Darmstädter Tagblatt 1880


29. Oktober 1880

[  ][ ]

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212)
4½
4.

53

143.
Jahrgaug.

143.
M06⁄₈

Abonnementspreis
vierteljährlich 1 Mark 50 Pf. incl.
Bringerlohn. Auswärts werden von
allen Poſtämtern Beſtellungen ent=
gegengenommen
zu 1 Mark 50 Pf.
pro Quartal inck. Poſtaufſchlag.

rag= und Anzeigeblatt.)
Mit der Sonntags=Beilage:
29uſlielts Rutelherungvothll.


Inſerate
werden angenommen: iDarmſtadt
von der ExpOitlon Rheinſtr. N. V.
in Belſungen von Friedr. Blßes
Holzſtraße N. 2. ſowie auzwirz
von allen Annoneen=Erpeditionen.

Amtliches Organ
für die Bekanntmachungen des Großh. Ereisamts, des Großh. Polizeiamts und ſämmtlicher Behörden.

R OLD.

Freitag den 20. October.

1880:

B e k a n n t m a ch u n g.
Dem Wunſche der hieſigen Großherzoglichen Bürgermeiſterei entſprechend, haben wir die Polizeireviere I-IV zur Entgegen=
nahme
der Anmeldungen zu dem Bezuge von Stiftungsholz pro Winter 1880-81 in der Zeit vom 1. bis 6. November d. J.,
Vormittags von 9 bis 11 Uhr und Nachmittags von 3 bis 5 Uhr, ermächtigt.
Darmſtadt, den 27. October 1880.
Großherzogliches Polizeiamt Darmſtadt.
Haas.

9845) Das Schulgeld für das 3. Quartal 1880 für die Großherzogliche
Realſchule und deren Vorſchule, die höhere Mädchenſchule und die Mittelſchulen dahier/
iſt bei Vermeidung der Mahnung ꝛc. in den nächſten 10 Tagen Vormittags von
8- 12 Uhr zur hieſigen Stadtkaſſe zu entrichten.
Darmſtadt, den 26. October 1880.
Kriegk, Stadtrechner.
98865)
A ltes Stock hol z
darf in der Woche vom 1. bis 8. November d. J. von Sonnenaufgang bis Sonnen=
untergang
, mit Ausſchluß der Leſeholztage und der eingehegten Waldtheile, in den
Waldungen der Stadt Darmſtadt und in dem Domanialwald=Diſtrict Baſſintheil von
den dazu berechtigten Einwohnern von Darmſtadt und ihren Angehörigen gebrochen,
jedoch nur in Läſten oder mittelſt Schubkarren nach Hauſe gebracht werden.
Darmſtadt, am 25. October 1880.
Großherzogliche Oberförſterei Beſſungen.
Muhl.

Bekanntmachung.

9667) Der zwiſchen dem Herrſchaftshaus und Wohnhaus herziehende Saalbau
auf dem Karlshof ſoll auf dem Wege der Soumiſſion auf den Abbruch vergeben
werden. Die hierauf Reflektirenden werden erſucht, ihre bezüglichen Offerten bis zum
Montag den 1. November l. J.
bei Oberſtabsauditeur Eigenbrodt, Heinrichſtraße 94, abzugeben.
Die Bedingungen liegen bei Hausverwalter J. Mühl auf dem Karlshof zur
Einſicht offen.
Darmſtadt, den 23. Ocober 1880.
Die Verwaltung des Barkhaus'ſchen Fideicommiſſes.
Bekanntmachung.
9811) Am 6. November cr. ſoll die
Füllung des Eiskellers auf dem Schieß= Dienstag den 2. November d. J.,
platze vergeben werden. Die Bedingungen Nachmittags 2 Uhr, werden Bleich=
können
an den Werktagen, Morgens von ſtraße 41 zwei noch ganz neue Uniforms=
8-11 Uhr und Nachmittags von 3-5 Uhr, röcke für Poſtbeamten gegen Baarzahlung
auf dem Schießplatze beim Oberfeuerwerker verſteigert.
Darmſtadt, am 26. October 1880.
Dillemuth eingeſehen werden.
Dieter,
Schießplatz=Verwaltungs.
ee.
19886) Großh. Gerichtsvollzieher.
Commiſſion.
2½

Oeffentliche Aufforderung.
Die Wittwe, ſowie der Vormund der
Kinder erſter Ehe des am 12. Auguſt l. J.
zu Beſſungen verlebten Sergeanten und
Eskadronſchmieds Friedrich Wilhelm
Diehl haben deſſen Nachlaß unter der
Rechtswohlthat des Inventars angetreten.
Es werden daher Alle, welche Forderungen
an dieſen Nachlaß zu bilden haben, aufge=
fordert
, ſolche
binnen vier Wochen
vom erſten Erſcheinen dieſes in den öffent=
lichen
Blättern ſo gewiß bei uns anzu=
melden
und zu begründen, als die Erben
ſonſt weiter nicht als bis zur Höhe dieſes
Nachlaſſes haften würden.
Darmſtadt, den 21. October 1880.
Großherzogliches Amtsgericht Darmſtadt I.
Beisler.
9887)
Bartha.
Bekanntmachung.
Montag den 1. November d. J.,
Vormittags 11 Uhr, wird das Laub
von den Wegen und Schneiſen des Gemeinde=
Laubwaldes in 35 Looſen auf dem Rath=
hauſe
dahier öffentlich meiſtbietend ver=
ſteigert
.
Beſſungen, den 27. October 1880.
Großherzogliche Bürgermeiſterei Beſſungen.
9888)
Nohl.

Leilgebotenes.
Dr. Zirſch's Mundwaſſer,
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556

[ ][  ][ ]

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glelbe u. fleiſchfarbige, 2-3 Stück
3
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5

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Winterfröſte ſtrotzend voll mit Früchten
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Der Anbau der Himbeeren, dieſer köſtlichſten aller Beerenfrüchte,
iſt im Kleinen wie im Großen ſehr dankbar.
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bis 3 Stück, worunter die neue ame=
rikaniſche
Sorte Kitatinny oder Wickel=
kind
nur
4
Die Frucht der letzteren iſt ſehr groß. In Frauendorf trägt ſie
alle Jahre ungemein reich, und was dieſelbe ganz beſonders bevorzugt, iſt,
daß die Früchte nicht auf einmal, ſondern nach und nach reifen, ſo daß
man ſich wochenlange der köſtlichen, erfriſchenden, geſunden Beeren er=
freuen
kann.
Nr. 7. Ein Sortiment von 6 vorzüglichen Sorten Tafeltrauben
4
von 10 Sorten Erdbeeren, 2-3 Stück, die
Nr. 8.
beſten unſeres Sortiments
3
25 Sorten Erdbeeren, 2-3 Stück, die
Nr. 9.
beſten unſeres Sortiments
4
Nr. 10. 100 Erdbeeren, beſte großfrüchtige, in extra ſchönem Nommei
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Jedem Verſandt werden gratis beigegeben: 1) je nach Verhältniß des Auftrages ein
und mehrere Sträucher=Sorten u. dgl., 2) unſere neueſten Kataloge, 3) Probenummern
der beliebieſten, verbreitetſten aller deuiſchen Gartenzeitungen: Vereinigte Frauen=
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836
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13
21
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Dr. L. A. Buchner, Dr. G. C. Wittſtein, Dr. Kayſer und vieler
rühmlichſt bekannter Aerzte der vorzüglichſte Geſundheits=Liqueur und
dabei ein ebenſo anmuthendes als Geſundheit förderndes Genußmittel,
frei von allen ſchädlich und draſtiſch wirkenden Stoffen, er regelt die
Functionen des Magens unglaublich raſch, führt deshalb normale Ver=
4 dauung und geſunde Blutbildung herbei, macht bedeutenden Appe=
tit
, reinigt Eingeweide und Maſtdarm, macht regelmäßigen Stuhlgang,
ſtärkt Nerven und Muskeln, gibt dem Körper neue Lebensfriſche und
4 ein geſundes, blühendes Ausſehen.
Jede Flaſche iſt mit meinem Namen verſchloſſen und liegt eine Gebrauchs=
Anweiſung von Dr. J. B. Kranz bei. Flaſchen Mk. 1.5, Mk. 2,
Mk. 4, ſind ücht zu haben in Darmſtadt bei Herren Carl Sattes vor=
mals
Höhn, Mathildenplatz; Bensheim: H. J. Schuſter; Aſchaffenburg:
A. Bittinger: Worms: A. Bevilaqua; Rüſſelsheim: Jacob
Diehl jr.; Pfungſtadt: Th. Küchler; Niederrad: Gg. Gaß; Gerns=
heim
: Franz Medikus; Reinheim: Joh. Schmidt; Dieburg:
J. Rachor.

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in 1 und ½ Literflaſchen, von 4, 5, 6
und 10 Jahre alt,
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vollſtändig beſeitigen, empfiehlt in ver=
ſchiedenen
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Hofſchloſſer.
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6973) Eliſabethenſtraße Nr.
ſt der dritte Stock zu vermiethen, enthält
5-6Zimmer, wie alle anderen Räumlichkeiten.
8634) Das ſeither von Herrn Kapell=
meiſter
Wallenſtein innegehabte Par=
terre
=Logis, Waldſtraße 18, mit 6 Zim=
mern
nebſt allem Zubehör(Waſſerzuleitungꝛc.
iſt per Dezember d. J. an eine ruhige Fa=
milie
anderweit zu vermiethen.
C. Hochſtätter u. Söhne.
8644) Dieburgerſtraße 41 ein Logis.
9402) Eliſabethenſtraße 22 ſind zwei
ſchöne möbl. Zimmer per 1. Novbr. zu bez.
9508) Hochſtraße 26 eine Wohnung
von 4-5 Zimmern mit allem Zubehör, auf
Wunſch gleich zu beziehen.
9622) Nieder=Namſtädterſtraße 45
3. Stock 2 ſchön möbl. Zimmer, Ausſicht
auf die Straße, einzeln oder zuſammen zu
vermiethen. Daſelbſt iſt auch Mittagstiſch
zu haben.
Frau Geiß.

2075
9514) Riedeſelſtraße 35 iſt der
zweite Stock, 8 Zimmer, Küche, Magd=
ſtube
ꝛc. ganz oder getrennt per ſofort
zu vermiethen.
9515) Riedeſelſtraße 35, iſt ein
ſehr guter großer Weinkeller zu ver=
miethen
. Näheres Schützenſtr. 17, l. St.
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Hofraithe Nieder=Ramſtädterſtraße 28:
große Räume, große Höfe und Garten, zu
Fabrikgeſchäft geeignet.
Näheres Eliſabethenſtraße 1, Comptoir.
9827) Schützenſtraße 17 eine ſchöne
Parterre=Wohnung. 3 Zimmer, Küche ꝛc.,
ſofort beziehbar, zu vermiethen.

