
in einem Reflector auf einen einzelnen Punkt zu ſammeln und dieſen
dadurch in deſto hellerer Beleuchtung zu zeigen. So führt er uns hier in
die traurige Zeit der Kataſtrophe von Jena und ſchildert die Phyſiognomie
einer kleinen oberſchleſiſchen Stadt (nennen wir ſie dreiſt Kreuzburg, den
Geburtsort des Dichters). während dieſer denkwürdigen Periode, der lehr=
reichſten
und folgenſchwerſten vielleicht in der Geſchichte des preußiſchen
Staates. Der junkerliche Uebermuth in der Armee Friedrichs des Großen=
der
öde, geiſtloſe Formenkram, der ſtarre Bureaukratismus, der engherzige
Kaſtengeiſt, das ganze in Aeußerlichkeiten und Philiſtroſität verkommene We=
ſen
und der Eindruck der Niederlage, die wie ein Blitz alle Engherzigkeit,
alles Sonderintereſſe hinwegfegt, auf alle Schichten der Bevölkerung - alles
das iſt mit einer erſtaunlichen Plaſtik und Realität geſchildert. Der Dichter
verſteht uns unmittelbar zu packen und in die Gedanken= und Empfindungs=
ſphäre
jener Periode hineinzuzwingen. Wie allmählich die Läuterung des
öffenllichen Weſens vor ſich geht, wie das Vaterlandsgefühl erwacht und

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ſtark wird, und die Nation der Freiheit entgegenreift, all das fühlen wir
mit, durchleben wir mit faſt körperlichem Mitempfinden, bis uns endlich mit
dem Siege des Deutſchthums, der zugleich die Morgenröthe einer neuen
Zeit heraufzuführen ſcheint, ein Alp von der beklemmten Bruſt fällt.
Die Fabel iſt geſchickt geſchürzt. In der anmuthigen Pfarrerstochter-
welche
Pfarrerstochter wäre nicht anmuthig ſeit Friederike Brions Tagen!
- hat der Dichter ein liebliches Seitenſtück zu ſeiner Ilſe geſchaffen. Die
Verlobungsgeſchichte Henriettens und des franzöſiſchen Capitäns Deſſalle ſtreift
trotz einzelner außerordentlich feiner pfychologiſcher Wendnngen doch ſtark
ans Hyperromantiſche, und die außerordentlich ſympathiſche Geſtalt des Acciſe=
einnehmers
Köhler hätte man gern weniger flüchtig behandelt geſehen.
Der Schwerpunkt des zweiten Theiles liegt im Jahre 1848 und dem
Entſchluſſe des Helden Victor, deſſen Kindheit und Studentenjahre, ſowie
wiſſenſchaftliche und literariſche Entwickelung in großen Zugen geſchildert ſind,
ein liberales Blatt herauszugeben; der Leſer weiß, daß damit die Grenz=
boten'
gemeint ſind. Auf den Inhalt dieſes Schlußtheiles im Detail näher
einzugehen, müſſen wir uns verſagen; es iſt eine liebenswürdige, zurückhal=
tende
biographiſche Skizze, die mehr andeutet, als ausführt. Erwähnt ſei
nur, daß ſich Freytags große plaſtiſche Darſtellungsgabe anch hier wieder in
der Schilderung der Berliner Mürz=Revolution bewährt, die er als das
Werk polniſcher oder franzöſiſcher Emiſſäre hinſtellt, und daß er in ſeinem
Verhältniß zu der Schauſpielerin Tina einen ſtarken Abſtecher auf Wilhelm
Meiſters Gebiet thut (ſiehe Marianne): dergleichen Intermezzi ſcheinen ein=
mal
zum unausweichlichen Schickſal aller homines litterati zu gehören.

