Darmstädter Tagblatt 1880


26. November 1880

[  ][ ]

90.

143.
Jahrgang.

W.

6¼
845)
95

SAELUREELLLCGIUb

143.
Juhrgang.

Abonnementspreis
viertelährlich 1 Mark 50 Pf. ind.
Bringerlohn. Auswärtz werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal incl. Poflaufſchlag.

Srag= und Anzeigeblaft.)
Mit der Sonntags=Beilage:
JhuUhelltep RuttlMrtuahoothel.

Inſerate
werdemangenommen: in Darmſtadt
von der Expedition. Rhelnſtr. Nr. 22.
m Beſſungen von Friedr. Bldßer
Holzſtraße N. 2. ſowie cudwärz
von allem Annonen=Erpedliäonan.

Amtliches Organ
für die Bekannkmachungen des Großh. Kreigamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

232.

Freitag den 26. November.

1880.

22.
45
547
Oi

42
02
21

4½
5.
1

70
9½
158
640
915

2
33.
342
2½
357
327

⁵⁄.

2⁄₈
2⁄₈
ub
en
ge.

B e k a n n t m a ch u n g.
Das ſtüdtiſche Waſſerwerk betr.
Eine Anzahl der in allen Theilen der Stadt an den Häuſern, Mauern ꝛc. angebrachten Schieber= und Hydrantenſchilder
iſt in einzelnen Straßen von Frevlerhänden theils beſchädigt, thells ganz abgeriſſen worden. Wir empfehlen dieſelben deshalb
dringend dem Schutz des Publikums und werden es dankbar anerkennen, wenn uns vorkommenden Falles die Thäter genannt,
oder Anhaltspunkte für deren Ermittelung geliefert werden.
Zugleich richten wir an alle Hausbeſitzer, welche ihren Anſchluß an die Waſſerleitung erklärt haben, das Erſuchen, dafür
beſorgt zu ſein, daß den Bedienſieten der Bauleitung in der nächſten Zeit die Keller und ſonſtigen Räume, in welchen die Ab
ſperrhähne anzubringen ſind, zu dieſem Zweck auf Anmelden zu jeder Tageszeit geöffnet werden.
Darmſtadt, den 24. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
10841)
Ohly.

B e k a n n t m a ch u n g.
Im hieſigen ſtädtiſchen Lagerhauſe ſind zwei zur Niederlegung von Mehl, Früchten
u. dgl. geeignete große Bodenräume zu vermiethen. Näheres bei dem Lagerhaus verwalter
und auf unſerem Bureau.
Darmſtadt, den 23. November 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Darmſtadt.
10842)
Ohly.

10843) In dem Konkursverfahren über
das Vermögen des Holzdrahtfabrikanten
Auguſt Schuchmann zu Darmſtadt iſt
zur Abnahme der Schlußrechnung des Ver=
walters
und zur Feſiſetzung der Gebühren
der Gläubigerausſchuß=Mitglieder eine
Gläubiger=Verſammlung auf:
Freitag den 3. December 1880,
Nachmittags 4 Uhr,
vor Großherzogliches Amtsgericht Darm=
ſtadt
1. berufen.
Darmſtadt, den 24. November 1880.
Kümmel,
Gerichtsſchreiber des Großh. Amtsgerichts
Darmſtadt I.

Bekanntmachung.
Nüchſten Samstag den 27. No=
vember
1880, Nachmittags 2½ Uhr,
werden im Heſſiſchen Ludwigs=Bahnhof
dahier eine größere Anzahl ausrangirter

Schwellen öffentlich gegen Baarzahlung
verſteigt.
Die Zuſammenkunft iſt am Pallaswieſen=
weg
=Uebergang im Bahnhof Darmſtadt.
Darmſtadt, den 24. November 1880.
Großherzogliches Ortsgericht Darmſtadt.
10849)
Berntheiſel.

Leilgebotenes.
9892) Orangen-Punsch-Essenz
per Fl. M. 2.20, per ½ Fl. M. 1.20;
Ananas-Punsch Essenz
per Fl. M. 2.50, per ½ Fl. M. 1.40
empfiehlt Apotheker Seriba, Kirchſtraße.
Niederlage bei Hrn. Kaufm. Ierch, Ludwigspl.

10134) Leichte Poſtkiſtchen und größere
Kiſten zu verkaufen.
A. Anton, Wilhelminenſtraße.

Die Hof=Buchhandlung von
1⁄₈
8 Lugus Elingelhöfter
ſempfiehlt garantirt reinen, direkt importirten
chinesischen Thee, Ernte 1880,
zu Mk. 7. 5.25, 4.75, 3.75, 3, 2.75
und 2.50 pr. Pfd.
Theespitzen PPfd. M. 125, M.lI5
H. Fanille Stange 25. u. 15 Pfg.
Prima
Haromem
ſempfiehlt in beſter Frucht
Eal Gſ dtuugor,
10325)
Louiſenplatz 4
Feinstes Waizen-Mehl, per
halb Kilo 19 Pfg.,
ſeinstes do. Hildebrandt o,
per halb Kilo 23 Pfg.,
ſeinster Ungar. Maiserauszug,
per halb Kilo 28 Pfg.
Fhilipp Weber,
Carlsſtraße 24.
10820)
19027) Eine Pattie neue Goldwaaren,
14karätig, neue ſchöne Sachen, wird,
faſt zum Goldwerth, einzeln oder zuſammen
abgegeben. Frankfurterſtraße 1 parterre.
615

[ ][  ][ ]

2298

M 232

2DerkUlLſot,

aber für Weihnachts=Geſchenke ſehr gut paſſend, habe,
ich wieder eine Partie Binden, Schleifen, Barben, Fragen,
Glacé Handschuhe, Corsetten, Schürzen, wollene Tücher,
weisse und farbige Hemden eto.

GullOE OGUlU,

10588

Ludwigsſtraße 8.

16)

Wien 1873: Anerkennungs=Diplom!
E Der einzig ächte E

o0L WeTRAATAImOI
ApenTräuter Liqueur

von

Baltrad Oltmar Vernhard,
Kgl. Hofdeſtillateur in Muͤnchen,
iſt nach den wiſſenſchaftlichen Gutachten der Herren Univerſitätsprofeſſoren
Dr. L. A. Buchner, Dr. G. C. Wittſtein, Dr. Kayſer und vieler
rühmlichſt bekannter Aerzte der vorzüglichſte Geſundheits=Liqueur und
dabei ein ebenſo anmuthendes als Geſundheit förderndes Genußmittel,
frei von allen ſchädlich und draſtiſch wirkenden Stoffen, er regelt die
Functionen des Magens unglaublich raſch, führt deshalb normale Ver=
dauung
und geſunde Blutbildung herbei, macht bedeutenden Appe=
tit
, reinigt Eingeweide und Maſtdarm, macht regelmäßigen Stuhlgang,
ſtärkt Nerven und Muskeln, gibt dem Körper neue Lebensfriſche und
ein geſundes, blühendes Ausſehen.
Jede Flaſche iſt mit meinem Namen verſchloſſen und liegt eine Gebrauchs=
Anweiſung von Dr. J. B. Kranz bei. Flaſchen Mk. 1.5. Mk. 2,
Mk. 4, ſind ücht zu haben in Darmſtadt bei Herren Carl Sattes, vor=

J. Rachor.

En gros!
10815)

En détail!

Gebr. Lory,

4 Schulſtraße 4,
empfiehlt in reichhaltigſter Auswahl ſolide ſelbſtgeſerligte Waare, in allen Qualitäten
zu billigſten feſten Preiſen.
Anfertigung nach Muſter und Maß ſchnellſtens.

Chinalugwer,

in Töpfen von 3 Pfund und 1 Pfund
Originalpackung
empfiehlt
L. Briichuvel,
Hof=Lieferant.
10845)

Friſche Schellfiſche,
Labberdan,
Bratbückinge per Stüc
7 Pfa., per Dtzd. 75 Pfg.

10846)

Philpp Heber,

Carlsſtraße 24.

10794) Zu Einkäufen in Manu=
facturwaaren
für das bevorſtehende Feſt
dürfte ſich, um gut und billig zu
kaufen, wohl keine paſſendere Gelegen=
heit
finden, wie:

der Ausverkauf des
L. Boettinger'ſchen Lagers
in der Wilhelminenſtraße.
Bei completer Auswahl in Stapel=
waaren
, wie Neuheiten der Saiſon,
ſind die Preiſe auf ſo niedere Baſis
geſtellt, daß dieſelben kaum den Her=
ſtellungswerth
erreichen.

l.

55½

für Damen,
mit 4 Knöpfen, in Weiss, hell
und dunkelfarbig,
HE. 2 das Paar,
in prachtvoller Qualität heute
eingetroffen.

86.

G. drade EuL.

Vor Weihnachten.

⁄₈

Kuͤe Sorten Münner=Frauen=u. Kinder=
ſchuhe
u. Pantoffeln zu herabgeſetzten Prei=
ſen
in bekannter Güte. Bahnhofſtr. ½ 1 St.h.

E6

Prima Tafel Mandeln, Tafel Rosinen.
Tafel-Feigen, Sicilianer Haselnüsse &
ParaMüsse empfiehlt in beſter Waare
Carl Watzinger,
10847)
Louiſenplatz 4.

Zur gefl. Beachtung!
Unterzeichneter erlaubt ſich, ſeine
Fleiſchwaaren,
als: Nauchfleiſch, ſelbſt zubereitet,
Zunge,
Bruſtkern, ſtets friſch abgekocht,
Roulade,
Lenden fortwährend im Ausſchnitt,
in empfehlende Erinnerung zu bringen.
Lomfs Gelst,
Ochſenmetzger,
10848)
Mathildenplatz.
10849)
Friſche Sendung

1
Oetterauer Ganſe

eingetroffen bei
H. Röhrich,

Geflügelhandlung
gegenüber der katholiſchen Kirche.

3

[ ][  ][ ]

R 232

ge.


55
6½
741
9½=
112
12
2-
2
4½
54¼
73¾
103
l.

10850)
empfiehlt zu
Wehuaehts-Richereiem
in anerkannt beſter Waare:
Feinste Cölner Raſſinade, im Brode,
per ½ Kilo 40 Pfg.
desgl.
2
im Anbruch,
43
22
desgl. rein geſtoßen und pulveriſirt,
44
Colonial-Rafſinade, Marke H. R.
92
Feinsten
Crystallzucker, ſchön weiß,
44
Farin und Candis, weiß, bellbraun, braun und ſchwarz.
Neue Elemé-Rosinen, Corinthen, Sultaninen, Mandeln, in
extra ſchöner und großer Frucht.
Neue Citronat, Orangente, Ceylon- und ehines. Aimmt, ganz
und rein gemahlen. Nellrem desgl.
Vanille, eryſtalliſirt. Anis, beleſen. Pottasche & Ammonium ete.
W Holz- und Blechſormen werden ausgeliehen.

Ich halte ſtündig großes Lager in Möbelgimpen, Möbel=
und Nouleaugkordeln, Vorhangshaltern, Schellen=
zügen
, Wöbelquaßten, Teppich=, Marquiſen=, Vor=
hangs
= und Gallerie=Franzen ꝛc. Etwa Nichtvorräthiges
laſſe ich umgehend und billigſt anfertigen.
10851)
Anton Schmidt.

2299
Vermiſchte Nachrichten.
Hysslalarzi Dr. mod. Hoyer,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auä;
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Fällen, ſtets ſchnell mit beſtem
534.
Erfolge.

= Auf Gußmodelle geübte
Modellſchreiner
finden dauernde Beſchäftigung.
Carl Sohröder,
Sandſtraße 38.
10839)

Et
W. Looſe

für die Weihnachts=Verlooſung
der hieſigen Gewerbehalle
ſind in der Expedition d. Bl. zu haben
2 Mark.

S.
3
Ein Käfercollier
in Gold gefaßt, wurde vor 1½ Jahren bei
einem Photographen oder bei einem
Juwelier liegen gelaſſen und wird um
Rückgabe gebeten. Adreſſe in die Exped.
d. Bl. zu erfragen.

8½
O1
19
21=
3
45
74½
3½

9
[3

.
³⁄₈
3
111
42
20

Beichenvorlagen,
Stereoskopbilder,
Briefmarken,
Musikalien,
zu billigſten Preiſen bei
F. L. Schorkopf,
Schulſtraße 1II.
10859)
Kalbfleiſch
per ½ Kilo 50 Pf.
Grafenſtr.
10827)
L. Egner, Nr. 35.
Magdeburg. Sauerkraut
mpfiehlt
L. Brüchweh,
Hof=Lieferant.
10853)

Vermiethungen.
6973) Eliſabethenſtraße Nr. 1
iſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5-6Zimmer, wie alle anderenRäumlichkeiten.
8634) Das ſeither von Herrn Kapell=
meiſter
Wallenſtein innegehabte Par=
terre
=Logis, Waldſtraße 18, mit 6 Zim=
mern
nebſt allem Zubehör(Waſſerzuleitungꝛc.)
iſt per Dezember d. J. an eine ruhige Fa=
milie
anderweit zu vermiethen.
C. Hochſtätter u. Söhne.