Vermiſchte Nachrichten.
9685) Handſchuhe werden ſchön gewaſchen
das Paar zu 15 Pfg. Ebenſo werden Federn
gekräuſelt. Sandſtraße 10, 1 Stiege hoch.
Gruben=Entleerungs=Anſtalt
Carlshot.
Abfuhr von Latrine.
Desgl. von Kehricht, Aſche ꝛc.
Syosialarz D. Bod. Hoyor,
Berlin, Leipzigerſtraße 91, heilt auch
brieflich Magen=, Unterleibs=, Frauen=
und Hautkrankheiten, ſelbſt in den hart=
näckigſten
Füllen, ſtets ſchnell mit beſtem
Erſolge.
534)
Och wohne von heute an Kiesstragse
26 Nr. 16 ſſeither 12).
Leonh. Spalt,
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Ofenſetzer.
9884) Ein cand. phil. ertheilt Privat=
ſtunden
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Dieburgerſtraße 72. 3. Stock.
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Neu=Beſſungen gelegen, wird ohne Zwiſchen=
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d. Bl. unter B. D. 9836.

9841) Zu miethen geſucht
für den 1. April oder auch früher von einer
ſtillen Herrſchaft eine elegante Wohnung
in ſchöner Lage (nicht parterre). Offerten
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9882) Verloren
auf dem Wege zum Bahnhof eine ſchwarze,
lederne Damentaſche. Inhalt: 1Stickerei,
1 ſilberner Fingerhut, 2 Brillen ꝛc. Gefl.
Abgabe der etwa gefundenen Gegenſtände
gegen gute Belohnung: Heerdwegſtraße
Nr. 56 parterre.
9689) 35,000 Mark ganz oder ge=
trennt
auf erſte Hypothek bis 15. November
auszuleihen. Näheres Riedeſelſtraße 2.

[ ][  ][ ]

2076

R 212

Comcert-Auroige.
Das erſte Concert zum Beſten des Wittwen-
und Waiſenfonds der Großherzoglichen Hofmuſik

findet Montag den 1. November im Saalbau ſtatt. - Anfang 7 Uhr.
Eintrittskarten für die vier Concerte: ) Sperrſitze 9 Mk., b) Saalkarte
6 Mk.; Einzelkarten: Sperrſitz 3 Mk, Saal 2 Mk., Vorſaal 1 Mk., ſind
in den Buchhandlungen der Herren Klingelhöffer und Bergſträßer,
ſowie bei Herrn Muſikalienhändler Thies zu haben.
Darmſtadt, im October 1880.
Der Vorstand.

Kaufmänniſcher Verein.
Samstag den 30. October, Abends 8½ Uhr, im Vorſaale des Saalbaus:
Gemüthlicher Abend:
Dramatisch humoristische Soirée des gerrn Carl Alberti,
früher am k. k. Theater a. d. Wien.
9895)
Der Vorſtand.

ſ0
Kaufmauuiſchet Oerein.

Montag den 1. November, Abends 8 Uhr,
im großen Saale des Darmſtädter Hofesu:
Vortrag
des Herrn Profeſſor Dr. H. Stichler aus München über:
Der Volks=Character im bayriſchen Hochlandn.
Für Nichtmitglieder ſind Karten zu M. J. 50 in der Buchhandlung des Herrn
A. Bergſträßer, bei Herrn G. Ph. Nieder, Rheinſtraße, ſowie Abends an der
Kaſſe zu haben.
Der Eintritt iſt nur gegen Vorzeigung der für die Vorleſungen ausgegebenen
Mitglieder= reſp. Abonnements= oder Tageskarten geſtattet.
Schluß der Saalthür präcis 8½ Uhr.
8967)
Der Vorſtand.

Das Placirungs=Bureau von Georg Cunkel
empfiehlt Kellner, Köche, Kutſcher, Hausburſchen, Kellnerinuen, Haus= und
Zimmermädchen, Schenkammen ꝛc. unter Zuſicherung reeller u. prompier Bedienung.

9798)

Achtungsvoll

ſeors CunkGl.

L F
H ä n
in den beſten Lagen mit u. ohne Geſchäfte, ſowie Herrſchaftshäuſer mit ſchö=
nen
Gartenanlagen, Bauplätze ſind durch den Unterzeichneten zu verkaufen.
Alexander=
H. Neustadt,, traße.

9

Weutmässemé

u. ſonſt. Blaſenl. in den ſchlimmſten
Fällen heile brieflich unter Garantie
ohne Berufsſtörung. Proſpect und Zeug=
niſſe
gratis. F. C. Bauer, Specialiſt,
(8983
Wertheim a. M.

9896) Geſucht wird Jemand zum
Vorleſen in den Vormittagsſtunden.
Adreſſen erbeten in der Exped. d. Bl.
sub J. G. 9896.

9897) Eine Frau ſucht Monatſtelle.
Holzſtraße 24 im Laden.

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Anfang 7 Uhr.
Ende halb 10 Uhr.

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Samstag den 30. d. Mts.,
Vormittags 9 Uhr anfangend,
werden im Ritſert'ſchen Saale, zum Schützen=
hof
dahiernachverzeichnete Gegenſtände gegen
baare Zahlung verſteigert:
1 Küchenſchrank, 2 Kleiderſchränke,
1 Ladentiſch, 2 Kommoden, 1 Schreib=
Kommode, 1 Waage, 1 Kanapee.
Darmſtadt, den 28. October 1880.
Engel,
9898) Großh. Gerichtsvollzieber.

9899) Ein Polytechniker ſucht ein möbl.
Zimmer mit Penſion.
Offerten mit Preisangabe unter S. G.
Nr. 9899 an die Expedition.
9900) Eine Frau ſucht Laufdienſt.
Große Ochſengaſſe 12 Manſarde.

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befindet ſich bei
KEGO1 uO86

gegenüber
Wx. Gleiche Preiſe wie bei den
Zeitungs=Expeditionen ſelbſt. - Bei grö=
ßeren
Aufträgen hiervon noch entſprechende
Rabattbewilligung.

Großherzogliches Hoftheater.
Freitag 20. October.
12. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
Zum erſten Male wiederholt:
Der Bibliothekar.
Schwank in 4 Acten von G. v. Moſer.
Perſonen:
Marsland, Gutsbeſitzer Herr Dalmonico.
zyr. Haſem.=Kläger
Edith, deſſen Tochter
Harry Marsland, ſein Neffe Herr Hacker.
Macdonald.
Herr Werner.
Lothair Macdonald, deſſen
Herr Steude.
Neffe
Eva Webſter, Geſpielin von
Frl. Ethel.
Edith
Sarah Gildern, Gouvernante Frau Eppert.
Leon Armadale, ) Gentlemen Herr Wagner.
Herr Mickler.
Patrik Woodfort,
Gibſon, Schneider
Herr Franke.
Dikſon, Wirthin von Lothair Frau Pichon.
Robert, Bibliothekar
Herr Knispel.
John, Kammerdiener
Herr Hartig.
Tripp, Commiſſionair
Herr Krüger.
Herr Leib.
ſtnor.) Executoren,
Griff,
Herr Hedrich.
Ein Commiſſionair.
herr Schimmer.

Sonntag 31. Oetober.
13. Vorſtellung in der 2. Abonnements=Abtheilung.
T a n n h ä u ſ e r.
Große romantiſche Oper in 3 Akten von Wagner.

3.

[ ][  ][ ]

R 212
2 anOta Fel n
mit ſämmtlichen vom 15. October ab hier abgehenden und ankommenden Eiſenbahnzügen
10 Pfg., wie Uhrenfahrpläuchen zum Einlegen in den Uhrdeckel 5 Pfg.
ſind in der Unterzeichneten zu haben.
L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.
RRiUl
zu Darmſtadt.
Für geſchloſſene Geſellſchaften und Vereine ſind einzelne Säle für ſtändig zu
vermiethen, und wird beſonders auf den nach dem Garten gelegenen ſog. Sitzungsſaal
mit ſeparatem Eingang aufmerkſam gemacht. Auch können Räume zur Aufbewahrung
von Möbeln ꝛc. miethsweiſe abgegeben werden.
Näheres bei dem Inſpector.
(9406
Otte um alte Feetoungsſtude.
Beim Herannahen des Winters erlaubt ſich der Frauenverein zu Beſſungen für
ſeine Armengarderobe um abgelegte Kleidungsflücke, altes Schuhwerk, Strümpfe, Bett=
und Kinderzeug ergebenſt zu bitten. Gütige Gaben werden von Frau Geheime Rath
Baur (Annaſtraße 18) dankbar in Empfang genommen.
Beſſungen, den 18. October 1880.
9746)
Der Vorſtand des Frauenvereins.

2017
Samstag den 30. October:
HelzGtsuppe,
zum Frühſtück Wellfleiſch, Nachmittags
wie Abends prima hausgemachte Würſte.
Hierzu ladet freundlichſt ein
2. Deip,
9870)
Kirchſtraße.
9961) Ein zuverläſiges Mädchen in
Dienſt geſucht, das zu Hauſe ſchlafen kann.
Näheres in der Expedition.
9902) Ein braves Müdchen vom Lande,
das ſchon in der Stadt gedient hat, kann
ich den geehrten Herrſchaften empfehlen.
Vermiethbureau S. Röſe, Friedrichſtr. 14½.

8
für ſämmtliche
AAOGe, eiſtirende
Zeitungen der Welt befördert zu den
günſtigſten Bedingungen die Central=
Annoncen=Exped. von G. L. Daube
&am Co. in Darmſtadt, Grafenſtraße 30.

Aus Stadt und Land.
Darmſtadt, 29. Oetober.
Se. Königl. Hoheit der Großherzog haben den Feldwebel i. P.
H. Linder aus Eſchollbrücken zum Kanzliſten bei der Kanzlei der
Direction der Main=Neckarbahn ernannt.
0 Stadtverordneten=Sitzung am 28. October. (Kurzer
Bericht.) Ein Geſuch der Bewohner der Eliſabethenſtraße um
Kanaliſation wurde für dieſes Jahr zurückgelegt, ſoll aber bei der
Budgetberathung wieder zur Sprache gebracht werden. - Sodann kam
eine Petition aus der Altſtadt, dahin gehend, dem dortigen ſchamloſen
Treiben der lüderlichen Dirnen ein Ende zu machen, zur Kenntniß, und
genehmigte man die energiſchen Schritte, die der Herr Oberbürger=
meiſter
zur Bekämpfung des Uebels eingeleitet. Ein Antrag des
Stadtverordneten Diefenbach, bei der Großh. Regierung und der
Heſſiſchen Ludwigsbahn dahin vorſtellig zu werden, die nach dem Winter=
Fahrplan der Odenwaldbahn ausgefallenen Züge von hier nach Er=
Jach um 9 Uhr 30 Min. Vormittags und von Erbach nach Darmſtadt
um 4 Uhr 15 Min. Nachmittags wieder einzuſtellen, fand einſtimmige
Annahme.
Hinſichtlich der Reviſion der Statuten der Sparkaſſe beſchloß
man, die definitive Redaction dem Miniſterium zu überlaſſen, und ge=
nehmigte
mit Rückſicht auf das ſo gemeinnützige, mit der Sparkaſſe in
Verbindung getretene Inſtitut der Pfennigſparkaſſe die proviſoriſche An=
ſtellung
eines weiteren Gehülfen bei der ſtädtiſchen Sparkaſſe, die jetzt
ſchon mit Geſchäften überhäuft iſt. Ein Antrag des Stadtverordneten
Gaulé, die Geſchäftsordnung dahin zu ändern, daß bei Berathungen
von Anträgen eine zweite Leſung möglich ſein ſoll, fand keine Mehrheil
für ſich.
Für Prämlirung von Dienſtboten aus Ueberſchüſſen der Sparkaſſe
wurde einelCommiſſion beſtehend aus den Herren Möſer, Lautz, Berbenich,
Lehr und Gaulé ernannt. Die Unterhaltung der ſtädtiſchen Anlagen
und Promenaden wurde an die Herren Henkel, Kriegk und Ar=
heiliger
zu den ſeitherigen Bedingungen übertragen.
Die Kohlenabfuhr an das Eſchollbrücker Waſſerwerk wurde zu
12 Pf. per Centner von der Station Eberſtadt gutgeheißen, für An=
ſchaffung
einer Straßenwalze und Kehrmaſchine wurde ein Credit von
2500 M. bewilligt. Hierauf folgte die geheime Sitzung.

Strafkammer L als Berufungskammer vom 26. October 1880.
Heute wurden folgende Fälle abgeurtheilt: Die Wittwe des Karl Rühl
von Klein=Welzheim hatte ſich früher einer Contravention gegen die Wein=
ſteuer
ſchuldig gemacht, indem ſie Wein verkaufte, ohne ein Patent zu
haben. Von dem Schöffengericht Seligenſtadt wurde ſie freigeſprochen
dagegen hatte der Amtsanwalt Berufung verfolgt, und wird ſie heute in
eine Strafe von 50 M. und in die Koſten verurtheilt. - Die Wirthin
Kratz zu Offenbach war von dem dortigen Schöffengericht wegen Ueber=
tretung
der Feierabendſtunde verurtheilt worden, hatte gegen das Ur=
theil
appellirt und blieb heute aus. Gemäß der Beſtimmungen des
5 370 wurde die Berufung als von ihr zurückgenommen angeſehen, und
wurde ſie in die Koſten verurtheilt. - Wilhelm Egner von Ober=Beer=

bach hatte den Wilhelm Schneider von Eberſtadt verklagt, weil er ihm
nachgeſagt, Egner habe einen Tout angeſagt, d. h. bankerott gemacht, und war
Schneider vom Schöffengericht bei Großh. Amtsgerichte 11 verurtheilt
worden. Schneider hatte die Aeußerung von Andern gehört. Auf er=
hobene
Berufung wird er freigeſprochen, weil in der Art und Weiſe des
Wiedergebens der betr. Aeußerung keine Beleidigung gefunden werden
konnte. Der Privatkläger wurde in alle Koſten verurtheilt.
Strafkammer II. Sitzung vom 27. October 1880. Heute
wurde als einziger Fall die Unterſuchung gegen Philipp Dür von Mos=
bach
wegen Beleidigung und Widerſtands gegen die Staatsgewalt ver=
handelt
. Der Angeklagte bekleidet das Amt eines Gänſehirten in Mos=
bach
und war nach ſeiner eignen Ausſage zur Zeit des Vorfalls be=
trunken
. Er iſt der Beleidigung geſtändig und auch des Widerſtands
gegen die Staatsgewalt. Außerdem hat er ſich Drohungen zu Schulden
kommen laſſen. Er wurde ſchon früher wegen ähnlicher Vergehen ge=
ſtraft
. Der Staatsanwalt beantragte eine Gefängnißſtrafe von fünf
Monaten. Der Gerichtshof verurtheilte den Angeklagten wegen der an=
geführten
Vergehen in eine Gefängnißſtraße von fünf Monaten und in
die Koſten.

Strafkammer 1. Sitzung vom 28. October. Heute wurden
folgende Strafſachen abgeurtheilt: Unterſuchungsſache gegen Andreas
Knecht und ſeine 3 Söhne von Mainflingen wegen Korperverletzung.
Die Genannten haben die Anna Unkelbach, die bei ihnen in Miethe
wohnte mißhandelt, ſo daß ſie länger als 14 Tage krank geweſen. Jo=
hann
Knecht wird in eine Gefängnißſtrafe von 2 Monaten 8 Tagen,
Andreas Knecht in eine ſolche von 4 Wochen, Kilian und Andreas Knecht
in je 3 Wochen Gefängniß verurtheilt. Sie haben dagegen Berufung
angezeigt, und wird die Sache heute verhandelt. Als Vertheidiger fungirt
Rechtsanwalt Gallus. Der Gerichtshof hob das Urtheil des Schöffen=
gerichts
auf und verurtheilte den Johann Knecht in eine Gefängnißſtrafe
von 28 Tagen, den Vater Andreas Knecht in eine ſolche von 21 Tagen,
den Sohn Andreas in die gleiche Strafe, und den Kilian Knecht in eine
Gefängnißſtrafe von 14 Tagen. Die Koſten wurden ſachgemäß vertheilt.
Philipp Heck und Bernhard Hüber von Offenbach ſind beſchuldigt, in
einen Carouſſelwagen eingebrochen und daraus ein Paar Zugſtiefeln,
einen Rock und ein blaues Hemd entwendet zu haben. Sie werden, und
zwar Philipp Heck in eine Gefängnißſtrafe von 1 Jahr 3 Monat, Bern=
hard
Hübner in eine ſolche von 3 Monaten verurtheilt. Dem Philipp
Heck werden die bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer eines Jahres
abgeſprochen und Jedem vier Wochen Unterſuchungshaft aufgerechnet.
Suſanne Mayer, Gaſtwirthin zum Schwanen in Offenbach, hat einen
Rehbock gekauft, und iſt beſchuldigt, gewußt zu haben, daß der Rehbock
nicht auf rechtliche Art erworben worden iſt. Sie ſteht wegen Hehlerei
vor Gericht. Von der Polizei wird der Angeklagten ein ſehr gutes Zeug=
niß
ausgeſtellt, ebenſo von der Bürgermeiſterei. Vom Großh. Schoffen=
gerichte
Seligenſtadt war ſie zu drei Tagen Haft verurtheilt worden.
Sie wird von Strafe und Koſten freigeſprochen. Vertheidiger Rechtsan=
Die Polytechniker Müller und Vogt haben ihre Be=
valt
Buchner.
rufung gegen ein Schöffengerichtsurtheil wegen Mißhandlung heute zu=
rückgezogen
.
Herr Profeſſor Dr. Harnack hielt am Mittwoch den erſten
1½
der zum Beſten des Kirchenbauvereins veranſtalteten Vorträge über reli=
557

[ ][  ]

