Darmstädter Tagblatt 1880


03. Dezember 1880

[  ][ ]

he
ge.
ar.

143.
Jahrgang.

143.
Jahrgang.

Mbonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. Mcl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Marl 50 Pf.
pro Quartal incl. Poſtauflchlag.

Srag= und Arzeigeblaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
uflrirtes Unterhaltungsblatt.

Inſerate
werdenangenommen: uDarmſtadt
von der Expedition. Rhemſtr. xr. W.
mBeſſungen von Friedr. Bllßerz
Holzſtraße Nr. 25, ſowie auzwirz
von ellen Annmen Erpeditionen

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

DaT.

Freitag den 3. December

1880.

838
10i
113
12t.
36
455
7
81
10½
1130

84¼
1020
1130
124)
310
5.
742)
820

104
13

venen
ſige.

B e k a n n t m a ch u n g.
Im Falle des Zufrierens des großen Woogs im Laufe dieſes Winters darf das Eis nicht früher betreten und von Schlilt=
ſchuhläufern
oder mit Schlitten befahren werden, als bis dies durch beſondere polizeiliche Bekanntmachungen geſtattet worden iſt.
Zuwiderhandlungen unterliegen der Beſtrafung nach Art. 247 d. P.=St. G.
Darmſtadt, den 27. November 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

Ueberſicht der Durchſchnittspreiſe
von folgenden Früchten vom 16. bis 23. November 1880.
Waizen per Sack 100 Kilo M. 23. Korn per
Sack 100 Kilo M. 22.- 22.50. Gerſte per Sack 100 Kilo
M. 18-19.50. Hafer per Sack 100 Kilo M. 14-1450.
Darmſtadt, den 30. November 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.

1 M. 15.

B e k a n n t m a ch u n g.
u. dgl. geeignete große Bodenräume zu vermiethen. Näheres bei dem Lagerhausverwalter
und auf unſerem Bureau.
Darmſtadt, den 23. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
10849)
Ohly.
Bekanntmachung.
Dienstag den 7. December d. J.,
Goll allIloll Rdhuo
Nachmittags 2 Uhr, werden in dem
Locale des Herrn Reſtaurateurs Gießmann vollommen reinſchmeckend per ¹⁄ Kilo
am Schloßgraben dahier zwangsweiſe gegen/
Baarzahlung verſteigert:
ArracanReis
2 Regulatore, 1 Nähmaſchine, 1 Tiſch,
per ½ Kilo 19 Pf.,
mehrere Kleiderſchränke, Küchenſchränke,
empfiehlt, ſo lange Vorrath reicht
Canapees, Spiegel, Commode, Uhren
und 2 Rehgeweihe.
Darmſtadt, den 20. November 1880.
ohi ächy,
Dieter,
vorm. C. Gerſchlauer,
10863) Großh. Gerichtsvollzieher.
0933)
Neckarſtraße 28.
11016)
Feilgebotenes.
Die Hof=Buchhandlung von
Weihnachts=Bäckereien Erforderliche
3 Lugust Elingehhöfter
empfiehlt garantirt reinen, direkt importirten
chinesischen Thee, Ernte 1880,
zu Ml. 7. 5.25, 4.75, 3.75, 3, 2.75
11
und 2.50 pr. Pfd.
Ernſt=Ludwigſtraße
Theespitzen PPfd. M. 125, MlI5
II.
A. Vanille Stange 25 u. 75 Pfa.

Ueberſicht der Marktpreiſe
von ſolgenden Gegenſtänden vom 15. bis 22. November 1880
Butter per ¹⁄ Kilo M. 1.15, ditto in Partieen 100 Kilo
M. 15. Eier per Stück 7 Pfg., ditto per 25 Stück M. 1.70.
Kartoffeln per 100 Kilo M. 6, ditto per 25 Kilo M. 1.50.
Kornſtroh per 50 Kilo M. 2.50. Heu per 50 Kilo M. 3.25
Darmſtadt, den 30. November 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
9892) Orangen-Punsch Essenz
Im hieſigen ſtädtiſchen Lagerhauſe ſind zwei zur Niederlegung von Mehl, Früchten per 1 Fl. M. 220, per ½ Fl. M. 1.20;
Ananas-Punsch-Essenz
per Fl. M. 2.50, per ½ Fl. M. 1.40
empfiehlt Apotheker Seriba, Kirchſtraße.
Niederlage bei Hrn. Kaufm. lerch, Ludwigspl.

O1l Oſtcereten
empfehle:
Fſt. geſt. Raſſinade, ausgeleſene große
Mandeln, La. Citronat & Orangeat,
feinſten Zimmt &am; Uelken, Anis.
Citronen, Pottaſche, Ammonium, Stren-
zucker
, Vanillenzucker, Honig ete.
in beſter Waare.
Carl
Walzünger,
10823)
Louiſenplatz 4.
Formen werden ausgeliehen.

Alles für
in friſcher Waare, nur beſler Auaſität,
W- zu billigſten Preiſen 24
empfiehlt
17½.
Heidelbergerſtraße
hullaus Hochler,
17½.

[ ][  ][ ]

2360

M 237

Phüllipp Hobor.

8¾
G
Carſsſtraße 24.
10850)
empfiehlt zu
Weihmaehts-Räch ereiem
in anerkannt beſter Waare:
Feinste Cölner Raſſinade, im Brode,
im Anbruch,
lesgl.
92
desgl. rein geſtoßen und pulveriſirt,
22
Colonial-Rafſinade, Marke H. V.
92
Feinsten Crystallzucher, ſchön weiß,
Farin und Candis, weiß, hellbraun, braun und ſchwarz.
Neue Elemé-Rosinen, Corinthen, Sultaninen, Mandeln, in
extra ſchöner und großer Frucht.
Neue Citronat, Orangeate, Ceylon- und chines. Aimmt, ganz
und rein gemahlen. Relkem desgl.
Vanillo, eryſtallſirt. Anis, beleſen. Pottasche & Ammonium ete.
W Holz- und Blechſormen werden ausgeliehen.

per ½ Kilo 40 Pfg.
43
44
44

Ich halte ſtündig großes Lager in Möbelgimpen, Möbel=
und Nouleaugkordeln, Vorhangshaltern, Schellen=
zügen
, Möbelquaſten, Teppich=, Marquiſen=, Vor=
hangs
= und Gallerie=Franzen ꝛc. Etwa Nichtvorräthiges
laſſe ich umgehend und billigſt anfertigen.
10851)
Anton Schmidt.

Eiſerne Oefen.
Koch=, Oval=, Regulir= u. Füll=Oefen,
ſowie
ächte Amerikaniſche Oefen
empfiehlt billigſt
50s. Denksoh,
Neckarſtraße 11.

10134) Leichte Poftkiſtchen und größere
Kiſten zu verkaufen.
A. Antön, Wilhelminenſtraße.
10027) Eine Partie neue Goldwaaren,
14 karätig, neue ſchöne Sachen, wird,
faſt zum Goldwerth, einzeln oder zuſammen
abgegeben. Frankfurterſtraße 1 parterre.
5 Vor Weihnachten.
S
Alle Sorten Männer==Frauen=u. Kinder=
ſchuhe
u. Pantoffeln zu herabgeſetzten Prei=
ſen
in bekannter Güte. Bahnhofſtr. l. 1St.h

11075) Mein Lager in
gue1Illh.a uub Gwr-deUneueil
1
für Herren, Damen und Kinder, ſowie in Knieſtauchen, Leib=
binden
, Pulswärmern und Handſchuhen iſt auf das Vollſtändigſte
aſſortirt, und erlaube ich mir, dieſe Artikel für die jetzige Jahreszeit beſtens
zu empfehlen.
M. 2.
Wollene Unterjacken für Herren und Damen
(ſehr preiswürdig) M. 1.
Baumwollene ,
W. Bei Daazzahlung 5 pCt. Sconto.-l
Ludwigsſtraße
Hehurich Hoeser,
Nr. 12.
SSCrllluhls--CuOſkumoh.
11076)
Reichſte und größte Auswahl in den
fernſten Hprelwaaren
bei
. v BulSCtrSGAU ndtUOIOO
36 Zeil 36,
Frankfurt a. M.
Das neue Weihnachts=Verzeichniß wird gratis und franco verſandt.

aus renommirten Fabriken,
Cacoigna & Cacaomasso,
Foinste Ess-Chocolade,
Crémo-, Praliné, Crême-Tafeln
& Créme-Stangen
empfiehlt
varl Watungor
11077) Louiſenplatz 4.

Ameap.
Bo=
3buudGr 1aslllen.
aus den festen Bestandtheilen des
Emser Wassers unter Leitung der
Administration der König Wil-
helins
Feisenquellen bereitet, von
bewährter Heilkraft gegen die
Leiden der Respirations- u. Ver-
dauungs
-Organe, in plombirten
Schachteln mit Controllstreiten-
vorräthig
in Darmstadt in k5
sämmtlichen Lpotheken, sowie bei
Fr. Schaeter, en gros & en détail.
Engros.Versandt: Hagazin der
Emser Folsenquellen in Cöln.
B. Sprengel's
feinſter
enkölter Caoao,
nach holländiſcher Art bereitet, per Büchſe
M. 3,. M. 1.50 und 75 Pfg. empfiehlt
Carl Watzinger,
Louiſenplatz 4.
11079)
c ovale Spiegel mit reichverzierten
Z 2) Goldrahmen ſind zu verkaufen.
Näheres Martinsſtraße 30 parterre, in den
Vormittagsſtunden.

[ ][  ][ ]

83.
9½

2e
5½
10½

H.
102
121
1
414
71

11

ſ5.
7o.
9½
15e
64
915

H
3½
942
24
65.
.¼.
2¾

85
34
10
Leub.
nen
üge.

Eines der beiten und reellſten Hausmittel ſind die
Schweizer=Pillen
von Apothoker Rich. Brandt in Schaſthausen
dieſelben, burch ihre vorzügliche Wirkung welt=
vekannt
geworden, und auch von vielen der Herren
Aerzte empfohlen, rolnigen das Glut, führen Säuro,
Schſeim und Galls, welche meiſtens die Urſache
ernſterer Krankhelten ſind, durch ben Leib ab und
vertheilen Oiéhuägen,
tfernen Rückeneh
Geklommung des Ma-
M vons. Schmorzon des
Unterlslbes, Vorsto-
pfung
, Verschleimung,
8itterkeſt, im
Munds, Ebel,
Arbrochen man H.
Pelhaſte Verdau=
ung
. Auch E
1 haben ſie, ſie
gegen Rautauschläge, Hd u. dral Unreinigkeiten,
Anen Säften herrühre,
welche von verdorbe
und gegen Gicht und E=Enheumatiemus als ſehl
wirkſam erwieſen. 3ie illhron gantt ab und 8lnd
absolut unschdallch.
Man kauft die Schwolzorpllon in den Apo=
theken
. Die große Blechdoſe Mk. 1.- und die
kleine Blechdoſe 35 Pf. und achte man darauf,
daß jede Schachtel mit einer Etiquette, welches
im rothem Felde das weiße Schweizerkreu; mit
dsa Namon Aich. Brandt z0igt, verſehen iſt.

In Darmſtadt in der Hirſchapotheke.

(etragene (ſehr gut erhalten) Her=
8.
E ren=, Damen= u. Kinderkleider
billigſt abzugeben - u. A. gr. ſeidenes
Kleid 16 Mk., neues ſehr elegant. Geſell=
ſchaftskleid
25 Mk., ſchw. Cach.=Umhang
6 Mk. w. Cach.=Kindermantel 3 Mk., 2 ge=
ſtickte
Kleidchen Mk. 2.50 ꝛc., auch 2
Vogelkäfige. Zu erfragen auf der Exped.

Vermiethungen.
6973) Eliſabethenſtraße Nr. 1
iſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5 - 6Zimmer, wie alle anderen Räumlichkeiten.
8634) Das ſeither von Herrn Kapell=
meiſter
Wallenſtein innegehabte Par=
terre
=Logis, Waldſtraße 18, mit 6 Zim=
mern
nebſt allem Zubehör( Waſſerzuleitung ꝛc.)
iſt per Dezember d. J. an eine ruhige Fa=
milie
anderweit zu vermiethen.
C. Hochſtätter u. Söhne.
9402) Eliſabethenſtraße 22 ſind zwei
ſchöne möbl. Zimmer per 1. Dezbr. zu bez.
9515) Riedeſelſtraße 35, iſt ein
ſehr guter großer Weinkeller zu ver=
miethen
. Näheres Schützenſtr. 17, I. St.
10065) Beſſ. Carlsſtraße 3 ein möbl.
kleines Zimmer für 8 M. monatlich.
10990) Ecke der Hügel= und
Zimmerſtraße Nr. 11, ebener Erde,
eine hübſche Wohnung von 3 Zim=
mern
, Küche und allem Zubehör zum
Preiſe von 350 Mk. alsbald bezieh=
bar
zu vermiethen.
70991) Bleichnr. 3 ein möbl. Zimmer.
11082) Obergaſſe Nr. 30 eine große
Stube zu vermiethen.
11083) Beſſunger Sandſtraße 23
zwei Logis zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
ſFin Scribent zu ſofortigem Ein=
2 tritt geſucht.
H. Metz II., Rechtsanwalt.

23¾
2361
Nächſten Samstag den 4. und Mittwoch den 8. d. Mts., Nachmittags
8 N1 von 2-4 Uhr, wird das Schulgeld für die Vorſchiüler des Gymnaſiums
dahier in dem Conferenzzimmer des Gymnaſiums erhoben.
Darmſtadt, den 2. December 1880.
Großherzogliche Gymnaſialkaſſe.
Langsdorf, Rechnungsrath.
Großherzogliche Handelskammer zu Darmſtadt.
Ergänzungswahl für 1880.
In Gemäßheit des Geſetzes vom 17. Nobember 1871, die Handelskammern
betreffend, iſt nunmehr zur Ergänzungswahl eines Drittheils der dermaligen Mitglieder
der Handelskammer zu ſchreiten.
Nach Maßgabe der geſetzlichen Beſtimmungen ſcheiden nach dem Dienſtalter,
beziehungsweiſe ſtattgehabter Loosziehung aus:
1) Herr Karl Kahlert,
2) Dr. Rudolf Schäfer,
3) Otto Wolfskehl,
4) Arnold Bergſträßer,
5) Wilhelm Merck,
für welche fünf neue Mitglieder zu wählen ſind. Die ausgeſchiedenen Mitglieder ſind
wieder wählbar.
Die Liſte der Wahlberechtigten liegt vom 4. bis 14. December dieſes Jahres
(beides einſchließlich) bei dem Mitgliede der Handelslammer, Herrn Buchhändler
Bergſträßer, Rheinſtraße, zur Einſicht offen.
Einwendungen gegen deren Inhalt ſind innerhalb der erwähnten Friſt bei
Großherzoglicher Handelskammer ſchriftlich anzubringen.
Nur Diejenigen ſind zur Theilnahme an der Wahl berechtigt, welche
in die feſtgeſtellte Liſte anfgenommen ſind.
Nach Ablauf der Einwendungsfriſt, eventuell nach Erledigung der vorgebrachten
Einwendungen, wird weitere Bekanntmachung über Tag, Stunde und Ort der Wahl=
handlung
ſelbſt ergehen.
Darmſtadt, den 29. November 1880.
Der ernannte Wahlkommiſſär:
11686)
Wilhelm Ziefenbach.
10968)
Geſchäfts=Empfehlung.
Einem geehrten Publikum zeige hiermit ergebenſt an, daß ich eine
E3 F ein b ä c e r ei -z
nebſt Brod= und Mehl=Verkauf, Grafenſtraße 37 (Eingang Waldſtraße) errich=
tet
habe. Das Vertrauen, welches mir früher zu Theil wurde, bitte auch in meinem
neuen Geſchäft mir zu Theil werden zu laſſen, und werde beſtrebt ſein, nur ſeinſte
Waare zu liefern.
Bemerke, daß nur von feinſtem Mehle und reiner Butter gebacken wird.
Grafenſtraße
W. Hchneider, Nr. 37.
Alle verehrlichen Abnehmer erhalten das Brod vorgewogen.

Hir bringen hiermit zur öfentlichen Kenntniß, daß an Stelle des mit Tod
abgegangenen ſeitherigen Rechners, Hofſchloſſer Peter Schmidt, der Stadt=
I verordnete Robert Lautz proviſoriſch zum Rechner der Rathsherrn= Brüder=
ſchaft
ernannt worden iſt.
Beſtellungen beliebe man daher bei demſelben, Heinheimerſtraße 2, oder bei
dem Verwalter Peter Wagner, Schloßgaſſe 12, gefl. aufzugeben.
Darmſtadt, den 28. November 1880.
10994)
Der Vorſtand der Rathsherrn=Brüderſchaft.

Süchſiſche Feuer=Verſicherungs=Genoſſenſchaft
Chemnitz.
Um auch auswärtigen Genoſſen Gelegenheit zu geben, ſich über die von uns
verlangte Nachſchußzahlung auszuſprechen, hat die Verſammlung vom 29. November
d. Js. beſchloſſen, noch eine Verſammlung anzuberaumen und zwar am Sonntag
den 5. Decbr. d. J., Nachmittags 3 Uhr, in der Fey'ſchen Brauerei (vormals
Friedrich, Gartenſäälchen. Nur Mitglieder können an der Verſammlung theilnehmen,
die ſich mit der Police oder Quittung legitimiren können.
Die Genossen.
11087)
G
(Eine tüchtige Köchin mit guten Zeug 2 (Eine reinliche Frau empfiehlt ſich den
C=Herrſchaften in Küchen=u. Hausarbeit,
D.
niſſen ſucht ſofort Stelle durch
8
Marie Knöß, Ballonplatz 2. u. in Ermangelung v. Dienſtboten. Soderſtr. 47.

[ ][  ][ ]

2362

R237
Steinkohlenbezugsverein Merkur
General-Versammlung
Montag 20. Decbr., Abends 8 Uhr, in der Heß'ſchen Brauerei Kirchſtraße).
Tagesordnung: Geſchäftsbericht, Rechnungsablage, Vertheilung des Ueber=
ſchuſſes
, Wahl zur Ergänzung des Vorſtandes.

11090)
Der Vorſtand. J
8 Graveur=-erbetten
in Elfenbein jeder Art, werden in eleganteſter
u. ſolideſter Arbeit zu billigſten Preiſen ange=
fertigt
, ſowie alle Reparaturen an Schnitz=
werken
auf das Prompteſte ausgeführt.
Th. Biruesser,
Elfenbeingraveur,
Louiſenſtraße 20, Seitenbau parterre. Spanſau=Eſſen
Samstag den 4. December,
wobei ein guter Bechtheimer verzapft wird
Hierzu ladet freundlichſt ein
11095)
Peter Peter. gyeelalarzt Dr. Aod. Heyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt aus
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
534)
Erfolge. 11096) Freitag und Samstag:
Metzelſuppe
bei
Reſtaurateur Pausl,
Bessungen. 10640) Das Haus Brandgaſſe 10 ift
ganz an einen Miether zu vermiethen,
event. auch zu verkaufen unter günſtigen
Bedingungen.
Hof u. Pumpe, guter Keller beim Haus.
Näheres bei hartter & Comp., Wil=
helminenſtraße
35.
D.
N werden aufgeputzt beipüuktl
SOEſen Bedienung. Obergaſſe 30.
3 (Ein Müdchen, das etwas kochen kant
; C und in der Hausarbeit tüchtig iſt
ſucht auf Weihnachten Stelle. Wo? zu
erfragen auf der Exp. d. Bl.

Mehrere Zimmerthüren 1½2 Mr. 5 Alzu kaufen geſucht. Untere Sandſtr.38
11094)
Mechaniker finden dauernde Beſchäftigung
Carl Schröder. miethen.
F. Hariuger.
Kiesſtraße 18. Eine Ktimme aus ärztlichen Kreiſen.
Das übereinſtimmende Lob und die allſeitige Anerkennung, welche
man aus den verſchiedenen Kreiſen der hieſigen Bürgerſchaft uber die
neuerdings bekannt gewordenen ſogenannten Dr. E. Voß'ſchen Katarrh=
pillen
vernimmt, laſſen es wünſchenswerth erſcheinen, auch ein Urtheil
aus ärztlichen Kreiſen zu hören. Der in Frankfurt a. M. lebende prakt. Arzt Dr. med. Wittlinger, welcher mit den Dr. Voß'ſchen Katarrhpillen
die vielſeitigſten practiſchen Verſuche bei verſchiedenen Erkrankungsfällen
der Athmungsorgane anſtellte und intereſſante Berichte darüber veröffent=
lichte
, entnehmen wir letzteren nachſtehende Mittheilungen:
Auf einen Fall von chroniſchem Lungenkatarrh, in welchem
die Pillen ganz ausgezeichnete Dienſte leiſteten, will ich etwas näher ein=
gehen
. Patient litt an dem erwähnten Uebel ſchon mehrere Jahre.

motrdamor Cohollſischo.
1106) Emannel Fuld.
Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 3 December
1. Vorſtellung in der 4. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male wiederholt:
König Richard der Zweite.
Trauerſpiel in 5 Aufzügen von Shakeſpeare.
Perſonen:
Richard II., König von England Herr Edward.
Jſabella von Valois, deſſen
Gemahlin
Frl. Weigel.
Herzog von Lancaſter
Herr Kuspel.
Herzog von York
Herr Werner.
Gemahlin des Herzogs von
York
Frau Steck.
Eleonore, Herzogin von Gloſter Frl. Verl.
Heinrich, genannt Bolingbroke,
Herzog von Hereford
Herr Dalmonico.
Herzog von Aumerle Herr Hacker.
Herzog von Norfolk
Herr Steude.
Graf von Salisbur.
Herr Wisthaler.
Graf von Northumberland, Herr Mickler.
Heinrich Perey, deſſen Sohn Herr Wagner.
Lord Willoughby
Herr Reichhardt.
Buſhy.) Höflinge König Ai= Herr Bögel.
Green,
chard's
Herr Hartig.
Biſchof von Carlisle
Herr Butterweck.
Abt von Weſtminſter
Sir Pierce von Exton . Herr Leib.
Sir Stephen Seroop
Herr Schimmer.
Ein Hoffräulein der Königin Frau Kilian.
Ein Gärtner des Herzogs

von Yor=
Herr Franke.
Deſſen Gehülfe
Herr Knörzer.
Ein Page des Herzogs von
York.
Frl. Beck.
Ein Page aus dem Königli=
chen
Marſtall
: Frl. Schütky.
Ein Gefängnißwärter
Herr Krüger.

Vorher wird die von Beethoven componirte
Ouvertüre zu Coriolan; ausgeführt.
Anfang 7 Uhr. Ende 10 Uhr.
Sonntag 5. Dezember.
2. Vorſtellung in der 4. Abonnements=Abtheilung.
E u r y an t h e.
Romantiſche Oper mit Tanz in 3 Aufzügen von
C. M. von Weber.

Während des Sommers befand er ſich ziemlich wohl; gegen den Herbſt
hin aber trat der Katarrh regelmäßig ein und dauerte dann mehr oder
weniger anhaltend den ganzen Winter hindurch bis in den Frühling hinein
fort. Der Huſten war, bei nicht beträchtlicher Schleimabſonderung heftig,
trat namentlich anfallsweiſe auf und war dann immer mit geringerer
oder ſtärkerer Schwerathmigkeit verbunden. Bei der rationellſten Be=
handlung
konnte dem Patienten während der letzten vier Winter nur
vorübergehend eine nennenswerthe Erleichterung verſchafft werden, und
war ich namentlich im letzten Winter oft genothigt, zum Gebrauch des
Morphiums zu greifen, um dem Kranken nur während der Nacht die ſo
ſehr gewünſchte Ruhe zu verſchaffen. Mit dem Eintritt des Herbſtes
meldete ſich dann auch in dieſem Jahr der Katarrh an und trat gleich
in den erſten Tagen mit voller Heftigkeit auf. Ein Verſuch mit den
mehrerwähnten Pillen erſchien mir vollkommen gerechtfertigt. Patient
nahm alle 2 Stunden 3 und vor Schlafengehen 6 Pillen. Schon nach

zwei Tagen trat eine namhafte Beſſerung aller Erſcheinungen ein und
nach weiteren acht Tagen befand ſich Patient in einem höchſt befriedigen=
den
Zuſtande. Der Huſten hat bedeutend abgenommen, ein dicklicher
Schleim wird in geringer Menge, aber ohne alle Anſtrengung ausge=
worfen
und die Nächte verlaufen ohne größere Störungen, Erfolge alſo,
die zum Fortgebrauch des Mittels auffordern.
2.)
Der letzte zur Be=
obachtung
gekommene Fall betrifft einen ſiebenjährigen Knaben, welcher
nach den Maſern, die nicht zur ärztlichen Behandlung kamen, einen hef=
tigen
Huſten wochenlang zurückbehalten hatte, welcher das Kind in der
letzten Zeit während der Nacht dergeſtalt quälte, daß es nicht zum Schlafe
kommen konnte. Die dem Alter des Patienten entſprechenden beruhigen=
den
Mittel hatten kaum einen Erfolg, was mich beſtimmte, verſuchsweiſe
die Pillen zu verordnen; 2 mal 2 Stück innerhalb 2 Stunden am Abend
genommen, übten eine ſehr zufriedenſtellende Wirkung aus, und bei in
derſelben Weiſe fortgeſetztem Gebrauch war der Huſten in wenigen Tagen
als beſeitigt zu betrachten.
Dieſe günſtigen Erfolge können nur anregen, die Dr. Voß'ſchen
Katarrhpillen, welche von dem Apotheker Dr. Ew. Voß in Frank=
furt
a. M. hergeſtellt werden und in kleinen Blechdoſen mit geſetzlicher
Schutzmarke und dem Faeſimile des Verfertigers verſehen, zu dem billi=
gen
Preis pro Doſe 75 Pf. in den Apotheken erhältlich ſind, - in glei=
chen
Erkrankungsfällen zu verſuchen.
Dieſelben ſind zu haben in Mainz: Mohrenapotheke; Worms:
Apotheker Dr. Curtze;
Offenbach: Schwanenapotheke; Frank=
furt
a. M.: Adlerapotheke.
Schädliche Stoffe enthalten die Katarrhpillen nicht, welche die An=
wendung
etwa bedenken ließen; die Beſtandtheile ſind jedem Fachmann
bekannt.
(11100

[ ][  ][ ]

Rheinſalm, Turbot,
Seezungen, Hummer,
Zander,
Hechte,
lebend und friſch.
Gebr. Hösinger,
11101)
Hof=Lieferanten.

ſ 237
Samstag den 4. December:
Gebackene Fiſche, Leberklös
102) und Sauerkraut,
wozu freundlichſt einladet
Gaſtwirth F. Müller, Bleichſtraße
Jädchen vom Lande, welche ſchon
8 N
l gedient haben und gute Zeugniſſe
S
beſitzen kann ich den geehrten Herrſchaften
empfehlen. Vermiethbureau Nessling,
Louiſenſtraße 30.

2363
Reslaurallon Fink,
11104) Friedrichſtraße.
Sumstag den 4. und Sonntag den 5. Decbr.
Mebeſſuppe.
1 ſEine Köchia mit ſehr guten Zeug=
C niſſen, die auch häusliche Arbeit
3
übernimmt, wünſcht ſogleich Stelle. Ver=
miethbureau
S. Röse, Friedrichsſtr. 14½.

7938)

Aus Stadt und Land.

Darmſtadt, 3. Dezember.

Wie bereits mitgetheilt, haben S. Königl. Hoheit der Groß=
herzog
auf Anregung und Vortrag des Oberdomänenraths Schenck und
des Präſidenten des hieſigen Gartenbauvereins Wilhelm Schwab ange=
ordnet
, daß auf einem circa 15 Morgen großen Theile des Hofmeierei=
gutes
, dem ſog. Meiereipark an der Frankfurter Chauſſee, eine große
Obſtbaumſchule angelegt werde. Dieſelbe ſoll ausſchließlich mit ſol=
chen
, von der Obſtbauſection des Gartenbauvereins als gut empfohlenen
Sorten bepflanzt werden, welche ſich zum Anbau in unſerer Gegend be=
ſonders
eignen; ſchon im kommenden Frühjahr wird mit der Pflanzung
begonnen werden. Hoffentlich bleibt dieſes Beiſpiel, das gewiß geeignet
iſt, auf den hohen Werth der Obſtcultur für unſer Land hinzuweiſen,
D. Z.
nicht ohne Nachahmung.
Die zweite Kammer fuhr am Donnerstag mit der Bera=
C
thung des Geſetzes über den Bau und die Unterhaltung der Kunſt=
ſtraßen
im Großherzogthum fort und war es zunächſt die Frage der
Leitung des Kreisſtraßenbauweſens, welche eine ſehr lebhafte Debatte
hervorrief, die damit ſchloß, daß man es den Kreiſen überließ, entweder
eigne Techniker, welche zur Stelle eines Kreisbauaufſehers befähigt, zu be=
rufen
, oder dem Kreisbaumeiſter die fraglichen Geſchäfte zu übertragen.
Hinſichtlich der Unterhaltungspflicht der Kreisſtraßen über=
trägt
der Entwurf dieſelbe den Kreiſen, während Möllinger und
Wolfskehl einen Beitrag der Provinz mit der Hälfte und Schröder
einen weiteren Staatsbeitrag von 1 beantragten. Die Abſtimmung
ergab Annahme des Möllinger=Wolfskehl'ſchen Antrags mit 31 gegen
12 Stimmen, ſowie Aufnahme einer weiteren Beſtimmung, wonach In=
haber
größerer Gewerbsanlagen durch welche die Straßen beſonders
abgenutzt werden, zu einem beſonderen Beitrag zu den Unterhaltungs=
koſten
herangezogen werden können. - Ferner erklärte man der Vorlage
der Regierung entſprechend, einſtweilen die ſeitherigen Vicinalſtrecken
Virnheim=Mannheim, Griesheim=Leeheim, eventuell auch Leeheim=
Ginsheim und Friedberg=Staden für Staatsſtraßen.
Dem älteren Verein für Vogel= und Geflügelzucht in Darmſtadt
iſt die Genehmigung zur Abhaltung einer Verloſung bei Gelegenheit der
im März k. J. erfolgenden Ausſtellung, ſowie die Erlaubniß zum Ver=
trieb
der Loſe im Großherzogthum ertheilt worden unter der Bedingung,
daß höchſtens 10,000 Loſe 1 M. ausgegeben und mindeſtens 65 pCt.
des Brutto=Erlöſes hieraus zum Ankauf der Gewinn=Gegenſtände ver=
wendet
werden.