9402) Eliſabethenſtraße 22 ſind zwei
ſchöne möbl. Zimmer per 1. Dezbr. zu bez.
9515) Riedeſelſtraße 35, iſt ein
ſehr guter großer Weinkeller zu ver=
miethen
. Nüheres Schützenſtr. 17, I. St.
10065) Beſſ. Carlsſtraße 3 ein möbl.
kleines Zimmer für 8 M. monatlich.
10695) Marienplatz 6 ein ſchönes
Zimmer mit Kabinet nach der Straße mit
oder ohne Möbel
2 Zimmer an ſolide Arbeiter mit Betten
(Schlafſtelle).
10824) Rheinſtraße 28 im Seitenbau
ein kleines freundl. Zimmer ohne Möbel
für 6 M. monatlich. Fr. Langnes

1009) Eine ſehr geubie Samneiderm.
welche immer als Zuſchneiderin thätig
war, empfiehlt ſich in Anfertigung ganzer
Coſiume. - Billige Berechnung
wird zugeſichert.
Alicenſtraße Nr. 30.

10640) Das Haus Brandgaſſe 10 iſt
ganz an einen Miether zu vermiethen,
event. auch zu verkaufen unter günſtigen
Bedingungen.
Hof u. Pumpe, guter Keller beim Haus.
Näheres bei gartter & Comp., Wil=
helminenſtraße
35.

Saulbau-Gartensnul.
Von Dienstag den 23. an
Ausſtellung des berühmten Coloſſalbildes
von
TAUS HATAAL.
Einzus Carl C. I hulwerpon.
10713)
Zu ſehen von 9 Uhr an. Entree Perſon 50 Pfg.

9685) Handſchuhe werden ſchön gewaſchen
das Paar zu 15 Pfg. Ebenſo werden Federn
gekräuſelt. Sandſtraße 10, 1 Stiege hoch.

10854) Ein Junge gegen Lohn kann
eintreten. Patent=Pfeifen=Fabrik:
Darmſtadt, Frankfurterſtraße 20.

[ ][  ][ ]

M 232
2300
Einladung zur Generalverſammlung des Vereins der
Heſſiſchen Fortſchrittspartei in Darmſtadt u. Beſſungen
auf Montag den 29. November d. J., Abends 8 Uhr,
im Ritſert'ſchen Gartenſälchen zum Schützenhof.
Tagesordnung: 1) Wichtige Vereinsangelegenheiten.
2) Wahl des Vorſtandes.
Darmſtadt, den 25. November 1880.
Im Auftrag des Vorſtandes:
10855)
Dr. Ogaun.

10856) Aur nochmaligen Kenntniss meiner werthen Geschäfisfreunde gebe
bekannt, dass sich die
Buchdruckerei von
Fr. Langnes.
nunmehr Rheinstrasse 28 befindet, gegenüber der Georgstrasse.
Alle Aufträge werden in gewohnter Sorgfalt, prompt und billig ausgekührt.
Mit der Bitte um geneigtes Wohlwollen
Hochachtungsvoll
Vr. Langnes.

Comcert-Amoige.
Das zweite Concert zum Beſten des Wittwen.
und Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik

findet Montag den 29. November im Saalbau ſtatt.- Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten ſind in den Buchhandlungen der Herren Klingelhöffer
und Bergſträßer ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
Darmſtadt, im November 1880.
Der Ausschuss.

10551 Ein Beaſmter ſucht 2gut möhl.
Zimmer in der Nähe des Louiſenplatzes.
Gefl. Adreſſen unter B E poſtlagernd.

10827) Eine Frau empfiehlt ſich im
Kleidermachen. Beſſ. Sandſtraße 14.

10858) Ein Mädchen, im Maſchinen=,
ſowie im Handnähen, als auch in anderen/
weiblichen Handarbeiten geübt, ſucht Stelle,
wenn auch als Aushülfe, per 1. Decbr.
Näheres Hügelſtraße 16, 2 Treppen h.

10859) Einejunge, reinl. Frau ſucht Lauf=
dienſt
oder Aushülfſtelle. Obergaſſe 15.

Vermählungs-Anzeige.
Unsere heute stattgefundene Trauung
zeigen hiermit ergebenst an.
Darmstadt, den 25. November 1880.
Franz Ebert,
Darmstadt,
Math. Ebert, geb. Wallhäusser,
10860)
Eppelsheim.

Friſche Schellfiſche
heute eingetroffen
Carl Salles,
bei
vormals Christ. Höhn,
10861)
Mathildenplatz 1.

3

Friſche Schellfiſche.
Emanuel zuld.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 26. November.
12. Vorſtellung in der 3. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male wiederholt:
K ri e g im Frieden.
Luſtſpiel in 5 Arten von Moſer und Schönthan.
Perſonen:
Herr Butterweck.
Heindorf, Rentier
Frl. Berl.
Mathilde, ſeine Frau
Ilka Etvös, ſeine Verwandte Fr.Haſem=Kläger
Agnes Hiller, ihre Geſell=
ſchafterin

Frl. Weigel.
Herr Werner.
Henkel, Stadtrath
Sophie, deſſen Frau
Frau Eppert.
ſa, deſſen Tochter
Frl. Ethel.
von Sonnenfels, General
Herr Dalmonico.
Kurt von Folgen, Adjutant. Herr Hacker.
Ernſt Schäfer, Stabsarzt
Herr Edward.
von Reif=Reiflingen, Lieutenant Herr Steude.
Paul Hofmeiſter, Apotheker. Herr Wagner.
Franz Konnecy
Herr Franke.
Herr Leib.
Martin, Diener.
Anna, Köchin.
Frau Kilian.
Roſa, Stubenmädchen
Frl. Krickſer.
Anfang 7 Uhr. Ende halb 10 Uhr.
Sonntag 28. November.
13. Vorſtellung in der 3. Abonnements=Abtheilung.
Neu einſtudirt:
Iphigenia in Aulis.
Große Oper in 3 Aufzügen von Ritter Gluck.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 26. November.
0 Die zweite Kammer nahm am Donnerstag ihre vor 10 Tagen
unterbrochenen Arbeiten wieder auf. Betz interpellirte wegen Ablenkung
des Güterverkehrs von den zum Theil garantirten Linien der heſſiſchen
Ludwigsbahn durch die preußiſchen Bahnen. - Auf eine Interpellation
Oſann's wegen Ausführung des Reichsgeſetzes über die Abwehr von
Viehſeuchen erwiderte die Regierung, daß die Abſicht beſtehe, die
desfallſigen Schäden nach den Köpfen des Viehſtandes auszuſchlagen.
Eine lebhafte Debatte rief die Schröder'ſche Interpellation, betr.
Maßregeln gegen das Landſtreicherweſen, hervor, bezüglich deren
man feſtſtellte, daß zur Zeit nur ein Mittel, die Ueberweiſung an die
Landespolizei, gegeben ſei, dem aber die Ueberfüllung des Arbeitshauſes
zu Dieburg zeitweiſe hemmend entgegenſtände. - Hierauf verhandelt,
man über die durch Hochwaſſer des Rheins hervorgerufenen Schäden
reſp. Abhülfe dagegen. Der Ausſchuß empfahl einſtweilige Siſtirung der
Correctionsarbeiten und Niederſetzung einer Commiſſion, beſtehend aus
Landwirthen, Intereſſenten der Schifffahrt und beim Strombau nicht
betheiligten Technikern, wogegen die Regierung keinen Einſpruch erhob,
aber betonte, daß die Stromcorrectionen keineswegs die Schuld an den Hoch=
waſſern
trügen, ſondern letztere auf Witterungsverhältniſſe zurückzufuhren
ſeien, während man andererſeits Erhöhung der Damme und Beſeitigung

der Buchen= und Weidenpflanzungen forderte.
fortgeſetzt.

Die Debatte wird heute

Stadtverordnetenverſammlung vom 25. November.
(Kurzer Bericht). Zuerſt machte der Herr Oberbürgermeiſter die
Mittheilung, daß ihm in ſeiner amtlichen Eigenſchaft ein Schreiben
des Centralcomites der Antiſemitenbewegung zugegangen, worin ihm die
ungeheuerliche Zumuthung gemacht worden, die bekannte Adreſſe an den
Reichskanzler colportiren zu laſſen und ſeinen ganzen Einfluß und Kraft
dafür einzuſetzen, daß das Schriftſtück mit möglichſt zahlreichen Unter=
ſchriften
bedeckt werde. Er ſchlage vor, das ganze Schriftſtück umſomehr
mit entſchiedenem Proteſt zurückzuweiſen, als Darmſtadt von jeher den
Grundſatz der Gleichberechtigung aller Confeſſionen hochgehalten. Mit
lebhaftem Beifall erklärte man ſich mit dieſem Vorſchlag einverſtanden
worauf Blumenthal für dieſen Ausdruck ſeine Anerkennung und Hoch=
achtung
ausſprach. -Eine weitere Mittheilung betraf das Waſſerwerk, be=
züglich
deſſen eröffnet werden konnte, daß nunmehr auch die zweite Pumpe
in Betrieb geſetzt worden und zu erwarten ſtehe, daß noch während der
Sitzung das Waſſer in die Stadt einſtrömen werde. Leider
ſei noch eine beträchtliche Zahl Hauszuleitungen fertigzuſtellen, allein die
Stadt für die ihr erwachſenden Nachtheile durch Caution u. ſ. w. hin=
reichend
gedeckt. Schließlich wurde mitgetheilt, daß die höhere Töchter=
ſchule
den Rang einer Realſchule erſter Ordnung erhalten. - Zu Bei=
ſitzern
für die Wahl des Vertreters der Forenſen wurden die Stadt=
verordneten
Berbenich und Jordis ernannt. - Hinſichtlich der
Unterſtützung bedürftiger Familien der zum Dienſt einberufenen Reſerve=,
Erſatzreſerve= und Landwehrmannſchaften ſprach man ſich gegen die von
Pfungſtadt angeregte Uebernahme auf die Kreiskaſſe aus, erklärte

[ ][  ][ ]

ſich vielmehr dafür, ſolche Unterſtützungen eintretenden Falls aus Ge=
meindemitteln
zu bewilligen. Die Verſicherung der Dampfkeſſel
und Maſchinen des Waſſerwerkes gegen Feuer und Exploſion wurde der
Geſellſchaft Colonia- zu 72 Pf. per Mille übertragen. Das Verſiche=
rungscapital
beträgt 75,000 Mark.
Hierauf folgte geheime Sitzung.

Militärdienſtnachricht. Depot=Magazinverwalter Wertl
in Sagan wurde unter Befördernng zum Proviantamts=Controleur nach
Darmſtadt verſetzt.

k7) - Strafkammer I. Sitzung vom 25. November 1880. Nach=
dem
geſtern die Strafkammer II. wegen Mangels an Stoff ausgefallen=
wurden
heute folgende Strafſachen abgeurtheilt: Eine Anzahl Wehr=
pflichtiger
, die ſich der Uebertretung des Wehrpflichtgeſetzes ſchuldig ge=
macht
, werden in je eine Strafe von 150 M. genommen. - Giovanni
Brentari, Komödiant, ſteht wegen Majeſtätsbeleidigung vor den Schranken
und entſchuldigt ſich mit Trunkenheit. Er wird in eine Gefängnißſtraf=
von
5 Monaten und in die Koſten verurtheilt. 7Wochen Unterſuchungs=
haft
werden aufgerechnet. Konrad Bergmann von Mainflingen hat
am 8. Auguſt d. J. mit dem Peter Stegmann im Wirthshauſe Disput
angefangen und ſpäter auf der Ortsſtraße demſelben eine ſtarke Ver=
wundung
mit einem Inſtrumente beigebracht. Der Gerichtshof ver=
urtheilte
den Angeklagten in eine Geſängnißſtrafe von 6 Monaten und
in die Koſten. 14 Tage Unterſuchungshaft werden aufgerechnet.-
Chriſtoph Weigand II., Glöckner zu Gundernhauſen. 76 Jahre alt, ſteht
wegen Verbrechens gegen die Sittlichkeit vor den Schranken. Die Ver=
handlung
wird bei geſchloſſenen Thüren geführt. Der Angeklagte wird
zu 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus verurtheilt und ihm 7 Wochen Unter=
ſuchungshaft
aufgerechnet.

(Zur bevorſtehenden Volkszählung.) Im Leben
der, deutſchen Nation ſind wiederum nahezu fünf Jahre ſeit, der
letzten großen Volkszählung verfloſſen. Am 1. December dieſes
Jahres ſoll dieſe wichtige Staatshandlung im neuen deutſchen Reiche zum
dritten Male ſtattfinden. Alle auf deutſcher Erde weilenden Perſonen
werden an dieſem Tage auf Millionen von Zählkarten oder Haushaltungs=
liſten
verzeichnet, um von da weiter auf die Hauptbücher der Einzel=
ſtaaten
und ſchließlich in die tabellariſchen Ueberſichten des Reiches über=
tragen
zu werden. - Wir Bürger der modernen Staaten haben es be=
quemer
als die Bewohner des römiſchen Reichs zur Zeit von Chriſti
Geburt, an welche ein Gebot vom Kaiſer Auguſtus erging, daß alle
Welt geſchätzt würde.. und Jedermann ging, daß er ſich ſchätzen ließe,
ein Jeglicher in ſeine Stadt. Wir werden geſchätzt und gezählt, ohne
daß wir unſere Wohnung zu verlaſſen brauchen. Der Zähler bringt 1
oder 2 Tage vor dem 1. December die Zählungsliſten in jedes Haus
und der Staat verlangt weiter nichts, als daß alle Haushaltungsvor=
ſtände
die Formulare aufmerkſam durchleſen und die verſchiedenen Rubriken
am Morgen des 1. December gewiſſenhaft ausfüllen, damit ſie an dem=
ſelben
oder am nächſten Tage von dem Zähler wieder abgeholt werden
können. So einfach und mühelos auch dieſe Aufgabe für jeden einzelnen
Bewohner iſt, ſo giebt es doch leider Viele, welche den Volkszählungen
argwöhniſch gegenüberſtehen und dahinter fiskaliſche oder militäriſche
Zwecke vermuthen. Beides iſt unbegründet. Der Fiskus und die Mili=
tärbehörden
kommen auf anderen Wegen zu ihren Zielen und wieder=
holen
alljährlich ihre Nachforſchungen; aber die Volkszählungen finden
in jedem Jahrzehnt nur 2 Mal ſtatt und dienen lediglich zur Erkenntniß
des allgemeinen Zuſtandes der Bevölkerung. Alter und Geſchlecht,
Familienſtand und Religion, Beruf und Erwerb, Staats= und Ortsan=
gehörigkeit
der Bewohner ſollen in einem Geſammtbilde dargeſtellt werden.
Staat und Reich können ſich nicht um die Altersverhältniſſe und Lebens=
ſchickjale
jedes Einzelnen kümmern, ſondern verlangen nur Klarheit über
die Geſammtzahl ihrer Männer und Frauen, ihrer ſchulpflichtigen und
wehrfähigen Jugend, ihrer Verheiratheten und Ledigen, ihrer Wittwer
und Wittwen, ihrer berufsfähigen und berufsloſen Volksgenoſſen. Wer
darüber unrichtige Angaben macht, oder Perſonen und Thatſachen ver=
ſchweigt
, fälſcht das Geſammtergebniß und verletzt eine wichtige öffentliche
Pflicht gegen Gemeinde, Staat und Nation! Man darf wohl vertrauen,
daß die hohe politiſche und ſociale Bedeutung des Zählerwerkes überall
in deutſchen Landen verſtanden wird und daß ſich am 1. December
Millionen Deutſche mit Stolz als Glieder eines Ganzen fühlen werden.
Vor 10 Jahren unterblieb die Volkszählung, weil Deutſchlands wehr=
pflichtige
Mannſchaft in Feindesland ſtand. Am 1. December 1871 zählte
man 41,058,792, den 1. December 1875. 42727,360 Bewohner. Die
durchſchnittliche jährliche Bevölkerungszunahme von 1871-75 betrug
1 Procent der mittleren Bevölkerung. Welches Reſultat wird das
Jahrfünft 1875-80 ergeben; Welchen Einfluß wird der Ueberſchuß der
Geburten auf der einen und die zunehmende Auswanderung auf der
andern Seite ausgeübt haben? Wird das männliche oder das weibliche
Geſchlecht, die Zahl der Verheiratheten oder Ledigen zugenommen haben?
Welche Gliederung der Altersſtufen und der Berufsſtände wird ſich er=
geben
2 Alle dieſe Fragen ſind von größter praktiſcher Wichtigkeit für
alle Staats= und Gemeindebehörden, und es liegen darin zugleich tiefe
Probleme der Bevölkerungs= und Socialwiſſenſchaft verborgen. Die
Zählung vom 1. December 1880 wird zu ihrer Löſung neue Bauſteine
herbeiſchaffen und die Kenntniß der vaterländiſchen Zuſtände erweitern
und vertiefen.
Herr Profeſſor Dr. Lepſius hält k. Freitag Abend 8½ Uhr
im akademiſchen Verein (Reſtauration Markwort) einen Vortrag über
die geologiſchensVorarbeiten und Reſultate am Gotthard=Tunnel.