2078
M. 212

giöſe und kirchliche Fragen und zwar über das Thema: Die Geſchichte
und die Jdeale des Mönchthumsr. Die 1½ Stunden währende
Vorleſung war durch die Gegenwart Sr. Königl. Hoheit des Großher=
z
093, Ihrer Königl. Hoheit der Frau Prinzeſſin Karl, der Großh. Prin=
zeſſinnen
Victoria und Eliſabeth, J. Großh. Hoheiten der Prinzen Hein=
rich
und Wilhelm und des Großherzoglichen Hofſtaats beehrt. Nachdem
der Vortragende einleitend von der Nothwendigkeit der Confeſſionen ge=
ſprochen
, gab er als Urſprung der Weltflucht und Weltentſagung die
Löſung der Frage nach dem vollkommenſten chriſtlichen Leben an. Fälſch=
lich
habe man unter Berufung auf einige Stellen im 1. Corintherbrief
den Apoſtel Paulus als den Patron des Mönchthums hinzuſtellen geſucht.
Die Gnoſtiker und Montaniſten haben die erſte Kriſe über die chriſtliche
Kirche gebracht, die zweite ſei über ſie durch die Verweltlichung der Kirche
als Staatsreligion hereingebrochen und datire nicht erſt ſeit Conſtantin
(325) ſondern ſchon ſeit der Mitte des dritten Jahrhunderts. In Unter=
egypten
ſei der Urſprung des Mönchthums zu ſuchen, zu der Zeit, als
die alte römiſche Welt ſich zu ſterben anſchickte. Das Ideal dieſes grie=
chiſchen
Mönchthums ſei der vollſtändige Verzicht auf alle Güter des
Lebens, auch der ſacramentalen, geweſen, durch ſtrenge Askeſe und ein
beſchauliches Leben der reinen Anſchauung Gottes theilhaftig zu werden.
Die Kirche billigte dieſe Bewegung, weil ſie nicht anders konnte. Allen
Orden gemeinſam ſeien geweſen die drei Grundregeln: ausſchließliches
Leben in Gott, Armuth und Keuſchheit; aber innerhalb derſelben hätten
ſich zwei Richtungen ausgebildet, die eine, welche die Natur liebte und
Naturſchilderungen hervorbrachte, wie ſie das Alterthum nicht gekannt
hat, und die andere, welche Cultur und Natur negiren wollte. Dieſe
letztere äußerſte Askeſe gelte noch heute wie vor 1300 Jahren in der
griechiſch=katholiſchen Kirche als die beſte. Ganz anders die Entwickelung
des Mönchthums in der abendländiſchen Kirche; dort habe das Mönch=
thum
eine geſchichtliche Entwickelung gehabt und Geſchichte gemacht, es
ſtehe nicht, wie in der griechiſchen Kirche, neben der Kirche, ſondern mitten
in der Kirche. Die Stiſtung der Orden in der römiſch=katholiſchen Kirche
ſeien die großen Markſteine in der Entwickelung der Kirche ſelbſt, das
Mönchthum ſei dort ein Kirchen= und Culturfactor. Aus dem Orient
durch den h. Hieronymus importirt, ſei das Ideal des abendländiſchen
Mönchthums anfangs Dasſelbe wie das des morgenländiſchen geweſen,
aber bald hätte es eine andere Richtung eingeſchlagen. Nicht mehr ſpecu=
lative
, theoſophiſche, ſondern praktiſch=religiöſe Fragen ſtellten ſich in den
Vordergrund: die Welt beherrſchen, die Nationen erziehen, das war das
Ziel und die Aufgabe dieſer Orden. Nachdem der Vortragende die Be=
ſtrebungen
und Ordensregeln der Benedietiner, die Erhebung, die
im 11. Jahrhundert von Clugny ausging, die Reformen des
Papſtes Gregor VII., Bernhards von Clairvaux, die Stiftung
der Bettelmönchsorden und des Jeſuitenordens beleuchtet
hatte, ſchloß er mit dem Gedanken, daß die evangeliſche Kirche dem zurück=
gezogenen
Leben und dem Mönchthum eine beſondere Heiligkeit nicht zu=
zuſchreiben
vermöge; auch hinter die Kloſtermauern dringe die Verſuchung
und die Sünde! Nein, in unſer ganzes Leben mit ſeiner Mühe und Ar=
beit
, mit ſeiner Freude und ſeinen Thränen ſoll die Gnade hineinſcheinen
und unſern Stand und Beruf durchdringen und heiligen.
r. Montag den 1. November findet im Saalbau das erſte
Concert zum Beſten des Wittwen= und Waiſenfonds der Großh.
Hofmuſik ſtatt, und enthält dasſelbe in ſeinem vocalen Theil - ver=
treten
durch die rühmlichſt bekannte Concertſängerin Fräulein Louiſe
Müller- Beethoven's Arie; Ahl perfido," ſowie Lieder von Rubin=
ſtein
, Franz und Brahms; als Inſtrumentalſoliſt hat Herr Hof=
concertmeiſter
Miroslaw Weber in liebenswürdigſter Weiſe ſeine Mit=
wirkung
zugeſagt, und wird derſelbe die hieſigen Kunſtfreunde durch den
Vortrag eines Kreutzer'ſchen Violinconcerts, ſowie einer eigenen Compo=
ſition
: Concert in böhmiſcher Weiſe für die Violine, Harfe und
Orcheſters, erfreuen. Von Orcheſterwerken kommt zur Aufführung:
Ouverture zu Medear von W. Bargiel, ſowie - als zweite Ab.
theilung - Beethoven's liebliche Dedur-Symphonie. Eintrittskarten:
Sperrſitz 3 Mk., nichtnumerirter Platz 2 Mk., Vorſaal 1 Mk., ſind in
den Buch= und Muſikalienhandlungen der Herren Klingelhöffer,
Bergſträßer und Thies, ſowie Abends an der Kaſſe zu haben.
Der kaufmänniſche Verein arrangirt au Samstag Abend
im Vorſaal des Saalbaues eine dramatiſch=humoriſtiſche Soiree,
in welcher Herr C. Alberti, ein geborener Darmſtädter, auftreten wird. Die
Leiſtungen des genannten Künſtlers der früher am Theater ald. Wien
engagirt war, wurden in vielen Staͤdten des In= und Auslandes mit
großem Beifall aufgenommen, und darf man ſich daher wohl einen ge=
nußreichen
Abend verſprechen. Aus dem reichhaltigen Programm heben
wir hervor: Ein deutſcher Sängermeiſter ein muſikaliſcher Engländer
nich habe den Schnupfen= Ferner: Des Friſeurs letztes Stündlein
von dem Künſtler ſelbſt verfaßt, in welchem derſelbe ſämmtliche 8 Rollen
darſtellen wird. Accompagnateur: Herr Carl Scheld.
- Geſtern Mittag um 12 Uhr wurde Herr Scribent Schäfer in
der Rheinſtraße vor dem Hauſe des Herrn Kaufmann H. Maurer vom
Schlage gerührt und ſtürzte ſofort todt zuſammen. Die Leiche wurde
in das ſtadtiſche Hoſpital verbracht. Der fortwährende außerordentlich
grelle Wechſel in Temperatur und Witterung disponirt eben ſehr zu
Schlaganfällen.
In der neulichen Aufführung der Oper Fidelios ereignete ſich
hinter den Couliſſen des Mainzer Stadttheaters ein überaus heiterer

Vorfall. Als der Böſewicht Don Pizarro= (Herr Mann) am Schluß
der Oper ſeinen wohlverdienten Lohn empfängt und auf den Wink des
Miniſters iden Trabanten zur Verhaftung überwieſen wird, giebt der
den Officier darſtellende Herr vom Chor zweien Statiſten den Befehl,
Pizarro abzuführen, wobei er denſelben, um ihnen die Wichtigkeit ihrer
Miſſion plauſibel zu machen, im Abgehen zuflüſtert: Der Mann iſt
ein Staatsgefangener, bewacht ihn ſcharf. Die Statiſten, gehorſam
dem Befehl, führen den Darſteller des Pizarro ab, welcher in ſeine Gar=
derobe
geht, um ſich in ſoine Straßenkleider zu werfen und nach Hauſe
zu begeben. Letzteres ſollte ihm jedoch nicht ſo leicht werden, denn beim
Hinaustreten aus der Garderobe erblickt er zu ſeiner nicht geringen Ver=
wunderung
die beiden Trabanten zur Rechten und Linken der Thür auf=
geſtellt
, welche ihm mit gekreuzten Hellebarden den Ausgang verwehren.
Auf ſeine Frage, was das zu bedeuten habe, wird ihm von Seiten der
als Trabanten verkleideten wackeren Vaterlandsvertheidiger die Antwort
zu Theil, ſie hätten ſtrenge Ordre, ihn als Staatsgefangenen zu be=
wachen
, und er dürfe nicht aus der Garderobe hinaus. Erſt nachdem
der herbeigerufene Inſpicient mit vieler Mühe das Mißverſtändniß ge=
löſt
, ſenkten ſich die Hellebarden und Herr Mann, dem das komiſche
Intermezzo, welches ihm hier als Pizarro paſſirte, gewiß noch manchmal
ein vergnügtes Lächeln entlocken wird, durfte ſich nunmehr unbehelligt
nach Hauſe begeben.
(M. A.