H. Im Feierabend=Lokal verkehrten im verfloſſenen Monat
November 2138 Perſonen, von welchen 1074 Bücher verlangt wurden,
während Andere ſich mit Leſen der Zeitungen und mit den zur Verfügung
ſtehenden Unterhaltungs=Spielen beſchäftigten; auch wurde vom Brief=
chreiben
Gebrauch gemacht.
Die ſeit Mitte November begonnenen Geſangſtunden, deren Ab=
altung
auf Samstags vorgeſehen war, findet auf Wunſch der 53 Theil=
ehmer
an dieſen Stunden, nun Mittwochs und Samstag's Abend's

halb 8 Uhr und auch Sonntags Nachmittags ſtatt und haben die Sänger
ſchon recht erfreuliche Fortſchritte gemacht.
Beſtrebt ſeiner Aufgabe nach jeder Richtung gerecht zu werden, läßt
der Vereins=Vorſtand ſich angelegen ſein, daß von nun an wöchentlich
einmal im Vereins=Lokale belehrende Vorträgegehalten werden, wozu ſich in
anerkennungswerther Weiſe bereits eine Anzahl Mitglieder und Freunde
des Vereins bereit erklärt haben
Die Reihe dieſer Vorträge zu eröffnen, hat Herr Reallehrer Becker
übernommen, welcher kommenden Freitag 84 Uhr Abends einen Vortrag
über Völkerwanderungr halten wird.
4 Verkauft wurde das Haus des Herrn Bäckermeiſter M. Hörr,
Marienplatz 8, durch Vermittung des Herrn Agenten P. Thüringer,
an Herrn Bäckermeiſter P. Bopp jun. um die Summe von 39500 M
Der Gemeinderath in Schierſtein a. Rh. ſoll durch den Aus=
ſcheller
die merkwürdige Bekanntmachung erlaſſen haben, daß die Namen
derjenigen Einwohner Schierſteins, welche bis zu einem beſtimmten Ter=
min
ihre Gemeinde=Umlagen nicht bezahlt haben, durch Aushängen in
den dortigen Wirthſchaften veröffentlicht werden ſollen.
Verlooſung der badiſchen 35 Gulden=Looſe. Serien=
ziehung
vom 30. November: Nr. 692 815 863 882 942 1279 1751
1946 2151 2356 2495 2534 2908 3351 3432 3545 3916 3962 4031
4261 4275 4908 5163 5273 5408 5812 5870 6167 6384 6604 6617
6762 7047 7276 7324 7429 7688 7690 7743 7977. Prämienziehung
am 31. December.

Tages=Kalender.
Freitag 3. December: Verſammlung des Localgewerbvereins Darmſtadt.
Am 4., 5. und 6. Dezember: Vogelmarkt des Vereins für Vogel= und
Geflügelzucht mit Verlooſung im Darmſtädter Hof.
Montag 20. December: General=Verſammlung des Steinkohlenbezugsvereins
Merkur.

Dr. juris Baron von Steckewiez.
Eine Erinnerung von Ferdinand Dieffenbach in Dresden.

(Schluß.)
Schon vor elf Uhr waren anderen Tages Y. und H. im Hôtel.
Noch zahlreiche Andere hatten ſich hinzugeſtellt. Die Sache war bereits
ruchbar geworden und alle Welt war geſpannt auf den Ausgang des
Abenteuers. Auch Herr O., der treffliche Localberichterſtatter von ,
hatte ſich bei der Fruhſtücksgeſellſchaft eingefunden.
Um 11 Uhr 45 Minuten erſchien der Telegraphenbote. Athemloſe
Spannung herrſchte. Jeder erwartete den Inhalt des Telegramms. Es
war an Dr. 9. adreſſirt. Dieſer öffnete und las:
E, 1. April 1870.

Ich bin hier verhaftet
Hurrah'' ſchrie die geſammte

Tafelrunde.
632

[ ][  ]