232
2301
N. Das Programm des zum Beſten der Waiſen im Saalbau ver=
anſtalteten
Concerts enthielt eine Fülle von vocaliſchen und inſtrumen=
talen
Genüſſen, vierzehn Nummern, größtentheils von Dilettanten
executirt, die lediglich aus Liebe zur Kunſt und um des ſchönen Zweckes
willen ihre Kräfte darboten, weshalb auch jede Kritik hier ausgeſchloſſen
iſt. Eingeleitet wurde das Concert mit der Marche eslébre von Lachner,
für zwei Pianos zu acht Händen, worauf ein mit überraſchendem Ver=
ſtändniß
und tiefer Empfindung geſprochener Prolog folgte. Unter den
Geſangsvorträgen möchten wir hervorheben: das Duett=Alle Wipfel
ruhen' von Rubinſtein, ganz beſonders die Ballade: Archibald Douglas
von Löwe, dem genialen Balladencomponiſten, das Terzett: Volkslied
von Hiller, das Liebeslied aus der Walküren und das Lied: Zu
Andernach am Rheinl von Abt und das Quartett In ſtiller Nacht=
von
Brahms. In dem Herrn aus Mainz dürfen wir wohl einen künfti=
gen
hervorragenden Wagner=Sänger ahnen. Von den inſtrumentalen
Vorträgen gefiel uns beſonders die Ungariſche Rhapſodier für
Piano von Liszt und die Fantaſie fur Violine über Motive aus
Wilhelm Tell'. Die Technik der jungen Violinſpielerin ſteht ſchon auf
einer achtbaren Stufe, die Bogenführung iſt leicht, die Intonation rein.
Die Ausführung ſämmtlicher Stücke trug den Stempel gewiſſen=
hafter
, unermüdlicher Vorbereitung, welche durchweg von erfreulichem
Gelingen gekrönt wurde. Das Publicum documentirte ſeine Anerken=
nung
durch geſpannte Aufmerkſamkeit und zahlreiche Beifallsſpenden.
Das Concert war durch den Beſuch der Allerhöchſten Herrſchaften aus=
gezeichnet
.
K. Der Vortrag des Herrn Profeſſors Kattenbuſch aus Gießen
über den chriſtlichen Unſterblichkeitsglauben hatte ein überaus
zahlreiches Auditorium in der Aula des Gymnaſiums verſammelt. Ihre
Königl. Hoheit die Frau Prinzeſſin Karl und Se. Großh. Hoheit Prinz
Wilhelm beehrten wiederum die Vorleſung mit Höchſtihrem Beſuch.
Herr Prof. Kattenbuſch zeigte, wie der Anſatz zu der Idee des Unſterb=
lichkeitsglaubens
in allen Kirchen derſelbe ſei. In den Naturreligionen
iſt er vorzüglich ein Kind der Phantaſie; nicht ſo in der geoffenbarten
Religion des Chriſtenthums. Der antike Menſch gab ſich zufrieden mit
dem, was die Gegenwart bot, er gab ſich ihr mit voller Liebe hin und
vergaß die Zukunft. Mit dem Chriſtenthum wird es anders; man fragt
und ſtrebt nach einem ſeligen Jenſeits. Das Leben des Menſchen erhielt
einen höheren Werth. Gerade dadurch wurde der Sieg des Chriſtenthums
erleichtert; er hängt weſentlich mit ſeiner Unſterblichkeitslehre zuſammen.
Der Menſch iſt ein Ebenbild Gottes; wo Gott iſt, ſoll und wird auch
er ſein. Freilich hat die Sünde den Tod gebracht, Chriſtus aber bringt
mit der Erlöſung von der Sünde auch die Erlöſung vom Tode und zwar
als der Gottesſohn. Wer an ihn glaubt, für den iſt der Tod durch
Chriſtum überwunden. Aus dieſen Ideen erklärt ſich auch der gewaltige
Streit zwiſchen Athanaſius und Arius über das Weſen Chriſti. Man
fürchtete durch die Anſchauung des Arius die Behauptung von der Ueber=
windung
des Todes durch Chriſtum für gefährdet. Im römiſchen
Katholicismus gilt das Chriſtenthum nicht mehr als Bringer der Un=
ſterblichkeit
, ſondern, die Unſterblichkeit vorausſetzend, bringt Chriſtus
die Seligkeit oder Unſeligkeit. Die Scholaſtiker verſenken ſich ſogar in
die Beſchreibung der Oertlichkeit des Himmels und der Hölle. Es liegt
übrigens in der Auffaſſung der römiſchen Kirche etwas Neues, daß näm=
lich
die einfache Annahme der Thatſache der Unſterblichkeit nicht aus=
reiche
, ſondern etwas über das Wie? hinzukommen müſſe: die Fortdauer
der vollen Perſönlichkeit in Seligkeit oder Unſeligkeit. Daher iſt die
Aufgabe der Kirche die Ausbildung der ſittlichen Perſönlichkeit. Der
Proteſtantismus verlangt die Förderung der ſittlichen Perſönlichkeit auf
Grund der Bibel, nicht nach den Satzungen der Kirche allein. Er er=
kennt
in dem Reiche Gottes zugleich den Lebenszweck des Menſchen und
beantwortet damit auch die Frage nach dem Warum? der Unſterblich=
keit
. Die alte Kirche hat die ſittliche Natur des Menſchen zwar immer
anerkannt, aber nicht immer richtig erkannt. Das Letztere iſt ein Ver=
dienſt
des Proteſtantismus. Die Schwere der Forderung: Ihr ſollt
vollkommen ſein, wie euer Vater im Himmel vollkommen iſt, erkennt
der Proteſtantismus mehr an, als die alte Kirche. Im Streben danach
fordert er ein Kämpfen mit der Welt und ein ſittliches Erobern der
Welt, nicht aber Weltflucht. In der Welt leben und ſich von der Welt
Unbefleckt erhalten, die Welt liebend erfaſſen und doch mit Freuden
ſcheiden, das iſt die hohe Aufgabe des Chriſtenthums. Auf die Aus=
ſchmückung
des Jenſeits verzichtet der Proteſtantismus. Wir verlangen
heim zu kommen;, dahin, wo wir die Vollendung des Gottesreiches,
deſſen Glied wir ſind, finden müſſen. Daran ſchließt ſich der Glaube
an ein Wiederfinden und Wiederſehen, da das Chriſtenthum den ewigen
Werth der Perſönlichkeit anerkennt. Die ſittliche Fortentwickelung, das
Fortwirken der Perſönlichkeit macht erſt das ewige Leben lebenswerth.
Der Beweis der Wahrheit des chriſtlichen Unſterblichkeitsglaubens liegt
in der Idee des Gottesreiches und der Mitgliedſchaft an demſelben, die
Vorausſetzung alles Chriſtenglaubens an der Perſon Chriſti.
0 Eingeſandt. Sonntag den 28. d. Mts. Abends 5 Uhr wird
Prediger Zwingli Wirth aus Baſel im Saale des Gaſthofs zur
Traube einen religiöſen Vortrag halten über das Thema: Proteſtantis=
Wir glauben unſere Leſer auf
mus und die proteſtantiſche Kirche.
dieſen Vortrag um ſo mehr aufmerkſam machen zu müſſen, als Zwingli
Wirth zu den Hauptträgern der freiſinnigen religiöſen Bewegung in der
Schweiz gehört und in der früheren Burg des Pietismus, dem Mittel=
punkt
der ſtrenggläubigen Miſſion für ganz Europa, in Baſel, zum
Pfarrer erwählt worden iſt und mit ausgezeichnetem Erfolge wirkt.