T a g e s e Kale nder.
Freitag 29. October: Generalverſammlung der Saalbau=Aetien=Geſellſchaft
zu Darmſtadt.
Samstag 30. October: Abend=Unterhaltung des Geſangvereins Liedertafel im
Saal zur Traube.
Dramatiſch=humoriſtiſche Soirée des Herrn Carl
Alberti im Kaufmänniſchen Verein.
Montag 1. November: Erſtes Concert zum Beſten des Wittwen= und Waiſen=
fonds
der Großherzoglichen Hofmuſik.
Vortrag im Kaufmänniſchen
Verein.
Samstag 6. November: Concert mit Tanz des Bülrger=Vereins im Saalbau.

Vermiſchtes.
Die K. Z. erfährt eben aus zuverläſſiger Quelle, daß die Reichs=
poſtverwaltung
nunmehr auch in Hamburg für eigene Rechnung mit der An=
lage
eines ganz Hamburg und ſeine Vororte umfaſſenden
Telephon=Netzes zur Verbindung der Geſchäftslokale, Comtoire, Fabrik=
anlagen
u. ſ. w. untereinander vorgehen wird, wie ein ſolches unlängſt zu=
nächſt
für Berlin in Angriff genommen iſt. Dieſelben Bedingungen, welche
für die Benutzung der Telephonleitung in Berlin aufgeſtellt ſind (200 M.
jährliche Gebühr für Leitungen bis 2 km Länge, für jedes Kilometer mehr
weitere 50 M.) ſollen auch für Hamburg maßgebend bleiben. Wenn die vor=
ſtehende
Nachricht nur mit großer Freude zu begrüßen iſt, weil Hamburg als
größte Handelsſtadt gewiß in erſter Linie nächſt Berlin den Vorzug verdient,
einer ſolchen Verkehrserleichterung theilhaftig zu werden, ſo glauben wir an=
dererſeits
, daß das neue Unternehmen beſonders lebhaften Beifall bei dem
kaufmänniſchen Publikum finden wird, weil die Trennung der Geſchäftslocale
von den Wohnungen der Geſchäftsinhaber wohl nirgendwo in Deutſchland
ſo allgemein durchgeführt iſt wie in Hamburg, und weil deshalb gerade dort
ein beſonders großes Bedürfniß zur Anlage derartiger Telephonverbindungen
vorliegen dürfte. Im übrigen können wir bezüglich anderer deutſchen Städte
der Poſtverwaltung nur zurufen: Vivat sequens!
Bei der letzten Wanderverſammlung eines ſchleſiſchen botaniſchen
Vereins wurde ein von den Technikern Thomas und Lögel conſtruirter Appa=
rat
gezeigt, welcher es geſtattet, die Schnelligkeit des Wachsthums der Pflanze
zu meſſen. Die wachſende Pflanze wird mit einem Zeiger in Verbindung
geſetzt, der ſichtbar und beſtändig vorrückt und das Wachsthum der Pflanze
in fünfzigfach größerem Maßſtabe angiebt. Wenn man den metallenen
Kreis mit einem electriſchen Hammer in Verbindung bringt, deſſen Strom
bei den Theilſtrichen unterbrochen wird, ſo läßt ſich das Wachsthum der
Pflanzen nicht nur für das Auge, ſondern auch für das Gehör wahrnehm=
bar
machen, und man wird in Zukunft thatſächlich das Gras wachſen
hören.
- Ueber eine Hochzeitsreiſemit Hinderniſſen wird der=W.
Pr.=Z.1 aus Soeſt unter dem 17. October berichtet: Geſtern Abend waren
wir gelegentlich des von Soeſt nach Hagen abfahrenden Zuges Zeuge eines
heiteren Vorfalles, der, ſo viel Tragiſches er auch für die zunächſt Betheilig=
ten
hatte, dennoch nicht verfehlen wird, die Lachmuskeln der Leſer in Bewegung
zu ſetzen. Ein junges Ehepaar wollte ſeine Hochzeitsreiſe antreten. Der
Neuvermählte ſteigt ein, um das Gepäck im Coupe zu ordnen, die junge Frau
aber hat noch von zahlloſen Tanten u. ſ. w. Abſchied zu nehmen. Der
Schaffner mahnt ein, zwei, drei Mal zum Einſteigen, aber ohne Erfolg. Noch
eine vierte Mahnung, da - ein Pfiff und der Zug fährt ab, den jungen Ge=
mahl
ſeiner eben Angetrauten entführend. Bitten, Händeringen auf beiden
Seiten, umſonſt, der Zug fährt dahin. In Werl verläßt der Unglückliche mit
allen Koffern, Hutſchachteln u. ſ. w. das Coupé und ſoll einen Wagen ge=
funden
haben, der ihn in die Arme ſeiner ſehnſüchtig harrenden jungen Frau
zurückgeführt hat.

Gold=Courſe.
Ruſſiſche Imperials 16 M. 72 Pf. Engl. Sovereigns 20 M. 90- 85 Pf.
20 Frankenſtücke 16 M. 13-17 Pf. Dollars in Gold 4 M. 2-24 Pf

Redaction und Verlag: L. C. Wittich'ſche Hofbuchdruckerei.