2364

9. ſah aber höchſt verdrießlich drein. Er las weiter: Veranlaſſe
ſchleunigſt beim Polizeiamt Schritte, damit die dortige Polizei telegraphiſch
meine Freilaſſung anordnet!
F.
Auf dieſen Ausgang hatte man nicht gerechnet. Bei den Betheiligten
erregte das Telegramm Verdruß, bei der Mehrheit der Tiſchgeſellſchaft
Heiterkeit. 9. und H. ſtürzten auf die Polizei, die übrige Tafelrunde
dagegen ging lachend nach Hauſe.
Am Abend des folgenden Tages - es war an einem Sonnabend-
hatte
ſich die Geſellſchaft vollzählig verſammelt. Man debattirte wieder
uber Steckewicz. Jeder hoffte Neuigkeiten zu erfahren.
Ganz unerwartet trat gegen acht Uhr x. in den Saal. Ein lautes
Ahr begrüßte ihn.
Meine Herren!, rief er, der Steckewiez und unſer Geld iſt beim
Teufel!
Dieſer Ausruf rief gemiſchte Empfindungen hervor.
Als ſich die Gemüther beruhigt hatten, erzählte L.. Ich kam um
9 Uhr Morgens in Ek an. In meinem Zuge befand ſich Niemand, der
dem Gauner ähnlich geſehen hätte. Ich war gewiß einen Vorſprung zu
haben. Ich begab mich, als der nächſte Zug ſignaliſirt wurde, auf den
Perron. Da ich nun, wie Ihr wißt, etwas kurzſichtig bin, hatte ich
Mühe die einzelnen Perſonen raſch zu erkennen. Ich folgte der Maſſe
auf das Bureau, wo die Reiſenden die Päſſe vorzeigen müſſen. Mit
Einemmale tritt ein Gensdarm an mich voran und fordert mich auf
ihm zu folgen. Wohl oder übel mußte ich gehorchen. Er führte mich
vor den Polizei=Commiſſar und erklärte: Ich habe dieſen Herrn auf
dem Perron endeckt, er trägt einen falſchen Bart."
Ich konnte die Thatſache nicht leugnen. Der Gensdarm machte
dem Commiſſar noch leiſe einige Mittheiluugen und dieſer fragte mich
nach meinen Legitimationspapieren. Da ich keine ſolche hatte, wurde ich
verhaftet und nur die raſche Intervention der hieſigen Polizei befreite
mich aus meiner peinlichen Lage. Als ich meine Freiheit hatte, erklärte
mir der Gensdarm, ein Reiſender habe ihn auf meinen falſchen Bart
aufmerkſam gemacht. Dieſer habe ihm auch mitgetheilt, daß ich mit
einem ſoeben ſteckbrieflich verfolgten Gauner eine frappante Aehnlichkeit
beſäße. - Es iſt kein Zweifel, daß Steckewicz mir dieſen Dienſt leiſtete,
denn er muß mich ſofort bei dem Einfahren des Zuges auf dem Perron
bemerkt haben.
Die ganze Geſellſchaft brach in lautes Lachen aus. Selbſt H., x.
und B. wurden von der Heiterkeit, welche herrſchte, mit fortgeriſſen.
Mein Lebtags, rief letzterer, mache ich nicht mehr den Detectiv.
Die Heiterkeit nahm zu.
Unerwartet trat der Polizeirath P. in's Zimmer. Sein Erſcheinen
kündigte etwas Beſonderes an, denn er war kein regelmäßiger Stamm=
gaſt
. Abermals ließ ſich ein lautes Ahr vernehmen.
Meine Herren ſagte der Polizeirath, Sie wiſſen, ich bin Abends
gern in meiner Familie. Aber heute bin ich gekommen, um mich davon
zu überzeugen, ob der Herr T. glücklich von ſeiner Reiſe zurückgekehrt iſt.
Unter großer Heiterkeit der Tafelrunde beglückwünſchte er x. Die
Discuſſion kehrte wieder zu dem Thema Steckewiez; zurück. Jeder=
mann
erging ſich in Combinationen.
Endlich ſprach der Polizeirath: Leider ſind uns erſt in den letzten
Tagen Nachrichten zugekommen, die derart gravirend für Steckewiez
waren, daß wir zu ſeiner Verhaftung hätten ſchreiten müſſen. Am
Donnerstag Nachmittag ging uns ſeine Photographie zu, aber er hatte
offenbar Wind bekommen und war bereits einige Stunden zuvor abge=
reiſt
. Es beſteht kein Zweifel mehr darüber, daß die Herren von dem
berüchtigten Gauner Julius Heinrich Mai aus Wettelsheim
geprellt wurden. Derſelbe hat in Vevey in der Schweiz vor etwa ſechs
Monaten coloſſale Betrügereien verübt und hielt ſich ſeither in B' unter
der Maske eines Profeſſors verborgen.
5. murrte. Die Anderen lachten. Als die Ruhe wiederkehrte, er=
griff
D. 9. das Wort:
Ein verfluchter Hallunke iſt es, aber geſchickt war er. Ich beſinne
mich heute noch darüber, wie er es damals anfing, damit ich keine
Partie Sechsundſechszig gewann.
Dummes Zeug'' brummte A. 63 iſt gar kein Kunſtſtück, ich
kann's auch.
Allgemeines ,Ah=
Wie war es2- ſchrien alle.
Die Sache war ganz einfach," ſprach A. bedächtig. Ich habe
neben Ihnen geſeſſen und alle Karten, die Sie in die Hand bekamen,
hab' ich ihm markirt. Bei Carreau machte ich den Mund auf, bei Herz
machte ich ihn zu. Bei Schippe öffnete ich das rechte Auge, bei Kreuz
das linke.
Die Geſellſchaft hatte Mühe, eine ernſte Miene zu bewahren.
Das andere Kunſtſtück war noch einfacher, fuhr A. ebenſo be=
dächtig
fort. Es waren ja nur drei Karten. Hatte Jemand auf die
Karte links gedeutet, ſo drehte ich den Kopf nach links. Wurde die
mittelſte Karte beſtimmt, ſo behielt ich den Kopf gerade. Es iſt Alles
ganz einfach, wenn mans weiß.
Es bleibt ein wahres Wort, das B. damals zuerſt ſagte" fügte
der Gaſthalter hinzu-
erſchönſte
Witz bleibt doch der Steckewiez=
Abermals ließ ſich am ganzen Stammtiſch allerwärts ein laute=
Lachen vernehmen und hiermit hat die Affaire Steckewicz vorläufig ein
Ende.
Die Geſellſchaft in Dk war von einem der geriebenſten Gauner
mnſtificirt worden. Julius Heinrich Mai aus Wettelsheim, gegenwärti,

238
etwa 46 Jahre alt, blond, von elegantem Wuchs und feinem Aeußeren,
gehört ſeit 1869 zu den unfreiwilligen Mitarbeitern von Eberhards
Polizei=Anzeiger Er beſitzt vor allen Dingen das Talent den großen
Herrn zu ſpielen. In Vevey, wo er ſich im Sommer 1869 unter dem
Namen Heinrich Franz Richard aufhielt und ſich für einen Ingenieur
ausgab, ſtudirte er angeblich behufs Anlage von Eiſenbahnen die Alpen=
übergänge
. Es war um jene Zeit, wo man den Mont Cenis zu durch=
bohren
anfing und wo das Gotthardt=Unternehmen geplant wurde. Ein
Ingenieur war damals in der Schweiz allerwärts ein gern geſehener
Gaſt. Allein der Ingenieur, von dem man eine für die Gegend ein=
trägliche
Bahn erhofft hatte, nahm einen franzöſiſchen Abſchied, nachdem
er ſich leihweiſe zuvor eine Summe von 8000 ſchreibe achttauſend Francs
verſchafft hatte.
Von Vevey begab er ſich nach Ok wo wir das Vergnügen hatten
ſeine intereſſante Bekanntſchaft zu machen.
Seine Wirkſamkeit in Deutſchland war aber mit ſeinem Aufenthalt
in 2k noch keineswegs zu Ende. Als Jules Henry Mai aus Muhl=
hauſen
im Elſaß und Schwiegerſohn des reichen Fabrikanten Dollfuß
daſelbſt, tauchte er im November 1873 in Dresden auf. Er lebte hier
mehrere Monate, verkehrte wie in Ds mit Rechtsanwälten, Aerzten und
Banquiers und verſchwand, nachdem er mehrere Juweliere um circa
4000 Thaler geprellt hatte.
Mai begab ſich von Dresden nach Paris und von da nach London.
Auf der Reiſe dorthin trat er als Diplomat auf und ſpielte dieſe Rolle
mit ebenſoviel Geſchick als diejenige des Ingenieurs, des Profeſſors und
des reichen Fabrikanten. Auf dem Dampfboot, welches er benutzte, be=
fand
ſich Graf Sch, damals ruſſiſcher Botſchafter zu London. Er ſtellte
ſich ſeinem Reiſegenoſſen als kaiſerlich deutſcher Legationsrath von Berg
vor und wußte ſo trefflich in den Geheimniſſen der Diplomatie Beſcheid,
daß der Botſchafter volles Vertrauen in ihn ſetzte. Dieſes Vertrauen in
den deutſchen Diplomaten ging ſo weit, daß er dieſem auf Verlangen
500 Pfund Sterling creditirte. Leider hat es der Legationsrath unter=
laſſen
, dieſe Summe bisher zurückzuerſtatten. Die kaiſerlich deutſche Bot=
ſchaft
in London ſuchte im October 1874 vergeblich ſeine Verhaftung da=
ſelbſt
zu erwirken.
Ihr Blatt erweiſt denjenigen, welche in der Lage ſind, monatlich
eine hübſche Anzahl Coupons abſchneiden zu können, jedenfalls einen
Dienſt, wenn es ſie mit der Perſönlichkeit unſeres Mai alias Steckewicz
bekannt macht. Der Polizei iſt er bis jetzt noch immer entwiſcht und wie ein
Proteus taucht er unter neuer Geſtalt ſtets wieder von Neuem auf.
Er hat ſich bereits ein hübſches Vermögen erworben und ein Dresdener
Bankhaus hat beſtätigt, daß er Jahre lang mit ihm in Verbindung ge=
ſtanden
und große Summen bei ihm umgewechſelt, ſo daß es ihn ſtets
ür einen reichen Mann gehalten. Einem Dresdner Bekannten, den er
ſpäter prellte, bot er einſt eine Summe von 10000 Thalern in preußiſchen
Kaſſenanweiſungen, die er ihm baar auf den Tiſch legte, leihweiſe an.
Mai lebt als grand seigneur und vom Pump. Er weiß, daß man
großen Herren gern pumpt. Verzeihe man uns, daß wir hier einen
Gauner ſchildern. Auch von Heinrich Mai gilt das Wort:
Von allen Geiſtern, die verneinen,
Iſt mir der Schalk am wenigſten zur Laſt

Literatur.
1* Eingegangene Neuigkeiten: Die Geſellſchaft und lihre
Geiſteskranken. Ein Wort für gebildete Laien und für Aerzte von
W. Maron, Dr. phil. Leipzig, G. Böhme.
Griechiſche Literaturbilder für die gebildete Frauenwelt von
H. Normann. Mit einem Titelſtahlſtich und vier Holzſchnitten. Eleg.
geb. 7 M. 50 Pf. Leipzig, Friedrich Brandſtetter. Ebendaſelbſt ſind von
demſelben Verfaſſer erſchienen: Römiſche Literaturbilders für die
gebildete Frauenwelt. Mit einem Titelſtahlſtich und vier Holzſchnitten. Eleg.
geb. 6 M. 50 Pf.
Nicht um einem tiefgefühlten Bedürfniß entgegenzukommen, wie die her=
kömmliche
Phraſe lautet, ſondern um ein ſolches zu wecken, hat der Verfaſſer
dieſe antiken Literaturbilder herausgegeben.
Schon von vielen competenten Seiten iſt darüber Klagesgeführt worden,
daß die Mädchen ſo wenig mit dem Studium der Alten bekannt gemacht
werden. Erſcheint das Studium der Alten, die das Humane, das im edel=
ſten
Sinne des Wortes allgemein Menſchliche, zur Darſtellung brachten, für
unſere Männer und Jünglinge höchſt wichtig und bedeutungsreich,
o iſt es das nicht minder für unſere Jungfrauen und Frauen. Die
Erzeugniſſe der altklaſſiſchenzLiteratur ſollten - ſelbſtredend in Ueberſetzungen,
die ſelbſt wieder klaſſiſch genannnt werden müſſen - der weiblichen Jugend
nicht entzogen werden. Der Geiſt der Sittlichkeit, der ſie durchweht, der
Gegenſatz zu allem Leichtfertigen und Rohen, der ſich in ihnen ausſpricht,
das Fernbleiben von aller Eſſekthaſcherei, die edle Einfachheit, wie die ruhige,
wohlthuende Obiektivität, die vor Empfindelei bewahrt, die Fülle edler,
großartig angelegter Perſönlichkeiten, namentlich auch ſchöner weiblicher Cha=
raktere
, und endlich der feſte, klare und gedrungene Stil in dieſen Schriften
- das alles macht ſie als Bildungselement für unſere jungen Mädchen weit
mehr geeignet, als mit wenigen Ausnahmen die engliſche und franzöſiſche
Literatur es ſind. Uebrigens könnte der Titel der vorliegenden Werke-
beſſer

nd das iſt das Einzige, was wir an ihnen auszuſetzen haben
lauten: für die geſammte gebildete Leſerwelt! Wer in Verlegenheit iſt,
was für ein Buch er einer erwachſenen Tochter oder einem reiferen Jlnglinge
auf den Weihnachtstiſch legen ſoll, dem empfehlen wir Normanns Literatur=
bilder
.

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.