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Zwingli Wirth war auch für die diesjährige Generalverſammlung, die
in den Pfingſttagen in Gotha tagte, zum Feſtprediger erwählt worden
und leitete den erſten Tag durch eine Predigt mit ſo machtvollem Ge=
dankengange
, einer ſolchen Ueberzeugungstreue und einer ſolch hinreißen=
den
Beredſamkeit ein, daß hierdurch der ganzen Verſammlung der Stem=
pel
der Begeiſterung und der freudigen Hoffnung aufgepragt wurde.
Möge ihm das hieſige Publikum ſeine Berettwilligkeit, womit er der
Aufforderung, uns mit einem Vortrag zu erfreuen, folgt, durch recht
zahlreiche Betheiligung lohnen.
Während des Einpumpens des Waſſers in die Hauptleitung
platzte geſtern Abend ein Rohr in der Rheinſtraße in der Nähe der
Georgſtraße. Glücklicherweiſe konnte durch die Telegraphenleitung ſofort
die Einſtellung des Pumpens vermittelt werden.
- Für die Beſichtigung des Makart'ſchen Bildes Einzug Kaiſer
Karl's V. in Antwerpen dürften die Vormittagsſtunden die günſtigſten ſein.
E In dem Schaufenſter der Buchhandlung von C. Köhler, Eliſabethen=
ſtraße
4, iſt ſoeben für einige Tage ein hübſches Oelbild Waldidylle=
von
Paul Weber ausgeſtellt, worauf wir Kunſtfreunde aufmerkſam
machen.
11 Theater=und Kunſtnotizen. Der Reperloire=Entwurf unſeres
Hoftheaters für die k. Woche iſt: Dienstag, 30. d. M.: Mein Leopold;
Donnerstag, 2. December: Das goldene Kreuz; Freitag, 3. December:
Richard II., und Dienstag 7. December: Heinrich IV. (1. Theil).
Die für Donnerstag 25. November beabſichtigt geweſene Aufführung der
Oper Das Nachtlager in Granadal, in der Herr Milde als Gaſt auf=
treten
ſollte, mußte leider ausfallen; es iſt dies um ſo mehr zu bedauern,
als dadurch auch die Gedenkfeier an Conradin Kreutzer, anläßlich
der hundertjährigen Wiederkehr des Geburtstages des beliebten Tondichters,
fortfällt. - Frau Wagner=Ueberhorſt die in der Saiſon von
187879 hier gaſtirte, iſt in Freiburg i. Br. engagirt.
Am Montag Abend wurde auf dem Mainzer Bahnhof u. A. auch
ein nach Frankfurt beſtimmter Poſtbeutel mit 68,000 M. in Papier=
geld
verladen, der ſich aber bei der Ankunft nicht vorfand. Es wurde
ſofort nach Mainz telegraphirt, aber auch dort war das Suchen ver=
gebens
, bis am andern Morgen ein Poſtbedienſteter in einem der Wagen,
mit welchem die Poſtſtücke zur Bahn befördert werden, beim Oeffnen
des Deckels das aus Verſehen liegen gebliebene werthvolle Obiekt
vorfand.
Worms, 24. November. In die Wählerliſte zur heutigen Stadt=
verordnetenwahl
ſind im Ganzen nur 1045 Perſonen eingetragen, hiervon
haben aber ca. 490 Perſonen ihre Steuern noch nicht bezahlt und werden
deshalb von der Wahlurne zurückgewieſen. Es ſollen dabei oft ganz
ergotzliche Scenen vorkommen. So wird uns u. A. erzählt, daß ſogar
der Steuermahnbote ſein Wahlrecht wegen Steuerrückſtands nicht ausüben
durfte, und aus der gleichen Urſache auch der Pfandmeiſter ſeine Bürger=
pflicht
nicht erfüllen kann.
(W. Z.)
Eine Probefahrt des Dampfſtraßenwagens ſoll demnächſt
zwiſchen Oſthofen und Weſthofen vorgenommen werden.
Gießen. Die Suppenanſtalt wird demnächſt in Wirk=
ſamkeit
treten. Im Hofe der Herberge iſt dafür ein eigenes Gebäude
errichtet worden, das neben einer Küche einen ganz geräumigen Speiſe=
ſaal
enthalt. Es ſoll darin hieſigen Armen und durchreiſenden Hand=
werksburſchen
für ganz billigen Preis eine gute nahrhafte Koſt igeboten
werden. Da es ſich hier nicht, wie im vorigen Jahre, um einen vorüber=
gehenden
ungewöhnlich großen Nothſtand handelte, ſondern um ein Be=
dürfniß
, das jeden Winter wiederkehrt, ſo iſt als Grundſatz feſtgeſtellt
worden, daß ſchlechterdings nichts unentgeltlich abgegeben wird.
In der Anſtalt ſelbſt wird die Suppe gegen Marken, die an der Kaſſe
gelöſt werden, verabreicht. Außerdem iſt die Einrichtung getroffen, daß
wohlthätige Familien und Vereine gedruckte Marken in Bogen kaufen
können, welche ſie dann an ihre Hausarmen und ſonſt Bedürftige ab=
geben
. Dadurch iſt die Gelegenheit geboten, die Armen in einer Weiſe
zu unterſtützen, die ihnen wirklich zu gute kommt. Es werden daher auch
die Bewohner unſerer Stadt zunächſt nicht um finanzielle Unterſtützung
der Suppenanſtalt angegangen werden.
G. A.

Tages=Kalender.
Freitag 26. November: Zweite Verſammlung drs Localgewerbvereins
Darmſtadt.
Samstag 27. November: Abend=Unterhaltung des Geſangvereins Melomanen
mit Theater im großen Ritſert'ſchen Saale.
Sonntag 28. November: Vortrag im Proteſtantenverein zu Darmſtadt.
Montag 29. November: Zweites Concert zum Beſten des Wittwen= und
Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik im Saalbau.
Mittwoch 1. December: Generalverſammlung des Gartenbau=Vereins.

Dr. juris Baron von Steckewiez.
Eine Erinnerung von Ferdinand Dieffenbach in Dresden.
(Fortſetzung.)
Der Herr Profeſſor, oder der Herr Baron wie ihn C. mit Vor=
liebe
nannte, war der in Frankreich geborene Sohn eines hohen belgiſchen
Staatsbeamten. Sein Vater war königlich belgiſcher Geheimer Staats=
Redaction und Verlag: L. C.

rath. Er hatte ſich von den Geſchäften zurückgezogen und lebte bald zu
Genf in der franzöſiſchen Schweiz, bald zu Paris. Sein Vater hatte ihn
veranlaßt, die Rechtswiſſenſchaften zu ſtudiren. Er habe dieſes weniger
gethan, um ihn für den Staatsdienſt vorzubereiten, als um ihm eine
geſellſchaftliche Stellung in der Welt zu geben. Er ſelbſt habe an dieſem
Studium keinen Geſchmack. Der Civilprozeß und ſeine Chikanen ſeien
ihm ebenſo zuwider wie die Criminaliſtik. Bei letzterer würde er ſich
in einem ſtändigen Kampfe mit ſeinem humanen Gemüthe befunden
haben. Der Criminaliſt habe das Laſter zu beſtrafen, bemerkte er. Die
Geſtalt deſſelben ſei ſtets ekelhaft. Traurige Empfindungen aber erwecke
es, wenn man einen Unglücklichen vor ſich ſehe, den das Elend auf die
Bahn des Verbrechens geführt habe. Er habe ſich daher der akademiſchen
Laufbahn zugewandt. Aber auch hier ſei er unbefriedigt geblieben. Er
habe gefunden, daß unſer Wiſſen nie ausreiche, um einen einheitlichen
gerechten Maßſtab für die Beurtheilung der Rechtsfälle zu finden.
Jeder Fortſchritt in der Kultur," ſo ſprach er, jede neue Erfindung,
jeder Tag ſchafft neue Fragen, denen gegenüber die Jurisprudenz rathlos
daſteht. Das größte Studium für den praktiſchen Juriſten iſt nach
meiner Meinung die Welt, das Leben und ſeine Verhaͤltniſſe. In der
Welt aber vor allem der Menſch, ſowie das Studium der Motive ſeines
Denkens und Handelns. Ich habe mich daher entſchloſſen, bevor ich über
Dinge ſchreibe und lehre, die ich nicht gründlich verſtehe, vorerſt prak=
tiſche
Erfahrungen zu ſammeln und namentlich in Deutſchland - über
welches meine Landsleute noch wenig unterrichtet ſind Studien zu
machen.
So iſt's recht, Herr Baron," meinte C., ſo Leut ſollten wir auch
in unſerem Land haben. Es gingen weiß Gott weniger Prozeſſe verloren.
Sie erlauben, Herr C., bemerkte der Hofgerichtsadvokat P., es
würden dann nicht mehr Prozeſſe verloren gehen, als unter anderen Ver=
hältniſſen
auch, wenn weniger gebildete Juriſten zu entſcheiden haben.
So viel Klagen angeſtellt werden, ſo viel Prozeſſe gehen auch verloren;
es ſei denn, daß die Parteien ſich vergleichen. Es iſt möglich, daß die
Urtheile dann vielleicht ſachgemäßer ſein würden, daß in der Appellations=
inſtanz
weniger Prozeſſe umgeworfen würden, aber die Zahl der verlor=
enen
Prozeſſe würde doch immer die gleiche bleiben.
Nun meinetwegen,; erwiderte C., dann habe ich mich falſch aus=
gedrückt
. Ich wollte nur das ſagen, es ſtünde beſſer bei uns, wenn die
Herren, die das liebe lange Jahr ihre Naſe in Bücher und Aktenſtaub
ſtecken, ſich einmal die Welt und die Menſchen anſähen. Leider iſt das
aber in Deutſchland nicht der Fall.
Herr C. bemerkte der Profeſſor, Sie thun Ihrem Vaterlande
Unrecht. Gerade Deutſchland hat eine ganze Reihe hervorragender Juriſten
aufzuweiſen, und aus der Gegenwart meiner beiden Collegen hier darf
ich ſchließen, daß man ſich nicht ſo von der Welt und den Menſchen ab=
ſondert
, wie Sie dieſes darzuſtellen belieben.
Der Herr Profeſſor hatte ſich auf das Vortheilhafteſte eingeführt.
Als beim Vorrücken des Abends noch die anderen regelmäßigen Stamm=
gäſte
ankamen, wurde er denſelben bereits als eine höchſt werthvolle
Acquiſition geprieſen.
Der Profeſſor beobachtete allen Herren gegenüber ſorgfältig die Rück=
ſichten
der Artigkeit, aber er verhielt ſich zurückhaltend. Seine Beſcheiden=
heit
empfahl ihn noch mehr den Anweſenden. Als er ſich beſtimmen
ließ, als dritter Mann in eine Whiſtpartie einzutreten, wurden unter den
Stammgäſten, die ſich leiſe einander in die Ohren raunten, bereits die
günſtigſten Urtheile über ihn laut. Er blieb bis gegen Mitternacht. Als
er das Gaſtzimmer verlaſſen hatte, kam die Befriedigung allgemein zum
Ausdruck.
Die Whiſtſpieler rühmten ſein fein berechnetes Spiel. Es ſei hoch=
intereſſant
geweſen, wie er einzelne zweifelhafte Partien zu ſeinen Gunſten
zu wenden gewußt habe. Die übrigen Anweſenden rühmten ſeine feinen
Umgangsformen, ſeine Beſcheidenheit und ſeine klugen und ſchlagfertigen
Antworten.
Ja, meine Herren, ſagte C., ich habs immer geſagt, von den
Franzoſen können wir alle noch lernen. Unſere ſtudirten Leute werden
nie ſo werden. Ich ſag's Ihnen, meine Herren, der Abend war mir ein
wahrer Genuß.
Der Profeſſor erſchien von nun an alle Abende. Dem Hôtelbeſitzer
wurde er ein werther Gaſt. Er bezahlte pünktlich jede Woche ſeine
Rechnung. Er verzehrte zwar nicht viel, aber er machte auch keine
Anſprüche. Den Tag über ging er ſpazieren, oder er ſchrieb Briefe auf
ſeinem Zimmer. Auch erhielt er öfter Briefe, welche alle die Adreſſe:
Profeſſor Dr. Steckewicz trugen. Die Briefe, welche der Profeſſor den
Kellnern behufs Beförderung zur Poſt übergab, waren immer an Per=
ſonen
von hohem Rang und hoher Geburt adreſſirt. Diejenigen an ſeinen
Vater trugen die Aufſchrift: 8on Excellence le Baron de Steckewicz,
conseiller aulique de sa Majesté le Roy des Belges.
Dann und wann empfing der Profeſſor auch Beſuche von auswärts.
Dieſe hielten ſich in der Regel nur kurze Zeit auf und verkehrten nur
auf ſeinem Zimmer mit ihm. Nachdem er einige Wochen im Hôtel ge=
wohnt
hatte, folgte ihm auch ſeine Frau mit drei Kindern nach.
(Fortſetzung folgt.)

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperials 16 M. 67-72 Pf. Engl. Covereigns 20 M. 29- 34 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 11-15 Pf. Dollars in Gold 4 M. 17-20 Pf.
ittich'ſche Hofbuchdruckerei.