Vermiſchtes.
Ueber den Charakter des heutigen Reiſens äußert ſich
v. Holtzendorff in der Gegenwart wie folgt: Auch das Reiſen hat ſeine
eigene Pſychologie. Anders, als die heutigen, waren die Menſchen beſchaffen,
die zu Fuß nach Rom pilgerten, oder als Cavaliere zu Roß die Welt durch=
ſtreiften
, oder als Handwerksburſchen ehemals auf die Wanderſchaft zogen.
Verſchieden von der Gegenwart war das Zeitalter der Poſtkutſchen und
Vetturini. Dieſe völlig ſelbſtverſtändliche Verſchiedenheit lag aber nicht nur
in den Jahreszahlen, ſondern eben auch in der Art der Beförderungsmittel
begründet. Die zunehmende Gleichförmigkeit unſerer Geſellſchaft entſtammt
zu einem nicht geringen Theile der Maſchine, die uns von einem Orte zum
andern ſchleudert. Wir ſind beſeelte Waaren, athmende Ballen, die von
Eiſenbahnbeamten zuſammengepackt werden. Nebeneinander, aber nicht mit=
einander
reiſen diejMenſchen. So gibt es denn auch nur noch Rebenmenſchen,
aber kaum noch Mitmenſchen. Die moderne Geſellſchaft iſt vollkommen ab=
gezeichnet
in der einander fremden Geſellſchaft eines Eiſenbahncoupés. Jeder
ſucht mit Geſchicklichkeit ſeinen Eckplatz zu wahren, ſeine Beine recht weit zu
trecken, indem der Neueinſteigende mit mißgünſtigem Auge als Störenfried
betrachtet wird. Das Coupé iſt gleichſam der Staat, jeder Reiſende ſucht
ihn für ſich zu monopoliſiren und den einen Platz, der bezahlt worden iſt,
zu vervierfachen. Der Nachbar iſt kaum eines Wortes werth. Verlohnte es
ſich nicht der Mühe, darüber nachzudenken, wie viele ſchlechte geſellſchaftliche
Gewohnheiten durch die moderne Art des Reiſens befördert werden? Nach
einigen Jahrzehnten wird ſich die Geſellſchaft vielleicht, den drei Klaſſen der
Eiſenbahnwagen entſprechend, in drei Grundtypen geformt haben: aufge=
polſterte
, lederne und hölzerne Menſchen.- (Schöne Ausſichten.)
- Eisſport. Dem vom Herzog von Devonſhire veranſtalteten inter=
nationalen
Wettſchlittſchuhlaufen zwiſchen Rotterdam und Utrecht ſteht eine
große Betheiligung engliſcher und ſchottiſcher Schlittſchuhläufer in Ausſicht.
Der flinkſte Läufer, den England in's Feld ſtellen wird, dürfte Fiſh=Smart
aus Walney ſein, der auf gerader und glatter Bahn eine engliſche (6 Em.)
Meile in weniger als drei Minuten zurüdkzulegen im Stande iſt. Sein Bruder
Joannin zählt gleichfalls zu den ſchnellſten Schlittſchuhläufern Englands, ob=
gleich
die beſten Leiſtungen beider bedeutend hinter denjenigen des Amerikaners
William Clarke aus Madiſon (Wisconſin) zurückbleiben, der vor Jahren die
gleiche Entfernung in 1 Minute 56 Sekunden zurückgelegt haben ſoll.
Hoffentlich werden Deutſchland, Oeſterreich und die Schweiz im Stande ſein,
zu dem intereſſanten Wettlauf den Niederländern und Briten, ebenbürtige
Preiswerber zur Seite zu ſtellen.

Tages=Kalender.
Samstag 15. Januar: Zweiter Kammermuſik=Abend von Martin Wallen=
ſtein
, Concertmeiſter Willy Heß und Robert Riedel aus Frankfurt im
Saal zur Traube.
Sonntag 16. Januar: Außerordentliche General=Verſammlung des Darm=
ſtädter
Krankenkaſſe=Vereins.

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperials 16 M. 68-73 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 29-34 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 9-13 Pf. Dollars in Gold 441 M. 17-19 Pf.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerel.